Televlwn Nr. 8328. Wahlfprua, t Was wir begehren von der Zukunft Fernem Dost Brot und Arbeit uns gerüstet stehen, Dah unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen. G. Herwegh. % Der EÄeckkonto 38.E MenbMer ZenLralorgan des Oesterreichrschen Eisenbahn-Personales. RedaMon: Wien V/i, Zentagaffe Nr. 8. Rrdaktionsschlutz: Zwei Tage vor dem Erschciiici» de. Blatte«. Sprechstunden sind jeden Tag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr - vormittags bis 1/24 Uhr nachmittags. -- Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 14 Heller. Bei Iahresaustrag Rabatt. Jnsertionspreis: i oder deren 9 lstrag Rabatt. Erscheint leben 1., 10. und 20. im Monat. Abonnements-Bedingungen: Halbjährlich .............................Kr. 2-88 Ganzjährlich . . ... . . . ... . . » 5'76 Für das Deutsche Reich ganzjährlich Mk. 6'—. Für das übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken. Nr. 25 Wie«, den 1. September 1912. 20. gahrs. $08 Mummt so« Stockem». Der „Neichsbund deutscher Eisenbahner" als Kostgänger der Unternehmer. Von deutscher Reinheit, deutscher Sitte und unwandelbarer germanischer Treue hört man sie singen ijnd sagen. Und ein Lump, dem völkische Tugenden und völkische Hochziele fremd sind, ist jedermann, der nicht die Gloriole für echt findet, den die nationalen Führer sich und ihren treudeutschen Mannen mit unausgesetzter Geschäftigkeit um die Häupter weben. Wie die deutsche Reinheit und die unwandelbare Treue den eigenen völkischen Genossen gegenüber in Wahrheit beschaffen ist, dafür bot eine Gerichtsverhandlung, die sich dieser Tage vor beut Bezirksgericht in Stockerau abspieltc, wieder einmal hinreichend Gelegenheit, klar davon überzeugt zu werden. Die an sich recht belanglose Prozeßsache, um die es sich handelte, bildete eine Ehrenbeleidigungsklage, die der „Reichsbund deutscher Eisenbahner" gegen unseren Genossen Engel nt a n n deshalb angestrengt hatte, weil dieser behauptet hatte, daß die Sammelliste, mit der für den „Reichsbund deutscher Eisenbahner" Gelder gefummelt worden seien, spurlos verschwunden sei. Bei der über diese Klage stattgcfundenen Verhandlung führte nun der Vertreter des Reichsbundes einen Gegenbeweis in der Richtung, daß er die Subskriptionsliste, um die es sich handelte, vorlegte. Damit hat der rcichsbündlerische Anwalt für seinen Mandanten zwar beit Prozeß infoferne gewonnen, als wirklich bewiesen wurde, daß die Liste, mit der für den Reichsbund gesammelt wurde, existiert, und daß sie wirklich auch im Gerichtssaal vorgelegt werden konnte. Das ist ein strafprozessualer Erfolg, den herbeizuwünschen der Reichsbund wahrlich keine Ursache hatte. Denn was damit bewiesen wurde, ist f ü r uns weit wertvoller, als wenn wirklich die Liste verschwunden wäre. Festgestellt ist nämlich durch die Einsichtnahme in diese Liste geworden, daß für den „Reichsbund deutscher Eisenbahner" unter den Geschäftsinhabern und Fabrikanten von Stockerau Gelder gesammelt wurden und daß die Gründung einer Ortsgruppe dieser seltsamen „Eisenbahnerorganisation" mit dem Gelbe der Unternehmer betrieben worden ist. Unter den Geldgebern befinden sich nämlich die Herren: W e i n e k, S ei f e n f ab r i k a n t, S t e f z f y, P o-samentriecr zeugung, H e l in e r, S ch it i t t-warenHandlung, Schwerer, Essigfabrik u n d K a u f m a it tt u. s. w. Man wird also dem reichöbündlerischen Klageanwalt Dank sagen müssen, daß er in der Lage war, zu beweisen, daß die Subskriptionsliste vorhanden und dloße Fiktion war. Der Beweis, daß auch der „Retchsbund" nach dem Muster aller anderen deutschgelben Arbeiterorganisationen bei den deutschen Unternehmern und Fabrikanten für seine Zwecke schnorren geht, ist also lückenlos gelungen. Wir legen also das Dokument von Stockerau zu den übrigen, mit denen die Schandsäule für die „Reinheit deutscher Sitten" aufgerichtet werden soll. Vor ein paar Tagen erst hat ber_ „Deutsche Eisenbahner" in einem Leitartikel scharf gegen die „Arbeitgeberzeitung" polemisiert, weil diese in der dem Scharfmacherorgan eigenen Art gegen die Fahrtbegünstigungen der Eisenbahner gehetzt hatte. Wer aber sind die Leute, die hinter der „Arbeitgeberzeitung" stehen und in deren Interesse und über deren Auftrag unausgesetzt Hetzartikel gegen die Eisenbahner geschrieben werden? Natürlich die Unternehmer, die großen Händler und Geschäftsleute, die den Eisenbahnern jeden Erfolg und jedes Recht neiden, weil sie meinen, daß die mit den Steuerngeldcrn gedeckte Passivität der Staatsbahnen durch die Forderungen der Nimmersatten Bahnbediensteten verursacht wurde und weil sie fürchten, daß jede Begünstigung, die die Eisenbahnen ihrem Personal gewähren, ein Ansporn auch für die Arbeiter und Angestellten der Privatindustrie sind und schließlich auch diesen gewährt werden müsse. Wir haben diese Argumente vernommen und die Feld-zugskampagnc gesehen, die diese Herren in ihren Handels- und Gewerbekammern aufführten, als die österreichischen Eisenbahner in ihren schweren Lohnkämpfen standen. Aber dieselben Leute sind die Geldgeber und die wohlmeinenden Gönner des Reichsbundes, sie sind die Nährväter, mit deren Geld die Ortsgruppen dieser wunderbaren Organisation aufgepäppelt werden! Im Zusammenhang mit dieser recht erbaulichen Geschichte muß auch die Episode gewürdigt werden, die vor ein paar Tagen die „Arbeiter-Zeitung" von Herrn Ferdinand E r t l erzählte. Wie erinnerlich, ist die deutsche „Arbeiterpartei" bei den Gablonzer Nachwahl int September 1910 mit großem Geschrei zum erstenmal selbständig in den Wahlkampf gezogen, und mit ihrer angeblichen Unabhängigkeit von den bürgerlichen Parteien lockte sie manchen Arbeiter an. Als es dann gelungen war de t WzialDemokratischen Kandidaten in die ^richlv.ust zu orangen, verrieten die Führer der Deutschgelben sofort den von ihnen angeblich so hochgehaltenen Klassenstandpunkt und trieben ihre Anhänger für den Agrarier Glöckner zur Wahlurne. Zur Ehre der mißleiteten Anhänger der deutschen „Arbeiterpartei" muß aber gesagt werden, daß sie sich diesen schmählichen Umfall nicht ohneweiters gefallen ließen und daß die Opposition dagegen ihre Wellen bis in die Hauptpartei-leitung der deutschen „Arbeiterpartei" w a r f. Herr Ferdinand Ertl, der das schmähliche Kompromiß gemeinsam mit Knirsch abgeschlossen hatte, mußte sich vor der Parteileitung rechtfertigen. Er tat das in einem an den Vollzugsausschuß der deutschen „Arbeiterpartei" gerichteten'Brief, in dem er selbst zugesteht, daß sich die Stellungnahme bei der Gablonzer Wahl „ntehr nach der nationalen als nach der sozialpolitischen Seite" richte. Er legt dann insbesonders Wert darauf, festzustellen, daß die Wahlhilfe für Glöckner schon deshalb geleistet werden müsse, weil sie bar bezahlt werde. „Das i st immerhin ein U m st a n d", schreibt der Wackere, „der in d i e W a g s ch a l c fällt, da unsere Verhältnisse denn doch weit über das Maß hinausgegangen sind, das uns vorschwebte." Herr Ertl als Weg-macher für den Agrarier ist übrigens derselbe Ertl, der im Jahre 1909 in seiner Broschüre „Ueber die Hürden" gegen die s e l b st s ü ch t i g c Politik der Agrarier wie folgt schrieb: Die deutschen Agrarier würden vor Entrüstung ausschreien, wenn man ihnen allen vorhielte, dag sie zum Schaden des deutschen Volkes ihre Standes wünsche durch-zusctzen suchen. Es fällt aber ihrer Klasse nicht ein, soviel Rücksicht auf das Wohl des ganzen Volkes zu nehmen, um beachten zu können, daß die Deutschen als das die Industrie beherrschende Volk Oesterreichs, als Besitzerin der größten wirtschaftlichen Unternehmungen, in erster Linie eine Jndnstrieförde-r u n g brauchen. Diese verlangt außer einer guten Handelspolitik, die den Export mit ermöglichen hilft, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, welche als eine der wesentlichsten Voraussetzungen ganz gewiß billige Produktionskosten nennt. Und diese können nur dann niedrige sein, wenn sowohl die Arbeitskraft der Erzeugung als auch des Umsatzes billig ist. Die Arbeitskräfte können aber nicht billig sein, wenn das Leben teuer kommt. Niedrige Preise der Lebensbedürfnisse also heißt das Universal mittel, das unserer Industrie in die Höhe hilft. Und wenn uns die agrarischen Vereinigungen einwenden wollen, daß dann die Staatsbürger, die sie vertreten, zugrunde gehen mühten, holen wir uns die Antwort nicht bei den Agrariern, wie sich die Großgrundbesitzer nennen, sondern bei den Bauern, Konsumenten, wie wir cs sind, und Bei den Gewerbetreiben- den, die billige Lebensmittel genau so notwendig brauchen wie die Arbeiter. Aber kaum ein Jahr später, empfahl Herr Ertl seinen Leuten, den Agrarier zu wählen, „weil der Umstand in die Wagschale fiel", daß die Deutschbürgerlichen und damit auch die Agrarier die W a h l kosten für die gelbe Arbeiterpartei bezahlt hatten. Prüft man diese Tatsachen, die in einem Pfuhl von Verrat und Gesinnungslosigkeit blicken lassen, dann wird es freilich begreiflich, warum die Presse der Unternehmer heute, wo die deutschgelbe Arbeiterpartei in ihren Blättern aufmucken möchte, im Herrcnton darauf hinweist, daß sie ja nur von der Gnade und dem Gelbe der Deutschbürgerlichen lebt. Schärfer kann wahrlich nimmer aufgezeigt werden, daß die nationalen Arbeiterorganisationen nur zu dem einzigen Zwecke gegründet'wurden, damit sie int Interesse der Unternehmer der sozialdemokratischen Bewegung den Wind aus den Segeln nehmen. Daß es noch Arbeiter gibt, die sich von dieser Aucharbeiterorganisation foppen lassen, ist ein Kulturbild aus dem dunkelsten Oesterreich! _________________ Sie Konsumentenmganilation und ihre Bedeutung fttt die Arbeiterschaft *). II. In unserem ersten Artikel haben wir die. Ursachen der Lebensmittelteuerung mit ihren Begleiterscheinungen und Rückwirkungen auf die arbeitende Bevölkerung besprochen und die drei Mittel angegeben, die zusammengenommen bestimmt sind, unserem ganzen Wirtschaftssystem, insbesondere unserer Zoll-ttnd Handelsgesetzgebung eine andere, dem allgemeinen Interesse entsprechende Signatur aufzudrücken. Mit diesem Aufsatz wollen wir uns, soweit es in einem Artikel möglich und für unsere Zwecke notwendig ist, mit dem besonderen Schutzmittel, der Konsumentenorganisation befassen und aufzeigen, welche Aufgaben den Konsumvereinen und Produktivgenossenschaften in unserer Gesellschaftsordnung zufallen und welchen Nutzen sie der arbeitenden Bevölkerung bringen. Um mancherlei Vorurteile zu zerstreuen und anderseits überschwengliche Hoffnungen auf das richtige Maß zu reduzieren, ist es notwendig, mit einigen Worten auf die geschichtliche Entwicklung der Konsumentenorganisation, oder wie sie von ihrem Begründer, dem deutschen Professor Schulze-Delitzsch, als „Selbsthilfe" bezeichnet wurde, einzugehen. Wie bekannt, führte Lassalle gegen den Schulze-Delitzschianismus einen heftigen Kamps. Vor ungefähr 40 Jahren, als sich in Oesterreich die Arbeiter ihrer Lage bewußt wurden und kräftig zur Abwehr rüsteten, da trat auch bei uns ein Schüler Schulze-Delitzschs, der Altliberale Max Menger, der in Wort und Schrift den Arbeitern die Konsumvereine als einziges Abwehrmittel gegen die Auswüchse des Kapitalismus anempfohl. Den Konsumvereinigungen der Arbeiter sollte nach der Absicht Max Mengers die Aufgabe zufallen, die Klassengegensätze zu mildern, die Arbeiter von den treibenden Kräften des Kapitalismus abzulenken und zu beschwichtigen. Die sogenannte „Selbsthilfe" sollte an Stelle der Gewerkschaftsorganisationen treten und alleiniger Selbstzweck sein. Die Regierung und die Bourgeoisie unterstützten diese Idee und schufen das Genossenschaftsgesetz vom Jahre 1873. Dieses Gesetz sollte den Konsumentenorganisationen einen Rahmen für ihre Tätigkeit geben und einen Rechts-boden für sie schaffen. Im allgemeinen war es tolc» *) Siehe Nr. 24 des „Eisenbahner", ^ ' ! f <■ Der „Eisenbahner" erscheint in einer Rnflane von 50,000 Exemplaren. rant gehalten. Die Arbeiterschaft, die sehr bald die unlöMichen Absichten der Regierung und ihrer Verbündeten durchschaute, wendete sich entschieden gegen die Idee Max Mengers. Sie war sich bewußt, daß zuerst der geistige Druck von ihrer Klasse beseitigt werden müsse, bevor daran gedacht werden könne, die wirtschaftliche Lage zu heben. Die Konsumenten-Organisation als Selbstzweck war ein Beschwichtigungsmittel, ein Eiapopeia für die aufstrebende Klasse der Arbeiter, und sie gründeten und propagierten daher gewerkschaftliche und politische Organisationen, deren Hauptaufgabe die politische Aufklärung und die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage war. Mittels dieser Organisationen schufen sich die Arbeiter die heutigen Arbeiterversicherungen, den Ar-beiterschutz und die Arbeiterfürsorge. Nach einer fast 40jährigen segensreichen Tätigkeit, die schrittweise mit Blut und Kerker erkämpft worden ist, sah die organisierte Arbeiterschaft ein, daß sie zur Hebung ihrer Klassenlage sich noch einer dritten Waffe, der Genossenschaften bedienen müsse. Diese Idee war nun kein Zufallsprodukt mehr, sondern wurde aus den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen geboren und da die beiden Organisationen bereits alle Vorbedingungen zu einer gefunden Entwicklung geschaffen hatten, so war sie auch lebensfähig und existenzberechtigt. Der Parteitag von Brünn im Jahre 1899 und der VI. Gewerkschaftskongreß vom Jahre 1910 als oberste Instanz unseres Partcilebens haben nach eingehender Untersuchung beschlossen, die organisierte Arbeiterschaft sei aufzufordern, sich in Konsumenten-Vereinigungen zu organisieren. Von nun an wurde die Genossenschaftsbewegung ein Mittel im Klassenkampf, das den ausgesprochenen Zweck hat, die Arbeiterschaft kampffähiger zu machen, ihrer in schwerem Kampfe errungenen Lohnkrone eine größere Kaufkraft, einen höheren Kaufwert zu geben. Dadurch, daß die neue Form der Konsumentenorganisation auch eine überlebte und veraltete Form des Warenbetriebes und zum Teil auch der Produktion zu beseitigen bestimmt ist, sührt sie auch einen Kampf gegen das veraltete Wirtschaftssystem und gegen die Träger der Reaktion. Die Genossenschaften sollen mustergültige Betriebe schaffen, in denen den Arbeitern das geboten werden soll, was ihnen in sozialpolitischer Hinsicht in den privatkapitalistischen Betrieben vorenthalten wird und sie sollen dadurch aneifernd auf die ganze Gewerkschaftsbewegung eigwirken. Da sie außerdem bei verschiedenen wirtschaftlichen Kämpfen, bei Streiks, wie bei Aussperrungen und dergleichen, wichtige Stützpunkte abgeben, so greifen sie ergänzend und belebend in die gewerkschaftliche Bewegung ein. Sie wirken also politisch, indem sie die Träger des reaktionären Systems bekämpfen, sozialpolitisch durch mustergültige Betriebe und gewerkschaftlich durch Unterstützung der Arbeiter bei wichtigen Lohnkämpfen und Aussperrungen. Wie sehr die Genossenschaften in den letzten Jahren segensreich für die Arbeiterschaft gewirkt haben, das zeigt die wahnsinigc Wut, der glühende Haß, womit die Arbeiterfeinde die Arbeitergenossenschaften verfolgen, das zeigt auch die Tat- sache, daß die Regierung ein neues Gesetz zur Knebelung gegen die Arbeiter-Konsumvereine im Parlament eingebracht hat. Es zeigt aber auch, daß während der Teuerungskampagne, die unsere Genossen innerhalb und außerhalb des Parlaments zur Bekämpfung des Lebensmittelwuchers führtet, kein Wort der Anerkennung für die Konsumvereine von auch nur einem Vertreter des Bürgertums oder der Regierung gefallen wäre, geschweige denn, daß sie einer Förderung der Konsumvereine das Wort gesprochen, hätten. Im Gegenteil: alle unsere bürgerlichen Politiker, insbesondere die Christlichsozialen und die Nationalverbänd-ler, versuchen bei jeder Gelegenheit den Konsumvereinen den alten, gesicherten Rechtsboden zu entziehen, sie der Willkür der Verwaltungsbehörden auszuliefern, ihre Tätigkeit zu lohnten und ihre Entwicklung zu hemmen. Die Gründungen von Genossenschaften sollen nach dem neuen Gesetz erschwert und verhindert, die bestehenden gemartert und gequält werden. Denn in Oesterreich ist noch immer politisch die Reaktion und wirtschaftlich der Krämergeist Trumpf. Bei politischen Wahlen wird der Kampf gegen die Konsumentenorganisation der Arbeiter zum alleinigen Programm der bürgerlichen Kandidaten, das sie auch restlos im Parlament verfechten. Das Bürgertum hat zwei Grundsätze, an denen es wie an einer göttlichen Offenbarung festhält. Den Arbeiter in der Fabrik und Werkstätte bei kargem Lohn auszufchinden und ihn als Konsumenten zu bewuchern. Das sind für das Bürgertum zwei Grundgesetze, zwei Lebensregeln und wer sich denen entgegenstellt, dem wird der Kampf bis zur völligen Vernichtung erklärt. So will es der Profit in der kapitalistischen Welt. Daß sich an diesem Kampf auch die Verwaltungsbehörden beteiligen, ist eine selbstverständliche Sache. Die Regierung ist der Geschäftsführer des Bürgertums, der ihre Geschäfte gegen das unaufhörliche Vorwärtsdringen des Sozialismus zu verteidigen und zu besorgen hat. Es gibt heute allerdings noch manche Genossen, die meinen, daß der Verelendung der Volksmassen nur durch den Ausbau der Gewerkschaften, durch eine systematische Lohnpolitik allein ein Gegengewicht geschaffen werden kann. Das unterliegt keinem Zweifel, aber auf der anderen Seite holt der Kapitalismus baldigst das auf dem Warenmarkt ein, was er auf dem Arbeitsmarkt scheinbar verloren hat. Durch eine wahnsinnige Preissteigerung, durch die vollständige Kartellierung und Vertrustung des Lebensmittelmarktes stiehlt er den Arbeitern die erhöhten Löhne hinterrücks weg. Die Verelendung im Wege dös Konsums ist es, was der Arbeiterschaft bevor st eh t. Diese muß die Arbeiterschaft mit derselben Zähigkeit, Energie und Geschlossenheit genossenschaftlich abwehren, wie sie seinerzeit durch die Gewerkschaften dem Lohndruck der Unternehmer begegnet ist und das allgemeine und direkte Wahlrecht erkämpft hat. Mit anderen Wörtern ein guter Gewerkschafter muß auch ein guter Genossenschafter fein. Die Genossenschaft ist der Ort, wo seine Lohnsttmme erst richtig bewertet wird. Sie soll ihn vom Mund- raub schützen, so wie die Gewerkschaft ihn vom Lohnraub schützen muß. Der Arbeiter lebt wirklich nur von der Hand in den Mund. Andere Lebensgenüsse als die, die spärlich durch den Mund fließen, sind ihm zumeist verwehrt. Die Konsumentenorganisation wurde leider Bet den Eisenbahnern als Aschenbrödel behandelt und es ist daher auch leicht zu erklären, weshalb ihre gewerkschaftlichen Errungenschaften nicht nachhaltiger zum Ausdruck kamen. Diese Vernachlässigung hat für jeden einzelnen großen Schaden gebracht. Die Genossenschaftsidee muß daher auch bei uns zum Mittelpunkt unserer Gewerkschaftsbestrebungen gemacht werden, der wir ebenso unsere Tatkraft und Energie weihen müssen, wie den politischen und gewerkschaftlichen Hauptfragen. DerOrganisationder Hände mußdieOrganisation des Mundes, der Ernährung, des täglichen Haushaltes vorausgehen. Produktiv nundKonsum, Werkstatt und Haushalt, müssen in gleichem Maße kultiviert werden, wenn unsere Kämpfe einen ganzen Erfolg haben sollen. Wir müssen daher in diesem Herbst darangehe n, die Eisenbahner für diese Idee zu gewinnen. Wir müssen die Erkenntnis der Konsumentenorganisation in den Köpfen der Eisenbahner zu verankert: suchen und die Gehirne dafür erleuchten und begeistern. Seht doch, wie die kapitalistischen Produzenten und die kapitalistischen Händler sich immer mehr über das ganze Staatsgebiet zusammenfügen, wie die Staatsgewalt diese Organisation auf jede Weise fördert und aus Steuergeldern subventioniert und wie sie vereint im blinden Haß gegen unsere Genossenschaften losstoßen, um sie zu knebeln und unmöglich zu machen. Wenn sich in einer solchen Zeit nicht die Konsumenten aufraffen und den Kartellen und Ringen Widerstand entgegenstellen, so hieße es, d i e Ohnmacht der Kämpfer mitzusanktionieren und der Verelendung des Proletariats Vorschub l e i st e n. Wir müssen den noch Fernstehenden begreiflich machen, daß die Konsumvereine eine Wurzel der Kraft unserer ganzen Arbeiterbewegung ist, ein Schutzdamm, hinter dem die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter die Kaufkraft ihrer Löhne verteidigenmüssen. Der genossenschaftliche Gemeingeist und die Solidarität muß so wie bei den Gewerkschaften gepflegt werden, wenn wir erfolgreich und ganze Arbeit für die Eisenbahner leisten wollen. Es ist unsere Pflicht, dem geeinten Feinde eine genossenschaftliche Front entgegenzustellen. Es ist kein Geheimnis, daß der Genossenschafter einmal der Vorkämpfer der ganzen Arbeiterklasse sein wird. Jeder muß dabei sein, jeder muß auch Hand anlegen, damit das jüngste Werk der Arbeiterschaft zu ihren: Segen gedeihe. In dem nächsten Artikel wollen wir die Lebens-mittelmagazine, die unsere Konsumentenorganisatio»: darstellen sollen, besprechen. R- M. Feuilleton. Ein Gedenktag. Am 81. August l. I. jähste sich zum 48. Male der LodeStag von Ferdinand L a s f a 11 e, einem der größten Vorkämpfer des durch die kapitalistische Wirtschaftsordnung hervor-gerufenen modernen Proletariats. Trotz der 48 Jahre, die uns vom 81. August 1864 trennen, an welchem Tage Ferdinand Lassalle einer im Duell empfangenen Wunde erlag, sind seine Agitationsschriften auch heute noch die besten und klarsten von allen, die seitdem geschrieben worden sind. Die älteren Arbeiter, soweit sie theoretisch in die sozialdemokratische Gedankenwelt eingedrungen sind, haben sich ihre Kenntnisse zuerst bei Lassall« geholt. Das große Genie Laffalles kommt gerade in diesen für die Masse der Arbeiter in aller Eile, in der Aufregung der Agitation verfaßten Schriften zum Vorschein. Laffalle begann seine bahnbrechende Agitation mit einem Vortrag, den er in einem Berliner Arbeiterverein hielt und den wir unter dem Titel „Arbeiterprogramm" kennen. In dieser Rede verbreitet sich Lassalle „über den besonderen Zusammenhang der gegenwärtigen Geschichtsperiode mit der Idee des Arbeiterstandes". Es ist das eine großangelegte, tief durchdachte und glänzend durchgeführte Rede über die Idee des Sozialismus. ES ist seitdem keine zweite Rede von gleicher Tiefe und gleichem Gedankenreichtum gehalten worden. Es wird da der Unterschied zwischen der „sittlichen Idee" der seither zur Herrschaft gelangten Stände und Klaffen, insbesondere der Bourgeoisie und (der „sittlichen Idee der Arbeiter-standes" dargelegt. Wenn die "Ddelsidee, sagte Lassalle in dieser Rede, die Geltung des Individuums an eine bestimmte natürliche Abstammung und gesellschaftliche Stellung band, so ist die sittliche Idee der Bourgeoisie die, daß jede solche Beschränkung ein Unrecht sei, das Individuum vielmehr gelten müsse rein als solches und ihm nichts anderes, als die ungehinderte Selbstbetätigung seiner Kräfte zu garantieren sei. Wären wir alle von Natur gleich stark, gleich gescheit, gleich gebildet, qlcich rein, so würde diese Idee eine ausreichende sein. Da wir das aber nicht sind und nicht sein können, so ist diese Idee nicht ausreichend, und führt deshalb in ihren Konsequenzen zu einer tiefen Unsittlichkeit und argen Ungerechtigkeit — dazu, daß der Stärkere, Gescheitere, Reichere, den Schwächeren ausbeutet und unterdrückt. Die sittliche Idee des Arbeiterstandes ist daher die, daß die ungehinderte, freie Betätigung der individuellen Kräfte durch das Individuum noch nicht ausreicht, sondern daß zu ihr in einem sittlich geordneten Gemeinwesen noch hinzutreten muß: die Solidarität der Interessen, die Gemeinsamkeit und Gegenseitigkeit ist der Entwicklung. Darnach ist der Zweck des Staates, beziehungsweise aller gesellschaftlichen Organisation der: durch Vereinigung die einzeln in den Stand zu setzen, eine solche Strafe des Daseins z|0Rmchen, die sie als einzelne niemals erlangen könnten, mit anderen Worten: die menschliche Bestimmung, das heißt alle Kultur, deren das Menschengefühl fähig ist, zum wirklichen Dasein herauszuringen und zu gestalten, die Erziehung und Entwicklung des Menschengeschlechtes zur Freiheit zu vollbringen. Prophetischen Blicks verkündete Laffalle: Diese mit Bewußtsein erfaßte sittliche Idee des Arbeiterstandes werde die herrschende Idee der Gesellschaft werden; denn die „Sache, der Arbeiter ist die Sache der gesamten Menschheit". Diese Idee zur Verwirklichung zu bringen, sei die „glorreichste Arbeit der Geschichte". In derselben Rede rief er den Arbeitern zu: „Die holje weltgeschichtliche Ehre dieser Bestimmung muß alle Ihre Gedanken in Anspruch nehmen. ES ziemen Ihnen nicht mehr die Laster der Unterdrückten, noch die muffige Zerstreuung der Gedankenlosen, noch selbst der harmlose Leichtsinn des Unbedeutenden, Sie sind der Fels, auf dem die Kirche der Gegenwart gebaut wird." Die Rede machte auf die Zuhörer den tiefsten Eindruck und wesentlich diese Rede Laffalles ist es, die den Anlaß gab zur Gründung des Allgemeinen deutschen Arbeitervereines; sie gab aber auch dem Berliner Staatsanwalt Anlaß, Laffalle wegen „Aufreizung der besitzlosen Klassen gegen die Besitzenden" anzuklagen und vor das Gericht zu zitieren. Die Verteidigungsrede Laffalles gegen diese Anklage ist ein Meisterstück der Beredsamkeit und der Geistesschärfe; sie ist im Druck erschienen unter dem Titel: „Die Wissenschaft und die Arbeiter". Der atme Staatsanwalt, Schelling hieß er, war auf eine solche Rede nicht gefaßt, auf eine Rede, die ihn moralisch geradezu vernichtete. Laffalle bewegte sich auf einer Höhe der Geschichtskenntnis und der Logik, daß ihm weder der Staatsanwalt, noch das Gericht dorthin folgen konnten. Trotzdem, oder bester gesagt, eben darum wurde Laffalle zu vier Monftten Gefängnis verurteilt. Die Berufung an die höhere Instanz gab Laffalle Gelegenheit, eine zweite Verteidigungsrede, seine berühmte Rede über „die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klasse" zu halten. Diese zweite Rede war eine Riesenleistung an Gedankenarbeit, und man kann ohne Uebertreibung sagen, es ist bis jetzt die beste, größte und tiefste Rede, die jemals über diesen Ge gegenständ gehalten worden ist. Wer über die Rolle der indirekten Steuern in der bürgerlichen Gesellschaft sich informieren will, wer wissen will, welche Stellung die Wissenschaft seit 200 Jahren einnimmt, der lese diese Rede Lassalles. Sie ist von derart zwingender Ueberzeugung, daß selbst das Berliner Gericht nichts anderes tun konnte, als das erste Urteil aufheben und den Angeklagten bloß zu 100 Taler Geldstrafe zu verurteilen. Vielleicht wäre Lassalle ganz freigesprochen worden, wenn damit nicht die Freigebung der konfiszierten Rede verbunden gewesen wäre. Das fürchtet« man am meisten und darum mußte eine Strafe verhängt werden, wenn auch nur eine Geldstrafe, von der man wußte, daß sie Lassalle bei seinen Vermögensverhältniffen nicht hart treffen konnte. Auf die anderen Reden Laffalles hier einzugehen, vert bietet uns der so knapp bemessene Raum dieses Blattes; nur erwähnen wollen wir einige davon. Da ist zuerst das „Offene Antwortschreiben an das Zentralkomitee in Leipzig zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongreffes". In dieser Rede'hat Laffalle den Arbeitern den Weg vorgezeichnet, den sie praktisch zu gehen haben, um aus dem heutigen Zustand, der den Arbeiter zur Ware entmenscht., sich »u befreien. Das Offene Antwortschreiben ist ein klassisches Zeugnis für die große Lassallesche Agitationskraft. Hier prägte er daS geflügelte Wort vom „ehernen Lohngesetz", dem die Arbeiterklasse mit ihrer ganzen Existenz unterworfen ist. Sodann kommt seine Rede in Frankfurt a. M., die unter dem Titel „Arbeiterlesebuch" bekannt ist, eine groß angelegte Rede über Sozialismus und seine praktische Durchführung. Eine Meisterleistung ist auch seine Assisenrede vor den Kölner Geschworenen, die eine vernichtende Anklage gegen die preußische Regierung und die Gegenrevolution vom Jahre 1848 war. Zu erwähnen ist auch seine große Festrede über die Philosophie Fichtes, in welcher der Zuhörer in die deutsche Philosophie überhaupt eingeführt wird. Bon seinen größeren wissenschaftlichen Werken wollen wir hier absehen. Wir sind als Arbeiter Ferdinand Laffalle zu größtem Dank verpflichtet, unsere Organisationstätigkeit wie unsere Agitation bauen sich auf den Grundsätzen, die Ferdinand Laffalle uns gelehrt Hai. In der kurzen Zeit von kaum zwei Jahren leistete er eine Agitationsarbeit, zu der andere Jahrzehnte bedurft hätten. Gleich einem leuchtenden Meteor erhellte der Feuergeist Laffalles den Horizont der deutschen Arbeiterklaffe, die von da ab an der Spitze des Weltproletariats voranschreitet zur endlichen Befreiung und humaner Gesittung der arbeitenden Menschheit. Sorget dafür, daß der „Eisenbahner" auch vom reisenden Publikum gelesen werdet Zar Recht auf ßrholmg. Für die Rückständigkeit unserer sozialen Verhältnisse ist nichts bezeichnender, als. daß ernsthafte Kämpfe noch durchgefochten werden müssen, um für hungernde und darbende Proletarier das unbedingte „Recht auf Arbeit" zu erwirken. Von einem Recht auf Erholung und Lebensgenuß für Proletarier ist dagegen herzlich wenig die Rede. In einer Gesellschaft, die keine Klassenunterschiede mehr kennt, weil sie jedwede Ausbeutungsmöglichkeit beseitigt hat, wird dagegen von einem „Recht auf Arbeit" überhaupt nicht mehr die Rede sein; denn das ist dann etwas Selbstverständliches, das niemand mehr strittig gemacht werden kann. Da wird es sich nur noch darum handeln, daß durch die allgemeine Pflicht zur Arbeit das allgemeine Recht auf Lebensgenuß verdient werden muß. Das Recht auf Erholung und Lebensgenuß nehmen die herrschenden Klassen zwar für sich als etwas ganz Selbstverständliches in Anspruch. Sie sind aber höchst verwundert, wenn Proletarier es wagen, für sich das nämliche Recht zu fordern. Dieser echt kapitalistischen Denkweise ist es zu danken, daß jeder Versuch der Arbeiterschaft oder eines Teiles derselben, eine Kürzung der übermäßig langen Arbeitszeit zu erwirken, einem zähen Widerstand der Unternehmerschaft begegnet. ES wird gejammert, daß durch weitere Kürzung der Arbeitszeit der nationale Wohlstand gefährdet oder der vaterländischen Industrie die Konkurrenz mit dem Ausland erschwert werde. An diesem Unkengeheul beteiligen sich nicht nur die eigentlichen kapitalistischen Unternehmer, sondern auch die gesellschaftlich überflüssigen, aber kraft des Erbrechtes oder besonderer Glücksumstände in ein völlig parasitäres Dasein versunkenen Geselljchafts-drohnen. Gegen solche Widerstände hat int zähen Ringen die Arbeiterschaft in den kapitalistischen Ländern, auch in Oesterreich, sich allmählich ein erträgliches Ausmaß von Arbeitszeit und eine ergiebigere Möglichkeit vom Lebens-gennß erkämpft, als sie dem unorganisierten Proletariat in den Anfangszeiten der kapitalistischen Entwicklung beschicken waren. Man muß sich nur einmal in die Zustände zurückversetzen, die noch bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts hinein in Oesterreich herrschten. Damals waren auch die in ihrer Mehrzahl noch völlig klassenunbewußten Proletarier des naiven Glaubens, daß sie in ihrer gottgegebenen Abhängigkeit im Schweiße ihres Angesichtes ihr Brot essen müßten und zu schuften hätten bis zur völligen Erschöpfung, damit die Lieblinge der Götter ein vorzügliches arbeitsloses Dasein führen könnten, wie die Lilien auf dem Felde. Zeugnis für diese allgemein gültige Denkweise legt eine Nürnberger Dichtung ab, wo da eine völlig unbewußte Auflehnung gegen die Ausbeutung des Arbeiters bis zum Weißbluten in ganz naiver Weife verulkt wird. Es heißt da: Ein Schlosser hat an' Gesellen g'hatt, Der fiat gar langsam «'feilt; Doch wann's zum Fresse gange ischt, . Da hat a gar grausig g'cilt. Als der Meister feiner Verwunderung über das langsame Feilen und das eilige Essen Ausdruck gibt, da antwortet der Geselle, dieser Widerspruch erkläre sich leicht: Denn das Fresse wahrt halt gar nit lang Und die Arbeit vierzehn Stund'. In der Volksaussassung war also eine vierzehn-ständige Arbeitszeit für einen Schlossergesellen, also in einer körperlich besonders anstrengenden Beschäftigung, das Normalmaß. Da blieb eben nur noch Zeit übrig zum Schlafen und zur Einnahme der Mahlzeiten. Das Be-dürfnis nach Lebensgenuß konnte der Geselle nur; noch durch „Fressen" befriedigen. Wie mancher menschenfreundliche Kapitalist mag sich mit einem Seufzer nach diefer schönen, guten alten Zeit zurücksehnen! Wenn die Arbeiter alle noch so dächten wie jener gefügige Nürnberger Schlofsergeselle, würden die Kapitalisten und ihre Handlanger ohne Sorge über die Begehrlichkeit der verhetzten Proletarier Abend für Abend ruhig ihr Haupt in das Daunenkissen legen körnten. Aber diese verdammten sozialistischen Ideen haben das früher fo gute und geduldige Volk bis in seine Tiefen aufgewühlt und es zu immer verstärkter Geltendmachung seiner Ansprüche auf Erholung und Lebensgenuß aufgehetzt. Und was das schlimmste ist, die Wühlerei hat Erfolg gehabt. Nur noch in einigen hausindustriellen Winkeln lassen sich die Arbeiter und Arbeiterinnen in vierzehnstündiger Arbeitszeit den Mehrwert abpressen. Sonst wurde fast überall die Arbeitszeit hernntergedriickt, stellenweise bereits auf neun Stunden den Tag und weniger sogar in einigen ganz besonders begünstigten Betrieben. Aber wir wollen auch nicht vergessen, daß diese Verkürzung der Arbeitszeit nicht ausschließlich der bewußten Siftiort der in der sozialistischen Schulung zum Klassenbewusstsein erwachten Proletarier zu danken ist, sondern daß in Wechselwirkung damit die wirtschaftliche Entwicklung zum maschinellen Großbetrieb eine solche Kürzung der Arbeitszeit verursacht hat. Die Ersetzung der Handarbeit durch die Maschine bedingt eine größere Intensität der Arbeitsleistung und zwingt auch den Maschinenarbeiter zu einer gleichzeitig schnelleren und ebenmäßigeren Ausnutzung seiner Arbeitskraft. Die größere Intensität der Arbeit bedingt aber wiederum die Zusammenziehung der Arbeitszeit, weil die verfügbare Arbeitskraft schneller erschöpft wird. Dauer der Arbeitszeit und Arbeitsleistung innerhalb einer bestimmten Frist stehen in Wechselwirkung zueinander. Bei vierzehn-ständiger Arbeitszeit ist stets erheblich langsamer gefeilt worden als bei kürzerer, während das Gesamtergebnis bei kürzerer Arbeitszeit keinesfalls minder günstig, vielleicht sogar gnnstrger ausfällt als bei der langsamen Feilerei vierzehn geschlagene Stunden hindurch. Die Arbeit ist durch Einführung der Maschine aber nicht nur intensiver, sie ist auch eintöniger geworden und ermöglicht, trotzbem sie eine angespannte Aufmerksamkeit erheischt, doch geistige, selbständig gestaltende Betätigung des Individuums weniger als je zuvor. Das bedingt wiederum als Gegengewicht eine geistige Beschäftigung und eine höhere Ausgestaltung des Lebensgenusses in der immer noch viel zu kärglich bemessenen Ruhezeit. So drängt auch die kapitalistische Entwicklung den Arbeiter dazu, sein Anrecht auf Erholung und Lebensgenuß geltend zu machen und nötigenfalls dieses Recht dem widerwilligen Unternehmertum abzutrotzen. Wie dann der Arbeiter die erkämpfte Erholungszeit zu seinem Nutz und Frommen verwenden will, das ist seine Sache; auch darüber ist er selbst schließlich der beste Richter. Aber es ist von Wert, daß mehr noch als bisher auch das Recht auf Erholung und Lebensgenuß als Feldgeschrei im Emanzipationskampf des Proletariats ertönt. Der Arbeiter hat das nämliche Anrecht auf ein harmonisch ausgestaltetes Menschendasein, wie irgendein Mitglied der bevorrechteten Klassen. Trotz merkbarer Fortschritte ist er noch himmelweit von diesem Ziele entfernt; vollständig wird er es nicht erreichen, als bis die sozialistische Gesellschaftsordnung, indem sie die Pflicht zur Arbeit im Interesse des Gemeinwohles einem jeden auferlegt, auch das volle Recht auf Erholung und Lebensgenuß einem jeden gewährleistet. • • • • Deshalb, Genossen, weist all das Gestöhne und Gejammer des Ausbeuterklüngels über die Begehrlichkeit der Arbeiter zurück mit den Worten: Wir erfüllen heute schon unsere Pflicht zur Erhaltung des Gemeinwesens durch Arbeit besser als ihr; wir verlangen aber auch genau so gut wie ihr das volle Recht auf Erholung und Lebensgenuß! _________________________ Ans de« Werkstätten der k..k. österreichische« EtWtsbah«en. Man schreibt uns: In den Werkstätten der k. k. österreichischen Staatsbahnen gärt es ganz gewaltig, und zwar mit Recht, denn die Arbeitsverhältnisse und die Entlohnung hiefiir bilden.bei der ungeheuren Teuerung Gegensätze, welche einmal elementar zum Ausbruch gelangen müssen. Eine radikale Besserung muß eintreten, wenn halbwegs geordnete Verhältnisse Platz greisen fallen. Illle Reformen, die bisher geschaffen wurden, waren Scheinreformen, die niemand zufriedenstellen konnten. In keiner Privatwerkstätte wagt man es, die Leute so schlecht zu entlohnen, wie bei den Staatsbahnen. Von unten bis zur höchsten Stelle der Verwaltung wurden schon unzählige Schritte unternommen, um Verbesserungen durchzusetzen, ohne bisher halbwegs annehmbare Verhältnisse herbeiführen zu können. Was bis jetzt an Errungenschaften erreicht wurde, ist nur der Organisation zu verdanken. Freilich ist dies wenig, aber daran sind die Leute selbst schuld, denn man findet nicht leicht irgendwo so gleichgültige, verdrossene Arbeitsbienen, wie in den Werkstätten, welche der Organisation ferttsteheit und ihren Groll und Lebensüberdruß im Innern fortfressen lassen. Das muß sich ändern, und zwar nicht nur im Interesse der Arbeiter, sondern auch im Interesse der Bahnverwaltung. Die Werkstätten leisten zu wenig, heißt es immer, die Arbeit kommt zu teuer rc. Beides ist unrichtig. Die Werkstätten leisten viel und die Arbeit ist gegenüber den Privatlieferungen billig, das wissen die Arbeiter selbst am besten. • Freilich könnte mehr geleistet werden, aber dazu ist es notwendig, daß man die Werkstätten technisch besser ausgestaltet und das Personal besser entlohnt, respektive Reformen schasst, die höchst notwendig sind. Eine lohnbefriedigte Arbeiterschaft ist leistungsfähig, das sollten denn doch die Herren Beamten schon wissen, da sie ja selbst, je höher einer im, Range steht und seine Leistung eine größere ist ober sein soll, mehr Gehalt :c. haben ober wünschen. Aber bei den Staatsbahnen ist es gerade verkehrt. Die Beamten von unten bis zur höchsten Stelle verlangen von der Arbeiterschaft immer inehr Arbeitsleistung und die Mehrentlohnung hiefiir wollen sie selbst einstecken. So ist es und nicht anbers, beim zum Antreiben ist ber kleinste Mann maßgebend; wenn aber etwas für den Werkstättenarbeiter geschaffen werden soll, dann kann nicht einmal der Minister etwas tun. Ein ärgeres Durcheinander in der Entlohnung gibt es nirgends in der Welt als in den österreichischen Staatsbahnwerkstätten. Die ganzen Reformen, die bisher geschaffen wurden, brachten nur das eine, daß einmal dieser, bas anderemal jener um 1 Prozent günstiger stand, wie sein Kollege. Die Bahnverwaltung hat dabei so spekuliert: Jetzt gebe ich diesem Unzufriedenen einige Heller, dann wird sich dieser glücklich schätzen, baß er besser daran ist wie sein Kollege, und das nächstemal mache ich es umgekehrt. Dadurch ist Neid und Haß unter die Leute gebracht und wir können herrschen, denkt sich die Verwaltung. Auch bei den Aufsichtsorganen wird dasselbe Spiel getrieben, nur mit dem Unterschieb, daß diese gegen den manuellen Arbeiter Nebeneinkünfte haben, welche durch alle mögliche Antreiberei (Leistungsfähigkeit wird es benannt) nach einem bestimmten System von den manuellen Arbeitern herausgepreßt werde». Daß sich dies nicht halten kann, ist leicht begreiflich. Freilich trägt sich die Bahuverwaltung schon lange mit dem Gedanken, auch den manuellen Werkstättenarbeitern ein Nebenemkomenm zu geben in der Gestalt von Leistungsprämien (Akkord). Aber für so stumpfsinnig sollte den» doch eine modern fein wollende Verwaltung die Leute nicht halten, daß sie auf diesen Schwindel entgehen. Ein Schwindel ist es, denn mit diesem Prämiensystem wird so geheimnisvoll umgegangen, daß man bis heute noch nicht recht weiß, wie es ausschaut. Die Herren wollen halt „viel Leistung und wenig zahlen", da sollen sie nur bei sich selbst anfangen, diese Ganzgescheiten. Die Werkstättenarbeiter werden es auch durchsetzen, daß sie ohne Prämieiisystem eine bessere Entlohnung erhalten. Es genügen heute nur mehr eine oder zwei Reformen, wie die vorangegangenen und die weisen Verwaltungsorgane werden Augen machen. . | ■ Es ist zu köstlich, wie die Werkstättenarbeiter heute graduiert, sind. Da gibt es Hilfsarbeiter, qualifizierte Hilfsarbeiter, Professionisten im Taglohn, Werkgehilfen, Werkmänner, Oberwerkmänner und Werkführer im Definitivnni. Jede Gruppe hat ihre bestimmten Löhne, Gehälter und Vorrückungen, kurz, ein Durcheinander, daß einem das Grausen kommt. Dies kann sich nicht mehr lange halten, denn in Wirklichkeit zerfallen diese Arbeiter in drei natürliche Gruppen, und zwar in Hilfsarbeiter, Professionisten und Vorarbeiter oder Partieführer. Eine solche Teilung wäre vernünftig, aber vernünftig will ja die Verwaltung nicht fein. Gerade in dieser Einteilung, wie sie heute besteht, liegt eben die große Unzufriedenheit. Am schönsten macht es die Bahn-Verwaltung mit den sogenannten Partieführern. Diese Leute sinb jene Kräfte, welchen die Aufgabe zufällt, möglichst viel Arbeitsleistung fertigzubringen. In jeder Privatfabrik ist der Vorarbeiter oder Partieführer besser entlohnt, nur in den k. k. Staatsbahnwerkstätten nicht. Hier wird er nur gezwungen, rücksichtslos Leistungen zu erzielen, ohne einen Heller Vergütung. Den Partieführer ködert heute die Bahuverwaltung mit dem Titel Oberwerkmann, für ben er sich nichts kaufen kann, und feit einiger Zeit mit der Ernennung zum Werkführer. Einige Partieführer hat man in den letzten Jahren zn Werkführern ernannt und das soll die Leute nun zufrieden machen. Da die Bahnverwaltung aber von hundert Mann nur einen zum Merkführer macht, so ist es leicht erklärlich, daß die Erbitterung immer größer wird, nicht nur von seiten der Partieführer, sondern auch von seiten der übrigen Arbeiterschaft. Nicht jeder kann Partieführer werden und hat daher auch keine Aussicht aus diese Möglichkeit des Vorwärtskommens. Wir werden nicht ermangeln, in nächster Zeit in ausführlicher Weise die Verhältnisse der Werkstätten-arbeitet klarzulegen. Es soll dies für die Bahnverwal-tung ein Fingerzeig sein, was durchzuftthren ist. Aber auch den Arbeitern selbst wird gesagt werden, daß sie ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Organisation oblegen müssen. Nicht den Groll still int Herzen herumtragen, sondern offen der Verwaltung zeigen, wie man denkt, ist notwendig. Neid und Haß müssen verschwinden, bevor die Not gebieterisch herantritt. Die Werkstättenarbeiter sind infolge ihrer beruflichen Ausbildung eine Arbeiterschichte, die eine bessere Behandlung verdient, als sie bisher genossen haben. Die Bahnverwaltung, die Herren Beamten bis hinauf zur höchsten Spitze müssen zur Anerkennung berfelbeit burch den Zusammenschluß in der Organisation gezwungen werden. Nicht mehr bitten und demütigen dürfen sich die Werkstättenarbeiter, sondern es so machen, wie die Herren Beamten selbst. Diese weisen immer auf ihre Intelligenz, Bildung und Leistungsfähigkeit hin und verlangen dafür beut« entsprechenb eine stanbesgemäße Existenzmöglichkeit. Was wäre aber bie geistige Kraft, ohne einer ebensolchen manuellen. Die Werkstättenarbeiter werben ber Zeit und ihren Verhältnissen gehorchend Hand onlegen an der Verbesserung ihrer. wirtschaftlichen Lage, trotz aller Schwierigkeiten, unb auch zum Ziele kommen. W. z«r AilWrum an die Mitglieder der Aenervenstonrfondr der Siidkmh«. Auf die vielfach an die Zentrale des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereincs gerichteten Anfragen wegen Berechnung des Nachkaufes der provisorischen Dienstjahre und der hiefiir entfallenden vierprozentigen Zinsen, teilen wir mit, daß das in ber Nummer 23 bes „Eisenbahner" vom 10. August 191-2 angeführte Beispiel eines Nachkaufes nur informativen Charakter hat, um ben NachkanfSwerbern die Grund* züge des Nachkaufes zu veranschaulichen. Nach den in diesem Beispiel dar gestellten Grund sätzen würbe der Nachkauf beraten und beschlossen. Die Herren Kronjuristen der administrativen Direktion der Südbahn haben aber in bas Protokoll dann später etwas hineingelegt, was ursprünglich gar nicht beabsichtigt war. Es ist den Pensionsfondsmitgliedern ja aus einem am 1. Jänner in unserem Fachblatt erschienenen Artikel über den Nachkauf von Dienstjahren bekannt, daß das gewählte Ausschußmitglied, Zugsrevisor Scherbaum, gleich im Anfang gegen die hohen Prozente der Verzugszinsen und insbesondere dagegen Stellung nahm, daß die Anrechnung erst nach weiteren zwei Jahren Mitgliedschaft im Pensionsfonds hätte statt-finden sollen. Durch diese letztere Bestimmung wäre der Nachkauf für viele Bedienstete wertlos geworden. Man hat sich dazu bequemt, diese Bestimmung fallen zu lassen, hat jedoch dann bei der Stilisierung des Punktes 3 des Artikels IV des V. Anhanges zu den Statuten des Pensionsinstituts für Diener einen Zusatz gemacht, um von den Nachverkaufswerbern ein paar Prozente mehr herauszupressen. Der Punkt 3 des Artikels IV soll laute»: Die gemäß Absatz 1 zu bezahlenden Zinsen sind für die ganze Dauer der bisherigen Teilnahmszeit bis zum 1. Juli 1912, das ist bis zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des vorzitierten Antrages zu berechnen. « So wäre es recht unb billig. Jetzt hat jedoch dieser ominöse Punkt 3 des Artikels IV folgenden Wortlaut: „Die gemäß Absatz 1 zu bezahlenden Zinsen sind für die ganze Dauer der bisherigen Teilnahmszeit bis zum letzten jenes Monats, in welchen das Ansuchen um Dienstzeitanrechnung bewilligt wurde, und der neu angerechneten Dienstzeit zu berechnen." Aus dieser gegenwärtigen Textierung ergibt sich, daß der Nachkaufswerber nicht nur bloß für seine Pen-sionsfonbsjahre die 4 Prozent Zinsen zahlen muß, sondern auch noch für die Anzahl der uachztikanfenden Jahre und bie vom 1. Juli 1912 beginnenden Monate bis zum Zeitpunkt der Bewilligung. Bei der bekannten Schnelligkeit, mit welcher die administrative Direktion A II. Eingabe» ^AM^. Besucht nur Lokale, in welchen der »Eisenbahner" arrMeat! Don Pensionsfondsmitgliedern erledigt, müssen sich die Nachkausswerber darauf gefaßt machen, daß viele ihre Erledigung erst mit 1. Dezember 1912 oder 1. Jänner 1913 erhalten werden und solcherart noch die sechs Monate länger die vierprozentigen Zinsen zahlen können. Diesen Trick hat der Kronjurist der administrativen Direktion AII der Herr Dr. Albert G r a b s ch e i d ausgeheckt und hineingelegt, um höhere Prozente von den Mitgliedern hereinzubringen. Für diese Heldentat oder besser gesagt für dieses Attentat auf die Taschen der Bediensteten hat der Verwaltungsrat der Südbahn den Herrn Dr. Albert Grab-scheid am 1. Jänner 1912 zum Bahnkommissär und Bureauvorstand in die Gehaltstufe von 3200 Kr. vor-rücken lassen. Aber schon nach einem halben Jahre, am 1. Juli 1912, ist der obgenannte Herr zum Bahnsekretär mit dem Gehalt von 3600 Kr. befördert worden. Doch mit diesem Riesensprung nach einem halben Jahre war es noch nicht genug; dieser juristischen Leuchte hat der Verwaltungsrat außerdem noch 2000 Kr. Remuneration als Anerkennung bewilligt. Ob diese außerordentliche Remuneration deshalb gewährt wurde, daß der genannte Herr den Nachzahlungsparagraphen für die Zinsen derartig stilisiert hat, daß die Bediensteten mehr bezahlen sollen oder ob dies als Anerkennung gilt, weil die Pen-lionsfondsmitglieder künftighin keine Stempelgebühren bei ihren _ Pensionsfondsbeiträgen mehr zu bezahlen laben, wissen wir allerdings nicht genau. Doch diese Remuneration, die der Herr Dr. Albert Gr ab scheid, Bahnsekretär, nach kaum siebenjähriger Dienstzeit, erhalten hat, muß durch längerzahlende Prozente von den Pensionsfondsmitgliedern wieder hereingebracht werden. Den Wirrwarr, den dieser Herr mit seinem unmittelbaren Vorgesetzten, dem Herrn Direktionssekretär Dr. Domenego, schon in Personalangelegenheiten ungerichtet hat, ist einfach nicht zu schildern; das stumpfsinnige _ Juliavancement, welches mehrere Bedienstetenkategorien und insbesondere die Zugsbegleiter zum Protest beim Herrn Generaldirektor v. W e e b e r ver-anlaßte, ist hauptsächlich ein Werk der beiden obgenannten Herren. Deise beiden Herren haben die von den früheren Personalkommissionsmitgliedern gestellten Anträge wegen Schenkungsjahren der mit 600 Kr., 660 Kr. oder 720 Kr. angestellten Bediensteten solange falsch interpretiert, bis der Stumpfsinn herauskam, welcher am 1. Juli verlaut-bart wurde und wobei mehrere hundert Bedienstete um ihr gebührendes Avacement betrogen wurden. Nicht nur daß eine große Anzahl von Bediensteten um ein ihnen gebührendes Avacement gebracht worden sind, so mutet man jetzt diesen Leuten noch zu, mehr Prozente in den Pensionsfonds einzuzahlen. Wenn diese Berechnung nicht fallen gelassen und zu der einzig vernünftigen Methode zurückgekehrt wird, die wir eingangs dargelegt haben, so raten wir allen Pensionsfondsmitgliedern, ihre mit den Pensionsfondsbeiträgen geleiste-ten Stempelgebühren vom Pensions-f o n d s zuritckz u verlangen. Es besteht die Mög-lichkeit, daß die Südbahn vom Finanzärar die Stempelgebühren vom Jahre 1907 angefangen, zurückerhält. Wenn dies der Fall ist, so können auch die Bediensteten die geleisteten Stempelgebühren zurückfordern. Wir wollen einstweilen abwarten, ob sich die Herren zu der einzig vernünftigen Berechnung des Nachkaufes ent-schließen, eventuell ob dieselben geneigt sind, diesen Passus im Punkt 3 des Artikels IV zu streichen, welchen Antrag wir durch die gewählten Pen-sionsfondsausschußmitglieder einbrin-gen lassen werden. Die in der Nummer 15 der Zeitschrift der Südbahner veröffentlichten Beispiele über den Nachkauf von provisorischen Dienstjahren wurden von einem Beamten des Pensionsbureaus auf Grundlage des ganzen Punktes 3 des Artikels IV des Anhanges berechnet. Man kann gleich daraus ersehen, um wie viel die Leute nach dieser Methode mehr zahlen müssen. Wir wollen dieselben Beispiele nach unserer Methode berechnen und die beiden verschiedenen Berechnungen gegenüberstellen. 1. Beispiel. Ein Kanzleiexpedient, der seit 1. Juli 1883 dient und seit 1. Juli 1890 dem Pensionsfonds für Diener angehört. fucht um Anrechnung von fünf Jahren seiner früheren Dienstzeit an und will den hiefüt zu entrichtenden Beitrag in 60 Monatsraten leisten. Sein Jahresgehalt zur Zeit des Beitrittes zum Dienerfonds betrug 840 Kr. und ist derselbe mit dem Fünftel beigetreten. Die Dienstzeitanrechnung im Oktober 1012 bewilligt. Cs ist nachzuzahlcn: Nach dem Antrage der Aus- Nach der gegenwärtigen schutzmitglirder: Fassung des Art. IV: behalt . .... Kr. 840'— Gehalt ...... Kr. 840 — + V» .... . , 168'— + Vt....................... 168 — Summe . .' Kr. 1008— Summe. . Kr. 1008 — IQ Prozent hievon 10 Prozent hievon für ein Jahr für ein Jahr Kr. 10080, Lr. 100-80, für fünf Jahre . . „ 604— daher 10 Prozent 4 Prozent Zinsen für fünf Jahre . . 504 — für 22 Jahre . . , 441*52 4 Prozent Zinsen das ist vom 1. Juli für 27 Jahre und 1890 bis 1. Juli 4 Monate .... 55104 1912 . . . ... Kr. 94552 Summe. . Kr. 1055-Q4 hiezu 1 Prozent stufenweise berechnete Zinsen für fünf Jahre . . . 110-76 Zusammen . . ftr. 1165 80 Nach der ersten Berechnung ................. 945-52 Differenz + Kr. 220'28 2. Beispiel. Sin Wächter, der seit 1. Jänner 1878 dient und seit 1. Jänner 1883 dem PensionSfondS für Diener an. gihört, sucht um Anrechnung von drei Jahren seiner früheren Dienstzeit an und will den hiefür zu entrichtenden Beitrag bar erlegen. Dein JahreLgehalt zur Zeit der Beitrittes zum Dienerfonds betrug 504 Kr. und ist derselbe nur mit dein Sechstel beigetreten. Die Dienstzeitalirechnuiig bewilligt im November 1912. Gehalt ... + 7ß............... > ii Summe Str. 10 Prozent hievon Jür ein Jahr St. 58-80, daher 10 Prozent für drei Jahre............. 4 Prozent Zinsen für 29'/2 Jahre . . . „ Bei Barzahlung Summe Kr. . Kr. 504-— Gehalt 84-- V, Kr. 504-„ 84 — 588-— Summe. . Kr. 588"— 10 Prozent hievon für ein Jahr Kr. 58-80, 10 Prozent hievon 176-40 für 3 Jahre . . 4 Prozent Zinsen 208-15 für 32 Jahre 11 Monate . . _._____________ 384 55 Bei Barzahlung Summe. . Kr. 408-66 176-40 232-26 Nach der ersten Berechnung .... 384-55 Differenz -fftr. 2411 3. Beispiel. Ein Oberkondukteur, der am 1. Jänner 1882 in den Bahndienst getreten ist, seit 1. Juli 1887 definitiv angestellt ist und der sich im Jahre 1903 zwei Jahre nachgekauft hat, will sich noch feine restlichen 18 Monate nachkaufen. Wieviel hat er hiefür zu bezahlen? Die Dienstzeitanrechnung bewilligt am 1. Jänner 1913. . . . ■ . Kr. 600*— 120-- Gehalt + Vs........................ Summe . . Kr. 720’— 10 Prozent hievon für ern Jahr Kr. 72-—, daher 10 Prozent für drei Jahre. . . . , 216 — 4 Prozent Zinsen für 27 Jahre, das ist vom 1. Juli 1885 bis 1. Juli 1912 . 233-28 Summe Kr. 449-28 Nach . vorstehenden Beispielen würden die Verzugszinsen entfallen. Gehalt..........Kr. 600 — + Vs............. . . 130— Summe. . Kr. 720-— 10 Prozent hievon für 1 Jahr Kr. 72 —, daher 10 Prozent für drei Jahre.... 4 Prozent Zinsen für 29 Jahre . . ._j____________ Bei Barzahlung Summe. . Kr. 466-56 Nach der ersten Berechnung . . . „ 449-28 216*— 250-56 Differenz + Kr. 1728 Zahlt der Nachkäufer in Raten, so kommen noch die Verzugszinsen hiezu. Der Pensionsfonds hat Mitglieder, die mit dem Gehalt und einem Fünftel, solche, die mit dem Gehalt und einem Sechstel und endlich solche, die nur mit dem Gehalt allein Mitglieder sind. Vorstehende Beispiele lassen sich für alle Mitglieder anwenden, nur muß dann anstatt eines Fünftels ein Sechstel des Gehalts oder nur bloß der Gehalt allein zur Berechnung angenommen werden. Sie Zustande im Heijhause Pragerhos. Es scheint so, als würde hier das Lokomotivpersonal in der größten Zufriedenheit oder gar in einem Paradies leben, denn bis heute drang noch keine Klage in die Oeffentlichkeit. In Wirklichkeit gibt es aber hier Zustände, die jeder Beschreibung spotten. Das hiesige Lokomotivpersonal besteht aus fünf Partien, denen drei Lokomotiven zugewiesen sind und hat folgenden Dienstturnus: Erster Tag: Zug 875 f ab 10 Uhr 40 Minuten vormittags: an Zug 874, Vorspann, an 2 Uhr 23 Minuten nachmittags; dann Zug 847 f ab 4 Uhr 32 Minuten nachmittags, an Zug 846, Vorspann, 7 Uhr 58 Minuten abends. Zweiter Tag: Zug 863, Vorspann, ab 11 Uhr 23 Minuten vormittags; an Zug 860, Vorspann, 3 Uhr 42 Minuten nachmittags; dann Zug 951, Vorspann, ab 5 Uhr 43 Minuten nachmittags; an Zug 862, Vorspann, 11 Uhr 25 Minuten abends. Dritter Tag: Verschub des Zuges 1 um 2 Uhr 42 Minuten nachmittags; dann Verschub des Zuges 811 um 3 Uhr 17; dann Zug 961, Vorspann, ab 3 Uhr 50 Minuten nachmittags; an Zug 946, Vorspann, 10 Uhr 42 Minuten nachts. Vierter Tag: Zug 949 f ab 5 Uhr 10 Minuten früh; an Zug 948, Vorspann, 9 Uhr 8 Minuten vormittags, worauf dann die Nachtreserve von 7 Uhr 40 abends bis fünften Tag 6 Uhr früh folgt. Dann kommt der freie Tag von 6 Uhr früh bis nächsten Tag zur Abfahrt des Zuges 875 f um 10 Uhr 40 Minuten vormittags. Nun wäre ja der Turnus halb-wegs annehmbar, aber er steht eben nur am Papier. Die längste Dienstzeit beträgt laut Turnus samt Vorbereite-und Ausrüstezeit 14 Stunden. Nun wird aber das Personal auch zu außergewöhnlichen Dienstleistungen herangezogen, so daß dasselbe manchmal 20 bis 24 Stunden im Dienste steht. Der Herr Heizhauschef Leis samt seinem Adlatus Assistenten K i r ch e r stellen sich auf den Standpunkt, die gesamten Anforderungen des Verkehrs mit diesen fünf Partien bewältigen zu wollen und daß sie das Personal nach sechsstündiger Ruhezeit zu jeder Dienstleistung verwenden können. So soll in den Ausweisen nachgewiesen werden, mit wenig Personal recht viel Dienst geleistet zu haben, damit auf diese Art fette Tantiemen herausschauen. Laut Turnus leistet das Personal samt Vorbereite- und Ausrüstezeit 51-6 Prozent Dienst, also um 8 6 Prozent mehr als es wirklich zu leisten hätte. Nun trifft es sich ja sehr häufig, daß außergewöhnliche Züge verkehren und die leeren Lokomotiv-fahrten unterbleiben. Dieses frühere Abfahren der außergewöhnlichen Züge gegen die Abfahrten der leeren Lofomotyen schwankt von 52 Minuten bis 5 Stunden 19 Minßten. Dadurch wird eine 60prozentige Dienstleistung erreicht. Dies scheint diesen Herren noch immer nicht genug zu sein, denn das Personal wird ganz einfach zu einer Dienstleistung bestimmt und dazu auf die Dienstordnung aufgeschrieben. Zum Beispiel nach der Ankunft des Zuges 846, wo eine freie Nacht wäre, heißt es den Zug 801—920 zu übernehmen. Vor der Abfahrt des Zuges 863 ist wieder eine außergewöhnliche Tour oder ein paar Stunden zweite Stationsreserve zu halten. Desgleichen vor Zug 961 eine Tour, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob das Personal zum Essen Zeit hat oder nicht. Nach der Ankunft des Zuges 946 ist häufig auch eine Tour, oder gewöhnlich bis zur Abfahrt des Zuges 949 f zweite Reserve zu halten. Daß man da sogar 80 Prozent Dienst zusammen bringt, um das kümmert sich niemand. Nachfolgend ein Beispiel: Ein Lokomotivführer mußte außertourlich mit dem Zug 875 f um 10 Uhr 40 Minuten vormittags wegfahren, kam um halb 3 Uhr nachmittags an, mußte turnusmäßig um %3 Uhr den Verschub bei Zug 1 und 811 übernehmen, dann mit seinem Zug 961 um 3 Uhr 50 Minuten wegfahren, kam mit dem Zug 946 verspätet um 11 Uhr 18 Minuten nachts an. mußte sodann außertourlich von halb 2 Uhr nachts bis zv seiner Abfahrt um 5 Uhr 23 Minuten früh zweite Stationsreserve halten, fuhr mit seinem Zug um 5 Uhr 23 Minuten früh weg und kam um 9 Uhr 8 Minuten vormittags mit seinem. Turnuszug an. Rechnet man nun die Vorbereite-und Ausrüstezeit dazu, so hat der Mann mehr als eine 24stündige Dienstleistung hinter sich. Nun fragen wir, wer wird für eine derartige Dienstleistung die Verantwortung übernehmen? Sollen wir die Beantwortung dieser Frage der Oeffentlichkeit überlassen? Wenn man sich über zuviel Dienst beklagt, so erhält man zur Antwort: „Bleiben Sie zu Hause, ich brauche Sie nicht, melden Sie sich krank, wenn Sie nicht fahren wollen, oder suchen Sie sich einen anderen Turnus aus." Auch auf den faktisch freien Tag wird keine Rücksicht genommen und das Personal ist gezwungen, sich vom Hause zu flüchten, als wie Verbrecher, die sich fürchten_ müssen, daß sie der Gendarm holen kommt. Wenn einer zu Hause bleibt, ist er keine Minute sicher, daß er nicht zu einer Dienstleistung geholt wird, ob der Betreffende ausgeschlafen ist oder nicht. Hält Herr Leis einen Jnstruktionsvortrag oder die halbjährigen Prüfungen, so schreibt er auch diesen Führer dazu auf, um %9 Uhr zu erscheinen, der um 6 oder y27 Uhr von der Nachtreserve -nach Hause gegangen ist. Der Herr Leis glaubt am Ende, daß sich der Führer bei der Nachtreserve so ausgeschlafen hat wie er. Erwähnenswert ist auch, daß Herr Leis fortwährend bestrebt ist, an dem Turnus herumzunörgeln und außergewöhnliche Dienstleistungen in denselben hineinzu flicken. Zum Beispiel den Zug 2 b. Wenn der ungarische Nachmittagsschnellzug verspätet ist, so verkehrt ab Pragerhof nach Marburg der Sonderschnellzug 2 b mit dem ungarischen Uebergangs-wagen. Nun hat Herr Leis diesen Zug in den Turnus nach Zug 948 hineingenommen, das heißt, das mit Zug 948 ankommende Personal ist laut Dienstordnung zur Bereitschaft für Zug 2 b aufgeschrieben. Nun hat der ungarische Postzugsführer vom Zug 208 in Pragerhof turnusmäßig von 3 Uhr nachmittags bis 7 Uhr abends Stationsreserve zu halten. Wenn derselbe nun sagt, erfährt selbst mit Zug 2 b, so muß der Pragerhofer Lokomotivführer, welcher zur Bereitschaft für Zug 2 b aufgeschrieben war, die Stationsreserve des ungarischen Zugsführers übernehmen, obwohl er dienstordnungsncäßig den Zug 2 b zu übernehmen hatte. Außerdem hat der Pragerhofer Lokomotivführer turnusmäßig die ganze Nacht die Stationsreserve zu halten; daß auch dies eine zu große Dienstleistung, zugleich aber auch die reinste Frozzelei des Personals ist, rührt die Herren sehr wenig, denn wenn sich ein Führer über diesen Vorgang aufhält, so erhält er zur Antwort: „Sie werden den Dienst machen, zu dem Sie bestimmt sind I" Nun möchte das Personal. wissen, warum es einen Turnus hat und warum es Normen über Dienst und Ruhezeiten gibt, wenn dieselben jederzeit über den Haufen geworfen werden. Das Personal erklärt einmütig, daß dasselbe mit dem bestehenden Turnus zur Genüge belastet ist und für die Bewältigung von außergewöhnlichen Dienstleistungen der disponible Führer zu verwenden ist. Karin auch dieser Führer nicht alles bewältigen, so kann Herr Leis noch immer Sub, stauten vom Heizhaus Marburg ansprechen,, selbstverständlich müßte der Verkehr von außergewöhnlichen Dienstleistungen dem Heizhaus rechtzeitig bekanntgegeben werden. . Gelungen ist ein Zirkular, welches Herr Sets herausgegeben hat, in welchem er dem Personal Unkenntnis der Dienstesvorschriften vorwirft. Das Personal n’tnmt an, daß der Herr Leis sich der Schwere dieses Wortes sicher nicht bewußt war, weil, wenn solches zutreffend wäre, das Personal ja sofort vom Dienste abzuziehen wäre. Das Zirkular lautet: „Es wurde die Wahrnehmung gemacht, daß sich das Lokomotivpersonal den Aufträgen der Oberheizer, Lokomotiven im hiesigen Heizhaus zu überstellen, nicht nur ablehnend verhält, sondern dies direkt verweigert, was nur auf Unkenntnis der Dienstesvorschriften zurückzuführen ist." Er führt den Artikel 30, Punkt 2, und den Artikel 45, Punkt 1, trer Vorschriften für Lokomotivführer und Heizer an und droht, gegen Dawiderhandelnde strafweise vorzugehen. Nun haben wir uns diese Artikel angesehen, aber nicht gesunden, daß uns ein Heizhausverschub obliegt. Herr Leis darf sich das Wort (Heizhausmanipulation) nicht falsch auslegen, denn unter Heizhausmanipulation versteht man das Aus-rüsten der eigenen Lokomotive mit Wasser und Kohle, das gründliche Untersuchen derselben und das rechtzeitige Stellen der Lokomotive an den zur Ausfahrt bestimmten Platz. Weitere Schikanierungen hat das PersoNal wegen der oft total vernachlässigten Maschinen auszuhalten. Die Lagerbuxkeile haben manchmal 5 Millimeter Lutt, die übrigen Lager sind oft total ausgeschlagen. Hufs* gehläs und Blasrohr haben oft keine Wirkung, die Ltoß-Vorrichtung ist ausgeschlagen. Die Lokomotiven stoßen während der Fahrt derart, daß die Kohlen vorn ^ender rechts und links herunterfliegen, daß das Dach schepper und zum auseinanderfallen wackelt. Zum Bnwtd Lokomotive 144. Oder ote Lokomotive macht tauecht Dampf. Bei Beschwerdeführung über so eine Lokomotive heißt es: „Nur Sie können nicht fahren!" trotzdem tm Meldebuch des öfteren zu lesen ist, Lokomotive so und so ist zum Streckendienst nicht geeignet wegen zu starkem Stoßen. Wie leicht kann durch die herabfallenden Kohlenstücke ein Oberbauarbeiter verletzt werden. Wäre es da nicht Pflicht des Diensthabenden, wenn so eine Lokomotive vom Heizhaus Marburg herunterkommt, dieselbe sofort wieder hinauf zu schicken? 816er nein, das Personal muß mit so einer Lokomotive Dienst machen, und wenn jemand einen Anstand hat, so wird derselbe unbarmherzig bestraft. Kommt man mit einer Reparatur, so heißt es: „Machen Sie es, deshalb sind Sie ja Führer, dazu sind ja Ihre Jnstandhaltungsprämien, deshalb stecken Sie ja die Prämien ein." So wird das Personal zum Beispiel zu folgender Arbeit Verhalten: Nach der Nachtreserve oder nach dem Streckendienst die Lokomotive kaltmachen, die Regulatorstopfbüchse verpacken, oder es wird verlangt, die Hilfsgebläsflansche mit Kautschuk zu dichten, obwohl der Kutschuk nichts hält und Siebdichtungen dem Personal nicht zur Verfügung stehen. Lokomotivarbeiten stehen auf der Tagesordnung. Nun fragt das Personal, wer die dem Personal bei jeder Gelegenheit vorgeworfenen und beneideten Prämien verdient? Das Lokomotivpersonal Nr. 24 Wien, sonntag „Der Cif-übahmr.« < 1. September 1912 ,, , , Serie' v . Bei seinem schweren und verantwortungsvollen Dienst oder die Herren in der Kanzlei, welche in der Regel, besonders in der Nacht nicht Zeit haben, dem Heizmeister die eine oder andere Lokomotive zu überstellen? Ta heißt es: „Warten Sie, bis ein Führer kommt!" Nun ist auch nicht immer ein Führer da, und da ist der Heizmeister dann durch das ablehnende Verhalten der Herren gezwungen, die Lokomotive selbst zu überstellen, damit er nicht in seiner Arbeit aufgehalten wird. Wehe ihm aber, wenn er dabei betroffen wird, da wird er unbarmherzig angezeigt und hat natürlich die strengsten Strafen zu gewärtigen. Der Fall Schrammel I und der jüngste Fall Gorschek beweisen es zur Genüge. Assistent K i r ch e r scheint seinen Chef in Weisheit und Sekkatur übertreffen zu wollen. Er ließ einmal einen Führer noch der Nachtreserve von zu Hause holen, damit derselbe bei einer Lokomotive das linke mittlere Verkupplungslager beilegen sollte. Ein andermal verlangte er, daß der Führer bei einer nicht rekonstruierten Graz-Köflacher Lokomotive die Ranch-kastenspritzvorrichtung mittels des Absperrschraubens beim Speiskopf absperren sollte, um das fortwährende Einströmen des Wassers im Rauchkasten zu verhindern, ohne zu bedenken, daß dorlselbst die Rauchkastenspritzvorrichlung ganz unabhängig vom Speiskopf ist. Ein andermal ließ Herr St i r ch e r einen Lokomotivführer nach der Ankunft des Zuges 846, als derselbe feine Lokomotive schon umgedreht und zu den Kohlen behufs Auflegens gestellt hatte, aus dem Heizhaus hinausfahren, um bei Zug 31 einige Verschiebungen vorzunehmen, trotzdem die Zugslokomotive draußen stand und warten mußte bis der betreffende Lokomotivführer mit der Verschiebung bei Zug 31 fertig war. Nun fragt das Personal: Warum mußte die Lokomotive aus dem Heizhaus herausfahren, da ja doch die Zupslofomotitie bereitstand? Darum, weil es der Herr K r r ch e r mit dem Verkehr so vereinbart hatte und auch um seine Willkür zu zeigen. Ferner betonen wir auch, daß das Benehmen dieses Herrn dem Personal gegenüber sehr viel zu wünschen übrig läßt. So besitzt das Personal bei diesem Herrn, zum Beispiel das Lokomotivpersonal, keinen Namen mehr, da er fast jeden mit den Worten „Sö, Hörens!" oder „Sö, hams g'hort?" anruft; auch das Marburger Lokomotivpersonal kann ein Lied davon singen. Wir erinnern nur an den einen Fall in der Marburger Kaserne in Pragerhof. Das Personal erwartet, daß diese Ausführungen genügen werden, um eine Besserung der geschilderten Zustände herbeizuführen, und daß sich die Herren dem Personal gegenüber nunmehr so benehmen werden, wie es sich für Vorgesetzte geziemt, und daß sie die Lokomotivführer auch als Menschen Betrachten werden. Sollte dies nicht der Fall sein, so werden wir nächstens mit mehr aufwarten. Inland. Der Nationalverband und die deutfchgelbc „Arbeiterpartei". In Jglau fand kürzlich eine Versammlung der „Deutschen Arbeiterpartei" statt, in welcher besonders kräftig auf den Deutschen Nationalverband losgedroschen wurde. In einem diesbezüglichen Bericht in der „Deutschen Arbeiterzeitung", der nur den Verlauf vertoäffect wieder-gibt, heißt es unter anderem: „---- So scharf auch mit dem Verhalten der so. genannten Mehrheitsparteien, richtig Regierungsparteien, ins Gericht gegangen wurde, so scharf man insbesondere die Stellung des Deutschen Nationalverbandes, seine Abstim-mnng für die Regierung und gegen die Wählerschaft verurteilte, so unterblieb doch jeder persönliche Angriff Bis in die kleinsten Einzelheiten wurde die Demagogie der Regierungsparteien (Deutscher Nationalverband! Anmerkung der Redaktion), ihre Versprechungen gegenüber den Arbeitnehmern, ihr Zusammenknicken vor der Regierung, beleuchtet. Das Spiel mit den Eisenbahnern, StaatSbediensteten und Staatsarbeitern, mit der freien Lohnarbeiterschaft, wie mit dem vielgenannten »kleinen Mann«, wurde gebührend ausgedeckt. Es wurde ihre schmähliche Haltung in der Wehrrefornisrage und in der Angelegenheit der „Liebesgaben" für die adeligen und jüdischen Schnapsbrenner genau besprochen Trotzdem keinerlei Entschließungen gefaßt wurden, keine Mißtrauens-lundgebung erfolgte, war diese Versammlung doch eine einmütige Kundgebung des Mißtrauens gegen die Politik des Nationalverbandes." Wie unsere Leser wissen, haben unterdessen die Macher tn der Matrosengasse ihre „Arbeiterpartei" wieder an die Kette gelegt. * Ein Bekenntnis zum Antrag Tomschik legt jetzt die „Deutsche Arbeiter.Zeitung", das Organ der deutschnatwnalen Arbeiterpartei, ab. Ten Anlaß dazu bietet der „Deutsche Eisenbahner", Folge 21/22 wo me Herren Abgeordneten Heine und Stölzel den natio-nalverbändlSrischen Verrat an den bei Wahlen so viel« umworbenen Eisenbahnern zu beschönigen suchen. Aber 3nHm3*iJlber1[ Klingt nicht. Die „Deutsche Arbeiter. Zeitung konstatiert gegenüber Heine, daß r < 6°schraubten Argumentationen keineswegs geeignet sind, von der Gute der bürgerlichen Vertretung zu überzeugen; |}e * ft? a?er ^Aegen den unleugbaren Beweis, daß d i e 5* ? rtVi.ui m Bürgerlichen im allgemeinen und die tcS Deutschen Nationalverbandes im besonderen eine vollkommen schlechte war." ,. Horr f. k Baurat. wie wird Ihnen? Sie sind gründlich durchschaut! Das genannte Blatt spottet hier-auf nicht schlecht über Heines Ausreden, die „höhere Weihe der berechtigten Forderungen durch einstimmige Annahme des 38 Millionen-Resolutionsantrages über die Passivität der Staatsbahnen u. s. w., worauf es bissig bemerkt: 1 Ja, Herr Abgeordneter Heine, warum den Sozialdemokraten Demagogie vorwerfen? Diese müßten doch sehr dumm sein, wenn sie die politische Ungeschicklichkeit oder vielleicht Unaufrichtigkeit der bürgerlichen 'Abgeordneten nicht für ihre Zwecke ausnützen wurden. UeberdieS sind wir über die Kampferweise der Roten viel zu gut unterrichtet, als daß wir nichtunterscheidenkonnten. wodieDemagogie liegt. Diesmal tft die Demagogie auf Seite d e r b u r g e r l i ch e n A b g e o r d n e t e n. denn diese mutzten doch auch schon IM Dezember 1911 über die Passivität und über die Umstände, von denen sie die Durchführung der ^uweifuna der 38 Millionen an die Eisenbahner heute abhängig machen, unterrichtet sein und muhten schon damals als weise Politiker offenherzig. den Eisenbahnern sagen: »on .oossumus. Armer Heine! Alle seine sorgsam zusammengetragenen Ausreden werden von der „Deutschen Ar-beiter-Zeitung" schonungslos abgetan, auch der Hinweis auf die neuen Steuern, die man den Besitzlosen erbarmungslos herausschinden wolle, weiters die schon mehr als kühne Behauptung, daß der Nationalverband keine Klassenpvlitik treibe, endlich die alberne Ausrede, daß der § 14 in Kraft getreten wäre, wenn der Antrag Tomschik auf Bewilligung der 17 Millionen Kronen die Mehrheit erhalten hatte. Aber die „Deutsche Arbeiter-Zeitung" wird schon rechtzeitig wieder an die Kette gelegt werden.i Dr. Sylvester als Agitator für den Eucharistischen Kongreß. Das Präsidium des österreichischen Abgeordnetenhauses hat an alle römisch-katholischen Abgeordneten Einladungen zur Teilnahme am Eucharistischen Kongreß zugesendet. Natürlich war dazu die ausdrückliche Zustimmung des Präsidenten Dr. Sylvester notwendig. Sylvester als Agitator für eine klerikale Veranstaltung — die deutschen Helden werden immer belustigendere Figuren. * Zwei Erlässe der Staatsbahuberwaltung. Die Verwaltung der österreichischen Staatsbahnen unterscheidet sich bekanntlich von den Bahnverwaltungen anderer Lander dadurch, daß sie, statt in der Reisesaison durch ermäßigten Fahrpreis und Extrazüge den Verkehr zu erleichtern, alle Mittel anwendet, um den Leuten das Reisen zu verekeln, also, bildlich gesprochen, jnnen irrsinnigen Kaufmann mimt, der dem Andrang der Kunden dadurch begegnet, daß er sie beim Kragen erwischt und an die Lust setzt. Auch Heuer tut sie so; das heißt mit Weisem Unterschied. Nicht immer und überall. Weil es natürlich nicht angängig ist, mit dieser Methode bei jener Oberschichte anzufangen, die unter allen möglichen Titeln dauernd mit Freifahrscheinen erster Klasse ausgestattet ist, so müssen selbstverständlich vor allem die Kleinen und Wehrlosen, die Bediensteten der Staatsbahnen selbst, die nicht Oberbeamte sind, daran glauben, und so hat die Staatsbahndirektion zur Hebung der Dienstesfreudigkeit und im Interesse der klaglosen Abwicklung des Verkehrs einen Ukas erlassen, nach dem „die Bewilligung zur Benützung von Schnellzügen durch Bedienstete der staatlichen Eisenbahnverwaltung für die Zeit vom 28. Juni bis einichließlich 14. Juli und vom 1. bis 20, September hinsichtlich der Linien der Direktionsbezirke Wien, Linz, Innsbruck, Villach, Triest nur in besonderen Ausnahmsfällen, und wenn hiefür zwingende Gründe vorliegen, zu erteilen ist." Also gut. Die kleinen Leute vom Flügelrad werden verhalten, ihre kärgliche Erholungszeit in Bummelzügen zu verbringen, damit — nun eben damit sie all den Betbrüdern, Betschwestern und sonstigen Schlaucherln, die sich um 2 Kr. eine Teilnehmerkarte zum Eucharistischen Kongreß gekauft haben, in den Schnellzügen den Platz nicht schmälern, denn so lautet ein zweiter Erlaß derselben Staatsbahnverwaltung. Den Teilnehmern am Eucharistischen Kongreß in Wien wird vom 5. bis 22. September für Fahrkarten über 50 Kilometer bei Benützung des halben tarifmäßigen Fahrpreises in der dritten Klasse gewährt. — So ist's erreicht! Pfarrersköchin rutscht nobel im Schnellzug durch ganz Oesterreich, Eisenbahner mit Weib und Kind fahren langsam im Bummelzug hinterdrein. Einst und heute. Christus der Herr und Meister ist, wie die Geschichte lehrt und wie die Pfaffen es allezeit verkünden, arm und mittellos durch die Lande gezogen, er, der Sohn des Allmächtigen, wußte oft nicht, wo er des Abends fein Haupt hinlegen sollte. So wie ihm ging es auch seinen Jüngern, die mit ihm per pedes die Welt durchwanderten. Wandelte der Meister heute noch in persona auf Erden, könnte er sich besserer Zeiten freuen, denn feinen Gesellen geht es ebenso gut als den Prassern, die zu seiner Zeit lebten und die er so sehr bekämpfte, von denen er fagte, daß eher ein Kamel durch das Nadelöhr gehe denn ein Reicher in das Himmelreich. In welchem Gegen-fatz sich die heutigen Apostel zu ihren Vorgängern befinden, wird durch folgende Meldung des Olmützer „Pozor" recht treffend illustriert: Am eucharistischen Kongreß wird die Olmüher Diözese durch Kardinal Dr. Franz Bauer vertreten sein, der mit seinem ganzen Stab nach Wien kommen wird. Im Festzug wird Kardinal Bauer im historischen goldenen Wagen fahren, den der Kardinal nur an hohen Feiertagen benützt. Dieser Wagen stammt noch aus der Regierungszeit der Kaiserin Maria Theresia. Der ehemalige Fürsterzbischof Dr. Kohn ließ den Wagen kurz vor seiner Absetzung mit großem Aufwand Herrichten. Der Wagen wird nach Wien gebracht werden und von sechs Rappen, die auch von Olmütz nach Wien gebracht werden, gezogen sein. Sämtliche Diener und Lakaien erhalten neue Uniformen. Der Herr und Meister ging arm und obdachlos durch die Welt, seine Nachfolger fahren sechsspännig tn goldenen Prunkwagen, umgeben von einer Schar neu livrierter Lakaien. Tu, gläubiges Volk, denke einmal eine Weile nach! Ausland. Eiscnbahnarbeitcr als Streikbrecher kommandiert. In einem Essener' Speditions- und Fuhrbetrieb befinden sich die Fuhrleute und Kutscher seit über eine Woche im Streik. Die Bemühungen der Firma, Arbeitswillige zu bekommen, waren bisher wenig erfolgreich. Da griff die Eisenbahndirektion, die sich in letzter Zeit durch Maßregelung von organisierten Arbeitern und Beamten unrühmlich bemerkbar gemacht hat, der bestreikten Firma unter die Arme. Sie stellte Oberbauarbeiter, die obendrein nicht einmal fahren konnten, zur Verfügung. Wie diese bekundeten, seien sie g e z w u n g e n w o r d e n, diese Arbeit zu verrichte«. Bei ihrer Weigerung wären sie zweifellos entlassen worden. — Terrorismus der schlimmsten Art. , < y v ...«>»•- •<* Die Angst der russischen Regierung vor den Eisenbahn-arbeitet». Keine einzige Arbeiterkategorie ist von dem Wüten der Reaktion so betroffen worden, wie die Eisenbahnarbeiter und Angestellten. Und das ist leicht begreiflich. Die Regierung kann es heute nicht vergessen, daß es in erster Linie die grandiosen Eisenbahnerstreiks des Jahre? 1905 waren, die sie damals zu Konzessionen zwangen Nach Niederwerfung des Dezemberaufstandes feierte die Reaktion auch auf den Eisenbahnen ihre blutigen Triumphe, warf sie Tausende Eisenbahner aus die Straße und noch heute finden sich Nachklänge dieses Wütens in Form von Prozessen, die gegen die Teilnehmer dieses Streiks angestrengt worden sind. Es schien nun, daß die Regierung sich damit zufrieden geben könnte. Weit gefehlt. Trotz ihrer äußeren Erfolge fühlt sie, wie unsicher und schwankend ihre Lage ist, und versucht deshalb immer neue Mittel, um künftige Volksbewegungen schon im Keime zu ersticken. Vor einigen Jahren schon rüstete sie eine Reihe gepanzerter Eisenbahnzüge aus, die die „Ordnung" aus den Bahnlinien nötigenfalls wieder herzustellen hgben. Und jetzt wird in Regierungskreisen eifrig diskutiert, daß die Organisierung von Streikbrecherkolonnen auf den Eisenbahnen notwendig ist. Aus Arbeitern der Eisenbahnwerkstätten sollen spezielle Kolonnen gebildet werden, die die „Ordnung" auf den Bahnen zu wahren haben und aus Angestellten aller Eisenbahnbetriebe soll ein sogenanntes „Exploitationskorps" gebildet werden, das die „Moral und >das Pflichtgefühl" der Eisenbahner heben und als Schutzwall gegen die Revolution dienen soll. Die Reptilienpresse und vor allem der Regierungsmoniteur „Nowoje Wrernja" begrüßen natürlich das neue Vorhaben der Bureaukratie mit Entzücken: „Gegenwärtig geben die Bahnen jährlich drei Millionen Rubel für Wachmannschaften aus," schreibt Menschikosf in der „Nowoje Wremja". „Wird aber das Exploitationskorps gebildet, dann bedarf man dieser Wachmannschaften nicht mehr." Die Eisenbahnen sind ein neuer Faktor in der Geschichte der Revolution geworden, und das Jahr 1905 hat gezeigt, wie wichtig es für jede Regierung ist, sich die Herrschaft über sie zu sichern. Da die Eisenbahn* angestellten dieselben geblieben sind und die revolutionäre Gärung unter ihnen bloß latente Formen angenommen hat, so ist es klar, daß die Regierung jetzt entsprechende Maßregeln ergreifen muß. Mit anderen Worten: die Zukunft Rußlands, die Existenz der Regierung hängt von den geplanten Streikbrecherkolonnen auf den Bahnen ab. Es fehlt bloß eine Kleinigkeit — die Arbeiter, die sich dazu hergeben würden, Polizei- und Streikbrecherdienste auf den Bahnen zu leisten und gegen die kompakte Masse der Eisenbahner vorzugehen. Das erkennt sogar derselbe Menschikosf an. „Man hat ein ausgezeichnetes Projekt ersonnen, aber leider zu spät!" schließt er melancholisch und empfiehlt, alle diejenigen Personen aus dem Dienst zu entlassen, die, durch „hohen Posten und Orden" geschützt, ein revolutionäres Korps auf den Bahnen herangebildet haben. Zu spat! Denn nicht liberale „höhere Angestellte" •— wie es der reaktionäre Autor meint — organisieren die Massen der Eisenbahner, sondern klassenbewußte Arbeiter, die schon 1905 ihren Mann gestanden haben und auch in Zukunft ihren Posten behaupten werden, - * Die Eisenbahnen Großbritanniens im Jahre 1910. Das „New Southwales Railway Budget" bringt die Ziffern über die Betriebslängen der Eisenbahnen von Großbritannien im Jahre 1910 mt euer Gegenüberstellung der Ziffern des Jahres 1900. Die nachfolgend in Klammern angeführten Zahlen belaufen sich auf das Jahr 1910. Die im Betriebe befindliche Meilenanzahl belief sich in 1910 im Vereinigten Königtum auf 23.387 (21.855 + 1532) Meilen, in Indien auf 32.099 (24.753 + 7346) Meilen, in Kanada 25.780 (17.657 -j- 8123) Meilen, in Australien 17.248 (13.231 + 4017) Meilen, in Südafrika 9779 (4943 + 4836) Meilen, in Neuseeland 2782 (2300 + 482) Meilen, in den anderen Kolonien betrug die Meilenanzahl 3351 gegen 627 im Jahre 1900 ober um 2724 Meilen mehr als vor zehn Jahren. Die Gesamtmeilenanzahl der britischen Eisenbahnen belef sich sonach aus 114.426 m Jahre 1911 gegenüber 85.365 Meilen im Jahre 1900; es ist dies eine Zunahme um 29.061 Meilen.___________________________________ Aus dem Gerichtssaal. Das Verkehrsbündlerische Leichenschänderblatt. / Herr Tschulik kneift aus. Zu den Mistblättern, die an dem verunglückten Abgeordneten Franz Silbe rer Leichenschändung verübten, gehört auch die christlichsoziale „Oesterreichisch.urigarische Eisenbahnerzeitung", deren Herausgeber und verantwortlicher Redakteur der christlichsoziale „Arbeiterführer" Franz SK f ch u-I i I ist. Der Lump, der in diesem Blatt über Silber« „schrieb", hat die Verunglimpfung des Toten in ganz besonders lausbübischer Weise betrieben. In Form einer „Parte", die wir damals unseren Lesern vorführten, und die die lieber* schrift hatte: „Er ist auferstanden! Er lebt!" wurde eine Notiz gebracht, in der es hieß, daß der von den Genossen Wiens und Umgebung mit Krokodilstränen beweinte und mit orientalischen Wehklagen betrauerte Genosse Franz Silberer, der angeblich verunglückt fei, jenseits des Ozeans in Newyork lebe. Und um die Gemeinheit noch zu überbieten, fügte der leichen-schänderische Lausbub noch hinzu: „Kranzspenden werden ver. beten, Geldspenden jedoch noch weiter angenommen. Für das Dauerandenken des teuren Geretteten wird Frau Justitia sorgen. Seine Verdienste folgen ihm als Reisegepäck nach. Die schwer betroffenen Genossen von Wien und Umgebung." Die Schwester des Genossen Silberer brachte nun gegen den Tschulik, den Redakteur des Schandblattcs, durch Dr. Ingwer die Klage ein. Da Tschulik angab, er habe die „Notiz" nicht verfaßt und vor der Drucklegung nicht gelesen, war kürzlich vor dem Bezirksgericht Josefstadt die Verhandlung wegen Vernalässiguny' der pflichtgemäßen Obsorge. Zur Verhandlung kam für den Tschulik als Verteidiger Dr. K l i nt o s ch. Dieser begann damit, daß er das Recht des Fräuleins Silberer, >tzu klagen, in Zweifel zog. Der Redakteur des Leichenschänderölattes und fein Verteidiger wollten mit einer, juristischen Finesse, um. die .Verantwortung herum« (------------------------------------------------------------------- kommen. Dr. Klimosch hatte nämlich den haarsträubenden ©in« 'fall, zu sagen, wenn die Klage vor Auffindung der Leiche ein« gebracht sei, sei sie unwirksam. Abgesehen davon, datz das ein Unsinn ist, ist die Klage erst nach der Auffindung erhoben worden, so daß der Herr Doktor mit seiner artigen Entdeckung abblitzte. Dr. Ingwer charakterisierte die christlichsoziale Prozessiermethode mit dem treffenden Witz: „Ich war darauf gefaßt, daß der Geklagte sogar bestreiten wird, daß die Klägerin die Schwester des verstorbenen Silbercr ist." t Dr. Ingwer führte nun aus, dieser Prozeß betreffe lediglich ein Tausendstel der Fälle, in denen das Andenken eines Toten in unqualisizicrbarcr Weise geschändet wurde und in denen Abgeordneter Franz Silbercr, dessen Ehrenhaftigkeit und dessen tadelloser Charakter über jeden Zweifel erhaben sind, noch im Tode verunglimpft worden ist. In der „Parte" wird der Tote nicht nur verspottet, sondern auch einer strafbaren Handlung beschuldigt. — Der Verteidiger Dr. Klimosch. ein Advokat, der vor keiner Blamage zuriickschreckt, schämte sich nicht, zu sagen, die „Notiz" richte sich nicht gegen die Person Silberers, sondern nur gegen die sozialdemokratische Partei. Man hört aus Verteidigermund manche verwegene Behauptung, aber solchen Unsinn hat man noch nicht vernommen. Bczirksrichtcr Dr. Stolz verurteilte den Tschulik zu 120 Kr. Geldstrafe und zur Veröffentlichung des Urteils in seinem Blättchen und in der „Arbeite r-Z c i t u n g." Gegen eine Reihe von Leichcnschändcrblättern schwebt noch das Verfahren, so auch gegen die saubere „Rcichspost" des Leichenschänders Funder. ' Zusammenstoß mit einem Fuhrwerk. Am 15. Mai d. I. stieß bei einer Wcgübcrsctzung zwischen Stetten und Korneuhurg auf der Strecke der niederösterreichischcn Landesbahnen der von dem Lokomotivführer Franz K r e j c i geführte Personcnzug mit einem von seinem Eigentümer gelenkten Leiterwagen zusammen. Das Pferd blieb unver- letzt, der Wagen wurde jedoch zertrümmert und der Lenker in einen Wassergraben geschleudert und verletzt. Wegen dieses Vorfalles hatte sich der Lokomotivführer vor dem Bezirksgericht Korneuburg wegen Ucbcrtrctung des § 432 zu verantworten. Hiebei wurde er von Dr. H a r p n c r vertreten. In wiederholt fortgesetzter Verhandlung gelang es den Nachweis zu erbringen, daß den Lokomotivführer kein Verschulden treffe und daß er sogar mehr als seine Pflicht getan habe. Vor dieser fraglichen Wegübersetzung befindet sich nämlich kein Pfeifpflock, da von ihr aus die Bahntrasse auf mindestens 200 Meter zu überblicken ist. Nichtsdestoweniger hat K r e j ö i, wie in der Verhandlung erwiesen wurde, ein Warnungssignal gegeben. Zwar führte der Verletzte eine Menge von Zeugen an, die sich als Passagiere in dem Zug befunden hatten und aussagten, es sei kein Signal gegeben worden. Doch stand diese Aussage im Widerspruch mit den Angaben .sämtlicher Zugsbcgleiter, die nach ihrer Aussage das Signal vernommen hatten. Der Verteidiger wies in seinem Schlußwort darauf hin, daß, wenn das Gericht der Ansicht sei, daß Krejöi, trotzdem kein Pfeifpflock an der fraglichen Stelle sich befindet, doch verpflichtet war, zu pfeifen, es den Angaben der vernommenen Eiscnbahnbcdienstetcn mehr Glauben schenken müsse, als denen der Passagiere; denn die Zugs-begleiter seien gewohnt, auf Signale zu achten, was bei Paffagieren, die sich meist in geschloffenen Coupes und im Gespräch befänden, nicht zutresfe. Es wäre im übrigen nicht der Lokomotivführer des Zuges, sondern der Verletzte anzu-klagen, da es seine Pflicht gewesen wäre, vor der Wegüber-setzung abzusteigen und das Pferd beim Zügel zu halten, so daß es nicht beim Herannahen des Zuges, wie es ja dann tatsächlich der Fall war, scheu werden und in den Zug hineinspringen könne. Der Richter pflichtete diesen Ausführungen .bei und ging mit einem F r e i s p r n ch vor. Streiflichter. ■! ReichSbundgermimen. Der „Rcrchsbund. deutscher Eisenbahner'. der in seinen Reihen selbstverständlich nur rassenrcine Germanen, Zimbern und Teutonen zählt, und programmgemäß gegen alles „völkische Fremdtum" ankämpfcn mutz, veröffentlicht in der letzten Nummer seines Organs („Folge 24 vom 20. Erntin g") die Kandidatenliste für die Wahlen in die Personalkommission der Nordbahn. Darunter befinden sich folgende. „Cheruskersöhne": 6apka, Sxkora, Doökal, Ö c r rn 6 f, V y ch o d i l, R i ö k a, Nezdaril, N ä m e ö c k, Korlnek und K r a t o ch v i I. O, wie-weihevoll wird es sein, wenn Pani K r a t o ch v i l, V t, ch o d i l e tuti guanti aus „germanischer Heldenbrust" wie zum Sturm gegen die „internationalen Roten" singen werden: „Und cs ertönt in ernsten Feicrklängcn Das deutsche Lied .,. Nur kein Rechtsschutz! Die neu geschaffene gelbe Gewerkschaft bei der A.-T. E. ist eifrig am Werke, Mitglieder cinzu-fangen. Sämtlichen Bediensteten wurde, natürlich meist durch die Vorgesetzten, eine Beitrittserklärung übermittelt, die allerdings in manchen Fällen ihren Zweck verfehlt, weil sie jeden denkenden Arbeiter bestimmt vom Beitritt zum „Verein der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der A.-T. E." abhalten muß. Der Arbeiter, der die Beitrittserklärung unterzeichnet, erklärt nämlich damit zugleich, keinem der Fachverbände anzugehören, welche Rechtsschutz gewähren. Diese Aufnahmsbedingungen kennzeichnet deutlich genug den Charakter der neuen „Organisation". Es wird zwar keinem gewerkschaftlich organisierten Eisenbahner einfallen, freiwillig diesem gelben Verein betzutreten, immerhin ist es aber von Interesse zu erfahren, daß die Gelben vor allem vom Rechtsschutz nichts wissen wollen. Bei wenigen Bahnen brauchen die Bediensteten so notwendig de» Rechtsschutz wie bei der A.-T. E., wie an zahlreichen Beispielen ohne Mühe nachgcwiesen werden könnte. Die braven Gelben aber machen cs zur Aufnahmbedingung ihrer Tischgesellschaft, daß der Bedienstete, der heiraten will, keinem Fachverband angchört, der Rechtsschutz gewährt. Freilich, die Leutchen, die dem Verein angehören, der sich so sehr des Wohlwollens der Verwaltung erfreut, werden nie Rechtsschutz brauchen. Der zufriedene Knecht, der nichts anderes sein will als Knecht, wird immer demütig die Hand seines Herrn küssen, auch wenn sie ihn einmal schlügt! ' Arbeiterprämiierungen auf der A.-T.-E. Aus der bürget-lichen Presse ist zu ersehen, daß am 18. August an 3 7 St r» beiter der Aussig-Tepliher-Eiscnbahn Geld-delohnungen im Betrage von je 200 Kr. gegeben wurden. Diese Beteilung war mit einer kleinen Feier verbunden, an der unter anderen auch der Generaldirektor E n d c r c s und der Verwaltungsratspräsident W o l f r u m teilnahmen. Dieser gab — so heißt es in den Berichten der bürgerlichen Blätter — seiner Freude Ausdruck, eine so große Anzahl treuer und fleißiger Arbeiter der Aussig-Teplitzer Eisenbahn persönlich kennen zu lernen. Jeder einzelne könne das Unternehmen durch Vernachlässigung seiner Pflichten schädigen, durch treu* ergebene Arbeit aher ihm nützen. .Gegenseitiges Vertrauen sei die Grundlage für das Gedeihen jedes großen Unternehmens und für die Wohlfahrt der Arbeiter, die sich davor hüten mögen, daß von irgendwelcher Seite in Verfolgung Politischer oder gar eigennütziger Zwecke Zwietracht zwischen Dien st ge b er und Dien st« nehmet gesät und hiedurch das Unternehmen und seine Bediensteten gleicherweise geschädigt werden. — Wie viel der Verwaltung der A.-T. E. daran gelegen ist, Dienstgeber und Dienstnehmer zu einem Verhältnis zusammenzubringen, das den höchsten Ausdruck von eitel Friede darstellt, zeigt der uns zufällig in die Hände geratene Erlaß Nr. 186, der in der Ausgabe der Dienstcsvorschriftcn vom 3. Mai veröffentlicht ist. Darin heißt es nämlich, daß die Prämiierung im selben Umfange auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werde, bis alle berücksichtigungswürdigen Arbeiter mit mehr als 25jährigcr Dienstzeit beteilt.fein werden. Am Schluß heißt es noch: Arbeiter, welche aus irgendeinem Grunde bei der Prämiierung übergangen wurden, können ... in den folgenden Jahren wieder vorgeschlagen werden! Wir wollen es gleich rund heraus sagen: Der Verwaltung handelt cs sich darum, den Eindruck zu erwecken, als ob sie Gott weiß wie arbeiterfreundlich wäre. 216er cs dauert immer merkwürdig lange, bevor sich die löbliche Verwaltung zu einer arbcitersreundlichen Tat ausschwingt. Bei vielen anderen Eisenbahnen, so bei der k. k. Staatsbahn, wird die Prämiierung von langdicnenden. Bediensteten und 2lrbeitern schon viele Jahre borge-n o m in c n, und was das Wichtigste ist, dort werden die zu Beschenkenden nicht aus der Apothckerwage abgewogen, ob sie auch wirklich „berücksichtigungswert" sind; alle ohne Unterschied erhalten dort die Prämie. Bei der 2l.-T.-E. sind, wie es in den erwähnten Erlaß ausdrücklich heißt, 50 Arbeiter zur Prämiierung vorgeschlagcn worden, aber nur 37 Arbeiter haben sie tatsächlich erhalten. Bei der 2luswahl der zu beschenkenden 2lrbeiter, die einen genügenden Grad von Berücksichtigungswürdigkeit aufwiesen, ist man recht vorsichtig zu Werke gegangen: Arbeiter, die eine 43jährige Dienstzeit zu-rückgelcgt haben, wurden vornehm übersehen. Die Eigenschaft „berücksichtigungswert" scheint aber nach der Meinung der Verwaltung den Bediensteten wahrscheinlich auch dann anzu-haftcn, wenn sie schon einmal mit jenen Paragraphen des Strafgesetzes in Widerspruch geraten sind, die von der gewaltsamen oder listigen Aneignung fremden Eigentums handeln. Aber gesetzt den Fall, daß alle 2lrbeiter ohne 2lus-nahme diese Prämien erhalten; ist ihnen mit den 200 Kr. viel geholfen? Gewiß nicht. Viel mehr als diese Gcschenk-macherei wäre die Erhöhung der Provisionsfondsbezüge am Platze, denn dadurch würde den alten, im Dienste der Eisenbahn mürbe gewordenen Bediensteten und Arbeitern ein dauernder Nutzen erwachsen. Man vergesse nicht darauf, dah pensionierte Eisenbahner gezwungen waren, ihr Leben voll Arbeit als Straßenkehrer zu beschließen, weil die „Pension" zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist. Ob diesen Armen ihr Los versüßt würde, wollte man an ihre Besen an geeigneter Stelle weithin sichtbar eine Signatur anbringen, aus welcher zu ersehen ist, daß es sich um Pensionäre handelt, kann vielleicht Herr Endercs erwägen. 2lbcr sei dem wie ihm wolle, die moderne Gewerkschaftsorganisation ist und bleibt das einzige Mittel zur Beseitigung der krassesten Formen der 2lusbeutung und wenn der Wolfrum noch soviel von der Harmonie zwischen Kapital und 2lrbcit salbadert. Die Winkelvercinkrankheit. Die krankhafte Sucht nach Titeln und danach, in der Öffentlichkeit eine Rolle zu spielen, hat wieder bei einigen Leuten das Verlangen erweckt, Vcr-bandslcitung zu spielen. Um diesen Wunsch in Wirklichkeit umzusetzen, schicken sie vorsichtig, den Namen des Villacher Verschub- und Wächterpersonals mißbrauchend, Briefe an einzelne Stationen, deren Inhalt wir nachstehend wiedergeben, ohne an dem Originaltexte etwas zu ändern: Gcherter Genosse! DaS gesamte Verschub, und Wachtcrpersonal von Villach Süd- und Staatsbahn und Nachbarstationen ersucht dich herzlich um eine kurze 2lntwort und Beratung. Wir haben beschlossen alle zusammen einen Verschieber und Wächter Verband 'zu gründen, wir wollen uns alle vereinigen Süd und Staatsbahn und mit voller Kraft arbeiten, das wird selbstverständlich jeder selbst wissen, daß es so wie heute nicht weiter gehen kann wir uns selbst helfen können wird uns geholfen sein Der Zweck dieses Verbandes sollte haben! Dass Verschub und Wächterpersonal selbst in eine eigene Kraft, und Macht verträten sein sollte, weil wir die schlechtesten und Elendigsten Kategorien sind, weil wir am meisten die grösten Schindludern sind. Wir brauchen dann nur einen Betrag zahlen von 50—60 H. per Monat aber nicht wie beim Nechtschutz 1'30 H. und wir haben die gleichen Begünstigungen so wie heute. Die Zentrale wird da uns sehr dagegen sein aber machen können sie uns nichts, wir müssen auf uns selbst schauen und sorgen, weil wir eine große starke Macht sind, wir wollen Selbständig fein, der beim Recht schütz bleiben will kann bleiben Gehertcr Genosse. Wir ersuchen dass alles in Geheimen bleibt, weil wir werden alle größeren Stationen ansragen wir ersuchen dich du möchtest so gut sein, deine Kollegen fragen in geheimen, was die sagen dazu, ob sie dafür sind oder dagegen, hoffentlich wall dafür, und bitte dich beantworte es mir sofort ganz kurz was du dazu glaubst, wir müssen einmal aufstehen sonst kamen wir nicht weiter, darum auf gehcrtcn Kolegen für die eigenen Interessen. Wir ersuchen um baldige Antwort, dass wir sofort wieder weiter arbeiten können. Mit GrusS " Dass gesammte Verschub und Wächterpersonal von Villach, bitte die Adresse Klammer Franz Verschieber Villach Hauptbahnhof. Die Wiener Genossen dieser beiden Kategorien, die dieses Schreiben gleichfalls erhielten, wollen dasselbe nicht unbeantwortet lassen. Sie ersuchen uns, ihre offene 2lntwort im „Eisenbahner" zu veröffentlichen. Dieselbe lautet: 2ln Herrn Franz KI e m nt e r, Verschieber, Villach, Hauptvahnhof. Wir haben Ihr Schreiben vom 21. d. M. erhalten und auS diesem ersehen, daß wiederum durch Unverständnis der Sachlage ein neuer Unsinn geschehen soll. Es ist gewiß im Interesse des Verschub- und Wächterpersonals gelegen, wenn dieses in einer Organisation geeinigt ist. Eine derartige Organisation muß aber auf einer gesunden Basis aufgebaut sein und darf nicht auf Isolierung der einzelnen Kategorien hinstreben. Im Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschafts-Verein finden alle Kategorien recht gut ihre Vertretung, wenn der ehrliche Wille bei den Angehörigen der einzelnen Kategorien vorhanden ist, nach Kräften mitzuarbeiten. Dies beweist der Umstand, daß sowohl Kategorien mit zahlreichen Singe« hörigen als auch solche mit wenigen Slngehörigen mit dieser Organisation recht gut ihr Sluskommen finden. Datz es vorwärts geht, muh jeder ehrlich denkende Eisenbahner zugeben, er wird auch zu geben muffen, haß es nicht schneller vorwärts ginge, wenn wir in einigen Dutzenden Vereinen zersplittert wären, die sich ja dann doch wieder, ohne Rücksicht aus die Verschiedenheiten der Kategorien zusammenschließen müßten, wenn sie etwas unternehmen wollen. Was die finanziellen Leistungen anbelangt, können wir uns eine ernste Organisation von Wächtern und Verschiebern nicht vorstellen, die beim ersten größeren Rechtsschutzfall sich entweder vollstnädig ihrer Mittel entblößen, oder ihren Mitgliedern den Rcchtsbeistand versagen müßte. Es hätte da bei einer mangelhaften Vertretung vei Gericht ein Angehöriger dieser Kategorien, dem bei einem Unfall ein dienstliches Versehen vorgehalten wird, es bitter zu büßen, daß er es unterließ, sich durch Leistung eines entsprechenden Organisationsbeitrages, für derartige Fälle zu versichern. Gerade unsere Kategorien nehmen den Rechtsschutz des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereines stark in Anspruch und der einzelne, der die Beiträge leistet und nicht gezwungen ist, diese Einrichtungen in Anspruch zu nehmen, dankt der Vorsehung, daß nicht er bei einem Unfall beteiligt ist. Wir sind auch Gegner einer Geheimtuerei. Eine c h r l i cki c Sache verträgt das Tageslicht. Wir haben auch nichts von der Zentrale der Organisation zu fürchten. Laßt lieber eure Dummheit und werdet anständige Mitglieder der Gewerkschaft, dann werden wir uns bei der nächsten Konferenz schon verständigen! Die'organisierten Wächter und Verschieber Wiens. Wir haben. dieser offenen Antwort nicht viel hinzu-, zufügen, glauben wir doch, daß auch die Verschieber und Wächter der anderen Stationen so vernünftig handeln werden, Herrn Klammer und seinem eventuellen Anhang die richtige Slntwort zu geben. Es ist bezeichnend für derartige Vereinsmeiereien: Man kann der einheitlichen Organisation keine Unterlassungen vorwerfen und man weiß auch nicht die Mittet anzugeben, um günstigere Resultate zu erzielen, als diese; aber gegründet muh unter allen Umständen werden. Dann ist die Sehnsucht einiger Herren in Villach erfüllt, sie werden sich stolz „Verbandsvorstände" titulieren, und wir raten ihnen, sich auch bunte Schärpen zu kaufen und anzulegen, wie dies die Veteranen tun, damit ihr Vergnügen vollständig ist. Etwas von der k. k. Staatsbahndirektton Triest. Das Los der Statiouslciter einfach besetzter Stationen auf Lokalbahnen ist keilt beneidenswertes. Täglich von 5 Uhr früh bis 10 Uhr 15 Minuten nachts, und an Sonn- und Feiertagen von 5 Uhr früh bis 11 Uhr 30 Minuten nachts, somit täglich 17 Stunden und an Sonn- und Feiertagen 18 Stunden Dienst, mit einer einmal monatlichen Slblösung von 24 Stunden. Bekanntlich sind in einem Jahre 52 Sonn- und 15 Feiertage, somit zusammen 67 Tage, welche als Ruhetage für Menschen geschaffen sind. Von diesen 67 Ruhetagen darf aber ein wie ein Kettenhund angehängter Stationsleiter nur zwei Tage, sage zwei Tage im Jahre laut dessen Slblöseturnus genießen. Bittet so ein Kettenhund, Pardon Stationsleiter, nach drei bis vier Monaten um einen zweitägigen Urlaub, selbstverständlich auf einen Sonntag fallend, so bekommt selber gewiß statt des gewünschten Urlaubes die Antwort: Wegen Waffenübung oder hohen Krankenstände dermalen kein Substitut disponibel, oder noch viel schöner: Absenz in der Dauer von 24 Stunden alonto turnusmäßiger Ablösung bewilligt, mit der gleichzeitigen Bemerkung: Es wird die Erwartung ausgesprochen, daß die fortwährenden Msentte-rungen des Leiters ein Ende nehmen werden. Zur Be;orgung von Familienangelegenheiten ist turnusmäßige Ab-lösung notwendig. Also, nach drei bns vier, auch bis fünf Monaten kann man nicht einmal einen zweitägigen Urlaub zur Schlichtung von Familienangelegenheiten erreichen. Man darf aber nicht glauben, daß in derartigen Fällen wirklich kein Substitut disponibl ist. Wenn man von den nächstfolgenden zwei Stationen, welche mit einem Beamten und drei Stationsmeistern besetzt sind, die letzteren zumeist auch vollzählig vorhanden sind, einen Substituten auf 48 Stunden abdirigiercn würde. ließe sich die Sache machen. Es fehlt aber nur der gute Wille dazu. Es wäre daher sehr angezeigt, daß der betreffende Herr, der die Substitutionskommandierung inne hat, einmal aus ein Jahr den Dienst auf einer einfach besetzten Station, täglich von 5 Uhr früh bis 10 Uhr, respektive 11 Uhr 30 Minuten nachts, mit einer einmaligen monatlichen Ablösung von 24 Stunden versehen würde, um sich ein Bild zu verschaffen, wie angenehm eine solche Dienstleistung auf das Gemüt wirkt. Selber würde gewiß für die Hinkunft auf zweitägigen Urlaubsansuchen nicht mehr den Unsinn schreiben, zur Verrichtung van Familienangelegenheiten ist turnusmäßige Slblösung. was wirklich sehr human bei einer täglichen Dienstleistung von 17 bis 18 Stunden tst. Wie soll man sich diese 24 Stunden einmal im Monat aufteilcn, um die dringendsten Familienangelegenheiten und diverse Einkäufe für die Familie zu besorgen. Es wird der Künstler gesucht, der dieses Kunststück fertig bringt. Darum sei es euch, werte Kollegen, ans Herz gelegt, schließt euch gemeinsam an die allgemeine Eisenbahnerorganisation an, um endlich von derartigen Zuständen befreit zu werden. Wir. sind schon lange genug von verschiedenen .Kategorien* vereinen bei der Nase herumgeführt worden, auch für uns gibt cs nur den einen Weg zur Verbesserung dieser Zustände Die Wahlen in den Arbeitcrausschutz des Staatsbahn-direktionsbezirkes Linz. Stuck) die Wahlen in den Slrbcitcr-nusschtth des Linzer Direktionsbezirkes ergaben den Sieg der sozialdemokratischen Kandidatenliste. Es wurden gewählt: Für den Bau- und B a h n c rh a l t u n g s d i e n ft a!s Mitglieder: Anton Burghart, Maurer, Linz; Johann M ad l mayer, Oberbauarbeiter, Linz; Wolfgang Loidl, Zimmermann, Ischl, und Karl Baumgartner, Oberbau-arbeitet, St. Valentin. Als Ersatzmänner: Josef Geyer, Oberbauarbeiter, Linz; Johann Straßer, Oberbauarbetter, Linz; Johann Fried wagner, Zimmermann, Wels, und Karl Schwaiger, Oberbauarbeiter, Kirchdorf. Mit 1109 Stimmen. Die Christlichsozialen erhielten 817 Stimmen. Im Jahre 1909 erhielt die sozialdemokratische Liste 1184, die christlichsoziale 836 Stimmen. Für den Zugförderung 8- und Werk statte n-dienst als Mitglieder: Johann Gabriel, Schmied, Linz; Rudolf Feil mehr, Hilfsarbeiter, Linz; Sllois Schmiedhuber,. Kohlenarbeiter, Linz, und Matthias Henau e r, Hilfsarbeiter, Attnang. Als Ersatzmänner: Josef Mayr, Schlosser. Sinz; Johann Riesenhuber, Hilfsarbeiter, Linz; Michael Stadler. Kohlenarbeiter, Linz, und Johann Hasel mayer, Dreher, St. Valentin. Mit 699 (1909 660) Stimmen. Die Christlichsozialen erhielten 81 (1909 741 Stimmen. Für den S t a t i o n s-, Verkehrs- und Maga-zinsdicnst als Mitglieder: Johann Gstöttner, Magazinsarbeiter, Linz; Martin Mayr, Magazinsarbeiter, Linz; M. Schwarzkogler, Magazinsarbeiter, Slussee, und Anton Leidinger, Magazinsnrbciter, Wels. Als Ersatzmänner: Johann Kn oll, Gepäckträger, Linz; Franz Kcll ermann, Bremser, Linz; Florian Giretzlchner. Magazinsarbciter, St. Valentin, und Karl S e i m c l. Magazinsarbeiter. Simbach. Mit 465 (1909 362) Stimmen. Die Christlichsozialen erhielten 91 (1909 76) Stimmen. Das für uns gewiß erfreuliche Wahlresultat zeigt uns gleichzeitig, daß in einigen Bahnerhaltungssektionen des Linzer Direktionsbezirkes noch immerhin einige Slufkläruugsarbeit zu verrichten ist. So in den Bahncrhaltungssektionen Braunau. Budweis, Frankenmarkt, Jreijtadt, Kirchdorf, Schärding, Wels .und.Urfahr,. V v‘*' " v ■ '** "v ' " Berkehrsunglück in der Kreuzungsstation Birnbaum i. M. Am 18. August nach 7 Uhr abends durchfuhr der Zug Nr. 184 am Geleise II die Station. Gleichzeitig machte der am Geleise III stehende, aus zirka 98 Wagen und zwei Lokomotiven bestehende Zug Nr. 199 einen Durchgang. Er sollte wegen seiner Länge geteilt werden, um den Personenzug Nr. 29 Vorfahren zu lassen. Die zwei Lokomotiven wurden mit zirka 30 Wagen abgekuppelt und vorgefahren. Dann wurde von Stationsarbeitern abgewunken, aber der Zugteil bewegte sich noch immer langsam bei der Weichenwächterhütte weiter. Der diensthabende Wächterkontrollor ist mit den Schlüsseln die versperrten Weichen vorbereiten gegangen, hat aber gleichzeitig die am Geleise I liegende Weiche in Abzweigung nach Geleise II umgelegt. Im selben Moment sind aber auch die Lokomotiven schon schneller gefahren, so daß es diesem nicht mehr möglich wurde, die Weiche zurückzustellen und es war auch nicht mehr möglich, die Lokomotiven anzuhalten. Der am Geleise II fahrende Zug Nr 184 hat noch über 20 Wagen außerhalb der Polizei-marke gehabt, als der Zugteil des Zuges Nr. 199 mit der ersten Lokomotive in die Seite dieses Zuges entfuhr. Der Materialschaden war groß, zum größten Glück ist aber niemand verletzt worden. Die erste Lokomotive wurde beschädigt, konnte aber mit ihrem Zug weiterfahren. Vom Zug Nr. 184 wurden acht oder neun Wagen ganz zertrümmert und einige davon entgleisten. Mehrere Wagen wurden teilweise beschädigt. Auch der Oberbau wurde am Geleise II stark beschädigt, der Zugsverkehr wurde über die Geleise I und III aufrecht erhalten. Jetzt werden die Perkehrskontrollore die Schuldtragenden unter dem niedrigsten Personal suchen und vielleicht auch jemanden anklagen lassen. Die Hauptschuldtragenden sind nicht hier, die müssen oben.gesucht werden. Der erste ist der Oberinspektor, welcher diese Stelle für eine Station ausgesucht hat, trotzdem er von verschiedenen Vorstehervertretern des steuerzahlenden Publikums auf eine bessere Stelle aufmerksam gemacht wurde. Der zweite 'Schuldige ist derjenige, welcher so kurze Ausweichegeleise für so lange ,Züge und für eine Kreuzungsstation vorgeschlagen hat und der dritte der, der die Sicherungsanlagen noch immer nicht anbringen läßt. Die Bestandteile sollen schon lange vorbereitet sein, aber es soll das nötige Geld fehlen. Es würde gespart und auf einmal wird so viel Geld für Materialschaden hinausgeworfen. Die ganze Station ist unzweckmäßig errichtet worden. Zu weit von den in Betracht kommenden Dörfern entfernt und außerdem dürfen keine Zivilpersonen in die Züge einsteigen beziehungsweise auS-steigen. Die Personenzüge haben alle einen Aufenthalt unter einer Minute und doch ist es strenge verboten, auszusteigen, nur das Personal, welches dort wegen großer Entfernung jeder Einkaufsquelle Hunger leiden kann, darf die Züge Benützen. Aus dem Ausschuß des Probisionsfonds der k. f. StaatS-Lahnen. Eine stille, von dem weiten Kreise der Mitglieder gut nicht bemerkte Arbeit ist es, die unsere Genossen in dieser Humanitätsinstituion leisten, eine Arbeit, die den Mitgliedern Früchte in der Zukunft bringen wird, und wir zögern nicht, unseren Leserkreis mit der Tätigkeit der gewählten Ausschutzmitglieder bekannt zu machen. In der am 5. Juli d. I. stattgefundenen Ausschußsitzung des Provisionsfonds haben unsere Genossen folgende Anträge gestellt und begründet: 1. Gewährung der anderthalbfachen Dienstzeitanrech-nung bei der Bemessung der Provision für das gesamte Ver-schubpersonal. (Ein alter Antrag, der als Urgcnz eingebracht wurde.) 2. Gewährung der anderthalbfachen Diensizeitanrech-nung bei der Bemessung der Provision für die mit pneumatischen Werkzeugen arbeitenden Kesselschmiede. (Ebenfalls Urgenz.) 3. Herabsetzung der Gesamtdienstzeit von 35 auf 30 Jahre für jene Bediensteten und Arbeiter, welche die Anrechnung der anderthalbfachen Dienstzeit nicht genießen. (Urgenz.) 4. Einbeziehung von 40 Prozent des mit 1. Jänner 1912 erhöhten Ouartiergeldes (100 Kr.) in die Provisions-hemessung. 5. F^tsetzung eilte® Grundlohnes mit entsprechender Steigerung für die im Akkord arbeitenden Arbeiter der verstaatlichten Bahnen in der Höbe des @rundj#ftne§ der gleichen ■ Arbeiterkategorien der Stammlinien der k. k. Staatsbahncn. . 6. Fertigstellung der Badeanstalt in den Fondshäusern in der Klosterneuburgerstrahe im XX. Wiener Gemeindebezirk. 7. Weiterausbau von Fondshäusern in der Klosterneuburgerstraße. (Ein Petitum mit 305 Unterschriften als Beilage.) Ferner wurde noch eine Reihe von Wünschen und Beschwerden der Mitglieder beraten und die diesbezüglichen Anträge gestellt. Das k. k. Eisenbahnministerium teilte mit, daß den dem Provisionsfonds der f. f. Staatsbahnen neu beitretenden Mit-gittern der verstaatlichten Oe. N. W. B. die Nachzahlung früherer ^.tenstzeit analog den Bediensteten der f. k, Nordbahn einfach berechnet wird, wenn sie bis Ende dieses Jahres um einen solchen Nachkauf von Jahren attsuchen. Es wurde ferner nutgctcilt, daß der Bau von Personalhäusern für Krems am 26. Juli 1912, fürTarnopo 1 und Wels am 6. Sturmst 1912 Vergeben wurde. An den Eisenbahnbediensteten und Mitgliedern des Probisionsfonds liegt cs nun, durch erhöhte Tätigkeit in der Cr-ganisatioii die Aktionen des Ausschusses^^ Aus den Amtsblättern. Erlaß des Eisenüahnministeriums vom 17. Auanst 1912, $• 30.639 ex 1911. An alle Organe betreffend die Abänderung der provisorischen Bestimmungen für die Personalkommissionen und den Zentralausschusi für "A-blegenheiten der Bediensteten der k. f. öfter-r” ■ ^."atsbahncn und Regelung des Geschäfts-ganges 6ct Einbringung von Anträgen seitens der Mitglieder dieser Körperschaften. , ?ch fntde mich bestimmt, nachstehende Aenderungen o ,lab des Elsenbahnmini,terinms vom 23. März 19OT, & 17.013 (Amtsblatt 1907, XVIII Stück, Nr. 29), verlautbarten provisorischen Bestimmungen für die Personal-fommtfftonen und den Zentralausschuß für Perfonatonge--legenheiten der Bediensteten der f. k. österreichischen Staatsbahnen zu verfugen: § 1/ 'Absatz 2, hat künftig zu lauten: . „Die Sektion für Beamte umfaßt auch die Beamten-afpiranten, Volontäre und Bahnoffiziantinnen, jene der Unterbeamten, beziehungsweise Diener die Aushilfsunter, beamten, beziehungsweise Aushilfsdiencr." § 2. Absatz 1, erhält nachstehende Fassung: „Bei den Pcrfomtlkoinmiffionen der Staatsbahn-direktionen besteht die Sektion für Beamte stis acht, die Sektion für Unterbeamte ans sieben, jene für Diener aus neun gewählten Mitgliedern und aus je drei vom Staatsbahn. Direktor ernannten Mitgliedern." § 4, letzter Absatz, hat zu lauten: „Neben diesen gewählten Kommissionsmitgliedern ernennt der StaatSbahndircktor aus den Kreisen der Beamten, Unterbeamten und Diener je drei Mitalieder und deren Ersatzmänner für die betreffende Sckfion oer Personal-lommiffion; hiebei sind nach Tunlichkeit Bedienstete jener Verwendungskategorie zu berücksichtigen, welchen nicht bereits gewählte Mitglieder angehörcn." § 5, Absatz 1, hat zu lauten: „Der Tag der Wahl für die Personalkommissionen wird von jeder Staatsbahndirektion für ihren Amtsbereich bestimmt und in ihrem Amtsblatt mindestens zwei Wochen vor der Wahl verlautbart." § 6, 2. Absatz: In der vorletzten Zeile ist die Anzahl der gewählten Mitglieder des Zentralausschusses von „z w ö 1 f" auf „s e ch-zeh n" richtigzustellen. § 9, Absatz 1, erhält folgenden Zusatz: „Die Bahnoffiziantinnen sind hinsichtlich der Wahlberechtigung und der Wählbarkeit der Beamtengruppe an« gegliedert." § 16 erhält folgenden Wortlaut: „Die Namen der Sitzungsteilnehmer sowie der kurz-gefaßte Gang der Beratung und das Ergebnis der Abstimmung sind sowohl Bei dem Zentralausschuß sowie Bei den Personalkommissionen in einem Protokoll niedcrzulegen, für dessen Ausfertigung der Vorsitzende unter Zuziehung eines Schriftführers Sorge zu tragen hat. Jedem Mitglied der betreffenden Körperschaft wird eine Abschrift dieses Protokolls, welches im Original Beim Vorsitzenden in Verwahrung bleibt, eingehändigt. Spätestens im Verlauf von acht Tagen nach der Sitzung hat der Vorsitzende der Personalkommission eine Abschrift des Protokolls an die Staatsbahndirektion vorzulegen. ■ Sämtliche aus Anlaß der Kommissionssitzungen ergangenen Verfügungen sind nachträglich in den Originalprotokollen anzumerken. Die Einsichtnahme in die Original. Protokolle ist den Mitgliedern gelegentlich der Teilnahme an den folgenden (Sitzungen über Verlangen zu gestatten." Die vorstehenden Aenderungen und Ergänzungen treten sofort in Wirksamkeit. Weiters werden in teilweiser Abänderung und Ergänzung der Bestimmungen des Erlasses vom 7. November 1907, Zahl 52.623 (Amtsblatt des k. k. Eisenbahnministeriums 1907, LVIII. Stück, Nr. 85), für die Einbringung von Anträge» seitens der Mitglieder der Pcrfonalfommijfioneit und des Zentralausschusses folgende genau zu beachtende Weisungen erteilt: Die Behandlung konkreter Personalangelegenheiten Bleibt aus dem Wirkungskreis des Zentralausschusses sowie der Personalkommissionen ausgeschlossen; es sind daher diesbezügliche Initiativanträge ohne weitere Behandlung zurückzuweisen. Ebenso sind Anträge, welche Pensions-, Beziehungsweise Provisionsfondsangelcgenhcijcn Betreffen, als in den Pensions- beziehungsweise Provisionsfondsaüsschuß gehörig, von der Behandlung in den Personalkommissionen, beziehungsweise im Zcntralausschuß ausgeschlossen. Initiativanträge, welche in den Wirkungskreis der Personalkommissionen gehören, können nur von Mitgliedern dieser Kommissionen, Anträge, welche in den - Wirkungskreis des Zentralausschusses fallen, nur von Zentralausschuß- mitgliedern eingebracht, Beziehungsweise in der Betreffenden Körperschaft Behandelt werden. Es sind daher auch Initiativanträge, welche in den Wirkungskreis des Zentralausschusses fallen, sofern sie von einem diesem Ausschuß nicht aitge-hörenden Personalkommissionsmitglied eingpbracht werden, dem betreffenden Personalkommissionsmitglied ohne weitere Behandlung zurückzustellen. Initiativanträge der Personalkommissionsmitglieder sind unmittelbar an den Vorsitzenden der Personalkommission zu übermitteln. Initiativanträge der Zentralausschußmitglieder sind im Wege der Vorgesetzten Staatsbahndirektion an den Vorsitzenden des Zentralausschusses zu leiten. Initiativanträge können jederzeit eingebracht werden; sie können jedoch nur dann bei der der Einbringung nächstfolgenden Sitzung behandelt werden, wenn sie mindestens vierzehn Tage vor dem Sitzungstage Bei der berufenen Stelle eingelangt sind. Später einlangende Anträge können erst bei der zweitfolgenden Sitzung zur Behandlung gelangen. Jeder Antrag ist, um den Zeitpunkt der Einbringung desselben sicherzustellen, bei der in Betracht kommenden Staatsbahndirektion mit dem Präsentationsdatum zu vexsehen. Jeder einzelne Initiativantrag ist auf einem besonderen Bogen niederzuschreiben: eine eventucÄe schriftliche "Begründung ist dem Antrag abgesondert anzuschließen. Bei diesem Anlaß werden den Bediensteten die Schluß-Bestimmungen des zitierten Erlasses des Eisenbahnministeriums vom 7. November 1907, Z 52.623, in Erinnerung gebracht, welche lauten: „Nachdem durch die Einführung der mehrerwähnten Institutionen — unbeschadet des im § 21 der Dienstordnung für die Vorbringung von Wünschen und Beschwerden vorgeschriebenen ordentlichen Dienstweges — den Bediensteten noch das weitgehende Recht zugesprochen wurde, jederzeit Anliegen allgemeiner Natur durch selbst-gewählte Vertrauensmänner ihrer Dienstkategorie unmittelbar kompetente» Ortes vorzubringen und deren dienstliche Beratung unter Beteiligung dieser Vertrauensmänner selbst herbeizuführen, so ist von dem Personal in Hinkunft in dieser Richtung ausschließlich einer der vorbezeichneten Wege einzuhalten. Forster. Korrespondenzen. Knittelfeld. Die Beteuerungen des Hofrates O st h e i in bei seinem Amtsantritt in der Werkstätte Knittelfeld sind nicht in Erfüllung gegangen. Es war altes Gesprochene recht schön und gut, aber leider nicht wahr. Es ist hier die Werkstätte eine wahre Strafanstalt. In der Abteilung II wurden in einer Woche für 29 Kr. Strafen diktiert und alle nur wegen Kleinigkeiten. Hin auch der Staatsbahndirektion und dem Ministerium zu zeigen, was die Herren Beamten für Fehler machen, diene folgendes zur Kenntnis. Es wurden hier sieben Feuerbüchs-ringe für die Serie 97 Bestellt; die wurden selbstverständlich unter dem Dampfhammer zerschalgen und als Alteisen verkauft. Bevor man sie sortwars, hat man noch einen Schlaffer dazugestcllt, welcher aus allen vier Kanten einen Fleck auf* löthcn mußte. Selbstverständlich war diese Arbeit unnütz und es wurde nur eine Tonne Holzkohlen mehr verbrannt. Weiters sollte ein Zylinder der Serie 34 gehobelt werden; dabei mußte der Hilfsarbeiter den Techniker aufmerksam machen, daß dies nicht der rechte, sondern der linke Zylinder fei. Die Antwort des Technikers: „Ist ganz egal, ob rechts oder links!" Erst zwei Partieführer mußten beweisen, baß in.diesem Fall rechte nicht gleich links sei. Und was ist's mit dcit diversen Cefatl? Warum werden die immer zugcdeckt, weint eine Jnfpektion von der Direktion kommt? Was sagt die Direktion zu den Manipulationen bei den Kessdrevisioiteit und Kesselprämien? Bei Jahresschluß mußten unter jeder Bedingung einige Kessel gcprüpft (gedruckt) werden, tim die Prämien noch verrechnen zu können. Wie wahnsinnig wurde gearbeitet und es wurden jede Nacht Ueberjtunden gemacht. Hundert Siederohre wurden eingezogen, um den Kessel der Serie 69 prüfen zu können, dieselben mußten jedoch wieder herausgenontmeu werden, um die Einbauung. des Kommunikationsrohres zu ermöglichen. Dann standen dieselben Kessel zwei Monat im Freien, sie waren ja schon geprüft und die Prämien verrechnet. Es stünde den Herren Technikern sehr gut an, mehr auf die Arbeiten achtzugeben, so daß nicht durch verpatzte Aeuerbirchsen Tausende Kronen verloren gehen, wie dies zum Beispiel bei Serie 180 geschehen ist und weniger darauf bebacht zu sein, möglichst viele Tore einzurennen. Denn es ist jedenfalls das Hauptaugenmerk dieser Herren darauf gerichtet, Strafen zu erteilen und die Ansuchen um Freikarten durchznstreichcn. Aus diesem allen schon kann die Staatsbahndirektion die Notwendigkeit ersehen, daß die Fehlw in Knittelfeld gulgentadit werden und wir glauben, baß sie Tin Interesse daran hat, daß nicht allzuviel der breiten Öffentlichkeit bekanntgegeben wird, um die Blamage nicht noch größer zu machen. Sie soll darum die Herren Techniker beauftragen, sich nur um den zugewiesenen Dienst und nicht um alles andere zu kümmern. Knittelfeld. (A u s b e nt Betrieb b c r k. k. Staats-Bahn wer kstätte und Heizhaus in Knittelfeld.) Unter großem Tamtam wurde im Jänner in der bürgerliche» Presse von der riesengroßen Aufbesserung geschrien, welche die Eisenbahner erhalten haben, so baß es beit Anschein hatte als ob der Eisenbahner überhaupt nicht mehr zu arbeiten braucht und sich nur am Zahltag feinen Riesengehalt zu hole» Hai. Lohnaufbesserungen bis zu 40 H. wurden gegeben und mancher hat sich wirklich dadurch eine Berechnung aufgestellt, nach welcher et nun ein Besseres Drauskommen haben wird. Aber die Rechnung war ohne dem Wirt gemacht worden, welcher in diesem Falle der jeweilige Vorgesetzte ist. Es stellte sich nämlich heraus, daß diese Ausbesserungen nicht eine effektive Lohnerhöhung, sondern nur zum geringsten Teil eine solche war, während der größere Teil Lohnzulage, respektive Arbeitszulage gewesen ist, welche nur solange. an eine. Bezugsberechtigung gebunden ist, so lange der Arbeiter bei der gegenwärtigen Arbeit in Verwendung steht. Wenn nun der Arbeiter, zu einer anberen Arbeit eingeteilt wird, hat er auch den Anspruch auf diese Aufbesserung verloren und ist er sodann wieder an demselben Punkt angelangt, an dem er vor der Ausbesserung gestanden ist. Dieser „Schwindel" wird nun heute offenkundig, da man in der Wertstatte sowie in dem Heizhaus darangeht, die Leute zu anderen Arbeiten einguteilen und dadurch die Aufbesserung wieder wegnehmen zu können. Wir richten hiermit an die Staatsbahndirektion in Villach bic osseite Anfrage: I st ihr dies von uns ge schilderte Treiben in der Werk st.ä 11 c s o w ic t m Heizhaus in Kni11elfeld bekannt und was g c-denkt sie zur Abstellung dieser Unzuköm m-lichkeit zu veranlassen? Die Arbeiterschaft aber ersuchen wir, uns solche Fälle unverzüglich anzugeben, damit wir uns energisch gegen derlei Auslegungen zur Wehr setzen können. Knittelfeld. (A u s der W e r k st ä t t e K n 111 e I f e 1 d der k. k. S t a a t s b a h lt e n.) In der Werkstätte in Knittelfeld, Abteilung I, ist ein Werkmeister, der es ausgezeichnet versteht, sich einen rechten Werkmeifternimbus zu geben. Von der Arbeit versteht er geradeso viel, daß' die Werkstätte kein Kaffeehaus und die Arbeit keine Preferencepartie ist. Dieser Mann ist nun, um feine Unkenntnisse zu verdecken, außerordentlich protzig und er quält die Leute ganz unberechtigt wegen unbedeutender Angelegenheiten. Wir sind der Meinung, daß er nicht Ursache hätte, sich so hcrvorzutun, denn wenn man, so wie Herr Schober I, Brettergeschichten auf dem Gewissen hat, tut man nicht gut daran, die Arbeiter zu reizen. Man weiß, daß Herr Schöberl die Maschine Nr. 906 fünfmal in die Werkstäite zurücknehmen mußte, da dieselbe nicht gehen wollte. Er sagt zu seiner Entschuldigung, der fehlt cs nicht bei den Haxen, sondern beim Beuschel. Behoben hat er aber den Uebelstand nicht. Alte Partieführer werden wie Buben behandelt, und gerade bei Schöberl trifft es zu, daß er sich in einer Privatwerkstätte nicht seine Suppe verdienen könnte. Es fei bent Herrn empfohlen, sich etwas anständiger im Verkehr mit seinen Untergebenen zu benehmen. Knittelfclb. (Von b e r Bah » erhalt u n g s-f e k t i o n in Knittelfclb.) Alle Augenblicke kommt ein neuer Erlaß und neue Instruktionen, welche zur Durchführung den jeweiligen Dienstvorständen überlassen werben. Diese sind nun in ihrem Gebiet mit absoluter Gewalt a»s-gestattct unb haben selbstredend auch das Recht, die Erlässe nach ihrer Auffassung auszulegen. Daß da natürlich oft eine Mißgeburt herauskommt, ist eigentlich bei manchen Herren nicht verwunderlich. Zum Beispiel heißt es in einem alten Erlaß, baß bei Erteilung von Freikarten ein Urlaub notwendig ist, respektive daß der Bedienstete verpflichtet ist. bet Entfernungen von seinem Dienstort (Domizil) diese bei seinem Dienstvorstand zu melden. DieS ist bei jedem Entfernen notwendig. Wie legt nun die Bahnerhaltungssektion in Knittel« selb diese Bestimmung in einem Erlaß, Zahl 539 ex 1912 auf.? Da heißt es in Absatz 1, den Arbeitern sind nur auf Grund der denselben erteilten Urlaube Freifahrtscheine aus-zufolgen und in Absatz 2, laut Arbeitsordnung gebühren bat Arbeitern mit fünfjähriger Dienstzeit drei, den Arbeitern mit einer zehnjährigen Dienstzeit sechs Tage Urlaub. Im Absatz 3 heißt es, eS werde» i» Hinkunft nur mehr Ansuchen um Freifahrtscheine berücksichtigt, die mit UrlaubSausuchai Belegt sind. Nach dieser Auffassung würde der Bedienstete überhaupt nur eine Freikarte zu seinem Erholungsurlaub erhalten, was selbstredend den bisherigen Rechten jede Grundlage nehmen würde, und zwar Rechten, welche bisher aber noch unangetastet zu Recht bestehen und auch nicht b u r ii) einen solchen Erlaß der Bahnerhaltungs-sektion in Knittelfclb aus der, Welt geschaffen werden tonnen. Weiters hat der Arbeiter nicht erst mit fünf, säubern schon mit brei Jahren Anspruch auf einen Erholungsurlaub in obig angeführtem Ausmaß. E s würde sich darum empfehlen, wenn bic k. k. Staats-bahndirektion in Villach ihre Beamten besser belehren würbe. Lienz (Tirol). Das Lienzer Reservepersonal muß sehr oft ohne Streckenkenntnis nach Klagenfurt, eventuell nach Bleiburg, Unterdrauburg oder Marburg fahren. ES steht zwar in der Instruktion, daß es der Betreffende vom Beamten im Stundenpaß eintragen lassen soll, was aber in den seltensten Fällen geschieht, da viele Bedienstete davon nichts wissen. Die jungen Bedienstetetcn wagen es gar nicht, von dem Beamten derartiges zu verlangen, da viele Beamte kurz angebunden sind unb man der Gefahr ausgesetzt ist, wie das liebe Vieh behandelt zu werden. Es bittet daher das Personal von Lienz um Abhilfe. i Stockerau. Mitte August haben bic Bebienstetctcn einen Waggon Rcgiekoblc bezogen. Nach dem Verteilen blieben 400 Kilo übrig, welche bei ganzen Wagenladungen auf der ganzen Welt ' immer denjenigen gehörten, bic den Waggon kauften. So war es bis jetzt auch in Stockerau. Auf einmal war dies aber anders. Angeblich wegen der Zeitungen. E« mußte das Geld für das Uebergewicht auch cingcfcndct werden. Vier Tage später ober bekamen einige Beamte einen Waggon Kohle. Diese wurden jedoch nicht wieder so bekmnbelt, fonbern mußten auf ber stäbtischen Wage abgewogen werben. DaS Uebergewicht wurde nicht eingeschickt. ES waren bei diesem Waggon zwei Arbeiter auS bent Magazin, welche die Kohle in den Keller schaffen mußten; die anderen MagazinSarbeitcr, mußten für biese Arbeiter die Arbeit im Magazin leisten (Wiefinget und Eichinger). Dann hat eine Fuhre, 2720 Kilo, ein Finanzoberbeamter, natürlich ein strammer Deutschnationaler, bezogen. Was würben wohl die Herren sagen, wenn sich so etwas ein Roter erlauben würde, dq wäre die Disziplinarkammcr gleich da. Diese Herren schenken dann wieder, 10. Är, auf die Lifte, gsettg g > # Wien, Svnnrag «D-V GiMVSMev.' J\. TepkemSer 1912 _________/Ttr. L4 w555S*tw>w«e^-ww^*—-*" spielen die großen Wohltäter auf Kosten des Staates und haben aber selbst einige Kronen dabei in der Tasche. Wenn darüber gesprochen wird, läuft man zum Kadi, um die Missetäter einsperren zu lassen, die sich erfrechen, sich darüber zu erkundigen und die die Herren in ihrem Treiben untereinander beobachten und stören wollen. Czernowitz. (W i e die christlich sozialen 9? er» kehrsbiindler verle iwrt d c it.) Das in Czernowitz erscheinende „58 u t o to t n a e t" Volksblatt" vom 4. August 1912, Nr. 660, schreibt folgendes: Aus Eisenbahnerkreisen teilt man uns mit: Der sozialdemokratische Seligmacher Oppitz stellte kürzlich den Arbeiter Josef H a l u f neben dem auszahlenden Beamten im Heizhaus auf, welcher von jedem Bedienestten 1 Kr. für sozialdemokratische Zwecke verlangte. Einigen entriß HaluI das Geld mit Gewalt. Wie lange noch werden solche bestialische Zustände im Czernowitzer Heizhaus geduldet werden? In Wirklichkeit hat die Sache anders ausgeschaut; der Drehscheibenarbeiter Josef H a l u I ist mit einer Konsignation am 3. August 1912 zu den Vorgesetzten gegangen, dieselbe vidieren zu lassen, um für den seit Dezember 1911 kranken Heizer-Anton P en dyk, welcher noch provisorisch ist und dabei auch mehrere Kinder zu ernähren hat und in sehr großer Not sich befindet, einige Kronen Unterstützung zu sammeln. Das hatten nur einige Arbeiter unter sich besprochen und es wußte davon weder der Genosse O p p i tz noch andere in der Ortsgruppe. Der Drehscheibenarbeiter H a l u k entriß auch nicht mit Gewalt den Arbeitern die Gelder, wie es die christlichsoziale Preßkanaille schreibt, sondern es gab jeder, wieviel er wollte. Es wurden damals Kr. 1070 gesammelt, und zwar gab ein Ingenieur 1 Kr., 2 Personen je 10 H., 20 Personen je 20 H., 10 je 40 H. und 3 je BO H., zusammen 35 Personen. Es ist wieder ein gutes und überzeugendes Dokument für die Eisenbahner in der Bukowina. wer der christlichsoziale Verkehrsbund ist, und wie diese Gaukler verleumden. Wolfsüerft. Der Herr Stationsvorstand Bäcker ging gerade einige Tage vor dem 18. August in Urlaub. Seinem Stellvertreter, Herrn Adjunkt Sappe r, welcher beim gesamten Personal äußerst beliebt ist, gab er natürlich verschiedene Aufträge bei der Uebernahme, unter anderem auch, daß am 18. August mit dem dienstfreien Zugs- und Stationspersonal, welches im Monat August noch nicht in der Schule war, Schule zu halten sei. Das Personal ist natürlich erschienen, richtet aber jetzt an die kompetente Stelle die Anfrage, mit welchem Rechte Herr Vorstand Bäcker an einem Sonn- und Feiertag vormittags eine Schulung des Personals anordnen ,arf? Natürlich wird Herr Vorstand Ausreden finden, zum Beispiel vergessen zu haben ;c. Hoffentlich hat er aber einen Kalender. Vergißt ein ander«: Bediensteter etwas, so wird er bestraft, und zwar zuweilen recht empfindlich. Sonst schwefeln diese Herren immer von Deutschtum und Patriotismus; ein solcher Vorgang ist jedoch wohl am wenigsten geeignet, die Bediensteten patriotisch zu machen. Ueberall gibts am 18. August Paraden, Hochämter, Feste rc. und in Wolfsberg im Warteraum II. Klasse Schule über die verschiedenartigsten Dinge. Einen krasseren Gegensatz kann man wohl nicht mehr finden. Eichgraüen. Ein schwerer Unfall ereignete sich am Sonntag den 11. August 1912, der einen braven und guten Genossen lus unseren Reihen riß. Genosse Josef Havel versah den Dienst eines Markierers in der Station Eichgraben und bemerkte in Ausübung seines Dienstes trotz seiner Vorsicht den Schnellzug Nr. 6 nicht. Der Zug erfaßte ihn und in wenigen Augenblicken war er eine Leiche. Das Leichenbegängnis fand Mittwoch den 14. August unter sehr zahlreicher Beteiligung statt. Ehre seinem Angedenken! — Die Genossen von Wien I, Ortsgruppe XIV, sprechen sämtlichen Teilnehmern an dem Leichenbegängnis den besten Dank aus. Frau Havel dankt an dieser Stelle ebenfalls den Herren Beamten und den Kollegen ihres Gatten für die Beteiligung am Leichenbegängnis sowie für die Spenden wärmstens. St. Pölten. (Vom Bahnamt.) Wir haben unlängst berichtet, wie unser Bahnamtsvorstand Inspektor Szeleny an den Einkünften einer Toilettefrau Ersparungsmaßnahmen oornimmt und wollen heute das Bild feiner Menschenfreundlich, feit vervollständigen. Als ein Bediensteter erkrankte und da er nicht mehr gehen konnte, mittels Wagen nach Hause geschafft werden mußte, äußerte sich der Herr Vorstand, daß diese Krankheit nur vom vielen Essen und Trinken herstammt. Ein Kanzlist war krank und es wurde von dessen Pensionierung gesprochen. Da der Bedienstete erklärte, er könne, weil er noch zu wenig Dienstjahre habe, mit dieser Pension nicht auskoinmen, sagte der Menschenfreund Szeleny, da müsse man sich halt erschießen. Auch beim Strafen kommt seine Gerechtigkeitsliebe oft zum Ausdruck und das deshalb, weil die dummen Leute nicht emfehen wollen, daß es höchst gerecht ist, einen Menschen mit einigen Kronen zu strafen, ohne daß man eine Rechtfertigung zuläßt. So erging es einem Bediensteten im Telegraphen» ' burcau, da er es mit seinem bescheidenen Untertanenverstand nicht begreifen konnte, ohne Ursache gestraft zu werden und der sich rechtfertigen wollte. Diese Rechtfertigung muß auf Anordnung des Herrn Inspektors schriftlich erfolgen. Diesem Manne saate Szeleny: „Rechtfertigen können Sie sich, aber gestraft werden Sie doch." Der Herr Chef ist bemüht, die Kenntnisse der Direktionsorgane ins richtige Licht zu setzen. Er gab den Arbeitern einen Befehl. Als die Arbeiter erklärten, daß ein Oberinspektor der Direktion diese Arbeit anders angeschasft habe, daß also ein gegenteiliger Befehl vorliege, fagte Herr Szeleny folgendes: „Hören Sie mir mit die Oberinspektors auf. Die kommen und putzen sich die Ohren aus und gehen wieder. Wenn es auf mich antäinc, fo bekamen diese Herren überhaupt kein Geld." Einen Bediensteten wieder schickte der Herr Inspektor zum Doktor, um seinen Geisteszustand untersuchen zu lassen, ohne daß ein Grund dazu vorhanden war, was dadurch bewiesen ist, daß von seiten der k. k. Direktion der Betreffende nicht pensioniert wurde, wie es der Wunsch des Herrn Inspektors war, sondern das dieser nach Wien verfetzt wurde. Unsere Ansicht ist die: Es wäre am besten, wenn der Herr Szeleny sich baldigst selbst auf seinen Geisteszustand gründlich untersuchen lassen würde. Heinrichsthal. Am 17. August 1912 ereignete sich in der Station Heinrichsthal folgender-Zusammenstoß zwischen einem Personen- und einem Lastzug wegen unrichtiger Weichen-jtellung. Personenzug Nr. 1017 hat fahrplanmäßig scharfe Kreuzung mit dem Lastzug Nr. 1072 in einem Intervall von drei Minuten, Lastzug Nr. 1072 hat Ankunft um 2 Uhr 50 Minuten, Personenzug Nr. 1017 um 2 Uhr 53 Minuten. Am obgenannten Tage hatte der Lastzug Nr. 1072 zirka zwei Minuten Verspätung, mithin trafen beide Züge zugleich ein. Zug Nr. 1072 hat die Einfahrt auf Geleise I, Zug Nr 1017 auf Geleise II. Am obgenannten Tage fuhr aber Zug Nr. 1017 auch auf Geleise I. Da aber die Station stark im Bogen und im Gefälle liegt, konnte der Zusammenstoß nicht mehr verhindert werden. Schwer verletzt wurden ein Oberkondukteur und ein Manipulationskondukteur, leicht verletzt wurden ein Lokomotivführer, ein Heizer und mehrere Passagiere. Daß kein größeres Unglück passiert ist, ist nur darauf zurückzuführen, daß der Personenzug Nr. 1017 mit Lokomotiv-Serie 73 Vorspann hatte. Durch das Betätigen der Vakuumbremse und durch die Schwere der Lokomotive selbst wurde der Anprall abgeschwächt und der Personenzug geschützt, was an den beiden Maschinen deutlich zu ersehen war. Weiters wurde auch ein :rheblicher Materialschaden an Lastzugwagen verursacht. Nun müssen wir uns auch fragen, wer an diesem Zusammenstoß jchuldtragend sein wird. Die Station Heinrichsthal ist stets mit Wagen überfüllt und mit der Auf- und Abgabe von Gütern stark Beschäftigt, weil hier die zweitgrößte Papierfabrik im Ort ist, so daß es auch,an zu Befördernden Gütern und Arbeit nie mangelt. Die Station ist mit einem Vorstand, einem Assistenten, einem Stationsmeister und drei ArBeitern Besetzt. Der Stationsmeister geht regelmäßig auf Substitutionen, was auch am kritischen Tag der Fall war. Am obgenannten Tage hatte der Herr Vorstand selbst Dienst. Der Diensthabende soll selbst alles besorgen, Fahrkarten ausgeben, Reisegebäck abseitigen, Signale beachten und geben, Züge empfangen und die Wechselkontrolle vornehmen. Da das Sparshstein Bei der k. k. StaatsBahndirektion Olrniitz stark BetrieBen wird, werden definitive Posten aufgelöst und mit ArBeitern besetzt. Das ist auch in der Station Heinrichsthal der Fall, wo nur drei Ar-Beiter vorhanden sind, welche den ganzen Magazins- und Stationsdienst versehen müssen und sich schon jahrelang plagen; für ihre Mühe werden sie nicht einmal ausgenommen und angestellt. Zur Zeit des Unglücks waren die zwei älteren ArBeiter, welche den Wechseldicnst regelmäßig versahen, zur WasfenüBung eingedickt und mußte daher der jüngste ArBeiter den Wechseldienst versehen. Dieser Arbeiter war, weil die anderen Arbeiter eingerückt waren, mit Arbeit üBcrhäuft und hatte auch am kritischen Tag schon sehr lange Dienst. Er mußte von einem Stationsende zum anderen laufen, um das Freistellen für die Züge zu Besorgen. Bei Zug Nr. 1017 stellte er zuerst die Signale auf frei und stellte sich dann zum Einfahrtswechsel. Er vergaß hieBei ganz, daß er auch den Wechsel umstellen solle und es fuhr auch schon der Personenzug Nr. 1017 ein und der Zusammenstoß war nicht mehr aufzuhalten. Nun fragen wir, wäre in einer solchen Station nicht ein definitiver Wächter notwendig? Wie viele Wächter hätte man mit den Kosten anstellen können, die der Materialschaden und die Verletzungen jetzt verursachen werden? Sigmunbsherberg. Ein Kondukteur der Karnplalpartie des Güterzuges wurde am 10. August für Zug Nr. 3815 als Verstärkungskondukteur kommandiert. Derselbe kam eine halBe Stunde vor der Abfahrt des genannten Zuges in die Personen-kaffe, um die Ausrüstung für den Revisionsdienst von der Manipulantin abzüholen. Bei der Uebernahme der Ausrüstung konstatierte der Kondukteur, daß keine 2 und 10 H.-Rach-zahlungskarten in der Katusche vorhanden waren, die man notwendig braucht. Der Kondukteur verlangte von dem diensthabenden Fräulein Ohnsorg die fehlenden Karten, Diese sagte ihm im barschen Tone: „Das geht mich nichts an. Kommen Sie nbfafsen, wie die anderen Kondukteure, wenn das Fräulein Pfleger hier ist, die ist heute frei." Der Kondukteur war am Tage vorher, wo das Fräulein Pfleger Dienst hatte, Beim Güterzug in Krems, daher das Abfassen von Karten unmöglich war und so glaubte er, daß es doch in diesem Falle eine Ausnahme geben kann, Karten zu bekommen. Der Kondukteur machte dann noch die Bemerkung, daß die Ausrüstung am 4. August nach Zug Nr. 3824 von einem Verstärkungskondukteur samt Geld abgeführt wurde, daher vom 4. Bis 10. August Zeit genug gewesen wäre, daß das Fräulein Pfleger die fehlenden Karten ergänzt hätte und ging dann zum Herrn Inspektor, es zu melden, welcher veranlagte, daß Fräulein Pfleger aus der Wohnung geholt wurde, um Karten auszugeben. Fräulein Ohnsorg hatte nichts Eiligeres zu tun, als dem Fräulein Psleger vorgenannte Bemerkung mitzuteilen und selbe noch durch Zutaten zu vermehren. Fräulein Pfleger brachte diesBezüglich eine Beschwerde beim Herrn Inspektor ein. Das Resultat davon war, daß der Kondukteur zum Herrn Inspektor gerufen wurde, von dem er eini Rüge erhielt. Weiters wurde ihm vom Herrn Inspektor dezidiert erklärt, daß das Fräulein in diesem Falle der Vorgesetzte des Kondukteurs sei und daß ein solcher eine derartige Aeußerung nicht machen dürfe. Jede Ver- teidigung war Beim Herrn Inspektor unmöglich und muß daher auf dieser Stelle geschehen. Welche Freude für Fräulein .Ohn= sorg, Vorgesetzte eines 40jäfa‘ißcu SSanne# sein zck lönnen unb selbem eine Strafe (Rüge) verschaffen zu können. Daß aBer dem sehr jungen Fräulein Ohnsorg vom Herrn Inspektor mehr GlauBen geschenkt wurde als dem Kondukteur, der zwölf Dienstjahre hinter sich hat, Bereits 40 Jahre alt ist und eine Familie zu erhalten hat, ist wirklich sonderBar.' Das Fräulein Ohnsorg darf nicht ver- gessen, daß sie Kondukteure auch in dienstlicher Beziehung anständig behandeln soll. Es ist damit dem Herrn Inspektor der Sache genug bargetan, aBer zu Bemerken wäre noch, daß es, wenn ber Herr Inspektor zwischen bem obgenannten Fräulein mit bem Kondukteur eine Konfrontation veranlaßt hätte, zu ganz einem anderen Resultat gekommen wäre. Villach. (K. k. StaatsBahn.) Am 17. August gab es anläßlich des Geburtstages des Kaisers im Mölltale großartige Höhenbeleuchtungen. Auch bie Bahnstation Kolbnitz strahlte im hellsten Lichte, nur würbe dazu nicht Reisig, sonbern Fakeln unb Laternen verwendet. Wir würben zu dieser Verschwendung von Bahnmaterial nichts sagen, wenn die k. k. St. B.-Direktion nicht durch unzählige Erlässe, Strafandrohungen unb Bestrafungen bas „niebere" Personal _ zum Sparen _ mit Beleuchtungsmaterial verhalten würbe. Nicht nur bie verschiedenen Wächter müssen mit ihren sauer verbienien Kreuzern bie Sparwut ber Direktion befriebigen, auch auf bas Zugspersonal werben Kontrollore, Revisoren unb verschiedene andere Kronen» jäger losgclassen, um Bei ber geringsten unnützen Lichtver» Brennung dieser Verschwender zur Anzeige zu Bringen unb strafen zu können. Aus ben vielen Strafen möge hier nur eine als Beispiel bienen. Herr Inspektor Schwenbinger brachte zwei Kondukteure wegen unnützer Beleuchtung eines Schnellzuges zur Anzeige, obwohl alle Wagen Bis auf einen ausgelöscht waren, bieser aBer infolge feiner Einrichtung auf Dunkel gestellt war, so baß nur bie kleinen Stichslammen Brannten. Herr Sumetinger verdonnerte dafür jeben zu 50 H. Strafe. Da sich ein Kondukteur unschuldig glaubte, nachdem er ja seine Wagen ganz ausgelöscht hatte, weigerte er sich, die 50 H. zu zahlen. Herr Sumetinger zerriß hierauf ben Strafzettel unb führte ber „Verbrecher" zum Herrn Vorstand Fügner, ber ben Kondukteur, ohne bie Sache zu untersuchen, ganz einfach wegen Widersetzlichkeit im Dienste mit 1 Kr. Bestrafte. So werben eben bie Mittel für den Patriotismus ber Herren „Oberen" wieber hereingeBracht. St. Pölten. (Ein Rekorb ber Erspar nistout.) Unter biesem Titel haßen wir in Nummer 23 vom 10. August l. I. Berichtet, baß ber Vorstanb in St. Pötten einer Abortfrau deshalb, weil sie jetzt durch den Umbau auch eine Toilette zur Aussicht erhalten hat» täglich 2 Kr. obberlangt, um so den Reingewinn der k. k. Staatsbahnen vermehren zu helfen. Es wird uns nun Berichtet, daß diese Frau trotz ber Aufforderung des Vorstandes bie zwei Kronen derzeit noch nicht zahlt, weil sie mit dieser Zahlung nicht einverstanden fein kann, da sie ja kaum 2 Kr. täglich einnimmt. Denn die 2 Kr. wird sie ja selbst dann nicht erreichen, wenn auch der Antrag des Vorstandes, daß das sämtliche Stationspersonal für die Benützung des Abortes eine Gebühr zu entrichten hat, zur Tat werden sollte, denn dem Vernehmen nach ist das Stationßpersonal gesonnen, einmütig zu streiken und den Abort auf keinen Fall zu Benützen. Man trägt sich nun mit der Idee, die Eisenbahner, obwohl diesbezüglich keine Instruktion vorhanden ist, zwangsweise zur Benützung des Abortes zu verhalten, damit die Frau die entsprechenden Einnahmen zur Zahlung bieser 2 Kr. erzielt. F. S. Lienz (Tirol). Am 7. Juli l. I. verunglückte bei Zug 473 Genosse M i ch a e l T i f n i g Bei ber Einfahrt in ABfaltersBach. Genannter hatte als Bremse bie Beim Personal so verhaßte Seitenbremse K. Kattowitz, mit der man, direkt den Vorschriften widersprechend, Dienst machen iquß. Genosse T i f n i g kann nicht Bestimmen, auf welche Art unb Weise er eigentlich verunglückte, oB er ausgeglitten ober ob er fehlgetreten ist. Zur Verunglückung dürfte der Umstand mit Beigetragen haßen, daß er wegen zu geringer Ruhezeit nicht im Vollbesitz feiner Kräfte war. Er kam mit Zug 451 am 6. Juli um 5 Uhr 20 Minuten abenbs an, mußte bann auf bie Bestimmung Bis 6 Uhr abenbs warten, wo er zum Zug 473, welcher um 12 llhr 52 Minuten nachts abgeht, bestimmt wurde. Da hatte T i f n i g rund sechs Stunden Ruhezeit gehabt, wiewohl doch laut Vorschrift zehn Stunden in den Heimatsstationcn ohne lieber« gabs- und Uebernähmszeit bestimmt sind. Böhmisch-Kuliitzen-Furth .i W. Die Arbeiter dieser Strecke haben verlangt, daß ein Arbeiter nicht protektionsweise zur Stationsarbeit in der Station Furth i. W. verwendet werde. Dieser Arbeiter ist der Sohn von Eltern, die zwei Geschäfte haben, und zwar ein Gasthaus und eine Fleischhauerei. Trotz dieses Ansuchens wurde dieser Arbeiter weiter bei der Stationsarbeit belassen und er wird wie zum Trotz fortwährend begünstigt. Ein alter Bahnerhaltungsarbeiter wird nur aus Gnade und nur zur Zeit des dringendsten Bedarfes in der Station verwendet. Bis man ihn dort ausgeschunden hat, schickt man ihn wieder zur Oberbaupartie zurück. So ein Protektionskind aber, das es nicht braucht, arbeitet den ganzen Sommer an Sonn- und Feiertagen in der Station. Das Auffällige dabei ist, wie sich der ©tationsauffeher Strobl um diesen Mann kümmert. Weiters ist sehr zu verwundern, daß der Stationsvorstand hiebei ruhig zusieht. Ist daran vielleicht der Umstand schuld, daß das Dienstmädchen des Herrn Vorstandes zu diesem Fleischer um Fleisch geht? Das können wir nicht glauben, da der Herr Vorstand dieses Fleisch vielleicht nicht einmal verdauen könnte, lieber den Herrn Strobl wundern wir uns nicht, der hat noch einen guten Magen. Wir wollen nicht Behaupten, daß diese Umstände die Hauptrolle spielen, aber es scheint, eine Reihe von Vorkommnissen auf ähnliches hinzuweisen. Jeder Arbeiter muß sich, che er Bei der Bahn ausgenommen wird, der ärztlichen Untersuchung unterwerfen. Kann man für ben Sohn eines Fleischers und Gastwirtes die Vorschriften ändern? Auf der Strecke Furth i. W.-Böhmisch-Kiibitzen wurden am 27. Juli mehr als die Hälfte ArBeiter entlassen, angeßlich, weit kein Geld vorhanden fei, und es waren dies Arbeiter mit bis zu fünfjähriger Dienstzeit. Diese Arbeiter wurden rücksichtslos auf das Pflaster gesetzt. Es sind darunter Familienväter, die fünf Kinder haben. Diese Arbeiter sind mit ihren Familien der Not ausgesetzt und in Furth wird ein Mensch protegiert, der keine Familie und keine Not hat. Wenn sich Herr Strobl erinnern würde, was er war, als er herkam, würde er gewiß die paar Heller einem bedürftigen Arbeiter verdienen lassen. Aber diese haben keine Wirte unb Fleischer zu Vätern. Wenn es dem Herrn Strobl angenehm ist, kommen wir öfters. Domozlice-Furth t. W. Die Folgen der „natürlichen Entwicklung" haben sich bei uns auf eine unerwartete Weife eingestellt. Die einheitliche Organisation wurde in Domazlice von den „Organisatoren" aus dem tschechoslawischen Lager zertrümmert und gerade bei unserer Sektion wurden jetzt mitten im Sommer die Hälfte der Arbeiter mit der Begründung entlassen, es wäre kein Geld zur Auszahlung da. Die Arbeiter ljatien eine zwei-, drei- bis fünfjährige Dienstzeit hinter sich. Das geschieht int Sommer; wie wird es im Winter aussehen. Die Herren geben schon jetzt den übrigen Arbeitern ihre Macht zu fühlen. Und was macht der „Svaz", der angeblich die Interessen der Bediensteten so vertreten wird, als die zentrale Organisation? Er beobachtet bis jetzt vorsichtiges Schweigen. Tie Arbeiter sehen nun, wohin man mit dem Tschechoslawentum gelangen kann und daß man sich zentral organisieren müsse, um derartige Dinge abwehren zu können. Nun eine bescheidene Anfrage an die k. k. Staatsbahndirektion Pilsen: Ist es ihr bekannt, daß in der Zeit des größten Bedarfes an Arbeitern, Arbeiter mit zwei-, drei- und fünfjähriger Dienstzeit entlassen wurden, während man gleichzeitig einen Arbeiter aus Protektion in Furth i. 28. Beschäftigt, der ohne ärztliche Untersuchung ausgenommen wurde. Wir glauben, daß ihr dies nicht bekannt ist und ersuchen daher auf diesem Wege um Abänderung. Jglau. (B a h n a r z t II, D r. Bauer.) Wir wollen mit diesen Zeilen das f. k. Eisenbahnministerium, den Herrn Obersanitätsrat Hosrat Dr. B o g d a n sowie auch den Herrn Chefarzt Dr. Kunody auf das Benehmen dieses alles eher denn humanen Arztes -sanken gegenüber aufmerksam machen. Wir erinnern hiemit Herrn Hofrat Dr. B o g d a n auf die im Jahre 1909 durch eine Deputation erhobenen Beschwerden gegen Doktor Bauer und auf das gegebene Versprechen. Wir wollten diesen Herrn nicht mit Zeitungsartikeln bessern und ließen viele Grobheiten über die Kassenrnitglieder ergehen, doch weiter geht es nicht mehr. Die Kranken fürchten sich schon, in die Ordinationsstunde hinzugehen, jeder wird brutal beschimpft, alle sind Simulanten; wer zweimal kommt, wird gesund gemeldet, und wenn er dagegen den Mund öffnet — hinausexpediert. Wenn hier nicht bald Ordnung geschaffen wird, müßten die Mitglieder gegen biefert eingebildeten Herrn zur Selbsthilfe greifen. Die Schulb an dieser Behandlung trägt aber die Verwaltung selbst. Warum gibt man einem Arzt, ber ohnedies eine Unmenge von Sinekuren unter feinem Doktorhut vereint, auch noch die Bahnarztstelle? Er ist Arzt der k. k. TaBaksaßrik, Stadt- unb Polizeiarzt, Totenßeschauer, Kassenarzt im Brauhaus u. s. w. «solch rohe Behandlung werden sich die Kassenmitglieber nicht gefallen lassen unb für „biefe ärztliche Behandlung" sollen Bedienstete und Arbeiter Krankengeld sich aßziehen lassen? Wir geben uns der Erwartung hin, daß ber Herr Obersanitätsrat sowie ber Herr Chefarzt ber k. k. Nordwestbahn biesem humanen Bahnarzt ehe-balbigst bessere Umgangsformen mit Kranken Beibringt. Cillt. Stationschef Kügler hatte sich wieder einmal als guter Vater feiner eigenen Bediensteten gezeigt. In der Station Cilli war die Stelle eines Oberverschiebers frei, wovon wiß schon geschrieben haßen. Und für diese Stelle haben sich auch drei Verschieber der Station beworben, aber keiner von diesen drei war so glücklich, daß er die Stelle erreicht hätte. In der Station Cilli kommandiert der Magazinsmeister S o r S a I unb der Pumpenwärter Graf, und bie zwei Herren haben bestimmt, daß keiner von biesen brei Bewerbern Oberverschieber sein darf. Um diese Stelle haben sich zwei Sozialdemokraten und ein Deutschnationaler beworben. Letzterer ist ein unfähiger Mensch, der oft zu viel ins Glas fchaut und oft nicht weiß, was er macht. Aber die Herren SorSak und Graf haben den Ungeeigneten unbebingt haben wollen, unb haben ihren ganzen Einfluß auf» geboten, um ihn auf diese Stelle zu hekommen. Da nun unser lieber Papa befürchtete, bei den Dcutschnationalen in Ungnade zu kommen, getraute er sich wieder nicht, einen Fähigen zu befürworten, weil bie beiben anderen Bewerber Sozialdemokraten sind. Unser lieber Papa ist also hergegangen und hat einen Oberverschieber von auswärts verlangt und auch bekommen. Sind auch die Fähigkeiten des neuen Oberverschiebers nicht.weit her, ist unser lieber Papa doch zufrieden, weil kein Äioter Ober» verschieber geworden ist. Es hat sich also gezeigt, wie er für feine Bediensteten sorgt. Wenn Herr S o r § a k oder einer seiner Kumpanen etwa» Braucht, Bekommt er alles, ein anberer nichts. Wenn der Deutschnationale Vresak einen Urlaub oder _eirtc freie Zeit Braucht, hat der Herr Stationssches gleich einen Sufi» stituten da, für einen anderen hat er aßer absolut keinen. Der gute Toininc Bekommt auch alles, was er will, und kann besoffen herumrennen, wie er will, das sieht der Herr Chef nicht, weil der Toininc ein Zuträger ist. Das kann ihm bewiesen werden. In unserer Station Cilli treiben sich auch noch andere Individuen herum, auf welche bie Eisenbahner achten müssen. Da ist Pumpenwärter Graf. Was sich bieser Mensch alles erlaubt, geht schon über alle Grenzen; dieses Herrchen chat gewiß vergessen, daß ihm die Roten dazu berTjoIfctt haben, daß er heute ein Unterbeamter ist und datz er leben kann. Jetzt schimpft und tobt er über unsere Genossen und über unsere Presse wie besessen. Noch eine Person, die Kassierin im Bahnhofbüfett, zerreißt sich über uns unaufhörlich den Mund, wiewohl sic unsere Angelegenheiten doch überhaupt nichts kümmern. Wir raten dieser Kassierin, ihre spitze Zunge im Zügel zu halten, sonst mühten wir auf eine Weise mit ihr sprechen, die ihr nicht angenehm wäre. Sie glaubt, weil sie den ärmeren Eisenbahnern die schlechtesten Sachen um teures Geld verkauft, alles machen zu können, was sie will. Unseren Genossen Eisenbahner von überall raten wir, das Büfett in Cilli solange zu meiden, als hier diese Kassierin schaltet und als hier die gelben deutschen Eisenbahner und die „Deutsche Arbeiter-Zeitung" aufliegt. Dem Herrn Graf raten wir, einmal mit seinem Toben und Schimpfen über die Sozialisten aufzuhören, sonst wären wir gezwungen, in anderem Tone mit ihm zu sprechen. Linz. (N a n g i e rb ah n h o f.) Ein netter Vorgesetzter, wie er nicht seine soll, ist der VerschubaussLher H a f e I n e r am Rangierbahnhos Linz. Herr H a f e l n e r ist in Linz schon wieder warm geworden, nachdem ihm zuvor die Luft in Jägerndorf nicht gutgetan hatte. Er bricht öfters in Tobsuchts-anfällü aus; besonders dann, wenn ein heißer Tag ist, werden die Verschieber mit allen möglichen Tiernamen tituliert. Kommt dann ein Beamter mit einem Auftrag, so grinst Hafelner mit dem ganzen Gesicht und zeigt, daß auch er das Bauchrutschen versteht. Kaum ist der Beamte aus der Hörweite, so spukt es schon wieder in seinem Kopf und er brüllt: „Ang'schafft is leicht, aber die Arbeit machen, das rönnen's net, soll'n die Herren antot kemma und es uns selber geigen" u. s. w. Die Verschieber haben in Linz ohnehin einen harten Dienst und sind demzufolge nicht mehr länger gewillt, solche Sekkaturen und Titulaturen zu ertragen, und fragen deshalb Herrn Hafelner, warum ihm der Stamm so anschwillt. Vielleicht wegen seiner Dienstleistung? Es bringt jeder Verschieber zusammen, daß er den Dienstwagen darauf« gibt, wenn das Geleise voll ist, und daß er, wenn der Zug zu schwer ist, von hinten abhängt. Das Gewicht eines Zuges auszurechnen, das kann Herr Hafelner nicht, weil er höchstens zwei Jahre in eine Baumschule gegangen zu sein scheint. Er wäre auch sonst schon lange Platzmeister und hätte sich nicht Jüngere vorziehen lassen brauchen. Wir empfehlen ihm, sich schleunigst andere Umgangssorrnen anzueignen, da wir sein Treiben nicht länger dulden werden. Jglau. (Stadtbahnhof.) Im Juli l. I. wurde über Veranlassung des Magazinsmeisters Fischl ein Magazinarbeiter entlassen. Töpfer, dies ist der Name des Entlassenen, diente lange Jahre als ständiger Arbeiter der k. k. Staatsbahn, war über sieben Jahre Mitglied des Provisionsfonds und, was das Schmerzlichste bei der Sache ist, er ist ein mit Kindern reich gesegneter Familienvater. Der ganze Grund zur Entlassung soll in einer angeblichen Beschimpfung des Magazinmeisters Fischl gelegen sein. Ohne von dem ständigen Arbeiter eine Rechtfertigung abzuverlangen oder mit Zeugen ein Protokoll aiifzunehmen, wurde auf die bloße fälschliche Denunziation Fischls dieser Arbeiter entlassen und mit feiner Familie brotlos gemacht. Der wahre Grund der Entlassung war aber der: Fischl mußte trachten, unliebsame Mitwisser mancher Taten, die gerade nicht in der Dienstvorschrift im Interesse der Bahn vorgeschrieben sind, vom Halse zu be-kommen. Nun war durch die Entlassung ein gefahrdrohender Zeuge entfernt, die Katze kann aber das Mausen nicht lassen, und so dachte der alte Gendarm Fischl: Wenn schon die k. k. Direktion den Ziegenbock zum Gärtner machte, ist es ihre Sorge, daß man dem Ziegenbock nicht noch „grüne Früchte" vor die Nase legt. Diesmal waren es einige Ballen „grüner" Kaffee, denen der alte Gendarm, recte Ziegenbock als Gärtner, nicht widerstehen konnte, und so geschah es, datz einige Körner im Gewicht von zwei Kilogramm unauffällig in die Taschen des Dienstmantels wanderten. Adjunkt Jellen fand den grünen Kaffee in der Manteltasche des Magazinmeisters Fischl vor. Daß Fischl sich des anderen Tages durch seine Frau marod melden ließ, wird nie« nand wundern; daß man aber ehrliche Magazinarbeiter auf die Denunziation des bekannten Magazinmeisters ohne Rechtfertigung nur so hinauswirft und den Ziegenbock im Garten behält, dürfte viele Wundern. Wenn man soviel Butter auf dem Kopfe hat, sollte man doch nicht so in die Sonne gehen, wie Herr Fischl, und dabei noch trachten, armen Arbeitern die Existenz zu rauben. Die Entlassung Töpfers war ungerecht, dafür hat sich ein „Fischl" an der Angel gefangen. Ob der aber nicht wieder in's Fahrwasser zurückrutscht? Bielitz. Am 4. August starb Genosse Mailänder, Schlösser des hiesigen Heizhauses, auf der Fahrt von Wallachifch-Meseritsch nach Bielitz. Er war zur Erholung seiner zerrütteten Gesundheit in Wallachisch-Meseritsch ge« we,en. doch leider ohne den erwarteten Erfolg. Die Proletarier-krankheit war stärker als die Möglichkeit der Gesundung. Die Leiche wurde auf dem Zentralfriedhof in Teschen bei-gesetzt. Wie beliebt Genosse Mailander unter feinen Tienstkollegen war, geht aus den Kranzspenden von Dzieditz und Bielitz hervor. Leider konnten sich seine Kollegen von der heizhausleitung Dzieditz an der Leichenfeier nicht beteiligen, weil inan denselben den hiezu nötigen Urlaub verweigert hat. Die Eltern des Verstorbenen danken den Bekannten und Freunden für das Ihnen entgegengebrachte Beileid. WolfSberg. (DerStationspaschavonWällan.) Die Mittel, deren sich der Herr Vorstand von Wöllan bedient, um das Fahrpersonal von Wolssberg zu schikanieren, reichen schon weit über die zulässigen Grenzen. Es gelangen jetzt nainlich fortwährend Anzeigen, betreffend „vorschriftswidriges '-Hauchen" nach Wolfsberg. Zum Beispiel: Ein Zugsführer hat jci der Einfahrt eines Güterzuges geraucht. Derselbe wurde ncanstandet. Ein Kondukteur hat bei der Abfahrt eines Güter-juges erst vor dem zu leistenden Gruß die Pfeife aus dein Mund genommen. Derselbe wurde zweimal angezeigt. Das Lokoinotivpersonal taucht auch immer — es ist doch schrecklich, was sich die Bediensteten alles erlauben! Auch dies gelangte zur Anzeige. Was die Instruktion über das Rauchen sagt, wissen wir ganz gut. Auch wissen wir. -aß es der Anstand im allgemeinen erfordert, während des Grußes nicht zu rauchen, deshalb braucht man nicht gerade ein Beamter zu fein. Dem Herrn Vorstand möchten wir an'S Herz legen, sich nicht wegen solcher Lappalien lächerlich zu machen, sondern zu trachten, daß in der Station mehr Ordnung und Reinlichkeit herrsche als bisher. Ein Blick in den Anstandsort genügt, um zu wissen, wo man ist. Sollten diese Zeilen nicht genügen, so bringen wir das nächstemal mehr. Billach. (Staatsbahn.) Seitdem Herr Verkehrs, kontrollor Paul nach Villach versetzt worden ist, haben die Bediensteten manche Schikane und viele ungerechte Strafen zu erleiden. Bedienstete, welche 15 bis 20 Jahre straflos waren, habe» unter der Herrschaft Pauls so manche Krone an Strafe gezahlt. Paul .sucht sich bei der Direktion schon den höheren Beamten, von dem er weiß, daß er vom praktischen Verkehrsdienst nicht viel versteht, aus, damit die von ihm bei der Direktion beantragten Strafen auch Bestätigung finden. Der 58c« sh-oiic weih, daß er immer den Kürzeren zieht, wenn er auch Beschwerde führt Paul ist auch ein Feind von Urlauben und diei-jlsreie-. Tagen, überhaupt der ganzen dienstfreien Zeit. Vielleicht will er sich durch diese Vorgangsweise bei seinen Vorgesetzten bemerkbar machen und auf den Schultern der Bediensteten emporsteigen. Durch die Vorgangsweise des an Verfolgungswahn leidenden Verkehrskontrollors wird die gedeihliche Entwicklung des Betriebes wirklich in Frage gestellt. Ausgerüstet mit Notizbuch und Bleistift, versteckt er sich hinter einem Schwellenstotz ober er steht in den Dienstwagen oder in der unbeleuchteten Vorstandskanzlci auf der Lauer. Jedes Mittel ist ihm gut genug, um Deckung zu finden und sich aus dem Hinterhalt auf sein Opfer stürzen zu können. Das kleinste Versehen muß nach der Ansicht Pauls bestraft werden. Die Wiener Geheimpolizei würde die Staatsbahndirektion Villach beneiden, wenn sie wüßte, was Paul für Talente für diesen Dienst besitzt. Was praktischen Dienst anbelangt, kann sich Paul mit seinem Vorgänger, dem verstorbenen Verkehrskontrollor Prix, nicht im geringsten messen. Prix war ein strenger, aber gerechter Vorgesetzter, welcher nicht Hintertreppen und Schleichwege benützt hat, daher auch bei dem gesamten Personal beliebt war. Dagegen weicht man Paul, dem Feinde der Bediensteten in weitem Bogen aus. Wir brauchen keine Bevorzugungen und schätzen einen gerechten Vorgesetzten; aber ein derartiges Vorgehen ist nur geeignet, den Leuten den Dienst zu verbittern, und" das führt zu keinem gedeihlichen Zusammenwirken. Moldau. In der Station Moldau haben sich Zustände eingeschlichen, welche nicht so hingenommen werden dürfen. Es macht sich dort ein Mensch zur Pflicht, jede Kleinigkeit, welche der Herr Vorstand nicht selbst sieht, dem Herrn Vorstand zu unterbreiten und dann haben natürlich die Verklagten wieder etwas zu erhoffen. Macht das dieser Mensch (er heißt Be l-linger) vielleicht, um seine eigenen Fehler zu verdecken? Wir geben ihm den guten Rat, nicht zu viel unter die Sonne zu gehen, denn er hat sehr viel Butter auf dem Kopf. Dem Herrn Vorstand geben wir den guten Rat, wenn er wirklich gerecht sein will, so soll er, wenn wieder so ein Zuträger mit Neuigkeiten kommt, sofort die beklagten Bediensteten zu sich rufen lassen. Der Sachverhalt wird sich oftmals ganz anders aufklären, wenn der Zuträger dein Verklagten gegenübersteht. Wir hoffen, daß die paar Zeilen den Herrn B e l l i n g e r eines Besseren belehren werden, widrigenfalls wir gezwungen wären, mit größere» Geschützen anzufahren. Material ist genug vorhanden. Görz. (Vom Magazin der Staatsbahn.) Dab Wohlwollen unserer Vorgesetzten hat sich bei der letzten Aufbesserung wieder einmal darin gezeigt, wie und wer aufgebessert wurde. Bei der letzten Ausbesserung wurden einzelne Arbeiter sehr benachteiligt oder aber ganz vergessen. Andere wieder, die dem Herrn Vorstand Wieser und dem Herrn v. Kahm gut zu Gesicht stehen, wurden trotz ihrer kurzen Dienstzeit gut bedacht. Die Arbeiter, die schon drei, vier, fünf und sechs Jahre arbeiten, sind dagegen nicht auf ihre Rechnung gekommen. Leisten müssen dagegen alle Magazinsarbeiter mehr als die jüngeren, die Liebikd bei beiden oben erwähnten Herren sind. Die Magazins- und Stationsarbeiter verlangen von nun an gerechtere Entscheidungen des Herrn Vorstandes. Es ist dies die Pflicht des Herrn Vorstandes, die Arbeiter gerecht zu behandeln und er darf nicht glauben, Tiere vor sich zu haben, die sein Vorgehen nicht verstehen. Der Herr Vorstand glaubt der Brotgeber der Arbeiter zu sein; dies ist er nicht. Der Brotgeber der Arbeiter ist der Staat, dem diese ihre Gesundheit, ihre Kräfte und unter Umständen ihr Leben opfern. Warum sollten da die Arbeiter vom Staate nicht verlangen dürfen, was recht und billig ist. Dies ist eine menschenwürdigere Behandlung und eine bessere Bezahlung, damit sie ihre Familien sättigen können. Wir verlangen vom Staate, die leitenden Faktore anzuweisen, mit ihren Bediensteten und Arbeitern nicht ein frivoles Spiel zu treiben, denn dies könnte unheilvolle Folgen nach sich ziehen. Nachstehend wollen wir schildern, was man in puncto der Entlohnung der Überstunden im hiesigen Magazin treibt. Im Monat Juli haben die Eilgutmagazinsarbeiter je drei lieber-stunden gehabt, und erhielten diejenigen, die Kr. 2‘70 Tjaglohn hatten, 7 H. für drei Stunden, die mit Kr. 2 60 bekamen 6 H. für drei Stunden. Ist dies richtig, Herr Vorstand Wieset? Wo bleibt da ihre Gerechtigkeit? Es gibt aber noch andere Uebelstände und zum Beispiel führen wir sie der Oeffentlichkcit zur Beurteilung vor, ob man bei diesen gerecht handelte. Ein Arbeiter im Magazin hat von 7 Uhr früh bis 10 30 vormittags gearbeitet. Zu dieser Stunde wurde aber dem Arbeiter übel und er bat um Urlaub, den er auch erhielt. Der Arbeiter wollte nun zum Doktor gehen, dieser war aber nicht mehr anzutreffen, da feine Ordinationsstunde vorüber war. Am nächsten Tag kommt aber der Arbeiter wider in den Dienst; diese drei Stunden 80 Minuten wurden ihm aber nicht verrechnet, sondern gestrichen. Ein anderer Fall: Ein Arbeiter hat den ganzen Tag von 7 Uhr früh bis 12 Uhr mittags und von % 2 bis 5 Uhr nachmittags gearbeitet. Da aber keine Arbeit mehr war, bat er um diese Stunde Urlaub, damit er beim Magistrat eine Angelegenheit verrichten könne. Er erhielt diese eine Stunde Urlaub, die Schicht wurde aber für den ganzen Tag gestrichen. Derselbe Arbeiter wurde im Monat Juni 1912 mit Kr. 2*40 Taglohn ausgenommen, im Monat Juli wurde aber derselbe nur mit Kr. 2 20 bezahlt. Aus Nachfrage des Arbeiters, warum ihm 20 H. genommen wurden, erhielt er die Antwort, daß er nur eilt jugendlicher Arbeiter ist, trotzdem er gerade so fleißig und so stark ist wie alle anderen Arbeiter und dasselbe leistet wie die anderen Arbeiter. Ferner wird bei der Umlade täglich von 7 Uhr früh bis Mittag und darüber gearbeitet, damit die Kurswagen fertig werden, da um 1'46 der KurSzug 194 abgeht. Wenn bis y21 Uhr gearbeitet wird, so wird die Ruhepause um so viel Minuten verlängert; dann bleibt aber die Arbeit für abends übrig; um dieses aufzuarbeiten, müssen die Arbeiter bis J4 7 Uhr abends arbeiten. Wenn nicht aufgearbeitet ist, wird weitergearbeitet. Wenn aber nicht über eine weitere halbe Stunde gearbeitet wurde, wird nichts bezahlt. Warum nicht? Die Arbeiter verlangen nun, wenn G oder 10 Minuten über y27 Uhr abends gearbeitet wird, die volle Stunde bezahlt. Ferner gebührt diesen monatlich ein freier bezahlter Sonntag. E» war aber der Sonntag, als eine Partie frei war, gestrichen. Wie kommen die Magazinsarbeiter dazu, daß sie, wenn ein oder zwei Feiertage in den Monat fallen, die freien Tage verlieren? Dies sind schon 5 Kr., und 5 Kr. machen bei diesen armen Teufeln schon ein großes Vermögen aus; da muß man schon täglich um 16 H. weniger einkaufen. Wenn ein Arbeiter früher täglich um 20 H. Brot gekauft hat, kann er sich jetzt nur um 4 H. Brot kaufen für drei oder noch mehrere Kinder. Wo bleibt da das Wohlwollen unserer Vorgesetzten? Im Eilgutmagazin haben im Jahre 1906, 1907, 1908, 1909, 1910 und 1911 bei nicht so starker Frequenz 12 bis 14 Arbeiter gearbeitet und diese hatten genug zu arbeiten; damals war aber noch kein LcbenSmiticlmagazin in Görz. Heuer arbeiten nur sechs Ar- • Beiter samt dem Verladescheinschreiber dort und diese haben noch die Eilgüter vom Lebensmittelmagazin bei allen Personenzügen, die während der Arbeitszeit verkehren, zuzuladen. Auch hier verlangen die Arbeiter, daß mehr Arbeiter zu der mörderischen Sommerarbeit zugewiesen werden, und zwar so viel, wie durch die oben genannten Jahre gearbeitet haben. Und dies Verlangen ist um so mehr berechtigt, da das Lebensmittelmagazin auch sehr viel liefert. Nun, Herr Vorstand W i e s e r. was fagtn Sie zu dieser Darstellung ihrer Gerechtigkeit, die Sie den Leuten vorheucheln wollen? Wir Magazins- und Stationsarbeiter verlängert nun Abschaffung dieser Uebelstände. Solange diese nicht Eintritt, werden wir daran arbeiten, daß der Herr Borstand zur Einsicht kommt. Die verschiedenen (Grobheiten, die er und seine Speichellecker gebrauchen, fürchten wir nicht. Darum, Herr Vorstand W i e f e r, verlangen wir von Ihnen auf das nachdrücklichste, daß Sie unsere Rechte, die wir als österreichische Staatsbürger besitzen, ob wir Deutsche, Slowenen oder Italiener sind, nicht verletzen, so wie es schon geschehen ist, derweilen wir noch ein Brett vor den Augen hatten. Nun sind uns die Augen geöffnet worden und wir fehen klar vor uns das Ziel, das wir verfolgen werden. Kniefällig zu bitten brauchen wir nicht, weil wir ja verdienen müssen, was wir verlangen und bekommen. Wir wollen nichts umsonst; aber was uns gebührt, wollen wir haben. Wir verlangen auch die Abschaffung des militärischen Drills von seiten des Magazinsbeamten Herrn Hugo v. Kah m. Wir empfehlen gleichzeitig dem Herrn Magazinsmeister Fertin, ein derart niedriges Benehmen, das er vor einiger Zeit an den Tag gelegt hatte, als er einen Magazinsarbciter vom Eilgutmagazin, statt ihn zu belehren, gleich beim Magazinsbeamten Kahm vernadert hat, zu unterlassen. Wir vermöchten aus der Vergangenheit des Herrn Fcrtin auch Episoden zu schildern, deren er sich nicht gern erinnern würde. Wir sind aber anständiger als Herr F e r t i n. Versammlungsberichte. Selzthal. (Versammlungsbericht.) Sonntag den 25. August fand hier in Hubmanns Gasthaus eine massenhaft besuchte Eisenbahnerversammlung statt. Auf der Tagesordnung war: „Der neue Strafgesetzentwurf und die Eisenbahner." Der Referent Genosse Adolf Müller schilderte eingangs feiner Ausführungen die von den österreichischen Eisenbahnern zurückgelegten Kämpfe. Im weiteren Verlauf feiner Rede besprach der Genosse die einzelnen Paragraphen des neuen Gesetzentwurfes und den Motivenbericht ausführlich, wobei er auf die Gefahr dieses Entwurfes wies. Genossen Müller wurde für seine Ausführungen stürmischer Beifall gezollt. Nach Genossen M ü I-l e r sprach noch der Wiener Genosse Seebacher, welcher die EnnStaler Kirchturmpresse sowie die Schundpresse der Christlichsozialen überhaupt entsprechend beleuchtete. Dem Herrn Reichsritter v. P et n tz soll diese Versammlung ein Beweis dafür sein, daß fein Vernichtnngsfeldzug der roten Metropole des Ennstales gar nichts geschadet hat. Es hätte ihm auch nichts geschadet, wenn er zu dieser frei zugänglichen wirklichen Eisenbahnerversammlung erschienen wäre. Doch wird sich in kurzer Zeit die Gelegenheit geben, den Herrn Reichsritter samt seinen Schaflein zu einer frei zugänglichen Eisenbahnerversammlung einzuladen. Unsere Mitglieder und Kollegen machen wir an dieser Stelle schon auf die nächste Versammlung aufmerksam. Graz, ©atrtstag den 10. August fand in den Julien-fälen eine von der Ortsgruppe Graz einberufene Versammlung der Mitglieder des Provisionsfonds der Südbahn statt, bei welcher das Provisionsfondsausschußmiiglied Genosse Feigl über die bisherige Tätigkeit sowie über die Anträge wegen Aenderung der Statuten Bericht erstattete. Die Ausführungen des Genossen Fei gl wurden von den Versammelten mit Befriedigung zur Kenntnis genommen, und nachstehende Resolution einstimmig zum Beschluß erhoben: „Die heute den 10. August 1912 in den Juliensälen in Graz tagende Mitgliederversammlung des Provisionsinstitnts fite Arbeiter der f. k. priv. Südbahngefellschaft, inbegriffen der Arbeiter des Grazer Schienenwalzwerkes, erklären sich mit den dem Institut unterbreiteten Anträgen vollinhaltlich einverstanden und verlangen von den gewählten Ausschuß Mitgliedern, diese Anträge zum bestmöglichsten Durchbruch zu verhelfen. Für die bisherige Tätigkeit der gewählten Ans-fchußmitglieder sprechen ihnen die versammelten Mitglieder Dank und Anerkennung aus." Eisenstein. Am 15. August 1912 fand hier eine schön besuchte Eisenbahnerversammlung statt, zu welcher Genosse S w o b o d a von der Zentrale entsendet wurde. Derselbe sprach über den 17 Millionen Kronen-Antrag und erntete reichen Beifall. Es fanden einige Neueinschreibungen statt. Jägerndorf. (2 0 Jahre Eisenbahnerorgan i« sation.) Sonntag den 4. August feierte die Ortsgruppe der Eisenbahner das Fest ihres 20jährigen Organisationsbestandeö. Was 20 Jahre Organisationsarbeit bedeuten und dazu die einer Arbeiterkategorie, wie es die Eisenbahner sind, die tn vielen Fallen ihr patriotisches Bewußtsein als Staatsangestellte nicht zu unterdrücken vermögen, die unter ganz anderen Wirtschafts- und Arbeitsverhältnissen leiden, davon kann sich nur der einen Begriff machen, der mitgearbeitet hat zu jener Zeit, in welcher mau noch nicht frei und offen bekennen durfte, Sozialdemokrat zu fein. Die Eisenbahner haben aber auch alles angewendet, um diesen Tag festlich zu begehen. Im Garten des Arbeiterheims wickelte sich der ernste und heitere Teil ab. Genosse Rudolf Müller aus Men'hielt die Festrede, die leider im Garten nicht die nötige Wirkung erzielte. Der aufmerksame Zuhörer bekam die ganze Geschichte der Eisenbahnerorganisation zu Horen, ihr Werden und thrc Entstehung unter den schwierigsten Verhältnissen bis zu den heutigen Kämpfen mit den vielen falschen Freunden der Eisenbahner. Es wäre nur zu wünschen, daß sich die Eisenbahner die Worte des Genossen Müller gut einpragten, nicht gedankenlos an all den Tageserscheinungen vorübergehen, sondern nach den Worten des Referenten handeln würden, dann muß es vorwärtsgehen. Anschließend an die Festrede folgte der gemütliche Teil. Die Jägerndorf er Stadtkapelle und der Arbeiter-Gesangverein leisteten ihr Bestes. Außerdem gab es eine Reihe anderer Belustigungen für jung und alt, so datz die festlich gestimmte Masse bis in die späten Abend-stunden in gemütlicher Unterhaltung beifantmenblieb. Komotau. Unter zahlreicher Beteiligung fand am Freitag den 23. August um 2 Uhr nachmittags in Komotau in Schusters Hotel eine Konferenz der Lokomotivführer der Bufchtiehrader Eisenbahn mit folgender Tagesordnung statt: 1. Beratung der zur Konferenz österreichischer Lokomotivführer in Wien vorliegenden Anträge. 2. Ausgleich noch bestehender Härten. 3. Eventuelles. Genosse Thürmer erössnete die Konferenz mit einer herzlichen Begrüßung, konstatierte, daß trotz der starken Verkehrsfrequenz eine stattliche Anzahl Kollegen aus allen Heizhäusern erschienen ist und gibt hierauf den Zweck der Konferenz bekannt. In das Präsidium werden die Genossen Thur me r, HaSler und Sattler gewählt. Das Referat zum ersten Programmpunkt erstattet Genosse HaLler, Mitglied des Arbeitskomitees. In mehr als anderthalbstündiger Rede beleuchtete derselbe die Verhältnisse und verliest zum Schluß unter Begründung jedes einzelnen Antrages die vonf Arbcitskomitcc ausgearbeiteten Anträge. Anschließend entspinnt sich eine äußerst lebhafte Debatte, insbesondere hinsichtlich der aufgeworfenen Frage der Umwandlung der variablen in fixe Pauschalbezüge. Sämtliche Redner, mit Ausnahme der Kollegen I ä s ch k e (Komotau) und Just (k. k. Staatsbahn Saaz) traten für die Pan-schalierimg in der beantragten Form ein. Nach nochmaliger Aufklärung seitens des Vorsitzenden und Genossen HaSler wurde einstimmig beschlossen, daß die Delegierten der Bufchtiehrader Eisenbahn auf der bevorstehenden Konferenz in Wien geschlossen für die vom Arbeitskomitee in Vorschlag gebrachten Anträge einzutreten haben. Zum Punkt 2, Ausgleich noch bestehender Härten, wurde c i ft st i m nt i g beschlossen, mit Rücksicht auf die äußerst tristen Gehaltsverhältnisse der Heizer, um deren Ausgleich zu begünstigen. nur eine beschränkte Anzahl, das sind besonders benachteiligte Führer, zur Berücksichtigung zu empfehlen. Unter Punkt % Eventuelles, werden seitens der Tele, gierten Smichov, Kralup, Fnlfcnau und Eget einige Anträge örtlicher Natur gestellt und angenommen. Nachdem mit dem Schluß des Jahres 1912 die Funktionsperiode bet Personal«) -(Seite 10 • - ^ Wien, Sonntag ' * kommissionsmitglieder abläuft, hält der Vorsitzende einen Rückblick über die geleistete Arbeit. Sodann schlvs; er mit einem Appell an das Solidaritätsgefühl der gesamte:! Kollegen die Versammlung. • Marburg II. Am 13. Juli ücrcustnlie.'c.lüe rrtsgrupve Marburg II eine Zugsbcgleitcrvcrsaunnlung. die zahlreich besucht war und in der die Pcrsonalkomrni•noivlmitglieder Genossen .Krizek aus Wien und Stau tz aus Marburg sowie Genosse Reich st ä dl er. über das Iu!i-Avancemc»i der Zugsbcgleiter sprachen. Bozen I. (Z u g s b e g l e i t e r ocrsamml u n g.) Freitag den 9. August l. I. fand im hiesigen Gewerkschaftshaus eine Zugsbegleiterversammlung statt, in welcher das Personalkommissionsmitglied Genosse Leopold A u i n g e r aus Villach über die am 23. Juli l. I.. stattgefundene Vorsprache bei Herrn Generaldirektor der Südbahn bezüglich des heurigen Juli-Avancements Bericht erstattete. Bozen I. (Oeffentliche Eisenbahnerve r-s a m m tun g.) Dienstag den 13. August l. I. fand im hiesigen Gewerkschaftshaus eine öffentliche Eiscnbahnerversammlung statt, in welcher Genosse Dusek aus.Wien ein gut durchdachtes Referat über das Thema: „Die Eisenbahner und das Parlament" hielt, das mit großem Beifall auf genanten wurde. Vom Vorsitzenden, Genossen Stanzl, wurde eine Resolution, welche den Protest der gesamten Eisenbahner gegen das schmähliche Verhalten* der deutschnationalen sowie auch christlichsozialen Abgeordneten bekundet, die gegen den 17 Millionenantrag für die Eisenbahner des Reichsratsabgeordneten Genossen Tomschik stimmten, oder zum Teil feige auskniffen, verlesen und von der Versammlung einstimmig angenommen. Der Reichsratsabgeordnete für den Städtebezirk Bozen-Meran, Herr Emil Kraft, welcher zu dieser Versammlung schriftlich eingeladen wurde, sandte ein Schreiben, worin er sich damit entschuldigte, daß er wegen einer Reise nach Berlin und unverschiebbarer dringenden Angelegenheiten verhindert war, zu dieser Versammlung zu erscheinen. Aus diesem Anlaß wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die am 13. August l. I. im Gewerkschaftshaus Bozen stattgcf undene öffentliche Eisenbahnerversammlung erklärt, das Schreiben des Herrn Rcichsratsäbgcordnetcn Emil Kraft vom 10. August l“ I. aus Graz nicht zur Kenntnis nehmen zu können, drückt ihr Befremden über dessen Fernbleiben aus und erklärt, bei den nächsten Reichsratöwahlen sich des erwähnten Schreibens und dessen Abstimmung betreffend der Bewilligung der 17 Millionen für Eisenbahnbedienstete zu erinnern." Graz (Südbahn). Sonntag den 18, August d. I. fand im Vereinslokal der Ortsgruppe Graz I eine Magazins-dieneckonferenz statt, an der außer den Grazer Genossen noch 21 Delegierte aus den anderen Stationen teil» ! nahmen. Die Konferenz besprach in erster Linie die am f>. Jänner d. I. erfolgte Eingabe, sowie die Verschleppung, respektive Ignorierung derselben durch die Südbahnverwaltung. Es wurde ein Beschluß dahingehend gefaßt, eine neuerliche llrgenz durch die Personalkommissionsmitglieder herbcizu-führcn, um diese Angelegenheit doch einmal im günstigen Sinne zu schlichten. Weiters faßte die Konferenz den Beschluß, unter den Magazinsdienern und deren Anwärtern einen Dispositionsfonds einzuführcn. Zu diesem Zwecke wurde ein fünfgliedriges Komitee gewählt, welchem die Aufgabe zufällt, die nötigen Vorarbeiten zur Einführung dieses Fonds zu verrichten. Erfreulich ist die Tatsache, daß der Besuch so zahlreich . war, trotzdem nur an einige Stationen der Hauptlinie Einladungen ergangen sind. Alle Zuschriften in Angelgenheitcn des Dispositionsfonds sind an Genossen Anton Fercnz, Magazinsdiener, Graz, Mariengasse 18, zu richten. Aus den Organisationen. Linz. Die Vereinsleitung ist bemüht, durch gute Bücher die Bibliothek auszugestalten und alles zu tun, um die Mitglieder so weit wie möglich zufriedenzustellen. Die letzte Bücherrevision hat aber ergeben, daß die Bibliotheksordnung von viese» Mitgliedern nicht eingehalten wird und daß dadurch den Funktionären viel Arbeit, dem Verein selbst aber finanzieller Schaden zugefügt wird. Es wurden daher von der VereinSleitung folgende Beschlüsse gefaßt und wird dringend ersucht, dieselben von feiten der Mitglieder genau einzuhältcn: 1. Da eine Anzahl von Mitgliedern schon weit über die Ent-lchnnngszeit einzelne Bücher ausgeliehcn haben, so werden dieselben ersucht, die Bücher sofort zurückzustellen, widrigenfalls die Namen der säumigen Mitglieder veröffentlicht werden. 2. Van nun an wird an jedes Mitglied nur mehr e i n Bibliotheksbuch nusgefolgt und erst nach dessen Rückgabe ein anderes. 8. Ohne Vorweis des Mitgliedsbuches oder Interims* karte wird kein Buch ausgefolgt. 4. Hat ein Mitglied ein Buch länger als sechs Wochen, so wird nach erfolgter Mahnung das Buch auf dessen Kosten abgeholt. 5. Beim Entlehnen der Bücher hat jedes Mitglied einen wahrgenommcnen Schaden zu melden, da sonst der Entlehnet bei Rückgabe den Schaden zu vergüten hat. Die Ortsgruppeleitung ersucht nochmals, diese Bestimmungen genau zu beachten, die entlehnten Bücher stets rein zu halten und zu schonen, und die schon über diese Zeit entlehnten Bücher sofort zurückzustelle». Winterberg. Bei der am 25. August l. I. in Kubohütten stattgcfundenen Mitgliederversammlung wurden die Genossen Adolf Martan und Paul Tausch für die Strecke Kubohütten—Winterberg und Genosse Raimund K r i h a für die Strecke Schattawa—Eleonorcnhain als Subkassie re gewählt. Lundcnburg. Es wird den Bcnützcrn der Bibliothek zur Kenntnis gebracht, daß vom kommenden Moulage an wieder die 'Ausgabe von Büchern stattfindet. Gleichzeitig werden die geehrten Leser ersucht, mit den entliehenen Büchern in der schonendsten Weise umzugehen, damit der Ortsgruppe nicht alljährlich allzu große Kosten für Reparaturen erwachsen. Wels. Die Bibln Nr. 2- meidlich, aber ein Druck auf einen elektrischen Knopf in, bei Signalstation stoppte beide Zuge, ohne daß ihre Führei wußten, weshalb. Dasselbe Experiment wurde mit zwei Zügen, die sich von entgegengesetzten Richtungen in voller Fahrt näherten, ausgeführt. Herr v. Gramer ist der Meinung, daß sein System nicht etwa" die gegenwärtigen Sicherheit^ Vorkehrungen ersetzen, sondern sie ergänzen sollte. Zugzerreißungen. In den Vereinigten Staaten soll cs zuweilen Vorkommen, daß ein Güterzug unterwegs einen Wagen verliert, ohne daß die Zugmannschaft den Verlust eher entdeckt, als bis sie den Wagen auf dem nächsten Bahnhof sucht. Das klingt zwar etwas abenteuerlich, da aber eine ernsthafte Zeitschrift, wie „Railway Age Gazette", einen solchen Unfall, den sie eingehend beschreibt, als ein Beispiel hinstellt, das sich öfters wiederholt, so muß man diesem Bericht wohl Glauben schenken, Bei Morchouse in Indiana auf der Lake Shore u. Michigan Southern-Eisenbahn zerriß ein Güterzug, der mit durchgehender Bremse versehen war. Diese muß aber nicht richtig gewirk! haben, denn beide Zugteile blieben zunächst noch in Bewegung, und erst nach einiger Zeit konnte der Lokomotivführer feststellen, daß der abgerissene Zugteil zum Halten gekommen war. Er fuhr deshalb zurück, und die zweite Zughälfte wurde wieder mit der, ersten gekuppelt. Niemand hatte dabei bemerkt, daß beim Zerreißen des Zuges ein Wagen entgleist und die Bö- schung hinabgestürzt war, und als der fehlende Wagen auf dem nächsten Bahnhof vermißt wurde, wurde sein Verbleib festgc-stellt: er fand sich am Böschungsfuß dort, wo der Zug zerrissen war. Schließlich stellte sich sogar heraus, daß einer der Zugsbcgleiter den Wagen allerdings gesehen hatte, aber angenommen hatte, er rühre von einem Unfall her, der einen anderen Zug betroffen hatte. Als es noch keine durchgehenden Bremsen gab. soll es sogar vorgekommen sein, daß eine Zugszerreihung, bei der ein Wagen aus der Mitte des Zuges entgleist und den Damm hinabgestürzt war, überhaupt erst nachträglich entdeckt wurde, weil ein Wagen fehlte. Die beiden Zughälften hatten sich nach dem Zerreißen selbsttätig wieder miteinander gekuppelt, und der Zug war in voller Fahrt geblieben, ohne daß jemand etwas von dem Unfall gemerkt hatte. Sehr groß scheint die Wachsamkeit der Zugmannschaft bei amerikanischen Güterzügen jedenfalls nicht zu sein. Verschiedenes Auf der schwäbischen Eisenbahn. Vor einigen Monaten wurde die neuerbaute Nebenbahn Goppingen-Gmünd in Württemberg dem Verkehr übergeben. Das Bähnchen durchquert eine idyllische Gegend, deren Bewohner von der modernen Großstadtkultur noch wenig angekränkelt sind. Das neue Beförderungsmittel gefällt ihnen aber gar sehr. Der Stationsvorsteher, Fahrkartenverkäufer und Inhaber sonstiger Bahnwürden auf der Station Birenbach ist eine Respektsperson, die gleich nach dem Pfarrer und noch vor dem Herrn Schuttes (Gemeindevorsteher) kommt. Kürzlich probierten ein paar Bauern mit ihren „besseren", zum Teil auch gewichtigeren Hälften das neue Verkehrsmittel. Mit geheimem Grausen vertrauten sie ihren Leib dem Zügle und ihre Seele Gott an. In „rasender" Fahrt ging cs der Station Birenbach zu. Hinter Birenbach hatte das Bähnle eine starke Steigung zu überwinden. Mit vielem Gezisch und Gestöhn suchte das Lokomotivle die gewichtige Last über den Berg zu bringen. Das war ein schweres Stück Arbeit! Langsam und immer langsamer ging es, bis daß es fast gar nicht mehr ging. Den Bauern und ihren weichherzigen Gesponsinnen tat das keuchende . und stöhnende Lokomotivchen bitter leid. Nach etlichen aufmunternden Rippenstößen seitens der Weiber kletterten die Männer aus den Wagen und setzten die Breiten Schultern an die Rückwand und Puffer des letzten Wagens. Wer keinen Platz mehr fand, schob den Vordermann dort, wo der Rücken seinen ehrlichen Namen verliert. Und siehe da, nun ging cs! Als die Höhe glücklich «eicht war, kletterten alle frohgemut und schweißtriefend wieder in den Wagen, die Lokomotive setzte sich in Galopp und holterdipolter ging cs der nächsten Station zu. Dort wartete aber der gutmütigen Zugschieber eine unangenehme Ueberraschung. Mann für Mann wurden sie ausgeschrieben und später mit einem Strafmandat von je 6 Mk. bedacht. Undank ist der Weit Löhn! Auch auf der schwäbischen Eisenbahn! DaS kleine Leben. Unter diesem Titel bringt die Wiener Zeitschrift „Der Strom" folgende kleine Skizze von Peter Altcuberg: Ich sah Arbeiter au einer Telegraphen-stange arbeiten, die im Hochwald der Nachtsturm zerbrochen hatte, von 7 Uhr morgens bis 6 Uhr abends. Es frappierte mich, wie sorgenlos sie waren, keine Spur eines Gedankens darüber, ob es denn dafür stehe, auf die Welt gekommen zu sein, um abgebrochene Tclegraphenstangen im Hochwald, der dem Fürsten gehört, wieder praktikabel zu machen. Im Gegenteil, sie schienen es für das Wichtigste von der Welt zu halten, daß die Telegraphenstange so bald als nur irgend möglich wiederhergestellt werde. Es waren Telegraphenstangenärzte. Um sie herum waren Gimpel und Eichkätzchen auf Ältfichten, Regen kam, Nebel und wieder Sonne; aber immer war alles konzentriert auf die Errichtung der Tclegraphenstange. Ihr gehörte ihre ganze Sorge, sie war ein Teil des Weltgetriebcs. Es gab Genies unter diesen Arbeitern, die alles mit einem Schlage erfaßten, was zu tun war; dann waren Bedächtige, Vorsichtige: und dann waren Tagarbeiter nach vorgeschriebe«« Pflicht. Die ganze Menschheit also war eigentlich um diese Telegraphenstange im fürstlichen Hochwald versammelt. Ich ging vorüber und verteilte Trabukos ä la Kaiser Josef, nur billiger! Weshalb nicht?! Das „Prager Tagblatt' hatte mir doch gerade für Nachdruckhonorare 9 Kr. geschickt. Nachdrucken ist doch schon Ehre genug. Das Geld setzte ich teilweise in Mäzenatentum und Menschheitsbeglückung um die Arbeiter waren ganz verblüfft. Einer sagte: „Auf der Liechtenstein» sjraße hat der Sturm einen halben Meter dicke Bäume abgeschlagen!" Diese Mitteilung char eine Art von Revanche für meine Liebenswürdigkeit. „Ist'cs möglich?!" sagte ich freundlich erstaunt und ging befriedigt von dannen. Literatur. Statistik, Aufgaben, Methoden und Resultate der Statistik, ein kurzer Abriß für Arbeiter von Adolf Braun, geht uns soeben zu. Diese Schrift, die einen in unserer Literatur bisher nicht behandelten Gegenstand den Arbeitern näher zu bringen bemüht ist, bildet bas vierte Heft jener in Deutschland wie in Oesterreich stark verbreiteten und sich hoher Anerkennung erfreuenden Sammlung von Unterrichtsanleitungcn, die von der Zentrale für das Bildungswesen der deutschen Sozialdemokratie in Oesterreich herausgegeben werden. Zum erstenmal erhalten wir nun eine für die Arbeiter bestimmte, knappe und dabei doch klare, alles Ucberflüssige und Schwerverständliche ausschlietzende Schrift über die Statistik. Wir hoffen, daß dieses Heft, das um 70 H. durch alle Parteibuchhandlungen und Parteikolporteure zu beziehen ist, das Verständnis für die Statistik, an der es vielen intelligenten Arbeitern noch fehlt, in hohem Maße fördern wird. Gelesene Nummern des „Eisenbahnen wirft man nicht weg, sondern gibt sie an Gegner und Kndisferente weiter. — Parteinachrichten. Arbeiter -Schwimmverein ist Wien. Sonntag den 8. September, bei ungünstigem Wetter am Sonntag den 15. September 1912 Großes Ztrandfeft int Strandbad des Arbeiter-Schwimmvereines im altenDonau-bctt binter der k. k. Militärschießstätte (Haltestelle der Straßenbahn der Linien 16 und 25 vor der Kagraner Brücke). Konzert der Kapelle Schoof, Vorträge des Gesangvereines „Freie Typographia" und des Sängerchors des Klubs der Zeitungs-sctzer Wiens, Schauturnen, Schauschwimmen, Kahnfahren und verschiedene andere Volksbelustigungen. Bei einbrechender Dunkelheit prachtvolle Illumination und großes Brillant-scuerwerk. Beginn 3 Uhr nachmittags. Eintrittskarten 50 H. Badekarten werden an diesem Tage nur bis 12 Uhr mittags ausgegeben. Zu diesem Strandfest haben auch Nichtmitalieder Zutritt. Der Reingewinn fließt dem Strandbadfonos zu. Karten sind zu haben: Fischers Gasthaus, XVI, Grundsteingasse 15; Therese Kropitsch, V, Schönbrunnerstraße 85; Czechs Restauration. V, Schönbrunnerstraße 31; Filiale der „Arbeiter-Zeitung", XVII, Lacknergasse 22; Konditorei Seidl, XVI, Neulerchenfcldcrstraße 76; an der Kasse im Arbeiter-Strandbad sowie bei allen Funktionären im Margaretenbad, V, Strobachgasse 9, am Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag von halb 8 bis 9 Uhr abends. Ausweis des Vereines „Eisenbahnerheim", Wien. An Spenden für das „Eisenbahnerheim" sind bei uns aus folgenden Orten in der Zeit vom 1. bis 31. August eingelaufen, und zwar: Manncrsdorf am Leithaberg 20 Kr., Grußbach 20 Kr., Arbeiter-Konsumverein LroberSdorf 20 Kr., Troppan 10 Kr., Wallachisch-Mefseritsch 20 Kr., Gänserndorf 20 Kr., Töppeles 20 Kr., F. Mayer, Fünfhaus 20 Kr., Nachtrag I. Kopac, Triest 20 Kr., I. Stobt, Triest 20 Kr. Sprechsaal. Erklärung. Im ganzen Direktionsbezirk Villach wird das Gerücht kolportiert, daß ich derjenige sei, der den Verwendungsrang in der Personalkommission beantragt Habe. Ich erkläre dagegen, daß ich einen solchen Antrag nie gestellt habe und auch nie stellen werde; denn ich war von jeher ein Gegner des Ver-wcndungsranges und werde ein Gegner desselben bleiben. Ich erkläre daher den Urheber sowie die Verbreiter dieses Gerüchtes als Lügner. Leoben, am 23. August 1912. Josef Heiße, Kondukteur. An die geehrten Ortsgruppenfunktionäre und Mitglieder unseres Vereines! I. Wir bringen allen Ortsgruppenfunktionären und Mitgliedern zur Kenntnis, daß wir von nun ab die Nachsendung des „Eisenbahner" an jene Mitglieder, die mit ihren Beiträgen länger als sechs Wochen im Rückstand sind, nicht mehr besorgen. Von Expedition zu Expedition müssen gegen 2000 Exemplare extra nachgesendet werden. Diese besondere Manipulation kostet durch die Saumseligkeit der betreffenden Mitglieder, die sich ein Gewohnheitsrecht daraus gemacht haben, Tausende von Kronen. Es wird künftighin solchen Mitgliedern nur das letzte .Exemplar, von wo ab die Zahlung wieder beginnt, nachgeschickt. Damit neue Mitglieder von keiner Abrechnung zur anderen nicht auf ihr Fachblatt warten brauchen, empfiehlt es sich, daß die Aufnahmescheine der NeuaufgenomMenen sofort an uns cingesendet werden. Alle diesbezüglichen Aufnahmescheine ersuchen wir mit dem Namen der Ortsgrppe oder Zahlstelle zu bezeichnen. Um Störungen in der Zusendung zu vermeiden, bringen wir allen Mitgliedern zur Kenntnis, nach jeder liebet-siedlung sofort die Adreßänderung an uns bekanntzugeben. Bei Adressenänderungen genügt die Mitteilung der Ortsgruppe, der Mitgliedsnummer, des Namens und der neuen Adresse. Bei Versetzungen oder Uebertritten von einer zur anderen Orts-gruppe oder Zahlstelle muß uns unter allen Umständen der Name, die alte Ortsgruppe und Mitgliedsnummer die neue Ortsgruppe und Mttgltedsnummer sowie die genaue Adresse bckanntgegeben werden, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sehr viel gleichnamige Genoffen in unserem Mitglieder-stände Vorkommen.. Die ZeitungSrcklamationen sind, wenn sie genau laut Vordruck und ohne jede andere Mitteilung ausgefüllt werden, portofrei. AndetS ausgefüllte Reklamationen werden von den Postanstalten als briefliche Mitteilung behandelt und mit Strafporto belegt. Neue Reklamationen sind bei der Zentrale anzufordern. II. A»r unsere geehrten Kassiere und Evidenzführer! ES kommt sehr häufig vor, daß mancher Genosse, anstatt regelmäßig allmonatlich abzurechnen, erst in zwei oder gar erst in drei Monaten abrechnet. Wix ersuchen daher die Genossen ^rem eigenen sowie im Interesse der Mitglieder selbst, jeden Monat abzurechnen. Die Monatsbeitragscoupons ersuchen wir, lim, ?it,J?en*rak die Verwaltungskosten zu ersparen, arithmetisch (die Coupons für die H. II.) ebenfalls nach Mitglieds* nummern zu legen und mit einem Bindfaden zu binden. Der ausgefullte Sendschein sowie die vidierte und mit dem Ortsgruppenstempel versehene Kaffabuchabschrift ist unbedingt der Coupomendung beizulegen. III. Bezüglich des Briefportos wollen wir nur folgendes an« führen: Es kommt häufig vor, daß mancher Genosse die Couponscndung in drei bis vier Doppelbriefen, welche zusammen nicht einmal 200 Gramm betragen, einsendet und. wir machen sie daher aufmerksam, daß ein Doppelbrief, K Kilogramm, das heißt bis zu 250 Gramm 20 H. kostet; nur wo das Gewicht 250 Gramm übersteigt, ist die Sendung in zwei Briefen zu teilen oder als Paket zu behandeln. Niemals aber dürfen solche Sendungen als Drucksache versendet werden und wir bitten Sie, sich danach zu richten Die Administration. » » # * Ächtung, Mitglieder der Hinterbliebenenunterstützung! Jene Mitglieder, welche mit den Monatsbeiträgen im Rückstand sind, werden freundlichst aufgefordert, die testierenden. Beiträge nachzusenden, da gegen die säumigen Mitglieder nach dem Punkt 10 des „H. U."-Statuts vorgegangen wird. Nach dreimonatigem Rückstand verliert jedes säumige Mitglied seine früheren Ansprüche und Rechte und riskiert einen Neubcitritt. Achtung. Bahnrichter und Aushilfsbahnrichter der Südbahn (Tiroler Linie) und Kollegen im Staatsbahn, direktionsbezirk Innsbruck! Sonntag den 8. September 1912 um %3 Uhr nachmittags findet in Pickls Gasthaus in Innsbruck, Museumstraße 31, eine wichtige Besprechung der genannten Kategorie statt, wozu alle Kollegen eingeladen werden, zu erscheinen. Die Ortsgruppenleitungen werden gebeten, hievon Kenntnis zu nehmen. Achtung, Südbahnbedienstete des Betriebsinspektorats V (Tiroler Linie)! Sonntag den 1. September 1912 findet um 2 Uhr nachmittags in Ranalters Ga st haus in Franzensfeste eine Konferenz aller im Taglohn stehenden fauch Bremser) Südbahnbediensteten behufs Aufstellung der Kandidaten für den Arbeiterausschus; statt, wozu alle im Taglohn stehenden Südbahner höflichst eingeladen werden, zu erscheinen. ______ « Offene Anfragen^ An die k. k. Staatsbahndirektio» in Villach. Bei der letzten Sitzung des Arbeiterausschusses wurde seitens der k. k. Staatsbahndirektion Villach versprochen, daß in Klagensurt für die Oberbauarbeiter ein heizbarer Raum errichtet wird. Da es schon bald Herbst ist und von dem Bau eines solchen Lokals keine Spur vorhanden ist, so stellen die Arbeiter an die k. k. Ltaatsbahndirektion die höfliche Anfluge, wann eidentlich der Bau des genannten Lokals in Angriff genommen wird. Die Betroffenen. Versammlungsanzeigen. In nachstehenden Orten finden Versammlungen statt: Hartberg. Sonntag den 1. September, 9 Uhr vormittags, in Kogelbauers Gasthaus freie Eisenbahnerversammlung. Fürstenfcld. Sonntag den 1. September, 2 Uhr nachmittags. in Weichselbergers Gasthaus freie Eisenbahner-Versammlung. Furth i. W. Sonntag den 1. September, 9 Uhr abends, in Böhmisch-Kubitzen im Gasthaus des Herrn Martin Weber öffentliche Eisenbahnerversammlung. Oderbcrg. Dienstag den 8. September, Uhr abends, im Vereinslokal Monatsversammlung. Auperschin. Samstag den 7. September, 8 Uhr abends, im Gasthaus „zum goldenen Brunnen" M o n a t s v e r s a m m-lun g. Turnau. Sonntag den 15. September, 8 Uhr abends, im Vereinslokal in Ohrazenih Monatsbersammlung. Linz. Sonntag den 8. September. 10 Uhr vormittags, in Kreinöckers Gasthaus in Kirchdorf. Schwechat. Montag den 2. September, ^8 Uhr abends, in Proidls Gasthaus Monatsversammlung. Stgmundsherberg. Sonntag den 1. September, %4 Uhr nachmittags, im Gasthaus Waih öffentlich« Vereins-versammlung. Steyr. Sonntag den 22. September, 12 Uhr mittags, im Gasthaus „zum Märzenkellcr" öffentliche Vereins-Versammlung. Parschniy. Samstag den 7. September, 8 Uhr abends, im Gasthaus des Herrn Kolble Monatsversammlung. Drösing. Sonntag den 16. September, 3 Uhr nachmittags, im Gasthaus des Herrn Anton Togl in Ringelsdorf Mitgliederversammlung. * Die dien st freien Genossen werden ersucht, die Versammlungen unserer Ortsgruppen und Zahlstellen regelmätzig zu besuchen und auch Nichtorganisierte Kollegen bei diesen Versammlungen einzuführen._______________ Briefkasten der Redaktion. I.R.Pont. Wenn Sie am 1. Juli 1803 definitiv ge-worden sind und am 1. Jänner 1912 erst die 1000 Kr. erreichten, so haben Sie Anspruch auf ein Jahr Kürzung aus dem Härteausgleich und rücken demnach in die Gehaltstufe von 1100 Kr., da Sie zu jenen Dienern gehören, die vor dem 1. Jänner 1909 angcstellt wurden, am 1, Jänner 1913 vor. — Nr. 1877. Für die vor dem 1. Jänner 1909 ange-stellten Diener, die am 1. Jänner 1909 die 1100 Kr. noch nicht ereicht haben, sind in der Gehaltstufe von 1000 Kr. auf 1100 Kr. zweijährige Vorrückungsfristen. Demnach haben Sie, der Sie nach dem 1. Jänner 1909 angestellt wurden, in dieser Gehaltstufe eine dreijährige Vorrückungsfrist. Den anderen Teil Ihrer Frage können wir nicht beantworten, da die betreffende Antwort chiffriert war und wir über Chiffern kein Verzeichnis führen. — M. Pf. Sie irren. ES ist nicht ein Jahr, sondern eS sind drei Jahre zu verzinsen. Wir verweisen Sie auf die Beispiele in dem Artikel, der gleichzeitig erscheint. — K. Die verlangte genaue Adresse ist: William Edward Hardy, Wien II, Praterstraße 46. — 11. M. in H. Hammerbrotwerke und Dampfmühle Skaret, Hanusch u. Ko., Schwechat bei Wien. — F. St. in T. Ein Stempel ist nicht erforderlich. Wir haben monatlich einige Hundert Einsendungen zu erledigen, bewahren im Interesse der Einsender die Manuskripte nicht auf und können wir uns in Ihrem Falle nicht mehr an den Grund der Nichtaufnahme erinnern. — Zwittau. Zu kleinlich. — Reichenfels. Anonyme Einsendungen und solche, die nicht den Ortsgruppenstempcl tragen, können nicht aufgenommen werden. Für den Inhalt der Innerste übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer »artete Var-o e antworten». a flii MAGGI Würfel ä 5 (fertige Rindeuppe) sind die besten! f?ammerbrotroerke und Vampsmühle Eine wirksame Waffe gegen den Brotn?ud)er DRUCK U. VERLAGSANSTALT ■ ■ VORWÄRTS WlenV, Rechte Wienzeile 97 liefert Vereinen und Orgenleetlonen Druck« arbeiten rasch In tadelloser Ausführung und su Telephon 2364 Bedingungen TOlOPtiOH 3545 Nebenerwerb oder Existenz sichern sich Herren und Damen selbst in den kleinsten Orten durch Verkauf crossartigor Haushaltungsgebranchsartikel. Biesenverdienst zugeslohort. Näheres gratis. Anfragen mittelst Postkarte unter „Mr. 28“ an die Annoncenexpedition Eduard Braun, Wien 1, Rotenturmitraue 9. 86 Beste billigste Belegsquelle! 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Feine Tintenstifte 80 H., feine Zederstiste 40H,, seine Farbstifte 90$., gewöhnliche Bleistifte 15 H. per Dutzend: Federhalter 144 Stück Kr. 1*50. Muster von 2, 6 und 10 Kr. Nachn. oder Boreinsendung an Adolf Weber, Bndwois, Böhmen. Danksagung. Der schmerzliche Verlust unseres Gatten, BaterS -c„ des Herrn Anton Seilbauet, Kondukteur-ZugSsührer, hat uns viele Beweise ausrichtiger Teilnahme gebracht, sür die wir allen aufrichtig danken. Für die zahlreiche Teilnahme am Leichenbegängnis sei ollen, besonberS der Ortsgruppe de» Allgemeinen Rechtschutz- und Gewerkschafts-Vereines, ben Herren Beamten der Station sowie den auswärtigen Kollege», dem Eisenbahner - Musikverein Mürz>uschlag und den Brücker Kollegen für die Kranzipende herzlich gedankt. Mürzzuschlag, im August 1912. _________Familie Zeitdauer. M ------------5?------ ScftutrcarU Eine wirksame IDaffe gegen den Brotn?ud)er Selbständige Existenz siiidct strebsamer Herr oder Dame nfS einer Bcrsandstclle. 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