H 270290 Nede des Abgeordneten Čuklje gehalten in der 317. Sitzung des Abgeordnetenhauses am 26. März 1889 in Erwiderung aus die Reden der Abgeordneten Freiherr v. Dumreicher und Dr. Grogr. Nach der großen Rede, mit welcher die letzte Sitzung ge- schlossen hat, dürfte vielleicht im gesummten hohen Hause die Empfindung vorgeherrscht haben, dass die Entgegnung auf diese Rede von den Bänken der Slovenen fallen sollte. Dem ist so geschehen, und ich fühle mich deshalb zu doppeltem Danke jenen zahlreichen, mit mir zugleich eingezcichneten Rednern verpflichtet, deren ehrendem Vertrauen ich die Aufgabe verdanke, heute auf die Rede des Herrn Generalredners oontra entgegnen zu können. Eines nur bedauere ich. Im Parlamente sollte es eigentlich zu- gehen wie auf dem Fcchtboden, der gegnerische Angriff sollte so¬ fort pariert und nachgeschlagen werden. Das ist das einzig Richtige, das ist dasjenige, was frischen Zug, was Unmittelbar¬ keit in die parlamentarische Behandlung bringt. Ich hätte sehn- lichst gewünscht, bereits neulich zum Worte zu gelangen, und wie leicht wäre dies möglich gewesen! Allen Respect vor der oratorischen Leistung des Herrn Abgeordneten der Kärntner Handelskammer. Nach ihrer Art, in ihrer Glätte und sorgfältigen Durcharbeitung ist sie ja ein wahres Cabinetstück gewesen. Aber demungcachtet wird der ver¬ ehrte Herr Abgeordnete selbst zugeben müssen, dass vieles von dem, was er vorgebracht hat, zum Beispiel das, was über die Reichsrathswahlordnung für Kärnten und den Antrag Ferjančič, was über slovenische Grundbuchseintragungcn und über die kärntnerischen Auscultantenstcllen gesagt wurde, was erzählt nvoLc über die Beziehungen Ungarns zu Kroatien und über die des Bischofs Stroßmaver, dass dies alles in einem außSoifi-eNtlich losen Zusammenhänge nicht bloß mit dem Titel «Schulaufsicht-, sondern mit dem ganzen Unterrichtswesen steht. (Sehr richtig! rechts.) Es wäre nur nothwendig gewesen, diese überflüssigen Partien zu streichen, und ich hätte nicht durch volle zwei Tage das Vergnügen entbehren müssen, mich ausführlicher mit der Rede meines geehrten unmittelbaren Herrn Vorredners zu beschäftigen. Er hat einen Ausspruch Roher Collards citiert: -Jeder hat diejenige Ehrlichkeit, die mit seiner Intelligenz ver¬ einbar ist.» Ich acceptiere den Ausspruch dieses bedeutenden französischen Staatsmannes unbedingt, ich stelle mich auf den¬ selben, und von dieser Basis aus will ich den stricten Nachweis erbringen, dass alles dasjenige, was der verehrte Herr Abgeord¬ nete Baron Dumreicher in zwei vollen Stunden über slovenische Verhältnisse dem hohen Hause zum besten gegeben hat, mit den thatsachlichen Dingen im Widerspruche steht und nichts weiter ist, als der Ausfluss einer krankhaften Parteilcidenschast. Es versteht sich von selbst, meine Herren, dass ich nur die Hauptpunkte hier in Betracht ziehen kann. Ich erbitte mir je¬ doch gleichwohl die geneigte Aufmerksamkeit des hohen Hauses und etwas Geduld. Als den ersten dieser Punkte fasse ich die bewegliche Klage des Herrn Abgeordneten Dumreicher auf, dahin gehend, dass «im Centrum dieser slavischen Bewegung im Herzog- thume Krain der Landtag, der Landesausschuss, der Landesschul¬ rath, die Handels- und Gewerbekammer, die Landwirtschaftsgesell- schast, der Gemeinderath der Landeshauptstadt slovenisiert ist.» Die Sache widerlegt sich einfach durch den Hinweis aus die Volks¬ zählung des Jahres 1880, und niemand von den Herren wird doch behaupten wollen, dass die Ziffern dieser Volkszählung etwa durch die Thätigkeit dieser Regierung oder gar durch die Thätig- kcit des derzeitigen Landespräsidenten von Krain zustande ge¬ kommen sind. Das System Taaffe wurde im Jahre 1880 von den liberalen Deutschen in Oesterreich nur als eine vorübergehende Episode aufgefasst, und der Landesprasideut von Krain, der war unmittelbar vor der Zählung erst ins Amt getreten. Nun, meine Herren, nach dem Ortsrepertorium für Krain ist das numerische Verhältnis zwischen beiden Nationalitäten folgendes: Slovenen gibt es 447.000 — ich runde ab —, Deutsche 29.000. (Hört! rechts.) Von diesen 29.000 Deutschen wohnen überdies circa 20.000 in der abseits gelegenen, mit ganz eigenartigen Verhält¬ nissen ausgestatteten Spracheninsel Gottschee. Es stehen daher im Lande cko krvto nicht mehr als 9000 Deutsche gegen die compacte slovenische Bevölkerung von 447.000. (Hört! Hört! rechts.) Wie will da der Herr Abgeordnete für Kärnten das Kunststück zustande bringen, in einem constitutionellen Staate mit freien Wahlen in den Vertretungskörpern dieser minimen Minderheit zur Mehrheit zu verhelfen? Es wäre nur eine Mög¬ lichkeit hiezu, und auch dieses Mittel würde heute nicht mehr verfangen, wenn sich nämlich eine Regierung entschlösse, bei den Wahlen das zu thun, wofür der Franzose den bezeichnenden euphemistischen Ausdruck hat: -Oorrigsr in kortuns». ijebrigens, wie kann der Herr Abgeordnete Dumreicher behaupten, dass die Deutschen in Krain verkürzt sind? Im krai- nischen Landtage sitzen unter 36 gewählten Abgeordneten zehn Abgeordnete der deutschen Partei (Hört! Hört! rechts), im Landes- ausschusse gehört von vier Beisitzern einer dieser Partei an, im Abgeordnetenhause sitzen von den zehn Abgeordneten für Krain zwei aus den Bänken der Opposition: etwas Aehnliches ist im Landesschulrathe der Fall; in der Handelskammer gehören zwei Sectionen der deutschen Partei an, und wenn man von der Landeshauptstadt Laibach spricht, so sollten die Herren, wenn sie gut unterrichtet sind, doch wissen, dass die Slovenen in Laibach selbst einen Kompromiss wünschen und dass derselbe nur aus dem Gründe nicht zustande kommt, weil die verehrte deutsche Partei in Laibach ihn leider nicht haben will. Wenn also der Herr Abgeordnete Dumreicher aus diesen thatsächlichen Verhält- mssen die Schlussfolgerung zieht, das Deutschthum in Laibach werde bedrängt und verfolgt, wie das Deutschthum in deu russi- scheu Ostseeprovinzen, so muss ich, sagen, über den Geschmack lässt sich zwar nicht streiten, aber ich komme dann zu der ganz berechtigten Conclusion, dass die Kenntnisse des verehrten Ab¬ geordneten über russische Zustände und Vorgänge derzeit ent¬ schieden noch außerordentlich mangelhaft sind und einer gründ¬ lichen Aufbesserung dringend bedürfen. (Heiterkeit rechts. — Abgeordneter Freiherr v. Dumreicher: Gerade die socialen Ver¬ hältnisse sind sehr ähnlich!) Der zweite Punkt, über den Beschwerde geführt wurde, ist die Ernennung der BezirksschulinsveLoren in Krain, dis nm dis Wende des vorigen Jahres vollzocku wurde. Der Herr Ab¬ geordnete Dumreicher hat hier zweierlei auszusetzen: Erstens, dass kein deutscher Bezirksschulinspector ernannt wurde; in zweiter Linie griff der Herr Abgeordnete einzelne der ernannten Bezirks- schulinspectoren persönlich an, indem er ihnen Deutschenhass, nationalen Fanatismus und kirchliche Unduldsamkeit vorwarf, lauter Eigenschaften, von denen ich vorweg zugebe, dass mit ihnen, wenn sie sich erweisen lassen, die Qualisication der Be¬ treffenden für diesen Posten in der That wegfällt. Was den ersten Gegenstand betrifft, so wundert cs mich, dass der Herr Abgeordnete für Kärnten nicht bemerkt, in welch flagrantem Widerspruche mit seiner eigenen Theorie er sich befindet. Wie hat er in seiner vorjährigen Rede die Unterrichtsverwaltung hier angegriffen unter dem Vorwande, dass sic die Schule den Natio¬ nalitäten preisgebe, und heute verlangt er von derselben Unter- richtsverwaltung, dass sie nicht nach der fachmännischen Eignung entscheide, sondern dass sie gewisse Posten ausschließlich für An¬ gehörige einer bestimmten Nationalität reserviere. (Sehr gut! rechts.) Soweit, wie der Herr Abgeordnete Dumreicher geht, gehen bei uns, den inferioren Slovenen, nur Leute, von denen man sagen muss: Sie find verbohrte Querköpfe. Wir gemäßigten Leute, wir bescheiden uns damit, dass der betreffende staatliche Functionär neben der vollen sachlichen, auch die volle sprachliche Eignung besitzt. Nun darf aber der Abgeordnete für die Klagen¬ furter Handelskammer doch das Eine nicht übersehen: Es gibt ja keinen Schulbezirk in Krain, in welchem die Deutschen die Ma¬ jorität hätten; in dem Ortsrepertorium finden wir, dass bedeu¬ tendere deutsche Minderheiten nur in zwei krainischen Schul¬ bezirken sich vorfinden, nämlich erstens in Laibach-Stadt 18.845 Slovenen und diesen gegenüber 5658 Deutsche, und zweitens im Schulbezirke Gottschee — denn die Sprachinsel Gottschee ist nicht vollkommen mit dem Schulbezirke Gottschee identisch — wo wir 14.674 Deutsche, aber ihnen gegenüber 26.703 Slovenen finden. (Hörtirechts.) Nun wird mir doch der verehrte Herr Abgeordnete concc- dieren müssen, dass zu den wichtigsten Unterrichtsgegenständen der Volksschule die Muttersprache gehört. Wie würde nun ein Schul- inspector in Krain imstande sein, seinen Posten auszusüllen, wenn er nicht der betreffenden Landessprache in Wort und Schrift mächtig ist? Ich muss aber einfach sagen, es ist weder die Schuld der nationalen Partei in Krain, noch, wie ich glaube, der Unterrichtsverwaltung, dass unter jenen Deutschen, die allen¬ falls für derartige Posten sich sonst eignen würden, sich kein einziger vorfindet, welcher die sprachliche Qnalification in aus¬ reichendem Maße besitzt. Aber, meine Herren, es ist auch über Persönlichkeiten ge¬ sprochen worden. Ich bitte, versichert zu sein, dass ich dieses Ge¬ biet nur außerordentlich ungern bettete. Wenn Sie mir gegen¬ über gerecht sind, werden Sie ufr das Zeugnis nicht vorent¬ halten dürfen, dass ich, seitdem ich in diesem hohen Hause sitze, und so ost ich das Wort ergreife, stets bemüht war, nur über sachliche Dinge und sachlich zu sprechen. (Bravo! rechts.) Sie können, wenn Sie gerecht sind, auf mich die bekannten Worte Juvenals über die «Gracchen, die sich über den Aufruhr be¬ schweren», nicht anwenden. Ich bedauere, wenn so viel in Per¬ sonalien gemacht wird; die Discussion wird hiedurch nicht ge¬ fördert, sie wird dadurch sehr häufig nur vergiftet. Ich gebe allerdings zu: es gibt Gegenstände, die man nicht leicht berühren kann, ohne gewisse Personen zu treffen. Aber gerade in einem solchen Falle ist es Pflicht eines jeden anständigen Menschen, und doppelte Pflicht eines Parlamentariers, sich genau darüber zu informieren, wie die Quellen beschaffen sind, aus denen er seine Nachrichten geschöpft hat; Sie werden sofort sehen, wie der ver¬ ehrte Herr Abgeordnete Dumreicher dieser Pflicht nachgekommen ist. Er hat einen Mann angegriffen, der mit mir — ich mache da eine persönliche Bemerkung — seit meiner frühesten Kindheit durch innige Freundschaft verbunden ist nnd für dessen wissen¬ schaftliche und persönliche Tüchtigkeit und Ehrenhaftigkeit ich mit derselben Entschiedenheit einstehe, wie für mich selbst. Er hat jenen Mann den «berüchtigten Rcdacteur einer slovenischcn Zei¬ tung» des -l-jukljanoki 2von», genannt. Ich wiederhole dabei, was ich bereits einmal im hohen Hause vorzubringen die Ehre hatte, dass der -I-jubljauski 2von» eine belletristisch-wissen¬ schaftliche Monatsrevue ist, die sich in ernsten wissenschaftlichen Kreisen entschiedener Anerkennung erfreut. Der Abgeordnete Dum- rsichsr vertritt einen kärntnsrischenM Hahlbezirk. Ist ihm denn jenes Feuilleton entgangen, welches ungefähr vor drei Jahren in einem großen Residenzblatte zu finden war, ein Feuilleton, ge¬ zeichnet von deni bekannten Schriftsteller Heinrich Noö, in wel¬ chem er sich über die literarische Indolenz der Deutschen Kärn¬ tens beschwert und ihnen kein besseres Muster auszustellen weiß, als — diese «berüchtigte Zeitschrift» -I-judljanoki 2von»? lieber Anastasius Grün habe ich bereits gesprochen und seinerzeit die Sache aufgeklärt. Jene Schauermäre aber, die hier von der an¬ geblichen Darstellung der Genesis der Deutschen erzählt wurde, sie ist, meine Herren — Sie verzeihen mir den Ausdruck — eine Entstellung. Ich kenne die betreffenden Aussätze sehr wohl, es ist aber darin nirgends von den Deutschen iMinoi) die Rede, sondern ausdrücklich wird gesprochen von nemškutarji , das sind jene gebürtigen Slovenen, welche im nationalen Kampfe sich aus die Seite dec Gegner stellen, und Sie selbst haben ja den Be¬ weis dafür des öfteren erbracht, wie wenig sich derartige Leute, nationale Abtrünnige, Renegaten, der Sympathie des betreffenden Volkes erfreuen. Noch mehr aber hat mich wundergenommcn das, was hier erzählt wurde über die Anschauungen dieses Schulinspectors von der Reformation, dem Protestantismus, wundergenommen deswegen, weil die betreffende Erzählung vor mehreren Monaten wörtlich veröffentlicht worden ist in einer deutschen Zeitschrift — manchem der Herren wird sie bekannt sein — nämlich im «Brünner Beobachter». Und niemand hat den mindesten Anstoß daran genommen, er hatte sich auch in seinem ästhetischen Ur- theile die bedenklichste Blöße gegeben, wenn er es gethan hätte. Es ist dies eine Erzählung, die den Titel führt: «Vita vitae msas». Sie spielt in der Reformationszeit, im 16. Jahrhunderte. Sie wissen, dass wir ja sehr heftige Religionswirren in Krain hatten. Wir standen in enger Verbindung mit Württemberg, die slovenischcn Bücher wurden in Tübingen gedruckt, unser Land war auf dem besten Wege, lutherisch zu werden. Die Gegensätze waren außerordentlich stürmisch, und aus diesem Untergründe baut nun der Erzähler sein geschichtliches Zeitbild auf. Wer kann daran Anstoß nehmen, wenn der Betreffende in einer geschicht¬ lichen Novelle die handelnden Personen, in denen die feindlichen Gegensätze sich verkörpern, so sprechen lässt, wie es der historischen Treue entspricht? Es tritt darin aus als Vertreter des Protestan¬ tismus ein von Glaubenseifer erfüllter protestantischer Prädicant — von dem hat der verehrte Herr Abgeordnete natürlich nichts zu erzählen gewusst — aus der anderen Seite der Bischof von Laibach, der Pfleger der bischöflich Freisingschen Stadt Bischoflack und dessen Landsknechte. Und da steht wirklich im «I-jubljanski 2von» Folgendes: Der Bischof fragt seinen Pfleger, «ob sich denn mit guten Worten nichts ausrichten lasse?» Und die Ant¬ wort des etwas temperamentvollen, heißblütigen Mannes ist: «Mit guten Worten? Bischöfliche Gnaden! Mit dem Pfahle auf den Kopf oder mit der Hellebarde in die Rippen, das ist für diese Satansnachfolger das beste Wort.» Sie sehen, etwas, waS natürlich aus der Wechselrede fließt, und kein vernünftiger Mensch kann daran Anstoß nehmen. Jetzt betritt der protestantische Prädicant die Scene: Von einem Felsen nimmt er das Gefolge des Bischofs wahr, und von zelotischem Eifer hingerissen, fängt er an, von der Höhe herab zu zetern. Er apostrophiert sie: »Sünder aus Sodom und Gomorrha! Satans¬ kinder und Brut der Hölle!» Dem Bischof sagt er: -Auch dich, eines römisch-katholischen unreinen Weibes unreinen Diener wird die Geißel Gottes treffen, dass du selbst dem Vater der Hölle zur Abscheu wirst!» Das sind Dinge, die aus den heftigen Ge¬ gensätzen jener Zeit sich erklären, und jeder, der die Kraftsprache der religiösen Streitschriften in jenen Tagen kennt, wird mir sagen, dass das Colorit hier richtig getroffen ist. Nun machen sich die Landsknechte daran, ihn zu fangen, und um dies zu¬ stande zu bringen, verwickeln sie ihn in ein Gespräch und er¬ widern seine Schmähungen mit gleicher Münze, während ihn andere von rückwärts umgehen. Und da fällt der Ausspruch, der neulich ihre lebhafte Entrüstung — die Herren von der Oppo¬ sition sind außerordentlich leicht in Entrüstung zu bringen — erweckt hat. Einer dieser Landsknechte mft: -Du Prophet auf dem Felsen, ich kenne dich gut, du und jener Primus Truberus, der dem Laibacher Bischöfe entfloh und jetzt schon in der Hölle brät, seid zwei zwinglianische, für Lucifer unverdauliche Ferkel.» Mso, meine Herren, nicht der betreffende Professor und Redacteur hat dies geschrieben, nicht seine Ansicht ist es, sie ist entnommen aus einer historischen Erzählung und ergibt sich mit Natur- nothwendigkeit aus dem Principe, welchem der Verfasser folgen musste, aus dem Principe der historischen Treue, das er wahren musste. Ich dränge die Empfindung zurück, die in mir persönlich hiedurch erweckt wird, ich appelliere auch nicht an die Majorität, ich übergebe meineni geehrten Gegner die ganze wortgetreue Ucbersetzung (Heiterkeit und Bravo! rechts) und ich überlasse dem Urtheilsvermögen der geehrten Opposition die Beantwortung der Frage, ob denn auch diese Methode Anspruch hat auf die Be¬ zeichnung -Ehrlichkeit». (Bravo! rechts.) Auch Deutschenhass wird dem betreffenden Realschulprosessor vorgeworfen. Wir sind ja nach Ihren Darstellungen im kraini- schen Landtage außerordentliche Fanatiker, und in diesem unseren blinden Wüthen gegen das Deutschthum haben wir es glücklich so weit gebracht, dass nicht bloß in allen vierclassigen Schulen des Landes die deutsche Sprache obligater Unterrichtsgegenstand ist, sondern dass wir aus Landesmitteln noch einen besonderen Betrag schon seit einer Reihe von Jahren zur Dotierung des unobligaten deutschen Unterrichtes an den zwei- und dreiclassigen Volksschulen votieren! (Hört! Hört! rechts.) Sie werden mir zugeben, das ist ein sprechendes Beispiel für unseren nationalen Fanatismus! Der betreffende Bezirksschulinspector aber, von dem die Rede war, hat durch drei Jahre in einem oberkrainischen Bezirke, in dem lebhafter Fremdenverkehr stattfindet, sunctionicrt, somit in einem Bezirke, wo die deutsche Sprache ein praktisches Bedürfnis für gewisse dortige Bevölkerungskreise ist. Was hat ^o8sschule mit unobligatem deutschem Unterrichte? Seiner Initiative ist es zuzuschreiben, dass binnen drei Jahren in zwei weiteren zweiclassigen Volksschulen dieser Unterricht eingeführt wurde und außerdem noch in der einclassigen Volksschule in Lees. Schließlich, meine Herren, muss man doch auch ein ge¬ wisses Gewicht legen auf die Aeußerungen der vorgesetzten Be¬ hörde über die amtliche Thätigkeit dieses Mannes. Ich habe mir viele Documente darüber verschafft, es war mir dies ja möglich gewesen. Ich citiere daraus nur eines, das Enthebungsdecret, welches ihm ausgestellt wurde am 10. Jänner 1889 von dem Bezirkshauptmanne und Vorsitzenden des Bezirksschulrathes in Radmannsdorf. Ich berufe mich hier auf Seine Excellenz den Herrn Baron Schwegel, er wird dem betreffenden staatlichen Functionür das Zeugnis nicht versagen, dass er ein fähiger Beamter ist und dass er nicht zu unseren nationalen Partei¬ gängern gehört. Und was schreibt dieser Bezirkshauptmann? Er sagt (liest): -Bei diesem Anlasse gedenke ich Ihrer dreijährigen hingebungsvollen Betätigung in diesem Bezirke, ich anerkenne mit Befriedigung Ihren anregenden und fördernden Einfluss auf das Schulwesen des Bezirkes und danke Ihnen als Vorsitzender des k. k. Bezirksschulrathes für Ihre ausgezeichnete führende Wirksamkeit in dieser Körperschaft nicht minder, wie ich Ihnen für die rege und taktvolle Mitwirkung bei der Durchführung der Beschlüsse des Bezirksschulrathes zu danken verpflichtet bin. Pietät für Seine Majestät und Allerhöchst dessen Regierung, weise Unterordnung gegenüber den gesetzlichen und administrativen An¬ ordnungen, allgemeine Bildung, Kenntnis aller Details des Un¬ terrichtswesens, ein humanes und objectives Urtheil kennzeichnen Ihre eingreifende Wirksamkeit.» (Hört! Hört! rechts.) Es hat der Herr Baron Dumreichcr recht, wenn er sagt, S«. Excellenz der Unterrichtsminister ist nicht unbedingt gebunden an die Bor- schlüge des Landesschulrathes. Ich stelle mich bereitwillig auf denselben Standpunkt und sage: Den Fall vorausgesetzt, dass dieser Functionür von dem Landesschulrathe nicht vorgeschlagen worden wäre, so wäre es nur in der Ordnung gewesen, wenn auf Grund derartiger Aeußerungen und auf Grund einer viel¬ jährigen, wirklich verdienstvollen dienstlichen und wissenschaft¬ lichen Leistung des Betreffenden der Herr Unterrichtsminister auch gegen den Vorschlag des Landesschulrathes ihn ernannt hätte. (Sehr gut! rechts.) Auch der Bezirksschulinspector von Gottschee ist angegriffen worden. Ich finde es begreiflich. Es kann namentlich dem deut¬ schen Schulverein nicht sehr angenehm sein, dass in der letzten Zeit eine seiner Actionen in Gottschee Fiasco gemacht hat. Wir hören so oft von diesem Schulverein, dass er sich lediglich die Aufgabe stellt, deutsche Kinder vor Slavisierung zu bewahren. Ich muss gestehen, wenn dies wahr wäre, wäre ich der erste, der diese Thätigkeit vollkommen anerkennen würde; indes scheint es hiebei nicht ohne gewisse Ausnahmen abzulausen. So ist es in jüngster Zeit versucht worden, einen neuen Schulsprengel in Gottschee in der Gemeinde Obergraß zu bilden. Die commissio- nelle Erhebung fand statt, es wurde den Bewohnern von Ober- graß bekannt gegeben, dass der Schulverein eine Spende von 1300 fl. unter der Bedingung zu geben bereit sei, dass sie den deutschen Sprachunterricht in der Volksschule einführen. Meine Herren! Wer die Verhältnisse von Obergraß, dieser entlegenen, hoch oben im waldigen Berglande befindlichen Ortschaft und die außerordentliche Armut derselben kennt, der weiß, was 1300 fl. sür eine Summe sind, und der wird Respect vor den Männem bekommen müssen, welche der Versuchung widerstanden haben. Obergraß hat, nach dem Repertorium allerdings, 141 Deutsche, aber 540 Slovenen (Hört! rechts), und alle Achtung vor diesen Männern, die es offen heraussagten: Wir brauchen die Spende des Schulvereines nicht, wir wollen nicht den deutschen Sprach¬ unterricht, wir wollen einen utraquistischen Sprachunterricht haben. Nun wurde von Seite des deutschen Schulvereines oder wenigstens von Seite der Parteipresse dem betreffenden Bezirks¬ schulinspector vorgeworfen, er habe die Leute beeinflusst. Er stellt es entschieden in Abrede, aber auch wenn er es gethan hätte, verdiente er meinerseits die vollste Anerkennung gerade vom pädagogischen Standpunkte. Ein dritter Umstand hat den unmittelbaren Vorredner sehr unangenehm berührt; er hat ihn so in Aufregung gebracht, dass er den Muth fand, selbst daraus, weil unsere Nationalität wie jede andere ihre arme studierende Jugend unterstützt, eine Waffe gegen uns zu schmieden. Er hat behauptet: -Verwerfliche Agi¬ tation seitens der nationalen Partei, Schwäche der Regierung gegenüber diesen Aspirationen.» Erfährt weiter fort: -Aus den untersten Lagerungen der Gesellschaft werde der Nachwuchs zur mittleren Gelehrtenschule herbeigezogen.» (Abgeordneter Jahn: Sehr demokratisch!) So spricht der Herr Abgeordnete der Kla¬ genfurter Handelskammer. Meine Antwort darauf kann sehr kurz sein. Ich kenne die Mittelschulen Krams, an denen ich durch volle sieben Jahre gedient habe, ich kenne die Culturgeschichte unseres Landes und ich antworte daher dem Herrn Abgeordneten, der alle diese Dinge nicht kennt, folgendermaßen: Unser Land ist ein demokratisches, unser Volk ist ein echtes Bauernvolk, der Gro߬ grundbesitz in Kram besagt wenig, denn er liegt wirtschaftlich zu sehr darnieder, zu einer regeren städtischen Entwicklung haben wir es bis nun infolge der Ungunst der Verhältnisse und der Schuld der Regierungen nicht gebracht, unsere ganze Hoffnung, unsere ganze Zukunft wurzelt in unserem kräftigen, intelligenten Bauernstände. Jeder, der l die Verhältnisse kennt, wird mir zu¬ geben müssen, dass das bäuerliche Material in unseren Mittel¬ schulen dem städtischen weitaus überlegen ist. (Ganz richtig! rechts.) Sehe sich einmal der Herr Abgeordnete Dumreicher doch unsere Culturgeschichte etwas genauer an! Es gibt eine Reihe glänzender Namen aus Kram. ein derartiger Bauernjunge gewesen. , ein steirischer Slovene, sie alle ran- : Bauernjungen, denen der Herr Ab- .ich könnte Ihnen einen Mann an- l slovenischen Bauernhause gestanden Jene Geistesheroen, hie es zu europäischem Rufe gebracht haben, aus welchen Schichten, welchen Lagerungen sind sie denn hervorgegangen? Unser Mathematiker Bega ist ein Bauernsohn; t>s«r JÄkob Ärirnm den ehrenden Beinamen -rnon- strum ocisntiarum» gegeben hat und welcher unter den Wiener Arkaden ruht, ist gleichfalls Unser Dolliner, Miklosich, gierten einmal unter jene geordnete Freiherr v. Dum eicher in der Weisheit seiner Unter¬ richtspolitik am liebsten ! e Thüre vor der Nase verschließen möchte. (Heiterkeit und Büfall rechts.) Und ich könnte, meine Herren, persönlich werden, sich "" ' "" führen, dessen Wiege in einan ist, der auf Ihrer Seite siK, Ihrem Club angehört, welcher den ungeheuren Weg zurückgelegt hat vom slovenischen Bauernjungen bis zu den höchsten Vertrauensposten und Ehrenstellen des Staates; ich thue es nicht, obwohl ich den Mann für geistig viel zu bedeutend halte, als dass ich annehmen könnte, er würde sich durch diese Erinnerung ar seine bäuerliche Abstammung im mindesten verletzt fühlen. Nun, meine Herren, ich übergehe zu einem weiteren Haupt¬ punkte, der besonders erheiternd auf mich gewirkt hat. Da hat uns der verehrte Herr Abgeordnete Freiherr v. Dumreicher die Methode in unserem nationalen Vorgehen so hübsch geschildert. Er hat gesagt: die erste Etape ist Kram; Kram ist gewonnen, jetzt mit dem Ueberschusse künstlich gezüchteter nationaler In¬ telligenz nach Untersteiermark. Da ist die zweite Etape. Er sagt: «Aufwühlung Untersteiermarks» und fährt dann fort (liest): -Man trachtete in die Städte und Märkte selbst national gesinnte Laien aus Kram zu verpflanzen und so das deutsche Gepräge dieser Culturstätten u. s. f. von innen heraus zu zerstören.» Meine Herren! Der Plan wäre außerordentlich schlau; alle An¬ erkennung den strategischen Fähigkeiten des Herrn Abgeordneten Freiherrn v. Dumreicher. Nur, meine Herren, bedauere ich, dass er im flagrantesten Widerspruche zu den Thatsachen steht, dass er — einfach ganz unwahr ist! Ich werde das an Beispielen zeigen. Nehmen Sie ganz einfach — es sind vor allem Juristen angeführt worden — die Notare. Der Cillier Kreisgerichtssprengel, der das ganze slovenische Untersteiermark umfasst, hat 26 syste- misierte Notarenposten. Nach der Theorie des Herrn Abgeordneten Freiherrn von Dumreicher müssten Sie annehmen, dass ein sehr starker Procentsatz von komischen Slovenen unter diesen steiri¬ schen Notaren sich findet. In Wahrheit aber sind — ich citiere nach dem neuesten Status — von 26 Stellen zwei unbesetzt, zwei sind mit Kärntnern besetzt, 21 von Steirern und nur ein einziger Krainer befindet sich darunter (Hört! Hört! rechts), und selbst dieser hält es mit der deutschen Partei. (Lebhafte Heiterkeit rechts.) Jetzt drehen wir aber einmal den Spieß um und sehen uns die Notarstellen in Krchn an. Im Sprengel Laibach gibt es 20, im Kreisgerichtssprestgel Rudolfswert 13 Notariate, in Summa 33 Stellen, davon sind zwei unbesetzt; dann haben wir einen Kärntner, einen Küstenländer, 12 Kramer und 17 Steirer (Hört! Hört' rechts), also 'nicht weniger als 17 Notare aus Steiermark gegenüber 12 einheimischen. Dasselbe findet bei den Lehrern, den Mittelschullehrern statt. Ich stelle dem Herrn Ab¬ geordneten Freiherrn v. Dumreicher, wenn er es wünscht, ein Exemplar des österreichischen Professorenkalenders für das Schul¬ jahr 1888/89 zur Verfügung. Es ist dort die Provenienz jedes Einzelnen angegeben, sein Geburtsland und Geburtsort. Und was wird er finden? An sämmtlichen Mittelschulen Untersteiermarks lehren zwei Mittelschullehrer aus Kram. (Hört! Hört! rechts.) In Krain dagegen finden wir aus Steiermark drei Gymnasial¬ directoren und '20 Professoren und Supplenten. (Hört! rechts.) Gegenüber derartigen Thatsachen wundere ich mich, dass Abgeord¬ neter Baron Dumreicher solches Gefallen an dem Ausspruche Royer-Collard's hat. Ich würde ihn warnen, denselben nicht zu ost im Munde zu führen; es könnte sich ereignen, dass das Renomme seiner Ehrlichkeit, möglicherweise auch seiner Intelligenz — sie stehen ja nach dieser Theorie in so inniger Verbindung — in ganz entschiedenen Misscredit kommen könnte. (Sehr gut! Bravo! rechts.) Es ist weiters auch erzählt worden von dem Priesterhause in Marburg, wo der ohnehin spärliche Nachwuchs der deutschen Priester in den letzten Jahren beträchtlich abzu¬ nehmen beginnt. Meine Herren, die Sache ist nicht wahr, einfach aus dem Grunde, weil sie unmöglich ist. Man kann sagen: Die ältesten Leute wissen sich kaum zu erinnern, dass im Marburger Priesterhause deutsche Theologen sich befanden, das war höchstens alle fünf Jahre einmal der Fall. Da wird also von einem Ab¬ nehmen in neuerer Zeit aus dem einfachen Grunde nicht die Rede sein können, weil, wo nichts ist, selbst Abgeordneter Dumreicher sein Recht verloren hat. (Heiterkeit rechts.) Ein weiterer Punkt endlich, den uns Baron Dumreicher vorgehalten und woraus er sehr weitgehende Consequenzen ge¬ zogen hat: Er hat das Wort gesprochen, dass -während der vielhundertjährigen Berührung der Slovenen mit den beiden großen Culturvölkern , den Italienern und den Deutschen, kein einziger geistzündender Funke auf die ersteren übergesprungen ist». Wenn dieser Vorwurf einem ganzen Volke gegenüber berechtigt wäre, meine Herren, so wäre er doch unedel und unschön. (Bravo! Bravo! rechts.) Die Namen aber, die ich Ihnen früher angeführt habe, sie zeigen, dass dieser Vorwurf auch unbegründet ist, und wir können es mit gerechtem Stolze sagen : Unsere kleine Nation hat in der Zeit, wo das Geistesleben Oesterreichs arg darnieder lag, mächtig beigetragen zur Repräsentation unseres Staates auf wissenschaftlichem Gebiete (Abgeordneter Freiherr v. Dumreicher: Es war von der Nationalliteratur die Rede!), und was die Nationalliteratur betrifft — ich komme gleich auf die National¬ literatur zu sprechen, Herr Abgeordneter Dumreicher wünscht es — begnüge ich mich, einen einzigen Namen ihm zu nennen, den Namen eines großen Dichters, der trotz seiner Zugehörigkeit zu unserem Volksthume eines der leuchtendsten Gestirne am Himmel der Dichtkunst ist. Der Name lautet Presiren. Ich kann vom Herrn Abgeordneten Dumreicher nicht ver¬ langen, dass er ihn kennt (Abgeordneter Freiherr v. Dumreicher: Ich kenne ihn!), es könnte mich auch nicht wundernehmen, Mn» er sagen würde: das glaube ich nicht, das ist Eigendünkel eines kleinen slavischen Gerngroß. Er nWW vielleicht einem Manne glauben (Abgeordneter Freiherr v. reicher: Anastasius Grün!), ja, Anastasius Grün, der ein Schüler Presirens war und den Sie zum großen Theile nach seinem eigenen Geständnis unserem Presiren verdanken. Ich werde eine Stelle aus einem Briefe zur Verlesung bringen, welchen Anastasius Grün 1849 geschrieben hat. Sie finden diesen Brief — ich habe ihn erst heute in der Hofbibliothek excerpiert — in dem -Jlliri- schen Blatt» Nr. 38 vom 12. Mai 1849. Anastasius Grün schickte einen namhaften Beitrag für das Grabdenkmal des Dich¬ ters und sagt in dem Briefe wörtlich Folgendes (liest:) «Meine Herren! Sie haben das schöne, dankenswerte Geschäft übernom¬ men, die Stelle, an welcher sich die irdischen Fußstapfen eines Unsterblichen in die Geisterwelt verlieren, den Nachkommen zu bezeichnen. Sie sammeln Bausteine für das Denkmal unseres trefflichen Prediren. Als ich jenen Aufruf las, fühlte ich mich zu einer doppelten Pflichterfüllung aufgefordert. Ich folge ihm nicht nur, als Sohn des Landes, dessen Volkssprache der vater¬ ländische Sänger bereichert und veredelt hat, meinen Obolus für diesen Tobten zu steuern, sondern ich möchte auch vor Ihnen, meine Herren, noch ein anderes Todtenopfer in dieses Grab senken, nämlich das des wärmsten, unauslöschlichsten Dankes, den ein Schüler dem einstigen Lehrer seiner Jugendtage schuldet. Wenn jemals der in des Knaben Brust schlummernde Funke zur edlen Flamme, der unentwickelte Keim zur Blüte wird, so danke ich es ihm vor allen! Der Mann, dessen odysseeischer Geist -viele fremde Städte gesehen und Sitte gelernt hat,» fühlte es gar wohl, dass eine gebildete Volkssprache der wohlthätige Strom sei, der in seiner Tiefe die Goldkörner jener höheren Gesittung führt, welche allein die in Krämpfen liegende Welt endlich zu beruhigen und neu zu gestalten vermag.» So urtheilt einer der größten Dichter. Ich stelle dieses Urtheil, ohne eine weitere Bemerkung daran zu knüpfen, ruhig neben die verletzenden Worte, welche wir neulich aus dem Munde des Abgeordneten der Klagenfurter Handelskammer zu hören bekamen. (Bravo! rechts. — Abgeord¬ neter Dr. Pichler: Danken die slovenischen den deutschen Dichrern auch so?) Ich habe etwas zu wenig Zeit, um mich mit Ein¬ wendungen zu beschäftigen, die ich sehr leicht widerlegen könnte. Es ist auch über die Schriftsprache gesprochen worden, und da hat uns der Herr Abgeordnete Dumreicher erklärt, die slove¬ nische Schriftsprache und die Mundart der Kärntner Windischen sei etwas Grundverschiedenes. Er behauptet geradezu, dass -diese Mundart von der in Krain neugeschaffenen slovenischen Schrift¬ sprache so stark abweicht» — ich bitte jedes Wort genau zu nehmen — «dass diese jenem Dialecte gar nicht näher verwandt erscheint, als das Deutsche.» (Gelächter rechts.) Nun, meine Herren, ich bemerke sofort, dass, wie ich glaube, Herr Abgeord¬ neter Dumreicher sowohl von der slovenischen Schriftsprache als auch von der Mundart der Kärntner Windischen gleich gut unterrichtet ist, dass er nämlich von beiden absolut nichts ver- steht, und ich beneide ihn um den außerordentlichen Muth, der dazu gehört, sich über Dinge kategorisch auszusprechen, von denen man sich aus Eigenem ein Urtheil zu bilden nicht imstande ist. Ich wäre, glaube ich, der Mühe enthoben, mit einem derartigen Gegner noch weiter zu polemisiren; indessen werde ich, weil es merkwürdigerweise immer nachgebetet wird — vielleicht kommt das nächstem«! der Herr Abgeordnete Foregger damit — (Heiter¬ keit rechts) — weil also das noch immer gedankenlose Nachbeter findet, doch darüber kurz etwas bemerken. Man hat vor 15 oder 20 Jahren behauptet — und wir haben es im krainischen Land¬ tage von Ihren Gesinnungsgenossen oft hören können — das Krainische und die slovenische Schriftsprache seien zwei grund¬ verschiedene Dinge und die krainische Bevölkerung, der Bauer, verstehe die Schriftsprache gar nicht; heute hat dies Gerede voll¬ kommen aufgehört, im krainischen Landtage ist es still, im Lande wird außerordentlich ruhig sloventsch amtirt, und wir hören keine Klage der Bevölkerung darüber, in der Landstube aber ist es still geworden, schon aus dem einfachen Grunde, weil ein homerisches Gelächter die Antwort sein müsste auf derartige Behauptungen und weil sich wohl niemand einem derartigen Gelächter freiwillig aussetzen will, aber in Wien kann man hin und wieder mit Derartigem noch debütiren. So hat im vorigen Jahre in der Budgetverhandlung im Herrenhause ein sehr angesehenes Mitglied des krainischen Gro߬ grundbesitzes, ein Mann, der entschieden bona kicks gesprochen hat, — ich schätze den Mann — Folgendes gesagt (liest): «Es ist in Kram als Landessprache die krainische Sprache zu Hause, amtirt wird aber bei den Behörden im schriftlichen Wege mittels der slovenischen Sprache. Es werden im hohen Hause sehr Viele sagen: das ist Einunddasselbe. Das ist aber nicht der Fall. Die krainische Sprache ist ein seit Jahrhunderten in Kram übliches Idiom, welches mit der in der Südsteiermark und eini¬ gen Theilen Kärntens herrschenden Sprache so ziemlich identisch ist (Heiterkeit rechts), abgesehen von etwas verschiedenen Stimm¬ fällen in den Worten und sonst sehr geringen Unterschieden, so dass sich die Bewohner Krams mit denen Südsteiermarks und Kärntens sehr gut verständigen können- — und er fügt bei — «ich spreche da aus eigener Erfahrung.- Und weiter: -Die slo- venische Sprache ist eine neugebildete Sprache, die vielleicht seit drei Decennien sich so nennt und welche, als ich ins Land kam, beinahe nicht einmal dem Namen nach bekannt war.- Es ist hochinteressant, was ihm entgegnet wurde von einer Seite, der ich in slavisia mehr Competenz zuschreiben möchte, als dem Herrn Abgeordneten Dumreicher, trotz meines Respectes vor seiner ausgebreiteten Bildung. Niemand anderer, als der erste euro¬ päische Slavist, Hofrath Miklosich, replicirte als Generalbericht¬ erstatter (liest): -Die Frage des Unterschiedes zwischen krainisch und slovenisch ist ungefähr gleich der Frage, die auftreten könnte über den Unterschied- — man sollte erwarten zwischen skandi¬ navisch und deutsch — -zwischen schwäbisch und hochdeutsch. - (Hiterkeits rechts.) Darüber Reden zu halten, werden mir die ^Aren wohl erlassen. Da lässt sich nichts anderes sagen, ein, außf^iffer Unterschied besteht eben zwischen jeder Schriftsprache und ^chundart, und eine der ersten Aufgaben der Volksschule ist, der Schuljugend die Kenntnis der Schriftsprache zu ermöglichen, und das ist mit ein Hauptgrund, weshalb wir das Volksschulwesen in Kärnten mit solcher Energie tadeln, weil es dieser Pflicht nicht nachkommt. Darüber brauche ich mich nicht weiter auszulassen. Nun komme ich zum letzten Punkte, bezüglich dessen ich nicht einer Meinung sein kann mit dem Herrn Abgeordneten Dumreicher. Er that nämlich neulich einen ganz eigenthümlichen Ausspruch. Soweit ich seine rednerische Veranlagung kenne, lockt ihn besonders die Antithese, kitzelt ihn das Paradoxe, und diesem Drange, der in seiner Natur steckt, nachgebend, hat er das klassi¬ sche Wort gesprochen über die österreichischen Slaven: -Sie werden stets unzufriedener, weil man sie befriedigt.» Der logische Schluss ist: -Sie werden am zufriedensten sein, wenn man ihnen alles verweigert.» Speciell dies aus die Slovenen angewendet, bedaure ich, dass wir erst in letzter Zeit der Gegenstand schmei¬ chelhafter Aufmerksamkeit seitens des Herrn Baron Dumreicher geworden sind, und dass ihm die Entwicklung unseres politischen Lebens in den letzten vierzig Jahren noch eine terra inoognita zu sein scheint. Wenn er Slovenisch könnte, würde ich ihm aus unserer 20 fl.-Kiteratur, wie er sie wohlwollend bezeichnet hat, eine interessante Monographie Vorhalten, betitelt: «Slovsnei in 1848. Isto.» -Die Slovenen und das Jahr 1848.- Es ist ein Werk, auf Grund gründlicher Quellenstudien — ich kann dies als Fachmann bezeugen — gewissenhaft und fleißig gearbeitet. Wenn ich dieses Werk ansehe, finde ich, dass es im Interesse des Herrn Baron Dumreicher und seines Gesundheitszustandes ein wahres Glück war, dass er nicht die Ehre hatte, dem 1848er Reichstag anzugehören. Jetzt bringt ihn bereits das Verlangen der Slovenen nach kärntnerischen Volksschulen und ein paar armselige Parallelklassen an Untergymnasien in die lebhafteste Aufregung. Was hätte er gesagt, wenn er im Jahre 1848 und 1849 im Wiener und Kremsierer Reichstag gesessen wäre, wo die Laibacher nichts weniger verlangten, als die Errichtung einer slovenischen Universität in Laibach. (Hört! rechts.) Die Petition ist tatsächlich vorgebracht worden. Im September des Jahres 1848 war es, dass ein Abgeordneter aus Krain den Antrag ge¬ stellt hat, die Regierung aufzufordern, eine slovenische Universität m Laibach zu errichten, und das war, meine Herren, keiner von jenen wilden Fanatikern, jenen verblendeten Parteiführern, jenen slavischen Schwärmgeistern, wie uns der Herr Abgeordnete Baron Dumreicher zu, nennen pflegt. Dass der Mann nach dieser Richtung ziemlich unverfänglich sein musste, das können Sie, meine Herren, daraus entnehmen, dass ihn Schmerling zum Lan¬ despräsidenten in Krain gemacht hat (Hört! Hört! rechts), es ist nämlich Dr. Ulepitsch, der diesen Antrag stellte. Am 5. October 1Ä8 hat in der That die damalige Regierung, die da weiter ging, als der verehrte Herr Unterrichtsminister, die positive Zu¬ sage gegeben, an die Errichtung einer slovenischen Universität schreiten zu wollen, und hat den politischen Verein -Llovensko ckruLtvo- in Laibach aufgefordert, Fachmänner in Vorschlag zu bringen, welche sofort mit Vortrügen über Civil- und Criminal- recht beginnen könnten. Das ist geschehen, und es wird vielleicht den Herrn Abgeordneten Dr. Russ interessiren, dass einige Jahre hindurch in der That von Männern, die sich später zu "deutschen Universitätsprofessoren herausgebildet haben — ich nenne Dr. Skedel und Dr. Kranjc in Graz — faktisch solche Vorlesungen gehalten worden sind. Das ist, wie gesagt, am 5. October 1848 geschehen. Aber noch nicht genug — ich bitte diesbezüglich die Reichstagsverhand¬ lungen des Kremsierer Reichstages, Band 4 bis 5, nachzulesen — hat noch Dr. Ulepitsch diese Anfrage in Kremsier erneuert, und die Antwort auf seine Interpellation wurde ihm durch den Grafen Stadion ertheilt, welcher ausdrücklich erklärte, dass er die Er¬ richtung dieser Universität für nützlich und nothwendig halte (Hört! Hört! rechts) und die Forderung derselben als einen natürlichen Ausfluss der nationalen Gleichberechtigung erblicke. (Hört! Hört! rechts.) Nun, meine Herren, wie weit, wie epigonenhaft weit stehen wir zurück hinter den Männern des Jahres 1848/49, wie weit haben wir unsere Ansprüche reducirt, und zwar aus zwei einfachen Gründen. Einmal aus Rücksicht aus die Gesammtlage des Staates und auf die schwierigen staat¬ lichen Verhältnisse, die ja eine gewisse Zurückhaltung und Mäßi¬ gung jeder patriotisch denkenden Partei zur Pflicht machen. (Bravo! Bravo! rechts.) Dann aber deshalb, weil wir einfach Realpolitiker geworden sind. So verhalten sich die Dinge. Ich überlasse es wieder Ihrem Ermessen, zu beurtheilen, inwieweit Baron Dumreicher richtig und wohl informiert war bei seiner letzten Rede. So könnte ich Ihnen, meine Herren, von Anfang bis zu Ende alles dasjenige, was Baron Dumreicher in zwei langen Stunden über uns Slovenen Lorgebracht hat, zerlegen und widerlegen. Ich thue es nicht. Ich schulde ihm lebhaften Dank für seine Ausführungen. Schon die Ausführlichkeit desselben spricht dafür, dass das, was wir Vorbringen, in sich begründet ist. (Abgeordneter Klun: Richtig!) Denn über ungerechtfertigte Sachen ereifert man sich doch nicht so sehr. (Abgeordneter Dr. Foregger: Das ist ein schlagender Beweis!) Dem Herrn Abge¬ ordneten Dr. Foregger habe ich bereits früher gesagt, dass ich aus Zurufe nicht replicieren kann. Ich habe zu wenig Zeit dazu, und auf der andern Seite müsste ich behaupten, dass der Herr Abgeordnete Foregger in meinen Augen nicht jenes Maß von Bedeutung genießt, welches erforderlich ist, um eine der¬ artige Entgegnung auf einen Zuruf zu provocieren. (Bravo! Bravo! rechts.) Ich verlasse nun den Baro« Dumreicher, es ist möglich, dass wir uns später noch treffen,(und gehe zur großen Schul¬ frage selbst über. Gestatten Sie lmir, dass ich hier auf eine merkwürdige Rede in Kürze zurückkomme, welche von dieser (rechten) Seite gehalten wurde, auu eine Rede, die mich geradezu mit Bewunderung erfüllt hat. W muss es gestehen, sie hat mir etwas begreiflich gemacht, war ich an sich für unbegreiflich hielt. Sie hat mir gezeigt, wie iis der menschlichen Unzuläng¬ lichkeit gelingen kann, aus dem Mchts das Etwas zu erzeugen. Ich meine die Rede des Abgeordneten der Landgemeinden Raudnitz. Ich habe die Rede aufmerksam durchgelesen und sie analysiert, was finden Sie darin/? Keine Spur eines tieferen originellen Gedankens, nicht die Frucht gründlichen, sachlichen Eingehens in Schulfragen, auch nicht den Niederschlag gesättigter praktischer Erfahrung; denn schließlich die immerhin interessanten Wahrnehmungen, die er auf seinen Ferialspaziergängen an zu¬ künftigen Bauern und Bäuerinnen gemacht hat, kann ich doch nicht als derartige Erfahrungen gelten lassen. Nichts von alle¬ dem. Die ganze Rede war -tönendes Erz und klingende Schellen, ein wahres Kökenmödding- abgegriffener Gemeinplätze und ver¬ brauchter Schlagworte, aber trotzdem hat sie, getragen von der rhetorischen Kunst dieses ausgezeichneten Redners, Dank der gütigen Unterstützung der geehrten Opposition (Sehr gut! rechts), wie ich nicht leugnen kann, einen außerordentlichen äußeren Er¬ folg gehabt. Eines muss aber dabei doch auffallen: Sowohl der geehrte Herr Redner als auch die verehrte Opposition, die ihm so stürmischen Beifall zujauchzte, hat eine Kleinigkeit übersehen. Der Abgeordnete Grsgr vergass vollständig in seinem feurigen Plaidoyer für die derzeit bestehende Neuschule, dass sein Name unter einem Anträge unterfertigt sei, der eine gründliche Abänderung der Neuschule verlangt, und die geehrte Opposition ist sich dessen im Momente nicht bewusst gewesen, dass der An¬ trag der Jungcechen von ihr und ihrer Presse seinerzeit mit demselben großen Jnterdicte belegt wurde, wie der Antrag Liechtenstein. Selbst ein aufrichtiges Geständnis des Abgeord¬ neten Dr. Grsgr wurde übersehen, nämlich das merkwürdige Zwiegespräch nut Greuter, in welchem Grsgr den Anbot machte: -Nehmt Tirol, lasst uns Böhmen!- Ich habe mich gewun¬ dert, dass die Opposition wenigstens nicht mit dem alten Gebete an den heiligen Florian gekommen ist: -Heiliger Florian, Feuer¬ patron, verschone unsere Häuser^ und zünd' die anderen an!» (Heiterkeit rechts.) Die Gelegenheit wäre so ausgezeichnet gewesen. Es ist dies für mich nur ein Beweis, wie häufig sich selbst in diesen Räumen unter Männern, die doch ernst sein sollten, der¬ artige Comödien der Irrungen abspielen. Ich habe gesagt, ich halte die Rede des Herrn Abgeord¬ neten Gregr trotz der aufrichtigen Anerkennung, die ich der rhe¬ torischen Kunst des Sprechers zolle, sachlich für recht unbedeutend. Ich wäre auch nicht darauf zurückgekommen, wenn nicht eine Bemerkung mich nöthigen würde, kurz zu replicieren. Der Herr Abgeordnete Gregr hat ausgerufen, wer an der Neuschule rüttelt, begeht ein Attentat an der Zukunft des böhmischen Volkes, der legt die Axt an das Dasein der' böhmischen Nation. Wenn dies für die Böhmen gilt, meine Herren, gilt es in viel höherem Grade für die numerisch viel schwächeren, kulturell und wirt¬ schaftlich zurückgebliebenen Slovenen. Jeder bei uns, der Augen hat zu sehen, muss es sich sagen: Wir Slovenen sind verloren, wenn es uns nicht gelingt, mit Bildungselementen die Masse des Volkes zu durchtränken, das Niveau desselben zu heben, aber- gerade, weil ich so denke, muss ich die Conclusionen des Herrn Abgeordneten für Raudnitz als verfehlt bekämpfen. Er hat mit solch heiligem Feuereifer gegen die Wiedereinführung der alten Schule, der Concordatsschule protestiert. Ich bemerke einfach, er hat offene Thüren eingerannt. Wer denkt denn daran, die alte Concordatsschule, die für alle Zeiten abgethan ist, wieder zu restituieren? Er hat sich zum Anwälte der Lehrerschaft aufgeworfen. Ich bemerke, dass ich selbst dem Lehrerstande angehöre, mit stolzem Bewusstsein ihm angehöre, dass mein sehnlichstes Verlangen dahin geht, seine sociale Geltung zu heben, seine Unabhängigkeit zu festigen, aber anderseits glaube ich, die Unabhängigkeit des Lehrerstandes werde nicht leiden und an socialer Geltung werde er nur gewinnen, wenn gewisse Ausschreitungen, von denen wir neulich gehört haben, in Hin¬ kunft hintangehalten werden. (Beifall rechts.) Wenn auf die Volksbildung hingewiesen worden ist, auf den hohen Wert, den die Volksschule für uns ringende Nationen haben müsse, so ver¬ weise ich auf das eine, dass ich es gerade deshalb nicht begreifen kann, wie man argumentiert: all dasjenige, was in den letzten Decennien die Erfahrung nachgewiesen hat, das soll und muss spurlos an dem Gesetzgebungswerke der österreichischen Volks¬ schule vorübergehen. Ich weiß nicht, ob sich der Herr Abgeord¬ nete Gregr neulich die Rede des Generalredners eontru angehört hat. Ich bitte ihn darum, diese Rede nicht bloß einfach zu lesen, das wäre zu wenig, sondern sie zu studieren. Die Ausführungen des Baron Dumreicher sind der beredteste Commentar zu jenem Beifallssturm, mit welchem die verehrte Opposition den Worten des jungczechischen Abgeordneten zugejauchzt hat. (Lebhafter Beifall rechts.) Wenn der Herr Abgeordnete Grsgr etwas mehr als ein großer Virtuose der Rhetorik ist, wenn in ihm nur ein Aederchen von politischer Ueberlegung und staatsmännischer Ein¬ sicht fließt, so muss ihm diese Rede die Augen darüber öffnen, auf welchem Irrwege er sich befindet, wessen Geschäfte er be¬ treibt, wessen Interessen er fördert. (Beifall rechts.) Ich werde jetzt zum springenden Punkte der ganzen heu¬ rigen Ünterrichtsdebatte kommen, ich gedenke meine Ansicht über die Reform der Volksschule auszusprechen, und zwar vom Stand¬ punkte des praktischen Schulmannes, der auf eine immerhin viel¬ jährige Thätigkeit im Gebiete des Unterrichtswesens hinzuweisen vermag. Ich verschmähe es, mein Rüstzeug aus der Unterrichts¬ statistik und aus ausländischen Gesetzgebungen zu holen, ich bin nicht so geschickt, wie der verehrte Abgeordnete Beer, dem viel reicheres Wissen und Erfahrung zugebote stehen, aber ich werde dafür die Verhältnisse vielleicht mit etwas mehr Aufrichtigkeit darlegen, denn um nur eines hervorzuheben, was der Herr Ab¬ geordnete für Hartberg über die Zahl der gemischten Schulen im Königreiche Preußen, nämlich 517, gesagt hat, halte ich, trotz der Einwendungen, die der Herr Abgeordnete Beer gemacht hat, voll¬ kommen ausrecht. Der Herr Abgeordnete Beer hat sich die Sache sehr leicht gemacht; er hielt sich einfach an den Buchstaben der Ausführungen des Prinzen Liechtenstein und wollte den ganz offen liegenden Sinn derselben nicht erblicken. Die Sache ist so außerordentlich einfach, dass ein einziges Beispiel genügen wird, um Sie über das, was ich meine, aufzuklären. Nehmen wir an eine preußische Gemeinde mit confessioneller Schule. In der ganzen Schule existiert kein einziges andersgläubiges Kind. In diese Gemeinde kommt nun ein Jude und bringt einen schul¬ pflichtigen Knaben mit sich. Er hat nicht die Mittel oder nicht den Willen, ihn privat unterrichten zu lassen. Zur nächsten Si¬ multan- oder gemischten Schule ist es zu weit; der Schulzwang besteht, das Kind aber muss er in die Schule schicken, daher schickt er es in die konfessionelle Ortsschule. Die Einrichtung derselben bleibt nach wie vor ganz dieselbe. Jetzt frage ich, welcher vernünftige Mensch wird aus dem Umstande, dass ein kleiner Israelit in diese Volksschule gekommen ist, zur Schlussfolgerung gelangen: Sie ist zu streichen aus der Reihe der konfessionellen Schulen und einzufügen unter die paritätischen oder gemischten Schulen. Gerade so aber und nicht anders argumentiert der Herr Abgeordnete Beer. Ich halte mich an dieselben Ziffern, die entnommen sind dem Ergänzungs¬ hefte 13 des deutschen reichsstatistischen Bureaus. Die Gesammtzahl der konfessionellen Schulen in Preußen im Jahre 1882 betrug 32.523. Nun werden 4678 von diesen konfessionellen Schulen auch von Angehörigen anderer Confessio- nen besucht, und zwar 1811 einklassige Schulen mit einer Mi¬ norität unter 10 Schüler, 1181 haben eine Minorität von über 10 Schülern, und von den mehrclassigen Schulen haben 1084 eine Minorität unter 18 und 420 eine solche über 18 Schüler. Das, meine Herren, sind nichts weiter, als die Consequenzen, welche sich aus den natürlichen Gemengelagen der Bekenntnisse ergeben. Daraus aber die Folgerung zu ziehen, dass die Angabe des Prinzen Liechtenstein unrichtig ist und mit den Thatsachen nicht im Einklänge steht, das ist entschieden unrichtig. Ich kann mich nun sehr kurz fassen in dem, was ich über die Volksschule selbst und ihre Reform zu sagen habe. Ich er¬ achte eine solche — von Details muss ich absehen — für uner¬ lässlich, und zwar nach dreifacher Richtung. Zuerst im Sinne der Länderautonomie; das Staatsgrundgesetz weist dem Reichs- rathe nur die Festsetzung der Grundsätze des Volksschulwesens zu; statt dessen aber erschien das Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869 von Haus aus mit einem organischen Gebrechen, mit einem verfassungsrechtlichen Makel behaftet, indem es ein bis ins kleinste Detail ausgearbeitetes Gesetz ist, ein uniformes Gesetz, welches alle Länder, ungeachtet ihrer kulturellen und nationalen Ver¬ schiedenheiten und wirtschaftlichen Differenzen, gleich behandelt. Nun, meine Herren, die Sache ist bedenklich, und zwar nicht bloß in staatsrechtlicher, sondern auch, und in noch weit höherem Grade, in pädagogischer Beziehung. Sie werden mir zugeben müssen, die Schule ist ein praktisches Gebilde, sie hat unmittel- bar dem Leben zu dienen; nach einer Schablone ist hier nicht vorzugehen. Manches, was für eine Volksschule in der Umgebung von Wien oder in Böhmen ganz angemessen ist, das ist einfach unmöglich und undurchführbar und nicht den ganz verschiedenen Verhältnissen entsprechend für ein galizisches Huzulendors in den Karpathen oder für einen gottverlassenen dalmatinischen Morlaken- wciler. Es ist daher eine Reform in dem Sinne unerlässlich, dass die Autonomie der Länder in Beziehung aus die Bolks- schulgesetzgebung erweitert werde. Ein anderes, meine Herren, betrifft das Verhältnis der Volksschule zum positiven Bekenntnisse zur Religionsgenossenschast. In einer sehr bedeutenden Rede von jener Seite des hohen Hauses, mit der sich der Herr Abgeordnete Lippert recht gut eingeführt hat, wurden wir aus jenen Widerspruch verwiesen, der da zwischen dem menschlichen Intellekte und seinem Erzeuge nisse, dem Wissen und dem Dogma des positiven Bekenntnisses besteht. Meine Herren! Dieser Widerspruch ist vorhanden — ich will nicht untersuchen, ob er ein bloß scheinbarer oder ein that- sächlicher ist, das ist eine andere Frage — er findet sich bei je¬ dem Bekenntnisse, er drängt, er ängstigt jede tiefere, ernstere Menschenseele, die sich an die Erfassung der höchsten Probleme des Daseins hcranmacht. Aber wozu diesen Zwiespalt in die Volksschule hineintragen? (So ist es! rechts.) Wozu die Beäng¬ stigung dem Kinde aufnöthigen in einer Zeit, wo ihm noch das Fassungsvermögen abgeht, wo es noch nicht imstande ist, aus eigenen Kräften an der Ausgleichung und Versöhnung dieser Gegensätze zu arbeiten?! Namhaste deutsche Pädagogen — ich nenne nur Schrader und Kehr, obwohl ich noch zahlreiche andere ansnhren könnte — haben insolge dessen, gerade weil sic die Einheitlichkeit des Volksschulunterrichtes betonen, den Grundsatz aufgestellt, dass der Mittelpunkt des gesammten Volksschulunter¬ richtes der Religionsunterricht zu sein habe, und zwar nieinen sie damit nicht eine nebulöse, gewissermaßen in der Retorte er¬ zeugte Schulmeisterreligion, sondern das positive Bekenntnis mit seinen Dogmen. Ich für meinen Theil gehe nicht so weit; aber ich will aus der Volksschule strenge alles vermieden wissen, was an der Ein¬ heitlichkeit des Unterrichtes rüttelt, was in der Jugend die Achtung vor dem positiven Bekenntnisse und den Dienern desselben zu beeinträchtigen imstande ist. Es hat mich gefreut, dass auch von der Opposition dieser Standpunkt betont worden ist. Ich möchte mir aber doch eine Bemerkung erlauben. Haben denn die Herren vor allem die entscheidende Frage übersehen, jenen Einwand, den inan ihnen immer machen kann, ob nämlich in der derzeit be¬ stehenden Volksschulgesetzgebung irgend eine Cautel dasür geschaffen ist, dass diese nothwendige Harmonie zwischen Schule und Kirche, diese nachdrücklich betonte Einheitlichkeit des Volksschulunterrichtes wirklich erhalten und nicht muthwillig gestört werde? Sie, meine Herren, werden mit der Einwendung kommen: Wir haben ja dafür die Schulaussichtsorgane, die Schulbehörden! Es ist ja richtig, es gibtOrtsschulinspectoren, Bezirksschulinspectoren, Landes- schuiinspectoren, die walten ja ihres Amtes. Gut! Wie verhält sich aber die Sache praktisch? In der Mehrzahl der Fälle ist der Ortsschulrath der reine niemand, ein masaulus pictus. Der Landcsschulinspector sieht sich alle heiligen Zeiten einmal die be¬ treffende Volksschule an. Verpflichtet dazu ist er innerhalb dreier Jahre einmal. Das eigentliche Agens in der Schulaufsicht ist der Bezirksschulinspector, und wo haben Sie nun die Garantie, dass dieser nicht in demselben Fahrwasser segelt wie jener, nach meiner Ansicht nicht geeignete Lehrer, den er zur Verantwortung zu ziehen hätte? Es sind niir diesbezüglich so viele traurige Bei¬ spiele bekannt — ich bemerke ausdrücklich, nicht aus meinem engeren Heimatlande, sondern namentlich aus Niederösterreich — Beispiele, von denen ich nicht reden will, weil ich Persönlichem principiell aus dem Wege gehe, zu viele Beispiele, als dass ich mich dazu entschließen könnte, den Gedanken an eine gesetzliche Regelung ohneweiters von sich zu weisen. Endlich ist eine Reform auch nach einer dritten Richtung nothwendig, nämlich in nationaler Beziehung. Wer entscheidet denn heute über die Unterrichtssprache in der Volksschule? Es gehört in der That etwas Uebung im Gesetzeslesen dazu, um sich diese Frage zu beantworten. Für den Gesetzeskundigen ist es allerdings klar. Z 6 des Reichsvolksfchulgcsetzes in Verbindung mit dem Artikel 19 des StaatSgrundgksetzes geben die nöthige Directive. Aber trotzdem, meine Herren, finden wir thatsächlich, dass eine ganze Reihe von Landcsschulräthen, z. B. jener von Steiermark, Kärnten, Istrien u. s. w., sich um diese gesetzlichen Bestimmungen blutwenig kümmern. Deswegen, behaupte ich, soll in das neue Volksjchulgesetz, durch das eine Resorm der Volks¬ schule beabsichtigt wird, eine klare und präcise Bestimmung Aus¬ nahme finden, welche das Recht der Muttersprache in der Volks¬ schule, die Function der Muttersprache als Unterrichtssprache präcisiert und über jeden Zweifel erhebt. (Zustimmung rechts.) Ich betone, wir Slovenen werden jedem derartigen Gesetze un¬ bedingt unsere Zustimmung versagen, falls dieses unser berech¬ tigtes Verlangen durch das Gesetz nicht erfüllt wird. (Sehr richtig! rechts.) Der Herr Abgeordnete Baron Dnmreichcr wird hier frei¬ lich mit mir nicht übereinstimmen. Auch er hat über Kärnten gesprochen. In der Regel ist es der Herr Abgeordnete Ghon, der uns wohlmeinend belehrt, wenn wir einen Excurs nach Kärnten unternehmen. Ich schätze den Herrn Abgeordnetnn Ghon außer¬ ordentlich, er ist ein lieber College, nur wird er etwas schwierig, wenn wir aus Kärnten zu sprechen kommen. (Heiterkeit rechts.) Aber er wird mir verzeihen, bei aller Hochschätzung seiner Per¬ sönlichkeit bin ich nicht imstande, ihn als eine Autorität gerade in Unterrichtssachen gelten zu lassen. Anders ist es mit dem Herrn Abgeordneten Baron Dumreicher, mit einem Manne, der in seinen Kreisen als Autorität in Unterrichtssragen gilt, meiner innersten Ueberzeugung nach herzlich mit Unrecht, der mit einem gewissen Applomb in der Unterrichtsdebatte austritt und von dem gewisse Leute meinen, dass, wenn uns die Segnungen eines Cabinetes Chlumecky-Plencr beschieden sein sollten, wir ihn einmal auch aus der Ministcrbank als Vertreter des Unterrichtswesens zu erblicken Gelegenheit haben werden. (Ruse rechts: Oho!) Einen derartigen ausgezeichneten Abgeordneten, dessen Meinung eine viel schwerwiegendere ist, muss ich denn doch fragen, ob ihm das einfache Büchelchcn unbekannt ist, betitelt: «Gesetze und Verord¬ nungen, betreffend die allgemeinen Volksschulen in Kärnten». Aus diesem kann er sich sofort überzeugen, dass an den kärtnerischen Volksschulen das Slovenischc: nicht einmal Unterrichtsgegenstand ist. (Hört! Hört! rechts.) > Sie haben hier den tUwvlan, iämmtliche Lehraegenstände sind angeführt, von der Rchgion angesangen bis zum Turnen und den weiblichen Handarbiiten; nirgends aber finden Sie die Bezeichnung «slovenischc Sprache», von: Unterrichte in der Mutter¬ sprache ist nirgends die Rede (Hört! Hört! rechts.), und nur so nebenbei bei -deutscher Unterrichtssprache- finden wir Folgendes (liest): «Für utraquistische Schulen im ersten Jahre vorbereitender Sprach- und Anschauungsunterricht, anknüpsend an Gegenstände aus der Umgebung des Kindes in jlovenischer Sprache- u. s. w., und bei der zweiten Abtheitung wird das Slovenischc an den sür die Heranbildung der slovenischen Jugend in Kärnten errich¬ teten und fungierenden Schulen nur insoweit gelehrt, dass der Unterricht im Deutschen auf diese Weise successive ermöglicht wird. Ich frage den Herrn Abgeordneten Baron Dumreicher, ob denn sür ihn keine Grundrechte existieren und ob, wenn er den Muth findet zu einer Apologie der kärntnerischen Schulzustände, er vollkommen vergessen hat auf unser Reichsvolksschulgesetz und unsere Schul- und Unterrichtsordnung? Wenn ihm das Volk gleichgiltig ist, so soll er sich wenigstens um seine vielgepriesene Neuschule annehmen. Die Alternative ist lediglich die: Es bleibt zu wählen zwischen zwei Dingen; entweder ist die jlovenische Jugend in Kärnten so außerordentlich begabt und der deutschen überlegen, dass sie imstande ist, trotz der Schwierigkeiten, welche sich aus der Unkenntnis der Unterrichtssprache ergeben, das Lehrziel zu erreichen, und ich glaube kaum, dass Sie diesen ab¬ soluten und so unendlich weitgehenden Vorzug unserer Jugend ohneweiters zugestehen werden, oder aber das andere tritt ein, das Unterrichtsziel wird nicht erreicht, die Schule leiste! nicht das, was sie leisten könnte und das zn fordern man berechtigt ist. Indessen, wozu denn rechten niit dem Herrn Abgeordneten der Klagenfurter Kammer? Als ich den Schluss seiner Rede gehört habe, ist mir etwas eingefallen. Jedem von uns ist es vielleicht schon passiert, dass bei dem Studium des einen oder anderen Autors irgend eine Stelle auf ihn einen besonders tiefen Eindruck hcrvorgerusen, besonders sich dem Gedächtnisse eingeprägt, manchmal eine Richtung angedeutet, einen bestimmten Impuls sür lange Jahre hinaus gegeben hat. So ist es mir ergangen als UniversiiätSstudent, als ich mittelalterliche Geschichtsqnellen las, mit jener unschätzbaren Geschichtsquelle des alten Widekind von Corvei. Sie finden darin eine Stelle, die bezeichnend ist nicht nur sür das zehnte Jahrhundert, in dem der Mann lebte und dessen Geschichte er schrieb, sondern auch sür die Gegensätze, die noch heutzutage uns Slaven und die geehrte Opposition trennen. Widekind von Corvei gibt den Gegensatz folgendermaßen (liest): -Manseunt sane ckiss plurinai, Kis (i. e. Lnxonikus) pro gloria st pro magno latoqus imporio, illis (i. e. Lelavoniois) pro lidertate ae ultima servitute varis aertantibus.- Entkleiden Sie die Rede Dumreichers des oratorischcn Bei¬ werkes, des Flitterstaates, so konimen Sie zu dem Schluffe, dass dieser Jdeengang Widekinds auch durchschlägt durch seine ganze Rede. Er kann sich eben Oesterreich gar nicht anders vorstellen als deutsch, und zwar deutsche Herrschaft, Herrschaft seiner Partei; demüthig gebeugt vor derselben die conservativen deutschen Stam- mesgenossen, unter den Füßen seiner Partei die besiegten, unter¬ worfenen nichtdeutschen Völkerschaften. Wir können daraus niemals eingehen, wir werden immer dagegen kämpfen, ebenso aber sind wir auch nicht dafür, dass diese Monarchie ein slavisches Gepräge finde, wir denken uns Oesterreich weder deutsch noch slavisch, wir glauben, unser Staat ist groß genug, um seinen eigenen Bedürfnissen zu genügen, den eigenen Impulsen zu solgen, um echte österreichische PolitikMm besten Sinne des Wortes zu. treiben (Bravo! rechts.) In di^nr Sinne ist auch die Volksschule ein wichtiges instrumsntum rsKs,. Ich wünsche, dass die Schulreform, die in unverhiillker Weise von der Regierungsbank angekündigt worden ist, wirklich ersolge, dass die Schule so umgestaltet werde, dass sie imstande sein wird, tüchtige Bürger dem Staate zu geben, die Religion unserer Vorfahren zu schützen, außerdem ein Bollwerk zu sein sür unsere Sprachen nnd unser Volksthum, und in diesem Sinne schließe ich. (Lebhafter Beifall und Händeklaschen rechts. --- Red¬ ner wird vielseitig beglückwünscht.) a n st r Usnocins in uniosnrii.si.ns pnuirnias Separat-Abdruck aus der -Laibacher Zeitung- vom SO. ivchrz 1889. — Buchdruckerei Kleinmayr L Bamberg, Laibach.