1090 zn entweihenden Saale der Gesetzgebung erfolgt, nur für die Ahndung dieser Beleidigung gibt es lein Gesetz! Ich werde demnach genöthigt sein, in dieser Bczichnng die Unterstützung des geehrten Hauses in Anspruch zu nehmen, denn auch hier darf es nie und nimmer ge- stattet sein, am Ansehen der gerichtlichen Institution uu- geahndet zu rütteln. Was die zweite mich persönlich betreffende Anklage anbelangt, erkläre ich vor Allem, daß nicht Ehrgeiz, nicht irgend wclchc niedrige Motive, sondern die reinste Vaterlandsliebe mich veranlaßten, das Ministcrportcfeuillc anzunehmen. Seit zwei Jahren bin ich nun als Mi- nister im Kreise von so patriotisch gesinnten Männern thätig, daß die Hochachtung uud die Freundschaft der- selben mir vom höchsten Werthe ist Als ich das Mi- mstcrportcfeuille annahm, da wußte ich, daß ich an Ar- beit, an Lebenskraft, an Familienfrcudcu bedeutende Opfer werde zu bringen haben. Ich habe diese Opfer gebracht, um meinem Vatcrlaudc mit Hingcbuug zu die- nen. Auf Eiues war ich jedoch nicht gefaßt; ich wußte nicht, daß man hier anch meine perfönliche Ehre ver- letzen würde. Mein Blut, mein Lcbcu zum Opfer zu bringen, dazu bin ich bereit; nie nnd nimmer werde ich aber zugeben, duß meine fleckenlos erhaltene Ehre uu- geahndet angetastet werde. Meine Ehre und mcin reiner Name ist das ein- zige Vermögen, daö ich ciwolbcu habe, das ich als Erbthcil mcilmi itmdcin hiütcilasscn tan», die mit dem Tage, als ich Ministci wuide, ihren Familicnvalcr ver- loren haben. Gestern wnldc ich hier licf beleidigt, und lann ich weder ulS Minister, noch als Ad^coldnclcr meinen Platz im Hanse ciiuichmcu, bis imr nicht volle Satisfaction wurde, so lange nicht meine Ehre rcha- bilililt ist, und zwar hier, wo dir Beleidigung crfolglc. Brllüchtm Sie, mciuc Herren, dics nicht als übcltrle- bene Empfindlichkeit; denn wehe dem Lande, bei dessen Ministern das Gcsühl für die Wahrnng ih?cr pclsönli- ch.'n Ehre erstolbeu ist. (Stül mische BeifallSiufc dn Majorität.) Nach diesen Worten verlies; der Iustizmiuister den Saal, begleitet von dcn lantcsten Ovationen der Ma- jorität. Nnn crhob sich der rrsle Vicepräsident des Hau^ ses, Salamon Gajzago. Er constalirt, daß die Frei" heit des Woitts eine uneiläßlichc Vrdiugnug des par- lamentarische» Bebens ist, doch dürfte dir Ncd''f>eiheil, die Imluuniläl der Abgcorduclcn nie zniu Schutz füi persönliche Beleidigungen dienen. In letzter Zcit sind mcliifachc Erscheinungen zn Tage gclrclc», die cine sehr trübe Zntunst und »och wcilere Ausschreitungen üh»ci, lasse». Um dem wo mc>nlich vorzubcngen, slcllt er folgem den Anting: In Anbclracht, daß Herr Abgcoiductcr Danicl Iranyi seine am 24, d. bci Gelegenheit der Debatte über de» Gesetzentwurf bezüglich der Ausübung der richlei lichen Gewalt gchallenc Nebe mit dcn Worten folgenden Inhalts geschlossen hat: „Und cs erstarb auf mcinen Lippen das Wort, als ich bedachte, tmß der Vcrhcirlichcr der 1848er Gc- setze cbcn derselbe Iustizmiuistcr ist, der einen der tnile^ sten, vortrefflichstcn, am Charakter reinsten Kämpcu der 1848er Gesetze, mciueu Vorgänger, durch ungesetzliches Ultheil zu Tode gnälte" beantrage er folgende Resolution: Die Iinmnniiälscommission des Hauses wird an^ gewiesen, über Beschaffenheit nnd Viodus der im gc- gcnwältigcu Falle zu gebenden Gcnuglhuung einrn Vor- schlag zu machen, der auch tws in ähnlicheu Fällen lünflighin zu befolgende Versah, cn in Betracht zie- hen soll. Der Präsident citlärt, daß dieser Antrag gedruckt und seiner Zcit auf die TagcSoldnung gcstcllt weiden soll. Von mehrere» Seilen versuchte man, eine sofortige Erörterung der obschwcbcuvcu Frage zu vcrhüteu, doch gelang dics nickt. Viigil Szilagyi schildert die Verhältnisse, nute, denen sich Bößölmenyi iu scincr Haft befand, er schil- dcrl die lctzttu Tage seincs Lebens uud schließt mit der Eltläruua,, daß er die beleidigende Acußcrung Iranyi's mit Indignation zurückweist. Sabbas Vukouics bcdaucrt die trauiigc Szene, dcrcu Schauplatz das Haus gcsteru nnd soeben newr» scn. Doch ist die Szcuc niln vorüber nnd im Sinne der ungarischen Verfassung sei es unmöglich, auf eine gcstcln vorgefallene Angelegenheit heute zurückzusommcn. Die Rcdcsrcihcit düifle nicht beschränkt wcrdcn, und sei daher dcr Antrag Gcjzago's unbedingt zurücktu» w'iscn. Ernst Simonyi stimmt gcgcu die Vcihandluug dcs Antrages, wcil derselbe die Absicht involvirt, dein Par- lammte 'scinc Freiheit zu ltthmcn. Im ungarischen Parlamente durfc Alles gesagt werden und selbst in cincm solchen Falle, welcher so»st die now iiMoliwU« nach sich zicht, schützt dcn R'edncr die Immunität dci Abgeordneten. Franz Dcak: Meiner Ansicht nach hat die Im- muuitätscommission mit dieser Angelegenheit nichts zu thun. Das Haus allein ist berechtigt, über die vor sei- nem Forum vorgcfallcueu Thatsachcu zu urtheilen. Von diesem Rechte hat dcr Präsident gestein Gebrauch ge- macht, indem er sofort nach dcn betreffenden Worten dem Redner eine Rüge ertheilte. Heute hat der Minister gesprochen, nnd ist cs nnn am Hause, sein Urtheil ab- zugeben. Als Beamter des Landes ist dcr Minister nicht unangreifbar, und zwar können diefc Angriffe in zweier- lei Form vorkommen. Entweder wird nämlich der Mi- nister inlcrpellirt, oder man beantragt, ihn in den An- klagestand zu versetzen. Hatte Iranyi diese Form einge- halten, so wäre eine Debatte über dcn Angriff möglich gewesen, so aber ist dies nicht möglich. Allerdings darf cs nicht zugegeben werden, daß Je- mand unter dem Mantel dcr Immunität Jedermann beleidige. Unsere Geschäftsordnung hat für diesen Fall uichts vorgcschcn, weil sie ihn cbcn für unmöglich hielt. Pflicht des Haufcs ist cs, darüber zu wacheu, daß der Minister leine ungcsctzlichc Haudluna bcsschc, odcr wenn cr sich einer solcheu schuldig macht, ihn in Anklagestand zu versetzen. Das Hnus muß aber anch im Interesse des Parlamentarismus sorgen dafür, daß dcr Minister nicht, wie im gcgcbeucn Falle, so M wiißenwm angeklagt oder beleidigt wird. So wie Iranyi seine Anklage ein- gebracht, könnte man denken, falls das Haus sich über dieselbe nicht ausspricht, daß sie entweder gerecht war, aber todtgeschwicgen wird, oder daß sie gar zu unbe- deutend ist. Nnn ist aber keines von beiden der Fall. Redner beantragt zum Schlüsse, „das Haus solle über die Acußc- ruug Iranyi's protokollarisch sciuc Mißbilligung aussprc- chcn." Wenn jedoch Iranyi scinc beleidigende Aeußerung zurückzieht, dauu habe jede weitere Maßregel wegzublei- ben. (Beifall rechts.) Kol. Tißa hält diesen Antrag nicht für annehm- bar. Im Sinne dcr HanSordnuug sei die Angclcgcuhcit mit der Rüge beendet, die dcr Präsident noch gestern Iranyi ertheilte. Nach längerer Debatte über die Abstimmuugsfrage wird auf Forderung von 20 Abgeordnctcu über dcu An- trag Deaks die namentliche Abstiminnng eingeleitet. Die äußerste Linke ist hierüber indignirt und verläßt, beglei- tet vom linken Centrum deu Saal, um bci dcr Absliu^ mung nicht anwesend zu seiu. Eiuige Mitglieder dcr Opposition stimmen übrigens mit der Majorität, na- mcntlich Lazar Ioanescn, Vinccnz Latiuovics, Virgil Latiuovics, Virgil Szilagyi, Graf Eduard Karolyi und Alexander Szalay. Iranyi blieb während dcr Abstimmung rcgnngslos auf scinem Platze sitzen. Die Abstimmung crg^b folgendes Resultat: Für dcu Autrag DeakS stimmten 203 Abgeordnete, - gegen denselben Niemand, abwesend waren 213 Abgeordnete. Dic Instllllirung dcr spanischen Ncgcntschast. Madrid, 19. Juni. Gestern vor zwei Uhr Nach- mittags verließ dcr Regent in scincr eigenen zwcispäu nigcn Equipage die Residenz, von dcr Generalität uud eiucnl zahlrcichcu Gcncralstabc begleitet, um sich zur Eidesleistung iu dcn Congrehpalast zu verfügen. Der kleine Zua, von Eavallcric-Abthcilungcn eröffnet und gc^ schlössen, bewegte sich langsamen Schrittes durch die üblichcu Hauplstraßcu, iu welchen die Truppen dcr Linie und die Volkswchr Spalier bildeten. Dcr Eintritt dcS Regenten in dcu Sitzungssaal crfolglc Schlag 2 Uhr („I'oxuotituäl.! o«k Iu i»o1ito«8u äc^ wi^," sagte Lud- wig XIV.). Die Dcputirtcn waren ctikcttcmäßig geklei- det, die Bänke dcr Linken leer. Nachdem dcr Regent ans dcr Estrade dcn Eid gclcistct hatte, vcrlaS cr sitzend folgende Anrede: „Meine Herren Deputirten! Mit dcr Schöpfung dcr coustitntioncllcn Gewalt, wclchc Sie mir anzuvertrauen gcruhteu uud die ich dankbar annehme, beginnt eine neue Periode dcr September-Re- volution, Die Epoche der großen Gefahren ist überstan- den, und wir find bei jener der O rg an i fa t i on an« gelangt, in welcher wir nur mehr nuscre eigene Ungc- dnld, Mißtrauen odcr Uebcrtrcibnng zu befürchte», habcu. Wir haben Spanien vorerst von dein schweren Alp, dcr dasselbe drückte, befreit nnd habcu sodann die nnscrcm Volke traditionelle monarchische Rcgieruugsform consli- tnirt, die wir jedoch mit republikanischen Institutionen umgabcu. Es ist nunmehr dcr Augenblick gekommen, diese Errungcuschaftcu zu entwickeln nnd zu befestigen, die Autorität zu stärkeu, die das Palladium aller Rechte und der Schild aller socialen Interessen ist, lind gleich- zeitig unsere diplomatischen Beziehungen mit dcn aus- wärtigen Mächten zu consolidircn. Sind diese Aufgaben für mciuc schwachen Kräfte auch schwierig, so wird nur doch volles Vertrauen für deren glückliche Lösung einge- flößt durch Ihre hohe Weisheit, dnrch dcu Anschluß dcr Laud- und Seemacht, durch dcn thatkräftigen Patriotis- mus der Bürgcrwchr nud durch dcu gesunden Sinn und dcu edlen Geist uuscrcr ueugcbornen Natiou. Von dcm Ehrenposten aus, auf welche» Sie mich erhoben habcn, gibt es für mich keine politischen Parteien mehr; ich erblicke nur das Gruudgcsetz, wclchcs uuö alle uud mich vor allem biudct, uud welches vou uns allen geachtet uud befolgt wcrdcn wird; ich erblicke nur unser gelieb- tes Vatcrlaud iu sciucr Sehnsucht uach Stabilität und Ruhe, nach Fortschritt und Freiheit, und cudlich erblicke ich als oberstes Ziel meiner Mission die Becndi- guug des Iuterregnum s, wenn auch in diesem Mlilll'llm. Ueber den Tanz und über Volkstänze. Vou Heinrich v. Littrow. (Schlich,) Mit Vildnng und Gesittung hält dcr gesellschaft- liche Tanz glcicheu Schritt und wcnn der Deutsche, der nicht so gern ftlandert als der Franzose, von welchem letzteren Mad. Stai'l bchanvtet: ,M Wm<.'ui« lnit tmeor« M'Im' wömo (Miml, 11 n'il, point der größten Befriedigung die cbci, gehörte Ncdc vernommen; iyr Inhalt entspricht vollständig den Absichten, von welchen sie bei der Wahl des Regenten geleitet wnrdcn. Niemand verdient diese Wahl so, wie Marschall Scnano Aber merken Sie wohl auf, meine Herren: an dem Tage, an welchem die Volkssouve- ränetät profanirt, wo die Rechte der Spanier mit Fuljcn getreten oder usurpirt würden, an dem Tage würoe auch dcr Name des Generals Serrano, heute so glorreich, und das glorreiche Audcnlcn an Alcolea in das Nichts zurücksinken. Dagegen rechne der Regent aus nns, auf die Cortes, auf das Heer, auf dieBürgerwchr; erzähle auf alle Spanier, denn wir Alle haben von heute an nur eine Fahne mit dcr Aufschrift: Alles durch und für das Vaterland. . . ^ «, „ Dcr Ncgcnt umarmte h'erauf den ^ammer-Pra» sidcuten nnd zog sich uxter Zurufen dcr Depntirtcn in dcchlbcn Wcisc zmück, wie er gekommen war Dcr Regent war auffallend erregt und blaß; cm Gleiches bemerkte man an Marschall P'im. Madrid halle sem für derlei Gelegenheiten festliches Aussehen, aber man verhehlte sich nicht, daß die Aufuahme des Regeutcu von Seite des Publicums bn dcr Hm- und Nuckfahrt eine ausnehmend kalte war; da« tiefe Schweigen ange« sichts dcS zwischen den Trnppcn und der Voltsmenge langsam dahinrollcndcn Wagens hatte etwas Peinliches. An einem andern 18. Imü. jenem des Jahres 1837, war die damals in Schönheit glänzende Königin Chn- stinc denselben Weg gefahren, anch um die Regent' schaft während dcr Minderjährigkeit ihrer Tochter Isa- bella zu übernehmen und den bezüglichen Eid zu leisten. Möge die gegenwärtige Regentschaft glücklicher als jene andere sein! Kurz nach dcr Heimkehr oeS Regenten fuhren die Minister bei ihm vor, überreichten ihrc Demission, und Marschall Piiin wurde officicU mit dcr Neubildung des Cabinetcs betraut. Da die Demokraten Echcgaray, Beccira, Martos und Andere dieser Partei bei ihrer Weigerung, in« Cabinet zu treten, verharrten, hat auch Prim die lctztciligczcigtc Combination fcslgchliltcn; To« pele behält neben dcr Marine interimistisch auch dieCo- lonicn und Figucrola verbleibt Finanzministcr. Da die Abstinenz der Demokraten nicht clwa eine individuelle, sondern vielmehr eine ausgesprochene Partcisachc ist, in- dem sie hierin mit einer, wenn anch nicht zahlreichen, Fraction von Progrcssistcn zusammengehen, so wird hierüber mannichfach glossitt. (N. Fr. Pr.) Oesterreich. Wien, 25. Juni. (Landcsculi urräthe. — Voltsschulgesetz.) Wie die ..Corr. Schw." meldet, beabsichtigt das Ackerbau - Ministerium nach dem Vor- gänge Böhmens und der schon bewährten Wirksamkeit des dcr Statthalterci in Zara zugetheilten Cultur-In- spectors für Dalmaticn die Aufstellung von Landescul turräthen bei den Statthaltereien und Landesregierungen für die LandeScultur - Augctcgcnheitcn. — Im Unter- richtsministerium wird die Ausführung des Volksschnl- gcsetzes mit energischer Thätigkeit betrieben. Täglich sind den diesfälligcn Berathungen längere Conferenzen gewid- met, die kaum vor Mitte Juli das massenhafte Mate- rial bewältigt haben dürften. Es bedarf neben einer Reihe von Erlässen uud Regulativen im Vcrordnungs- wcge auch wichtiger Vorlagen an die Landtage, insbe- sondere zur Regelung dcr materiellen Stellung dcr Lehrer. — 26. Juni. (Die Cadeten der Land- arme e.) Das gestern ausgegebene 53. Stück des Armee- Vcrordnnngsblattes enthält die kricgSministerielle Cir- cularvcrordnung vom 24. d. M., mittelst welcher die von Sr. Majestät dem Kaiser genehmigte Vorschrift, betreffend die Cadeten oeS l. k. Heeres im allgemeinen und als Officiers-Stellvertreter, dann Bewerber um Ncscruc-Officicrsstcllcn, beziehungsweise Rcscrvc-Cadcteu kundgemacht wird. Diese Vorschrift umfaßt 38 Para- graphen, deren wichtigster nns der zu sein scheint, daß jeder gebildete, gut conbuisirtc und auch bezüglich scineö Vorlebens tadellose Soldat nach Ablegung der vorge- schriebenen Prüfung znm Cadeten ernannt werden kann und dabei von nun an von dcr Forderung einer Zulage abzusehen ist. Jeder Cadet erhält bei der Ernennung einen bestimmten Rang und nach dem Ergebnisse dcr Prüfung auch eine Nangsnnmmer, nach welcher cr in den Concrctnal - Status seiner Waffe eingereiht wird. Die rangsältestcn Cadetcn werden zu OfficicrS-Stell- vertretern ernannt, erhalten als solche ein- für allemal cin Pauschale von 15 st. zur Anschaffnng der nöthigen DistinctionSzeichcn und empfangen nebst den Gebühren eines wirklichen Feldwebels, Wachtmeisters, Obcrjägcrs :c. eine monatliche Zulage von 8 fl. An Ncisemitteln haben sie die Gcbührcu eines Lieutenants, eine Rcisezulage von 50 und eine Marschzulage von 25 Ncukreuzern, in den hiefür rcglcmcntsmäßig bezeichneten Fällen. Activ die- nende Cadctcn dürfen nicht heiraten und findet ihrc Be- förderung zu Licutcnanten grundsätzlich auS dem Con- crctualstatus der eigenen Waffengattung statt. Uuslaud. Rom, 27. Juni. (Allocution.) Das „Gior- nale di Roma" schreibt: Dcr Papst beklagte in der letzten Allocution jenes Gesetz der italienischen Regie- rung, welches dic Clcritcr dcr Conscription unterwirft, belobte die Proteste der italienischen Bischöfe, erklärte den Katholicismus sehr großen Uebeln und Schädigun- gen in Oesterreich und Ungarn angesetzt; ^ dic Nach- richten ans Spanien betrüben den Papst, ebenso der Umstand, daß die rnssische Regierung die Verfolgungen fortsetze, — dagegen sei die Festigkeit der polnischen Bischöfe cin Trost für ihn. Der Papst spricht die Hoffnung auS, dcr Clcrus werde dem Beispiele dcr Epis- kopate folgen, und macht schließlich die Feinde dcr Kirche auf ein strenges Gottcsurthcil aufmerksam. Paris, 27. Juni. (Ernennung. — Vcr u rlh c ilu ug c n.) Das „Journal officicll" meldet die Ernennung Herberts und Lcbretons zu Qnästorcn dcS gesetzgebenden Kölpcls. — Rochcfort wnrdc wegen Mit- schuld an der Einschmnggelung der „Lantcrne" zu drei Jahren Gefängniß, zu eincr Geldstrafe von 10.000 Fran- ken und zum Verluste dcr bürgerlichen Rechte bezüglich des activen und passiven Wahlrechtes vcrurlhcilt. Iu dem Processe gcgcn den „Sicclc" wnrdcn Limousin zu frommer Sinn, u. s. w. mögen der Unstttc d.c allma^ lich über sic herciubrach, nur zur Fol.e gedient habcn, wie cs Devote gibt, die alle Fasttage gewissenhaft achten, weil ihnen gnt gesulzte Fische nnd Mchlspe.,en ^ Was"de^hygienische>i Theil des Tanzes anbelangt, so steht cs fest, daß dcr Tanz zu den gcsundhe.tss^ dcrndcn gymnastischen Uebungen gehört, wenn man da- bei die große kleine Regel nicht übcrstch : ,,«8t moäu^ ill r6w«" da Tänzer noch mehr Sauerstoff verbrauchen als die Tänzerinnen Stoffe überhaupt, da cm bo,cr na- tyrikcr einst dic Damcn mit dcn Kerzen verglich und behauptete, daß beide steißig geputzt wcrdcu müssen, wenn sie gut brennen und glänzen sollen — da aber auch die Kerzen und Lampen Sauerstoff brauchen - - so folgt daraus, daß gute reine Luft das zweckmäßige Medium für Tänzer und für Kerzen ist. Am gesündesten ist da- her dcr Tanz im Freien odcr in gut gclüftctcn Räumen. Dcr Tanz selbst ist von Niemandem als verwerflich erklärt, cs fei denn von Mcnfchcn, dic an puritanischer Uebcrspanntheit leiden. Jedem, der gern tanzt. l,t cS ziemlich glcichgiltig, mit wem er tanzt, nur muß man gut tanzen. Sorglosigkeit, jngcndlicher Frohsinn, der süße Trieb dcr Geselligkeit - sind wahrscheinlich die ur- alten einzigen Erfinder des Tanzes — ohne daß stch die Gelehrten den Kopf zerbrechen, um zu entscheiden, ob Illbal odcr Orpheus dic ersten Tanzmcister waren, und ob Terpsichore wirklich die Fanny Elster, die Ccrito des Mnscnconservatoriums im Olympc war. Basedow - der berühmte Pädagog, i 1<2ii, der Zeitgenosse Pestalozzis, dcr eifrige Verfechter dcS Kos- nwftolitismus ^ behauptet: „Das Menschengeschlecht würde um cin Beträchtliches glücklicher sein, wenn wenigstens einmal in der Woche in jcdcr Familie ge- tanzt würde." Daß dcr Tanz im höchsten Grade geeignet ist, ge- sellschaftliches Vergnügen zu befördern, wird man schon darum uicht lcugueu köunen, weil cr cinc gymnastische Uebung ist, an der anch das schöne Geschlecht theilnehmen taun. das schöne Geschlecht — das cin Satyritcr — die göttliche Mayonnaise dcr Schöpfung nennt, die Alles schmackhaft macht, und die ärmste Speise pikant ver- edelt. Jede Körperbewegung, also auch der Tanz. beför- dert die Fröhlichkeit, bringt träges Blut in schnellere Circulation nnd fröhliche Menschen sind glücklicher, als ttübsiunigc; heitere Menschen besser, als Grämlingc und Hypochonder. Dcr Tanz wird heutzutage wie das Salz dic un- entbehrliche Würze für AllcS, beinahe keine Unterhaltung, an dcr sich Iugcud und Mittclallcr bclhciligcn, kann des Tanzes entbehren, ja sogar die wissenschaftlichen Vor- lesungen vertragen diesen Beigeschmack und gewinnen dnrch ihn an Werth nnd Anziehungskraft, nnd wie jcdcr Psalm mit dem Gloria cndct, so wird jetzt cin Tänzchen daö Finale, dcr laligraphischc Verzug, dcn man überall an- bringt. Da aber Göthc sagt: Grau, theurer Freund, Ist alle Theorie Und Mi« des Lebmö gold'urr Baum, so empfehlen wir nach dieser theoretischen Studie die goldene Praxis — denn sonst könnten wir wirtlich das italienische Dictum zu hören bekommen: uwuo Maccdor« a j)iü fatti. einem Monat Gefängniß und zu 500 Franken Geld- strafe, uud Iourdan zu zwei Monaten Gefängniß und zu einer gleichen Geldstrafe vcrurthcilt. In dem Pro» ccssc gegen den „Clccleur Libre" und die „Opinion Nationale" wurden Hcrbcltc zu einmonatlichcm Gefäng- niß und zu 300 Franken Geldstrafe und Poulet gleich« falls zu einem Monat Gefängniß und zu 500 Franken Geldstrafe verurlhcilt. Vrest, 26. Juni. (DaS Kabel.) Der „Great Eastern" befand sich heute Mittags im 48.37 Breite und im 18.57 Längcgradc. Er hatte 574 Meilen zu- rückgelegt und 635 Knoten Kabel versenkt. Ein Fehler im Kabel wurde heute Morgens am Bord ausgebessert. Das Wetter ist schön. Um halb N Uhr Abends war die telegraphische Verbindung mit dem „Great Eastern" eine vollkommen gute. Aus Brest, 27. Juni, wird berichtet: Heute halb 8 Uhr Morgens war die Kabel- verbindung mit dem „Great Eastern" eine vollständige. Iiirich, 26. Juni. (Mazzini) ist gestern abgereist, um in Loudon seinen bleibenden Aufenthalt zu nehmen. Der in den Hochalpen und Vorarlberg gefallene Schnee verursachte große« Schaden. Madrid, 26. Juni. (Dementi. ^ Auszah- lung des Juli-Coupons.) Die „Neforma" demen- tirt das Gerücht, daß in Barcellona Ruhestörungen vor- fielen. —- Ueber eine Interpellation erklärte der Finanz- minister Figncrola, cr habe die Auszahlung des Juli' Coupons angeordnet uud die betreffenden Gelder in den Consignations Casscn dcponirt. Washington, 25. Juni. (Der Marine- sccretär Borie) hat abgedankt. An seine Stelle wurde der frühere Staatsanwalt in Ncwjersey, Robeson, zum Marincsccrctär ernannt. — Die Spanier haben die cubanischcn Insurgenten bei LincorrillaS besiegt. Ueberlandspost. Calcutta, 28. Mai, Bom- bay, 1. Juni. Der König von Airma sammelt Trup- pen an der Grenze und in dcn Städten am Irrawaddy und soll. den Einflüsterungen der England feindlichen Partei nachgebend, dcn Verkehr mit Ober-Girma be« schränken wollen. Die ostindische Regierung beabsichtigt die Nikobaren mit Chinesen zu colonisiren. Alexandrien, 19. Juni. Alle Ministerien sollen auf europäische Weise organisirt werden. Hon long. 13. Mai. Das japanesische Paria» ment sollte Mitte Mai in Icddo zusammentreten. NuS Peking wird gerüchlweise gemeldet. Prinz Kung soll die Stelle als Regent niederlegen müssen und der den Frem- den feindliche Feldherr Tsenlwofan sei an den Hof be-» rusen worden und solle zum Mitglied des Cabinets er< nannt werden. Hagesneuigkeiten. — (Die Lehrer dcr landwirthschaftlichen Lehranstalt in Ungarisch-Alte» bürg) haben sich mit Ausnahme des Directors Masch sämmtlich entschlossen, mit Elide des laufenden Lehrjahres ihre Stellen niederzm legen, und zwar mit Ablehnung der ihnen von dcr unga- rischen Regierung proftonirten Zugeständnisse, nnd obgleich dic Aneignung dcr ungarischen Sprache ihnen nur als wün- schenswert h bezeichnet worden ist. — (Sparcassen in Böhmen.) Als ein Symptom des „materiellen Nothstandes" in Böhmen von dem die oppositionellen Blätter so viel zu erzählen wissen, bringt die „Prager Zeitung" folgende Daten: Im Monate März wurden ill die 48 in Böhmen bestehenden Eparcasscn von 14.964 Parteien 3,102.091 fl. 75'/, kr. eingelegt, während an 9761 Parteien 1,739.213 fl. 97>/, kr. zurttckbczahlt wurden. Es wnrde daher um 1,252.947 fl. mehr eingelegt nnd die Zahl der Einlegenden betrug um 5203 mehr als die dcr Nückfordernden. — (Eidgenössisches Schützenfest in Zug.) Der Vorstand des deutschet! Schützenbundes hat einen Auf- ruf an die Schützen Deutsch-Oesterreichs ergehen lassen und darin Zur zahlreichen Betheiligung an dem Schiitzcnzuge in die Schweiz, wo in Zug in den Tagen vom 11. bis 21. Juli das diesjährige eidgenössische Schützenfest statt- findet, aufgefordert. Der Vorstand des deutschen Schützen- bundes hat fiir daö eidgenössische Schützenfest im Namen des Bundes eine Ehrengabe, bestehend aus 1000 FrancS in Gold uud Silber mit fchöner Ausstattung gewidmet. Eingedenk der aufrichtigen Gastfreundschaft, welche die Schweizer beim dritten deutschen Vundesschießen auf ihrem Zuge nach Wien fanden, wollen sie insbesondere den öster- reichischen Schützen schon an der Grenze ihres Landes ju- bclndcn Empfang bereiten; es ist daher wilnschenswerth, daß die österreichischen Schützen insgesammt am 10. Juli in Rohrschach eintreffen, woselbst sie festlich empfangen werden. — (Eine hübsche Anekdote), welche den in- stinktiven Wanderungstrieb der Störche illustrirt, theilt ein russisches Blatt mit: Ein polnischer Edelmann hatte alif seinem Gute einen Storch gefangen; mit einem eiser- nen Halsbande versehen, welches die Inschrift trug: „Ilaoo ox I'nianiil" (dieser kommt auö Polen), entließ er zum Herbst seinen Gefangenen. Im nächsten Jahre fand sich derselbe Storch au derselben Stelle wieder cin; statt des eisernen Halsbandes brachte er cin goldenes mit, mit der Inschrift: „India cmm (lum«, rowiiM oioomam ?o- loin«," (Indien schickt den Polen diesen Storch mit Ge- schenken zurück.) Der Vogel hat also im Laufe des Win- ters eiue Neise von Polen nach Ostindien und zurückgemacht.