XXIII. Jahrgang {maw* der Söhne des heiligsten Herzens Jesn Organ des Marien-Vereines für Afrika und des Theologen-MWons-Verbandes Österreichs Erscheint monatlich, einmal und kostet jährlich mit Post 4 K — 3 Mk. — 3 Lire SchriEtleifung und Verwaisung: üliEEionshaus EeEEendorE bei 6raz, Steiermark, ÖEEerreich. mhcilfsuerzeidmis. Wichtige Mitteilung 73. — Nachrichten ans unserer Mission 74. — Korrespondenz Afrika 75. — Christentum und Freiheit 80. — Die Bohnen des Signor Fatinelli 85. — Nachrichten des Theologen-Missions- verbandes Oesterreichs 89. — Der Misstonskurs für Sprachwissenschaft und Völkerkunde in St. Gab riet 95. Abbildungen: Negertrachten 83. — Ein zerstörter Ameisenhaufen 87. — Ein Zauberer 91. u »MIM W Liebe Leser! = W Schriftleitung und Verwaltung des „Stern der Neger" befinden sich nunmehr im Missionshaus Messendorf bei Graz, Steiermark, Österreich. m W Geldsendungen W mittels Postanweisung, Briefe und Zuschriften sind mit der obgenannten neuen Adresse zu versehen; ebenso Tauschexemplare und Bücher, die im „Stern" besprochen werden sollen. W 1 Deutsche Glaubensboten m haben die Missionstätigkeit am Nil wieder aufgenommen. Ein Trupp von Missionären steht zur Abfahrt bereit. Wer hilft wacker mit, für die ausziehenden Apostel 1 W Reisegeld und Ausrüstungskosten W zu bestreiten? Missionsfreunde! Talentierte Knaben sollen zu Missionspriestern herangebildet und die heimischen Missionsinstitute instand gesetzt werden, ihre hohen, heiligen Aufgaben auch unter den gegenwärtigen schwierigen Zeitverhältnissen zu erfüllen. Darum W w= Unterstützet freigebig das Missionshaus! KU W Obwohl die Papierpreise und Arbeitslöhne fortwährend steigen, haben wir uns bisher nicht entschlossen, das Abonnement unserer Zeitschrift zu erhöhen, in der Hoffnung, daß vermögende Leser aus eigenem Antrieb größere Beträge einsenden, damit wir den Stern der Neger gl W in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise erhalten und zweckmäßig ausgestalten können. W Edle Missionsgönner und Wohltäterinnen! Werbet für den „Stern der Neger" bei Freunden und Bekannten und sendet die Adressen neugewonnener Abnehmer sogleich, in deutlicher Schrift, an das ü W Missionshaus Meffendorf bei Graz W W Deutschösterreich. W Das Gabenverzeichnis folgt in der nächsten Nummer. W »!!»> 1 lsaWschMisswNMitöchrist der Söhne des heiligsten ßerzens Aesu (Organ des marien-Vereines für Afrika) und des Oieoiogen-IIMions-Verbandes Österreich Dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der IHissionstäiigkeit der Söhne des heiligsten ßerzens 3esu und sucht Verständnis und werktätige hiebe des IBissionswerkes in Wort und Schrift zu fördern. Das Arbeitsfeld dieser Missionäre ist der Sudan (Zentral-Afrika). Der „Stern der Reger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Rlessendorf bei (3raz, Steiermark (Deutschösterreich) herausgegeben, flbonnementspreis ganzjährig mit Postversendung 4- K — 3 ITlk. — 3 hire. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Hiessen gelesen. Mit Empfehlung der hockwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, heitmeril», hinz, Olmütz, Marburg, Crient, Triest und Wien. Heft 7 und 8. Suli —August 1920. XXIII. Jahrgang. ^^HSBSEEEEEEESESBSaEHSEEESaSESHHaSESHSBSESESEEESESESBSESEHSHč Wichtige ülifteilung! |^3ie Redaktion des „Stern der Reger" befindet sich feit 1. 3uli in unserer Rliifionsniederlaifung Rlefiendorf bei 6raz, Deutfchöfferreidi. ItSlilll Oa Italien im Rovember 1918 Südtirol bis zum Brenner» " fj\ patz besetzt hat, liegt nun auch unser Rliifionshaus milland bei ^ Brixen innerhalb des okkupierten deutschen Gebietes. Daraus ergaben sich, wie die werten Refer wissen, vielfache Schwierigkeiten im Post», Personen» und Geldverkehr. Um diese Hindernisse zu beheben, entschlossen wir uns, die Schriftleitung des „Stern der Reger" nach Rlefiendorf zu verlegen. Wir bitten deshalb, künftighin alle Briefe und Zuschriften, welche an die Redaktion des „Stern der Reger" gerichtet find, mit der obgenannten neuen Adresse zu versehen. Geldsendungen mittels Postanweisung sollen nach Rlefiendorf adressiert werden. Wir werden ehebqldiglt ein neues Postscheckkonto eröffnen. Inzwischen wolle man sich bei Übersendung von Rlif-[ionsgaben und Abonnementsbeträgen noch der bisherigen Schecks oder Zahlkarten bedienen. Die Schriffleitung des „Stern der Reger" Rliifionshaus Rlefiendorf, Post St. Peter bei Graz, Steiermark (Deutfchöfferreidi). BU___ ^5E5H 74 Heft 7 und 8 Stern der Neger Hadiriditen aus unserer mission. Es ist den Lesern des „Stern der Neger" bekannt, daß unsere deutschen Patres und Brüder während des Krieges größtenteils im Gefangenenlager Sidi Bishr bei Alexandrien Interniert waren. Vier Jahre haben sie dort das bittere Los der Gefangenschaft erduldet und täglich das Ende des Krieges ersehnt, um auf ihre verlassenen Missionsstationen zurückkehren zu können. Doch der schwarze Tag von Versailles schien ihre Hoffnungen für immer zu begraben. Aber die Flamme heiliger Begeisterung erlosch nicht in den Herzen der Missionäre. Sie ließen den Mut nicht sinken und wandten, so weit es von ihnen abhing, alle Mühe auf, um ihr Ziel zu erreichen. Der Erfolg krönte ihren apostolischen Eifer. Als nämlich im Herbste 1919 türkische Schiffe in den Hafen von Alexandrien einliefen, um die Glaubensboten gleich den übrigen Gefangenen in die Heimat zu befördern, erhielten einige der Unsern die Erlaubnis, in Aegypten verbleiben zu dürfen. Durch Vermittlung des Bischofs Geyer konnten jene Patres und Brüder kürzlich nilaufwärts segeln und den Sudan wieder betreten. Die englische Kolonialregierung hat auch mehreren Missionären, welche durch die Kriegsereignisse in Europa festgehalten wurden, sowie einer kleinen Anzahl neugeweihter Priester die Bewilligung erteilt, die unterbrochene Missionstätigkeit im Sudan wieder aufzunehmen. Damit hat die Landesregierung die Kulturarbeit der Glaubensboten und die korrekte Haltung derselben gewissermaßen anerkannt. Zu Beginn dieses Jahres hat Bischof Geyer die Missionsgründungen im Schilluk-lande besucht und neue Weisungen für die Wiederaufnahme der Arbeit gegeben. Er selber hegt die Absicht, im Laufe des Sommers nach Europa zu kommen, um mit der obersten Missionsleitung in Rom die Lage der Mission zu erörtern und sich nach Mitteln umzusehen, die es ihm ermöglichen, das gesamte Missionswerk auf eine breitere Grundlage zu stellen? Zu seinem Provikar hat er den hochwürdigen P. Bernhard Kohnen, den Mitbegründer und lgngjährigen Leiter der Mission in Tonge, bestellt. Der unseren Lesern bekannte Missionär wurde als der letzte aus dem Gefangenenlager in Sidi Bishr entlassen und ist im April in Khartum eingetroffen. Die zurückgekehrten Missionäre wurden von den Schillukchristen mit großer Freude aufgenommen. Mehrfache Schäden, welche die Missionsgebäude aufwiesen, werden dank der Mithilfe und Arbeitsfreudigkeit der Eingeborenen bald behoben sein. Die lange unfreiwillige Muße, welche die Missionäre im Gefangenenlager hatten, benützten sie eifrigst zur Erweiterung und Vertiefung ihrer Sprachkenntnisse, um nach Eintritt des Friedenszustandes eine reichere Frucht auf dem Missionsacker der Heidenwelt zu ernten. Der hochw. P. Daniel Kauczor schrieb eine Grammatik der „Berg-nubischen Sprache", welche von der Akademie der Wissenschaften in Wien gedruckt wurde und dieser Tage in Kommission bei Alfred Hölder, Wien, erschienen ist. Auch ein großes Wörterbuch und eine ausführliche Grammatik der Schilluk-sprache sind nahezu fertiggestellt. Das wesentliche Material zu diesen Werken hatte der leider allzufrüh verstorbene P. WilhelmHanholzer gesammelt. Während .*) Bischof Geyer ist mittlerweile in Deutschland angekommen. Heft 7 und 8 Stern der Neger 75 der Gefangenschaft in Sidi Bishr hat der hochw. P. Jakob Lehr das gesamte Material neu gesichtet und einer durchgreifenden Umarbeitung unterzogen. Es dürfte aber bis zur Herausgabe dieser Werke noch' eine längere Zeit verstreichen. Ueberdies haben die Missionäre den Katechismus und eine Anzahl Schulbücher in verschiedenen Neger-sprachen abgefaßt. Die Drucklegung dieser Unterrichtsbehelfe übernahm die bischöfliche Missionsdruckerei iu Khartum. Die Leser ersehen aus diesen Beispielen, wie sehr unsere Missionäre sich Mühe gegeben haben, auch in der öden, freudlosen Gefangenschaft noch für das Heil der Negervölker tätig zu sein. An der Schwelle einer neuen Zeit stehend, danken wir der göttlichen Vorsehung, daß sie uns trotz der kirchenfeindlichen Missionsbestimmungen des Versailler Friedensvertrages die Mission am Nil und seinen Zuflüssen erhalten hat, damit so viel Geld Berufsfreue in großer flrmuf. P. Torrend aus der Gesellschaft Jesu schrieb am 16. Juli 1919 aus der Mission Kasisi an die Petrus-Claver-Sodalität: „Ich mußte meine Schulen schließen, ich bin ohne Talar, ich mußte Schulden machen, um Meßwein, Kerzen für den Altar und Petroleum für die Ewige Lampe kaufen zu können. Anstatt Reisen zu machen, um meine zerstreuten Christen und Katechumenen zu ermutigen und zu belehren, muß ich meine Zeit mit dem Pflanzen und Jäten von Kartoffeln zubringen. Meinen eifrigen Katechisten, die auf eine Belohnung rechneten, wenn sie mir wohlunterrichtete Katechumenen zuführten, mußte ich immer wieder aus Oesterreich und Deutschland, so viel Schweiß und so manches junge deutsche Priesterleben nicht umsonst geopfert worden sind. Wir zweifeln auch nicht daran, daß es in unserem verarmten und verelendeten Vaterlande noch manche hochherzige, geldkräftige Katholiken gibt, die es für ihre Ehre und Pflicht ansehen, mit den ihnen zu Gebote stehenden Mitteln nicht bloß an der Glaubensbehütung in der Heimat, sondern auch an der Glaubensverbreitung in den Heidenländern verständnisvoll mitzuwirken. Da aber wegen unserer Valutanöten Geldsendungen in die überseeischen Gebiete augenblicklich nicht ratsam erscheinen, so wolle man um so freigebiger die einheimischen Missionshäuser bedenken, damit sie sich nicht bloß knapp über Wasser halten; sondern auch in der Lage sind, eine neue Missionstruppe heranzubilden. Möge das Walten der Vorsehung auch unserem Jn-stilute edelmütige Gönner erwecken! W. sagen, daß ich keinen Heller habe. Das wird mir am schwersten, wenn ich sehen muß, wie diese Missionsarbeit, die so gut im Gange war, nun so darunter leidet. Man sagt mir, es sei meine Schuld, daß ich jetzt mittellos sei, nachdem ich früher reiche Almosen erhalten hätte, und daß ich es doch so machen solle wie andere. Es ist etwas Wahres daran. Wenn ich das Geld, das mir für die Ausbreitung des Evangeliums gesendet wurde, für so und soviele Zinsen auf die Bank legte; wenn ich meine beste Zeit dazu verwenden würde, mit den Lesern der Zeitungen die großen Tagesneuigkeiten zu besprechen, für die großen Tagesblätter lange Artikel zu schreiben, n 4- 8 minions* ncicfiridifen (Korrespondenz „Afrika“)- V J 8 8) JJ und wenn ich dabei die Verachteten dieser Erde in ihrem Elende ließe, um zu den Gebildeten zurückzukehren, — wenn ich so handeln wollte, wie die Weltmenschen, dann, das weiß ich wohl, würde ich immer etwas Geld zurücklegen können, man würde mich wie einen Herrn gekleidet sehen; ich würde der Freund aller Weißen sein, sowohl der Namenskatholiken als auch der Protestanten und Freimaurer. Das wäre ganz schön, aber die Krast, die mich antreibt, sagt mir nicht, daß ich so handeln solle. Sie sagt mir vielmehr, den Armen das Evangelium zu verkünden, mein Brot mit den Hu grigen zu teilen, den Dürstenden zu trinken zu geben, mich nicht in Prachlgewänder zu kleiden inmitten der Armen und Aussätzigen, die nichts haben, als einen alten Fetzen, um sich gegen die Kälte der Winternächte zu schützen, die Unwissenden zu belehren, den kleinen Kindern, die ich getauft habe, das Vaterunser in ihrer Muttersprache zu lehren, mit allem Eifer die Sprachgeheimnisse einer Rasse zu ergründen, die die unwissendste ist, die ich jemals gesehen habe, und zu trachten, die Grundwahrheiten der Religion in dieser Sprache zu erklären, den Abkömmlingen der alten Christen in Europa offen und klar zu sagen, daß sie ihre Güter mit denjenigen teilen sollten, die noch im Todesschatten sitzen usw. Und wenn ich auf diese mächtige Stimme höre, die man mich anzubeieu lehrre, wie sollte ich nicht entblößt sein inmitten der Entblößten? Ich zähle fest darauf, daß die St. Petrus-Clavrr-Modalität es nicht zugeben wird, daß die kleine Christengemeinde zugrunde gehe, die ich mit ihrer Hilfe unter Mühsalen gründete und zu vergrößern bemüht war während so langer Jahre." — Milde Gaben für P. Torrend sende man an die St. Petrus-ClaverSodalität, Salzburg, Claverianum, Dreifaltigkeitsgasse 19. Prüfungen der Mission in den Sallcislfindern. Bischof Jarosse au, der Apostolische Vikars der Gallasländer, schreibt unterm 12. September 1919 an die Petrus-Claver-Sodalität: „Die ansteckenden Krankheiten, die in den letzten Jahren unter verschiedener Gestalt ihre Verheerungen unter uns anrichteten, haben fünf weitere teure Menschenleben gefordert. Unter diesen sind zu meinem Schmerze zwei Eingeborene, die zum Priesterstande herangebildet worden waren. Es sind dies Abbe Elias, der bereits seit sieben Jahren Priester war, und Abbe Paul, der vor zwei Jahren die Subdiakonatsweihe empfing. Mit den beiden Dahingeschiedenen ist die Zahl her Todesfälle aus der Lehrerschaft der Mission in kurzer Zeit auf 11 gestiegen. Alle Missionäre, europäische so-wohl als auch die eingeborenen, die uns in letzter Zeit durch die Hand der Uebeltäter und durch Krankheiten entrissen wurden, waren von ausgezeichnetem Charakter und standen in den besten Jahren Unser verehrter P. Julius-Maria, der am 6. März 1919 in der Mission Minne grausam ermordet wurde, war erst 45 Jahre alt; dereifrigeundgeliebteBruderMarzellinus, der am 26. April in Ha rar starb, zählte 41 Jahre. Dieser eifrige Bruder hatte als Begleiter des ermordeten P. Julius-Maria mit großem Eifer den Katechismus in der Mission Minne gelehrt und eine große Anzahl Heiden bekehrt. Abbe Elias starb im Alter von 34 Jahren. Schon in seinem vierten Lebensjahre war er mir in Arcalla anvertraut worden in den ersten Jahren meiner apostolischen Wirk'amkeit. Ich hatte an diesem jungen eingeborenen Priester, der mit großer Klugheit geziert war, einen kostbaren Gehilfen bei Abfassung von Schreiben und Briefen in abessinischer Sprache, und sein Verlust ist ein schwerer Schlag Heft 7 und 8 Stern der Neger 77 für mich. Aber ich lebe in der Hoffnung, daß der liebe Gott, der alle Dinge zum Besten zu lenken weiß, auch diesen Verlust wieder ausgleichen wird." Zum Kriege in Offafrika. P. Donders aus der Gesellschaft der Weißen Väter berichtet einige interessante Tatsachen über den Krieg im ehemaligen Deutsch-Ostafrika in einem längeren Schreiben an die Petrus-Claver-Sodalität vom Ib.Oktober 1919: „Die belgischen Truppen rückten von drei Seiten heran; die deutschen Truppen unter dem tapferen Hauptmann Wintgens mußten sich in südlicher Richtung zurückziehen, um nicht vom Rest der Kolonie und der Hauptmacht abgeschnitten zu werden. Am 6. Mai 1916 zogen die belgischen Truppen in Kigali, dem Sitz des deutschen Residenten, ein. Der Resident, Hauptmann Wintgens, zog sich mit seinen geringen Truppen kämpfend zurück, und bald waren Ruanda und Urundi in der Hand der kongolesischen Truppen. Zuerst hatte Hauptmann Wintgens angeordnet, wir Missionäre müßten uns sämtlich vor den anrückenden Belgiern zurückziehen, aber im letzten Augenblick wurde dieser Befehl widerrufen. Unsere Missionen waren damit einer großen Gefahr entgangen. Unsere Christen hätten wohl kaum verhindern können, daß alles ausgeplündert und zerstört wurde, wie es auf den protestantischen Stationen nach Abzug der Missionäre der Fall gewesen ist. Diesen auffallenden Schutz von oben schreiben wir mit aller Bestimmtheit der lieben Gottesmutter zu, der wir die Mission jedes Jahr aufs neue weihen und zu der wir in diesen bangen Tagen so flehentlich gebetet hatten. Die belgischen Militärbehörden haben sich uns Missionären gegenüberdurch-aus ritterlich gezeigt; im großen ganzen blieb alles beim alten und die kongolesischen Offiziere haben viel dazu beigetragen, daß wir uns seither über Wasser halten konnten. Wohl fast jeder dieser Herren ließ seine Gabe zurück auf den Stationen, die er berührte. Die belgischen Ärzte nahmen sich der kranken Missionäre und Schwestern an, besorgten die notwendigsten Medikamente inKrank-heitsfällen und waren während der Epidemien, die der Krieg im Gefolge hatte, überall zur Stelle, wo rasches Eingreifen nötig war." Eine der Ägyptischen Plagen. P. Sales von den Missionären „della Consolata“ gibt als Augenzeuge eine lebhafte und anschauliche Schilderung über das Vorüberziehen einer Heuschreckenwolke. Er berichtet an die Petrus-Claver-Sodalität: „Heute morgen um 9 Uhr, als über uns noch der blaue, wolkenlose Himmel strahlte, begann sich nördlich von uns, dem ganzen Leikipia entlang, eine drohende schwarze Wolke am Himmel zu zeigen. „Dort muß die Sündflut hereingebrochen sein," sagten wir Neulinge; aber die Älteren blieben stehen, schärften ihren Blick und sagten ernst: „Da haben wir's; da sind sie." Was, diese ganze, ungeheure Wolke sollten Heuschrecken sein? Ja, in der Tat. Seht ihr's, wie die Wolke mit jeder Minute wächst und eine bestimmtere Form annimmt? Paßt auf. die Vorhut! Jetzt kommen sie in Hellen Scharen, immer mehr und mehr, alles wimmelt davon. Unterdessen wächst die dunkle Wolke ins Ungeheuerliche, wie man mit bloßem Auge sehen kann; schon hat sie den Rücken des Kenya erreicht und kommt näher und näher. Millionen und Millionen lebender Wesen wimmeln in unbeschreiblichem Durcheinander über unsern Häuptern und ein Brausen ist vernehmbar wie von einem daherfahrenden Orkane. Jung und alt, alle kommen aus ihren Hütten und geben ihren Gefühlen in Worten Ausdruck. Man schlägt die Trommeln, schreit und heulr in unbeschreiblichem Durcheiln ander: „Die Heuschrecken sind da! Es rette sich, wer kann!" Und die schwarze Masse steht über uns, furchtbar wie ein Hagelwetter, drohend wie eine Schar kleiner, mächtiger Plagegeister. Es ist ein Getöse wie beim Entladen eines Ungewitters, wie das Rauschen der Waldbäume, die vom Sturme hin und her gepeitscht werden, wie das Tosen eines Wildbaches und das Brausen eines Stromes, der über seine Ufer tritt und die Dämme zerreißt. Im Zimmer herrscht tiefe Nacht. Geht man hinaus, so schlagen die Heuschrecken einem ins Gesicht, schwirren um die Ohren und verursachen ein Gemisch von Tönen, -daß einem Hören und Sehen vergeht. Und sie ziehen vor- über, und es kommen neue Scharen. Es sind Legionen, ja Myriaden von Legionen, Wolken über Wolken von diesen sonderbaren Wesen. Seit einer Stunde ziehen sie bereits vorüber, vorwärts getrieben von einer unsichtbaren Macht. Endlich nimmt die Dunkelheit allmählich ab. Die Wolken werden dünner und durchsichtig; nun dringt wieder ein Lichtstrahl durch, das Tosen und Brausen läßt nach, und dann ist sie vorüber, die verderbenbringende Sturmflut, um anderswo hinzuziehen, immer gierig nach Raub. Die Heuschrecken sind eine Geißel, eine Plage. Wo sie vorüberziehen und sich niederlassen, verwüsten sie alles wie ein Heer von Mordbrennern. Die Bäume werden kahl und die Felder öde und leer, wie bei uns im Winter. Manchmal streiten sich hundert oder zweihundert Heuschrecken um ein einziges Blatt von mäßiger Größe. Auf einer einzigen Pflanze könnte man zehntausend zählen, wenn es möglich wäre. Hier in Nyeri sind sie nur vorbeigezogen, aber in Mogoiri, in Kaheti, in Jchagaki und in Limuru war die Verwüstung außerordent^ lich groß und die Not und das Elend der armen Bevölkerung wurde dadurch noch vermehrt. Der Krieg hatte alle arbeitsfähigen Leute entführt; mehr als 15.000 Agikuyu sind durch den Krieg umgekommen und Trauer und Trübsal herrschen in jeder Familie. Dazu gesellte sich in diesem Jahre eine Trockenheit, wie sie seit Menschengedenken noch nicht vorgekommen ist; die Felder sind wie ausgebrannt und die Ernte ist vollständig vernichtet. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, daß Neger Gras aßen wie Kühe. In manchen Gebieten sterben die Manschen vor Hunger. Die Regierung tut ihr möglichstes, aber nach siebenundzwanzig Kriegsmonaten kann sie nicht allen so helfen, wie es sein müßte. Die Gegenwart ist traurig, aber die Zukunft ist wahrhaft schreckeueiregend. Möge Unsere Liebe Frau vom Troste den armen Agi-kuyns zu Hilfe kommen 1 Der arme Missionär, der es wagt, seinen Brüdern in Europa bittend die Hand entgegenzustrecken, weiß zwar, daß d^r Krieg auch über sie Elend und Not gebracht hat, aber er kennt auch die Worte: „Gebet und auch euch wird gegeben werden!" Ja, kommt durch Gebete und Almosen euren un< glücklichen schwarzen Brüdern zu Hilfe und Gott wird euch mit Segen überschütten!" Spenden nimmt dankbar entgegen die Petrus-Claver-Sodalität in Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 19. Gin greiser Cciufkcmdidaf. Pater Pedrano von den Söhnen des heiligsten Herzens, Missionär in Gulu (Bahr - el - Ghazal), berichtete unterm 18. August vorigen Jahres an die Pe-trus-Claver-Sodali-tät: „Es fanden die Prüfungen der Taufkandidaten statt, unter denen sich auch ein guter, ehrlicher Alter befand. Dieser konnte auf die gestellten Fragen nicht so wie die anderen antworten, da ihm vielleicht die Angst und die Aufregung das Gedächtnis getrübt hatten. Darüber geriet er immer mehr in Verwirrung, so daß der Angstschweiß ihm von der Stirne rann und reichliche Tränen aus seinen Augen strömten. Er erregte umso mehr unser Mitleid, da er schon ein Greis war und in den vier Monaten der unmittelbaren Vorbereitung fleißig gelernt hatte. Um zu beruhigen, sagten wir ihm, daß wir ihn am folgenden Tage nochmals prüfen wollten. In Wirklichkeit kam es nicht dazu, dennoch stimmten wir alle für seine Zulassung zur heiligen Taufe. Da hätten Sie seine Freude sehen sollen! In seinem Glücke vertraute er uns an, daß er die ganze vergangene Nacht auf den Knien imGebete zugebracht und auch seine Frau, ebenfalls eine Taufkandidatin, veranlaßt habe, mit ihm zu wachen, damit er viePrüfungbestehe." Nock immer Sklaverei. P. Meyer, ein Dominikaner - Missionär in Uelle, Kongogebiet, schreibt an die Petrus Cla-Ver-Sodalität: „Es gibt in dieser Gegend noch sehr viele Sklaven. Sie möchten gern befreit werden, besonders die Alten, aber es fehlt uns leider das nötige Geld. Auch gegen das hier herrschende Laster der Vielweiberei sind wir fast machtlos; denn die Männer wollen ihre Opfer nur für hohe Summen freigeben. Und die Frauen und Mädchen bitten und flehen so inständig, sie doch zu erlösen! Sie wollen nicht in solcher Knechtschaft leben, sie wollen sich lieber dem Dienste Gottes weihen, wie sie sagen. Viele Mädchen werden schon im zarten Alter von 8—14 Jahren für teures Geld an Männer verkauft, die bereits 30 Jahre und noch älter find. Viele andere werden trotz ihres Widerstrebens ausgewechselt, nur darum, weil ihre Eltern und Brüder es so verlangen. Die Frau gilt hier eben nur als eine Ware und wird demgemäß auch von Jugend auf behandelt und erzogen, wenn man dabei überhaupt von Erziehung reden kann." — Spenden für Sklavenloskaufe (ein Loskauf 60 Franken) und Setträge dafür nimmt dankbar entgegen die Petrus-Claver-Sodalität, Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 19. Auch unter den Negern Afrikas gibt es verschiedene Gesellschaftsklassen, die sich gründen auf die verschiedene persönliche Befähigung, auf die Menge der Glücksgüter und auf eine gewisse Adelsabstammung. Im allgemeinen kann man unterscheiden zwischen einer herrschenden und einer dienenden Klasse, die erstere umfaßt die Häuptlinge, Adeligen und Reichen, die letztere alle anderen Stammesangehörigen. Wie nun Verhalten sich diese beiden Gesellschaftsklassen dem Missionär gegenüber? Wenn sich der Missionär in einem Negerdistrikt niederläßt, so gehören diejenigen, die ihm zuerst einige Zuneigung entgegenbringen, zur herrschenden Klasse. Es schmeichelt ihnen, daß der Weiße sich bei ihnen an liebelt, und sie hoffen materielle Vorteile aus seiner Anwesenheit zu ziehen. Die demütigen Glieder der dienenden Klasse hingegen, durch traurige Erfahrungen belehrt, im Weißen einen Verbündeten der Mächtigen zu ihren Ungunsten zu erblicken, beobachten dem Missionär gegenüber eine mißtrauische Zurückhaltung. Allmählich aber, da der Missionär sein Liebeswerk ausdehnt, greift ein merkwürdiger Stimmungswechsel ihm gegenüber in der einheimischen Bevölkerung Platz; die Demütigen nähern sich ihm allmählich, legen ihr Mißtrauen ab, gewinnen ihn schließlich lieb und nehmen seine Lehren an; die Großen des Volkes hingegen werden kühler gegen den Glaubensboten halten sich mehr und mehr fern von ihm und werden schließlich seine versteckten oder erklärten Feinde. Was ist die Ursache dieses merkwürdigen Vorgangs? Wir erblicken sie ausschließlich in der entgegengesetzten Gemütsverfassung der beiden Gesellschaftsklassen dem sittlichen Gehalt der Lehre des Missionärs gegenüber, insofern dieselbe das gesellschaftliche Leben berührt, und die man in den beiden Sprüchen „Achtung vor den Rechten eines jeden" und „Liebe gegen alle" zusammenfassen kann. Es ist leicht begreiflich, daß die demütigen Glieder der dienenden Klasse sich zu einer solchen Lehre der Liebe und gegenseitigen Achtung hingezogen fühlen, sie, die im allgemeinen von der herrschenden Klasse unbarmherzig bedrückt und getreten werden. Nichts ist sicher vor der Raublust und Gier der schwarzen Machthaber, weder die Früchte des Feldes, noch die Herden, noch das Heiligtum der Familien, noch die Freiheit, ja nicht einmal das eigene Leben und die Unversehrtheit der Glieder des eigenen Leibes ; alles ist der Willkür und Laune eines mächtigen Häuptlings ausgeliefert, dem tausend Mittel zur Verfügung stehen zur Ausführung seiner Absichten. Und nun kommt ein Weißer, ein Mensch, der selbst ihrem schwarzen Machthaber überlegen ist und lehrt, daß alle Menschen gleicherweise Geschöpfe Gottes sind, dem alle einmal strenge Rechenschaft ablegen müssen über das eigene Wirken; daß Gott will, daß keiner dem anderen nach dem Leben trachte oder auch nur des andern Recht verletze. Unantastbar ist also die persönliche Freiheit des rechtschaffenen Menschen und heilig die häusliche Schwelle; die Menschen sind alle Brüder in Gott, und ihre gegenseitigen Beziehungen sind auf der Gerechtigkeit und Liebe begründet. Müssen nicht diese Grundsätze des Christentums, die zu gleicher Zeit ein Schrei der Natur und eine offene Anerkennung ihrer mit Füßen getretenen Menschenrechte sind, den lebhaftesten Widerhall in den Herzen der unglücklichen Bedrückten finden? Auch die Lthre von der Einheit und Unauflöslichkeit der Ehe findet ihre Zustimmung, denn die Vielweiberei, die von den Häuptlingen auf breiter Grundlage betrieben wird, macht es manchem armen Schlucker unmöglich, auch nur eine Frau heimzuführen, und derjenige, dem das gelingt, muß in beständiger Furcht leben, daß ihm seine Gefährtin vom Häuptling entführt werde. Gerade das nun, was den Bedrückten die christliche Moral lieb und wert macht, das macht sie den Herrschenden verhaßt; denn sie ist gegen seine Leidenschaften und Laster gerichtet;' daher seine Abneigung gegen den Missionär. Anfänglich, wenn die Häuptlinge bemerken, daß des weißen Mannes Unterweisungen Eingang finden unter der Bevölkerung, werden sie nachdenklich; sie suchen aber ihren Mißmut unter der Maske der Verachtung zu verbergen. Daher die gezierten Beglückwünschungen zu den Fortschritten des Missionswerks, die jedoch von einem mitleidigen Lächeln begleitet sind, gleich als wollten die Gratulanten sagen: Das muß eine schöne Lehre sein, deren Anhänger solches Gesindel sind. Es ist dies das gleiche überlegene Lächeln der stolzen Pharisäer angesichts des gewöhnlichen Volkes, das dem Zimmermann von Nazareth folgte, die gleiche Verachtung, die sie demjenigen bezeigten, der nicht errötete, die Kinder aufzunehmen und mit ihnen zu essen. Wie aber Christus sanftmütig und demütig von Herzen, sich nicht um die ablehnende Haltung der Großen des jüdischen Volkes kümmerte, sondern fortfuhr, die Menge der Armen, Einfältigen und Demütigen aufzunehmen, die Betrübten zu trösten, die Kranken zu heilen, den Sündern zu verzeihen, die zerstreuten Schafe zu sammeln, die Gefallenen aufzuheben und die Zurückgesetzten an fein göttliches Herz zu ziehen, so läßt sich auch fein Apostel nicht beirren in seinem Werke. Es ist ihm aber auch nicht unbekannt, daß jene stille Verachtung ein Anzeichen des bevorstehenden Sturmes ist, deshalb ist er bestrebt, die Reizbarkeit der Machthaber nicht unnötigerweise herausfordern, indem er sie mit aller Klugheit behandelt. Es sind aber die Anschauungen des Christentums in Hinsicht auf Recht und persönliche Freiheit auch in ihrer mildesten Anwendung unverträglich mit der selbstherrlichen und selbstsüchtigen Ansicht, welche die Häuptlinge von ihrer Auktorität haben. Und wenn sie dann inne werden, daß ihre Untertanen sich nicht mehr so eilfertig zeigen zur Befriedigung ihrer Launen, daß sie gewisse unwürdige Einmischungen in ihre Familien nicht mehr dulden und sich nicht mehr so leicht mit Füßen treten lassen, bann geht ihnen ein Licht auf, daß die Zen ihres tyrannischen Despotismus ihrem Ende zugeht und der Kampf mit dem Missionär beginnt. 82 Stern der Neger Heft 7 und 8 Bo ist denn der Missionär zum Volksaufwiegler geworden. Man wird ihm Schwierigkeiten jeder Art bereiten; man wird ihm verfolgen in seinen Liebeswerken; man wird ihm Hindernisse legen in seiner Schule; man wird seine Anhänger gegen ihn aufhetzen; man wird ihm die Zufuhr der Lebensmittel abschneiden, seine Hütten in Brand stecken, ja ihm selbst nach dem Leben trachten. Es ist immer die alte Anklage, die schon gegen Jesus erhoben wurde und die sich immer wieder erneuert, er wiegelt das Volk auf, oder jene gegen die ersten Christen, die verleumdet wurden, sie gefährdeten die Sicherheit des Staates; und wie Jesus zum Tode verurteilt wurde und wie das gleiche Schicksal so viele Märtyrer traf, so ist auch der Missionär ein Gesetz- und Rechtloser, dem gegenüber jede Art von Verfolgung erlaubt ist. Es sind dies die entscheidenden Augenblicke, die mehr oder weniger alle Missionen in wilden Gegenden durchmachen müssen. Sie verlangen Vonseiten des Glaubensbolen gute Nerven, heldenmütige Geduld, hohe Klugheit und ein unerschütterliches Gottvertrauen. Auf der einen Seite ist eine feindliche Macht, der alle Mittel, Schaden zuzufügen, zu Gebote stehen, auf der anderen ist der Missionär, dessen Stärke einzig und allein in der Güte der von ihm verfochtenen Sache liegt. Der Fall ist aber gar nicht selten, daß der Missionär infolge der erduldeten Widrigkeiten erkrankt und auch wohl stirbt oder doch bedeutende Einbuße an seiner Gesundheit erleidet. Wer das Missionsleben aus eigener Erfahrung kennt, kann ein Liedchen davon singen. Mehr als Krankheiten und Entbehrungen jeder Art sind es diese moralischen Prüfungen, welche den Glaubensboten niederschlagen, entkräften und vernichten. Diese Kämpfe, die der Missionär fern von der Heimat zu bestehen hat, werden gekämpft vor allem für das Heil der Seelen, für den Triumph der Kirche und für die Ehre Gottes; sie werden aber auch gestritten für die Zivilisation, denn sie sind ihrer Natur nach darauf gerichtet, die Tyrannei der schwarzen Machthaber einzudämmen und abzuschaffen und unter jene bedrückten Völker das Gefühl der Menschenwürde zu verpflanzen, den Keim der wahren Freiheit, jener hl. Freiheit, welche sie auch in diesem Leben glücklich machen wird. Das Werk des Missionärs stellt aber nicht etwa nur vereinzelte großmütige Anstrengungen für das Gute dar, sondern es bildet einen Teil, eine Einzelerscheinung jener wunderbaren Gesamttätigkeit, welche die Kirche seit zwei Jahrtausenden zur Ausrichtung des Reiches Gottes auf Erden und zur Verbreitung wahrer Kultur und Freiheit der Völker ausübt. Was tut denn eigentlich der Missionär? Er sucht ein wildes, verlassenes Volk auf, das in den Finsternissen desArrtums und der Unwissenheit befangen und von den Banden derentniedrigendstenSklavereydes Leibesund der Seele gefesselt ist, und erleuchtet es mit dem Lichte der frohen Botschaft Jesu Christi, er veredelt es unter dem Hauche der Nächstenliebe, er sprengt die Ketten seines Frondienstes und erhebt es in eine neue Atmosphäre von Freiheit und Frieden. Der Missionär vollführt also auf beschränktem Raume und in kurzer Zeit jene Umwandlung im kleinen, welche die Kirche im Laufe der Jahrhunderte auf der ganzen weiten Welt bewirkt, eine Umwandlung, welche vor allem ein Werk der Befreiung ist, das im einzelnen Menschen begonnen und in der Gesellschaft vollendet wird. Es ist das die wahre Befreiung, wie nur die Kirche sie den Völkern geben kann, denn sie allein besitzt den rechten Begriff der Heft 7 und 8 Stern der Ne ge r Wahrheit und nur sie allein verfügt über die Mittel zu ihrer Verwirklichung und zu ihrer Verteidigung gegen ihre natürlichen Feinde, die sie unterdrücken möchten. Wer sind denn die wahren Feinde jeder gesunden Freiheit? Es sind die ungeordneten Leidenschaften unserer verdorbenen Natur, die selbst den Begriff der Freiheit verdunkeln und die Herzen zu Sklaven machen, so daß, wer von ihnen beherrscht wird, nichts anderes sucht, als die ungezügelte^Befriedigung seiner Gelüste, sei es auch um den Preis der Tränen seines Mitmenschen. Die Gesellschaft ist das Bild des einzelnen Menschen im großen. Wie könnten auch Mitglieder eines staatlichen Gemeinwesens, die selbst Sklaven ihrer Leidenschaften sind, vernünftigerweise freiheitliche Einrichtungen schaffen: Die Gesetze und Einrichtungen einer solchen Gesellschaft werden notwendigerweise der Widerschein der Leidenschaften und Interessen der herrschenden Klasse zum Schaden der übrigen sein. In derselben wird eine ständige Unordnung herrschen infolge des. Gegensatzes unbefriedigter Leidenschaften und Feindschaften, innere Kriege und Empörungen werden an der Tagesordnung sein; es wird ein unablässiges Sichabwechseln von harter Tyrännei und zügelloser Freiheit sein, das die Lebenskräfte der Nation oder des Stammes verzehren wird. Und unter diesen hartnäckigen Kämpfen, die unter dem Schlagwort der Freiheit geführt werden, wird auch der letzte Freiheitsfunken erlö- schen, um der beschämendsten Sklaverei, des Leibes und der Seele Platz zu machen. Die Geschichte der alten heidnischen Reiche ist ein Beweis dafür, und der Zustand der bedauernswerten Unterdrückung, in der die heutige Gesellschaft der wilden Stämme Afrikas schmachtet, bestätigt sie. Wenn wir staunend die m r. m - slegertrachten. 84 ©ternber Neger Heft 7 und 8 wunderbare Ordnung betrachten, die in der Schöpfung Gottes herrscht, so muß es uns schmerzlich berühren, wie der Mensch, die Krone der Schöpfung, eine so bedauerliche Ausnahme macht; in seinem Innern streiten seine Fähigkeiten untereinander und bringen ihn in , Kampf mit sich selbst und mit seinesgleichen; während er auf seiner Stirn fast eine Spur des Göttlichen trägt, verbirgt er in jeinem Herzen den Aufruhr der niedrigsten Leidenschaften; er ist ein gefallener König. Die Sünde, die Empörung gegen Gott, ist die Ursache dieser traurigen Veränderung. Nachdem der Mensch die Bande der Liebe, die ihn an seinen göttlichen Schöpfer fesselten, zerrissen hatte, fiel er in die Gewalt seines Todfeindes, und seine Empörung gegen Gott fand ihre Strafe in der Empörung seiner Leidenschaften gegen die Vernunft. Nur vom Himmel konnte die Erlösung kommen; Jesus Christus, der Gottmensch, machte sich zum Vermittler zwischen dem ewigen Vater und dem gefallenen Menschengeschleckte. Die Erlösung der Menschheit war ihrem Wesen nach eine Befreiung, bie, einzige wahre Befreiung; nur wer an ihren Früchten teilnimmt, kann sich wirklich frei nennen. Die Kirche, seine geliebte Braut, der er die Schätze feiner göttlichen Lehre und Heilmittel anvertraute, machte Jesus Christus auch zur Bannerträgerin der Freiheit auf Erden. Die Kirche begnügt sich"nicht mit schönen Worten über die Freiheit, sondern für die Freiheit selbst ist sie wirksam; ihre Tätigkeit wickelt sich im Innersten des Einzelnen, an der Wurzel der menschlichen Persönlichkeit ab und schafft dort jene heilige Freiheit des Geistes, die die Quelle der wahren Freiheit auch in der gesellschaftlichen Ordnung ist; denn nur von Menschen, die in gesunder Weise in sich selbst frei sind, lassen sich solche gesellschaftliche Einrichtungen erwarten, die die Rechte eines jeden sichern, ohne die der andern zu verletzen. So erweist sich denn das Werk der Kirche als ein wahrhaft göttliches, denn, während sie den Menschen seiner ewigen Bestimmung zuführt, fördert sie- auch wirkungsvoll sein zeitliches Wohl innerhalb der menschlichen Gesellschaft, damit alle auch hienieden das wenige Glück genießen können, das ihnen dieser Verbannungsort, die Erde, bieten sann. Die Kirche sah es auch immer als ihre Pflicht an, den Menschen auch gesellschaftlich emporzuheben, sei es durch Befreiung von jeder Fessel von Dienstbarkeit, die sich mit der Menschenwürde nicht vereinbaren läßt, sei es indirekt durch Schaffung und Förderung einer weisen Abstimmung von Rechten und Pflichten, jenes gerechten Maßes von Freiheit, die eine notwendige Bedingung des bürgerlichen Fortschrittes ist. Das Werk der Kirche umfängt bereits die ganze Erde. Tausende und tausende von Missionären sind wie Engel des Friedens und Herolde wahrer Freiheit hinausgezogen in alle Welt, tragen die frohe Botschaft in die entlegensten Gegenden und verkünden den Bedrückten die Erlösung. Ganze Völker, die seit Jahrhunderten in Finsternis und im Schatten des Todes gesessen, erheben sich aus ihrem Schlafe wie von plötzlichem Lichte getroffen; sie werfen die alten Fesseln ab und eilen unter den Schatten des Kreuzes, um die belebenden Lüfte der Freiheit Christo einzusaugen. P. M. ff ■■ — ==^ Die Bohnen des Signor fatinelli 0OQ ^ Erzählung von UI. Buol. PIDiai (Fortsetzung.) Zwei Tage später kam Signor Fatinelli von seiner Geschäftsreise nach Hause, aber in übelster Laune. Nichts hatte ihm diesmal glücken wollen. An den meisten Orten war alles schon aufgekauft; an anderen war wohl noch einiges da, aber nur zu unerhört hohen Preisen. Trotzdem hatte er gekauft, was zu kaufen war, denn er mochte ja seine -liebwerten Mitbürger nicht Hungers sterben lassen. Jetzt aber hieß es freilich grübeln und rechnen, damit man bei so kühnen Käufen nicht zu Schaden komme. Signora Caterina hatte nun ein paar Tage schlecht Wetter bei ihrem Manne. Wenn er nur eine Katze miauen hörte, kam er schon außer sich. Nichts war ihm recht; pen ganzen Tag hatte er etwas zu brummen. Am Morgen waren es die Glocken von San Frediano, die seine Ruhe störten, nachdem er die ganze Nacht, wie er versicherte, kein Auge geschlossen hatte. Dann war die Frühsuppe schlecht geraten, und der geröstete Speck, den er dazu genoß, wollte ihm auch nicht munden, so daß er die schönen, saftigen Stücklein eines nach dem andern seinem Hunde hinwarf, der freilich mit dieser Unmutäußerung sehr einverstanden schien. Beim Mittagstisch nahm das Grollen und Klagen vollends kein Ende; da jammerte er, daß er sich immer nur um andere bemühe, selbst aber Hunger leiden müsse, und daß der Koch sich um seinen Geschmack nicht bekümmere und daß er überhaupt der Letzte im Hause sei, auf den Rücksicht genommen werde. Am Abende aber, wenn seine Frau ihn zu erheitern suchte und ihm vorschlug, Freunde einzuladen, fuhr er grimmig auf: die Nacht sei die einzige Freundin des Rechners und des Geschäftsmannes, und wenn man ihn schon den ganzen Tag nicht in Ruhe lasse, so möge man ihn doch wenigstens abends nicht stören. So ging's einige Tage lang fort, daß man hätte meinen sollen, in ganz Lucca sei kein so bedauernswerter Mann wie der reiche Fatinelli. Da kam eines Abends ein Geschäftsfreund aus Pistoja zu Signor Fatinelli und dieser Besuch verscheuchte die böse Stimmung wie mit einem Zauberschlage. Der Signora entging dieser Stimmungswechsel nicht, nur den Grund konnte sie nicht erraten. Sie meinte, Taddeos üble Laune habe sich einfach ausgetobt. Und als sie mit ihm beim Frühmahle saß, faßte sie Mut und begann zu plaudern und ihn über seine Mißerfolge zu trösten. „Es wird schon alles wieder gut werden, lieber Taddeo!" meinte sie. „Du bist ein so großer Ehrenmann, daß der Herrgott es wohl schuldig ist, dir in ganz besonderer Weise beizustehen; denn es läßt sich gar nicht mit Worten sagen, was du in diesen schweren und teuern Zeiten für deine Mitbürger getan hast. Und wie es einem christlichen Hausvater ziemet, vergissest du darüber auch deiner Familie nicht. Wenn unser Riccardo von seiner Hohen Schule nach Hause kommt, findet er das Geschäft in schönster Ordnung unD kann von dir nur lernen, mag er auch in der Rechtsknnde und in anderen Wissenschaften 86 Stern der Neger Heft 7 und 8 noch so erfahren sein. Riccardo wird noch einmal als der erste Mann in Lucca dastehen, und unsere Beatrice braucht sich vor den stolzen, schönen Florentiner Damen wahrlich auch nicht zu schämen." So redete sie lange fröhlich und freund-lich fort. Von Jolanda schwieg sie, um die gute Laune ihres Mannes nicht wieder zu verderben. Aber da brauchte sie keine Angst zu haben. Signor Taddeo war heute wirklich ganz aufgeräumt. „Du hast recht, liebe Frau," sagte er schmunzelnd. „Die Geschäfte können nicht immer gleich gut gehen und man sollte sich über solche Rückschläge nicht zu viel betrüben, denn nach Regen kommt Sonnenschein, und Gott läßt einen ehrlichen Handelsmann nicht im Stiche. Das ist eine alte Erfahrung, und die mache ich, gottlob, gerade jetzt. Denn nachdem mir auf meiner jüngsten Reise alles wider den Strich gegangen ist, so daß selbst einem Engel die Geduld hätte reißen müssen, hat sich mir jetzt mit einemmal die Aussicht auf ein ganz glänzendes Geschäft eröffnet." „Ah!" rief Signora Caterina entzückt. Sie verstand zwar von Geschäften nicht viel, das aber verstand sie doch, daß ohne Geschäfte kein Geld ins Haus käme. Und das Geld liebte sie, und liebte es sehr. Gespannt neigte sie sich vor, um zu hören, welch unverhoffter Nutzen ihrem Manne erwachsen sollte. Aber kalt lief es ihr über den Rücken und steifer Schrecken fuhr ihr durch die Glieder, als Taddeo mit seiner ringgeschmückten Rechten nach jenem Winkel zeigte, wo die Truhe stand. Was er nun sagte, verstand sie in ihrer Aufregung kaum halb; nur soviel hörte sie, daß jene kleinen, schwarzen Bohnen durchaus nicht verschmähte oder vergessene Ware gewesen seien, sondern daß Taddeo sie eigens an einem verborgenen Plätzchen aufbewahrt habe und daß nun der Augenblick gekommen sei, wo er die unscheinbaren Dinger mit Gold aufwiegen könne. Bald bleich, bald rot wurde Caterina, während er sprach, kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn. Sie wollte etwas sagen, aber ihr war, als halle man ihr die Kehle zu. Und als sie endlich mit Mühe einige Worte hervorbrachte, wußte sie selber kaum, was es sei. Und während Taddeo sich gemächlich in seinem Armstuhl zurücklehnte und die Hände über dem Bauche faltend mit seinen glitzernden Ringen tändelte, erhob sich die zu Tode erschrockene Frau und eilte hinaus. Zitternd am ganzen Leibe stürzte sie in das Gemach ihrer Tochter Jolanda. Die lag noch zu Bette; die feinen, weißen Hände, vom Rosenkränze umschlungen, ruhten auf der purpurfarbenen Decke. Sie war wohl eben in ihrer Morgenandacht begriffen. Doch als sie die Mutter sah, aschfahl und verstört, schrak sie jäh empor. „Um Gottes willen, Mutter, was ist Euch?" Aufschluchzend warf sich Frau Caterina über das Bett der Tochter. „Jolanda, hab^ ich's nicht immer gesagt? Zita ist das Unglück unseres Hauses!..." Und in verworrener Rede ging's weiter. „Die Bohnen... o die Bohnen, Jolanda!... Was hat doch die Törin da angefangen!... Wie hat sie das Hab und Gut deines Vaters, das sorgsam gehütete, verschleudert!... Ach, daß ich dieses Mädchen nicht schon längst weggejagt habe! Hundertmal hätte sie es verdient! Ich begreife gar nicht, daß ich es so lange mit ihr aushalten konnte. Dein Vater hat sie nie leiden können und nun sehe ich erst, wie recht er hatte. O die Bohnen... die Bohnen!" So redete sie lange und Jolanda wurde aus dem Gerede nicht gleich klug. Endlich aber begriff sie doch so viel, daß die kleinen, schwarzen Bohnen, die man Zita überlassen hatte, nicht von ungefähr in die Schreib- Heft 7 und 8 Stern der Neger 87 stube des Vaters gekommen seien, sondern daß der Vater damit seine besonderen Absichten habe und daß diese Absichten nun vereitelt seien. Denn die Bohnen waren weg, unwiderruflich weg, und was der Vater dazu sagen würde, o, daran mochte Jolanda lieber gar nicht denken! Eine Zeitlang lag Jolanda ganz still, ganz blaß da, bis endlich ein Strom von Tränen das arme Geschöpf erleichterte. „Ja, was weinst du denn?" schrie Frau Caterina zornig. „Mit dem Weinen ist uns blutwenig geholfen. Ich wüßte lieber, was wir tun ollen." „Ach, Mutter, das wüßte ich wohl sel-bergerne,"schluchzte sie. „Aber wehe uns, nichts können wir/ tun, gar nichts! Die Bohnen sind nun einmal weg, und selbst wenn Ihr Zita deshalb aus dem Hause jagen wollet, kommen die Bohnen darum nicht zurück. Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als dem Vater alles zu gestehen." „Was, keinen besseren Rat weißt du!" schrie die aufgeregte Frau und brach aufs neue in krampfhaftes Schluchzen aus. Nun schlug Jolanda der Mutter vor, die Sache dem Vater schriftlich mitzuteilen und m mß Sh*L Ein zerstörter Ameisenhaufen. in schön gesetzten Worten seine Verzeihung zu erflehen. Frau Caterina fand diesen Vorschlag annehmbar, aber schreiben müsse Jolanda, meinte sie. Jolanda versprach es; nur übergeben wolle sie den Brief nicht; da müsse man sich noch etwas ausdenken. ______________________Frau Caterina war eben daran, sich zu beruhigen, da trat zu allem Unglücke Zita ein. Jetzt flammte der Zorn der leidenschaftlichen Frau aufs neue auf; sie stürzte mit geballten Fäusten auf das nichts ahnende Mädchen zu. Aufschluchzend hielt Jolanda die Mutter fest; Caterina aber riß sich los, stürmte wie sinnverwirrt aus dem Zimmer und durcheilte das ganze Haus weinend und schimpfend. Allen, die ihr in den Weg kamen, klagtesie ihren Jammer. Wie der Herr so müde und er-schöpftvon der Reise heimgekommen sei und wie ihm Erholung und Ruhe nun so not täten und wie ihn statt dem so schrecklicher Schaden getroffen habe, und alles nur durch Zitas Schuld. Das erzählte sie den Mägden in der Nähkammer und erzählte es den Küchenjungen am Herde und erzählte es dem Gärtner, der in seiner großen Zwilchschürze das , LWM- V' Gemüse zur Küche brachte. Die Leute verstanden nur halb, was die Aufgeregte sagte, aber sie gaben der Herrin recht. Zita war doch wirklich der große Schädling im Hause! Zita aber kniete unterdessen ganz ruhig am Bette Jolandas und trachtete, das zitternde, weinende Mädchen zu trösten. „Ma-damigella, der liebe Gott wird's schon recht machen." So hatte sie immer gesagt, wenn Jolanda über irgend etwas betrübt und ängstlich war, und immer bisher hatte das einfache Wort die Zagende aufgerichtet. Heute aber konnte sich's Jolanda einfach gar nicht vorstellen, wie der liebe Gott auch in diesem besonderen Falle alles recht machen würde. Sie hatte von Kindheit an immer in scheuer Furcht vor den Eltern, besonders vor dem Vater, gelebt, hatte es nie gewagt, in Gegenwart des Vaters zu lachen oder laut zu sprechen oder gar einen noch so bescheidenen Wunsch zu äußern, und doch hatte sie bisher nichts, gar nichts getan, was den Vater ärgern oder beleidigen konnte. Jetzt aber war es anders, jetzt wußte sie, daß sie in seine Geschäfte eingegriffen, daß sie, wenn auch ohne zu wollen, ihm einen Schaden zugefügt hatte. Kein Wunder, daß sie zitterte wie ein gescheuchtes Reh, daß sie es kaum ausdenken konnte, was der Erzürnte sagen, was er vielleicht tun werde. Da hatte Zita gut reden, der Herrgott werde helfen! Ach ja, er hatte wohl einmal Wasser in Wein verwandelt und zweimal Brot vermehrt, aber daß er auch für Bohnen etwas tun sollte, das schien ihr doch gar zu seltsam. „Zita," sagte sie nach einer Weile, „meine Mutter und ich haben miteinander ausgemacht, daß wir dem Vater einen Brief schreiben wollen; und in dem Briefe werden wir ihm alles auseinandersetzen, wie es gekommen ist, und werden ihn um Ver-zeihuug bitten. Diesen Brief wird dann die Mutter dem Vater übergeben, oder noch besser, von einem Diener übergeben lassen. Glaubst du nicht, daß es so am besten sein wird? Denn du begreifst wohl, daß keine von uns beiden den Mut aufbrächte, dem Battr alles ins Gesicht zu sagen!" Zita lächelte freundlich. „Ach, Mada-migella, gebt Euch doch keine solche Mühe! Ich werde selbst zu Euerm Herrn Vater gehen und ihm alles bekennen." Jolanda starrte die Magd an, als habe sie nicht recht verstanden. „Zita," rief sie, „du denkst wohl nicht, was du sagst! Du weißt ja doch, daß dich der Vater nie hat leiden können. Und wenn nun du, gerade du ihm das sagst, dann muß er ja einfach rasend werden." Zita erhob sich. „Seht Ihr, Madami-gella, die eigentliche Schuldige bin ja doch ich. Ich habe die Bohnen zuerst gefunden, ich habe Euch darauf aufmerksam gemacht, mir hat sie Eure gütige"Frau Mutter überlassen. Also, da ist wohl nur recht und billig, daß ich die Verantwortung nicht etwa auf Euch oder gar auf Euere Frau Mutter abwälze. Das schlimmste, was mir geschehen kann, ist, daß mich Euer Herr Vater ausgreint, daß er mich vielleicht schlägt oder aus dem Dienste treibt. Aber das würde auch geschehen, wenn ihr die Sache in die Hand nähmet. Also, da ist wohl besser, wenn ich selber spreche." Jolanda sträubte sich anfangs; ihr war es, als wage sich Zita in die Höhle eines Löwen. Schließlich aber geschah doch, was Zita vorschlug und was sie wollte. Denn Jolanda war es längst gewöhnt, sich vor ihr als die Kleinere und Schwächere zu fühlen. (Fortsetzung folgt.) PS PS Rachridifen des Cheoiogen-RliHions= frh (fjh m Verbandes Österreichs (Th. RI. Vb, Ö.) ffi Rede des Dr. P. Fr. Bialias, millions-priellers von St. Gabriel bei Mödling bei der Missions-Festversammlung anläßlich des Vertretertages der Tbeologen-Missionsvereine Deutsch-österreichs in Linz (13. und 14. September 1919). Wie über dem Dunkel des Abends der Abendstern erscheint und mit seinem lieblichen Lichte Trost und Hoffnung dem Menschenherzen sendet — schön besingt es Wolfram im Tannhäuser — so erscheint über dem nächtlichen Dunkel menschlicher Selbstsucht und gegenseitigen Haffes stets der Stern christlicher Liebe und Hilfe, daß das arme Herz wieder hoffen und vertrauen kann. Solch ein Stern war während des Krieges die Caritas, welche so viele Wunden heilte und Schmerzen linderte und gerade diese Stadt sah ihren Glanz in der hingebenden Liebe ihres Oberhirten, der sich vollständig im Dienste der Not opferte, auf hellste Weise strahlen. Die heutige Missionsversammlung ist auch ein besonderes Aufleuchten dieser Caritas, denn Missionen sind das Werk der Liebe zur Rettung der Seelen, also die edelste und schönste Caritas, und ich grüße darum diesen „lieblichsten der Sterne" von ganzem Herzen. Dieses Aufgehen des Sternes der christlichen Caritas ist aber ein festes Gesetz, ich möchte sagen, noch zuverlässiger als das Aufgehen des Abendsternes. Man sagt es ja schon sprichwörtlich, daß jede Not nach ihrem Retter ruft, aber daß das Rufen nicht ohne Echo bleibt, daß die rettende Liebe erscheint, wo die Not ringt, das ist das ewige Gesetz göttlicher Erbarmung und Kraft. Als einst über der Menschheit die größte Nacht aufgegangen war, die Nacht des Sündendunkels und Sündenelends, da ging der Stern göttlicher Liebe auf: „So sehr hat Gott die Welt geliebt . . . ." Aus dem Missionshause der Ewigkeit sandte Gott den ersten „Gesandten", „Apostel", „Missionär" — das ist ja dasselbe — ins Heidenland unserer Zeit, in die Ferne unserer Not, es war die erste Mission und Liebe trieb dazu. Als Stern nur strahlte er verheißend in der vorchristlichen Zeit, hoffnungspendend ward er schließlich zum Morgenstern und führte die volle Sonne des Heiles, der Wahrheit und Gnade herauf, die in herrlichstem Glanze leuchtete, denn „eine größere Liebe hat keiner . . . ." und zum Maßstab der unendlichen Tiefe und Breite und Höhe dieser Liebe gab er ihm — das Kreuz. Diese Liebe sollte nicht sterben, oder sie starb, um ewig zu leben. „Gehet hinaus in alle Welt und prediget . . . .". Das ist das größte Werk der Caritas, allumfassend, ewig dauernd .... Und die Kraft dazu? „Siehe, ich bin bei euch . . ." Dafür gab er ihnen seinen Geist, sein Herz. „Er hauchte sie an." „Empfanget den Heiligen Geist. Wie mich der Vater gesandt, so sende ich euch." Es ward der Geist der Liebe des Vaters und des Sohnes, das Prinzip des rettenden Heiles, die Triebfeder, die treibende Kraft, das Herz der Kirche. In feurigen Zungen steigt, stürzt er hernieder, dieser Geist, der Feuer ist, erschüttert alles und erfüllt sie und nun hält nichts mehr die Gesandten der Liebe, die Apostel für Hilfe und Rettung zurück. Sie treten vor alles Volk hin und reden vom Heil und Erbarmen, von Rettung und Gnade. Alle verstehen ihre Sprache, mögen sie hergekommen sein aus welchem Lande menschlichen Elends nur immer. Und dieses Sprachwunder wird weiterbestehen: Die Apostel und Gesandten werden stets, wie sie von der Liebe getrieben, die Sprache der Liebe reden, die nur eme ist, aber von allen verstanden wird, mögen diese noch so verschiedene Sprachen der Selbstsucht reden, noch so verschieden sein in den Trachten und Kleidern des menschlichen Elends. Wo Not ist, da erscheint der Engel der Liebe, das ist das Gesetz der ewigen Liebe. Die Geschichte der Kirche ist eine Geschichte der Missionen und diese vor allem die Geschichte der heldenmütigen Caritas, die das größte Elend, das der Seele lindern will. Das ist Christi Geist, Christi Herz, Christi Gesinnung und Stimmung. Gewiß, wo es Märtyrer gab, da gab es neue Christen (sanguis martyrum, semen christianorum), after es galt gerade so: sanguis christianorum, semen martyrum ; wo es wahre Christen gibt mit Christi Herz und Sinn, da gibt es auch stets neue Zeugen dieser Liebe, dieser Wahrheit, d. h. Missionäre und Misstonsfreunde. So wurde die Welt christlich, die Sonne des Heiles ging ihr auf. So kamen die ersten Apostel nach der griechisch-römischen Welt, bis hinaus nach Irland und England; und England sandte seine „Engel" — es waren damals noch keine „Engländer" — dankerfüllt nach den deutschen Gauen. Von Liebe getrieben, kamen die ersten Boten hier in diese Gegend, St. Severin wohl gar vom fernen Afrika. Unsere Ahnen trugen diese Flammen ostwärts und dieses Land wurde zum Ostreich, zum Träger der christlichen Mission und Caritas. Von Liebe gedrängt, sandte es seine Missionäre hinaus und es war eine große, herrliche Missionsarbeit im Zeichen der Liebe, als es das Zeichen der Nacht, den Halbmond, unter den größten Opfern zurückwarf. Diese seelen-rettende, darum echt christliche, katholische Liebe ist aber heute in der Welt nicht erloschen, nein, gerade heute flammt sie auf, ist sie katholischer mehr denn je. Zahllos sind die Stationen dieser Liebe, Missionsstationen, über die Erde hin zerstreut; draußen: Missionäre, Missionsschwestern und -brüder .... in bunter Tracht und Regel, wie verschiedene Truppenteile, aber alle erfüllt von dem einen Geiste der Liebe zur Rettung des Elends; daheim: Vereine und Werke zur Unterstützung . . . Kinder„ Jünglinge, Jungfrauen und Frauen, reich und arm .... die Liebe hat sie „mobil gemacht". Diese Liebe hat nur das Gesetz von oben, „sie muß brennen", denn er — der Heiland aller, der König der Welt — will es. Wo Not ist, dorthin hat sie zu gehen, so steht es in ihrem Paß, der das Visum auf dem Bureau der Ewigkeit erhalten hat. Es ist darum gegen göttliches Recht, wenn irdische Gewalt der Missionstätigkeit Schranken setzen, ihr Normen vorschreiben will. Die katholische Caritas der Missionstätigkeit hat nur auf die Stimme der Not zu horchen und keine Tyrannen dürfen sie daran hindern, mochten es Cäsaren des herrschgewohnten Rom sein oder stolze Häuptlinge in den Bambushütten Afrikas oder im Schloß von Versailles. Im Namen der katholischen Liebe zu den Seelen, die über allem nationalen Hader und Gezänk steht, im Namen der göttlichen Liebe, die zu diesem Werke drängt und treibt, protestieren wir gegen jede Einschränkung in der Ausübung des Missionsrechtes und der Missionspflicht. Auch in deutschen, in österreichischen Herzen lebt die katholische Liebe; trotz eigener Not vergißt sie nie der noch größeren Seelennot der Heiden und der Pflicht der Christen, zur Rettung zu eilen, vergißt nicht des teuren Vermächtnisses^ das Christus allen seinen Jüngern gegeben: Heft 7 und 8 Stern der Neger 91 „Gehet hinaus . . mag es fein, daß er einzelnen den Beruf als Priester, Bruder oder Schwester gibt oder alle zur Unterstützung auffordert. Gerade durch den Krieg ist ja die Not an Arbeitern im Weinberge fo groß. Mögen wir arm sein, mag Austria wie eine trauernde Witwe am Grabe ihrer Söhne und den Trümmern ihres Wohlstandes weinen, an Liebe ist sie reich, ihr katholisches Herz schlägt noch kräftiger. Mag seine Valuta gesunken sein, der Goldwert ihrer Liebe steht über jedem Kurswechsel und jener, der das geringe Opfer der Witwe zu schätzen wußte, wird auch ihrer geringenGabeden Segen für das große Werk der Seelenrettung nicht versagen. Darum auch an alle die innige Bitte: Laßt die edle Caritas, die Liebe zu den Missionen, weiterwirken, noch stärker werden und wo sie nicht ist, neu entfachen. In Gebet, in Gaben und Opfern soll sie sich äußern und wer gar die Stimme hört, die jemanden zu Menschenfischern machen will, er folge ihr! Arbeiter, tüchtige Arbeiter braucht der Weinberg des Herrn. So möge dieser Stern der christlichen Caritas, der Miffionsbetätigung, der heute so schön über Linz aufging, weiter strahlen und heller leuchten für die Nacht der menschlichen Not; er wird helfen, daß bald das volle Licht über den Heiden aufgehe. Er wird aber auch für die eigene Not zum Sterne werden, denn das ist die notwendige Rückwirkung der Arbeit für andere, daß man selbst den größten Nutzen zieht, hier und in der Ewigkeit. Das Wort vom Trunk kalten Wassers gilt „Hilf jbu Gott, so hilft Gott dir". So möge dieser Abendstern, der zum Heile anderer Unglücklicher aufging, recht schön in der Nacht unserer Notauch uns leuchten, aber bald zum Morgenstern werden, der für unser Land den Morgen einerschöneren Zeit heraufführt. Ein Zauberer. Rede des ßerrn Oberstleutnant R. Reidilin = Hleldegg Bei der Missions-Festversammlung anläßlich des Vertretertages der Theologen-Missiönsvereine Deutschösterreichs in Linz (13. und 14. September 1919). Das mächtige Völkerringen hat für uns Österreicher durch! die Unterzeichnung des 92 Heft 7 und 8 Stern der Neger Friedensvertrages in St. Germain sein Ende gesunden. Der Frieden soll in unser schwer geprüftes Vaterland imb in unser aller Herzen einziehen. Eine neue, die Not und Leiden feen letzten Jahre lindernde, die Welt neu aufbauende Epoche soll beginnen. Gleichsam als Zeichen all des vergossenen Blutes leuchtete der Himmel amMbend des Tages, an welchem die Entente uns "Me Friedensnote überreichte in purpurnem Rot. Der wolkenlose blaue Himmel, der helle Sonnenschein des nächsten Tages aber ließ in unseren Herzen die freudige Hoffnung erwachen, daß der allgerechte und allgütige Gott uns mm den Beginn besserer Zeit erschauen lasse. Die Menschheit soll nun wieder zu geordneter Arbeit zurückkehren und fcfiiaffen, was man zum Leben aus Erden braucht. Auch wir wollen ausbauen, und zwar dort, wo unvergänglicher Lohn uns blüht. Wir trugen alle Seibern, wissend, daß des Allmächtigen Wille sie uns auferlegte, doch Millionen Seelen darben unb leiden ohne diesen Trost, sie kennen den wahren Gott nicht, sie wissen nichts bdm himmlischen Lohn, der ihnen im Jenseits blüht. Welch Elend, welche Verzweiflung liegt in diesen Wesen. Dorthin führt uns der Ruf in ben kommenden friedlichen Zeiten, dorthin wollen wir unsere Gedanken Wendern Hochiver-ehrte Anwesende! Wenn ich! heute in den Saal schaue, so habe ich das Gefühl, daß in diesem Augenblicke all die eigenen Leiden vergessen sind. Aus Ihren Augen leuchtet Liebe und der Ausdruck warmer hilfsbereiter Herze!: liegt in Ihrem Blick. Bom Mitleid' hingerissen, kamen Sie hieher, um helfend sich jenen zuzuwenden, die in ärgster Not nach Ihnen rufen. In wahrer christlicher Nächstenliebe folgten Sie dem Rufe, der an Sie ergangen, Ihren Mitmenschen in ferner Welt zu Vel- sen, sie aus der Finsternis des Heidentums ins Licht des christlichen Lebens zu rühren. Helfen Sie diesen Ärmsten den Weg zum wahren Gott zu weisen, ihnen das Schicksal für die Ewigkeit zu gründen. Der unselige Krieg, der durch fünf Jahre gewährt, der Staate vernichtet und die Menschheit zum wilden Raubtier gemacht, hat auch, unsere hl. Kirche, das Reich Gottes auf Erden in die -große Weltkatastrophe hineingezogen. Die segensreiche Arbeit von Jahrhunderten wurde gestört, ja nahezu vernichtet. Das friedliche Bild vom Juli 1914, wo noch die Katholiken der Nationen aller Länder beim eucharistischen Kpnf greß zu Lourdes ein gemeinschaftliches Kredo sangen, es ist zur Fabel geworden. Schon eine Woche nach diesem denkwürdigen Tag begann die fürchterlichste Abwendung von christlicher Nächstenliebe, welche die Welt je gesehen. Seitdem ist fast jeder Zusammenhang zwischen den Völkern, die das Reich Gottes auf Erden bilden, zerstört. An Stelle der Liebe ist bitterer Haß zwischen bie Nationen getreten. Das Leben ist zur Last geworden, und selbst viele Chri-ften stehen äm Rande der Verzweiflung. Ilm wie viel trauriger sieht es da für die Kirche an ihrer Außenfront aus. Die eine Zahl, 25 Millionen Heiden, die alljährlich sterben, spricht allein schon den ganzen Jammer aus, der uns Christen befällt im Gedanken an das Elend dieser Armen. In reger Tätigkeit arbeiteten die Missionäre in fernen Landen, die Saat hatte Wurzel gefaßt, die Ernte stand vor der Tür. Große Heidenvölker waren zur Kultur erwacht und schienen für die einzig wahre Kultur, die Lehre Jesu Christi, aufnahmefähig. Eine Entscheidungsstunde nahte für die Kirche mit glückverheißenden Vorzeichen. Im Schoße des Katholizismus selber trieb werktätige Nächstenliebe das Volk immer mehr an, dem Missionsbefehle des göttlichen Meisters zu folgen. Doch über Nacht zerschlug das Gewitter die präch-tig sprießende Saat des Missionsseldes, der Weltkrieg hat die Weltmifsion zerstört. Zuerst entzog der Krieg die ohnedies kargen ©elbmittel, welche zu jeder großen Arbeit nötig. Missionsarbeit ist ja auch nichts anderes als ein Krieg, der Krieg ' gegen die Mächte der Finsternis, und zum Kriegführeu braucht man Geld, Geld und wieder Geld. Dann ging es an bie Missionäre. Tau-sende von Priestern, Brüdern und Alumnen wurden in die Reihen der Vaterlandsverteidiger gelstellt, andere wieder schleppte man in die Gefangenschaft. Die mühsam errichteten Pslegestätten wurden zerstört. Bon allen, die gezwungen waren, den Ort ihrer Wirksamkeit zu verlassen, werden wenige mehr dorthin zurückkehren. Ihr jahrelanges Wirken, die mühevolle Arbeit war umsonlst, denn neue Kräfte finden jetzt ganz andere Verhältnisse. Das traurigste aber war die Verlegung des Krieges iw die Kolonien. Tie moralische Superiorität der weißen Rasse ging dadurch ganz verloren. Die christlichen BLl-ker hetzten die heidnischen Stämme gegen .bie Kulturnationen und dadurch! wurde die Hochachtung vor Guropa, seinem Christentum und seiner Nächstenliebe aus den Herzen der Heiden weggewischt. Das Schauspiel, wie sich die Herren der Kulturwelt gegenseitig zerfleischjen, die Gelegenheit für den Heiden, den weißen ©djii6 und gar den Missionspriester im Auftrage seiner Rasse-genossen gefangennehmen umb mißhandeln zu dürfen, die Roheit und« der gänzliche Mangel ani Liebe, welche der Kolonialkrieg darboten, haben träge, die hier nur angedeutet seien, nämlich von dem Astronomen P. Kreichgauer, von dem Kartographen P. Streit, vom Meister der Katechetik Herrn I. Pichler und von mehreren Missionären. MitwarmemTankschiedendieTeilnehmerdes Kurses von dem gastlichen Haus und zugleich mit dem Bewußtsein, viel Neues und Nützliches in St. Gabriel gelernt zu haben. Buchdruckerei „Carinthia" des St. J.-N. in Klagenfurt. 1151,20 — Verantwortlicher Schriftleiter P. Heinrich Wohnhaas F. S. C. P§§gj Empfehlenswerte Bücher Der hl. Josef in dem Leben Christi und der Kirche von Moritz Meschler S.J. Mit 8 Bildern nach I. Schraudolph. Fünfte und sechste Auflage. 8° (XII u, 160 ©.) Freiburg i, Br. 1919, Herdersche Verlagshandlung. Kart. Mk. 5-60 (dazu die im Buchhandel üblichen Zuschläge). Das Leben des hl. Josef ist stets eine Lieblingslesung des katholischen Volkes. Ein bescheidener Beweis dieser Tatsache ist vorliegendes Büchlein, das in kürzester Zeit bereits die fünfte und sechste Auflage erlebt. Der hl. Josef ist wirklich und in weit höherem Sinne als sein Vorbild, der ägyptische Josef, ein „Sohn des Gedeihens und des Wachstums". Der göttliche Heiland ist mit königlicher Dankbarkeit bemüht, das Reich der Verehrung seines lieben Nährvaters in der Kirche mehr und mehr auszubreiten. Es ist ein wahrhaft göttlicher Geist, der in der Zunahme der Andacht zum Heiligen wirkt. Zudem ist das Leben des Heiligen so anziehend, so praktisch und zeitgemäß, daß es keinen Stand und keine Lebenslage gibt, die in dem hl. Josef nicht ein erhebendes Vorbild und einen mächtigen Helfer findet. Das Büchlein schildert im ersten Teil das wirkliche Leben des Heiligen nach dem Evangelium, und im zweiten Teil sein Nachleben in der Kirche, einerseits durch die Verehrung der Gläubigen gegen den hl. Josef und anderseits dessen segensvolle Wirkungen auf das Leben seiner Verehrer. Die kunstreiche und anziehende Sprache des Verfassers hat nicht wenig zur Verbreitung des Büchleins beigetragen. Niemand wird das Merkchen ohne Lust und Nutzen lesen. Emmh Giehrl (Tante Emmh). Ihr Leben, Leiden, Lieben erzählt von Maria Müller. (Gehört zur Sammlung „Frauenbilder".) Mit 8 Bildern. Zweite und dritte Auflage. 8° (VIII u. 168 S.) Freiburg i. Br. 1919. Herdersche Verlagshandlung. Mk. 3 80; kart. Mk. 4'80. Es ist ein gutes Zeichen, daß Maria Müllers „Emmy Giehrl" nach kurzer Zeit bereits in zweiter und dritter Auflage erscheinen konnte, ein gutes Zeichen für beide, für Emmy Giehrl und für Maria Müller. Auch unter denen, die sie nie gesehen, aber ihre zahlreichen Kinder- und Volksschriften, Lebeus-bücher und Gedichte gelesen, hat Emmy Giehrl zahllose Freunde, die sie nie vergessen, sondern allezeit als eine Freudenbringerin und Segenspenderin ihres Lebens ehren und lieben werden. Noch unvergeßlicher freilich wird Tante Emmy denen sein, die ihr im Leben nahestehen und den Eindruck und Einfluß der edlen Dulderin an sich erfahren durften; es gibt nichts Stärkeres und Schöneres als das Leben eines guten Menschen, dem es das Geschick erlaubt ober gebietet, nicht in einem Titel oder einer Tätigkeit aufzugehen, sondern so ganz und gar Mensch, und sei es auch nur ein leidender Mensch zu sein. Ja eigentlich ist gerade der leidende Mensch, der Dulder, von jeher das größte und höchste Schauspiel dieser Erde gewesen. Maria Müller nun hat es trefflich verstanden. Emmy Giehrls Leben lebendig zu schildern und ihr Bild sowohl denen, die die edle Frau gekannt, wie auch jenen, die sie nicht gekannt, klar und leuchtend vor Augen zu stellen. Verständnis- und liebevoll geht sie der äußeren und inneren Geschichte ihrer Heldin nach, fördert aus eigenen und fremden Erinnerungen sowie aus der literarischen und brieflichen Hinterlassenschaft Tante Emmys eine Menge schöner Züge und Einzelheiten zu Tage, gliedert ihr Buch und ihren Stoff mit feinem Verständnis und schreibt eine warme, lebensvolle Sprache. Alles in allem; ein Buch, das nach Form und Inhalt wert ist, im Besitze recht vieler, besonders vieler Frauen und vieler Kranken zu sein — und noch manch weitere Auflage zu erleben. Die Illustrierte Frauenzeitschrift „Elisabeth-Blatt", die einzig illustrierte Monatschrift für die christliche Frauenwelt Oesterreichs, tritt jetzt in den 15. Jahrgang (Verlag Preßverein Linz, jährlich 6 K.). Die Zeitschrift, die durch ihre Gediegenheit und Reichhaltigkeit sich schon einen Leserkreis von 25.000 Abonnentinnen erworben hat, erfüllt auch in der jetzigen Zeit trotz der schwierigen Verhältnisse ihre Aufgabe, den Frauen und Müttern in allen wichtigen Fragen der Erziehung, Charakterbildung und den hunderterlei praktischen Fragen des Hauswesens als beratende und fördernde Freundin zur Seite zu stehen. Aus dem reichen Inhalt des ersten Heftes heben wir hervor: Den Aufsatz über verfrühte Erziehung von P. H., Biblische Frauengestalten (Eva), von H. Waagen, Wie kann der einzelne das Lebens-mittelelend lindern? vom ärztlichen Mitarbeiter Dr. Mayr, Etwas über Sparsamkeit von I. B., die Lebensskizze der Künstlerin Anna M. v. Oer von Elsa Engländer, mehrere hübsche Erzählungen: Bon unseren ewigen Bergen von E. Engländer, Das Märchen von der Perle von Else Bersch, Feuchte Wohnungen, Ersatz für Wärmeflaschen, den reich illustrierten Mode- und Handarbeitsreil, Wäschezeitung, für Küche und Keller, Gedichte, Weltrundschau für die Frauen etc. Probehefte erhältlich vom Verlag Preßverein Linz a. D. Weit wie die Welt dehnt sich das Feld der bewährten Familienzeitschrift „Die katholischen Missionen". Sie berichtet nicht bloß fortlaufend über die Glaubensförderung bei allen Völkern, sondern führt auch anziehende völkische Sittenschilderungen, Sagen und vielerlei Merkwürdigkeiten aus den Fremdländern überhaupt dem Leser vor Augen. Die Missionäre aller Orden und Kongregationen reden in diesen Spalten und zeigen so aus herrliche Weise, wie weitumfassend das katholische Missionswerk ist. Zahlreiche Bilder begleiten den Text. Papst Benedikt XV. hat die Zeitschrift warmer Empfehlung und besondern Lobes gewürdigt. Verlag von Herder zu Freiburg i. Br. Preis Mk. 6'—jährlich. Durch die Post und den Buchhandel zu beziehen. Wiedereröffnung des internationalen Probehauses der St. Petrus-Claver-So-dalität "in Rom. Am 8. November ist” bie General-Leiterin der St. Petrus-Claver-Sodalität nach fünfjähriger Abwesenheit mit einer Anzahl Sodalinnen in die Ewige Stadt zurückgekehrt. Wenngleich das Hans in Rom, via dell'Olmata 16, während der Kriegsjahre geöffnet blieb und daselbst die Missionsgeschäste durch Mitglieder italienischer und polnischer Nationalität weitergeführt wurden (mit einer jährlichen Durchschnittseinnahme von 50.000 Wire Missionsalmosen), so ist zu hoffen, daß durch !die General-Leiterin frisches Leben in. 5en- Zentralsitz kommt und daß die Werbetätigkeit der Sodalität in Italien nun neu aufblühen wird. Seit ihrer Rückkehr ist auch das Probehaus der Sodalität für interne und externe Mitglieder der Sodalität wieder eröffnet worden. Daselbst finden Fräulein aus allen Nationalitäten, die ihr Leben in den Hilfsmissionsdienst der Sodalität stellen möchten, Gelegenheit, diesen ihren Beruf zu prüfen und geprüft zu werden. Informationen und Aufnahmegesuchs richte man an die Adresse der General-Leiterin Gräfin MariaTheresiaLedüchowska, Rom, via dell'Olmata 16. Familienweihe an das heiligste Herz Jesu nebst liturgisch geformter Hausandacht. Mit einer Einführung herausgegeben von Sebastian v. Oer 0. 8. B. Zw eite, erweiterte Auflage (6.-^10. Tausend) kl. 12« (vili u. 106 S.) Freiburg 1. Br, 1919. Herdersche Berlagshanblung. Mk. 1*66 Eine gründliche Darstellung der Familienweihe ans heiligste Herz Jesu, über die in manchen Kreisen immer noch Unklarheit herrscht. Der Verfasser gibt eine jEinführung (tritt genauerem Quellenerweis) in Wesen und Wert dieser Uebung und zeigt sie als ganz naturgemäßen Ausfluß echter Herz-Jesu-Verehrung. Einen Hauptteil des Büchleins bildet die praktische Anleitung zur fruchtbaren Betätigung der Familienweihe, nicht nur in einmaliger Vornahme des Weiheaktes, sondern sin stetem Festhalten an dieser Uebung. Diesem Zwecke dient eine für Wechselgebet ^angelegte Abendweihe für jeden Tag der Woche, ebenso einunddreißig Lehrstücke über diesen Gegenstand, ' dann eine treffliche Auswahl passender Gebete, unter denen verschiedene kirchliche Hymnen (in deutscher Uebersetzung), sowie die Tagzeitengebete zu Ehren des heiligsten Herzens (von der hl. Gertrud) besonders hervorzuheben sind. Das praktische Werkchen ist recht geeignet, die Familienweihe ans Herz Jesu zu dem zu machen, was sie sein will: eine reiche Segensquelle für alle, die sie recht üben. .CIT itn 11 n um nun mi 11 n i um n niiwi i 11111 n m 11111111111111111111 ebrauchle Briefmarken und mr pi ftvk&wfitmmlMt&mt *w werden mit herzlichem „Vergelt's Gott!" von der Verwaltung des -Missionshauses in Milland bei Brixen entgegengenommen. ..............i)iiuiiiuiuiiuijiiiiiuiii|i|iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiii!iiiim:niiiijtiiiiiuiiiiiiuiiiiuiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiii|iiiiiiii|i|iiiuiiiiiiiiiiuin l|IIIIIIIIIIIIIHsllllllllllllll|lll. Den Abonnenten der Studentenkreiie wird außergewöhnliche Preisermäßigung gewährt