^M »V. »842. Gin Held end enkmal. (Von Ca>l Egon Ebcrt.) <^Dm Feld mit dem Heere rastet aus Der grimmige Herzog Sobieslans; Die Deutschen sielen in heiße» Schlacht, Doch lst auch gebrochen dlr Döhmen Macht. Wild ruft der Fürst: „Bringt mir den Man«, Der fast d«n Feinden den Sieg gewann, Der so viel böhmisches Vlut vergoß, Ale je auf heimischem Boren fioß." Gefesselt naht. doch in kühner Hast, Ein hoher Ritter, ein Niese fast, Sein Aug' blickt stolz, di, Stirne frei, Als ob der Fürst der Besiegte sey. „El, deutscher Bär, so bist Du mein' Wirst auch gar bald geborgen seyn; In dieser Erde sollst Du nun Mit Hunderten Deiner Opfer rul/u. Doch nicht, wie sie. erst kalt und todt, Nein, frisch, gesund und lebenßroth. Mit klopfendem Puls und wa,mem Blut — Da wahre Dir, Niese, den kecken Muth!" »Auf, Krieger, bindet ihn an den Pfahl, Und eilt in die Felder allzumal. Und füllt die Hclme mit Erde schwer, Und schüttelt sie rings um den Frechen her!" Der Ritter darauf: »Mir sey es fern. Um Gnade zu bitten; ich sterbe gern» Und nie iväl' Tod mir fchöner genaht — Als heut' er winket nach Kampf und That." „Doch so mich Gesunden die Erde begräbt, So laßt mich enden, w>e ich gelebt, Von Fessel,, frei, mit Lanz' und Schwelt, I» Helm und Harnisch, hoch zu Pferd." ^Kein Zittern sollt ihr schau'n an mir, Nicht zucken wird mein treues Thier, Mein letzter Blick in die Welt hinaus Soll blitzen hell in Schlachtenbraus." ^ »Will seh'n!* ruft Sobieölaus und lacht. Das Roß des Ritters wird gebracht, Auch Schwert und Speer; die Fessel fällt, Im Sattel und Bügel sitzt der Held. Und tausend Krieger eilen heran, Und häufen das Erdreich um ihn an; Schon reicht's dem Rappen bis an's Gtsicht, Doch Roß und Reiter regen sich nicht. Und höher ragt's, zu des Ritters Brust, Noch blickt er umher in stolzer Lust, Und immer weiter steigt es im Rund, Kein Laut ertönt aus des Ritters Mund. Jetzt hebt sich's bis zu des Helden Kinn, Er schaut's und fühlt's mit festem Sinn» Und plötzlich über dem Aug' voll Ruh' Wölbt sich deckend die Erde zu. Da faßt dc:'. Herzog kaltes Grau'n, Den Graul, er kann ihn nimmer schau'n» Er eilt hinweg und schreit erregt: »Häuft Erde, Erde, so viel ihr.vermögt.'" Noch zweimal geh'n die Krieger hinaus. Und füllen die Helm' und leeren sie aus, Da ist's vollbracht, das Werk gethan, Ein mächtiger Hügel ragt hinan. — Nun steht deö Riesen riesiger Sarg, Das Denkmal, das den Helden barg. Bemerkt kaum. Wanderern unbekannt, Still, grün und friedlich in dem Land. Nur wenn vorüber zieht ein Heer, Tönt's unterm Nasen wie Schwert und Speer, Es dröhnt wie Hieb und Lanzenstoß, Und laut am Hügel wiehert das Roß. 7« Vaterländische Grilmernttgen. Von Costa. —> —> et m«mini»5e iuvat. XVIII. Vaterlandskunde. Wir beklagen nicht mit Ungrund, daß unser Vaterland zu wenig gekannt sey, und häufig verkannt werde, aber die Schuld liegt großen Theils an uns, weil wir ss wenig zur Vorbereitung der Vaterlands-kunde thun, und jedes Unrecht, jede Uubild, die man uns zufügt, ruhig und stillschweigend hinnehmen. Kämpften wir noch, wie weiland der Freiherr von Valvasor, mit Gur und Blut um die Ehre von Kram, dann stand' es in dieser und anderer Be° ziehung weit besser mit uns; wie sehr es aber Noth thut, daß wir etwaS zur Sache thun, zur Verbreitung der Kenntniß unsers guten Vaterlandes schreiten, und die häufig vorkommenden iirigen Berichte darüber'zurechtweisen, möge das Nachfolgende erwahren. Im 18. Bande der neuesten Länder- und Völkerkunde, Prag 1823, kömmt das Kaiser? thum Oesterreich, und in der 6. Abtheilung daS Königreich Illyrien vor. Da heißt es Seite 523 wörtlich unter dem Artikel Lack: »Hat ein weibliches Lehr-Institut der Ursulinerinnen, die Leinweberei, Zwirn-bleichen, Gärbereien, Lemen- und Pferdehandel unterhalten." Dleser auffallende Unsinn hat wahrscheinlich einem Druckfehler sem Daseyn zu verdanken; ist er aber jemals berichtigt worden? Meines Wissens nein, sondern er wurde vielmehr m einem, im Jahre 1827 zu Lalbach in ciner^ seitdem ein» gegangenen Buchhandlung erschienenen Nachdrucke, Seite 35 von Wort zu Wort wiedergegeben. Zu Kaschau erschcmr cm sogenannter neuer gemeinnütziger und erheiternder vater» ländischer Hauskalend er, in dessen 16. Jahrgange, für 184l, man der W.'lt verkündet, daß die Bevölkerung von Laibach sich zu Tod saufen und gänzlich ausgehen würde, wenn nicht die unehelichen Kinder immer wieder das Gleichgewicht herstellen würden—Wo in aller Welt, wird man fragen, hat der Kaschaucr Kalenderschreibcr dicsc Behauptung hergeholt? Aus einem, 1834 zu Laibach gedruckten und erschienenen Werke, betitelt: Dl!)80kl08täl.ik, woselbst der Verfasser Seite 63 mic einem etwas kühnen Seherblicke wörtlich prophezeiht, daß »die Bevölkerung von Laibach, bei fortbestehende,,- Trunksucht, UM das Jahr 2000 ziemlich auf der Neige seyn würde, wenn nicht anderwärts ein Ersatz Statt fände. Ein, solches Ersatzmittel ist dic bedeutende Zahl der unehelichen Erzeugungen, die den Schaden der Trunksucht bei W'ltem sum 88) überwiegt.« ES ist hier nicht der Ort, diese nichts weniger als schmeichelhafte Hypothese zu bekämpfen, bedauerlich abcr im höchsten Grade »st eS, daß hierin ein Kalender-schreiber den Anlaß fand, uns als feurigste Jünger der Venus und des Bachus auszuposaunen. Ein zweiter gemeinnütziger und erhei» ternder Hauskalender, u. z. für das öster. Kaiser thum, Wien 1820, nennt unter dem Artikel: VolkScharakteristiken, unser Handels» völklem, die Gotscheber (roots Gotscheer) die Juden der Wenden, und sagt: »Aus seinem ganzen Thun und Lassen kann der Gätsch eer als der Jude der Wenden betrachtet werden, denn ein Beschnittener wird Unter ihnen nicht geduldet." Ob sich wohl die Juden oder die Gotscheer bezüglich dieser Charakterschilderung bei dem Herrn Kalenderschreiber zu bedanken haben? — Durch die Kalender-L«» teratur wird, wie eS scheint, eine richtige Kennt» niß der Zustände unsers Vaterlandes schon schwerlich verbreitet werden, denn der Universal-Kaien-dr nach diesem Wegweiser die Burg findet, welche unserm Erasmus Lueger in den letzten Momenten zum Asile diente, den nenn' ich glücklich. Vi.'l-leicht wäre Carl Julius Weber dieser Glückliche gewesen, wenn ihn nicht der Tod dahin gerafft hät« te (5 19. Juli 183i), denn der gute Mann fand, wie Seite 364 im zweiten Bande seiner Briefe eines in Deutschland reisenden Deute schen, Stuttgart 1827, zu lesen, in der Gegend von Rohitsch die Stammburg der Auersperge, wegen ihrer dreieckigen Gestalt Triak genannt, und er sagt eben daselbst: „Der Hauptort der Herrschaft Auersperg lst das wohlbekannte Gottschee.« Diesen Reisenden müssen seine Reisen ein schönes Geld ge. kostet haben, wcnn er überall persönlich an Ort und Stelle wie ,n Auersperg und Gottschee, Materialien zu seinen Nciscdeschreibungen gesammelt hat. Und studiert hat er unser Land bis auf die feinsten Nuancen, benn er schrieb fernerS, Seite 365: »Hinter Marburg schon hat die steyrische Reinlichkeit ein Ende, mit dem Flusse Sau beginnt auch slavische Sauerei!" Schönen Dank, Herr Weber, für dieses zarte Complimcnt, welches zunächst uns Laibacher angehen soll, denn Sie sagen , Seite 366 : .»Man passirt die lange Brücke über die Sau oder Save, und ist zu Laibach, in der Hauptstadt Krams.« In und bei Laibach hat sich Herr Wcber insbcson-dcrc umgesehen, und er sah eine »Allee, die nach Kalten brunn führt, wo derWasserfall der SchiSka ist!« Nisuin wlioatis, amici! Nicht minder sah Herr Weber auf dem Markt (?) eine Mariensäule mit der Aufschrift: „Zu Ehren der Mondbezwingerinn; oann den Ca lvarien -, bcrg , der eine Schädelstätte ist, wie die zu Jerusalem gewiß nicht gewesen. Auch mußte unser Reisender ungemästete und schlecht zubereitete Billichmäuse essen, die er sich schmecken ließ, »weil er den Hunger zum Koch hatte, denn die Küche rl hört auf österreichisch zu seyn, so wie man die herrliche Steyermark verlassen hat, und wird zur nordischen Küche!« Ob dieß ein Compli« ment oder Schimpf für unsere Kochkunst sey, verstehe ich Nlcht, und überlasse daher die Deutung unsern Küchenkünstlern und Künstlerinnen, kann abcr zum Schlüsse nicht unbemerkt lassen, daß der gepriesene Reisende, S. 365, mir und dir nichts sagt: »Die Gotscheer sehen nicht aus wie Franken, son° dern wie wahre Zigeuner!« Ihr armen Gotscheer! Der Eine nennt Euch die Juden der Wenden, der Andere wahre Zigeuner! Und warum so? Weil ihr durch Gewcrbsflciß und Handel in der weiten Welt das zu erwerben strebt, was Euch die Natur in der Hcimath karg zuglmessen hat: das Brod. — Aber tröstet Euch damit, wenn daS einen Trcst gewähren kann, daß es im Allgemeinen, wie wir eben sahen, nicht besser geht. Die 38*). (Novellette von Franz Gräffer.) Der junge Maschanzgcr war ein jurgcr Kaufmann. Er wollte industriös seyn. Er glaubte durch cine Reise nach Amerika sich zu schwingen. Der junge Maschauzger machte sich also mit sei« nen rothen Wangen auf den Weg. Vorher aber nahm er von zwei andern rothen Wangen Abschied, wobei es auch ein wenig rothe Augen gab. Zwei davon gehörten Rosinen, seiner Huldinn. Sie schwuren sich ewige Liebe, folglich auch ewige Treue, sowohl für Europa, als auch fürAme-merika. Dann wurden der Maschanzger und die Rosine ruhig und trennten sich sehr unruhig. Dem Kaufmännchcn gefiel es fthr in Amerika. Dessen ungeachtet reiste er auch in Asien und «n Afrika herum, und schrieb immer sehr fleißig an seine rothen Augen in Deutschland. Endlich aber hörte er auf, da ihm auf cin Schreiben an eine ^) Wir entlehnen diese ergctzliche -Persiflage des modernen No-vellenkrams mit seiner stcreot^cn Tradition von „ewiger Liebestreue'' dem von I, Vogl tresslich redigirten.osterreichl. schen Morgcnblatt." "' "' -"' 72 äußerst interessante Mulattinn günstiger Bescheid »vard. Julius Ma schanz ger heirathete diese Mulattinn, welche, glaube ich, eine Zigeunerinn, was sage ich, eine Mohrinn war. Sie lebten höchst glücklich, viele, viele Jahre, abwechselnd in vielen Welttheilen. Als sie eines Tages ihre Kinder zählten, fan» den sie, daß sie deren 12 besäßen, lauter Knaben ; und als sie eines Tages ihre Millionen Dollars zählten, fanden sie, daß sie deren ebenfalls 12 besäßen. Bei so vielen Dollars, dachte der Kaufherr, werde es nicht übel seyn, auch in Europa, unb zwar in Deutschland eine Factorei zu gründen, und dieses sogar an seinem Lehrorte selbst. Der Gedanke an Rosine n genirte ihn anfangs. Allein er hatte seit 12 Jahren keine 12 Zeilen von «hr erhallen, uno so bet> achtete er die ganze Geschichte als verjährt und abgethan. Die M asch a nzg er'sche Familie trat also die Neise nach Europa und Deutschland wohlgemut!) an. Es vergingen mehre Tage ehe sie da eintrafen. An einem schönen Abend aber sahen sie das schöne Vorsdorf vor sich liegen, das Ziel der Ne»se. Sie treten im ersten Gasthof ab, ordnen ihren Anzug, und gehen ctwäs spazieren, alle 14. Kaum haben sie eben so wenige Schritte gemacht, so gewahren sie eine Gruppe Kinder, lauter Mädchen. Sie zählen selbe ab, und finden, daß es 12 sind. Ietzc sehen sie aus einem Fenster einen kohlschwarzen Mannskopf hcrausgucken, und sogleich tommt cln Frauenzimmer hiiizu. Maschanzger crkennr ,n chr sogleich Rosinen,, und billigerweise erkennt sie ihn?auch's?glcich. Sie gab dem schwarzen Mann den Arm und trat heraus. »Hier,« sagrc sie zu Maschanzger, »hier, dieser cdle Mohr ist mein Gatte; diese 12 Mädchen sind unsere Familie." Worauf Maschanz-ger> seine Frau präsentirend, entgegnete: »Hier, diöse cdle Mohrinn ist meine Gattinn; diese 12 Knabin sind unsere Familie." »Wir sind nun quitt, Madame!" — Ja wir sind quitt, mein Herr! Was aber diese Rührung noch erhöhte, ist, daß der Mohr und die Mohrinn leibliche Geschwister waren.. Alle 28 weinten vor Freude, weinten Thränen all.'r Farben. Alles war glücklich. <3 D 3? <3 N N W des Herrn »^ M. Gdl. v. Sckickh. Am 22. d. M. veranstaltete der als Clavier-Virtuose rühmlichst bekannte Herr Dr- M. Edler von Gckickh , unter Mitwirkung der anwesenden Opcrngesellschaft im ständischen Theater ein Eon« cert, in welchem er nachstehende Piecen vortrug: Ouvertüre zur Oper „von ^».-»n," transcribirt — ich hätte den Ausdruck »transponirt« gewählt — für das Pianoforte. , Mozart schrieb die Partitur gedachter Ouvertüre im Herbste des Jahres 1787, drei Tage vor Aufführung der Oper, .in größter Eile, nachdem er vorläufig selbe am Clavier spielte. Ein eigentli-,.1^1>e> <1ex ä!^«8" und Vravour-Variationen über einen Chor aus Spohr's „Iessonda", letztere zwei Nummern eigene Compositioncn, vor. Unter eben angeführten drei Piecen, die sämmtlich in Ueber-bietung von schwierigen Passagen wetteifern, gefiel besonders das „Kollo llc« Hl^e«." Die Zartheit, Reinheit, Präcision des bewunderungswürdigen Spieles, das liebliche, sanft flötende Pia-nissimo der Höhe, die Klarheit der eingcflochtcncn Triller, so wie die Terzen - und Octaven-Läufe — Alles gab das Zeugniß, daß Herr v. Schickh hoch, erhaben dastehe, daß seine neu betretene Bahn die Bahn des Ruhmes, der Ehre sey. Herr v. Gchickh blendet im Spiele nicht, er hascht nicht nach Effect. Seine Kompositionen, so wie sein Spiel, sind von Empfindung beseelt, sind geist- und gehaltvoll. Abgesehen, daß Bravour bei jedem Pianisten cineHaupt-rolle spielt, kommt bei Herrn v. Schickh insbesonders der, die todten Noten belebende Geist, sein Auffassen classischer Werke, sein tiefes, im Schmelze elegischer Accorde sich kundgebendes Gefühl, so wie die Zartheit der Ideen in Würdigung zu ziehen. Herr v. Schickh wurde nach jeder Nummer gerufen. Die Zwischen-Nummern wurden, wie bereits früher erwähnt, durch die Mitglieder der anwesenden italienischen Operngesellschaft gefüllt. Der in kurzer Zeit beliebt gewordene Herr G o r i n lBassist) sang eine Arie aus «I^ucie^i» liurxin," so wie mit Herrn 8!«^» das Final-Duett des 2ten Actes aus den „Puritanern. Die Natur hat Herrn Gorin mit so schönen, mit so dankbaren Mitteln begabt, daß wir den wohlmeinenden Rath nicht vorbehalten können, er möge seine sonore Stimme durch übermaßige, Kraftäußerung, durch eine wiederholte forcirte Anstrengung an Wohllaut, Reinheit und Metall, und überhaupt an Ausdauer nicht beschränken. Das Moduliren der Stimme, das Heben und Fallen derselben, als Licht- und Schattenseiten des Gesanges, so wie das Portamento — sind wesentlich unterschieden vom Schreien. Herr Gorin wurde mit Beifall empfangen und mehrmals gerufen. DUe. (^ükki sang eine Cavatine aus der Oper „Venirl«« c!i I'einl!', mit Gefühl und bedeutender Fertigkeit, s>»55!»LlIi durch seine schöne Stimme allgemein befriedigte. Mehrfache Heruorrufungen fanden Statt. Ick, 5ann nicht umhin, bei dieser Gelegenheit zu bemerken, daß das Orchester, obwohl unter ,l a u t er Leitung stehend, boch im sclbstgewählten Tacte sich fortbewegte, und derart oft vom Principe der Harmonie abwich. Sin genaueres Tacthalten, besonders cin passenderes Einfallen der Grundtöne beim recitirendcn Ge-sanae, wäre wünschenswerth. . „ .'.^ Der wunderschöne Abend — vielleicht auch die erhöhten Preise —mögen Ursache gewesen seyn, daß das Concert nicht so besucht war, als es die herrlichen Leistungen des Virtuosen verdienen , und als es der Wunsch eines jeden Kunstfreundes war. Franz K.aus. Verleger: Ignaz Alvis Gdler v. Kleinmayr.