Freytag den i. Iuny 1827.
^            Eine   Iagdscene
in den WUdnlssen des Vorgebirgs der guten Hoffnung.
Ein Reisender, der im verflossenen Jahre Albany und ba« Kafferland durchstreifte, gibt folgende eben so inte. lessante als lebendige Beschreibung einer Jagd.
Wir versammelten uns bey Tagesanbruch, und da wir der Neuheit der Sache wegen einige Tampookins bey uns zuhaben wünschten, so beredeten wir deren dreißig durch das Versprechen, ihnen eine Meng« Wild. pret zu schießen, uns zu begleiten. Sie brachten zwey milchweiße Ochsen aus dem Kraal, welche dazu bestimmt waren, das Wildpret nach Hanse zu tragen. Jeder der Tampookins hatte einen halbverhungerten Hund bey sich und die Ebene schien mit Rettern, Weißen und Hot« t«lttotten, Negern und Hunden wie übersatt. Wir wa. ren bald versammelt, und sahen «inen von der Gesell-lchaft einen SplMgbock verfolgen, den er, ob er »hl, Zleich durch den Leib geschossen hatte, nicht einzuholen vermochte, bis die Tampookins dem Thitl durch chre Assagaien ein Ende machten.
Als wir gefrühstückt hatten, bestiegen wir unsere Pferde, in der Absicht, einen Löwen aufzusuchen. Wir »heilten unS in zwey Haufen. Der eine unter dem »mr uns befanden, sollte die Ebene in der Mitte nehmen, and das Gras nach unserm Wild durchstöbern, wäh. rend der andere Haufe längs dem Fuße deS Ber. g<s hinzureiten, und in einer kurzen Entfernung von
uns gleichen Schritt mit unS zu halten beschloß. Auf diese Weise durchstreiften »vir eine große, von einem schönen Bache durchströmt« Ebene. Verschiedene Alten von Rothwild und Antelopen fiohen vor unS her, und eine der letztern ward zu unserm Mittagsmahl erlegt. Wir ritten durch eine Öffnung zwischen dem Gebirgt, und betraten ein anderes Thal, dem ersteren ähnlich, obwohl ausgedehnter. Hier schien die Thierwelt Harm« los und ungestört zu hausen; bald aber gaben sich die Thiere das Zeichen, daß der zerstörende Mensch sich nah,, und die verschiedenen Gattungen sammelten sich pustend und hoch aufspringend zu Haufen, Hirsche, GuaggaS, Springböcke uud Rehe. Eine ziemlich gro, ß« He«rde der ersteren fand sich auf unserm Wege, während wir längs den mit einzelnen Mimosen bewach« senen Bergen hinstrichen; wir wollten uns die Zeit zu Nutze machen, bis der andere Haufen, der zurückgeblieben war, herangekommen wäre, und wo möglich eineS von diesen Thieren erlegen. Wir sprengten ihnen nach, und so oft ihnen einer von uns, der eineFlin. te hatte, nah« genug tam, sprang er ab und schoß, lud auf'S Neue und sprengte weiter. Auf diese Weife kamen wir sowohl als die Heerde auseinander. Einer der Unsern hatte den Mimosen zugejagt, und war sy in das Bereich gekommen, welches unsern Gefährten angewiesen war. Er wollte eben zum zweyten Mahle vom Pferde springen, als er den wahren Gegenstand unserer Jagd/ einen Löwen erblickte. Es war ein außerordentlich großes Thier, das majestätisch langsam dahin schritt. Als der Jäger den Feldruf erhob, legte
sich der Löwe nled«r, als wenn er auf uns zu warten gedächte, bald aber sprang er wieder auf, und trapte den Mimosen zu. In wenigen Sekunden war unser Haufe zur Stelle, und um ihm den Weg zum Berge zu versperren, ritten einige von uns unter den Bau, men hin, und stellten sich am Fuße deS Berges auf, während andere das Wäldchen auf der andern Seite umzingelten. Wir stiegen alle ab. Unsere Stellung am Berge war nicht die angenehmste; wir hatten nur eine große Flinte bey unS, die sich jedoch zu unserm Troste in sichern Händen befand.
Wir redeten leise mit einander; plötzlich bem,rk» te einer:  „Hören Sie doch, das Thier fängt   an zu knurren." Der Ton war wie ferner Donner, so daß wir ihn kaum für die Stimme des Thieres halten könn« »en, das wir nicht 5oo Fuß von uns hatten weggehen sehen. Jetzt gab ich daS Zeichen , und sogleich kam Al. les in Bewegung.  Indem wir uns einer kleinen Er« höhung näherten, wo wir unsern Anstand zu nehmen gedachten, hörten   wir vier bis  fünf Schlisse fallen, welch« uns überzeugten, daß die Übrigen auch herbey« gekommen waren. Sie hatten diese Schüsse gethan, um ihre Flinten zu probiren, und die Gefahr deS Fehl, schießens zu vermeiden. Der letzte Schuß brachte den Löwen wieder zurück, und wir sahen  ihn jetzt ganz deutlich, wie er mit dem Schweife um sich schlug/und die niedrigen Gesträuch« zertrat, «ls wären sie Gras. Jener Schuß hatte uns indessen auch das Gefährliche unserer Lage gezeigt, indem die Kugel dicht bey uns vorbey geflogen war. Wir riefen dieses unsern Gefahr» <«n zu, und man beschloß die AngrissSweise zu verän« dern.  Man stellte zwey Hottentoten höher  auf den Berg, und wir stießen zu den Übrigen; sobald wir an» gekommen waren, stiegen alle ab, und wir koppelten di« Pferde zusammen , um unS dem Thiere zu Fuß zu nähern. Dieß ist der gewöhnliche Plan, weil, wenn eines der Pferde mit seinem Reiter durchgehen sollte, der Löwe ihn verfolgen, und Wahrscheinlich zerreißen würde. Kaum hatten wir diese Vorkehrungen getrof. fen, als unS die Hottentoten vom Berg« zuriefen, daß der Löwe entfliehe.  In einem Augenbicke waren wir wieder zu Pferde, und hinter ihm her; aber er harte uns d«n Vorsprung abgtwonlien, doch sahen wir ihn
vor uns, indem durchaus nichts im Wege war, das ihn halte verbergen können. Die TampookinS waren jetzt auch herbeygekommen, und ihre Hunde erHoden ein fürchterliches Geheul, das sonderbar zu unserm Feldruf klang. Wir stiegen ungefähr 2oo Schritt« vom Gebüsche ab, in das sich der Löwe geworfen hatte, ban» den die Pferde schnell zusammen, und nun waren wir der Gefahr gegenüber, wir standen niedriger als der Löwe, ohne einen Busch im Rücken, der uns hätte seinen freundlichen Schutz leihen können. Wir überga» ben die Pferde einigen Hottentoten, mit dem Befehle die Köpfe derselben vom Löwen abgewandt zu halten, damit sie der Anblick desselben nicht erschrecken möcht?/ während wir in einem Haufen gegen ihn anzurücken gedachten. Alle diese Vorbereitungen waren das Werk weniger Sekunden, und waren noch nicht vollendet, als wir das Ungeheuer wieder knurren hörten; schon dachten wir, er wolle sich aufs Neue davon machen, aber nein, als wolle er sich wegen seiner frühern Fluchr von dem Vorwurf der Feigheit reinigen, hatte «r sich jetzt entschlossen, uns anzugreifen. Dem Knurren folg« te ein donnerndes Gebrüll, und zu gleicher Zeit kam er mit Wuth entbrannten Augen gerade auf uns zu. Darauf waren wir nicht vorbereitet, und seine Bewe» gung war so schnell, daß Niemand Zeir fand zu zielen. Er stürzte sich auf eineS unserer Pferde bey deren Köpfen wir unS befanden, ohne daß wir seinen Angriff zu verhindern vermochten. Das arme Thier sprang vor» wärts, und riß gewaltsam die übrigen Pferde mit sich herum. Der Löwe wandte sich auch. kauerte stch ah«r auf weniger als zehn Schritten von uns nieder. Auf dies« Weis» ward unsere linke Flanke entblöst, auf wel, cher aber zum Glücke zwey unserer besten und besonnen» sten Schützen standen. Welch «in erwartungsvoller Au, genblick. Es dauerte mehrere Secunden, in denen wir das Ungeheuer in dieser geringen Entfernung vor un» sahen; erschien sich zu bedenken, auf wen er zuerst springen solle. Nie hatte «S uns so innig verlangt, «inen Schuß zu hören. Bald sahen wir auf die Schützen, bald wieder auf den Löwen. Der erste Schuß mußte töbtlich seyn, sonst war einer von uns verlor. Jede Secunde schien eine Minute. Endlich feuem einer, di, unter« Kinnlade deS Löwen sank, das Blut schoß
ihm aus dem Nachen, und er wandte sich zum Entsprin« , gen, aber «in anderer schoß ihn durch den Rücken, und ei stürzte zu Boden. In diesem Augenblick sah das Thier über allen Ausdruck majestätisch aus; «r wandt« sich noch «in Mahl gegen uns, erhob sich auf den Vor» derbeinen mit blutendem Maule und rachedlohenden Angen; er wollte sich auf uns stürzen, aber seine Hin» terbein« versagten ihm den Dienst; er schleppt« sich noch «ine kurze Strecke weit, biS ihn ein Schuß durch das Gehirn tödtete. Er maß an zwölf Fuß von der Nase bis zu Ende des Schweifes. Wir besahen das verwun» dete Pflrs; des Löwen Zahne hatten den untern Theil bez Schenkels ganz durchdrungen, und es war gelähmt. Einige Tampoolins zogen den Löwen für uns mit ih, »en Assagaien ab, ich erhielt die untere Kinnlade als Trophäe, und die Elemente krönten unser Iagdver-gnügen durch «in prachtvolles Gewitter, das jetzt ge» »ade über unsern Häuptern ausbrach.
M i s  c e l l e n.'
Die Pandore erzählt: „Bey der letzten Revue be.
fand sich d«r General E. (Ercelmanns ?) einer der auS.
gezeichnetsten Offizier« der alten  Arme«, neben dem
Minister, Baron Damas; das Pferd   des Generals
machte mehrmahls Miene, jenes deS Ministers beißen
zu wollen.— «Ist Ihr Pferd bösartig?"   fragte Letz«
ter« den General.—„Im Gegentheil" —erwiederte
dieser; — «aber es ist ein Pftrd von der Opposition."
— Der General E. ritt nähmlich  an diesem Tage ein
-   Pferd deS Hrn. Casimir Perrier.
Bey der «rsten Vorstellung des „darwucke" «uf dem Celestiner-Theater in Lyon war die Aufnahme »on so enthusiastischer Wirkung, daß gleich bey dem Her. ausgehen des Publikums zehn Uhren und fünf Dosen gestohlen wurden.
Ein H«rr in Deeonfhire hat sich um di? Taback-schnupfer sehr verdient gemacht. Er hat nähmlich eine Maschine «rfunden, die er Schnupf. Pistol benennt. . Diese hat einen doppelten Lauf; wenn man sie an die Nase hält und mit dem Zeigefinger auf eine Feder drückt, so Men sich sogleich bepd«Naf«nlöcher mit einer
für den ganz«« Tag ausreichenden Quantität Schnuvf. taback.
------      ,«,,
^^'^
Auflösung dsl im Wochenblatte Nr. 2» gegebenen Aufgabe.
Melchior blieb in Lissabon zurück, während di« beyden andern Brüder «ine Reise um die Welt, ah«r in entgegengesetzter Richtung machten, so, daß Bal> thasar mit seinem Schiffe die Erde von Westen nach Osten, Caspar aber mit einem andern Schiffe von Osten nach Westen umsegelte. Der Zufall fügt« eS, daß beyde Brüder gleichzeitig von ihrer Reis« um di« Welt zurückkehrten, im Hafen von Lissabon an «ben demselben Tag« einliefen, und ihren rückgebliebenen Bruder aufsuchten. Die Freud» des allseitigen Wieder, sehens veranlaßte die Berechnung ihres Alt«rs, und hier war «S, wo es sich zeigte, daß der jüngste aus d«n Brüdern, nähmlich Balthasar, um einen gan« zen Tag älter war, als der älter« Bruder Melchior, und gar um 2 Tage älter/ alS der älteste Bruder Ca. fpar. Wie dieses zugeht, erkläret die mathematisch» Geographie auf folgend« Art:
Die Erde drehet sich bekanntlich innerhalb 24 Stunden von Abend gegen Morgen «in Mahl um ihre Achse, und folglich muß die Sonne, die uns die Stun« den zuzahlet, innerhalb dieser Zeit sich in entgeg«ng<" setzter Richtung, mithin von Morgen gegen Abend, um die Erde zu bewegen scheinen. Darausfolget, daß dem nach Osten Segelnden die von daher sich bewegende Sonne gleichsam entgegen eilet, und daß der nach Westen Segelnde der sich dahin bewegenden Sonne so zu sagen vorzueilen sich bemühet; es muß also dem nach Osten Segelnden jede Tagesstunde früher eintre« ten, als dem, de? seinen Standort nicht verändere, und ungleich früher als dem der vor der ihm folgenden Sonne gleichsam zu fiiehen scheint und von ihr narür« lich erst eingeholet weiden muß.
Weil sich fernerS der ganze Umfang des Äquators von 54o0 deutschen Meilen vermöge der täglichen Ach. sendrehung innerhalb 24 Stunden ein Mahl umdrehet.
ss muß sich jeder Punctdleses Äquators memerStun de 225 d. M. weit verrücken j der also 225 d. M. ge gen Osten zurück geleget hat,  muß, wenn  der seinem Standort nicht Verändernde z. B. 12   Uhr Mittagj hat,  schon ».Uhr Nachmittags, jener   hingegen, der 225 d. M.  gegen Westen gesegelt ist,   erst   ii   Uhr Vormittags zahlen: der Ostsegler zählet also schon um eine Stunde mehr, als der Rückgebliebene, und  gar um zwey Stunden mehr  ali   der Westsegler.   Wenn nun   beyde  Segler  in  entgegengesetzter Richtung  di, Erde umschifft  haben  werden, so   haben sie  Z4 Mal 225 b. M., d.i., 54t,o*) d.M. zurückgeleget; der Ost. fegler wird  also  24 Stunden, d. i. einen ganzen Tag mehr, dsrWestsegler aber24 Stunden, d.i. einen ganzen Tag weniger, als der Nückgebliebene, mithin berOstse« <zle? gar um 2 Tage mehr al« der Westsegler zahlen. Wenn demnach Balthasar (der jüngste), der gegen Osten segelte, von Westen her, und Caspar (der älteste), der gegen Westen schiffte, von Osten her gleichzeitig in den Hafen von Lissabon einlauft, und man zu Lissabon z. B. den i5. September zählet, so zählet  Balthasar bereits den 16., Caspar aber erst den 14., und nur Melchior  als zu Lissabon Rückgebliebener  den ^5; folglich war Balthasar der jüngste um i Tag alter, als M el ch i or der altere, und gar um 2 Tage alter, als Caspar der  älteste:  wäre   ferners  dieser i5. September ein Sonntag, so hatte Balthasar > bereits Montag, aber Caspar erst Samstag; Nal« thasar wird also eine Woche von  6 Tagen  und in  . dieser 2 Montage, Caspar aber nur eine Woche von  < 6 Tagen, und in  dieser keinen Sonntag haben. Be- ^ g«gnen beyde Schiffe einander auf den halben Weg um ^ die Erde, mithin ungefähr in   der Gegend von Neu» feeland, unter «iner südlichen Breite von beyläufig 34°, wo jedeS Schiff bereits 2700 d. M. zurück geleget ha, ^ ten wird, so wird j«der im  Alter vom  zurückg«blie, benen Melchior um einen halben Tag, beyde  un-  '
') Dieses g,lt eigentlich nur vom Äquator selbst, denn aord- und südwärts von demselben nimmt diese Zahl czegen die Pole zu, immer ad, ändert aber jedoch in l,ir Erscheinung nichts.
'  ter sich abe« um einen ganzen Tag bisseri'ren; es wird
-   nämlich Balthasar schon um einen halben Tag ül, "l  ter, Caspar aber um eben s» viel jünger und folglich l   Balthasar  schon um einen ganzen Tag alter, als
-   Caspar seyn. Man wird daraus leicht entnehmen, daß '  «S zwey Puncte auf der Erde irgendwo  geben   müsse,
l  wo Balthasar und Caspar mit Melchior erst gleicheS Alter haben werden, ehoor der Jüngste älter, und der Älteste jünger als der Zweytgeborne, und noch jünger, als der Letztgebornewerden kann.   Sind »un diese Drillmgsbrüder in der Zeit ihrer Geburt um eine halbe Stunde von einander verschieden, so wird Bat» thasar nach zurückgelegten »i2 lj2  d. M. nach Osten und Caspar nach eben  so vielen Meilen nach Westen mir Melchior schon gleiches Alter haben; so wie sie sich aber oo« diesem Puncte in der Richtung ihres Weges  entfernen,  fängt   Balthasar  schon a>l   alter/ Caspar aber jünger zu werden an, als   der rückg-« blieben« Melchior, bis endlich nach vollendetem Um» lauf der Jüngste richtig der Älteste, und   der Älteste richtig der Jüngste wird.
Hätte», beyde Brüder zwey Mahl die Erd« umse< gelt, so wäre Ballbasar um 2 Tage alter, als Melchior, und gar l«m 4 Tage älter geworden, als Caspar: bey dreymahliger llmseglung würde der Un» ^erschied 3 und 6 Tage betragen. Cook also, der die Erde dreymahl umschiffte, wäre, hätte er sie jedesmah nach Osten umschiffet, um 3 Tage älter; hättte er sie aber jedesmahl nachWesten umsegelt, um 3 Tage jünger geworden.' diese Aufgabe gibt somit auch zugleich «in sicheres und unschuldiges Mittel an die Hand sich jünger zu mach e n.
Aus dem nun Gesagten wird Jedermann folgen gende Aufgabe leicht lösen:
Alcest, Philint und Arist sind Freunde: Alcest ist den 5., Phi lint den 6. und Arist den 7. Iuny im nämlichen I^hre geboren. Nach einer langen Reihe von Jahren sahen sie sich wieder, und wunderten sich nicht wenig, daß sie nun Alle drey gleich alt waren.
Pr.  Frank-
Nottür: Fr. Xav. Heinrich.    Gedruckt bey Ignaz  AlopS   Edlen   »on Kltinmayl.