M-erReM ksatholischeWslvnsMtölW Herausgegeben von der Kongregation: ______Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu._ Preis ganzjährlich 2'50 S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2'50 Pengä, Tschechoslowakei 12 LK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2 50 Franken, übriges Aus-land 2 Goldmark. Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. Left 4 April 1937 40. Jahrgang Eine Reise ins Löwenparadies. Ein Freund lud mich ein zu dieser Reise, und ich nahm gerne an. Mittwoch nach Mittag ging es los per Auto, über die Berge nach Barberton. Der würdige Pfarr-herr von Barberton hat mit mir im Ell-wanger Gymnasium die Schulbänke gedrückt (sein Name wird noch auf mancher Bank eingegraben sein) — und noch manches andere angestellt. Mit ihm verbrachte ich einen schönen Abend. Man sieht sich selten. Die Entfernungen sind so groß — 160 Kilometer von Middelburg nach Barberton. Schließlich habe ich eine kurze Nacht auf einem Feldbett im Sprechzimmer meines hochwürdigen Freundes zugebracht. Am folgenden Tag, spät am Abend, entschied sich mein Begleiter, noch weiter zu fahren. Wir faßten Benzin und im Auto vollendete ich mein Brevier. Bei Bekannten blieben wir über Nacht, und Freitag früh schnurrte unsere Maschine durch das Tor des Löwenparadieses — womit ich natürlich den südafrikanischen Wildpark meine, der im Osten unserer Apostolischen Präfektur liegt. Erst heißt es mal bezahlen für die Einfahrt sdas macht mein Begleiter). Tann wird das Auto nach Gewehren untersucht. Man darf im Löwenparadies nicht schießen. Noch eine Tasse Kaffee und los ging es in gespannter Erwartung. Erst durch hohes dürres Gras, das alle Aussicht versperrt. König Löwe kann da einen Meter entfernt sitzen, ohne gesehen zu werden. Dann sehen wir eine Herde wilder Büffel, dann eine Menge zierlicher rotbrauner Böcke, dann große Rudel kreischender Assen, endlich noch drei langhal-sige Giraffen. Fn der Nähe des Flusses steigen wir aus und schwarze Polizisten geleiten uns zum Ufer hinab, durch Urwalddickicht. Ob da auch Löwen in der Nähe seien, fragt mein Begleiter. Der Schwarze grinst: „Fa, gestern Nacht haben sie unsere Hütte besucht." Diese Hütte haben wir eben passiert. Fch war froh, daß noch mehrere andere Leute am Fluß unten waren, und ich hoffte, daß der Löwe, wenn er schon hungrig sei, doch so vernünftig sein werde und sich die dicke Dame vor mir aussuchen würde. Fm Fluß baden die Nilpferde, sechs alte und ein sunges. Das kleine setzt sich mutig auf den Rücken der Mutter und beide schwimmen davon. Die andern sind faul und lieaen in der Sonne und kümmern sich nicht um uns. Also gehen wir weiter zurück zum Auto. Mittags sind wir in einem der Lager, in denen sich die Besucher des Parkes aufhalten müssen. Es ist ein richtiges kleines Dorf, unzählige Zelte und Hütten, Bäder, ein Postamt und eine Bierstube sind da. In einem strohgedeckten kühlen Garten- haus schlürfen wir unseren Tee. Neben uns sitzt eine deutschsprechende Familie, Vater, Mutter, Sohn und Tochter, und streitet sich um Gott weiß was. Aber sie streiten und ahnen nicht, daß ich, drei Schritte entfernt, alles verstehe. Wir fassen wieder Benzin und dann weiter. Die Straßen sind nicht schlecht und es geht voran. Wir sahen wenig Wild, denn über Mittag schlafen die meisten Tiere. Nur einige zankende Affen zeigen sich und die hübschen Springböcke lugen scheu aus dem Gesträuch. Gegen vier Uhr nachmittags kamen wir an die Grenze des Löwenparadieses und wir suchten die Straße nach Sourengo Marques in Poctugiesisch-Ostafrika. Bei Komatipoort wird unser Auto auf einem Ponton über den Fluß gezogen. Vor drei Wochen war hier ein Mann von einem Löwen zerfleischt worden. Ich hatte ihn im Krankenhaus in Barberton gesehen. So endete unsere Reise ins Löwenparadies, ohne daß wir einen Löwen zu Gesicht bekommen hätten. „Bad luck", sagte mein englischer Freund. „Pechvogel", dachte ich mir. P. Karl August <51 e t b I'e, F. S. C. Webetsmeinung für den Blonds Avril: Jab Dos Treiben Der Gottlosen in Den Btiffionen auf- geDeltt unD rechtzeitig abgewehrt werbe.“ Der unsichtbare Dritte. Von Anna Kayser. (Fortsetzung.) Als Schneeglöckchen einen neuen Lenz einläuteten, flocht Elsa ihre lebende Myrte in den bräutlichen Schleier — der erste war ein künstlicher gewesen — und schenkte sie deni. dem sie von Anbeginn gehört hatte. Georg versank in dieser Morgenfrühen Altarstunde alle Vergangenheit. Aber wie an allen ernsten Meilensteinen seines Lebens wußte er auch jetzt den Geheimnisvollen neben sich, über sich — segnend, schenkend, heischend . . . Auch in der folgenden Zeit tiefbeseelten Glückes fühlte er sich in seinem Schatten. Aber der Schatten war hell. Seine Hand lag neben der seinen am Pflug. Auf dem Saatfeld ging er neben ihm und säte seine Saat . . . Hatten schon die alten Strithofens von je als „besondere Leut" gegolten, die jungen nun noch mehr. Den „Lateinischen" nannten sie Georg. Hardt, der Kaufmann in Spezereien, gar den „übernatürlichen". Aber sie kamen mit zehn- und hunderterlei natürlichen Anliegen zu ihm. Er war der Alleswissende. Älleskönnende. Wohl in keinem andern Hause ging es so froh und friedlich her. aber nirgend auch so in Ehren. Knechte und Mägde wußten, hier gab es Grenzen. Wehe dem, der sie überschritt. Dann konnte Georg dräuen wie eine Wetterwolke. Ein Bauer aus dem Nachbarort, der am Sonntag um ein junges Füllen herüberkam und dem er zürnend „Sonntagshänd-lec" ins Gesicht warf, kam ihm nie wieder über die Schwelle. Es grämte ihn nicht. Wenn sie im Gemeinderat über das Schicksal einer Wittib oder eines Wais-leins abstimmten, so konnten sie sicher sein, daß der junge Strithofen ihre Partei ergriff, ob auch einer gegen sechs, und wenn er sie seiner Frau Elsa an den Tisch setzen sollte. Und mehr als je wurde der Stritt)of die selbstverständliche Herberge für alles Heimatlose und Obdachlose, so daß gar Elsa hie und da ein leises Einwenden wagte. „Still, Mädchen", scherzte er dann, „vielleicht ist er selbst mal dabei gewesen, west's, gar so Allergeringste waren." Und kamen gar die Fahrenden der Landstraße, so forschte er mit einer wahren Leidenschaft in den verheerten Gesichtern nach einem kleinsten Rest des Gottebenbildes. Fand ec ihn nicht, so glaubte er daran, ohne ihn zu sehen. Als an einem Heiligen Abend ein Halb- erfrorener, nachdem sie ihn erquickt und warm gekleidet hatten, tot hinsank, meinte er erschüttert: „Vielleicht hat er gerade den Ruf der Königsknechte vernommen. Gut, daß er ein ordentliches Kleid anhatte." Dann schüttelten sie die Köpfe über ihn. — Und er über sie. — * Zum zweiten Male ging der blühende Lenz in sommerliche Erfüllung, die sprossenden Felder lagen unter Gottes Schöp-fergnade, die Schwalben sangen über ihren hohen Tennennestern ihre innigsten Lieder, da schenkte Elsa ihrem Manne Zwei kleine Knaben. In dem kräftigen Erstgeborenen wurde der schmucke Weidmann auf dem Stuben-bilde wieder sung, so meinte Muhme Lies, darum nannten sie ihn Bernd. Und der Zweite, ein schmales Kerlchen, lang und braun und dunkeläugig, würde wohl einmal auf seinen Vater herauskommen, darum mußte er Görg heißen. An diesem Tage nahmen sie den Trauerflor vom Bilde des toten Erbbauern Bernhard. Georg und sein junges Weib wußten die Fülle gnadenvollen (Glückes kaum zu fas-' sen. Aber Georg erkannte auch jetzt wieder den seltsamen Dritten, der ihm über die Schulter sah, wenn er sich, stumm vor stolzem Freuen, über die Wiege beugte. Er schritt neben ihnen, als er und Elsa die Knaben zu Dank und Aufopferung zur Kirche trugen. Er vernahm Gelöbnisse, die der eine nicht einmal vom andern wußte. Die Muhme behielt recht, Bernd wurde derselbe große, blonde, kraftvolle Junge wie sein Oheim, wie aus Erd und Fels ge-formt, wie geschaffen für Land und Pfluge Nur der merkwürdig ernste Mund, die unergründlich dunkelblauen Augen, die sich weit über die Grenzen seiner Erbmarken ins Unsichtbare verlieren konnten, waren von anderer Art. Görg war Rungerschen Blutes. Er wuchs sich rank und schlank wie die jungen Eichen im Forst. Seine lebhaften braunen Augen schweiften um keinen Zoll weiter, als sein schönes Vaterland reichte. Forke und Geigenstock meisterte er mit gleicher Liebe/ Heute spielte er mit den Dorfjungen in der Scheune „Messe" und „Vesper", morgen „Theater" und „Indianer", während der große starke Bernd in Feld und Wiese lag und die Wunder der Schöpfung betrachtete oder neben seinem Vater hinter dem Pflug ging, der dem Himmel dankte, daß er der Erstgeborene war. Bernd wurde eigen verstört, als fein Vater ihm eines Tages verriet, daß er das sei — und der Erbe vom Stcithofe. Ein Zug früher Reife grub sich in sein mär-kiges Gesicht. Er sagte kein Wort, er ging „Mw eso." Zwei Eingeborene von Uganda, die in das beliebte Mwesofpiel, eine Art Schach, vertieft sind. Die Ostafrikaner als leidenschaftliche Anhänger dieses Spieles begnügen sich oft an Stelle des Brettes und der Figuren mit Erdlöchern und Stei-nen. (Fides-Foto.) zu seinen heiinlichen Freunden, zu den alten Büchern des Vaters auf der Boden-kanimer, und grübelte und trauerte stundenlang mit ihnen. Dann schloß er sie tief in die Truhe unb ging aufs Ernteland, das nun sein Land war. Görg sagte es in einer stillen Stunde seine Mutter, daß ec der Nachgeborene sei und daß er zu Ostern zur Hohen Schule gehen werde. Er weinte stundenlang und war mit nichts zu trösten. Er war der Liebling der Mutter, und er tat ihr leid. Auch daß er mit Bernd schmollte. Aber seine glückliche Anlage brachte ihn bald über die große Enttäuschung weg. , Ostern zog er ergeben mit dem Bücher-ranzen zur Stadtschule. Der große starke Bernd stand mit starrem Blick an der Hof-grenze, bis sein kleiner Bruder in der blauen Mütze an der Wegkehre verschwand. Es zuckte in ihm, ihm nachZustürzen und ihm die Bücher zu entreißen. Aber da stand plötzlich sein Vater hinter ihm und riß ihn heftig an sich: „Was ist dir? Laß ihn doch. Du gehörst hierher. Deinem Vater gehörst du!" Da begegnete Bauer Georg einem seltsam fremden Blicke der tiefen Iungen-augen, der war wie ein stummes: „Was habe ich mit dir?" Da war er wieder, der seltsame Unsicht- bare, und diesmal griff er ihm schon bis ans Herz. Bernd lachte plötzlich sorglos auf: „Was schallst du so bös. Vater? Komm, willst du mit in meinem Flugzeug fliegen? Ms in die Wolken steigt es!" * In diesem späten Herbst, als Garten und Felder ihr Letztes an die Menschen verschenkten unb sich unter die weiße Himmelsdecke legten, starb der alte Strit-hofer. Bald darauf gab Frau Elsa einem Töch-terchen das Leben. Aber sie selbst ging dahin, woher es gekommen war — zu Gott. Georg traf dieser Schlag mitten ins Herz. Er stand auf dem schwindelnden Gipfel, wo hohes Glück und zerreißendes Leid gleicherweise in den Abgrund zu ziehen drohen. Hatte ihm um ein schönes Sternlein die Sonne verlöschen müssen? Es dauerte lange, ehe er sich von dem frischen Grabe zur Wiege im Ofenwinkel fand. Jahre hatten sie beide dieses Glück ersehnt. Aber nun — der Preis war zu hoch gewesen. Die Brüder vergötterten das kleine Mädchen, aber jeder für sich. Zwischen ihnen selbst war und blieb eine merkwürdige Kluft. Wenn Görg abgespannt Geistertempel in Miniaturausgabe. Geistervershrüng ist in Nord-Rhodefia heimisch. Unser Bild stammt von d?r Weitzen-Väter-Mis-sion Cilubala und zeigt eine Eingeborene in Betrachtung versunken vor einem Heiligtum der Geister. (Fides-Goto.) und unlustig aus der Stadt heimkam und Bernd auf dem Lenz- ober Erntefeld neben dem Vater schaffen sah, packten ihn wohl manchmal toller Schmerz und bohrender Neid. Es konnte vorkommen, daß er den verhaßten Bücherpack hinter eine Hecke warf und sich selbst daneben und wild und verzweifelt weinte. Aber um solche Ausbrüche wußte keiner. Er selbst schwieg trotzig, wenn der Vater ihn fragte, ob er krank sei, oder wenn er mit seinen Herbstzeugnissen unzufrieden war. Wie sollte einer auf der toten Schulbank trockene Wissenschaft schlucken, wenn daheim auf Vaters Land das Korn unter der Sense rauschte und im blauen Himmel die Vögel sangen? Aber sobald im Herbst die Scholle zu schlafen begann, holte er mit trotziger Wut alles nach, bis ihm im Lenz die neuen Säfte neu das Blut verstörten. Die beiden waren vierzehn, da gab Bauer Georg seinem Ältesten zum ersten Male den Pflug in die Hand. Bernd nahm ihn gehorsam an, aber sein Vater merkte unruhig, wie locker seine Hand am Griff lag, als wolle er sie jeden Augenblick wieder lösen. Und immer wieder schweiften seine Augen in. die Weite, und immer wieder bog die Pflugschar aus der Furche. Görg kam des Weges von der Stadt, sah es, fetzte mit mächtigen Sprüngen heran, riß ihm den Pflugstock aus der Hand und zog eine Furche hin und her, scharf und gerade — wie ein Alter. Zurückgekommen, stieß er den Knüppel mit der schlanken, sehnigen Hand tief in die . dampfenden Schollen, stotterte zu Bernd ein paar abgerissene Worte, bog in den Wald und kam erst heim, als Bernd mit den Gäulen vom Acker kam. An diesem Abend stand Bernd zweimal herzpochend an seines Vaters Tür, um ihm zu sagen, daß er auf seinem Acker ein unnützer Knecht sei, daß er ihn freigeben möge für den Dienst bei einem andern Herrn. Aber er brachte es nicht über sich. Der Vater war seit dem Tode der Mutter ein einsamer Mann. Kaum, daß das blonde, fröhliche Elschen ein Lächeln in sein ernstes Gesicht zu scherzen vermochte. Bernd gab sich mit neuem starken Wil- Eigentumliche Statue in Kamerun. Eine ulte Holzstatue im Besitz eines Häuptlings uns Französisch - Kamerun; niemand kann recht ihre Herkunft erklären. Sie stellt einen siegreichen Häuptling in sitzender Haltung Äar. In der Linken hält er den Kopf eines getöteten Feindes, in der Rechten eine Kalebasse mit Palmwein, der zur Feier des Sieges dient. (Fides-Jotoh len an den Dienst der Scholle. Er riß dem Vater den Saatläufer von der Schulter und warf das Korn mit wuchtigen Schwüngen über das dampfende Land. Aber einmal. als die Sonne wie eine Monstranz aus weißen Morgennebeln, wie aus schwebendem Weihrauch stieg und die Lerchen jubilierten, geschah es, daß er innehielt, das Sätuch glitt auf die Erde, er faltete die Hände, in seine Augen kam wieder der weitversonnene Ausdruck, den fein Vater fürchtete und — liebte. Erst das Murmeln der Knechte brachte ihn wieder zur Wirklichkeit. Ein lustiger Scherz und sie hatten es vergessen, welch einen rätselhaften jungen Erbbauer der Strithof hatte. Aber sein Vater vergaß es nicht. Im selben Jahre, zur Hubertusjagd, nahm der Rungenbauer seine beiden Neffen mit zur Jagd. Görg war mit heißer Weidmannslust dabei. Bernd hatte weniger Eile als zum kleinsten Alltagswerk. Görg merkte ärgerlich, daß er dem gehetzten Wild eher Auswege zu schaffen als es vor den Schuß zu bringen suchte. Als er einen Bock, der ihn fast umrannte, lächelnd laufen ließ, packte Görg die Wut, er stieß ihn beiseite, legte an und erlegte den prächtigen Zwölfender mit wohlgezieltem Schuß. Nachher fand er Bernd, wie er am Sprink einem weidwunden Reh den zerrissenen Schenkel verband. Er hob den Kolben zum Gnadenstoß. Aber Bernd deckte es mit "seinem Leibe, ihre Blicke kreuzten sich einen Augenblick, hie Eisen, da (Blut. Da mußte es zum Biegen kommen. Görg sank der Kolben aus der Hand, er mahlte die Kinnbacken gegeneinander: „Mensch, was bist du für einer!" Sie trugen das Kitz schweigsam zusammen beim. In dieser Nacht lagen sie beide lange wach in ihrer Iungenkammer. Als Görg schließlich einschlief, brach der inwendige Aufruhr sich in heftigen Phantasien Bahn: Nu, schieß doch — er läuft ja weg! — Bist doch der Erbbauer. — Ha — ha — ha — um eine halbe Stunde — eine haaalbe Stunde —. Muß es denn — der Erstgeborene sein — —?“ Bernd sprang auf, zum Bette an der andern Wand, rüttelte Görg wach, riß ihn hoch und rief unter jäh aufbrechenden Tränen: „Nein, Görg, es muß nicht der Erstgeborene sein!" Görg riß sich schlaftrunken los: „Was ist? Was willst du von mir?" „Nichts will ich von dir. Du sollst alles von mir haben. Hörst du, Görg, es muß nicht der Erstgeborene sein. Es war doch nur eine halbe Stunde." Jetzt erst wurde es Görg klar, daß er im Traum verraten hatte, was ihn bei Tag und Nacht zum Verzweifeln durchwühlte. Das Blut schoß ihm dunkel zu Kopfe, er schob Bernd heftig zurück und kehrte sich zur Wand: „Morgen schlafe ich in der Stallkammer." „Nein, ich, Görg. Dies war von je Strit-hofens Iungbauernkammer. Und du bist doch------.“ „Sei still", fuhr Görg dumpf dagegen und wühlte das Gesicht ins Kisten. Bernd sah nur mehr das schöne dunkle wellige Haar. „Du weißt ja nicht, was du sagst, du — Vaters Herzblatt." Bernd dämpfte ein jäher Schmerz im Halse. Er ging wortlos in sein Bett zurück. Aber er lag wach bis zum Morgen. Nie hatte er sich so gelöst von Heimat und Scholle gefühlt, als in dieser Stunde. Er liebte sie mit schmerzlicher Inbrunst, vom kleinsten Gartenbeet bis.zu den breiten Marken zwischen Berg und Fluß. Aber sie waren ihm immer nur der Grund gewesen. der ihm für Leib und Seele Blut und' Saft und Kraft gab für ein anderes Werk auf einer andern, unendlich größeren Scholle. Wie ein Wanderer fühlte er sich, der sich an einem schönen Erdenfleck bei guten Menschen stärkt und rastet und dann weiterzieht, zu fernen. Bergen, einem geheimen Rufe nach. Er hatte diesen Ruf immer gehört, er war in ihm gewesen, er war mit ihm gewachsen... In der frühen Morgenstunde, als Göcg zum ersten Male zur Stadtschule ging, schon da war er gebietend geworden, aber er hatte in kindlichem Sinn immer noch nicht verstan-den, was er von ihm wollte. Aber es hatte ihn mit unzweifelhafter Sicherheit erfaßt, daß er es sein müsse, der wegginge vom Hof der Väter ins Reich des Wissens und der Seele — und auf Görg warteten Pflug und Senfe. Er hatte den zehrenden Jammer und das heimliche Neiden in (Borge Augen gesehen und doch nicht den Mut gehabt zum großen Umbruch. Flammendes Morgenrot schien vom Osten in die Kammer, aber es war weit, wie über fernen Erdreichen, und es riß ihn machtvoll in sein Leuchten. Stieg ihm da ein neuer Tag auf? Auch dem Schläfer an der andern Wand mit dem trotzig ergebenen Mund und dem Katechismus,unterricht im Krwl, Ein Oblatenmiffionär ans Basutoland sucht austen-liegende Vafutodörfer auf, um Katechismusunterricht zu erteilen. Zur Zeit werden 22.000 Basuto auf die Taufe vorbereitet. Bereits gibt es dort 104.000 Getaufte, das ist ein Drittel «Hei Katholiken Südafrikas überhaupt. (Fides-FotoZ schmerzlichen Aufruhr hinter der hohen Knabenstirn? Vor dem Tagewerk wollte ec zum Vater gehen. Aber den hatte in der Nacht ein hitziges Lieber überfallen. Er war schon die letzte Zeit so still und müde gewesen, als zehre ein inwendiger Brand an seinem Mark. Wochenlang schwebte er zwischen Tod und Leben. Bernd ging kaum von ihm bei Tag und Nacht. Wenn Görg abends müde von seinen Büchern kam und ihn ablösen wollte, wehrte er bestimmt: „Geh und schlaf. Der Hof braucht dich." In endlosen winterlichen Nächten wurde er erschüttert Zeuge eines Kampfes, den der Vater mit einem Geheimnisvollen kämpfte ... In wirren Fieberreden erlöste sich gebundene Not, kaum verständlich, als zöge sie herauf aus einer längst versunkenen Welt und Zeit. Dann wieder flehte er beschwörend einen Unsichtbaren an, ihm den Erstgeborenen zu lassen, alles andere zu nehmen, nur nicht ihn. Den anderen hätte er ihm geschenkt schon beim ersten Opfergang zum Tempel. Immer wieder verlangte er in Ausbrüchen ■ zärtlichster Liebe nach Bernd. Nach Görg nur tagsüber, wenn seine Sinne klar waren. Als er zum ersten Male ohne Fieber im Bette säst, kam Bernd mit Elschen herein. Die Kleine herzte stürmisch ihren „lieben, einzigen Vati". Aber er sah starr zu Bernd hin, der an der Tür stand, als wolle er wieder gehen. Er winkte ihn zu sich: „Warum willst du fort, du?" Bernd verstand, als meine er das graste Fortgehen. War dies jäh die Entscheidung? Er nahm des Vaters beide Hände, die wieder weich und ohne Schwielen waren, und sagte aus gewaltmäßigem in-nerm Straffen: „Wenn ich auch gehe, Vater, ich bleibe doch immer bei dir." Da begriff auch Bauer Georg, was er meinte. Es war. als finke er in sich zusammen. Bernd verstand ihn kaum: „Gott, nun ist die Stunde doch gekommen. Aber .Fiat voluntas tua‘. Und die Erde deiner Väter. Bernd?" „Vater, einmal war es. da alle Erstgeburt dem Herrn gehörte. Warum nicht heute? Du hast noch einen Sohn." Da schlug der Bauer beide Arme um Bernds kräftigen Knabenkörper und stöhnte aus zerbrechendem Leide: „Aber ich liebe dich — mehr als die andern! Meine Seele hat dich gezeugt. Fühlst du es nicht, dast wir eins sind, du und ich?" „Vater — armer Vater!" stammelte Bernd erschreckt. Nie hatte der Vater es seine Kinder merken lassen, daß ihm eines lieber sei als die andern. „Eben deshalb. Vater, weil du mir von deiner Seele gegeben hast, must ich gehen. Vielleicht, daß er mich nicht ein zweites-mal ruft.“ „Ja, du mußt gehen“, sagte Strithofen kaum hörbar, „aber du wirst nicht wiederkommen, er hat es mir gesagt, als ich mit ihm rang, nächtelang — um dich, Bernd. Ich wollte dich nicht lassen, ich glaubte zu sterben, nehme er dich mir. Aber schon deine Mutter hat es gewußt, daß diesmal er siegen wurde. Nun bitte du ihn, daß er mich segne.“ „Ja, Vater. Aber du wirst glücklich sein, daß er siegte, wie ich es bin. Aber — laß uns erst wieder daran denken, wenn bit wieder Kraft hast zu dem großen Opfer.“ Priimiizsögen für die Mutter. H. H. Malachias Mkwane wurde als erster eiiv heimischer Priester des Apost. Vikariates Ma-riaunhill (Natal) am 10. Dezember 1936 geweiht. 1903 geboren, erhielt er vor seinem Seminar-eintritt seine Erziehung in der St.-Johannes-«.Mis'sionsschule und im Mariannhiller Kolleg. Bereits -existieren auch in Südafrika eine Reihe von Seminaren zur Heranbildung einheimischer Geistlichkeit. (Fides-Gv-to.) Das dauerte lange. Weihnacht und Ostern kamen, der Kuckuck rief, und die Schwalben kamen, der Bauer blieb ein müder Mann. Erst als der Roggen blühte und reifte und die ersten Schnitterleute durch die blauen Sommertage gingen, lebte er wieder auf. Kein Wort war in all der Zeit zwischen ihm und seinen Söhnen von der großen Sache gesprochen worden, es war, als lebe jeder in einer eigenen, abgegrenzten Welt, Elschen als sorgloser Schmetterling zwischen ihnen. Bernd schaffte nach wie vor in den strengen Sielen des Werktages, aber es lag etwas Abwartendes, Horchendes über ihm. In Görgs Gesicht und Wesen kam langsam wieder das düster Verhaltene, das innern Aufruhr mühsam nach innen zwingt. Er stand in der Vorbereitung aus das Einjährige. Es war ein Sommer voll Gewitter und trächtiger Schwüle. An einem Tage, als alles in Natur und Menschen nach Entspannung drängte, mähte Bernd bei sinkender Sonne den ersten Roggen an. Am andern Tage sollte der ganze Stand unter die Mähmaschine. Der Vater stand am Feldrand und sah ihm zu. Jeden Freitag zu dieser Zeit kam Görg spät den Feldweg aus der Schule heim. Auch heute kam er herangeschlendert, unlustig, wie einer, der nicht Weg noch Ziel hat, die Bücher wie eine zuwidere Last an einem Riemen über die Schulter geschlagen. Ein paar Steinwürfe weit vom Kornfeld warf er sich neben einem Kleeland an die Furche, riß Büschel blühenden Klee ab und saugte mit Wollust den Honig heraus. Immen umschwirrten ihn. Käfer krochen ihm über das Gesicht, er lag da, von den Armen der Mutter Erde niedergehalten, als wäre er eins mit ihr. Sein Vater rief ihm zu, er solle nach Hause gehen und der Muhme den Gartenkies fahren. Ein unverständliches Knurren. Görg hob die lange, schmale Gestalt und kam zögernd heran. Jetzt stand er neben Bernd, der an ihm vorbeimähte, das braune Gesicht von Schweiß überrennen, die Sehnen an den muskeligen Armen ] Grabrede in Natals Bergen. H. H. Andreas Ngidi, ein Zulnpriester aus Eshowe, gibt am Grabe eines Einheimischen der christlichen Ansicht über Tod und Fortleben im Jenseits Ausdruck. — Nach der letzten Volkszählung leben über die Kapprovinz, Natal, den Oranje-Freistaat und Transvaal hin zerstreut siebeneinhalb Millionen Einheimische. „Missionsarbeit", schreibt einer der dortigen Missionäre, „ist hier soviel wie Wanderseelsorge. Der Missionär darf die am Wegrand nicht vernachlässigen. Die Mission in den Städten und Eingebornen-siedlungen erfaßt nur einen Teil des Volkes..." (Fides-Foto.) von der Anstrengung wie Stricke gespannt. Da begann es zu loben in (Borge dunklen Augen, sein scklanker Körper dehnte sich, seine Nasenflügel blähten auf. Mit einem zerbissenen Fluche warf er den Pak-hen Bücher in die Lust wie einen Ball. Bernd sah dies, die Sense fiel klirrend in die Schlade, ein Sprung, er fing die Bücher auf, Görg die Sense, mit einem Laut, als wenn ein Löwe sich auf ein Opfer stürzt. Mit wuchtender Kraft schlug er sie ins Korn, daß die Schladen rauschend sanken und unter den wilden Hieben die Erde aufstob. Alles war in Sekundenschnelle geschehen. Bauer Georg sah ihnen, auf seinen Stock gestützt, zu, als faste er gar nicht, was sich da abspielte. Bernd stand da, die Bücher wie einen unerhörten Schatz an die breite Brust gepreßt, ein seltsames Lächeln im verschwitzten Gesicht. Die Sonne ging unter. Bernd ging mit dem Vater heim. Aber Görg mähte und mähte, der Schweiß floß ihm in Rinnen über Gesicht und Brust, sein Atem keuchte, die Dämmerung fiel über das Land, er mähte. Sein Blut sang im Rhythmus der knirschenden Sense, seine Augen loderten unersättlich über das wogende Meer der Halme, seine Muskeln schwollen, aus Blasen in den Handflächen sickerte es rot am Sensenschaft herunter, er mähte. Er hatte viel nachzuholen. Da wuchs plötzlich ein Schatten neben ihm auf, eine Hand griff an den Schaft. „Es ist genug für heute, Görg. Du hast Zeit, ein Leben lang hast du Zeit." Da fiel (Boret die Sense aus der Faust, er sah ihn an. als käme er von weither zu sich, der aufziehende Mond beleuchtete fein lohendes Gesicht. Er griff Bernd bei den Schultern und keuchte heiser: „Du, bist du toll oder krank, daß du dies tust? Wo willst denn du dein Brot bauen?" „Auf meiner Scholle, Görg", sagte Bernd fest. „Sieh hier das Brot von unseres Vaters Erde, es ist gut, aber sind wir nicht immer wieder hungrig danach geworden? Ich will Brot säen, davon sollen Menschen essen und nicht wieder hungrig werden, ein Bauer Gottes." „Das ist übermenschlich, das verstehe ich nicht. Sieh da das herrliche Strithofer-land. Wie das Blut in meinen Adern habe ich -es geliebt von Anfang an. An jeder Furche Acker, an jeder Ähre auf dem Halme habe ich grausam gelitten, wie ein Trunkener habe ich den Tau von den Gräsern gesaugt, wenn ich jeden Morgen neu in die Verbannung wandern mußte. Wäre nicht immer die Mutter bei mir gewesen, ich hätte dich gehaßt wie einen Räuber, der mir den Grund unter den Füßen wegstahl. Aber sag, kann ein Mensch ein Paradies als Erbe haben und in die Wüste gehen und auf Sand und Stein säen?" „Nicht alle fassen es", durchfuhr es Bernd. Laut sagte er: „Görg, unter dem Obern Gottes kann auch aus Steinen Brot sprießen. Sieh, hier ist die Grenzscheide zwischen unserm heimischen und fremden Land. Geh du zur Rechten, ich gehe zur Linken. An den Toren der ewigen Scheuern laß uns mit unfern Ernten wieder zusammentreffen." „Seltsamer!" raunte Görg, und sie gingen heim. (Schluß folgt.) Amschau. Ein Apostel Afrikas. Matthias Effiern schaut auf eine fünfundzwanzigjährige Dienstzeit als Katechist in den Kameruner Missionen zurück. 25 Jahre treuer selbstloser Hingabe an eine hohe Aufgabe. Als während des Weltkrieges kein einziger Priester in Britisch-Kamerun zu sehen war, nahn: sich Matthias der Christen nach besten Kräften an. Viele nahm er in Unterricht und bereitete sie auf den Tag vor, da Kameruns Boden wieder „von den Füßen der Friedensboten" betreten würde. Matthias Effiern schrieb eine kurze anspruchslose Selbstbiographie: Unbewußt und ungewollt hat er das Bild eines wahren Apostels gezeichnet. Die hoffnungsvollen Tage deutscher Missionstätigkeit vor dem Weltkrieg und die unglückliche priesterlose Zeit kommen darin zum Ausdruck. Hier ein kurzer Auszug aus dem Lebensabriß. „Geboren wurde ich 1891 zu Bateka in Kamerun. Meine Mutter starb, als ich zwei Jahre alt war, mit vier Jahren verlor ich den Vater. Die Großmutter nahm sich meiner an, aber auch sie starb, da der Waisenknabe noch in den Kinderjahren steckte. Ich war ein armer Knabe und mein Klagen drang hinauf zum Himmel. Der Allmächtige schenkte mir seine Huld. Seine Vor- sehung lenkte die Schritte eines Missionspriesters, der die paar hundert Meilen entfernte Station Bonjongo leitete, in unser Dorf. Er brachte mich mit andern Knaben auf die Missionsschule. Das war im Jahre 1898, zwei Jahre später, am 29. September 1900, wurde ich getauft, ein Jahr daraus, am 26. April 1901, empfing ich meine Erstkommunion und am 20. Juli 1902 die Firmung. Nach fünfjährigem Schulbesuch kehrte ich in mein Heimatdorf zurück. Als die Missionspatres zwei Jahre später unfern meiner Heimat eine Niederlassung gründeten, bot ich meine Dienste an. Ich wurde als Hilfskatechist, Dolmetscher und Hausmeister verwendet. Als Bischof Heinrich Witter sich bei einem Besuch nach meiner Führung erkundigte, gaben ihm die Patres solche Auskunft, daß ich bald darauf dem Rektor des St.-Maximilian-Kollegs in Sasse empfohlen wurde. Dort bestand ich 1911 die Prüfung als Katechist. Die Patres hatten mich zu Höherem bestimmt. Ich durfte im gleichen Jahr in das Seminar eintreten. In meinem vierten Studienjahr brach der Krieg aus, und die deutschen Missionäre mußten das Land verlassen. Am 30. November 1914 nahmen sie Abschied von uns. Der Superior P. Lettenbauer händigte mir dis Schlüssel der Mission Sasse mit den Worten aus: „Gott sei mit dir. Bleibe hier und schaue nach der Mission." Wir waren nun wirklich eine Herde ohne Hirten. Drei Mann sollten mich in der Fortführung der Mission unterstützen, aber zwei von ihnen machten sich bald nach dem Fortgang der Patres aus dem Staub. Ich sammelte eine Anzahl Knaben um mich. Sie sollten Katechismus lernen und uns helfen, die Missionsstation sauber zu halten. Einer dieser Knaben diente der Vorsehung als Werkzeug, um den Glauben unter den Plantagenarbeitern zu verbreiten. Er hatte die Mission verlassen, um in einer Plantage Arbeit zu nehmen. Aber auch dort vergaß er seine Christenpflicht nicht und niemals unterließ er feine täglichen Gebete. Die Mitarbeiter baten um Unterweisung in religiösen Dingen. Allabendlich scharten sie sich nach der Tagesarbeit um den Knaben. Gebete und christliche Glaubenslehren zu erlernen. Der Knabe klagte mir, sein Wissen reiche nicht aus, um die Männer zu unterrichten. So schickte ich einen Katechisten, den ich selbst herangebildet hatte. Arbeiter auf andern Plantagen, die davon hörten, stellten dasselbe Ansuchen an mich. So waren eine Reihe Katechisten am Werk. Um den Fortschritt zu sehen und letzte Hand anzulegen, zog ich von Plantage zu Plantage. War doch in jener Zeit vereinbart worden, daß von Zeit zu Zeit aus Nigeria und Fran-zösisch-Kamerun ein Priester kommen sollte. Zwei Fahre waren wir völlig verwaist. Am 16. Mai 1916 erschien als erster Priester P. Shanahan, der spätere Bischof von Onitsha. Ich erzählte ihm von unseren Taufbewerbern auf den Plantagen. Wer jetzt die Prüfung bestand, wurde getauft. Der dreiwöchentliche Aufenthalt P. Shanahans blieb nicht ohne Wirkung. Viele Neulinge meldeten sich an, als man von der Taufe der Altkatechumenen hörte. Dann kam ein französischer Priester, P. Douvry, unö besuchte uns regelmäßig bis September 1919. Sein Nachfolger war P. Aretter. Am 26. März 1922 übernahmen die Mill-Hiller-Missionäre ganz Britisch-Kamerun. Sie fanden 44 Katechisten vor..." In der Tat, wenn dieses Kamerun, so lange ohne Priester, ohne Messe, ohne Sakramente, nach dem Eintreffen der Mill-Hillec-Mifsio-näre so rasch emporblühte, wenn es heute um die Jahreswende 35 Priester, 300 Katechisten und 30.000 Katholiken ausweisen kannte, so ist das in weitem Maße gerade dem apostolischen Eifer unseres Katechisten Matthias Effiem und seiner Mitarbeiter zu danken. Hören wir noch den letzten Willen dieses afrikanischen Apostels: „Wenn ich sterbe, soll mich die Mission neben meinem Weibe und den zwei Kindern begraben. AIs einzige Gnade für langjährigen Dienst bitte ich die katholische Mission, über unsere vier Gräber eine Zementplatte zu So reist mau im Winter in Korea. Während einiger Wintermonate w-ird auch die Personenbeförderung in Korea mittels Schlitten auf den festgefrorenen Wasserwegen betrieben. Man reist so schneller als im Boot. Unser Bild zeigt uns Maryknoll-Schweftern aus der Präfektur Peng $)aitg. Sie haben eine neue Armenapotheke' in Shingifhu am Paluflutz eröffnet und versorgen nun die Kranken in den Grenz-distrikte'n von Korea und Mandschukuo. (iFddes-Foto.s Heilige Mutterliebe. Ein Werk, bas jungst aus der Schule des bekannten chinesischen Malers Lukas Cheng hervorging. Chenlg ist Vorstand der Kunstakademie au der Katholischen Universität Tokio. Gides-Foto.) legen, Ich danke den Patres, die mich kannten, für alles, was sie mir getan, und bitte sie, meiner armen Seele in ihrem täglichen Gebete ßu gedenken." (Fides.) Fort Dauphin (Madagaskar). Tod eines Lsprosenmissionärs in Madagaskar. P. Henriot, C. M., weitbekannt als der „Kaplan der Leprosen", starb kürzlich, 70 Jahre alt, in der Lepra-station von Farafangana im apostolischen Vikariat von Fort Dauphin. Die Beisetzung erfolgte im kleinen Friedhof der Lepra-station. deren Kaplan er neun Jahre lang mar. P. Henriot war Agraringenieur in Südamerika, als er die Berufung zum Missionär fühlte. So kam er 1900 nach Mada- gaskar, wo ec die Weihen empfing. Er widmete sich vor allem der Bekehrung der Vezos, eines Nomadenstammes, der fein halbes Leben auf dem Wasser in den charakteristischen Kähnen, als Pirogen bekannt, Zubringt. Jahr um Jahr folgte er ihnen Zu Fuß oder im Kahn und verbrachte die Nächte auf. den Dünen. Für einige seiner Reisen benützte er einen schweren Ochsenwagen, dessen Gespann er selbst abgerichtet hatte. Während einer seiner Fahrten geriet er unter die Räder seines Wagens und wurde so schwer verletzt, daß man an seinem Aufkommen zweifelte; dank seiner kräftigen Natur kam er aber mit dem Verlust des linken Armes davon. Er errichtete im Busch eine Kirche und stieg trotz seiner Invalidität auf das Gerüst, um an den Arbeiten teilzunehmen. Mit 61 Jahren unternahm er den Bau einer zweiten Kirche. Während der Arbeiten siel er vom Gerüst, kam aber wieder mit dem Leben davon. Da er nun aber doch mit seinen körperlichen Kräften haushalten mußte, bat er, zum Kaplan der Leprosen bestellt zu werden. In Farafangana verrichtete er Wunder unter den Unglücklichen. Im Laufe des Jahres 1935 spendete er 23.000 Kommunionen. Er verschied nach nur achttägigem Krankenbett. (Fides.) Trichinopolq (Indien). Indischer Mini st er über das Erziehungswerk der Jesuiten. Der hinduistische Erziehungsminister von Madras, zugleich einer der größten Bankiers Südindiens, stattete kürzlich den beiden katholischen Erzie-hungsinstituten Trichinopolys, dem Heilig-Kreuz-Institut für Studentinnen und dem St.-Iosephs-Kolleg für Studenten, einen Besuch ab. Das letztere ist bekanntlich in Händen der Jesuiten. Der Minister, selbst ehemaliger Zögling von St. Joseph, benützte die Gelegenheit, um der Erziehungsarbeit der Iesuitenpatres hohe Anerkennung zu zollen. „Wir Inder", erklärte er, „stehen tief in Dankesschuld bei den Missionären. Unter denen, die der Ecziehungs-fache in unserem Land einen hervorragenden Dienst erwiesen haben, stehen die Jesuiten an erster Stelle. Die prächtigen Gebäulichkeiten der Jesuiten, die uns überall in der Stadt begegnen, und die Tausende von Studenten, die sich in diesen Erzie- hungsanstalten ausbilden, sprechen eine beredte Sprache. Sie sind auf drei bis vier tßenemtionen hinaus für den Fortschritt der Erziehung in diesem Lande verantwortlich." (Fides.) Posen (Polen). Vom 25. bis 29. Juni 1987 findet in Posen der nächste Christkönigskongreß statt. Dieser Kongreß dient dem Gedanken und Plan, eine feste Front der Katholiken aller Welt gegen die Front der Gottlosen-Internationale zu bilden. Der Weltorganisation der Gotteshasser muß die Weltorganisation aller Christgläubigen entgegengestellt werden. Der Führer der russischen Gottlosen Ia-roslawsky erließ an seine Helfershelfer kürzlich einen Aufruf, in dem es heißt: „Wir wollen alle Kirchen der ganzen Welt in einem ungeheuren Flammenmeer entzünden. Unsere Gottlosenbewegung ist eine riesige Macht geworden, die alles Religiöse ausrottet. Wir müssen sie aber noch verstärken. Die Gottesdiener aller Konfessionen sollen es wissen, daß kein Gott, kein Heiliger, kein Gebet sie vor dem Untergang retten kann." Das ist doch der Ansturm der Hölle, der auch die Letzten aufrütteln muß aus ihrer Ruhe. Schon 1932 hat Papst Pius XI. zum organisierten Widerstand gegen das Treiben der Gottlosen aufgefordert: „Alle sollen sich doch vereinigen, auch um den Preis großer Opfer, um so die menschliche Gesellschaft zu retten.“ Der Christkönigskongreß wird gehalten mit der ausdrücklichen Gutheißung des Heiligen Vaters. Es ist heilige Pflicht, zum Gelingen des Kongresses und zum Ausbau dieser Abwehrfront mitzuhelfen durch Gebet und Opfer. (Anmeldungen zum Christkönigskongreß in Posen: Msgr. Broß, Poznan, Aleje Mar-einkowskiego 22.) Mota Saheb.* Von Erlebnis zu Erlebnis im Wunderland Indien. Von Johann Baptist Müller S, J. 4. Ministerium des Innern. Wie glücklich können sich doch die Herren Pfarrgeistlichen in den christlichen Ländern schätzen, daß sie von den Sorgen und Plackereien des Innenministeriums, d. h. des Haushaltes, ganz oder wenigstens größtenteils frei sind und sich so einzig und lediglich ihren Berufsarbeiten hingeben können. Der arme Missionspsarrer hingegen muß auch für seinen Haushalt sorgen. Er muß alle Haushaltungsgeschäfte einheimischen Dienern überlassen, denen er immer auf die Finger sehen muß. Kurz, er muß sich dem einheimischen Hausdienst-system anpassen. Damit man nun einen wahrheitsgetreuen Begriff von der Lage eines indischen Missionspfarrers betreffs des Hauswesens habe, muß vor allem das indische Hausdienstsystem klargemacht werden. Das indische Hausdien st sy st em. Auf die Frage: „Was willst du denn wer- * Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages Herder & Co. in Freiburg (Breisgau). Baden. den?" sagte mir einmal ein kleiner Schlaumeier: „Ich will ein Herr werden." ..Warum denn?" „Oh, dann hab' ichs gut, dann brauch' ich nicht zu schaffen, das tun dann andere für mich." Der Kleine hatte gar nicht so schlecht gerechnet. Sollte er einmal nach Indien kommen. dann wäre er als Europäer sofort ein Herr, ein „Saheb". Er müßte zwar als Europäer in fahebswürdiger Weise sein Brot verdienen, aber die zu seinem Haushalt nötigen Arbeiten würden Diener für ihn besorgen. In keinem andern Lande der Welt ist die Arbeitsteilung so bis ins kleinste durchgeführt wie in Indien. Das Kastensystem hat dafür gesorgt, daß es für jeden besonderen Beruf, jedes besondere Gewerbe, jedes besondere Handwerk, jeden besonderen Dienst, ja für jede besondere Art von Spitzbüberei und Verbrechen eine besondere Kaste gibt. Diesem starren Kastensystem ist das ganze gesellschaftliche Leben in Indien unterworfen. Wer in einer gewissen Kaste geboren ist, mufi Zeitlebens in derselben bleiben und die ihr eigene Arbeit verrichten. Auch kann er in keine andere Kaste hineinheiraten. Die Kaste ist nämlich eine Genossenschaft, in die man hineingeboren wird. Daher heißt die indische Bezeichnung für dieselbe „Iät", was eigentlich Geburt bedeutet. Die bei weitem zahlreichste der vier Hauptkasten, der Brahminen, Kschatrias, Vaisyas und Shudras, ist die vierte oder Shudra-Kaste. Diese ist die Kaste der Diener und dazu da, um die drei oberen Kasten zu bedienen. Nach der Art ihrer Handwerke und Arbeiten und nach dem Grad iher Reinheit zerfallen die Shudras wieder in mehrere hundert Unterkasten.— Als bessere Shudras gelten die Weber, Töpfer, Schmiede, Zimmerleute, Hirten usw.; als unrein die Wäscher, Barbiere, Fischer, Schuhmacher usw. Als noch unreiner als die schlechtesten Shudras werden die „outcasts",, d. h. die Ausgestoßenen, Verworfenen, betrachtet, wie die Gassenkehrer, Klosettreiniger, die Angehörigen der erblichen Diebskasten und schließlich alle „mlechas“, d. h. Barbaren, wie Christen oder Mohammedaner, die außerhalb der Kastenordnung des Hinduismus stehen. Die Hindu-Outcasts werden nach dem Tamil-Wort „parayer“ (d. h. einer, der die Trommel schlägt) Parias genannt. Diese sind die geborenen Sklaven Indiens, haben keine Rechte und werden als Inbegriff aller Unreinheit voit allen verachtet und gemieden. Sie dürfen deshalb auch nur an der Außenseite eines Dorfes oder einer Stadt wohnen, woher gewöhnlich kein Wind kommt, denn sonst würde dieser die Kastenleute verunreinigen. Die Shudras zusammen mit den Parias bilden gut neun Zehntel der Gesamtbevölkerung. Als Herren gelten in Indien vor allem die Herren des Landes, die Engländer, die „Firingis". Jeder Weiße ist aber in den Augen der Inder ein Firingi, also ein Saheb, den man respektieren muß. Infolge jahrhundertelanger Unterdrückung ist das indische Volk an Unterwürfigkeit und sklavische Ehrfurcht gegen die Weißen ge- wöhnt, aber im Herzen haßt und verabscheut es dieselben als Eindringlinge und Barbaren. Außer den Weißen werden auch die Mitglieder der drei höchsten Kasten: die Brahminen, die Kschatrias und die Vaisyas, als Herren angesehen. Die Frau eines Sahebs tituliert man „Mem Saheb", d. h. Herrin. — Wie es nun nach indischer Auffassung ganz unter der Würde eines Sahebs ist, daß er die Arbeit irgendeiner unteren Kaste verrichtet, also auch Hausarbeiten, wie Kochen, Putzen, Waschen usw., so müssen auch seine Frau und Kinder sich standesgemäß solcher Arbeiten enthalten. Ein Europäer, der Handarbeiten verrichtet ober ein Handwerk betreibt, ist in den Augen der Inder kein eigentlicher Saheb und wird daher verachtet. Will also ein Weißer, der eigenen Haushalt führt, als wahrer Saheb gelten, dann muß er sich für die verschiedenen Geschäfte seines Haushaltes mit einem Stab von Dienern umgeben. So will es die althergebrachte Gesellschaftsordnung Indiens. „Denn", so sagt sich der Inder, „wozu sind wir dienenden Menschen denn anders da, als die Sahebs zu bedienen und von ihnen zu leben? — und wozu anders sind die Sahebs da, als uns in Dienst zu nehmen und uns zu ernähren?" Je höher die Stellung und der soziale Rang des Sahebs ist, desto größer muß auch die Zahl seiner Diener sein, und desto größer ist dann auch der Stolz und das Selbstbewußtsein dieser Diener; denn die Würde und Bedeutung des Sahebs hebt auch sofort das Ansehen der Diener bei der Bevölkerung. Herrschaftliche Europäer mit Familie sind überdies gezwungen, weil sie außerhalb des Hinduismus stehen, also unrein sind, sich solche Diener zu besorgen, die, wie sie selbst, outcasts sind, also Christen. Mohammedaner oder Parias. Für solche Familien kommen nun folgende Diener in Betracht: Erstens der Boy, bzw. Bütler (sprich bottler), d. h. der Kammerdiener, der Aufwärter, der eigentliche Majordomus, dem alle andern Diener unterstehen, und der sich deshalb auch gerne „Butler-Saheb" titulieren Iöfot und in allem mit einer radscha-artigen Grandezza überaus wichtig tut.. Zweitens der Hümal, dem es obliegt, die Zimmer zu kehren, die Möbel abzustäuben und in andern kleinen Hausdiensten dem Butler an die Hand zu gehen. Drittens der Koch, der dafür zu sorgen hat, daß gutes Khana, d. h. Essen, auf den Tisch kommt und zu allen Stunden des Tages genügend Tee in Bereitschaft ist. Er hat auch die Einkäufe für die Küche zu machen. Viertens der Müssaul oder Lampenputzer. der alle Lampen in Ordnung halten mutz und für gutes Licht verantwortlich ist. Fünftens der Chuprüfsi, der Leib- und Laufbursche, der durch seinen farbigen Dienstrock, seine goldrandige, breite Schärpe, seinen pompösen, mit Brokaten gezierten Turban und sein gravitätisches Auftreten die Würde seines Herrn nach autzen verkündet und dazu dessen Aufträge an die Amtsstellen, die Geschäfte und die Post vermittelt. Sechstens der Ghörawalla oder Kutscher, der für Pferd. Stall und Kutsche zu sorgen hat. Siebentens der Dögboy oder Hunde-Iunge, der den Hund oder die Hunde des Herrn zu füttern, zu reinigen und spazieren zu führen hat. Achtens der Mali oder Gärtner, dem die Pflege des Gartens und der Blumen anvertraut ist. Neuntens die Ayah oder das Kindermädchen, meistens eine ältere Person, die der Mein Saheb beizustehen, die Schlaf-zimmer zu besorgen und die Kleinen zu betreuen und zu unterhalten hat. Das ist die Dienerschaft, die ständig zum Haushalt gehört und deshalb auch in nächster Nähe, meist hinter dem Bungalow, dem Wohnhaus, in recht bescheidenen Hütten wohnt. Dazu kommen noch andere dienende Geister, die der Haushalt für seine verschiedenen Bedürfnisse benötigt, die aber nicht zum Hauspersonal gehören, sondern ein- oder zweimal im Tage oder auch wöchentlich zur Dienstleistung herbeikommen. Zu diesen gehört vor allem der Bhisti oder Wasserträger, der, mit einem schweren Wassersack (Müssock) aus dem Rücken, das Wasser von der Zisterne herbeiträgt und die Wasserbehälter in Küche, Baderaum und Garten füllt. Dann der Düdwalla oder Milchmann, der täglich die Milch bringt. Ferner der Dhübie oder Wäscher, der montags die gebrauchte Wäsche abholt und die gewaschene zurückbringt. Dazu der Hüjjam oder Rasierer, der nach Bedarf täglich oder mehrmals wöchentlich kommt. Endlich der Bhüngie oder Klosettreiniger. Einen solchen Schwarm von Dienern mutz sich der Lord des Hauses halten und sehen, Astronomiestudenten an einem chinesischen Seminar. Im südchinesischen Regionalseminar Aberdeen auf der Insel Hongkong wurde ein neues Teleskop aufgestellt. Die als Lehrer -am Seminar tätigen irischen Jesuiten haben auch Astronomie in ihren Lehrplan ausgenommen. Im ganzen absolvieren hier 61 junge Chinesen ihre philosophischen und theologischen Studien. (Fides-Hoto.) wie er mit ihnen fertig wird. Er steht zu ihnen in mehr väterlichem als herrischem Verhältnis. Er ist ihnen „Ma-bap", d. h. Mutter und Vater, wie sie sagen, und sie, da sie „sein Salz essen", d. h. van ihm leben, sind ihm auch bei gerechter und väterlicher Behandlung treu zugetan, was jedoch nicht ausschließt, daß jeder nach seiner Weise daraus ausgeht, soviel aus ihm herauszuschlagen, als ihm nur möglich ist. Der Indier ist von Natur ein Helden-verehrer. und der Saheb, dem er dient, ist vor allem sein Held. Daher sind die Diener auch stolz auf ihn und streichen ihn vor andern gern als einen „Bürra-Saheb", d. h. großen, hohen Herrn, heraus, weil dadurch viel von seinem Glanze auch auf sie fällt und ihr Ansehen bei ihren Volksgenossen nur gewinnt, überall treten sie für die Ehre ihres Herrn ein. Begegnet ihnen dieser auf der Straße oder irrt Basar, so machen sie ihm einen viel tieferen Salaam als dem Gouverneur selber: und der Saheb muß sie mit einer huldvollen Erwiderung ehren, selbst wenn der Grüßende sein Bhungie wäre. Wohl dem Saheb. der es versteht, sich die Zuneigung seiner Diener zu bewahren, denn dann bleibt er vor vielen Plackereien und Unannehmlichkeiten bewahrt und ist sein guter Name gesichert. — Aber wehe ihm, wenn er seine Diener schlecht behandelt oder einen derselben voreilig entläßt; denn dann wird er im Basar und überall schlecht gemacht, und man kann hundert gegen eins wetten, daß er keinen besseren, wohl aber einen schlechteren Ersatz erhält. Soviel im allgemeinen über die indische Hausbedienung. Meine eigene Dienerschaft. Als Pfarrer in einer großen Station und Direktor einer Mittelschule mußte ich auch einen entsprechenden Stab von Dienern zur Seite haben. Weil jedoch meine Bedürfnisse als alleinstehender Missionspriester höchst bescheiden waren, so war auch mein Haushalt der einfachste von der Welt. Ich bewohnte die zwei einzigen, weihgetünchten Zimmer im oberen Stock des Pfarrhauses, deren Decken aus nichts anderem bestanden als großen Wellblech- stücken. die über nackten Eisenbalken lagen. Das eine Zimmer diente mir als Arbeitszimmer und Büro, und das andere, zu dem ein breiter, offener Eingang durch die Scheidewand führte, als Schlafzimmer. Die Besorgung und Reinhaltung dieser zwei Zimmer mit den paar Bücher- und Aktenschränken und den notwendigsten Möbelstücken erheischte nicht viel Arbeit. Die konnte ein Diener, der Boy, ganz gut allein leisten, und er hatte dabei noch Zeit genug, um meine Tischlampe zu putzen, die Schulbänke abzustauben, die Topfpflanzen zum Schmücken der Kirche und die Ziersträucher vor der Kirche zu bewässern und auch noch nötige Ausgänge zu machen. Somit waren besondere Diener, wie Hamal, Mussaul, Mali und Chuprassi, überflüssig. — Pferd und Kutsche besaß ich nicht, brauchte also auch keinen Ghora-walla. — Brauchte auch keinen Hundejungen, denn mein Hofhund Kallu kam viel besser ohne einen solchen aus. — Eine Ayah oder Kindermagd brauchte ich mal gar nicht. — Es kamen also als Hausdiener für meine Verhältnisse außer dem Boy nur noch in Betracht ein Koch und für die Kirche ein Sakristan. Von den auswärtigen Gehilfen ein Dudwalla, ein Dhobie, ein Bhisti, ein Hujjam und ein Bhungie. — Diese kleine Dienerschaft war aber von meinem Vorgänger her noch da, und so brauchte ich mir wegen Neuanstellungen kein Kopfzerbrechen zu machen. Nur mußte ich mich nach einem ständigen und zuverlässigen Sakristan umsehen. Mein Vorgänger hatte sich zwar immer mit einem Schüler aus der obersten Klasse beholfen, der morgens die Meßgewänder auslegte und den Altar zurechtmachte. Das Läuten besorgte der Boy. Aber auf die Dauer war es doch besser, daß ein eigentlicher Sakristan bei mir wohnte, der in Sakristei und Kirche alles sauber und in Ordnung hielt, für Versehgänge, Taufen und Beerdigungen gleich bei der Hand war und mich auch, was die Klugheit auf einer Station in Indien verlangt, bei meinen Besuchen als Zeuge begleiten konnte. Wie ich mit dem ersten Sakristan offenbares Pech hatte und dann erst einen ausgezeichneten erhielt, soll später besonders berichtet werden. (Fortsetzung folgt.)