Nro. 63. °' ^ ^^ LBacher U^ ^ Zeitung. Dienstag den 9. Auzust 1791. Inländische ttachrchten. Wien ben 3. August. Des Er-Her-zogs Franz'K. H. sind gestern in Gesell-sHust II. K^HH: des Erzherzogs Karl, und des Palatinus nach Ljterhac; abgereiset. Am 6. d. M. werden II. KK. HH. in Ofen erwartet, wo Se. K. H. der Palatinus am 8. d. M. bey der kö-^ nigl. ungarischen Statthalterey den Vorsitz übernehmen , und am 9. durch Se. K. H. den Erzherzog Franz als Obergespan des Pester Komitats wird nistallirt werden. Des Palatinus K. H. haben des wegen unter dem 25. Heum. folgendes Schreiben an den Vicegespan des Pcster Komitats, Hrn. v. Szilly erlassen : " Z)a ich uun die Würde eines Obergchans vom Pester Komitat übernehmen will, so wache ich Ihnen hicmit zu wissen, daß der Tag meiner Installirung, wom Se. geh. Maj. den durchlauchtigsten Ercher-M Franz^ meinen gelobtesten Bruder» aU königs. Kommissar., bestimmet haben, dlrch Se. K. H. auf den 9. August fest-a^tzt worden sey. Sie werden also da-M sorgen, daß bis duhi» bi^ i-3tiu3. — Da diese Schrift ebenfalls Wohl verfaßt ist, so wünschen allerhöchst- gedachee Se. k. k.'Maj. den Verfasser persönlich ;u kennen, und sich mit ihm zu besprechen, wozu folgende Tage, näm» lich der 4. , f. oder 6. d. M. allergna- bigst bestimmt worden sind, welches dem Verfasser dieser Schrift hiemit bekannt gemacht wird. Wien dm ». August 179 s. M Zwischen Oesterreich und Preußen soll Meine bündige Allianz ini Werke seyn, uud Mder König kömmt -el-mvtder^ nach Prag, Moder der Kaiser reiset vorher nach Sach- Msen, und dann nach Glatz, das heißt, ^wenn die böhmische Krönung vorbey.seyn wird. Der preußische Oberste, der d?m Kaiser bis Florenz 'nachgereiset ist , soll ein so kostbares Präsent bekommen haben, dergleichen vielleicht noch kein Kurrier erhalten hat. Daher redet man hier nun schon von einem vortheilhasten Frieden für uns mit den Türken, welchen diese Allianx mit Preußen unmöglich abfallen kann, und manche glauben, daß wir einen bessern Frieden, als der Pasarowizer war, bekommen sollen. — Gan; sichtbar ist der Erfolg, mit welchem der königl. Preußische Generaladjutant, Hr. v. Vi-schofswerder, seine Unterhandlungen am k, k. Hofe betreibt , so daß man sehr bald die Nachricht von einer zwischen beyden Höfen getroffenen engen Verbindung vernehmen dürfte. Nur zu lange waren die Gesinnungen dieser Höfe zu ihrem gemeinschaftlichen Schaden von einander entfernt, da sie Hand in Hand vielmehr ihre wechselseitigen Vortheile machtig befördern könnten. Semlin den 2s. Henm. Dermalen habe» wir an dem Betragen b<» Türke« an der Gränze so wenig auszusetzen, daß wir es vielmehr nicht anders wünfchetl können; und wirklich sind die Muselmänner itzt weit davon entfernt, voll Fortsetzung des Kri/ges zu sprechen. Viele ihrer ansehnlichen Manner kommen öfters zu uns, in keiner andern Absicht , wie es scheint, als sich mit uns in Gesprächen zu unterhaken. Sie verwünsche« itzt selbst alles, was durch den Krie^ zwischen nns und ihnen arges, böses unb grausames veranlaßt wurde. Temeswar den 26. Heum. Vey Nassau Kürassier ist der Major Vougel zum Oberstlieutenant, und der Rittmeister Vavaso zum Major avanzirt. Bey Czeschwitz Kürassier ist der Obelstlieutt-NKNt Marghim zum Obersten ernannt und in Pknsionsstanb versezt worden. Major Graf Palfy wurde zum Oberstlieutenant befördert, und dcr Major Hartl-nnller von Erdödy Hussaren zu Czeschwitz übersezt. Bukarest den 20. Heum. Der Schrecken der Türken nach der Niederlage des Großwksyrs am 9. d. ist unbeschreib llch. Die Asiatische Kavallerie hielt nirgends mehr Stand , die Kosaken, welche den Flüchtigen nachgesetzt hatten , hieben Noch bey IOOO Mann, theils Soldatm theils Leute vom Trosse der türkischen Armee zusammen. Silisiria ist itzt in augenscheinlicher Gefahr; denn da diese Stadt bloß wegen der umliegenden engen Passe fest zu nennen ist, und die Türken bey der dermaligen Lage dieselbe nicht hinlänglich besetzen können; so kann man dem Falle dieser Festung nächstens entgegen sehen, und dann ist das Schicksal von Braila ebenfalls entschieden. — Die Aussen sind mit ihrer Donausiottille von Galatz bis Matschin vorgerückt, und haben dadnrch die Kommunikazion zwischen Braila und der Armee des Großwesyrs ganz abgeschnitten. l'^emderg den 21. Heum. Am 17. dieses in der Nacht ist der Rußische Graf dvli Rozumowsky aus Petersburg allhier angekommen. Derselbe hat ein großes Gefolg bey sich, und reiset nach Wien. Gedachtem Hrn. haben mehrere Deutsche und P?hlnische Kavallire, der kommandi« ^rmde Gmeral und alle Stabsoffiziere ihren Besuch gemacht. — In der Nacht auf den 19. hat derselbe seine Reise Nach Wien angerretten', und bleibt daselbst als Gesandter, nachdem der Fürst Gallizin ausserordmtlichcrBothschafter eben "«diesem Hofe geworden ist. Sein Ein-sug in Wiln dürfte prächtig werden, d«lm er hat viele Wagen unb ein zahlreiches Gefolge bey sich. — Elstern kamen dcr Graf D * * * mit dem Grafen Ka * in einen hitzigen Wortwechsel, der sich mit ein r Ausfordcrung endigte. Man hielt Wort, und um die bestimmte Zeit war einer und der andere auf dem Kampfplatz : die steinerne Tafel genannt. Vo« beyden Seiten wurden Pistolen abgefeuert. Beyde Theile verfehlten sich, und damit sollte das martialische Gefecht ein Ende nehmen; allein der eine wollte nicht, und Verlangte nochmal zu schiessen; es wurde nicht angenommen ; man schlug Säbel vor — alles ausgeschlagen. — Also was geschah denn ? Man grif zu spanischen Röhren, balgte einander derb ab , und so giengen die Fechter und Sekundanten mit blauen Rücken paciücamente zu Hause, lliber die hitzigen Köpfe ! ! ! Brüssel den 8. Heum. Aurj vor der Abreise der beyden kön. französischen Prin m von hier nach Kobletn, versammelten sich . alle vornehmen Flüchtlinge btt) denselben, und dcr Graf von Provence hielt folgende Rede: " Was ich Ihnen bey gegenwärtigen Umstanden empfehlen kann, meine Herren, ist die Einigkeit unter sich selbst, als unsere einzige Stärke , unh dann Achtung und Gehorsam gegen die Belgische Regierung . wovon ich selbst dqs Beyspiel gebe. Wenn übrigens unsere Verewigung bestehen soll, so müssen wir auch Haupter haken; ich schlage Ihnen folgende 6 brave Manner vor: den Her« zog von Uzez, deu Herog von Villje« quier, den Marquis von la Queuille, von Fronteville, von Robien und von Iaucourt. Durch diese Herren werde ich -Ihnen von Zeit zu Zeit meine Meynungen mittheilen lassen. Bey dem Worte Meynungm schrien alle einstimmig: Ihr? Befehle, Prinz !'Nnn dann, meine Befehle , weil Sie es so haben wollen, er» wiederten Se. Hoheit. Es ist zu hoffen, daß wir das Unglück unsers lieben Vaterlandes endigen werden. Seit vierzehn Jahrhunderten, da unsere Monarchie besteht , hat der französische Adel unaufhörlich sein Ansehen behauptet. In den 20 Monaten , da ich in Paris gefangen war, konnte ich nichts für Sie thun. Wenn wir einige Hoffnung haben , so haben wir selbige meinem Bruder zu verdanken. " — Der Graf Artois nahm hierauf das Wort, und erklärte : " Ich habe nichts gethan, als was ich zu thun schuldig war. Ich will der ersie seyn, der Euch, mein lieber Bruder , gehorchet. „ Beyde umarmten sich hierauf, und Beyfall ertönte im ganzen Saale. >M Ausländische Nachrichten. Deutschland. Leipzig den is. Heum. Die Neugierde ist auch bey uns-aufs höchste gespannt. Es kommt zum Frieden, heißt «s, und diefes wird in allen Nachrichten aus Berlin, Dresden, Petersburg und Warschau bestattiget. Aber dieser Friede soll große Punkte in siH enthalten, und wird wichtige Dinge ins Reine bringen. Man spricht von Landertauschm, von neuen Allianzen, von a^mmnen Bündnissen gegen falsche Anfkiattmg und Mo-dephllosophie, von Heir.tthm, von einem Kreu^uge gegen die Franosen, und von andern Projekten. Das preußische Kabi-nec scheint der Mittelpunkt aller dieser Unterhandlungen zu seyn. Die gegenwärtige Zeit ist reich all großen Begebenheiten , und groß müjstn also auch die Entwürfe der Kabinetter seyn. Pohlen. "Warschau den 22. Heum. In der Nacht auf den 16. Heum. wurde hier alles auf einmal in große Unrnhe versetzt, weil aus der Ukraine und andern Woywodschaf-ten sehr bedenkliche Nachrichten eingegangen waren, nämlich: daß General F. Z. M. Graf v. Potocki, und der Feldherr Graf von Rzewuski , nebst dem Herrn v. Sucherzewsky, Landbothen von Kalisz sich vereiniget haben, und alle Triebfedern in Bewegung setzen, um eine Gegenre-voluzion, oder den Umsturz der neuen Verfassung vom 3 May, zu bewirken: und es sollen bereits 30,220 Bauern, nebst vielen Edelleuten im wirklichen Aufruhre begriffen seyn. Unser guter König hat