Zeitschrift für krainische - Landeskunde. Nummer 3. Laibacli, im März 1893. II. Jahrgang. Die „Gradišča“ in Krain. Yon A. Müliner. Das Gradišče von St. Michael bei Hrenovic. (Schluss.) Das gewonnene Eisen ging tlieils als solches nach clem Süden, tlieils wurde es in loco zu Waffen und Werkzeugen verarbeitet. Dieser friedlichen Industrie-Periode gehören die älteren Gräber p. o d K a c u 1 a m und am Mačkovec an, desgleichen die Urnengräber im Süden des Gradišče bei g u. h am Piane Fig. 1, auf Taf. IV. In dieser Periode war der Hügel vielleicht gar nicht befestiget; wenigstens die Sandsteinwälle, wie wir einen am Nordrande kennen gelernt, waren nicht vorhanden. Hier wurden die auf Taf. VI abgebildeten Waffensorten erzeugt, um weiter verhandelt zu werden, und wenn Dr. Hörnes manche darunter für an römische Formen erinnernd erklärt, so ist dagegen kein Bedenken zu erheben, wenn man erwägt, dass Rom in seiner frühesten Zeit ja gerade von Etrurien industriell und cultured abhängig war. Wir wollen hier zur Illustration des Gesagten die Alten selbst sprechen lassen. So sagt Li-vius (um Christi Geburt) I. 8 : „Die 12 Lictoren, der elfenbeinerne Stuhl, die verbrämte Toga kommen von den Etruskern“ und I. 56 heisst es : „Zur Vollendung des Tempelbaues hatte er ]) die Werkleute aus allen Gegenden Etruriens kommen lassen, die H a n d d i e n s t e leisteten die Plebejer“. I. 30. nennt Livius „ die E t r u s k e r das mächtigste Volk durch Männer und Waffen und ihnen zunächst die Sabiner“; über Ihre Ausdehnung in Oberitalien sagt Polyb. (140 v. Ohr.) II. 17: „Vor Alters indessen bewohnten diese Ebenen (am Po) die Tyrrhener“.1) „Wer daher von den Unterthanen-landen der Tyrrhener liest, darf nicht das jetzt von ihnen eingenommene Gebiet, sondern muss die genannten Ebenen und die.aus diesen Gegenden gezogenen Hilfsquellen im Auge haben. Mit diesen Thyrrhenern verkehrten die Kelten als Nachbaren, und da sie auf die Schönheit des Landes ein neidisches Auge warfen, kamen sie unter einem geringen Vorwände unvermuthet mit einem grossen Heere, vertrieben die T y r r h e n e r aus demPados-Lande und nahmen selbst die Ebene ein“. Wie armselig nimmt sich dem gegenüber die Schilderung von Roms Kindheit bei Florus (120 v. Ohr.) I, 11 aus, wenn er schreibt: „Cora (wer möchte es glauben!) und Algidum waren uns ein Schrecken; Satricum und Corniculum wie entfernte Provincen“. „Tibur, jetzt ein Vorstadtaufenthalt, und Praeneste wurden erst, nachdem Gelübde im Capitol gethan worden waren, angegriffen“. „Der Hain von Ancia war gefürchtet wie der hercynische Wald, Eregellae war damals unser Ge-soriacum, der Tiber unser Euphrat“. Dass die Römer übrigens ihre Bewaffnung öfter änderten, und nach fremden Alustern umformten, beweist Polybius, welcher berichtet, dass die Römer nach dem Kriege mit Hannibal die Iberischen Sto ss Schwerter annahmen (Fragment 100); wie sie nach Diodor XXIII, voli den Etruskern den Rundscliild übernahmen. Ja, dass selbst das in Rom gebrauchte Thonzeug etruskisches Fabrikat war, bezeugt Persius c. 40 n. Ohr., wenn er Sat. II. v. 59, 60 sagt: Aurum vasa Numae Saturniaque impulit aera, Vestalesque urnas et Tu scum fictile mutai Gold hat des Numa Geschirr und das Erz des Saturnus vertrieben, Hat die Vestalischen Urnen, den Thon der Etrusker, verwandelt. 2 2) Die Tyrrhener heissen bei den Römern Hetrusker und Tusker. Strabo V, II. 2. D Tarquinius. Yon römischer Cultur zu sprechen ist überhaupt nicht gut möglich, da das, was wir aus den letzten Jahrhunderten als „Römisch1 2' vor uns haben, das Resultat von Mischung aller möglichen Einflüsse gebildeter Völker des Ostens und Westens ist, welche römische Energie niedergeworfen, und einem Staatswesen einverleibt hat. Wir haben in Nr. 1 der „Argo“ (1892) ein kunstvoll gezimmertes Transportschiff beschrieben, welches auf dem Grunde des einstigen Pfahlbausees lag. Das hohe technische Geschick, von dem die Arbeit zeugt, die unübertrefflich gearbeiteten Stahlnägel, welche im Balkenwerk stacken, sprechen dafür, dass dieses Fahrzeug von Leuten gezimmert war, welche nicht nur tüchtige Zimmerleuto und Schmiede, sondern auch Schiffbauer waren. Schiffbau ist aber nur bei einem Volke vorauszusetzen, welches Seefahrt und Seehandel betreibt. Da es sich nun hier um mindestens ein Jahrtausend vor Christus handelt, so ist an die Pfahlbauwilden unseres Sees, mit ihren rohen Einbäumlern absolut nicht zu denken. Wohl aber sind abermals nur die damals benachbarten Etrusker, wenn wir von den abgelegenen Phönikern absehen, welche als Seefahrer berühmt, als Seehelden und Seeräuber gefürchtet waren, in Betracht zu ziehen. Wenn wir von den Aegyptischen Angaben über die Turisela, welche als Seeräuber bis Afrika drangen und welche für Etrusker gehalten werden, hier ganz absehen. r) so muss doch die etruskische Seemacht schon lange vor Herodot (140 v. Ohr.)hoch ausgebildet gewesen sein, da dieser I, 166, von einer unerhörten Niederlage spricht, welche die seetüchtigen Phokäer2) von den ver-b findeten Thyrrheuern und Oarthagern erlitten. Von ihren 60 Schiffen verloren die *) Eine ägyptische Inschrift aus der Zeit der 19. Dynastie (1400—1200 v. Chr.) spricht von einem Bunde der Inselvölker gegen Aegypten. Unter den Verbündeten werden auch die Etrusker (Turiseha) genannt, als ein so mächtiges Volk, dass aus ihrer Mitte die Heerführer der verbündeten Truppen gewählt wurden. Der Angriff erfolgte unter Minephta I. (e. 1366 v. Chr.) 2) Wie beschränkt die Kenntniss der Griechen über den Westen war, beweist Herodot I. 163, wo er sagt, dass die Phokäer von allen Hellenen zuerst weite Seefahrten gemacht und sie es sind, die den Adria entdeckt!! und Tyrrhenien und Iberien und Tartessos. Nun die „Entdeckung“ der Tyrrhener (so heissen im Al-tertliume die Etrusker) bekam den guten Phokäern eben nicht gut, und da sie ihre Nase noch bis ins silberreiche Spanien stecken wollten, hatten sie natürlich auch die Carthager am Halse. Die Welt mit ihrem Kämpfen ums tägliche Brot und dem Hasten nach Reichthum, sieht eben anders aus, als sie sieh in den Köpfen speeulirender Seribenten und stubenhoekender Gelehrten spiegelt. Phokäer 40 und die übrigen 20 wurden unbrauchbar, denn die Schnäbel waren zerbrochen. Ebenso wissen Apollodor, Di odor, Philos trat us u. a. von der etruskischen Seemacht und ihrer Seeräuberei zu erzählen. Nach Apollodorus (140 v. Ohr.) Myth. Bib. III, V, 3 wollte Gott Bach us auf einem tyrrhenischen Schiffe nach Naxos reisen. Die Tyrrhener Hessen aber Naxos bei Seite und wollten den Gott in Asien verkaufen ! ! Natürlich kamen sie dabei übel an, der Gott machte kurzen Prozess, verwandelte Mastbäume und Ruder in Schlangen, die Schiffer wurden rasend, sprangen ins Meer und wurden — Delfine. Ich bin der Ansicht, dass unser Moorschiff ein Werk etruskischer Schiffszimmerleute ist. welche es für den Frachten-Transport über den See erbauten. 1) Der etruskische Einfluss erreichte mit dem Hinausdrängen der Etrusker aus Oberitalien durch die Kelten sein Ende. 396 v. Christus fällt Felsin a (Bologna, von wo wir die Fonderia kennen) in die Hände der Gallier oder Kelten, und vom Ende des IV. J'hrh. an müssen wir uns die Kelten als Herren im Lande denken. Da diese sicherlich den Wegen der alten Italer folgten, so müssen wir sie uns zu Lande von Felsina her über Görz und längs des Wippa-cher Thaies einziehend denken. Doch wenn sie selbst über Tergeste heraufgezogen wären, so wären sie doch auch über Sesana auf unser St. Michael er Gradišče gestossen. Die Besetzung dieses, auch für die Bedürfnisse der Gallier vorzüglich geeigneten Platzes, erfolgte mit Gewalt. Die Eisenschmiede werden ihre Freiheit gewiss, wenn auch vergeblich, tapfer vertheidiget haben. Natürlich ging die ganze Ansiedlung in Flammen auf, wde dies so Kriegsbrauch bei allen Barbaren2) war. Die Holzhäuser und mit Lehm geklebten Steinbauten der Schmiede, ihre Oefen und Werk- *) Auffallend ist es, und ich habe schon in meiner „Emona“ p. 225 darauf hingewiesen, dass sich auf dem Iger Boden, dem Platze der alten „Emona“, vor der sieh ehemals die weiten Pfahlbaudörfer ausbreiteten, unter den barbarischen Namen auf römischen Inschriften mehrere finden, welche auf u enden, z. B. Amatu,' Lasaiu, Manu, Tetiu; aus Noricum ist ferner Cotu bekannt. Merkwürdigerweise ist diese Namensform in Etrurien nicht selten. Bei Müller und Dennis finden sieh passim solche Namen aufgefühlt ; ich gebe als Beispiele: Petru, Rexu, Gareu, Trepu, Pumpu, Felli, Senu, Auf einer Inschrift Dennis p 231 findet sieh gar Amatu; ein Sennus in lg „Emona“ Nr. 25 p 217. 2) Noch Jordan is thut sieh etwas darauf zu Gute, dass Ala-rich und seine Gothen Rom nur gründlieh ausgeplündert und nicht, „wie wilde Völker gewöhnlich thun“,es auch niedergebrannt haben. D. reb. Get. XXX. statten, welche letztere ja noch bis in die.neueste Zeit Holzbauten waren, gingen in Flammen aut und zerfielen unter der Ctluth, die Sandstein-Blöcke glüheten und bläheten sich schlackig auf. (Cf. „Argo“ 1892, Nr. 4, p. 67.) Nachdem das Zerstörungswerk vollendet, werden sich die Sieger sofort in Stand gesetzt, und den Platz, welcher früher ein, wenn auch befestigter Industrialplatz friedlicher Schmiede war, in eine befestigte Glauburg ihrer kriegerischen Ritterschaft umgewandelt haben. Zu diesem Zwecke wurden zunächst die Trümmer der alten Ansiedlung hinweggeräumt, und über die Berglehnen hinabgestürzt. Verschlackte Sandsteine, halb zu Aetzkalk gebrannte Kalksteine, Eisen-Schlacken, halbverkohlte Trammbäume, unter den Brandmassen der Schmieden begrabene Werkzeuge und theils unfertige, theils im Kampfe unbrauchbar gewordene Waffen beider kämpfenden Parteien, wie sie da wirr durcheinander lagen, ■— das alles durcheinander gemengt, wurde über den Hügelrand geschüttet, um einerseits den Platz zu reinigen, anderseits als Unterlage für den Erdwall zu dienen, welcher mit Pfahlwerk verstärkt, zum Schutze der neuen Zwingherren aufgeführt wurde. (Cf. „Argo“ 1892.. Nr. 4, p 65.) Es war die erste keltische Zwingburg in unseren Bergen, und wahrscheinlich der Stützpunkt für die weiteren Operationen der neuen Ankömmlinge gegen Norden und Osten. Ihr Streben war vorwiegend nach Osten gerichtet, Save und Donau abwärts zogen sie nach Griechenland, — ja bis ins Herz von Kleinasien marschirten unter ewigen Kämpfen, raubend und plündernd, diese abenteuerlichen Kriegerscharen. Da St. Michael die älteste gallische Burg im Japudenlande wurde, so zeigt ihr Grabinventar auch die ältesten Formen des La Tenè-Typus im Lande, wie wir sie pod Mačkov cam und za Polšno vertreten finden. Es ist nicht anzunehmen, dass die Kelten nach der Occupation des Platzes, die Eisenindustrie sollten ein gehen haben lassen. Die alten Schmiede mögen allerdings im Verhältnisse von Hörigen weiter gearbeitet haben, freilich nicht für den Export nach Süden, sondern für die Bedürfnisse ihrer kriegerischen Herren, deren Geschmacke sie sich accommodiren mussten. Vielleicht überliess man ihnen den Žluberski verh und den Mačkovec. (Cf. Plan von St. Michael auf Tafel IV, der „Argo“ 1892). Vielleicht gehören ihnen auch die Waldschmieden unter den Felswänden des Nanos an. („Argo“ 1892, p. 27.) Von St. Michael aus überstiegen die Sieger die Jüdischen Alpen und occupirten den alten Hafenplatz des Pfahlbausees, das spätere römische Nau-p or tum und heutige Oberlaibach, eine Gründung der alten Handelsherren und Stapelplatz für die italischen Waaren und heimischen Erzeugnisse, welche zu Schiff über den See bis in den, ihm entströmenden Aquilis (Laibach) und dann auf dem Savus nach Osten fort verfrachtet wurden. Strabo, Zeitgenosse Christi nennt uns Lib. VII, c. V, 2, Nauportum und bezeichnet es als ein Wohnsitz der Taurisk er. Dieser Kelten-Olan der 225 v. Ohr. auch die Schlacht von Telamon in Tyrrhenien mitschlug, (Polyb. II. 18) beherrschte somit durch drei Jahrhunderte die Gegenden zwischen der Adria und dem Savus mit St. Michael und N a u p o r t u m als Schlüsselstationen für die Strassen über die Alpen. Natürlich besetzten sie auch Emona, wo die Nachkommen der Pfahlbauleute bisher ein ziemlich friedliches Dasein geführt haben dürften. Im Jahre 193 v. Ohr. kämpften die Kelten bei Mirtina unglücklich mit den Römern, und 191 erlitten sie durch Scipio Nasica eine Hauptniederlage. Damit war nach zweihundertjährigen heroischen Kämpfen die Macht der oberitalischen Kelten gebrochen. Ihre Tapferkeit erlag der zielbewussten Politik Roms und der überlegenen militärischen Disciplin seiner Legionen. Mit der Gründung von Aquileia (183—181 v. Ohr.) wurde auch in unserem Bergen der römische Einfluss immer fühlbarer. Handelsleute der Republik kamen in das Land,1) zugleich als Kundschafter für die Politiker und Strategen Roms. Dazu betrog man noch die Barbaren mit falschem Gelde, wie die Häufigkeit der mit Kupfer gefütterten Republik-Münzen beweist. Es scheint vorläufig zwischen Rom und den Alpenvölkern ein ziemlich friedliches Einvernehmen geherrscht zu haben, denn als 170 v. Ohr. Oaius Oassius sich von den Oarnern, Istrern und Japu-den Führer ausbat, um mit Heeresmacht über die Alpen friedlich nach Makedonien zu marschiren, nichts destoweniger aber doch plünderte und sengte,' klagte darüber der gallische Häuptling Oinci-bilus in seinem und der mit ihm verbündeten Alpenvölker Namen in Rom. Auch die Oarner, Istr er und Japuden sandten Abgeordnete mit ihren Beschwerden. Der Senat war sehr gnädig gestimmt, es wurde Genugthuung verheissen. Jeder Gesandte erhielt Geschenke im Werthe von 2000 Ass. Für ’) Münzen von 194—86 v. Ohr. wurden z. B. am Moraste gefunden. (Cf. „Argo11 I. Jhrg. p. 19.) den keltischen Häuptling, und seinen die klage-führenden Bruder, wurden bestimmt : zwei Halsketten, aus fünf Pfund Hold verfertigt, fünf H e f ä s s e aus zwanzig Pfund Silber, zwei reich geschmückte Pferde mit Bereitern. Reiterwaffen und Kriegs rock e. Ausserdem gestattet, für jeden der beiden Herren, zehn Pferde in Italien zu kaufen und auszuführen. Zu den Kelten wurden Oaius Lälius und Marcus Aemilius Lepidus, zu den üb r i g e n V ö 1-kern Oaius Licinius, Publius Cornelius Blasio und Titus Memmius, als Gesandte des Senates entsendet. (Livius 48. 5.) Daraus geht deutlich hervor, dass : 1. die tauriskischen Kelten nicht die ausschliesslichen Bewohner unserer Alpen waren, 2. dass sie nichteinmal alle hier wohnenden Stämme der Ureinwohner oder späteren Einwanderer als Herren beherrschten, sondern dass 8. freie Gaugenossenschaften dieser älteren Stämme bestanden, mit denen die eingewanderten keltischen Clans in freundschaftlichen Beziehungen lebten, ja durch Bündnisse mit ihnen conföderirt waren, so dass sie für dieselben gegebenen Palles in Action traten, dass endlich 4. mehrere dieser nicht keltischen S t ä m m e r) ihre politische Freiheit vor den keltischen Tauriskern so weit bewahrt hatten, dass sie direct mit auswärtigen Mächten, wie hier mit Rom, unterhandelten und von Rom wieder durch eigene Gesandsehaften mit ihnen verhandelt wurde. Dieses Verhältniss hielt indess nicht lange an. Schon 55 Jahre später triumphirt M. Aemilius Scaurus über die C a r n i s c h e n Gallier, wie ein Fragment der Triumphalfasten in Rom bezeugt.* 2) Oaius Octavius C a e p i a s Caesar Augustus unternahm endlich kraftvoll die Unterwerfung sämmtlicher Alpenvölker um 38 v. Ohr. p Die Frage nach der Nationalität dieser Stämme ist eine allerdings schwierigere. 2) M. AEMIL1VS. M. F. M. N. SCAVRVS. COS. DB GALLEIS KARNEIS. Marcus Aemilius Sohn des Marcus, Enkel des Marcus, triumphirt über die Karnisehen Gallier. Kleinere li Der Drubenbrand von Idria vor 90 Jahren. Mitgetheilt von P. v. Radies. Am 15. März d. J. waren 90 Jahre verflossen, dass unsere fteissige Bergstadt Idria von einer Katastrophe heim-gesueht wurde, welche die Ergiebigkeit, ja den Bestand Grosse Anstrengungen kostete, wie Appian IX. 16. berichtete, unter anderen die Besiegung der Garner und Taurisker, und die heldenmüthige Vertheidigung des japudischen Me tulum1) ist bekannt. Die nun folgenden Versuche, die Freiheit wieder zu erlangen, eingeschlossen den furchtbaren Aufstand der Pannonier. hatten keine Erfolge: der eisernen Faust Roms konnten sich die Alpenvölker nicht mehr entwinden. Die äusserst spärlichen Funde römischer Reste auf dem St. Michaeler Gradišče, als: Trümmer von Gelassen, einige spätrömische Münzen (die älteste mir bekannte ist ein Antoninus Pius), sprechen dafür, dass die Römer dem Platze keine Bedeutung beilegten. Für sie war die Strasse über den Okra, unseren Birnbaumerwald, die Hauptverbindung vom Süden her nach dem Becken von Emona, welches bei Nauportum erreicht wird. Dieser Platz behielt seine Bedeutung auch unter der neuen Herrschaft bei. Damit wäre somit im grossen der Rahmen entworfen, innerhalb welchem wir die Culturgeschichte unserer Alpen-Gradišca betrachtet wissen möchten. Vor allem muss Methode in die Forschung gebracht werden, und das Streben nach richtiger Erkenntniss und Beur-theilung vorliegender Thatsachen zum Durchbruche kommen. Sagt schon Polybius2), dass in seinen Tagen die Erfahrung und die Wissenschaft solche Fortschritte gemacht habe, dass, wer es a n E i f e r im Le r nen nicht feh 1 e n lässt, jede im Leben gestellte Aufgabe gewissermassen m ethodisch behandeln kann, um wie viel mehi" ist dies in unserer Zeit bei gutem Willen möglich, denn, um mit M o m m sen zu schliessen. der B a um der Wissenschaft trägt wie der der H e s p e r i d e n seine goldenen A e p f e 1 nur f ü r d e n, der sie selbst sich bricht; anderen kann man sie nur zeigen, a b er nicht 'gebe n“. ') S. Durchlaucht Prinz Ernst zu Windischgrätz ist geneigt das Gradišče von St. Michael mit Metulum zu identifiziren. Wir behalten uns vor, die Frage noch eingehend zu behandeln. 2) Polybios IX. 2. des weltbekannten k. k. Quecksilberbergwerkes daselbst ernstlichst bedrohte, sowie die braven Bewohner der Stadt, beziehungsweise die rüstigen emsigen Bergleute, hart mitnahm und nur durch rechtzeitiges, energisches, zielbewusstes und zweckentsprechendes Einschreiten der Werks- vorstehung, unter thätigster Mitwirkung der Bevölkerung in der so bedrohlichen Wirkung eingedämmt und möglichst abgeschwächt wurde. Da die über Idria besteh enden Geschichts werke von dieser Katastrophe, dein unter genannten Datum des Jahres 1803 stattgehabten grossen Grubenbrande nur im Vorbeigehen zu berichten wissen3), anderseits aber in einem zeitgenössischen Wiener Journale — dem wir die Bewahrung und nähere Kenntnissnahmen mehrerer heimatlicher Vorgänge jener Tage verdanken — ein ausführlicher Bericht aus der Feder eines heimatlichen Naturkundigen und Arztes vorliegt, so wird es die P. T. Leser dieses vaterländischen Organs sicher interessiren, einen Wiederabdruck dieses fachmännischen zeitgenössischen Berichtes hier zu begegnen. Die Annalen für die Literatur des Kaiserthums Oesterreich vom Jahre 1808 bringen diesen Bericht in dem zweiten Bande (des zweiten Jahrganges) in ihrem Intelligenzblatte auf Seite 282—286 und als Verfasser ist der damalige Laibacher Lvcealprofessor Dr. Melzer unterzeichnet. Da der Bericht auch die ärztliche Seite der durch die Katastrophe erzeugten Folgen für die Bergarbeiter eingehend behandelt, so erweist er sich auch in sanitätsgeschichtlicher Bichtung von Bedeutung. Doch lassen wir dem als Mensch und Arzt von den Zeitgenossen gleich hochgeschätzten Berichterstatter Dr. Melzer — dem Vater des vor wenigen Jahren erst hier verstorbenen Herrn Gymnasialprofessors Carl Melzer — selbst das Wort, Dr. Melzer schreibt fünf Jahre nach dem entsetzlichen Brande und doch' noch wie unter dem frischesten Eindrücke des miterlebten Ereignisses sowie mit Berücksichtigung der inzwischen getroffenen abwehrenden Vorkehrungen und neuen Einrichtungen an das genannte Wiener Blatt wörtlich also: Bemerkungen über den Brand der Quecksilberminen zu Idria in Krain im Jahre 1803. Dieser in der Geschichte der österreichischen Bergbaukunde seltene und merkwürdige Brand einer der ersten europaeisehen Gruben hat durch seine mannigfaltigen Erscheinungen und demselben entgegengesetzten Löschanstalten für die Naturforscher zu viel Interesse, als dass derselbe nicht auch hier in diesen vaterländischen Annalen eine kurze Erwähnung verdiente. In der Nacht vom 14. auf den 15. März 1803 bemerkten die Bergleute auf dem Hauptfelde einen dichtstehenden Holzrauch, der aus der Tiefe kam, und sich immer stärker durch die Grube ausbreitete. Das Feuer selbst ist in einem alten nicht mehr gebauten Orte (Klementi Lauf) entdeckt worden. Ob dieses Grubenfeuer, wie man allgemein vermuthet, aus Unvorsichtigkeit der Bergleute entstanden sey, welche die I I) So widmet z. B. Hitzinger in seiner Monographie: Das Quecksilberbergwerk Idria (p. 49) dem Ereignisse nur einige wenige Zeilen. Anmerkung d. Verf. Grubenlampen an alte nicht selten morsche Stempel zu befestigen pflegen, oder ob nicht vielmehr eine selbständige unterirdische Entzündung diesen Brand veranlasst habe, da um die nämliche Zeit auch in einigen oberkrai-nischen Eisengruben ähnliche Erscheinungen vorgingen, ist bis jetzt nicht bekannt. So viel ist gewiss, dass der ursprüngliche Brandort einer Selbstentzündung wegen der gewöhnlich hohen Temperatur nicht ungünstig gewesen. Die Flamme des Feuers selbst hat niemand gesehen. Der Bauch stand so dicht in den nahen Stollen, dass alle Brandörter unzugänglich und die unmittelbaren Löschanstalten unmöglich gemacht wurden. Es blieb daher in der ersten Zeit dieses unglücklichen Ereignisses der Einsicht und Thätigkeit der zeitlichen Grubenvorsteher nichts anderes übrig, als durch schnell errichtete Versetzungen der nahen Stollen und durch Verschliessung der Wetterthüren den Zutritt der Luft aufzuheben, und auf diese Art das Feuer zu ersticken. In der nämlichen Absicht wurden auch von aussen alle Schächte, Einfahrts- und Zubaustollen verschlossen und mit Thon verstaucht. Bey diesen Arbeiten erlitt der grösste Theil der Bergmannschaft eigene Zufälle, die in der Entwickelung verschiedener im Anfänge vorzüglich kohlensaurer Gasarten ihren Ursprung nahmen. Die Bergarbeiter ohne Unterschied empfanden stärker oder schwächer einen schnell betäubenden Schlag an die Nasenwurzel und Schläfegegenden und fielen zitternd zu Boden. Ihr Aussehen war leiehenähnlich. In dem Gesichte brach ein zäher kalter Schweiss aus. Die Augen blieben offen und starr. Die Gliedmassen wurden kalt. Der Puls krampficht und kaum fühlbar. Die Gesichtsmuskeln und Gedärme bewegten sich convulsivisch. Es gingen häufige Winde ab. Bey jenen, die längere Zeit und in Stollen gelegen sind, wo eine grössere Menge dieser Luftart sich an der Solle setzte, bemerkte man auch die Harnstrenge und das Blutharnen (sehr gewöhnliche Wirkungen der kohlensauren Luft). Diese Unglücklichen erholten sich meistentheils in kurzer Zeit, wenn sie unter die Füllörter der Schächte gebracht wurden, erhielten dort unter vielen Seufzen ihr Bewusstsein wieder und wurden auf den Tonnen durch die Schächte herausgefördert. Die sich in diesem Zustande erbrochen, blieben von allen Folgen befreit. Die meisten der übrigen hingegen wurden von einem anhaltenden mit dem heftigsten Kopfschmerz vergesellschafteten Fieber befallen. Die ärztliche Behandlung dieser Unglücklichen war sein' einfach und der Natur der einwirkenden Schädlichkeit gemäss eingerichtet. Mit dem besten Erfolge wurden denselben sauerstoffführenden Getränke, als : reines Wasser, die verdünnte Essig- Zitronen- und Vitriolsäure, gegeben. Mehrere Bergleute genossen Aepfel und befanden sich sehr wol dabey. So auch half die Entblössung des Ober- und Unterleibs und das Auflegen des in kaltes Wasser getauchten Baummooses auf die Stirne und Brust. Alle amoniacalisehen Riechstoffe, z. B. der Hirschhorngeist, wenn man selben den Sch ein-todten und Betäubten unter die Nase hielt, vermehrten das Uebel. Die Berggrube selbst blieb in diesem Zustande durch mehrere Wochen, wurde während dieser Zeit zweimal eröffnet und weil sich die Fortdauer des Brandes jederzeit zu erkennen gab, allemal wieder verschlossen. Das Feuer griff immer mehr um sich, und stieg höher. Die schwefligquecksilberigen Dämpfe rollten in den dichtesten Wolken aus den Schächten und Stollen immer stärker hervor. Die Gefahr, die nun für die ganze obere Grube und für die Schächte eintrat, liess nur das äusserste Löschmittel, nämlich die Einlassung der Tagwässer in die Grube übrig. Dieselbe geschah am Ende des Aprilmonats in dem Theresiensehachte aus dem neben-fiiessenden Einnwerke durch eine Lattenfiihrung bis in die Tiefe deš Schachtes. Das Geräusch des einfliessenden Wassers war fürchterlich und dauerte durch Dritthalbtage. In der zweiten Nacht, als die Wässer bis an das Feuer stiegen, erfolgte jene merkwürdige Explosion, welche das Erzgebirge entsetzlich erschütterte. Dieselbe schien mehr die Wirkung der verschlossenen Wasserdämpfe, als einer entzündeten brennbaren Luft zu seyn. Die Kunststeiger, derren Hütten an den Schächten erbaut sind, verspürten die ganze Kraft dieses untermischen Phänomens. Ihre Hütten bekamen Sprünge, sowie mehrere an der Anhöhe und an der Ebensolle des Erzgebirges gelegenen Häuser, deren einige aus der Grundmauer geschoben und dem vollen Einsturze nahe waren. Die Wirkungen dieser unvermeidlichen Erschütterung in der Grube selbst wurden erst später entdeckt. In mehreren Stollen waren die Wölbungen und Treppen -eingerückt oder überschoben, der Anwurf abgerissen, ja selbst an manchen Orten Steine aus der Wölbung hinausgeworfen. Die gezimmerten Strassen waren zusammen gestürtzt, die Stempel verbrochen und in einigen Gegenden keine Spuren vormaliger Stollen oder Belegungen. Ganze Massen reichhaltigen Erzes zeigten sich hie und da durch den Einsturz. An vielen Stempeln hatte sich das verflüchtigte Quecksilber präcipitirt. So hoch auch das Wasser über den, ursprünglichen Brandort stieg, so wurde dennoch der ganze Brand nicht von dem Gewässer eingeschlossen ; denn über demselben fand man noch in der Folge Spuren des Brandes, welcher jedoch glücklicherweise wahrscheinlich durch die erfolgte Verschüttung erloschen ist. Die eingelassenen Tagwässer wurden noch vor Ende des zweiten Jahres gehoben. Zur Beschleunigung dessen wurde in dem Josephischachte eine vierte Wasserkunst eingehangen, und in dem Barbaraschachte auch die Wassertonne gebraucht. Mehrere Monate nach gelöschtem Brande blieben viele Orte in der Grube noch so warm, dass die Bergleute nur sehr kurze Zeit darin arbeiten konnten. So stieg im Augustmonate des nämlichen Jahres die Lufttemperatur im Silberschlage auf den 95. Grad nach Fahrenheit, welche mehrere reisende Naturkundige, die um jene Zeit Idria sahen, auf die Fortdauer eines verborgenen Brandes sehliessen liess. Das Quecksilber war in allen warmen Gegenden verflüchtigt, und brachte die nachtheiligsten Erscheinungen bei den Bergleuten hervor. Der Speichelfluss und das Zittern der Glieder wurde nun allgemein und die Heftigkeit desselben stand immer mit dem Verdienste, den man den Bergleuten zur Bewältigung unzugänglicher Orte oder für das aufgesammelte Quecksilber zukommen liess, in geradem Verhältnisse. Der arbeitende Stand verminderte sich bald so sehr, dass die Grube beynahe nicht mehr belegt werden konnte. Das Zittern der Glieder erreichte bey einigen Bergleuten den höchsten Grad und glich dem stärkesten Veitstänze. Die Valeriana, Kampfer, der abwechselnde Gebrauch des Opiums mit dem Alcali nach der Stützi-schen Methode, warme Bäder, Fleischnahrung, Wein und die Luftveränderung schafften zwar Hülfe. Allein ihre ursprüngliche Bestimmung und der Trieb zum Erwerbe warf sie bald zum zweytenmale in diesen traurigen Zustand, der bey vielen den Tod zur Folge hatte. Gegen den Speichelfluss zeigte sich der äusserliche Gebrauch des Kohlenstaubes der Schwefelblumen, des Salpeters, der Bleysalze, und des salzsauren Eisens an dem affizirten Zahnfleische sehr wirksam. Auch hat ein Ungenannter aus Livorno zur Zeit, als diese Zufälle schon grösstentheils nachgelassen hatten, dem Idrianer Oberbergamte gegen das Zittern der Bergleute den innerlichen Gebrauch des Lorbeerkirschwassers, äusserlich die Anwendung einer aus Zink und Phosphor bestehenden Salbe vorgeschlagen, und sieh die Anzeige der Kesultate durch die Ulmer allgemeine Zeitung erbeten. Die gehobenen Grubenwässer wurden nach dem Brande durch die Beymischung des Eisenkalkes gelb gefärbt und in den Sommertagen in den Schächten so scharf, dass die Kunststeiger an Augenentzündungen und Wundwerden der Hände häufig litten. Diese Wässer enthielten nach der chemischen Analysis ausser dem Eisenkalke die Vitriolsäure, und einen sehr geringen Antheil von Quecksilber. Die Kohlenröhren der Wasserkünste waren von dem Eisenkalke so sehr inkrustirt und das Leder angegriffen, dass die Wirkung der Künste oftunterbrochen wurde. Bey dem Einflüsse dieser Grubenwässer in den Iderza-baeh waren die steinichten Ufer sowohl, als das ganze Flussbett bis in den Lisonzofluss mit jenem gelben Eisenocher überzogen. Alle Fische, ausser dem Aal, verschwanden zu jener Zeit in dem Iderzabache. Nun ist die Berg gru be seit drei Jahren wieder in dem besten Zustande. Die Erhaltung derselben hat man den vortrefflichen Anordnungen des damaligen Hofkommissärs Sr. Excl. des Herrn Vicepräsidenten der Münz-und Bergwesens-Hofstelle Joseph Edlen von Leithner, dann den ausgezeichneten Kenntnissen und der rastlosen Thätigkeit des in Jeder Hinsicht verdienstlichen k. k. Idrianer Oberbergamtsraths und Oberbergverwalters Herrn Joseph Sybold zu verdanken, der keine Gefahr scheute Und nichts zur Rettung der Grube unversucht liess. Der Bau der Grube wird auch dermal durch Letzteren ganz neu und regelmässig geführt und gegen jede neue Feuersgefahr sicher gestellt. Dr. Melzer, k. k. Professor am Lycäum zu Payback. Alte Spielkarten. Eine eulturhistoriselie Studie. (Schluss.) Die Aufschriften sind hier auch auf zwei Blatt vertheilt, und zwar trägt Baston Ass die Inschrift „Rudolph Amperger“ und das Coppe Ass die Aufschrift: „Laybach“, zum Ueberflusse ist noch an Spade II das Laibacher Stadtwappen : Der Thurm mit dem Lintwurm abgebildet. Wir gewinnen somit aus diesem Spiele eine neue Bürgergestalt für Laibach : Einen ehrsamen Kartenmaler zu Ende des XVIII. Jhrh. namens Rudolph Amperger, welcher bis dato unbekannt war. Bevor wir uns indessen mit ihm beschäftigen, sei bemerkt, dass wir aus den vorliegenden Karten sehliessen müssen, dass noch Ende des vorigen Jahrhundertes in ganz Innerösterreich italienische Karten nicht nur im Gebrauche waren, sondern wie wir sehen werden, sogar hier für den heimischen Consum fabrizirt wurden. Doch müssen auch die deutschen Karten in einer früheren Zeit länger üblich gewesen sein, da unter dem Volke die slovenisehen Bezeichnungen für die Farben überwiegend den deutschen Karten entnommen sind. Unsere Landleute kennen jetzt allerdings nur die gewöhnlichen Pi-quetkarten, doch nennen sie nur das Herz: serce (Herz), Pique heisst zelje (Kraut), also offenbar das „Grünn“ oder „Laub“ der deutschen Karten. Treff heisst želod (Eichel), also die genaue Uebersetzung des „Eichel“ der deutschen Karten. Anders verhält es sich mit Caro, welches „Kupa“, in Flitsch „kufa“ heisst, offenbar eine Corruption des italienischen „Coppe.“1) Es erübrigt uns nur noch einiges über den Laibacher Kartenm aler B u d o 1 f A m p e r g e r selbst mitzu-ilieilen; das Archiv des Laibacher Magistrates enthält einen Aktenfascikel, dessen Benützung ich der Gefälligkeit des Herrn Magistratrathes Johann Vončina und des Herren Registrators K. Mulaček verdanke. Die Akten betreffen: a) die Ordnung der Kartenmaler in Laibach, und 5) den Kartenstämpel für in Laibach angefertigte Karten. Ad a). Unter 30. Nov. 1786 übermittelt das k. k. Kreisamt Laibach dem Stadtmagistrate „zufolge hohen Gu-bernial-Auftrages“ den Entwurf einer „Ordnung für die Kartenmahler“ für Innerösterreich in zwölf Punkten zur Begutachtung. Unter 13. Dez. 1786 berichtet der Magistrat gehor-samst: „dass solche (Ordnung) hierorts nicht füglich ein ge führt werden könne, indem sich allliier nur ein einziger K a r t e n m a h 1 e r Namens Rudolf Amberger befindet“. Unter 10. März 1787 wird der Magistrat vom k. k. Kreisamte beauftragt, „den hier allein befindlichen K a r t e n m a h 1 e r einzuberufen-, darüber zu vernehmen, und dessen Eußerung gutachtlich ein zu begleiten.“ Diese Einvernehmung fand am 14. März 1787 statt. Amberger gibt folgendes zu Protokoll : „Dass er weder einen Lehrjung, viel weniger einen Geßelleil halten könne, indem allliier wegen Komedien, und Ballen (sic) ein sehr geringer Verschleiß von Karten ist.“ Uebrigens erklärt er : „wenn sich die Umstände ändern würden, und er eines Lehrjungs benö-ihiget wäre, einen Lehrjungen ohne Lehrgeld auf 5 Jahr aufzudüngen.“ Unter 16. Mai 1787 wird dem Magistrate mitge-theilt, dass „für dermalen die Errichtung einer ') Es scheinen somit in früheren Jahrhunderten erst deutsche Karten bei uns üblich, gewesen zu sein. Vielleicht mit dem Ueberliand-jiehmen des italienischen Wesens beim siegreichen Durchgreifen der Benaissanee mögen auch die italienischen Karten in die Städte und von da ins Land gedrungen sein; diese scheinen auch bis zur französischen Invasion modern geblieben zu sein. Mit den Franzosen kamen dann die jetzt üblichen Karten in Gebrauch, welche auch ins Land drangen. Nur behielt der conservative Bauer die alten Namen der Farben. Bemerkenswerth ist es übrigens, dass in Böhmen heute noch die italienischen Karten in Hebung sind. Hauptlade zu Graz mit Zuziehung der Kartenmahler von Klagenfurt u. Laybach noch nicht nöthig erachtet wird“. Wir finden also unseren Rudolf Amberger (so wird er in den Akten geschrieben, während er sich auf den Karten Ampe r g e r nennt) aktenmässig als, wenn auch nicht übermässig mit Glücksgütern gesegenten, Laibacher bürgerlichen Gewerbsmann dastehen, dessen Metier jedoch leider ob der Vergnügungssucht der guten Laibacher, eben nicht florirte. Nicht minder interessant ist der zweite Akt des Fa-scikels. Hier handelt es sich um den Kartenstämpel. Unter präs. 23. April 1790 bittet Rudolf Amberger1) den Magistrat für ihn hohen Ortes einzuschreiten, dass „der Kar ten-stem pel von 7 — auf 4 kr. herab-g e s e t z werden möge. “ „D e r Magistrat, welcher den Nah r u n g s-stand seiner Bürger aufrecht zu erhalten verpflichtet ist, kann nicht anders als dieses Gesuch Einem löbl. Kreissamte zur weiteren v Begutachtung an hoche Gehörde vorlegen.“2) „Die Gründe des bittstellenden bürgerl. Kartenmahlers zur Herabsetzung des Kar-tenstäm pels sind.“ I,mo dass dieser Stämpel zu Triest nur mit 4 kr. besteht; und „II.a° Bittsteller in der Konkurrenz mit den dortigen Karten mahle r n nicht bestehen könne“ etc. Unter 11. Mai 1790 erfolgt der abschlägige Bescheid des k. Kreisamtes Laibach, in welchem es heisst, das Gesuch des Rudolf Amberger sei für das Publicum von keinem sonderlichen Belange, dass von hieraus an die höchste Gehörde unterstüzend e i n g e 1 e i t e t werden könnte, denn: I.tcns sind die Karten keine Sache der ersten N o t h w e n d i g k e i t, somit kann jeder, der nur will, derselben ganz müssig gehen.“3) Man gibt zwar zu, dass in Triest der Stämpel vom Spiele nur 4 kr, betrage, indessen heisst es weiter „sobald es hierher g e b r acht wird, so muss hi e r noch besonders der 3 kr. Stämpel z u g e z a h 11 werden,4) und also gewinnt das hiesige Publikum oder auch die Partikulier5) an denen Karten nichts.“ 0 Das Gesuch selbst liegt nicht bei den Akten. 2) Magistratseoneept ddto. 7. Mai 1790. 3) Eingedenk des Spielerspriehwortes: „Spielen ist ein Laster und wer verliert ist ein Lump!“ 4) Ich errinere hier an den 7 kr. Stempel auf den Skiiss des Mailänder Spieles, der offenbar in Laibach von diesem eingeführten Spiele ganz eingehoben wurde. 5) Man bemerke den feinen Unterschied zwischen Publikum und Partikulier. Im Weiteren meint übrigens das lobi. Kreisamt1}, dass, wenn die Triester Karten einen Vorzug haben, die Schuld am guten Amberger liege. Dieser möge „durch eine anständigere Bearbeitung, und Verfeinerung den Karten selber den richtigen A b s a z a 1 h i e r verschaffe n.“ Wie es unserem Amberger weiter erging, wissen wir nicht genug, er dürfte der letzte seines Zeichens in Laibach gewesen sein. Ob er auch der erste in Laibach war? ist eine andere Frage. Milliner. Funde beim Baue der Unterkrainer Bahn. In Razderto, vor St. Marein, unterfährt die Bahn-trac;e die heutige Reichsstrasse, welch’ letztere den Bahneinschnitt auf einer Brücke übersetzen wird. Beim Einschneiden in das Terrain stiess man im Februar d. J. auf die alte Römers tras se und auf ein hart an derselben befindliches Grab. Es stellte sich heraus, dass die heutige Reichsstrasse hier fast genau mit der antiken Strasse zusammenfällt. Man fand unter dem heutigen Strassenkörper zunächst eine Erdschichte von 85 m Mächtigkeit; in dieser Tiefe stiess man auf die Römer strasse, an deren Rande über einen Meter tief eine Grube in den Stein geholt ist. Diese Grube enthielt, von Asche und Leichenbrand umgeben, eine Urne (Bauchtheil eines Doliums), welche mit einem Ziegel von 43 cm, 28 cm, 0'7 cm Grösse bedeckt war. Das Do-liumstück hatte 58 cm Höhe und 35 cm Durchmesser. Als Inhalt enthielt sie die Reste eines Kindes, ein Salbenfläschchen und einen Dattelkern. Am'27. Februar wurden nächst Grosslack römische Gräber in einer Tiefe von 80 cm gefunden. Dieselben ergaben zwei wohlerhaltene Schüsseln aus Thon, deren eine mit zwei Zonnen von senkrechten Strichen verziert ist. Ferner drei Töpfe von 90 cm, 150 cm und 180 cm Höhe, sämmtlich gefüllt mit Erde und Knochenreste. Im Leichenbrande fanden sich drei Lampen, davon eine mit dem Stämpel FORTIS, und eine mit IITOGENE. Ausserdem kamen zwei Glasgefässe zu Tage. Eines eine gehenkelte Flasche, von 122 cm Höhe, scheint einst bis zur Hälfte mit einer Flüssigkeit gelullt gewesen zu sein. Das zweite, ein viereckiger, an den Wänden eingedrückter Becher von 73 mm Höhe, und 80 mm Diameter, aus fast papierdünnem Glase, ist mit Knochensplittern gemengter Erde vollgefüllt. *) *) Unterschriften : Job. v. Classenau, königl. Rath und Creyss-Commissär und Josef Semen. Die Sachen waren in einer grossen zertrümmerten Urne, und verrathen den gleichen Leiehencult, wie er bisher an den längs der Unterkrainerbahn entdeckten Gräbern beobachtet wurde. Er schliesst sich au den Maria-Raster Typus an, dessen Wesen darin bestand, dass die Leiche verbrannt, die Hauptmasse des Leichenbrandes in eine grosse Urne gelegt, ferner kleinere Gefässe, als Vasen, Krüge, Schalen mit Erde von der Ustrinà gefüllt in die grosse Urne (oft bis 5 Stück) über die Reste der Leiche beigelegt wurden. Die Sitte blieb auch nach der römischen Occupation, nur bediente man sich der billigeren auf der Töpferscheibe erzeugten Gefässe statt der früheren s. g. Freihanderzeugnisse. Die gefundenen Gefässe wurden von der lobi. Bauleitung dem krainischen Landesmuseum übergeben. Milliner. Eine interessante Medaille. Unter diesem Titel veröffentlichte ich in Jhrg. I, p. 21. der „Argo“ eine Medaille, auf deren abgeschliffenen Reversseite eine Inschrift gravili ist, in welcher der FAZEN-Macher-Zunft Erwähnung geschieht. In den trefflich redigerten „Mittheilungen des Clubs der Münz- und Medaillenfreunde in Wien“ erwähnt Herr Theod. Unger der in „Argo“ bisher verzeichneten Münzfunde, und gibt über die „Fatzenmacher“ folgende Erklärung. .,F a t z e n ist eine Nebenform von Fatschen aus dem lateinischen Fascia. Darunter ist nicht nur das Wickelband für Kinder, sondern auch ein Gürtel aus Seide oder Wolle, eine Leibbinde für Erwachsene zu verstehen. Dass in Kram auch die Männer solche Leibbinden in alter Zeit getragen haben, beweist uns die Hinterlassenschaftsaufzeichnung. eines Herrn von Pichel von Jahre 1692, in welcher „krainerische Mannsfatschen“ erwähnt werden. Auch in Marburg a/D. linden wir den Fatschenmacher Thomas Hunger in den Jahren 1683 —1684 ansässig. Puff in seiner Gteschichte von Marburg, II, 151, nennt diese Gewerbtreibenden Fatschenmacher oder Plädier. 1670 kommt eine Maria Adel man in einem Kaufbrief vor und am 25. August 1728 begrüsst der Stadtrichter Nikolaus Adel man den Kaiser Karl VI. bei seiner Ankunft in Krainburg.1) Müllner. * 4 r) Cf. I. Parapat im Letop. Mat. slov. 1870 p. 124 und 125, Correspondent der Redaction. Der I. Jahrg. der „Argo“ Juli—Dezember 1892 umfasst nur G Nummern und kostet daher nur 2 fl. — 4 Mrk. Jene P. T. Abonnenten, welche zum zweitenmal© 4 fl. eingesendet, sind daher bis Mitte 1894 hezugsherechtiget. Corrigendum. In „Argo“ Nr. 2 pag. 17, Zeile 1, statt 9 lies 6, und pag. 37, Zeile 17, statt Josef — Johann. Das Blatt erscheint monatlich 1—ll/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.