Li»e ^rkSigt. Am Feste Maria Verkündigung (25. März) hielt der Domherr u. Dompfarrer Josef Supan in unsrer Kathedrale eine Predigt, welche — so wie sie die zahlreichen Zuhörer be¬ geisterte und — erschütterte, so jene kleine Coterie in Aufre¬ gung versetzte, welche mit aller Gewalt unser Land in die Arme des s. g. Liberalismus treiben und es seiner katholischen und nationalen Grundlage berauben will. Diese Coterie, welche vermittelst der gleichgesinnten weitverbreiteten Organe der Presse, die „öffentliche Meinung" macht, scheut vor keinem Mittel zurück, und hat in gewohnter Weise auch hier zu Lü¬ gen, Verdrehungen und Verleumdungen ihre Zuflucht genom¬ men, welche in Form von Anklagen den Behörden hinterbracht wurden. Die von diesen letzter» eingeleiteten Erhebungen er¬ wiesen die Anklage alsbald als ein Lügengewebe, mit welchem die Behörden von der gedachten Coterie lediglich be¬ helligt worden sind. Der Herr Dompfarrer hat aber eben wegen des Umstandes, weil er zur Verantwortung auf¬ gefordert wurde, es als seine Pflicht erachtet, seine Kanzelrede durch den Druck zu veröffentlichen und so die Umtriebe jener Partei an das Tageslicht zu bringen, welche die liberale genannt wird. Er leitet seine Rede mit einem Vorworte ein, welchem wir das Nachstehende auszugsweise entnehmen: „Die unparteiischen Zuhörer haben über das die Wahrheit fälschende verleumderische Gerede das Urtheil schon gefällt; jetzt werden auch die unparteiischen Leser das Wahre vom Falschen unterscheiden, die Predigt mit dem darüber Gehörten vergleichen und richtig beurtheilen können. Insbesondere können die glanbenstrenen Katholiken nach diesem Falle die Lästerungen, Anschuldigungen und Schmähungen beurtheilen, die sie täglich in den sogenannten „liberalen" Zei¬ tungen und gesellschaftlichen Kreisen gegen das Konkordat, die Kirche und ihre Diener lesen und hören; sie können ei li¬ se Heu, wie viel zu glauben und zu trauen, wie viel Wahres daran sei. Wenn sich bei uns die „Liberalen", welche Freiheit und konfessionelle Gleichberechtigung im Munde führen, unterstehen, mit Lügen und falschen Anklagen die Behörden zu behelligen, da sie doch wissen, daß bei 2000 Zuhörer und trener eifriger Katholiken von der Wahrheit Zeugniß geben und die unge¬ rechten Beschuldigungen zurückweiscn können, dann kann man sich denken, welche Verleumdungen und Beschuldigungen sie gegen den Klerus zu Hilfe nehmen in Fällen, da man keine Zeugen hat, um dieselben zu widerlegen! Fälschung der Wahrheit und Aufstachelung der Begierden, Hohn und Spott, Verleumdung und Lästerung sind die Werkzeuge, mit denen man arbeitet in Wort und Schrift. Unsere Gegner glauben berechtiget zu sein, uns zu ver¬ leumden und anzuklagen, — wir aber dürften nicht einmal widerlegen und uns vertheidigen. — Für sich verlangen sie volle Freiheit in Allem; — für die Kirche und ihre Diener aber, sobald sie sich unterstehen ihren Ansichten und Tendenzen entgegen zu treten, freimüthig die kath. Wahrheit zu predigen, — Knechtung, die Strenge des Gesetzes, um sie so mundtodt zu machen. Das ist Freiheit und Gleichberechti¬ gung im Sinne der „Liberalen". Eine kleine Partei in unserer Stadt freute sich so sehr über den Fall des Konkordats, daß sie die Niederlage der Kirche mit einer Beleuchtung zu feiern beschließt. — Der größte Theil der treukatholischen Stadtbewohner weiß es recht gut, daß die Beleuchtung ein Triumph über diese Niederlage, eine Freude wegen des Sieges über die Kirche, eine Gering¬ schätzung gegen die Bischöfe, eine Aufreizung der Geistlichkeit ist, und sah sich in seiner Anhänglichkeit au die Kirche, an ihre Seelenhirten, in seiner religiösen Ueberzeugung verletzt und gekränkt. Viele haben ihre Erbitterung, ihren Unwillen dar¬ über am nämlichen Abende offen ausgesprochen. Und eben diesem gerechten Unwillen, der gegründeten Erbitterung der über 450.000 treuen Katholiken Krains Rech¬ nung zu tragen und Ausdruck zu geben, daß eine v e rschwi n- dend kleine Anzahl Gegner sich nicht scheut, die unge¬ heuere Majorität katholisch Gesinnter in Stadt und Rind in ihrer religiösen Ueberzeugung zu kranken, war meine Pflicht. Nickt ich, sondern unsere Gegner haben das Volk aufgeregt und erbittert; ich aber habe von dem auch uns zustehenden Rechte der konstitutionellen Freiheit Ge¬ brauch gemacht und meiner Pflicht gemäß dagegen gespro¬ chen und mich darüber beklagt, - aber deßw egen werden eben von jenen, welche konstitutionelle Freiheit und Gleich¬ berechtigung ans ihre Fahne geschrieben, Anklagen und Be¬ schwerden bei den Behörden erhoben, als wenn ich gegen die Staatsgrundgesetze gehandelt hätte. Jeder Unparteiische möge uriheilen, wie dicß mit den konstitutionellen Grundsätzen der Gleichberechtigung harmonirt Wir haben den Kampf nicht Hervorgernfen, wir haben ihn aber ausgenommen, nnd führen ihn mit den legalen Mit¬ teln, welche uns in dem Maße, wie unfern Gegnern, durch die Staatsgrnudgesetze gestattet sind. Es ist mir verargt worden, daß ich eine „politische" Predigt gehalten. — Dereu hielt ich schon mehrere, ohne eine Beschwerde zu hören. So wie ich cs 1859 und 1866 für meine Pflicht erachtete, da der ungerechte Krieg ausgebrochcn, das Unrecht unserer Feinde, das Recht Oesterreichs nnd unseres Kaisers zur Aufklärung und zur Beruhigung öffentlich zu besprechen, zum gekreuzigten Heilande und zu seiner Mutter Maria nm Hilfe zu flehen; ebenso hielt ich es jetzt, da ein bitterer Kampf für unsere heil. kath. Kirche begonnen, mit den Waffen der Verleumdung, Aufhetzung und Verhöhnung gegen sie Krieg geführt wird, — jetzt, da der heil. Vater der Christenheit, von vielen Feinden umringt, in großer Gefahr sich befindet, — jetzt, da alle wahren Katholiken, die bei uns die ungeheure Mehrzahl bilden, mit Schmerz, Besorgnis; und Trauer erfüllt sind, für meine Pflicht, bas Unrecht unserer Gegner darzulegen, die Rechte der kath. Kirche und ihres ge- heiligten Oberhauptes zu vertheidigen, ihre bitter» Leiden und Kämpfe zu erzählen, zu Christus und seiner un¬ besteckten Mutter Maria um Hilfe in dieser Noth zu flehen! Mir bleibt die beruhigende Ueberzeugnng, daß ich da¬ mals wie jetzt, ohne jede andere Absicht, ja dießmal sogar ohne Rücksicht auf bevorstehende Angriffe und Unan¬ nehmlichkeiten, nur im Gefühle meiner heil. Pflicht als katholischer Priester, als Pfarrer dieser Stadtgemeinde, als treuer Staatsbürger gcpre- diget habe! In den gegenwärtigen Kämpfen und Leiden der Kirche gilt vorzüglich den Priestern und Predigern des Herrn Wort: „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; — wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet". — Der Priester muß antworten mit dem Apostel: Wollte ich den Menschen gefallen, so wäre ich kein Diener Christi, und hätte den Lohn schon dahin. — Ein glänzendes Beispiel der Nachahmung für Alle haben uns die höchsten kirchlichen Würdenträger des Reiches, so wie auch die Herren Grafen Leo Thun und Bloome und Professor Arndts im Herrenhause gegeben, da sie mit wahrhaft aposto¬ lischem Freimuthe, gläubiger Ueberzeugnng und bewunderungs¬ würdiger Beredsamkeit die Rechte der Kirche auf die kath. Ehe und kath. Schule ungeachtet des Zischens und Gelächters auf der Gallerie, ungeachtet der bekannten Stimmung im Hause, ungeachtet des Hohnes und Spottes, der ihrer auf der Gasse wartete, vertheidigten. Es sei mir erlaubt, meine und meiner Mitarbeiter, der Seelenhirten in unserer Diöcese, innige Gefühle der tiefsten Verehrung und des herzlich¬ sten Dankes Ihren Excellenzen Grafen Thun und Bloome, Herrn Professor Arndts hie mit öffentlich au szu sprech en." Es ward geklagt, daß der Prediger mit Leidenschaft ge¬ sprochen. Wer ihn in den 30 Jahren nur einige Male und auch dießmal gehört hat, der wird sagen können, daß er nur jederzeit mit Gefühl und Begeisterung, nicht mit Leidenschaft geredet. Die noch immer klangvolle, reine, alle Räume des Domes durchdringende Stimme, die richtige Betonung, der wahre und tiefe Ausdruck der Gefühle, der lebhafte von innerer Ueberzeugnng sprechende Vortrag hat stets besonders in Gele- genheitsprcdigten einen außerordentlichen Eindruck, ein großes Aufsehen gemacht. Wir erinnern nur an die Predigt bei der Kirchweihe in der Tirnau, bei der Weihe der Marienstatue an den Stufen vor der Pfarrkirche Maria Verkündigung, an die 4 Predigten in den letzten Tagen des Jubiläums 1858, an die Vorträge in den Kriegsjahreu 1859 und 1866 und an die Reden, welche von ihm bei so vielen Tranungen der Braut¬ paare aus unfern angesehensten Familien gehalten worden sind; welchen Eindruck, welche Rührung bewirkten nicht diese Vor¬ träge? Es ist begreiflich, daß die Behandlung der wichtigen Tagesfrageu von einem Redner, der mit so viel Gefühl, mit solcher Ueberzcugung vorträgt, Aufsehen erregen mußte. Dieß haben die unparteiischen Zuhörer anerkannt und gewürdiget. Der als Prediger und Katechet berühmte Fürst¬ bischof Slomšek hat ihn 1845 und 1860 in der Domkirche ange¬ hört, sich auf das Günstigste ausgesprochen und dem Canonicus Josef Poklukar gesagt: Sie können stolz auf ihn sein,— dem Prediger aber vom Herzen Glück gewünscht, daß er in der Redekraft nicht abgenommen, sondern noch gewonnen hat. Eben wegen den ausgezeichneten Eigenschaften als Stadtseelsorger und Prediger, nachdem er 17 Jahre als Domkaplan hier ge¬ wirkt »nd mit Beifall angehört wurde, hat ihn der hochselige, erfahrene, weise Fürstbischof Anton Alois Wolf für die Domherrnpräbende Sr. Majestät vorgeschlagen und daun zum Dom- und Stadtpfarrer ernannt. Jnhaltschwer und ergreifend sind die Worte, welche der greise, hochverdiente Oberhirt den 12. März 1855 zum neuen Dvmpfarrer, als dieser seinen Dank abstattete, gesprochen: „Ich habe Sie zum Stadtpfarrer bestimmt, weil mich Ihr bisheriges Wirken in Laibach zur Hoffnung berechtiget, daß Sic in dieser Zeit sehr viel zur Ehre Gottes, zum Heile der Seelen wirken werden. Die Sorge für meine schöne Kathedrale vertraue ich Ihnen an, und er¬ warte, daß Sie das fortsetzen werden, was Ihr Vorgänger so glücklich begonnen. Arbeiten Sie so, daß die Stadtgemeinde wissen wird, daß sie einen Stadtpfarrer hat, daß wir beide dereinst leicht vor Gottes Richterstuhl werden Rechenschaft geben können. Ich komme früher hin, — Sie kommen mir nach". — Diese Worte, die von der Sorge für die Stadtgemeinde Zcugniß geben, hat der hochselige unvergeßliche Fürstbischof vor der Deputation der Bürger, die unter Anführung des Ma- gistratsraths AmbroL für diese Ernennung den Dank abstattete, wiederholt. Und der Dompfarrer hat das Vertrauen seines großen Gönners gerechtfertiget, und wie sich Hochderselbe selbst aus- drnckte, alle Erwartungen weit übertroffen. Er predigte viele Lahre stets abwechselnd mit den Domkaplänen in beiden Sprachen, leitete selbst die Pfarr-, Dekanats- und Friedhofs- geschäfle, leistete im Beichtstühle, am Kranken- und Sterbebette bereitwilligst Dienste und geistliche Hilfe, so lange ihm die Gesundheit gestattete, und steht noch immer allen, die Rath, Hilfe, Trost suchen von Früh bis Abends zu Diensten. In den wenigen Jahren, da er bei dem nämlichen Einkommen der Domkirche die Verwaltung führte, hat er durch viele Mühe, Sorgfalt und Selbstverleugnung bei 20.000 fl. an milden Beiträgen für dieselbe erhalten, sie mit dem Marmor, mit der Vergoldung an den Wänden, an den Orgelkästen und Chören, mit den kunst- und ausdrucksvoll gemalten Kreuzwegstatiouen geziert, sie vom Thurmkreuze bis zur Pflasterung ganz restau- rirt, so daß unsere herrliche Domkirche als ein Denkmal der Pietät der Bewohner Laibachs, als eine Zierde der Stadt und des Landes von Fremden und Einheimischen bewundert wird. Würde Fürstbischof Wolf aufstehen, es müßte ihn freuen, daß sein Vertrauen so glänzend gerechtfertiget ist. Wegen dieser Verdienste nm die Stadtgemeinde ist der Dompfarrer für die Wahl znm Gemeinderathe vorgeschlagen worden, obwohl er sich wegen der vielen Geschäfte dagegen ausgesprochen hat. Sehr viele Bürger sahen ein, daß dem gerechten Wunsche der ungeheuren Majorität unserer Stadt¬ bewohner Rechnung getragen und ein Priester in den Ge¬ meinderath berufen werde; nud es ist begreiflich, daß die Wahl aus denjenigen fiel, der bereits so viele Dienste geleistet, seine Liebe und Treue für die kath. Kirche, seinen erhabenen Mon¬ archen, seine Stadlgemeinde bewiesen, 3 Epidemien, 3 Kriegs¬ jahre hier erlebt, wahrhaft die Leiden und Freuden der Stadt¬ gemeinde wie einzelner Familien durch 30 Jahre getheilt hat. Auf die Behauptung des „Eiugescndet" in der „Laib. Ztg.", daß der Dompfarrer nicht die Gesinnung des ganzen Klerus vertritt, wird erwidert: Die ganze Seelsorgegeistlichkcit Krams hat schon vor Mo¬ naten eine Adresse durch Se. Eminenz Kardinal Rauscher dem Herrenhause übergeben, worin sie die Rechte der Kirche auf die Ehe und Schule ebenso vertheidigen wie die Bischöfe, da¬ her konnte der Dompfarrer in ihrem Namen sprechen. Daß der Herr Fürstbischof von Laibach in seinem Hirten¬ briefe darüber nicht gesprochen, beweist noch nicht, daß er einer entgegengesetzten Ansicht ist. Es haben aber beinahe alle und zwar die höchsten Kirchenfürsten des Reiches in ihren Hirten¬ briefen sich mit aller Entschiedenheit in gleicher Weise ausge¬ sprochen, der Papst hat Alles gebilliget; hiemit ist für den wahren, treuen Katholiken Alles entschieden, dem Priester be¬ zeichnet, was er zu vertheidigen hat, hiemit hat der Dom¬ pfarrer nur nach dem deutlichen Ausspruche der Bischöfe und des heil. Vaters geredet und seine Pflicht als kath. Priester erfüllt. ' Sogar Dr. Ginzel hat in seinem am 22. April, also zur Zeit, da die Predigt schon unter der Presse war, veröf¬ fentlichten Widerrufe erklärt: „Nichts fürchte ich mehr, worin immer und wenn anch wider meinen Willen in einen Gegen¬ satz mit dem h. Stuhle und dem hochwürdigsten Episcopate zu kommen." Wie kann daher der Schreiber des „Eingesendet" dem Fürstbischöfe von Laibach zumuthen, daß er sich in Oppo¬ sition gegen den Papst und den Episcopat stellt, der doch den Protest an das Herrenhaus mit den übrigen Kirchenfllrsten un¬ terschrieben. — Sowohl die Vorrede als die Predigt selbst, welche all- seitige Aufmerksamkeit verdient, geben Zeugniß für den Ver¬ fasser als einen ebenso verständigen als patriotischen Mann und wahrhaften Priester, der muthvoll für seine Ueberzeugung einsteht und in der Zeit seiner mehr als dreißigjährigen Seel¬ sorge die Verhältnisse unserer Stadt und unseres Landes gründlich kennen lernte. Ein solcher Mann wäre in der That als Vertreter der Communalinteressen in nnserm Gemein- derathe vortrefflich am-Platze, daher die Wäh¬ ler des 2. Wahlkörpers nach dem Vorschläge des bür¬ gerlichen Wahlcomitös ihre Stimmen auf ihn vereini¬ gen sollen. Druck von Josts Blasnik in Laibach. — Selbstverlag.