Fighten Faustkampf in der Situlenkunst - Kampf der Fäuste Erich ZIMMERMANN* Izvleček Situlska umetnost prikazuje različne načine bojevanja. Poleg razgibanih prizorov taktične obrambe in borbe za ročke, so prikazani tudi dobro merjeni udarci. Udarec proti nasprotnikovi roki je usmerjen v to, da bi nasprotnika razorožil, kot prikazuje situla Arnoaldi. Nihanje rok je tipično za situlsko umetnost in ga ne najdemo v prizorih dvoboja v grški umetnosti. Prikazan je tudi udarec z močnejšo pestjo. Iz prizorov je razvidno, da je bojevanje z ročkami v situlski umetnosti prikazano predvsem kot bojna veščina in ne kot grob spopad. Na prizorih situlske umetnosti načeloma ni prikazan 'knock-out', ki je znan iz grške umetnosti in literature. Ni jasno, ali je bilo to značilno za prebivalstvo, kjer je bila razširjena situlska umetnost, ali bi ta pojav lahko razložili kot posebno tehniko oz. cilj dvoboja. Na osnovi prepričljivih podrobnosti lahko domnevamo, da so na situlah prikazani dejanski borci in torej dejanski dvoboji. Abstract In the situla art various aspects of fighting methods are displayed. Dynamic scenes of tricky defensive fighting and contests for possession of the dumb bell as well as the aimed punch are shown. The punch against the hand of the opponent is aimed at disarming him, as it is shown on the situla Arnoaldi. The oscillation of the arms is typical for the style of situla art and is not seen in the boxing position in Greek art. The punch with the dominating fist is also shown. In this sense, fighting with dumb bells in situla art has more the meaning of a skilful fight than of a brutal scuffle. It is generally noticed that in situla art no knock-out is shown - as it is known from Greek art and literature. It is not clear whether this is significant of the people of the situla region, or whether it can be explained by the specific technique or goal of the fight. There are convincing hints that on situlae distinct fighters and therefore individual fighting events are portrayed. Es lebten Helden.............. schon gar viel; doch kennt sie niemand und weint um sie : auf ewig birgt sie das nächtliche Dunkel. Horaz: Carmina IV,9 Die Situlenkunst ist im Oberitalien und in südost-hallstättischen Gebieten heimisch. Diese Kunstgattung stellt eigenständige Schöpfungen einer eigenen geistigen Welt dar, mit nur in diesem Bereich vorkommenden Varianten1. Die Bilder bestechen durch malerische Wirkung, Plastizität und gute Beobachtungs- und Darstellungskunst der Toreutiker. Die Bilderzählungen berichten mittels aneinander gereihter Szenen vom gehobenen weltlichen und religiösen Leben, von Festen, aber auch vom Alltag der Bauern und Krieger2. Bei fehlenden schriftlichen Nachrichten vermitteln sie einen Einblick in Zeit und Lebensweise und sind damit unverzichtbare Quellen. Ob Situlenbilder aus dem mythisch -epischen Bereich und dem Totenbrauch stammen, oder einem realistischen Ereignis entsprechen, ist * Der folgende Beitrag ist aus einer Seminararbeit mit Betreuung durch Herrn o. Univ. Prof. Dr. Andreas Lippert, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, hervorgegangen. Der Autor ist Arzt. 1 Eibner 1993, 112. 2 Reitinger 1981, 28 f; Kromer 1980 225 ff; Pittioni 1957, 40. Themakontroverser Diskussion3. An Hand spezieller sportlicher Merkmale soll die Realistik und der individuelle Charakter von Faustkämpfen untersucht werden. Die Themen der Situlenkunst beinhalten häufig Faustkämpfe als sportliche Darbietung. Auf zwölf von 27 Situlen werden derartige Kämpfe dargestellt4. Der Faustkampf blickt auf eine lange Tradition zurück. Frühe Kämpfe werden als sehr blutig berichtet. Bei Homer wird im 23. Gesang der Ilias ein Boxkampf anläßlich der Trauerfeiern um Patroklos geschildert, der mit einem Niederschlag des Euryalos endet5. Odysseus bricht mit einem Schlag dem Bettler Iros "nur" den Kiefer, um sich nicht durch einen Totschlag frühzeitig zu demaskieren6. Ähnliches berichtet Apollonios Rhodios über Polydeukes, der König Amykos mit einem Schlag über dem Ohr tötete7. Eine erste bildliche Darstellung findet sich im 16. Jh. v. Chr. auf einem Goldbecher im Kuppelgrab von Vaphio (Lakonien). Bei den 23. olympischen Spielen soll Onomastos nach seinem Sieg die Regeln für den Boxkampf festgelegt haben8. Die Einbindung von Faustkämpfen als sportlicher Wettkampf bei Festen war in der Antike gängig und wird von Aristoteles beschrieben9. Die spezifische Kampfmethode, wie sie in der Situlenkunst dargestellt ist, greift über den Kunstträger der Situlendarstellung hinaus. Im Raum Landeck gefundene halbplastische Relieffiguren mit Hantelkämpfern in Kampfposition10, ebenso wie ein Relief am Sockel der Sedia Corsini11, können den Bildern auf Situlen an die Seite gestellt werden. Im kulturellen Rückzugsgebiet der Valcamonica ist am Capo di Ponte eine Faustkampfgruppe mit Hanteln als Felszeichnung dokumentiert, die in die Zeit 200-16 v. Chr. datiert wird12. Der Faustkampf der Situlenkunst weist einige Besonderheiten auf, die von antiken Darstellungen abweichen: 1. Die Kämpfer sind mit hantelartigen Gebilden in den Fäusten ausgerüstet. 2. Nur ein Arm befindet sich in Kampfauslage, der Gegenarm aber hinter dem Körper nach rückwärts geschwungen (eine Ausnahme bildet die Situla Benvenuti). 3. Die Stellung der Fäuste ist für einen Boxschlag nicht optimal. Für das Verständnis der Kampfposition soll die Annahme gelten, dass die Künstler funktionell und anatomisch richtig wiedergegeben haben. Nämlich nur unter dieser Voraussetzung können Aussagen zu Kampftechnik und Kampfziel gemacht werden. Für die Analyse der Kampftechnik können 8 Szenen herangezogen werden, die in ihrer Bildhaftigkeit genügend Details des Kampfes liefern13. Es handelt sich um die Situla Vače (6. Jh.), Situla Kuffarn Grab 1 (2. Hälfte 5. Jh.), Situla in Providence (5. Jh.), Situla Matrei (5. Jh.), Situla Benvenuti, Nordnekropole Grab 73 (6. Jh.), Situla Arnoaldi Grab 2 (5. Jh.), Situla von Magdalenska Gora Tumulus II (6.-5. Jh.) und das Gürtelblech von Magdalenska Gora Tumulus II, Grab 13 (5. Jh.) 14. Fragmentarische Darstellungen, in denen nur wenige Details eines Hantelkampfes erschlossen werden können (Deckel des Prunkgefäßes von Magdalenska Gora, Situla Dolenjske Toplice, Ziste Sanzeno, Situla Kobarid und die Fragmente von Mechel/Meclo), müssen für die Interpretation unberücksichtigt bleiben. Die Darstellungen ohne szenischen Details, nämlich die Situla Sesto Calende A15, Situla Certosa Nr. 4, so wie die Zisten VIII und XI vom Kröll-Schmied-Kogel bei Kleinklein können nur ergänzend verwendet werden. DIE KAMPFPOSITION Das erste Merkmal des Faustkampfes in der Situlenkunst besteht im Tragen von Hanteln als 3 Frey 1980, 130; Gleirscher 1993, 81; Kossack 1954, 62; Modrijan 1980, 114; Schlette 1984, 64; Siegfried-Weiss 1979, 99; Teržan 1997, 654; Torbrügge 1992, 584. 4 Ergänzt nach Eibner 1981, 263 f. 5 Hom., II. 23, 690-699. 6 Hom., Od. 18, 90-99. 7 Apollonios Rhodios, Argonautica 2, 90-97. Alle klassischen Zitate in Übersetzungen von Doblhofer, Mauritsch 1995. 8 Wildt 1970, 19. 9 Aristoteles, Fragment var. 8, 45, 608: "die Etrusker begleiten die Faustkämpfe mit Flötenspiel". 1° Merhart 1932, 56 ff; Egg 1980, 55 ff; Egg, Pare 1995, 174 f. n Diem 1960, 280 ff. 12 Evers 1991, Abb. p. 164. 13 Eibner 1980, 263 f. 14 Eine alle Situlendenkmäler einbeziehende Chronologie gibt es derzeit nicht. Es können daher nur ältere Arbeiten mit nötigem Vorbehalt zitiert werden: Kromer 1962, 72 ff; Kromer 1964, XVIII; Lucke, Frey 1962, 46; Frey 1969, 24. 15 Frey 1962b, 71 interpretiert die Gruppe als Faustkämpfer; Eibner 1994, 318 als Harfenspieler. Kampfgerät. Die Hanteln bilden an der Kleinfinger und Daumenseite der Faust Kugeln, die häufig durch ein Halteband, das über den Handrücken läuft, verbunden sind, oder unter Weglassung der Schlaufe frei getragen werden. Ein derartige Darstellung setzt einen in der Handfläche verborgenen Steg zwischen den Kugeln voraus, der meist von den Fingern der geschlossenen Faust verdeckt ist. Auf der Situla in Providence und der Situla Vače ist der Steg beim linken Kämpfer zwischen vorderer Kugel und Handballen der rechten zurück geschwungenen Faust sichtbar, auf dem Gürtelblech von Magdalenska Gora beim linken Kämpfer an beiden Fäusten. Das Vorhandensein von Hanteln ist Ausdruck einer offenbar anderen, für die Situlenkunst typischen Kampftechnik, die vom reinen Boxkampf anderer Regionen abweicht. Zweifel an der Darstellung eines typischen Boxkampfes wurden schon mehrfach erhoben, vor allem wegen der durch die Hanteln bedingten Gefahr schwerer Verletzungen. Dieses Argument kann aber in Hinblick auf den, allerdings erst aus dem letzten vorchristlichen Jahrhundert stammenden Bericht Diodor's kaum aufrecht gehalten werden16. Eine erste Darstellung dieser Kampfgeräte erscheint bereits im 7. Jh. auf der Bronzeziste Nr. VIII aus dem Kröll-Schmied-Kogel bei Kleinklein in Punkt-Buckeltechnik17, und zwar noch ohne Differenzierung der Hände. Die Kämpfer schreiten aufeinander zu und halten beide Arme vor dem Körper. Die Hände sind mit einer länglichen Verbreiterung der Fäuste dargestellt, die senkrecht zur Achse des Armes steht. Das könnte hantelartigen Gebilden entsprechen. Auf einer weiteren Ziste gleicher Provenienz, der Ziste XI, fehlt bei einem ähnlichen Kämpferpaar diese Verdickung. Möglicherweise markiert dieser Zeitpunkt den Übergang zu unterschiedlichen Kampftechniken. Als Handschutz sind derartige Boxgeräte kaum verständlich, da das Tragen von Hanteln das Auffangen von Schlägen mit der Handfläche verhindert. Hanteln signalisieren hingegen eine bewegte fintenreiche Armtechnik18. Vorgeschlagen wurde die Darstellung eines Rasseltanzes19 oder eines Ringkampfes20. Merhart hingegen hat an die unverstandene Vermischung verschiedener griechischer Athletengruppen gedacht21. ANALYSE DER KAMPFTECHNIK Die Kämpfer werden mit einem vorgestreckten, ausgelegten Arm abgebildet, der Gegenarm schwingt hinter den Körper zurück. Nur auf der Situla Benvenuti haben die Kontrahenten beide Arme vor dem Körper. Bei den flächigen, oft wie ein Vexierbild wirkenden Darstellungen kommt der Erkennung der Körperseite, die mit der Händigkeit der Kämpfer korrespondiert, eine besondere Bedeutung zu. Für die Feststellung, ob Handrücken oder Handfläche dargestellt sind und damit linker oder rechter Arm, ist die Position des Daumens entscheidend, der in den meisten Fällen deutlich erkennbar ist. Das Vorhandensein eines Haltebandes über dem Handrücken ist hilfreich. Für den linken Kämpfer muß gelten: bei Darstellung des vorgelegten linken Armes ist entweder der Handrücken sichtbar, wobei der Daumen nach unten zeigt, oder die Handfläche und der Daumen zeigt nach oben. Im ersten Fall besteht eine maximale Außenrotation der Faust; Elle und Speiche überkreuzen sich. Eine weitere Rotation ist in dieser Endstellung nicht mehr möglich. Im zweiten Fall resultiert eine Mittelstellung. Der nach rückwärts geschwungene rechte Gegenarm zeigt in jedem Fall den Handrücken, der Daumen zeigt nach innen. Bei Umkehr der Situation, wenn also Handrücken dargestellt ist und Daumen nach oben, oder Handfläche und Daumen nach unten zeigen, ist der rechte Arm ausgelegt. Eine maximale Außenrotation besteht im zweiten Fall. Der Gegenarm muß die Handfläche zeigen. Für seinen rechts stehenden Gegner gelten diametrale Verhältnisse. Handrücken und Daumen zeigen nach oben, oder Handfläche und Daumen nach unten bestimmen den linken Arm. Der rechte Gegenarm muß die Handfläche zeigen. Für die Vorlage des rechten Armes gelten Handfläche und Daumen oben, oder Handrücken und Daumen unten. Der linke Gegenarm muß den Handrücken zeigen. Jeweils die zweite Variante bedingt eine maximale Außenrotation der Faust (Abb. 1). Dass die unterschiedliche Darstellung der Faust nur zeichnerische Gründen habe um die Hanteln recht deutlich abzubilden22, kann nicht zutreffen, da verschiedene Faustpositionen gut erkennbar sind. 16 Diodorus V, 28/5,6: es ist ihr Brauch (der Kelten) während des Mahles ... sich gegenseitig zum Einzelkampf herauszufordern, ohne Rücksicht auf ihr Leben. 17 Schmid 1933, 250, Abb. 44; Modrijan 1980, Abb. p. 114; Pittioni 1957, 43. 18 Lucke, Frey 1962, 27. 19 Kromer 1980, 234. 20 Stare 1955, 166. 21 Merhart 1932, Fußnote p. 61. 22 Frey 1962a, 6. Abb. 1: Faustkampfszene der Situla von Vače. (Foto: S. Habič, Narodni muzej Slovenije, Ljubljana). Sl. 1: Boksarska scena na vaški situli. (Foto: S. Habič, Narodni muzej Slovenije, Ljubljana). Immer ist eine Schrittstellung mit rückwärtigem Standbein und vorgestelltem Spielbein angegeben. Das entspricht einer natürlichen, noch heute üblichen Position. Eine Vorlage des linken Beins und linken Armes - eine Linksauslage - deutet auf Rechtshändigkeit, eine Rechtsauslage auf Linkshändigkeit. Die Abbildung des Genitales, dem Beschauer zugewandt, im Schritt vom Oberschenkel verdeckt, oder von rückwärts, unterstützt die Analyse der Körperhaltung. In der Situlenkunst werden Faustkämpfer immer nackt gezeigt, wie es dem griechischen Brauch ab der 15. Olymiade (720 v. Chr.) entspricht23. In mehreren Fällen (Matrei, Vače, Providence, Arnoaldi) ist ein Gürtel abgebildet, der als Grenze für Tiefschläge gedient haben könnte24. Ein Reifen am Oberarm findet sich bei Matrei und Vače. Ein Stirnband wird vom linken Kämpfer der Situla Arnoaldi getragen. Beim linken Kämpfer der Situla Providence ist das linke Handgelenk bandagiert (nicht die Hand wie bei "himantes", den Faustriemen25). Diese einmalige einseitige Besonderheit könnte auf eine Verletzung des Kämpfers hinweisen. Die Nacktheit der Kämpfer und die Darstellung eines Kampfpreises - ein Helm, auf der Situla Matrei zusätzlich ein Speer - weisen die Kämpfe als sportliche Ereignisse aus. Bei einem Trainingskampf oder einer kriegerischen Auseinandersetzung würde ein Preis fehlen. Gelegentlich abgebildete Kampfrichter sprechen für feste Regeln. Auf der Situla Providence sind abgelegte Kleider zwischen den Beinen der Kämpfer zu sehen. Diese Kleider drücken eine Spontanität des Kampfes aus. Ein beruhigendes "keep your shirt on" wurde hier offenbar nicht gesagt. Dem entspricht auch der aus der Reihe fallende unmilitärische Preis eines Prunkgefäßes und die offensichtliche Kampfbereitschaft des linken Kämpfers, obwohl das bandagierte Handgelenk auf eine Verletzung hinweist. DIE SZENEN IM KONTEXT Eine nahezu gleichartige Darstellung findet sich auf den Situlen von Kuffarn, Vače, Providence und Matrei. Kämpfer der Situlen Arnoaldi, Benvenuti und der Gruppe von Magdalenska Gora weichen von den vorgenannten in mehreren Details ab, geben 23 Kubik 1991, 41; Wildt 1970, 19. 24 Lucke, Frey 1962, 26. 25 Laser 1987, Taf. 43, Abb. 9. Abb. 2: Faustkampfszene der Situla Kuffarn, Grab 1. (Foto: Naturhistorisches Museum Wien - Prähistorische Abteilung). Sl. 2: Boksarska scena na situli Kuffarn, grob 1. (Foto: Naturhistorisches Museum Wien - Prähistorische Abteilung). aber gerade dadurch Hinweise auf Technik und Ziel der Kämpfe. Die Situla von Vače (Abb. 1) zeigt in der mittleren Bildzone eine festliche Szene mit Musikanten, Bereitung und Darbietung eines Trunkes und einen Faustkampf. Zwischen den Kämpfern steht, gering zurück versetzt, ein Prunkhelm auf einem Gestell, dessen zwei abgebildete Standbeine von den Vorfüßen der Kämpfer verdeckt sind. Die Kämpfer sind links und rechts von je zwei Personen flankiert, die eher als Zuschauer denn als Kampfrichter gelten können. Beide Kämpfer tragen Gürtel und Armbänder am linken ausgelegten Arm. Die Darstellung ist eindeutig und fehlerfrei. Beim linken Kämpfer ist das Genitale im Schritt sichtbar und somit eine Vorderansicht gegeben, beim rechten ist es bei der Ansicht des Rückens durch den Oberschenkel verdeckt. Beide Kämpfer schreiten mit dem linken Bein aus. Bei dem linken Kontrahenten ist am vorgestreckten Arm der Handrücken - kenntlich durch das Halteband - dargestellt, beim rechten die Handfläche. Der Daumen zeigt bei beiden Männern nach unten. Damit ist die Seitenposition mit jeweils vorgestrecktem linken Arm eindeutig. Die Fäuste der ausgelegten linken Hände sind extrem nach außen rotiert. Die Hanteln werden senkrecht parallel getragen. Die zurückgezogene Faust des linken Kämpfers zeigt den Handrücken mit Halteband. Die Faust umfaßt den Hantelsteg, die Daumenspitze ist unter dem Steg neben der geschlossenen Faust sichtbar. Der zurückgezogene Arm des rechten Kämpfers zeigt die Handfläche. In beiden Fällen zeigt der Daumen nach innen, wie dies für die rechte Hand typisch ist. Die Hanteln der Gegenarme werden horizontal in gleicher Höhe getragen. Auf der Situla von Kuffarn (Abb. 2) sind idente Verhältnisse zu Vače zu erkennen. Auf dem einzigen Fries sind eine Trinkszene, Pferde und Wagenrennen dargestellt. Die Faustkämpfer sind von je einem Schiedsrichter mit gespaltener Gerte - dem lituus - flankiert; links steht zusätzlich ein Zuschauer. Einer der Schiedsrichter hält seine Gerte erhoben, der andere gesenkt. Vielleicht wird durch diese Geste noch während des Kampfes - ohne Niederschlag - Sieger und Verlierer angezeigt26. Zwischen den Kämpfern befindet sich ein Prunkhelm auf einem einbeinigen Gestell. Beim linken Kämpfer ist das Genitale sichtbar, beim rechten ist es durch den Oberschenkel verdeckt. Beide schreiten mit dem linken Bein aus. Die vorgelegte Faust des linken Kämpfers zeigt den Handrücken mit Halteband, es ist dies die linke Faust in sichtbarer Außenrotation. Der Daumen ist nicht zu erkennen. Die zurückgeschwungene Faust ist durch Halteband und Daumen innen als rechte gekennzeichnet. Beim rechten Kämpfer ist durch die Darstellung der Handfläche und des Daumens nach unten ebenfalls eine Linksauslage gesichert. Auffallend ist die starke Betonung des Handballens am ausgelegten Arm. Der Gegenarm ist mit einer rechten Faust richtig positioniert. Die zweite Hantelkugel dieses rechten Gegenarms ist wegen einer Beschädigung der Dar- Abb. 3a: Faustkampfszene der Situla in Providence. (Foto: Museum of Art, Rhode Island, USA). Sl. 3a: Boksarska scena na situli v Providence. (Foto: Museum of Art, Rhode Island, ZDA). stellung nicht sichtbar (die Niete auf der Situla oberhalb des Daumenballens dieser Hand darf nicht mit einer Kugel verwechselt werden). Es ist also beim linken Kämpfer ein Brustbild, beim rechten Kämpfer die Rückenansicht anzunehmen. Die Hanteln stehen gleich hoch und parallel, die Hantel des linken Kämpfers ist etwas größer. Auch auf der Situla in Providence (Abb. 3a) ist der Faustkampf im Rahmen einer festlichen Szene auf dem obersten der drei Friese zu sehen. Zwischen den Kämpfern befindet sich als Preis ein Fußkessel mit Wasservogelprotomen auf einem Gestell, dessen zwei vordere Beine zu sehen sind. Zwei Beobachter - links und rechts der Gruppe - führen keine Abzeichen einer Schiedsrichterfunktion. Beide Kämpfer tragen Gürtel, der linke am ausgelegten Arm eine Bandage des Handgelenks (Abb. 3b), die nicht - wie bei himantes - auf den Handrücken übergreift. Haltebänder fehlen. Abgelegte Kleider zwischen den Beinen signalisieren die Spontanität des Kampfes. Beide stehen in Schrittstellung, leicht nach vorne geneigt. Die Kämpfer schreiten jeweils mit dem linken Bein aus, das rechte bleibt als Standbein am Boden. Beim linken Kämpfer ist durch Oberflächendefekt der Situla das Genitale nicht erkennbar, beim rechten durch das vorgestellte Bein verdeckt. Der linke Kämpfer zeigt in der Auslage den Handrücken der Faust. Die Daumenspitze ist vor den Fingern, nahe der unteren Kugel, gerade noch sichtbar. Es handelt sich um die linke Faust in maximaler Außenrotation. Der rückwärts geschwungene rechte Arm zeigt den Handrücken, der Daumenballen umfaßt den Hantelsteg, der zwischen Kugel und Daumenballen sichtbar ist (die rückwärtige Kugel kann nicht eindeutig identifiziert Abb. 3b: Detail der Faustkampfszene der Situla in Providence. Bandagierung des Handgelenks beim linken Kämpfer (Ausschnitt aus Abb. 3a). Sl. 3b: Detajl boksarske scene na situli v Providence. Bandažiranje zapestja pri levem borcu (izsek iz sl. 3a). Abb. 4: Faustkampfszene der Situla Matrei am Brenner. (Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck). Sl. 4: Boksarska scena na situli Matrei pri Brennerju. (Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck). werden). Der rechte Kämpfer zeigt an der ausgelegten Faust die Handfläche und den gut sichtbaren Daumen in normalem Faustschluß. Damit ist auch bei ihm die Linksauslage in maximaler Außenrotation gegeben. Der Gegenarm zeigt gleichermaßen, wie für die rechte Faust zu erwarten, die Handfläche Die Innenkugel dieser Hantel liegt vor der Gluteal-gegend. Diese Überschneidung drückt eine extreme Rotation des Oberkörpers aus. Die Hanteln der Auslage stehen etwas in der Höhe versetzt. Schlag und Gegenschlag erfolgen nicht wie bei Vače und Kuffarn in gleicher Höhe, sondern so, dass die untere Hantelkugel des linken Kämpfers auf die obere Kugel des rechten zielt. Diese Variante, die auf der Situla Matrei ähnlich dargestellt ist, scheint für die Interpretation der Kampftechnik von besonderer Bedeutung zu sein. Trotz starker Beschädigung stellt die Analyse der Körperseite und Handhaltung der Kämpfer auf der Situla Matrei (Abb. 4) kein Problem dar. Auf dem Bruchstück sind links zwei, rechts drei Beobachter erkennbar. Der linke Kämpfer schreitet mit dem linken Bein aus und wendet damit das Genitale dem Beschauer zu, beim rechten ist die Schrittposition durch Darstellung des zum Teil verdeckten Genitales von rückwärts auch als links schreitend gekennzeichnet. Beide Kämpfer tragen Gürtel und Armringe. Der linke Mann zeigt am ausgelegten Arm den Handrücken mit Halteband und Daumen nach unten, der rechte hingegen Handfläche und Daumen nach unten. Beide sind Linksausleger. Auffallend ist eine starke Betonung des Handballens beim rechten Kämpfer. Die Gegenarme sind korrespondierend abgebildet. Die ausgelegten Fäuste nähern sich nicht parallel, sondern verkantet und in der Höhe versetzt. Die Faustkampfszenen auf den Situlen Benvenuti, Arnoaldi und Magdalenska Gora, zeigen vom vorherigen Schema abweichende Darstellungen. Auf der Situla Benvenuti (Abb. 5) findet sich der Abb. 5: Faustkampfszene der Situla Benvenuti Nordnekropole, Grab 73. (Foto: Museo Nationale Atestino, Este). Sl. 5: Boksarska scena na situli Benvenuti - severna nekropola, grob 73. (Foto: Museo Nationale Atestino, Este). Faustkampf in dem obersten von drei Friesen im Rahmen der Vorbereitung eines Festes, das mit einem Kriegszug (im untersten Fries) zusammenhängen könnte. Ob eine Person hinter dem linken Kämpfer als Zuseher angesehen werden kann, oder zur Trinkszene gehört, ist nicht sicher. Wegen einer großflächigen Beschädigung, die den Unterkörper beider Kontrahenten zerstört hat, ist vom linken Kämpfer nur ein Bein erhalten. Es bleibt dadurch unklar, ob er links oder rechts ausschreitet und ob ein Kampfpreis ausgesetzt ist. Die Kämpfer stehen mit leicht zurückgelehntem Oberkörper, wie wenn sie einem bevorstehenden Schlag ausweichen wollten. Im Gegensatz zu den bisherigen Darstellungen halten sie beide Arme vor dem Körper und sind damit spiegelbildlich als Brustbilder erkennbar. In dieser Stellung hat der linke Kämpfer den linken Arm ausgelegt, der rechte den rechten (wie es einem Linkshänder zukommt). Die Fäuste der Kämpfer sind wenig differenziert gezeichnet, nur die Daumen deutlich abgespreizt. Die geringe Differenzierung, die vielleicht einen Faustschluß mit Ansicht des Handrückens andeuten soll, läßt die Zeichnung plump erscheinen. Fäuste und Hanteln in der Schlagposition überdecken sich teilweise, wodurch nur zwei Kugeln sichtbar sind, die aber nicht zu einer einzigen Hantel gehören dürften. Gegen eine gemeinsame Hantel spricht die ungewöhnliche Distanz der Kugeln und die unterschiedliche Achse der Hantelstellung. Wahrscheinlicher ist es, dass die untere Hantelkugel des linken Kämpfers und die obere des rechten aus der Bildebene gedreht und von den Fäusten verdeckt sind. Die jeweiligen Gegenfäuste zeigen den Handrücken, wobei die untere Hantelkugel des linken Kämpfers verkürzt, also nach innen gekippt, dargestellt ist. Auf der Situla Arnoaldi (Abb. 6) sind auf zwei Friesen Züge von Kriegern zu sehen, auf zweirädrigen Wägen und als Fußsoldaten, begleitet von einzelnen Reitern. Der Faustkampf, gewissermaßen unbeobachtet, findet sich in dem oberen Fries am linken Ende des Bleches. Ein Prunkhelm als Kampfpreis, leicht zurückgesetzt, auf einem einbeinigen Gestell, weist den Kampf als Sportereignis aus. Beide Kämpfer tragen Gürtel, der linke auch ein Stirnband. Die Genitalien sind nicht zu erkennen. Die Spielbeine sind vom Boden abgehoben, wodurch Dynamik ins Bild kommt. Der linke Kämpfer steht, leicht zurückgelehnt, das vorgestreckte linke Bein vom Boden abgehoben, um die Rücklage des Körpers auszugleichen. Er scheint vor dem anstürmenden rechten Kämpfer, dessen rechter Fuß - voranschreitend - Abb. 6: Faustkampfszene der Situla Arnoaldi, Grab 2. (Foto: Museo Civico Archeologico, Bologna). Sl. 6: Boksarska scena na situli Arnoaldi, grob 2. (Foto: Museo Civico Archeologico, Bologna). noch nicht aufgesetzt ist, zurückzuweichen. Die Fäuste der Kämpfer sind nicht differenziert, die Daumenposition nicht dargestellt. Der zurückgeschwungene Arm des linken Kämpfers zeigt ein Halteband über dem Handrücken und ist damit als rechter Arm gekennzeichnet. Er ist daher mit Sicherheit ein Linksausleger. Beim rechten Kämpfer bleibt die Deutung schwierig. Eine Linksauslage bei vorgestelltem rechten Bein würde zu einer starken Drehung des Oberkörpers zwingen, um den Gegenarm neben dem Körper sichtbar zu machen. Es ist daher mit einer Rechtsauslage zu rechnen. Er hat in der zurückgeschwungenen linken Faust keine Hantel - vielleicht diese bereits verloren -und kämpft mit der rechten Hantel weiter. Die Hanteln im Kampf stehen von der Senkrechte ab- weichend. Die untere Kugel des linken Kämpfers berührt die Faust seines Gegners, dessen Hantel schräg gestellt ist. Der Faustkampf auf der Situla von Magdalenska Gora (Abb. 7) ist in eine festliche Szene eingebunden. Das zweite Fries zeigt neben den Kämpfern Musikanten, Tänzerinnen und Männer mit Pferden. An Stelle eines Kampfpreises ist eine Rosette angebracht. Die Kämpfer werden von zwei litui tragenden Schiedsrichtern flankiert. Die Darstellung ist durch Beschädigung der Oberfläche beeinträchtigt, so dass manche Details nicht gedeutet werden können. Die Kampfposition weicht mehrfach von der bisherigen ab. Es ist eindeutig erkennbar, dass der rechte Kämpfer mit dem linken Bein ausschreitet. Der linke Ober- Abb. 7: Faustkampfszene der Situla von Magdalenska Gora, Tumulus II. (Foto: T. Lauko, Narodni muzej Slovenije, Ljubljana). Sl. 7: Boksarska scena na situli z Magdalenske gore, gomila II. (Foto: T. Lauko, Narodni muzej Slovenije, Ljubljana). schenkel überkreuzt und überdeckt teilweise das Standbeins. Die Hanteln, sowohl des Schlagarms, als auch des zurück geschwungenen Armes sind zwar erkennbar, nicht aber die Fingerstellung. Die Identifizierung der Lateralität ist daher nicht gegeben. Es kann sich sowohl um die Position einer Linksauslage handeln - wie auf anderen Situlen - oder um einen Konterschlag des primär zurück-gezogenen Armes. Ähnlich schlecht ist die Befund-lage beim linken Kämpfer. Dieser schreitet mit dem rechten Bein aus, womit eine Spiegelbild zum Gegenüber gegeben ist. Hantel und Hand des zurück geschwungenen Arms und auch die schlagende Faust sind nicht sicher bestimmbar. Nimmt man eine spiegelbildliche Darstellung an, wie das in mehreren Umzeichnungen angedeutet wird27, wäre ein kontralateraler Schlag anzunehmen. Auffällig bleibt eine Abweichung der schlagenden Fäuste. Die Schlagrichtung zielt nicht auf den Kopf des Gegners, sondern ist nach oben gerichtet. Die Hantelkugeln stehen dabei V-förmig. Das Gürtelblech von Magdalenska Gora (Abb. 8a) zeigt eine sehr bewegte Kampfszene28. Die Dynamik wird nicht nur durch die Beinarbeit der Kämpfer vermittelt, sondern auch durch die Wiedergabe der Schulterpartien, die eine Rotation des Körpers während des Schlages ausdrücken29. Ein Prunkhelm ist auf einem Pfosten gestellt. Beide Kämpfer tragen Gürtel. Während der linke Kämpfer voll im Angriff vorwärts stürmt, den linken Fuß noch nicht aufgesetzt, den rechten bereits abgehoben und den Körper nach vorne geneigt, scheint der rechte Kämpfer mit deutlicher Rücklage zurückzuweichen. Der rechte Fuß ist am Boden, das linke Bein schwingt nach hinten. Durch diese Stellung zeigen beide Kämpfer den dynamisch hochgeschlagenen Phallus. Für die Beurteilung des linken Kämpfers ist der ausgelegte Arm maßgeblich. Dieser zeigt einen Faustschluß mit Fingern, die bis an den Handballen reichen und einen Hantelsteg umfassen, der zwischen obere Kugel und Hand sichtbar ist. Der Daumen zeigt nach unten. Es handelt sich um die rechte, nach außen rotierte Faust. Der zurückgeschwungene linke Arm zeigt eine Faust im offenen Klammergriff. Der Daumen ist nicht sichtbar, eine Verdickung im Bereich des Handgelenks stellt den Daumenballen dar. Damit ist die Verbindung zwischen den Kugeln nicht als ein Halteband, sondern als Steg zu verstehen. Die Position des zurückweichenden rechten Kämpfers 27 Lucke, Frey 1962, Kat. Nr. 22 ; Kromer 1962, Taf. 39. 28 Szombathy 1894, 72 f. 29 Von Kastelic wird das Werk als von schlechter Qualität und provinziell bezeichnet (Kastelic 1962, 46.), Guggisberg bewundert die spielerische Leichtigkeit der Bewegung (Guggisberg 1996, 137). Abb. 8a: Faustkampfszene des Gürtelblechs von Magdalenska Gora, Tumulus II, Grab 13. (Foto: Naturhistorisches Museum Wien - Prähistorische Abteilung). Sl. 8a: Boksarska scena na pasni sponi z Magdalenske gore, gomila II, grob 13. (Foto: Naturhistorisches Museum Wien - Prähistorische Abteilung). ist durch den zurückgeschwungenen Arm, der den Handrücken mit Daumen innen zeigt - also die linke Faust - charakterisiert (Abb. 8b; eine Niete auf dem Gürtelblech im Bereich des Unterarms darf nicht mit der Hantel verwechselt werden). Bei dem Arm in Auslage zeigt der Daumen nach oben, wie das bei der rechten Faust in Mittelstellung mit Darstellung der Handfläche zu erwarten ist. Die Finger sind nur angedeutet, ein Hantelsteg ist nicht sichtbar. Die Hand wirkt nicht plastisch. Daumen und obere Hantelkugel werden durch die Oberkante des gegnerischen Armes abgeschnitten. Hand und Hantel müßten sowohl vor als auch hinter dem gegnerischen Abb. 8b: Detail der Faustkampfszene des Gürtelblechs von Magdalenska Gora: Zurückgeschwungene linke Faust des rechten Kämpfers; Darstellung des Handrückens, der Hantelsteg ist zwischen Daumen und Faust und der Hantelkugel sichtbar (Ausschnitt aus Abb. 8a). Sl. 8b: Detajl boksarske scene na pasni sponi z Magdalenske gore: nazaj zavihtena leva pest desnega borca; upodobitev zunanje strani roke, ročaj ročke je viden med palcem in pestjo ter kroglo ročke (izsek iz sl. 8a). Arm liegen. Offensichtlich liegt hier ein Fehler in der Darstellung vor. Die Hanteln haben sich in der Parade verfehlt. KAMPFPHASEN UND ZIELE: DER HANTELKAMPF Der wesentliche Unterschied zwischen dem Faustkampf der griechischen Vasenmalerei und der Situlenkunst liegt in der Darstellung der Kampfhaltung. Während dort die Kämpfer beide Arme in Schulterhöhe halten30, wie das auch heute bei Boxkämpfen üblich ist, wird in der Situlenkunst in der Regel ein ausgelegter Arm gezeigt, während der Gegenarm hinter den Körper zurückschwingt. Eine Ausnahme bildet die Situla Benvenuti. Die Kämpfer tragen Hanteln in der Hand. Die Hantel in Auslage wird annähernd senkrecht getragen, die des Gegenarms horizontal. Die Pendelbewegung der Arme und die Schrittposition können nicht mit einer Gehbewegung verwechselt werden, da in dieser die kontralateralen und nicht, wie auf den Situlen, die homolateralen Extremitäten vor und zurück schwingen. Die dargestellten Positionen sind als Kampfpositionen mit Ausfallschritt und Auslage des Armes zu deuten. Für die Beurteilung der Kampftechnik und damit des Kampfzieles ist die Stellung der Arme entscheidend. Der ausgelegte Arm - der Führungsarm - verrichtet die Hauptarbeit des Kampfes. Er bindet den Gegner und treibt ihn in eine ungünstige Position. Diesem Schema folgen die Kämpfer der ersten Gruppe der Situlen Vače, Kuffarn, Providence und Matrei. Die Analyse der Kämpfer zeigt den vorgestreckten Arm in der Position einer überdrehten Außenrotation. Eine maximale Außenrotation ist eine rotatorische Endstellung. In dieser Position kann die Schlagrichtung nur noch aus der Schulter, nicht aber aus dem Ellenbogen korrigiert werden. Ein gerader Stoß setzt das Schultergelenk als Widerlager für die volle Entfaltung der Kraft ein. Elle und Speiche sind gekreuzt, der Ellenbogen vom Körper weggedreht. Das Schultergelenk verliert einen Teil seines Gelenkkontaktes, weil nur ein kleines Segment des Humeruskopfes in der Fossa articularis der Scapula ruht, während der Großteil der Gelenksfläche frei nach rückwärts offen ist (Abb. 9). Diese Position führt bei einem geraden Stoß zu einer Erhöhung der Verletzungs-gefahr durch Schulterluxation31. Die knöcherne Kette für Schlag oder Parade ist damit nicht genützt. Die Position mit überdrehter Außenrotation ist daher für einen finalen geraden Schlag ungünstig, stellt aber eine gute Ausgangslage für eine kräftige Innenrotation im Augenblick des Zusammenstoßes dar. Der gegen die gegnerische Hand oder eine Hantelkugel geführte Schlag kann zur Entwaffnung des Gegners führen. Es liegt nahe, ein für Boxen untypisches primäres Kampfziel anzunehmen32. Eine leichte Rotation des Oberkörpers ist sinnvoll, sie verlängert und verstärkt die Kraftentfaltung. Unterschiede, die als Kampfphasen gedeutet werden, können wie in einem kinematografischen Film, den Ablauf des Kampfes demonstrieren. Auf den Situlen von Kuffarn und Vače stehen die Hanteln unmittelbar vor einem parallel geführten Zusammenstoß. Die den Handrücken überragenden Hantelkugeln schützen die Fingergelenke und den Handrücken. Ein geringfügiger Größenunterschied der Hanteln der Situla Vače könnte einen Vorteil für den Besitzer der kleineren Hantel bedeuten. Auf der Situla Providence sind die Hanteln in der Höhe versetzt. Die Hantel des linken Kämpfers steht höher und ist gekippt, während der rechte Kämpfer seine Hantel senkrecht hält. In dieser Position zielt die untere Kugel des linken Kämpfers auf die Finger oder auf die obere Kugel des Gegners. Deutlicher ist diese Phase auf der Situla Matrei, bei der die Hanteln V-förmig stehen. Ein schmerzhafter Schlag auf Handrücken oder Finger, oder aber eine kräftige Innenrotation des Handgelenks in eine Mittelstellung, um eine Kugel der gegnerischen Hantel zu treffen und damit die Hantel aus der Hand zu schlagen, könnte zu einem Verlust der Hantel führen. Es wird daher in der Situlenkunst ein Kampf der Hanteln, ein Hantelfechten und nicht ein Faustkampf dargestellt33. Auf den Situlen Arnoaldi und Benvenuti ist der Kampf um den Besitz der Hantel voll entbrannt. Auf der Situla Arnoaldi hat der rechte Kämpfer bereits eine Hantel verloren, was seine heftige Attacke erklären könnte. Offenbar weicht der linke Kämpfer zurück, während der rechte, ausschreitend, voll angreift. Die Hanteln stehen V-förmig in Höhe und Bildebene versetzt, die Fäuste in Mittelstellung. Die untere Kugel des linken Kämpfers trifft voll 30 Frelih 1989, Abb. 2-10. 31 Wegen der Verletzungsgefahr war es mir nicht möglich, einen Boxer versuchsweise zu einem Schlag in dieser Position zu überreden. 32 Schmidtchen, Howell 1978, 186. 33 Frelih 1989, Abb. 2-10; Diem 1960, 280 ff; Laser 1987, Taf. 46, Abb. 11: die offene Hand in Mittelstellung (Handfläche zeigt nach unten und Finger angehoben). Dies spricht für das Auffangen von Schlägen mit der Hohlhand. Abb. 9: Röntgenbild einer linken menschlichen Schulter in extremer Außenrotation. Die Hauptachse des Schultergelenkes ist von der Gelenkspfanne abgewendet. (Röntgen Dr. M. Mladek, Wien). Sl. 9: Rentgenska slika leve človekove rame v ekstremni zunanji rotaciji. Glavna os ramenskega sklepa je obrnjena od sklepne ponvice. (Rentgen dr. M. Mladek, Dunaj). auf die Faust seines Gegners. Dieser Schlag könnte zur endgültigen Entwaffnung des rechten Kämpfers führen. Auf der Situla Benvenuti stehen die Kämpfer leicht zurückgelehnt und scheinen an einer Hantel zu zerren, die aber besonders groß sein müßte. Eher ist anzunehmen, dass die untere Kugel der linken und die obere des rechten Kämpfers aus der Ebene gedreht und daher nicht sichtbar sind. Der rechte Kämpfer hat durch eine Innenrotation seine obere Kugel gegen die untere Kugel des Gegners geschlagen. Er zwingt den linken Kämpfer zu einer weiteren Außenrotation, die in der bestehenden maximalen Rotation nicht mehr möglich ist. Ein Hantelverlust ist zu erwarten. Die Kämpfer der Situla von Magdalenska Gora zeigen, ähnlich wie auf Arnoaldi, eine Schlagrichtung, die nicht auf den Körper zielt, sondern zu einer überhöhter Position der Hanteln führt. Es scheint nicht ein Körpertreffer, sondern die Parade der Hanteln beabsichtigt zu sein. Die V-Stellung läßt das Ergebnis des Kampfes offen. In einer dynamischen Kampfszene wird auf dem Gürtelblech von Magdalenska Gora ein Schlagwechsel aus der primär zurückgehaltenen Hand gezeigt. Beide Kämpfer sind als Linksausleger zu vermuten. Der linke Kämpfer ist voll im Angriff, er schreitet mit dem linken Bein aus und schlägt in einer Pendelbewegung mit der rechten Faust, die auch hier in überdrehter Außenrotation steht, während der Gegenarm nach rückwärts schwingt. Der zurückweichende rechte Kämpfer kontert mit der rechten Faust, die in Mittelstellung steht. Auch bei diesem Kämpferpaar pendelt der Gegenarm nach rückwärts. Offenbar soll die unnatürliche Versetzung der Schulterpartien die Rotation des Oberkörpers während der Pendelbewegung der Arme darstellen. Der Angriff des linken Kämpfers zielt auf den Kopf des Gegners, der durch ein Zurück-weichen des Körpers dem Schlag zu entgehen versucht. Der Konterschlag richtet sich nicht gegen die gegnerische Hantel (vielleicht hat er diese verfehlt) und trifft den Ellenbogen des Gegners. ZUR FRAGE DER INDIVIDUALITAT Die starke Ähnlichkeit bestimmter Kampfphasen, die sich auf Situlendarstellungen über mehrere Jahrhunderte hinzieht, wirft die Frage auf, ob es sich um standardisierte Darstellungen handelt. In der griechischen Vasenmalerei war es üblich, bestimmte Kämpfer durch Beschriftung namentlich anzuführen. In der Situlenkunst kommt eine derartige Nennung nicht vor. Dennoch kann die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass bestimmte Kämpfer oder Kämpfe porträtiert wurden. Eindeutig ist dies auf der Situla Providence zu erkennen, auf der der linke Kämpfer eine Bandage des linken Handgelenkes trägt. Es kann sich keineswegs um "himantes" handeln, da diese nicht nur das Handgelenk, sondern vor allem die Faust umwickeln. Es muß eher angenommen werden, dass es sich um eine Stabilisierung des Handgelenkes nach einer Verletzung handelt, (wie man das auch heute noch trägt), also um die Darstellung einer bestimmten Person und damit um einen bestimmten Kampf. Bei Anerkennung einer solchen auf eine bestimmte Person bezogenen Darstellung muß auch eine Generalisierung in Erwägung gezogen werden. Diese Annahme schließt eine Deutung als allgemeingültige oder symbolhaft - mythologische Darstellung von Faustkämpfen aus 34. PHASEN DES HANTELKAMPFES Es können somit unterschiedliche Phasen des Hantelkampfes in der Situlenkunst analysiert werden: 1. Der gerade Stoß mit parallelem Gegenstoß, ausgeführt mit der vorgelegten Faust. Diese Darstellung wirkt steif und schematisch, wie eine Ausgangsstellung, während die Fußstellung Dynamik signalisiert. 2. Der gerade Stoß mit gekippter Hantel. Auf diese Weise prallt nur je eine der Hantelkugeln der Gegners gegeneinander, wodurch eine Hebel- wirkung entsteht. Es geht um ein geschicktes "Fighten" mit dem Ziel, die gegnerische Hantel zu treffen und eventuell aus der Hand zu schlagen, oder einen Schlag auf die Hand des Gegners zu landen, um diesen zu entwaffnen. 3. Neben diesen Phasen sind auch Ausweichbewegungen des ganzen Körper abgebildet. Der Schwerpunkt des Kampfes liegt in der kunstvollen Führung der Fäuste, oder in der Entwaffnung des Gegners, aber nicht im finalen Niederschlag. Dieser wesentliche Unterschied berechtigt es, die Kampftechnik als Hantel-Kampf oder Hantel-Fechten zu bezeichnen. 4. Auffallend ist das völlige Fehlen einer Deckung durch den Gegenarm, wie es nicht nur in der modernen Boxtechnik üblich ist, sondern auch in der Antike dargestellt wird. Der Gegenarm wird hinter dem Körper zurückgeschwungen. Die Kampftechnik wirkt dadurch wie bei einem Hampelmann. 5. Das Vorhandensein eines Kampfpreises und fallweise von Schiedsrichtern weist auf den sportlichen Charakter des Kampfes mit festen Regeln hin. 6. Die Analyse der Händigkeit der Kämpfer und des individuellen Gelenksschutzes des linken Kämpfer auf der Situla Providence gibt Hinweise darauf, dass in der Situlenkunst bestimmte Kämpfer und damit auch bestimmte Kämpfe, also konkrete Ereignisse, dargestellt wurden. DAS SPORTGERAT Die Kontroverse um die Benennung der in der Situlenkunst abgebildeten hantelförmigen Kampfgeräte scheint nicht sehr zielführend. Franz weist auf das Fehlen derartiger Gebilde im archäologischen Fundgut hin und deutet diesen Befund als Hinweis auf ein Gerät aus vergänglichem Material. Dieses Kampfgerät wird als Boxballen beschrieben und in Beziehung zu den griechischen sphaira^^ gesetzt. Der Begriff sphaira wird von Platon36 im Zusammenhang mit dem Training der Boxkämpfer erwähnt. Plutarch aus Chaironaia37 erwähnt himantes neben sphairai als Kampfelemente. Eine Beschreibung dieser sphairai bleibt freilich aus, weil sie offenbar allgemein bekannt waren. Ob man nun 34 Frey wertet die Kämpfe als Idealbilder der damaligen Herrenschicht (Frey1973, 626); Kossack sieht sie wiederum als allgemeingültige Bilder sich wiederholenden Geschehens (Kossack 1992, 231); Mihovilic vermutet die Darstellung eines historischen Schiffskampfes auf der Situla von Nesactium (Mihovilic 1992, 76) 35 Franz 1962, 270; Zemmer-Plank 1976, 294. 36 Platon, leg. 830 b: "Und würden uns, um der Wirklichkeit möglichst nahe zu kommen, statt der Boxriemen (himantes) Bälle (sphairai) um die Hände binden, um die Schläge und das Vermeiden von Schlägen möglichst gut einzuüben". 37 Plutarch, Chaironaia Moralia 825 e: "denen, die in den Palaistra kämpfen legt man episphairai an, damit der Schlag weich und nicht schmerzhaft ist, damit der Kampf nicht tödlich ausgehe ". diese sphairai als Vorstufe der gefährlicheren himantes oxeis, oder im Sinne moderner Boxhandschuhe als Schutz bei Trainingskämpfen ansieht, ändert nichts am Fehlen einer gesicherten Übereinstimmung von Benennung und Darstellung der in der Situlenkunst abgebildeten Sportgeräte. Aus welchem Material diese Hanteln auch immer sein mögen - im archäologischen Fundgut konnten sie bisher aber nicht identifiziert werden. Dieses hantelförmige Sportgerät sieht noch am ehesten den Halteren38 ähnlich. Einen Hinweis kann der für die Kampftechnik wenig aussagefähige spielerische Schattenkampf der Kinder auf der Seitenlehne der Kline der Situla Certosa39 geben. Die Kinder stehen im übrigen auf der Seitenlehne der Kline, nicht dahinter40, wie es die der gewölbten Standfläche angepaßten Fußstellungen beweisen. Die Fäuste des linken Kämpfers lassen sich wegen einer Beschädigung nicht beurteilen. Im Gegensatz zu den meist mit kugeligen Enden abgebildeten Hanteln besitzt der rechte Kämpfer Hanteln mit quadratischen Köpfen: in der linken eine Vollhantel mit oberem und unterem quadratischen Ende, in der rechten Hand eine Halbhantel mit nur einem unteren verstärkten Ende, wie sie bei Jüthner41 als Varianten typischer Haltere beschrieben werden. Das Kind trägt allerdings die Halbhantel in der rechten Hand unüblich mit dem Kopf nach unten, während auf griechischen Vasenmalereien der Kopf von Halbhanteln nach oben zeigt42. Diese Position kann durch extreme Außenrotation der Hand entstanden sein. Poliakoff43 weist auf die Verwendung des Begriffs "sphairai" in der griechischen Literatur für Schutzballen auf scharfen Waffen bei Trainingskämpfen hin. Zu beachten ist auch die Diskussion bei Franz44, der auf diese Schutzfunktion bei unterschiedlichen Sportarten hinweist, ohne aber die Form dieser Ballen im Zusammenhang mit der Situlenkunst definieren zu können. Pausanias 6,23,4 benützt den Begriff "himantes malakoteroi" für weiche Riemen, die im Gymnasion - also am Trainingsplatz - für den Faustkampf verwendet werden. himantes zeigen keine seitlichen Auswüchse, wie sie bei den Faustkämpfern der Situlen dargestellt sind. Als Handschutz oder Schlagminderung für den Gegner im Sinne eines Boxhandschuhs45 können diese Gebilde kaum verstanden werden. Die schlagende Hand bleibt selbst ungeschützt. Als Schlagminderung für den Gegner können derartige, seitlich angebrachte Ballen nur so verstanden werden, dass kein direkter Schlag geplant war. Ein zentraler Schlag mit der nur seitlich geschützten Faust ist nicht sinnvoll. Im Gegensatz dazu kann eine Hantel das Abfangen eines gegnerischen Schlages mit der offenen Hand, wie es in der modernen Technik üblich ist, verhindern. Sowohl die Vertreter der Meinung, es handle sich um Boxhandschuhe zum Schutz vor Verletzungen bei Trainingskämpfen, als auch der Ansicht, es sei eine Entwicklung in Richtung "himantes oxeis" stützen sich auf Platon46. Dieser betont den Übungscharakter derartiger sphairai, die das Einüben von Schlägen ohne Verletzungsgefahr ermöglichen. Für die Kämpfer der Situlenkunst trifft aber weder die eine noch die andere Deutung zu. Vielmehr wird ein Hantelkampf dargestellt, der das Ziel hat, dem Gegner die Hantel aus der Hand zu schlagen und ihn zu entwaffnen. Letztlich muß die Benennung von Sportgeräten, wie sie auf Situlen abgebildet sind, mit antiken Begriffen hypothetisch bleiben. DIEM, C. 1960, Weltgeschichte des Sports und der Leibesübungen. - Stuttgart. DOBLHOFER, G. und P. MAURITSCH 1995, Boxen. - In: I. Weiler (Hrsg.): Quellendokumentation zur Gymnastik und Agonistik im Altertum 4, Wien, Köln, Weimar. DUCATI, P. 1923, La Situla della Certosa. - Roma. EGG, M. 1980, Ein Caestuskämpfer im Römisch-Germanischen Zentralmuseum. - Arch. Korrbl. 10, 55 ff. EGG, M. und Ch. PARE 1995, Die Metallzeit in Europa und im Vorderen Orient. - Jb. Röm.-Germ Zentmus. 26, 174 ff. EIBNER, A. 1981, Darstellungsinhalte in der Kunst der Hallstattkultur. - In: Die Hallstattkultur. Symposium Steyr 1980, 261ff, Linz. EIBNER, A. 1993, Die Lesbarkeit der Bildsymbole im Osthallstattkreis. - Thraco Dacica 14, 101 ff. 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Borci so opremljeni z ročkami v pesteh. Samo ena roka je v bojnem položaju, nasprotna pa je zavihtena nazaj za trup (izjema situla Benvenuti). Položaj pesti za boksarski udarec ni optimalen, zato moramo predpostavljati drugačen borbeni cilj. Za analizo borbene tehnike lahko uporabimo 8 scen, ki dajejo v svoji nazornosti dovolj podrobnosti o poteku boja. Gre za vaško situlo, situlo Kuffarn (grob 1), situlo Providence, situlo Matrei, situlo Benvenuti (severna nekropola, grob 73), situlo Arnoaldi (grob 2), situlo z Magdalenske gore (gomila II) in pasno spono z Magdalenske gore (gomila II, grob 13). V situlski umetnosti so uprizorjene različne faze boja z ročkami. Skoraj enako upodobitev najdemo na situlah iz Kuffarna, Vač, Providence in Matrei. Borci s situl Arnoaldi, Benvenuti ter z Magdalenske gore pa odstopajo od prej navedenih v več detajlih, iz katerih lahko izluščimo nekaj novih idej o tehniki boksanja in cilju boja. Za interpretacijo borbene tehnike je bistvena domneva, da so figure anatomsko pravilno upodobljene. Samo pod tem pogojem lahko izpeljemo analizo, kaj je bil cilj boja. Pri ugotavljanje borbenega pozicije je važen položaj pesti, ki ga lahko razberemo iz lege palca oziroma po tem, kako so obrnjene dlani roke. Ta detajl govori o smeri udarca in cilju. Analiza borbene pozicije nasprotnikov kaže, da imajo iztegnjeno roko v položaju prenapete zunanje rotacije. Maksimalna zunanja rotacija pa je pri obratu končna pozicija, nadaljni zasuk v to smer ni več možen. Ta pozicija je dobro izhodišče za močno notranjo rotacijo v trenutku trka. Udarec, ki je usmerjen proti roki nasprotnika ali njegovi ročki, lahko borca razoroži, kot je to vidimo na situli Arnoaldi. Nihanje rok je tipična borbena pozicija za situlsko umetnost, pri grški umetnosti je pa ni. Dinamične scene uprizarjajo zavlačevalno zvijačno borbo ter boj za posest ročke. Zdi se, da se v boju z ročkami prej izraža spretnost borcev kot brutalen pretep. Pomembno je tudi dejstvo, da v situlski umetnosti ne najdemo upodobitev porazov, kot so slikovno in literarno izpričani v grški umetnosti. Na situlah je očitno upodobljena svojevrstna športna varianta boksanja. Na situli Providence ima levi borec bandažo na levem zapestju. Torej ne gre za ovoj, neke vrste "himantes", saj ta običajno ne obdaja le zapestja, ampak predvsem pest. Verjetneje je upodobljena stabilizacija zapestja po poškodbi. Ta podrobnost kaže, da je na situli upodobljena resnična oseba, s tem pa tudi boj, ki se je dejansko zgodil. Z določeno mero previdnosti lahko to misel upoštevamo tudi pri razlagi drugih borbenih scen. Naša domneva torej izključuje interpretacijo, da gre pri boksarskih prizorih za klišejske oziroma simbolno-mitološke upodobitve. Dr. Erich Zimmermann Kesslerweg 78 A-2345 Brunn am Gebirge