XVI. J ahresbericlit der k. k. Staats-Oberrealschule in ZMZar’b-u.rg'. o Veröffentlicht von de? Direetion am Schlüsse des Studienjahres 1886. • J1' . * WgKü-i' * Inhalt: 1. Über die Charaktere im „Bruce“ des altschottischen Dichters John Barbour. — Ein literarhistorischer Versuch von Dr. Julius Baudisch. 2. Die Zahl „Neun.“ Eine culturhistorische Skizze von Prof. Anton Nagele. 3. Schulnachrichten. Vom Director. Verlag der k. k. Ofcervealschule. Druck v. E<1. Jansi.bitr N>gr. (L. Kralik) iu Marburg a/D. Über die Charaktere im „Bruce“ des altschottischen Dichters John Barbour. Ein literarhistorischer Versuch von Dr. Julius Baudisch. Das heroische Epos „The Bruce“ verherrlicht den ruhmreichen Freiheitskampf der Schotten gegen die Engländer in den sturmbewegten Tagen des wackeren Schottenkönigs Robert Bruce.’) Der vaterländische Dichter stellt natürlich seinen Liebling im schönsten Lichte dar: er zeigt ihn uns als tapferen, unerschrockenen Kämpen, in welchem Heldenmuth, glühende Vaterlandsliebe, wahrhafte Humanität und ein tief religiöser Sinn sich mit den herrlichsten Geistesgaben vereinen. Ein besonderes Gewicht legt der geistliche Dichter auf die stete Gottergebenheit seines Helden. Ihrethalber steht aber auch Robert in der Stunde der Gefahr unter dem besonderen Schutze des Allerhöchsten. So wird Robert (I 594 ff) vor den geheimen Rath des englischen Königs berufen und er folgt dieser Aufforderung, d,enn seinem mannhaften Herzen ist das Gefühl banger Furcht unbekannt. Er schwebt in großer Gefahr sein Leben zu verlieren, „aber Gottes Allmacht bestimmte ihn zu etwas Höherem.“ He wes in full gret auentur To tyne bis lyff: bot god of mycht Preserwyt bim tili hyer hycht. I 606 ff. Gott selbst schützt ihn vor schwarzem Verrath: „Hätte nicht der Allmächtige mit eigener Hand ihm Hilfe geleistet, er wäre zweifelsohne dem Tode verfallen“ (V 577). Robert Bruce ist sich dieses Schutzes wohl bewusst. Als er seinen Landsleuten seine Heldenthat bei der Furt berichtet, vergisst er ja nicht zu erwähnen, wie sehr ihm die Hilfe Gottes dabei zutheil geworden (VI 309), worauf die im Kriege ergrauten Mannen die Allmacht des Herrn preisen. Nur einmal hat er sich schwer am Hecrn versündigt, als er Comyn in Friar’s Church vor dem Hochaltare erschlagen. Daraus leitet der Dichter Roberts anfängliches Missgeschick her, wenn er sagt (II 43): „Schwer vergieng er sich da; deshalb hatte er soviel Unglück zu erleiden, wie ich noch nie dessgleichen in ,romanys’ vernommen habe.“ Aber diese Unthat ausgenommen, ist er stets ein treuer Diener seines Herrn gewesen; er weiß wohl, welch 1) Er bestieg als Robert I. im Jahre 130G den Thron. Die hier in Betracht kommenden Kämpfe dauerten von 1306—1327, in welchem Jahre Eduard III. im Frieden von Newcastle allen Ansprüchen auf Schottland entsafte und die Dynastie Bruce als rechtmäßig anerkannte. trefflicher Hort der Allerhöchste ist. Als er einmal seine zwei Gefährten entlässt und diese ihn beklommenen Herzens fragen, wer ihm denn dann beistehen werde, antwortet er ihnen ebenso ansprechend als lakonisch : „Gott“! „His twa men bad he than in by Ga to thair feris to rest and ly; For he vald vach thar com to se. „Schir,“ said thai, „quha sali vith yow be?“ „God,“ be said, forouten ma; Pas on, for I will it be swa.“ (VI 85 ff). Seine letzte Krankheit verursacht dem Schottenkönige unsägliche Schmerzen. Allein auch hier ergibt er sich in den Willen des Herrn: „Viel Blut ist meinetwegen geflossen, mancher Unschuldige verlor sein Leben, deshalb nehme ich dies schmerzhafte Leiden dankbarst an“ (XX 173). Da ihm die Freiheitskämpfe nicht erlauben, sich an einem Kreuzzuge zu betheiligen, so will er wenigstens sein Herz nach Jerusalem bringen lassen. Und wie sein Lebenswandel der eines christlichen Helden in des Wortes wahrster Bedeutung gewesen, so ist auch sein Tod: „And tili religioune of seir statis, For heill of bis saull, gaf he Siluir into gret quantite“ (XX 162 ff). Das felsenfeste, erbebende Vertrauen auf Gott den Herrn flößt den schottischen Recken furchtbare Kraft ein; einer von ihnen ist so stark wie tausend Feinde (I 455). Bot syne our lord sic grace thaim sent That thai syne, throw thar gret walour, Come tili gret hycht and tili honour, Magre thar fayis enirilkane, That war sa feie, that ay for ane Off thaim, thai war weill a thowsand. Bot quhar god helpys, quhat may withstand?“ I 450. Wenn Er ihr Schutz und Schirm ist, brauchen sie nicht zu verzagen, denn „nichts vermag Gott zu widerstehen, er lenkt alles und verfügt über alles nach seinem ewigen Willen.“ (XI 26). „Na manis mycht may stand agane The grace of god, that all thing steris; He wat quhat-to all thing efferis, And disponis at bis liking, Eftir his ordinanß, all thyng.“ So ziehen hunderttausend Engländer gegen Edinburgh — der Schotten sind nur dreißigtausend; aber „wo Gott hilft, wer vermöchte da Widerstand zu leisten?“ (XI 203). Das Beispiel des Führers ist bekanntlich oft bestimmend für seine Untergebenen; in Folge dessen geht der religiöse Sinn des Schottenkönigs auch auf seine Krieger iibe?. Als Robert seinem Bruder Eduard den Tod ihres Milchbruders schildert, während er selbst durch Gottes türsorge am Leben bleibt, lobpreisen sie alle den Herrn (VII 294). Mag den Schotten im blutigen Kampfe Tod oder Leben beschieden sein, sie wollen das Schicksal („ure“*) so hinnelimen, wie es dem Herrn gefällt. „Schir, neidwais I will wend, And tak auentur that god will giff, Quhethir sa it be tili de or liff“ (V 244 ff). „to tak the vre That god will send“ (IX 68). „And mane suld dueli vith him bot thai That wald stand with him to the end, And tak the vre that god vald send“ (XI 403). Sind sie aus dem Kampfe als Sieger hervorgegangen, so preisen sie den Herrn für ihr Wohlergehen, z. B. nach dem Siege bei Loudoun (VIII 377); dann verbringen sie die Nacht fröhlich (vgl. XIV 310, XVIII 564). Ein anderes-mal (XII 152) danken sie ihm, dass Dur einer aus ihrer Mitte den Tod fand. Der Schotten Sache ist auch Gottes Sache. *Es ist Gottes Wille, dass wir Sir William Sinclair beistehen; Gott kennt unser Streben, in seinem Dienste zu leben und zu stex-ben, deshalb lasst uns seinen Willen erfüllen.“ (XX 449 ff) Als Robert den gesunkenen Muth seiner Krieger durch eine feurige Rede angefacht, erwidern sie ihm: „Woferne es Gott gefällt, werden wir uns tadellos verhalten.“ — „So lasset uns denn Vordringen, und Er, der alles aus dem Nichts erschuf, sei unser Führer und Retter; Er möge unser gutes Recht schirmen.“ (VIII 259 ff). Douglas weiß (XX 414 ff) kein besseres Mittel, den kriegerischen Muth seiner Mannen zu beleben, als indem er des Himmels Glückseligkeit einem jeden verspricht, der im Kampfe gefallen. „For hewynnis bliss suld be thair meid Gif that thai deit in goddis seruiß.“ Siegesbewusst nähern sich die Engländer in großer Übermacht der Stadt Edinburgh, die Schotten aber hören zuerst die Messe, viele beichten, viele fasten, denn es ist St. Johannisabend. Vor Beginn der Entscheidungsschlacht am Flüsschen Bannockburn (25. Juni 1314) hären die Schotten wiederum die Messe (vgl. XII 213 und 407 ff); andächtig beugen sie die Knie und flehen Gottes Beistand an. Eduard II. vermeint in seinem Hochmuthe, die Schotten bäten um Gnade, bis Sir Ingraham ihn eines, besseren belehrt. Während des bis Osterdienstag dauernden Waffenstillstandes beten und fasten die Schotten neuerdings. „Than quhill the tysday in pask-owk, On athir half thai trowis tuk; So that thai mycht that haly tyd In pennauce and in prayer byd“ (XV 101 ff). 1) ure afz. — eür vom lat. augurium. Die Engländer jedoch besitzen kein festes Gottvertrauen. Vor Beginn der Schlacht sind sie beinahe immer iibermüthig; deshalb erleiden sie oft Niederlagen, wo sie sich glänzenden Sieg erhofft hatten. So werden sie z. B. einmal von den Schotten vernichtet, weil sie diese am Ostermontage angegriffen, „wo Gott der Herr von den Todten auferstand, um die sündige Menschheit zu erlösen.“ (XV 248). „And in sic tyme as on paske day, Quhen god raiß for to sauf mankyne Fra vem of ald adammis syne, Tharfor sic gret myschans thame feil, . . . Ist der schottische König oder einer seiner Getreuen in großer Gefahr, daun vergisst der Dichter nie, den Schutz Gottes anzuflehen. So ist Robert einmal nahe daran, durch" Mörderhand zu fallen. Da sagt der Dichter angsterfüllt: „Wenn Gott dem edlen Könige jetzt nicht hilft, so ist er seinem Ende nah.“ Now, bot god help the nobill king, He is neir hand tili his ending! (V 583, 584). Einmal schildert der Dichter, wie das schottische Häuflein todesmuthig den Kampf mit dem an Zahl weitüberlegenen Feinde aufnimmt; „doch, wenn Gott ihnen nicht bald beisteht, werden sie bald im Kampfe erlahmen.“ Douglas schwingt sich auf Ferrand, das Streitross des Bischofs Ton St. Andrews und reitet von hundertfachem Tod umgeben allein gen Lochmaben. Da ruft der Dichter: „Theurer Gott, der du des Himmels König bist, rette ihn und schirme ihn wider seine Feinde.“ „Der god, that is off hevyn king, Sawff hym, and scheid him fra his fayis !“ (II 144). Das schottische Volk labt sich an Speise und Trank; allein das tiefbekümmerte Herz der Königin, die Freud und Leid ihres hoheu Gemahls theilt, vermag in den allgemeinen Jubel nicht einzustimmen. Sie denkt nur der drohenden Gefahren ihres theuren Gatten, der wie ein gehetzter Hirsch von der blutdürstigen Meute der Engländer verfolgt wird. Dieser Contrast zwischen dem Jubel des Volkes und der Trauer der Herrscherin erweckt des Dichters Mitleid: „Möge ihm Gott helfen, der ja alles vermag!“ (III 367). Stirbt ein schottischer Held den ehrenvollen Tod für Köuig und Vaterland, so schwingt sich seine Seele zum Himmel empor. Ist einer der Anführer dahingeschieden, so wird ihm in der Regel ein kleines Gebet gewidmet, geschehe dies nun von Seite seiner Waffenbrüder oder des Dichters selber. Als z. B. der unerschrockene Sir Walter Stewart auf dem Schlachtfelde für immer hingesunken, sagt der Dichter (XIX 524): „God for his mycht his saull he bring Quhar Joy ay lestis but Endyngi Amen.“ Ebenso schön sagt Barbour XVI 532 ff: „Quhare he, that is of hevyn the king, Bring thame hye up tili hevynnis bliss, Quhar alway lestand loving is.“ Die Blüte der schottischen Ritterschaft liegt todt auf dein Schlachtfelde: Douglas, Sir William Sinclair, Sir Robert Logan und Sir Walter Logan sind nicht mehr. „Möge der Herr in seiner Allmacht die Seelen der Gefallenen zum himmlischen Lichte emporheben ! (XX 474). Erhebend sind die Worte, mit welchen John Barbour sein Gedicht schließt (XX 611 ff): „The lordis deit apon this viß. He, that hye Lorde of al thing is, Yp tili his mekill büß thame bryng, And grant his grace, that thar ofspryng Lede weill the Land, and ententif Be to folow, in all thair liff, Thair nobill elderis gret bounte! The afald god in trinite Bryng ws hye vp tili hevyncis bliß, Quhar all-wayis lestand liking is!“ Vorstehende Zeilen werden zur Genüge dargethan haben, wie sehr das religiöse Moment in diesem altschottischen Epos hervorgehoben wird. Allein, wie schon eingangs erwähnt, den Schottenkönig zieren auch noch andere edle Eigenschaften. Dadurch wird er geradezu der Abgott seiner Landsleute. Wenn er sich nach langer Trennung wiederum mit seiner Schar vereinigt, herrscht allgemeiner Jubel: „And thai so wondirly blith wer Of his come, that na toung mycht say“, heißt es z. B. XVII 6. Einmal trifft Robert unverhofft mit Sir Robert Boyd und Douglas zusammen, da küssen sie sich und preisen den Herrn (IV 512). Als der Earl of Lennox unverhofft auf den todtgeglaubten Schottenkönig stößt, „da ist er so froh und freudig, dass er nicht fröhlicher sein kann.“ „He went rycht tili the king in hy, Sa blith and sa Joyfull, that he Micht on na maner blyther be. For he the king wend had bene ded“ (III 490 ff). Zu Thränen gerührt küssen sich die kampfgewohnten Recken, weinend vor Schmerz und Lust. Ein herrliches Bild entrollt uns der Dichter im neunten Gesänge 170 ff: Der König liegt krank auf einer Strohmatte, während seine Mannen ton den Engländern angegriffen werden. Da bilden die Schotten einen diclitgeschlosseneu Kreis um ihren König, der ihr Eins und Alles ist, und ziehen sich langsam aber furchtlos zurück. Ihr kühner, verderbendrohender Blick jedoch schüchtert die Engländer derart ein, dass sie von jeder weiteren Verfolgung abstehen. Dafür weiß aber auch Robert seine Krieger zu schätzen. Erhält er Kunde vom Tode eines seiner Getreuen, dann ist sein Herz vom tiefsten Schmerze ergriffen (II 468, V 175, XIII 508). Deshalb wohl nennt ihn der Dichter so häufig den „guten König“ (VII 105, 249, 578; VIII 352 etc.). Besonderer Schmerz erfüllt ihn, als er seinen Milchbruder entseelt vor sich sieht. Da übermannt ihn das herbe Leid, er fühlt sich in seinem schönen Vaterlande so einsam und verlassen, dass er in dieser traurigen Stimmung sogar seine Feinde verflucht. „Than wes he voundir will of vayn, Quhen he saw he wes left allane. His fostir brothir menyt he, And varyit all the tothir thre“ (VII 225 ff). Wie sehr ihn seine Krieger lieben und verehren, ersieht man aus IX 35 ff: Er ist zu Inverury zur größten Betrübnis der Seinigen erkrankt. Da sagt der Dichter, „ein jeglicher hätte lieber seinen eigenen Bruder todt als Robert krank gesehen.“ Kann man dieses anmuthige Verhältnis zwischen Heerführer und Krieger schöner und bündiger ausdrücken? Der schottische König ist von der innigsten Bruderliebe beseelt. Der ungestüme Sir Eduard dürstet darnach, sich mit den Engländern im heißen Getümmel der Schlacht zu messen. Robert ist zwar dagegen, doch will er seinen Bruder nicht allein in den Kamp! ziehen lassen, deshalb spricht er: „Bruder, da du es einmal so willst, so ist es am besten, wenn wir zusammen Freud und Leid erdulden, je nachdem es uns Gott schicken wird.“ (V 71). „Brothir,“ he said, sen thou vill sa It is gud that we sammyn ta Diseß or ese, or pyne or play, Eftir as god will vs purvay?“ Auch zu Douglas sagt er (V 251): „Tak we sammyn quhateuir ma fall.“ Für seine Mannen ist Robert die Fürsorge selber, zur rechten Zeit weiß er stets das rechte Wort zu finden. Mitunter gibt er auch seinen Helden den Segen mit auf den Weg. Vgl. V 247. Wenn seine Mannen ihm von ihren Drangsalen berichten, hört er ihnen bewegten Herzens zu, um ihnen hierauf sein eigen Leid zu klagen. Da ergreift sie Freude und Wehmuth zugleich; denn wie der Dichter psychologisch fein bemerkt, ist die Erinnerung an glücklich überstandene Gefahren dem Herzen Trost und Erleichterung. „To teil off paynys passyt by Plesys to heryng wonderly; And to reherß thar auld disese Dois thaim oft-syß confort and ese.“ (III 561 fl). Wem kommt da nicht unwillkürlich jene herrliche Stelle der Äneide in den Sinn, wo es heißt (I 198): nO socii — neque enim ignari sumus ante malorum — 0 passi graviora, dabit deus his quoque flnem.“ Doch wenn es noth thut, findet König Robert auch herbe Worte des Tadels. So z. B. ist der Earl of Lennox einmal zurückgeblieben und wird von den Engländern hart bedrängt; er entkommt jedoch glücklich. Der König aber schilt ihn: „Du hättest dich nicht von mir trennen sollen, das war fürwahr thöricht gehandelt!“ (III 648). „Bot I will say the weile a thing; That thar will fall the gret foly To paß oft fra my cumpany.“ An einer anderen Stelle (XI 545 ff) rügt Robert seinen Neffen Randolph, u. zw. wie der Dichter hinzufügt, ziemlich „roydly“: „Eine Rose ist deiner Kroae entfallen!“ „For the king had said hym roydly, That ane rose of bis chaplet Wes faldyn.“ Sogar seinem Bruder Eduard wirft er in heftiger Weise Thorbeit vor, als dieser mit den Engländern eine Vereinbarung getroffen (XI 38). Nicht immer gibt sich der Schottenkönig mit einer bloßen Ermahnung zufrieden, er versteht es auch energischer aufzutreten: Sir Colin Campbell ist gegen seine Befehle vorgedrungen; da versetzt ihm Robert „in gret malancoly“ einen solchen Hieb, „tbat he dynnyt on his arsoune.“*) (XVI128). „Ungehorsam bringt Gefahr!“ ruft er dabei aus (XVI 135). Hat sich jedoch einer glänzend bewährt, dann kargt er nicht mit seiner Anerkennung. Der Bischof von Duukeld, William Sinclair, tadelt den Earl of Fife ob seiner Feigheit und führt die Schotten selbst in den Kampf. Das gefällt dem Könige so, dass er William Sinclair von nun an nur „seinen eigenen Bischof" heißt (XVI 671).“) Hervorragenden feindlichen Anführern gegenüber ist König Robert stets hochherzig und edelmüthig. Deshalb beißt er oft der „edle“ König (VII 587; VIII 24, ‘271 ; IX 240, 254, 292, 436). So z. B. schenkt er dem gefangenen Sir Marmaduke Betoun das Leben und die Freiheit und entlässt ihn reich beladen mit Geschenken (XIII 516). „Welcome, schir mermadak,“ said he . . • Tlian gert he trete hym curtasly. ITe duelt lang in his cumpany, And syne in yngland him send he, Arayt weill, but ransoune fre, And gaf hym gret giftis tbar-to (XIII 526—535). Ebenso schickt er (XVIII 543) zwei gefangene französische Ritter ohne Lösegeld reichbeschenkt von dannen, durch welch edle That er seine Feinde nicht wenig überrascht: „He sent thaim quit, but ransoun fre, And gret gyftis to thaim gaff he. His frendis thusgat curtasly He couth ressawe, and hamely, And his fais stoutly to-stonay.“ 1) arsoune — i'z. arq-on, Sattelbogen. 2) Audi die Geistlichkeit nalnu am Freiheits-karnpfe theil; vgl. XVII 584, wo im sogenannten „Chapter of Mitton“ allein 300 englische Geistliche ihren Tod finden. Noch herrlicher erscheint des Königs hochherzige Gesinnung, wenn er sogar den Verräthern, die ihm heimtückischer Weise nach dem Leben trachten, vergibt, ihren guten Eigenschaften das wärmste Lob spendet und nur ihr schwarzes Gemüth beklagt: „Sa our lord me se! Thai had beyn worthy men all thre, Had thai nocht beyn full of tresoune; Bot that maid thair confusioune.“ (V651 ff). Selbst der gefürchtete „schwarze Douglas“ behandelt seinen gefangenen Gegner Stewart und Thomas Randolph liebreich und freundlich; so wird wiederum das edle Beispiel des Königs von seinen Untergebenen treu befolgt. Dem schönen Geschlechte gegenüber ist Robert die vollendete Ritterlichkeit selbst. Eine Frau z. B., die ihm den Weg weisen soll, spricht er gar artig mit „Dame“ au, um sie gleich darauf „seine schöne Schwester“ zu nennen (IV 487'). Durch dies weltmännische Betragen ist der Schottenkönig auch der Liebling der Frauen geworden. W'enn er sich mit ihnen unterhielt, warnten sie ihn oft vor Anschlägen wider sein Leben (V 541). Eine Frau war es z. B. — so versichert uns Barbour selbst („as I herd say“), — die ihm Kunde von der Verschwörung der schottischen Barone brachte (XIX 23 ff). Im schönsten Lichte jedoch zeigt sich seine Verehrung den Frauen gegenüber in jener berühmten Episode mit der armen Wäscherin. Es sei mir gestattet, die Worte des Originals hier anzugeben, denn sie sind zu charakteristisch : „And quhen that thai all reddy war, The king haß herd ane woman cry And askit quhat that wes in hy. ,It is ane landar2), schir1 said ane, ,That hir childyne rieht now hali tanc, And mon lewe now bebynd vs her, Tharfor scho makis yon euill eher1 The king said, ,Certis, it war pite That scho in tliat poynt left suld be, For certis, I trow, thar is no man That he ne will rew vpon vornan.1 His liost all than arestit he, And gert ane tent soyne stentit be, And gert her gang in hastely; And othir women tili be hir by, Quhill scho delyuer wes, he bad; And syne furth on his wayis raid“ (XVI 269 ff). Sehr fein und ebenso richtig bemerkt Irving in seiuer ausgezeichneten Geschichte der schottischen Literatur3), wie ehrenvoll es für uuseren Dichter 1) vgl. dame VII 241, 255. 257, 25(J, 2(il; gud dume VII 24-5. 2) vgl. franz. lavandiere, engl, laundress. 3) man vgl. den diesbezüglichen Abschnitt über den altschottischen Dichter John Barbour. sei, diesen anscheinend so geringfügigen Zug der Herzensgüte des Schottenkönigs berichtet zu haben; aber gerade dadurch erhöht sich unsere Theil-nahme für ihn, gerade dadurch wird das Bild, das wir uns von Robert entwerfen, nur umso anmuthiger uud lebendiger. Dürfen wir uns da wundern, dass der Schottenkönig auch in seinem häuslichen Leben in vortheilhaftem Lichte dargestellt wird. Aber die Königin ist auch eines jener holden Wesen, die es — um mit unserem Schiller zu reden — meisterlich verstehen, himmlische Rosen ins irdische Leben zu flechten und zu weben. Sie ist sein Rettungsanker in all seinem Unglück, sie ist seine Trösterin, die mit labendem Balsam den brennenden Schmerz seiner Wunden stillt. Wenn ihm auch das Kriegsglück zuweilen untreu wird, die nie erkaltende Liebe der sorgenden Gattin söhnt ihn wieder mit dem harten Schicksal aus (vgl. II 513). Als weitere charakteristische Eigenschaften Roberts hebt Barbour stets Klugheit und Umsicht hervor. Einmal zieht er selbst einen Vergleich zwischen den zwei Brüdern und sagt: „Einen würdigeren als ihn (Eduard) gab es zu seiner Zeit nicht, seinen Bruder Robert ausgenommen, denn diesem darf ich keinen an die Seite stellen ; dieser war kühn und klug.“ (IX 662). Und fürwahr, Robert ist der Mann der ruhigen Ueberlegung, deshalb ziert ihn so oft das Epitheton „der weise König.“ Freilich geht manchmal seine Vorsicht in Argwohn und Misstrauen über; er traute niemanden, bevor er ihn nicht gründlich kannte. „He wes dredand for tresoun ay: And tharfor, as Ik hard men say, He traistyt in nane sekyrly, Till that he knew him wtraly. Bot quhatkyn dred that euir he had, Fair contenance to thaim he maid.“ (III671 fl). Sein Schwert ist sein steter Begleiter: „Bot lie ves vount, quhar-euir he yeid, Ilis suerd about his hals to bere“ (III 574) Ist er von Feinden umringt, dann ist sein Schlummer so leicht, wie der des Vogels auf dem Zweige (VII 188). Er hat aber auch die harte Schule des wirklichen Lebens mitgemacht und sich dadurch reiche Menschenkenntnis erworben. Sir Aymer schickt eine Frau aus, um des Königs Lage auszukundschaften. Sobald jedoch Robert ihrer ansichtig wird, wittert er Verrath uud lässt sie festnehmen. Im schönsten Lichte jedoch zeigt sich sein reicher Schatz au Menschenkenntnis im Verkehr mit seinen Kriegern. Wie psychologisch l'eiu weiß er da nicht mit ihnen umzugeheu? Um seinen kampfesmüden Mannen neuen Muth einzuflößen, lässt er kein Mittel unversucht. Bald „predigt“ er ihnen, bald erzählt er ihnen alte Heldensagen (vgl. III 269); so macht er sie am Loch Lomond mit der Romanze von Fierabras und der Belagerung der zwölf Pairs in Aigremont durch „King lawyne“ vertraut. Er gibt ihnen stets Ermahnungen und Rathschläge, bevor der Kampf beginnt. Er sagt ihnen, (VIII 235 ff) sie sollen nur die vordersten wacker angreifen, die übrigen würden dann aus Furcht zurück weichen. Sie möchten ja nicht vor der Überzahl erzittern und stets der Freuden des Sieges gedenken. Ein anderesmal wiederum (II 322 ff) sagt er ihnen: „Seid stets auf eure Ehre bedacht, wer fürs Vaterland stirbt, erwirbt sich einen Platz im Himmelreiche.“ „Wyrk yhe then apon swylk wyß, That your honour be sawyt ay. And A thing will I to yow say, That he that deis for bis cuntre Sali lierbryit in-till hewyn be.“ Besonderss schön ist jene Ansprache, welche Barbour im XII. Buche Vers 234 ff verzeichnet: „Drei Vortheile haben wir: unser gutes Recht, die Beute nach dem Siege und das Bewusstsein, dass wir für Weib und Kind, Freiheit und Vaterland streiten . . . Unterliegen wir in diesem Strauße, so sind wir dem Untergange geweiht. . . Wozu nochmehr der Worte? Ihr wisst, was Ehre bedeutet. Auf denn zum Kampfe mit Gottes Hilfe!“ Dass er dann im Kampfe all seinen Kriegern ein leuchtendes Vorbild ist, braucht wohl kaum besonders hervorgehoben zu werden (Mau vgl. VII 578, 687). Sein Ileldenmuth macht alle Feinde erzittern. (IX 254 ff). Der Kampf mit den Engländern stählt seine Glieder, sein hoher Muth achtet dann nicht einmal seiner körperlichen Leiden. Schwer erkrankt liegt er darnieder, da hört er die eitlen Prahlereien seiner Feinde und siehe! er fühlt sich plötzlich gesund. Beinahe spöttisch fügt er hinzu: „Keine Medicin hätte mich früher geheilt.“ (IX 232). Die Hiebe, die der Schottenkönig austheilt, erinnern uns lebhaft an Uhlands „Schwäbische Kunde.“ So heißt es III 114 z. B.: „Bot he raucht tili bim sic A dynt That arme schuldyr flaw bim fra.“ oder III 137 : „Syne with the suerd sic dynt hym gave That he the heid tili (the) liarnys clave.“ „ . . . . roucht bim ane dynt, That he nouthir hat no helme mycht stynt The hevy dusche that he him gaf That he the hed tili harniß claf.“ (XII 53 ff). Es ist leicht begreiflich, dass dieser gewaltige Hieb, dem der wackere Sir Henry de Boliun zum Opfer fällt, das ganze englische Heer entmuthigt; die Schotten tadeln des Königs Kühnheit, er aber beklagt nur den Verlust seiner Streitaxt, die dabei in Brüche gieng. Robert ist ein ebenso sicherer Schütze. Sein Pfeil dringt dem Verräther ins Auge (V 624); er trifft den Vordersten so in den Hals, „Till throppill and vassand yeid in twa; And he doune to the erd can ga.“ (VII 583). Das Bild, das wir uns bis jetzt von Robert gemacht haben, wird noch indirect vervollständigt durch die Worte ehrender Anerkennung, die ihm selbst seine Feinde nicht versagen können (Vgl. VI 15, VII 99). Das schönste Lob ertheilt ihm wohl in dieser Hinsicht ein französicher Ritter bei der Belagerung von Perth: Wir sehen Robert bis zum Halse im Wasser stehen. „Ach Gott! was sollen wir von unsern Herrschern in Frankreich sagen, die ihren Wanst mit Leckerbissen füllen und nur aufs Essen, Trinken und Tanzen bedacht sind, während ein so edler Ritter (Robert) um eines bloßen Weilers willen sich in solche Gefahr stürzt!“ (IX 396 ff). Bei Roberts Tod trauert ganz Schottland (XX 253 ff): „Allerorten erhob sich der Klageruf. Die Krieger zerrauften ihr Haar, die stolzen Ritter rangen verzweifelnd die Hände und zerrissen gleich Wahnsinnigen ihre Gewandung. Sie gedachten schmerzbetäubt seiner Ritterlichkeit ... All unser Schutz ist mit ihm dahin.“ John Barbour liebt es hin und wieder zwischen Robert und Eduard eine Parallele zu ziehen, die natürlich zu Ungunsten des letzteren ausfällt. Denn Robert ist dem Dichter Haupt- und Lieblingsfigur. Es bereitet ihm ein inniges Vergnügen, von Robert berichten zu können, der ja die Seele des ganzen Freiheitskampfes ist. Nichtsdestoweniger wird auch Sir Edward vom Dichter hochgepriesen; er ist „bald“, „worthy“, „of his handis a nobill knycht“, „iu blithnes swet and Joly“ und dergleichen mehr, aber allzukühn. Der Dichtei hebt hervor, Sir Edward hätte stets mit einem geringen Häuflein eine große Übermacht besiegt und sich deshalb mehr Ruhm als seinesgleichen erworben; er sei stärker wie ein Leopard gewesen (XIV 2), und habe an Tapferkeit Judas Maccabäus nicht nachgestanden (XIV 313): wer seine Tapferkeit besingen wollte, müsste viele „romanys“ dichten. Aber es fehlte ihm die klugberechnende Vorsicht seines Bruders. „Er hätte ganz Irland erobern können, wäre er nicht so voreilig gewesen; allein sein Ubermuth war ihm in allem hinderlich.“ (XVI 321). „ Wit and worschip“ ist nach Barbour des Ritters schönster Schmuck und ersterer geht Sir Eduard ab. Wie wir bereits gesehen, huldigt Robert ebenfalls dem Wahlspruche: „Frisch gewagt ist halb gewonnen“ („Ure helpis ay hardy men“ VI 17), aber nur nothgedrungen lässt er sich in einen ungleichen Kampf ein; Robert hört auf den wohlgemeinten Rath seiner Führer, Eduard jedoch verschmäht jede fremde Meinung und geht deshalb unter. Sehr bitter sagt deshalb Barbour: „So fielen unzählige durch Eigensinn, das war sündhaft und jammerschade.“ (vgl. XVIII 175). ln Sir Edward’s Wesen liegt etwas Abstoßendes und Schroffes. Und diesem barschen Wesen entspricht auch sein Verkehr mit den Kriegern. Ermahnt er sie vor Beginn der Schlacht, so geschieht dies kurz und bündig. So sagt er einmal: „Wir befinden uns jetzt in großer Gefahr, Ruhm oder Tod ist uns beschieden, Flucht ist unmöglich, deshalb sei ein jeder tapfer!“ (XIV 276). Wie ganz anders ist Robert, der mit seinen Kriegern bloß eine Familie bildet und seine Mannen durch liebreiches Benehmen für sich zu gewinnen weiß. Wie bereits erwähnt, ermuntert und tröstet er sie in ihrer Noth, „und da er sie so lieb behandelt, werden auch sie heiter gestimmt und glauben, um seiner Ehre willen könnten sie wohl den harten Strauß wagen.“ (XI 256). „He welcummyt thame vith gladsum fair, Spekand gud vordis heir and thair. And thai, that thar lord so mekly Saw welcum thame and so myldly, Joyfull thai war, and thoucht at thai Micht weill put thame in-till assay Of hard fechting in stalwart stour, For tili maynteym1) weill bis honour.“ Robert zwingt seine Truppen nie zum Kampfe; und gerade weil er ibnen freie Wahl lässt, stehen sie bis zum letzten Mann für ihn ein (XII 201). Das schroffe, beinahe herzlose Wesen Eduards zeigt sich auch dann, wenn einer seiner Führer in seinem Dienste gefallen. Wir haben bereits früher gesehen, wie König Robert in einem solchen Falle den dahin geschiedenen Kampfgenossen einige Worte der Anerkennung und der Dankbarkeit weiht. Zwar lässt der Dichter auch Eduard um den in blutiger Schlacht gefallenen Sir Walter Ross trauern, den er wie sein eigen Ich liebte (XIII 476 ff), „aber diesen ausgenommen, hörte man Sir Edward niemand beklagen.“-) Und auch hier lässt uns der Dichter über den wahren Grund nicht im unklaren, wenn er XIII 484 sagt: „For the cauß wes of tliis lufing That he his sistir paramouris Lufit, and held all at rebouris His awyne wif, dame Esobell.“ Aus dieser Stelle gebt aber auch hervor, dass, was echtes, ungetrübtes Familienleben anbetrifft, Eduard seinem Bruder bedeutend nachsteht. Dazu schildert ihn uns der Dichter als eifersüchtig und neidisch auf die Erfolge, die Robert ohne seine Mithilfe wider den Feind errungen. So heißt es z. B. XVI 242: „And quhen Eduard the bruce so bald Wist at the king had fouchten swa With sa feill folk, and he thar-fra, Micht no man se ane vrathar3) man.“ Robert sieht sich genöthigt, seines Bruders Zorn zu beschwichtigen und dies unschöne Betragen zu rügen, indem er ihm „his awn foly“ vorwirft. Trotz dieser Fehler und Charakterschwächen ist jedoch auch Eduard beim Volke sehr beliebt; denn sein hoher Muth überstrahlt all seine Mängel. Ganz Schottland trauert, als die unheilvolle Kunde von seinem Tode laut wird: „Thai menyt4) hym full tendrely Our all the land all comonly.“ XVIII 207. Eine sehr plastische Erscheinung ist Douglas, der den Beinamen des Schwarzen führt. Er ist allgemein beliebt: 1) — engl, to maintain, frz. maintenir. 2) Übrigens widerspricht sich hier der Dichter, denn XV 227 berichtet er, wie Eduard den gefallenen Neil Fleming tief bedauert und ihm die letzten Ehren pietätvoll erweist. 8) = engl, wroth. 4) — engl, to moan, ags. mienan. „All men lufyt him for his bounte; For he wes off full fayr effer, Wyß, curtaiß'), and deboner2); Larg and luffand als wes he, And our all thing luffyt lawte3).“ (I 360 ff). Es wäre noch hervorzuheben, dass uns Barbour das Äußere der schottischen Helden nicht beschreibt; bei Douglas jedoch macht er eine Ausnahme und sagt, besonders schön sei er nicht gewesen: „Bot he wes nocht sa fayr, that we Suld spek gretly off his beaute: In wysage wes he sumdeill gray, And had blak har, as Je hard say ; Bot off lymmys4) he wes weill maid, With banys gret schuldrys braid .... And in spek wlispyt5) he sum deill.“ (I 381 ff). Barbour berichtet gern von ihm. Seine jungen Jahre verbringt er zum Theil in Paris, wo er manche jugendliche Thorheit begeht. Er lernt daselbst das Leben in seinen Licht- und Schattenseiten kennen und erwirbt sich dadurch reiche Menschenkenntnis, die ihm später oft zustatten kommt. Sehr richtig bemerkt der Dichter: „Knawlage off mony statis May quhile awailye full mony gatis.“ (I 337 ff) Wie alle schottischen Barone ist auch er über alle Maßen tapfer. „Wer seine Thaten besingen wollte, hätte viel zu berichten,“ sagt der Dichter (VIII 428). Er errang 57 Siege und erlitt bloß 13 Niederlagen. Wie König Robert ermuntert er die Truppen vor Beginn des Kampfes: „Lat ilk man on his luf than meyne, And how he mony tyme has beyne In grat thrang, and come weill avay. Think we tili do rieht swa tliis day“. . . (XV 351 ff). . . . „The dowglas than, that wes vorthy, Quhen he to thame of his ledyng Ilad maid ane fair amonestyng Till do weill, and na dede to dreid; For hewynnis bliß suld be thair meid, Gif that thai deit in goddis serviß . . .“ XX 410 ff). Er ficht allen voran und sucht sich stets den feindlichen Anführer heraus ; dadurch erringt er oft den Sieg: „He had in-till Custum all-way, Quhen euir he com tili hard assay, 1) Vgl. frz. courtois, engl, courteous. 2) = frz. debonnaire. 3) — frz. loyaule, engl, loyalty. 4) ----- engl. limb. 5) — engl. t.o lisp. To press hym, the chiftane to sla; And hap bim feil, that he did swa; That gert him victor haue feill siß.“ (XV 389 ff). Der Dichter lässt ihn im Kampfe ganz unglaubliches leisten; so besiegt er mit 50 Mann 10.000 Engländer (XVI 495 ff); junge Frauen singen Lieder von dieser und anderen Heldenthaten: „I will nocht reherLi all the maner; For quha sa likis, thai may heir Young women, quhen thai will play, Syng it emang thame ilke day.“ (XVI 519 ff). Douglas’ Name ist weit und breit gefürchtet. Sehr bezeichnend für ihn ist, dass unfolgsame Kinder sofort artig werden, wenn man ihnen mit dem „schwarzen Douglas“ droht (XV 536 ff); die Engländer fürchten ihn wie den Höllenfeind: .. . „Throu-out the marchis of yngland, That all that war thar-in duelland Thai dred him as the deuill of hell.“ (XV 531 ff). Wenn bloß sein Name genannt wird, erbebt selbst der Beherzteste (XIX 365 ff). Interessant ist diesbezüglich ein Gespräch, das zwei Engländer vor Beginn der Schlacht halteu. „Ich weiß nicht,“ sagt der eine, „wie es uns ergehen wird, aber es beschleicht mich eine furchtbare Angst vor dem schwarzen Douglas.“ „„Du hast wohl guten Grund dazu,““ ist des ändern lakonische Antwort. Aber so furchtbar Douglas seinem Feinde ist, ebenso brüderlich behandelt er seine Mannen, deshalb heißt er gewöhnlich „the good Sir James“ oder „the good lord of Douglas.“ (VIII11 G, X 41, XV 1366, XIX 484). Die Kriegsbeute vertheilt er unter seine Getreuen je nach ihren Verdiensten, er selber jedoch nimmt nichts davon in Anspruch. Dadurch wenden sich ihm alle Herzen liebe- und vertrauensvoll zu: „Sic dedis aucht tili ger men luf Thair lorde, and swa thai did, perfay.“ (XV 518, 519). Durch sein herablassendes liebevolles Benehmen wird selbst der Feigste „stärker als ein Leopard“ (XV 524): „With cherising thusgat maid he Ilis men wicht and of gret bounte.“ (XV 525). Manchmal jedoch ist er grausam. List und Verschlagenheit kommen ihm in hohem Grade zu, deshalb spielen bei ihm Spione eine große Rolle (vergl. VI11 25, XVI 366). Im Freiheitskampfe ist er Roberts rechte Hand und bleibt seinem Könige bis zum letzten Athemzuge treu. In Folge dessen steht er bei Robert in der größten Achtung. Als es sich darum handelt, einen Ritter zu erwählen, der des Königs Herz nach dem heiligen Lande bringen soll, fällt Aller Wahl sofort auf Douglas: „And emang thame thai thoucht it gude, That the vorthy lord dowglaß. Best schnpen for that travell was.“ (XX 204—206). Robert ist über diese Wahl hocherfreut, denn sein eigener Herzenswunsch ist damit in Erfüllung gegangen (XX 214). Als Douglas stirbt, kann sich Sir William Keith vor Schmerz nicht fassen (XX 501 ff); ist ja doch sein Verlust für die Schotten unersetzbar. Nachdem wir nun die Hauptcharaktere der schottischen Helden in Kürze betrachtet, dürfte es wohl angemessen sein, die Frage aufzuwerfen: Wie stellt der schottische Dichter die Engländer, seine bestgehasstesten Feinde, hin? Wer wird es ihm wohl verargen, wenn er dieselben in minder günstigem Lichte zeigt? Dadurch tritt ja nicht nur die heroische Gestalt des Schottenkönigs umso lebendiger und strahlender hervor, sondern auch jeder einzelne Hochländer wird gewissermaßen zu unerreichbarer Helden-gröLie emporgehoben und mit der Siegespalme geschmückt. Freilich lässt sich nicht in Abrede stellen, dass durch diese ungleiche Charakterisierung die Engländer oft in verzerrter Gestalt erscheinen. Vor der Schlacht höchst übermüthig (XII 496), werden sie meistens von einem Häuflein schmählich in die Flucht geschlagen. Es wurde diesbezüglich schon früher hervorgehoben, dass Sir James of Douglas 10.000 Feinde bloß mit 50 Mann vernichtet (XVI 496). Während sich die Schottländer todesmuthig in die Schlacht stürzen, sind die Engländer meist überaus feig; in ihrer Todesangst heulen sie wie die wilden Thiere: „For thai, that dredand war to de, Rycht as bestis can rair and cry.“ (IV 417). Die beiden Heere stoßen z. B. XVII 567 ff in der Nähe von Mitton zusammen; anfangs rücken die Engländer guten Muthes vor, aber als sie nur noch etwa drei Speereslängen von den Schotten entfernt sind, ergreift sie eine solche Panik, dass sie alle den Rücken kehren und davonfliehen („thai gaf the bak all, and to-ga“ XVII 575). Feigheit, Heimtücke und Grausamkeit werden den Engländern zugeschrieben ; und zwar entspringt ihre Hinterlist und ihre Treulosigkeit ihrem verzagten Gemüthe, denn die Muthlosigkeit verhindert sie oft, sich dem Gegner offen und ehrlich in regelrechter Schlacht gegenüberzustellen und zwingt sie, zu schwarzem Verrathe und zu Schleichwegen ihre Zuflucht zu nehmen. Zwar sind die Schotten bei ihren Kriegs-thaten ebeufalls hinterlistig und verschlagen, doch die Hinterlist der Hochländer entstammt einem anderen Grunde: ihre Zahl ist weit geringer als die ihrer Feinde. Am ungünstigsten werden die englischen Könige, insbesonders Eduard I., geschildert. Wir erfahren eigentlich nicht viel von ihm; denn der Dichter drängt ihn absichtlich ganz in den Hintergrund. Es wird uns nichts von seinen Waffenthaten berichtet; aber gerade dieses Schweigen des Dichters ist äußerst beredt. Wie alle Engländer wird auch er als höchst grausam hingestellt; es ist ihm ein Hauptvergnügen, seine Feinde hängen zu lassen. Vgl. IV 54: (the king) „That gert draw all the men, and hing.“ Ferner IV 173 ff; — „the kyngis will, That tlian to scottis wes full 111, And that soyn efter wes weill knawin, For thai war hangit all and drawin.“ Ja sogar noch auf dem Sterbebette zu Burgh-on-the-sand ertheilt er, vom heftigsten Zorne überinannt, den furchtbaren Befehl: Hangis and drawis! \\ ie prachtvoll (IV 322). sagt da nicht der Dichter (IV 323 ff): „It wes gret vounder of sic sawis '), That he, that to the ded wes neir, Suld ansuer apon sic maneir, Forouten menyng of mercy. How mycht he trastly on bym cry, That suthfastly demys all thing, To haf mercy for his crying Of liim that throu his felony In to sic poynt had no mercy?“ Wie ganz anders lässt der Dichter König Robert von hinnen scheiden! Keine Schandthat, kein Frevel ist den Engländern zu gemein (I 199 ff); ihre Habgier ist unbegrenzt, kurz alle bösen Leidenschaften werden bei ihnen leicht entfacht. Freilich zeigen sich die Schotten mitunter auch herzlos, ja, was uns einigermaßen befremdet, König liobert selbst spricht einmal die Ansicht aus, niemand könne ihn und seine Leute tadeln, wenn sie die Feinde im Schlafe erschlügen: -And thouch we slepand slew thaim all, Repreif2) vs tharof na man sali. For veriour na fors suld ma3), Quhethir he mycht ourcum his fa Throu stryngth, or throu sutelte; Bot at gud faith ay haldin be.“ (V 83 — 88). Und wirklich werden alle Engländer schonungslos niedergemetzelt: „And slew all that thai mycht ourtak: And thai that na defens mycht mak, Full pitwisly couth rair and cry; And thai slew thame dispitwisly . . . And thai slew thame euirilkane ..." (V 95 ff). Die Schotten können es ebenso wenig überwinden, das Land der Feinde zu verheeren (XVIII 553); aber über eine gewisse Grenze gehen sie nie hinaus. An zwei Stellen zeigt sich der flammende Hass des Dichters gegen die Engländer ganz deutlich. Die schottischen Barone übertragen in ihrer Verblendung ihre Thronstreitigkeiten dem englischen Könige zur Schlichtung. Da schilt er seine eigenen Landsleute in herbster Weise, indem er sie ein blindes, thörichtes Volk nennt („A blynd folk full oft all foly“ 191). Die Schotten müssten ja wissen, was sie von den Engländern zu erwarten hätten. Als der wackere 1) - engl, saw, Spruch; ags. sagu. d) = engl, to reprove. 3) na t'ors suld ma — engl, should make no account. Setoun von Macnab den Engländern ausgeliefert und hierauf geköpft und gehängt wird, wallt die patriotische Entrüstung beim Dichter von neuem auf, und hier gewinnt der Patriot über den Geistlichen die Oberhand, wenn er das schwere Wort spricht: „In hell condampnyt mot he be!“ (IV 26). Jedoch trotz seiner tiefen Abneigung gegen alles Englische, kann der Dichter bisweilen nicht umhin, auch von mannesmuthigen Thaten einzelner englischer Heerführer zu sprechen; und wäre es auch nur zu dem Zwecke darzuthun, wie sehr der englische König an Muth und Tapferkeit von seinen eigenen Mannen übertroffen wird. Denn er flieht bisweilen, indes seine Leute für seine Ehre ihr Leben lassen. Manch herbes Wort muss er da hören. So z. B. flieht der englische König mit 500 Mann nach Stirling castle, aber einer seiner Ritter, Sir Giles de Argentine verschmäht es, sein Leben durch feige Flucht zu retten und ruft dem Könige bitteren Tones zu: „Wollt Ihr davon, so gehabt Euch wohl; ich aber will im Kampfe bleiben, ich bin noch nie geflohen und ziehe den Tod einer schmachvollen Flucht vor!“ (XIII 303 ff). Sir Giles bleibt in der That und stirbt den Heldentod. Der Dichter widmet hierauf seinem wahrhaft ritterlichen Benehmen einige weihevolle Worte und sagt schließlich, Sir Giles sei der drittbeste Ritter seiner Zeit gewesen.1) Eines vergisst Barbour nie zu erwähnen, nämlich die treffliche Ausrüstung der Engländer: die Sonne ist herrlich aufgegangen, in ihren Strahlen erglänzen die breiten Schilde, die Helmkappcn glitzern und die Speere und Fähnlein erleuchten die Fluren. Die prächtigen Banner, die bunten Waffenröcke, die „mehlweißen“ Halsbergen strahlen „wie die Engel des Himmelreiches.“ (VIII 207—234; XI 460-474). Aber was nützt den Engländern selbst die herrlichste Ausrüstung, wenn ihnen nicht wie den Schotten ein mannhaftes, nie verzagendes Herz in der Brust schlägt, das sie allein zu ruhmreichem Sieg führen kann! 1) Man vgl. noch VIII 74 — 106; IX 502 ff; IX 694; XVI 645 — 654; XVIII 428 — 436. oOO^OOo Die Zalil „Neun.“ Eine culturhistorische Skizze von Prof. Anton Nagele. Die Zahl ist der Ausdruck und das Symbol der Ordnung und der Gesetzmässigkeit und deshalb wurde ihr nicht nur in der Philosophie der Alten, sondern auch im Mythus, der naturwüchsigen Philosophie des Volkes, eine hervorragende Stellung eingeräumt. Manche Zahlen verehrte der tiefere Sinn des Volkes in besonderer Weise und legte ihnen das Attribut heilig bei. Besonders ausgezeichnet sind in dieser Beziehung die Zahl 3, ferner ihr dreifaches1), nämlich 9, das zwei- und vierfache 6 und 12 und außerdem die letztere ergänzt durch die Einheit, also 7 und 13. Interessant ist es, die Beobachtung machen zu können, dass die ungeraden Zahlen in der metaphysischen Betrachtung der Pythagoräer ebenso bevorzugt erscheinen, wie im Mythus, der unverfälschten Naturreligion, der arischen Völker und vielleicht ist dies aus demselben einleuchtenden Motive der Fall. Denn die Eins (er) oder Einheit (//oWg) enthält ja alle Zahlen in sich, sie ist die Zahl der Zahlen, aus der alle anderen vermöge des Princips des Unbestimmten (untigov) und seines Gegensatzes, des begrenzenden (ro TKptts, wie Platon sich ausdrückt) sich ergeben. Aus diesem Gegensätze entwickelte sich naturgemäß zuerst die Idee des Geraden und Ungeraden, wobei sich das Ungerade als das primitive Element herausstellte und demgemäß dem Geraden gegenüber sich als vornehmer erwies. Die größere Kraft, die dem Ungeraden innezuwohnen schien, erhellte unter anderem leicht aus der Erwägung, dass die ungeraden Zahlen, sofern sie zu einer geraden gefügt werden, die Natur dieser letzteren ändern. Den höheren Rang der ungeraden Zahlen gegenüber den geraden hat übrigens ein hervorragender Forscher in einer Parallelisirung der pythago-räischen und chinesischen Philosophie auch seitens der letzteren angenommen erwiesen (Erdmann, Grundriss d. G. d. Philosophie I, 27). Nun ist es eine nicht zu läugnende Thatsache, dass in gleicher Weise auch im Mythus, beziehungsweise in den Sagen, den Märchen und im Aberglauben der „Arier“ die ungeraden Zahlen, also 1, 3, 6, 7 und 9 gegenüber den geraden Zahlen eine damit gar nicht in Parallele zu setzende, vielfältige Anwendung haben, so dass sie den geraden Zahlen gegenüber geradezu als heilige bezeichnet werden müssen. 1) Vgl. Grimm deutsche Rechts-Alterthümer, Göttingen 1828, p. 21G. Die Lehre der Pytliagoräer weist auf Ägypten zurück, dem Lande, in welchem, wie in keinem anderen, der Cultus der Zahl zu einer das Leben bestimmenden Bedeutung heranwuchs. Die praktischen Erwägungen der alten Ägypter, die Systematik der Pytliagoräer, die schließlich bei Philolaos in der Zahl nicht nur den Rhythmus der Dinge und der Ordnung der Welt sondern das Wesen der Dinge selbst sahen und endlich die religiös-poetische Auffassung der Bedeutung der Zahlen in den Mythen der Völker, sie wurzeln insgesammt in der Idee, dass in der Zahl das Mysterium des Lebens und Gedeihens liege. Und wenn Aristoteles, um die Theorie der pythagoräischen Schule zu erklären, unter ändern Gründen auch den anführt, dass sich in so vielen Naturerscheinungen gewisse Zahlen immer wiederholen, so hat der große, hellenische Denker damit nicht nur einen Schlüssel zur Erkenntnis der Philosophie des Pythagoras geliefert, sondern zugleich auch die entscheidende Erklärung für den Cult der Zahl im alten Nillande und in den Mythen ungezählter Völker vorgefülirt. Und aus diesem Grunde ist es auch einleuchtend, dass eine wohldurchdachte Anwendung gewisser Zahlen gegenüber einem zufälligen Gebrauch derselben nur dort sich herausstellt, wo das Leben noch innig mit der Natur verknüpft ist und von ihr Charakter und Weihe erhält. Daher erscheint denn auch die Anwendung bestimmter Zahlen in den Mythen und den ihnen verwandten Dichtungen des Volksgeistes nur uns Spätgebornen als ein Akt der Willkür und Laune, weil wir nicht im Stande sind, entlang dem Ideengange dieses Volksgeistes stets bis zur Quelle vorzudringen, aus der er schöpfte. Vornehm durch die Vielfältigkeit in der Anwendung und die Alter-thümlichkeit derselben ist die Zahl „Neun,“ die uns denn auch in den verschiedensten Mythologien begegnet, obwohl sie bei den Orientalen, Germanen und Slaven eine besonders weitgehende Beachtung gefunden hat. Bei den letztem finden wir sie nicht selten als die denkbar grösste Zahl angeführt uud sie hat demnach hier, wie das auch in der nordischen Mythologie häufig der Fall ist, einen durchweg symbolischen Charakter. In den „Volksliedern aus Krain,“ in denen Anastasius Grün seinem Heimathlande ein Denkmal aere perennius gesetzt, treffen wir wiederholt die „Neunzahl“ in diesem Sinne angewendet, so in dem Liede „König Amsel“: Schwarzamsel hat Provinzen neun: Das erste Land heißt Föhrenhain Das zweite Land heißt Ulmenreich, Das dritte Land heißt WeiAenzweig, Das vierte Land heißt Erlenstatt, Das fünfte Land heißt Haselblatt, Das sechste Land heißt Eichenwald, Das siebente Land heißt Buchenhaid’, Das achte Land heißt Ahornast, Das neunte Land heißt Lindenrast etc. Ebenso gehören hieher die Stellen in den Liedern „ein Johannisfest“ und „ein friedfertiger Herr“: Ihr Lied so wundersam erklingt Dass in die Ferne weit sichs schwingt Und bis zum neunten Lande dringt.*) Und in dem nämlichen Liede: Der Königssolm fasst ihre Hand, Führt sie mit sich ins neunte Land; Und also spricht er zu der Maid: „Das ist das Stimmlein, dessen Klang Wohl bis zum neunten Lande drang!“ ln dem anderen Liede heißt es: Er pfeift zum neunten Mal und winkt, Ein weißes Entchen her sich schwingt, Drei Federn flink es fallen ließ, Ein Maidlein wie vom Himmel ist’s! „Wie geht wohl in der Welt es zu? Bericht uns das, lieb Mädchen du.“ „„Ich komme her vom neunten Land, Wohin den Weg noch keiner fand Da herrschen Weiber übers Reich, Die weiser sind als wer von euch.““ etc. In Verbindung mit der Zahl „Sieben“ erscheint die Zahl „Neun“ in dem Liede „Winter“: Es hat bei uns viel Schnee geweht, Der übers Knie den Männern geht, Er fiel wohl über Dörfer neun Und sieben Kirchen obendrein. Beide Zahlen stehen anch hier in der nämlichen Bedeutung, indem sie die grosse räumliche Ausdehnung des Schneefalls markiren. Dasselbe ist es, wenn in deutschen Volksmärchen Füchse mit zwei bis neun Schwänzen erwähnt werden. Es wird dadurch die Potenz der „Fuchseslist“ bezeichnet und bildet die Neunzahl wieder die höchste Potenz. In derselben Weise heißt ein Mensch von ganz außergewöhnlicher, geistiger Begabung neunherzig. Von Megenze wol niunherzic man heißt bei Reimar v. Zweter Siegfried II. von Epstein. Hieher gehört auch der Spruch, den Wackernagel „zwölf Schwerter und neun Herzen“ (Haupts Zeitschrift II, 540) anführt: so nimt mich wunder, daz er niunherzecliche kan geleben: mit eime libe erz allez tuot. Zu vergleichen wäre damit auch Hyndluliod 34 und Heimdalls Gesang. Die Adelnhauser Handschrift iu Zürich (altd. Bl. I, 343) erklärt die neun Herzen als neun löbliche Eigenschaften des Herzens, natürlich im geistlichen Sinne genommen: ein rehte guot mensche sol han nivn herze, ein herze mit allem vride, ein behuetit herce mit allem vlize. ein linde herze daz ein iegelich ingesigel wol müge enphahen nach sime dinge, ein wit 1) Vgl. A. Grün’s ges. Werke hgg. v. L. A. Frankl, Berlin 1877, Bd. V, p. 151, Anm. 7. herze da himelricb und ertrich vvol inne mügen gestan. ein uferhaben herze ob allen zerganclichen dingen, ein gebunden herze mit rehter gehorsami. ein entluhtende herze mit der gotlichen minne. ein gesament herze mit der gütlichen wisheit. ein beslozzen herze mit der heiligen drivaltikeit (Wackernagel a. a. 0.). Sogar als Geschlechtsname „Neunherz“ erscheint dieser Ausdruck (Johann Neunherz, geboren zu Schmiedeberg 1653, gest. zu Hirschberg 1737, Verfasser der evangelischen Sabbaths-Freude. Zittau 1690). Auch in den serbischen Volksliedern begegnet die Zahl „Neun“ häufig in dem angedeuteten Sinne. In dem Liede „Der Findling Simon“ (Talvj I, 73) heißt es: Simon zog umher neun lange Jahre, Forschte überall nach Stamm und Namen; Aber wie hätt’ ers erforschen können, Da er Niemand drum befragen konnte? Und (a. a. o. 77): Also giengen hin nun neun lauge Jahre. Ähnliche Fälle, in denen uns die „Neunzahl“ der Jahre als außerordentlich lange Frist entgegentritt, finden sich noch in den Liedern „Die Hochzeit des Maxim Zernojewitsch“ und in „Marko’s Kampf mit dem Strassen-räuber Mussa“: Also bliebs ein volles Jahr und länger, Bis aus eiuem Jahr neune wurden Und der schönen Braut nicht mehr gedacht ward. Ferners: Alle Edlen haben mein gespottet, Und das niedere Volk von mir geflüstert, Dass verlobt des Sohnes Braut geblieben Bei dem Vater und der alten Mutter Und bereits neun Jahre sitzt und harret! endlich: Hatt’ ich doch neun Jahr’ auf ihn gewartet Still und sittig in des Vaters Hofe! Und in Marko’s Kampf heißt es: Sind es doch nunmehr neun ganze Jahre, Seit dem Zaren ich in Stambul diene und : Drauf versetzte ihm der Zar. von Stambul: „Wollt ihn zum Wessir von Bosnien machen, Ohne Wechsel auf neun ganze Jahre, Und nicht einen Para von ihm fordern. Die „Neunzahl“ der Jahre erscheint auch an mehreren Stellen in einem schönen bulgarischen Liede „Die Heirath der Sonne mit der schönen Grozdanka;“ das ganze Lied ist abgedruckt in „Zukunft 1867“, IV. Jahrg. Nr. 153 und bei Krek, Einleitung in die slavische Literaturgeschichte Graz 1874, p. 325. Ich führe hier nur die einschlägigen Stellen an: „Mutterkindchen, liebe Fürchterliche, Sieh’, neun Jahr’ hab’ ich dich selbst genähret; Also mögst du auch neun volle Jahre Schweigen und kein Sterbenswörtchen reden, Nicht zum Schwager, nicht zur Schwiegermutter Und auch nicht zu deinem Bräutigam.“ Aber das vernahm die Fürchterliche, Dass neun Jahre lang sie solle schweigen. Und sie schwieg auch wirklich, sprach kein Wörtchen Durch neun Jahre weder zu dem Schwager, Noch auch je zu ihrer Schwiegermutter, Noch zum Liebsten, ihrem Sonnenprinzen — „Ich hab deinen Schleier nicht gezündet, Auch bin ich nicht stumm, nicht stumm geboren, Noch auch bin ich blind, stockblind geworden; Nur hat mir die Mutter anbefoblen, Weil sie mich neun Jahre hat genähret, Also sollt ich auch neun Jahre schweigen, Nicht zum Schwager, nicht zur Schwiegermutter, Noch zum Liebsten nur ein Wörtlein sprechen. Aber heut sind grad neun Jahr’ vorüber Und ich darf zum ersten Male reden.1)“ Dass übrigens auch im griechischen Mythus die „Nounzahl der Jahre oder Monate in einem ähnlichen Sinne auftritt, beweist die Minossage, nach welcher Minos neun Monate der Britomartis nachjagt oder neun Jahre in der Hölle des Zeus zubringen muß. (Schwartz, Ursprung der Mythologie p. 184). Sonst kommt die „Neunzahl“ noch in folgenden Fällen vor: Zunächst in „Lasars Heirath“ (Talvj I, 113): Da erwiederte der alte Bogdan: „Meine Kindei', ihr neun Jugowitschen! Leicht ist mir’s zu trinken aus dem Becher, Doch ich sinne meine lieben Söhne, Was ich wohl dem Laso schenke?“ Und es sprachen die neun Jugowitschen: „Leicht kannst du ihn ja beschenken, Vater! Haben ja genug der Ross’ und Falken, Mützen auch und Federn eine Menge.“ 1) Ein slovenisch-kroatisches Lied behandelt das nämliche Thema und es kommt in demselben auch die Drohung des Sonnenprinzen vor, dass er, wenn man ihm nicht den Willen thue, eine gelte Kuh und neun Ofen Brode verzehren werde, wo also neun wieder als grösste Zahl erscheint (Krek a. a. 0. 33o). Sieben und neun erscheinen auch als mythische Jahre für die Bezeichnung der Wintermonate, wie dies im nordischen Mythus von Gerdhr, die nach neun Nächten an den Ort, der Barri heißt, kommen und mit Freya Hochzeit halten will, der Fall ist. Ebenso in der Amselfelderschlacht (Talvj I, 122): Also war das Kriegsheer vorbereitet, Als aufs Amselfeld die Türken fielen. Vor mit einem tapfern Heere rückt Bogdan, Mit den Söhnen, den neun Jugowitschen, Schnell und kühn, neun graue Edelfalken: Jeder führt neuntausend Serbenkrieger. Auch an späteren Stellen dieses Liedes kommt die Neunzahl wiederholt vor; die neun Jugowitschen finden sich wieder (Talvj I. 126; 133). Die Neunzahl der Söhne oder Brüder ist überhaupt häufig, so in „Jeliza und ihre Brüder“ (Talvj I, 295); neun Töchter in „Der Schwägerin Fluch“ Talvj II, 70). Damit zu vergleichen wären die neun Töchter, die nach dem nordischen Mythus die schreckliche Ran dem Meeresgotte Oegir gebar. In einem montenegrinischen Volksliede verwünscht eine Mutter, nachdem sie neun Töchter geboren, das zehnte Kind, weil es ebenfalls ein Mädchen ist, und es wird dadurch eine Beute der Vila, aber erst nachdem es zur Jungfrau herangereift war. (Dr. Moritz Hörnes, Glaube und Aberglaube in der Herzegowina, Ausland ö4, 988). In besonderer Weise erscheint aber die „Neunzahl“ in dem Liede „Die Erbauung des Klosters Rawaniza“ (Talvj I, 115): Und sie tranken kühlen Wein mitsammen, Waren grad im besten Trinken eben, Redeten von dem und jenem Guten, Da trat ein Frau Miliza, die Herrin, Leichten Schrittes in den Rath des Zaren, Umgeschnallet hatte sie neun Gürtel, Um den Hals trug sie neunfachen Halsschmuck, Auf dem Haupt auch neun Perischani') etc. In dem Liede „Heirath des Königssohnes Marko“ (Talvj I, 154) kommt folgende bemerkenswerte Stelle vor: Marko drauf entgegnete der Greisin: „Ja, beim Himmel, meine alte Mutter! Bin ich doch bereits neun Königreiche") Und das ganze Sultansreich durchstrichen,“ Ferner in demselben Liede: Und es sprach der Doge von Venedig: „Sprich nicht thöricht, meine süsse Pathin! Habe ihrer neune schon geküsset, Deren Path’ ich war einst bei der Taufe.“ In „Die schöne Übermüthige“ (Talvj I, 196) steht: Oben an dem Tische stand ein Becher, Hoch und weit, neun Liter Wein wohl fasst er, Und der Becher war von lauterem Golde; Dies war Landeshauptmann Leka's Becher. 1) Ein aus Federn bestehender weiblicher Kopfschmuck. Ü) Vgl. Vafthrüdnismäl 43. Freilich nicht direkt, aber doch als das Ergebnis einer einlachen Addition erscheint die Zahl „Neun“ auch in dem folgenden alten und weitverbreiteten Klageliede der Albanesen auf den Tod eines jungen, albanesischen Söldners, das ich in der Übersetzung wiedergebe: Ich fiel, o Gefährten' ich fiel Jenseits der Brücke von Kyabese. Grüßt mir die Mutter, Die zwei Ochsen soll sie verkaufen Und das Geld der Jungen geben. Wenn die Mutter nach mir fragt, Sagt ihr, ich hätte mich verheiratet, Wenn sie fragt was für eine Braut ich genommen, (Sagt ihr) drei Kugeln in die Brust, Sechs in die Füsse und Arme; Wenn sie fragt was fiir Verwandtschaft gekommen sei, (Sagt ihr) Krähen und Raben hätten es gefressen. (Die Sprache der Albanesen von Rudolf Rost, Globus XIII, 329). Auch in der altgriechischen Sage begegnet die Zahl „Neun“ häufig genug. Zunächst denkt man wohl an die Musen1), jene heiteren Genien, die über dem geistigen und geselligen Leben des schönen Hellas schirmend schwebten. Als Gegenstück sei gleich an die neun Köpfe der lernäischen Schlange erinnert, die dem stolzen Stammeshelden der Hellenen, dem vielbewunderten Herakles, so tüchtig zu schaffen gaben. Neun Tage währten die grossen eleusinischen Feste, welche zu Ehren der Demeter im September begangen wurden und ebenso lange die der Hyakinthien, welche man im Juli in Sparta dem Phöbus-Apollon zu Ehren feierte. Beide Feste begannen mit trauervollen, schmerzlichen Erinnerungen und endigten schliesslich in Freude und Lust, wodurch das Ersterben und Wiedererwachen der Natur eine entsprechende Versinnbildung erfuhr. Au den Mythus des schönen Jünglings Hyakinthos knüpft sich der Ursprung der lieblichen Blume, die unter diesem Namen geht, der Hyazinthe. Auch die Todtenfeier dauert nach Homer bei den Griechen neun Tage, wie dies beispielsweise aus der Bestattung des Patroklus, wie des großen trojanischen Helden, des reisigen Hektor, erhellt. Interessant ist noch die hither bezügliche Stelle im achtzehnten Gesänge der Iliade, wo es gelegentlich der Todtenfeier für Patroklus den hochsinnigen Freund des gewaltigen Achilleus heißt: — nachdem das Wasser gekocht im blinkenden Erze, Wuschen sie jetzt und salbten mit schmcidigem Öhle den Leichnam; Mit neunjähriger Salb’ erfüllten sie jetzo die Wunden, Legten ihn dann auf Betten und breiteten köstliche Leinwand Ihm vom Haupt zu den Füssen und d’rauf den schimmernden Teppich. Auch bei den Römern herrschte diese Sitte. Sieben Tage wurde der Todte ausgesetzt, am achten verbrannt und dessen Asche am neunten Tage beigesetzt, daher das Wort des Horaz Epod. 17, V. 48: novemdiales dissi- 1) Zu erwähnen sind auch die neun Orgyien des Ephialtes mit dem Riesenmaß von 54Fuß. pare pulveres. Damit itn Zusammenhänge steht das uovemdiale sacrificium, der Todtenschniaus. An diesem Tage ruhten selbst die Hausthiere und der Soldat konnte die Mitfeier dieses Familienfestes als triftigen Entschuldigungs-grund für die Ausdehnung seines Urlaubes anführen.1) Die Zahl „Neun“ ist bei der Todtentrauer überhaupt von Bedeutung, ln einem littbauischen Volksliede heißt es: Ach wehe, wehe! mein Gott, du lieber! Wer wird uns helfen den Bruder betrauern? Die Sonne sprach sich herniederlassend: Ich werde euch helfen den Bruder betrauern. Neun Morgen will ich in Nebel mich hüllen Und an dem zehnten auch gar nicht aufgehen, ln der nordischen Götter- und Heldensage treffen wir wiederholt auf die Zahl „Neun.“ Die jüngere Edda läßt den Skalden unter den Asen, Bragi, in folgender Weise Bericht erstatten, wie die Asen zu Suttungs Meth kamen: Odhin zog aus und kam dahin, wo neun Knechte Heu mähten. Er fragt ob es ihnen genehm sei, wenn er ihre Sensen wetze. Sie bejahten dies. Da nimmt er seinen Schleifstein vom Gürtel und macht sich an die Arbeit, die so vortrefflich ausfällt, dass alle den Wetzstein haben wollen. Es wurde der Preis hiefür ausbedungen. Odhin aber warf den Stein in die Luft und als jeder einzelne darnach haschte, gieng die Sache so aus, dass sie sich wechselseitig die Hälse abschnitten. Odhin suchte nun bei Suttungs Bruder, dem Jötun Baugi, Nachtherberge. Der klagt ihm, seine neun Knechte hätten einander erschlagen und er wisse nicht, woher er Arbeiter bekommen könne. Odhin, der sich unter dem Pseudonym Bölverk vorstellte, machte sich Baugi gegenüber erbötig, die Arbeit von neun Männern zu verrichten, wenn ihn der Jötun einen Trunk vom Ruttungmethe thun lasse (Ubland Sehr. VI, 14G). Bei der Schilderung des Weitendes, wie sie in den Weissagungen der Vala vorkommt, findet sich folgende Stelle: „Midgardschlange schwellt die Wogen; Thor schreitet zum Kampfe mit ihr, zornmüthig erschlägt er sie; alle Männer werden die Heimstätten räumen; kaum neun Schritte kommt er von ihr.“ Deutlicher sagt die jüngere Edda: „Thor gibt ihr den Tod und schreitet neun Schritte von ihr da hinweg. Dann lallt er todt zur Erde von dem Gilte, das sie auf ihn geblasen (Vgl. Uhland Schriften VI. 97 fg. und Simrock die Edda etc. Stuttgart 1878, S. 292). Tyr’s Grossmutter hat 900 Häupter und erscheint somit als Jötunin.2) Die von Thor erschlagene Thrivaldi scheint auch neun Häupter gehabt zu 1) L. Preller, Römische Mythologie 480—482; bei den Griechen fand am neunten Tage das zweite Todtenopfer statt. Vgl. E. Guhl und W. Koner, das Leben der Griechen und Römer, Berlin 1876, p. 786. 2) Vgl. Grimm, Mythologie I, 437; III, 152 verweist Grimm aut' Tityos, der neun Hul'en deckt, (Od. 11, 577), ferners auf Otos und Ephialtes, die Söhne der Iphimedeia, die im neunten Jahre ivviamjxus und ivrsoQyvioi sind (Od. 11, 307-312), weiter dass das Grössenmaß des Nimrod bei Dante inf. 31, 58—66 gerade 90 Palmen misst, endlich auf den neun-häuptigen Trold. haben (Uhland Schriften VI, 93 und 94. Anm. 1, Simrock Edda 67, 7). Neun Kessel erwähnt das Eddalied von Hymir, wovon 8 herabfallen und nur ein hartgeschmiedeter ganz bleibt. Desgleichen findet sich die Zahl „Neun“ in hervorragender Weise in den altnordischen Galdern oder Zaubersegen vertreten. Neun davon stammen von einem urweltlichen Riesen, Odhins Oheim mütterlicherseits. Ferner rühmt sich der Sprecher des Rünatal, sobald er einen Trunk Odhrörir gethan, die Lieder zu wissen, die nicht Herrschersfrau noch Mannessohn könne und zählt sie mit Angabe ihrer Wirkung nacheinander 2X9 oder 18 an Zahl auf. Ein anderes Eddalied erzählt: Eine aus ihrem Todesschlafe geweckte Mutter singt ihrem Sohne neun Zaubersegen gegen gefährlichen Stromfall, gegen weglagernde Feinde und zu deren Besänftigung, zur Sprengung der Fesseln, zur Stillung der hochgehendeu See etc. (Giögaldr bei Simrock a. a. O. S. 100 u. 101). In einem Fragmente eines Skaldenliedes (Uhlands Schriften VII, 107) erscheint das Meer als Mühle in der einst neun Mühlmädchen Amlodin Ufersand gemahlen. In Starkadrs „zweiter Hochzeitsreise“ wird erzählt: Um Helga, Frothos Tochter, wollte der Norweger Helgo werben. Zu diesem Zwecke begab er sich auf einem Schiffe, dessen Mast und Segel mit Gold und Purpur ausgestattet waren, an König Ingells Hof und freite um dessen Tochter. Der König sagte sie ihm zu, wenn er den Kampf mit den neun Söhnen eines Herzogs von Helgoland, die von großer Kraft und Kühnheit waren, bestehen würde und deren ältester Anganter sich ebenfalls um Helga bewarb. Auf den Rath Helgas rief nun ihr Bräutigam den riesenhaften Helden Starkadr zu Hilfe, der zuerst 6, dann 3 der Söhne des Herzogs niederstreckte (Uhland Schriften VII, 253). Im ersten Theile der Sage von Helgi, der dreimal ins Leben tritt, wird berichtet, wie er als Jüngling stumm und namenlos an einem Hügel sitzt. Da reiten die neun Valkyrien daher und die schönste von ihnen, Svava, entreißt ihn mit dem Namen Helgi seinem dumpfen Schweigen. (Uhland a. a. o. VII, 290). Im Helgakvida III sieht Helgi auf der Fahrt gegen Frekastein neun Walküren in der Luft reiten. Ferners heißt es in „Helreidh Brynhildar“ (Brynhildens Todesfahrt 6, Simrock a. a. 0. 202): Der hochsinnige Fürst ließ die Fluggewande Mir und acht Schwestern unter die Eiche tragen. Zur besseren Übersicht theile ich die in der Edda vorliegenden Stellen nach Simocks Übersetzung in der Fußnote') mit: 1) Völuspä (3„): Riesen acht’ ich die Urgebornen, Die mich vor Zeiten erzogen haben. Neun Welten kenn’ ich, neun Äste weiß ich An dem starken Stamm im Staub der Erde. Völuspä (10,55): Da kommt geschritten Hlodyn’s schöner Erbe, Wider den Wurm wendet sich Odins Sohn. Muthig trifft ihn Midgards Segner, Doch fährt neun Fuss weit Fiörgyns Sohn Weg von der Natter die nichts erschreckte. (Ebenso Gylfaginning 51, Simrock a. a. O. 293.) Odhins Runenlied (Hävamäl 13S), Simrock 55„): Ich weiß, dass iqh hieng am windigen Baum Neun lange Nächte etc. und Hävamäl 141 (Simrock 55,3): Hauptlieder neun lernt ich von dem weisen Sohn Bülthorns, des Vaters Bestlas, Und trank einen Trunk des theuern Metlis Aus Odhrörir geschöplt. Hymiskvidha (67„): Selbst stellt' er die Bücke, die stattlich gehörnten; Sie eilten zur Halle, die Hymir bewohnte. Der Sohn fand die Ahne, die er ungern sah; Sie hatte der Häupter neunmal hundert, und ebendaselbst (07„3): Acht Kessel fielen, und einer nur, Ein hart gehämmerter, kam heil herab. Im „Fiölsvinnsmäl“ (108,37-38) werden die neun Mädchen genannt, die zu Menglada’s Knieen sitzen: Winkaldr. Sage mir, Fiülswidr, was ich dich fragen will Und zu wissen wünsche! Wie heißen die Mädchen, die vor Mengladas Knieen Einig beisammen sitzen? Fiülswidr. Hlif heißt Eine, die Andere Hlifthursa, Die Dritte Diefwarta, Biürt und Blid, Blidur und Frid, Eir und Oerboda. Hyndlulied (12ä,34 und 35): Geboren ward Einer am Anfang der Tage, Ein Wunder an Stärke göttlichen Stammes. Neune gebaren ihn, der Frieden verliehen bat, Der Riesentüchter am Erdenrand. Gialp gebar ihn, Greip gebar ihn, Ihn gebar Eistla und Angeyja, Ulfrun gebar ihn und Eyrgiafa, Imdr und Atla und Jarnsaxa. Zu vergleichen ist damit Heimdalls Gesang: Ich bin neun Mütter Sohn und von neun Schwestern geboren. Rigsmäl (112,6): Da blieb er drauf drei Nächte lang, Dann ging er und wanderte des Wegs inmitten. Darnach vergingen der Monden neun. (Ebenso 113,,, und 115,30). Skirnisför (96,,,): Den Ring geb’ ich dir, der in der Glut lag Mit Odhins jungem Erben. Acht entträufeln ihm ebenschwere In jeder neunten Nacht. Gerda. Ebenda (99,39): Barri heißt, den wir beide wissen, Stiller Wege Wald. Nach neun Nächten will Niöi'ds Sohne da Gerda Freude gönnen. Im Gylfaginning 28 vergleichen sich Skadi und Niördr dahin, dass sie neun Nächte in Thrymheim und andere neun in Noatun hausen wollen. Als dann Niördr von den Bergen nach Noatun kehrte, sang er: Leid sind mir die Berge; nicht lange war ich dort, Nur neun Nächte. Der Wölfe Heulen däuchte mich widrig Gegen der Schwäne Singen. (Simrock a. a. O. 204 fg. und 272, 288, 306; zu vergleichen auch die oben citirte Stelle aus dem Hävamäl.) Helgakvida (136,,6): Wie heißest du, Hexe, leichenhungrigeV Nenne, Vettel, den Vater. Dass du neun Rasten niedrer lägest Und ein Baum dir schoß aus dem Schöße! (Zu vergleichen Skalda 17, wo die Jütune auf Griottungardr einen Mann von Lehm neun Rasten hoch und drei breit unter den Armen machen. — Simrock a. a. O. 302.) Vafthrüdhnismäl (27,<3): Von der Joten und aller Asen Geheimnissen Kann ich Sicheres sagen, Denn alle durchwandert die Welten hab’ ich, Neun Reiche bereist1 ich bis Nifelheim nieder. Da fahren die Helden zu Hel. (Vgl. Gylfaginning 3 und 34, wo ebenfalls neun Welten erwähnt werden.) Fiölsvinnsmäl (I07„c): Häwatein heißt der Zweig, Loptr hat ihn gebrochen Vor dem Todtenthor. In eisernem Schrein birgt ihn Sinmara Unter neun schweren Schlössern. Sölarliöth (32<>,5l): Auf der Nonien Stuhl saß ich neun Tage. Ward dann auf den Hengst gehoben. Ebenda (330,,,,): Das sind die Runen, die da ritzten Njörds Töchter neun, Radwör, die älteste, und Kreppwör, die jüngste, Mit ihren Schwestern sieben. Völundarkvidha (123,3): So saßen sie sieben Winter lang; Den ganzen achten grämten sie sich, Bis im neunten die Noth sie schied. Ebenso im Grottenlied (315,,,): Wir waren Gespielen neun Winter lang, Da unter der Erde man uns erzog. Helgakvida (147,3g): Sinfiötli. Du wardst die schädlichste Wetterhexe, Aber bei Allvater allvermögend. Man sah die Einherier alle sich raufen, Verwettertes Weib, von wegen dein. Neune hatten wir auf Nesisaga Wölfe gezeugt: ich war ihr Vater. Als der glänzende Baldur todt ist, den alle Wesen, lebendige und unbelebte, nach der Forderung des nordischen Mythus aus der düstern Halle der Todesgöttin herausweinen sollen, reitet Hermodur auf dem berühmten Götterpferde Sleipnir neun Nächte lang, bis er jenseits der hochragenden „Giöllbrücke“ zum Thorgitter der Hel gelangt, um Baldur aus ihren Fesseln zu lösen. Auch in der Erstreckung der Gastfreundschaft tritt die Zahl „Neun“ hervor, ln jener herrlichen, altdeutschen Legende, die von dem englisclieu Könige St. Oswald erzählt, wird berichtet, wie die liebreizende Tochter des finsteren Heidenkönigs Aaron, der jenseits des Meeres wohnt und sie vor Jedermann, vor allem natürlich Freiern gegenüber sorgsam verschliesst, heimlich Verlangen trägt, die Taufe zu empfangen. St. Oswald sendet ihr seinen Raben, mit dem man ihn auch gewöhnlich abgebildet findet, und die Jungfrau verbirgt den Raben, den sie vor der Wuth des Vaters gerettet, bis zum neunten Morgen in ihrer Kammer, worauf sie ihn zu Oswald zurücksendet. In der deutschen Sage sind wir zwar gewohnt von den 7 Schwaben zu sprechen, allein die Zahl 7 scheint nur, und ähnliche Fälle treten häufig genug ein, substituiert zu sein, als durch vielfache fremde Einflüsse die heilige Zahl „Neun“ des germanischen Alterthums der durch das Christenthum begünstigten Zahl „Sieben“ gewichen war. In Kirchhof’s Wendunmuth, Frankfurt 1563, wird die „Schwabensage“ noch so erzählt: „Neun Schwaben, liset man im buch der alten ungeschehenen ding wolten auch die weit erfahren, (Vgl. Uhland a. a. O. VII. 618.) ’) 1) In „Des Knaben Wunderhorn“ (II., 481) wird die Geschichte von den Schwaben im wesentlichen, wie folgt, erzählt: Neun Schwaben gengen über Land, Zu einer Dornenhecken, Es schlief ein Has’ ganz starr im Gras, Die Ohren thät er recken.-------- All’ neun an ihrem Schwabenspiess Stehn männlich hintr einander Der schwäbisch Bund thät als ein Beut Des Hasen Panner greifen. So rieht' ein Frosch neun Schwaben hin Die schier besiegt ein Hasen, Drum hassen Schwaben immerhin Die Frösche und auch die Hasen. In einer Komödie des Herzogs Julius von Braunschweig „Von einem Wirth“, heißt es: „Mey dücht ghy siet, uth dat Land, da ein Hass negen Minschen vorschrecket hat.“ In ausführlicher Weise berichtet über die interessante Sage Michel Buck „der Schwank von den sieben Schwaben“ Germania XVII, 309—322. Die Frage, die er dabei ventiliert, ob es ein mal neun Schwabenstämme gegeben, ist überflüssig. Die in den älteren Bedactionen der Sage vorkommende Neunzahl erklärt sich schon im Hinblick auf ihr Auftreten im Süd-Slavischen auch ohne diese Unterstellung. In der karolingischen Sage „Die Schlacht von Roncesvalles“ wird Blan-cardin mit neun Gefährten zu Karl nach Cordova gesandt. In „Karls Pilgerfahrt“ treten die Pilger am neunten Tage nach Karls Krönung durch König Hugo und nach der Verlobung der schönen Jacqueline mit Olivier die Heimreise au. Bekannt ist, dass in zahlreichen localen Sagen betont wird, es werde da oder dort zu einer Weltschlacht kommen, bei der natürlich das Blut in Strömen fliesst. Auch die Bewohner des Sagenreichen Unterfranken wissen von einer solchen Zukunfts-Schlacht mehr Grauenhaftes als Erfreuliches zu erzählen: „Nicht weit von Teuschnitz im Frankenwalde gegen Mitternacht, erhebt sich der Gerichtshügel. Darauf stand noch vor etlichen Jahrzehnten ein thurmhohes Blockhaus, halb weiß, halb schwarz angestrichen, der alte Richtplatz. Von Norden her werden dereinst die Heerzüge der Ungläubigen hereinbrechen und hier mit den Völkern vom Mittag- und Abendlande Zusammentreffen. Da beginnt ein schrecklicher und grausamer Kampf. Vier Tage wird die „Wiesenmühle“, ein Viertelstündchen unterhalb Teuschnitz vom Blute der Erschlagenen getrieben. Der Heidenkönig füttert sein Pferd auf dem Altar der Kirche und die Kirche geht in Flammen auf. Sengend und verwüstend werden dann die Schlachthaufen der Ungläubigen durch Deutschland ziehen, bis endlich der Führer zwischen Mainz und Köln von einem Weibe erschlagen wird. Dann wird wieder Friede einkeliren. Mittlerweile sind aber durch den Krieg der Männer sowenig geworden, dass si c h neunWeiber um eine Mannshose prügeln.“ Das häufig in dei. Alpenländern auftretende Trud- oder Hexenmesser weist auf ein hohes Alter zurück und gibt ebenfalls einen Beleg für die Bedeutung der Zahl „Neun“ in den altdeutschen Bräuchen. In die Klinge dieses Messers sind nämlich 9 Kreuze und 9 Halbmonde eingeprägt. Auch in althergebrachten Volksspielen, dem Kegelschieben und Neuntenziehen“1) ist der Neunzahl eine maßgebende Rolle zugedacht. An diese Ausführungen reihen sich dann von selbst jene abergläubischen Theorien, wie sie der Volksmund bewahrt und die sich ebenfalls mit der Zahl neun ziemlich häufig beschäftigen: 1. item an dem Weihnachtsabend noch an dem rauchen, so messent die lewt 9 leffl wasser in ain hefen, unt lasseut es sten uncz (bis) an den tag und messent lierwiderauf. ist sein myuner (minder), das die mass nicht ganz ist, so chumpt es des jahrs in armut. ist sie ganz, so pestet es. ist sein aber mer, so wirt es uberflussiklich reich. 2. will die mutter wissen, ob ihr kind beschrien ist, so lecke sie an seine stirne: ist es beschrien, so schmeckt die stirne gesalzen, gegen das beschreien räuchere man mit kehricht aus den vier winkeln, mit abschabsel von den vier tischecken, mit neunerlei holz. 1) Vgl. Schöpf, tirolisches Iditiotikon S. 467, wo auch des „Neunern oder Neunerlen“ (Vormittagsjause) gedacht ist. Wenn Schöpf aber meint, die Stelle in „Jonas in planetu Mariae“, Pichler 137: „der fisch liess mich unversert, nicht geneunert, noch genert drei nacht und drei tag“, enthalte nicht dieses „Neunern“, sondern „neuen“ = conterere, so möchte ich ihm hierin nicht beipflichten. 3. eine frau, die über die liälfte ihrer Schwangerschaft ist, bleibt sie vor einem essschranke stehen, so wird das Kind gefrässig. dagegen hilft aber, das kind hernach entweder in den schrank selbst oder in einen winkel zu setzen, und, es mag schreien, wie es wolle, solange sitzen zu lassen, bis die frau neunerlei arbeit verrichtet. 4. Johannis in der mittagsstunde von 11—12 pflücken die ledigen Mädchen neunerlei blumen, wobei aber drei nicht fehlen dürfen: weide, Storchschnabel, feldraute, diese blumen werden zu einem Kranz gewunden, wozu der faden von der binderin in derselben stunde gesponnen sein muss, ist der kranz vollendet, so wird er noch in dieser verhängnissvollen stunde von der verfertigerin rückwärts auf einen baum geworfen, so oft der Kranz geworfen wird, so viel jahre währt es noch bis zu ihrer verheirathung. alles dies muss aber stillschweigend geschehen. (Ebenso Aberglaube 869, 940, 950, 955). 5. Im litthauischen Aberglauben: neujahrsabend werden neunerlei dinge: geld, wiege, brot, ring, todtenkopf, alter mann, alte frau, leiter und schlüssel von teig gebacken unter neun einzelne teller gelegt und jeder greift dreimal darnach, was er bekommt, wird ihm das jahr über zu theil werden. (Vgl. Grimm Ü. Mythol. 3- Bd, p. 434, 2; Aberglaube 848 und 817). Bei den türkischen Slaven der Herzegowina ist das Holz der Kornelkirsche besonders heilig gehalten und wird auch zu Weissagungen benützt. Als Kraljewitsch Marko gegen den gefürchteten Räuber Massa ziehen wollte, bediente er sich zuerst dieses Holzes. „Bringt mir, lässt ihn die Sage sprechen, trockenes Korneliusholz, welches schon neun Jahre aufgeschichtet ist, und ich will sehen, welchen Bath ich mir hole. Man bringt ihm das Holz, Marko drückt es heftig, doch kein Wasser träufelt aus demselben, denn die Zeit des Kampfes ist noch nicht gekommen. Nach Verlauf eines Monates wiederholt Marko den Versuch und es springen zwei Tropfen heraus. „Jetzt bin ich tüchtig“, ruft der Königssohn und macht sich auf den Weg gegen die ßäuber.1) Bemerkenswert ist die Verbindung der Zahl neun mit Pflanzennamen. So hiess der Bärlapp z. B. Neunheil oder Neungleich, wodurch die Kraft desselben angedeutet wird. Ferners gibt es eine Neunkraftwurzel, eine Neunmannskraft und ein Neunkraut. Hielier gehört auch „Neunhemmerlein oder radix alii victorialis Grimm Myth. III, 359 zu S. 1016. Wie hier, wird in ähnlicher Weise die potenzierte Mordgier in dem Vogelnamen „Neuntödter* ausgedrückt. Bei den Wenden in der Lausitz werden in den Pathenbrief eines Knaben neunerlei Samen gelegt. Aber nicht nur in der Sage und im Aberglauben, auch im Märchen begegnet uns mit Vorliebe die Zahl Neun und erwirkt sich dadurch auch im Ideengange des Kindes den Nimbus der Heiligkeit. 1) Einigermassen ähnlich erscheint mir die Art, wie im nordischen Brauch das „Noth-feuer“ oder „Reibfeuer“ hergestollt wird, wobei mir der oben erzählte Vorgang Grimms Erklärung der Etymologie des Wortes Nothfeuer zu bestätigen scheint. Über die Anwendung der Neunzahl beim „Nothfeuer“ siehe Grimm, Myth. I., 505-507, fernere III, 174 zu 506, endlich Aberglaube Nr. 955. Vgl. auch Martin descript. of the Western islands p. 113. Wenn man vom Märchen spricht, da taucht der Name des Volksdichters Musäus auf, der mit ihm eng verbunden bleibt für dauernde Zeit. In dem Märchen Richilde sperrt sich Albertus Magnus neun Tage lang ein, um ein Kunstwerk za Stande zu bringen, das der kleinen Richilde das Andenken an ihn erhalten sollte. — Die Hexe ia „Rolands Knappen“ trägt statt einer Perlenschnur neuu Reihen Sehlangenaugen um den Hals. Neunhundertneunundneunzig Jahre braucht der Berggeist Rübezahl, bis er im Schoos der Erde den Gram und Zorn überwunden, den der Raub der schönen Emma in seiner Brust erregt hatte. Der nämliche Berggeist schenkte den neunten von seinen goldenen Kegeln einem Frager Studenten, der mit ihm bosselte, und machte ihn dadurch zu einem reichen Mann. — Im Märchen „Libussa“ laufen die Töchter des Krokus schon neun Tage nach ihrer Geburt, gleich den Rebhühnern. — In dem freundlichen Märchen „Dämon Amor“ veranstaltet König Weidewuth seinem scheidenden Gaste Udo zu Ehren ein Fest, das neun Tage währte. — Im „geraubten Schleier“ währt die Fahrt ins Schönheitsbad, die Joe, ihre Schwestern und ihre Mutter unternehmen, neun Tage. — In dem Märchen „Stumme Liebe“ trägt die Braut des „Hopfenkönigs“ neun Reihen Zahlperleu um den Hals. — In der „Nymphe des Brunnens“ träumt Mathilde, ihre Mutter lehre sie das Süppleiu aus neunerlei Kräutern kochen, das alle Krankheiten heile. — In einem russischen Märchen wird erzählt, die Tochter eines Kaufmanns sei von Freiern viel umworben worden, allein jeder Bräutigam hatte das Unglück von einem neunköpfigen Drachen getödtet zu werden, bis es endlich einem Bräutigam gelingt, sich zu behaupten, indem er von dem Geiste seines früher schon von dem Drachen ermordeten Bruders im Kampfe gegen das Ungethüm unterstützt wird, der dasselbe in hartem Strauße tödtet. Im ägyptischen Märchen „Von den beiden Brüdern“, verfasst von Gagabu, begegnen neuu Götter dem einsamen Batau und bilden ihm ein Weib. Auch in den alten Rechtssprücheu kommt die Zahl neun gelegentlich vor. Im alemannischen Landrecht findet sich beispielsweise folgende Bestimmung: „Wenn ein fremder Hund einen Mann getödtet hat, soll dessen Eigenthümer den Hinterbliebenen das halbe Wehrgeld auszahlen. Verlangt die Familie des Getödteten das ganze Wehrgeld, so muß ihr dies zwar gewährt werden, aber nur unter der Bedingung, dass alle Zugänge des Hauses bis auf einen abgeschlossen werden, dass sie allezeit durch dies eine Thor ein- und ausgehen und dass über dieser Schwelle der fremde Hund in einer Höhe von neun Fuss aufgehängt bleibe, bis er völlig verfault ist und seine Knochen stückweise herabfallen. Würden die Bewohner des Hauses den todteu Hund wegschaffen oder durch eine andere Thüre ins Haus gehen, so sollen sie selbst das empfangene, halbe Wehrgeld noch verlieren und jeden weiteren Wehrgeldes ledig gehen. Eine Reihe anderer Stellen in altdeutschen Rechtssprüchen, deren Quellen ich nicht einsehen konnte, verzeichnet J. Grimm, deutsche Rechtsalterthümer, Göttingeu 1828, I. p. ‘216; vergl. auch ebenda p. 47, 88, 98 und 108. Nur nebenbei sei hier der neun Schwerter gedacht, in deren Besitze fürstliche Helden der Sage nach erscheinen, ein Zug, der uns auch in dem altfranzösichen Roman von Fierabras begegnet. ') Wie im römischen Kalender die Zahl Neun als Zeiteiutheilung in der Weise benützt wurde, dass die Woche 9 Tage zählte, 2) so dürfte Aehnliches auch im deutschen Alterthum der Fall gewesen sein. Wie wir bei den Griechen 9 tägigen Fasten begegnen, so auch im deutschen Götterkultus und dem davon abgeleiteten Aberglauben. Die deutsche Sage kennt neun Walpurgisnächte wie dies auch Vernaleken in seinen Alpensagen nachweist. Nach dem nordischen Skäldskaparmal gäbe es auch neun Himmel. Auch ein anderes nordisches Lied, das Alwismal, lässt den bleichnasigen Zwerg Alwis prahlend von sich selbst erzählen, er habe alle neun Himmel durchmessen, wo die Zahl „Neun“ in derselben Bedeutung erscheint, wie im slavischen Mythus. Eine Sage erzählt, es habe ursprünglich zehn Himmel gegeben, seit Lucifers Fall aber existiren nur noch neun. Auch die Finnen zählen neun Himmel! Völuspä, zählt, wie erwähnt, neun WTeiten und neun Firmamente. Der christliche Mythus führt neun Chöre der Engel an und zwar ebenfalls nach Ausscheidung Lucifers und seines Anhanges. Erwähnenswert ist auch, dass noch heute neunstündige oder neuntägige Andachten üblich sind. Die „Novenen“ sind namentlich in Italien sehr im Schwung. In den Abruzzen wird gelegentlich der „Bohnenprobe“ (Vgl. über diese Sitte Waldemar Kaden, Skizzen und Kulturbilder aus Italien Jena, Hermann Costenoble 1882) folgendes beobachtet: Am 1. Oktober werden zwei Bohnen in einen Topf geworfen, gehen dieselben vor oder im Laufe der Novene des heil. Raphael (,24. Oktober) auf, so ist die Ehe der Verlobten eine glückliche; wessen Bohne aber zuerst aufgeht, dem wird die andere Hälfte untreu. Nur nebenher sei erwähnt, dass die Tugendrose, die der Papst verleiht, eigentlich aus neun Rosen besteht. 1) Die bezügliche Stelle in Fierabras lautet: „Fierabras — ceignit son espee nommee Plorence, et en l’arijon de la seile en auoit deux autres bonnes, dont l’une estoit nommee Graban, lesquelles estoient faites tellement, qu’il n’estoit hamois, qui le peust rompre ne gaster. et qui demanderoit la maniere, comme eiles l'urent faites, ne par qui selon que il trouue par escrit: trois freres l'urent d’un pere enficans et le tiers Ainsiax. ces trois freres fireiit neuf espees, c’est ä s 1 1 — — 23 Cechiscli ... — — — — — — — — Polnisch • . . . 1 1 — 1 1 — — 4 Serbisch ■ . . . 1 — — 1 — — — 2 Italienisch 1 — — — — 1 — 2 Ungarisch 1 — — 1 — — 2 Summe . 4. Religionsbekenntnis. 59 46 20 19 7 7 6 164 Katholisch des lat. Ritus 57 46 19 17 7 6 6 158 Griechisch-orientalisch 1 — — 1 — — — 2 Evangelisch Augsburger Konfession — — — 1 — 1 — 2 Israelitisch 1 — 1 — — — — 2 Summe . 59 46 20 19 7 7 6 164 * freiwillig “ “ ' f Kl a s s e iusamincii 5. Lebensalter. I- I n. | m. | IV. | V. I VI. I VII. 11 „ 1 13 i 14 12 „ 16 9 i — — — — 26 13 , 16 in 4 2 : — — 32 It , 8 13 6 3 — — 30 15 „ 4 7 6 7 2 — — 26 16 , 1 5 3 4 2 1 — J 16 17 ! 1 l — 2 2 2 — 8 18 , ! — — — 1 1 4 4 10 111 „ — — — — —- — — — 20 , — — — — — — 1 } y)l n •• — — — — — — 1 1 Summe . 6. Nach dem Wohnorte der Eltern. 59 46 20 19 7 7 6 164 Ortsangehörige 87 31 12 10 3 4 3 loo ; Auswärtige 22 15 8 9 4 3 3 64 Summe . 7. Klassification. 59 46 20 19 7 7 6 164 ; a) Zu Ende des Schuljahres 1885/6. I. Fortgangsklasse mit Vorzug . . . 4 6 3 2 1 1 4 21 1 44 33 15 14 5 6 2 119 Zu einer Wiederholungsprüfung zuge- lassen 3 1 — 1 1 — — 6 11. Fortgangsklasse 5 4 2 X — — — 12 111. , 3 2 — 1 — — — 6 Zu einer Nachtrags.prüfung krankheits- halber zugelassen — — — — — — — — Außerordentliche Schüler — — — — — — — — Summe . 59 46 20 19 7 7 6 164 b) Nachtrag vom Schuljahre 1884,5. Wiederholungsprüfungen waren bewilligt 3 1 4 2 1 — — 11 Entsprochen haben 2 1 3 1 1 — — 8 Nicht entsprochen haben (oder nicht erschienen sind) . . 1 — 1 1 — — — 3 Nachtragsprüfungen waren bewilligt . — 1 — — — — — 1 Entsprochen haben — — — — — — — — Nicht entsprochen haben . . Nicht erschienen sind .... — 1 — — — — — 1 Darnach ist das Endergebnis für 1. Fortgangsklasse mit Vorzug . . . 7 3 2 3 1 3 — 19 S I. , 37' 26 18 5 6 3 6 102 -II. , 2 5 2 1 1 — 1 12 III. „ 2 2 Ungeprüft bleiben — 1 — — — — — l Summe . 48' 35 22 9 8 6 7 136 8. Geldleistungen der Schüler. Das Schulgeld zu zahlen waren vcr-verpflichtet 16'/, 16 142% im 1. Semester 70 27 6 4'/, 3 im 2. Semester 46'/, 26 16'/, 16 6 5'/, 3 1187, Zur Hälfte waren befreit 1 im 1. Semester — — — — 1 — im 2. Semester i Ganz befreit waren 1 " 1 1 2 im 1. Semester — 21 5 4 1 2 3 j 36 im 2. Semester 18 20 5 1 3 1 1 3 1 51 K 1 a s s e Zusammen I. II. | III. IV. V. I VI. | VII. Das Schulgeld betrug im ganzen im 1. Semester im 2. Semester 700 465 270 260 165 165 160 160 72 72 54 66 30 36 1457 fl. 1224 „ Zusammen 1165 530 330 320 144 120 72 2681 11. Die Aufnahmstax en betrugen . . 144-9 4*2 4-2 4-2 4-2 2-1 — 163-8 11. Die Lehrmittelbeiträge betrugen Die Taxen für Zeugnisduplikate betrugen 1 — 1 1 2 — 5 fl. Summe . 9. Besuch des Unterrichts in den relativ-obligaten und niahtohligaten Gegenständen. Slovenische Sprache : 29 27 13 8 — — — 77 Englische Sprache — — — — 5 4 •j 12 Analytische Chemie — — — — 1 1 — 2 Stenographie I. Curs — — — 17 7 7 1 32 11. Curs — , — — — — — — ■— Gesang I. Curs 21 o 3 — — — — 29 11. Curs 10. Stipendien. Anzahl der Stipendisten i _ 1 1 2 Gesammtbetrag der Stipendien . . . i ~ i 100 — 100 1 200 II. VII. Avifnahmstaxen. Aufwand für die Lehrmittel. Beiträge für die Schülerbibliothek. Unterstützungsverein. A. Die Aufnahmstaxen von 78 Schülern betrugen................................. 163 fl. 80 kr.* Taxe für 6 Zeugnisduplikate..........................•....................... 6 „ — „ ** Zusammen . . . . 169 (1. 80 kr. * Davon kommen 4 11. 20 kr. für die Lehrmitteldotation pro 1886/7 zu verrechnen. ** , , 2 „ - „ „ „ , „ 1886/7 „ Durch den Erlass des hohen k. k. steierm. Landesschulrathes vom 11. Dezember 1885 Z. 7057 wurden für das Jahr 1886 bewilligt: Für die Lehrerbibliothek 466 11. 08 kr. und für die Lehrmittelsammlungen 430 fi. 04 kr., zusammen 896 fl. 12 kr., in welcher Summe 163 fl. 00 kr. von den obigen 169 fl. 80 kr. mitinbegriffen sind, während als Theilbetrag derselben mit Note des Iöbl. Stadtrathes von Marburg vom 29. Dezember 1885 Z. 14733 aus der Stadtkasse 720 fl. 92 kr. angewiesen wurden. B. Die Beiträge von 182 Schülern für die Schülerbibliothek betrugen 182 fl. C. Franz-Josef-Verein zur Unterstützung dürftiger und würdiger Schüler der Anstalt. A c t i v a. 1. Kassebestand vom 1. Mai 1885 • . . . . 1118 11. 84 kr. 2. Zinsen vom eingelegten Kapital bis 1. Jänner 1886 . . . 43 „ 99 „ 3. Beiträge der Mitglieder und Wolthäter . . . . 98 „ 90 „ 4. Ergebnis einer Sammlung unter den Schülern der Anstalt . . 51 „ 30 „ 5. 1%.- verkaufte Beißbretter und unbrauchbar gewordene Bücher . 3 „ 60 „ Summe Passiva. 1. für Schulbücher ...... 2. für Bequisiten ...... 3. Kostgeld für einen Schüler der 1. Klasse 4. halbes Schulgeld für einen Schüler der 1. Klasse 5. Bekleidung und Medikamente .... 6. Botenlohn für den Schuldiener Zusammen Dazu der Kassttbestand vom 1. Mai 1886 Gibt die obige Summe . . , 1316 fl. 63 kr. • 1316 , 63 „ • 50 fl. 99 kr. •*1 . 97 . 23 „ 50 „ • ti n 13 „ 87 , 4 , 139 fl. 33 kr. 1177 fl. 30 kr. Verzeichnis der Beiträge der P. T. Mitglieder und Wolthäter für das Schuljahr 1885/86. Herr Ingenieur K. Arledter fl. 2 Herr A. Frohm...........................fl. 5 „ A. Badl ..........................„2 „L. Figdor.......................„ 1 „ Dr. Julius Baudisch . . . . „ 2 „ J. Gaisser . ....................„ 2 „ Fr. Brelich.......................„ 2 „ ■ J,- Girstma-yer sen..............„ 5 „ Dr G. von Britto...................„ 2 „ . TJi. Gotz............................... 2 „ J. Erhart.........................„1 „ J. Gruber.........................„ 2 „ ,1. Frank.........................»2 „ Dr. Orosel........................„ 2 „ Fr. Halbärth . ................„ 2 Frau Fanny Pachner •..................„ 5 „ J. Holzer.........................„ 2 Herr Ingenieur J. Prodnigg . . . . „ 1 „ J. Isepp.........................„2 „ Dr. A Hak .......................„ 1 „ Fr. Kočevar •.....................„1 „A. Scheikl......................„ 1 „ J. Kodella........................«22 „ Dr. Jos. Schmiderer . . . . „ 2 „ Dr. H. Lorber.....................»2 „ Schmidt...........................„ 2 „ J. Martinz........................,2 „ Dr. J. Stöger....................„ 2 „ J. Merio..........................„ 2 Frau Gräfin Jenny Szechenyi . . . „ 10'!l „ M. MoriC..........................„ 2 Herr Dr. Tere.........................„ 1 „ A Nasko...........................,1 „Fr. Wels . ....................... , 1 „ K. Neubauer........................„ 2 Summe fl. 9S-0 Verzeichniss der Beiträge der Schüler. I. Klasse. Axmann Josef 5 kr., Baader Hermann 50 kr., Baginski Alexander 50 kr., Graf Batthyany Thomas 5 fl., Dientl Otto 10 kr., Dolinschek Anton 20 kr., Ferlinz Hugo 20 kr., Franzi Josef 10 kr., Gleichweit Adolf 10 kr., Haim Alexander 40 kr., Heinzei Ernst 1 fl., Irgolitsch Hugo 20 kr., Kandutsch Bobert 50 kr., Krasser Josef 15 kr., Kraus Friedrich 20 kr., Martinetz Josef 20 kr.. Nimmerrichter Johann 10 kr., Orthaber Stefan 20 kr., Plhak Karl 00 kr., Posolofsky Friedrich 20 kr., Pouh Anton 10 kr., Radey Ferdinand 1 fl., Ritter von Rarrel Ludwig 1 fl., Reichi Franz -10 kr.. ReCnik Franz 10 kr., Rossmann Josef 20 kr., Schwinghammer Julius 10 kr., Skorič Georg 20 kr., Tadina Karl 1 fl., Tomschitz Julius 10 kr., Treffer Eduard 20 kr., Tschernitschek Friedrich 50 kr., Wantschnra Arthur 10 kr., Windegger Josef 20 kr., Wrastil Hermann 20 kr., Zajnkovic Ludwig 10 kr. Zusammen 16 fl. II. Klasse. Bothe Moriz 50 kr., Dolkowski Leon 1 fl„ Eisenhut Karl 20 kr., Erhatie Martin 1 fl., Fischer Hermann 1 fl., Frohm Nestor 1 fl., Jäger Alois 50 kr., Kodella Adalbert 1 fl., Novak Franz 1 fl., Petternel Leopold 50 kr. Zusammen 7 fl. 70 kr. III. Klasse. Diermayr Hans 1 fl., Ertner Johann 50 kr., Ferschnig Karl 40 kr., Fitz Piudolf 50 kr., Fritsch Richard 30 kr, Glaser Raimund 1 fl., Jäger Franz 50 kr., Jenitschek Franz 30 kr., Kotschewar Karl 50 kr., Kozourek Karl 30 kr., Hugo Kraus 40 kr., Kurth Friedrich 1 fl., Meixner Johann 1 fl., Peschke Julius 20 kr., Pollak Samuel 60 kr., Scheiesinger Eduard 60 kr., Sernec Radovan 50 kr., Troidl Rudolf 1 fl., Weingraber Josef 1 fl. Zusammen 11 fl. 60 kr. IV. Klasse. Graf Batthyany Bela 5 fl., Ritter v. Dieskau Friedrich 2 fl., Mayr Maurilius 1 fl., Nasko Max 1 fl., Pachner Paul 5 fl., Stammen Adolf 1 fl., Zuruniö Lazar 1 fl. Zusammen 16 fl. Die Buchhandlung Fr. Tempsky in Prag schenkte dem Vereine je 2 Exemplare von: a) Gindely, Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die Oberklassen, I. und II. Band; b) F. Mayer, Geographie der österr.-ungar. Monarchie für die 4. Klasse. An Kleidungsstücken wurden gespendet von der Frau Gräfin Jenny Szechenyi 6, von den Herrn Josef Kodella 4, Kajetan Pachner 4, von den Schülern der III. Klasse Hans Diermayr 1, Raimund Glaser 3, Johann Meixner 1, Samuel Pollak 1, der IV. Klasse Friedrich Arledter 2, Friedrich Ritter von Dieskau 6 und Adolf Stammen 4 Stücke. Aut' Kosten des Vereines wurden an Kleidungsstücken gekauft 12 und renoviert. 4 Stücke. Mit Kleidungsstücken wurden betheilt 7 Schüler der I., 3 der II. und 1 der 111. Klasse. Mit Zeichenrequisiten wurden betheilt 60 Schüler und 67 Schülern tbeils alle, theils einzelne Schulbücher aus der Büchersammlung des Vereines für tiie Dauer des Schuljahres geliehen. Frau Louise Ferlinc hat dem Verein wie in früheren Jahren wieder einen namhaften Beitrag an Zeichenpapier und anderen Zeichen- und Schreibrequisiten gespendet und die Buchdruckerei „Ed. Janschitz’s Nachfolger“ hat die Kundmachungen des Vereines unentgeltlich in die „Marburger Zeitung“ aufgenommen, sowie Abdrücke dieses Rechenschallsberichtes geliefert. Prof'. J. Jonascli, Kassier und Prof. Ferd. Schnabl, Ökonom des Vereines. Der Berichterstatter spricht hiemit den verehrten Freunden und Gönnern der studierenden Jugend für die empfangenen Beiträge und Gaben den wärmsten Dank aus mit der angelegentlichen Bitte, ihr gütiges Wolwollen und ihre werkthätige Unterstützung dem Vereine auch für die Zukunft erhalten zu wollen. VIII. Vermehrung der Bibliothek und der Lehrmittelsammlungen und Art der Erwerbung derselben. A. Lehrerbibliothek. a) Geschenke. 1) Vom h. k. k. Ministerium für Kultus- und Unterricht: Commercio ili Trieste nel 1884 und 1885 je 1 Heft; Navigazione Austro-Ungarica all’ estero nel 1884. 1 Heft. Navigazione in Trieste nel 1885 1 Heit; Statistik der Seeschiffahrt und des Seehandels in den österr. Häfen im Jahre 1884, 1 Band; Bericht über die Industrie, den Handel und die Verkehrsverhältnisse in Niederösterreich während des J. 1884, von der Handels- und Gewerbekammer in Wien, 1 Band; statistischer Bericht der Handels- und Gewerbekammer in Laibach über die volkswirthschaftlichen Zustände in Krain für das J. 1880 ; Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien, 15. Band; Österreich, botanische Zeitschrift von Dr. A. Skofiz, Jahrgang 1886, 2) Von der h. k. Akademie der Wissenschaften in Wien: Anzeiger beider Klassen für das Jahr 1886. 3) Vom hochw. fb. Lavanter Consistorium in Marburg: Personalstand des Fürstbisthums Lavant für 1886. 4) Vom löbl. steierrnärk. Landesausschusse: 73. u. 74. Jahresbericht des steierrnärk. landschaftl. Joanneums zu Graz über das Jahr 1884 u 1885, 2 Exemplare. 5) Von der löbl. Gemeindesparkasse in Marburg: Bechnungsabschluss von 1885. b) Ankauf. 1) Verordnungsblatt f. d. Dienstbereich des h. k. k. Ministeriums für Kultns und Unterricht 1886, 2 Exemplare. 2) J. Kolbe: Zeitschrift f. d. Realschulen 1886. 3) L. Herrig: Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen, 74. u. 75. Band. 4) E. Höpfner u. Zacher: Zeitschrift für deutsche Philologie, IX. u. XVIII. Bd. 5) V. Jagic: Archiv für slavische Philologie, VII. Bd. 6) A. Supan ; Petermanns geograph. Mittheilungen 1886. 7) Mühlbacher: Mittheilungen des Instituts f. österr. Geschichtsforschung VII. Bd. 1886. 8) Schlö-milch: Zeitschrift f. Mathematik und Physik 1886. 9) Wiedemann: Annalen der Physik und Chemie 1886. 10) Arendt: Chemisches Zentralblatt 1886. 11) Lützow : Zeitschrift f. bildende Kunst sammt Gewerbeblatt u. Kunstchronik 1886. 12) Grimm : Deutsches Wörterbuch IV. Bd. 1. Abth. 2. Hälfte 6. u. 7. Liefg., VI. Bd. 14. und 15. Liefrg., VII. Bd. 6. u. 7, Liefrg., VIII. Bd. 1. Liefg. 13) W. Wihnanns: Das Leben und Dichten Walthers von der Vogelweide, 1 Bd. 14) B. Prölss: Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst in Deutschland von der Reformation bis auf die Gegenwart, 1. Bd. 15) Götzinger: Bejillexikon der deutschen Alterthümer, 1 Bd. 16) Moliere: Oeuvres, 9. Band. 17) Mätzner: Altenglische Sprachproben 11. Band, Wörterbuch 9. Liefg. 18) Wagner: Geograph. Jahrbuch 10. Bd., 1884. 19) Duncker: Geschichte des Alterthums 7. Band. 20)Suess: Das Antlitz der Erde l.Band. 21) Chavanne: Physikalisch-statistischer Handatlas der österreich.-ungarisch. Monarchie. 1. —4. Liefg. 22) Neue Übersichtskarte der österr.-ungar. Monarchie und von Mitteleuropa 9. und 10. Liefg. 23) Helmert: Die mathemat. und physikalischen Theorien der höheren Geodäsie 1. Band. 24i Fiedler: Die darstellende Geometrie in organischer Verbindung mit der Geometrie der Lage 2. Band. 25) Peschka: Die darstellende und projektiv. Geometrie nach dem gegenwärtigen Stande dieser Wissenschaft, I. u. II. Band mit, Atlas. 26) Rabenhorst: Kryptogamenflora. I. Bd. 2. Abth., Pilze, von Winter, 18., 19., 20„ 21. und 22. Lietg. 27) Leunis-Ludwig: Synopsis der 3 Naturreiche, I. Theil, Zoologie 2. Band. 28) Leunis-Senft: Synopsis der 3 Naturreiche 111. Bd. Mineralogie und Geognosie 1. Abth. Mineralogie. 29) Hauer: Die Geologie und ihre Anwendung auf Österreich-Ungarn, 1 Bd. 30) Scheilen-Kareis: Der elektromagnet. Telegraph, 5. Liefg. 31) Fehling-Hell: Neues Handwörterbuch der Chemie IV. Bd. 9., 10., 11., 12. und 13. Liefg. 32) Sctmaase: Geschichte der bildenden Künste 8. Band. 33) Meyer: Konversationslexikon, Supplement 1882/3 und 1883/4, 20. u. 21. Bd. 34) Wurzbach: Biograph. Lexikon des Kaiserthums Österreich, 10. und 11. Band. 35) Schmid: Encyklopädie des gesammten Erziehungs- und Unterrichtswesens VII. Band 3. Abth. 36) Register zur Zeitschrift f. bildende Kunst 17.—19. Jahrgang 1882—1884. 37) Die österr.-ungar. Monarchie in Wort und Bild 1.-14. Lieferung. B. Schülerbibliothek. Ankauf. 1) Janisch: Topograph.-statist. Lexikon von Steiermark. 3 Bde. 2) J. Verne: Die Schule der Robinsons 1 Bd., Der grüne Strahl, 1 Bd , Keraban der Starrkopf 2 Bde. :i) A. Oppel: Landschaftskunde 1 Bd. 4) O. Höcker: Nsbel und Sonnenschein 1 Bd., Deutsche Heldensagen 1 Bd. 5) 0. Berger: Der Spion 1 Bd. 6) B. Hoftmann: Die schönsten Märchen für die Jugend 1 Bd. 7) Chr. von Schmid: Heinrich von Eichenfels 2 Exemplare, Gottfried der Einsiedler, 6 Erzählungen für die Jugend, Rosa von Tannenburg, Das Blumenkörbchen, Ludwig der kleine Auswanderer, zusammen 7 Bände. 8) Spemann: Das neue Universum 1885, 1 Bd, 9) B. Leander: Märchen 1 Bd. 10) J. u. W. Grimm: Kinder- und Hausmärchen 1 Bd. 11) H. Seidel: Wintermärchen 1 Bd. 12) Fr. Hoffmann: Der rothe Seeräuber 1 Bd. 13) H. Blum: Der Überläufer I Bd. 14) R. Scipio: Durch Kampf zum Sieg 1 Bd. Der Geächtete, 1 Bd. 15) A. Hehns: Heinz Treuaug 1 Bd. 16) Fd. Zöhrer: Der Österreich. Robinson 1 Bd. 17) A. Niemann: Pieter Maritz 1 Bd. Das Geheimnis der Mumie 1 Bd, 18) H. v. Berlepsch: Die Alpen 1 Bd. 19) J. Stieler: Deutsche Tonmeister 1 Bd. 20) H. Wagner: Der gelehrte Spielkamerad 1 Bd. 21) B. Volz: Geograph. Charakterbilder auš Afrika 1 Bd. 22) R. Benedix: Der mündliche Vortrag 3 Theile in 2 Bdn. 23) A. Kleyer: Lehrbuch der arithm. u. geometr. Progressionen I Bd., Lelirbuch der Körperberechnungen 1. und 2. Buch in je 2 Exemplaren, 4 Bde. 24) G. Stein: Die Entdeckungsreisen in alter und neuer Zeil 1 Bd. 25) J. Rothaugs Jugendbibliothek: Jerusalem: Alexander des Grossen Leben u. Thaten; Kopetzky: Ernst Büdiger von Starhemberg; Holzner: Muth und Kindesliebe; Kürnberger: Im Bergwerke zu S chemnitz; Thomas: Pet. Rosegger; Petritsch : Wolfgang und Nannerl; Hahn: Wider Pest und Halbmond; Rothaug: Walhalla; Hahn : Die österr.-ung Nordpolexpedition; Willomitzer: Ein deutsch-österreich. Eskimo; Schirmer: Maximilian Kaiser von Mexiko; Sann: Die Schlacht bei St. Gotthard; Hahn: Ein nachgeborner Sprosse des Hauses Habsburg; 13 Bändchen 26) Trewendts Jugendbibliothek: Natorp: Durch dunkle Tage, gute Freunde; Meisner: Christrosen; Grosch: Der Zitherklaus, Der Vetter Stadtschreiber, Max Hornfried der Einbrecher, Die letzte Schuld; Recht besteht, Unrecht vergeht; Der Tigerjäger; Er führet es herrlich hinaus; Rother: Die Wallfahrt, nach Ebersdorf; Schneider: Das Hängehaus; 12 Bändchen. 27) Miss Cummins: Der Lampenputzer, Mabel Vaughan, 2 Bde. 2S) Frere-Passow: Märchen aus der indischen Vergangenheit 1 Bd. 29) W. Scott-König, lvanhoe 1 Bd. SO) .1. Stieler: Lebensbilder deutscher Männner und Frauen 1 Bd. 31) Th: Dielitz: Wanderungen, Ost und West, Beisebilder, Zonenbilder, Land- und Seebilder, 5 Bände. C. Geographie und Geschichte. Dafür fand keine Erwerbung statt. D. Naturgeschichte. Geschenke. 1) Von den Herren Professoren: a) Franz Fasching: 1 Onyx ; b) Robert Spiller: 2 Quecksilbererze von Idria, 1 Spatangus aus dem Mergelschiefer bei Marburg, 1 Cobitis ta?nia; c) Vincenz Bieber: 14 Gesteins-Handstücke von verschiedenen Fundorten 1 Pseudomorphose von Quarz nach Siderit von Pribram, 1 Korallenerz von Idria, 1 Schul-herbarium mit 100 Exemplaren von Pflanzen aus der Umgebung Marburgs (gesammelt unter Mitwirkung des Schülers der II. Klasse Friedrich Schrimpf). 2i Von dem Herrn Turnlehrer Rudolf Marki: 1 Falco tinnunculus. 3) Von dem Herrn IngenieurCam. Walenta in Marburg: 1 Phalacrocorax carbo, 9 Kieferfragmente und lose Zähne von Amphicyon intermedius von Steieregg bei Wies. 4) Von dem Herrn Weingrosshändler Al. Frohm in Marburg: 1 Ostrea, 1 Kugel von Glanzkohle aus Bosnien, 3 Brauneisenstein von Jokinpotok in Bosnien, 1 Galenit (silberhaltig), und 1 Ghalkopyrit aus Szebniak. 5' Von dem Herrn Realitätenbesitzer Bothe in Kranichsfeld: 1 Rallus aquaticus. 6. Von dem Restaurateur Henke in Marburg: 1 Beh-geweih mit Bast. 7) Von den Schülern a) der IV. Klasse: Graf Bela Batthyany: 1 Strix otus; Friedrich Ritter von Dieskau: 1 Cardinalis virginianus, 1 Lanius collurio; b) der II. Klasse: Leon Dolkowski: 2 Knochenfragmente von Mastodon, 1 von Amphicyon intermedius von Wies, 1 fossiles Holz und 2 Lignit mit Quarzdruse von Köflach. Ankauf. Je 1 Balg von Felis leo, Strix otus, Strix scops, Perdix cinerea, Nue.ifraga caryocatactes, Alcedo ispida, Cursorius gallicus. 24 Stück Edelstein-Imitationen aus Glas. 12 Stück zoologische Wandtafeln von Leutemann. 1 Hammer und 1 Kneipzange. E. Physik. Anka u f. Eine dynamo-elektrische Maschine für Handbetrieb mit 2 Induktorringen. Dazu 1 Motor, 1 Wasserzersetzungsapparat, 1 Vorrichtung für Drahtglühen, 1 Vacuumlampe auf Holzfuss. T. Chemie. Ankauf. 2 Pyknometer, Kautschuckschläuche, verschiedene Gläser, Chemikalien. 30 kleine Bürsten für Glasröhren. G. Geometrie. Für diesen Gegenstand wurde nichts erworben. H. Freihandzeichnen. Ankauf. 1) Architektonische Elementarformen II. Serie. Holzmodelle: 1 architektonische Kombination, 1 Tonnengewölbe, 1 römisches und 1 gothisches Kreuzgewölbe, 1 Kuppel. 2) Jacobsthal: Grammatik der Ornamente 3 Lieferung mit 20 Tafeln. 3)Meurer: Italienische Flachornamente. 3. Lieferung mit 8 Tafeln. I. Gesang. Hiefür wurde nichts angeschafft. Für alle oben angeführten Geschenke au Büchern und anderen Gegenständen wird hiemit der wärmste Dank ausgesprochen. IX. Maturitätsprüfung. Zur Maturitätsprüfung am Schlüsse dež Schuljahres 1885/6 meldeten sich alle 6 Schüler der Vll. Klasse. Bei den schriftlichen Klausurprüfungen am 7., 8., 9„ 10. und 11. Juni waren folgende Aufgaben zu bearbeiten: a) Aus der deutschen Sprache: Die mechanische Thätigkeit des Wassers. b) Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche: Fragment du troisieme sermon de Massillon. c) Übersetzung aus dem Deutschen ins Französische: Betrachtungen über „Das Zeitalter Ludwigs XIV.U (Nach Voltaire). d) Übersetzung aus dem Englischen ina Deutsche: The resignalion of the emperor Charles Vö‘-(Aus William Bobertson’s „History of the reign of the emperor Charles the Fifth“). e) Aus der Mathematik: 1. Es sind 3 Zahlen so zu ermitteln, dass sie eine geometrische Reihe mit der Summe 05 bilden, und dass, wenn man dieselben beziehungsweise um 4, 121, 18 vergrössert, die neuen Zahlen eine arithmetische Reihe bilden. 2. In einem regulären Polygone, dessen Seitenanzahl n und dessen Seite s gegeben sind, weiden über sämmtlichen Seiten kongruente Kreisbögen nach innen zu beschrieben und zwar ist der Radius derselben so gewählt, dass je zwei auf einander folgende Kreisbögen sich in dem gemeinschaftlichen Endpunkte tangieren; wie gross ist nun der Flächeninhalt der von diesen Kreisbögen begrenzten Figur? 3. Wie gross ist der Flächeninhalt einer von 2 sich schneidenden krummen Linien begrenzten Figur, wenn die Gleichungen dieser krummen Linien lauten: 25 . , 25 . yJ = — x -f 25 und y5 =------— x -f 25. ** O f) Aus der darstellenden Geometrie: Es ist ein Fünfeck ABCDE, die Affinitätsaxe MN und ein Punkt D' des affinen Gebildes gegeben; man bestimme: a) das affine Gebilde A'B'C'D'E’, b) den Winkel «, um welchen das Fünfeck gedreht wurde, und c) die vertikale Projektion A',B"C'‘D"D". AB — 6 cm ist in der Entfernung von 11 cm parallel zu AX. MN gellt durch A und halbiert BC. Die Entfernungen der Punkte D und D' von der Affinitätsaxe verhalten sich wie 7 : 5. ABCDE liegt in der horizontalen Projektionsebene. 2. Es ist der Schnitt eines senkrechten Kreiskegels mit einer schiefen Ebene zu bestimmen und von einem Punkte M der horizontalen Spur Eh sind Tangenten zu ziehen. Die Basis liegt in der horizontalen Projektionsebene; r — 5 cm. O ist von der vertikalen Projektionsebene 6 cm entfernt. Die horizontale Spur Eh berührt einen konzentrischen Kreis von t>-5 cm Halbmesser und schliesst mit der Projektionsaxe AX nach links einen Winkel von 60 “ein; die vertikale Spur Ev bildet mit AX einen Winkel von 40 °. Die Höhe des Kegels ist 10 cm, und der Punkt M ist von der vertikalen Projektionsebene 4 cm entfernt. 3. Es ist das perspektivische Bild A, B, der Kante AB eines Oktaeders gegeben; man soll das perspektivische Bild des Oktaeders ABCDEF konstruieren und den Schlagschatten auf jene horizontale Ebene bestimmen, welche durch die untere Ecke E geht. Welche ist die wahre Länge von AB? A, B, — 4-5 cm schneidet die Vertikale in einer Entfernung von 3-5 cm unter dem Augpunkte und wird von der Vertikalen halbiert. Gegen die Bildebene ist AB unter dem Winkel von 45° nach links geneigt. Distanz = 18 cm: Höhe des Horizontes = 4-5 cm. Die mündliche Maturitätsprüfung wird unter dem Vorsitze des Herrn k. k. Landes-schulinspektors Dr. Johann Zindler am 21. Juli 1886 abgehalten und das Ergebnis im Programme von 1886/7 angegeben werden. Alter der Kandidaten: 18 Jahre bei 4, 20 Jahre bei 1, 21 Jahre bei 1. Die Studien dauerten 7 Jahre bei 4, 8 Jahre hei 1, 10 Jahre bei 1. X. Chronik. L Das Schuljahr begann am 16. September mit einem Gottesdienste. 2. Am 18. August erschien der Lehrkörper bei dem zur Feier des Allerhöchsten Geburtsfestes Sr. k. u. k. Apostolischen Majestät in der Aloisiuskirche celebrierten Hochamte. 3. Am 4. Oktober wurde das Namensfest Sr. k. u. k. Apostolischen Majestät durch einen Schulgottesdienst gefeiert, und der Lehrkörper wohhte dem aus gleichem Anlasse zelebrierten Hochamte bei. 4. Am 19. November wurde das Namensfest Ihrer Majestät der Kaiserin durch einen Schulgottesdienst gefeiert. 5. Mit Ende August 1885 wurde der k. k. Professor Josef Nawratil nach Vollendung seines 30. Dienstjahres auf sein Ansuchen in den bleibenden Ruhestand versetzt. L. S. R. 12. Juli 18S5. Z. 3589. Professor Nawratil gehörte der Anstalt seit dem 1. Oktober 1871 an und hat sich um dieselbe namentlich durch die Herstellung und Einrichtung der naturhistorischen Lehrmittelsammlung sehr verdient gemacht. Vermöge seines biederen Charakters erfreute er sich der allgemeinsten Achtung und Werthschätzung, und seine Amtsgenossen werden dem wackeren Kollegen ein ebenso treues wie ehrenvolles Andenken bewahren. 6. Bekanntgabe der Ernennung des supplierenden Lehrers am deutschen Staatsgymnasium in Olmütz, Vinzenz Bieber, zum wirklichen Lehrer der hiesigen Anstalt. L.] S. R. 17. September 1885. Z. 5085. 7. Der Bericht des Herrn k. k. Ministerial-Kommissärs Josef Langl über den Zustand des Zeichenunterrichtes an der hiesigen Anstalt wurde mit besonderer Befriedigung zur Kenntnis genommen. L. S. R. 24. Oktober 1885. Z. 5917. 8. Zuerkennung der 2. Quinquennalzulage für den Professor Franz Brelich. L. S. R. 19. November 1885 Z. 5884. 9. Am 21. September 1885, dann am 10. und 11. März 1886 besuchte der Herr k. k. Landes-schulinspektor Dr. Johann Zindler die Anstalt. 10. Das I. Semester schloss am 13. und das II. Semester begann am 17. Februar. 11. Am 7., 8., 9., 10. und 11. Juni wurde die schriftliche Maturitätsprüfung abgehalten, die mündliche wird am 21. Juli stattfinden. 12. Am 28. Juni wohnte der Lehrkörper dem zum Andenken an das Hinscheiden Sr. Majestät des Kaisers Ferdinand I. in der Domkirche abgehaltencn Trauergottesdienste bei. 13. Am 15. Juli wurde das Schuljahr mit einem Gottesdienste und der Zeugnisvertheilung geschlossen. XI. Verfügungen der Vorgesetzten Behörden. 1. Approbierte Schülbücher dürfen ausser den Anzeigen von approbierten Schulbüchern desselben Verlages keine anderen Annoncen enthalten. L. S. R. 24. August 1885 Z. 4525. 2. Gesuche um Turndispensen sind, sowie die beigelegten bezirksärztlichen Zeugnisse klassenmässig (50 kr.) zu stempeln. L. S. R. 20. Oktober 1885 Z. 5883. 3. Genehmigung des Unterrichtes im Gesänge, in der Stenographie (1. Cursus) und in der analyt Chemie pro 1885/6 L. S. R. 21. Oktober 1885 Z. 5519. 4. Austretenden Schülern, welche das Schulgeld nicht bezahlt haben, dürfen Abgangszeugnisse nicht ausgestellt werden. L. S. R. 27. Oktober 1885 Z. 5484. 5. Ausnahmsweise Freigebung des 2. Jänner 1886. L. S. R. 22. Dezember 1885 Z. 7279. 6. Bedingungslose Freigebung des 19. November als des Tages des Allerhöchsten Namensfestes Ihrer Majestät der Kaiserin L. S. R. 14. Dezember 1885 Z. 7035. 7. Anordnung der Revision der Schülerbibliotheken. L. S. R. 24. Dezember 1885 Z. 7252. 8. Weisung bezüglich der Stabilität der Lehrbücher und Beschränkung auf die noth-wendigen. I,. S. R. 24. Dezember 1885 Z. 7253. 9. Abänderung der Vorschriften über die Maturitätsprüfung. L. S. R. 24. Dezember 1885. Z. 7214. 10. Bestimmungen über die Aufnahms-, Wiederholungs- und Maturitätsprüfungen; insbesondere Festsetzung zweier Termine für die Aufnahmsprüfuugen für die I. Klasse: Milte Juli und Mitte September. L. S. R. 5. Jänner 1886 Z. 61. 11. Aufhebung der Lokation der Schüler. L. S. R. 28. Jänner 1886 Z. 489. 12. Duplikate von Semestralzeugnissen unterliegen dem Stempel von 1 11. L. S. 11. 16. Februar J886 Z. 615. 13. Auftrag zur Bestellung eines Supplenten an Stelle des erkrankten Professors August Nömeöek für den Rest des II. Semesters. L. S. R. 2. März 1886 Z. 1033. 14. Abänderung einiger Klassilikationsnoten. L. S. R. 17. März 1886 Z. 1186. 15. Genehmigung der Lehrfächer, Vertheilung pro 1886/7. L. S. R. 30. März 1886. Z. 1481. 16. Genehmigung der Bestellung des Supplenten Franz Holzer für den erkrankten Prof. August NSmeček. L. S. R. 1. April 1886 Z. 1483. 17. Genehmigung der Lehrtexte und Lehrbehelfe pro 1886/7. L. S. R. 30. März 1886. Z. 1391 & 1378. 18. Einschärfung des Verbotes bezüglich der Betheiligung der Schüler an Vereinen. L. S. R. ln. April 1886 Z. 1655. 19. Die Hauptferien bleiben unverändert. L. S. R. 22. April 1886 Z. 1752. 20. Einschärfung des Verbotes über Aufnahmsprüfungen Zeugnisse auszustellen oder irgend welche Auskunft zu ertheilen. L. S. R. 26. April 1886 Z. 1996. 21. Für die Aufnahme in die 1. Klasse treten an die Stelle der Frequentationszeugnisse Schulnachrichten nach vorgeschriebenem Formular. L. S. R. 23. April 1886 Z. 1768. 22. Die Direktion hat an die Eltern der Schüler Auskünfte über die gesetzlichen Vorschriften für den Einjährig-Freiwilligendienst zu ertheilen. L. S. R. 26. April 1886 Z. 1896. 23. Genehmigung der Stundeneintheilung für 1886/7. L. S. R. 6. Juni 1886 Z. 1955. 24. Neue Vorschriften in Betretl der schriftlichen Arbeiten aus dem Deutschen in der 1. Klasse. L. S. R. 15. Juni 1886 Z. 2977. 25. Vom Schuljahr 18S6/7 an beträgt das Schulgeld in Orten von nicht mehr als 25.000 Einwohnern 15 11. per Semester und ist durch Lösung von Schulgeldmarken im Laufe der ersten 6 Wochen jedes Semesters im vorhinein zu entrichten. Schülern, welche innerhalb dieser Frist ihrer Schuldigkeit nicht nachgekommen sind, ist der fernere Besuch der Scbule nicht gestattet. Das gezahlte Schulgeld wird in keinem Falle zurückerstattet. Bei einem ge- rechtfertigten Übertritte in eine andere Staatsmittelschule gilt die Empfangsbestätigung über das bezahlte Schulgeld auch für die Anstalt, in welche überzutreten der Schüler veranlasst war, und zwar unabhängig von der Höhe des an derselben bestehenden Schulgeldes. Die Entrichtung des Schulgeldes kann entweder ganz oder bis auf weiteres auch zur Hälfte nachgesehen werden unter den dafür bisher gellenden Bedingungen. Verordnung des Ministers für Cultus und Unterricht vom 1:2. Juni 1886 Z. 9681. Aufnahme der Schüler für das Schuljahr 1886/7. Zufolge des Erlasses des h. k. k. Ministeriums für Kultus nnd Unterricht vom 2. Jänner 1886 Z. 85 sind für die Aufnahmsprüfung zum Eintritte in die I. Klasse 2 Termine bestimmt, von denen der erste an das Ende des Schuljahres 1885/6 auf den 15. und 16., erforderlichen Falles auch auf den 17. Juli, der zweite aber in den Anfang des Schuljahres 1886/87 auf den 16. und 17. erforderlichen Falles auch auf den 18. September fällt. In jedem dieser Termine wird über die Aufnahme definitiv entsbieden. Eine Wiederholung der AuC-nahmsprüfung an derselben oder an einer anderen Lehranstalt für dasselbe Schuljahr ist unzulässig. Zur Aufnahme derjenigen Schüler, welche sich für eine höhere Klasse melden, sowie zur Vornahme der Wiederholungsprüfungen ist die Zeit vom 16. bis 18. September (vormittags von 8 — 12 und Nachmittags von 2 —5 Uhr) bestimmt. Der EröM'nungsgottesdienst wird am 17. eventuell 18. September abgehalten. Der regelmässige Unterricht beginnt am 19. September. Die Schüler, welche von einer Volksschule kommen, haben die nach einem vorgeschriebenen Formulare ausgefertigten Schulnachrichten sammt dem Tauf- oder Geburtsscheine mitzubringen; jeder in eine höhere Klasse neueintretende Schüler hat nebst dem Tauf- oder Geburtsscheine das Zeugniss vom 2. Semester 1885/86 vorzuweisen. Zum Eintritte in eine höhere Klasse ist eine Aufnahmsprüfung in allen Fällen vorzunehmen, in welchen der Bewerber ein Zeugnis über die zurückgelegte, unmittelbar vorhergehende Klasse einer gleichnamigen und gleichgestellten öffentlichen Lehranstalt der im Reichsratlie vertretenen Länder nicht vorlegen kann. Die Klasse, in welche der Schüler aufgenommen wird, hängt von dem Ergebnisse dieser Prüfung ab, für welche eine Taxe von 12 fl. im vorhinein zu erlegen ist. Für die Aufnahme der Privatisten gelten dieselben Bedingungen wie für die öffentlichen Schüler. Jeder neu eintretende Schüler hat die Aufnahmstaxe von 2 fl. 10 kr. und den Bibliotheksbeitrag von 1 11., jeder in die Anstalt wieder eintretende Schüler nur den Bibliotheksbeitrag von 1 fl. bei der Einschreibung zu erlegen. Das Schulgeld beträgt für jede Klasse jährlich 30 fl. und ist in 2 gleichen Raten innerhalb der ersten 6 Wochen eines jeden Semesters zu entrichten. Die Professoren werden während des Schuljahres jederzeit bereit sein, über die Schüler den Eltern oder deren Stellvertretern alle gewünschten Auskünfte und Rathschläge zu gelten; der Schule wird es nur sehr erwünscht sein, mit dem Elternhause ununterbrochen in regem Verkehre zu stehen, um auf diese Weise das Wol der Schüler nach Möglichkeit zu fördern. Vezeichniss der Schüler. I. Klasse. Axmann Josef, Baader Hermaun, Baginski Alexander, Graf Batthyany ’fhomas, Bothe Richard, Brzezowsky Franz, Colledan Emil, Danko Johann, Dientl Otto, Doleček Rudolt, Dolinschek Anton, Ferlinz Hugo, Franzi Josef, Friedrich Leopold, Fuchs Ferdinand, Gleichweit Adolf, Gütl August, *Haim Alexander, Huber Josef, Irgolitsch Hugo, lvaudutsch Robert, Kaufmann Roman, Kisslinger Ferdinand, Koban Vinzenz, Košak Josef, Kozourek Franz, Krall Robert, Krasser Josef, *Kraus Friedrich, Krivec Hermann, *Loisel Dominik, Martinetz Josef, Meden Anton, *Nimmerrichter Johann, Orthaber Stefan, Plhak Karl, Poppauer Maximilian, Posolofsky Friedrich, Pouh Anton, Radey Ferdinand, Ritter von Karre! Lndvvig, Reichi Franz, Retschnig Franz, Rossmann Josef, Rubesch Rudolf, Schneider Johann, Schwinghammer Julius, Skorič Georg, Sporn Josef, Stiploschek Richard, Tadina Karl, Tomschitz Julius, Treffer Eduard, Tschernitschek Friedrich, Wantschura Arthur, Windegger Josef, Zadravec Jakob, ZajnkoviC Ludwig, Zollenstein Alfred. 59. II. Classe. Bellian Georg, Boc Johann, Bothe Moriz, Böhm Johann, Chladek Franz, (.ulek Josel, * Dolkowski Leon, Drewenschek Josef, Eisenhut Karl, Erhartič Martin, *Felber Johann, Fischer Franz, Fischer Hermann, Foreker Franz, Frohin Nestor, Gaisser Johann, Geissler Gustav, Globoschek Franz, Halm Budolf, Hartl Alexander, Himmel Josef, Holzer Johann, Jäger Alois, Kälbitsch Johann, Ketz Josef, Kodella Adalbert, Kopriva Max, Kos Johann. * Kosrnath Alois, Krottmayer Josef, Lindner Alois, Moritz Josef, Novak Franz, Petternel Leopold. Poppauer Aurel, Sachs Hans, Saplotnik Franz, Scherbaum Adolf * Schmidt Karl, Schöppel Otto, * Sehrimpf Friedrich, Smetana Rudolf, Thurn Viktor, * Weissenberger Julius, Wiclier Leopold, Zentner Alfred. 46. III. Klasse. *Oiennayr Haus, Erntner Johann. Ferschnig Karl. Filz Rudolf, Fritsch Richard, Glaser Raimund, Jäger Franz, Jenitschek Franz, Kotschewar Karl, Ko?ourek Karl, Kraus Hugo, * Kuba Friedrich, Kurth Friedrich, Meixner Johann, Peschke Julius, Pollak Samuel, Scheiesinger Eduard, Sernec Radovan, * Troidl Rudolf, Weingraber Josef. 20. IV. Klasse. Arledter Friedrich, Graf Batthyany Bela, Bobek Johann, Brilli Viktor Edler von Sannthal, Ritter von Dieskau Friedrich, Droll Wilhelm, Holzer Rudolf, Kagerer Friedrich, Kaup Ignaz, Leidl Hubert. Mayr Mauritius, Medvved Jacob, Nasko Max, Novak Josef, *Pachner Paul, *Stammen Adolf, Tschede Franz, Wratschko Josef, Zurunit Larar. 19. V. Klasse. Ritter von Dieskau Otto, Frohm Heinrich, Kodella Ludwig, Kropsch Arthur, Pajek Otto, *Sentscher Anton, Stöger Manfred. 7. . VI. Klasse. Canor Gino, Güdl Herrmann, *Kosmath Josef, Nowak Max, Prugger Otto, Talento Emil, Zügner Franz. 7. VII. Klasse. *Bobek Wilhelm, Fiala Rupert, *Formacher Max Edler auf Lilienberg, Mundy Karl, *Perko Oskar, *Pistorius Richard. 6. Anmerkung. Die mit * bezeichneten Schüler haben die Vorzugsklasse erhalten.