Bezugspreise Jfir Gsterreich-Ungarn ganzjährig K 4' — halbjährrg K 2- — ^iir Amerika: ganzjährig D. 1 25 jiir das übrige Ausland ganzjährig K 5-20 Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt, Manuskripte nicht zurück-gefenbet. GotWer Detk Erscheint mit einer illustrierten Beilage „Wandermappe" am 4. und 19. eines jeden Monates. Bestellungen übernimmt die Werwaktung des Hottscheer Moten in Gottschee, Hauptplatz Nr. 87. Berichte sind zu senden an die Schrrftteitung des Hottscheer Moten in Gottschee. Anzeigen Quj ernte; werden nach Tarif berechnet und von der Verwaltung des Blattes übernommen. Die „Wandermappe" ist nur als Beilage des Gott» schwer Boten erhältlich. Postsparkassen-Konto Nr. 842.285. Verschleißstelle: Schul-gaste Nr. 75. Ar. 17. Kottschee, am 4. September 1908. Jahrgang V. Der Bauernbund in „roter" Beleuchtung. Einen belustigenden, urkomischen Anblick bietet es für die Nichtbeteiligten, ein „Fratschlweib" zu hören, das, die geballten Fäuste in die Hüften gestemmt, darauf lvsschimpft und keift zum Gaudium der Zuschauer. Einen ebenso erheiternden Eindruck machte kürzlich auf uns eine polternde, keifende Schimpfiade der „Nachrichten". Der Artikelschreiber ärgert sich ganz unbändig über das Blühen und Gedeihen, ja über die bloße Existenz unseres „nicht existenzberechtigten" (1) christlichsozialen Bauernbundes. Alle Schimps-register werden angezogen und es wird darauf losgepoltert, das man sich ob des Spektakels die Ohren zuhalten möchte. Zunächst eineBlütenlese aus dem von den „Nachrichten" förmlich geplünderten Schimpflexikon: Schwarze Maulwürfe, angezechte, mit Judaslohn gekaufte Gesellen, schwarzer Heerbann, finstere Unholde, klerikale Falle, klerikales Joch der Verdummung, geweihte Hetzer, die von geistlichen Kampfhähnen geweckte Bestie im Menschen, blutgierige Hyänen, Schwarzkutten, klerikale Schlange, klerikale Gewaltpolitiker, das schändliche Tun und Treiben der entmenschten (1!) Geistlichkeit, klerikale Nachteule, schwarze Jrreführer, Verblendung und Verkommenheit, politische Verdummung, verräterische schwarze Fahne, schwarze Pharisäer und so fort mit Grazie! Man hat förmlich das Gefühl, als ob jemand die ekle Hausjauche herumspritzte. Der „Nachrichten"-Schreiber scheint in seiner blinden Wut gar nicht zu merken, eine wie komische Figur er mit seinem drolligen Keifen spielt. Beruhigen Sie sich doch, Sie Wertester! Ein so maßloser Ärger könnte Ihrer lieben Gesundheit schaden. Noch ein paar solche Wutartikel und Sie bekommen Gallensteine und müssen nächstes Jahr in Karlsbad eine teure Kur durchmachen! Aber nicht bloß mit ordinären Schimpfereien ist der Artikel („Vom 23. Jänner 1907 bis 9. August 1908") gespickt, sondern er wimmelt auch von Lügen, Verdrehungen und Entstellungen. Eine faustdicke Lüge ist es, wenn da z. B. behauptet wird, daß der Bauernbund und die Christlichsozialen den Deutschen Schulverein in Acht und Bann getan hätten. Bei der jüngsten Anwesenheit des Vertreters des Deutschen Schulvereines im Ländchen war im Gegenteil keine seiner Wanderversammlungen stärker besucht, als die der „schwarzen" Ortsgruppe in Mitterdvrf. Mit der Süd mark steht's allerdings anders. Ohne daß Einsprache seitens des Ortsgruppenvorstandes dagegen erhoben wurde, wurde dieser nichtpolitische deutsche Schutzverein, den früher auch die Christlichsozialen unterstützt hatten, auf den Bauernbund gehetzt und so der hehre deutsche Schutzgedanke aufs gröblichste entweiht und prostituiert. Im Namen der Südmark wurden die Christlichsozialen verhöhnt und da wundert man sich noch, wenn wir von den Gotische er Ortsgruppen dieses Vereines nichts mehr wissen wollen. Glaubt man denn, daß wir keine Ehre im Leibe haben? Schon mehrmals wurde in den „Nachrichten" unserer Geistlichkeit das Beispiel steirischer Dechante, Stiftsherren usw. vorgehalten, die in jüngster Zeit der Südmark beigetreten sind. Die steirischen Südmark-Ortsgruppen führen sich jedenfalls korrekter und anständiger auf als jene Herren, die bei uns mit der Südmark einen so schändlichen Mißbrauch getrieben haben. Dr. Lampe habe ferner in Mitterdvrf unsere heimische Lehrerschaft „aufs niedrigste beschimpft". Wiederum eine dicke Lüge! Dr. Lampe hat von der Gvttscheer Lehrerschaft überhaupt gar nicht, von der Lehrerschaft im allgemeinen aber durchaus achtungsvoll gesprochen; er hat nur das gewissenlose Treiben jener Lehrer —-solche gibt es bisher in Gottschee noch nicht — verurteilt, die aus den jugendlichen Herzen der Kinder Glaube und Christentum zu reißen suchen. Und solche Fälle sind in slowenischen Gegenden in Kcain tatsächlich schon vorgekommen. Daß auch nach der Reichsratswahl keine Beruhigung eintrat, schiebt der gallige „Nachrichten"-Mann den Christlichsozialen in die Schuhe! Gibt es eine ärgere Entstellung der Wahrheit? Waren es vielleicht die Christlichsozialen und die Bauernbündler, die selbst am 4. September vorigen Jahres noch vor dem Pfarrhofe in Gottschee Katzenmusik machten und Radauszenen veranstalteten? Wenn ein Stöckler blutig geschlagen wurde, wenn für die Sicherheit Dr. Geßmanns über 80 Gendarmen aufgeboten werden mußten usw., wird das in den „Nachrichten" als eine „manchmal bäuerlich-derbe, aber gesunde Form" kräftigen Widerstandes in Schutz genommen! Leute, in deren Reihen sich Dutzende und Dutzende slowenisch-liberaler Reichsratswähler befinden, wagen es, dem Bauernbunde vorzuwerfen, daß er „nicht einmal deutsch" sei. Es diene dem Herrn Artikelschreiber zur Kenntnis, daß die Pflege guter, deutscher Art und Sitte einen wichtigen Programmpunkt des Bauernbundes bildet (§ 3 Punkt 7 der Satzungen). Dann geht's über unsere Raiffeisenkassen her! Sie hätten sich dem Verbände slowenischer Sparkassen in Kcain angeschlossen. Bekanntlich sind in allen Kronländern sämtliche Raiffeisenkassen an die betreffenden Landesverbände angeschlossen; sie müssen diesen Anschluß im eigenen Interesse vollziehen, weil sie sonst keine ausreichende Gelegenheit hätten, ihre Spareinlagen sofort fruchtbringend anlegen zu können. An den Genossenschaftsverband in Laibach, der mehrere südliche Länder, bzw. Landesteile umfaßt, sind slowenische, deutsche und kroatische Raiffeisenkassen angeschloffen und der Verband verkehrt mit jeder derselben in der betreffenden Sprache, mit den deutschen Raiffeisenkaffen also in deutscher Sprache. Die schon seit mehreren Jahren bestehende deutsche Raiffeisenkasse in Suchen ist selbstverständlich ebenfalls an den Genossenschaftsverband in Laibach angeschloffen. Weil sie jedoch in liberalen Händen ist, fanden die „Nachrichten" daran nie etwas auszusetzen. — „Durch die Gründung dieser (Raiffeisen-) Sparkassen ... wurde die Möglichkeit der Gründung einer slowenischen Sparkasse in der Stadt Gottschee zur Wirklichkeit" !! Eine nach Inhalt und Form wirklich köstliche Behauptung! Was die Herren Liberalen in der Stadt verbrochen, bezw. nicht verhindert haben, an dem sollen jetzt die ländlichen Raiffeisenkassen schuld sein! Ist das nicht eine Logik, die die Wahrheit auf den Kopf stellt? Die Petitionen und Eingaben des Bauernbundes an den Reichsrat, Landtag, Landesausschuß usw. seien verspätet und wir- kungslos gewesen. Wiederum eine Unwahrheit! Über die Petitionen täten die Liberalen am besten zu schweigen. Ihre völlig verfehlte Eingabe in der Eisenbahnfrage ist noch in allgemeiner Erinnerung. In der für sämtliche Gottscheer Landgemeinden — für die „roten" ebenso wie für die „schwarzen" — so wichtigen Frage der Erreichung eines Landtagslandgemeindemandates haben die Liberalen nicht das geringste getan. 'Offenbar ist es ihr Wunsch, daß die „roten" Bauern von dem liberalen Abgeordneten der Stadt bevormundet werden. Nichts als leere Faselei ist es weiter, wenn den Christlichsozialen ein enges Bündnis mit den Slowenen zur Last gelegt wird. Von einem „Bündnis" ist überhaupt keine Rede. Wenn wir in wirtschaftlichen Fragen mit den christlichsozialen Slowenen in Fühlung getreten sind, so geschah dies in wohlverstandenem Interesse unserer Landwirtschaft. Denn alles, was der Gottscheer Bauer, ob er nun „schwarz" oder „rot" ist, auf wirtschaftlichem Gebiete erwünscht und erstrebt, kann er künftig hin nur durch die christlichsoziale Mehrheit des Landtages und des Landesausschusses bekommen. — In nationalen Dingen sind wir Gottscheer auf uns selbst angewiesen und die Bauernbündler sowie die christlichsozialen Gottscheer überhaupt betrachten es als ihre heilige Pflicht, für die ungeschmälerte Erhaltung des deutschen Volkstums im Gottscheerlande jederzeit kräftigst einzutreten. Solange Schulunterricht und Predigt deutsch sind, haben wir vorderhand noch keine allzugroßen Befürchtungen zu hegen, und daß Schule und Predigt deutsch bleiben, dafür werden wir uns etwaigen gegnerischen Bestrebungen gegenüber stets mit allem Nachdrucke einsetzen. Eine infame Lüge ist es also, wenn die „Nachrichten" behaupten, der Erbfeind (damit sind die Slowenen gemeint) habe in den Christlich-sozialen Verbündete gefunden. — Es wird uns in nationalen Dingen Verblendung vorgeworfen. Was war denn, erwidern wir darauf, verblendeter als die Gründung eines Volksrates, der nur zwei Drittel der Bevölkerung der deutschen Sprachinsel umfaßt? Mau redet in tönenden Worten von der nationalen Gefahr und stößt dabei einen großen Teil der deutschen Bevölkerung von sich. Ist das klug? Ist das völkisch? Ist das deutsch? Fast sämtliche ländlichen Wahlkreise in den deutschen Alpenländern sind christlichsozial. Daß die (liberalen) Gottscheer eine Ausnahme von dieser Regel bildeten, solle ihr „Stolz" sein, schreiben die „Nachrichten". Sollte nicht, meinen wir, gerade dieser Umstand für die gegenwärtig noch liberalen Bauern von Gottschee ein deutlicher Fingerzeig sein, daß sie sich in einem falschen Lager befinden? Wird das Gottscheer Ländchen jetzt, wo sämtliche ländlichen Wahlbezirke Krams, wo die Mehrheit des Landtages und Landesausschusses christlichsozial ist, auf die Dauer allein eine „liberale" Ausnahme bilden können? Die empörenden Beschimpfungen der Gottscheer Geistlichkeit sind aus der eingangs gebotenen Blütenlese zu entnehmen. Eine Unsumme von Haß spricht daraus. Und warum der Haß? Weil sich die Geistlichkeit um die Hebung des Wohles der Landbevölkerung tatkräftig angenommen und dazu beigetragen hat, daß dieselbe entmündigt und der Bevormundung seitens der städtischen Liberalen, zum Teile wenigstens, entzogen wurde. Ein Schimpf für eine gute Sache ist leicht zu ertragen und so werden auch unsere volksfreundlichen Priester nicht unglücklich sein wegen des rohen Gekläffes eines „pfaffenfresserischen" Zeitungsschreibers. Der höchste Grad von Heuchelei ist es, wenn der Mann schließlich noch sich „echt christlich" nennt! Pharisäismus, reiner Pharisäismus! Die Tätigkeit des Gottscheer Bauernbundes. Bei der Vollversammlung des „Gottscheer Bauernbundes" am 9. August 1908 erstattete der Bundes-Schriftführer Herr Professor Joses Obergföll über die Tätigkeit des Bauernbundes in den ersten ein und einhalb Jahren seines Bestandes folgenden Bericht: Hochgeehrte Versammlung! Als Schriftführer des Gottscheer Bauernbundes obliegt mit heute die Pflicht, Bericht zu erstatten über die Tätigkeit unseres Bundes in dem seit der Gründung desselben verflossenen Zeiträume. Zuerst also einige Worte über die Gründung des Gottscheer Bauernbundes. Meine Herren! Über 60 Prozent der Bevölkerung unserer Reichshälfte und etwa 74 Prozent der Bevölkerung Krains gehören dem Bauernstände, bezw. dem landwirtschaftlichen Berufe an. Wenn trotz dieser Tatsache, trotz dieser imposanten Ziffern der Bauernstand, der Ernährer und Erhalter aller übrigen Stände, die Grundsäule des Staates, im öffentlichen Leben immer nur eine Aschenbrödelrolle spielte, während andere Stände unseres Vaterlandes von Erfolg zu Erfolg eilten, wenn seine Wünsche und Beschwerden unberücksichtigt verhallten, so lag der Grund hiefür darin, daß sich der Bauernstand seiner Kraft nicht bewußt war und es versäumte, dieselbe zur Geltung zu bringen. Der Bauernstand glich einem Riesen, der an Kraft alle übrigen Stände weit überragte; aber es war das ein schlafender Riese, mit dem andere ungestraft nur zu oft ein unwürdiges Spiel treiben durften. Meine Herren! Das Geheimnis jeder macht- und wirkungsvollen Kraftentfaltung liegt in der Organisation, d. h. in der geordneten Vereinigung zahlreicher Einzelkräfte zur Erreichung gemeinsamer Zwecke und Ziele. Und diese Organisation war es eben, die den Bauern bis in die neueste Zeit gefehlt hat. Spät erst rafften sich die christlich gesinnten Bauern auf und bildeten Bünde und Vereinigungen. Es entstanden der Reihe nach die Bauernbünde in Ober- und Niederösterreich, in Tirol, Steiermark, Kärnten und Salzburg. Diese Bünde zählen gegenwärtig bereits gegen oder über 100.000 Mitglieder. Auch in Krain ist jetzt kein Bezirk mehr, in dem es nicht einen christlichsozialen Bauernbund gäbe. Das erhebende Beispiel, das anderwärts gegeben wurde, war auch für die Bauern und Bauernfreunde im Gottscheerländchen ein Ansporn, ein gleiches zu tun. Der denkwürdige 23. Jänner des Jahres 1907 war der Gründungstag unseres Bauernbundes und zugleich der Geburtstag der christlichsozialen Partei in Gottschee. Zu welchem Zwecke wurde denn der Gottscheer Bauernbund gegründet? Meine Herren! Was wir uns zum Bundesziele setzten, das ist die Hebung und Kräftigung unseres Bauernstandes in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht, die Pflege des Standesbewußtseins und der guten bäuerlichen Sitte, die Förderung des Gefühles der Zusammengehörigkeit und nicht zum letzten die Erhaltung christlicher Volksarl und Sitte. Der Zweck unseres Bundes ist also gewiß ein sehr löblicher. Trotzdem waren wir von Anfang an auf starken Widerstand gefaßt. Wußten wir doch, daß man in den liberalen Kreisen der Stadt, die bisher das Kommando auch über die Bauern führten, sich die Alleinherrschaft nicht gutwillig und widerstandslos würde entreißen lassen, wußten wir ferner auch, daß gerade der christliche Charakter unseres Bundes vielen zum Anstoß und Ärgernis gereichen würde. Daß man aber gegen den Bauernbund mit so maßlosem Fanatismus wüten würde, das hatte doch wohl kaum jemand von uns erwartet. Die viele Monate lang gegen den Bauernbund und die Christlichsozialen verübten Roheiten bilden gewiß kein Ehrenblatt in der Geschichte unseres Ländchens. Unser Leidensgaug begann gleich bei der Gründung des Bundes. Durch Pfeifen, Johlen und Schreien und ähnliche Mittel des Terrorismus suchten unsere sa-natisierten politischen Gegner die gründende Versammlung im Brau-hause zu verhindern und zu vereiteln. Es gelang ihnen nicht. Die öffentliche Versammlung wurde durch dieses wüste Toben zwar gesprengt, aber die trotz der damaligen großen Winterkälte erschienenen christlich gesinnten Bauern ließen sich durch das wütende Treiben nicht beirren, sie harrten mutig aus und in der sofort veranstalteten § 2- Versammlung konstituierte sich der Verein und stellte den christlichsozialen Kandidaten für die künftige Reichsratswahl auf. Und nun kam mit dem Wahlkampf die Zeit der ärgsten, wohl beispiellos dastehenden Verfolgungen und Drangsale für die Christlichsozialen. Verhöhnung und Verspottung, Pfeifereien und Katzenmusiken, ja selbst tätliche Überfälle gegen sie waren an der Tagesordnung. Als Abgeordneter Stöckler blutig geschlagen wurde und zum Schutze des Lebens des Hofrates Dr. Geßmann über 80 Gendarmen aufgeboten werden mußten, da wurde alle Welt auf das wüste Treiben unserer Gegner aufmerksam. Die damaligen traurigen Vorfälle, welche allgemeine Entrüstung hervorriefen, haben dem guten Rufe unserer Heimat leider sehr empfindlich geschadet. Wenn nun trotz des unerhörten Terrorismus der Gegner, wenn trotz des Ausspielens der höchsten Trümpfe, trotz aller Schreckmittel und Einschüchterungsversuche bei der Reichsratswahl am 14. Mai vorigen Jahres dennoch über 1000 Stimmen, also ein Drittel der abgegebenen Stimmen, auf den Kandidaten des Bauernbundes und der christlichsozialen Partei entfielen, so war das ein Erfolg, der jedenfalls eine schöne Zukunft verspricht. Auf einen Streich fällt keine Eich'! Eine liberale Festung wie Gottschee wird nicht gleich im ersten Ansturme genommen. Für uns Christlichsoziale war übrigens um so weniger ein Grund zur Entmutigung vorhanden, als ja die christlichsoziale Partei im allgemeinen die herrlichsten Wahlsiege erfocht und nach der Vereinigung der Konservativen mit ihr im Reichsrate 96 Abgeordnete zählt. Die christlichsoziale Reichspartei wurde so für Österreich das, was das katholische Zentrum für das Deutsche Reich ist. Sie ist gegenwärtig nicht nur die stärkste deutsche Partei im Abgeordnetenhause, sondern überhaupt die stärkste von allen Reicbsratsparteien. Sie ist zu einer führenden Partei geworden und iit gewissermaßen das feste Rückgrat der Parlamentsmehrheit. Man hätte nun glauben sollen, daß nach der Reichsratswahl in Gottschee endlich Ruhe eintreten werde. Weit gefehlt! Die Radauszenen, Katzenmusiken usw. dauerten noch fort bis in den September hinein. Was man eigentlich damit bezweckte, war allerdings nicht klar. Man wird doch nicht geglaubt haben, daß sich die Christlichsozialen in Gottschee so einfach mir nichts dir nichts vom Erdboden wegblasen oder wegpfeifen lassen würden! Des öfteren war von den Liberalen behauptet worden, der Bauernbund sei einzig und allein nur zu dem Zwecke gegründet worden, um „Stimmenfang" für die Reichsratswahl zu betreiben; nach dieser Wahl werde er selig entschlafen. Die Tatsachen beweisen das gerade Gegenteil! Kaum war man in Bauernbundkreisen nach den Schreckenstagen oder eigentlich Schreckensmonaten des Wahlkampfes einigermaßen zu Atem gekommen, als man sofort rüstig zu ruhiger Arbeit schritt. Im Monate November des vorigen Jahres erschien bereits unser Bauernbundkalender. Es ist dies der erste gottscheeische Kalender überhaupt und er hat überall großen Beifall gefunden. Dann ging man daran, die Frage der Weijverstcherung zu studieren, für die sich in Bauernbundkreisen ein lebhaftes Interesse kundgab. Es wurden sehr eingehende Beratungen abgehalten und es wurde diese schwierige Frage nach allen Seiten hin erörtert und geprüft. Die größte Schwierigkeit mit der kleinere Ortsviehversicherungsvereine, die keinen Rückhalt am Lande, bzw. an der Landesverwaltung haben, zu kämpfen haben, besteht bekanntlich darin, daß sie beim Auftreten von Viehseuchen versagen. Da wir vielleicht hoffen dürfen, daß die neugewählte Landesvertretung von Krain eine Landesviehversicherungsanstalt mit lokalen Verbänden ins Leben rufen wird, wie wir solche Landesviehversicherungsanstalten auch in Nieder- und Oberösterreich sehen, so wurde dieser Gegenstand Unsererseits einstweilen von der Tagesordnung abgesetzt. In den Tagen vom 16. bis zum 18. November v. I. fand bekanntlich in Wien der 6. österreichische Katljokikeutag statt, an dem auch ein Fähnlein glaubenstreuer Gottscheer aus den Kreisen unseres Bundes teilnahm. Der herrlicheVerlauf derimposanten, großartigen Veranstaltung ist allgemein bekannt. Für die Teilnehmer aus Gottschee wurde der Katholikentag nach den schweren Zeiten aufreibender Kämpfe in der Heimat gewissermaßen ein Quickborn, ein Stahlbad, aus dem sie neue Kraft schöpften und neuen Mut und neue Zuversicht zum treuen Einstehen für unsere gute katholische Sache. Die Gottscheer in Wien veranstalteten zur Begrüßung ihrer Landsleute aus der Heimat damals einen Familienabend, an welchem in zündenden Reden in begeisterter Weise die^ Einigkeit der lieben Landsleute in Wien und der Gäste aus der Heimat in christlichsozialem Denken und Fühlen zu erhebendem Ausdruck gelangte und das alte Band der Freundschaft noch inniger geknüpft wurde. Der christlichsoziale Reichsratsabgeordnete Schoiswohl hatte die Güte, den Katholikentagteilnehmern aus Gottschee eine Audienz bei den christlichsozialen Ministern Dr. Ebenhoch und Dr. Geßmann zu erwirken, bei welcher dieselben Hilfe erbaten für die durch den Rückgang des Hausierhandels und durch die massenhafte Auswanderung nach Amerika so schwer betroffene Heimat. Beide Exzellenzen versicherten die Abordnung in freundlichster Weise ihres besten Wohlwollens. Für Gottschee werde getan werden, was nur möglich sei. Und nun ein paar Worte über die Aktion des Mnernöimdes in der Eisenvalinfrage. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 22. November v. I. legte bekanntlich Seine Exzellenz der Herr Eisenbahnminister den Entwurf eines Gesetzes vor, betreffend die Herstellung einer normalspurigen Eisenbahn von Rudolsswert über Möttling an die Landesgrenze. In Gottschee war man schwer enttäuscht. Man wies darauf hin, daß die kürzeste Bahnverbindung von Wien und dem Innern des Staates mit Dalmatien nicht über Rudolfswert-Karlstadt, sondern über Gottschee-Ogulin führe. Es entstand eine lebhafte Bewegung im Ländchen und liberalerseits wurde an das Abgeordnetenhaus eine Petition gerichtet in dem Sinne, daß Gottschee und nicht Rudolfswert zum Anschlußpunkt für die dalmatinischen Bahnen gewählt werben solle. Wegen der festen, unverrückbaren Abmachungen, die diesbezüglich mit Ungarn vereinbart worden waren, war es von vorneherein klar, daß diese Petition keinen Erfolg haben könne. Um für Gottschee wenigstens irgendetwas zu erreichen, mußte die Sache bei einem anderen Ende angefaßt werden. Der Gottscheer Bauernbund petitionierte daher im Einvernehmen mit dem Reifnitzer Bauernbunde, der eine gleiche Petition überreichte, um die Herstellung einer Bahnverbindung zwischen Gottschee und Tschernembl. Bezüglich der Strecke Rudolfswert-Möttling wurde das Ansuchen gestellt, daß die Trasse womöglich durch das Tscher-moschnitzer Tal geführt werden möge. Es wurde in der Bahnsrage und zwar hauptsächlich durch die Bemühungen der Abgeordneten der Slowenischen Volkspartei (Dr. Šušteršič, Abg. Jaklič), wenigstens so viel erreicht, daß das Abgeordnetenhaus eine Resolution zu Gunsten der Bahn Gottschee-Tschernembl annahm und der Eisenbahnminister die Versicherung gab, daß etwaige Ersparnisse bei dem Bahnbau Rudolfswert-Möttling dem Lande Krain, und zwar in erster Linie der Ausgestaltung der Unterkrainer Bahnen zugute kommen würden. Es wurde ferner eine Resolution angenommen zu Gunsten der Jnkamerierung (Verstaatlichung) der Landesstraße Laibach-Gottschee-Tschernembl-Landesgrenze. Das Ministerium des Innern ist darauf zwar nicht eingegangen, hat aber für diesen wichtigen Straßenzug für zehn Jahre eine' Subvention im Betrage von 7000 K pro Jahr bewilligt. Wir ersuchen die Herren Reichsratsabgeordneten aus Krain, dahin wirken zu wollen, daß diese Subvention mindestens auf das Doppelte erhöht werde, damit durch diese Entlastung und finanzielle Hilfe das Land, bezw. die betreffenden Straßenausschüsse in die Lage versetzt werden, auch dort endlich ordentliche Verkehrswege zu bauen, wo man sich gegenwärtig noch mit sogenannten „Straßen" behelfen muß, wie sie zur Türkenzeit vor ein paar Jahrhunderten genügt haben mochten. Es sei da im Bezirke Gottschee vor allem auf Ebental hingewiesen, dann auf Unterlag, Morobitz, Tiefenbach, Kotfchen, Lichtenbach usw. Auch im Gebiete der Gemeinde Seele ist eine Straße notwendig. Und nun gehen wir über zu den Waiffeisenkassen. Die Liberalen hatten unseren Landgemeinden die Gründung von Raiffeiseukasfen im Sommer des vorigen Jahres zwar in sichere Aussicht gestellt, aber es blieb beim bloßen Versprechen; getan wurde nichts, und mau weiß ja auch, warum. Der Bauernbund flunkerte nicht erst viel mit großen Worten, sondern schritt frohgemut zur Tat. Nachdem im Schöße des Bauernbundes die vorbereitenden Schritte durchgeführt worden waren, wurden im Dezember 1907 im Bezirke Gottschee sieben neue Raiffeisenkassen gegründet, und zwar in Altlag, Ebental, Gottschee, Milterdorf, Nesseltal, Rieg und Unterlag. Meine Herren! Wenn der Bauernbund in den ersten anderthalb Jahren seines Bestandes sonst gar nichts geleistet hätte als die Gründung dieser Bauernsparkassen, so verdiente er schon wegen dieser Tat allein der größte Wohltäter unserer Landbevölkerung genannt zu werden. Der Segen der Raiffeisenkassen ist ja allbekannt. Sie fördern den Sparsinn in jeder Gemeinde, geben billigen und bequemen Kredit ohne viele Wege, Umstände und Kosten und befreien den Bauer von Abhängigkeiten, die ihm unangenehm und lästig sind. Es gereicht uns allen gewiß zu hoher Freude und Genugtuung, daß sich unsere Lieblingsschöpfung, die Raiffeisenkassen, auf die wir mit Recht stolz sein können, trotz starker Anfeindungen in der kurzen Zeit von sieben Monaten so überraschend günstig entwickelt haben. Die Spareinlagen haben bereits die Summe von 400.000 Kronen überschritten, was uns zur Hoffnung berechtigt, daß unseren Raiffeisenkassen eine glänzende Zukunft beschieden sein wird. Wie die vor wenigen Tagen durch einen Revisor des Genossenschaftsverbandes in Laibach vorgenommene Revision unserer Kassen festgestellt hat, werden sie alle sehr umsichtig, genau und gewissenhaft geführt und verdienen daher voll und ganz das Vertrauen, das ihnen die Bevölkerung entgegen bringt i Sie mögen blühen, wachsen und gedeihen zum Segen unseres Volkes! Eine weitere Gelegenheit zu politischer Betätigung boten unserem Banernbnnde die heurigen Landtagsivahlen. Bekanntlich sind wir Gottscheer in den Landgemeinden des politischen Bezirkes, des Landwahlbezirkes, in der Minderheit und können daher einen eigenen Abgeordneten nicht durchbringen. Von den Liberalen war diesmal die Parole „Wahlenthaltung" ausgegeben worden, während man sich liberalerseits in früheren Jahren meist für die Kandidaten der liberalen slowenischen Partei eingesetzt hatte. Der Bauernbund empfahl den christlichsozialen Gottscheern dieWahl derKanditaten der christlichsozialenSlowenischenVolkspartei. Hat ja doch diese Partei das nämliche christliche und bauernfreundliche wirtschaftliche Programm wie unser Bund. Was aber das nationale Moment und die Wahrung unseres deutschen Besitzstandes anbelangt, den wir Banernbündler mit aller Macht zu erhalten und zu verteidigen entschlossen sind, so glauben wir von der christlichsozialen Slowenischen Volkspartei umsoweniger etwas befürchten zu müssen, als diese auf dem Boden der christlichen Gerechtigkeit steht und deshalb gewiß auch in nationaler Beziehung das Mein und Dein respektiert. Die Kandidaten der Slowenischen Volkspartei, Reichs-ratsabgeordneter Franz Jaklič und Bürgermeister Bartol, wurden bekanntlich mit großer Stimmenmehrheit gewählt und erhielten auch in unserem Gerichtsbezirke die Majorität der abgegebenen Stimmen. (Schluß folgt.) Aus Stabt und Land. Gottschee. Auf das Huldigungstelegramm des Gottscheer Bauernbundes bei seiner Hauptversammlung am 9. August an seine Majestät den Kaiser kam folgendes Dankschreiben ans Wien: An Herrn Franz Kropf, Obmann des Bauernbundes in Schalkendors Im Allerhöchsten Aufträge beehre ich mich zufolge Erlasses des Herrn k. k. Ministers des Innern vom 20. August 1908, Z. 7770, für die anläßlich der in Schalkendors tagenden Versammlung des Gottscheer Bauernbundes zum Ausdrucke gebrachte Loyalitätskund-gelrnng ans Anlaß des 60. Jahres der Regierung Seiner k. und f. Apostolischen Majestät den Beteiligten den Allerhöchsten Dank bekannt zu geben. Der k. k. Bezirkshauptmann. — (Erhebung in den Ritterstand.) Seine Majestät der Kaiser geruhte dem vormaligen Bürgermeister der Landeshauptstadt Laibach, Herrn Peter Grasselli, als Ritter des Ordens der Eisernen Krone dritter Klasse den Ritterstand zu verleihen. — (Allerhöchste Bestätigung.) Seine Majestät der Kaiser bestätigte die Wahl des Kommerzialrates und Gutsbesitzers, Herrn Franz Pooše, zum Präsidenten der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Kram. — (Besetzung der Direktor stelle am Staatsgymnasium in Gottschee.) Am Staatsgymnasium in Gottschee kommt mit Beginn des Schuljahres 1908/1909 die Direktorstelle zur Besetzung. Gesuche sind bis zum 15. September l. I. beim k. k. Landesschulrate für Krain in Laibach einzubringen. — (Militärisches.) Herrn Gymnasialdirektor P. Wolsegger, Hauptmann I. Klasse im Verhältnis der Evidenz, wurde nach Vollstrecker gesetzlicher Landwehrpflicht vom Landwehrkommando in Graz der erbetene Austritt aus der k. k. Landwehr bei Ablegung der Offizierscharge bewilligt. — (Spenden der Krainifchen Sparkasse.) Die krainische Sparkasse hat der Schulgemeinde Stalzeru für eine Schulzisterne 100 K, der Schulleitung in Sichtenbach für die Betreibung der Bienenzucht 60 K und der Feuerwehr in Morobitz für eine Normal-ivageitfpritze 100 K bewilligt. — (Todesfall.) Am 8. August starb in Prag die Tante des Fürsten Karl Auersperg, Ihre Durchlaucht Frau Ernestine Prinzessin Auersperg, Dechautiu des k. k. Theresianischen adeligen Damenstiftes am Prager Schlosse, k. u. k. wirkt. Geh. Ratsfrau, Sternkrenz-Ordens-Dame und Dame des Elisabeth-Ordens I. Klasse rc. re. im 87. Lebensjahre. — (Gottscheer Volkslied.) Der Arbeitsausschuß für das Gottscheer Volkslied entfaltete auch im Jahre (Schuljahre) 1907/8 unter der tüchtigen, umsichtigen Leitung des Herrn Professor Dr. Tschinkel eine rege Tätigkeit, über die das Unterrichtsministerium seine Befriedigung aussprach. Es siud bisher ungefähr 400 neue Volkslieder, Kinderreime re. gesammelt worden, die meisten vom Herrn Oberlehrer Tschinkel in Morobitz. — (Staatshilfe für die Futternot.). Das k. k. Ackerbauministerium hat zur Linderung der Futternot in Krain eine weitere Staatshilfe im Betrage von 300.000 Kronen bewilligt. — (Ein Kalender für die Schuljugend.) Der Landesschulrat für Krain hat sämtliche Bezirks- und Stadtschulräte angewiesen, die Leitungen der Volks- und Bürgerschulen mit deutscher Unterrichtssprache auf das Erscheinen des „Jubiläumskalenders für Österreichs Schuljugend" zum Ankauf für die Schüler aufmerksam zu machen. — (Nationaler Verrat?) In einem recht ordinär und gemein geschriebenen Schimpfartikel beinzichtigen die „Nachrichten die Christlichsozialen und unsere heimische Geistlichkeit nationale» Verrates („verräterische schwarze Fahne") und der Deutfchfein^ lichkeitl! Eine ebenso dumme als boshafte und dreiste Verleumdung! Wenn die Christlichsozialen in wirtschaftlichen Dingen Fühlung suchen mit einflußreichen Abgeordneten und Mitgliedern des Landesausschusses, die der bauernfreundlichen christlichsozialen Slowenische» V. tscheer i feine i: An ndorf, s des 7770, g des 5funb= und f. nf denn, ajestät itstadt fernen Kaiser Herrn Ischast tfium it mit -|ung. rtlrnte :09«, noll-Do in egung inische ifierne g der »rmal- Tante eftine rügen sfrau, Klasse r das 907/8 jfeffor srnini-r 400 reiften Acker-t eine gt- indes-:e atv .üscher :s für irffaw r und chten" irtaleii ifeinb- dmgl :hlung indes- lischen Jahrgang V. @c:t;ct)£;r Bvrc — 3c: 17. Seite 137. Lolkspartei angehören und die unserem armen Ländchen in wirtschaftlicher Beziehung helfen können, so tun sie damit der Heimat nur Gutes; eine wirtschaftliche Hebung und Förderung derselben kommt ja auch der Stärkung und Festigung unseres deutschen Volkstums zugute. Die Liberalen in Gottschee haben noch vor wenigen Jahren den liberalen Slowenen bei den Wahlen förmlich Bor-spanndienste geleistet, ohne dafür wirtschaftliche Vorteile für unsere deutsche Bauernschaft einzuheimsen. Damals war alles gut und recht und den liberalen deutschen Zeitungen fiel es nicht ein, vom „Verrat" zu sprechen. Wenn gegenwärtig von einer nationalen Gefahr, insbesonders für die Stadt Gottschee, gesprochen werden kann, so rührt diese von slowenisch-liberaler Seite her, nicht von den christlichsozialen Slowenen. Die liberalen Slowenen haben, ohne von beit liberalen Deutschen daran gehindert zu werden, in der Stadt Gottschee festen Fuß gefaßt, haben auch einen Leseverein gegründet und planen noch weitere Vorstöße gegen die Deutschen. Wen trifft beim da der Vorwurf einer nationalen Preisgebung ober eines Pflichtversäumnisses? Doch nicht uns Christlichsoziale, sondern die liberalen Deutschen. Als vor ein paar Jahren von mehreren slowenischen Insassen der Pfarre Gottschee die Abhaltung slowenischer Predigten in der Stadtpsarrkirche verlangt wurde, da war es der hochw/ Herr Dechant Erker, der sich entschieden dagegen aussprach und das Verlangen zurückwies. War das vielleicht nationaler Verrat! Und doch beschimpft man liberalerseits unsere deutsche Geistlichkeit, die ein so wichtiger Faktor ist für die Erhaltung des deutschen Besitzstandes in Gottschee, in den „Nachrichten" fortwährend in empörender Weife. Gerade die nationale Rücksicht sollte einer solchen Entartung des politischen Kampfes, der nun einmal unausweichlich geworden ist, einen Riegel vorschieben. Was damals der Herr Dechant tat, war jedenfalls viel nationaler als das „völkische" Gepolter gewisser liberaler Krakeeler und Zeitungsschreiber. — („Der serbische Handelsvertrag) ist von der Regierung provisorisch aktiviert worden. Der niederösterreichische Bauernbund hat am 30. August in Wien eine Massenversammlung abgehalten, um gegen die vorzeitige Aktivierung dieses Vertrages, durch den die heimische Viehzucht geschädigt wird, zu protestieren. Bundesobmann Abgeordneter Stöckler betonte, der Bauernstand müsse wieder einmal sehen, daß er verlassen und verkauft werde. Abgeordneter List bemerkte u. a., was es denn nütze, wenn man aus der einen Seite die Viehzucht zu heben suche, auf der ändern sie aber untergrabe. Abgeordneter Bauchinger fürchtet, daß unser Parlament, in dem zwar 283 Agrarier sitzen, schließlich zum serbischen Handelsverträge doch Ja und Amen sagen wird. Er beantragte folgende Entschließung: Die in den Drehersälen versammelten Bauern sehen im serbischen Handelsverträge die Gefahr einer sie schwer schädigenden Biehdepresston, die Gefahr der Einschleppung non Viehseuchen, die Gefahr noch größerer Verdrängung ihres Viehes vom deutschen Markt und erwarten daher von ihren Vertretern im Parlamente eine entschiedene Stellungnahme gegen den definitiven Abschluß desselben, umsomehr, als dieser Handelsvertrag nur ein Vorläufer anderer Handelsverträge mit den Balkanstaaten ist. Indem sie Sr. Exzellenz dem Herrn Ackerbauminister Dr. Ebenhoch, dem es gelungen ist, die schwersten Schäden ans dem Handels« Vertragsentwürfe zu beseitigen, ihren tief gefühlten Dank aussprechen, protestieren sie doch gegen die Inkraftsetzung dieses Vertrages ab 1. September 1908 infolge des Ermächtigungsgesetzes, da ein derartiger, in die weitesten Interessen des ganzen österreichischen Bauernstandes so tief einschneidender Vertrag nicht durch bloße Mini-sterialverordnungen eingeführt werden darf." Reichsritter 0. Hohen« blum beantragte folgende Zusätze zur Resolution: „Die Versammlung fordert die agrarischen Abgeordneten auf, über den serbischen Handelsvertrag in namentliche Abstimmung einzutreten, sie fordert die agrarischen Abgeordneten auf, wenn sie nicht bindende Erklärung von der Regierung erhalten, daß Rumänien und Bulgarien bezüglich der Vieheinfuhr keine Konzessionen gemacht werden, der Regierung keine Rekruten und kein Budget zu bewilligen." Ferner: „Die agrarischen Mitglieder der Delegation werden aufgefordert, auch gegenüber dem Minister des Äußern diesen Standpunkt einzunehmen." Die Resolution wurde samt den Zusatzanträgen einstimmig angenommen. — (Die liberale Agrarpartei) wurde in den „Nachrichten" jüngst wieder einmal über den grünenKlee gelobt, während das genannte Blatt die christlichsoziale Partei, bekanntlich die stärkste Partei im Reichsrate, am liebsten mit Stumpf und Stil ausrotten möchte. Da ist es denn besonders interessant zu hören, wie sich ein Mitglied der Agrarpartei, der Abgeordnete Fr. Reiterer, in einer zu Salnau in Böhmen gehaltenen Rede über seine eigene Partei äußerte: „Ich wäre froh, wenn mich meine Wähler auffordern würden, daß ich aus der Agrarpartei austreten soll, denn dieWirtschast in der Agrarpartei gefällt mir nicht mehr; bis jetzt wurden wir nur durch geldliche Unterstützung des Großgrundbesitzes und der Regierung über Wasser gehalten." Und mit so einer Partei, die in den Alpenländern überdies nur einen ganz geringen Anhang besitzt, soll den Gottscheer Bauern gedient sein! — (Steinkohlenaderfund.) Im südöstlichen Teile des Gottscheer Bezirkes, in den Waldungen von Kuželj, Kimeljec, Raka und Rački Potok, der Gemeinde Kostel, stießen vor kurzem zwei Besitzer bei Untersuchung des dortigen Bodens auf eine steinkohlenhaltige Masse, die sie von da an nicht mehr aus den Augen ließen. Es handelte sich richtig um eine Steinkohlenader. Es soll dies Glanzkohle mittlerer Qualität sein. Die genannten zwei Besitzer, ein Lehrer und ein Grundbesitzer, schritten um die Schurfbewilligung ein, die sie selbstverständlich auch erhielten. Am vergangenen Dienstag wurden daselbst bei einem Seitenstiche, und zwar bei sechs Meter Tiefe, dunkelschwarze glänzende Kohlenstücke zutage gefördert, die von der Glanzkohle nur wenig abweichen. Wenn den genannten Schurfbesitzern niemand mit Geldmitteln beispringt, werden sie gezwungen sein, ihre Bodenschätze für günstigere Zeiten aufzubewahren, da die Regiekosten für Nachgrabungen viel Geldopfer verschlingen. — (Konkurs.) Das k. k. Kreisgericht Rudolsswert hat die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des nichtprotokollierien Kaufmanns Joses Hönigmann in Gottschee, dessen gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt ist, bewilligt. Die Gläubiger werden ausgefordert, bei der auf den 9. September 1908 vormittags 9 Uhr bei dem k. k. Bezirksgerichte Gottschee anberaumten Tagsatzung den Gläubigerausschuß zu wählen. Die Forderungen derKonkursgläubiger sind bis 80. September 1908 beim Kreisgerichte Rudolfswert oder beim Bezirksgerichte Gottschee anzumelden. Die Liquidierungstagsatzung findet am 26. Oktober 1908 statt. — (Hausierhandel.) Am österreichischen Kaufmannstag, der in Steyr am 24. August l. I. stattfand, betonte Handelskammerrat Vinzenz Löscher (Ybbs) in seinem Referate über die Änderung des Hausiergesetzes, daß es hoch an der Zeit sei, daß endlich das^vor drei Jahren beschlossene Hausiergesetz sanktioniert werde, (seine Ausführungen gipfeln in Resolutionen, in denen seitens des Handelsministeriums verlangt wird, es wolle veranlassen, daß der Erlaß vom 26. Februar 1908f Z. 5389, mit welchem die Erteilung oder Verlängerung von Hausierbewilligungen für ungarische Staatsbürger mit Ausnahme jener aus begünstigten Orten durch österreichische Behörden verboten werden wird, seitens der hiezu berufenen Behörden strengstens gehandhabt und auch den gänzlich unbefugten Hausierern ein Augenmerk zugewendet werde, nachdem die Wahrnehmung gemacht worden sei, daß dies nicht der Fall ist. Sie stellen daher an das k. k. Handelsministerium das dringende Ersuchen, diesbezüglich strenge Weisungen an die Unterbehörden ergehen zu lassen, da dieser Erlaß für die Kaufmannschaft Österreichs von eminenter Wichtigkeit ist, indem gerade die ungarischen Hausierer das Land überschwemmen und ihre Waren in zudringlicher Weise abzusetzen suchen. Weiters wurde erklärt, daß die österreichischen Kaufleute in der Handhabung des altbestehenden Hausiergesetzes eine empfindliche Schädigung ihrer Standesinteressen fühlen, und nun von der k. k. Regierung die endliche Vorlage eines Gesetzentwurfes fordern, durch welchen auf Grund des neuen Ausgleichsgesetzes die gesetzliche Regelung in dem Sinne geführt wird, daß jede Gemeinde in ihrem Seite 138. Gottscheer Bote — Nr. 17. Jahrgang V. Gebiete den Hausierhandel verbieten kann. Das Abgeordnetenhaus wird gebeten, diesen Gesetzentwurf mit aller Beschleunigung zum Beschluß zu erheben. Abg. Erb wies hier auch daraus hin, daß durch die Hausierer in der Provinz durch den Verkauf oder die Gratisverabreichung obszöner Druckschriften auch viel zur Entsittlichung des Volkes beigetragen werde. Nach einer kurzen Debatte wurden die Resolutionen einstimmig angenommen. Witterdorf. (Zur Gemeindewahl.) Am 27. und 28. August wurde endlich die Neuwahl des Gemeindeausschusses vorgenommen und es beteiligte sich daran zum erstenmal auch der Bauernbund als Partei. Die Steuergemeinde Koslern wählte zuerst; auf den Bauernbundkandidaten entfielen 48 Stimmen; der Kandidat der Liberalen brachte es auf 50 Stimmen, weil die Ortsvorsteher von Unter-loschin und Neuloschin zur Stimmenabgabe für die Ortschaft zu-gelassen wurden, obwohl sie hiezu nicht berechtigt waren. Interessant war es, wie die aus lauter Liberalen zusammengesetzte Wahlkommission den Ortsvorsteher von Unterloschm nachmittags nicht wählen ließ, während er dies vormittags tun durste. In der ©teuer-gemeinde Mitterdorf standen sich zwei Brüder als Kandidaten gegenüber, der bisherige liberale Gemeindevorsteher Matthias Siegmund und sein Bruder, der christlichsoziale Josef Siegmuud. Obwohl Matthias Siegmund in Klindorf, Malgern, Kerndorf und Niederdorf bei Ignaz Merhar um Wähler geworben und obgleich sein Bruder für sich selbst keinen Schritt unternommen hatte, schienen die Aussichten ans Sieg dem Matthias Siegmund noch zu unsicher. Er tat nun etwas, was noch kaum ein Mitterdorser Gemeindevorsteher zuwege gebracht hatte. Dreimal gab er sich selbst die Stimme, weil, wie er sich ausdrückte, die Zeiten so schlimm wären. Es siel dies umsomehr auf, als sein Bruder nicht sich selbst wählte. Schließlich entfielen auf Josef Siegmund 80, auf Matthias Siegmund 126 Stimmen. Im dritten Wahlkörper hatten die chriftlichsozialen Kandidaten 93, die liberalen 116 Stimmen; im zweiten Wahlkörper die Christlichsozialen 29, die Liberalen 43; im ersten Wahlkörper enthielten sich mit einer Ausnahme die Chriftlichsozialen (itn ganzen 11) der Wahl; die Liberalen hatten 15 Stimmen. Die Liberalen dürfen also noch weiter unbesorgt sein, wenn ihnen die Landesregierung keinen Strich durch die Rechnung macht. Die Wahl wird nämlich von den Christlichsozialen angefochten, da die doch gesetzlich gewährleistete Wahlfreiheit durch Drohungen und lügenhafte Äußerungen noch mehr eingeschränkt wurde, als es im vorigen Jahre von Anhängern des Fürsten Auersperg geschah. Wenn mit Hauseinstürzen, Fenstereinschlagen, Rockzerreißen gedroht wird, wenn Christlichsoziale sogar im Wahllokale Spione genannt werden, da sie doch nur ihr gutes Recht ausübten, während Liberale in unberechtigter Weise zur Wahl zugelassen werden, kann doch bei einer solchen Wahl nicht von Wahlfreiheit gesprochen werden. Wenn Christlichsozialen, die ruhig ans dein Wahllokale kamen, nachgepfiffen wurde, und solche Gemeinheit nicht jeder über sich ergehen lassen wollte und daher der Wahl ferne blieb, ist das Wahlfreiheit? Wenn den Leuten in lügenhafter Weife vorgehalten wird, im Falle einer chriftlichsozialen Gemeindemehrheit würde die Gemeinde die Kosten für die Gendarmerieassistenz, welche Minister Dr. Geßmann zum Schutze feines Lebens im vorigen Jahre bei uns brauchte, und auch für die Pfarrkirche große Summen bezahlen müssen, heißt das nicht Wahlverhinderung? Die Christlichsozialen nahmen den Ausgang der Wahl ruhig hin. Wenn schon das erste Eintreten des Bauernbundes ein so kräftiges war, daß den Liberalen nur Roheiten den Sieg verschaffen tonnten, braucht uns um die Zukunft nicht bange zu sein. Große Freude machte es den Liberalen, daß Herr Pfarrer Eppich, der als Vertrauensmann der Christlichsozialen int Wahlzimmer anwesend war, eben weil kein einziger Christlichsozialer in die Kommission gewählt wurde, keinen Stuhl ungebeten erhielt, sondern durch neun Stunden stehen mußte und pfehen konnte, wie liberale Bauern und der liberale Forstmeister sofort zum Platznehmen eingeladen wurden. Nun, der Herr Pfarrer, welcher in feiner Kanzlei jeden Liberalen, ob es nun Matthias Siegmund oder ein anderer war, zum Sitzen einlud, hat den Wahltag ganz gut überstanden. Attkag. (Die Blamierten.) Am vergangenen Sonntag, den 30. August, wurde die Generalversammlung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr vom Obmann Herrn Anton Krische einberufen und sand im Gasthause des Franz König Nr. 33 statt. Auf der Tagesordnung war der Bericht des Obmannes, der Bericht des Kassiers und des Schriftführers und die Neuwahlen des Wehr-ausfchufses. Die Wahl des Ausschusses hätte zwar schon im vorige» Jahre stattfinden sollen, doch wurde sie wegen der Erregung der Gemüter anläßlich der Reichsratswahlen verschoben, da es wegen der politischen Zerklüftung, die unter den Mitgliedern herrschte, bestimmt zu einem Bruche gekommen wäre, was dem Vereine, bet mit der Politik gar nichts zu tun hat, da er ja ein Ziel verfolgt, das allen gemeinsam ist, nämlich sich gegenseitig gegen das Element des Feuers zu schützen, geschadet hätte. Dem sollte vorgebeugt werden und die Wahlen des neuen Ausschusses sollten später statt- finden, bis sich die erregten Geister besänftigt hätten. Die Taktik ist entschieden zu billigen, aber mit unfern roten Nachbarn läßt sich nichts mehr Vernünftiges machen, sie geberden sich wie toll Md rennen mit ihren erhitzten Köpfen überall an die Wand an. Sn war es auch am vergangenen Sonntag. Wie sich da einige rote Leute, insbesondere der bekannte Weibersürst von Weißenstein, das selten nüchterne „Liendlhansche", benommen haben, spottet jeder Beschreibung. Ja, da hatte inan Gelegenheit zu sehen, was roter Anstand und rote Bildung ist. O, ihr armen Leut', wie seit ihr heruntergekommen 1 Wie hat euch der Alkoholdusel zugerichtetl Mai, weiß nicht, sollte man über solche Kerle lachen oder sie bemitleiden. Wahrscheinlich wäre beides am Platze. Nun zur Sache! Um 3 llhr fand sich die Mehrzahl der Mitglieder im Versammlungslokale ein. Auch zwei Abgeordnete der Gottscheer Feuerwehr, der Obmann Herr Fornbacher und ein gewisser Jaklitsch, waren erschienen. Der Obmann eröffnete die Versammlung. Alles ist ruhig. Aus einmal geht die Tür ans und stehe ein wunderbares Schauspiel! Die Kompanie des Obergenoffen Eisenzopf, er selbst an der Spitze, riicEt ein. Es waren bunte Gesichter, die das Auge zu sehen Gelegenheit hatte. Wir sahen die „Edelsten" unserer Gemeinde: den Klansch-Joschel, den Mefchna-Korl, Malhanfche, natürlich auch der Po-gorelza-Ander ans Schönberg fehlte nicht und der alte Pöffel, der Zimmerhanfch und der größte der Helden der Liendlhansche mit feinem Dnfelgesicht. Was wollen denn die? Was haben denn die da zu suchen? fragte sich unwillkürlich ein jeder. Ja, das sind die großen Tifchfreunde und Leidensgenoffen des „Zopf". Na, tta, eine nette Gesellschaft! Das ist also die Freischar des großen Helden des Tages, des Eisenzopfs! O, du armer Loifel, wie bist du gefallen, unter welche Gesellschaft bist du geraten! Unwillkürlich kommt einem die Parabel vom „unter die . . . Gefallenen" in den Sinn. Ja, ja, dein Sternlein geht langsam unter, langsam, aber gewiß unter und du selbst bist schuld daran! Nun, die nette Gesellschaft, von der keiner Mitglied des Vereines ist, drängte sich an des Obmanns Tisch heran. Auf einmal hieß es: Jeder möge 30 Heller zahlen, dann ist er Mitglied und kann wählen. Nur langsam fahren, ihr lieben Lent' I Mitglieder werden nur vom Ausschnsfe ausgenommen, nicht aber von der Vollversammlung. Die lieben Lent' werden also schön abgewiesen. Obmann Krische weigerte sich, Mitglieder heute aufzunehmen, da dies auch nicht an der Tagesordnung sei. Auf einmal beginnt es in den roten Köpfen zu gären, wie in den Moftsässern im Herbst. „Liendlhansche" sängt an zu kommandieren, wo er kein Wort zu reden hat; denn er ist kein Mitglied. Ein wackerer Mann leuchtet ihm ordentlich heim, daß ihm die Knie zittern. Gruppen sammeln sich um den „Hansche"; es sind seine Parteigenossen. Wild schauen sie drein wie Stiere, wenn sie ein rotes Tnch sehen, aber unsere Männer bewahren kaltes Blut uttb sehen ruhig auf die Aufgeregten. Vor diesen Blicken verraucht der Mut der roten Freischar. Der Obergenosse dieser netten Gesellschaft, der selbst gern Hauptmann werden möchte, fängt mit dein Obmann zu streiten an, aber fest ruft ihm dieser zu: „Du, du, mein lieber Herr Eisenzops, bist schuld, du bist der Bandenführer, das ist deine Politik, die Politik der Entzweihung und der Verneinung! Die folgen hast du auf deinem Gewissen!" Der Eisenzopf wird bleich ,u,d das Herz will ihm zerspringen vor Ärger, da er öffentlich als Unheilstifter und Aufwiegler gebrandmarkt wird. Es geschah ihm recht. Herr Jaklitsch aus Gottschee brandmarkte in energischen gurten das Vorgehen, einen so wichtigen Verein durch solch unangebrachte Hetzereien zu sprengen. Es ist ihnen nicht gelungen und cs wird ihnen auch nicht gelingen. Dafür haften unsere Männer, die sich stets als treue und opferfreudige Mitglieder des Vereines bewährt haben. Es war wirklich eine Blamage für die rote Sippschaft und insbesondere für unseren „wackeren" Gemeindevorsteher, cine Blamage, die sie nicht sobald vergessen werden! Eine ganze Woche hat der arme Hascher für seine Person agitiert, er berief auch auf eigene Faust, obwohl unberechtigt, die Hauptversammlung in feinem Haufe ein, ließ sich da zum Wehrhauptmann wählen, aber er mußte unserer rechtmäßigen Versammlung „nachzockeln", und hier erntete er den rechten Lohn, und so ist er „Strohhaupt-tnann" geworden. Wir gratulieren! -- (Gemeindewahlen.) Die Gemeindewahlen für die Gemeinde Altlag, die schon längst hätten stattfinden müssen, werden mhrsäminlich wiederum verschoben, da unser Gemeindevorsteher bei der Anfertigung der Wählerlisten solche „Böcke" geschossen hat, daß es ein Graus ist. Reklamationen haben die roten Mohikaner ein« gereicht, die wahrhaftig lächerlich sind. Die Ortschaften haben sie litte gestrichen, ebenso die Filialkirchen, obwohl sie als steuertragende Rechtspersonen wahlberechtigt sind. Alles ist bunt durcheinander. Ein Wirrwarr sondergleichen! Und ein Mann, der nicht einmal fähig ist, die Wählerliste ordentlich herzustellen, der die einfachsten Paragraphen der Gemeindeordnung nicht kennt, unser Gemeindevorsteher Alois Eisenzopf, arbeitet mit vollem Dampf, um seine Person noch auf dem Gemeindestuhle zu erhalten. Aber er wackelt, dieser Gemeindestuhl, und auch der, der darauf sitzt. Nur Verrat von unseren Parteigenossen könnte ihm helfen. Aber wir warnen die Verräter und die Heuchler, die aus Spekulation fahnenflüchtig werden möchten. 'Wir werden sie verachten, die Gegner aber werde-.! sie verspotten. Christlichsoziale Wähler, laßt euch ja von niemandem betrügen, sondern bleibt stark und fest und wir werden glänzend siegen! Laßt euch von niemandem einschüchtern sondern bleibt mutig und fest; denn dem Mutigen gehört die Welt! Wir haben die besten Männer in unseren Reihen, Männer die christlich gesinnt, Männer, die auch für die Arbeit fähig find, Männer, auf die wir stolz sein können. Werdet ihr eure Männer verraten, Männer, die sich voriges Jahr so fest und mutig bewährt, die Schulter an Schulter mit euch ausgeharrt und mit euch gekämpft haben? Nie darf dies geschehen, es wäre dies ein Schandfleck, dessen ihr nie mehr los sein werdet. Für Wahrheit, Recht und Ehre und für den echten Fortschritt kämpfen wir, und diese allein haben das Recht, zu, siegen. Fest waren wir, fest seien wir auch heute; nicht wie Schmetterlinge sollen wir von Blume zu Blume, von Partei zu Partei flattern, sondern an dem, was wir als recht erkannt haben, festhalten. Mannesmut und Charakterstärke, das seien die zwei Sterne, die uns leuchten und die uns leiten sollen, — und dann wird uns auch bald der Stern der Ruhe und des Friedens leuchten. Männer und Frauen der Altlager Gemeinde, alle guten, christlichen Gottscheer blicken auf euch, und erwarten von euch Mannessinn und Mannesstärke. Täuschet sie nicht, sondern zeiget ihnen, daß ihr noch immer die tüchtigen Altlager seid, der Stolz der christlichen Gottscheer, die ihren Glauben noch nicht hin-geworfen haben, sondern die bereit sind, für das Edelste und Beste, >vas in unserem Herzen glüht, für das Licht des Glaubens, auf den Kampfplatz zu treten. Lasset diesen euren Glauben, lasset eure Priester, die auch für eure Sache kämpfen, nicht beschimpfen und verlästern, sondern weiset den Leuten, die nichts vom Christentum an sich haben, als den Haß gegen eure Priester, eure katholischen Seelenhirten, den Platz, wo sie hingehören, und sie werden bald fchweigen wie übertünchte Gräber! Uchermoschnitz. (Vom Herzschlage getroffen.) Am 14. August traf den pensionierten Oberlehrer Herrn Leopold Abram ein Schlaganfall. Der herbeigerufene Arzt konnte dem Kranken nicht mehr helfen, so daß derselbe, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, noch in derselben Nacht verschied. Der Selige stand im 67. Lebensjahre, war lange Jahre Oberlehrer in Landstraß und wirkte die letzten Jahre als Leiter einer Privatschule in Triest. Er war kaum eine Woche hier, um sich bei seinen Verwandten in der gesunden Tschermoschnitzer Gegend zu erholen. Tiefbetrauert von seinen Verwandten, die aus weiter Ferne zum Begräbnis herbeigeetlt waren, wurde er am 17. August zu Grabe getragen. R. I. P. — (Kirchliches.) Unser Herr Pfarrer wurde zum Pfarr-verweser der Pfarre Pöllandl ernannt. Er wird nun mit seinem Kaplan zwei Pfarren zu versehen haben, obwohl seine eigene ziemlich groß und beschwerlich ist. Das ist ein seltener und in Gottschee vielleicht noch nie dagewesener Fall. Attfag. (Ein hohes Alter) erreichte der verstorbene Auszügler Andreas Schauer. Er stand im 89. Lebensjahre. Bis zum letzten Augenblicke war er sozusagen gesund und niemand dachte noch an seinen Tod. Am 23. August wurde er nachmittags tot aufgefunden. Mchl Lei Wöü'andk. (Von den Pferden zertreten) wurde Josef Kump. Der Mann wurde gebeten, auf die Pferde acht zu geben, während man leere Fässer auf den Wagen lud. Durch das Geräusch, das die Fässer verursachten, erschrocken, nahmen die Pferde Reißaus. Der unglückliche Mann kam unter ihre Füße und wurde von denselben förmlich zerstampft, so daß er in wenigen Minuten den Geist aufgab. Kventak. (Gemeindevorstandswahl.) Beider am 8.August l. I. in Ebental stattgefundenen Gemeindevorstandswahl für die Gemeinde Ebental wurde Georg Högler aus Setsch zum Gemeindevorsteher und Johann Petsche aus Ebental, Johann Högler aus Tiefental und Fr. Gliebe aus Kukendorf zu Gemeinderäten gewählt. Wakgern. (Der neue Bürgermeister.) Unser neuer liberaler Gemeindevorsteher hat sich bei der Gemeindewahl in Mitterdorf schön aufgeführt. Was der in der Gaststube gegen Christlichsoziale geredet, war so schändlich, daß wir es lieber nicht abdrucken. Nicht genug damit, begab sich Franz Perz noch ins Wahllokal und nannte dort die Christlichsozialen Spione. Sowohl der Wahlkommissär als auch Herr Georg Petsche erteilten dem frechen Menschen eine verdiente derbe Lektion. Wie ein begossener Pudel zog Perz dann ab. Höttenitz. (Vorsätzlicher Todschlag.) In der Nacht vorn 30. auf den 31. August lauerten die vorn Tanzboden heimkehrenden Brüder Georg Parthe, 20 Jahre alt, und Paul Parthe von Göttenitz Nr. 42 dem 24 Jahre alten Georg Widmar Nr. 44, Vater von zwei Kindern, auf und brachten ihm mehrere Stichwunden in der Bauchgegend bei. Widmar erlag den Verletzungen in einigen Stunden, nachdem er noch die heil. Sterbesakramente empfangen hatte. — (Hausverkauf.) Frau Ursula N off an hat am 1. dieses Monates Haus und Grund durch Lizitation verkauft. Das Haus erstand Georg Michitsch aus Göttenitz Nr. 5 um den Preis von 20.150 K; die Grundstücke aber wurden parzellenweise veräußert. Worovitz. (Auswanderung.) Am 31. August sind wieder 10 junge Frauenspersonen aus der hiesigen Gegend nach Amerika ausgewandert. Einige von ihnen machen die Reise schon zum zweitenmale. Wessettak. (Verunglückt.) Der 15jährige Heinrich Schleimer von Nesseltal Nr. 43 fiel am 23. August l. I., als er Bier von Gottschee führte, in der Nähe des Dorfes unter den Wagen und brach sich die rechte Hand. Laiöach. (Der krainische Landesausschuß) hat an den Ministerpräsidenten ein Telegramm gerichtet, in welchem das Bedauern über die Unzulänglichkeit der Hilfeleistung der Regierung kundgegeben und dargelegt wird, die Not sei furchtbar. Das Land stehe vor einer Katastrophe und der Landesausschuß sei außer stande, Abhilfe zu schaffen. Briefkasten. M. O. K 310 sind zu senden. Seite 140. Gottscheer Bote — Nr. 17. Jahrgang V. Bei einmaliger Einschaltung kostet die viergespaltene LLleindruckzeile oder deren Raum *0 Heller, bei mehrmaliger Einschaltung 8 Heller. Bei Einschaltungen durch ein halbes )ahr wird eine zehnprozentige, bei solchen durch das ganze Jahr eine zwanzigprozentige Ermäßigung gewährt. Anzeigen. Die Anzeigengebühr ist bei einmaliger Einschaltung gleich bei Bestellung, bei mehrmaliger vor der zweiten Lin. schaltung zu erlegen. — ®s wird höflichst ersucht, bei Bestei. lungen von den in unserem Blatte angezeigten Zirmen sich (Jets auf den „Gottscheer Boten" zu beziehen. Verein der Deutschen a. Webte in Wien. — Sitz: I., Nauhensteingaffe Mr. 5. wohin alle Zuschriften zu richten sind und Landsleute ihren Beitritt anmelden können. Zusammenkunft: Jeden Donnerstag im Wereiustokale „Zum roten Igel", I., Atörechtsplatz Mr. 2. Keil-Lack vorzüglichster Anstrich für weichen Fußboden Keils weiße Glasur für Waschtische 90 h Seils Goldlack für Rahmen 40 h. Keils Bodenwichse 90 h. Keils Strohhutlack in allen Farben. Stets vorrätig bei: Franz Loy in Gottschee. Idria: Val. Lapajne. Sagor: Rieh. b. Michelčič. Gesetzlich geschützt! 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