____ ^.........^"- ^n ^___ Freytag den 22. September 1626. Elegie auf d«n Tsd eines Mädchens. >33i, geht, sie zieht auS diesen wüsten Landen, Ein Strom von heißen Thränen stießt ihr nach, Gelöset von der Krankheit Ketlenbanden, Worunter ihres Daseyns Sehn« brach.— Sie scheidet hin nach ausgerung'nem Streite, Nach muthig überstalld'üer Prüfungszeit, Sie zieht, ach! unter dumpfem Grabgelaute Hlnüber in die frohe Ewigkeit. D«s LebenS May ist kaum erst aufg«gang«n, Ihr Auge hat ihn hoffend eist erblickt. Schon halt des Tod?s Arm sie kalt umfangen , Tyrann! zu früh hast du di« Blum' zerknickt. Sie stand in ihrer holden Schwestern Mitte, Der Schönheit Fürstinn, anmuthstrahlend ds-»> Ein Ideal der Frömmigkeit und Güte — Wie solches nie «in Menschenaug' „och sah. Und waj sie ihren Ältern ist gewesen. Wie sehr sie ihnen werth und heilig war. Das tann man an den nassen Augen lesen. Die Kummerlhraneu weinen immerbar. Des Körpers Schmerzen und der Seele Leiden Enlug die fromme Dulderinn mit Ruh — Da naht, zerstörend alle Erdenfreuben, Der Todestngel, drückr die Augen zu. Hier liegt sie nun auf einer Todtenmatte, Ein welker Frühlingsleichnam, ausgestreckt, Noch ganz mit jenem Anstand, den sie hatt», AIS sich im Busen noch das Herz geregt. Die Wangen, eh' der Sitz der Morgenroth«, Der Purpurmund, der Anmuch Rosenthron, Die Stimme, eine reine Engelsfiöte — Erblaßt, verstummt sind diese Götter schon. Erloschen sind der Augen Flammenblicke, Und auSgefchlagen hat das edle Herz, Der Pulse Tact kehrt nimmermehr zurücke, Ein Engel trug die Seele himmelwärts. So ruh' denn in deS Grabes tiefer Stille, Bis daß der Auferstehungsmorgen graut. Wo sich, so ist des höchsten Herrschers Will,, D« Körper mil der Seele wieder traut. Piche. Barbara Uttmann, di« Erfinderinn des Spitzenklöppelns i« suchsifch«n Erzgebirge. ' Erjähluug von A. Textor. Schon länger als ein halbes Jahrhundert hatte der Bergbau des Ober-Erzgtbirges in seinem schönst«!» Flor, gestanden, und ftin«Liedlingeklnblr, dieStäble Schnetbirg, Annaberg, Marienberg unbKatharinen, b«rg im Buchholz« blühten herrlich auf, und wuchsen nnl ihrenN«chbardölfern Schlewa, Froh«au, Rückens» Vlll»« und Sehma täglich anWohlftand und Reichrhum. Aber nicht all«in die Gaben der spendenden Er. te, — fo war es der Wille der Vorsehung, bi« stcti das Schicks«! der Menschen mit Weisheit und Liebe leitet, — auch eigener Fleiß sollte die immer mehr und wehe ««wachsende Volksmenge ernähie,, und biloen; uu!> damit für die Zukunft her schnell« Reichthum nicht Üppigkeit und Laster erzeug«/ verminderte sie nach und nach den allzu großen Bergsegen. In die Hand zarter Frauen legte sie das Mittel zu d«m fernern Gedeihen des regen Hunstfteißes und Kunst« sinneS; und einer hoiLeu Jungfrau aus altem, «beli» gen Stamme war es vorbehalten, Erfinderinn zu seyn von einem G«web«, das jetzt, verfertigt in der Hütte h«r Armen, den Schleyer der Kaiserinn undd»rKüni« ginn zielt, und blendendweiß den Busen der fürstlichen Jungfrau und der hochbeglückten Huldinnen dieser Erd« alt ein kostbarer Schmuck/ als bat wahr« Sinnbild der HerzenSreinheit, bedeckt. Äls man schrieb l5ich, wurde Heinrichen von El» l««leln zu Elterlein *), einem der angesehensten Män« n« des Erzgebirges, «ine Tochter geboren, und in stiller Häuslichkeit, reich an schönen Tugenden, wuchs die holde Iungsrsu— Barbar« war ihr Nahm«— imva, Ntlichln Hause auf. In den feinern, weiblichen Arbe». l«n, fo wie in den zu jener Zeit such unter den vornehmsten Familien hoch geachteten Pflichten des Haus« standeS, schon von der frühest«« Jugend a« geübt, beschäftigte sie sich viol mir der damahls sehr gewöhn, lichen, ab«r auch sehr künstlichen Arbeit bet Spitzen. stickens, in welcher sie mit andern geschickten Jungfrauen »««eifert«. Dsch dieß war ihrem schöpferischen Geiste m'cht genug. »Sollte« — sprach sie einst im stillen Nachdenken zu sich selbst—„die Arbeit, die du hier so äußerst mühsam und »it so vielem Zeitaufwand« durch dir ') Eben demselben, der im Iah« »SS« ln dem seltenen Alter von sieb«» und neunzig Jahren starb. Hülfe der Nadel verf«rtig«st, nicht auf einem andern W,ge schneller, und doch noch schöner zumachen seyn? Durch dat Sticken kreuzen sich Fäden >,no bilden klein« Locher. — Wie? wenn man diesen Zw,ck durch das Flechltn und Schlingen der Fäden selbst zu erreichen suchte»« So sprach dieSinnende, und bald wultzenVersuchc aus Vtsfuchtgtmacht, dasErsonnene in die Wirklichkeit Ü5e«« zutragen. Geduldig wurde so mancher verunglückte V«e» such wieber aufgethan, — denn auch diese geben Licht, und nur stufenweise erklimmt der menschliche Geist den steilen Pfad zum Tempel der Vollkommenheit.—Im« mer besser gelangen die Versuche, doch dort in jene» Zeit noch auf «iilem viereckigen Polster gemacht.— Schon hing das Gewicht der Klöppel an dcm Faden, obgleich nicht in der vollkommenen Gestalt wie jetzt, — Schon war durch die Verschlingung der Fäden de» Schlag erfunden, und nur die Nadel mußt« noch, nach bis geübten Augti Ermessen, von der Hand der Künstlerinn gesteckt werden. Aber auch die Aebe—diese Tausendkünstlerinn, bi« die Herzen zauberisch dem Herzen nähert, und schon so oft die größten Wunder wirkte— trat hier in's Spiel und half diese schöne Erfindung mächtig fördern. Christoph, ein edler, liebenswürdiger Jüngling/ aus dem im ganze,, Erzgebirge hochberühmten Geschlech« te der Uttmanne, sah die schöne und däilöliche Barbara, empfand die innigst« Liebe für sie, und Barbara liebt« den guten Jüngling eben so innig wieder. In der Zeit ihres Brautstandes — der schönsten im Menschenleben, wenn Herzens«,igung, nicht abe» Eitelkei;, Gtitz oder Stolj, die schönen Bande knüpfte«» — trieb die Liebe diese Erfindung schnell vorivärtl; de,m Christoph sollte als Bräutigam — nach der Mode ,'ene» Zeit— einen Halstiagen von Spitzen aus der Hand feiner Barbara empfangen, und mit demselben gefchmückß zum Altar« treten, um dort den Bund der Ehe zu schließen. Zwar hätte «in solcher Krähen durch die Ns« del verfertigt werden tonnen, und Barbars war in dieser Arbeit eine groß« Meisterinn ; doch wann begnügten sich wohl je erfinderische Genies am Gewöhnliche», 5 — Mit verdoppeltem Eifer strengte sich daher die knn,?' sinnig« Braut an, ihre Ersindung bald zu Stand» zn bnngen, und ihren gtlltbten Christoph als Bräutigam an ihrem beyderseitigen EhrenlaZe - und ein wahrer Ehrentag war in jenen Zeiten dtc Hochzeiclag — Mtt em«N geklöppelten Kragen geschmückt zn set>en. Unv was selbst bie Lieb« nichl vermechle, vollendete dieEitel, teil; — Barbara war ja ein Machen.— Denn dacht« sich die liebend« Braut di« Beivunderung der zahlreichen Hochzeirgüste, und wie ihre Gespieiinnen ob tz«, neuen Erfindung staunen und sie nicht glaubbar sinden, auch die Erfinderinn wohl gar beneiden würden: darf man sich wohl über die rsschen Fortschritt« in der neuen Erfindung noch wundem? G^iuZ, sie erreicht, ihren Zwick Christoph Utcmann stand am Trauungstage mit «ine« prächtigen Spitzenkragen, von der Hand seine» Barbara geschmückt, als Bräutigam am Allare; und die Erfinderinn genoß/ so, wie sie gedacht hatl«, den höchsten Triumph, als den Lohn ihrer Kunst. Höchst wahrscheinlich verdanken wir diesem Spitzen» kragen die Erfindung des sogenannten Klöppelbriefes. — Ob nun aber gleich Barbar« jetzt die Pflichten «i» ner Gattinn, und als solche auch die Direction eines blü> henden großen Hauswesens zu besorgen halle, auch späterhin die glücklich« Mutter vieler Kinder wurde; so arbeitete sie doch in ihren Mußestunden an derVer< ooütomniung ihrer Erfindung immer noch fort/ und harte noch vor ihrem Ableben die Freud«, dies« Ersin> düng «uf einer ziemlich hohen. Stufe der Vollkommen» heit stehen, dieselbe immer mehe beliebt weiden, und dadurch weiter verbreitet zu sehen. Doch war das Spi» tzenklöppeln bey der Erfinderinn Lebenszeit gewiß nur eine Arbeit vornehneer und reicher Damen, undniurd« erst späterhin allgemein. Nachdem ihr nun, nacheiner langen vergnügten und kindergtsegnelen Ehe, ihr stets geliebter Gatte in das besser« Jenseits vorangegangen wa», lebtest« noch einige Zeit als Witwe, Mutter und Großmutter von überhaupt vier und sechzig Kindern und Kinoeslindern, geliebt und geehrt von d»n Einwohn,rn Annabergs, nun «ber gesegnet von den Nachkommen, und ging end» lich am i4- Jänner r575, im 61. Jahre ihres Alters, in jene höhern Regionen der Vollkommenheit über, beweint von Allen, die sie kannten; besonders aber von den Armen, denen sie stets eine liebevolle gütige M»b terwar, dl« von dem Geschenke Gottes, dem Reich, lhume, den würdigsten Gebrauch niachle. Ihr« sterblichen Überreste ruhen «uf dem Gottes» acker zu Annaberg, in der Nähe des allen, steinernen Crucifixes, an der Seite ihres Gauen. Ihr Grab wird yon einem ganz einfachen Steine bedeckt, auf welchem «in« bronzene Platt« liegt, mit der darauf gegoffsnen Inschrift: ^okannl« »in XI. spricln OlirigMs: Ick bin cke Hlilei-KtckunF vnä 62s lieben. Wer an niick ßlcubet, cler »in leben, ob er ^leicn 5turbe, vnl! ,vei- cla lebet vnä ßleubQt an mick, äer wirl niminermebr stei-ben. NlDI^XXV ^ar 6en ,4. ^anuarii iäi äi« er-bare vnä erentug^nclsÄine ?l2^v LarbHi-Ä, äes erensezlen Ilei-rn tübl-istas ^IttiNINN5binterl288en6 Willlraw in (^ott «eli^en entzclilasen, äorer äee-len (^att äer Herr ßi'.Hä. I105 ^.Kei-5 I^XI. ^ar bat erlebet I^XIV Xin^er unä Xiuäeölcinäer. Di, Achtung der Nachwill hat bis auf den heutigen Tag ihr und ihres Gatten Grab unberührt gelas« sen, und unvermlschl ruht ihr« Asche in demselben. Viel. leicht wirb auch nun bald ein lang geäußerler Wunsch erfüllt, und die Dankbarkeit d«r erzgebirgischen Klöp» plennnen und reichen Spitzenherrein seht der Unver« geßlichen ein ihr würdiges Denkmahl über ihrem Grabe. Die Producte dieser neuen Erfindung wurden wahr« scheinlich nichtgleichvom Anfang« an Spitzen genannt, sondern man gab ihnen andere Nahmen, welche «ber bey ihrer weitern Verbreitung in d«n noch jetzt gewöhnlichen/ Spitzen, umglwsndelt wurden. Und diese Ver. muthung stützt sich auf die alte Benennung Zinnigm, welch» man hier und da in alt«n Schriften sindet. Ge< meiniglich werde« si« auch jetzl noch von den Klöpplerinnen Borten genannt. Nach dem Tobe der Erfinderinn wurde gegen das Ende des Jahrhunderts diese Erfindung allgemeiner, und, wie sich leicht denten laßt, auch vollkommener. Ii, den Handel kamen di« Spitzen erst im Anfange des »7. Säculi, und zwar durch Kaufi«ute aus Schottland, welche sich deS Bergbaues wegen in Annaberg niederlie. ^ ßen, und dies« Waare als etwas Neues in den H«n> . d«l zogen. Besonders Hot sich der Schotte Cunnighs» «m di« Gründung und Verbreitung des Spltzenhandels di« entschiedensten Verdien,!« erworben. Unbdi,seVer, breitung des Spitzenhandels gelang auch ziemlich schnell; denn schon vom Jahre i6oL sinbel man „Modellbücher »on auserlesenen Zinnigen oder Spitzen," welche von Buchhändlern zum Verkaufe ausgebsthen wurden, und nur vier Jahre später brachte man auS d«n benachbar« t,n Orten hausig die Spitzen nach Annaberg zum K«ufe. Diese Ersindung ist nun aber in der Folge so ge< segnet worden, und der anfangs so unbedeutettle Han» del mit ihren Erzeugnissen hat sich so weit verbreitet, daß man in unsern Tagen gegen dreyßig tausend Klappe !er*) und Klöppletinnen im sächsischen Theile deS Erzge. birges, und zehn tausend im benachbarten böhmischen Ge< birge rechnet, w.lcht ihre Nahrung von diese» Erwerbs, zweige ziehen, bereits schon viele Millionen Thaler fremdes Gelo «n's Land brachten, und auch tunftig noch unberechenbare Summen in den vaterländischen Umlauf bringen wer^n. Dabey hat noch diese Manu» factur das eigene Gute, eaß sie sich nur sehr schwer in's Ausland verpflanze» läßt, und «in« tüchtige Klöpp« lerinn von Iugeno auf geklöppelt haben muß/ um di« gehörige Ferligkeic darin zu erlangen. Uno dieses ist auch im Gebirge der Zall. So bald d«s kleine Mäb« chen nur so »veic herangewachsen ist, daß sie etwas be» greifen kann, müssen sich auch ihre kleinen Finger zum Spitzen^oppeln gewöhnen. Die Mutt-r ist gemeinig^ l ich die Lehrerinn ^^). Von nun an wird der Klöppel« lack ihr unzertrennlicher Begleiter bis in's Grab. Mit, dem Klöppelsacke, dem CatechismuS und der Bibel ic. geht die fleißige Klöpplerinn in die Schule, und ist sie aus derselben entlassen, so folgt «r in di« Gesellschaft *) Wunder wird mancher Leser zu vernehmen glauben, wenn er erfährt, 0aß nicht allein die Hände zarter Frauen und Mädchen sich mit Verfertigung dieser Ar. beit beschäftigen, sondern.daß auch Bergleute außer den Schichten, und nn Winter Holzhauer, Zimmer« leute und Maurer ic. hinter dem Klöppelsacke sitzen, «nK ihr Brot dadurch erwerben. "*) Die in mehreren Städten des Erzgebirges durch den Herrn Kceishauptmann Freyherrn von Fischer errichteten Klöppclschulen vcrMencn , so wie die Schnee« berger, die dankbarste uno ehrenvollste Erwähnung. ibrer Freundinnen. Häusig trifft man daher, besonders im Winter, Klöppelgesellschaflen an, welche, ganz« Tage beysammen sitzend, daS,Ohl zum Abeildklöppeln auf gemeinschaftliche Kosten anschaffen. Solche Klop» pelklänzchen werden bann nicht wenig durch den mun» tern Gesang der Fleißigen belebt. — Tritt daS Ma»' chen in den Ehestand, so wird es zwar durch die Pflich» ten der Hsusfrauam Klöppeln ziemlich gehinderr; ab«» lebes Vierrelstündchen der Muße wird benützt , um de« UeblN Klöppelsack he^unchmen. Schön ist dann be« Anblick, wenn die Mutter bai schlafende Kind auf dein Schsoße liegen hat, und, über dasselbe hinweg langend, die Klöppel rüstig regt, von Zeil zu Zeit den Mutterdlick auf das geliebt« Kind .herabsenkend. — Selbst sehr alte Mütterchen sitzen mit der Brille auf der Nase hinter dem Klöppelsacke, u,lb munlerbewegen sich noch die Klöppel in ihren verschiumpfien Handen. Und dieses Alle« — daß der Gewerbsfleiß der Erz-gebilger bekannt ist in aller Welt— daß Tausende von Armen Brot hüben: dieses Alles dankt Dir und Deine» treuen Liebe seine Entstehung, unvergeßliche Barbara Ultmann! Die Segenswüüfche der dankbaren Nach» kommen krönen. Deine Mbnen, und nach Iahrhunder» ten n»ch wird dein Anbinten in Segen fortleben. 'j er hinlänglich weich ist; drückt ihn bann, während man ihn um seine Achse dreht, mit dem Rücken oder mit der Flache deS Messers zu» sammen, und wiedethohlt dieses Einweiche» und Dlü» cken so lange, bis der Kicl, wenn er trocken wico, ganz klar und von allen häutigen und feiten Decken frey und rein ist. Dann taucht man ihn zum letzten Mahlein warmes Wasser, um ihn walzenförmig zu machen, was dadurch geschieht, daß man ihn zwischen dem Zeigefinger uno dem Daumen roNt, und bey gelinde» Wärme trocknet. Gedruckt b»y Ignaz Aloys Edlen vo>» Kleininayr.