Beilage zur Laibacher Zeitung. .A! R9. Siebenter^ahrgang. 9. Mai R8«3. Vergänglichkeit. ^Shr leimenden Gräser, du sprossender Baum, Von Morgenwinden geschaukelt, O wie beneid' ich den flüchtigen Tranin, Der die knospenden Blüten umgaukclt! Sie wachsen nnd keimen im rosigen Licht Und lassen vom Regen sich tränten, Sie wachsen nnd blühen nnd wissen nicht, Wic bald ihre Kronen sich senken. E§ ringet der Mensch in rastloser Pein Am Heute naget das Morgen, Nun hascht er das Glück, nun holt er c8 ein, Toch hinter ihm hocken dic Sorgen. O selig dic Blumen im rosigen Licht, Sic lassen vom Regen sich tränken, Sic wachsen nnd blühen und wissen nicht, Wi: bald ihre Kronen sich senken! Und flattern dic Blüten ins grüne Gefild, Gleich herbstlich wirbelnden Flocken, So rundet der Keim sich, er dehnt sich, er schwillt, Da ist kein Zandern, kein Stocken; Schon leuchtet ans welkenden Blättern dic Frucht, Es wallen, cß wogen dic Saaten — Q sprosse mir so auö drr Tage Flucht Dic goldnc, dic Ernte der Thaten! Liebeswege. , Einc Geschichte von E. H ocfcr. ! "vDchn Jahre laug war ich Arzt in Vernsheim, ciner tteiuen ^ Stadt Norddeutschlands, gewesen und hatte in dieser Zeit bei ^ der großen Landpraris zwar viel Geld verdient, dafür aber ^ meine Gesundheit mehr und mehr zugesetzt, so das; ich mich je ! länger desto lebhafter von dort fortsehnte, als mir von der ^ Regierung das Physikat in S.. ^r Hauptstadt dieser Provinz, ^ übertragen wurde. Ich leistete gern Folge, denn mich band ^ Nichts an den kleinen Ort: ich sch^d „icht einmal aus einem ! angenehmen Umgangskreise, da ich mit Niemand in der Stadt ^ und Umgegend in vertrauliche Beziehungen gekommen und auch z mcht verheiratet war. Tagegcn fand ich in S. einerseits mehr l ! Nuhe und — wie ich uach dem Tode des bisherigen Phystlus, ! an defseu Stelle ich lam> uicht ohne Grund hoffen durfte — eine lohnende Praxis, andererseits aber in dem regen geistigen und gesellschaftlichen Leben der größern Stadt die seither fo ! schmerzlich vermißte Gelegenheit zur Ausbildung und Pflege ^ meines innereil Menschen und endlich nicht nur Studiengenosfen, ! sondern auch noch viele ältere Freunde meiner Familie: denn meine Eltern hatten bis zu meinem vierzehnten Jahre in S. ! gewohnt und standen noch heute im besten Andenken. i Was ich gehofft und mehr als das ging in Erfüllung: ! ich fühlte mich schon in der ersten Woche in E. heimisch und ! wohl, und der Aufenthalt dort, meine ganze Stellung wurde ! mir dann immer behaglicher und lieber, ich hatte gute Freunde, z einen angenehmen, anregenden Umgang, die freundlichste« Be- ! zichuugeu zu aller Welt, ja sogar zu meinen Eollegen — kurz, ^ ich konnte mir teiu besseres '^eben denken und wünschen. Zu ! meiner Zufriedenheit trug nicht wenig bei, daß ich durch einen ! glücklichen Zufall mciue Wohnung in der Aeletage des Hauses gefunden hatte, welches vordem meinem Vater gehörte. Tie ganze Gesundheit, der ganze Frohsinn meiner Knäbcnzeit kam in den wohlbekannten alten lieben Näumen über mich. Mir war zu Muthe, als fei ich in all' den zwischen damals und jetzt liegenden Jahren uicht einen Tag so glücklich gewesen, wie ' ich es jetzt immer war. Ich hatte eine sehr heitere, sonnige - ^ Jugend gehabt und die Erinnerung daran uicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen bewahrt. ! Es war uicht allein die Wohnung im väterlichen Hause, ! die mir dieß Gefühl gab: es waren auch die Häuser der Fami-l lien, mit denen meine Eltern früher verkehrt, es waren die ! Straßen, die ich damals durchwandert, die Plätze, auf denen ^ ich gespielt, die alten Kirchen und andere Gebäude, welcbe ich ^ angestaunt — es war hier ein alter kleiner Erker, dort eine ^ tiefe Thnrwölbung, da eine Steinbant mit plump ausgehauener Lehue, dort wieder ein versteckter Garten, in den ich von meiner Schlafstube hinein lauschen konnte, oder ein anderer, ! in welchem man von dem, hohen, liudcnbesctzten Wall hinab-^ schaute — denn er war im frühern innern Fcstungsgrabcn an-l gelegt, uud die Menschen in dem kleinen Hause an der Stadt-! maucr pflegten ihn auf das Fleißigste — kurz, es waren die > alten Bekannten alle und die ganze kraus und wiukelvoll ge-! baute Stadt, die mich froh und glücklich machten und nickt z allein die Erinnerung an die Jugend, sondern fast diese letztere l selber in mir wachriefen. Ich habe schon gesagt, daß ich nicht nur eigene Vclannk, sondern anch noch viele alte Frennde meiner Eltern fand und ^ überall auf das Wohlwollendste aufgenommen wurde. Ja, im j gleichen Hause mit mir, in der Etage über der meiuen, traf ! ich einen meiner frühesten Spiel- und Echulgenusscn — ich will ! ihn Paul Nheinwald nennen, da sein wirklicher Name aus mehr j als einem Grunde nicht wohl zu nennen ist — der jetzt als Oberlicutcnant bei dem in der Stadt garnisonircnden Iägcr-bataillone stand. , Als Knaben waren wir stets bei einander gewesen, da ! sein elterliches Haus dem unsern ganz nahe lag, die Väter in > täglichem Verkehr, und wir selber endlich uns überall — im j Lernen und Spielen, in Reignngcn und Abneigungen, möchte ! ich sagen — zusammenfanden. Er war fast ein Jahr jünger als ich, aber geistig und körperlich so früh entwickelt, das; der Altersunterschied dadurch uollkommcn aufgehoben ward. Ein ! Paar Jahre nach dem Fortzuge meiner Eltern war er Soldat geworden — wir hatten Beide für den Stand geschwärmt — > hatte einige Zeit als junger Lieutenant in seiner Vaterstadt gc- ! dient, war dann versetzt, auf eine Forstatadcmic gegangen, in den Dienst zurückgekehrt und stand jetzt, nachdem er siebzehn Jahre Soldat gewesen, wie bemerkt, noch immer erst als Oberlieutenant bei der Truppe, bei der er vordem seine Earriere begonnen. Das Avancement war in der Zeit, von der ich rede, peinlich langsam geworden, und natürlich nicht nur für die große Menge der Ofsiciere, sondern auch für die einzelnen, ! besonders Befähigten, zu denen Paul im hohen Grade gehörte. Freilich öffnete sich für solche Köpfe im Generalstabe eine etwas bessere Laufbahn, allein man wird leicht begreifen, daß die Zahl solcher Stellen beschränkt und der Zudrang sehr, groß war, so daß auch dort eine Etocknng eingetreten. Ich wußte indessen, daß man Paul dahin sogar berufen, weil man seine ! Fähigkeiten kannte und schätzte. Er hatte jedoch um Velassung in seiner bisherigen Stellung gebeten und war in E. geblieben, ' was um so mehr auffallen mußte, da es im Kreise seiner Bekannten keineswegs verborgen war, daß er ohne irgend ein eigenes Vermögen allein von seiner knappen Gage zu leben gezwungen war, während er in jener andern Stellung nicht nur einer ziemlich bedeutenden Gehaltsverbcsscrung, sondern auch bei der hohen Achtung, deren er in jenen Regionen genoß, einem baldigen Avancement entgegensehen durfte. Ich selber fragte ihn, als ich hiervon gehört und in einer ! stillen Abendstunde mit ihm zusammenfaß, nach feinen Gründen, indem ich noch hinzusetzte, daß ich nicht einzusehen vermöge, was ihn gerade an S. fessele, da er gar keinen nähern Umgang habe und andererseits mit dem Commandeur des Bataillons auf einem höchst gespannten Fuße stehe. Ganz abgesehen davon, daß er wünschen müsse, zu avancireu, solle ihm doch anch daran gelegen sein, aus dieser unbehaglichen Stellung herauszukommen. Ueberdieß habe er ja keine Menschcnsecle in S., die ihm verwandt sei, oder so nahe stehe, daß sie ihn in der Stadt zurückhalten könne. Denn er war das einzige seiner Eltern, und diese waren Beide bereits gestorben, da er noch , Kriegsschülcr gewesen. Sie hatten ihrer Zelt gleichfalls cinge- -^'N gelebt und taum zwei rder drei Familien in dcr Stadt gehabt, mit denen sie häufiger verkehrten. Paul war dazumal und, wie ich von gemeinsamen Veianntcn hörte, auch später noch, freilich ganz anders, lebhaft, heiter und umgänglich gewesen. Er hatte mich das Alles vorbringen lassen, ohne mich mit einer Miene, geschweige denn mit einer Silbe zu unterbrechen. Langsam, die Hände auf dem Nucken ineinander gelegt, die hohe, schlanke Gestalt anch jetzt in dem sogenannten Interims-rock, in fester nnd doch wieder bcanemcr Haltung, die braunen Augen mit einein gedankenvollen ernsten Blick vor sich hingerichtet, ging er vor mir im Zimmer ans und ab. Es fiel mir auch jetzt wieder anf, was ich freilich bei anderen Gelegenheiten noch deutlicher erkannte — es war der schönste und stolzeste Soldat, den ich in meinem Leben gesehn. Da ich schwieg, ließ er mich ein Paar Augenblicke ohne Antwort vcrgchn, dann nictte er leicht init dem Kopf und sagte: „Ja ja, Gustav, Tu hast schon Recht — da<> Alles ist so. Und doch ist's anders," setzte er dann mit einem gedankenvollen Lächeln hinzn, „wenigstens bei mir. Ich habe wenig Umgang, allein die Paar Bekannten sind mir desto lieber, wenn ich auch nicht viel Wesens davon mache. Meine Kameraden sind gute Gesellen — sie mögen mich im Grunde alle gern und beweisen mir das, indem sie meine Weise resvec-tiren. Der Major — nnn, was geht mich der an? — Wir haben wenig mit einander zn thun. Tann — halte mich nicht für sentimental, Gustav, denn ich bin Nichts weniger als das ! — dann ist mir die Stadt vertraut, und das Leben hier '^!-melt mich gar freundlich an. Ich kann hier besser eristiren, e? ist wohlfeil hier, und da man mich kennt, verlangt man von mir keinen Aufwand, der nicht allein gegen meine Börse, sondern auch und noch mehr gegen meine jetzigen Neigungen wäre." „Aber Dein Avancement, Paul!" warf ich ein. ,M geht nirgends langsamer, als bei den Jägern, hab' ich mir sagen lassen." — Wieder flog das gedankenvolle Lächeln über sein ernstes Gesicht, als er mir zur Antwort gab: „Ich will anch gar nicht avanciren. Ich frage wenig mehr nach dem Dienst. Ich rechne anf eine Stelle als Oberförster, wohin meine ganze Neiguug geht. Man weiß droben von diesem Wunsch und hat mir das Beste versprochen. Uebrigens rede nicht davon." Ich möchte, daß ich euch zugleich mit seinen Worten auch den Ton hinzeichnen könnte, in dem sie geredet wurden, die Haltung des Mannes, wie er da zuletzt vor mir auf der Tischecke saß und die Arme über die Brust gekreuzt und den Kopf leicht vorübergesenlt hatte und den Blick mit einem so besondern Ausdruck auf mir ruhen ließ, daß ich ohne Schwierigkeit begriff, dieser Blick wisse trotzdem Nichts von mir und meiner Gegenwart und die Worte des Freundes seien eigentlich nicht als Antwort für mich, sondern für ihn allein geredet. Ich möchte Euch das Alles zeichnen können, wiederhole ich, denn Ihr würdet dadurch sogleich ein volles Bild von ihm und seiner Weise erhalten, besser und vollständiger, als ich es jemals zu geben vermciZ. Ihr würdet dann erkennen, welche Harmonie in diesem Menschen war, zwischen dem rubigen Stolz seiner ! Erscheinung und der ebenso ruhigen Klarheit seines Innern, seiner Gedanken, möchte ich sagen, und seiner Gefühle. Und wenn ihr ihn obendrein früher gekannt, wie es bei mir der Fall, und sein Jetzt mit seinem Vordem zusammengehalten hättet, würdet ihr unzweifelhaft ebenso betroffen gewesen sein, wie ich, über die so leise hervortretende und doch im Grunde so mächtige Veränderung, die mit diesem Menschen vorgegangen war. Es war eine — Tiefe in ihm, die sich von keinem Blick durch- , Messen, ja taum recht erfassen ließ i eine Zurückhaltung, die mau mehr ahnte, als erkannte, und noch viel weniger verstand. Man konnte fragen: was sind denn das für Gedanken, die ihu in der heitcrsteu Unterhaltung, wie beim gleichgültigsten Gespräch uiemals zu verlassen, stets zu beherrschen schienen, die sichtbar dazu beitragen, das; er stets ruhig, stets gemessen bleibt, niemals sich gehn läßt, niemals in Lnst oder Zorn aufflammt? Es läßt sich eben nicht sagen, wie sehr er für Jemand verändert war, der ihn, wie ich vordem, als das heiterste, fröhlichste, sonnigste Menschenkind gekannt und uun plötzlich, ohne von den UebcrgaNgsstufen Etwas zu wifseu, diesen vollendeten ernsten Menschen vor sich sah. Wie und wann diese Veränderung eingetreten, wnßte Niemand; seit er vor sieben Jahren nach S. zurückgekehrt, war er so gewesen, uud seitdem j hatten sich seine wenigen älteren Bekannten, denen dich Wesen anfänglich aufgefallen, wohl oder übel daran ' gewöhut und dachten nicht daran, das Sonst und Jetzt zu vergleichen. Uud dazu kam, daß er eingezogen lebte und Niemanoem Veranlassung gab, besonders ans ihn zu achten. Bei mir war es etwas Anderes. Ich war ihm, wenn ' auch uur iu so früher Jugend, näher gewesen, als irgend ein Anderer. Ich hatte seitdem Nichts von ihm gesehen, Nichts von ihm gehört — ich fand ihn wieder, plötzlich, in den Räumen, wo wir vordem mit einander gelebt, gespielt, wo wir von einander endlich geschieden. Nichts hatte mich auf eine Veränderung vorbereitet, Alles drängte mich, möchte ich sagen, zu der Annahme, das; ich nicht einen andern Menschen, sondern uur deu aus dem Knaben beruorgegangenen Mann au wein Herz drücken werde. Und uuu traf ich ihn so! — Ich wollte zuerst mir selber uicht trauen und hielt sein Wesen snr ein nur augenblickliches: ich wagte sodann bei ihm selber anzuklopfen ; ich fragte bei gemeinsamen Bekannten nack — es ward uicht anders und nicht klar. Er war und blieb, wie er war. Ich bin ein lebhafter Menfch: ich fühle so uud denke so, und auch mein Handeln hat stets einen solchen Ausdruck! Ich brachte dem Freunde mein ganzes, damals gerade so leichtes und frohes Herz entgegen, zumal in diesen alten vertrauten Räumen, wo aus jedem Winkel eine Eriuuerung an unsere Iugendfrenndschaft hervorlauschte -. und ich empfand es tief, als er mir iu feiner schon oben angedeuteten Ruhe und Gemessenheit eutgegentrat, als er durch Nichts — lim mich so anszudrücken - aus seinem Bau hervorzulockeu war, als ich "ach jedem Znsammensein deutlicher erkennen mußte, daß der Umgaug mit mir ihn: kaum Etwas mehr sei, alö der mit den meisten Ucbrigcn , und das; er wirklich ein ucuer , anderer Mensch geworden, nicht, wie ich bisher noch im Süllen gehofft, nur für die große Meuge, sondern für Jedermann, vielleicht auch für sich selbst. Wir waren freilich häusig zusammen und hatten, wie es schien, kein Geheimniß vor einander — es deutete auch uicht an ihm darauf lün, daß er Etwas zu verbergen hätte — aber von einer wahrhaften, warmen, herzlichen Vertraulichkeit war trotzdem an Paul nicht eine Spur zu bemerken, so dah begreiflicher Weise dadurch auch mein Wesen in Schranken gehalten wurde. Und also blieb's, wie weh es mir that, und da ich den Frennd nicht aufgeben mochte, mußte ich mich schon nach und nach in das Gebotene zu finden suchen. Tas gefiel ihm augenscheinlich: er zog sich nicht zurück, sondern blieb im täglichen Verkehr mit mir. Und da er, wenn er keinen Tienst hatte, oas Haus nur selten verließ, sondern meistens, uud häusig ganze Tage lang, bei seinen Arbeiten saß, so ward es nach und nach Regel, daß wir uns entweder in der Dämmerstunde oder zuweileu auch von neun bis zehn Uhr bald in seinen, bald in meinen Zimmern zusammenfanden und bei einer Tasse Thee oder beim Glase Wein eine Weile mit einander so hin plauderten — einträchtig und glcichmüthig wie Brüder. (Fortsetzung folgt.) Aclteste Geschichte des Laibacher Theaters. Hon P. u. Radics. (Fortsetzung.) Tas den Studenten wegen vorgekommener Ausschreitungen (1656) uicht gestattete „Paradicssftiel" fand in diesem Jahre (1658), sowie in dem vorhergehenden und den nachfolgenden Jahren wieder Statt. Doch fängt jetzt entschieden der Sinn für's historische Drama an durä'zugrcifcn, und wir kommen mit dem Jahre 1659 zu cinem Werte, das durch Inhalt und Form gleich geeignet ist, uuscr Interesse vollkommen in Anspruch zu nehmen — es ist die dramatisirte Geschichte vom vberöstcrreichischen Bauernkriege im Jahre 1626 unter Stefan Fadinger. ! Das Stück wurde im Jahre 1659 am 20. Februar — also im Fasching — von den „Rhetorikern" des Laibacher Lyceums gegeben und zwar nnter dem Titel: »l>u!i„()el><>!lt>8 ^lis^'i-inris ^u^tii.i« I^uii-ouln« swst lcm^wrom 8umn Mi>nl<>nli«ln li^lielltiti psl«'cin- ! crunl" — den die rebellischen Bauern Oberöfterrcichs, nach >, längerer Ucberhebung besiegt, angestimmt haben. Die uns vorliegende, in der fürstl. Aucrspcrg'schen Bibliothek bewahrte Abschrift — Papier 10 Bl. 8" — enthält auf der Kehrseite des Titelblattes den Vorwurf (»^l'^mlN'nlum") ! des Stückes in den Worten (hier in deutscher Uebertragung): „Wie die änßcrstc Grenze der Freude das Leid bilde, haben die österreichischen Bauern an sich selbst erfahren, die durch die ^ Uneinigkeit ((kmontm) des Lutherthums dahin verleitet waren. daß sie die „heilsamen" Ermahnungen und Befehle Kais« Fcr- dinauds verachtend, gegen ihre Herren und gegen die eigene , Heimat wütheten. Aber kurz war der Zwischeuranm zwischen ^ ihrer Freude und ihrer Trauer, da sie durch das talentvolle ^ Manöver des Grafen Hcrberstorff bei Linz geschlagen und zum ! Widerruf gezwungen wurden." ! Tiefes „3lrgumentum" ist aus des Eberhard Wassenberg ! „l!e l)i.'llo ^u^Irinl^o« 2. Th. genommen, was angemerkt ist: ! der Dichter hat sich nicht genannt, vielleicht ist es auch Tellc- ^ mtsch gewesen! ! Unter dem Argumentum liest mau die Entschuldigung, daß ! 5)rt und Zeit einem so nichtigen Geschwätze der Bauern werde ! dienen müssen, was „Bacchus" dann im „Prologe" ausführlich ! vorbringt, und woraus mau schon auf den Standpunkt, von dem > der Aauernkampf aufgefaßt und dargestellt wird, schließen kann. > Tech abgesehen vou der Iefuitenauffassung bleibt die Vorführung des Ereignisses, wenige Tccennien nach seinem Ein- ! treten, auf der Laibacher Bühne von nicht geringer Bedeutung ! und mag seine Erklärung in dem erst wenige Jahre vorher z (1610) niedergekämpften Ausstaude der Gotschewer Bauern und i in der noch lebhaften Erinnerung an die windischen Bauern- > tricgc der Jahre 1)73, 1515 und 1516 finden. ! Auf Blatt 2 steht das Programm — die Angabe der ^ einzelnen Scenen. Wir geben es (in deutscher Ucbertragung.) Act l, Scene 1. Tie Bauern stecken bei der ersten Nachricht von der Veröffentlichung der kaiferlichen Befehle die stopfe zusammen. Scene 2. Tcr Befehl des KaifcrZ wegen ! Aenderung der lutherischen Lehre oder des Aufenthaltes (p»tl-i»l.>) ! wird verkündigt; die Bauern nehmen ihn mit Lachen auf. ! Scene 3. Tie „Rebellen" erwählen sich einen Führer (Gc- j neralen), den Stephan Fcitinger (Fadingcr), und bezeugen ihm ! ihre Ehrerbietung. ^ Act ll, Scene 1. Herberstorff (Grafvon) und (Lbcrst) ! Löbell beschließen bei der Nachricht von dem Aufstande, mit den kaiserlichen Truppen gcgeu den Feind zu zieheu. Scene 2. ! Neide Theile sind kricgsgerüstet, die Kaiserlichen werden von ! den Baueru mit Verlust zurückgeworfen. Chor: Tie Austria beklagt die Haeresie, den Abfall zum Lutherthum, als die Ursache all der Uebel. Scene 3. Tie Rebellen ergötzen sich nach dem über die Kaiserlichen erfochtenen Siege an Gastmälern und Gesängen. Intermezzo: — Scene des „Lustigmachers" — Sie stellen mit dem Pfleger eines Schlosses, einem früheren ! Bauernschinder (cxeol'iulor«) ein allerliebstes Schaustück an. ! Act III, Scene 1. Turch den güustigen Erfolg über- ! müthig (!) belagern die Rebellen die Stadt Linz. Scene 2. Graf j Herbcrstorff berathschlagt mit den Seinen, auf welche Art dem ! Feinde zu begegucn. Scene 3. Tie Feinde machen einen ! Angriff auf die Stadt, werden aber durch Herberstorffs Talent ^ zurückgeworfen und widerrufen, da sie besiegt. Epilog: Tie Jugend beklatscht den Sieg Herbersiorff's — also man sieht, für die „Claaue" war auch gesorgt! Sollen wir ein Urtheil über den ästhetischen Werth des Stückes abgeben, so können wir die Tisposition und Charak- teristik nur loben: freilich laufen Termini aus der Mythologie in den Gesprächen der Bauern mit unter, doch dieß ist allgc-meiner Fehler der Zcitrechnuug, kommt also nicht in Betracht. Tie Sprache ist die lateinische: nur an ein Paar Stellen von deutschen Knittclreiinen unterbrochen, ist abwechselnd gebunden und ungebunden: der Ausdruck im Ganzen nicht ungeschickt. Tcr Monat September des Jahres 1660 brachte den Kaiser Leopold l. zur feierlichen Huldigungsakte in Krain'K Hauptstadt, nach unserm schönen Kram. Mit dem gauzcn Pompe des XVII. Jahrh, ward der Herrscher hier von Adel uud Bürgern empfangen; Feste ans Feste drängten sich, und was ist natürlicher, als daß dem allerhöchsten Gaste, dem großen Theaterfreunde zu Ehren, auch theatralische Aufführuugen stattfanden. Tie Chronik verzeichnet uns zwei folcher Festspiele: das eine, eine italienische Comödie „von den landschaftlichen Bedienten präsentirt" , ward am 9., das zweite eine Apotheose des Habs-burg'schen Ahnherrn, unter dem Titel: >Mi»!ull'u8 I ?iu», I'uei-jiclls, Virloi-io.-ül,»!« — nach einem großen Nanauet beim Landeshauptmanne Wolf Eng. Graf von Auerspcrg — am 12. September, beide im großen Valkonsaale des Auersperg'-schen Palais gegeben. Im felben Jahre hatte man im März (Fasten) „in der Kirche (der Jesuiten) deutsche Tramen" — ein Passionsspicl aufgeführt. Zwei Jahre darauf sinden wir im Mai wieder „hochdeutsche Comödianten" in Laibach : war es vielleicht Hans Georg Eck her aus Tresdcn mit seiner Compagnie (hochdeutscher Comö-diantcn), der nach Tcvricnt ") 1656 und 59 in Wien spielte; oder waren es die „InnZpruckcr'schen Comödianteu," die 1663 uach Wien kamen, und von deren „Tirectoribus" die fürstl. Anerspcrg'sche Bibliothek eine in Verse gebrachte Ginladung zum Besuche der Vorstellungen bewahrt, worin auch die Stelle eingefügt erscheint: Tciang als lcybach wirdt die Cron im Creinlandt scin, soll Scgcn, glüsh und hcil bci üuch stets Zichcn ein! Im selben 1662er Jahre gab man zum Schulschlussc des Pater Wilibald Koffer Comödie: Ml'rin klusi-t, 8c