Nro.  sl.                                                                          ^789.
Laib ach er
Dienstag den 15. Christmonat.
Inländische   Nachrichten.
"Wien, den 8. Chrisim. Die Gcsund-heitsnmstunde unftrs geliebten Monarchen haben sich seit 3 Tagen etwas geändert, jedoch find Sie nickt ft> gefahrlich , als sie im verfiossenen Aprilmonate waren.
Des Ersterzog Franz K. H. sind am 28. d. v. nachmittags um 2 Uhr aus dem Feldlager bey Orsova im vollkommenen Wohlbefinden hier eingetroffen. — Allein di? Freude bey Hof? über dessen glückliche Rückkunft wurde durch ein Unglück in etwas gestöret, da in dem sogenannten Glo-riet bey Laa 2 Stunden von Wien , nach-«mttags um 2 Uhr Feuer ausbrach, welches bis auf den Abend anhielt, und dieses kaiferl. Lnsihaus nebst dem größten Theil der darin befindlichen kostbaren Meub-lcn in Asche verwandelte.
Für die Herzoginn d'Ursil aus Brüssel ist hier auf dein Graben ein Quartier bestellt, und eingerichtet worden; man er, Wartet Sie taglich, wie such den Herzog,
der ben der Hauptarmee in Verdien ang«-siellt ist/ und die Reise schon hicher an-getretten hat. — Der Fürst Walde? , und der F. Z. M. Gr. v. Klairfait sind dieser Tag"u mit Urlaub auf einige Monate aus Sewien hier glücklich angelangt. — Man will auch wissen, daß der F. M. Bar. v. Loudon , nachdem ev aus der Wal-lachcy, wohin er abgegangen ist , um den Kordon in Augenschein zu nehmen, und sich mit dem Prinzen v. Koburg , und dem Fürsten von Hohsnlohe zu besprechen, wird zurückgekammcn ftyn, und in Belgrad noch verschiedene Anstalten wird getroffen haben, gegen Ende dieses Monats Hieher ins Winterquartier kommen  werde.
Se. Majestät haben den Hrn. Rittmeister bey Barko Hussaren , Ebderksi mit Majorkfarakttr, und Zoo. fl. Pension in Ruhestand zu sitzen , so wie auch den Hrn. Rittmeisi-er Warnnovich  beym  nämlichm
hohen Alters wegen mit 6oo fi. zu pensionjren geruhet. .^
Der Hr. Mdvcrpflegsinspcktor General. G^nnay bejindet sich zu Ofen in den mißlichsten Gesundhcitsumstanden, und die Aerzte zweifeln sehr an seinem Anstomen. »7- Hingegen nimmt die von dem bößar-tigen Fanlungsfteber erschütterte Gesundheit des Hrn. Hanptmannes von London Infanterie Bar. v> Cngelhart, den sein Vat?r der Hr. General Montirungsinspeck-tor von Semlin hat hiehcr bringen lassen, eil.'c erwünschtere Wendung, und man hoffet , daß er bald ganz wird hergestellet werden.
Der im Feld bey der Hanptarmee gestandene Hofkriegssekretar v. Machobetz ist bereits die vorige Woche hier angelangt; ob derselbe wieder dahin zurückkehren werde, weiß man znr Zelt noch nicht. — Verschiedene andere bey der Armee gestandene Beamten sind Krankheitshalber ?.urücr>'ru-ftn worden; an die Stelle des Kon.ipi-sien Mahler geht von hier der Kan<list Grnber als Feldkon'.ipist zur Hauptarme?, an den Platz des verstorbenen Konzipisten Wiffinger kömmt der hiesige Kanzelist Stad-ler dahin.
Es ist nun beschlossen , die acht K. K. Regimenter Dragoner mit einer vierten Division zu 4OO. Mann m vermehren, welches im Ganten einen Zuwachs von 3200. Mann Kavallerie betragt. An den nöthigen Pferden wird es um so weniger fehlen, da zu Czernowitz, Suc^awa, und in Un» gärn noch IOO25 Stück drei-und vierjährige Remontepftrde vorrathig sind. — Se- Maj. haben den Kommandanten des Mil'tar-Hauptspitals, Franz Dux, in Rücksicht seiner durch 32 Jahre geleisteten Nützlichen Dienste, sammt s?inen Leibes erben  mit Nachsicht aller Taxen   in den
erbla ndischen Adelssiand nu't dcm EhrenttU-men v. Hochkirch, zu erheben geruhet.
Di? Dm'chsauchtigftlts Statthalter der österreichischen Niederlande, welche aufausdrücklichen Allerhöchst-Kaiserl. Befehl sich auf eine Zeitlang von Brüssel entfernt haben, sind über Luxenburg am 22. Win-term. in Koblenz eingetroffen. ,,Am folgenden Tage kam der Kurfürst von Köln dahin, II. KK. HH. zu bewillkommen. Man erwartet sie hier nächster Tagen. — Um das in Brabant immer weiter um sich greifende «Feuer des Aufruhrs, das auch schon cndere Provinzen angestecket hat, wo möglich , nlcht mit Strömen des Blutes u löschen, und die unselig verirrten Gemüther wieder zur Ordnung zurückzubringen , haben Se. Maj. dero Staatsvi-zekawler Gr. v. Koben,l in der Eigenschaft euies l'önigl. Kommissars mit einer aus^dehmm Vollmacht nach Brüssel geschickt , und ihm zugleich den Auftrag mitgegeben , den Häuptern dcr unzuftü'dlnetl Naion anzudeuten, daß Se. Majestät die Verordnung von 18. Iun. l. I. wieder« rufen, dir Sachen wirdcr ans den Pnnkt, wle sie sich vor der königl. Depesche vom 15. Febr. l. I. sich befanden , setzen , und dem Verlang n nachgeben , welches die bey« den ersten Stande von Brabaut Sr. Maj. bezeuget hattcn, daß Höchsidieselbe sich mic ihncn über dasjenige, was in der Io^eu-se -Entree einer Anslegung fähig wäre übereinkamen. — Zugleich heißeres. haben Se. Maj. den dermal in Böhmcn befindlichenHrn. F. M. L. Gr v. Brcchainville statt des Generals von Mon, zum Kommandanten der niederländischen Truppen e nannt. Indes^ sen melden wir letzteres nur als ein G^ richt, welches noch einer nähern VestaM-gung bedarf.                                    ^     ,^
Der Russisch - kaiserl. Bothschaster hat am abgewichenen Sonntage von dem ^«l-
Wen komandirendttl Feldmarschalle. Für^ sien von Potemkin Tauritschewskoy einen Expressen in der Person des Russischen Majors v. Zuccato, mit dcr Nachricht erhalten, daß die Türkische Festung Ben-der, nachdem sich der Hr. Feldmarschall mit der ganzen ihm anvertrauten Armee genähert hatte, auf geschehene Aufforderung von dem kommandirenden S'craskicr, und den bey ihm befindlichen zwey Paschen.von 3. Roßschweifen, den is. Winterm. auf Dislreüon übergeben worden ist. Dem zu Folge hat die gcsau mte aus 18002. Man lesichende Besatzung von dem Hrn. Feld-N'arschatte Fürsicu v. Potemkin die Freyheit erhalten sich über die D/nau zurücktu ,iehen. Dae schwere Geschütz, das man iu dcr erobcncn Festung send , besteht aus wehr als Zoo. Kanonen und Mörsern, die sammt einem grosscu Vorrathe von Kriegs-'tind Mulldbedürftiissen, den Ueber-windcrn zu Theil wurHetl. Zer Hr. Feld-marschall hatte.auch seine Flottille, die aus stachen ?apmogischen Fahrzeugen besteht, Nlit hinlan^ichn Artillerie versehen, in ei? mr kleinen Enlftnnmg vor die Festung rücken lassen.
Graz , den 7. llhristm. Wenn einem Schreiben vom 4. d. ',l'. trauen wäre, so hatte die BesatzM'g von Orsova bereits am 27. d. vorigen kapitulitt. Das Schrei« bm spricht in einem zuversichtlichen Tone, und glaubt dasmc l weder getäuscht zu seyn, Noch  selbst zu tauschen.
Ecmlin, dcn 28. winterm. Einige aus Orsova desertirte Türken erzählen , daß die Besatzung dieser Festung nur noch verschimmelten Zwiedack zu essen habe, daß sie den höchsten" Mangel an Holz leide, daß täglich viele Leute dahin sterben, daß dcr Kommandant voll Orsova lange schon zur Uebergabe geneigt gewesen sey, und nur noch von dcm rachsüchtigen Expascha von
Borecs Muftapha 3^a a^hMn werd? daß auch die bombenfteyen Kaftn-aten v^ Orsova durch unser GeschO sthr gelitten haben, und endlich daß die Festung unmöglich mehr lange sich halten könne. Wir haden also niit jedem Tage die Nachricht von deren Ukbergaöe zu erwarten. —^ Die Regimenter Wartensleben, Wallis, und Läscy sind bereits Ofen passirt; Wartensleben geht nach Wien in die Winterquartiere, und Lascy nach Mahren. — Von 18. bis zum 2O. Nov. ist ein fürSrerli, chcs Feuer auf Orsova gemacht, und hierauf erst die Belagerung in eine Bloka-de verwandest worden , welche der Hr. General Gr. von Auersberg kommandirt. — 1. Bataillon V. Palfy und i. von Karoly haben nun auch den festen Ort Nigotm in Besitz genommen.
L.emberg, den 29. N)interm. Wie hatten dieser Tage die Ehre den vortrefti-cheu General Baron v. Karaiczay bier m sihen. Er erschien im Theater, und sogleich erhob sich ein allgemeines Rufen unter frohlokeudem Händeklatschen: Cs lebe Karaiczay. Dankend verbeugte er sich ae-gen das Publikum. Allein das Vivat ertönte von allen Seiten immer noch jo stark daß er laut für die Ehre, mir welcher er empfangen wurde, danckte, und sich die Wiederholung verbat, indem alles dieses über feine Verdienste wäre. Er ist übrigens ungcmein menschenfreundlich, angenehm im Umgänge, und nichts weniger " als stolz. Ganz besonders liebreich bezeigt er sich gegen die Offiziere seines Neoiments, ehedem Rlchecourt, welches hier m Lern-bcrg m Besatzung, und in der Geaend vertheilt lugt. In dem Gasthause zum wetßcn Lamm, wohin die ansehnlichsten Personen zu kommen pflegen, ersuchte er den Wirth, von keinem der Ossi icre seines Regiments , die wahrend seines Aufenthalts
ste anglnehmm, (ändern 'von ihm, dem Hm. Gtt^al.^^le Vergütung zu erwarten. — So eben kam von dem k. k. Kreisamte in Zamosz eine Stafette an Se. Exzellenz Graf v. Brigido, daß ein zügelloser Hanfe pohlischer Soldaten , oder vielmehr Näubergesindel in Altzamosz eingefallen , den dortigen Zolleinnehmer so wie auch den Rontrollor schwer verwundet, dem Aufseher die Ohren abgeschnitten, die Kasse von ungefähr 6oc> Gulden geplündert/ und si h alsdann wi?d?r zurück begeben habe. Jetzt ist es also Zeit, die Sache von unserer Seite ernsthaft zu betrachten , und die nöthigen Vorkehrungen zu treffen ; indem die, Herren Pohlen, wenn solche wilde: Ausschweifungen nicht sogleich geahndet werden / wohl noch öfters Proben von diesem Heldemnuthe geben könnten. An diesem Vorfalle ist übrigens nicht im gering-sim zu zweifeln. — Den io. Wintecm. hat der Großsultan den französischen , und preußischen Minister zu einer Privataudi-en; berufen, worauf er sich äusserst mißvergnügt zeigte, alsogleich einen Griechen, der mit dem Fürsten Mavrojeni in Korrespondenz gestanden seyn soll , köpfen ließ, und gleich auch einen Capidgi Pascha abfertigte mit dein Auftrag, den Kopf des Mavrojeni selbst nach Konstantinopel zu bringen.
Feldlager am Verg? Alüon, den 20. TVmterm. Der Hr. F. M. Baron von London hat befohlen, daß jedem Manne der über Winter hier bleibenden Truppen, die aus 1. Batal. von Durlach, 1. von Wallachisch - IllyrisH Grenzrcgiment, und 3. von d?Vins, wic auch aus einem Theile des Freykorps, und allen IZgern und
GchächchüM sammmche? Regimenter 5«? stehen, täglich 1. Seitl Wein und das Zll-gemüse sammt Salz unentgeltlich avge-reicht werden soll, mit der Versicherung einer besondern Belohnung für diejenigen^ die durch behutsame Lebensart den Witp-ter über nicht erkrankn w'irden. Die Regimenter Würtenberg Dragoner und An-spach Kürassier nebst dem Bataillon von Ferdinand Toskana sind schon in die Winterquartiere zurückinarschiret.
Belgrad, den 22. N3inrerm. MäN ist hier eifrig beschäftigt di? Verwüstungen auszubessern, welche die Belagerung angerichtet hat, und die ganze Stadt wieder in Wohn - und Vertheidigungsstcmd zu setzen ; es finden sich hier taglich Familien ein , die sich ansasitg machen. Es ist nun auch hier uebst dem Griechischen auch der Katholische Gottesdienst wieder hergestellt, und um die katholisch eingerichtete Kirche auch mit einen Geläute zu versehen, sind dazu die Glocken der Kirche des aufgehobenen Franziskanerklosters zu Ofen bestimmt worden.
Ausländisch? Nachrichten.
Italien.
Rom den 15. VAnter-tt. Sr. Pap» Heil. gehcn die in den Oesterreichischen Niederlanden ansgebrochenen Unruh?!?, m so weit siz das' Wcrk von Geistlichen sind, und diesen Sland in den Au,zen aller redlich denkenden Menschen herabwürdigen , sehr zu Herzen. Se. Heil. habüt wegen aller, dieser Angelegenheiten elne geheime Kommission von mehrern Kardinalen Zusammengesetzt, mit denen Sl« oft.nals Berathschlagungm halten.
Wird alle Wer.stage nachmittag um 2. Uhr                                  Nro. 135- iu der
von Klcmmaycrschen Buchhandlung ausgegeben.