Nl'0. 64. Leopold Cgerische Zeitung. Dienstag den n. August, - 8 0 1. L a i b a ch. ^. ie Veränderungen in Deutsch- ! land dürsten fühlbarer werden, alS mancher sick vielleicht cinbiidet. Durch Säkularisation und Entschädigung werden mehrere kleine Lande unter einem Landesherr« vereinigt, und erhalten einerley Regierung und Staatsverwaltung, denn cs »st nickt zn erwarten, daß «in Landesherr alle die verschiedenen Regierungen in jedem kleinen Staate, der ihm zufällt, belassen, und dadurch die Staalsansgaben unnöthiger Weise vervielfältigen werde. Es ist zwar b?y unsern ai'fgcklar-ten und humanen Zeiten nut voller Uiberzeu^ung vorauszusehen / daß m mancher Verfassung kleiner Staaten, die zur Entschadlgüngsmasse kommen, die mehrere hundert Jahre alten Ecken abgeschliffen, und oas Glück der Unterthanen auf jeden Fall werde befördert werden; allein eä wird auch manchem sehr ungewohnt vorkommen, das alte liebe Herkommen, das immer so Gewe» scne auf einmal zu vermissen. . Hier scheint d.ln diese Expedition au/getragen wurde, scklckt sich schon zu scincr Abreise an. Uibrigenö wird dieser Pla,z nickt, wie es geheißen hatte, von einer Englis. Eskadre beschuht, soudern nur der Eugländische Kutter , die Rose , ist am 17. allda augelangt, dessen Kommandant mit dcn vorzüglichste« Civil - und Mllirärpersoncn dce Stadt eine lange Konferenz hatte ' und dann wieder fort nach seiner Bestimmung segelte. Es sollen auch zur Vertheidigung dieses Havcns neue Batterien und Werker angelegt worden sein. Auf der Küsten vo« Piombino sind bereits 4000 Franzosen versammelt, welche i"^ ^ ' sind, wenn 5r sich über das starks Feuer', welches hinein wird gemacht werden, nicht ergeben sollt. Deutschland. In den öffentlichen Nachrichten aus Hamburg versichern Reisende, die aus London kommen, daß eS sckwer sty, von der ungeheuren Grösse des Englischen Handels sich einen Begriff zu machen. London, und die Themse sind de» Marktplatz der Welt. Man sieht jetzt daselbst gewöhnlich 6 bis 8^0 Fahrzeuge .aller Art vor Anker licgcn. Die Ufer der Themse vom Meer bis nach London hinaus gleichen in einer Strecke von einigen Meilen weit nur einem Magazin, in welchem die Produkte aller Weltthcilc aufgehäuft sind. Es gicbt in koudon Hand-lungskomloirs, in denen man 50 bis l Oo Commis an den Pulten ar-bcitcn sieht. Auf der Börse werden täglich Geschäfte von vielen Mjllonen gemacht. Maynz, den 22. Iuly. Wir vernehmen von Paris aus, ^ daß die Ncglerung einen neuen , Plan erhalten, wie Mannz gegen dcn Rhein hin zu b fettigen wäre. Man will nähmlich obcll/ '" der Mitte und am Ende dtr Nogcnsch:,?, welche!der Werst bildet, Bastenen in den Rhein treiben, und so zu gleicher Zeit einen sichern Haven bilden. Die Besorgnissen wegen Abtragung ganzer Strassen sind ungegründet. Man erwartet, die Stadt nächstens aus dem Belagerungszustände in jene cw 8urveil. lance übergehen zu sehen. Der Militärches hat dabey immer die Oberaufsicht. Die Maynzer -. Deputirten sind von Paris wieder angekommen. Die Regierung hat ihnen 2500 Bände / unter andern die Encyelo-pädie, geschenkt. Gemahle von den ersten Meistern sind ebenfalls versprochen. Maynz soll eine 6cule 8Up6n6ur6 » gleich der in Paris, für die Deutschredenden Departementer erhalten. Berlin, den 21. Iuly. Der Sardinische Minister, Graf de Valloire, ist auf semer Nc«se nach Petersburg durch Königsberg paßirt. Vom Entschädiguugslatle, auch Vom weiteren Marsche unserer Truppe« ist hier alles stllle. Der hiesige Oberstlieutenant Pontanus von der Artillerie, ein seh? geschickter Offlzicr, und aüf welch?« d>'r König schr vlcl Zulraucn seyt, ist von Sr. Maj. beordert, sämmtliche Frstnngen in den Preussischen Staaten zu bereisen, Verbesserungen anzuordnen, das Gescku« zu besehen, und wo nöthig, mehrcres Geschütz hinfuhren zu lassen, überhaupt solche Einrichtungen zu treffen, daß im Nothfalle eineS Krieges sämmtliche Festungen langen Widerstand zu leisten im Staude sind, auch anzuzeigen, wie lange eine jede Festung sich halten tonne. Bafel, den 22. Iuly. Die befürchten Unruhen in den kleinen Kantonen sind nicht allsgebrochen. Die Einwohner dieser Gegenden haben sich eines Besseren besonnen, und ihre Wahlen zu den Kantonstagsatzungen vollendet. Daher ist den auch der Abmarsch der 14. Halbbrigade von Hüningen unterblieben. Am 18. Iuln hatder gesetzgebende Rath verordnet: 1.) Die im Spätjahre iFao in den Kantonen Basel und keman vorgefalleneu strafbaren Auftritte sind alle gegen diejenigen Theilneh-nehmer, die sich nicht durch die Flucht ihrem Nichter beharrlich entzogen haben, von nun an verziehen und vergessen. 2.) Kraft dieser Amnestieerklärung sind die, wegen gedachter A iflritte, gegen die betreffenden Personen an-gchobcmn Proceduren aufgehoben; es wäre denn, daß unter den Ve-klagtcn der eine oder der andcre, in Vcrzichtlcistung auf die Amnestie, die Fortsetzung der gegen ihn angehobenen Procedur verlangte; in welckem Falle seinem V'gehcen durch ««verschobene Fortselz'niq dcr Procedur ein Genügen geschehen soll. Paris, den l8. Iuly. Der Staatsrath Nomy^rande Champigny, dcr als unser Gesandt ter nach Wien geht, war vormals Graf, Marine Offizier und Dcpu-tirter bey der ersten Nationalversammlung. Unter Robcrlspiecre saß er wegen seiner g-.masiigte" Gesinnungen einige Zeit im ^^ fangniß. Der Obergeneral Vrüne '^ '" den Staatsrath gttreten, """ ^ seinen S,y als Präsident oer Krirgsftction einacnommcn. erst/Konsul hat sein Vergm'gen darüber bezeugt, ihm nachdem ihm vollendete«, erm"d"d « und ruhmlichen Feldzug ft'" Antt l«, Rath wieder antretten zu sehen. Seit ein paar Tagen sollen die Unterhandlungen mit England ziemlich im Stecken seyn. Dem Gene ral Morcau ist neuerdings der Antrag geschehen, das Kommando bei -der Landung zu übernehmen. Car. uot und sein Bruder arbeiten un-ermüdet an den Anstalten zu derselben. Der Sardinische Minister Mar-san hatte unsere Stadt noch nicht nicht verlassen, ungeachtet dcr Po-lizeyminister ihn dazu aufforderte, wcil er keine Geschäfte mehr h,cr habe Er nahm auf diesen Wink gar nicht Rücksicht, erklärte aber ,4 Tage darauf, daß er Par,s nun verlassen wolle, und rcisete ab. Paris, den 24. Iuly. Am 18. Iuly ist ein^ Eskadre von 6 Kanonenbooten mit Landungstruppen aus dem Hafen von Calais abgefahren, um sich in dem Haftn zu Vologne mtt den donigen^ck.f-sen zu vereign.gen. Ab^r sie Aeß ans ,0 austauernde Engl.^e ^ galten und andere Knegsschlsse. Die Kanonierboote waren von allen Selten umringet, schlössen sich an das Ufer, und schienen verloren. Dle französischen Mannschaften mußten sich ergcbcn, oder ihre OH'ffe ver. brennen uch sich ans Land zurückbegeben. Plöylick trat Windstille em: uud die sranzösis. Boote benuyten ihre Nuder, und fuhren mitten durch die großen Englischen (3 bche d'.rch, während diese unbeweglich liegen mußten, und jene n.cht verfolgen konnten. Die Boote kamen glücklich wieder in dem Hafen von Calais an. DaS Amtsblatt der Regierung enthält Folgendes: "acue?, bisher EskadronSchcs, bat wegen der bey Mößk.rch und Ma-rengo bewiesenen Tapferkeit den Charakter eincs VataiUonschcfs erhalten, und ist zum ersten Ambas-sadesekrttair bey dem Wienerhofo ernannt worden. Als zweyter Ge-sandlschaftstttctair dahin w"vde fo-dun, chcmaliger Gesandtschaftssekretair zu RcgenSburg und Berlm, und als dritter Sckretair dicftr^e-sandtschaft wurde dcr Br. PoSnel ^rnannt." Zu dcn ««verbürgenden Gerüchten gehört, waS ursprünglich die Dünkirchcr Zcttung bcroltS über das Ncsultat dcr Sendung dcs Kardinals Konsalvi nack Paris an-fuhrt> daft nämlich der Pabst dcnTivtt'Eid der französischen Gc,stli'chkrlc nnd den Verkauf der Nationalgütcr genehmige ; daß er fünftlg die konstl-tutionellcn Bischöfe bcstätigcn wolle, die der erste Konsul ernenne; daß diejenigen sranzösis. Geistlichen de? portirt werden sollten, welche ihre konstitutionellen Bischof« nicht anerkennen wollten :c. Me smigrirte Priester, die sich ! der Konstitution unterwcrsin, dürfen zurükk.hren; drey Bischöfe von ^ bekanntem Namen und Range sind jedoch davon ausgenommen. Auch Graf v. Robenzl soll auf die Un- ! terhandlung zwischen Vuonaparte und Consalvi Elnfiuß gehabt haben. Ein Pariser Vlatt liefert folgenden wenigstens neuesten Uiberblick von Paris: „Große Bewegung, viel Kutschen , Pferde und Jockeys , taufende von Bettlern; zahlreiche Ausländer, folglich unterhaltene Frauen; junge Leute, die sich ins Verderben fiürzcn, Me, die es schon gclhan haben; Spielbäuser in Flor, Handelshäuser im Verfall; wenig Geld, vlel Aufwand; Glückliche, die laut klagen, Unglückliche, die im Stillen leiden; Frauen, d«e inS Wasser springen, Männer, die sich erschießen; lachende Thoren, seufzende Waisen. Die Schauspielhäuser voller, als die Kirchen, die Schulen taerer als die Spielhänser. Man thut nichts, und scheint doch wenig lange Weile zu haben. Die Modehandlerinen habcn sich des ganzen Handels der Hauptstadt bemächtigt. Die öffentlichen Sitten verändern sick langsam, und wurden dock bcym Wechsel nichts verlieren Die Religion sucht ihr gebeugtes Haupt zu heben / aber ihre ^ P?r.ehrer sind scheu und ihre Verachter kühn. Der Luxus ergießt sich wie ein Strom, der die Hauptstadt zu ersäufen droht. Um die Schattirungett der verschiedenen Menschenrassen genau zu fassen, muß man die Menschen reden hören; doch bedarf man dieses beiden unv^rkcnnlichcn allen und neuen Reichen nicht. Die Unredlichkeit macht Fortschritte, siegt oft, und die Rechtschaffenheit ficht einen ungleichen Kampf. Die Prozesse vervielftltigen, die Advokaten bereichern sich, und dieProzeßführcuden gehen nicht alle zu Grunde. Das Eigenthum wird resprktirt, wahrscheinlich zum Leidwesen gewisser Menschen, die aber nickt laut darüber klagen dürfen. Die Polizcy ist thäüg, öffentliche Verbrechen sind selten; und wenn die Moral uns über die verwüstenden geheimen Laster und Verbrechen sicher stellen könnte; so würde man das Vergangene vergessen, das Gegenwärtige genießen, und die Zukunft nicht fürchten. Bedenkt man aber, daß schlechte Sitten ehemahls die stärksten Völker vernichtet, und die machtigsten Reiche umgestürzt haben , so erschrickt man, sich so nahe an dem Abgrunde zu sehen, den die französische Nation um so weniger b?mcr?t, da sie von dem Glanz ihres Ruhms verblendet ist." Ein alter, aber wichtiger Ori'ss-Hoö GcncralMoreau an dcn Kriegsminister. Straßburg, ^den 19. May. Bürger Minister! „DcrOrdon-nat^ur enChef und dcr Gencrälzahl-mcister hatten dcn Austrag, Ihnen und dem öffentlichen Schatze eine umständliche Nachricht von der Administration der Armee zu ertheilen; die Affektation aber, womit das offizielle Journal vom Z. und 7. April seine Leser versicherte , daß Deutschland in Mne Kontribution gesetzt, und daß alle Gelder zum Unterhalt der Nhcinarmce von dem öffentlichen Schatze hergegeben worden, macht es mir zur Pfticht von den Summen, die die Armee erhalten hat, und von ihrer Anwendung Rechenschaft zu geben." „Ms ich im Iäner »800. das Kommando der Rheinarmee übernahm, war man der Armee einen rückständigen Sold von 3 Monaten schuldig; die Proviantvertheilungen waren sehr unregelmäßig uud unbedeutend , und d«e Kl.ldung der Armee fand sich in einem traurigen Zustande. Ich ersuchte die Regierung, bloß den Armeesold für 2 Monate mir zukommen zu lasseu ; ich kannte den Zustand des öffentlichen Schafs, und besckränkte weine Forderungen. Vor Eröffnung d.5Feldzug6 erhielt ich gegen !L Millionen, wcmtt dienöthigsttn Vedurfniffe besiritte« wurde«. S« eröffnete die Armee in einem ziemlich guten Zustande, nachdem für Proviant und Kleidung gesorgt war, dcn Fcldzug von 1300 voller Muth und Eifer. Vor Eingehung der Waffcnstlllstaudstlllttaten konnte in der Erhebung der Contributionen keine Regelmäßigkeit clngcführt werden. Alle Gelder, die erhoben worden, betragen gegen 44Millio-ne». 25 Millionen sind davon zur Bezahlung dcs Soldes verwandt worden. 7 Millionen habe ich zur Unterstützung einzelner Korps und zu andern nöthigen Endzwecken gebrauchen lassen. Durch die Contributionen ist überhaupt der Sold von 13 Monaten bezahlt worden. 7 bis 8<>2,oQ0 Franken müssen noch in der Kasse der Armee seyn. Diese ist sehr wohl equivirt aus dem Felde zurückgekehrt. Die In-fauteriekorpS'sind komplet, und die Kavallerie zahlreicher, als bey Eröffnung des Fcldzugs. Die Artillerie ist mit 2uo eroberten Kanonen uud Mlt ^OoQ Pferden vermehrt worden. Glauben Sie, Bürger Minister, daß ich bey Erhebung der Kontriblmonen alle mögliche Ordnung beobachtet, u. das Intcrrsso der Republik mcht vcrgessr», habe. Die erobirtenLandc sind so stark v.ia-stet worden, als cs nur geschehen konnte, ohne die Gesetze dcr Mcusch-lichkett jzu verlebn. Unterzeichnet: ! Morcau. Kurzgefaßte Nachrichten. Unter den neuesten Erfindungen, die den Deutschen vorzüglich aus Frankreich undEngland bekannt gemacht werden, ist nicht unbemerkt zu lassen, daß man jclzt in England anfängt, den Zucker aus gefrornen Kartoffen zu bereiten, wovon im ersten Band der Englischen Miscel-len nähere Nachrichten mitgetheilt werden. Da nun auf die Erfindung eines ergiebigen Surrogats für den Kaffee eben so stark spckulirt wird» und die Erdmandcl bereits als solches noch an der Tages Ordnung ist, so tritt Herr Sckroka in Schlesien mit dcr Anzeige aus/ einen Kaffee aus VogelkirsHen spranuz avium tru^c^ m^l.-cants) wahrscheinlich aus dcm Korn erfunden zu haben, wobcy sogar dcr Zucker soll erspart werden. Der ehemalige Gottingische Docent Dr. Murhard, ist von seiner drcyjährigen Reise in die Morgenländer zurückgekommen und jetzt mit Ausarbeitung sciner Neisebe- z merkungen beschäftigt. l ^ D?r hurch seine Reiseu nach Utt-! garn schon rühmlich bekannte Graf von Hoffmansegg, welcher in Begleitung des Rostockischen Professors Link eine vierjährige Reise durch Portugal! zur Untersuchung der Naturgeschichte dieses Landes unternommen hatte, kehrt in diesem Sommer nach Deutschland zurück. Er bringt wenigstens 200a Arten Pflanzen, von denen viele noch nicht beschrieben sind, mit., .Am 4. Iuny 18^0. hätte er beynahe das Schicksal gehabt, in Portugall zu erfrieren, nehmlich auf dem Gebirge Estrelia, welches er ganz mit Schnee bedeckt fand. Brüssel, sey -4^ Iuln. Von Calais sind heute Briefe angekommen, welche versichern, daß die Unterhandlung!n mit England keinen glücklichen Erfolg haben, daß man befürchten will, die Kommunikation mit England werde bald gesperrt werden. Vielen Truppen der auserlesensten Mannschaft marschi-ren auf die Küsten nach Dünkirchen. Diese Zeitung wird wöchentlich zweymall ausgcgcocn, das ist Dienstags und FreytagS. Sie kostet für diesige Abnehmer halbjährig 2 fl. ^5 kr. A" der Post Z fi. Einzeln das Stück 3 kr.