Preis ganzjährig 10.000 K - 1 R.-IRk. -5h.- 8000 u. K - 8 ff*. K - 20 Di. - 2 Fr. Katholische IMfionszeitfchriff, ßerausgegeben com IMiionshaus 6raz, Paulusforgaiie 10, Steiermark. Redigiert von P. ßeinridi Wohnhaas F. 8. C. Der Belüge Vater Pius X. hat der Redaktion, den flbonnenfen und Wohltätern den Hpoifoliidien Segen erteilt. Für Wohltäter werden wödientiich zwei heilige Meilen geleien. Mit Empfehlung der hodiwürdigifen Oberhirten non Brixen, Brünn, 6raz, heitmerib, iiinz, Oimüh, Marburg, Orient, Crielt und Wien. Best 7 und 8. 3uli - August 1924. XXVII. Jahrgang. Erste Tätigkeit unserer Millionäre in Südafrika« Über bett Beginn der missionarischen Arbeit in der Apostolischen Präfektur Lydenburg berichtet de.x hochw.P. Klassert unterm 30. März ans Witbank: Alle Patres und Brüder sind gesund und arbeitsfreudig, bereit zu allen Opfern, welche die Inangriffnahme einer neuen Mission notwendigerweise erfordert. In Lydenburg hat das recht nette Priesterhäuschen Platz für zwei Mann. Die dortige Kirche ist hübsch, aber klein, faßt jedoch alle zur Zeit ansässigen Katholiken. Witbank dagegen besitzt eine neue, geräumige Kirche von 20 Meter Länge und 7 Meter Breite, bislang das größte Gotteshaus der neuen Mission. Am 31. August 1921 wurde von Bischof Cox der Grundstein gelegt. Außer einigen Bänken fehlt aber die Innenausstattung noch vollständig. Ihr einziger Reichtum und unser Trost ist das Allerheiligste Sakrament, das seit meiner Ankunft am 13. Februar dahier beständig aufbewahrt wird. Die Priesterwohnung ist ein kleines, an die Sakristei angebautes Zimmer, das dem Wanderseelsorger, der von Zeit zu Zeit hieherkam, Unterkunft bot. Natürlich ist es ganz unzureichend für einen ständig anzustellenden Priester. Witbank soll und muß einen solchen haben. Allgemein heißt es, daß Witbank wegen seiner reichen Kohlenlager einer großen Zukunft entgegen- gehe. Erst vor kurzem aus einem elenden Dorfe zu einer Stadt emporgewachsen, dehnt es sich von Jahr zu Jahr weiter aus. Die Katholikenziffer, gegenwärtig 150, dürfte rasch steigen, namentlich wenn das geplante große Elektrizitätswerk errichtet sein wird. Das Dominikanerinnenkloster wird in Bälde bezogen und die Schule eröffnet werden. Wegen seiner Lage an der Hauptbahnlinie eignet sich Witbank wie kein anderer Ort als Mittelpunkt und Hauptsitz unserer Mission. Es ist daher ein Erfordernis der allernächsten Zeit, daß hier ein entsprechendes Haus für einen Priester und zur Aufnahme der durchziehenden Missionäre aufgeführt werde. Um die nötigen Vorbereitungen znm Bau zu treffen, wurden P. Fischer, Bruder Schmid und Bruder Kolenc hieher-berufen. Die guten Brüder müssen einstweilen auf Strohsäcken in der Sakristei schlafen, die auch als Küche und Speisezimmer dient. Wir betrachten es als unsere Pflicht, diesem unwürdigen Zustand raschestens ein Ende zu bereiten. Alles Bauen jedoch in dem Teile der Stadt, in welchem sich die Kirche erhebt, ist mit vielen Förmlichkeiten, Einschränkungen und Schwierigkeiten verbunden. Zuerst muß man beim Stadtrat um die Baubewilligung ansuchen und, wenn diese gegeben ist, einen genauen Plan vorlegen. Das Bauen selbst ist hier sehr teuer. Weiße Schreiner und Maurer erhalten als Taglohn 1 Pfund Sterling (24 Friedenskronen). Die hiesigen Katholiken sind gute freundliche Leute, die den Priester schätzen und lieben und bereit sind, für die Erfordernisse des Gottesdienstes ihr Scherflein beizutragen. Nach dem ersten Sonntag, den ich in Wit-bank verbrachte, fuhr ich nach Barberton, um zu sehen, ob sich daselbst die Anstellung eines Priesters verlohne. Von Kapmuiden an, wo die Seitenlinie nach Barberton abzweigt, glaubte ich mich nach Tirol versetzt. Zwischen hohen Bergen schlängelt sich die Bahn durch ein sonniges Tal mit duftigen Wiesen und grünen Feldern. Bei einem sehr gastfreundlichen Syrier stieg ich ab. Alle Katholiken wurden rasch verständigt und waren hocherfreut über meine Ankunft. Ich besuchte sogleich die einzelnen Familien und lud sie für den folgenden Tag zu einer Besprechung ein. Nachdem ich die Versamnilung begrüßt und die Errichtung der neuen Präfektur von Lydenburg ihnen erklärt hatte, fragte ich sie, ob sie einen ständigen Priester wünschten. Ein einstimmiges, begeistertes „Ja" war die Antwort. Daran knüpften sie die Erklärung, daß sie bereit seien, zur baulichen Ausbesserung der Kirche und der Priesterwohnung, die beide aus der Zeit vor dem Burenkriege stammen, beizutragen. Zur Durchführung des gefaßten Beschlusses wurde auf der Stelle ein Ausschuß gebildet. Ich war nicht nur erbaut, sondern wirklich gerührt über den Eifer der Gläubigen. Schon am nächsten Tage brachte man zwei Betten, Tische, Stühle und Küchengeräte. Nachdem so die Station einigermaßen eingerichtet war, übernahmP. Berger die Seelsorge der so lange verwaist gewesenen Herde. In Transvaal ist die weiße Bevölkerung weit zahlreicher als im Sudan. Die Neger sind nahezu entrechtet und enteignet und die Diener der Weißen. Sie dürfen sich des Nachts nicht in den Stadtvierteln der Weißen aufhalten, sondern müssen sich in die Eingebornen-viertel zurückziehen. Andrerseits darf auch kein Weißer sich in dem Wohnbezirk der Schwarzen niederlassen, doch hat die Regierung in verschiedenen Distrikten den Negern eigene Gebiete vorbehalten und ihnen Grund und Boden zur Bebauung und Wohnung zugemessen. Leider sind in Transvaal die Protestanten aller Formen und Farben seit vielen Jahrzehnten emsig an der Arbeit. In den Eingebornenvierteln wimmelt es von protestantischen Kirchlein und Schulen. In einem Negerviertel in Witbank sah ich dicht nebeneinander sieben protestantische Kirchlein, jedes einer andern Sekte gehörig. Hoffentlich gelingt es uns recht bald, in einem der den Schwarzen vorbehaltenen Landstriche eine Farm zu erwerben, um die Neger zur Arbeit und zum Religionsunterricht im großen heranziehen zu können, denn Heidenmission ist und bleibt unser Ideal. * * * Einem Briefe des ehiw. Br. Karl Klo dt vom 20. Mai aus Lydenburg entnehmen wir noch folgendes: Nach langer Reise kamen wir endlich in Marianhill an. Ein Bruder von dort erwartete uns im Hasen von Durban. Man hatte schon befürchtet, unser Schiff sei untergegangen, weil es so lange über die Zeit ausgeblieben war. Lage und Anlage von Marianhill sind einfach großartig. Nach vierzehntägigem Aufenthalte wurde ich nach Witbank gerufen. Unser dortiger Wohnort liegt sehr hoch und ist den kalten Winden ausgesetzt. Zwei Wochen nach mir kamen noch P. Fischer und Bruder Schmid an. Meine Beschäftigung war anfänglich die des Kochs, wobei ich den Mitbruder, der bisher die Kochkunst noch nicht gepflegt hatte, in diesen notwendigen Zweig menschlicher Betätigung einzuführen hatte. Als er seinem Meister genügend Ehre machte, kam gerade mein Schreinerwerkzeug an, und ich konnte meine Tischlerei aufmachen — unter freiem Himmel. Allein die Herrlichkeit sollte nicht lange dauern. Wegen des kalten Windes konnte ich kein Holz verleimen, weil mir die Kälte den Leim erstarren machte, bevor ich die Hölzer zusammenbrachte. An einem Tage mußte ich dreimal meine Hobelbank mit Blech zudecken und mich vor dem Regen ins Haus flüchten. Morgens war alles durchnäßt vom Tau, und dazu verspürte ich rheumatische Schmerzen in meinen scchzigjähri-gen Knochen. Ohne eine gedeckte Werkstätte konnte es nicht gehen. In Witbank muß für jeden Stall die Bauerlaubnis eingeholt werden; die dortigen Stadtväter aber überstürzen nichts und lassen sich Zeit. Die Kosten hätten sich auf etwa 200 Pfund Sterling (4800 Friedenskronen) belaufen. Da fragte es sich denn, ob Witbank überhaupt der richtige Ort für die Schreinerei wäre. Am 9. Mai wurde P. Klassert zu einer Beratung nach Lydenburg gerufen. Das Ergebnis toar, daß es nach einigen Tagen hieß: „Bruder Karl, nimm deinen Plunder und wandere nach Lydenburg!" Was war geschehen? Die Katholiken von Lydenburg hatten vernommen, Msgr. Präfekt gedenke seinen Sitz in Witbank zu nehmen, was den Leuten aus hier Arbeit genug; auch die Schwestern bedenken mich mit Aufträgen. Als Werkstätte dient mir ein hinter betn Hause befindlicher Schuppen, in welchem nur der Fußboden fehlt. Mein Zimmer war früher Küche und hat noch den kleinen Ofen, so daß ich einheizen kann, wenn es kalt ist. Das Essen bekommen wir von den Schwestern. Weibliche Katechumenen. begreiflichem Lokalpatriotismus nicht einleuchten wollte. „Die Präfektur heißt Lydenburg und Lydenburg muß auch der Sitz des Apostolischen Präfekten sein. Wir Katholiken werden das schon machen." Die Stadtverwaltung hat bereits einen Platz freigegeben für ein Haus und die Lydenburger wünschen, daß die Mission Handwerksschulen errichte und die männliche Jugend zu Handwerkern heranbilde. Auch sammeln die Leute schon für eine neue Kirche, mit deren Bau in Bälde begonnen werden soll. Ich habe In Lydenburg ist die Gegend viel schöner als in Witbank. Wir sind von Bergen umgeben und allenthalben blühen Rosen und andere Blumen, obwohl es hier schon Herbst ist. Alles spricht englisch, selbst die Zulukaffern. Wer hieherkommt, muß unbedingt Englisch können, sonst ist sogar das Reisen auf der Bahn schwierig. Mit den Eingebornen können wir noch nicht in ihrer Sprache verkehren. Von hier bis zu ihren geschlossenen Wohnsitzen ist es nicht mehr weit. Ein Palmzweig auf das Grab des Br, Bernhard Sdialenberg, Seiforben am 3. Juni 1924. Es ist der Morgen des 5. Juni 1924. Grauweiße Wolken drängen sich von Norden nach Süden und hüllen die schneegekrönten Berggipfel in dichte Schleier. Im Missionshaus am Fuße der Plose herrscht Trauerstimmnng. Aus der weitgeöffneten Pforte bewegt sich ein langer Leichenzug dem stillen Dorffriedhof von Milland zu. Die sterbliche Hülle eines Klerikers unserer Genossenschaft wird zu Grabe getragen, drei Wochen vor der Priesterweihe. Eine tückische Blutkrankheit, die ihn während des letzten Studienjahres ergriffen, hatte seinen Tod herbeigeführt im blühenden Alter von 24 Jahren. Br. Bernhard Schalenberg stammte aus Kruft bei Andernach am Rheine. Als elfjähriger Knabe trat er im Sommer 1911 in das Taverianum ein, legte 1919 am öffentlichen Gymnasium in Brixen mit gutem Erfolge die Reifeprüfung ab und begann nach dem Noviziat 1920 das Studium der Theologie zur unmittelbaren Vorbereitung auf den Priester- und Missionsberuf. Mit Recht dürfen wir auf Br. Bernhard das Schriftwort anwenden: „Früh vollendet, hat er viele Jahre erreicht". Sonnige Heiterkeit strahlte aus seinem ganzen Wesen. Ein echter Rheinländer. Schon am Tage seines Eintrittes erregte der „Kleinste" — er war es wirklich — die Aufmerksamkeit des Präfekten durch seine frischfröhliche Anteilnahme am gemeinsamen Spiel in der Erholungszeit. Rasch und feurig in seinen Bewegungen, heller Glanz in den Augen, ein frohes Lachen auf den Kinderlippen, gelehrig und lenksam, das war der kleine Bernhard als Kind. Und eine Kinderseele ist er geblieben sein Leben lang. Obwohl ausgestattet mit schönen Geistesgaben und befähigt zu schriftstellerischer Tätigkeit, zierte seinen Charakter eine gewinnende Bescheidenheit. Er hat gewiß nicht groß von sich gedacht. Was aber den jungen Kleriker vor allem auszeichnete, war seine glühende Liebe zum Ordens-, Priester- und 'Missionsberuf. Tief durchdrungen von der religiösen Gedankenwelt, voll heiliger Scheu vor der Höhe des Priestertums und erfüllt von flammender Begeisterung für die Ausbreitung des Gottesreiches, suchte er, je näher das Ziel rückte, desto eifriger und entschlossener sich auf das Apostolat vorzubereiten. Er ging dabei so weit, daß er an die Obern das Ersuchen stellte, den Empfang der Priesterweihe ein Jahr lang hinausschieben zu dürfen, um durch ein zweites Noviziat jene Stufe der Vollkommenheit zu erreichen, die ihm unerläßlich schien zum Eintritt in das Heiligtum. Aus einem Briefe, den er in dieser Angelegenheit ratsuchend an seinen früheren Obern schrieb, entnehmen wir wörtlich folgende Stellen, die uns einen herrlichen Einblick in sein Sinnen und Streben bieten: „. . . Näher zu Gott! Nichts suchen als Gott! Ein Ahnen und Sehnen zieht durch meine Seele wie in Kindestagen, da ich so oft nach der Schule vor dem ewigen Lichte unserer Heimatskirche kniete und dem göttlichen Kinderfreunde mein ganzes Kindesherz schenkte. Ja, in jenen seligen Tagen schwebte über mein junges Leben mit all seinem freudigen und leidvollen Wechsel eine wundersame Einheit, und eine liebliche Harmonie hielt mich mit zarten Banden umschlungen. Den Edelstein der Kindheit geh' ich suchen, bis ich ihn ewig mein nennen darf. Wo könnte ich ihn eher finden als am Altare, die leuchtende Hostie in der Hand? Aber noch liegt viel Geröll vor der Schwelle des Heiligtums. Ein Jahr Verzögerung würde, so deucht es mir, geziemenderen Zugang zum Altare geschaffen und meinem ganzen Leben ein erhöhtes Priesterglück geschenkt haben.. . Die Zauberrute der Heiligkeit möchte ich in meiner Priesterhand tragen und damit Künftlerwerke in den Menschen-feelen schaffen unter der Führerhand des Heiligen Geistes. Zum Dichter der Heiligkeit möchte ich mich umbilden, am liebsten in der Einsamkeit des Noviziates als allerletzter Novize. . ." O Tiefe der Weisheit und Erbarmung Gottes! Wer hat den Sinn des Herrn erkannt und wer ist sein Ratgeber gewesen? Was Br. Bernhard ersehnte, hat ihm die göttliche Güte in höherer Weise überreichlich gewährt. Nicht lange nach der Absendung des erwähnten Briefes begann er wirklich ein zweites Noviziat — auf dem Krankenlager. Wie früher, so auch jetzt ein Musternovize, alle erbauend durch feine Geduld und Ergebung. Ein Priester durch seine Opfergesinnung, ein Missionär durch die bereitwillige Hingabe seines Lebens. Die Liebe wird im Leiden vollkommen. Und diese leiderprobte, vollendete Liebe hat Br. Bernhard reif gemacht, nicht zwar zum Eingehen in das priesterliche Heiligtum auf Erden, sondern zum Eintritt in das Allerheiligste des Himmels, um die Opferschale seiner Gebete, seiner Tugenden, seiner Leiden dem Allerhöchsten darzubringen. Näher zu Gott, nichts suchend als Gott! Glücklicher Mitbruder, wie rasch hast du erreicht, wonach dein Herz verlangte! Seliger Gottsinder, Ewiglebender bei Gott, getränkt mit dem Strome seiner Wonne! Weit von uns und doch uns nahe durch deine Fürbitte für die Missionäre und die Heidenvölker Afrikas. In unserem Gedächtnis wirst du fortleben, bis wir uns wiedersehen. Ruhe in Frieden! 'ü v li Weilen Codder war fiel li li' Der Spendung des hl. Taufsakraments an die erwachsenen Heiden geht eine längere Vorbereitungszeit voraus, die man Katechumenat nennt. Dessen Zweck ist es, einerseits den Täuflingen das nötige Maß von religiösem Wissen zu vermitteln und sie andrerseits zur treuen Befolgung des christlichen Sittengesetzes anzuleiten. Die Aufnahme in das Katechumenat geschieht durch das Überreichen einer geweihten Medaille seitens des Priesters und durch Einschreiben der Namen der Taufbewerber in das Katechumenen-verzeichnis. Gewöhnlich umfaßt das Katechumenat mehrere Stufen oder Klassen, die durch Prüfungen voneinander getrennt sind. Den Anfangsunterricht besorgen dieeinheimischenMis-sionsgehilsen oder Katechisten in den Außenposten. Den Unterricht der Fortgeschritteneren erteilen die Missionäre auf der Missionsstation selbst. Es war an einem Sonntage. Eine An- Atscholifrcnr in Trauer. Zum Zeichen der Trauer trägt sie einen Stab, Stricke um den Hals und ungepflegtes Haar. zahl erwachsener Heiden hatte sich zur Aufnahme in das Katechumenat und zum Empfang der heiligen Taufe bereit erklärt. Unter ihnen befand sich auch ein siebzehnjähriges Mädchen, dessen spröde Wildheit gemildert wurde durch eine außergewöhnliche Anmut. Obwohl sein Äußeres auf den ersten Blick eine fremde Abstammung verriet, gab es doch wiederholt die Versicherung, dem Atscholistamme anzugehören. Noch leuchtend im Antlitze von dem kleinen Triumphe der gut bestandenen Aufnahms-Prüfung hatte die junge Schwarze auf die Frage nach ihrem Namen ohne Zögern geantwortet: „Ich heiße Akot." Bei der folgenden Frage nach ihrer Familienzugehörigkeit geriet sie in Verlegenheit und begnügte sich mit einem Winke des Kopfes gegen ein ziemlich bejahrtes männliches Wesen von knochiger, hagerer Gestalt, das, halb im Gebüsche versteckt, die Vorgänge beobachtete. Wessen Tochter war sie? Auch niemand von den Umstehenden wußte es mit Sicherheit zu sagen. Die Mutter war gestorben, ehe das Kind sie gekannt. Der zweideutige Mensch, der sich der Rechte des Vaters rühmte, hatte wenig Väterliches in seinem Äußeren. Wenn er auch eifersüchtig über die Tochter wachte und mit unverkennbarem Wohlgefallen von ihr sprach, so veranlaßte ihn dazu weniger die Zärtlichkeit des Vaters, als vielmehr die schmutzige Gewinnsucht des berechnenden Händlers, der aus allem Gewinn zu schlagen sucht, denn er hoffte, durch eine gute Partie des bald heiratsfähigen Mädchens sich eine Quelle des Reichtums zu erschließen, da nach Landessitte der Bräutigam dem Vater der Braut eine Anzahl Kühe als Kaufpreis zu entrichten hat. Auch die Teilnahme am christlichen Unterricht, die der Alte bereitwillig gestattete, sollte seine Pläne fördern. Akot war schon früher einige Male zur Mission gekommen, um die Gebete zu erlernen. Kurze Zeit nach der Aufnahme in das Katechumenat erhielt sie auf ihre Bitten hin die Bewilligung, im Missionsdorfe bleiben zu dürfen, um regelmäßig dem Unterrichte beiwohnen zu können. Dabei offenbarte sie einen lebhaften, aufgeschlossenen Geist und bekundete einen außerordentlichen Eifer im Erlernen des Katechismus. In ihrem übrigen Betragen aber zeigte sie sich unbeständig, launenhaft, widerspenstig und zum Trotze geneigt, weshalb wir ihrer Entwicklung mit einer gewissen Besorgnis folgten, denn es war zu befürchten, daß der böse Feind alle Anstrengung machen werde, um ihr Vorhaben zu durchkreuzen. Alsbald setzte auch der Sturm ein. Von den Heiden aufgestachelt, kam der Vater mehrmals zur Mission, um sie wieder heimzuholen unter dem Vorwände, daß er das Mädchen als Christin nicht so günstig verheiraten könne. Obschon diese Befürchtung unbegründet war, sollte sie doch den Zwecken des schlauen Mannes dienen. Es war ihm nämlich vor allem darum zu tun, von den Missionären Geschenke zu erpressen. „Wenn ihr wollt," sprach er, „daß meine Tochter bei euch bleibe und Christin werde, so müßt ihr mir ein Geschenk machen, das euer würdig ist und mich in meinem großen Trennungsschmerz trösten kann." Einmal jedoch war seine Besorgnis ungekünstelt. Er hatte nämlich in Erfahrung gebracht, worin die oft genannte und von seiner Tochter ersehnte Taufe bestehe. Leider war aber sein Gewährsmann nicht viel mehr unterrichtet als er selbst, allein die Sucht, über unbekannte Dinge zu reden und den Weisen zu spielen, hatte diesen verleitet, hirnverbranntes Zeug zusammenzudichten mit dem Schlußergebnis: „Die Taufe ist ein Arzneiwasser, das die Weißen auf geheimnisvolle Weise herstellen. Wer dieses Wasser erhält, wird vollständig umgewandelt. Deine Tochter wird durch diese Medizin aufhören, dein zu sein, und die Tochter dieser Weißen werden." Es bedurfte geradezu heldenhafter Geduld, um den geängstigten Vater wieder zur Ruhe und zu Vernunft zu bringen. Nie konnte man erfahren, welche Gefühle Akot gegen ihren Vater hegte, ob Liebe oder Furcht oder das eine oder andere oder weder das eine noch das andere. Sie wußte sich zu beherrschen und dabei herrschte sie. Bei den väterlichen Wutausbrüchen blieb sie gelassen und verscheuchte wieder mit schlauem Lächeln die Besorgnisse des Alten. Sie ergriff Partei für ihn und widersprach ihm selbst. Sie weigerte sich, auch nur einen Schritt heimwärts zu tun, und begleitete ihn doch nach Hause. Dort hielt sie sich eine Woche lang aus und erschien dann wieder aus der Mission mit der Erklärung: „Ich gehe nicht fort, bis ich nicht Christin geworden bin." Das wiederholte sich mehrmals. Infolgedessen zog sich die Zeit ihrer entfernteren Vorbereitung in die Länge, doch kam endlich auch für sie der Tag, die nähere Vorbereitung zu beginnen. Bei der Prüfung bewies sie mit der Klarheit und Sicherheit ihrer Antworten mehr, als zur Genüge die volle Erkenntnis der Tragweite des Schrittes, den sie zu tun vorhatte. Von jenem Zeitpunkte an machte sie keine Besuche mehr in ihrem Heimatsdorse. Eines Morgens kam der Katechist Abraham auf mein Zimmer. Von offenem und heiterem Charakter und durchaus nicht zungengelühmt, erschien er mir diesmal verlegen, unsicher und verschämt. „Was gibt es?" fragte ich ihn. „Also, Pater, ich wollte nur sagen — ich habe gedacht — ich möchte wissen, ob es dir mißfiele, wenn ich — Akot zur Frau nähme?" Nun war es heraus. „Ich habe nichts dagegen, doch muß Akot zuerst getauft sein." - „Aber sicher, und da ich Christ bin, so will ich auch, daß meine Frau eine wahre Christin sei und es nicht so vielen heidnischen Atscholisrauen gleichtue, die ihren Mann verlassen und zu einem andern gehen." — „Überstürze die Sache nicht! Bitte Gott, daß er dich erleuchte; dann frage Akot, ob sie einwilligt, und verhandle mit ihrem Vater!" — „Ich habe schon mit ihm gesprochen und er ist ganz ein- verstanden." — „Akot selbst", sagte ich zum Schlüsse, „ist sehr eifrig und bessert sich immer mehr von ihrer früheren Leichtfertigkeit und Launenhaftigkeit." Der Heiratsvertrag wurde zu allgemeiner Zufriedenheit geschlossen. Der Vater freute sich über die gute Partie, denn Abraham war verhältnismäßig wohlhabend. Akot fühlte sich überglücklich, daß sie einen so verständigen, tätigen Gatten erhielt, der bei allen das höchste Ansehen genoß. Denn Abraham war ein erprobter Christ und geborener Katechist, bei jung und alt beliebt. Die Knaben liefen ihm zu, wie von einem Zauber angezogen, und die Alten vergaßen ihm gegenüber die gewöhnlichen Widersprüche, die sie sonst allem Neuen entgegenbringen. Abraham war eine großmütige Seele, in der der Glaube Nahrung sog aus dem Gebete. In seinem Katechistenamt war er unermüdlich und opferfreudig im höchsten Grade. Doch Gottes Gedanken sind nicht der Menschen Gedanken. Abraham erkrankte plötzlich und starb unerwartet schnell, für uns ein schwerer Verlust, für Akot ein furchtbarer Schlag. Das um so mehr, als die heidnische Denkweise in dem Todesfall ein böses Vorzeichen erblickte und die bräutliche Hinterbliebene durchaus überreden wollte, den Unterricht in der neuen Religion aufzugeben. Es stellten sich noch andere Schwierigkeiten ein. Abrahams Verwandten beanspruchten nun Akot für sich als eine vom Verstorbenen bereits erworbene Sache, die ihnen als unbestreitbarer Teil der Hinterlassenschaft erblich zugehöre. Der Vater Akots half wacker mit, um nicht den teilweise erhaltenen Heiratspreis wieder zurückerstatten zu müssen. Die Heiden lagen dem unglücklichen Mädchen unablässig in den Ohren, um cs zum Verlassen der Mission zu bewegen. „Das Wort Gottes", sagten sie, „mag ja gut sein, aber es ist nichts für dich. Verstehst du die Vorbedeutung nicht? Entschlage dich des Verlangens nach der Taufe, die für dich nur Unglück und Tod bedeutet!" Doch die Jungfrau hörte trotz ihrer Niedergeschlagenheit nicht auf die Stimme der Versuchung. „Ich will Christin werden," sprach sie, „damit ich Abraham im Himmel wiedersehen könne." Ein schönes Wort, doch die Unsicherheit ihrer Lage zwang uns, die Taufe bis auf weiteres zu verschieben. * * * Unter den weitläufigen Verwandten Abrahams befand sich ein gewisser Bartholomäus, ein aus- gezeichneter junger Mann, der mit Abraham den Verstand und die Ausbildung gemeinsam hatte, weshalb er im Wettbewerb um einen Posten bei der Regierung den Sieg über zwanzig Mitbewerber davontrug. Anstatt der Sanftmut Abrahams aber zeigte er die Rauheit eines Büßers. Rechtschaffen, fromm, gewissenhaft fast bis zur Übertreibung, geriet er leicht in Eifer und sparte nicht mit Vorwürfen, wenn er bei den Christen einige Schwachheiten oder Zugeständnisse an die alten heidnischen Sitten wahrnahm. Er war geachtet und gefürchtet, aber nicht beliebt. Sein unnachsichtliches Vorgehen und seine rücksichslosen Verweise entfremdeten ihm die Gemüter. Und gerade auf diese strenge und weltverachtende Natur hefteten sich die Blicke Akots, als sie sich infolge des unablässig auf sie ausgeübten Druckes entschloß, einem Manne aus der Verwandtschaft des verstorbenen Abraham die Hand zu reichen. Es war eine gute, aber gänzlich unvorhergesehene Wahl, um so mehr, als mehrere andere Verwandte sich bereit erklärt hatten, Christen zu werden, falls sie den Vorzug erhielten. Als die Sache ins Reine gebracht war, kamen Bartholomäus und Akot zu mir, um mir ihre Absicht mitzuteilen und ihre Verlobung in amtliche Form zu kleiden. Bei dieser Gelegenheit war Bartholomäus ganz er selbst. „Höre mich gut an, Akot, der Pater, der unsere Namen ins Buch einschreibt, sei unser Zeuge. Als der gute Abraham mir erzählte, er habe die Absicht, dich zur Frau zu nehmen, riet ich ihm ab, denn du warst zu leichtsinnig und unbesonnen. Abraham ist gestorben, und du hast dich stark gezeigt. Willst du nun meine Frau werden? Wisse aber, daß ich eine Frau will, die mir Gefährtin sei auf dem Wege zum Himmel, eine wahre Christin. Laß daher alles, was mit dem Heidentum zu tun hat, und sei nicht wie ein Tier, das nur an Essen, Trinken und Vergnügen denkt. Gott hat uns für den Himmel erschaffen und für nichts anderes. Wohlan, ich werde nicht mehr mit dir sprechen, bis du deinen Unterricht vollendet hast. Doch werde ich mich oft nach dir erkundigen. Denke noch nach und wenn du nach empfangener Taufe mich noch gern hast, so werden wir Hochzeit feiern." Es vergingen drei Monate. Akot, immer voll guten Willens, hielt sich bereit auf den Empfang des ersehnten Sakramentes der Wiedergeburt. Bartholomäus kam häufig auf die Mission, um sich von dem guten Verhalten und den Fortschritten seiner künftigen Frau zu überzeugen. Sie selbst besuchte er nie, wohl aber ließ er ihr von Zeit zu Zeit Geld und kleine Geschenke zukommen. * * * Die Seuche der Gehirnhautentzündung trat auf. Die davon Betroffenen starben nach wenigen Stunden; kräftigere Naturen rangen zwei oder drei Tage mit dem Tode in einem Zustande völliger Bewußtlosigkeit, und nur sehr wenige genasen. Kummervolle Tage waren es, in denen sich in grausamer Beharrlichkeit die Anzeigen von Erkrankungen und Todesfällen häuften. Und auch Bartholomäus wurde krank gemeldet. Ich eilte auf dem Fahrrad zu ihm, um ihm die Tröstungen der Religion zu bringen. Voll fieberhafter Angst durchflog ich die fünfzig Kilometer in der Hoffnung, ihn wenigstens bei Sinnen zu treffen. Unglücklicherweise fand ich ihn bereits im Todeskampfe, in einer einsamen Hütte, von allen verlassen. Das Übel war sehr an- j steckend und die armen Kranken empfingen daher keine Pflege. Nachdem ich dem Sterbenden die Letzte Ölung erteilt hatte. Betete ich mit dem Katechisten des Ortes und mehreren Christen die Gebete für die Sterbenden, den Rosenkranz und anderes. Plötzlich erschien Akot. „Wozu bist du gekommen?" „Um ihn zu sehen und ihm beizustehen. Bitte Gott, daß er auch mich zu sich nehme oder mir ihn wenigstens solange lasse, bis ich die Taufe empfange." Ohne weiteres machte sie sich daran, die Decke des Kranken zu richten und ihn zu pflegen. Ich empfahl ihr, vorsichtig zu sein, damit sie sich keiner Ansteckung aussetze, und sich wenigstens gut die Hände zu waschen. Sie stimmte zu, allein ich glaube, daß sie nichts begriff; der Schmerz nahm sie ganz ein. Noch am gleichen Abend ging Bartholomäus in ein besseres Jenseits hinüber. Das arme Mädchen war gänzlich entmutigt, verwirrt und wie versteinert und kehrte nicht mehr in die Mission zurück, sondern. verblieb in seinem Dorfe. Es brauchte notwendig Ruhe, Trost, Aufmunterung und erhielt statt dessen nichts als harte Worte, Vorwürfe, Tadel und Spott. Es schien, als ob alle wetteiferten, es zu zerfleischen, zu erbittern, zur Verzweiflung zu bringen. „Hast du es endlich verstanden, daß bit nicht Christin werden kannst? Haben wir dir es nicht gesagt, daß der Tod Abrahams ein Vorzeichen war? Wenn jetzt auch Bartholomäus gestorben ist, so hat er das deiner Verstocktheit zu verdanken." Mehr betäubt als überzeugt blieb Akot zu Hause und ließ uns sagen, sie käme nicht mehr zur Mission. * * * Eine Woche später kam in höchster Eile ein Bote mit der Meldung, Akot, vom Übel ergriffen, bitte um einen sofortigen Besuch. Ein Pater machte sich sogleich aus den Weg und fand sie außer Bett in anscheinend gutem Zustande, wie jemand, der die Krisis überwunden hat und sich ans dem Wege der Besserung befindet. Auffällig war, daß sie keine Medaille am Halse trug. Sie äußerte lebhafte Zeichen der Freude und bat um Spendung der Taufe. „Was? In diesem Zustande? Sogar ohne die Medaille der Katechumenen! Nein, jetzt ist es unmöglich. Wenn du wieder gesund bist, wirst du zur Mission kommen —" „Ich werde nicht mehr zur Mission kommen; ich fühle mich jetzt wohl, weil du da bist, allein ich spüre das Übel in mir. Ich fürchte den Tod nicht, aber ich will zu Abraham und Bartholomäus in den Himmel kommen. Gib mir die Taufe, Pater, ich fühle den Tod wie den Flügelschlag des Vogels, der dir zur Seite zieht —" „Und die Medaille?" „Die Medaille und alles übrige wurde mir mit Gewalt weggenommen. Ich war so geängstigt, und man sagte mir so böse Worte. Meine Gebete aber habe ich immer verrichtet. Wenn ich gefehlt habe, so verzeihe mir, aber gib mir die Taufe!" „Warum aber bleibst du hier und kommst nicht auf die Mission?" „Ich tat unrecht, das sehe ich ein, aber glaube mir, ich wußte nicht mehr, was ich tat. Man hat mir so viel zugeredet. — Jetzt, Pater, spende mir die Taufe, öffne mir die Pforte, wo Abraham und Bartholomäus sind. Laß mich mit dem Troste sterben, ein Kind Gottes zu sein, geliebt von ihm." Der Pater befindet sich in der größten Verlegenheit. Die Dringlichkeit der Bitte mutet ihn seltsam an. Das Verlangen ist höchst lobenswert, aber die Umstände scheinen nicht im geringsten die Befürchtungen naher oder nächster Gefahr zu rechtfertigen. Das Mädchen spricht und bewegt sich mit aller Leichtigkeit und zeigt nichts Außergewöhnliches außer einer erklär- lichen Aufgeregtheit und einer gewissen Kurzatmigkeit. Soll er ihr die Taufe spenden? Soll er sie ihr verweigern nach so dringlichem Bitten? Wird Akot im Falle einer wahrscheinlichen Genesung ihr Taufversprechen halten, halten können? Sie ist freilich genügend unterrichtet, aber beim Tode des Bartholomäus hat sie sich schwach gezeigt; abergläubische Furcht und menschliche Rücksicht waren ausschlaggebend in ihrem Betragen. Während alle übrigen den Vorschlag vernünftig fanden, ließ es Akot keine Ruhe. „Gib mir jetzt die Taufe, morgen findest du mich nicht mehr am Leben. Ich fühle den Tod nahe, ganz nahe", und sie brach in einen Strom von Tränen aus. Als dann der Pater, ungeachtet der Bitte, sich erhebt und Miene macht, fortzugehen, springt sie zur Türe, kniet nieder, erhebt die Hände und ruft mit dem Ausdruck der Verzweiflung: „Ist Kopf des Nilpferdes. Inzwischen sind einige Christen und Kate-chumenen des Dorfes in die Hütte getreten, und Akot wendet sich an diese mit der Bitte, Fürsprache für sie einzulegen. „Wohlan," sagt der Pater, „lasset uns beten, um den Willen Gottes zu erkennen!" Die kleine Gruppe kniet nieder und betet andächtig den Rosenkranz. Nach vollendetem Gebete sagt der Missionar: „Meine Meinung ist diese. Jetzt befindet sich Akot wohl. Ich kehre auf die Mission zurückund komme morgen früh wieder her. Im Falle der Gefahr werde ich ihr dann die heilige Taufe spenden." es also wahr, daß Gott mich nicht will, trotzdem ich so viel gebetet und ihn so sehr geliebt habe?" Ein krampfhaftes Schluchzen erschüttert ihren Körper. „Pater," fährt sie nach einiger Zeit mit größerer Ruhe fort, „im Namen Abrahams, im Namen Bartholomäus', im Namen Mariens, der großen Mutter Jesu, höre mich an und erhöre mich! Gehe nicht fort, ohne mir die Taufe zu spenden!" Die Anwesenden sind gerührt, wagen aber keine offene Stellungnahme, während die Gruppe der Heiden, die neugierig vor der Hütte lauscht, in verworrenem Gemurmel die Bitten Akots befürwortet, ohne eigentlich zu wissen, um was es sich handelt. Der Pater, der bereit wäre, auch tausend Taufen zu spenden, ist verlegener denn je. Solche Eindringlichkeit! Ist es eine hysterische Laune oder eine geheimnisvolle Mahnung des nahen Todes? Wenn sie wirklich stürbe, welche Selbstvorwürfe —. Da kommt ihm eine Erleuchtung. Er läßt den Vater des Mädchens rufen und stellt an ihn die ganz bestimmte Forderung: „Akot ist krank und verlangt die Taufe. Ich kann sie nur unter der Bedingung gewähren, daß du feierlich und vor vier Zeugen versprichst, du werdest Akot, falls sie genest, keinerlei Hindernisse bereiten, als Christin nach dem Gesetz Gottes zu leben." Der Arme, der sich auf eine scharfe Rüge gefaßt gemacht hatte, versprach es und setzte hinzu: „Ich habe übel gehandelt; ich wollte sie Gott rauben, der sie an sich gezogen, und nun straft mich Gott. Ich war es, ich allein, der sie von der Mission fernhielt. Nun aber erhöre ihre Bitte, denn Gott will sie für sich, und wenn er sie mir lassen will, so werde ich sie behüten als sein ausschließliches Eigentum." Die Taufe wird gewährt, und diese Ankündigung läßt die geängstigte Akot aufjubeln vor Freude. Die heilige Handlung vollzieht sich ohne äußeren Glanz in einer armen Hütte vor Weite Kreise der mohammedanischen Bevölkerung des Sudan vertreten die Ansicht, daß die Welt von einem Stiere getragen werde. Obwohl dieser unsagbar stark ist, so ermüdet er doch von Zeit zu Zeit unter seiner schweren Last und schiebt sie deshalb von einem Horn auf das andere. Dadurch entstehen die Erdbeben. Ende der Welt. Die Welt kann nicht ewig in ihrem jetzigen Zustand verbleiben, sondern muß einmal untergehen. Verschiedene Vorzeichen künden den Weltuntergang an. Vor allem das Auftreten eines großen Betrügers. Er ist blind am rechten Auge, lahm am linken Fuße und seine rechte Hand ist durchbohrt. Er benützt als Reittier eine Eselin, die ebenfalls an einem Auge blind wenigen Zuschauern. Aber gerade diese Einfachheit und die Sammlung der Betenden gießen eine geheimnisvolle Süßigkeit darüber aus. Akot erschien wie verklärt von innerem Glück und verhielt sich in tiefem Schweigen, als fürchte sie, jene kostbaren Augenblicke zu entweihen und den Zauber der überirdischen Wonne zu brechen. Beim Abschied sagt sie zum Pater: „Die andern Christen nähern sich nach der Taufe dem Altare, um Jesus zu empfangen; mir aber wird sich Jesus nähern, um mich zu empfangen. Ich danke dir, Pater; ich werde immer für dich und die Missionäre beten." Am nächsten Tage bringt ein Christ uns die Nachricht, Akot sei während der Nacht sanft entschlummert. „Sage mir doch, Michael", frage ich einen Katechisten, „wessen Tochter war denn schließlich dieses eigenartige Mädchen?" „Solange es am Leben war", entgegnete Michael, „waren verschiedene Vermutungen im Umlaufe, doch glaube ich, daß man niemals die Wahrheit erfahren wird. Jetzt, da es g e st o r b e n, w i s s e n u n d s a g e n a l l e, daß es ein Kind Gottes war, und da die Menschen es sich streitig machten, so schnitt Gott allen Streit ab und nahm es zu sich." P. B. G. ist und mit einem Fuße hinkt. Trotzdem gewinnt er viele Anhänger. Nach ihm kommt eine Menge von wunderbaren Wesen zum Vorschein, teils Zwerge, teils Riesen, Gestalten von mittlerer Größe gibt es nicht. Die Zwerge sind eine Spanne lang, gleichlang sinv ihre Bärte und ihr rotes Haupthaar. Die Riesen sind so groß wie die Dattelbäume. Sie wurden einst von König Salomon in einem eisernen Turme am Rande der Welt eingesperrt. Dort drinnen vollführten sie einen so gewaltigen Lärm, daß die Erdbewohner darob in Schrecken gerieten. Alexander der Große sah den Weltfrieden gefährdet und hielt es für nötig, eine eiserne Mauer um den Turm zu errichten. Den Unholden gefällt natürlich ihr Kerkeraufenthalt nicht, und sie suchen sich zu befreien. Zu diesem Zwecke steigt einer auf die Schultern t- Religiöfe Anschauungen der Mohammedaner im Sudan. von P. Offo Buber. des andern und H a d s ch u k, der zu oberst steht, bemüht sich, in den Eisenturm ein Loch zu bohren. Da zieht der boshafte M a d s ch u k den Unterststehenden hinweg, und all die Riesen stürzen herab. Es entsteht unter ihnen eine gewaltige Rauferei, nach deren Beendigung der Befreiungsversuch von neuem unternommen wird. Jedoch der unverbesserliche Madschuk wiederholt in einemfort seinen bösen Streich. Am Ende der Welt werden sie freigelassen, springen über die Eisenmauer Alexanders' hinweg und durchstreifen das Land. Ihre Anführer Hadschuk und Madschuk reiten auf Pferden ohne Sättel. Sie üben sich in Kraftleistungen, indem sie große Bäume ausreißen. Dabei werden sie von solchem Durst befallen, daß sie die Flüsse austrinken. Nun brechen furchtbare Schicksalsschläge herein. Ein entsetzlicher Wirbelsturm, der Tag und Nacht toütet, verbreitet überallhin die Keime ansteckender Krankheiten, denen viele erliegen. Hieraus folgt eine dichte Finsternis. Massenhaft sterben die Menschen vor Hunger und Durst, weil sie Speise und Trank nicht mehr auffinden können. Endlich kommt das allergrößte Unglück. Die Sonne, die nach der Meinung der Muselmänner uns gegenwärtig nur den Rücken zukehrt, dreht sich um und wendet uns ihr Angesicht zu. Infolgedessen entsteht eine solche Hitze auf Erden, daß alle Lebewesen zugrunde gehen. Nun ergreift der Engel Serafil seine zehn Meter lange Trompete und bläst sie mit voller Straft, so daß ihr Schall wie Donnergetöse in das Innere der Erde und bis auf den Meeresgrund dringt. Himmel und Erde geraten ins Schwanken, und die festen Stoffe losen sich in Dampf auf. A uferst e h un g. Durch die Stimme des Engels werden Menschen und Tiere ins Leben zurückgerufen und ergreifen Besitz von ihren einstigen Leibern. Bon den Dampfsäulen in die Höhe getragen, nähern sie sich Gott, der von oben auf sie herabblickt. Jene Mnseliüänner, die bei Lebzeiten falsch bei Mohammed geschworen haben, werden mit einem Rumpfe ohne Kopf auferstehen. Die Stirnen jener Muselmänner, die beim Gebete oft den Boden berührten, glänzen wie Mondlicht. Die Augen aller stehen oben auf dem Kopfe, damit sie nur nach dem Stimmet blicken können. Da nähert sich Mohammed seinen Gläubigen, die er ans allen Völkern gesammelt hat. Bei seinem Erscheinen kehren die Augen der Muselmänner an ihren Ort zurück, und sie rufen ihm zu: „O Herr, rette uns!" worauf er ihnen erwidert: „O mein Volk!" und Fürbitte bei Gott zu ihren Gunsten einlegt. Alle anderen Propheten dagegen lassen ihre Anhänger im Stiche und kümmern sich nur um ihre eigene Haut. Die Auferstandenen müssen jetzt über einen Abgrund schreiten, der mit Feuer angefüllt ist, in dem es von Teufeln wimmelt. Von der einen Seite zur andern ist ein 80 Meter langer Faden gespannt, fein wie ein Haar, scharf wie ein Messer, übelriechend wie eine Tierleiche. Die Guten gehen sicheren Fußes darüber, die Bösen stürzen ab, werden von den Teufeln aufgefangen und wieder auf den Faden hinaufgeschleudert. Mörder müssen ihr Opfer auf den Schultern über den Faden tragen. Gericht. Jetzt naht sich Ibrahim el chalil (der Patriarch Abraham), der Geheimschreiber Gottes, in dessen Gefolge sich eine große Schar von Engeln befindet, welche die Schuldbücher der Menschheit tragen. Jedem Muselmann wird eine Liste verabreicht, die seine guten und schlechten Taten enthält. Darin erheben Kamele, Kühe, Esel und sonstige Haustiere ihre Stimmen gegen ihre einstigen Herren und klagen über die erhaltenen Mißhandlungen. Im Gerichte werden Muselmänner, deren Handlungen drei Viertel gut und ein Viertel schlecht waren, einen Tag zur Hölle verdammt. Solche aber, deren Taten drei Viertel schlecht und nur ein Viertel gut waren, müssen vier Tage in der Hölle brennen und dürfen dann in den Himmel eingehen. Wer bei Lebzeiten träge im Gebete und nachlässig in den vorgeschriebenen Waschungen gewesen, muß drunten auf dem feurigen Höllenboden das Versäumte nachholen und sich in fauligem Blute waschen. Selbstmörder und Meuchelmörder, solche, die den Koran ver-unehrten und mit Füßen traten oder andere sehr schwere Verbrechen begingen, werden nach der Meinung vieler ewig zur Hölle verdammt. Andere dagegen glauben, daß Mohammed auch diesen durch seine Fürsprache Verzeihung von Gott erwirken könne. Nachdem das Gericht über die Mohammedaner abgehalten ist, werden die Christen, Juden und die anderen Ungläubigen abgeurteilt. Die Christen rufen ihren Meister Jsa (Jesus Christus) an. Er aber sagt zu ihnen: „Ich I kenne euch nicht, denn ihr habt nicht an Mohammed geglaubt, den Gottgeliebten, den höchsten aller Gottgesandten." Hierauf entfernt er sich, während die Christen in ihrer Verzweiflung ausrufen: „O wären wir doch Staub unter den Fußsohlen der Muselmänner; dann könnten wir mit ihnen in den Himmel kommen." Doch ist für sie noch nicht alles verloren. Abraham, der Geheimschreiber Gottes, macht eine bedenkliche Miene und meint, der Herr Jsa sei mit seinen Anhängern doch zu streng gewesen. Denn manche Christen hatten viele Werke der Barmherzigkeit geübt und nur leichte Fehler begangen. Er schlägt in den Büchern nach und findet darin seine Ansicht bestätigt. Er hält es für angezeigt, Gott eine Bemerkung darüber zu machen und spricht zu ihm: „Herr, obwohl viele Christen gestorben sind, ohne je die mohammedanische Glaubensformel aus- I gesprochen zu haben, so taten sie doch die Werke der Barmherzigkeit und bereuten die Fehler, die sie aus menschlicher Schwachheit begingen." — „Du hast recht", erwidert ihm der Allgütige und bestimmt für die Christen einen besonderen Platz im Himmel, wo sie zwar das Licht Gottes nicht schauen können, aber sonst viele Freuden genießen. Nun kommen die Juden an die Reihe. Sie empfehlen sich dem Moses, der ihnen aber zuruft, sie gehörten auf den Boden der Hölle, denn sie hätten weder Mohammed noch Jsa geglaubt. Die armen Juden geraten in helle Verzweiflung. Doch stnden auch sie eine Stütze an Abraham. Dieser findet an der Hand seiner Bücher, daß Moses tüchtig über die Schnur gehauen hat. Er führt Beschwerde bei Gott über des Moses allzu große Strenge und findet Gehör. Der Herr bestimmt auch für die guten Juden einen abgegrenzten Platz im Himmel. Hirikcmiidie Köche, A. Von Br. klugult Gagol. vy Nicht selten wird man von Freunden in der Heimat gefragt: „Was ißt und trinkt man denn eigentlich in Afrika?" Die Magenfrage, die bekanntlich tagtäglich die gesamte Menschheit beschäftigt und sogar mehrmals des Tages sehr brennend werden kann, erweckt wegen ihrer allgemeinen Wichtigkeit stets eine lebhafte Teilnahme, besonders in einer Zeit, in der so viele wichtige wirtschaftliche Aufgaben zu lösen sind. Deshalb wird eine kurze Schilderung der Ernährungsverhältnisse im nördlichen Afrika nicht unwillkommen sein. Wie überall so bilden auch in Ägypten und im Sudan die stärkemehlhaltigen Lebensmittel die Grundlage der Ernährung, zu denen Eiweiß-stosie, Fette, Salze und Gewürze mehr oder weniger notwendige und gesuchte Ergänzungen bilden, während das Wasser das beste und jedenfalls grundlegende Getränk ist. Was die Fleischnahrung angeht, so tut der Europäer gut, trotz des heißen Klimas von den in der Heimat gepflogenen zuträglichen Gewohnheiten nicht ganz abzugehen, sondern sich nach wie vor ein Wienerschnitzel oder einen Dunstbraten, je nach der Kunstfertigkeit seines mehr oder wenigerdunkelhäutigen Koches, zu leisten. Immerhin sollte er sich in der Nah- rungsmen ge beschränken, besonders was die schwerer verdaulichen Eiweißstoffe betrifft, denn der Mensch in den Tropen braucht ohne Zweifel nicht so viel an Fleisch-und Fettnahrung wie in den kälteren Gegenden der Erde. Ein Nicht-beachten dieser Regel der Klugheit würde die Verdauung sehr erschweren und schließlich zu Erkrankungen führen. Interessant ist diesbezüglich der Rat, den die Engländer im Sudan dem Europäer geben. Er soll nämlich jeden Freitag Morgen einen großen Eßlöffel Bittersalz in warmem Wasser und außerdem noch jeden ersten Monatsdonnerstag abends ein Fünftel Gramm Kalomel (Quecksilberchlorür, ein starkes Abführmittel) nehmen. Der Freitag ist deshalb gewählt, damit der Mann für den Sonntagstisch wieder leistungsfähig sei. Die landesüblichen Fleischsorten stammen von Rindern, Schafen, Ziegen und Kamelen. Kälber werden nicht geschlachtet, sondern alle zu längerem Rindviehdasein aufgezogen. Schweinefleisch wird im allgemeinen gemieden, von den Eingeborenen als unrein, von den Europäern (nicht ohne Bedauern) als schwer verdaulich. Das schließt aber nicht aus, daß in den kühleren Monaten des Jahres zarte westfälische oder Prager Schinken ihren Weg in die Städte finden und in diesen auch verständnisinnige Abnehmer. Zur Vervollständigung des Fleischspeisenzettels tragen noch bei Hühner, Tauben, wilde Enten, Gänse und Kraniche und was sonst an eßbarem Wild erlegt wird, wie Hasen, Gazellen, Antilopen, Wildschweine, Elefanten, Flußpferde, Büffel. Die Eingeborenen verschmähen selbstverständlich auch Mäuse, Ratten, Katzen und Krokodile nicht, doch werden diese besonderen Leckerbissen nicht auf öffentlichem Fteischmarkt feilgehalten. Da das zum Schlachten verurteilte Vieh nicht nur nicht gemästet wird, sondern oft recht schlecht genährt ist, so ist das Fleisch im allgemeinen von geringer Güte. Dazu kommt, daß das Tier, dessen Muskeln auf den Mittags- Die Hühner find kleinrassig und mager und bilden an entlegenen Orten, wo wenig oder kein Vieh geschlachtet wird, oft monatelang die einzige Fleischnahrung des Europäers; daher die englische Redensart von the eternal chickens, den ewigen Hühnern. Tauben find eilte beliebte und billige Feinkost. Die Tierchen werden paarweise und meist noch in unstüggem Zustand abgegeben, das Paar zu 1 bis 1'25 Friedenskronen. Als Wild kommen hauptsächlich Antilopen, Gazellen und Wasservögel in Betracht. Erstere sind im Geschmacke wie Rindfleisch, leiden aber auffällig stark an Eingeweidewürmern, was man dem Salzmangel der Gegend und der davon bedingten Salzarmut des Steppenfutters Kalbfisch (Lates niloticus). (Vis natürlicher Größe.) tisch kommen, noch am Morgen desselben Tages sich ahnungslos seines Lebens erfreute, denn der großen Hitze wegen wird erst am Verbrauchstage selbst geschlachtet, was natürlich eine Arbeitsvermehrung für die menschlichen Kau- und Verdauungswerkzeuge bedeutet. Rindfleisch ist sehr mager und von lederner Zähigkeit, Schaffleisch ist setter und weicher, daher im allgemeinen bevorzugt und etwas teurer. Die Knochen werden beim Verkaufe nicht ausgeschieden, sondern zusammen mit dem Fleische und zum gleichen Preise ausgewogen. Die Eingeweide, wie Lunge, Leber und Riudsmagen, erfreuen sich großer Beliebtheit, besonders bei den Eingeborenen und den — Fliegen, welche die betreffenden Marktstünde in dichten Schwärmen umgeben. Der Preis des Fleisches in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, ist 060 bis 1 20 Friedenskronen das Kilogramm. zuschreibt. Von letzteren ist der Kronenkranich der Suppenvogel mit Auszeichnung. Sein Fleisch ist lederhart und nahezu ungenießbar, liefert aber eine vorzügliche Suppenbrühe. Die Fleischhügel der dickhäutigen Nilpferde und Elefanten versehen die schwarzen Eingeborenen mit Dauervorräten. Diese schneiden das Fleisch eines solchen auf gefährlicher und aufregender Jagd erlegten Ungetüms in lange Streifen und hängen sie zum Trocknen in die Sonne. Dabei wird die Luft der ganzen Umgebung verpestet und eine Unzahl von Schmeißfliegen zur Eierablage angelockt. Zu Nutz und Frommen deutscher Hausfrauen, die in die Lage kommen könnten, Überfluß an Fleisch zu haben, sei hier mitgeteilt, wie der Europäer in Afrika sein Jagdfleisch trocknet und haltbar macht. Es wird in Streifen von vier bis fünf Zentimeter Breite und gleicher Dicke geschnitten. Diese werden mit einer Mischung von gleichen Teilen Salz und braunem Zucker eingerieben und in einen Bottich oder ein ähnliches Gefäß eingelegt, in abwechselnden Schichten von Fleisch und Salz-Zucker-Mischung. Nach sechs Stunden wird die Butte voll Saft sein, doch läßt man das Fleisch 18—20 Stunden darin. Dann wird es zum Trocknen an einen zugigen Ort im Dunkeln aufgehängt. Fleischextrakt, der in der Tropenküche sich großer Beliebtheit erfreut, stellt sich mancher weiße Siedler selbst her. Er schneidet gutes, Mageres Rind- oder Antilopenfleisch in würfelförmige Stücke und füllt damit eine weithalsige Flasche, die er verkorkt und in heißes Wasser setzt, das allmählich zum Kochen gebracht und dann längere Zeit in gleicher Temperatur unter dem Siedepunkt gehalten wird. Der auf diese Weise nach zwei bis drei Stunden gewonnene Saft, dessen Menge noch durch Auspressen vermehrt wird, ist sehr kräftig, nahrhaft und wohlschmeckend. Mehrere der südlichsten Negerstämme des Sudan stehen im unheimlichen Feinschmeckerrufe, Liebhaber menschlichen Fleisches zu sein. Freilich können sie heute unter der gegenwärtigen strengen Regierung dieser ihrer Leibspeise kaum noch huldigen. Als Menschenfresser mit Vorzug gelten die A-Sandeh oder Niam-Niam, das ist Bielesser, wie sie von anderen Stämmen verächtlich benannt werden. Der Grund ihrer sonderbaren Vorliebe scheint folgender zu sein: Sie bewohnen die Urwaldgegend des südlichen Stromgebietes des Gazellenflusses, in welcher infolge des Vorkommens der Tsetsefliege außer Hunden und Hühnern kein Haustier leben kann. Die Jagd ist auch nicht sehr ergiebig. Wegen ihres kriegerischen Wesens hatten sie in der Vergangenheit beständig Händel mit ihren schwarzen Nachbarn, die sie sich im Laufe der Zeit unterwarfen. Bei diesen Raubzügen kam natürlich mancher Krieger der Gegenseite ums Leben, und da mag die Gelegenheit sie verleitet haben, ihren Fleischhunger an dem nun einmal getöteten Feinde zu stillen. Im übrigen soll ja der Appetit mit dem Essen kommen! Auf einer Reise in jenem Gebiete wurde uns von den Leuten lachenden Mundes versichert, das Fleisch vom Menschen schmecke „süßer" als jedes andere. Sie fügten bei, die erschlagenen Feinde seien ganz gebraten worden, wobei Brust- und Bauchhöhle mit Bananen gefüllt wurden. Bei den S ch i l l u k wird, wenn keine Zuspeise vorhanden ist, wie es auf Jagdausflügen oder während des Viehhütens vorkommt, das Fleisch in der Asche geröstet und gleich daraus weggegessen. Sind Zuspeisen da, so wird es gekocht, doch Pflegen die Frauen sehr wenig 'Wasser dazu zu nehmen. Sie behaupten, die Fleischbrühe werde besonders gut, wenn die Gedärme nicht zu fein ausgewaschen werden; das gebe ihr Farbe und Kraft! Das eigentliche Braten des Fleisches in Fett ist bei den Schilluk nicht im Gebrauch. Bei diesem Stamme wird nur bei Festlichkeiten geschlachtet; cs ist infolgedessen nur dann Fleisch im Hause, wenn ein Tier von selbst verendet oder wenn die Jagd ergiebig war. Vor und nach der Regenzeit liefert der nahe Nilstrom reichlich Fische als Ersatz für Fleisch. Bei Festlichkeiten werden Ochsen und Schafe im ganzen am Speer gebraten und mit der Lanze zerteilt. So ein im eigenen Fett geröstetes Lamm, wie es uns auf einer Reise von einem Häuptling vorgesetzt wurde, ist ein leckeres Gericht, das auch einer zivilisierteren Tafel Ehre machen würde. Einen wertvollen Beitrag zur Eiweißnahrung bietet der unerschöpflich reiche Nilstrom in seinen wohlschmeckenden Fischsorten, gleich beliebt bei Weiß und Farbig. Da ist zunächst der von den Arabern „Jdschl" (Kalb) genannte Lates niloticus, der gleichzeitig der größte Nilfisch ist. Er ähnelt dem Barsche, wird eineinhalb-Meter lang und erreicht ein Gewicht von über hundert Kilogramm. Die größeren Tiere werden nicht im ganzen abgegeben, sondern das grätenlose, sehr schmackhafte, weiße Fleisch wird int Ausschnitt verkauft, das Kilogramm zu 0'80 bis 1 Friedenskrone. Vorzüglich ist auch die im Arabischen Bult oder Bulti genannte Tilapia nilotica, die gegen einen Meter lang wird und sehr breit ist. Ein guter Speisefisch ist ferner der zu den Welsen gehörige Bagrus bayad, dessen Fleisch allerdings viele feine Gräten hat und daher von den Eingeborenen nicht gern abends nach eingebrochener Dunkelheit genossen wird, denn man sieht die „Dornen" besser bei Tage. Der Garmut oder Abu Schinab (d. i. Vater des Schnurrbarts) genannte Nilwels (Clarias Lazera) erreicht eine Länge von L20 Meter, wovon fast ein Viertel auf den großen Kopf entfällt. Nur das Fleisch der kleineren Fische dieser Art ist schmackhaft?) 0 Zur Familie der Welse gehört auch der elektrische Fisch (Malopterurus elections), dessen wirksames Organ sich dicht unter der Haut befindet Bultfisch (Tilapia nilotica). (Vio natürlicher Größe.) Auch der gewöhnliche Aal (Anguilla vulgaris) kommt im Nil vor, geht aber südwärts kaum über den zweiten Katarakt (bei Halfa) hinaus. Er wird nur selten gefangen, da er durch die gewöhnlichen Netze durchschlüpft und an den Angeln nicht anbeißt. Die eingeborenen Fischer geben ihm keinen eigenen Namen, sondern heißen ihn schimpflich „Dabib", das heißt Schlange. Die Hühnereier sind kleiner als in Europa, wie auch die Hühnerrasse kleiner ist. Von den Negern wird ihr Genuß verschmäht mit der Begründung, sie seien eine unreine Körperausscheidung der Vögel. Käse wird wenig hergestellt. Der für den Verbrauch der Europäer bestimmte wird eingeführt und ist infolge der Beförderungskosten sehr teuer. Pilze kennt die Tropenküche nicht, außer es sei eingeführte Dörrware. Als Speisefett werden Butter und Öl verwendet. Sesamöl ist vorherrschend und wird in der Eingebornenküche fast ausschließlich benutzt. Es hat immer einen bitteren Beigeschmack und wird deshalb den besseren Ölen aus Baum-wollkernen und Erdnüssen nachgestellt?) Die und einen starken Strom erzeugt. Selbst ein kleiner Fisch ist imstande, heftige Schläge zu erteilen. Er wird bis 55 Zentimeter lang und ist von den Eingeborenen Ra'ad oder Barada genannt, die auch sein ziemlich geschmackloses Fleisch nicht verschmähen, nie aber die Haut mit verzehren. r) Die Sesampflanze (Sesammn indicum) wird in ganz Nordafrika gebaut. Die Gewinnung des Butter wird hauptsächlich von den viehzüchtenden Araberstümmen Kordofans, den Baggara, bereitet und von ihnen in gebrauchten, rechtwinkligen Petroleumblechkanneu von etwa 15 Kilogramm Inhalt auf den Markt gebracht. Die Hitze des Landes, die Unreinlichkeit und Gewinnsucht der Erzeuger wirken zusammen, ein wenig leckeres, leicht ranzig werdendes Erzeugnis herzustellen, und es ist gewiß noch niemand eingefallen, sich damit ein „Butterbrot" zu streichen. In den heißen Monaten ist die Butter übrigens flüssig. Besondere Leckerbissen sind für die Neger geröstete Heuschrecken und Flugameisen, deren Hinterleiber von Fett triefen. Verfehlt wäre es, der Negerjugend im Religionsunterricht erzählen zu wollen, Johannes, der heilige Vorläufer des Herrn, habe sich von Heuschrecken und wildem Honig genährt, beides gesuchte Leckerbissen; auf diese Weise käme der heilige Bußprediger noch in den Ruf eines Schleckermauls! Das tägliche Brot der Eingeborncn wird vorzugsweise aus den zwischen zwei Steinen zu sandigem Mehl zerriebenen runden harten Körnern der Negerhirse (Sorghum cernuum) Öles aus den apfelkerngroßen Samen geschieht bei bett arabischen Stämmen mittels einfacher hölzerner Pressen, bei den Negern durch Kochen im Wasser der vorher zwischen Steinen zerquetschten Körner und Abschöpfen des nach oben steigenden leichteren Öles. bereitet. Dieses wird entweder in siedendem Wasser zu einem steifen Brei (Assida) verkocht oder als dickflüssiger, mit Wasser angerührter und leicht angesäuerter Teig auf erhitztem Eisenteller zu dünnen pfannkuchenartigen Brotsladen (Kisra) ausgebacken, die sehr wohlschmeckend sind und der Assida vorgezogen werden. Die Europäer essen, wo sie es haben können, auf europäische Art in Backöfen hergestelltes blendendweißes Weizenbrot, dem der Krieg allerdings Streckung und Schwärzung durch Durramehl bescherte. Reis, getrocknete Teigwaren (Makkaroni), Süßkartoffeln und europäische Erdäpfel vervollständigen die stärkemehlhaltige Nahrung des Weißen. Die Ein-gebornen genießen außer Süßkartoffeln und Maniok (Manihot utilissima; liefert ein sagoähnliches Mehl) auch viel Hülsenfrüchte, Bohnen, Linsen, Lupinen. An Gemüsen bietet der afrikanische Küchenzettel reichliche Auswahl. Es kommen vor: Kopfsalat, Kresse, Portulak, Salatrüben, Rettich, Radieschen, Gurken, Kürbis, Wasser- und Zuckermelonen, Zwiebeln, Kopfkohl, Blumen- kohl, Erbsen, Linsen, Bohnen, Sojabohnen, Lupinen, Möhren, Artischoken, Spargel, Eierfrucht, Mangold, Spinat, Jutekraut, Liebesapfel, Eibisch. Die verschiedenen Melonenarten sind so süß und wohlschmeckend, daß sie vielfach die Stelle von Früchten vertreten und eine willkommene, erfrischende Ergänzung des Mahles bilden. Von den saftigen Wassermelonen wird behauptet, bei ihrem Genusse esse man, trinke man und wasche man sich das Gesicht, alles zu gleicher Zeit; mehr kann man kaum verlangen. Die Eierfrucht steht bei vielen Europäern in schlechtem Rufe (auch beim Schreiber). Ihrer Abneigung Ausdruck verleihend, rufen sie selbst Schiller auf, der folgendermaßen abgeändert wird: Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, Verderblich ist des Tigers Zahn, Jedoch der schrecklichste der Schrecken: Das ist der schwarze Bedindschanü) __________ (Fortsetzung folgt.) si BedindschLn ist der arabische Name für die Eierfrucht (Solanum Melongana). Ilcicfirichfen des Eheologen=IIMions=Verbandes, Klagenfurt. Sogleich nach der Rückkehr aus den großen Ferien nahmen wir die Arbeit in unserem Missionsvereine wieder auf. Leitstern unserer Tätigkeit waren die herrlichen Worte: Bis man dir pflanzt das Kreuz aufs Grab, mußt du fürs Kreuz die Hände regen. Die gehaltenen Vorträge verbreiteten sich über folgende Gegenstände: Der Missionsgedanke in der Heiligen Schrift, in der Liturgie und die Missionslage in China. Die Versammlungen fanden allmonatlich statt. In einem Lichtbildervortrag, den ein Missionar hielt, wurde uns das Missionswerk in Neu-Guinea vor Augen geführt. Die Alumnen lasen sehr eifrig die verschiedenen Missionszeitschriften. Trient. Im Geiste des seligen Bischofs Tschiderer, der auch ein warmer Missionsfreund war, hat die Missionssektion weitergearbeitet. So weit freilich hat sie es noch nicht gebracht wie jener biedere Handwerksmann aus Trient, der stets einmal in der Woche bei Wasser und Brot fastete und das dadurch ersparte Geld den Heidenmissioneu zukommen ließ. Wir konnten uns ja nur einmal im Monat versammeln, und was wir für die armen Heiden auf die Seite gelegt, wird wohl auch nicht viel ausmachen. Wir fühlen uns aber doch als kleinwinziges Rädchen in der großen Weltmissionsuhr. „Ob zart das Rad und schwach die Kraft, die Liebe ist es, die Großes schafft". Wie Öl auf die Achse wirkt der katholische Brudergedanke, daß viele Räder und Rädchen zum selben weltweiten Zwecke rüstig eingreifen und drehen helfen, daß bald die Stunde der Heidenbekehrung schlage. Mit Jesu Abschiedsworten schlossen wir die Versammlung am Himmelfahrtstage. Jesu letztes Vermächtnis hat nicht nur in den Herzen der Apostel gezündet, auch wir haben ein Fünklein aufgefangen und durch das Pfingstfeuer des Heiligen Geistes gestärkt, wandern wir der Ferienmissionsarbeit zu. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgafse 10. Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Laienbruder, in Graz, Paulustorgasse 10. Univ ersitäts-Buch dru ckerei „Styria" in Graz.