für ^ ^^S^ Vaterlands Kunst^ Wissenschaft und geselliges Heben. Vkedigirt von Leopold Kordesch. ^H/? F. ' Dinstag dcn 2. Jänner HOAO. Von dieser Zeitschrift erscheine,, wöchentlich zwei Nummern. Dinstag unb Tamstaq. Der Preis t>es Blatt.Z iit im Comptoir g<,njiähr,g 3 fl. . halb« jädric, l si. 20 kr. Durch t>i? Poss ganzjährig !» st , halbjähric, 2 fl. ei Dir ein. Und wer seii, Lieblini, immcrfort will seyn, D>h' Kopf s'Y finster, ssänsedumm u»d hohl. Was schadet es, wenn nur s.in Veutcl voll. Je weiser ader und je aufgellärt^r, Je wifsi'lischafllicher und je geehrter Du Dich bemühst zu seyn. um deslo mchr Entfernst Du Dich vom Glück und es ist schwer Fortunen's Wa^en jemals zu erreichen, Fehlt auf der Slirnc Dir der Dummhnt Seichen. Der Narr und Dümmling aber. traun! sie finden, Und ließii, s,,, ^ Augen sich verkinten, Was sie nur j,,,.^ wünschen j^.s Mal Und Weizen blül'i dc„ E»eln ül-erall. Bedenk' diesi wohl. mei„ Freund und - drum, Ich lüie tich! scy dumm! — L^ib^H amSy!uesterad>.nd 1858. Leopold Kordesch. Die Pariser Garde mobile! «Zhar.ikccrskizzc d.r Paris.r Gamins. oT^er PlU-isel G^nni, ist m, Typus. Alle Welt wclst es, das; er di^' Lclttc in-ckc nnd in's F^l^r gchr, dl?n D.i-men dei- Halle die Eierkoibe zeidriickc und dabei thut, als ob er emen Krahfuß machte; die ?llte,,wenn sie schilt, auslacht, wein, sie aber weint, mitwemend lim Verzeihung bittet. Er hat sich fti>. s^,^ letzten zwei Sous eine irdene Pfeife ge. kauft, um auf dmi Bonleoard den Mann zu spielen; du drangst dich ^^ ,-^ ^»,bei, nm in's Theater zu kommen, und zerbrichst ih„, z,.^. ^^.,'s^ ^ 5^ ih„i der Mund verletzt wird. Du sagst: »l'n,-(lm, ^s»i.8i(,>ll!'," er antwortet, zwischen Schmerz und (3>g,„!i,b^ schwebend: »I! n'^ 2 P38 l!« mal, Mol^ieur," und wem, dir dann an der Theatercasse ein Geldstück auf die Erde fällt, rafft er dir's auf und nimmt kein Trinkgeld an. Entschuldigst du dich aber nicht, dann nimm dich in Acht: dann schimpft er, aber nicht grob, nicht tölpelhaft nennt er dich, nein dumm: l)6l6. Am 23. Februar Nachts war ich mit einem Freunde auf dem Boulevard. Das Gemetzel am Hütel Guizor's hatte die am Tage dort zusammengedrängte Bevölkerung in die Vorstädte getrieben, wo sie Verrath schrie und zu den Waffen rief. Nur einzelne Gruppen standen hier und da und erzählten sich das schreckliche Eieigniß. Ein Volkshaufen zieht vorbei, einen großen Wagen voll Leichen in der Mitte, Bunte Laternen sind an einer Stange vor dem Wagen aufgehängt, auf jeder Ecke desselben stehen Menschen mir aufgeschiirzten Ärmeln und beleuchten die blutigen Leichen mit ihren Fackeln. Der Wagen verliert sich in der Vorstadt, man sagt Bäume um, legt sie quer über die Straße, reißt das Pflaster auf, und vornehme Leute, die auä Soirüen kommen, gehen mit Handschuhen an den Händen mit an's Weik. Um zwei Uhr Morgens bekommt die Gesellschaft Hunger; ein altes Weib, Wurst und Brot im Korbe, bietet ihre Ware an; wer Geld hat, kauft. Ein Bursche von etwa vierzehn bis fünfzehn Iah-ren verlangt eine Semmel; er hält sie schon in der einen Hand und reicht der Alten mir der andern einen Sou hin. »Zwei Sous, mein lieber Herr, zwei Sous! Sie können doch nicht verlangen, daß ich Nachts umsonst herumziehe; ein Sou ist der Bäckerpreis und einen muß ich am Stück verdienen." Der junge Mersch legt die Semmel wieder in den Korb und dreht der Alten den Rücken. Er hatte eben mir einen Sous und außerdem nur noch Hunger. In dieser Gewißheit wollte ich einen Sou zulegen, da sah der junge Mensch mich groß an und sagte: »Nicht doch, ich habe Geld bei mir, aber die Alte ist zu theuer mit ihren pßlils p»il!8." Ich kann nicht behaupten, daß er hungrig schlafen ging, denn er ging diese Nacht wahrscheinlich gar nicht schlafen. So sind diese Gamins. Aber sie haben auch noch andere Eigenschaften. Wenn das Volk auf die Soldaten schießt, weil diese den Posten am cllä!««»« ll'ygu nicht räumen wollen, klettern die Gamins auf's Dach und zünden das Haus an. 7 2 - Der 24. Februar kann das bezeugen; vielleicht war mein Hungerleider auch dabei. Man hatte den Muth der Migen Leute kennen gelernt, man kannte aber auch ihren Hang zum Müßiggang, lind wenn dieser überhaupt aller Laster Anfang ist, so ist er es in Revolutionszeiten noch mehr. Man kam daher auf den Gedanken, dieser kernigen Jugend die Hülle des republikanischen Soldaten zu geben, aus den Umhertreibern der Revo-lution Jäger der Republik zu machen. Duoivier, der brave General, der im Juni-Aufstand den Tod fand, dem er in Afrika hundert Mal getrotzt hatte, nimmt die Organisation einer Mobilgarde aus Freiwilligen auf sich, und in wenigen Wochen stehen vier und zwanzig Bataillone unter den Waffen. Nun hatte man ein Bild der eigenthümlichsten Art vor sich: junge, wilde Bursche in Blouson, die das Waffenhandwerk wie eine Spielerei betrachteten, aber Herzen, die noch der Selbstver-läugnung fähig sind, bei denen der Lebensgenus; die Liebe zum Leben noch nicht zur Quelle der Feigheit gemacht hat. Die Bataillone wählten ihre Führer selbst, und so ist es nicht selten, daß die gemeinen Freiwilligen ihre Officiere dutzen. — Hier eine Wahlscenc: —Es handelt sich um den Com-, Mandanten des neunzehnten Bataillons; die Gardisten sind in der Kirche der »jungen Blinden" im zehnten Arrondissc-ment versammelt und haben zwischen zwei Candidatcn, den Officieren der Linie Lemaitre und Eviol, zu wählen. Ganz unerwartet wird den jungen Leuten vom Maire angezeigt, daß sie weder den einen, noch den andern wählen könnten, da ihre Fühler alle Freiwillige seyn müßten. Da tritt ein junger Mann vor und spricht den Maire folgendergestalt an: «Ich bin Officier der Armee, aber Gefühle der Freundschaft für diese jungen Leute veranlassen mich, Sie zu bitten, mich als gemeinen Soldaten unter sie zu lassen." Der junge Mann war eben einer der Candidaten, der Capitän Lemaitre. Ein Schrei des Enthusiasmus entsteigt der bewegten Masse, Thränen fließen, und Lemaitre wird Commandant des Bataillons. Ein Kaleidoskop ist nicht bunter, als diese ersten Nevo-lutionswochen. Bald ist das Bild regelmäßig, bald unregelmäßig. Die Garde mobile, noch in Blousen, zieht vor den erzbischöflichen Pallast und bittet um die Weihe ihrer Fahnen. Ein junger Mann tritt vor und spricht: »Monseigneur, die Soldaten der Mobilgarde vertrauen fest auf den Gott, der Frankreich von den Ebenen von Tolbiac bis zu den Schlachtfeldern des Kaiserreichs beschützt hat. Die Fahne ist die Kirche des Regiments: wir bitten Sie, sie zu segnen. Von Ihnen geheiligt, wird sie in der Schlacht nie unterliegen; wir werden sie hoch und aufrecht ohne Mackel und ohne Verrath tragen, und zwar eben so gegen den äußern Feind, wie gegen die Rebellen im Innern. Monseigneur, segnen Sie unsere Fahne, es ist die des Vaterlandes. Es lebe Frankreich!" — »Ja, es lebe Frankreich!" antwortete der Erzbischof. »Es ist das vom Herrn bevorzugte Land, denn es ist das Land der Heiligen, der Helden und der Märtyrer. Ich dank' euch, Kinder, daß ihr mir eure werthe Standarte gebracht habt, damit meine zum Himmel empor- gehobenen Hände den Segen Gottes der Heerschaaren auf sie herabrufen können. Ihr wißt, das Kreuz ist ein unüberwindliches Symbol-, bewahrt es in euren Soldaten- und Christenherzen, es wird euch zum Siege führen." Und darauf sprach er die Segensformel aus. Die jungen Soldaten sehnten sich darnach, endlich die Uniform anthun zu dürfen. Am Tage vor dem Feste der Verbrüderung begab sich das vierte Bataillon zu seinem Chef, Thunot, und äußerte den Wunsch, am nächsten Tage nicht bei der Feier erscheinen zu dürfen. Die Eitelkeit hatte bei ihnen die Oberhand gewonnen, sie wollten nicht in den zerrissenen Blousen auftreten. »Nun," erwiederte der Commandant, »damit ihr seht, daß ich mich eurer nicht schäme, werde ich diese Epauletten morgen ebenfalls über einer Blouse tragen." — »Nicht doch, Commandant," fiel schnell Einer von ihnen ein; »die Uniform steht Ihnen gar zu gut; behalten Sie dieselbe, wir wollen auch unsere behalten, und da Sie uns so gut gesagt, daß nicht das Kleid, sondern das Herz den Soldaten mache, werden wir morgen beim Feste erscheinen." — Wenn sie so in ihren Blousen crercirten, sagten die gaffenden iungen Mädchen: »Wenn das Alles erst einmal eingekleidet ist!" Und die schmächtigen sechzehnjährigen Gestalten, von denen die meisten noch nie einen Rock getragen hatten, freuten sich auf diesen Augenblick wie die Kinder. Am Verbrüderungsfest bewunderte man allgemein die soldatische Haltung der jungen Garde, die mit der Linie und Nationalgarde unter dem Triumphbogen desilirte, wo,auf einem Gerüste die Regierung und die Behörden der Stadt saßen, um ihnen die neuen Fahnen zu übergeben. Sie schwu-ren »im Namen Gottes und des Volkes, immer die Fahne der Republik vertheidigen zu wollen." Als sie montirr waren, schien ein neuer Geist in sie gefahren zu seyn. Die Bursche marschirteu jetzt mit mehr Selbstbewußtseyn, und da ihr Sold, dreißig Sous täglich, den der gewöhnlichen Soldaten weit übersteigt, machten sie, wie man in Paris sagt, ihre eml»m'i'38. Nur das verdammte regelmäßige Einrücken in die Cascrne am Abend, just im Frühjahr, wenn das Maiwetter auf den Scraßen liegt! »«Vom gt; sein Bart ist frühzeitig grau geworden, aber seine Körperkraft blieb ungeschwächt und er gilr noch immer für ben gewandtesten Bergsteiger und trefflichsten Reiter im Kaukasus. ^' barem Gelde besitzt er wenig oder gar keine Schatze. "d"n hat ^ allerdings die C'rhebung einer regelmäßigen ^euer eingeführt, und, um seinen Befehlen überall Gel-U"g zu verich^ff^ ^m er nicht selten gransam auf. Seine '"'^ ^"'^'" ^waffnecei, Scharfrichter begleiten ihn gewöhnlich zu den Nathsversammlungen und wehe denen, die gegen se.ne Plane etwas einzuwenden haben. In der größten Gefahr war er, als General Gra b be sein Felsennest erstürmte. Als die Nusscn in diese Burg eingedrungen, waren sie noch minier nicht die Herren des Ganzen, 'denn an den jähen Abhängen befanden sich in Felsen gehauene Wohnungen, zu denen man zum Theil nur durch Strickleitern gelangen konnte. Nach einigen Tagen kamen die Inhaber derselben, abgezehrt zu Skeletten, von selbst zum Vorschein, und sie konnten vor Erschöpfung keinen Widerstand leisten Aber weder unter den Todten, noch unter den Gefangenen befand sich Schamil. Dem russischen General war einige Tage vor der völligen Eroberung der Veste gemeldet weiden: Schamil gedenke an einer gewissen Stelle an Stticken sich herunterzulassen und zu eutfliehen. Zuverlässige Manner mußten sich deßhalb in der Nahendes angegebenen Ortes verstecken, und gegen Mitternacht hörten sie wirklich Gerausch. Ein Mann wuide an einem Stricke angebunden herabgelassen; nachdem er sich losgebunden hatte, sah er sich ängstlich um, und gab ein Zeichen. Der Strick brachte eiuen zweiten und einen dritten Kaukasier herab, von denen der eine in weißer Kleidung ganz das Ansehen Schamils hatte. Als sie entfliehe» wollten, brachen die Russen aus ihrem Versteck hervor, nahmen sie gefangen und führten sie jubelnd in das Zelt des Generals, wo es sich aber ergab, daß man sich doch getäuscht hatte. Der wirkliche Schamil war gleich darauf an deiselben Stelle, nachdem alles wieder ruhig geworden, erschienen und harte sich an einem zweiten Stricke in das tiefe Thal herabgelassen, von wo er entkam. Feuilleton. Kossnth's Gharaktcristik. — Kossuth mag an die vierzig Jahre zahlen; er hatte in der Jugend einnehmende Gesichtözüge, jetzt ist er durch unausgesetzte Aufregung gealtert, sein Gesicht ist eine Ruine, nur das Auge blitzt unheimlich; die Gestalt schmächtig, die Stimme stark und wohlcönend. In ruhiger Beraihung, unter Wenigen, wo Verstand nnd Wissen entscheiden, ist er unbedeutend; seine Beredsamkeit wird aber groß, wenn er Massen vor sich hat; dann regt er die Leidenschaften auf, furchtbar, wie der Orkan das Meer aufpeitscht. Er ist der größte lebende Volksreoncr, Sein positives Wissen ist gering. Wenn er Wissenschaft, wen er Talent biauchr, läßt er sich von seinen Anhängern Aus-arbeicungen liefern, die er dann benützt. Er hat die Fehler des magyarischen Charakters in höchster Potenz: ungeregelte Phantasie und Selbstüberschätzung. Sein Talent ist zerstörend, niederreißen kann er, wie Niemand, besser etwas gründen als er kann Jeder. Er ist ein politisches Erdbeben. Er hält sich für den ersten Finanzmann der Welt, versteht aber von Finanzen gar nichts. Louis Napoleon. — Ohne seinen treuen Hund Ham wäre Louis Napoleon vielleicht nie wieder nach Paris gekommen und hätte somit auch nie die Aussicht erlangt, Präsident der französischen Republik zu werden. Als der Prinz nämlich auf seiner Flucht aus der Festung Ham (von welcher der Hund seinen Namen hat) auf den letzten Hof kam, wo die Hauptwache ist, war der Hund bei den Soldaten, die über seine Sprünge lachten. Ein gewöhnlicher Hund würde nun sogleich auf seinen Herrn hingesprungen seyn und ihn durch seine Liebkosungen verrathen haben. Hain war nicht so dumm; er that, als kenne er seinen Herrn nicht, da er schon zugegen gewesen war, als dieser die Verkleidung angelegt halte, gleich als Habs er errathen, was geschehen solle. Er beschäftigte sich also fortwährend mit den Soldaten und so schritt der Prinz unangefochten hinaus. Eine Stunde später aber hörte derselbe hiucer seinem Wagen, indem er der Gränze zueilte, lustig bellen, denn sein getreuer Ham war auch entflohen und ihm nachgelaufen. 4 Den Prinzen Louis Napoleon — umgeben bereits die Vorboten künftiger Macht und Herrlichkeit; er hat Schmeichler und man macht Earicacuren auf ihn. Letztere sind eben so grob und gemein^ wie die Zerrbilder auf Louis Philipp und früher auf Carl X. Zum Träger der Sa-tyre hat man nicht) Geschcidteres gefunden, als einen Esel. Bald sieht man den Prinzen mit langen Ohren, wie er eine Proclamation an die Mauer klebt, und der Kaiser schaut mit einem Fernrohr auf ihn aus den Wolken herab und spricht: »Mein Neffe macht wieder dumme Streiche." Bald ist es ein Esel, der die Stiefel, den Oderrock, Hut und Degen des Kaisers auf dem Nucken hat mit der Inschrift: »l^.'än6 9«lX rolilzil68," eine Aiüpielung auf die bekannte Fabel Lafontain e's. Dann wieder schwebt ein ungeheurer Eselskopf in den Wolken, das Volk schaut staunend und jubelnd zu ihm empor, und darunter steht geschrieben: »das geistreichste Volk der Erde." Ein anderes Blatt zeigt den Prätendenten auf einem Käfig, in dem ein Aoler sitzt; der Präten-dem ist klein und unscheinbar, im Costüme Napoleons, das viel zu grof; für ihn ist. Am erträglichsten ist noch die Caricacur, die ihn als Eonstabler darstellt, wie er eine Heerde Esel die Nevue passiren la'i^t, die alle nur von hincen sichtbar si!,d; sie stellen die Commissäre vor, welche der Prinz, im Interesse seiner Eandidamr, in die Departements schickte. Es ist die Parodie des Bildes von Naffael, welches eine Musterung der kaiserlichen Garden durch Napoleon darstellt. Dzumy. '— Norddeutsche Blätter sprechen von einem ganz neuen, höchst unangenehmen G^sch^e, mit welchem uns Rußland bedroht. Noch sind die Wehen der Cholera nicht überstanden, und schon verbleiter sich drüben eine neue asiatische Krankheit, welche »Dz u my" genannt wird. Diese Seuche, von Rußland kommend, soll sich bereits in War-schau gezeigt haben. Sie offenbart sich in weißen Blattern, die. auf dem ganzen Körper des Erkrankten hervortreten und rassr ihre Opfer mir weit größerer Schnelligkeit hinweg, als die Cholera. Semmerinss. — Dr. Ghega hat die Riesenauf-gabe gelöset, deu Semmering, dieses Haupthindernis; auf der Gloggnißerbahn, ganz einflußlos zu gestalten. Es soll die Bahnlinie durch das Reichenauerchal über die bekannten ro-»nautischen Allitzgraben auf den Semmcring gezogen werden. Papierkorb des Amüsanten. Ein Landstreicher fand einen Handwerksburschen am Wege neben seinem Reisebündel eingeschlafen lind nahm letzteres mit sich. Der Erwachte erblickte ihn noch in der Ferne, eilre ihm nach und in der nahen Stadt wurde der Dieb an-gehalten. Er behauptete jedoch, das Bündel gefunden zu haben. — »Gestohlen!" sagte der Richter, »hier steht der Eigenthümer."—»Nun, was ist's denn mehr?" erwiederte der kecke Dieb; »Ich fand am Wege einen Handwerks-burschen und ein Bündel; das Bündel nahm ich mir, den Burschen ließ ich liegen." Jemand borgte sich von seinem Freunde einen Koffer zu einer Reise und schickte dann denselben auf oer Post un-frankirt mit der Anzeige seiner glücklichen Ankunft in die Heimat zurück. Der Freund, über ein so undelikates Verfahren nicht wenig erzürnt, packte einen zentnerschweren Stein in eine Kiste und schickte dieselbe ebenfalls unfrankirt an seinen Freund mit folgenden Zeilen : »Edler, zartfühlender Jüngling ! — Als mir durch den mit Postspesen schwer befrach- teten Koffer die erfreuliche Nachricht zu Theil wurde, daß du an deinem Bestimmungsorte glücklich angekommen bist, fiel mir beifolgender Stein vom Herzen!" Ein amerikanisches Blatt schlagt folgendes Mittel als unfehlbar gegen die Gicht vor: »Verschaffe dir ein Taschentuch einer fünfzigjährigen Jungfer, die noch nie den Wunsch gehegt, zu heirathen, wasche es drei Mal in dein Wassergraben eines ehrlichen Müllers; — trockene es auf der Gartenhecke eines kinderlosen protestantischen Geistlichen; zeichne es dann mit der Tinte eines Advocaten, der noch nie zu hohe Expensnoten geschrieben, und verwahre es in dem Pulte eines Zeitungs - Redacteurs, der noch »ie wegen Stoffverlegen war; gib es endlich einem Arzte, dein noch nie ein Patienr gestorben; dieser soll dir dann die Gichcstelle ver-binden und die Gicht ist verschwunden." — Drittes Svncert der philh. Gesellschaft. Freitag am 29. December v. I- veranstaltete die hiesige «hilhar« monisch? G>s.»schaft unter Mitwirkung des noch hier weilenden Tonkünstlers, Herrn Louis Eller, ein Concert, welches auch Nichtmitgüeder gegen einGntree von 20 kr. besuchen durften, so daß der Saal ganz gefüllt war. Seit Jahren war dieß eines der besten Concerte, die man hier z« höre» b?k,,m, Herr Eller spielte 3 Violinstück.', nämlich ein grosses Con« cerlstück von W hys, die Elegie uo„ Ernst, und Violi"varia!ionen von Veriot, die er alle mit gleicher Meisterschaft unter einem nicht enden wollenden Befall vortrug, wol'ei er aber doch bei »cm ersten Stücke unstreitig den. glänzendsten Sieg s.incr Künstlerbravour feierte. Im G h y s'-scheu EonceMÜücke ist alles vereinigt, was die Violine Schönes und zu» gleich Hchwl«^ae^s bietet und was nur ein Meister des Instrumentes zu bewältigen vermag; es ist cine brillante Composilion; die Elegie ist zart, weich, flötet von Liebe und spricht ungemein zum Herzen , allein ich glaube, man muß gestimmt seyn, um bei der Einfachheit ihres Tonstyls ihre Scko»« heilen mitempfinden zu können; sie sprach weniger an< als der geniale Carncval von Venedig. Die Variation.,, von Vcriot gefiele,, auch ungemein; kurz der Künstler feierte in diesem Concerte einen noch grösjern Triumph, wie im erste» Concerte, den ihm die philharmonische Gesellschaft im deutschen Saale veranstaltete; die Ursache liegt wohl nur darin, daß er letzthin am Eoncertabende so unwohl war, daß man sich wundern musste, wie es ihm möglich war. zu spielen. Außer den Eller'schen lZoncerlpiecen hörten wir noch tz andere Nummern, worunter 2 Ouver« turcn, nämlich aus den Opern: «Figaro's Hochzeit« von Mozart und „rie Hug.noten" von Meyerbeer, ausgeführt vom Orchester der Ge» selttckaft. Fräulein M i ch c l i , unlere erste Pianistin hierorts, trug eine Phantasie über Motive aus der Oper: „Der Barbier von Fevilla" (die Arie des Figaro) auf dem Pianoforte z» aUgemcinstem Beifalle mit wirk« licher Virtuosität vor. Die schöne Nah - Arie mit Chor und Orchesterbegleitung aus ber E r e u t , e r'schen Qper- „der schwur", wurde ebenfalls herrlich erecutirt, Herr I, Fleisch mann sang leine Goloparthie mit mctallreicher, sonorer Glimme recht brav, und wenn uns ja etwas hiebei ju wünschen übrlg blieb, io war es lediglich eine größere Präcision im Tacthalten. Das Vonc>rt bot im Enlemble einen wahren musikalischen Schmaus und die schöne, gewählte Versammlung verließ sehr zufrieden den Saal. Wie man hört, soll der morgen von hier nach Adelsberg uno Trieft abreisende Violintüi>st!er, Herr Eli er, von der philharmonischen G.sellschafc mit lcm Diplome als milaüed bedacht werden, was wir nur billigen können, denn: Ehre, dem Ehre gebührt! — Leopold Kordcsch. Benefice - Anzeige. Künftigen Donnerstag am 'l. Jänner gibt unsere iugendlichc beliebte Schauspielerin, Fräulein I e n n » L ö s> l. ein hier neues nach dem Französischen vonVaudius bearbeiletes historisch > dramatisches Gemalte, in 3 Adlheilunaen. unter dem Titel : „Napoleons U l ü ct und Ende.« Die erste Abtheilung spielt in Moskau, tie zweit? in der Veresina, die , dritte auf St. Helena. Wir wünsch.« 0er Vcncficiantin vom Herzen Glück, daher viel Zuspruch. — d — Verleger: IgnazAlois Kleinmayr.