Lmbachtr ,^W Zeitung. Freytag den 3^ Heum. 1790* Inländische Nachrichten. ilV'en ben 21. Heum. Gestern ists! ^hier in der Wnluche der Augustiners ji<» dcn verstorbenen F. M. Freyherrn, 1 siV^dn,», Mb 'p)roßtl'/r^vbsterrelchiicpen. A^pen zu erheben geruhet. — Am 23. d. kam ein preußischer Kurrier in Wien an, welcher bald darauf eine mit Brillanten besetzte goldene Tabatiere mit dem Pvr-!trait Leopolds des Zwertcn voll der Freude vor eigte. Lcute, die di? Dose sahen, schabten sie auf 1000. Dukaten in Werth. — Wegen den 8000. Pikußen ^ welche sich gegenwärtig in PohlkU befmden, sungt sinigcn Pohlcn die Besorgniß an auf nsieigen, ob die Preußen nicht tt-wan gar da sih«n bleibll, wrrden — Den 9. «nd 20. d. M, ist ein Knrncr yym Kongresse zu Reichenbach , und eine Staf-fece vom Prm en v. Koburg angelangt. Der F. M Prinz v. Koburg soll vereinigt mit dem Fürst Repninschen Korps von l5,OOO. schon vor Brailow stehen. — Der Großvezier ist. mit seinem beträchtlichen Heere noch jezt bey Widdin: sein VcrllM bey Gludova hat sich wenigstens auf 2QO2. Mann 'belaufen. — Die RuM eröfnen gegenwärtig ihrer Gewohnheit nach im spatesten Sommer den Feldzug, um ihn tief im Winter hinaus fortzusetzen. — Der Hr. F. M. Gr. Lacn war am 2c>.'d. sehr lang beym Könige, und er wird sich gegen Ende dieser Woche nach dem Hauptquartiere zu Neutitschein begeben. — In dem Mmr.hause zu Wien sind bisher noch keine Münzen unter dem Stempel von Leopold dem Zweyten, sondern alle noch unter jenem von Joseph den Zweyten ausgeprägt worden. — Es besteigt sich, daß die Wahl und Krönung eines römischen Kaisers in der Person unsers Monarchen ganz gewiß im künftigen Monate vor sich gehen werde, alsdenn werden nach einander erst die übrigen Krönungen folgen ; doch ist die ungarische Krönung wieder in Bewegung, und wenn der Geist derBescheidenheit länger dieOberhandbeh'ält, so dürfte sie doch noch vor der Kaiserskrönung vor sich gehen. — Vergangenen Sonntag erschoß sich hier einer der an-, sehnlichsten Fabrikanten. Er fuhr am> frühen Morgen mit einem Fiakre nach! dem Prater, und sagte, daß er nur ein! wenig warten möchte, weil er ihn wi'der zurückführen müßte; darauf gieng er nur wenige Schritte in den Wald, gab sich eine Ku^el vor den Kopf, und der Fiakre führte lhn auch wirklich wieder nach Hause. Der Mann hatte von denj. Kir- chensond ein bischöfliches Haus'zu seiner Fabrik gekauft. Der erste Zahlungstermin war nun verfallen; er hielt um Prolongirung an/ und da ihm diese ab« geschlagen wurde, so soll ihn die Ver-jzweiftung ;um (Zelbstmörder gemacht halben. — Nichts geht üv'r das Geheimniß, mit welchen die Friedensunterhandlungen geführet, werden; mdfjsen läßt sich aus der Zurückbenifung des Herrn v. Diey aus Konstantinopel, und aus der Erklärung des königl. preußischen Hofes, daß Hr. v. Dietz in feinen Operationen zuweit gegangen sey, doch soviel abnehmen, daß die Pforte Ursache haben werde, sich hinter den Ohren zu^krazen, und daß vielleicht noch eine andere Nazion die Zeche bezahle. — London soll dem Könige vorzüglich den Fürsten v. Hohenlohe em« pfohlen haben. Auf den Tod dieses Helden erscheinen nun bereits viele Gedichte, Grabschriften, Kupferstiche lt. s. w. Das beste darunter ist bisher: eine Rede an N?lens Hürger, die s«m. Th^-t? kurz zusammenfaßt, und mit Patriotismus ^, schrieben ist. — Die Gemahlin des Verwiesellen Buchhändlers Wucherer befindet sich nun in Wien, um bey unserm Koni? ge den letzten Vorspruch fär ihren Mann u wagen. — Das bürgerliche Schützen-korps in Wien will dem unvcrgeßiicheN Helden London auf ihrer Schießstattc eill Ehrendenkmal errichten, wo rückgeschickt worden. — Unsere Armee, zahlt nur gar wenig Kranke, es scheint daher nur ein entgegengesetztes Gerücht aus Absichten jenseits der Grenze rolliren.^ — Reisende, die aus Pohlen kommen^ versichern, daß man in Danzig schon an-, fange die Wappm der Republik ;u kaßi-> ren. Und in Crakau ist zu großen Miß-. Vergnügen des Handelsstandcs die Mün^e auf preußischen Fuß gestzt worden. Hollesch^n dcn 2Q. Heum. Es dürf-^ te ihnen nicht unangenehm seyn, dit na« heren Umstände zu erfahren, die auf den Tod unsers allgemein verehrten / geliebten,^ und nun allgemein beweinten Loudons ei-' Nen Bezug haoen. Am 7. d. da unser graue Held 'von der Rekognoszirung zurückkam, wurde er von einem Wechsels sitber befallen; man schrieb es dem Ge-j Nuße der Knkumcrn zu; die angewandten Arzneyen brachten die gewünschte Wir« kllng hervor, und er befaud sich schon! besser; allein bald darauf stellte sich ^ bey ihm dle Waffersperre en, und zwar in dem Grade, daß die Operaziön des Bla-scnstiches vorgenommen werden mußte; ts wurden eilends zwey Aer-te zur Besorgung des Kranken von Wien geschickt; Nach der Qperazion befand er sich wieder besser, welches aber mchc lang anhielt. D^n 17. übersiel ihn ein Schluchsen. Er wach^ daher ein förmliches Testament, seine Reit - und Wagen Equipage wurde !unter seine Flügesadjutanten, und sonstiges Personale getheilt; die Garderobe erhielt scin Kammerdiener; die drey ältesten Bedienten sind lebenslangllch versorgt worden ; die übrigen wurden mit einem 3. monatlichen Gehalte und Empfehlungsschreiben entlassen; seinen Neffen den dir-mallgen Obersten Baron v. London sezt-er zum Universalerben seines Vermögens ein, jedoch mit dem Zusage, daß feine jGemahlin lebenslänglich dle Fruchtgenie-ißerin davon bleiben solle; mcht mlnder wurde die Hlebecklsche Familie im erwähnten Testamente bedacht. Sein Neffe der Oberst Loudon mußte bis an die le^te Gtunde immer bey ihm seyn, an den er kurz vor seinem Tode eine recht rührende Rede von den Wichren emes Krieg-rs hielt.Nachdem er ihm endlichseine treueGattin zu trösten empfohlen haue,^ ließ er die Generalität vor sich kommen: „Meine Herren! (sagte er) der Friede ist vor der Thüre, und ich bin so unglücklich diesen die Menschen beglückenden Augenblick nicht /,u erleben. Sle haden an Leopold den Zweyten einen guten Regenten, der sie alle, wie seine Ki-lder, liebt; geben sie diesem durch unerschütterliche Treue und ^Tapferkeit einen Beweis ihrer Gegenliebe. ^Schützen sie ihre Untergebene; es giebt Lcutt nntcr ihnen vou ausgezeichneten ! Talettten, uud besondern Verdiensten; unterstützen sie diese und schenken sie Ihr nen ihr gcui'es Verträum. Erinnern sie ! sich meiner besonders in ihrem Gebetbe. Der Held klagte über nichts, als daß ^r jezt eines so elenden Todes stoben sollte, da do h in seinem Leben so viele tail--stnd Kugeln ihm vorüdcrgkftogen ^,^^ von denen ihn keine getroffen har. __ Heine letzte Stunde war die rührendste, aber dabey die gelassenste, — und ft gab der würdigste Held in den Armen ftines Neffens den edlen Geist auf! — das Trailern, und die tiefste Stille im Hauptquartiere war ausserordentlich; Klein und Groß, alles, was nur da war, weinte bitterlich. — Den 15. Nachmit» tags wurde der Leichnam in einen Sarg getegt, welcher mit einem gläsernen, und hölzernen Dackel versehen war; so wurde die Leiche auf einm Wagen gesetzt, unter Lautung der Glocken und dem Gebethe der Geistlichkeit eingesegnet, dem Volke ge eigt, dann mit einem Gefolge! Von 2. Wagen worin die begleitende Geistlichkeit und die Aerzte fassen, fortgebracht ; mehr dann tausend Menschen begleiteten diesen Leichenzug über eine! Stund weit unter dem dumpfen Tone der Gloggen , lauten Gebethe, Schluchsen und Weinen. Diese hohe Leiche wurde in grauvoller Stille über Qllmütz und Brün fortgeführt- An jedem Orte wurden die Glocken geläutet, der Wagen überspannt, von einer andern Geistlichkeit übernommen, besichtiget, und dem Volke jedesmal gezeigt. Rührend war diese trauervolle Reise; Jung und Alt versammelte sich, alles weinte, alles bethete für den unsterblichen Loudon. Besonders zeichnete sich die Iudenschast wegen ihrer Andacht und Trauer sehr aus; denn, wenn sie ihren Messias verlohren hatten, hatten sie nicht mehr geklaqet. Der Gefühlloseste konnte dies ohne Thränen nicht ansehen. Von allen Orten aus wurde der Wagen von allen Anwesenden mit lautem Gebethe, Weinen und Händklingen über eine Stunde begleitet. Die hier anwesende GeneraUtct ist gestern nach Neu-itschein berufen worden; der Hr. General der Kavallerie Ioscph Gr. v. Kinsky har sich über den Tod des F. M. so sehr betrübet, daß er nun in Weiskirchen sehr krank darnieder liegt» An den Hrn. F. M. Joseph Kollorcdo ist das Interims Kommando übertragen worden. — Von Krieg hört man bey uns noch gar nichts; viele wollen behaup« ten, daß zwischen uns und Preußen Friede , andere wieder, daß Krieg werden soll, und so herrscht alle Stunde eine andere Meynung; wir alle wünschm nur einmal was bestimmtes zu wisscn, und von her erlößt m werden; die Theurung ist nun allgemein, und steigt täglich höher, da >es den gan,en Sommer hindurch trocken war, nun aber will es vom Regnen nicht aufhören; auch nchmen die Krankheiten durch die immerwährende nasse Witterung wieder ihrm Anfang. Im Hospital d?< Gr. Thurnischen Infanterie - Regiments giebt es gegenwärtig 187. Kranke; täglich aber kommen 18. bis 24. noch dazu; doch rafft sie der Tod noch n.cht ill großer Zahl hinweg. Auslandische Nachrichten. Dännem^rk. Aoppenhagen den 6. H?um. Die aus der See eingelaufenen Berichte versichern uns, daß die in der Klemme sich befindende schwedische Flotte endlich von den Russen total geschlagen, und zu Grunde gerichtet worden sey. Man sieht mit Sehnsucht dem ausführlichen Hofberichtt hierüber aus Petersburg entgegen. Wird alle Dienst, und Freytaye nackmittlM um 4. Uhr auf dem Platze Nro, 185. in 0er «oll Kleinmayerschm BllchlMolang ausgegeben.