Separat-Abdruck aus der Zeitschrift „1 vom 9. Mai 1868. Zur Aufklärung und Abwehr! Seit meine Predigt in Druck erschienen, werde ich in der „Laib. Ztg." beschuldiget, daß ich diese wegen der bevor¬ stehenden Wahlen in den Gemeinderath gehalten und durch den Druck veröffentlicht habe. Nie ist mir dies in den Sinn gekommen. Ich hielt die Predigt im Gefühle meiner Pflicht, durch die veran¬ staltete Beleuchtung gleichsam herausgefordert. Eine andere Absicht hatte ich nicht. Die Veröffentlichung durch den Druck haben die Gegner durch die Lügen, Verleumdungen und An¬ klagen bei den Behörden veranlaßt; früher dachte ich daran eben so wenig, wie bei meinen nahe an 2000 in Laibach ge¬ haltenen übrigen Predigten. In Stadt und Land haben die Gegner erzählt, daß ich in der Predigt eine Majestätsbeleidi¬ gung begangen und gesagt habe: Die beleuchtet haben, wird der Teufel holen, denen darf die Sterbekerze am Sterbebette nicht brennen Bei der Polizei, beim Landespräsidium, Ma¬ gistrate sind Klagen über Erbitterung und Aufregung der Zuhörer vorgebracht worden, weil ich mich über die öster¬ reichischen Minister geringschätzend, über die französischen aber hochlobend ausgesprochen; — weil ich gesagt hätte: Alle die in der Zivilehe leben sind verdammt; — die beleuchtet haben sind Frevler gegen die Kirche u. s. w. Alles dies habe ich nie gesprochen, was alle Zuhörer bestätigen können. Selbst ein Negierungsorgan hat als un¬ parteiischer und rechtlicher Zuhörer, vom Landespräsidium auf¬ gefordert, offen erklärt, daß er in der ganzen Predigt nicht einen Satz und nicht ein Wort gefunden, das man bean¬ ständen könnte; daß alle beim Landespräsidium vorgebrachten Klagepunkte falsche Anklagen sind. Und doch war in Stadt und Land das Gerücht verbreitet, daß ich wegen der Pre¬ digt in Antlagestand versetzt und eingcsperrt werden soll. Nun darf ich wohl fragen: „Wie kann ich mich gegen solche Verleumdungen, solches ehrverletzende Gerede vertheidigen, wie Freunde und Gegner über die Wahrheit aufklären, — als durch den Druck der Predigt?" In 8 Tagen waren 3 Auflagen nöthig. Tausende von Gläubigen sind jetzt über das Wahre belehrt und überzeugt, wie unverschämt die Predigt gefälscht und entstellt wurde, und zwar nur von solchen, die sie nicht gehört. Die Behörden aber ha¬ ben sich überzeugt, daß ein Anlaß zur Klage nicht vorliegt. Darüber sind aber die Gegner erbittert, und da sie durch Anklagen bei den Behörden nichts ausrichten konnten, erheben sie ein neues Geschrei, unterschieben mir Absichten bezüglich der Wahlen die ich nie hatte, nennen meine Predigt und die Vorrede eine Flugschrift, ein Pamphlet zu diesem Zwecke, u. s. w. Ganz das bekannte Lied; Hohn und Spott, Fälschung, Verdrehung der Wahrheit sind die Werkzeuge mit denen sie kämpfen. Ich erlaube mir nun an die Stadtbewohner, welche die Predigt gehört, die Tausende, welche sie gelesen, die Frage zu stellen: Ist in der Predigt etwas enthalten, das zu solchen Verleumdungen und Anklagen Veranlassung geben konnte? Jeder Unparteische wird antwor¬ ten: „Nichts —- das hat der Feind gethan!" Ein Pamphlet wird in der amtlichen Zeitung des ganz kath. Landes eine Predigt genannt, welche mit, auch von Gegnern gewürdigter Mässigung und Ueberzeugnng die Rechte der kath Kirche vertheidiget und alle wahren Katholiken erbaut! — Darnach mögen Alle so manche Artikel dieser Zeitung beurlheilen! — Wie so oft in Angelegenheiten der kath. Kirche, so hat es sich auch in diesem unbedeutenden Falle gezeigt, daß „der Mensch denkt, Gott aber lenkt." —> Die Gegner glaubten durch ihre Anklagen und Angriffe die Wirkung der Predigt zu vernichten, den Prediger herabzuwürdigen, der guten Sache zu schaden; — sie haben aber nur genützt. Die Pre¬ digt wäre sonst, wie so viele vergessen worden; jetzt aber wird sie von vielen Tausenden gelesen, viele werden über die wichtigen kirchlichen Fragen aufgeklärt, und — die Mutter¬ gotteskirche meines Geburtsortes bekömmt einen bedeutenden Beitrag, wofür ich hiemit allen — freiwilligen und unfrei¬ willigen — Wohlthäteru den schuldigen Dank ansspreche. Offen erkläre ich, daß die meine Person betreffenden Schmähungen in den kirchenfeindlichen Tagesblättern mich nicht kränken und verletzen; in dem Bewußtsein, meiner Pflicht ge¬ mäß zur Bertheidigung der Rechte unserer heil. Kirche, zur Aufklärung für unsere katholisch gesinnte Bevölkerung das Ge¬ ringste beigetragen zu haben, — in der freudigen, liebevollen Anerkennung der wahren Katholiken finde ich hundertfältige Vergeltung. Der Rezensent in der „Laib. Ztg." vom 28. April fin¬ det in meiner Predigt die Sehnsucht nach dem Märtyrthum ausgesprochen, was doch nicht der Fall; und sagt: daß das¬ selbe noch keinem Konkordaisredner in Krain bescheert wurde. — Dieser Herr muß mir doch die Frage erlauben: Wozu wa¬ ren denn die Anklagen und Anzeigen bei der Polizei, beim Magistrat und Landespräsidinm wegen der Predigt? Wäre es möglich gewesen, so würde ich nach dem Wunsche der Gegner gleich auf die Anklagebank gekommen sein! Unbegreiflich ist es, wie Rezensent glauben kann, daß ich eine Predigt halten und in den Druck geben konnte, um mich für einen Sitz auf den cnrulischen Stühlen zu empfehlen. — Ist denn dieses Amt in jetzigen Zeiten so lockend, da man seit mehreren Jahren für gemeinnützige, tüchtige Leistun¬ gen des Gemeinderathes, die Jeder sehen und greifen kann, nur Beschimpfungen und Verleumdungen und Lügen erntet? Wie im vergangenen Jahre, ebenso habe ich mich auch Heuer geweigert, als Kandidat genannt zn werden; allein dem Wunsche vieler verehrten Stadtbewohner, die mir seit einer Reihe von Jahren ihre Freundschaft und ihr Wohl¬ wollen stets bewiesen, glaubte ich auch dieses Jahr Rechnung tragen zu müssen. Ob nun diese für das wahre Interesse der Stadtgemeinde besser gesorgt haben, oder jene, die Andere in Vorschlag brachten, mögen die unparteischen, erfahrenen Mitbürger benrtheilen. Zum Schluffe glaube ich hier wiederholen und vorzüg¬ lich Allen, die einer entgegengesetzten Ansicht und Ueberzeu- gung sind, anfiihren zu muffen, was ich in der Vorrede zur dritten Auflage Seite 11 erkläre: „Die Rücksicht auf meinen zeitlichen Vortheil, meine nicht feste Gesundheit, meine Ruhe, auf Menschengunst und Menschenlob gebot mir über diese heiklichen Fragen zu schwei¬ gen; aber meine heil Pflicht gebot mir zu reden, sonst könnte ich es vor Gottes Nichterstnhl nicht verantworten. Das haben auch sehr viele Stadtbewohner, sogar Gegner eingesehen und gewürdiget. Als ich am Feste M.-Ver. Abends aus der Kirche trat, da wartete mich ein Herr und sprach zu mir: „Sie kennen mich schon lange, ich bin Ihr principieller Gegner, in meiner Ansicht gegen das Konkordat, an der Seite der Majorität des Herrenhauses. Aber einem Priester, der in der gegen¬ wärtigen Zeit den Muth hat, ohne Rücksicht auf Vor¬ theile und Nachtheile, ja gegen sein augenscheinliches Inter¬ esse, nur im Gefühle der Pflicht seine religiöse lieber« zeugung mit solcher Kraft öffentlich auszusprechen, die Rechte seiner Kirche mit solcher Begeisterung zu vertheidigen, kann ich meine Achtung nicht versagen." — „Mit ehrlichen Gegnern werden wir immer leicht auskommen, und auch ich muß einem so rechtlich denkenden Gegner meine Achtung ausdrücken; wir bleiben uns gut wie seit 20 Jahren", war meine Antwort. Wir drückten uns die Hände und schieden." Laibach am 7. Mai 1868. Joses Supan, Domherr, Dom- und Stadtpfarrer. Druck von Josef BlaSnik in Laibach. — Selbstverlag.