IN3ÄVNNN2UÄ tnr Annst, Literatur, Theater u. geselliges Leben Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ HJ. Montag am NZ. Septeinlier Nou dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein bolber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach aanziöbria t>, L^ Giue Warnung zu rechter Zeit. ^i » Frühlingstag , so hell und war,» ! — Die schöne Welt, doß's Gott erbarm'! Wie ist der Herr doch gor so gut Bei all' dem Trotz und Uebermnlh! Für so viel Lauheit, so viel' Sünde,, Soll doch der Reu'ge — Gnade finde,!. O Gotteohuld, ° Sonnenlicht! Du bist des Herrgotts Augesicht. So strömen Regen, Tag' und Nachte Auf Vottvergeß'ne und Gerechte! Vergib mir meine Sündcnschuld! Vergib in deiner Gnadcnhuld —" So seufzend, macht er mit der Haud Auf Stirue, Mund und Nrust das Zeichen, Vor dem die böse» Geister weichen. Und — fürbaß geht's dlfrch's schöne Land! Der gute Schelm! das brave Vlut ! Was trieb er nicht für Ucbermuth, (Die tollste» Schnurre», Narrcnsposse» >) Der halt' die Welt recht ausgeuosse». Doch endlich wurd' cr's ,uüd' und satt; Nu» will er folgen besser',» Roth Und — tief bereuend seine Sünde», Der Seele Heil im — Kloster finde»! Und wie er also fürbaß geht, Da schlägt mit eins —(er horcht und steht—) Der Guckuck g'rad' zum, erste» Male I n diese»! Jahr' mit lautem Schalle. Er lauscht u»d — zahlt. In solche»! Falle (Hört ma» den Ruf zun, ersten Male , Man weiß, daß seit «icl' hundert Jahren, Wer hätl' es etwa nicht erfahre»?—) Ncdeutet's, zahlt ma» Schlag für Schlag, Wie viele Jahr' ma» leben mag. Der Wucknck schlägt; der Wand,er zählt. (»Dafss Gott erbarm', die schöne Welt!») Der Guckuck schlägt; er hört nicht auf. (Er ist im Zug, nichts hält ihn auf.) Er schlägt, der Wand'rcr denkt die Zahl, Wahrhaftig — zwei und zwanzig Mal! Bedenklich steht der; fragt sich still: »Was wohl zu thun? — Ist's nicht zu viel, Hält' ich so lange noch zu leben, Der Freude so viel abzust.hle»? Mich zwei uud zwanzig Jahr' zu analen? — Da zieh' ich's vor, noch zwauzig Jahre (Wie weit von da ist's noch zur Nähre?) Gemuth und lustig fortzuleben! Zwe i Jahre find »och Zeit gemig, Um Leib und Seele zu kasteien! Der Himmel wo!!' es mir verzeihen,* Dies sprechend, lüftet er de» Hut, Dem Guckuck danieud, „der s» gut Nor mächl'gem Nachtheil, große», Schaden A» Leib uud Leben — ihn berathen!" I. I. Ha » NU sch. Die Ostern in Möttling. Ei» Beitrag zu de» Sitte» und Gebräuche» Unterlrains. Vo» I » h. Nep. Vipauz. (Beschluß.) Mit wahrer Ungeduld erwarten die Madchen den Nach­mittag; denn auch hier windet zu jeglichem Feste das zarte Geschlecht den Freudenkranz. Gleich nach der Vesper ver­sammeln sie sich auf einer nahe der Stadt liegenden Anhö^ he (einst Obstgarten). Angenehm wird das Auge an dem Anblick der lichten und schmucken Gestalten festgehalten, die mit nicht weniger Grazie, als jene in den Nedouten, dem wirren, vielfältige Farben spielenden Schwärme in langer Kette sich entwindend, den festlichen Tanz (««lü) beginnen. Hoch hinauf an den Berg zieht sich die lange, bunte Zeile, geleitet von einer geübten Tänzerin. Plötz­lich ertönen die heiteren Stimmen harmonisch einfallend, und mit dem Anfange des Gesanges gibt die Anführerin durch eine geschickte Schwenkung der geraden Linie eine schne­ckenförmige Windung, die sich ringelnd den Berg herab zieht, und erst an dem vorigen Platze angelangt sich all­mählich wieder zur langen Reihe entfaltet. Alles, was nicht durch Gicht oder sonstige Krankheit an das Bett gefesselt wird, begibt sich aus der Stadt und den nähern Ortschaften dahin. Bei diesem Tanze geht das Streben der Anführerin hauptsächlich dahin, einen oder mehrere der vornehmeren Zuschauer in den Ring (icnlü) einzuwin­den, die sich dann nur durch ein kleines Lösegeld wieder frei machen können. Häufig schliefen sich auch Bursche t«6 dem Tanzreigen an, aber dieses setzt immer ein näheres Verhältnis; mit ihren nächsten Tänzerinen voraus. Während die Mädchen tanzen, dauert der Eierkrieg noch immer fort, und sind auch alle die schon gezeichneten runden Dingerchen zerschlagen und zerquetschr, so legt sich doch die einmal angefachte Flamme noch immer nicht; kann die zerbrechliche Schale den Besitzer eines solchen Oster­eies nicht zum eierreichen Manne machen, so muß der zarte Kern den Stoff bieten, an dem sich seine Gewinn­suchr versuchen will. Gelang es Einem in dem Schlage recht viele Eier zu verderben und dadurch einen Vorrath derselben sich zu sammeln, so stellt er solche zum Hacken aus. Er faßt nämlich das Ei nach der Länge und schließt über dasselbe den Daumen und den Zeigefinger in Form einer Elypse zusammen. Der völlig Besiegte, der Alles, was an jenem Tage glücklich macht, verloren hatte, ent­schließt sich, das Verlorne zurückzugewinnen, und das aus­gestellte N mit irgend einer Münze, gewöhnlich mit einem Kreuze-r, zu hacken. Doch werden auch in diesem Kampfe Bedingungen festgesetzt, ob es dem offensiven Theile ein-, zwei- oder höchstens drei Mal zu hacken erlaubt seyn soll. Trifft er in den erlaubten Versuchen das Ei mit dem Kreu­zer nicht so gut, daß das Geld in dem Eis stecken bleibt, so verliert er den Kreuzer; im entgegengesetzten glückli­chern Falle wird das getroffene Ei sein Eigenthum. Mi t wahrem Mirleid muß man oft diesem Spiele zusehen, wenn man der vielen Wunden gewahr wird, die der glückliche Eier^Besitzer mic unglaublicher Gleichartigkeit, gleichsam dem ungeschickten Gegner zum Hohne, an seinen Fingern trägt, da es häufig geschieht, daß statt des Eies die Hand ge­troffen wird. Gegen Abend wird endlich zum Thurmbau geschritten. Vier starke Bursche bilden den Grund, un5 über diese stellen sich vier andere der Art, daß sie an die Achseln der untern zu stehen iommen. Daß es dabe-i recht viel zu la­chen gibt, versteht sich von selbst, da beim Versuch der Bewegung das ganze Gebäude oft zusammenfällt, und nicht selten die Kapitaler der herabgl^ürzten Pfeiler recht derb beschädigt werden. Doch gelingt es den erfahrenen Architekten, den Thurm bis in die Stadt zu bringen, wo er sich am Platze aufstellt. Diesem folgen die Tänzerinen, die Schar der Eierhelden und alle Zuschauer. Nachdem hier noch eine Zeit getanzt und gesungen worden ist, endet mit Anbruch der Nacht das Fest, welches auf gleiche Weise den folgendin Tag, (d. i. am Ostermontage) niederholt wird. Gin Vild aus dem Pariser Leben. Vo n !>. I—l. (FoüsetzAng.) Vergebens versuchte Emi l Vorstellungen und Einre­den; der verzweifelnde Alphon s behauptete, daß die Bank nach so ungeheuerem Glücke doch nolhwendiger Weise auch Verluste erleiden müsse, und daß dann der Au­genblick für ihn sey, einen vortheilhaften Schlag zu thun, daß er außer dem Spieltische überhaupt keine Rettung für sich mehr sehe; und schon wollte er im raschen Drange zur Farao-Tafel hinstürmen, als eine Hand die seinige erfaßte und er sich sanft in die Fensterbrüstung zurückge­drängt fühlte. Betroffen blickte er auf — es war der Schwarze. Sein Erstaunen verwandelte sich aber in Be­stürzung und beinahe in Schrecken, als er das Gesicht des Fremden erkannte, und nur die Worte: Herr Lin , an diesem Orte! glitien leise über seine bebenden Lippen. Der aber winkle ihm zur Nachfolge, legte den Finger auf den Mund, und schritt dem vorerwähnten Kabinette zu, dessen Thüre sich leise hinter ihnen schloß. Niemand hatte ihr Abgehen bemerkt, als Emil , der bei Nennung des in Paris nur allzuwohl bekannten Na­mens erstarrt stehen geblieben war, sich aber klüglich hüthete, auch nur einen Laut über die ganze Begebenheit zu verlie­ren, und ein langer, hagerer Mann mit widrigem, erd­fahlem Gesichie, der an einem Eckpfeiler ganz in der Nähe der Kabinetschüre gelehnt stand, und dessen scharfblickende, grünliche Augen, einem Perpetuum modile- gleich, den Saal und die in demselben Befindlichen überblitzten. I m Kabinette selbst angelangt, fanden die beiden An­kömmlinge vor einem mit Schreibmaterialien bedeckten, und mit mehreren Stühlen umgebenen Tischchen, auf welchem zwei Wachslichter brannten, einen ziemlich wohlbeleibten, schon im fünften Deccnnium des Lebens stehenden Mann, der augenblicklich von dem Papiere, in welchem er mit der angestrengtesten Aufmerksamkeit gelesen zu haben schien, aufblickte, und seinen durchdringenden Blick, der den Ge­danken aus der äußersten Gesichtsfaltc bis in die geheime Werkstätte der Seele, das Gehirn selbst, spähend in den Zügen der Anderen zu verfolgen schien, auf sie heftete. Es war der ehemalige Chef von Frankreichs Sicherheits­polizei, der so bekannte al5 berüchtigte Jule s Vidocq , dessen Dienste besondere Befehle der Regierung für einige Tage von seinem gewöhnlichen, gemächlichen Wohlleben in seinem Hütel Nr. 21. der «>,e i,»ui« l>i>Mi»i,, in Anspruch genommen hatten. Dichte, blonde Haare bedeckten ein noch immer blühendes und von Ge­sundheit strotzendes Antlitz, in welchem der Unerfahrene nur Grußsucht und Jovialität gefunden hätte, in dessen kräftigen, rein originellen Zügen aber der tiefere Men­schenkenner eben so viel kühne Thatkraft und überwiegen­den Scharfsinn, als List und Beobachtungsgabe erkannt haben würde. Nun , Freund Lin , welchen Vogel bringst du uns da? — Denunziant oder Verbrecher? denn seine Befan­genheit zeigt ihn deutlich genug als nicht zu deiner Trup­pe gehörend. — Doch halt! das ist ein Unglücklicher; — wahrscheinlich war er im Begriffe, nachdem er der Erde Güter verloren, die Erde selbst zu verlassen, und wurde von Dir an dieser raschen Reise verhindert? — Nein, mein theurer Jules ; du hast dich zwar dem -Ziele genähert, es aber nicht getroffen. — Und eine hitzige Unterredung begann zwischen den beiden Männern, eben so durch unverständliche Laute, als durch Zeichen und,Ge­berden mit ungeheuerer Schnelligkeit geführt. — Vidoc q warf von Zeit zu Zeit mit Bleistift einige HO5 Chiffern auf eine vor ihm liegende Schreibtafel, saun ei­nen Augenblick nach, und sprach dann plötzlich halblaut in gutem Französisch: Wir haben sie! Auf sein leises Kra­tzen an der Thüre öffnete sich diese zur Hälfte, und der früher außer ihr beständig lauernde, erwähnte Mann schlich wie eine Katze in's Gemach, diese sorgfältig wieder hinter sich verschliessend. Vidoc q reichte die Schreibtafel an Lin , und nach dessen zustimmendem Nicken dem Ankömm­linge, der, ohne eine Miene zu verziehen, die Hierogly­phen rasch durchflog und sie dann zurückstellte. Verstanden, Freund Passer in? — an's Werk! — herrschte ihm der alte Polizei-Chef zu, und mit einer be­jahenden Verbeugung verschwand der Angeredete. —Nu n wandten sich die beiden Beamten zu Alphons , und ihm einen Stuhl bietend, sprach Lin mit gedämpfter, aber sehr ernster Summe: Sie mögen dem Himmel danken, junger Mann, daß besondere Gründe gerade mich heute zu einem Dienste verpflichteten, von dem mich sonst mein höherer Rang einbindet, und daß. ich mich eben in ihrer,Nähe be­fand , um Ihr Gespräch mit Ihrem Freunde mit anzuhö­ren. Sie standen im Begriffe, nach einer bereics vollbrach­ten Thorheit auch noch ein Verbrechen zu begehen, welches entweder Ihr Leben selbst, oder wenigstens Ihre bürgerliche Existenz auf immer vernichten mußte. Sie wollten nieder­trächtig und undankbar an Ihrem Wohlthäter und grau­sam und ungerecht gegen Ihre alte würdige Mutter und Ihre armen, hilflosen Geschwister handeln. Doch fassen Sie sich — jugendlicher Unverstand und leidenschaftliche Unerfahrenheit entschuldigen für dies eine Mal Ihr heu­tiges Thun bei Ihrem sonst musterhaften und uns wohl­ bekannten Lebenswandel. Nehmen Sie unser Wort für unsere Verschwiegenheit, und versichern Sie sich desselben auch von Ihrem Freunde. Sie sollen selbst Ihre kleinen Ersparnisse zurückerhalten, wenn Sie genau befolgen, was dieser Herr Ihnen sagen wird — doch befehle ich Ihnen ewiges Schweigen über das jetzt zwischen uns zu Verhan­delnde. — Dankbar verbeugte sich der Jüngling und willigte in Alles gerne ein. — Da begann Vidocq: Zeigen Sie, was Sie bei sich haben! — 160.000 Franks? — Hm — lange nicht genug! Da — indem er sein Portefeuille öffnete — sind noch 140.000 Franks — legen Sie diese auch zu Ihrem Gelde, treten Sie zur Farao-Tafel und schichten Sie die Banknoten in Stoffen zu Zu.000 Franks auf.— Sie werden auf lange verlierende, also einigen Anschein zum Gewinne darbietende Karten im Anfange 5.000 — dann aber nach einigem gehabten Glücke 10.000 Franks setzen, und immer dabei Acht haben, daß dem Banquier die Menge Ihrer Bankzettel recht in's Auge fällt, welches Sie mit ganz unbeholfen und kindisch scheinendem Geldstolze thun müssen. — Daß Sie albern und unvorsichtig genug spielen, um für das zu gelten, was Sie in der Thcu sind, nämlich für einen Neuling an diesem Orte, ist mir schon aus Herrn Lin's Rapporte bekannt. — Betrachten Sie immer Herrn Lin , welcher dicht an der rechcen Seite des Banquiers stehen wird, und wenn er vom Aufwärier uut lauter Stimme Bier fordern wird, so setzen Sie keck 100.000 Franks, und stecken sogleich das übrige Geld zu sich, indem Sie den Abzug abwarten. — Das Uebrige ist dann unser Geschäft. — Machen Sie Ihre Sachen klug und lassen Sie die heut begangene Ihre letzte Thorheit gewesen seyn, denn so lange werden die Augen der Behör­de auf Ihnen ruhen, bis man durch längere Zeit Sie wieder in dem Wandel fortfahren sieht, den Sie vor diesem Ta­ge führten. — Gehen Sie jetzt an den Spieltisch, wo Sie sich neben dem so eben von Ihnen hier gesehenen Mann stellen werden, und verlassen Sie, es komme was da wolle, das Spielhaus nichc eher, bis ich Sie habe rufen lassen, um mir die Ihnen anvertraute Summe wieder einzuhän­digen. — Adieu! — Alphons begab sich an den bezeichneten Platz, und bald bemerkte er auch Lin neben dem Banquier. 3. Das Leben in den Spielsälen war reger als ,e. Mitternacht war nahe, und die Theater, die Kaffeh- und Gasthäuser hatten eine große Anzahl halbtrunkencr Thoren in die Spielhäuser ausgeströmt, welche sich nun, vom Weine aller Uebcrlegungskraft beraubt, beeilten, ihrer nach der Verschwendung des Tages ihnen noch gebliebenen Baarschaft möglichst bald loszuwerden. Noch immer war die Bank im bedeutendem Gewinn. Da breitete Alphons , der erhaltenen Weisung gemäß, seine Bankzettel aus und nahm ein Pointirbuch. Lange sah er unthät'ig dem Spiele zu, bis ihn vor dem BanPiicr, der durch die vor ihm aufgehäufte Summe angezogen, kein Auge davon verwandte, sein skeptischer Nachbar heimlich anstieß, und das einzige Wort: „Aß!" zuraunte. — Folgsam besetzte er die genannte Karte mit fünf Bankbillets, und hatte schon beim nächsten Abzüge gewon­ nen. Langsam fuhr er in der neuen Spielmethode fort, verdoppelte nach einigen Abzügen auf den Nach seines Nachbars den Satz, und ob auch beinahe alle Karten dem Banquier zuzufallen schienen, ihm war das Glück beson­ ders günstig, denn die von ihm besetzten gewannen fast immer. Schon hatte er sein kleines Vermögen fünffach zurück­ gewonnen, da wandte sich Lin nach dem Aufwärter und forderte Bier. Das letzt abgezogene Blatt war der König, und eilig schob Alphons zwei Schichten seiner Geldpa piere hin, indem er mit fester Stimme sagte: „100.000 Franks auf den König!" Lin stand nun dicht hinter dem Banquier, und eben wollte dieser ein neues Blatt abziehen, als ihm der Beamte in die Arme fiel, diese hoch erhob, worin er alsoglcich von zwei nebenstehenden Personen, die nur seinen Wink er. wartet zu haben schienen, unterstützt wurde, und ein: „Halt! im Namen des Gesetzes!" donnerte. (Beschluß f°iZt.) Gedankenfeilstaub. Man ist, nach Seneca, so lange jung, als man die Vernunft nicht gebraucht. Wie viele Menschen sind Rs>8 also auf diese Art im Besitze einer ewigen Jugend, ohne daß sie es ahnen!! Wer sich für jünger ausgibt, als er wirklich ist, scheint zu fühlen, daß er noch nicht so alt seyn sollte. Wer bei Erweisung von Gefälligkeiten immer auf Dank rechnen wollte, rechnet falsch. Wenn der Wanderer an der Quelle sich satt getrunken hat, wendet er ihr den Rücken zu. Geistreiche Männer leben oft gerne in der Umgebung von Schwachköpfen; gehen doch auch hübsche Mädchen am liebsten mit häßlichen spazieren! — Originalität und Narrheit unterscheiden sich dadurch, daß jene ihr Kleid aus dem Ganzen schneidet, diese das ihrige aus tausend Flecken zusammenstellt. Logogryph Ich bin in voller Zahl Dir stets zur Ounl. — Nimm mir ein Zeichen, Dann mach' ich froh Und tann dir so Die Qual verscheuchen. — sch-Flevue des Mannigfaltige». Nach einem indischen Blatte soll die Anwendung von Kochsalz, das in beträchtlicher Menge im Wasser aufgelöst wird, als wirksames Mittel gegen den Biß giftiger Schlan­gen oder toller Thiere dienen, wenn man die verwundeten Srellen stark damit einreibt. Darauf kommt eine schichte Salz auf die Wunde, und der darüber gebundene leinene Umschlag muß immer naß erhalten werden. Allein dies Verfahren muß unmittelbar nach der Verwundung ange­ wendet werden, und man fährt damit wenigstens durch zwei Tage ununterbrochen fort. Seidene Kleider sollen sich nach den Beobachtungen des englischen Naturforschers Ren nie als das beste Mit­tel gegen üble Laune und Mißmuth bewähren. Letztere entstehen nämlich aus Mangel an Elec.ricität im menschli­chen Körper; diesen Mangel aber soll Seide, als vorzüg­licher Nichtleiter, verhindern. Das große Oratorium „Paulus" wird am ?. und 10. November zu Wien in der k. k. Winterreitschule unter der Leitung des berühmten Mend elsohn-B artholdy zur Aufführung kommen. Vorläufig ist die Anzahl der Mit­wirkenden nur auf 1000 bestimmt; allein da man die Chö­re auf das imposanteste auszustatten gedenkt, so dürfte die festgesetzte Anzahl noch bedeutend vermehrt werden. Nach dem Berichte eines belgischen Blattes haben mehrere Häuser von Berlin, Leipzig und London beschlos­sen, eine' Gesellschaft mit dem kolossalen Kapital von 3,000.no« deutscher Gulden für eine Schriftgießerei, eine Stereotypie, eine Buchdruckerei, eine Steindruckerei und eine Papierfabrik zu bilden. Eine der Vorstädte Brüs­sels wird zum Sitze dieses großen, industriellen Etablisse­ments gewählt werden. I n Würzburg lebt jetzt ein Kellner, der (vielleicht ist er der einzige Mensch auf Erden, der diesen Namen führt) Schicksal heißt. Die Gäste rufen ihn des Spas­ses halber stets bei seinem Namen. Nichts Komischeres, als wenn man an der t-ldie ci' l>üt« rufen hört: ?Schick­ sal! einen Zahnstocher!« — „Schicksal, ein Stück Rind­fleisch!" — „Schicksal, noch ein Bischen Sauce!" :c. ic. 'Als dieser Kellner neulich einer jungen Dame eine Mehl­speissauce auf's Kleid goß, sagte ein neben ihr sitzender Schriftsteller: »Das ist nicht des Kellners Schuld, das ist Schicksals-Tücke!" Wie verlautet, beabsichtigt der Kaiser Nikol a u s seine herrlichen und kostbaren Bilderschätze durch Ankauf der Gallerie des verstobenen Kardinals Fesch zu vermehren. Die Produktion des Eisens in ganz Europa wird in einem Jahre auf 15,500.000 Zentner angeschlagen, wor­unter England die bedeutendste Quantität erzeugt, näm­lich ?,00U.00« Zentner. Preußen bringt nur 100.000 Zentner von diesem Metalle hervor. Der merkwürdigste Bratjpieß ist wohl der des Grafen von Castel-Mare in Treuiso. Dieser Spieß kann 13« Braten zugleich besorgen, und spielt außerdem noch 2,1 Musikstückchen, deren jedes mit einem gewißen Grade des' Bratens im Zusammenhange steht, und wornach der Koch sich richtet. Eine Schöpsenkeule .i. l' nu^u ^ ist z. B, beim 12. Stückchen gut, ein Kaoaun -i » linmlruäo beim 4 8. — ^n Lungenbraten in dänischer Manier beim 23.— Das ist doch alles Mögliche? — I n Paris sollen 3000 Familien bloß vom Theater le­ben. Das Publikum trägt auch jährlich «,000.000 Fran­ken (eine und eine halbe M,llion Thaler) in die Theater. Theater - Nachricht. Am iy, sahen wir Bauernfcld's »Tagebuch» und »Das war ich" von Hutt. Das crstcre, Repcrtoirstück des f. k. Hofburgtheaters in Wien, spricht durch seinen witzigen, heiter fließenden Dialog zu sehr an, als daß es nicht auf jeder Bühne eine willkommene Erscheinung wäre; das zweite, ein bekam,­tcr Schwant, scheint bei uns ein beliebtes Repertoirstück werden zu wollen, denn es dürfte unter allen Piecen seines Genre bereits am hausigsten uns vorgeführt worden senn. Wenn wir überhaupt eine schonende Vcurtheilung der ersten Pro­duktionen unserer Thcatcrgescllschaft für billig und gerecht erkennen, so machte die Darstellung obiger Stücke hierauf um so gewissere» Anspruch, weil sie minder, als die bisherigen glückte. — Der Grund davon lag jedoch weniger in der Befangenheit, Unkenntniß der hiesigen Vüh»enuerhältnisse u. dgl,, als im Gedächtnisse, welches den großer» Theil der Spielenden in, Stiche ließ, und mit der leer gelassenen Flasche, woraus Lieutenant Vorn den köstlichen Nier»stei»er zu trinke» hatte, so ziemlich zu vergleichen war. Wir wollen jedoch bei diese». Umstände, der sichtlich die lebhafte, rasche Scenenfolge bceinlriichtigtc, und dessen Wiederkehr nur einer Unacht­samkeit für das Publikum zuzuschreiben seyn wird, nicht länger verweile», sondern müsse» gestehen, daß wir aus der Gesellschaft des Hrn. Glog gl schon mehrere schätzenswerthe Talente kennen gelernct haben. Dlle. Schwenk, uns noch aus der letzte» Saison vortheilhoft be­kannt, spielte Lueien vortrefflich; ihre Scene» zeichnete» sich durch richtige Wortbetonung, herziges und ungezwungenes Benehmen aus; Hr. U hink als Naschler, war ebenfalls lobenswert,); Hr. Remmert , der bereits »U Maler Clermont Proben seiner Noutine abgelegt, gab diesmal de» Haupt­»ia»n, u»d Hr. Grambnch, ei» junger, vielseitig verwendbarer uud be­gabter Schauspieler, den Lieutenant Vorn. — Mad. Vpottler, die in »Das war ich" als Nase, und Dlle. Schmid, die als Pächtcrin erschien, genügten. Mad. Bannig artner errang sich durch ihr in Ton und Haltung gelungenes, marlirtes Gemälde der zänkischen Nachbarin oftmalige» Applaus, und bezeichnete zugleich das Fach, worin sie sich am glücklichste» bewegt. Der Besuch war schwach. «. Riglcr. Notiz. Der berühmte Tontünstler Leopold Ionsa , Mitglied der k. t.Hof­kapelle und Professor am Musir-Tonservatorio zu Wien, trifft im Laufe dieser Woche hier ein, und wird auf der Violine ein Concert geben. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Vlasuik.