m _______ 19Ö2 pli'inbcr/Oktober Zwanzig Jahrhunderte reichen einander im Petersdom die Hände: Unter dem Papstaltar befindet sich das Grab des Apostels, der berufen war, in der Hauptstadt des römischen Weltreiches (er nennt es in seinem ersten Brief „Babylon“) für seinen Herrn Zeugnis abzulegen durch sein Wort und sein Blut; seit dem 11. Oktober versammeln sich im Mittelschiff der Kirche 2700 Nachfolger der Apostel, um die milde Königsherrschaft Christi vor aller Welt zu bezeugen und seiner Kirche neuen Glanz zu verleihen. Der Obelisk auf dem Petersplatz trägt die Inschrift: Christus siegt, Christus regiert, Christus ist König. Die Kirche strahlt hinaus in die ganze Welt Aus der Ansprache des Heiligen Vaters zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils Ehrwürdige Brüder! Heute jubelt die heilige Mutter Kirche, denn die göttliche Vorsehung hat ihr den ersehnten Tag geschenkt, an dem das II. Vatikanische ökumenische Konzil hier beim Grabe des heiligen Petrus seinen Anfang nimmt. Es steht unter dem Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria, deren göttliche Mutterschaft von der Kirche heute gefeiert wird. Die große Frage, vor der die Welt steht, ist nach fast zweitausend Jahren unverändert: Christus ist der stets leuchtende Mittelpunkt der Geschichte und des Lebens; die Menschen sind entweder mit ihm und mit seiner Kirche; dann besitzen sie Licht, Güte, Ordnung und Frieden. Oder sie leben ohne ihn, ja gegen ihn und gegen seine Kirche; dann bringen sie Verwirrung, lassen die menschlichen Beziehungen erstarren und schwören die Gefahr von Bruderkriegen herauf. Beim Gedanken an die katholische Kirche, deren Licht alles erleuchtet und die ihre übernatürliche Einheit zum Nutzen der ganzen Menschheit entfaltet, drängen sich die Worte des heiligen Cyprian auf: „Die Kirche, erfüllt von göttlichem Licht, strahlt hin- aus in die ganze Welt; dennoch ist es nur ein Licht, das überallhin flutet, ohne daß die Einheit ihres Körpers getrennt wird. Ihre Zweige streckt sie in reicher Fülle aus über die ganze Erde hin, mächtig hervorströmende Bäche läßt sie immer weiter sich ergießen; und dennoch gibt es nur eine Quelle, nur einen Ursprung, nur eine Mutter, die mit überquellender Fruchtbarkeit gesegnet ist: Aus ihrem. Schoß werden wir geboren, mit ihrer Milch genährt, von ihrem Geist beseelt." Das ist das Ziel des Zweiten Vatikanischen ökumenischen Konzils. Es vereinigt in sich die besten Kräfte der Kirche. Es müht sich, den Menschen in die Heilsbotschaft so zu verkünden, daß sie sie bereitwilliger aufnehmen. Auf diese Weise bereitet und festigt es den Weg zu jener Einheit des Menschengeschlechtes, die das notwendige Fundament dafür bildet, daß die „irdische Stadt" jener himmlischen ähnlicher werde, „in der die Wahrheit herrscht, die Liebe, das Gesetz und die Ewigkeit ihre Dauer ist" (Augustinus, Epist. 138, 3). Jesus Christus, unserem lieben Erlöser, dem unsterblichen König aller Völker und Zeiten, sei Liebe, Macht und Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Fri. Stefanie Klose, Schwester unseres P. Georg Klose, mit einem kokakauenden Indio Kraft und Anmut sind ihr Kleid Von Stefanie K l ose Wer in der Einsamkeit der peruanischen Anden der Indiofrau, der „cholita", begegnet, der mag wohl an das Loblied der „starken Frau" denken, „deren Wert den Dingen gleicht, die von weit herkommen", und von der die Lesung im Buch der Weisheit (31,10—31) am Fest der heiligen Mutter Anna spricht. Auch der Indiofrau gelten die Worte: „Kraft und Anmut sind ihr Kleid." Verbirgt sich die Kraft hinter den ruhigen Gesichtszügen und der gelassenen Flal-tung und läßt sich oft nur ahnen, so zeigt sich die Anmut in allen ihren Bewegungen, in der spielerischen Farbenpracht ihrer handgewebten Röcke, die über die schmalen Fesseln schwingen, wenn sie barfüßig und ohne Schwere auf schwierigsten und steinigsten Wegen schreitet. Sie ist anmutig beim Tanz und selbst bei Arbeiten, die körperliche Kraft erfordern, wie beim Tragen von Lasten und Kräuterwiegen mit dem schweren Feldstein. „Es vertraut auf sie das Herz ihres Mannes." Sie ist treu, die cholita, und sic braucht dazu weder Standesamt noch Kirchenbuch. Schwere Arbeit, Armut und Mühsal gehören für sie zu den Selbstverständlichkeiten des Lebens. Sie k agt nicht, auch dann nicht, wenn sie wieder und wieder ihren betrunkenen Mann aus der Schenke zerren muß und weiß, daß er den kargen Lohn in Feuerwasser umgesetzt hat. Ihr Mann kann auf sie bauen. Während er als Tagelöhner auf der Plantage arbeitet, besorgt sie den eigenen Acker, kümmert sich um die Tiere, bäckt Brot, wäscht die rohe Wolle und die Kleider und zieht die Kinder auf. Flink und emsig bedient sie den Webstuhl, der unter einem Hängedach neben der Lehmhütte steht. Reichtümer und Güter kann sie nicht erwerben; abei; was sie zum Leben für sich und die Familie braucht, das schafft sie sich selbst: sie gerbt die Felle für das Lager, webt das Tuch für Decken und Kleidung und brennt Töpfe und Schüsseln aus rotem Ton. „Sie ist nie müßig." Ganz gleich, ob sie in den Bergen die Tiere hütet, die Esel ins Tal zum Markt treibt oder stundenlang an der Straße hockt und auf ein Fahrzeug wartet: sie dreht in der linken Hand die Spindel, in der rechten den Faden. Manchmal unterhält sie mit leisen, lustigen Worten ihr Kind, das sie auf dem Rücken trägt. „Mamita", so nennt sie ihre Nachbarin, ihre Freundin, ihr kleines Mädchen, und es klingt anhänglich und zärtlich. Der Indio liebt seine Frau. „Schlag nie deine Frau, denn sie ist dein Trosti" sagt er und hat es vor langer Zeit in seiner Ketschuasprache aufgeschrieben. Er sagt auch: „Die Blume sucht, um Blume zu sein, die Wärme der Sonne, um zu leben; und ich, ich suche die Zärtlichkeit der Frau, um leben zu können." Das Herz der Indiofrau ist gläubig. Allen Schmerz und alle Hoffnung wird sie in die Worte legen, die sie zum Himmel schickt, während sie still und dunkel auf dem gestampften Lehmboden der Kirche hockt. „Am letzten Tag noch wird sie lachen." Es mag das geheimnisvolle Lächeln trauriger Heiterkeit sein, das sie nie verliert, und das noch einen Schimmer mädchenhafter Unbeschwert- P. Georg Klose heit trägt; eine Heiterkeit, die um tiefen Schmerz weiß, aber auch um die Freude und den Frieden, Frau zu sein. Könnte nicht diese stille Heiterkeit das Geheimnis ihrer Stärke sein? Ursachen der heutigen religiösen Not in Peru Von P. Lorenz U n f r i e d Die Christianisierung Lateinamerikas isi die bedeutendste Tat» der Kirche im 16. Jahrhundert. Mit einer einzigartigen Glaubensbegeisterung und mit einer für uns Heutige bewundernswürdigen körperlichen Widerstandskraft durchzogen die damaligen Missionare kreuz und quer die Gebirge und Ebenen und gelangten in die entlegensten Indianer-Siedlungen. Zugleich mit den ersten Eroberern Pizarro, Hernandez y Almagro kamen 1507 auch die ersten Dominikaner Banez und Victoria. An ihre Seite traten kurz danach auch die Jesuiten. Der Jesuitenpater Acosta hat uns die erste missionswissenschaftliche Abhandlung (De pro-curanda Indorum salute) über die Indianer hinterlassen. Darin schreibt er: „So viel Einsamkeit in den Indianerpfarreien ist erschreckend und bringt größte Gefahren mit sich. Nach meiner Ansicht muß alles getan werden, daß stets wenigstens zwei Priester am Ort sind." Die erste Generation von Missiona- ren verband Seeleneifer mit Anpassungsfähigkeit an die Gegebenheiten und Eigenarten der Neuchristen. Die eisten Regionalkonzilien Perus erlangten vom Hl. Stuhl besondere Vollmachten und Privilegien, z. B. zur Dispens von Ehehindernissen, vom Fasten- und Abstinenzgebot, die heute noch in Geltung sind; ebenso ist heute noch in Gebrauch eine Kurzformel für die Weihe des Taufwassers, ein Privileg, das Papst Paul III. den Indianermissionaren gewährte. Die Erlaubnis, an Sonn- und Feiertagen zweimal die hl. Messe zu feiern, geht auf die 7. Landessynode von Lima (1567) zurück. Es ist allgemein bekannt, wie unerfreulich die kirchlichen Verhältnisse in Lateinamerika und auch in Peru sind. Nachstehend seien die wichtigsten Gründe genannt, die zu diesen beklagenswerten Zuständen führten. überstürzte Missionierung Da die Spanier bestrebt waren, die Indios so schnell wie möglich zu Chri- sten zu machen, taufte man oft ohne die notwendige gründliche Unterweisung im Glauben. Dank dieser Methode waren Ende des 16. Jahrhunderts alle Indios dem Namen nach Christen, ohne daß sie aber auch schon ihre heidnischen Gebräuche abgelegt hätten. Diese Vermischung von heidnischem Brauchtum und christlichem Glaubensgut findet man bei den Indios bis auf den heutigen Tag, vor allem in den abgelegenen Hochweiden. Ich selbst bin immer wieder Zeuge, wie auf einer Schafweide die Indios dem Berggeist Jirca in einer Höhle Schnaps, Tabak und Eßwaren hinterlegen, um den Geist gnädig zu stimmen und das Gedeihen der Herden zu erflehen. Doch wäre das in der Missionsgeschichte kein Sonderfall. Zwischen der Bekehrung des Frankenkönigs Chlodwig durch den hl. Remigius von Reims und der Zeit Karls des Großen waren bereits drei Jahrhunderte vergangen. Und doch war die christliche Sittenlehre noch lange nicht die Lebensnorm Karls und seiner Franken geworden. Die Annahme und vor allem die Erfüllung der Gebote Christi bedarf einer ständigen Unterweisung. Diese wurde in Südamerika nicht durchgeführt und war auch gar nicht möglich, wie wir noch sehen werden. Passivität der Indios Wie wir sahen, legte man damals zu wenig Gewicht auf ein gründliches und sorgfältiges Katechumenat der indianischen Taufbewerber. Die Missionierung folgte der Eroberung auf dem Fuß. In ihrer passiven Natur beugten sich die Indios der neuen Lehre, so wie sie die Eroberung über sich hatten ergehen lassen. Gewiß verbot man später diese übereilten Taufen. Aber noch 1670 bezeugt der königliche Statthalter von Peru, daß man den Indios die Taufe spendete, ohne daß sie genügend unterrichtet waren. Schwierigkeit der Sprache Die liturgischen Gebete wurden in Latein gebetet, die Sakramente in Latein gespendet. Die Ansprachen und der Unterricht wurden durch Dolmetscher übersetzt, die ihrerseits der spanischen Sprache nur mangelhaft mächtig waren. Da ist es begreiflich, daß man den Taufunterricht auf das Allernotwendigste beschränken mußte. Nicht selten war dieser Unterricht so mangelhaft, daß man später die Gültigkeit der Taufen in Frage stellte. Fehlen religiöser Begriffe Man hütete sich sehr davor, religiöse Worte und Begriffe indianischen Ursprungs auf christliche Glaubenswahr-heiten anzuwenden, um ja keinen Anklang an den heidnischen Glauben zu wecken. So war es für die Indios fast unmöglich, die für sie völlig neuen und seltsamen christlichen Wahrheiten zu begreifen oder gar tiefer zu erfassen. Garcilazo de Vega, Sohn einer indianischen Prinzessin und eines spanischen Edelmanns, schreibt: „Wenn man mich, der ich nun Christ bin, fragen würde, was ,Gott' in meiner indianischen Sprache heißt, müßte ich zur Antwort geben: ,Pachacamac'."Die Spanier ver-indianisierten das spanische ,Dios' (Gott) in ,Diospa', ein Wort, das den Indios sicherlich gar nichts sagte. Indianische Mentalität Es war den Indianern einfach unmöglich, gewisse Sittenregeln anzunehmen, weil sie ihrer bisherigen Lebens- und Denkweise vollkommen widersprachen. So schreibt Polo de Ondegardo, ein damaliger Zeitgenosse, es sei für die Indios sehr schwierig, gewisse christliche Geheimnisse anzunehmen, wie das der Heiligsten Dreifaltigkeit, des Leidens und Sterbens Christi, der Jungfräulichkeit Mariens, der Gegenwart Christi im Altarsakrament, der Auferstehung von den Toten. „Sicherlich hatten die Indianer Einwände und Schwierigkeiten bei der Annahme des Eingottglaubens, aber von Natur aus passiv, hörten sie geduldig zu, was ihnen die Missionare predigten. Wurden sie aufgefordert, Fragen zu stellen und über das Gehörte zu diskutieren, dann kam unweigerlich die Antwort, daß sie alles für wahr annähmen, was man ihnen predigte. Ob sie das Gehörte aber auch verstanden hatten, das blieb immer unklar. Besser schien es ihnen, im Unklaren zu bleiben, als sich Schwierigkeiten zu berei- Oben: Hütte der Hochlandindianer Links: Indiokinder in Llata ten" (Aus „Missionsmethoden bei der Christianisierung Amerikas" von Pater Borges OFM, Madrid 1960). Auch heute noch wird ein Indio, wenn man ihm etwas befiehlt, nie nein sagen, wenngleich er garnicht daran denkt, das Befohlene auszuführen. Er wird immer „si" (ja) sagen. Und wenn man ihn deswegen zur Rede stellt, wird er „Si, Padre" sagen. Mit diesem Si erspart er sich viele Ungelegenheiten. Schon das erste Regionalkonzil von Lima stellte fest: „Die bekehrten Indios sind zu wenig unterrichtet und begreifen nicht die Verpflichtung, zu beichten." Dieses Konzil verbot dann auch den Kommunionempfang für die Indianer, solange sie im Glauben*nicht fester verwurzelt seien. So kostete es später große Mühe, die Indios an den Empfang der hl. Kommunion zu gewöhnen. Bis in unsere Tage hinein gibt es noch Pfarrer, die den Indios grundsätzlich die hl. Kommunion verweigern, beeinflußt durch die Verordnungen der damaligen kirchlichen und weltlichen Behörden und der alten Jesuitenmissionare. Indiomädehen im Festschmuck Unbewegt stellt sich der junge Schweinehirt dem Fotografen P. Klose Sittliche Schwierigkeiten Der schon genannte Polo de Onde-ge.rdo berichtet: „Die Indios glauben, sie seien von Gott erschaffen, um in Sünden zu leben, und vor allem, was die Völlerei und Trunksucht betrifft, könnten sie von Natur aus nicht gut sein. Die Ehe halten sie für auflöslich aus jedem beliebigen Grund und zu jedem Augenblick. Vorehelicher Verkehr sei keine Sünde, ebensowenig die (heute noch übliche) Probeehe, wo zwei Zusammengehen, um zu sehen, ob sie zusam-menharmonieren, denn ,sie tun das ja, um Gott zu gefallen'." Um dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, schuf man die Einrichtung der Doctrineros (Eingeborenenkatechisten), die sehr segensreich wirkten. Besonders die Jesuiten erwarben sich hier große Verdienste. Heute greift man wieder mit sehr gutem Erfolg auf diese Einrichtung zurück und hat schon eigene Ketechistenschulen gegründet. Die spanische Krone trachtete auf ihre Weise, den religiösen Untorricht der Indios zu fördern, und schuf die sogenannten Reduktionen. Die Indios, die in den Bergen zerstreut lebten, wurden in Dörfer zusammengefaßt, wo sie von den Missionaren leichter unterrichtet werden, aber zugleich auch von den königlichen Ster reinnehmern für die Zahlung des TriL ts, einer Art Kopfgeld, erfaßt werden konnten. Diese Redaktionen erleichterten sicher den Religionsunterricht, da die Missionare nicht mehr die weitzerstreuten Gehöfte aufsuchen mußten. „Doch waren diese Reduktionen, im Unterschied zu den spä- teren Reduktionen der Jesuiten in Paraguay, künstliche Gebilde. Sie hielten die Indios von ihrer gewohnten Arbeit und Lebensweise ab, und diese strebten auch immer danach, diese Dörfer zu verlassen" (Vargas, Geschichte der Kirche von Peru). Der Mangel an Priestern Von Anfang an waren viele ausgezeichnete Priester aus Spanien herübergekommen, doch auch manche ungeeignete. Was noch schlimmer war, man weihte auch ausgediente Soldaten, die in ihren Träumen, in der neuen Welt schnell reich zu werden, gescheitert waren. Die erste Generation der „Kriollos", der in Amerika geborenen Söhne von Spaniern, brachte vorzügliche Priester und Bischöfe hervor, darunter Heilige und Selige. Doch um das Jahr 1600 trat eine gewisse Erschlaffung ein. Durch traurige Erfahrungen belehrt, verboten die ersten Regionalkonzile von Lima mit Billigung und Befürwortung der spanischen Krone, die ja damals einen großen Einfluß auf das kirchliche Leben ausübte, den Indianern und Mischlingen den Zugang zum Priestertum, trotz der Mißbilligung des Hl. Stuhls und vieler Bischöfe. Diese Maßnahme hatte zur Folge, daß kein einheimischer Klerus herangebildet wurde. Diese Unterlassung wirkte sich dann verheerend aus, als bei der Loslösung Perus vom spanischen Mutterland der spanische Klerus das Land verlassen mußte. Blick auf Lima, die prächtige Hauptstadt von Peru. Vorn der Rimacfluß, in der Mitte die Plaza de armas, um die sich die wichtigsten Gebäude gruppieren (vom der Palast des Vizekönigs, links die Kathedrale). All das bisher Ausgeführte hatte Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts ein neuerliches Aufleben des Heidentums und Götzendienstes zur Folge, so daß die Missionare und auch die weltlichen Behörden in Besorgnis gerieten. Aber statt durch gründlicheren Unterricht im Glauben den Mißständen zu wehren, bekämpfte man das Wiederaufleben des Heidentums mit Geldbußen und Zerstörung der alten Inkatempel, soweit sie aus der Zeit der Eroberung noch übrig geblieben waren. Aus einer gewissen Überheblichkeit heraus (die auch heute noch bei den Spaniern zu bemerken ist) glaubte man, die Indios seien bereits Christen, und bestrafte den Aberglauben als Verbrechen, ohne nachzuforschen, ob die Indios den christlichen Glauben überhaupt begriffen hätten. Wieder gab der Indio in seiner angeborenen Passivität dem Druck nach und beobachtete die äußeren Gesetze, besonders was die Gottesdienste und Prozessionen betraf. Da man alle indianischen Sitten und Gebräuche als heidnisch ansah, begann man sogar, Gebräuche, die vom religiösen Standpunkt aus völlig harmlos waren, zu unterdrücken. So entstand ein Streit darüber, ob das Kokakauen eine Sünde sei oder nicht. Schluß folgt Franz Solanu», Apostel yon Peru Von Br. August C a g o 1 Die Stadt Lima wurde von dem spanischen Eroberer Pizarro im Jahre 1535 als Hauptstadt des neuen Landes Peru gegründet. Sie zeichnet sich durch ihre herrliche Lage aus. Obschon sie nur zwölf Grad vom Äquator entfernt ist, wird das Klima durch den Einfluß des nahen Meeres und die landeinwärts hinziehenden, schneebedeckten Andenkämme günstig beeinflußt, d. h. abgekühlt. Die alten Kirchen der Hauptstadt waren aufs prächtigste ausgeschmückt, denn alles war aufgeboten worden, die Gotteshäuser würdig zu gestalten. Schon unter Pizarro wurde die prachtvolle Kathedrale erbaut, die dem hl. Evangelisten Johannes geweiht wurde. Der ehrwürdige Hieronymus von Loaisa aus dem Predigerorden war der erste Oberhirte von Lima. Ihm folgte der hl. Turi-bius, der unermüdlich tätig war, das religiöse Leben in Stadt und Land zu heben. Er versah sein hohes Amt von 1582 bis 1606. Die Söhne des hl. Franziskus von Assisi besaßen in Peni bald mehrere Klöster, darunter eines in Lima selbst. Im Jahre 1602 langte P. Franziskus So-lanus in der peruanischen Hauptstadt an, von seinen Obern zum Leiter des dortigen Klosters ausersehen. Der neue Guardian hatte bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Im März 1549 im „Garten Spaniens", im sonnigen Andalusien, geboren, trat der begabte Franz Solano im Alter von 20 Jahren in den Orden der Franziskaner ein. Nach seiner Priesterweihe wurde er verschiedentlich in der spanischen Heimat verwendet, auch als Novizenmeister und Guardian. Als 1583 in Andalusien die Pest ausbrach, fand Franz Solano ein reiches Arbeitsfeld für heldenhafte Liebestätigkeit, indem er sich rückhaltlos der Pflege der armen Pestkranken widmete, so daß er selbst von der Seuche befallen wurde. Er genas jedoch und oblag von neuem der gefährlichen Krankenpflege, bis die schreckliche Krankheit erlosch. Es war schon lange der Wunsch des eifrigen Franziskaners gewesen, nach Afrika zu gehen, um seine Kräfte in den Dienst des Nächsten zu stellen und den Namen Gottes unter den Heiden zu verkünden. Es gab sich aber, daß König Philipp II. von Spanien sich an den Ordensgeneral der Franziskaner mit der Bitte wandte, Missionare nach dem neu entdeckten Amerika zu senden, um dort das Licht des Evangeliums verbreiten zu helfen. Alsba! I stellte sich auch P. Franz Solano für diese neue Mission zur Verfügung und erhielt zu seiner größten Freude mit anderen die Sendung dorthin. Das Schiff, das die Franziskaner-Missionare nach der neuen Welt brachte, stand unter der Führung des Don Garcia Hurtado de Mendoza, des Vizekönigs von Peni. Außer den Ordensbrüdern fuhr auch eine. Truppe Soldaten mit, die nach Südamerika beordert waren. Der seeleneifrige P. Franz Solano versäumte es nicht, auf die Seeleute und Soldaten einzuwirken, sie zum Guten anzuhalten und ihre Seelen zur Gottesliebe anzueitern. Sein gewinnendes Wesen erschloß ihm bald ihre Herzen. Nach kurzen Aufenthalten auf San Domingo und zu Cartagena lief man den Hafen von Puerto Belo an, von wo aus die Missionare die Fußreise nach Panama antraten. Das Schiff des Juan de Morgana, das gegen 100 Sklaven nach Callao, der Hafenstadt von Lima, bringen sollte, nahm die reisenden Franziskaner auf. Alsbald brach ein heftiger Sturm im Stillen Ozean los, der das Fahrzeug gegen ein Korallenriff schleuderte, wo es mit einem großen Leck hängen blieb. Als letztes Rettungsmittel ließ man das kleine Boot des Schiffes zu Wasser, auf dem wenigstens einige ihre Rettung versuchen konnten. Auch Solano wurde gedrängt, den Nachen zu besteigen, aber er war durch nichts zu bewegen, seine Schicksalsgefährten zu verlassen; denn er hatte bereits begonnen, den armen Sklaven, die zum Teil noch Heiden waren, die ewigen Wahrheiten zu erklären, um sie für das Christentum zu gewinnen. Inzwischen wütete der Sturm fort. Es Prozession bei Lauramarca. Die größere Madonna tragen die Männer, die kleinere die Frauen erhob sich außerdem ein Wirbelwind, und mit gewaltigem Krachen brach der hintere Teil des Schiffes ab und versank ins Meer. Mit ihm verschwand ein Teil der armen Schiffbrüchigen in der unbarmherzigen Salzflut. Die überlebenden hielten sich an den restlichen Teilen des Schiffes fest, in Angst und Not gleichfalls ihr letztes Stündlein erwartend. Nur Solanus blieb ruhig und gefaßt und hörte nicht auf, die Armen auf ihr voraussichtliches Ende vorzubereiten. Er kündigte ihnen aber auch an, daß innerhalb dreier Tage die ersehnte Rettung kommen werde. Obgleich man seiner Voraussage nicht glaubte, zeigte sich plötzlich ein leiser Hoffnungsstrahl. Eine Welle hatte ein Packet mit Kerzen an das gestrandete Schiff gespült. Man beschloß, die Kerzen nachts anzuzünden, um durch ihren Schein möglicherweise die Aufmerksamkeit anderer Schiffe zu erwecken. Mittlerweile war der Nachen, der einige Reisende aufgenommen hatte, unter tausend Mühen und Gefahren an rettendes Land gekommen. Dort hatte man wenig Hoffnung, die auf dem gescheiterten Schiffe Verbliebenen retten zu können. Trotzdem richtete die Rettungsmannschaft den Blick in die bewußte Meeresgegend und entdeckte dann wirklich in der Dunkelheit das Licht der brennenden Kerzen. Da sich der Sturm inzwischen gelegt hatte, konnte das Rettungsschiff an die Schiffbrüchigen herankommen und die verzweifelten Menschen aus ihrer harten Lage befreien. Kaum hatten die Letzten in der rettenden Barke Platz gefunden, als die Meereswellen den Rest des gescheiterten Schiffes verschlangen. Freudigen Herzens stimmte man das Tedeum an. Nach vorübergehendem Aufenthalt auf einer öden Insel, wo die Schiffbrüchigen fast Hungers starben und mit Hilfe von Kräutern, Wurzeln und rohen Fischen notdürftig ihr Leben fristeten, brachte Hl. Mutter Anna, Patronin der Kathedrale von Tarma sie ein barmherziges Panama-Schiff nach Callao, wo die franziskanischen Ordensleute sich von den übrigen Reisenden trennten und auf den Fußmarsch nach Lima aufmachten. Nachdem sich die Missionare im dortigen Kloster von den Anstrengungen der Reise erholt hatten, zogen sie weiter nach Tucuman im heutigen Argentinien, ihrem einstweiligen Arbeitsfelde. Hier verbrachte P. Franz Solanus die nächsten zwölf Jahre, vorzugsweise mit der Missionierung der Indianer und der Betreuung von Kranken. Auf seine gottbegeisterten Predigten hin bekehrten sich viele. Er durchzog auch die Gegenden von Paraguay und Uruguay, achtete weder Hunger noch Durst, weder Mühe noch Gefahren, durchwanderte dürre Salzsteppen und grasige Pampas, um Seelen zu suchen, denen er die Lehre des Heiles verkünden konnte. Barfuß zog er dahin, mochten die Wege noch so steil und mühsam sein. Niemals versah er sich mit Vorrat, sondern überließ sich ganz der göttlichen Vorsehung. In Cordova bestand die Missionstätigkeit des frommen Glaubensboten weniger in der Verbreitung des Christentums als vielmehr in der Bekämpfung der Lauheit und Lasterhaftigkeit der Spanier, die durch ihr schlechtes Beispiel viel Ärgernis gaben und das Bekehrungswerk bei den Indianern oft aufs ungünstigste beeinflußten. Seinem Beispiel der Lauterkeit und Frömmigkeit gelang es, allmählich Besserung herbeizuführen. Inzwischen waren die Ordensobern auf den reichen Segen, den der eifrige Missionar wirkte, aufmerksam geworden, und er wurde zum Kustos der Ordensprovinz ernannt. Nach Beendigung dieser Amtstätigkeit erhielt er den Ruf nach Lima als Leiter des dortigen Klosters. Nachdem der demütige Ordensmann dieses Amt fast zwei Jahre versehen hatte, bat er seine Obern inständig, ihn davon zu befreien, bis man ihm endlich erlaubte, als einfacher Ordensmann weiterzuleben. Mit begeisternden Worten verkündete er das Lob Gottes auf der Kanzel, war unermüdlich tätig im Beichtstuhl und ließ sich liebevoll zu den Sündern und Bedrängten herab. Oft stellte er sich in heiligem Eifer auf die öffentlichen Plätze der Stadt und mahnte mit flammender Rede, den Weg der Sünde zu verlassen und Buße zu tun. Immer mehr strömte das Volk zusammen, um auf den gottbegnadeten Apostel zu hören, und bald vollzogen sich in der Stadt die größten Wunder der Bekehrung. Es sah um diese Zeit in Lima in sittlicher Hinsicht gar traurig aus. Sünde und Verderbnis nahmen immer mehr überhand. Da waren es denn der hl. Solanus und einige sei- ner Zeitgenossen, die einen erfreulichen Wandel schafften. Zunächst sei der hl. Ludwig Bertrand erwähnt, der dem Dominikanerorden angehörte, der trotz tausenderlei Gefahren und Hindernisse an der Küste Perus überaus segensreich wirkte und viele den Banden des Teufels entriß. Der hl. Erzbischof Turibius war unermüdlich tätig, das religiöse Leben zu heben, Mißbräuche abzuschaffen, verbessernd auf die Sitten der Priester und Laien einzuwirken und ein christliches Volk zu erziehen. Er wurde im selben Jahre wie Franziskus Solanus heilig gesprochen. Die hl. Rosa von Lima wurde durch ihr engelreines Leben ein ergreifendes Vorbild für ihre Umgebung. Die selige Marianne von Jesus, die „Lilie von Quito", wurde wegen ihrer hervorragenden Tugenden allgemein „die Heilige" genannt. Sie starb als letztes Opfer einer Pestseuche. Die beiden Dominikaner Martin de Porres und Johann Massias boten ein bewunderungswürdiges Vorbild an Pflichttreue, Demut und Gottes- und Nächstenliebe. Franziskus Solanus benutzte alle Zeit und Kraft, um in wahrhaft apostolischer Weise auf die Sitten der sehr verkommenen Stadt Lima einzuwirken. Mit dem Kreuze in der Hand durchwanderte er die Straßen und Plätze, und wo er nur Menschen beisammen fand, verkündete er ihnen die Lehre des Heiles. Er scheute sich selbst nicht, die Theater und Vergnügungsstätten aufzusuchen, die Bühne zu besteigen und den Zuschauern das eigene Schauspiel zu bieten, mit flammenden Worten auf das Kreuz hinzuweisen und ihnen die unendliche Liebe des Erlösers am Kreuze zu schildern. Als er eines Tages solch eine zündende Predigt gehalten hatte, hörte man statt des üblichen Händeklatschens nur Weinen und Seufzen unter den Besuchern. Solanus pflegte nicht zu warten, bis er eine Volksmenge beisammen fand; traf er auch nur wenige, so begann er alsbald sein hl. Predigtamt, und bald mehrte sich die Zahl der Zuhörer, die schließlich so anschwoll, daß man kaum durch das Gedränge einen Weg fand. Er besuchte die Klöster, die Krankenhäuser, die Gefängnisse und Werkstätten, um überall Seelen für Christus zu gewin- nen, um Verirrte auf den rechten Weg zurückzuführen. Keiner kam in die Nähe des Heiligen, der sich nicht zugleich Gott nähergerückt fand. Das Liebesfeuer, das in seinem Innern brannte, ergoß seine wärmenden Strahlen auf alle, die mit ihm in Berührung kamen. Sein Wort hatte eine solche Kraft, daß es selbst bei den schrecklichsten Naturereignissen sogleich Ruhe zu schaffen vermochte. So wurde Lima im Jahre 1609 von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht. Die erschreckten Menschen suchten sich durch eilige Flucht zu retten, und das Gedränge wurde lebensgefährlich. Da erschien der Heilige, gebot Stille, und alle hörten voll Spannung auf den Apostel, der ihnen mit ernsten Worten ihre Sünden vorhielt und sie mahnte, den gerechten Richter zu fürchten und ihn fortan nicht mehr zu erzürnen. Statt der Angstschreie hörte man nur noch Gebete, und alle gelobten Besserung ihres Lebenswandels. Nicht selten ereignete es sich, daß der Heilige in Verzückung geriet, während er das Wort verkündete. Geradezu überwältigend waren seine Predigten über das Leiden des Herrn. Einst geschah es, daß der Heilige einem armen Unglücklichen, der in großer sittlicher Gefahr schwebte, zuredete, von seinen bösen Wegen abzustehen und sich zu bekehren. Doch der Sünder wollte davon nichts wissen und mied seitdem den Heiligen. Dieser aber ging ihm nach, zeigte ihm die ganze Menge und Größe seiner geheimen Sünden und Laster und erreichte es endlich, daß der Sünder sich bekehrte. Es war erstaunlich, welche Macht dem Diener Gottes über die Natur verliehen worden war. So wird berichtet, daß er eines Tages an einen reißenden Fluß kam, über den keine Brücke führte. Da breitete der Heilige in festem Vertrauen auf Gottes mächtigen Schutz seinen Mantel über die brausenden Wellen aus und gelangte auf diesem imgewöhnlichen Fahrzeug wohlbehalten ans andere Ufer. In den Gegenden, die Solanus lehrend und segenspendend durchwanderte, gehörten die Heuschrecken zu den am meisten gefürchteten Plagen. Einst wurde der Pflanzer Andreas von Inoisa von Heuschrecken überfallen. Er wandte sich vertrauensvoll an den Heiligen und bat Bischof Anton Reiterer erteilte am 20. Mai dieses Jahres dem neuen Schutzengelkirchlein die Weihe. Zur Linken des Bischofs P. Graf, zur Rechten Br. Eigner Schutzengelkirchlein im Herzen einer Goldmine Von P. Pius Z e i f a n g Ungefähr 22 Jahre lang war es das stete Bemühen der Patres von Barberton, Diözese Lydenburg, in der Goldmine Consort - Mine - Noordkaap ein Kirchlein zu bekommen — das heißt, erst mal einen Bauplatz und dann das Kirchlein selbst. Wer in einem katholischen Land wohnt, kann es nur schwer ihn um seine Hilfe. Dieser besprengte die Gefilde mit Weihwasser und gebot den gefräßigen Tieren, sich aus der Gegend zu entfernen, wobei er ihnen die Richtung angab, in die sie fliegen sollten. Die vernunftlosen Tiere gehorchten, verließen die Gegend und flogen in der bezeichneten Richtung davon. Man staunte zwar über das Wunder, verwunderte sich aber zugleich, warum der Heilige die Tiere anderen aufgehalst habe statt sie zu vernichten. Lächelnd erwiderte der Gottesmann den Tadlern, daß diese gefräßigen Tiere, die der Ernte unermeßlichen Schaden zugefügt hätten, hinter den Bergen wilden Indianern als Nahrung dienen konnten. Seit Jahren hatte Solanus gekränkelt. Die vielen Arbeiten, Bußwerke und Abtötungen hatten seine Kräfte vor der begreifen, was es heißt, um so ein „bißchen Grund“ zu kämpfen. Wie viele Gänge sind da zu machen, wie viele Büros aufzusuchen, wieviele Formulare auszufüllen. Es hat nach meiner Rückkehr aus dem Heimaturlaub fast ein Jahr gedauert, bis die Mauern für ein Kirchlein emporwuchsen, das nach all Zeit auf gerieben. Im Mai 1610 wurde er ernstlich krank, und die Krankheit verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Der Leidende, der seine Umgebung durch seine heldenhafte Geduld aufs höchste erbaute, wurde mit den hl. Sterbesakramenten versehen. Der letzte Tag brach an. Es war das Fest der hl. Bonaventura. Eine merkwürdige Veränderung vollzog sich an dem Kranken. Das Fieber hatte nachgelassen, und der Körper schien von neuem Leben durchdrungen zu sein. Doch mit dem Worte: „Gott sei gepriesen!" hauchte er seine Seele aus. Es war am 14. Juli 1610. Im Jahre 1726 wurde der Diener Gottes von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen; sein Fest wird am 23. Juli gefeiert. Das neue Kirchlein in Nord-kaap der Lauferei und Schreiberei ein zweiter Petersdom hätte werden können. Aber die Leute der Mine waren alle sehr zuvorkommend und erleichterten mir mein Vorhaben in jeder Weise. Es sind eben die Regierungsvorschriften auszuführen. Jahrelang wurde die heilige Messe in einem leerstehenden Blechhaus außerhalb des Minengeländes gefeiert, das heißt, ich tat es auf der Veranda des Elauses, da es im Innern zu dunkel war. Ein wackeliger Tisch, auf dem der Tragaltar aufgebaut wurde, davor eine kleine Matte als Teppich, einige Sitzbänke, und die „Kirche" war fertig. Ob Weihnachtsfest oder Fastensonntag, immer das gleiche. Aber nun haben wir ein Kirchlein, auf das wir stolz sein können. Wir haben den schönsten Platz von a'Jen Kirchen bekommen. (Es sind noch andere Kirchen im Compound, dem Wohnplatz der Schwarzen, darunter eine anglikanische, methodistische, schwedische, kalvinistische.) Wir haben unsere Kirche gleich am Weg, und nichts kann mehr neben, vor oder hinter uns gebaut werden. Eine elektrische Leitung, die durch unseren Grund ging, wurde eigens verlegt, um den Platz für uns frei zu machen. Wie oft kam der Manager Mr. Elolmes zu uns gefahren, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Als dann die Rundbogenfenster eingesetzt wurden, sagten viele Schwarze: „Das ist die richtige Kirche, in die müssen wir gehen, die anderen Kirchen haben ja nur Löcher als Fenster." Das hörte ich von weißen Nichtkatholiken, für die die Schwarzen arbeiten. „You shout and we come — Ruf, und wir kommen", sagte mir ein Minen-bcamter, dem die Siedlung der Schwär- V zen untersteht. Und wie oft habe ich gerufen, und immer sind sie gekommen. Alles Baumaterial konnte ich durch sie bestellen, was alles viel billiger machte. Wie oft haben sie mich eingeladen, sie zu besuchen, obwohl sie alle Nichtkatholiken sind. So entstand ein freundschaftliches Verhältnis, und als das Fest der Kirchweihe gefeiert werden konnte, kamen auch sie zur Kirche. Br. Xaver Dorn, der Baumeister der Kirche, hat auch viel zu diesem guten Verhältnis beigetragen. Während der Bauzeit wohnte er in der Mine, aß mit den Kumpeln im gemeinsamen Speisesaal und verschaffte sich Respekt durch seinen Fleiß, sein gewinnendes Benehmen und seine Belesenheit. Er konnte viele Vorurteile beseitigen. Dann kam der 20. Mai, ein Sonntag, Tag der Einweihung der neuen Kirche durch unsern Hochwürdigsten Bischof Anton Reiterer. P. Anton Graf, der kurz vorher aus Südtirol eingetroffen war, assistierte zusammen mit den Brüdern Eigner und S t a n g. So schlicht die Zeremonie war, sie machte doch großen Eindruck auf die hohen Beamten, die vielfach zum erstenmal so etwas „Katholisches" sahen. Kunterbunt standen die Leute ums Kirchlein herum, als Exzellenz es segnend umschritt. Bunt Blick vom Kirchlein auf die Siedlung der schwarzen Minenarbeiter Mitglieder des St. - Anna-Vereins war das Gemisch der Hautfarben: rabenschwarz , Schokolade- und haselnußbraun, halbweiß-schimmernd und bleich-gesichtig-europäisch. Denn viele Nationen waren vertreten. Schillers Worte aus den „Kranichen des Ibykus" fielen mir ein; „Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen...": von Nyassaland, Tanganjika, Portugiesisch-Ostafrika, Abkömmlinge von Einwanderern aus Indien, Deutschland, Holland, Belgien und Südtirol; dazu natürlich auch aus der Republik Südafrika die afrikaans- und englischsprechenden Weißen. Und so gestaltete sich auch der Gottesdienst ganz „katholisch", da er für alle war und von allen mitgefeiert wurde. Bischof Reite-rer predigte in Englisch und Zulu. Er hob die Bedeutung einer Kirche in einer Menschengemeinschaft hervor. Der heilige Schutzengel im Bilde über dem Altar schaute auf alle in seiner lieben Weise herab, so wie er es schon seit vielen Jahren im Schutzengelkirdilein meines Heimatdörfchens getan hat; war das Bild doch ein Geschenk meiner Heimat an mich, zusammen mit den Kreuzwegstationen, die nun die Wände des Kirchleins schmücken. Der Schutzengel des Kirchleins hat sicher Zwiesprache gehalten mit den Schutzengeln all derer, die nachher zum fröhlichen Fest beisammensaßen. Aber •sie kennen ja ihre Schützlinge, und ihre schwarzen ganz besonders, wissen, daß sic etwas vertragen können im Tun und Lassen, im Essen und Fasten. Da die Liebe durch den Magen geht, war auch entsprechend vorgesorgt. Ein Ochse ergab 400 Pfund Fleisch; dazu die „besseren" Zutaten: Magen und Eingeweide; und 700 Liter Maisbier, das die Minenbehörde gestiftet hatte. Dazu Hunderte von gebackenen Küchlein und Limonade für die Kinder. Das war ein fröhliches Feiern, und alle bekamen genug. Dazu spielte die „Dorfmusik" mit Trommeln und einer Art von Xylophonen, selbstverfertigt und meisterhaft gespielt. So verging die Zeit, und als die Sonne unterging, waren die schwarzen Schlemmer müde vom vielen Essen und Trinken und Tanzen und Singen. Zum erstenmal sahen sie, daß in den Fleischtöpfen noch etwas übrig blieb. Das machte auf die Gäste einen guten Eindruck, die mit Wohlbehagen ihre Bäuchlein streichelten. Die Vertreterinnen des Anna-Vereins von Barberton-Location veranstalten, wie es scheint, solche Feste des öfteren, denn sie sehen alle gut genährt aus. Schwieriger ist es, unter den 100 bis 120 Gläubigen, die allsonntäglich die Kirche besuchen, ein christliches Leben aufzubauen. Doch davon ein andermal. Zum Schluß möchte ich allen Lesern danken, die mir durch Geldspenden und Gebet geholfen haben, dieses Kirchlein aufzubauen. Es wurde dem heiligen Schutzengel geweiht, damit er alle behüte, die rings ums Kirchlein wohnen, daß sie die Gnade des Ausharrens erlangen. Bis jetzt kommen sie sehr eifrig zum Unterricht. Leoparden-Männer m Im Bewußtsein ihrer selbstherrlichen Macht, die vor nichts zurückschreckt, hat es im dunkelsten Afrika, in fast undurchdringlichen Urwald-Dschungeln, immer Häuptlinge und Zauberer gegeben, die es verstanden, den einfachen Volksgenossen Schrecken einzujagen, um für sich Vorteile zu gewinnen. Gleichzeitig aber waren sie feige genug, ihr verbrecherisches Treiben zu tarnen. So entstanden Geheimbünde, deren Totem, Vorbild und Maske die blutgierige, gefleckte Raubkatze, der Leopard, wurde. Die Mitglieder eines solchen Geheimbundes machten sich durch Überwerfen eines Leopardenfells unkenntlich, versahen ihre Hände mit Eisenkrallen; die mit ihnen beigebrachten Verletzungen sollten durch Leoparden verursachte Wunden Vortäuschen. Auch trugen die Unholde holzgeschnitzte Sohlen unter den Füßen, deren Abdrücke in weichem Boden die Fußspuren der gefleckten Raubkatze täuschend Wiedergaben. Mißliebige Personen wurden kalten Blutes von den Leoparden-Männern überfallen und gemordet. Männer oder Frauen, junge wie alte, lagen dann in einer Blutlache am Boden, den Kopf und den oberen Teil des Körpers schrecklich verstümmelt, wobei der Hals die bekannten Wunden durch die Raubkatze aufwies. Neben dem Opfer zeigten sich die un- verkennbaren Fußspuren des Leoparden, ein fast dreieckiger Ballen und vier eiförmige Zehenabdrücke, denen auch die Krallen nicht fehlten. Anfänglich glaubte man allgemein an die blutige Tätigkeit von Leoparden. Als sich aber die Morde ständig mehrten und man anderseits nichts von übermäßigem Vorhandensein von Leoparden wahrnahm, stiegen Zweifel auf; man begann nachzudenken und nachzuspüren. Erfahrene europäische Ärzte waren die ersten, die an die Mär von Leoparden nicht glaubten. Hie und da erhoben sich aber wieder Zweifel an den Zweifeln. Endlich kam man den „Anioto", den Leoparden-Menschen, auf die Spur und verurteilte sie, wo man ihrer habhaft werden konnte. Die abergläubische Gedankenwelt eines Naturvolkes läßt sich nicht in wenigen Jahren umformen, noch die Neigung zur Grausamkeit bei den Gebietern ausrotten. Auch ist dichter Urwald im Äquatorgürtel nicht leicht zu überwachen. So war es den verantwortlichen Beamten der Kolonialmächte meist nicht möglich, die gefährlichen Geheimbünde unter den Schwarzen ganz aus der Welt zu schaffen. Ob allen neuen Herrschern in den selbständig gewordenen afrikanischen Staaten ernstlich daran liegt, die Geheimbünde tatkräftig auszurotten, ist eine Frage für sich. A. Cagol Deutschland und die Weltmission Von P. Adalbert Mohn (Schluß) Ignatius, der Spanier, erkannte, daß die Kirche in Deutschland gerettet werden müsse, sollte sie nicht in ganz Europa zugrunde gehen. So gründete er in weiser Voraussicht 1552 in Rom das Collegium Germanicum, ein Priesterseminar für die Heranbildung deutscher, treu katholischer Priester. Während die Jesuiten unter Führung des hl. Petrus Canisius und vieler anderer heiligmäßiger Patres versuchten, für die Kirche zu retten, was noch zu retten war, und dadurch etwa die Hälfte des deutschen Sprachgebietes für den katholischen Glauben zurückerobern konnten, zogen sie gleichzeitig schon über die Meere, um die neuentdeckten Kontinente für Christus zu erobern, begleitet von Dominikanern, Franziskanern und anderen Ordensleuten. Die vom Missionsgeist beseelten Deutschen aber werden in der Heimat gebraucht und aufgerieben, weil über hundert Jahre der Kampf mit den Neugläubigen tobt, um den Besitzstand der beiden Bekenntnisse. Südeuropa -—■ Italien, Frankreich, Spanien, Portugal —■ kann für die Kirche gerettet werden; ebenso die einsame Insel Irland, Polen, Litauen, Böhmen und zwei Drittel von Ungarn. Der ganze Norden aber wird in die Spaltung hineingezogen: England, Schottland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, und hoch im Norden die Insel Island. Damals erlebte Deutschland seine erste und furchtbarste Spaltung. Auf die Spaltung im Glauben folgt die politische Spaltung: im 17. Jahrhundert lösen sich Holland und die Schweiz vom Reich; im 18. Jahrhundert entbrennt der Bruderkrieg zwischen dem protestantischen Preußen und dem katholischen Österreich, der schließlich 1806 zum Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation führt. Im 19. Jahrhundert lösen sich Belgien und Luxemburg vom Reich, während durch die Reichsgründung von 1871 die Trennung zwischen Deutschland und Österreich erfolgt. Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts bringen immer neue Spaltungen des deutschen Volkskörpers: die Abtrennung von Südtirol, den Verlust der Ostgebiete und die Unterjochung Mitteldeutschlands durch den Kommunismus. Am Anfang all dieser Spaltungen steht die Spaltung im Glauben, die Wurzel und Ursache aller späteren Spaltungen ist. Aber die Glaubensspaltung ist nicht nur Angelegenheit der Deutschen. So sehr sie auch ein deutsches Erzeugnis ist, werden doch eine ganze Reihe von Nationen in diese Spaltung mit hineingezogen, zum großen Teil jene, die wenige Jahrhunderte vorher erst durch deutsche Missionare dem katholischen Glauben zugeführt wurden: Dänemark, Schweden, Norwegen, Island, Finnland, Estland und Lettland, also jene Nationen, die sich heute noch zum Protestantismus der lutherischen Form bekennen. Trotzdem sind heute im 20. Jahrhundert die meisten dieser Nationen noch nicht so lange protestantisch, wie sie einmal katholisch waren. Die Glaubensspaltung mit all ihren Folgen, dem Dreißigjährigen Krieg, dem Niedergang von Handel und Wirtschaft usw. verhinderte, daß sich Deutschland an der Kolonisation und Mission der neuentdeckten Erdteile beteiligte. Zwar gab es immer wieder einzelne große Missionare wie den berühmten P. Johann Adam Schall in China, einer der größten Jesuiten, die in China wirkten; aber im wesentlichen blieb die Mission in jenen Jahrhunderten den rein katholischen Nationen Vorbehalten, vor allem Spanien und Portugal. Die Umwälzungen, die dann die Aufklärung, die französische Revolution und die napoleonischen Kriege mit sich brachten, verwischten dann jedoch die Unterschiede zwischen den rein katholischen und den nur teilweise katholischen Nationen. Im 19. Jahrhundert erholte sich die katholische Kirche in Deutschland, Holland, England und der Schweiz wieder aus ihrem verkümmerten Dasein; gerade aus diesen Ländern, in denen die Katholiken deutlicher die Schätze ihres Glaubens erkannten als in den rein katholischen Nationen, erwuchsen der Kirche zahlreiche Glaubensboten für die überseeischen Missionen; neue Genossenschaften wurden gegründet, zahlreiche Missionshäuser gebaut. 3. Deutschland und die Mission von heute Wenn wir den verhängnisvollen Weg Deutschlands in der Kirchengeschichte vor Augen haben, dann ist die Frage berechtigt, ob wir Deutschen heute noch eine Sendung an die Kirche und mit der Kirche an die noch nicht christliche Welt haben. Gewiß, wir Deutschen haben die Fähigkeit entwickelt, ungefähr alles, was wir aufbauen, auch wieder zusammenzuschlagen. Es wohnt uns eine gefährliche, selbstzerstörerische Kraft inne. Aber woher kommt es denn, daß unser Volk so anfällig ist für jede falsche Lehre? Wenn wir die Irrlehren nicht selber hervorbrachten, dann haben wie sie mindestens zu unserem geistigen Eigentum gemacht. Auflehnung gegen die Kirche, Glaubensspaltung, Aufklärung, Vergötterung der eigenen Nation, Marxismus und Kommunismus sind in ihren schlimmsten Entartungen deutsches Erzeugnis. Wir Deutschen sind großartige Organisatoren. Kein Volk war in der Geschichte so fruchtbar an großen Geistern und Ideen wie das unsere. Deshalb glauben wir auch, daß alles ganz allein von uns abhängt, und daß es auf uns allein ankommt. Der zweite Weltkrieg hat uns urplötzlich aus dieser Illusion herausgerissen. Das Wirtschaftswunder scheint aber schon wieder die Erkenntnis, die wir damals gewannen, zu verdunkeln. Warum haben wir Deutschen keinen Franz von Assisi, keinen Dominikus, keinen Ignatius von Loyola, keinen Franz Xaver hervorgebracht? So sehr wir auf die Südländer auch geringschätzig herabschauen mögen: eins haben sie uns voraus. Sie wissen, daß unser Tun, unsere Leistungen nicht entscheidend sind, sondern daß aller Erfolg davon abhängt, wie weit wir uns Gott überlassen. Und deshalb, weil sie von sich selber nichts, von Gott aber alles erwarteten, haben sie in der Geschichte doch erheblich mehr geleistet als wir Deutschen mit all unserem Planen und unserer perfektionierten Organisation. Alle europäischen Irrlehren hat unser Volk am eigenen Leib erfahren und durchlitten. In diesem Augenblick der Geschichte scheint Gott es zuzulassen, daß die außereuropäischen Nationen eher unsere Irrlehren kennenlernen sollen als die katholische Wahrheit. Und doch hungert keine Zeit so nach der Wahrheit wie die unsere, die so durchtränkt ist von der Lüge; es schreit keine Zeit so nach der Einheit wie die unsere, die so zerrissen und zerspalten ist wie keine Zeit zuvor. Wir deutschen Missionare der Gegenwart können vielleicht deshalb besser noch als diejenigen anderer Nationen Christus in die Welt hinaustragen, weil wir besser als die andern all die Kräfte kennengelernt haben, die sich gegen Christus und seine Kirche erheben. Aber erfolgreiche Missionare werden wir nur dann sein, wenn wir Erfolg oder Mißerfolg Gott anheimstellen und nicht von unserer eigenen Tüchtigkeit erwarten, und wenn wir vor allem nicht all die vielen Glaubensboten anderer Nationen verachten, nur weil sie eine andere Muttersprache sprechen als wir. Das Päpstliche Werk der Glaubensverbreitung in Rom muß in 763 Missionsgebieten unterhalten: 445 Knaben- und Priesterseminare mit 34 000 Seminaristen, 115 000 Katechisten, 160 000 Missionslehrer an 50 000 Missionsschulen, 7000 caritative Einrichtungen; dazu kommt der Bau von Kirchen, Förderung der Missionspresse und vieles andere. Der Hl. Vater kann den Missionsbischöfen nur das geben, was wir ihm in die Hand legen. Die Päpstlichen Missionswerke: a) Werk der Glaubensverbreitung (für alle Erwachsenen) b) Apostel-Petrus-Werk zur Heranbildung einheimischer Priester c) Missionswerk der Kinder (für Kinder bis zur Schulentlassung) d) Priestermissionsbund (für Priester und Ordensangehörige) Begegnung mit der Ostkirche Von P. Adalbert Mohn Unser Heiliger Vater Papst Johannes XXIII. hat wiederholt ausgesprochen, daß sein Herzenswunsch die Wiedervereinigung aller Christen in der EINEN Kirche ist. Wenn auch viele nicht genau wissen, wie der Protestantismus in Deutschland entstanden ist, so weiß doch jedes Kind, worin sich die evangelische von der katholischen Kirche unterscheidet. Früher hatte man in Deutschland von der sogenannten orthodoxen Kirche so gut wie keine Ahnung. Wer kam schon auf einer Reise in ein osteuropäisches Land und dabei in unmittelbaren Kontakt mit Christen der östlichen Kirche? Aber nach diesem Kriege flohen nicht nur viele Deutsche vor dem hereinbrechenden Bolschewismus, sondern auch viele Christen des östlichen Ritus. Dabei kamen wir Deutschen erstmals in der Geschichte mit diesen Christen in Berührung und stellten dabei fest, daß es unter ihnen zwei Gruppen gibt: die meisten von ihnen sind nicht katholisch, sondern „orthodox"; ein kleiner Teil von ihnen, der sich in Sitten und Gebräuchen und in der Gestaltung des Gottesdienstes nicht im geringsten von den andern unterscheidet, ist aber genau so katholisch wie wir. 1. Orthodoxe und Unierte Im Jahre 1054 trennte sich die Ostkirche unter Führung des Patriarchen von Konstantinopel, Michael Cerularius, von der Einheit der Mutterkirche, so sehr sich damals auch der Kaiser des oströmischen Reiches, Konstantin IX., darum bemühte, den Bruch zu verhindern. Es ging, wie so oft, im entscheidenden Augenblick mehr um kleinliche menschliche Streitereien als um weltbewegende Dinge. Der damalige Patriarch von Konstantinopel, der mächtigste Bischof im Orient und das geistige Oberhaupt aller Christen des östlichen Ritus, war eifersüchtig auf den Papst und bestritt ihm den Primat. Tieferer Grund dieser Trennung aber waren die Verschiedenheiten zwischen abendländischer und morgenländischer Kirche. Im lateinischen Westen lebten die Priester im Zölibat, im Osten waren sie verheiratet. Im lateinischen Westen gab es zwar auch verschiedene Liturgien, also auch Unterschiede in der Feier der hl. Messe; aber überall wurde die Messe in lateinischer Sprache gefeiert. Im Osten dagegen gab es eine bunte Vielfalt an Liturgien und eine ganze Reihe offizieller Kirchensprachen: griechisch, altslawisch, arabisch, syrisch, koptisch, äthiopisch, chaldäisch usw. Dadurch hatten sich die Kirchen in Ost und West etwas auseinandergelebt. Im Westen drängte alles zur Einheit; im Osten dagegen wachte man eifersüchtig über die Bewahrung der Vielfalt und aller Besonderheiten. Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, welch bunte Vielfalt es einmal auch im Westen gab. Ursprünglich feierte man in Rom die hl. Messe nicht in lateinischer, sondern in griechischer Sprache. Von Nordafrika her drang dann die lateinische Liturgie auch in Rom ein. Ein letzter griechischer Rest in unserer lateinischen Meßfeier ist das Kyrie. Aber auch in der nach und nach ganz lateinischen Westkirche erhielt sich noch eine bunte Vielfalt. Vor allem die Franziskaner, die die römische Liturgie, d. h. die Meßfeier der Stadt Rom, zu ihrer eigenen machten und in die ganze Welt hinaustrugen, bewirkten, daß sich die Liturgie einzelner Diözesen und Kirchenprovinzen immer mehr dem römischen Vorbild anpaßten. Man mag bedauern, daß auf diese Weise viele altehrwürdige Traditionen in Wegfall kamen. Vom Standpunkt der Weltmission aus war diese durch die Franziskaner bewirkte liturgische Einheit ein großer Gewinn; erhielt doch nur durch die Einheitlichkeit der Liturgie die katholische Kirche das Bild absoluter Einheit. Freilich gibt es auch heute noch einige Reste dieser ehemaligen lateinischen Liturgien. So haben Dominikaner und Karmeliten noch eine teilweise von der allgemeinen verschiedene Meßfeier. In der Erzdiözese Mailand behauptet sich bis auf den heutigen Tag noch der vom Kerala, Indien. Feier der hl. Messe im syro-malabarischen Ritus römischen verschiedene „Mailänder Ritus", und an einigen Orten Spaniens wird die Liturgie noch nach dem moza-rabischen Ritus gefeiert, einem. Ritus, der entstand, als Spanien von den mohammedanischen Arabern beherrscht wurde. In Osteuropa gibt es vor allem zwei Kirchensprachen der Ostkirche: altgriechisch und altslawisch. Altgriechisch sind die Liturgien der Orthodoxen in Griechenland, der Türkei und kleinerer Gebiete in Süditalien, ebenfalls auf der Insel Zypern. In altslawischer Sprache wird die Liturgie in Rußland, der Ukraine, Bulgarien und Serbien gefeiert. Daneben gibt es als Kirchensprache für kleinere Gruppen noch Rumänisch, Ungarisch und Albanisch. Der Bolschewismus hat in der Ostkirche ein furchtbares Blutbad angerichtet, Bischöfe, Priester und Mönche abgeschlachtet und dann versucht, die Reste der Ostkirche sich und seinen Ideen dienstbar zu machen. Jene Teile der Unierten, die in seinem Machtbereich liegen, hat er von der Einheit mit Rom losgerissen. So lassen sich Zahlenangaben nur mit großem Vorbehalt machen. Insgesamt dürfte es heute noch über 150 Millionen von Rom getrennte Ost- christen geben. Die Zahl der mit Rom vereinten, d. h. „unierten“ Ostchristen dürfte etwas über zehn Millionen betragen. Sie leben vor allem in den Gebieten des ehemaligen Österreich-Ungarn, in Süditalien, in Nordamerika, in Südindien („Thomaschristen") und kleinere Gruppen in vielen Ländern Vorderasiens und Nordafrikas. Die stärkste Gruppe unter den Unierten stellen die katholischen Ukrainer mit allein fünf bis sechs Millionen Katholiken des östlichen Ritus. Die von Rom getrennten Christen nennen sich selber „Orthodoxe", d. h. „Rechtgläubige". Sie sind zu unterscheiden von den Irrlehren der Nestorianer und Monophysiten, die sich aus aller-ältester christlicher Zeit bis auf unsere Tage erhalten haben. Nestorianer gibt ös heute nur noch 85 000. Sie leben verstreut in den Ländern Irak, Iran, Syrien und Indien. Die Monophysiten dagegen zählen heute fast noch 15 Millionen Anhänger. Zu ihnen gehören die von Rom [getrennten Aethiopier (acht Millionen), Armenier (3,5 Millionen) und Kopten (zwei Millionen). Josef Stalin war, ehe er sich der Kommunistischen Partei verschrieb, Theologiestudent des armenischen Ritus. Schluß folgt Die scUwavze Biute Erzählung aus der Kongomission Nach einer Aufzeichnung von P. Spiegeleer MSC, gestaltet von Hugo Kocher 14. Fortsetzung Jomono, der Stiefvater, drückte den Daumenabdruck als Unterschrift unter das Papier, dessen Text der Fata vorgelesen hatte. Auch Marga trat heran, aber lächelnd faßte Veronika ihre Hand. „Nicht mit dem Daumen, Mutter, schreib deinen Namen, ich will deine Hand führen", sagte sie. Und mühsam kritzelnd malte Mutter Marga ihren Namen mit Hilfe ihres Kindes auf das wichtige Dokument, das Veronikas künftigen Lebensweg entschied. Konnten in den Büschen im Düster des Waldes keine raubgierigen Tiere lauern? Hatte nicht erst kürzlich ein Leopard eine junge Frau in Doronga gerissen und in das Dickicht geschleppt? Veronika war noch nie so unbesorgt den schmalen Wildpfad entlang gewandert. Sie fühlte sich sicher wie im Schutz einer Karawane. Zuweilen warf sie einen Blick über die Schulter. Ihr war, als vernehme sie hinter sich einen leichten, schwebenden Schritt, als geleite sie ihr Schutzengel selbst auf diesem Pfad zum Glück. Sie ahnte ja nicht, wie nötig sie seinen Schutz hatte. Fast zur selben Stunde, in der sie Doronga verließ, brach auch Elengwa auf, um wieder einen Teil des Brautschatzes abzuliefern. In einem Korb trug er Messer und Fußringe', Pfeile und einige Schmuckstücke für Marga. Ein Bündel Speere hatte er sich über den Rücken gehängt. Sein Schritt war schwer denn kurz hinter Umwani hatte er in einer sumpfigen Senke Beute gemacht. Ein junger Buschbock hing ihm mit schlaffen Läufen über den breiten Schultern. Elengwa dachte an seine Njoli. Keinen Augenblick hatte er ihre Weigerung oder gar ihre Absicht, Schwester zu werden, ernst genommen. Zuweilen stieg ihm freilich der Jähzorn zu Kopf. Hatte er sich je von einem Mädchen so zurückstoßen und so verächtlich behandeln lassen wie von Njoli? Oft genug sah er ihr Bild in roter Lohe. Dann knirschte er mit den Zähnen beim Gedanken an die Demütigungen, die sie ihm angetan hatte. Vor allen Männern und Frauen von Doronga hatte sie ihn abgelehnt, zurückgestoßen. Das sollte sie büßen. Er wollte sie so gefügig machen wie eine Sklavin. Gerade ihr Widerstand war es ja, der ihn so inbrünstig nach ihr verlangen ließ. Er hatte noch kein Mädchen kennengelernt wie diese Njoli-Veronika. Wie er den christlichen Namen haßte, hinter dem sie sich barg wie hinter einem Schild. „Elengwa"! Zwei junge Burschen kamen den Buschpfad entlang gelaufen. Sie taten, als hätte sie nur der Zufall hierhergeführt, und doch hatten sie Doronga verlassen, um ja die ersten zu sein, die Elengwa die böse Kunde brachten. Sie mochten ihn alle nicht leiden, diesen Häuptlingssohn von Umwani, der die andern Burschen so verächtlich behandelte, ständig mit seiner überlegenen Kraft protzte. Jetzt endlich erlitt Elengwa eine Niederlage, und das schönste dünkte ihnen, daß es ein Mädchen war, die sie ihm zufügte, ein Mädchen ihres Dorfes. Elengwa war stehen geblieben. Ein überlegenes Lächeln zuckte um seine Lippen. Mit Beute und Tausch waren beladen mußte ihn jeder Bursche beneiden, der ihm begegnete. Doch mit einem Schlag fiel alle Überheblichkeit von ihm ab. Hörte er recht? „Veronika, Njoli ist heute früh nach Bokela gegangen, Jomono und Marga haben ein Papier unterschrieben. Jetzt darf sie nach Bokote gehen, um dort Schwester zu werden." Elengwa stieß einen Schrei aus, der nicht aus menschlicher Kehle zu kommen schien. Das Fauchen eines beutegierigen Leoparden, das Kreischen einer wütenden Hyäne lag darin. Mit einem Ruck warf er den Bock von seinen Schultern, schleuderte das Speerbündel in den Busch. Klirrend rollte der Inhalt seines Korbes über den Pfad. „Was habt ihr gesagt, Veronika, Njoli ist fort, sie will nach Bokote?" Elengwa packte den Zunächststehenden an den Schultern und schüttelte ihn. Der Bursche stöhnte unter den Griffen des Wütenden, aber er zog die Brauen hoch. „Ja, sie ist fort unter dem Jubel aller Christen von Doronga, sie wird Schwester!" Hoheu, dieser Triumph war den langen Marsch wert. Die beiden Burschen schlugen sich klatschend auf die Schenkel, sie stießen Schreie aus, wälzten sich im Gras, als Elengwa, ohne sich länger aufzuhalten, davongestürmt war. Von Dornen zerkratzt, mit zerfetztem Lendentuch, nach Atem ringend erreichte Elengwa das Dorf. Sein Körper glänzte vor Schweiß. Aus allen Hütten liefen Frauen und Mädchen, auch die Männer umringten den Häuptlingssohn aus Um-wani. Welch ein Tag großer Ereignisse! Man würde noch lange davon sprechen und erzählen können. Elengwa hatte Jomono entdeckt, der sich hinter dem Rücken Kambas zu verstecken suchte. Er war, seitdem er seinen Daumenabdruck unter das Papier gesetzt hatte, die Beklemmung nicht mehr losgeworden. Mit einem Sprung stand Elengwa vor ihm, packte ihn, brüllte ihm seine Wut ins Gesicht. Schrecklich šah der Bursche aus, die Augen traten ihm aus den Höhlen, Schaum stand ihm vor dem Mund. „Wo ist Njoli? Wo ist Njoli?" keuchte er. „Gib sie heraus oder ich erwürge dich.“ Jomono versuchte sich seinen Griffen zu entwinden. Er stöhnte, rief die Männer von Doronga zu Hilfe. „Wer bin ich, daß ich einem Mann wie dem Fafa widerstehen könnte. So höre doch. Groß ist sein Zauber. Ich habe es selbst gesehen, wie er die Zähne aus dem Munde nahm und wieder einsetzte. Groß ist seine Macht, noch größer die seines Gottes. Hüte dich Elengwa, daß dich sein Fluch nicht trifft." Elengwa stieß ein Gebrüll aus, riß Jomono zu Boden. Ineinander verbissen wälzten sie sich am Boden; doch nun griffen auch die anderen Männer zu, allen voran Makangwa, der Schmied, und Kamba, der Häuptling. Sollten sie es mitansehen, wie ein Bursche aus einem Nachbardorf vor ihren Augen einen der Ihren erschlug? Ein kämpfender Knäuel bildete sich, von schreienden Frauen und Kindern umgeben. Elengwa, seiner selbst nicht mehr mächtig, schlug um sich, trat mit den Füßen, schnappte mit schäumendem Mund nach seinen Bedrängern. Endlich lag er erschöpft, erschlafft auf dem Boden. Jomono stand bereits wieder auf den Beinen und winkte einem Knaben, ihm seinen Speer zu bringen. Doch es war nicht mehr nötig. Elengwa dachte nicht mehr an Kampf. Stöhnend erhob er sich, sah sich im Kreise um. Er sah in manchem Gesicht hämische Schadenfreude und begriff, daß er für alle Zeiten lächerlich wurde, wenn er jetzt nicht rasch handelte. „Wo ist Njoli?" keuchte er und raffte seine Waffen auf. Er wartete auf keine Antwort. Mit geschwungenem Speer raste er auf die Umstehenden los, brach sich eine Gasse und flog in langen Sprüngen durch das Dorf. Schon bog er in den Buschpfad ein, der nach Bokela führte. Makangwe biß sich auf die Lippen. Seine Ohren wackelten vor und zurück. Er wußte nur zu gut, daß es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre, den Wütenden zurückzuhalten. Aber wenn er sich jetzt einmischte, dann konnte daraus eine jahrlange Feindschaft zwischen Doronga und Umwani entstehen. Schließlich war Elengwa der Sohn eines Dorfhäuptlings. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß ja Veronika im Schutze Gottes und aller Heiligen stand. Sicherlich würde ihr nichts Böses geschehen. Während noch alles aufgeregt durcheinanderschwatzte, schlich sich der alte Onga in seine Hütte. Er hatte es eilig. Hämisch grinsend bereitete er einen Zauber, der Veronika lähmen, zurückhalten sollte; und einen zweiten, der Elengwas Schritte beflügeln mußte. Hatte er in der Hast die Töpfe verwechselt, aus denen er die Kräuter und das Pulver holte, die er in das Feuer warf, ver- wirrte irgend ein böser Geist seine Gedanken? Genug, das Merkwürdige geschah. Elengwa, der doch alle Pfade im Urwald kannte, verirrte sich. Wie alle Negerwege lief auch der, dem er folgte, in weiten Windungen gemächlich dahin. Er wollte einen Bogen abschneiden, geriet in einen Sumpf, und kaum hatte er ihn hinter sich, als die Erde unter ihm nachgab. In seiner Erregung hatte er zu wenig auf seine Umgebung geachtet. Mit einem Wust von brechenden Ästen, Blattwerk und Erde stürzte er in eine Fallgrube. Vergebens versuchte er im Sprung den oberen Rand zu erreichen. Immer wieder stürzte er zurück. Mühsam mußte er sich mit dem Speer Stufen in die Erdwand graben, ehe es ihm gelang, sich emporzuschwingen. Erschöpft lag er im Grase, und die Nacht überraschte ihn mitten im dichten Gestrüpp. Aber er dachte nicht daran die Verfolgung aufzugeben. Im ersten Morgendämmern suchte er den verlorenen Pfad wieder auf und trabte unermüdlich und ausdauernd in der Richtung nach Bokela durch den Wald. Kaum daß er sich einmal die Zeit zu einem Trunk nahm. Seinen Augen, in denen etwas von der Blutgier eines Leoparden funkelte, entging keine Bewegung. Schritt dort nicht ein Jägertrupp? Elengwa rief den Männern eine Frage zu. Ja, gestern hatte Veronika in ihrem Dorf genächtigt. Sie war früh am Morgen wieder aufgebrochen und sicher schon nahe am Lomela. Elengwa knirschte einen Fluch und lief weiter. Schluß folgt Eine Geißel der Menschheit Eineinhalb Millionen Leprakranke sind geheilt „Zwölf Millionen sind immer noch ohne jegliche Hilfe, ohne Pflege, ohne Liebe!" Diese Zahlen nannte der Franzose Raoul Follereau, der Begründer des .Welttags der Leprakranken", der am 28. Januar 1962 zum neunten Male begangen wurde und den 116 Länder durchführten. Mit einem geradezu beispielhaften Einsatz hat sich Follereau in den vergangenen Jahren mit all seiner Kraft für die Leprakranken eingesetzt und gezeigt, was die Kraft und der Mut eines einzigen Mannes vermag, der nichts ungeschehen läßt, um die Welt aus ihrem Schlaf wachzurütteln und sie auf eine Eiterbeule in der menschlichen Gemeinschaft hinzuweisen. In seinem „Aufruf an die glückliche Jugend der Welt", den er aus Anlaß des IX. Welttags der Leprakranken erließ, sagte er unter anderem: „Eines Tages, als ich in Asien war, wurde ich zu einer im Sterben liegenden .Leprakranken' gerufen. Sie war jung — 22 Jahre —-, von überdurchschnittlicher Körpergröße. Ich sah, selbst unfähig zu helfen, sie in kleinen Zuckungen ihr erbarmungswürdiges Leben aushauchen. Als sie tot war, hatte ich den seltsamen Wunsch, sie zu wiegen. Ich nahm das noch warme Knochenbündel auf den Arm und trug es auf die Waage. Die Leprakranke von 22 Jahren wog 20 kg . . Ihr wißt jetzt, woran sie gestorben ist. Ich war darüber unbeschreiblich entsetzt und empört, aber man sagte mir: ,Dies ist so, seit Anbeginn der Welt. Sie werden daran nichts ändern können. Es ist unmöglich.’ Unmöglich? Unmöglich ist nur, daß Ihr und ich noch essen können, daß wir noch zu schlafen und zu lachen vermögen, obwohl wir wissen, daß es auf Erden Frauen gibt, die sterben, weil sie nur 20 kg wiegen... Dies ist aber nur eine schreckliche Ausnahme, denkt Ihr vielleicht, um so zu versuchen, die Tatsache abzuschütteln. Sehen wir weiter. Leprakranke? Im 20. Jahrhundert des Christentums bin ich auf sie gestoßen, im Gefängnis, bei den Irren, einneschlossen auf einem unbenutzten Friedhof, ich sah sie irgendwo in der Wüste, hinter Stacheldrähten und Wachtürmen, die mit Maschinengewehren bestückt waren. Leprakranke? Ich habe sie gesehen, nackt, ausgehungert, schreiend, hoffnungslos. Ich habe ihre Geschwüre gesehen, wimmelnd von Flie- St. Liborius, Bischof yon Le Mans, Patron des Erzbistums Paderborn Wie kommt es eigentlich, daß ein französisches und ein deutsches Bistum durch mehr als tausend Jahre, trotz innerer und äußerer Kämpfe der Völker untereinander, sich die Treue hielten und heute noch aufs engste miteinander vereint sind? Sie danken es einem Bischof, der zugleich Missionar seiner Heimat war und durch dessen Reliquien sich ein anderes Bistum das Wunder der Bekehrung erhoffte, erflehte und auch erhielt. Liborius, so hieß dieser Bischof, wurde wohl im Jahre 348 Bischof von Le Mans. Als er den Bischofsstuhl bestieg, war der Glaube weithin in seinem Bistum noch nicht verkündet, und auch, wo das Wort Gottes ausgesät war, da konnte es nicht recht gedeihen und Früchte bringen; denn noch allzu stark blühte das alte Heidentum auf dem Lande. So übernahm der neugeweihte Bichof keine leichte Aufgabe. Aber er war gerade der rechte Mann am richtigen Platz. Er ging hinaus auf das Land, predigte, fällte die Eichen der Götzen und machte den rituellen Dienst der Druiden zuschanden. An die Stellen ihrer Götzeneichen stellte er das Siegeszeichen Christi, das Kreuz, und feierte dann den Gottesdienst mit einer Pracht, wie es diese Menschen noch nie in ihrem Leben gesehen hatten. Siebzehn Kirchen errichtete er in seinem Gebiet und gab ihnen persönlich die Weihe. Freilich wußte er, daß seine Arbeit nicht von Dauer sein werde, wenn er nicht auch die nötigen Mitarbeiter ausbilden und jene an gen, die schmutzigen Löcher, die ihnen als Wohnstatt dienten, die leeren Apotheken und die Wächter mit ihren Gewehren. Ich habe eine unvorstellbar grauenvolle Welt gesehen, eine Welt voll Schmerzen und Verzweiflung. Wird dies so bleiben? Lassen wir 15 Millionen Menschen sterben und hinfaulen, die man pflegen, retten, heilen könnte? Das ist das Problem. Dies ist die Frage, die Ihr beantwor- diese Orte schicken würde — denn von der Nacharbeit hing ja alles ab. So sorgte er sich vor allen Dingen um seine Domschule, gab ihr gute Lehrer und erteilte Anweisungen für die Heranbildung des jungen Klerus. Das gemeinsame Chorgebet machte er seinen Priestern und Alumnen zur Pflicht. Als der Bischof Liborius am 9. Juni 397 starb, hatte er ein fruchtbares Leben hinter sich. Sein Bistum war christlich. St. Martin von Tours hatte ihm beim Sterben beigestanden und bettete ihn auch zur Ruhe. Sein Volk aber erkannte, welchen Bischof es verloren hatte. Es betete nicht für ihn, sondern zu ihm und fand Erhörung: Dieser Ruf des Heiligen verbreitete sich rasch über sein Bistum und sein Land hinaus. 400 Jahre noch darnach war das Wirken dieses heiligen Bischofs in aller Munde. Daher erbat sich Bischof Badu-rad von Paderborn die Reliquien dieses Heiligen, damit er auch in seinem Lande solche Wunder im Tode vollbringe, wie er sie im Leben in seinem eigenen Bistum gewirkt hatte. Gerne willfahrten die Bewohner von Le Mans diesem Wunsche nicht. Doch da sie den Wunsch des Bischofs einsahen, schlossen sie mit Paderborn ein Bündnis, das noch bis heute besteht. Bald nach dem Jahre 1000 wurde Liborius zum Patron der S'adt und des Bistums Paderborn erklärt. Seit dem 11. Jahrhundert feiert die Kirche von Paderborn sein Fest am 23. Juli. Oskar H o f m a n n MFSC ten müßt — Ihr selbst — und nicht die andern. Es geht nicht darum, sich eben mal eine Träne wegzuwischen; das ist zu schnell getan. Auch nicht darum, einen Augenblick lang Mitleid zu haben, das ist zu einfach. Es geht darum, sich dessen bewußt zu werden und nicht alles einfach hinzunehmen. Die Welt hat Hunger nach Brot und Liebe. Laßt uns handeln!" Li ange schon streift unser Poko um das Flugzeug mit dem Koko, und er überlegt voll List, was damit zu machen ist. Niemand zeigt sich weit und breit, alles liegt in Einsamkeit, und da fassen beide Mut. Wartet nur! Das geht nicht gut! Poko steigt als erster hoch. Koko aber wartet noch; doch dann sieht er ihn nicht mehr, und so steigt er hinterher. Wie zwei alterfahrne Hasen, die schon oft am Steuer saßen, sitzen sie in der Kabine und bewundern die Maschine. Wieviel Hebel gibt es da! Uhren, die noch nie man sah! Poko drückt mal hier, mal dort. Koko schaut und sagt kein Wort. Plötzlich dreht sich der Propeller, und er dreht sich immer schneller, und ein fürchterliches Brummen, das will einfach nicht verstummen. Poko ist entsetzt und zieht alle Hebel, die er sieht, und erblickt in seinem Schrecken vor sich einen schwarzen Stecken. Und er zieht an jenem Stock, da bemerkte er — welch ein Schock! — daß die Erde sanft sich neigt und das Flugzeug langsam steigt. Und so fliegen sie im Kreise. Doch nicht lange währt die Reise, denn nun geht es scharf nach unten. Viele Menschlein sieht man drunten. Alle winken mit den-Händen, doch hier kann man nichts mehr wenden; denn der Sturz wird immer jäher, und die Erde, die kommt näher. Plötzlich tut es einen Krach, beide Sitze geben nach, und im Gras sieht man sich wieder, und es schmerzen alle Glieder. Droben aber hängt im Baum, von der Erde sieht man's kaum, ein Gerippe fürchterbar, welches einst ein Fluqzeuq war. ADAM Jährlicher Bezugspreis: DM 3.---- S. 15 — Lire 500 Einzahlung : Deutschland: Missionshaus Josefstal, Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 862 11 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland, Bres-sanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu, Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung: P. Edmund Schümm, Missionsseminar Ritterhaus, 699 Bad Mergentheim (Württ.), Postfach 266 Druck: Schwabenverlag AG, Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern. Br. Gottfried Oberstaller P. Andreas Nagler Einen doppelten Verlust hat die Diözese Lydenburg in Südafrika erlitten: Am 31. August starb Br. Gottfried Oberstaller, am 8. September P. Andreas Nagler — zwei Missionare, die sich mit Leib und Seele der Arbeit im Weinberg des Herrn verschrieben hatten. Br. Gottfried Oberstaller wurde im Jahre 1897 in Taisten, Südtirol, geboren. Im Herz-Jesu-Missionshaus in Milland machte er das Noviziat und legte 1924 die Ordensgelübde ab. In den folgenden Jahren arbeitete er in den Missionshäusern der Kongregation in Milland, Graz, Ellwan-gen und Bamberg. 1935 kam er in die Mission nach Südafrika, wo er sein Können als Koch und Gärtner in den Dienst verschiedener Misionsstationen stellte. Mit Eifer ging er seinen priesterlichen Mitbrüdern zur Hand, wo er konnte. In der Zulu-Sprache hatte er es so weit gebracht, daß er vorbeten und auch kleine Ansprachen halten konnte. Gern hätte er sein Lebenswerk gekrönt mit dem Bau des Kirchleins in Bad-plaats. Doch bevor er den Bau vollenden konnte, rief ihn der Herr zu sich. Während der Arbeit fühlte er sich nicht wohl, ruhte etwas aus und verschied. Sein Wunsch, mitten aus der Arbeit von Gott abberufen zu werden, war in Erfüllung gegangen. P. Andreas Nagler, 1927 in Unterschneidheim bei Ellwangen geboren, machte die Gymnasialstudien in Ellwangen, die Theologiestudien in Bamberg und wurde hier 1955 zum Priester geweiht. Bis 1958 war er im Missionshaus Maria Fatima bei Graz als Präfekt und Lehrer tätig. Dann kam er in die südafrikanische Mission, wo er sich mit jugendlichem Eifer ar. die Arbeit machte. Zuletzt war er Rektor der Missionsstation Maria Trost. Hier erhielt er in der Nacht vom 7. auf den 8. September einen Telefonanruf aus Sabie, ein Katechist liege im Sterben. P. Nagler fuhr sofort ins nahe Lydenburg, wo der für Sabie zuständige Seelsorger, der kanadische Weltpriester Germain Arsenault, wohnte. Dieser wollte allein fahren und P. Nagler wieder heimschicken. Vergebens. P. Nagler wollte unbedingt mitfahren. Ungefähr zwölf Meilen von Lydenburg entfernt kam der Wagen ins Schleudern, vermutlich wegen Reifenschaden, und stürzte einen hundert Meter tiefen Abhang hinab. P. Nagler wurde aus dem Wagen geschleudert und tödlich ver-leizt. Pfarrer Arsenault, der nur leicht verletzt war, spendete dem Sterbenden noch die Absolution. In Maria Trost wurde P. Nagler im Beisein des Bischofs Reiferer zur letzten Ruhe gebettet. In seiner Heimatgemeinde Unterschneidheim wurde für ihn das deutsche Totenoffizium und das Requiem gehalten. Titelbild : Die Sprache des Kreuzes verstehen Menschen jeden Alters, jeder Rasse Unsere Bilder: G. Klose 2, K. Krapf 1, A. Mohn 1, A. Starker 3, P. Zeifang 4, Fides 2, Joos 1, pbp Bretzl 1, SAP Walther 2. Japanische Kinder in einem Festzug