Akademische Predigt gehalten in der Kirche des deutschere Ritter - Ordens am Gonntage Sexagesima den io, Februar 182s, zur F eyer des Allerhöchsten Geburtsfestes Sr. Majestät, Franz I. v 0 m- Foseph Dag arin 'Professor der Moral - Theologie-ui am k. k. Lpccüm zu In Dnick befördert von den Studierenden des zwcyten philosophische!^^ Jahrganges. / Laibach, Gedruckt mit Retzer'schen Schriften. L Text: Ein Theil fiel aüf eine gute Erde, ging auf, und trug hundertfältige Frucht. Luk. vm, s. Unser Heiland vergleicht im heutigen Evangelium die Ver¬ kündigung des göttlichen Wortes mit der Ausstreuung des Sa- tnengetreidcs: „Einiges fiel auf ein gutes Erdreich und keimte, und wuchs, und brachte Früchte, drey- ßig, oder sechzig, oder hundert faltig, — und das sind jene, dre das WortGottcs hören, und im guten Herzen bewahren und Früchte bringen.^ Was der Gottmensch gesprochen, har sich genau erwiesen. Be¬ währet hat sich seit achtzehn Jahrhunderten die Kraft und Treff¬ lichkeit des heiligen Evangeliums, durch welches die verfinsterte Menschheit erleuchtet, und die ins Böse versunkene Welt für alles Gute erwärmet und belebt wurde. Dadurch wurden die Menschen gegen einander licbvoller, das eheliche Verhältnis, treuer und heiliger, die Kinder wurden als Pfänder des Himmels ge¬ achtet , und gewissenhaft für den Himmel erzogen, die Fürsten und Großen der -Welt wurden als Stellvertreter des einzigen Königs der Königs demüthig und sanftern Sinnes, und ihre Unterthanen gottesfürchtig, gehorsam und treu ; durch Jesus göttliche Lehre wurde das Band zwischen dem Landesfürsten und seinen Unterthanen befestiget und geheiliget, — und Gottesreich- lichcr Segen ruhete auf jedem Volke, welches im christlichen Glauben, in christlicher Hoffnung und in christlicher Liebe verharrte. Diese Wahrheit erfüllet meine Seele heute bey dem Gedan¬ ken , daß übermorgen ein Fest des Lobes und des Dankes dafür gefeyert werden wird, daß uns der gute Gott vor sechszig Jahren einen väterlichen Kaiser schenkte- dessen Nahmen wir alle mir Ehrfurcht und Liebe nennen; — und wo herzliche Gebethe auS allen religiösen Gemüthern sich zum Himmel erheben werden, daß der Geber alles Guten diesen erhabenen Gegenstand der Ehrfurcht und Liebe seiner zahlreichen Völker noch lange und glücklich erhalten wolle, seine segnende Hand nicht abwendc vom Kaiser und vom Vaterlande, seinen schützenden Arm ihnen nicht entziehe- und ihn den geliebten Vater und seine ihm kind- 4 lich ergebenen Unterthanen! nierumhls — niemahls verlassen wolle! Doch nein, >— Gott verlaßt kein Volk, er schützet und segnet es, wenn nur das Volk Gott nicht verlaßt, und seine Wichten gegen den Landesfürsten gewissenhaft erfüllt; wenn nur das Volk wegen Gott in Ehrfurcht, in Treue und im Gehorsame gegen den Landesfürsten verbleibet. Diese Pflichten wähle ich , um dem bevorstehenden Geburts¬ feste unsers guten Landesvaters zu entsprechen, zum Gegen¬ stände meines heutigen Vortrages- Akademische Jünglinge, hören Sie aufmerksam und beher¬ zigen sie wohl, was unsere heilige Religion diesfalls von ihnen fordert, jetzt in ihrer Bildungszeit, und einst in jedem Stande oder Wirkungskreise, in welchen Sie unter der Leitung der gött¬ lichen Vorsehung cintretcn werden! Die Hauptpflichten , welche den Ünterthanen gegen ihren Landesfürsten, obliegen, sind: Ehrfurcht, Treue und Gehorsam. Es ist ein ausdrückliches Gcboth unserer Religion den Lan¬ desfürsten zu ehren; denn der heilige Apostel Petrus lehret: (i. Briefe, 13.) „Habet Achtung gegen Jeder¬ mann, liebet die Brüder, fürchtet Gott und ehret den König!-' Diese Pflicht den Monarchen zu ehren gründet sich auf die Größe seiner Würde, in welcher er steht, und auf die Vortrefflichkeit der Stelle, welche er ver¬ tritt. >— Und in welcher Würde stehet der Monarch, und welche Stelle vertritt er? Dieses wollen wir von dem untrüg¬ lichen Lehrmeister, von dem heiligen Geiste selbst vernehmen: „Durch mich (spricht er durch den Mund Salomons) re¬ gieren dicKönige, durch mich herrschen dicFür- st'e nund die Gewaltigen er kennen die Gerech- tigkeit." Der Monarch ist also der Stellvertreter Gottes, des ewigen, unsterblichen Königs. Seine Macht und Gewalt s ist cine ihm von Gott verliehene Macht und Gewalt, und er übt sie im Nahmen Gottes aus- Freylich regiert Gott die Welt, die er erschaffen hat; und nur er ist derjenige, den wir als den höchsten Herrn Himmels und der Erde, als den König der Könige anbethen. Aber er, der Unsichtbare, hat auch sichtbare Regenten und Fürsten gesetzt, und bedienet sich ihrer als sichtbarer Werkzeuge die Welt zu regieren. Wenn wir diesen richtigen, auf Religion gegründeten Begriff von unserm Monarchen haben, so fühlen wir uns auch aufgefor- dert ihm unsere tiefe Verehrung zu bezeugen. Diese dem Monarchen gebührende Verehrung muß eine Verehrung seyn, wie jene, die man Vater und Mutter schuldig ist, weil der Monarch für das Wohl seiner Unterthemen Sorge tragend ihr Vater ist. — Und ist wohl Sicherheit des Lebens, Mittel zum Unterhalte und zur Bildung des Verstandes und Herzens verschaffen, Recht und Gerechtigkeit ausrccht erhalten, weniger als das körperliche Leben geben 's Ist die Last des Monarchen, weitläufige -Staaten zu beherrschen geringer, als die Last eines kleinen Hauswesens ? Ist die Sorge des Monarchen für beiläufig dreyßig Millionen seiner Untcrthanen kleiner, als die Sorge des Vaters für wenige Kinder? Durch herzliche Neigung und aufrichtige väterliche Liebe gegen die Untcrthanen zeichnete sich unser erhabenes Regentenhaus von jeher vor vielen andern aus, und wurde ein Gegenstand der Bewunde¬ rung und hoher Achtung für die Fremden. Frey und ohne den mindesten Schatten eines Argwohns ließen sich Oesterreichs edle Regenten zu dem Bürger, zu den: Lanvmanne herab, und sprachen traulich mit ihnen, als mit Kindern eines und desselben lieben Vaterlandes; des Volles aufrichtige Liebe war, und bleibt des Fürsten Wache; des Fürsten aufrichtige Liebe war, und bleibt seine feste Burg. Diese Liebe zu den Unter- thaaen, dieser friedliche und väterliche Sinn hat sich fortgeerbt, und ist übergangen auf unfern allgeliebten Kaiser, für dessen Geburt wir dem Allmächtigen danken, für dessen lauge und beglückte Erhaltung wir zu ihm bethcn. Niemahls hat sich Kaiser Franz von seinen Völkern abgesondert und zurückgezogen; er fühlet seiner Landeskinder Freude, er theilet ihren Schmerz, und es schlägt kein Herz in Oesterreichs weiten Lau- 6 der», dem er nicht Zufriedenheit wünschet, und auch zu vor- schaffen sucht; —und jene Tage halt er für die schönsten Lage seines Lebens, an denen er Gerechtigkeit, Frieden und Wohl¬ fahrt seiner Lander befestiget. Verdient also unser Monarch, der sich ganz der Wohlfahrt seiner Volker widmet, nicht un¬ sere tiefste, dankbarste Verehrung, — mit Ehrfurcht vereinigte Liebe? Dazu verpflichtet uns die Relfgwn nach dem Befehle des heiligen Petrus: „Fürchtet Gott und ehret den König.«" Diese Verbindung des Textes zeigt uns hinlänglich, daß die Verehrung des Königs die Furcht Gottes zum Grunde haben, und eine Folge von dieser seyn müsse. Denn wie sofft? irgend eine Macht oder Obrigkeit geehret werden, wo Gott nicht gefürchtet wird? Wie sollte irgend etwas heilig seyn können, wo inan das Heiligste nicht achtet? Wie sollte Gottes Hülfe mit einem Volke seyn, welches sich von Gott entfremdet hat? O, meine Freunde! es bleibe Ihnen im Laufe Ihres Lebens unvexgeßlich» daß echte Gottesfurcht der Grund der Verehrung des Kaisers ist. Durch Gottesfurcht und christ- kichen Sinn verdienten unsere frommen Vorältern den Segen Gottes, der »ns einen Varer zum Oberhauxtc des Staarcs bcscheerte; verdienten die Gabe, die uns geworden ist. Und daß der herrliche Stamm unsers Regentenhauses fortwuchs in frischer Lebendigkeit, das ist als Leitung der göttlichen Liebe und Weisheit zu betrachten. Niemahls hat sich unser Va¬ terland für geringer oder niedriger gehalten, weil es Gott fürchtete, und Christus und seine heilige, katholische Kirche ehrte. Unsere Väter schämten sich Gottes und seines heiligen Evangeliums nicht; sie singen mit Gott und seinen heiligen Nahmen ihre wichtigsten Unternehmungen an; sie wendeten sich zu ihm in allen drohenden Nötben und Gefahren; sie dankten ihm jederzeit für alles Gelingen und Gedeihen des Guten, und erkannten ihre Kraft und Stärke nur allein in dem Schutze des Allmächtigen; — und ihre Gottesfurcht pflanzte in ihre Herzen Ehrfurcht und Liebe gegen den Mo¬ narchen; darum war euch Gott mit ihnen, und darum blieb sein Segen bey uns bis aus den heutcgen Lag! Bleiben auch '7 Sw, meine jungen Freunds! immer gottesfürchtig, dann werden sie auch ehrfurchtsvoll gegen den Monarchen seyn, —- und Gottes Segen wird sie begleiten auf allen ihren Wegen! Um den Monarchen zu ehren, muß man für ihn bethen nach der Ermahnung des heil. Paulus : san Thimoth.) „Ich ermahne euch, daß vor allen Drug en geschehen Gebethe, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und alle Obrigkei¬ ten/' das heißt: Wir sollen zu Gott bethen, er wolle unscrm Monarchen ein langes Leben, eine ruhige und be¬ glückte Regierung, Glück und Segen in seinen Unterneh¬ mungen , getreue Räthe, beherzte Soldaten und alles, was zu seiner eigenen und seiner Unterthemen Wohlfahrt dienet, gnä¬ dig verleihen. Um den Monarchen zu ehren, muß man ihm dankbar seyn für seine vielen Wohlthaten, und selbe würdig gebrauchen. Wer mag sie herzählen alle Wohlthaten, welche die ganze österreichische Monarchie ihrem guten Kaiser während Seiner sechs und dreyßigjährigen milden Negierung in Hinsicht auf Ruhe und Sicherheit des Lebens und Eigcnthums, in Hin¬ sicht auf Recht und Gerechtigkeit, Pif Gesundheit und Wohl¬ stand, auf nützliche Künste und/Wissenschaften , in Hinsicht auf intellectuellc, religiöse und moralische Bildung zu ver¬ danken hat? Kürze halber bringe ich nur dieses meinen jun¬ gen Zuhörern in Erinnerung, daß die Lehrkanzeln der Land- wirthschaft, der italienischen und lateinischen Philologie, der Universal- und Naturgeschichte , der Erzrehungskur.de und Reli¬ gionswissenschaft an unserm Lyeeum der L.re unsere- glorreich regierenden Kaisers ihr Entstehen und ihre wohlthatige Wirk¬ samkeit zu verdanken haben; daß der Monarch gewissenhaft besorgt ist, wissenschaftlich gebildeten und zugleich tugendhaften Männern die Erziehung der Jugend anzuvenrauen,. um aus dieser eine für Staat und Kirche nützliche Generation heran¬ zubilden ; daß alle Seine Bemühungen dahin zielen durch weise Gesetze und Institute Ordnung, Religion und Moralität unter allen Elasten Seiner Unterthemen, insbesondere unter L der studierenden Jugend zu begrüugsn und zu befördern. — Wie sehr verdient also dieser große Wohlthäter unser aller aufrichtigste und herzlichste Dankbarkeit! und wie inbrünstig sollen wir nicht unsere Herzen und Hände zum Himmel erhe¬ ben , um Glück und Segen für Zhn zu erflehen l Am den Monarchen zu ehren, muß man ihn fürchten und sich hüthen ihn zu beleidigen, weil ihm nach der Lehre des Apostels (Brief an die Römer 13. v. 4.) Gott das Schwert zur Bestrafung des Bösen in die Hand gegeben hat; denn er tragt das Schwert nicht umsonst, son¬ dern er ist ein Diener Gottes, und ein Rächer zur Strafe über den, der Böses thur. Da es nun Gottes ausdrücklicher Beschs, oder Ecboth unserer heil. Religion ist, den Monarchen zu ehren, so folgt hieraus nothwendig, daß die Ehrfurcht gegen ihn zugleich eine Darstellung der Furcht und Verehrung GottcH sey, der die irdische Krone auf sein Haupt gesetzt hat- Die zweite Pflicht der Unterthanen gegen den Monarchen ist Treue, welche darin besteht, daß man sich nach Mög¬ lichkeit und Kraft bestrebe seine Person, sein Leben, seine Würde und Wohlfahrt zu erhalten und zu befördern, und ihm in der Noth beyzustehen, wenn gefährliche Anschläge wider ihn oder das Vaterland geschmiedet, oder Funken feind¬ seliger Gesinnungen ausgestreuer würden. Eine jede gegen den Monarchen begangene Untreue ist Sünde, die Gott, der ge¬ rechte Richter nicht ungestraft lassen wird. Zur Untreue gehört unbesonnenes- Tadeln und Murren, und beleidigendes Lästern wider öffentliche Staatsgesetze. Ich will zugeben, daß dieses öfters mehr Unwissenheit, Leichtsinn und eine gewisse Eitelkeit, seinen Witz zu zeigen, als Bosheit zum Grunde habe; Aber dessen ungeachtet bleibt e» doch gewiß , daß Schmähungen wider y Staatsgesetze und obrigkeitliche Befehle höchst unvernünftig sind, und allezeit der Treue entgegen laufen, und oft auch großes Unheil bey Andern stiften, welche dadurch in Jrrthum gefiihrct werden. Daher darf es uns nicht befremden, daß der heil, Petrus von den Lästerern der öffentlichen Staats- gefctze sagt, daß der Herr diese Ungerechten auf den Tag des Gerichtes zur Peinigung Vorbe¬ halte, welche die Herrschaft verachten und sich nicht scheuen selbe zu lästern. Auffallend ist die Bemerkung, die ich hier von dem israelitischen Volke mache. Die undankbaren Kinder Israels begingen tanfenderley Fehltritte; aber die wenigsten derselben wurden von Gott al- soglcich bestraft, nur das Murren wider die Vorgesetzten und ibre Befehle ließ Gott nie ungestraft. Murrten sie wider Moses und ihre Heerführer, so wurden sie bald durch das, aus dem Heiligthume hervorbrechende Feuer, bald durch giftige Schlangen, bald durch mehrjähriges Herumziehen in öden Wüsten, und endlich sogar dadurch gestraft, daß aus so vielen Lausend Menschen nur wenige das gelobte Land erreich¬ ten, das sie schon vor Augen hatten. Wozu der heil. Thomas diese Anmerkung hinzusctzt: daß es allerdings auffallen muß, daß Gott die Israeliten weit schärfer für die Widersetzlichkeit gegen ihre Obrigkeit züchtigte, als selbst für das Laster der Äbgötterey; denn diese wurde nur mit dein Schwerte, jene aber mit Feuer gestraft. Treue gegen den Monarchen ist eine unerläßliche Pflicht der christlichen Religion. Die ersten Christen haben sich hier¬ in jederzeit ausgezeichnet. Darum bewiesen auch alle Vcr- tbeidiger des Christenthums den Heiden die Nothwcndigkeit, Nützlichkeit und Heiligkeit der christlichen Religion aus der Treue der Christen gegen ihre Landesfürsten, indem sie ihnen zeigten, daß ihre Fürsten in ihren Armeen keine mnthigern Soldaten, in ihren Pallästen keine weifern Minister oder Staatsdiener, auf ihren Richtcrstühlen keine gerechtem Rich¬ ter, in ihren Städten, keine nützlichem Bürger, und in dem ganzen Umfange ihres Reiches keine getreuem Unterthanen Härten, als die Chnstm. „Lhr sepd thöricht, sagte ihnen ro Lertullian im ^wehten Jahrhunderte," da ihr eine Religioy „verfolget, die doch eurem Staate und dem allgemeinen Ve- „sren so vortheilhaft ist; denn diefe Religion ist es, die „uns lehret, täglich für das Wohlergehen eurer Kaifer die „heißesten Wünfche zu unserm Gott abzuschicken: Fürbitte „und Danksagung für die Könige und alle Obrigkeit bestehlt „ja der Apostel ausdrücklich; diefe Religion lehret uns für sie „das Opfer unserer Altäre zu verruchten; diefe Religion „lehret uns, unter euren Kriegsherren mit aller erdenklichen „Treue und Tapferkeit zu dienen. Denn ihr selbst müsset be¬ kennen, daß ihr keine bessere Kriegsleuts, als die Ehri- „sten habet; saget vielmehr dem Himmel Dank, daß es Chri- „sten in der Welt gibt, denn diese erfüllen ihre Pflichten „aus Antriebe des Gewissens und der Religion." Wenn nun Lertullian das von den Christen feiner Zeit sagen konn¬ te, welche von den römischen Kaisern verfolgt, und nicht selten allenthalben zum Lode ausgesucht wurden; wenn diese Christen nie der Ermahnung des Apostels vergassen, daß die Pflichten gegen den Regenten auch alsdann heilig bleiben müssen, wenn dieser hart und unbarmherzig verfährt; wenn sie ihren heidnischen, harten und grausamen Fürsten so treu gewesen sind: welche Treue sind wer nicht heutzutage unserm christlichen, guten und wohlthätigen Monarchen schuldig! Wie sehr müßten wir uns beschämt fühlen, wenn wir unserm Monarchen, der die Religion kräftig unterstützt, und zu ihrer Ausübung durch sein eigenes Beyspiel aneifert, nicht alle Treue beweisen würden! Welche Ehre und welcher Trost des Gewissens für uns, wenn wir uns bestreben den ersten frommen Christen, die in allen Stücken unsere Vorbilder > seyn sollen, auch an Liebe und Treue gegen unfern liebreichen Landest?ater ähnlich zu seyn, welcher siir das Wohl seiner Völker rastlos beschäftiget, keinen schöner» Wunsch kennt, als ihr wahres Glück zu gründen und zu befestigen! Und für wahr, ein herzerhebendcr Gedanke wie die Völker Oesterreichs alle mit einem Herzen hängen an ihrem Mo¬ narchen , als an ihrem gemeinschaftlichen Vater ! Die Treue und Ergebenheit derselben, ihre Zusammenhaltuug un¬ ter einander, wie da alle ihr Glück und chre Ehre juchen im Glücke und in der Ehre des Ganzen, in Muer Anhänglichkeit an Fürst - und Vaterland — diese/ All¬ bekannte bedarf keines Beweises. Die dritte Pflicht der Unterthanen gegen ihren Landes- fürsten ist Gehorsam, welcher darin besteht, daß man die landesfürstlichen Gesetze gern und willig beobachte, selbst dann beobachte, wenn diese Beobachtung mit Beschwer¬ lichkeiten verbunden ist. Hierin gab uns Jesus selbst ein schönes Beyspiel. Dieser König der Welt wird geboren, und wird in der wirklichen Ausübung des genauesten Ge¬ horsams gegen den Landessürften geboren, indem er sogar einem heidnischen und seinem Gesetze feindseligen Kaiser hul¬ diget, und ihm in einer sehr harten und beschwerlichen Sache huldiget. Wenn Alana das göttliche Kind unter ihrem Herzen tragend Nazareth verlaßt, und sich nach Bethlehem begibt, so geschieht es, um sich dem Befehle des Kaiser- Augustus zu unterwerfen, welcher verordnete, daß sich jeder in seiner Stadt, von welcher er abstammte, beschrei¬ ben lasse. Jesus wollte, daß seine Aeltcrn diesem Be¬ fehle nachkommen sollten, obgleich er voraus sah, daß dieser Befehl ihnen und ihm sehr beschwerlich fallen würde, daß ihm bey seiner Geburt eine anständige Herberge, und alle Nothwendigkeiten abgehen würden. Aus dieses Beyspiel des Heilandes müssen fromme Unterthanen schauen- nicht über landesfürstliche Gesetze grübeln, oder andere dagegen aufhetzen, sondern uni Gotteswillen sich denselben unterwerfen, und andere zu ihrer Befolgung ermuntern. Der heil. Paulus nennt die Könige Gewaltträger Gottes und sagt ausdrücklich: „Seyd unterthan dem Könige; denn so ist es der Wille Gottes" — Und die¬ sen Grundsatz bestätigte Jesus selbst, als er vor dein 12 Richterstvhle eines heidnischen Richters stehend sagte: -,D n hättest steine Gewalt über mich, wäre sie dir nicht von oben herab gegeben worden." „Seyd mm Gott es w i l le n, lehrt der heil. Petrus, aller menschlichen K x e a t u r u n t e r t h a n, es sey dem Könige als dem Vortrefflichsten, oder den Befehlshabern." „Es gibt^ keine Macht oder Gewalt außer von Gott, (lehrt der heil. Paulus im Br. an die Röm.) Seyd unter- than wegen des Gewissens; denn derjenige, welcher der obersten Macht widersteht, wider¬ setzt sich der Anordnung Gottes selbst; welche aber der Anord n u n g G o t tes widerstehen, werden sich selbst die Verdamniß zu zieh en." Aus der Pflicht des Gehorsams gegen den Monarchen fließt ganz natürlich die Schuldigkeit ihm Abgaben zu ent¬ richten; denn er muß die allgemeine Ruhe und Sicher¬ heit seiner Länder handhaben, und um diesen Zweck zu erreichen, muß er obrigkeitliche und gerichtliche Personen ausstellen und erhalten, für öffentliche Lehr - und BÜ- dungsanstalten sorgen, zahlreiche Kriegsheere haben und besolden, Festungen bauen und im guten Stande erhal¬ ten, Gesandtschaften an auswärtige Höfe schicken, und die so vielen nützlichen und wohlthätigen Institute des Jnnlaudes und selbst im Auslände znm Wohle des Jnnlaudes unterstützen- Welch' unermeßliche Ausgaben! Daher ist es aber auch strenge Pflicht jedes Staatsbürgers für das allgemeine Wohl nach verschiedenen Verhältnissen das Seim'ge bevzu- tragen, nach dem Befehle Jesu: „Gebet Gott, was G o t t e s i st, u n d d e m K a i se r, was des Kaisers ist.,, und nach dem Befehle des heil. PauluS: „Gebet einem jeden, was ihr schuldig seyd, Ehre, dem Ehre, Steuer, dem Steuer und Mauth, dem Mauth gebühret." 1.1 Sehen Sie, acadcmische Freunde! so heiliget die Religion alle unsere Pflichten gegen unfern Monarchen — und diese Pflichten: Ehrfurcht, Treue, Gehorsam und Anhänglichkeit au den Monarchen und an sein Fürstenhaus, und an das thenre Vaterland — diese Pflich¬ ten wollen wir immer bewahren und festhalten, wie unsere Väter, — und dadurch erhalten und bewahren wir uns auch den Schutz und den Segen des Himmels! Du aber großer heiliger Gott! segne dei¬ nen treuen Diener, Unser« gute» Kaiser Franz, und leite Ihn, nach deinen Milde auf dem Wege der Gerechtigkeit und des Hei¬ les, daß Er nur das verlange, was dir gefäl¬ lig ist, und es vollbringe mit aller Kraft! Erhalte Ihn noch lange — lange zur Wohl¬ fahrt Seiner zahlreichen Völker — und täg¬ lich wollen wir dich preisen dafür — und loben deinen heiligen Nahmen in Ewigkeit. Amen!