2N2TNNNN3V^ für Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^5 O^. Montag am ZK. December ÄG4V. Von dieser Zeit,chrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mol ein halber Boaen. Der Preis des Blattes ist in Laibach qanijahria 0 !!,?,,„ ' ^7"'^^ " t. l.Pon unicr <2l>uvert »»1 r,i,ri°sre,er Zulendun., ganj,ähr,« «, ba!bi»br>a 4 n. C.M., und w,rd balbiädrig oorou,' be,a«!l. ^!Ue l . l . Postämter neomen Pränumeration »». Herbstlieder. Von Joseph Philibert. (Beschluß.) 11. ^rennungs schmerzen, Herbst des Lebens, Ach! wie habt ihr sie verwandelt, Acl,! wie habt ihr an der Süßen So «errälherisch gehandelt. Nebel lagern auf der Stirne, Sonst wie Lilienblüthe rein, lind der Regen fließt in Buchen Ans der Augen Fensterlein. Hoffe du, mein feines Liebchen, Meine Seele und mein Leben, Auf den Lenz des Wiedersehens» Wo sich alle Blumen hebe». Tröste dich, dann fängt das Tändeln Und das Kosen wieder an. Wie wir es im wundcrsüße» Liebesfrühling oft gethan. Bald wird dann der trübe Nebel Von der schonen Stirne fliegen. Und am Feuer reiner Küßc Soll der Thrnnendach versiege». 12. Der Wind thut wild, der Wind !hut stark. Er schüttelt des Karstes Felsenmark, Die Sterne leuchten, von drüben das Meer Erglänzt wie kochendes Silber daher. O! könnt ich mit dem Sturme hinan Zum gcheimnißvoll winkenden Sternepla», Ins Meer zum lockenden Wellenspiel, Das sagt der tröstenden Mährchc» viel. Wer hörte den wunderbaren Klang, Von» alten ewigen Sphärengesang! Wer hörte das süße Nifenlied, Wie's durch die tanzenden Wogen zieht! »Deine bösen Träume bringe zur Nuh', Die Sterne sind stumm, und das Meer dazu. Doch dein Herz, du Thor! ist »oll und warm, Und wieder so elend, so klein und so arm.« In Laiba« pränumerirt man beim Verleger am Raon, Nr. ,uu, >m ersten Stocte Das Faß. Vaterländische Erzählung aus dem Jahre 16,2, Von Iosep h Niichenh a in. Heil dem großen Manne, Der das Licht der Welt gebracht. Hohes L,ed. Zu Oberndorf, einem kleinen Dörfchen unweit des Markes Reifnitz, ging's lustig zu. Ein glückliches Paar wurde kurz vor dem Sonnenuntergänge durch des Prie­sters Hand verbunden, und feierte im Kreise fröhlicher Be­kannten den so lange heißersehnten Zeitpunct der unbe­grenzten Lust und Freude. I n den Jubel des glücklichen Paares stimmten alle Anwesenden ein. Wahrend sich Ei­nige auf der Dreschtenne nach dem Tacte der brummenden Baßgeige, nach den quickenden Tönen der Clarinette, und nach den harmonielosen Lauten des Hackbretes regellos im Kreise, jauchzend und den Boden stampfend, herumdrehe­ten, tranken Andere freudig und jubelnd die zu wiederhol­ten Malen angefüllten Gläser bald auf das Wohl des Brautpaares, bald auf jenes der geladenen Hochzeitgäste, und wieder Andere erzählten Mährchen und Sagen aller Art, die Freude war nach ihren Begriffen eine himmlische zu nennen, und schien kein Ende nehmen zu wollen. Unter den Geladenen waren auch zwei Nachbarinen, Margaretha Zh..k und Maria P..ch, die Einzigen, welche sich der Völlerei zu enthalten wußten, sie schienen mißge­launt mit schelen Blicken dem Treiben der Fröhlichen zu­zusehen. Der Hausknecht, in der Hochzeitstube bei dem Ofen sitzend, harte diese zum Gegenstande seiner Beobach­tung gemacht. Unheimlich schien es ihm in ihrer Nähe, besonders weil der Ruf im Stillen sich verbreitete, daß sie geheime Künste treiben sollten, ein Handwerk, welches all­gemeine Scheu und einen hohen Grad der Furcht bei den damals Lebenden erweckte. Der zuviel genossene Wein nö­thigte ihn jedoch, vor der Zeit sein Lager zu suchen. Er ging in seine Schlafkammer, welche hart an die Hochzeit­stube stieß. Allein, auch hier saß ein ganzer Schwärm und belustigte sich in der Finsternis) mit Erzählungen von un­ 37» möglichen Zaubergeschichten. Er warf sich unmuthig auf seine Lagerstätte und schlief ein. Es mochce schon nahe an Mitternacht gewesen sein, als er aufwachte, und noch war des Erzählens lein Ende. „I m Garten unter dem Apfelbaume«, hieß es, kaum ver­nehmbar, »steht ein leeres Faß. Komm bald dahin, und selig stiegen wir dann über Berg und Thal.« Eine Stimme wurde im Hofe laut, und die Sprecher verschwanden aus der Stube. „Das war niemand Anderer, als die zwei eckeln Wei­ber«, brummte der Hausknecht in den Bart, st'ieg ganz sachte durch die enge Fensteröffnung, welche in den Gar­ten führce, hinaus, und wer beschreibe sein Erstaunen, als er unrer dem Apfelbaume wirklich ein leeres Faß erblickte. Ohne lange Ueberlegung stieg er durch die Oeffnung in dasselbe hinein, und kaum hatte er sich in dem hohlen Räume zurecht gelegt, als er auch schon leise Fußiricte über den Garten, und bald darauf ein leises Streichen über die äußern Faßdauben vernahm. Aengstlich hielt er den Athem an sich, um nicht entdecke zu werden, doch seine Angst steigerte sich noch mehr, als er sich sammt dem Faße in die Luft gehoben wähnte. Eine Stunde mochte die Reise gewährt haben, als es ihn däuchte, daß der Flug plötzlich senkrecht hinab seine Richtung nahm, und daß seine Wohnung nun ruhig am Boden zu liegen schien. Unter heimlichem Kichern hörte er Etwas schnellen Schrittes dahin eilen, welches immer ferner und ferner hinrauschte, bis es gänzlich seinem Ohre unvernehmlich geworden, woraus zu schließen war, daß sich die beiden Weiber entfernt haben mochten. Er guckte nun behutsam aus dem Behältnisse heraus. Finstere Nacht lag dicht um ihn, und es hatte das Anse­hen, als wohne weit und breit kein lebendes Wesen. Un­weit von ihm striche» aber zeitweise flackernde Fackeln durch die Luft. Kalrer Schauer drang ihm durch Mark und Bein. Als er den Boden, worauf sein Faß stand, erst vollends betrachtete, zeigte es sich, daß er aus purem Salze war. «Wo bin ich?« fragte er sich selbst, „habe ich doch von einem Salzlande mein Leben lang Nichts gehört", und kroch auf allen Vieren rückwärts wieder in seine Behau­sung zurück. Unter dem Deliberiren, ob er das Faß mit dem Salze füllen sollte oder nicht, rauschte es wie Stur­meswüthen um ihn herum, auch seltsam« Stimmen ließen sich hören. Ihm bangte um sein Leben. I n eine Ecke des Faßes tief gedrückt, schloß er Augen und Ohren, um we­nigstens seinen Untergang nicht zu sehen und zu hören. Es mußte gegen den Morgen sein, als sich neben seinem Faße deutliche Weiberstimmen hören ließen. „Das Faß ist gefüllt«, hieß es unter Anderm. Der Eingeschlos­sene wagte etwas beherzter mit der Hand ganz leise um sich zu tappen, und wer denkt sich seine Verwunderung, als ihm dasselbe wirklich s« voll zu sein schien, daß er sich kaum darin bewegen konnte. — »Die Salbe habe ich vergessen«, und hinweg lief die unbekannte Sprecherin. Der Zurückgebliebene brummte hin und her gehend. Durch die Lüfte aber schallte es von Zeit zu Zeit furchtbar anzuhören: „Gute Nacht!« — Eine glückliche Heimkehr!« u. a. m., woraus der Geäng­stigte schloß, daß er sich am Klegberge befinde, daß die un­bekannten Sprecher niemand Anderer, als jene zwei ver­dächtigen Weiber wären, daß die Versammlung am Kleg­berge ein Ende habe, und daß die Mitglieder nun durch die Luft ihrer Heimath zustiegen. Der Klegberg war im ganzen heimatlichen Lande als ein Versammlungsort der Hexen bekannt. Er sollte über mehrere Meere und Reiche weit hinaus unter einem Him­melsstriche liegen, wo der böse Geist ungestört sein Unwe­sen mit seinen Treuen treiben konnte, in einem Lande, wo­hin die Macht des heiligen Kreuzes noch nicht gedrungen war, so lautete die Sage bis auf den heutigen Tag. „Hast du die Salbe?« — „Ja," hieß es leise, „doch ich sehe viele Tritte am Boden. Sieh her, es scheinen Mannsschritte zu sein." — Dem Knechte gerann beinahe das Blut zu Eis. „Jemand muß in der Nähe sein; sieh, ganz nahe hier herum sind die eingedrückten Spuren sichtbar. Wir sind vcrrathen!" „Finde ich diesen Frevler, der sieht den Tag nicht wieder." Der Knecht schloß bewußtlos seine Augen und athmete kaum. I m Kirchthurme ertönte auf einmal die Glocke. Aus dem dreimaligen Absetzen des Geläutes er­kannte der vor Frost Zitternde das Ave-Maria-Geläute der Pfarrkirche zu Reifnitz. Er schlug hastig das heilige Kreuz, und sprang aus seiner Behausung beherzt heraus, weil er seic seiner Kindheit gehört hatte, daß bei diesem Geläute sich aller Zauber löse. Die Sterne des Himmels waren verschwunden, und im Osten kündete ein schwacher Lichtstreif den Anbruch des jungen Tages, dieses sah er deutlich, und als er etwas mehr um sich geblickt hatte, ge­wahrte er, daß er sich unter dem Apfelbaume, welcher das Faß mit seinen untersten Aesten umarmt hielt, befinde, doch von den zwei Weibern hatte er keine Spur. I n dem Hause seines Dienstherr«, in welchem die Hochzeit gefeiert wurde, war Meß still und ruhig, und näher getreten, sah er bei dem matten Kerzenlichte durch das kleine offene Fenster die Hochzeitgäste schlummern, welche von dem zu viel genossenen Weine gehindert wa­ren, ihre Heimath zu suchen. Wer faßt sein Erstaunen, als er auch jene zwei Weiber an dem noch mit Speisen wohl besetzten Tische erblickte, welche, tief herab gekrümmt, ein Baßduett zusammen schnarchten. „Keinem Zweifel kann es mehr unterliegen, daß diese Zwei ein Paar Hexen sind. Durch diese Fenster sind sie geflogen gekommen.« „Wer!« rief Anka, des Hauses Magd, etwas un­sanft den Sprecher unterbrechend. Anka war jene Per­son, welcher er am meisten zugethan war. Sie klopfte ihn auf die Schulter, daß er aus seinem Tiefsinne er­wach«. Er erzählte ihr in aller Eile das ganze Ereignis! dieser Nacht. Aie Dienstmagd betrachtete diese gemachte Mittheilung als einen Gewissensgegenstand, und verbot 3?K ihm, Jemanden hievon eine Meldung zu thun,, zugleich ge­bot sie ihm, sich schnell nach Reifnitz zu begeben, und dort die Anzeige dem eben im Schloße anwesenden Bannrich­ter, Doctor K....th, zu machen, und ehe eine Stunde ver­flossen war, hatte der Bannrichter die ganze Geschichte schon zu Papier genommen. (Fortsetzung folgt.) VLieland. Von Prof. Koren. Unseren Autoren geht es wie den italienischen Opern: man jubelt und klatscht eine Weile, singt sie auf allen Straßen, und überlaßt sie dann als Curiosa den Liebha­bern der Antiquitäten. Nur einigen privilegirten Auslän­dern gesteht der Deutsche ewiges Interesse zu, gelegentlich von seinem eigenen Gehalt noch etwas hinein erklärend. Aber schnell wie die ewige Liebe der Flitterwochen vergeht die Anerkennung seiner eigenen großen Autoren, die wer­den rein als Bildungmittel verbraucht, als Stufen, weiter zu kommen. Ist ihre Tendenz zufällig der eben geltenden nicht gerecht, so legt sogar der Literarhistoriker den Haupt­ton auf die Hohe, die noch zu ersteigen blieb. Breiter, als was der Mann hatte, wird aufgezählt, was der Mensct> heic möglich ist, und in ihm nicht recht zum Durchbruch kam. Je mehr Einer giebt, desto schlimmer; von dem Rei­chen fordert man ohne Ausnahme Alles, wofür der Mo­ment eben Sinn hat. Dem Ariost, als Fremden, wird von dem ciivinu Nichts abgemäckelt, und ich möchte ein­mal den dialektischen Taschenspieler sehen, der eine groß­artige Lebensansicht hinein spintisirte. Aber wornach bei ihm und Andern kein Mensch fragt, das wird unnachsicht­lich von dem Landsmann gefordert, ja mit der eigenihüm­lichen Weltanschauung (freilich das Siegel des Genius, wo sie wirklich Gestalt gewinnt) ist man keineswegs be^ gnügt; nein, der Dichter soll den Exempeltext zu einem voll­ständigen Cursus der Philosophie, als «oieuli-l rer»m Mvi. nnriim et Immnunrnm, und zwar nach den eben geltenden Ansichten liefern, wodurch er natürlich bei den nächsten Generationen wieder wenig gewonnen hätte. Aber gerade dadurch rächt sich jene hochfahrende Ungerechtigkeit, die in der Literargeschichte sogar schon bei Schiller lieber ver­neint. Indem sie die jeweilige Ausbildung des Augenblicks zur ausschließenden machen will, sperrt sie der allseitigen Durchbildung den Weg. Mi t dieser Bemerkung stehen wir direct bei Wieland , den man vornehm bei Seite schiebt, als wäre diese Milch der Humanität schon in Saft und Blut verwandelt, und da Nichts mehr zu holen. Ja bei ihm nimmt sich die Kritik nicht einmal die Mühe, seine literarhistorischen Thaten vollständig zu registriren. Um nur Eines zu sagen: Hat nicht eben er die Gemüchstiefe der Ritterwelt wieder herauf beschworen und in der ein­ fachen Idealität ihres wahren Wesens seinem adelichen Geron eingehaucht, während das Wappenzeug und Roß­geschirr mancher späteren Romantiker mit der Chevalerie des Mittelalters so viel gemein hat, als der geßnerische Hirtenstab mit den Arkadiern. Wer den Oberen, die Musario n gelesen, und sich von dem Vorhandensein der langen Perioden im Agathon aus einigen Capiteln über­zeugt hat, kennt Wieland noch nicht. Doch Das im Vor­beigehen; hier haben wir es nur mit der kalobio tischen Erscheinung zu thun, wie sie in seinem Character, in sei­nen Schriften so unverkennbar vorliegt, daß wir freilich wenig Neues werden sagen können; denn eine an den ein­zelnen Werken entwickelte Durchführung, so interessant sie wäre, kann hier nicht unsere Absicht sein. Um so mehr dürfte es unserm Zwecke entsprechen, in Kürze an einen solchen Hochmeister schöner Lebenskunst zu erinnern, die seelenvolle Physiognomie in wenigen Strichen andeutend zurückzurufen. Es giebt erhabenere Köpfe, eine gewaltigere Natur spricht sich in andern aus, schwerlich eine anmurhiger be­schwichtigende. I n seinen Sachen lesen ist ohngefähr wie an einem Sommerabend auf einem See fahren: die auf­geregten Pulse schlagen sanfter, die Kühle über dem Was­serspiegel beruhigt die heißen Nerven, und Befriedigung weht durch die Seele. Der Zustand scheint nur ein ver­schwimmendes Behagen, aber er stärkt unmerklich. Der Alte hatte die Gewohnheit, Abends, während die Seele ih­rem Geschäft nachging, sie in Ton und Tact auf dem Kla­vier zu begleiten. Die Mediciner werden diese Gewöhn^ heit loben, der Kalobiotiker gleichfalls. Die gespannten Muskeln des Geistes ruhen aus, wie in einem Bade; die scharfen Züge der arbeitenden Gedanken fließen in Em­pfindung ineinander. Sterne einer andern Welt dämmern auf über diese Recapitulation des nächst Vergangenen, des nächst Bevorstehenden. Ein Ton klingt durch die Seele, und klingt leise nach in der Nacht, und der Mensch schlägt am Morgen die Augen klar im lebendigen und lebenfor­dernden Lichte auf. Wer solche Abendfahrten und Nacht­musiken nicht als Träumer mit geschlossenen Augen macht, sondern wachen Blickes die wirkliche Umgebung hineinzieht, dem dürften sie ohngefähr sein, was die'wielandischeu Werke den Lesern, die sinnig zu lesen verstehen. Man sieht, die verrufene Breite seiner melodischen Penoden hat dabei ihr Gutes. Was es auch mit der Kraniologie für ein Bewenden habe, Wielands Schädel ist ein Bild seines Innern: er war rund; wo Alles harmonisch in einander greift, da giebt es keine Protuberanzen. Einen Kampf hat jeder Mensch zu bestehen; wie er" da die feindlichen Elemente bemeistert, Das macht seinen Character: es ist der Kampf des Idealen und Realen. Wielan d hat ihn nicht an der Wurzel, sondern an der Blume gelöst. Die entgegengesetztesten Blüthen verstand er zum Strauß zu binden, «Und der heitere Streit löste in Anmuth sich auf, Denn die Grazien seiist hotten ihm alle gereicht; und das durften die Grazien allerdings. Aus Einer Tiefe keimt, in Einem Lichte webt Alles; die Dinge nicht, das Auge, das sie anschaut, die Hand, die sie faßt, kann ge­mein sein. Gemeinheit ist Netation des Höchsten, theore­tisch oder praktisch. Voltaire wird mitunter gemein, Wie­landen , den man ihm oft verglichen hat, bewahrte da­ - 273 vor sein volles Gemüts), das, seiner Natur eingeboren, ihn nie verläßt, obwohl eS nicht jedes einzelne Blatc sättigend durchdringt; am meisten jener Schönheitssinn, der sich wie Sinnpstanzen zurückzieht vor jeder rohen Berührung. — Wohl wird gerade der Vorwurf der Unsittlichtelt frivoler Lüsternheit ihm am häufigsten gemacht. Darauf hat aber Gruber geantwortet, und das Verwegenste in Wieland widerlegt das Zeugnis) des vieljährigen Freundes nicht; die meisten seiner Schriften werden es dem Menschenken­ner bestätigen. Gerade die Reinheit seiner Seele, die ehe­liche Treue in jedem Sinne des Wortes, diejenige Un­schuld, die so selten Einer zu bewahren weiß, und die Wielande n bis ins Alter begleitete, erhielt ihm sein Lebenlang den halb idealen Reiz, dessen sich die meisten kaum aus ihrer Jugend erinnern, wo Leidenschaft ihn noch nicht ausgebrannt hatte. Es ist kein Zweifel, von dem Mo­ment an, wo ihm dieser Duft entschwunden wäre, hätte er sich von dem eai'ut wul-touiil der Sinnlichkeit abgewendet; die rohe Naturkraft wäre ihm ein gemeiner Trieb gewe­sen; ihr zu huldigen widerstrebte seinem ganzen Wesen; über seiner Sinnlichkeit liegt ein bräutlicher Schleier, und man vergesse nicht, daß eben dieser eine weit stärkere Scheidewand der Rohheit entgegensetzt, als Reifröcke aller Art. Dies ästhetische Gewissen eben ist die kostbarste Gabe, die Mütter ihren Töchtern auf den Weg des Le­bens umgeben können; es giebt dem weiblichen Wesen jene Zartheit, welche der Mann leider gewöhnlich so früh ver­liert, jenen Instmct, welchen das ausgesprochene Gesetz keineswegs überflüßig macht. (Beschluß folgt.) Neues. (Napier und Ibrahim.) In einem Schreiben aus Beirut im »iVlui-ui»^ Oüruuioiß" ist Folgendes zu lesen: Bei dem am 7. Occober in der Nähe von Beirut statt ge­fundenen feindlichen Angrisse wurde der Commodore N a-pier auf Ibrahim aufmerksam gemacht, der das Feuer seiner Truppen commandirte. Napier nahm, wie Wel­lingto n bei einem ähnlichen Anlaße gegen Soult , seinen Hui ab, und grüßte Ibrahim in aller Form; Ibrahim erwiederce auf das Höflichste den Gruß. — (Erdbeben.) Vom 28. bis zum 30. October wur­den in Zance 48 mehr oder minder heftige Erdstöße ver­spürt, deren einer am letzterwähnten Tage, morgens um 10 Uhr, den Einsturz vieler Gebäude, und darunter der Cica­delle, bewirkte, und kein einziges Haus unversehrt ließ. Ueber 30 Personen büßten das Leben ein. — (U n t e r r ich t.) Die Hottentottenniederlassung am Ka­triver, welche vor einigen Jahren von Sir Andrew St° . ckenstrom gegründet wurde, hat nun sechszehn Schulen gebaut, in denen 8 70 Kinder unterrichtet werden. Eine Menge Kassern haben sich in der Nähe dieses FlußeZ an­gesidelt, um Prediger und Schulmeister von.dorther zu er­halten. — Hetoberfeuilleton. Mittheilungen aus dem Hagebuche eines Wieners. (Fortsetzung.) 0b aber olles das, wornach sie rennt und jagt, der ganze Specra­tcl, den wir öffentliches Leben nennen, ob Theater, Concerte, der Laibach. Druck und 33er Modetrödel und selbst ein guter Thc!l poicntirtcr Erfindungen essentielle und apodiktische Vehikel eines wahrhaften Fortschrittes sind, das ist das riuno tum 32lieu5. Indessen, sie sind einmal d», hoffentlich nicht umsonst da, und somitwollcn wir sie denn auch bc>n» »de an-und aufnehmen. Bei dieser Gelegenheit, zumal ich gerade von dem Reol-Nolhwendigen, wahrhaft För­dernden und Zeitgemäß «Bedeutsamen rede, fallt mir gerade Gutztow's kürzlich »uf der hiesigen Hofbühne zur Darstellung gctonimcncs bürgcrl. Schauspiel: »Werner, oder Herz und Welt« ein; sind unsere Herze,, durch diesen Werner in dieser Welt des Wahnes und Irrsals be­tehrt, gebessert, Versöhnt und geliiutcrt worden? durch welche Kunst- und Weisheitszauberformel hat einer der dichtenden Söhne der neuesten Neuzeit jenen alten Conflict des ursprünglich Menschentbümlichcn mie de,» Conven­tionellen gelöst und zur Ruhe beschworen? R a l> ikol i t er sind wir, leider, nicht curirt worden, denn daß ein genialer, aber durchaus von seiner Cha­rocterconsequenz geleiteter junger Mann erst der Liebe, und zwar der Sen­timentalität erster Liebe, huldigt, dann, ein Renegat und Verräthcr an die­sem poetischen Iugendtroume, dem nüchternen Verstände in die Arme lauft, in diesen Armen aber, und überdies »och an der Seite eines sehr liebens­würdigen, durch die günstigste Fügung von der Welt ibm zugeführten Wei­bes, so wie überhaupt unter dem Einstuße einer sehr favorablen conventio­nellen Constcllation ein Weilchen glücklich prosperirt, plötzlich aber imNchoo­ße des üppigsten Wohllebens, aufgeschreckt durch die stimme des Gewissens, »och mehr aber überreizt durch die nie ruhenden Instillationen einer glü­ hend thätigen Phantasie, die Bilder der Nergangcnheil heraufbeschwört, da­rüber der Gegenwart ganz und gar vergißt, und mit sich selbst zerfällt; daß er ferner gerade zu dieser Zeit durch ein Ungefähr die frühere Geliebte wieder findet, und aus diesem Ereignisse eine Katastrophe sich vorbcrcilct, die mit dem Wiedereinlente» aller Extravaganzen in das nun einmal ange­bahnte Geleise und mit dem Facit endet, daß die Welt Welt bleibt, und das Herz ihr gegenüber, allerdings mit einer Art freiwilliger, lammfrommer Resignation, das Kürzere zieht : Das hat uns eben nicht frappant überrascht, nicht sonderlich aufer­baut und in dem Uon reinem Strahle der Kunst beleuchtete» Nrennspiegel der Wahrheit kein neues, erwärmend auf Geist und Gcmütb zurückwirken­des Licht aufblitzen lassen, wenigstens ist die aus dem Ganzen resultirende Lehre: daß man es mit der Welt nicht Platterdings verderbe» solle, und auch nicht zu verderben brauche, dann daß der Himmel gewöhnlich gut zu macheu pflege, was die Menschen verschuldet oder verdorben — durch die faclische Lösung des dra­matischen Ritthsels nicht schlagend genug dargelegt. Indessen muß die In ­tention : das leichtsinnige Spiel mit den heiligsten Empfingungen des Her­zens und das so häufige Sacrilegium an der poetischen Weihe der ersten Liebe um schnöder Weltrucksschten willen, endlich die schwierige Stellung des Mannes zwischen Welt und Herz zur Anschauung zu bringen, der Beher­jigung nah zu legen, edel genannt werden, und ist gewiß in einer so egoisti­schen und materiellen Zeit, wie die unsere, ein ernstes, für d,e Bühne geeig­netes Thema, dem vielleicht nur ein Shakespear e jene prägmante, ins Leben greifende Geltung zu «erschaffen wüßte, womit es auftreten muß, wenn es wirken und zum dramatischen Meisterwerke werden soll. Komisch und ärgerlich zugleich war es, zu schauen, wie sich unsere Kritik über diesen »Werner" Zebärdetc und als Kampfrichter in diesem Conslicte zwischen Herz und Well anstellte, wie sie bald mit der philoso­phischen These des Sujets, halb mit der dramatischen Gliederung desselben umsprang, die morschen Zähne »n einer tauben Nuß versuchend. Nur ein einziges Journal hat meines Nedüntens die Schale mii Geschick und An­stand geöffnet, den noch nicht völlig verkümmerten Kern sorgsam heraus lösend und in seine edleren lebenssaftigeren Nestandtheile anolyfirend; die anderen grollten der Nuß, als ob sie für das schlechte Gebiß der Knacker könnte. Wenn man den Herren rathen dürfte, so schlage ich eine ästhetische Knackschraube vor, wodurch die Zähne geschont würden, und alsem tVWIKeur, z. N. einer zu besorgenden blutigen Colli ssion der Zunge, «orge« beugt wäre. Keinen so schweren Stand hatte die vielbeschäftigte Kritik mit den Erzeugnissen unserer Localmuse. die sich in der That seit Kurzem zu einer erstaunlichen Productivität forcirt. Von den Vielen nenne ich nur z. V . »die neue Preciosa, oder der Seiltänzer aus Liebe" (an der Wien), »Wonn's anfangt, bört's auf, und wann's aufhört, fangts an" (Potpourri im Iosephstädtcr Theater), »die Mäste« (komisches Gemälde im Leopold­städter Theater), »der Ehefeind", (Lebensbild mit Gesang im Leopoldlläd­ter Theater), welche genannten 4 Piecen so ziemlich die charakteristischen Repräsentanten des ganzen dramatische,! Plunders sind, der uns beschert worden. (Beschluß folgt.) g des Joseph Vlasnik.