^257 Samstag den 20. Nuni 1829. Vie Nebcns quelle. <^icbe2 Nächlein! Du rauschest unter Myrthen, bald unter Dornen; über dunkelm Grunde hüpfst du dem unbefangnen Wandrer Plätschernd vorüber. In der wogenden Spiegelfläche mahlet Eich mein forschender Vlick. Du finsterst leise: »Mensch! Ich führe der Freuden viele, doch der Leiden nicht minder." Veide führst du: d'mm wenn mir^ Freuden winken. Laß dann langsamer deine Wellen rieseln; Aber weniz mir die Trauer drohend nahet, Stürmen!) sie siiehen! A- I> Schlechter. Nie Mörv er grube. (Beschluss.) Der Krämerjunge besaß kühnen Unternehmungsgeist , der jetzt bis zur Verzweiflung stieg; da er aber bn offenem Widerstand ohne Rettung verloren war, schien ihm die Flucht der einzige und beste Rettungsweg, Leise stahl er sich daher an das Fenster und ließ sich, nachdem er mit verzweifelter Anstrenguiig den rostigen Riegel, womit es geschlossen war, erbrochen, ohne Geräusch und Schwierigkeit hinab. «Eine gute Vorbedeutung,« dachte er und hielt einen Augenblick - an in furchtbarer Unschlüßigkcit, welche Richtung er nehm«n sclilt. Da riefen mit einem Male die rauben stimmen der Männer: »Der 3^ube ist entsprungen! laßt den Bluthund los!« Tieft Worte fuhren ihm wie ein Dolchstich ins Herz, sein Entkommen schien jetzt^ unmöglich. «Soll ich freiwillig erliegen!« dachte er, raffte seine Kräfte zusammen, und floh wie ein hülssa-ses, von grausamen Jägern gescheuchtes Reh über die Heide dahin. Aber nicht lange, als ob sie sich ergäben; plötzlich aber geht der.Spectakel los; eine Verschwörung bricht aus; die Franzosen werden oon allen Seicen angegriffen, an allen Ecken wird Feuer angelegt und die Geoäud? stürzen zusammen, indessen zu Pferde und zu Fu^ im ganzen Saale ge-kämft wird; denn von der Bühne ziehen die Truppen herab in den Eirkus, wclchcr dcn Raum des Parterres einnimmt, und schlagen sich hier. wie aus der Buhn«! die Kanonen ziehen l)in und her, geschossen wird au5 allen Gegenden; Glocken läuten Sturm, Feldmusik un> Trommeln vermehren dcn fürchterlichen i!ärm; das «r-me Orchester befindet sich mitten in der Schlacht, und kaum vernimmt »mm die Violinen und Oboen unter allem dem Wirrwarr. Es ist nicht möglich, auf einem Theater ein getreueres Bild von einem Feldgetümmel zu liefern. Es gidt klcine Fürsten, die keine so große Armee besitzen, wie die Gebrüder Franconi, und sollte man einmal gmöchigc seyn, eine außerordentliche Aushebung zu veranstalten, so wird man bei diesen Bereitern ein völlig bewaffnetes, berittenes und ausgerüstetes Heer sinoen. Einer despotischen Regierung sollce bange werden vor dem (^rc^e ul^mpic^ie, aus oe"< jeden Augenblick ein feindliches Corps ausmarschir,"! kann. Die Kanonen sind freilich nur von Holz, «Ut"l die Gewehre und das Pulver sind doch ächt, »üd 2" Soldatm und die Pfcrde manövriren, das «s «ine s«!? ist, sie anzuschauen. Das zusammenfallende uno^icy-ttrloh aufbrennende Saragossa stellt ein fürchterlich großes Schauspiel dar. Als die verzweifelnden Einwohner Saragossa's sich und ihre Stadt aufopferten, dachten sie wohl nicht, daß di? Franzosen einige Jahre später ihren Untergang theatralisch nachahmen würden. Ihr Heldcnmuth ist ein schöner Zug in der Geschichte Spaniens,' welchen Nutzen haben aber Diejenigen, die sie überlebt haben, aus dem verzweifelten Entschlüsse Jener gezogen? Ait Uunst, in ver Nuft ;u sitjen. Zu Madras hat ein alter Bramme die Kunst erfunden, in der Luft zu sitzen, oder wenigstens auf eine wirklich außerordentliche Weise sich in der Luft schwebend zu erhalten. Er zeigt dieses Kunststück öffentlich, wo es begehrt wird, doch nicht um Geld, sondern bloß «us Gefälligkeit. Ein Augenzeuge gibt in einem Blatte von Kalcutta folgende Beschreibung davon. Der tiuziFe Apparat, dm man zu sehen bekommt, ist ein Stück Brett, aus welchem der Bramme mit vier Pflöcken eine Art Stuhl macht. Auf diesen stellt er, in einer kleinen kupfernen Schale, in senkrechter Lage einen hohlen Bambus, an dem er eine Art Krücke, gleich denen, deren man sich zum gehen bedient, anbringt, und die letztere bedeckt er mit einem Stück Fell. Dieß sind die Materialien, die er in einem kleinen Sack mit sich führt, welcher denen vorgewiesen wird, die sein Kunststück sehen wollen. Seine Diener halten ihm eine wollene Decke vor, und wenn diese hinweggezogen wird, sieht man ihn ungefähr vier Fuß vom Boden in - sitzender Stellung in der Luft schweben, indem cr nur mit der einen Hand nachlässig die Krücke berührt, wahrend er die andere frei emporhält. Nach einiger Icit —> 12 bis 1<4 Minuten— wird die Decke wieder vor ihn gehalten, man hört ein Geräusch, wie das von der Luft, die aus einer Blase herausdringt, und wenn die Decke hinweggezogcn wird, steht er festen Fußes auf dem Boden: den Kunstgriff, dessen er sich bedient, hal bis jetzt noch Niemand entdecken können. Veutsche und französische NMeManfer. Stit einiger Zeit hat man in dcr Schweiz meh-rtrt Wettläufcr gesehen. Der erste, welcher durch die Schnelligkeit seiner Beine das Publicmn von Genf in Erstaunen setzte, war Bindn er von Prag. Er durchlief das erstemal am 25. Februar 4828 eine Strecke «sn 59,200 Pariser Fuß oder 3 2/5 Dchweizer Stunden (jede zu 46,250 Pariser Fuß) m 81 Minuten,' folglich machte derWettlaufer 73u 7^8 Fuß in einer Mnui' te. Das Wetter war sehr übel, aber die Straße eben und gut. Das zweitemal am 29. Februar machte er in 53 Minuten die «Vlrccke von 29,180 Fuß oder 2 7li2 Schweizer Stunden, und das Resultat einer Minute war 720 1^2 Fuß. Wetter und Straße waren gut. Bei der dritten Probe seiner Laussertigkeit am 5. März durchlief er 20,400 Fuß oder 15^6 Schweizer Stunden in 42 Minuten, und legte 72^ Fuß in einer Mmo-te zurück. Seine mittlere Schnelligkeit, nach diesen drei Wettlaufen, war 725 Fuß in einer Minute. Im August stellte sich der Wettläufcr Louis mit seiner Frau ein. Diese letzte lief am 25., einem sehr warmen Tage, 21,^00 Fuß oder beinahe 2 Schweizer Stunden in 52 Minuten; folglich machte sie 592 1^2 Fuß in einer Minute. Am 28. August liefen beide (Louis mit einem leichten Gewehr, einem Tornister .und Holzschuhen, seine Frau in gewöhnlicher Kleidung) Z8,800 Fuß odcr 2 7ji2 Schweizerstunden in einer Stunde, oder 6e»6 2^2 Fuß in einer Minute. Endlich «schien ein dritter Läufer, Rosenberg von Franß« fürt am Main. Am 12. October legte er 61,200 Fuß o^er 2 2^ Schweizer Stunden in 90 Minuten zurück; folglich machte er 680 Fuß in.einer Minute. Am 16. l-ief er 59,500 Fuß oder 3 2j5 Schweizer Stunden in 79 Minuten, und machte also in einer Minute 752 i^ä Fuß. In mittlerer Schätzung nach seinen beiden Wett« laufen legte cr 716 Fuß in einer Minute zurück. Die mittlere Schnelligkeit des Wettläufers Bind«-ner war also in einer Minute 7 25 Pariser Fuß, die Rosendirgs 716, die Louis und seiner Frau 6^7. Das schnellste Dampfschiff auf dem Genfersee, der Leman, mach: in einer Minute 670 Pariser Fuß, die Diligcnce -oon Genf nach Lausanne in einer Minute 6^2. Folglich mach-te Bindncr in einer Minute 25 Fuß mehr als der Leman, und 32 Fuß mehr als die Diligen5»> Wie V e st. Folgende Bemerkungen über die Pest find die Frucht det Beobachtungen eines italienischen Arztes der wähc rend eines fünfjährigen Aufenthaltes zu Alexandrim häufig Gelegenheit hatte, den Character dieser Seuche zu untersuchen und im Jahr 1815 selbst von derselben defallen worden war. Nach zwei Monaten der heftig« sten Leiden, von denen unvergängliche Narben zurück«-blieben, genaß er, blieb aber noch ein volles Jahr il» dcr Ntconvalescenz, welche Zcit er, da bei dieser Krank« heit kein Rückfall zu besorgen ist, dazu benutzte, and»« xe Pestkranke zu besuchen. t) Die Pest ist in Ägypten einheimisch,' ihre Erscheinung ist indessen durch mehrere Ursachen bedingt, die zwischen den Monaten März und Ende Juli zusam^ mentreten können. 2) Die Verübrung ist an und für sich nicht hin-reichend zur Ansteckung, sondern es muß bereits eine gewisse Disposition vorhanden seyn, welche die Entwicklung des Peststoffes begünstigt. 3) Wenn die Pest von einem Orte zum andern versetzt werden soll, so ist dazu nöthig, daß die Entwicklung des Gifces durch eine gewisse Beschaffenheit der Atmosphäre und das Zusammenwirken mehrerer anderer Umstände begünstigt werde. h) Neger und neue Ankömmlinge sind der Ansteckung leichter ausgesetzt als Eingeborne, und solche die an das Clima gewöhnt sind. 5) In gewissen Jahren ergreift die Pest vorzugsweise Kinder, Verwundete, Furchtsame und Schwache, und solche, die kürzlich eine physische Veränderung erfahren haben. In diesem Fall sind Personen, welche die strengste Quarantaine halten, kaum sicherer, als dic, welche sorglos auf den Straßen umher gehen. 6) In andern Jahren ergreift sie vorzugsweise Erwachsene, und besonders starke, kräftige Männer; aber dann sind nur solche, welche sich der Ansteckung durch Unvorsichtigkeit aussetzen, die Opfer. Personen, die viel mit Öhl, zu thun habcn, haben weniger zu fürchten, als andere. ?), Wenn die Pcst mit ihrem asthenischcn Charakter erscheint, ist jede Hülfe der Medicin unnütz,- das Einzige, was der Arzt thun kann, ist die Natur in ihrer Crisis zu unterstützen. 8) Zei^t die Pest sich sthenisch, so können die heftigsten niederschlagenden Mittel, in sehr starken Dosen, aber mit Vorsicht, gegeben, in der ersten Krankbeits-periode, die gewöhnlich sehr kurz ist, die beste Wirkimg haben. 9) Die Pest kann dieselbe Person mehr als einmal befallen, aber sehr selten geschieht dieß zweimal im selben Jahre. 10) Alle andern Krankheiten können zur selbe« Zeit mit der Pest bestehen, aber sie werden nicht,jl" selben Zeit sich äußern. Anecvoten. Ein Geiziger hing sich auf, weil er um eine große Summe betrogen wurde. Der Bediente kam dazu, schnitt sogleich den Strick ab, und rettete ihn. Als dieser aus dessen Dienste ging, zog er ihm drei Groschen für den Strick ab; »denn« sagte er, »er war noch ganz neu, du hättest den Knoten hübsch «uflös?« können.« Der große Konig Friedrich 13. von Preußen glaubte alle adelichcn Häuser seiner Staaten zu kennen, und wenn er einen Offizier über seine Familie befragte, führte er ihnen zuweilen Anecdoten aus denselben a», welche ihnen selbst unbekannt warm. Einst fragte der König bei d