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Freytag den 31. Christm. 1790.
Inländische Nachrichten«
Wien den 25. Christm.    Des  Kai-^ fers Maj. höchst welche  vor einigen Ta-aen von   den fliegenden Blattern befallen wurden, befinden sich M allgemeinen Freude   berets  wieder auf dem Wege der Genesung    -  Se. Sizil  Mal   " Gesellschaft   der Crcherzoge   haben sich den 22. in den Waldungen  von Neuern ,   und aestern m Laxenburg nnt der Jagd bel«. stia    -   A.ls Herrmannstadt wlrd unter dem 9.   d. M. geschrieben,    " Der ;ur Eröffnung   des  Siebenburg.schen   Landta-qes bestimmte Tag   nähert sich,   und d da u   ernannt   königl.  Kommissar ,   der Feldmarsch^lllieutenant   Baron   von RaU. ist   bereits   n,   Klausenburg   nngetroften. Ein Brief von dort   meldet ,  das mm.e Vergnügen  und  die Freude, nut welcher der Grneral von den Standen sowohl als, dem Volke daselbst empfangen wurde, gehe, über alle Ausdrücke.   "Schon den 2teu
d. M. heißt es, — 5ah man der Ankunft des Herrn Kommissars entgegen, und es waren Anstalten zu dessen Empfange getroffen worden, allein wegen der durch eingefallenes Thauwetter grundlos gemachten Wege, ist derselbe erst den folgenden Tag Nachmittags, von den entgegen gekommenen Gubernealrathen, dem Grafen Esterhazhl) und v. Galt begleitet, unter feyerlichem Donner der Kanonen , unb Pöller eiugetroffen. Sechzig Bürger von dem Rathsherrn Andraschi angeführt, und dreyßig theils Maqnalen, theils Edelleute, ^an deren Spitze sich der Graf Laser befand, waren der Kutsche vorgeritten, und schlössen» sich nun an die in Parade ausgerückten zwey Kompagnien von Mitrows-ky an. Kur; darauf erschien der Herr Landesgouverneur und das Personale der hiesigen hohen Landesstelle, um den K. Herrn   Kommissär   zu   bewillkommen. "
Dieser   Tage passirte   der   Herr  General der Kavallerie Graf vom Wurmser durch Wien, und setzte seine Reise weiter naA Lemberg fort, um das Generalkommando von Gallizien   zu   übernehmen.   —   Von der Lehrmethode in   den  öffentlichen  niedern   Schulen   haben   sich   Se. Majestät genauen Bericht erstatten lassen, und die in Vorschlag gebrachten zweckmässigen Verbesserungen genehmiget. — Man will für! zuverlässig behaupten, beyde Sizil. M.M.! würden   schon   im   bevorstehenden     Iäner' diese   Residenzstadt   verlassen ,   um   einen Theil des Karnevals in Venedig zuzubringen. — Erfahrne und verdienstvolle Offiziere , welche bey einem erfolgenden Frieden   ohne    eine   feste   Bestimmung   sevNl wurden, sollen besonders bey den verschie-, denen Kriegsdepartements angestellet wer-^ den. — In dem   niederländischen Departe-^ nient wird nun mit ausserordentlicher Thä-! tigkeit gearbeitet,   um   nach ganz wieder! hergestellter Ruhe die Geschästsadminisira-zion dahin zurück  zu leiten,  wie sie unter der Regierung der höchstseel. Kaiserin Maria Theresia bestand.   Daher auch ver-, ^    muthet wird, die beyden Generalgouvcrnenre! Erzherzogin Christine, und Ihr Gemahls der Erzherzog von Sachsen - Teschen , würden nächstens   nach   Brüssel zurückkehren, und   dieses   grosse   Werk   mit   Beyhülfe des Ministers Grafen von Metternich in Vollbringung sezcn.
Graz den 27. (lhrisim: Die bis-, herige verbothene Einfuhr der Stockfische/ und Häringe ist nun wieder aufgehoben worden; man hat genau berechnet , daß^ bey dem bestandenen Verboth unendlich^ mehr eingeführt worden als sonst, denn da jeder Familie auf gemachtes Ansuchen «ine der Seelenanzahl angemessene Quantität einzuführen erlaubt,   und hiezu ein^
Paß ertheilet wurde, so wetteifere alleS nach diesen Fischen, um so mehr, da besonders der Stockfisch eine sehr ausgiebige Fastenspeise seyn soll, von welchem oft nur eineSchüßel auf den Tisch kömt, und doch ein ganzer Tisch voll übrig bleibt. Gleich nach erfolgtem Frieden wird in Ungarn, und den dazu gehörigen Pro» vinzen, in Ansehung der National - und Grenzmiliz ein festes System für Kriegs und Friedenszeittn in Ausübung kommen, ! jedoch soll die Verlegung deutscher Regimenter nach Ungarn und ungarischer in andere K. K. Erblander forthin bestehen, um so verschiedene Nazionaltruppen in Verbindung mit einander zu unterhalten, welches ben einer so grossen Armee zu einem wesentlichen Vortheil gereichen   muß.
Rrünn den 22. Chrifim. Endlich ist dlr K. K. Bevollmächtigte Freyherr v. Herbert am 1. dieses unter allen übrigen Gesandten zuerst nach dem Kongreßorte Szißtow abgegangen , hauptsächlich in der Absicht, wie es heißt, den Türken nochmals die Oesterreichische Vermittelung zu ! Beendigung der Feindseligkeiten mit Rußland anzubieten / und seinem Hofe dafür Orsova und Belgrad , nebst Novi und Dubbizza zu bedingen. — Andere zuver-läßige Nachrichten , die man hat, stimmen darin überein, daß alle Bemühungen des Petersburger Hofes dahin gerichtet sind, um sich der Preußischen Vermittelung, es koste was es wolle, zu entledigen. Mau ^ fügt noch bey, daß alle dermalige Bewegungen der Nnßen einzig in der Absicht l, unternommen worden, um die Pforte ohne Preußische Vermittelung zum Frieden zu zwingm.
Brüssel den 15. Thrisim. Der Feld« marschall Baron v. Vender wendet alle Sorgsalt an, das ihm anvertraute Heer
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in der strengsten Mannszuchr zu erhalten, und hat, um die vormals durch alle Mittel  der Verführung   zum Ausreissen   ge^ brachten Truppen, zu ihren Korps zurückzubringen ,   einen   Generalpardon für dieselben bekannt gemacht, der bis zum »o. Febr. vollkommene Wirkung haben soll.— Von diesem Generalpatdon sind nur 2 Personen ausgeschlossen, nemlich der Generalmajor Gaveau und der Ingenieur Lanny, welche nicht nur die Zitadelle zu Antwerpen ,   sondern   auch   alle Offiziere sammt der Besatzung auf die Verrätherischeste Art ( und   wie man vermuthet, fürs Geld ) überliefert haben.    Beyden wird gegenwärtig   zu  Luxenburg   der  Prozeß   gemacht. Eine Abtheilung der K- K. Truppen unter Anfuhrung der Generale la Tour und, Boros ist am 7. Christin, in Gent unter dem  Geläute   aller   Glocken   eingerückt, nachdem eine Deputation des Magistrates den   beyden Generalen   entgegen gegangen war,   und  die Schlüßel der Stadt übcr-bracht hatte. — Aus Lövcn schreibt man, daß dort Ordnung und Ruhe wildcr vollkommen hergestellt sey,   und die siudiren» de Jugend,   welche fich  bey dem Einrücken   der   Truppen   entfernt   hatte ,   sich wieder mit Zutrauen bey den Vorlesungen einfindet, die in den untern Schulen am 4. und in den höhcren Klassen am 13. d.M. wieder ihren Anfang genommen haben.
^enlberg den lz. Christm. Der Fürst Joseph v. Poniatowsky ist am 8. dieses wieder von hier abgereiset , und Nvar, wie einige glauben, nach Prag, um seine Frau Mutter zu besuchen. Diese Dame ist eine gebohrne Grafin v. Kins-ky, deren Gemahl Bruder des itzigen Königs von Pohlen als K. K. Feldmarschall l« Wien gestorben ist. — Den 9. hattet, wir nach  eillein   regnerischen Wetter vo<
ungefähr zehen Wochen den ersten starke» Frost, der nun den Faulficbern am besten steuern wird. Am schädlichsten waren uns die vielen Nebel, in die wir gleichsam eingehüllt waren.
Ausländische Nachrichten, pohlen.
Warschau den   ,5. Christm. " Se. Maj. der König haben die durch den Tod des Fürsten Karl Radziwill  erledigte Palatin swürde   von^ Wildau  dem   Fürsten z Michael Radznvill übergaben.     Der verstorbene Fürst   war seiner Blindheit   un-!geachtet, Gmerallicutcl'.ant  des Großher-zogthums  Litthauen,   und Innhaber des fachten Lltthamschen   Infanterieregiments, welches  auch seinen  Namen führte.    Der ^Erbe desselben , Prinz Dominik Rad-iwill z äußert vill Talente. „    Am 3. Christm. verstarb, in Warschau die ruhmvolle Gra-' fin Ogmsla Kastellanin von Wildau, i» einem Alter  von 91 Jahren.    Weil ihr nächster   Erbe, Graf von Oginsky Feldherr   von   Litthauen   abwesend   war , sv blieb ihr Leichnam  bis zum  weitern  Befehle desselben unbegraben.   In dem Saa->le,   wo die Leiche lag,  waren 5 Altare errichtet ,   bey   welchen   alle   Vormittage , unausgesezt Seelenmessen   gelesen  wurden. ! Die Dame vermachte an das Kindlein in , Wildau  5Oi?,QcO Gulden   Pohlisch,  uud , diefts Vcrmächtniß wurde nachher von dem Reichstage auch genehmiget.
!                            Frankreich.
!        Paris den 3. (lbristm.   Der Gene«
ralkon rollcur der Finan.en,  Herr Lam-
!bert, hat den König um seme Entlassung
angesucht,  und Se. Maj. haben an desselben Stelle  den Herrn   Lessart zum Fi-nau.minisifr   ernannt.   —   Nachdem   die Ruhe auf der Insel  St. Domingo glücklich   wieder   hergestellet   worden ,   erhalt man die traurige Nachricht,   daß dagegen zu Martinique w^it schrecklichere llnruhen ausgebrochen sind, am 2?. Herbstm. kam es   zwischen   den    Einwohnern   von St. Pierre, welche der Odrist der Miliz, Hr. Chabrole ,  anführte,   und  zwischen   den Kollonisten,  weiche   der Herr v. Damas Gouverneur der Insel, kommandirte, zu «inem Gefechts,   wobey  von   den  ledern über 2oO Mann auf dem Pla^e   blieben. Da die Verbitterung zwischen beyden Partheyen den höchsten Grad erreicht,   so besorgt man   noch  schrecklichere Nachrichten! zu erhalten.    Um die Ruhe daselbst wieder   herzustellen,   hat  die  Regierung  beschlossen, 6  Linienschiffe nnd 50^0 Manu, dahin abzuschicken, und dem Britischen Hofe! hievon   Nachricht  gegeben.    —   Auf d?^ reiche   Benedikttner - Abtcy St. Vast ^ Arras, m   Arwis,   deren jährlich? Ein-j ?ünfte auf 7OO/QO0 Livres angeqeben wor-dm , sind schon 2o Million?» Lie >r s i<s bothen worden. — Man sagt, einige Hollander und Engländer suchten sie an sich zu bringen,  und  Fabriken  von Leinen, und Batist daselbst anzulegen.
Man versichert hier, sagt ein öffetil.! liches Blatt, der Kaiser habe einem ge-^ wissen H^oge wissen lassen , daß er Ihm, und seiner gan;en Familie für jeden neu: en Angrif auf die Perlon der Königin responlabel seyn soll. Qb dieses Gerücht gegründet sey , kann man nicht verbürgen , aber sicher ist es, daß man seit ei-!
-   m'ger Zeit mjt grosser Ehrfurcht von der
-   Königin spricht. — Der Bischof von Nan« e tes hat mit seinem Kapitel gegen die neue
-   Konstitution    der   Geistlichkeit   protestirt. l  Er ist l'n der Stadt herumgegangen, hat , ...u dem Volke geredet, und Almosen aus-,! getheilt.    Die Municipalität ließ ihn war-l! nen, worauf er den Tag darauf die Stadt >^ verlassen hat.   —   H?rr von  Kalonne ist .' über Haag   Luxemburg,   und   durch   die 1^ Schweiz  nach Turin  gereiset, wo er den l^ l>.  d. angekommen   ist.     Er   wird   von ,^ da nach  Neapel gehen, und auch   bestän-
> dig   daselbst  bleiben.     Man hat itzt das Verzeichniß ftiner schönen,   und   zahlrei-! chen Bibliotheke, welche zu London   ver-, kauft ,    nnd   auf 6QO,QOO  fi. geschadet ! wird.   —   Die Protestazionen der Geistlichkeit gegen   die   Dekrete der Nationalversammlung  sind durch eine  eigene Kom-, Mission   untersuchet,   und    anfs   scharfeste ! bedrohet   worden.     Die   Geistlichkeit   hal  . ' um Aufschub   der Wirkung  der gegen si< ^ ^ gerichlcteu Nazionaldekrete angesuchet, bis ! si? von dem Pabste zur Befriedigung  ihre-   Gewissens ,   über   den   Zweifel: Ob Bischöfe ,   und   Seelsorger auch Bürgerpflichten  haben können? eine beruhigende Antwort erhalten.  —   Hat denn der   be-rühmte Klerus Gallikanus keine Zweifelsorakel   mehr im  eigenen  Lande — keine
5äN?Ion s   —    VftMiLt's   — ^eur^'s —
Meister   von   der    öfters   angefochlenln Sorbonn?
^ Wird alle DHnh-und Tre'^'lq? na-hmittaas um 4» Mr ans dem Platze^"' M^            ,8z.  »n dcr v3n Aeinmayerschen Buchhandlung ausgegeben.