Besehreibung der beruhmten Adeliberger O R O T T E in Nach der vom k. k. Kreis-Ingenieur Alois SchafFenrath ver- fassten Besehreibung neuerlich bearbeitet und mit Zusatzen vermehrt von J. S c hab er. V"" Mit Zugabe einer Einleitung und einer Besehreibung der neuen am 5. Junil865 erGffneten Grotte von P. Hitzinger, dann eines Situationsplanes der ganzen Grotte. Gedruckt bei Maximilian Scbaber, E i n 1 e i t u n g iU er Markt Adelsberg, eigentlich Adlersberg (slove- nisch Postojna), vvelcher in neuester Zeit vvegen seiner wunderbaren Grotten vveUberiihmt gevvorden ist, liegtinder Prorinz Krain, am vorziiglichsten Lebergange iiber die ju- liscben Alpen, 1757 Fuss iiber die Meerestliicbe erhaben, in der Mitte zvvischen Laibach und Triest, von beiden Landes- hauptstadten in gerader Ilichtung je fiinf Meilen enlfernf. Die Reichshauptstrasse fiihrt nach der ganzen Lange des Ortes durch, die Siidbabn geht an den Abhangen der Ost- seite vorbei; an der Westseite schlangelt sich‘der Poikiluss (sl. Pivka) durch die tiefer geiegene Thalflache bis zu seinem Eintritte in die unterirdischon Giinge; nordwestlich ober dem Markte erhebt sicli der Si 150 Fuss hohe Scblossberg (sl. Sovič), und auf demselben stehen die Ruinen der alten im Jah- re 16^9 durch einen Blilzstralil in Asche geleglen festen Burg Adelsberg oder Adlersberg, wie die Ileste eiues verlassenen Adlerhorstes auf kahlem Felsengipfel. Adelsberg zahlt im Ganzen Sil5 Hauser; gegen die Mitte des Ortes, etvvas erhtjhet steht das neue, nach dem Brande der alten Burgveste aufgefuhrte Schloss, und in ge- ringer Entfernung davon, auch etvvas iiber die iibrigen Ge- baude erhaben, die im Jahre 1777 neu erbaute nicht unan- sehnliche Pfarrkirche; eine Viertelstunde vom Markte entfernt zeigt sich der Bahnhof, unter denen der Karstbahn am hoch- sten, 1859 Fuss iiber dem Meere stehend. Die Zahl der Ein- vvohner reicht an 1900; dieselben finden neben der Land- vvirthschaft, im Balin- und Strassenverkehr, vvie auch in an- derer Beschaftigung ihren Unferhalt. An piditischen Behttr- den besteht in Adelsberg ein Bezirksamt, an kirchlichen ein Dekanatsamt, an Bildungs- und Wohlthatigkeitsanstalten eine Hauptschule, ein Leseverein und ein Krankenhaus, an Ver- 4 kehrsanstalten eine Bahnsfalion und einPostamt; dievorzag- lichsten Gastliauser sinit itas „zur ungarischen Krone w , (lana das Gasthaus zum „Lihven u und zrnu „sclnvarzen Adler w , dann das mit einem Bierbrauhause verbundene Gasthaus von Leban. Der Ort Adelsberg bajte wegen seiner Lage imnier eine gewisse Bedeutung. In der Btimerzeit trugder Schloss- berg ein siarkes Kastell, welcbes die Befestigung der juti- schen Alpen vervoilstandigte; die bei dnem a Iten Geograf en in der Landsehaft Garnioia angefiihrte Ortschaft Po rreston (tautvenvandt mit dem sloveniscben Postojna) diirfte bier zn suchensein. Im Mittelalter ersdieint die Burg, damals Aris- pereh, dann Arenspercb, Arlsberek, und zuletzt durch Absclnvachung der Laute Adelsberg geaannt, zu- erst als Eigen der Markgrafen ven Istrien, dann seit dem Jahre 1230 unter dem Patriar-chen Bertkoid alsZugcher derKirche von Aquileja. Aid' der Burg eassen als Lehensirager, zu- gleich als Besitzer im Markte und in der Umgebung, die Herren voit Arispereh oder Arenpercb, unter denen zuerst Hermann von Aripereh im Jahre 1149, und zuletzt Guarin von Arens- perch im Jahre 1332 genannt wird; mitunter fin den sicli die Grafen von Gorz im Jahre 1326, und die Herren von Steg- berg im Jahre 1385 im Besitze der Burgveste. Sm Jahre 1371 erkauften die Herzoge Albrecht und Leopold von Oesterreich die Herrschaft und den Markt Adelsberg von Johann vou Stegberg, und gabcn dieselbe im folgenden Jalire dem Grafen Herrmann von Cilli als Pfand in Besitz. Nach dem Jahre 1403 weebselten die Pfandinhaber sehr haufig, bis zuletzt im Jalire 1616 der Kaiser Ferdinand II. die Herrsciiaft an den Fiirsten Hanns Ulrich von Eggen- berg kiiuflich ins Eigentiium iiberliess. Wegen der bestan- digen Kriegsgefahr, die Iheils von den Turken theils von den Venetianern her drohele, kvaren die Inhaber von Adelsberg immer zugleich auch Hauptleute fiir die Gegend an der Poik und am Karste. Die feste Burg vviderstand auch jederzeit den Turken, allein der Markt und die Umgebung iitt durch Raub, Mord und^Brand in den Jahren 1522, 1528, 1 559,1560 und 1564; die Venetianer brachteu dagegen im Jahre 1508 die Burginihre Gewalt, behielten jedoeh dieselbe nur kurze Zeif. Im Jahre 1722 kaufie die kais. Hofkannner die Herr¬ schaft Adelsberg von dem letzten Besitzer Frauz Freilierr« **» o vom Wolkensberg zum Vorlfieife rlcs Karstergcstuttrs \vieder ab, undseitdem blieb diese Herrscbaft fortwalirend ein Staats- gut; die Alpen- und Thalvviesen vvnrden jcdoch im Jahre 1749 fiir das Gesliitt davon ausgesehieden, und mit dem Guie Prestranek vereiniget. Bei der Eintheihmg Ivrains in Krcise, wurde Adelsberg im Jahre 1748 der Sitz des Kreisamtes fiir Irinerkrain, nnd blieb als solcher bis zurneueB politischen Begulierung im Jahre 1850; darauf besland hier durch kurze Zeit eine Bezirkshauptmannsehafl. Der Ort lilt in nenerer Zeit liaulig d ar c h Fenersbriinste, die heftigsten waren in den Ja hren 1731 und 1802, welche bei de den ganzen Marki samnit der Pfarrkirelie in Aselie legfm. 'VViihrend der fran- zosischenj Kriege traf Adelsberg noch vieles lingemaeh, es behielt jedoeh aucli wahrend der freinden Besitznahme eine liUendanzbehorde, und gevvann daru ein Gimnasium im Gm- fange einer gegenw;irtigcn Enterrealschuie; aueh wahrend der italienischen Kriege in den Jahren 1848 und 1859 gab Adelsberg einen Sammlungspunkt tur die operierenden Hee- restheile ab. Doch Adelsberg verdankt seine 'VVeltberuhmtheit nieht seiner politischen oder socialen Geschichte, sondern den Na- turwundern, vrelehe daselbst unter der Erdoberflache sich schauen lassen, seinen staunenswerthcn Hbhlen und Grotten mit den ausserordentlichen Tropfsteinbildiingen, die iheilsals Stalaktiten von den oberen Decken herabhangen, theils als Stalagmite)! am Boden aufsitzen. Die Gegend der julischen Alpen z\vischen dem Birnbaumenvalde und dem Sehneeberge zeichnet si eh uamlich nieht nur im Aligemeinen dureh die besondere Karstformation aus, indem sich iiberall mehr ab- gerundete Bergkuppen, kessel- und muldenformige Thaler, senkreclite Trichter und ausgehohlte Baume zeigeu; viel mehr si n d hier die trockenen Grotten und vvasserfiihrenden Ilohlen auf einem geringen Flaehenraunte in bedeutender Menge und grosser Ausdehnung vereiniget. Die bekannteste und beriibmteste isteben die Adels- berger Grotte, eine Vierlelstunde nonhvestlich vom Markte enlfernt, und bei dem Eintritte derjPoikin ihr unterirdisches Flussbett beginnend; ibre Hauptgiinge haben eine Lange von 1630 Klftr., die Nebengrotten messen 860, und die unter- suchte Wasserhohle420 Klft. Die Magdalenengrotte (sl. G Cerna jama) eine Stunde ntirdlich von Adelsberg mitten in der Waldung, in ihrem langlichten Umkreise 260 Klftr. messend; daselbst ist der haufigste Fundort des vvunderlich gestalteten Proteus oder aalformigen Olms. Die Poikhohle (sl. Pivka jama) eine Viertelstunde nordvvestlich von der Magdalenen- grotte; es ist ein senkrechter 34 Klftr. tiefer Schacht, und an dessen Grundeeiue 650 Klftr. vveit durchforschte Wasserhohle, durch vvelche die Poik ihren unterirdischen L: uf nordvvarts fortsetzt. L)ie N u ss d o r fe r g ro tte anderthalb Stunden siid- vvestvvarts von Adelsberg nachst dem Schlosse Nussdorf, 72 Klftr lang, der Sage nacheinst bis Pravvald olfen. Die I.ueg- ger Grotte, bei dem Felsenschlosse Guegg (sl. Predjama), zvvei Stunden nordvvestlich von Adelsberg entfernt; sie be- steht aus vier trockenen Grotten in einer Gesamml Jange von 960 Klftr., und einer WasserhohIe, in vvelche der l.okva- bach stiirzt, um jenseits des Nanosberges bei Wippach an den Tag zu kommen. Anderseits ist die Planiner Grotte, sudvrarts vom Markte Planina nachst dem verfallenen Schlosse Kleinhausel j sie theilt sich im Innern in zvvei Hohlenarme, und ist im Ganzen 2800 Klftr. vveit untersucht; der Poiklluss kommt bier, eine Meile in gerader Itichtung von seinem Eintritte in die unterirdischen Gange entfernt, vviederumans Tageslicht, und erhalt nach seiner Vereinigung mit den Wassern des Zirk- nizersees den Namen Unz, verliert sich aber eine Slunde nordvvarts von Planina vvieder in die Erde, um vceiter bei Ober- laibach als Laibachfiuss vvieder zu Tage zu erscheinen und dann in die Save abzufliessen. Die Abzugshohlen des Zirknizersees, eine Stunde von der Station Rakek, und eine halbe vom Markte Zirkniz entfernt; der Hauptgang derselben beginnt mit der 250 Klftr. vveit untersuchten K a r- louzagrotte, offnet sich nachst Rakek zvveimal zu Tage und zeigt hier zvvei natiirliche Felsbriicken, und miindet in mehreren Ausgangen in das Planiner Thal. Die Golobi na- grotte vvestlich von der Stadt Laas, 54 Klftr. vveit gang- bar; durch dieselbe tliessen bei Ueberschvvemmungen die Was- ser des Laaser Thales in den Zirknizersee ab. Die Kreuz- bergergrotte, unter dem Kreuzberge, eine Stunde nbrd- lich von Laas entfernt, im Ganzen 330 Klftr. messend, und viele Knochen von Hohlenthieren entlialtend. 7 \aher gegen die Meereskuste rtndel sich die 11 c ka¬ li o lil e bei St. Kanzian, drei Viertelstunden von der Station Divazza entternt; sie zeigt zvvei trichterftrmige 50 bis 80 KIftr. tiefe Ahgrunde, und am Hoden einen 480 KIftr. weit untersuchten VVassergang; in diese Hohle sliirzt sich dcr lle- katluss, um naeh einetn unterirdischen Laufe von funf Meilen bei Ouino als Tima\ o zu Tage zu konunen, und ins Meer ab- zufliessen. Die Trebitschgrotte , zvvischen Sessana und Tricst, ein 172 KIftr. tiefer Abgrund, auf dessen Boden der Rekalluss 190 KIftr. weit verfolgt werden kann. Die Cor- gnalergrotle eine Stunde siiilostuarts von der Station Ses¬ sana, aus mehreren verbundenen Hallen bestehend, und in gerader Linie 150 KIftr. iang. Alle diese Grotten zeigen melir oder vveniger Sehens- tviirdiges, die Adelsherger Grotte ubertrifFt jcdoch alle an Natunvundern und Bequemliclikeit desBesuches; diese iiber- trifft an Sclionheit ur.d Grosse aucli sile andern merkvviirdi- digen Hohlen der Welt. Nur zvvei Grotten ubertreffen die- selbe an Lange, doch nieht an Sehensvvurdigkeit, namlich in Europa die A g te le ker oder H a radlagr o 11 e in der Nahe von Rima Sombath in Nordungarn, B062 KIftr. Iang, und in Nordamerika die Mamut lih & h i e im Staate Kentuky, invie- len Abtlieilungen dritthalb Meilen weit untcrsucht. Ander- seits ist die M a z o c h a h o h I e bei Blansko in Mahren nur eine tiefe Thalschluclit, 65 Klafter Iang 75 KIft. tiefund27 Kilt. breit; an Grunde fiiesst der Punkavabach. Die Hčhle in der Frauenniauer bei Ei.senerz in Obersteiermark ist vvohl 2000 KIft.Iang, und geht durch den ganzen Berg. Die Adelsberger Grotte vvar mit ihrem Vorder- theile bis zum grosseu Home vrnili schon in Slterer Zeit be— kannt; ein Seitenarm dieses Theils, die sogenannte alte Grotte, enthalt Jalireszahlen von friihern Besuchern, die bis ins dreizelinte Jalirbundert zuriick reichen. Der griisste und sehensvvurdigste Theil der Grotte, die Ferd i nands- grotte vom grosseu Dome bis zum Kalvarienberge, wurde jcdoch crst im Jahre 1818 entdeckt, und nebst seinen Sei- tenarmen in den folgenden Jahren genauer untersucbt, ver- messen, beschriebeir und gangbar gemaclit. Hierbei ervvarb sich vor Allen anderen der Kreiskassier Josef Jersinovitsch llitter von 1.ovvengreif unvergcssliche Verdienste. Seit 8 dem Jahre 1824 besteht eine eigene Grotten-Commfs-* s ion mit dem politischen Vorsteher von Adelsberg an der Spitze, vier andern Mitgliedern und einem Kassier zur Seite, Avelche Commission die Instandbaltung der Grotte und die Yerwaitung des dureh die Zahlungen der Grottengaste gebildeten Fondes zu besorgen bat. Die genaue bergmannische Vermessung des Grotte wur- de im Jahre 1833 dureh den Oberhutlimann Johann Fer- cher vorgenommen; Detailzeichnungen, Aufnaiimen schoner Grottenansichten, so Avie eine Beschreibung der ganzen Grotte Avurden vom Kreisingenieur Alois Schaffenrath in den Jaliren 1825 bis 1837 zu Stande gebracht. In den Jaliren 1850 und 1851 wurde die Grotte von Dr. Adolf Schniid 1 allseitig wissenschaftlich untersucht und beschrieben, spiiter 1856 Avar der Inginieur Peter Eunike in gleicher Bezieh- ungthiitig. Die neue naeh dem Besuche J. J. Majestaten be- nannte Franz Josef und Elisabeth-Grotte vom Grabe biszum Loibel Avurde im Jahre 1856 allgemein gangbar gemacht. Endlich Avurden seit dem Jahre 1863 dureh die eifnge Fiir- sorge des gegenvvartigen Bezirksvorstehers Anton Glo¬ bočnik die aussern Raume vor dem Grotteneingange verbreitet •und zur Herstellung eines Wartsaales geeignet gemacht, im Innern die engen und besclnverlichen Durchgange enveitert, und zuletzt im Jahre 1865 die schonen Abtheilungen der neuen Kaiserin Maria Anna-Grotte dem alJgemeinen Be¬ suche erčffnet. Besctireibung der , Adelsberger Grotte. 3HW Weg zu der Grotte lenkt im Markte Adelsberg nachst dem Schlosse von der Reichs- hauptstrasse ab, zielit an der Pfarrkirche vor- bei, iveiterhin am Fusse dcskahlen Schlossberges und seiner Verzvveigung, welcbe das Poikthal im Norden begrarizt, und im Gegensatze zu den von der Poik in Schlangen\vindungen durchstrdm- ten Wiesen das diistere Bild einer oden Karst- landschaft darbietet. Nicht \veit vor dem Dorfe Gross-Otok offnet sicli zwiscben den schief gelagerten Fels- Ej n(ran(r scbichten eine gahnende Bergspalie, in die sich % ur ° der aus der Umgebung der Station St. Peter Grotte kommende Poikfluss stiirzt. In alterer Zeit stand eine viel geraumigere Molile fiir den Eintrift des Flusses offen, 50 KIft. naher gegen Adelsberg, wie sich bei dessen jenseitigem Austritte nachst Planina noch gegenwartig eine ahniiche findet; dieser Eingang wurde jedoch in Folge eines Erd- bebens in Jahre 1590 durch eine Felsenabrut- schung verschuttet. Am Bergabhange oberhalb der Wasserhoh!e befindet sich 10 Klftr. ober dem VVasserspiegel der unansehnliche mit einem eisernen Gitterthor abgesperrte Eingang in die Grotte, zu welcbem eine Lindenallee fiihret. Er 10 ist eine Vierfelstonde vnm Markfe entfernt and lial eine SeekOhe von 1691 Fuss. Seine schmuck- lnse niedrige VVolbung verspricht keineswegs jene iinposauten Hallen and prachtvallen Scenerien, vvelche d e inueren Raume bergen. DadielVm- peratur im Inuern dpr Grotte /.ur warmen Jah- reszeit bedeutend ti« fer steht als ausserhalb der- seiben, and im Durchschnitle zvrischen ^ 7 bis 9 Graden R. scbwankt, so wird den Besuchern an- geralhen, sich vor dem Emgange gehorig ab- zukuhlen. Durcli den gangbaren Theil der Giotte ist ein vollig gefahrioser, sehr betjuemer und brei- ter Fusspftd gebahnt, zu d»n tiefer gelegenen Theilen fuhren steinerne Treppen, und an den * Stellen, wo sich zur Seite des Weges Ahgriin- de oder Kliifie belin den, avurde fiir d e Scher- heit durch steinerne Pa apetmauern oder soiide Gelander die geho-.ige Sorgf ili getragen. Eben so wenig ha* man das Herabfallen der von der Wo!bung bangenden Felsstiicke and Stalaktiten za befurchten, da bei den bedeutendsten in der Grotte ausgefiihrten Sprengungen, ja selbst bei heftigen Erdbeben sich niclit E:n Steinchen von seinem Piatze liihrte. Iliupt Der Hauptgang der Grotte, der sich an Hchfung mehreren S ellen zu kiilm gewolbten geraumigen der Grottejj a || eil envellert, erstreckt s'ch in seiner H iupt- richtuog von JSuJwest nach Nordost. Beim Gra¬ be zweigt er sich in zwei Anne ab, von denen der eine. /war enger aber prachlvoller, anfangs eine nordwestliche Richtung nimint, am Belvedere sich nordostwarts wendet, nnd gegen den Kal- li varienberg, den enlferntesten Punkt der Grotte fortlauft, dagegen der andere, wie Ferflinantfsgrolle. Ferdi- Die neue Grotte, audi Ferdinandsgrolte ge- nan,lsm< ’~ nannt, vvurde im Mai des Jahres 1818 durcli numen den Marktinsassen Jakob Y r ičič und den Fuhrer Lukas Čič bei Gelegenheit der Vorbereitungen fiir den Besuch des damaligen Kronprinzen Fer¬ dinand entdeckt. Sie beginnt beim zweiten Mo- numente, welches dem holim, und in der Fidge als Ferdinand I. zur Regierung gelangten Kai- sersohne gewidmet ward, als er derselben am 17. August 1819 mit seinem Besuche die VVeihe gab. Das Monument tragt folgende Inschrift: In diese Grottenhalle, Wie Zauber anzuschaiMi, Wo aus dem Tropfenf »Ile Sich machtge Saulen bau’n, IG Trat ein aus fernem Land’ Manch hodi Erhab’ner schon, Vor ailen FERDINAND, Der liohe Kaisersohn. Ani IT. August 1819 Hueber sculpsit. Loevvengreif posuit. Vom Monumenle weiter, etwas steigend, engt sich bei der kleinen grau vertropften Kanzel vor- bank " ^er der gebahnte Pfad etwas ein, und miindet dann in eine weite 4 Klafter bobe Halle aus, inwelcher die Fleischbank sich befiudet; die Ge- bilde der Stalaktiten, avelche sich bier rechts ober dem weiss und grau vertropften ebenen Raume sehen lassen, sind Speckscbvvarten ganz ahnlich. Seiten- Von h' er aus w ‘ r ^ der Wanderer in eine grotte prachtvolle, an Colorit schon abwechselnde Sei- tengrotte geleitet. Der Pfad zum Eintritte ist sclunal, nieder, abwecbselnd steigend und fal- lend, doch bequem, und fiihrt bei herriich glan- zend weissen, brillanten Stalaktiten vorbei, wo die Ansicht eines schbnen antiken Kopfes nicht Englischezu iibersehen ist. — Weiter gelangt man zu ei- Garten ner niederu Halle, der englische Garten genannt. Die hier 7 Scliub hohe und bis auf 5 Schuh sich senkende Dečke des Geavolbes, so \vie der Boden ist wegen seiner vielen feinen, glanzend aveissen Tropfsteinbildungen der Betrachlung und Bewunderung aviirdig. Weiter auf ebenem Wege durch einen ab- Hegen wechselnd bald boben bald niederen Gang ge¬ langt man bei dem aus Tropfstein durch viele Biamantentausend feine Rohrchen scheinbar gebildeten Re- Grube g en vor ub e r in die Diamanten - Grube, welche, 17 riehtig beleuchtet einen herrlichen brillanten An- blick gevrahrt. — Ueber trockenen, von der Na¬ tur fest gebahnten Boden gelangt man abvvech- selnd bei weiss und grau vertropften grossen und kleinen Stalaktiten-Formationen voriiber zu dem sogenannten Delphin (Vichtiger Lthve genannt), liinter vrelcbern sudlich eine kleiue uninteressante Nebengrotte, die nicht besucht wird, sieh befin— det. — Von hier weiter sehreitet man etwes berg- an zu einer Stalaktitenreihe, die Saiami-Gehau- gen und Schwarnmen abulich ist, welche Gestal- tung, so wie auch der rothe Tropfstein im weis- sen Felde besouders Beobachtung verdient. Man kommt im Weiter geben zu dem sogenaunten Thron, dessen oberer TheiJ funkelnd dem Fiem- den eutgegen flimmert. — Hier endet diese an sehenswiii digeu Gebilden ziemlich reiche Seiten- grotte, das Ende ist 187 Klafter vom Haupt- eiogange der Giotte entfernt. Auf dem namlichen gebahnten Wege zu dem englischen Garten, und von da zur Fleisch- bank zuriick kebrend, gelangt man wieder in deri Hauptgar.g, \velcher neuesteus erweitert und ge- ebnet worden. — Dieser fiihrt zu einem Tropf- steingebilde, welches der Statue der Muttsr Got- tes mit ihrem Kinde auffallend abnlich ist' diese Ansioht ist nicht zu iibersehen, sie nirnmt sich, gut und riehtig beleuchtet, besouders schon an der riickvrartigen Wand im Schatten aus. Nun offnet sich die Halle vvieder auf 30 Schuh Hbhe, das Tropfgestein ist weiss, und die Steinmass^n der n bero Dečke sind in gothiseben Formen iiber einander geschichtet.— Der Boden ist roeistens trocken, die Halle geraumig und Iuftig. i Delphin Schwam- me Thron Statue St. Maria 18 Der Weg fuhrt hinlSnglich breit und hoch weiter, man kommt an einer Stelle voruber, wo die reinste Tagesluft entgegeu webet zum sogp- Wasser- nannten Wasserfall, woran der weissp und graue taJi Tropfstein, und die Gesialtung selbst sehenswur- dig ist. — An eben dieser Stelle findet sicb ein schwar/,Iicb vertropfter, uber 5 Schuh hohen und lOZnll im Durchmesser dicker, freistehender Sta- . lagmit, welcher von seiner Aehnlichkeit mit dem g? Ntnck im Eiscn in Wien, so benannt wurde; in dieser Gegend erreiclit die Halle wieder auf eine kurze Distanz eine Hohe von 30 Schuhen. — Zwischen den verschiedpnartigsten Bildern des Tropfsteines und seines Farbenspieles gelangt man auf gut gebahntein Wege in einem ebenen und bequemen Gange uber 3 Stufen in einen weiten Ratim, und bei schonen Tropfsteingestal- ten roruber in eine ausgedehnte, 30 Schuh hohe Halle, worin die Felsentrummer und aufgethurm- ten Steinmassen Bewunderung erregen. — Wei- ter geht es uber einen kosispielig gebauten einer- seits mit Gelander versehenen, anderseits durcli Felsenwande begrenzten Damm, zwischen rothen Stalagmiten und vveissem Tropfstein fort zu einer Jfordliclit® ,erfls ’ c ^ t ’ we l°l ,p » bei richtig angehrachter Be- leuchtung, an einer 30 Schuh hohen Anhohe ei- nen matten weisslichen Schein, wie ein Nordlicht darstellt, und eine nicht uninteressante Ansicht gewahrt. — Auf diesem Damme kommt man fol- Petristuh! gends zum sogenannten Petri-Stubl. Hier steigt man zur Rechten auf funfzehn Stufen aufwarts, gelangt dami in eine herrliche, 40 Schuh hohe Stockhaus Halle, und steigt abermal. bei dem sogenannten Stockbause verbei, iiber 20 Stufen abwarts, und hier gelangt man an eine Stelle, wo sich idem 19 Ereunde unterirdischer Nalunvunder der gross- artige Tanz- oder Turniersaal iiberrascltend er- offnet. Zur Linken vom Petristuble gebt uuier- halb ein ganz eben gebahnter Weg dureh den sogenamiten Tunnel bei schon vveiss erhaltenen Tunnel ■wunderbar gebiideten Tropfstein figurers verbei, uod gelangt duicli eine mit schouen Tropfstein gebilden gescbmuckte Seitengrotie ehenfalls in den Tanzsaal. Eben vor dem Eintrilte in dlesen findet sich ein kleinerer, dem Tanzsaale parai- leller, 15 Scliuh hoher 4 Klafter breiter Saal; darin sind auf eiuer anliobe viele Brilliantirun- gen, sonst aber auf allen Seiten kalkweisse Ver- sieinerungen sebenswerth. Der Tanzsaal ist 285 Klafter vom Eingauge enifernt, er rnisst 15Klft. . r “J' in der Breite, und 25 Klafter in der Lange n,eFS und bat eine 42 Schuli bodi gespaunte Felsen- decke j er ist eben und horizontal, enthalt die reinste Luft, und ein kaltes gutes triukb&res Wasser in der Nahe. Gleich am Eingange des Taozsaales zu recbter Hand siebt eine steinerne Deuktafel, vvelche in lateiniscber inscbrift die Erinnerung an zwei um die Grotte hochverdienie Manner stets lebeudig erbalten soli, namlich an den, der sie zuerst allseitig untersucht und gang- bar gemacht, und den, der sie dureh seine Be- schreibung in vveiier Welt zur Kuude gebrackt hat. Sie lautet: Protectoribus meis, Cultivatori merftissimo Josepbo Jersinovitscb equiti de Loevvengreif, et deseriptori ingenunso Dr. Adolpbo Schmidi. MDCCCLXV. 20 Bel dem Grottenfeste alljahrlich am Pfingst- montage und auch sonst bei Vergnugungsfahrten, wo sich haufig 2000 bis 3000 Freinde einfiu- den, wird im Tanzsaale die Hauptversammlung gehalten, und es wenien bei wohII)esetzter Musik auch frohliche Tanzreigen auf gefiihrt. Vom Tanzsaale weiter geht der YVeg rechts, bei schonen, vveissbrillantirten Saulen vorbei, wn sich eine grosse Sialagmitensflule, von ihrer an- dern Halfie abgelost an die darneben stehende Thunn gleichartige Sdnle anlehnt, und den Thurm von von Piša p; sa vorsielli. Nun gelangt man weiter, bei scho¬ nen grossen und kleinen r i'ropfsieingebilden mit den verschiedenartigsten Colont-Gemischen vor- uber, in eine 24 Schuh holie Halle, \velche-\veiss und grau vertropft, sclione grosse und kleine Tropfsteine darstellt. — Auf gut gebahniem obe¬ nem Pfade erreicht man die sogenannte kleine Glocke, und bei mit \veissern Stalagmit uberzo- genen FeNenschichten voriiber, in eirien boben, init brillanten Steinen besaheten Raum, welcher sich allmahlig schliessl. — Von diesem Raume fiihrt dann ein ervveiterter und erhoheter Gang weiter bei dem Altar voriiber, zur sogenanuten Die grosseS rosSf>n Glocke. Diese besteht in einer Tropf- Glocke stein-Formation, woran bei Grottenbesuchen von einern voraus eilenden Grottendiener mit einem Stalaktilen-KIdppel angesrhlagen und ein Ton hervorgebrach', vvird, welcber schon in einer be- deutenden Eoifi-rnung den Schall einer duslerund Capelle dumpf tonenden IVletallglocke boren lasst. — An die Glocke scliliesst sich passend die Capelle an, in der man den Altar und die Orgel zeigt. Von der grossen Glocke weiter kommt man zvvischen abhangenden Tropfsteininassenauf einen 24Klft. Kleine Glocke 21 langen kunstmassig gebauien Danim, welcher den Besucher bei schoren weissen, 24 Schuh holien Satdenstammen, und bei einer stark vertropften Klufi voriiber leiiet, in welch letzterer eine ab- hangende Tropfsleinmasse, der Kronleuchter oder Luster genannt. gesehen zu werden verdient. Ue- ber eineii 10 Klafter langen Damm kommt man vveiter bei einein weissen Stalagmit 5 Klafier im Umkreise messend, voriiber in eine grosse Halle. Weiter schreitend erblickt man den sogenannten Spiingbruimen, wo aus einer blendend weissen Masse eine rotbe Saule, einem Wasserstrahle abnlich, empor steigt. Von dieser Stelle links ist eine enge, schma- le niedere Schlucbt, durch \velclie man in eine 45 Klafter lange Seitengroite kommt; darin ge- langt man auf schon brilliantenem Boden und bei wacfasgelberi glanzenden Wanden voriiber bis zu einer Vertiefung, die das Ende dieses Zweiges begraozt; ob ihren Coloriten und Gebangen wird diese Seitengrotte die TV acliskamtner genannt. In Fortsetzung des Hauptweges kommt man an eine Stelle, den Mond*chein genannt. wo die Fiihrer durch eine in der Hdhe angebrachte Be- leuchtung den aufgehenden Mund darzustelleu suclien. — Von hier kommt man an schdnen bril— bantenen Stalaktiteo voriiber zu dem seiner Aehn- lichkeit wegen so benannten Kohlofen. — Hier dffnet sich dem Grotlen-Gaste eine horizontale geraumige Halle, von lichtgrauem Farbenspiele; die Luft darin ist rein, und man hort, wie in den meisten Theilen der Giotte, zeitweise Tropfen fallen. — Weiler gelangt man zu deni von Freni- den jederzeit bewnnderten Marienbilde, welches 460 Klft. vom Eingange entfernt ist. Die 36 Kron¬ leuchter Spring- brunnen Seiten¬ grotte Wachs- kamnier Kohlofen Marien Hild 22 Schuh bobe saulenartige Tropfst eiiunas.se, \velche ven oben nicbt ganz auf den uutern Theil auf- getrnpft ist. scheint in der Mitte getheilt zu sein. Im obern Theile der Saule befindet sieh ein 6 Schuh bohes Parallellogram, 3 Zoll vertieft in einem weissen Felde, welches das Marienbilii genannt wird, und woran das kunstliche, und im Zufall sonderbar geregelte Wirken der Natur Orgel- nicht unbeachtet zu bleiben verdient. pfeifen VVeiter rechts silid die Orgelfpeifen, welcbe durch mehrere neben eiuander stehende diinne Mumien Stalaktiten gebildet werden. Die stehende« Mu- mieii, diese Stalaginiten-Fornialion ist 500 Klft. voki Eingange eulfernt, und gewabret, gut und richtig beleucbtet, eine schone Ansicbt; ibre Farbe ist \veissrotblicb, ins Graue iibergehend, und der Bode« welleiiforinig. — Reebts unter diese« Mu- rnipn, und z\var gerade unter der grossten, ist ein Durcbgang, welcber sicb an den gebahnten, links befindlicben Pfad anschliesst; die ganze Halle urn dieses Gebilde ber ist mit kable«, grauen Fe!senwande« begrenzi, an welchen sicb linker Hand voin Eintritte scbone Stalaktiten zeigen. — Ein guter, fester, trockener Boden geleitet den Grotten-Gast weiter zur Ansicbt des Grabes, welcbes sich 520 Klafter rom Eingange befin- Das Grab det. — Dieses ist eine uberbangende T> opfstein- masse. we!che durcb abhangende Zapfen und durcb Saulen die Gestalt eines in Fel*®» aus- gebdblten Grabes zu bilden scheint. In tfem 27 Schub boben vor dem Grabe belindlichen llaume, dessen Boden weIle»foi mig ist, prangeo herrliche weisse, cannelirte Saulen; links vom Grabe stebt ein isoiirter Stalagmit, der Obelisk. I>) Franz Josef- und Elizabeth' G roti e. 23 Beim Grabe verlasst man die Ferdinands- grotte, \velche sich weiter gegen Osten erstreckt, und durcb die man spater wieder zu diesem Punkte zuruckkehrt. Man lenkt hier links in eine nied- rige Seitengrotie ein, deren Eroffnung sich an das in der Geschichte der Adelsbergergrotte epochemaclipnde Ereigniss der allerbochsten An- wesenheit JJ. Majesiaten des Kaisers Franz Josef und der Kaiserin Elisabeth knupfet, daher aucb diese Abtbellung bis zum Kalvarienberge den Namen Franz Josef- und Elisabeth-Grotte fuhret. Bei Felsen- und Stalaktitentrummern vor- bei gehend bat man Gelegenheit die ausgedehnten weissen und rothen Tropfsteine, welche theils frei stehen, theils aus we'ssen Wanden roth hervor- brecben, zu betvundern. In einer Entfemung von 16 Klafter rom Eintritte in diesen Grottenarm wird der Gang immer enger, und schliesst sich auf 36 Klafter fast ganz, dipse enge Passage \vurde in der letzten Zeit kunstlich erweitert. Hinter diesem Engpasse gelangt man in eine 8 Klft. hohe und 9 Klafter breite Halle, worin sich 4ie weissen Tropfsteine mit rothen Kruslen- lagen zu uberziehen beginnen. Nacbdem man nur uber 3 Stufen und eine leichte Rampe in einzelnen Zwischenraumen gestiegen ist, gelangt man zu einer kleiner Anhohe, wo sich eine 3 Klafter bobe Saule in fleischfarbigem Colorit b**findet. Niclit zu ubersehen sitid hier an der ruckwartigen Wand die scbonen Drappirungen, 24 Kleiner Ivalva- rienberg Regen Schlafen- de Mftd- chea deren Farbenspiel \vahrhaft iiberraschend ist und vorn blmdenden We!ss bis ins Rusa iibergeht. Von hier gelangt man in 18 Klafter Eut- fernung in eine geiaumigere Halle, wo man nielit vergessen darf s ch umzukchren, und sich die ganz* Raumliclikeit z,u besehen, welche wegeu ihrer impozanten Gesteinsgruppirungen den Na¬ men des kleinen Kalvarienberges fiihrt. Nun gelangt man zum neuen Durchschlag, durch Avelchen zwei fiijher blind endende Sei- tengrotten mit einander verbunden wurden, sn dass das Ganze eine zusammenhftngende Grotte bildet. Dieser Durchschlag wnrde im Jahre 1856 be- wes kstelliget, und ist 6 Klftr. 3 Schuli lang, 6 Schuli breit und 6 Schuli Imeli. Hinfpr dem Durchschlag in einer Entfernung von 11 Klafter kornint man eine Stufe herabstei- gend /,u einer t echts vojn Wege stehenden 3 Zoll dicken und 9 Fuss hohen blendeud weissen Saule. Auch sind die nahen weissen Vorhange nicbt zu ubersehen. Man geht noch weitere 15 Klafter und ge\vahrt. nachdem man bei schonen pracht- voll glanzenden Saulen voriiber gegangen, links in der Hohe sch« eeweisse Drapperien, deren Dicke nielit uber 4 Linien betragt. Von hier an senkt sich die TVoibung immer mehr herab und ist auf 14 Klafter Entfernung nur mehr 5 Schuh hoch. Nachdem man hier die aufwarts ffthrenden 5 Stufen erstiegen hat. sieht man liber sich aus Kalkspath gebildete Rohrchen, welche einen Re¬ gen darstellen. Zwei Klafter weiter rechts sieht man in einer Nische eine Gruppe, welche zwei aufeinanderliegenden schlafenden Madchen gleicht. Der Kopf ist weiss, die Gewander sind rotil« braun. 25 Hier enveitert sicb die Halle und erreicht allmahlig eii e Hohe von 7 Klaftern, bei einer Breite von 4 Klaftern. Die Steinmassen schiebe n sich hier spitzbogenartig iibereinander urtd die Wantle sind mitden herrlichsten St&laktiteri, von lichmm "VVeiss bis ins Dunkelbraune ubergehend iiberzngen, deren Glanz mit jenem der herrlich- sten Kristalle zu verglt ichen ist. “Weiterhin er- weitert sich jener Gang zu einer 8 KIft. breiten und 20 Klaftern iangen Halle. Hier miinden mehrere Seitengrotten ein, wovon eine bis zum Seiten- Loibl fiihrt, jedoch \venig S!ehenswertes darbietet. g ro isselte Stufen fiihren und dessen Oberflache planirt ist. Hier befindet sich zur Erinnerung an die am 11. Marž 1857 gefeierte Anvresenbeit JJ. Majestaten des Kai- sers Franz Josef und der Kaiserin Elisabeth ein Denkmal, welches auf Anregung des Herrn Hof- raths Grafen A idreas Hohenvvarth durch Sub- scription zu Stande kam. Es ist eine abgestutzte s 26 Franz Josef- und Eli— sabeth- Monu- ment Hintere Grotte Tropf- brunnen Piramide aus sclnvarzem vaterlandischen Marmor und tragt die Inscbrift: Heimkehrend von einem Triumphzuge dessen Wege larides- vaterliche Huld und Milde unausldseblich gezeichnet haben, Veil- ten hier nach Eroffnung der nun Ailerhochst dero Namen fiihrenden Grotte am 1 1. Milrz 1857 FRANZ JOSEF I. und ELISABETH. Die Riiekseite tragt die Aufschrift: Dieser Sfein kiinde der Zukunft die jubelnde Freude der Gegenwart. Von Belvedere gegen Westen zieht sicb ein besonderer 158 Klf». Ianger Grottenarm, die hin— tere Groite aucb Pluto’s Grotte genannt. Hier dreissig Klafter vom Belvedere entfernt, befin- det sicb der Tropfbrunnen. Beschvverlich, liber schwarzgrau flindernden Boden, bei vertropften Felsenvvaiiden und Triiu mern vorbei, uber Ver- kliiftungen hiniiber, fiihrt der ungebahnte Pfad den Forscher dahin, aber lobnend ist der An- blick dieses abgestutzten Kegels von rotblich glanzender Stalaktitenmasse gebildet. Dieser Kegel, am Fusse im Umfange ausgedehnt des¬ sen nachste Umgebung an der rechten Seite am 27 Boilen unter Wasser steht, und an der Ober- ilaclie ein 1 Srhu!) breites Becken haf, befindet sicli in einer e(\vas geengten boben Halle, wo man von einer 64) Schuli boben Dečke einen VVasserfaden unaufhaltsam in das Becken fallen sieht, und die iiber das Becken sprilzenden Was- sertropfen fliesen an der Oberflache des hierdurch stets vvacbsenden Kegels berab. — Schoner konnfe wohl die Natur die allmahlige Bildung einer Tropfsteinsaule nicht darstellen! In der ab\vechselnden Betrachtung der Halle in ihren verscbiedenartigen Tropfforuien, Gestal- ten und Farben, und dem Genusse dieses trink- baren, herrlicben reinem Wassers sicli labend, moge der Forscher das nake, bisber bekannle Ende, links das Bassin und recbts die Gegend im Tartarus genannt, zu besehen nicbt uuterlas- sen. — Es geht von bier bei 2 ungemein vor- hangenden, kuppelartig gewolbten Stalagmiten v m iiber, wo die weissen Kalkinassen die rothen Wande ganz lieraus bangend iibertropfen ; bier bemerkt man rechts einen scbwer besteigbaren, iiber zusammen gestiirzte Stalaktit- und Felsen- massen fiihrenden Seitengang. Links iiber felsigen Beden, Absturze und Felsen wird allmahlig dieser. Hauptgang scbma- ler, im mer enger und niederer, auoh der unge- bahnte Pfad lebmiger und scliliipfi iger, mithin muhsamer zu steigen.— Bald auf- und abwar(s klimmend, und bei braunen und grauen vorhang- artigen Steinformen voriiber, gelaugt der For- sclier endlich an jene Stelle, urspriinglich das TVasserbassin, genannt. Die Bildung dises Bassins gleicht einem Trichter. Der obere Durchmesser bis an den Seiten- gang Wasser liasin 28 anderen Ranil \vird auf 12 und w die Tiefe auf 5 K!ft. gereclmet. Die Sei(en\vande ditses tricliterartigen Bassins sind wie Spiegoieis ver- tropft, urtd dessen AVasserspiegel erhebt sicli oft bei anhaltenden Rf gengussen liber den Rand, Seitenarm und beiva^sert die Gegend bis zum Tropfbrunnen. der Polk Von diesem Bassin komant man durch e nen schmalen Gang und liber eine tiefe Kiuft zn ei- nem Seitenarme des unterirdisch vorbei ziehen- Tartarus den Poikflusses. Der obberiihrte Seitengang rechls ist eine schauerlich zu besieigende Halle, — weit, bald hoch und nieder, gestaltet sicli ihre FelsenwoIbung 5 wenig Stalaktiti n werden an diesem Wege er- sicbtlich, und die Natur bat diesen Gang schau¬ erlich ausgestattetj nur uber aufgescbichn te Ei d- und Steinmassen gelangt der schaubegierige For- scher bald an die Stelle, der Tartarus genannt. — Es ist eine ode, kahle, schauerliche mit Was- ser gefiillte Kiuft, oline irgend eine weitere Ver- bindung merken zu lassen. Diese beiden End - Partien sind, wenn man die Seitengrotle abrechnet, und nur die Haupt- Route du ch die Ferdinandsgrotte verfolgt, 1200 AViener Klafter vom Haupteingange emfernt, da- Eremit K e % en betragt die Enifernung, \venn man den Weg durch die Franz Josef und Elisabethgrotte einscblagt, nur 8rl Klflr. rom Haupteingange. Kebren wir zum Belvedere zuiiick. A^on diesem weiter ostwar(s gelangt man in 30 Klft. Entfernung zum Eremiten, eiuem 5 Schuh hohen Stalagmiten, \velcher allein auf einer Kuppesteht. In einer Enifernung von 10 Klftr. vom Eremi¬ ten gelangt man auf die hdchste Spitze des Loiblberges, dessen obere Kuppe ein Plateau 29 bildet. In 10 Klftr. Entfernung von Loiblberge geht rechls eine Seitengrotle in den Haupfgang der Franz Josefsgrotte; links ist eine andere Seitengrotle, die Lowengreifgrotte genaunt. V T nm Ijoiblberg steigt man in * Windun- gen abwarts und gelangt auf einen 8 Fuss hohen und 1 Klafier breiten horizontalen Danim, von dem man riickwarts schauend, den ganzeu Ab- liang des Loiblberges in Form eines grossen Wasserfalles siehf. Die Hohe des Raumes misst hier 40 Schuh. Rechts von Danimo kommt man zu einein Locli, wo sich das vom Loibl reich- licb [fliessende Wasser verlierl. Bei anhalten- dem Regen stiirzt das Wasser so stark durch die Dečke, das es vom Loibl wie ein Giessbach fliesst. Von diesem Damine gelangt man in zvvei VVendungen aufwarts steigend zu einer Sliege von 10 Stufen, und nachdem man diese iiber- sehritten, zu einem Plateau, wo man recbts eine ganze Saulengruppe und mekrere ubereinantier gethiirmte Sleimassen eiblickt. Unter den mach- tigen Kolossen gewahrt man Einen, auf dessen Kuppe sich in der Mitte ein kleiner Stalagmit erhebt, welcher rechls und links noch einen zur Seite hat, und \vegen der Aehnlichkeit mit der Biiste des heiligen Stefan auch so benannt wurde. St. Stefan Dieser Punkt ist 106 Klftr. vom Belvedere, und hiemit 977 Klafter vom Haupteingange entfernt. c> Maria Anna-Grotte* Bei St. Stefan verlasst man die Franz Jo- sef und Elisabethgrotte, und wendet sich links in die neu eroffnete nordwarts verlaufende Kai- serin Maria Anna-Grotte, durcb welche der Weg von der Westseite auf die Spitze des Kalva- 30 rienberges fiihrt, und die reich an sckflnen For- mationen sich zeigt. Auf ebenein nacli einem zwei bis drei Klft. bohen Danime geffihrten, und mit eisernem Ge- Kleiner lander beschutzten Wege gelangt man, bei einem Sturzbach nnterbalb zwei Kifir. slarken oberhaib in zwei sclilanke Siiulen sich endigenden Sta^gmit vor- bei in 12 Klftr. Entfernung /,u einem Absatze von mehreren Stufen. Hier sieht man links ijher sich mehrere kuppelartige Gebilde, zvvischen de- nen in der Mitte eine Formation gleich einem Sturzbache zu selien ist, in dunkelbiauer Fatbe matt glanzend. Rechts bemerkt man zwei Sau- ien von vier Klafter Hblie, besonders soboti ist Si Invarze jjg zwe ;( e? (j; e |) ra ungelb glanzt, und viele lier— 01 uln S e abliiingende Ohren ahnliche Zacken bat. Wei- terhin etwas abwarts sehreitend sieht man in 7 Klafter Entfernung liber sich an der linken Wand viele V T orliange und Zapfen von schvvarzbrauner Farbe, die schvvarzen Vorhange genannt; rechts dagegen steht eine Situle von dunkelbraun glan- zender Farbe, deren oberes Ende kuppelartig er- scheint, und wie kanneliert aussieht. Bei Fortsetzung des liingst der iinken Wand dainmartig gefiibrten, und rechts ebenso wie an- Bri tani f ar) g S m j t eiserue m Gelander begranzten Weges gelangt man in 12 Klafter Entfernung zu einer blendend vveissen Situle von dritthalb Klafter Hohe, die uuten 3 Fuss und oben 5 Fuss im Durciimesser bat, und sich kuppelartig endigt. Sovvohl die vveisse Farbe dieser Saule als auch die vielen Zacken derselben sind von ausgezeich- neter Schonheit, und es fin det sich in der ganzen Grotle keiiie zvveite ihres gleichen; sie erhielt daher mit Recht den Namen Brilliant, Dicht 3 i neben dieser befindet sich eine zweite iiber drei Klafter hohe, und gleichsam die Dečke sliitzende t Saule von gHblich grauer Farbe, an litte sich ein Sialagmitenstock in Ge¬ stah eines Pfeilers, wie er in Reitscbulen iiblich ist, befindet. Diesem in der Mitte btiinJlichen, weissen, freistebenden Stalagmiten gegeniiber, in einem 30 Schuh hohen Saule rechts, erscheint der Bewunderung erregende und stžiuuensvverthe, 625 Klafter vom Eingange entfernte Vorhang. ’ ornang Dieses merk\vurdige Gebange ist 9 Schuh hncb, 4 Linien dick, uud 1 bis 3 Schuh aus der Wand vorhangend ; seine 4 Zoll breite, braun und roth gestreifte Einfassung, seine vvellenformig ge- zackte Randerung, und sein glanzend VVeiss, sein ganz naturlicher. fein durchsichtiger vor- trefFlicher Faltenvvurf versetzen gewiss jeden Fremden und Freund unterirdischer Schopfungs- vvunder in stauuende Betrachtung. —Vom Vor- hange gegenuher sind grosse, roth versteinerte Ausgusse auf graupn Felsengrund, genannt die Hiihnersteige und das Strohdach. Am Ausgan- ge dieser Halle befindet sich ein einzelner Fels mit einem Loche in der Mitte, der sogenannte Beichtstuhl. Weiter folgt die Kanonensaule, 600 Klft. vom Eingange emfernt. Sie ist weiss und glanzend, IN Schuh hnch helltonend ihr Anklang, und inisst 3 Klft. 1 Schuh 6 Zoll im Umkreise, g^uig 11 " mithin 6 Schuh 4 Zoll im Durchmesser. Be- sonders sehenswerth ist die nun folgende rothe Kalksteininkrustirung, welche das rothe Meer heisst. Schroffe Felsentvande im weissen und grauen Tropfstein bilden einen Gang, in welchem Grosse sich die grosse Cipresse, 18 Schuh boch erhebt, Cipresse bei einem Durchmesser von 18 Zoll. Darnehen stebt die kleine Cipresse. VVeitere 10 Klafter von bier gelangt man zu den sehr richtig benannten Jahots, einem herr- lichen Spiel der Natur, 500 Klafter vom Ein¬ gange entfernt; weiss, fein und liell durchsicb- tig, ausgerandert mit eincr.kleinen Einfassung, stellt sich der Faltenvvurf dieses Gehanges sehr naturlich dar. Nicbt mieder ist die Schichten- 40 lage des Gesteines an eben dieser Wand zu betrachten. Die Jabots verlassend erblickt man rechts die starkste Stalagmitmasse, -vvelche die, machtig- Massive ste bisher bekannte Tropfsteinsaule der Grotte Tropf- bildet. Sie misst lOKIftr., im Umkreise, mit- steinsaule 19 bis 20 Schuh im Durchmesser, bei einer Hohe von 15 Schuh. Bei dieser Tropfsteinmasse kanu man nicht ohne Bewunderung venveilen, wenn man berucksichtiget, dass nach gemachter Beobachtung in Einern Jahre hochstens ein Ku- bikzoll von dieser Kalkmasse auftropfend sich inkruslirt. In einer Entfernung von 15 Klaftern ge- langt man zum Grabmal, wo man friiber in die Franz Josef und Elisabethsgrotte einlenkte. Beim \veitern Riickweg durchschreitet man die fruher zuruckgelegten Raume der Kaiser Ferdinanda Grotte« Die Uebersetznng in andere Sprachen wird vorbehalten. fl-t