Verantwortlicher Redactcur und Verleger: I9r. Johann Chrys. Pogazhar. JW. 40- SarnStag den (t. Oktober Der Herbst im Priesterleben. Vorüber sind nun die heißen Tage des Sommers, auf lange Monde vorüber. Früher bettet sich die Erde zur nächtlichen Ruhe, später als in den heißen Sommer-tagen tritt die Sonne aus ihrem Brautgemache. Nicht mehr sind sengend ihre Strahlen; nicht mehr drückt beängstigende Schwüle den Wanderer in der Mittagsstunde, die Atmosphäre bedarf der reinigenden Gewitter nicht mehr. ES freuet sich der Winzer, wenn unter fröhlichen Gesängen die Kelter und Fässer sich füllen; der Sandmann ist beglückt, da er eine Frucht nach der ändern in sichern Gewahrsam bringt, den Fleiß eines Jahres reichlich belohnt, sich und die Seinen mit dem Nothwendigen versehen weiß. Seine Hoffnung ist erfüllt, seine Angst verschwunden, sein Fleiß auch für das kommende Jahr angefpornt. Bald bereitet sich die Erde zur Winterruhe — sie hat ihre Pflicht gethan; der Wind raubt den Bäumen die Blätter, nachdem die Menschen ihnen die Früchte genommen; Alles verkündet den herannahenden Winterschlaf. Bei der Betrachtung des Sommers im Priester-, leben *) mußten sich die Fragen aufdräugen: Wie, bringt denn der Sommer keine Früchte? Soll die Zeit, in der die belebende Sonne ihre Strahlen am kräftigsten uns zusendet, nur das Bild der Beschwerden im Priesterstande darbieten können? Sollte es überhaupt im Priesterleben eine bestimmte Zeit geben, in welcher nur Leiden und Mühen ihn treffen? Wohl weiß ich, daß auch der Sommer schon seine Früchte bringe, vergaß es nicht zu erwähnen, wie herrlich es an einem Sommertage nach dem Gewitterregen sei; aber die heißen Tage des Sommers bleiben denn doch das treffendste Bild für die heißen Tage im Priesterleben. Eben so forsche ich vergeblich nach einer Periode im Priesterleben, welche vollkommen dem Herbste gliche; denn nie endet für ihn auf Erden die Zeit der Aussaat, sondern Saat, Pflege und Ernte begegnen sich immer auf seinen Lebenswegen.' Aber je länger er wirkte, desto reichere Ernte der verschiedensten Früchte kann er hoffen u»d finden; durch längere Gewohnheit losgetrennt von *) Sich Theol. Zcitsch. Nr. 33 und 34, weltlichen Geschäften und Genüssen, dagegen versunken in die Verrichtungen seines Amtes fühlt er nicht mehr die Frühlingsfreude über die Blüthen und Erstlinge, über die Neuheit seiner Funktionen: die Früchte derselben, der Erfolg seiner Wirksamkeit fesseln nun sein Herz und heiter» Gemüthes sammelt er die Resultate reifer Erfahrungen, die Erweise des Dankes und der Liebe Jener, die er beglückte, die segenreichen Folgen seiner langen Amtswirksamkeit als eben so viele Früchte des Erdreiches, das er bearbeitete, ei». Dieß sind Freuden der Weinlese für de» Arbeiter im Weinberge des Herrn, dieß die Garben, die er mit Jubel nach Hause trägt, (nachdem er unter Thräuen den Saamen ausgesäet hatte), während die Abnahme seiner Kräfte an den nahenden Winterschlaf ihn mahnt. Deßhalb wird cs kein Fehlgriff sein, die Tage der fröhlichen Weinlese, die Zeit wo die Vor* rathskammern für die langen Monde des Winters, für die Zeit bis zur neuen Ernte sich füllen — den Herbst — als Anlaß zn wählen, um von der Wirksamkeit des Priesters und den Freuden, die hieraus entspringen, zu sprechen. Da ich nur Priester als Leser dieser Betrachtung voraussetzen kann, so drängt sich mir das Bedenken ans: Wozu üherhaupt eine Besprechung der priesterlichen Wirkungssphäre und der Freuden die sic bereitet, da sie nur eine Erörterung wohlbekannter Wahrheiten sein kann? Aber auch der Völkerlehrer läßt dem Archippns sagen (Coloss. 4, 17.): Sieh, auf das Amt, das du empfangen hast im Herrn, daß du cs vollkommen verwaltest. Und der Bischof sagt den Ordinanden: 'Seher, welch ein Amt euch übertragen wird. Und es wächst ja unser Eifer, je öfter wir erwägen, was wir leisten können, welche Genüsse ans diesen Leistungen fließen. Was der Herr den Engeln nicht gewährte, bescheerte er schwachen Menschen; Er, den die himmlischen Geister in tiefster Erfurcht anbeten, läßt sich von sündhaften Menschen auf Händen tragen! Priester, sich, welch ein Amt du empfangen hast, damit du cs würdig verrichtest! Doch, was soll ich als Priester hiebei zu leisten vermögen, da ja nur der unendlich Gütige eö ist, welcher die große Verwandlung bewirkt? was zu leisten vermögen, Da ich nach seinem unbegreiflichen Rathschluße ihm nur meine Sprache zur Vollführnng des unaussprechlichen Werkes zu leihen hatte? Ja, Jesus ist es, der hier wirkt, der als Mittler mit jener Liebe von Neuem sich opfert, mit welcher er daö Opferholz auf Golgatha bestieg. Die Leichtfertigkeit, das böse Gewissen des Priesters kann dem heiligsten Opfer an seinem Werthe nichts benehmen; aber betrachte wohl den erhöhten Gewinn den du durch die würdige Verwaltung dieses AmteS erzielest. Vor Allem entgehst du der Strafe, welche der Herr durch den Mund des Propheten Jeremias angedroht: Verflucht sei, wer das Werk des Herr» nachlässig verrichtet, findest nicht den Tod so nahe der Quelle des Lebens, nicht das Gericht, das Jeden trifft, der unwürdig ißt und trinkt — nein, weil dn im Sinne und Geiste der Kirche betest und nicht gedankenlos ihre Gebete nachlallest, steigt dein Gebet zu Gott empor und seine Erbarmuug kommt hernieder. Mit dem Opfer des unschuldigen Gotteslam-mes bringst dn auch das Opfer edler Gefühle und eines zerknirschten Herzens dar, welches der Herr nicht verachtet. Mit gereinigter Seele dienst dn ihm und viel vermag das Gebet des Gerechten. In Vereinigung mit den Gläubigen huldigst du ihm und Er, der da sprach: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen, wird dich nicht verlassen. An der Gluth deiner Andacht erwärmen sich die Herzen der Gegenwärtigen; die Lebendigkeit deines Glaubens belebt ihre» Glauben; das Feuer deiner Liebe entzündet ihre Liebe — sieh, waö du, würdig und mit uiigeheuchkltem Anstand am heil. Altäre dienend, dir und den dir Anvertrauten, ja der ganzen Menschheit, für die du betest, bereitest, was du hier zu leisten vermagst! Und bedenke die Freude, welche dir dieseö hochheilige Amt gewährt! Ist es auch furchtbar solch einen Dienst zu verrichten vor den Augen dessen, der alle Makeln der Berufs- und DiensteStreue sieht, so ist es doch wieder herzerhebend so nahe zu sein dem Allbarniherzigen. Welche Freude mit der Braut im hohen Liede sagen zu können: Ich habe ihn gesunden, den meine Seele liebt; sesthalten will ich ihn und nimmer fort lassen! Welche Freude mit dem Brode des ewigen Lebens sich gestärkt zu haben für die Sorgen deö Tages, für die Gefahren der Nacht! Welche Freude, umrungeu vou den himmlischen Heerschaaren, Jesum in seinen Händen zu halten, während die Schaar der Gläubigen, aus ihre Knie hingesniiken, reumüthig au die Brnst schlägt; wo Alle nur Ein Herz, nur Eine Seele sind, ja Gott selbst, die Seele unserer Seelen, das Leben unseres Lebens in unserer Mitte ist. Fürwahr, verkostet und sehet wie süß der Herr ist; kommet zu ihm und ihr werdet Ruhe für eure Seele finden. »Gehet hin in die ganze Welt, lehret alle Völker,« spricht Jesus zu seinen Schülern. Darum Priester des Herrn, Nachfolger dieser Schüler, sieh welch eilt Amt dn empfingst, damit du es würdig verwaltest. Du bist bestimmt die Menschen z» belehren, mögen sie in der Kindheit heiteren Tagen stehen, mag der Schnee des Greisenalters ihr Haupt bedecken, ans deinem Munde erwarten sie weisen Rath, von deiner Erfahrung und Liebe Lehre und Weisung. Welch ein Geschäft! welch ein Wirkungskreis! welch eine reiche Fundgrube der Freude! dem Priester ist es anheim gestellt, in den so empfänglichen Seelen der Kinder den guten Saamen wahrer Lebensweisheit anSzusäen, durch sic eine neue Generation heran zu ziehen, welche bemüht ist die Nebel zu meiden, ja'so viel möglich gut zu machen, in welche ihre Doräl-tern geriethen, eine Generation welche wieder neues, Gott gefälliges Leben verspricht. Dem Priester ist cs auf-erlegt, von geweihter Stätte das Wort des Herrn zu verkündigen, Allen dessen Befolgung nahe und kräftig ans Herz zu legen, der unparteiische Ceusor ihres Verfahrens zu sein, damit sie heilsam erschüttert und aus ihrem tätlichen Schlafe aufgefchreckt werden; vou jener Stätte auS die Betrübten zu trösten, den Zweifelnden zu rathen, die Wankenden zu stärken, die Irrenden auf den rechten Weg zu leiten. Dem Priester liegt es ob in den Tagen politischer Aufregung dem verheerenden Strome der Partei-Meinungen den Damm der Wahrheit entgegen zu stellen, und fern von polemisirender Politik und einseitigem Nationalitäts-Fanatismus auö dem großen Schatze evangelischer Wahrheiteu pastoralklug jene auszuwähleu, welche allein die socialen und staatsrechtlichen Fragen der Grgenwart zu lösen vermögen und einzig geeignet sind die gesuchte »breiteste BasiS« allgemeiner Volksvertretung nnd Volksbeglückung zu bilden. — Welche Freude für den Priester, wenn er sieht, wie die Kleinen mit ganzer Seele an ihm hängen, in der Unschuld ihres Her-zeuS ihre kleinen Geheimnisse ihm anvertrauen; wenn er gewahr wird, wie sein Wort in ihnen nnd durch sie oft iu ihren Angehörigen wirkt; wenn er bemerkt, wie sic des Lernens niemals müde, immer mehr und mehr von ihrem lieben Jesus hören möchten. Wahrlich nur ein in starrer Selbstsucht erstorbenes Gemüth kann keine Freude an gelehrigen folgsamen Kleinen empfinden und nimmer gleichet ein solcher dem göttlichen Kinderfreunde, welcher gesprochen: Lasset die Kleinen zu mir fommen; denn ihrer ist das Himmelreich. — Welche Freude, zu sehen, wie die andächtige Menge die Predigt deS Priesters sucht und aufmersam anf sein Wort hört, wie cs ihr 1» manche Thräne der Rührung entlockt! und doch, welche ungleich höhere Freude, zu erfahren, daß dieses Wort nicht vergeblich war, sondern daß Gott zu dem, was er ansgesäet und begossen, mich sein Gedeihen gab! Reich belohnt ist hiedurch die Mühe, neu belebt der Eifer, angenehm gemacht das übernommene Amt. — »Jedermann halte uns für Diener Christi und Ausspender der Geheimnisse Gottes« dieses Wort des Völkerlehrers ist zu de» Priestern des neuen Bundes gesprochen. Priester, zum Haushälter Gottes bist du erkoren, bestimmt seine Gnaden auszuspenden; bedenke, welch ein Amt du empfangen hast, damit du es würdig besorgst! Dir hat der Hetr seine Schätze übergeben ; welch ein Vertrauen! Er hat dir Gewalt gegeben sic auszuspenden; welch eine Macht! Mit der ängstlichen Sorgfalt einer liebenden Mutter begleitet die Kirche den Menschen auf allen Schritten dnrchs gefahrvolle Leben. Hat sie den Neugebornen in der heil. Taufe wicdcrgc-boren und unter ihre Kinder ausgenommen, so bezeugt sie ihm ihre Liebe abermals auf deutliche Weise, da sie in den Tagen, in denen die Gefahren der Welt über ihn herein zu brecheu drohen, ihn rüstet zum Kampfe gegen dieselben. Sic ist cs, die den Gefallenen aufrichtet und ihm die tröstliche Zusicherung der Verzeihung bringt; sie ist es, die ihm das Brod des Lebens znr Seelenstär-knng bricht; sie vergißt den Kranken nicht und stählt ihn zum Todeskampfe, sie bringt ihren Dienern Gnade, Weihe und Stärke von Oben, sie bekräftigt und heiligt den Bund, auf welchem der Bestand eines wohlgebildeten Menschengeschlechtes beruht — kurz, die Kirche ist es, welche die Gnadenmittel Jesu ausspendet. Und wer anders als der Priester — dieß Wort in seiner weitern Bedeutung genommen — ist cs, der in ihrem Aufträge all diese Guaden ausspeudet? Zwar kann er auch hier wie bei dem hochheiligen Opfer der Messe durch seine Unwürdigkeit der göttlichen Gnade nichts an Kraft benehmen, aber durch die Andacht und Würde, mit welcher er hier sein Amt verwaltet die Menschen zum würdigen Empfange derselben stimmen und auleiteu, das kann, das soll er, das ist hiebei das große Feld seiner Wirksamkeit und — wenn Nächstenliebe, welche sich am höchsten Glück des Bruders herzlich freut, nicht in ihm erstorben ist — der Quell seiner Freude. Aber eilte Gelegenheit bietet sich ihm vorzüglich dar der göttlichen Gnade den Weg zu bahnen, und behilflich zu sein, daß sie nicht wieder enteile — die heil. Beicht. Wohl hat dieß sein Amt der Beschwerden so viele, aber dennoch wird cs ihm zum ergiebigen Bor» der Freude. Es freuet sich der Vater, der seinen verlornen Sohn gerettet wieder in die Arme schließt; es freuet sich der Hirt, der das verirrte Schaf zu den neunundneunzig auf seinen Schulter» nach Hause trägt; es freuen sich die Engel Gottes über ciueil Sünder, der Buße thut; und der Priester dessen Weisheit, Frömmigkeit und Geduld der Herr als Werkzeug brauchte um den Sünder zu retten, sollte sich nicht freuen? Sieh, sei» Wort hat Anklang gefunden, das Felsenherz ist weich geworden, es hat sich den Regungen und Wirkungen der Gnade geöffnet. Dem Sünder fällt eilte Zentnerlast vom Herzen — und leichter athmet nun der, welcher sie abwälze» geholfen; Thränen wahrer Rührung quillen aus den Augen des Büßers hervor — sie sind die kostbarsten Perle», welche dem Priester reichlich die Sorge und Mühe vergelte». Welche Wonne dnrchströmt den Menschen bei dem Gedanken, daß er einen Mitbrnder ans Feuers- oder Wassergefahr gerettet; die Freude kann fürwahr nicht geringer fein, sich sagen zu dürfen: Ich babe meinen Bruder, der verloren war, wieder gefunden, ihn, der tobt war, wieder zum Leben erweckt, zwar nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir; denn nur d u rck Gottes Gnade bin ich, was ich bin, aber sie ist an mir nicht vergeblich gewesen. »Wett» ich auch wegen des Opfers und Dienstes für euren Glauben hin geschlachtet werde, so freuet es michund ich frohlocke über euch alle« — schreibt der Völkerlehrer seiner geliebten Gemeinde zu Philipp«. Diese Worte, ein herrliches Denkmahl des Eifers und der Liebe des Apostels, sind zugleich die eindringlichste Aufforderung an all seine Nach, folger, daß sie, um ihr Amt würdig zn verwalten, als Seelsorger gleich Paulus keine Opfer scheuen, um soviel an ihnen liegt, zum Wohle ihrer Anvertrauten beiz »tragen, und über den Erfolg ihrer Mühe frohlocken zu können. Das Amt eines Seelsorgers ist keineswegs damit abgeschlossen, daß er die Gläubigen durch feine Andacht am Altäre erbauet, ihre Bitten Gott vorträgt, daß er als Lehrer der Kleinen und Erwachsenen den Saamen des göttlichen Wortes in der Schule und ans der Kanzel ausstreuet, daß er dem Vertrauen, welches die Gläubigen zu ihm in den Beichtstuhl führt, entspricht: in dem Verhältnisse eines Hirten zu seiner Heerde, eines Vaters zu seinen Kindern, findet es seine Vollendung — und gerade dieses Verhältniß, so reich an Sorgen, ist oft überreich an Freuden. Es wiederhallen von allen Enden die Klagen über das Gesetz der Ehelosigkeit des Priesters und Tyrannei wird es genannt, daß man ihn der Familienfreuden beraube; Männer, die sonst nur Haß gegen den Priesterstand beurkunden, werden hier zu seinen Sachwaltern, und wollen ihm die Seligkeit des Ehestandes erwirken, wenn auch sie selbst durch Trennung ihres Ehebandes auf diese Freuden verzichten! Und doch, wer hat mehr Vatersorgen und Vatersreuden zu gewärtigen als der Priester, welcher cs übernahm, der Seelsorger einer Gemeinde zn sein. Er ist es, der mit der Leuchte des guten Beispiels vorangehen muß; denn Aller Augen sind auf ihn gerichtet; sucht Jemand Belegung, bei ihm hofft er sie zn finden; wird Jemand von Zweifeln gequält, ihm vertrauet er sie an und erwartet Lösung derselben. Drückt ein Unglück den Einzelnen oder die ganze Gemeinde, wo anders als bei ihm suchen sie zuerst Hilfe? Er ist es, zu dem die Armttth mit ihren Bitten kommt, den der Kranke um Trost ersucht. Er soll den Streit schlichten, welcher die Nachbarn entzweit, soll durch bas Gewicht seiner Rede eheliche Zwiste beenden; soll dem älterlichen Worte bei Zurechtweisung der Kinder Nachdruck geben. Und nicht nur gesucht, auch ungesucht muß er sich als deu besorgten Vater erweisen. Er muß die Kinder kennen lernen, von denen das Vcrdcrbcn ans die ändern übergeht, muß sich Jenen nähern, welche seine Nähe meide», muß sic bitten, ermahnen, warnen und, wenn alles fruchtlos, ihrem Einfluße dennoch entgegen wirken; er muß sich hiudrängen an das Krankenbett dessen, der nichts von ihm wissen will und den Versuch machen, daß dieser die vielleicht zum letzten Male dargebotene Hand Gottes nicht wieder unbußfertig von sich stoße; er muß — doch genug hievou; denn ich muß die Einrede besorge»: Wenn dieß eine Aufzählung der Freuden des seelsorglichen Lebens ist, dann muß es mit dessen Au-nehmlichkeit wahrlich schlecht bestellt sein. Und doch ist es so; denn warum trennt sich der Seelsorger, der lauge Jahre einer Gemeinde mit frommen Eifer vorgestanden, so schwer von derselben? warum kau» er ihrer nicht anders als mit Freudenthräueil im Auge gedenken? warum ist der Tag, au dem er sie verläßt, so bitter schmerzlich für ihn? Sich, wie Kinder, denen der Tod den geliebten Vater rauben will, drängen sich die Pfarrsgenosseu zu ihm dem Scheidende»; sic fühlen sich verwaist; und der treuherzige Händedruck und der dankbare Handkuß von wie viele» Aeußeruugen kindlicher Liebe sind sie begleitet! Was würden sie geben, wenn sic ihn zurück halten könnte»! Und wie verzögert die Liebe jenen Schritt, der ihn vielleicht für immer aus ihren Augen bringt! Ist das nicht Liebe der Kinder zum Vater, und ist solche tiiebe nicht erfreulich? Und wohl nicht beim Scheiden allein, wo nur immer eine Gelegenheit sich darbietet zeigt sich diese Liebe »»d lohnt mit Freude das seelsorgliche Wirken. Es freuet sich der Gärtner über das Bäumchen, das er gepflanzt, wenn es üppig und kraftvoll empor wächst; er freuet sich des Baumes, der zu ersterbe» drohte, denn er ihn durch weise Pflege gerettet. Es freuet sich der Hirt über das Lamm, das er dem Rachen des Wolfes entrissen, und jubelt, daß er diesen für die Zukunft unschädlich gemacht. Sollte sich der Seelsorger über ähnliche Erfolge seiner Wirksamkeit nicht freuen, über gerettete Seelen nicht frohlocken? Der Dank des Verirrten, den er ausgesucht und heimgeführt ist der süßeste Lohn für die Mühe des Weges. Der gute Wille deö Mütterchens, das durch eine Gabe ihren Dank au den Tag legen möchte, ist Labsal und Freude dem Herzen. Der Anblick der Jugend wie sie in ihrer Unschuld heranreift, den Seelsorger nicht flieht, sondern dessen Nähe sucht; das Zutrauen von Jung und Alt, die Thcilnahme an allen Schicksalen, die feilte Person betreffen, die Liebeserweise, so »»gesucht, so werthlos sie mich a» sich sind — sie vereinige» sich um deö Seelsorgers Arbeit, Kummer und Mühe reichlich zu vergelten. Darum, so wie er seiner Gemeinde mit Paulus sagen kann: »Wer aus euch wird schwach, und ich leide nicht mit ihm, wer wird geärgert und ich entbrenne deßhalb nicht? ihr wisset, wie ich vom ersten Tage an, da ich zn euch kam, unter euch allzeit wandelte, dienend dem Herrn in DemUth, Reue »nd Gefahren .... wie ich euch nichts Nützliches voreitthie(t, sondern cs euch geheim oder öffentlich lehrte,« fo wird auch die Gemeinde ihn lieben wie die Christen, welche den Apostel nicht von fich lassen wollten, sondern unter Thränen ihn umarmten und bestürzt wa-reu ob des Wortes, das er gesagt: Sie würden ihn nicht wieder sehen. Dieß ist ein, wenn auch nur matt gezeichnetes Bild der priesterlichen Wirksamkeit und der ihr entquellenden Freuden. Tic Freude an Blüthen vergeht mit dem Winde, der sie verweht, die Freude au den Früchten besteht; darum kann auch >,»r ihre Betrachtung uns mit der StandeSwahl versöhnen und tröste», wen» die Wucht der Beschwerde» uns zu erdrücken droht. «Die unter Thränen säen, werden mit Frohlocken ärnten. Sie gehen und wei»e» nnd streuen ihren S aa-incit aus, aber sie kommeu mit Jubel und treu geu ihre Garbeu heim,« das ist daü Trosteswort deS Psalmisteu, so ganz geeignet den Priester aufzurich-tcit, seinen Muth zu stähle», seinen Eifer zu beflügeln. Sind die Früchte reif, so welken die Blätter und fallen ab, der Winter naht, die Natur begibt sich allmählig zur ersehnten Ruhe. Darum Priester deS Herrn! eilen wir uns Früchte zu sammeln ans dem großen Felde, das uns zur Bearbeitung anvertraut ist. Scheint »ns des Sommers Hitze unerträglich, trösten wir nns mit dem Hinblick auf den kühlen Herbst; scheint unsere Arbeit fruchtlos, Undank ihr einziger Loh» zn sein, verzagen wir nicht; nach und »ach gedeihet doch Alles zur Reife, allmählig werden sich unsere Vvrrathökammcrn füllen, und wir werden getrost die Zeit erwarten, wenn wir nicht mehr säen und pflügen können, fondcrn von dcm leben müssen was unser Fleiß im Jahr des Priesterlebens erworben. Haben wir beim Eintritte in den Pricsterstauo gesprochen: (Juam (lilecta labcrnacula tiia Domine, so sollen wir in demselben stehend auch mit dein frommen Sänger jubelnd sagen: tieali «jui liabilant in domo tua Domino, in secula scculorum laudabunt tc. J)r. Wiery. Aus der Lavanter Divcese. Der hochwürdigste Herr Fürstbischof von Lavaitt hat am 8. September l. I. einen Hirtenbrief an feine Diöce-fan-Geistlichkeit erlasse», der wohl üt weitem Kreisen bekannt zu werde» verdient. Es wird darin zuerst ein Daitffest für die gnädige Gewährung des Friedens angeordnet und dafür der erste Sonntag tut Oktober, dcr Rofcnkranz- Sonntag, bestimmt, welcher der göttlichen Mutter Maria vom Siege besonders geweiht ist, indem er uns an viele erkämpfte Siege über den Erbfeind der Kirche erinnert. In einer passenden Kanzelrede feil die Bedeutung dieses Siegcsfestes den Gläubigen auseinandergesetzt werden. Ferner wird für den nämlichen Sonntag eine Todten-Andacht für die Verstorbenen vorgeschrieben, welche am Felde der Ehre den schönen Tod fürs Vaterland gefunden haben. Diese soll nach der nachmittägigen Litanei und dem heil. Segen in der Weise, wie am Vorabende deö armen Seeleittages, und am darauffolgenden Tag mit I. Nocturn cum Laudibus nebst Todtenamt und Libcra abgehalten werden. Sofort wird eine Sammlung für die verwundeten Krieger angeordnet, die am Schlachtfelde oder in den Morästen Venedigs und Ungarns erwerbsunfähig geworden, und mit Recht unsere Unterstützung in Anspruch nehmen. Nun aber richtet sich die aufmunternde Rede an die Geistlichkeit, welche ihre Lebensaufgabe mit lebendigem Eifer erfassen soll, um in der zerrissenen Menschengesell-schaft einen Frieden zu begründen, welchen die Welt nicht geben kann. Besonders werden die katholischen Vereine als ein Zeitbedürfniß anerkannt, und oberhirtliche Weisungen zur Bildung derselben gegeben. Die Worte des Hirtenbriefes sind durchaus von heiliger Salbung durchflossen; um unfern Lesern den Genuß nicht zu verkürzen, lassen wir den betreffende« Tert desselben hier folgen: >,T)ic Pflicht der Dankbarkeit ist aber mit dieser vor-znnehmenden Andacht und milden Sammlung noch nicht erfüllt; wir haben dem uns von Gott wieder geschenkten thenren Frieden eine feste Grundlage zu bauen, und jene Gefahren zu beseitigen, die unser Vaterland an den Rand des Verderbens gebracht. Ist auch der Kanonendonner eines blutigen Bürgerkrieges verstummt, der Prin-cipienkamps dauert fort; nur ein kurzer Waffenstillstand ist zwischen des Geistes feindlichen Mächte» errungen worden. Die Kanonen und Bajonnete haben zwar die wild ausgebrochenen Flammen des Aufruhres gedämpft, der Funke der Empörung und der vorherrschenden Leidenschaft glimmt aber unter der Asche fort, bereit bei jedem Sturme abermals in Hellen Flammen ansznbrechen, wenn nicht Religion imd eine christliche Erziehung das wilde Feuer entfesselter Leidenschaft erlöschen macht, und an dessen Stelle eilt wohlthätiges, nicht zerstörendes, sondern belebendes Feuer echter Vaterlandsliebe in den Herzen der Völker anfacht. Wohlan, meine geliebten Brüder und Mitarbeiter im Weinberge Gottes, nun kommt die Reihe an uns in die Schranke» zu treten, einen gewaltigen Kampf zu führen nicht allem wider Fleisch und Blut, so sehr auch die materiellen Interessen in unfern Tagen am meisten das Thun und Lassen der Menschen bestimmen, sondern wider die Beherrscher der Welt in dieser Finster-niß, wider die Geister der Bosheit. Ergreifen wir darum die Rüstung Gottes, damit wir bestehen in einer böfeu Zeit und in Allen vollkommen anshalten können. Mit der Wahrheit um gürtet, mit dem Panzer der Unbescholtenheit angethan, mit dem Schilde des Glaubens und mit dem Schwerte des Geistes bewaffnet sollen wir auf dem Kampfplätze stehen, das EvangeliumdesFriedenszuverküude». (Ephef. C. 11 — 17.) Wir haben der armen zerrissenen Men-fchengesellschaft einen Frieden zu bringen und zu begründen, welchen die Welt nicht geben kan», de» der Heiland der Welt vom Himmel gebracht und seinen treuen Bekenner» hmterlasse» hat. Unsere heil. Mission soll eine Mission des Friedens sein. Und wie schön sind die Wege derer, die den Friede» verkünde», die frohe Botschaft vom Gute» bringen. (Rem. 10, 15.) Als i» de» Tage» des Kaisers Augustus der Tempel des Kriegsgottes geschlossen war, da ertönte das Lied des Friedens an der Krippe des Heilandes von E»gel» gesungen: »Ehre Gott in den Höhen, und Frieden den Menschen auf Erden, die eines guteu Willens sind.« Auch tu itiiscnn Oesterreich ruhet nun daö Schwert des Krieges in seiner Scheide wieder; um so eifriger haben wir Lehrer und Erzieher des Volkes unser heiliges Amt fortzusetzen; denn nur den treuen Kriegern und den pflichtbeflissen en Seelenhirten ist es Vorbehalten, Europa vor der Barbarei, die Menfchengcfellschast vor einer völligen Auflösung zu retten. Treu haben die Krieger (der Wehrstand) ihre Pflicht gethan, auch wir (der Lebrstand) wollen nufere Aufgabe mit der Gnade von Oben getreulich lösen. Und wie heißt denn unsere Ausgabe? die so vielfach von Gott abgefalleuen Menschenkinder wieder durch Jesum zu Gott zu führen, sie ans ihrer sittlichen Versunkenheit wieder zum Bewußtsein ihrer erhabenen Bestimmung zu bringen, sie das Glück der beseligenden katholischen Religion, so wie den Segen der gesetzlichen Ordnung fühlen z» mache», — die katholische Kirche und ihre heilige» Institutionen zu lieben, den Staat und seine Gesetze zu achten, die Pflichten eines wahren Katholiken und eines getreuen Unterthans gewissenhaft erfüllen zu lehren, die Menschen zn überzeugen, daß diese Welt kein Kleeacker des bloßen Genusses, sondern eine Vorbereitnngsschule für ein besseres Jenseits sei. Dieses, meine Brüder! ist nun vorzugsweise das wichtige Thema, von dessen glücklicher Lösung ein bleibender Friede und die Rettung der Menschengesellschaft vor dem Abgrunde eines modernen Heidenthums u»d des gräßlichen Com--munismus, der in de» Städten, so wie am Lande tiefe Wurzeln z» fasse» drohet, abhängt. Zwei Grundfesten der menschlichen Gesellschaft haben die Stimmführer deö Umsturzes erschüttert: den Glauben an Gott, an eitte Belohnung oder Strafe im Jenseits, da»» das Recht des Eigenthums. Man hat sich eine Glaubenslehre »ach de» Gelüste» ei»cs verdorbene» Herzens gebildet, aber eben dadurch eine Lage bereitet, wie sie ei» verdorbenes Herz verdient. Weil man so lebt, daß man den Himmel jenseits nicht hoffen kan» und mir die Hölle fürchten muß, so längnet man Himmel und Hölle, und suchet sich seinen Himmel auf Erden dein Thiere ähnlich in der Befriedigung niedriger Triebe. Genießen, was uns gelüstet, und jede Autorität verachte», die uns am Genüsse hindert, dieß sind die modernen Grundsätze, welche die Erde zu einer Hölle machen müssen, wenn die Menschen in der Schnle der Religion nicht wieder das Entbehren lernen, auf daß der Arme seine Hand nicht nach dem fremden Eigeuthume ausstrecke, dagegen der Vermögliche mit christlicher Liebe seine milde Hand anfthue und von seinem Ueberflusse den Nothdnrftigen unterstütze — bis die Menschen nicht wieder lernen jede gesetzliche Autorität, jede rechtmäßige Obrigkeit als eine Stellvertreter!» Gottes kindlich zu verehren. Der herrschende Lurus unter den Vornehmen und die ungeregelte Lebensweise fccr Besitzlose» ( des sogenannten Proletariates) sind die trüben Quellen unserer socialen Hebel, deren Mutter eine unchristliche Erziehung der Kinder ist. Wer kann, wer soll alle diese tiefen Wunden heilen, die ein arger Geist der Zeit der menschlichen Gesellschaft geschlagen? Weder neue Regierungsformeu, so gut sie sein mögen, noch errungene Freiheiten, sondern nur die Religion und Kirche allein, durch die Belebung des Glaubens und einer Werktätigen christlichen Liebe. 31» nns Priester nnd Diener des Herrn, die wir das Licht der Welt nud das Salz der Erde sein sollen, ergeht nun das Wort: 3-3ch habe Ench aus-erwählt, und Euch gesetzt, auf daß ihr hin-geht, Früchte bringet, und Eure Frucht bleibe«. (Joh. 15, 16.) Daß wir mit den gewöhnlichen Mitteln in einer außerordentlichen Zeit nicht mehr auslaugen, hat uns die traurige Erfahrung in den jüngsten Tagen gelehrt; unsere Feinde, die Genossen der Umsturzpartei begegnen uns in geschlossenen Reihen. Außergewöhnliche Bedürfnisse erfordern auch außerordentliche Mittel. Von jeher war die katholische Kirche an religiösen Anstalten reich nnd immer bereit jedem Zeitbedürfnisse mütterlich zu begegnen. Zum Beweise dessen dienen uns die vielen Bruderschaften und christlichen Vereine in allen Jahrhunderten. Nun scheinen in unfern Tagen die katholischen Vereine ein Zeitbedürsniß und ein von Gott dargebo-tenes Mittel zn sein, die socialen Hebel zu heilen. Mich über die Vortheile und über den Erfolg dieser Vereine näher auszusprechen halte ich für überflüssig, nachdem das Wesen derselben mit allen den Bedenklichkeiten in den Tagesblättern genug besprochen wurde. (Siehe das Laibacher Wochenblatt Zeit und Ewigkeit d. I. Nr. 35. 36. Zgodnja Danica Nr. 11, 15, 18.) Sind aber die Bedürfnisse unserer Diöcese von besonderer Art, so ist das Bedürfuiß eines so wohlthätigen Vereines nicht minder fühlbar; nur muß die Einrichtung des katholischen Vereines bei uns von ändern Vereinen unterschieden und de» obwaltenden Verhältnissen angemessen sein. Sein Zweck sei ein doppelter: Die Belebung des Glaubens unser Volk zum katholischen Bewußtsein zu bringen, und der werkthätigen christlichen Liebe durch Ausübung der geistlichen nnd leiblichen Werke der Barmherzigkeit, dann die erforderliche Belehrung über die Neugestaltung der Dinge im Vaterlande, und was deßhalb zn thnn nothwendig sei? Ein großes Hebel unserer Zeit, an dem das Volk überhaupt, insbesondere aber der sogenannte intelligente Stand leidet, ist die Gleichgültigkeit und Kälte gegen die Religion und ihre Hebungen, gegen die katholische Kirche nnd ihre Institutionen, der so sichtbare Magel des katholischen Bewußtseins. Habe» nicht viele Familien eine ganz heidnische Lebensweise angenommen? Ist nicht in sehr vielen Häusern, die sich noch christlich nennen, die Flamme der häuslichen Andacht am Fa-iniliciiheerde völlig erloschen? Sind nicht viele Familien-glieder geistlich so sehr verarmt, daß sie die sieben heil. Sakramente nicht mehr verstehen, ja nicht selten das »Vater unser« mehr wissen? — Diese Rel>gionsschcue und Gleichgültigkeit ist ein tödtender Rost für Glaube» und christliche Sitte. Dieser geistlichen Verkommenheit kann weder der Unterricht in der Schule abhelfen — den» diesem sind solche entwachsen — noch der öffentliche Unterricht in der Kirche; denn diesen besuchen solche nicht; nur ein katholischer Verein ist im Stande dem um sich greifenden religiösen Jndisserentismus wirksam entgegen zu treten durch brüderliche Ermahnungen und noch mehr durch das gute Beispiel, indem sich die Vereinsmitglieder besonders verpflichten, das Gebot des Herrn iu den Religionsübungen gewissenhaft zu erfüllen: »So lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, auf daß sic eure guten Werke sehen und (durch euer Beispiel angeregt) euren Vater loben, der im Himmel ist (Matth. 5, 16.); eingedenk, daß, wer mich vor den Menschen verlängnet, den will auch ich vor meinen Vater v er l äug neu«. Matth. 10, 33.) Wie nothwendig ist in einer Gemeinde die brüderliche Zurechtweisung, nnd wie schwer für den Seelsorger besonders bei einer großen Seelenzahl! Großen-theils unterbleibt solche, oder sie kommt zu spät oder zur Unrechten Zeit, weil cs dem Seclenhirtcn so oft an der Kenntniß der Gemeinde und an einer schicklichen Gelegenheit mangelt, solche vorzunehmen. Diese Liebespflicht nach Vorschrift des Evangeliums (Matth. 18, 15.) zu üben soll ein besonderer Gegenstand der Vereinsthätig-keit sciit. lieber dieß gibt es in jeder Gemeinde der leiblichen Armuth so viel, daß weder der Priester noch der Armenvorstand im Stande ist zur rechten Zeit die ersprießliche Abhilfe zn leisten: als, verlassene Waise zu versorgen, die vielen unehelichen Kinder bei christlichen Leuten zu unterbringen u. s. w. Was einzelne gute Menschen nicht vermögen, das bewirkt ein Verein, der sich ans reiner Liebe zu Gott zur täglichen Aufgabe macht die geistlichen nnd leiblichen Werke der Barmherzigkeit ausznüben. Was in der ersten Blüthe des Christenthums die Diakonen und Diakouisiuen so schön geübt, was dcr heil. Vincenz von Paula durch seine zahlreichen Vereine mit einem so gesegneten Erfolge bewirkt, was der wohlthätige Frauenverein — ein segenreicher Zweig des Katholiken-Vereines — in Wien, zu Gratz und au ändern Orten verwundeten Kriegern und den Armen überhaupt GuteS thnt, soll uns im katholischen Vereine zur Aufmunterung und Nachahmung dienen, um der geistlichen und leiblichen Armuth wirksam zu steuern, da eben diese die Hanptqu^lle unserer socialen llebel ist. Unsere neuen Staatsreformen und Gemein dev erhält» i sse machen für den gemeinen Mann, dcr großentheils gar nicht lesen kann, soll er für die Zukunft nicht ein Spielball böswilliger Menschen bleiben, einen besonderen Unterricht unumgänglich nothweudig, eilte Belehrung, die ihm weder die gewöhnliche Schule noch das Gotteshaus geben kann. Dieser Unterricht über die neue Gestaltung des Staats- und Gemeindewcsens in einem konstitutionellen Staate muß aber eine christliche Grundlage haben, und vom katholischen Standpunkte ausgehen, damit nicht dcr Feind unter den Weizen Unkraut ansstrene, wie es leider im vorigen Jahre mit einem so schrecklichen Erfolge geschah, als die falschen Volksbeglücker mit einer Art Fanatismus iu de» Schänkhäusern ihren Unglauben und die Sitten-lostgkeit unter das arglose Volk ausgebreket. Wie segenreich kann der katholische Verein in diesem Fache wirken, wenn er ein bewährtes Volksblatt (z. B. die Laibacher Zgodnja Uanica, Xovicc, dcr österr. Volksfreuud, wenn diese Blätter im gleichen Geiste fortgesetzt werden) hält, die wissenswerthen Artikel den Mitgliedern vorlesen, die nothwendigen Erklärungen machen, und darauf das Erforderliche beschließen läßt. Die Leitung des Vereins soll einem verständigen, rechtschaffenen, kirchlich und politisch gutgesinnten Manne unter steter Aufsicht des Ortsseelsorgers, dcr den Verein zu überwachen hat, damit er sich immer auf kirchliche» Boden bewege, anvertraut werden. Die Wahl desselben hat über Vorschlag des Priesters durch die Mitglieder zn geschehen. Auf gleiche Weife ist auch für deu Frauen - oder Weiberverein eine Vorsteherin zu wählen. Glücklich jene Gemeinde, bereu Schulmeister (Volksschullehrcr) dcr Mann ist, den katholischen Verein zu leiten. Auch das Schulzimmer dürfte das geeignete Lokale für die Versammlungen sein. Die werkthätige Liebe der Vereinsinitglicdcr soll das tägliche Gebet unterstützen, da es ja nicht auf den ankoinmt, dcr da pflanzet, noch auf den, der begießet, fonbern vor Allen auf Gott, der das Gedeihen gibt. Jedes Mitglied soll täglich ein Vater unser, einen englischen Gruß, einen Glauben mit dem: Ehre sei Gott u. s. w. für die Erhöhung unserer heil. Mutter der katholischen Kirche beten, und das hcil. Kreuz, das Sinnbild unseres heil. Glaubens und unseres Siegeö, besonders verehren. Jene Vercinsmitglieder aber, die bereits einer Ändern Bruderschaft einverleibt sind, mögen nicht mit neuen täglichen Gebeten tiberhäufet werden, um ihr Gewissen nicht zn befchrocreii. Auch zu bestimmten Zahlungen möge man die Vercinsmitglieder in der Regel nicht verpflichten; dcnn solche scheuen die Leute am meisten und halten sic vom Beitritte ab. Für die Vereins-bebürfuisse, so wie für außergewöhnliche Unterstützungen sollen Sammlungen vorgenommcn werden. Die Bcrmög-lichern werben mehr beisteuern, bic Aermereit mögen mehr beten, bic Eifrige« aber nach ihren Kräften Beibes thun, unb Gott wolle seinen Segen geben. Was christliche Männer bnrch den katholischen Verein begründen, das sollen christliche Frauen und Weiber vollenben, wenn es in trgcnb einer Pfarrsgemeinde als räthlich erscheint auch einen Frauenverein zu stiften. In jeder Pfarrsgemeinde wird es fromme Evodias, eifrige Syntyches geben, (Philipp. 4, 2) und eines umsichtigen Seelsorgers Sache soll es fein, sie im Hause irgend einer wvhlthätigcn Lydia (Apostelgeschichte 15 > 16 —) zu Vereinszwecken zn versammeln, sie zu Engeln bcs Trostes unb ber christlichen Liebe für feine Gemeinde heran-jubilben. Die Seele bes katholischen Vereines sollen unb können in ber Regel nur kluge unb eifrige Seelsorger fein, bie bcnfclbcn burch ihre warme Thcilnahmc beleben unb leiten im Geiste bes heil. Vinceuz von Paula. Viel besser aber kein Verein, als ohne Leitung unb gegen den Willen des Ortsfeclforgcrs; es würde ihm bic Seele unb bic Weihe ber Kirche mangeln, unb sonach derselbe abstcrbcn, oder nur böse Früchte tragen. Da aber die Gaben der ©eelenhirten eben so wie die Verhältnisse einzelner Gemeinden verschieden sind, unb nicht selten bas, was an einem Orte zweckbienlich ist, auf einem zweiten fchäblich sein kann, so überlasse ich die Einführung der im Allgemeinen für unsere Zeit fehr nothwenbigen katholischen Vereine bem klugen Ermessen der Herrn Seelsorger (Praeceptum quidem non liabeo, consilium autein do), überzeugt, daß meine geliebten Mitarbeiter im Weinberge des Herrn kein Opfer und keine Mühe fchcucit werden, auch dem leisesten Wunsche des Oberhirten zu folgen, wenn es sich um bas zeitliche Wohl unb tun bas ewige Seelenheil ber anvertrauten Hecrbe hanbelt. Ich verpflichte mich au jebem ersten Tage bes Monates bas hcil. Meßopfer Gott bem Allmächtigen für bas Gebeihen biefes Vereines barzubringen, eifrige opferwillige Priester werben sich freudig mit mir verbinden, unb ber Segen wirb von Oben kommen. Wo ber Verein zn Staube kommen feilte, soll ber heil. Anbrcas unser Diöcefanpatron auch als Schutzpatron bes fath. Vereines gewählt, bas Fest aller Heiligen als Vcrciusfest, alle sogenannten Aposteltage und jeber erste Sonntag im Monate zur Vereinssitzung bestimmt werben. Die nähere Organisirnng wirb folgen, wenn bas projektirte Werk einen guten Fortgang nimmt Alle kirchen- unb staatsfeinblichen Tenbcnzcn haben bem katholischen Vereine fremd zu bleiben. Jeder Seelsorger möge beurthcilcn, ob in seiner Gemeinde das gute Werk Wurzel fassen und die gewünschten Früchte tragen könnc. Vesser ist cs nicht anzusangen, als am halben Wege stehen zu bleiben, und den Gegnern zum Gespötte zu werden. (Luf. 14, 30.) V. Da die gegenwärtigen Zeitverhältnisse eine Abhaltung von VolkS-Missionen noch nicht zulassen, eine genauere Erfüllttug der StandeSpflichteu aber von so hoher Wichtigkeit ist, so wird statt der benannten allerdings sehr nützlichen Rcligioiisaustalt an geordnet, in der heil. Advent» und Fastenzeit Stand es lehren zn halten, sogestaltig, daß am ersten Sonntage die Pflichten der Haus- und Familienväter, am zweite» jene der Mütter, am dritte» jene der Jünglinge, Mädchen, dann der Dienstboten u. s. w., besonders in dem Kirchenvor-trage behandelt, die vorherrschenden Fehler gezeigt und davor mit Nachdruck und Würde gewarnt werde. Schließlich wird der Unterricht für Kinder nach Vorschrift des Erlasses vom 2. Jänner 1847, Nr. 13, allen Herren Seelsorgern nochmals an das Herz gelegt n n d eine angemessene Feierlichkeit für die erste heil. Communiou an empfohlen. (Für slowenische Seelsorgestationen sind in dem Jahrbnche Droblince die geeigneten Anreden und Gebete zu finden.) Unsere eigene Erfahrung lehret uiis ja, wie bleibend die religiösen Eindrücke der Jugend sind, und welch einen gesegneten Einfluß dieselbe» aus das ganze Leben des Menschen ausüben. Lasset, meine geliebten Mitarbeiter, die Kleinen recht hänfig zu Euch kommen; ist ja doch ihrer das Himmelreich. Euer Unterricht sei ihres Geistes Morgenlicht; und die Viele in der Gerechtigkeit unterwiesen, werden wie Sterne glänzen immer und ewig. (Rom. 12, 3.) Kirchliche Nachricht. Paris, 25. September. Beim Provinzial-Concil, welches am 17. Sept. in der großen Kapelle des Seminars von St. Snlpiee seine erste Sitzung hatte, sind gegenwärtig: Der Erzbischof von Paris, die Bischöfe von Meaur, Versailles und Blois, u«d der neu desiguirte Bischof von Orleans, Abbe Dupauloup (letztere Zeit Redacteur des Arni de la Religion). Der Bischof von Chartres wird von seinem Generalvikar vertreten. Jedes Land- und Domkapitel hat seinen eigenen Delegaten, das Metropolitankapitel aber zwei, nämlich Tresvaur Dekan, und Surat Archipresbyter von Notre Dauie. Unter den Theologen des Concils sind de Courson, Generaloberer von St. Sulpice, 1*. de Ravigna» von der Gesellschaft Jesn, P. Rubillon, Enrriere uud Jcard, beide Professoren im Seminar St. Sulpice, Abbe Langlois, Superior des Seminars der auswärtigen Missionen, dann mehrere Pfarrer: Annat, Hantele, Lorbierc u. ct., ans Paris und — kr. 7t 30 » de» ändern Diöcesen, »m auch dem Seelforgestand seine Stimme bei den Berathungen nicht zn entziehen. Freiwillige Beitrage für den Missionär Dr. Ignaz Kn oblech er Uebertrag 110 fl. Herr Anton Sarnik, ßuratbeneficiat in Vogle................................. . . Herr Franz Wohinz, Cooperator in St. Veit bei Schilzhe......................... Herr Lukas Alesch, ßooperator in Oblak, 1 Golddukaten............................... Herr Ant. Wonzha, Coop. in Gutenfeld Herr Peter Knstofizh, Stadtpfatrcopcr. in Gottschee ............................ Herr Joseph Rosmatu,, Pfarrdech'ant iii Treffen .......... Herr Jos. Leßjak, Coop. in Treffen .* » Jos. Sterbenz, Coop. in Treffen . » Joh. Supiu, Pfarrer in St. Ruprecht » Caspar Gasperlin, Cooperator in St. Ruprecht.............................. Herr Michael Sluga, Cooperator in St. Ruprecht ............................. . Herr Georg Kraschoviz, Cooperator in Seisenberg ......... Herr Johann Schüler, Pfarrer in Ober- nassenfnß ............................... Herr Georg Lanteschar, Cooperator in Oberiiassenfnß ........ Herr Joh. Sknbiz, Cooperator in Dber- nassenfuß...............................-i Herr Franz Kaliger, Pfarrer in Döberuik » Jos. Golob, Cooperator » » » Joseph Koß, Pfarrer itt Unteruas- senfnß.................................... Herr Valentin Pretner, Pfarrer in heil. Kreitz bei Thurn............................ Herr Balthasar Barthol, Cooperator in heil. Kreuz bei Thuru..................... Herr Ignaz Ziegler, Pfarrer in Johannisthal ....................... Herr Jacob Gruden, Coop. in Neudegg » Johann Profel, Pfarrer in St. Lorenz an der Temeniz ..... Herr Valentin Legat, Looperator in St. Lorenz an der Temeniz..................... Herr Mathias Kofchak, Lokalkaplau i» Zhatesch.................................. Herr Lorenz Kopitar, Lokalkaplan tu Haidoviz............................... Herr Joseph Meglizh, Hilfspriester' i» Haidoviz............................... Herr Anton Seuschek, Lokalkaplau iu St^ Mlchael bei Seisenberg . . . Herr Simon Jereb, Lokalkaplan in Selo bet Schönberg....................... Volt einem Priester mit dem Motto: „I/audate Dominum omnes genles“ Von einem Ändern: Veritas Domini manet in aeterniim“.......................... 3 » 1 » 9 » 2 >, 3 » 5 » 3 » 3 7/ 2 » — 2 » — 1 » — 4 7> — ö » — 5 h — 1 1 L — 1 » — 2 » — 2 » 5 » }> > 2 2 4(1 Zusammen 197 fl. 50 fr. Gedruckt bei Josef Blasnik in Laibach.