Zeitschrift für Stadt und Land, u und slavisch Erscheint jeden Dinötag und Freitag Abends sendung l fl. 3l) X,\. Verantwort!. Redaction: Vineen; Wien. ReichStagSsipung vom 5. Oet. Die Wei-tcrbcrathung dcr Eteuerbeivilligung gab fesjeute Resultate: Die Urbarial * »nd Zebentsteuer bat vom l. November 1S48 aufzuhören, S:az an 10. O.t. 1818. ftühere Mißachtung ftemder Nationalität in Ungarn und die TrennuigSgelüste, aber auch gegen jene unheil-belastete Politik ausgesprochen, deren Folgen nun klar vor Augen liegen. Wenn wir daher in so fern die Ungarn, nicht wie unser EorreSponden» sich ausdruckt, als Vorkämpfer der Freiheit anerkennen mögen, so müssen wir doch aufmerksam machen, daß im Mir; die Er-klärung am ungarischen ReichSiagc: „zur Wahrung der ungarischen Lonstitntion müsse auch den Erbländern eine ertheilt werden" ein großes Gewicht in die Wagschale unserer Freiheit legte. Die Ernennung deck BanuS, dcr jedenfalls Partei war, mit unumschränkter Vollmacht, in dem Augenblicke als sich sein linker Fügel gegen die österreichische Gränze bewegte und eine andere Armee bei Ganserndorf gesammelt wurde, mußte nothwendig die Gährung in Wien verstärken. Wie» 7. Ottober. (CorreSpondenz.) Die Begebenheiten von höchster W chtigkeit drängen sich seit gestern Schlag aus schlag, so daß ich nur im stände bin, die vorzüglichsten Momente hervorzuheben. DaS k. Reskript vom 3. October 18-18 worin dcr Regent den BanuS Jclaiiv alS alter ego in Ungarn bestellte und so demjclbcn dic unumschränkte Macht einräumte, seinen Feinden, den Magyaren, den Fuß auf den Racken zu sezen, hat hier umsomehr große Mißstimmung erregt, da man dieses Volk als die wahren Vorkämpfer der Freihat betrachtet, hiezu kamen die fortwährenden Ein-märsche österreichischer Truppen nach Ungarn zur Un-terstützung deS BanuS, von dem man befürchtete, daß er zulcytseine Streitmacht gegen Wien wenden werde. AlS endlich ein Theil dcr hiesigen Garnison den Befehl zum Abmärsche erhielt, weil die Gemeinen ei-ne Art democratischen Vereins gebildet hatten, begab sich eine Volkodeputation in der Rächt vom 5. zum C. October zum Kriegsminister, um ihn zu bewegen, daS besagte Militär, meist Grenadiere, hier zu belassen, worein Latour durchaus nicht willigte. Am G. Oft. früh widersetzte sich daS Volk, Garden und Studenten - 194 — dem Abmärsche, eS wurde die Taborbrücke der Eisenbahn abgenagen, und die am Tabor aufgestellten Gre-nadiere fraternisirten mit dem Volke. Da marfchirte In-fanterie Nassau und Lavallerie nebst Kanonen auS, um die sich widersetzenden Soldaten zum Gehorsam zu zwin-gen, sie gaben Feuer, welche» von allen Seiten erwie-den wurde. Es fielen 50 von Nassau und von der andern Seite 40, General Breda und viele Offiziere sind gefallen, das Militär zerstreute sich und daS siegende Volk nebst vielen übergebenden Grenadieren zogen mit erbeuteten Kanonen in die Stadt. Hier war schon die Aufregung sehr groß, die Thore wurden geschlossen, die Basteien besetzt, Barrikaden errichtet, der Kampf begann auf allen Seiten, besonders heftig ope-rirte daS Militär mit Kartätschen - Feuer am Stephan-Stock am Eisen Plaz, Graben, Bognergasse und Hof, wo eS allenthalben Todte und Verwundete in Maße» gab. Garden, Studenten und Volk vermischt eroberten in Sturm die Kanonen und schlugen daS Militär in die Flucht, welches sich zulezt aufs GlaeiS zurückzog. DaS Volk stürmte wüthend durch die Strassen, Rache schnaubend, den Kriegsminister, der Befehl zum Feuern gegeben, aufsuchend. Borrosch redete daS Volk begeisternd an, ihren Sieg nicht durch eine Mordthat zu besieken. Allein ein anderer Haufe drang ohne Wider» stand von Seite des Militärs inS KriegSgebäude ein, durchsuchte alle Räume und fand endlich den versteck» gewesenen Kriegsminister Latour, welcher unter morde-rischen Streichen und Schüssen dem Tode erlag. Sei-ne Leiche wurde berauögeschleppt, an dem Laternen, pfähl der Hauptwache gegenüber, am Hof, ausgehenki und blieb da dem allgemeinen Höhne und Spotte ausgesetzt, bis sie erst heute Früh abgenommen wurde. Es blieb nur das k. Militär-Zeughaus in Händen der Soldaten, eines BatallonS, denen sich einige Eompag-nien sogenannter schwarzgelber Garden zugesellt haben sollen. Durch die ganze Nacht wurde daS k. Zeughaus von dcr Bürgerartillcric bombardirt und daS Feuern mit Kartätsche» erwiedert, bis eS beute früh erstürmt wurde, und durch den ganzen Vormittag strömen Men-schen zu, die sich da Waffen, besonders schöne neue PerkussionSgewehre, hohlen. Der Reichstag erklärte sich permanent, faßte eine Reihe Beschlüsse, um daS Volk zu beruhigen und setzte selbes hievon durch Proklamationen in Ätmffmjj. Statt Strobach, der von Löhner in Anklagestand Versezt wurde, weil er so spät den Reichstag einberufen hatte, präsidirte Smolka. Die Beschlüsse finVr-^tol Kaiser anzugehen, 1) mit Beibehaltung DoblhoffS und HornbostelS ein neues volkstümliches Ministerium zu bilden, (Löhner und Borrosch sollen in dessen Folge beauftragt worden fein, ein Ministerium zu bilden: 2) Amnestie für Civil - und Militärperso-nen hinsichtlich dcr Vorfälle deS 6. Oktober zu erwir-kcn 3) das k. Refkript hinsichtlich Jelaiii: zurückzunehmen. Zugleich wurde bekannt gegeben, daß der Nord-und Südbahn aufgetragen wurde, kein Militär nach Wien zu befördern, daß für die gänzliche Entfernung der Militärs Sorge getragen wird, auch wurde der beim Volk beliebte Deputirte Scherzer zum provifori-schen Eommandanten der Nati'onalgarde ernannt, unv selbe aufgefordert, unter Anlegung weißer Armbinden für die Herstellung der Ruhe zu sorgen und nicht inehr wie dies in »nehmen Fällen am 6. dieses vorkam, gegen einander zu kämpfen. Die Stadt ist zwar noch immer in großer Aufregung, jedoch ruhig. Haufen Neugieriger durchströmen die Strassen, um die Barri-kaven und Häuserbeschädigungen in Augenschein 'zu nehmen, der Reichstag berathet fortwährend und er-klärt, daß er mit dein Volke stehe und falle, übernahm auch die Erecutivgewalt. Da sich das Gerücht verbreitete, der Kaiser habe Sckönbrunn ver-lassen, so sendete dcr Reichstag eine Commission zur Untersuchung ab. Neueste Nachricht. Nachdem der Kaiser ge-stern die Bildung eines neuen Ministeriums genebmigt hatte, verließ er heute Schönbrunn mit Rücklassung eines Manifeste», indem er mit auswärtiger Hilfe droht, jedoch hat kein Minister eontrafignirt. Dr. . . .k. Dcr Kaiser ha» sich am 7. um 7 Uhr Morgens in Begleitung deS HofeS und unter der Bedeckung von 2000 Mann Truppen auS Schonbruun entfern», während 4000 andere Truppen das kaiserliche Schloß und die Reiseroute deckten. In dein oben erwähnten Manifeste heißt eS, der Kaiser habe dem Volke alleS gewährt, was nur ein Herrscher geben konnte und habe sich eine Beschränkung der ihm von seinen Ahnen über-gebenen unumschränkten Macht gefallen lassen. Jetzt aber habe eine geringe Partei Anarchie über Wien gebracht, und er seh« sich genöthigt, anderSwo die Mittel zu finden, um die unterjochte Wiener Bevölkerung zu be-freien. Wer Oesterreich und seinen Kaiser lieb», der schaare sich um daS kaiserliche Banner. Um 11 Uhr erhielt Finanzminister KrauS von Schöizbrunn durch einen Mann der Bürgerwache ein verfiegelleS Schreiben, welches ein Concept dieses Manifestes mit der Unterschrift deS Kaisers und noch einen Zettel enthielt, in welchem dcr Finanzminister KrauS aufgeforder» wird, dasselbe zu kontrasigniren, im Verhinderungsfälle babe eS dcr Commandire»»de Auersberg gegen zu zeichn nen und zu publiciren. KrauS erklärte hierauf in der Kammer, er halte eS mit den konstitutionellen Grundsätzen für unvereinbar, dieses Manifest zu unterzeichnen, weil eö unter dein Eindrucke geschrieben schien, daß der Thron bedroht sei, während die Blätter aller Far» ben versichern, daß die Bewegung keinen andern Zweck hatte, als „ein Ministerium zu stürzen, welches un-ser Geld und daS Blut unserer Brüder in der Arinee in einem Kampfe opfert, den die öffentliche Meinung nicht im Interesse deS öffentlichen Wohles betrachie». Die Handlungsweise deS Ministers KrauS wurde sehr gebilligt. DaS Manifest deS Kaisers ha» somit keine Gesetzeskraft. Iustijininister Bach, dcr den unglücklichen - 195 - Latour in feinem Widerstände unterstützte und ihn dann verließ, hat sich geflüchtet. Folgendes ist die neue Mi-nistercombination: Doblhoff, Innere»; KrauS Finanzen; Woyna, Gesandter in Brüssel, Aeußere»; Buchner, com--maudirender General von Siebenbürgen, Krieg ; Horn-bostel, Handel; Breda, Justiz. Nach einer gestern eingelangten Depesche befand sich der Kaiser zu SieghardSkirchen und hatte den Mi--' nister Hornbostel zu sich beschieden. Die »nö am ?. zugekommene Nachricht, daß I e l a 61 i am 5. zu Schönbrunn mit Latour au der kaiserlichen Tafel speiste, wird durch heutige Wiener Blätter bestätiget. Nach ei-nem Gerüchte sei er bereits bis Brück an der Laytha vorgerückt; die kaiserlichen Truppen, wahrscheinlich unter General Lederer haben Preßburg besetzt. Wir werfen nun einen flüchtigen Blick auf den Reichstag, welcher an dem Unglückstage erst spät zu-sammen trat, weil Strobach nach den Vorschriften der Geschäftsordnung (!) denselben zu eröffnen verweigerte. Seine Thätigkeit entnehmen wir, da die Berichte vom 6. noch nicht vorliegen, auS den schon in unserer Cor-responden; erwähnte» Proklamationen, und erwähnen nur noch, daß die Befehle wegen Sistirung der Truppen-zuziehung auf der Nord und Südbahn, der an Er. Majestät ausgedrückte Wunsch um Bildung eines neuen Ministeriums, um Zurücknahme der Ernennung Jela-cii. als k. Commissär so wie um allgemeine Slmnestie wirklich vom gesammten Reichstage auSgingrn. Zugleich wurde im Reichstage ein permanenter EicherheitSauS-schliß gebildet und zwar aus Goldmark, Füster, Bi-liuSky, Maier, Löbner, Klaudi, Brestl, Schuselka, Um-laust, Skoda. Wir finden darunter mehrere Namen dcr gemäßigten Partei, also nicht, wie man uns glau-1>en machen wollte, ausschließlich die Männer der Lin-ke. In der Sitzung vom 7. «klärte Hornbostel, nicht die nöthige Tbatkraft zu seiner Stelle zu besitzen, wur-de aber vom Reichstage im Namen des Volkes auf-gefoldert, dieselbe in diesen schweren Zeiten zu behalten. Hierauf wurde eine Picelamativu au die Völker Oesterreichs und deren möglichste Verbreitung durch Gubernien, GeneraleommandoS je. beschlossen, fernere eine militärische Commission zur Vertheidigung Wiens niedergesetzt, wozu die Deputaten: Oberst Kalinelli, Major Rizievoli, Oberst Siobzuitzki, Haupt-mann Schneider und Müller gewählt wurde», da daS Militär an einzelnen Orten Garden und Studenten ver-hastet und aus Vorübergehende geschossen, so wie beim Bclvederc und dcr Süd bahn eine drohende Stellung eingenommen hatte, und man einer sehr crnsten, blutigen Zukunft entgegen sieht. FernerS wurde, wie eS scheint als Antwort auf daS Manifest folgende Pro-elamation erlasse»: Nationalgarden! Der Reichstag hat daS Wohl und die Freiheit des Vaterlandes, die Un-verletzlichkeit deS eonstitntionetten ThroneS und deS Reichstages unter den Schutz der Nationalgarde gestellt. Den höchsten Gütern des Vollenden ruhmvollen Errungenschaften unsere» hochherzigen Vol-ke», droht Gefahr, ^ie kaM nur durch einiges kräftiges Zusammenwirken der VolkSwehr und VolkSvertre-ter beschwor«/ werden. Nationalgarden, daS Vaterland ruft! Erfüll» wir einig und kräftig die heiligste Pflicht des Bürge«, die Freiheit deS Vaterlandes zu schützen. Wien, den 7. Oktober 1S4S. Vom Reichs-'tag» Vorstände: Franz Smolka, erster Bieepräsident; Eavaleabo, Schriftführer. Um unsern Lesern ein anschauliches Bild dieses blutigen Tages zu liefern, stellen wir aus den uns vorliegenden Zeitschriften, insbesondere aus dem Lloyd und W. Postillon folgende Details zusammen: Schon am 5. Nachmittag, als kaum das Mamsell des Kaisers an die Ungarn bekannt geworden, zeigte sich in der ganzen Stadt eine ungeheure Aufregung, welche theils in den Sympathien des Volkes für Ungarn, theils in dem Unwillen über die verschlei-erten Schritte des Ministeriums ihren Grund hatte. Einzelne Soldaten, besonders italienische Grenadiere, erschienen in den ElubbS und bathen um Rath. DaS erste Bataillon von Eeeeopieri war aber schon am 5. auf der Nordbahn, jedoch nicht ohne Weigerung abgereiset. DaS 2. Bat. und daS deutsche Grenadierba-taillon Richter erklärten aber offen, sie würden nicht nach Ungarn gehen, um für die Kroaten zu kämpfen. Der unglückliche Kriegsminister bestand auf dem Ab-marsch und ließ sie durch das Bataillon Nassau u»d 2 ESkadronS Mengen Kürassiere nebst Kanonen, Mor-gc>'S 8 — 9 Uhr, zur Nordbah» eSconiren. Dort an-gelangt weigerten sie sich neuerdings; da erschienen Abtheilungen der Nationalgarde, dann CIO Uhr) der akade-iiii|chni Legion, anfangs um zn vermitteln, dann um Partei zn nehmen. ?au>ende von Arbeitern, meist un-bewaffne», waren herbei geeilt und man legte Hand anS Werk. Die große Donaubrücke wurde theilweise abgebrochen, die Eisenbahnbrücke verbarrikadirt, auch am >en. seitigen Ufer starke Barrikaden mich!« und todesmu-thijj standen sich wohl durch eine Stunde kaum auf 150 Schütte die Streitmächte gegenüber. General Frank, der mit nicht besonder» glimpflichen Worten zum Voile sprach, wurde vom Pferde gerissen und wäre eiu Opfer dcr Volkswuth geworden, hätte ihn nicht die akademische Legion geschützt, während die Grenadiere keine Miene machten, ihren General zu retten. Nun rüsteten sich Studenten, Garden und Grenadiere über die einzelnen Balken herüber zn marschire», da gebot General Breda (oder Bredi): Kanonen vor! Bedecknngsinannschaft zu den Kanonen. Und eine Compagnie Rassau trat vor und schaarte sich um die gegen die Brücke dräuenden Ge-schütze. ES war ein herzerstarrender Augenblick. Da stürzte daS herübenstehende ineist waffenlose Volk im Rücken mit dein Geschrei: Richt schießen ! Richt schießen! auf die Kanonen, die MunitionSwagen wurden erbeutet. — 196 - 3 oder 4 Kanonen erobert, wovon 2 in die Donau gestürzt wurden. Schen stllen hin bnd herüber Schüsse, da kommandirt General Hredi Auer, und m dem Au- ! genblicke stürzt er todt vom Pferde, getroffen von der Kugel eines Grenadieres und eines Technikers, sein Schicksal theilen Oberst JablonowSki und mehrere Offiziere. Im Sturmschritte eilen Garden und Grena-diere nach dcr verheerenden Decharge über die Brücke, ein mörderischer Kamps beginnt, daS Militär zieht sich zurück mit dem Verluste von 25 Todten, die «luden-ten verloren 5 auS ihrer Mitte. In der Leopoldstadt wurde ein junger Rittmeister mit 30 — 40 Dragonern durch die Nalionalgarde abgeschnitten, da kommandirt er: EinHauen auf diese H... und stürzt vom Pferde, getroffen vom mörderischen Blei, mit ihm fünf seiner Mannschaft. Die erbeuteten Pferde wurden im Gemcindchause eingestellt, wahrend bereits die Thore dcr Stadt verrammelt sind und Kanonenmün-düngen von der Bastei entgegen starren. In allen Straffen der Stadt tönt die Allarmtrommel, aber der ärgste Feind der Meuchelmord ist in ihrer Mitte, es sind Garden, Brüder, Mitbewohner desselben OrteS, welche meuchlerischer Weise auS einem wohlgewäblien Hinterhalte daS tödtende Blei auf ihre Kameraden versenden. Die sogenannten schwarzgelbcn Garden deS Kärntner und Wiener Viertel besetzten die StephanSkirche und den Thurm, um daS Sturmläuten zu verhindern. Vergebens verlangt Volk und Legion die Öffnung der Thurmthüren. Indeß marschirten die Wiedner Garden über den Stock im Eisen Platz, wo Garden des Kärntner Viertels postin waren. Diese schoffen den Wiednern nach, eö begann ein förmliches Gefecht, die Kärntner und Wimmerer flüchteten sich in die Kirche, von dessen Thurm schon früher einige Schüsse gefallen waren, fernerS in das deutsche Haus und so-genannte PfaffenhauS, auS dessen Fenstern gleichfalls mehrere Schüsse fielen. Hierüber war die Entrüstung eine unermeßliche; durch alle Straße» schallte dcr Ruf: „die Schwarz-gelben schießen auS den Fenster« und vom Stephans-«Hunne; nieder mit ihnen" und die Universität ertönte von dem Rufe: „Zum Siephansplatzc! Kanonen!" Dcr alle ehrwürdige Dom wird im Sturme erobert, die schaudervolle Ereeution der Rache beginnt, daS Gotteshaus wird zur Schlachtbank. Dcr Tuchhändler Hart wird auf den Stufen dcS Altares erschossen, Dr. Ackermann nur mit Gefahr dcS eigenen Lebens durch die Akademiker der VolkSwuth entrissen. Ebenso sollen der junge Stametz-Maier, Baron Puthon und ein Haupt--mann deS Wimmer Viertels auf dem Platze ihre» Tod gefunden haben. Schon sind die Namen Latour und Bach die Parole, und zahllose Schaaen strömen nach dem KriegSgebäude. Mittlerweile begann am Graben ein mörderischer Kampf mit 2 Comp. Pionieren, einer Artillerie Ab-theilung und wie es heißt Wimmer Garden. Der volle Kartätfchenregen schlug bis zum Stock am Eisen hin-ein, die Pioniere drangen 2mal bis zur Peter-Kirche, mußten sich aber, da Legionäre und Techniker auS allen Nebenstrassen feuerten, mit dem Verluste von 2 Kano-nen und 20 Gefangenen zurückziehen. Latours !.rvonanzen zur Einstellung der Feindseligkeiten kamen zu spät, Massen mit Piken, Stangen und Hacken bewaffneten Volkes, Akademiker und Gar-den stürmten das hoskricgSgebäude. Die Grenadiere sagten ihnen, Latour sei da; alles wurde durchstöbert, schon wollte man nachlassen, aber abermahlS erklärten die Grenadiere, er muffe dort sein, und im vierten Stocke oder nach andern unter dem Dache entdeckte man ten Unglücklichen. Anfangs zeig,? er viel Muth, als er aber im zweiten Stocke die finstern Gesichter sah, bat er um sein Leben. Die Antwort war ein Hammerschlag mo Gesicht und zahllose Pikenstöße. Nach einigen Bajonettstichen verhauchte er am Brunnen sein Leben; eS wurden ihm die Kleider abgerissen und er, in e.ne Art Leichentuch gehüllt, an einem Laternenpfahl ausge-gehängt ei» grausiges Schauspiel dem bis zum Wahnsinne gesteigenen Rachegefühle des Volkes. In-dessen begann derrüs gegen das Zeughaus dir Kampf, welchen wir im nächsten Blatte schildern wollen. Die Zahl derTodten soll sich aus mintejeni 1C0 belaufen. £>iIIt. Minister KrauS hat sich beute beim Gouverneur angefragt, ob sich i» Gratz wirklich eine provisorische Regierung gebildet habe. DaS Wahre an der «ache ist, daß der Gouverneur sich mit einem Comite umgab, welches ihm in dieser ernsten Zeit durch seinen Rath de.stehen sollte. Bei der Nachricht, daß Hornbostel sich zum Kaiser begeben babe, hat der Gouverneur dieses Comite wicdcr aufgelöset. Dcr demo-lratische Verein in Gratz hat die Bewohner aufgefor-den, den^ Wienern zu Hilfe zu eilen; 50 — L0 Mann deS st. «schützen Freicorps nebst Studenten und Garden leisteten diesem Rufe Folge. Allein darüber kam eS zu einem obschon nicht blutigen Constikie, so daß daS Schützen Bataillon »ach Cilli verlegt wurde und mor-g»n nach Laibach abmarschirt. Johannes Rouge ist in Gratz und soll dieser Tage in Cilli eintreffen. — AuS Wien haben sich 1500 Personen nach Sieicrmark geflüchtet. — Gester« ist ein Bataillon Hohenlohe von Laibach nach dcr kroatischen Gränze abgegangen. Die politischen Ansichten in unserer Kreisstadt sind si hr getheilt. Klagenfurt soll von den Landleuten belagert sein. Aus Cattaro meldet man, daß 10000 Montenegriner eingebrochen sind. Die ultraezechischen Depnirtcn haben den Reichstag verlassen und sollen in Böhmen die Bewegung gegen Wien organisiren. Schnellpressendruck und Verlag von I. B. Jeretin.