MITTHEILUNGEN d e s historischen Vereines für Krain im Mai 1854. Nedigirt vom Mr. W. F. Klun, V ereins - Sccrctär und Geschäftsleiter rc. rc. BEITRÄGE zur Literaturgeschichte von Krain, Von Dr. V. F. Kinn. VII. *) Primus Trüber, Georg Dalmatin uub Adam Bohortzh. di habe bereits im ersten Aufsatze dieser „Beiträge" dar-gcthan, daß der Beginn der wissenschaftlichen Forschungen in dem 16. Jahrhunderte zu suchen ist; auch habe ich dort die Anfänge der slovenischen Literatur angedeutet. Indem ich im vorliegenden Arifsatze die Bcstrcbmlgeu und Leistungen der obgenannten drei „Väter der slovenischen Literatur und Sprachforschung" vorführe, beschränke ich mich ausschließlich nur aus ihre literarische Thätigkeit und ihren Einfluß auf die Entwickelung und Fortbildung der slovenischen Sprache, da ihre anderweitige Thätigkeit in das Gebiet der kirchlichen Geschichte fällt, die außerhalb der Gränzen dieser Aufsätze liegt. Die folgende Darstellung ist somit keine vollständige Biographie, weil sie nur die Eine, oben ausgesprochene Seite des Lebens dieser Männer behandelt. Primus Trüber. Den ersten Anlaß zu wissenschaftlichen Forschungen gab die bis nach Laibach sich verbreitende Reformation, da dem gelehrten, aber der Reformation huldigenden Laibachcr Domherrn Primus Trüber der damalige Fürstbischof Franz Kaziancr Freih. v. Katzenstein int I. 1531 das Predigen untersagte. Die religiösen Spaltungen hatten nun alle Kräfte des Geistes angespornt, um sich gegenseitig zri bekämpfen, und aus diesen: Kampfe hingen die Anfänge und die Grundlagen für die slovenische Sich und) Seite 1, 25, 65, 73, 81 vom Jahrgange 1852, mic Seite 91 von 1S53 dieser „M ittheilunge»." Literatur hervor, indem bis zum Auftreten Truber's in der (slovenischen) Landessprache nicht Ein einziges Werk weder geschrieben noch gedruckt wurde, denn Trüber selbst sagt in der Vorrede zur zweiten Auflage seines übersetzten Neuen Testamentes (Tübingen 1582, 8.): „Vor 34 Jahren war kein Brief oder Register, viel weniger ein Buch in unserer windischen Sprache zu finden; man meinte, die windische und ungarische Sprache seien so grob und barbarisch, daß man sie weder schreiben noch lesen könne." *) Trüber richtete bei seinem Auftreten die Blicke ans die slavische Landbevölkerung, und wollte wegen Verbreitung der lutherischen Lehre gleichzeitig der Geistlichkeit, welche vorzugsweise nur deutsch und lateinisch las, in die Hände arbeiten. Um diese seine beiden Zwecke zu erreichen, schlug er einen neuen Weg ein; er begann nämlich in slavischer (slovenischer) Sprache mit lateinischen Lettern nach der deutschen Aussprache zu schreiben. Obgleich nun Trüber hinsichtlich der Anssprache einzelner Consonanten, z. B. des gelinden und des scharfen s ins Anfange der Wörter, des seli, der mouillirten 1 und n u. s. tu., keine besondern Schristzcichen gebrauchte, und die Entscheidung darüber dem Leser überließ; obgleich er gegen den Geist der flovcnischen Sprache den Hauptwörtern Geschlechtswörter vorsetzte, er vielfach —, als Untersr a titer, zu Rastsliiza bei Auersperg im I. 1508 geboren — die Vokale in den Worten unrichtig gebrauchte, seine Construction der Sätze überhaupt der deutschen Satzbildung nachgebildet war u. s. w.: so hat er sich doch schon durch die Einführung der lateinischen Lettern unsterbliche Verdienste erworben. Kopitar's Ausspruch, daß Trüber „stark germani-sirte," ist demnach vollkommen wahr; doch liegt meines Dafürhaltens der Grund hierzu in seiner durchgehends deutschen Durchbildung, in seinen Sympathien für Deutschland und insbesondere für die Reformation, in und für ivelche er lebte und arbeitete. *) Schnurrer'S slavischer Bücherbruck in Württemberg, 1799; uub Kopitar'S Grammatik pag. XXXIII. Die größte Thätigkeit entwickelte Trüber nach seiner Flucht aus Krain nach Deutschland (1547). In Nürnberg angekommen, fand er an Veit Dietrich einen Gesinnungsgenossen und Freund, dessen Empfehlung ihm im I. 1548 die Frühpredigcrstclle in Rothenburg an der Tauber verschaffte. In dieser Stellung verheirathete er sich in der genannten Stadt, kam im I. 1552 nach Derendingen bei Tübingen als Pfarrer, und im I. 1561 nach Urach. Zu Urach bearbeitete er auf Kosten mehrerer protestantischer Fürsten und Adeligen verschiedene Religionsbücher in slove-nischer Sprache, und legte dadurch den Grundstein für die slovenische Literatur. Die Schulbibliothek zu Rothenburg a. d. T. enthält Prachtausgaben von folgenden Werken: *) 1) Kurze Auslegung der Sonntag- und Festcvangeli in Crobatischcr Sprache, mit Crobatischen Buchstaben gedruckt. Urach 1562, 4. 2) Kurze Auslegung der Evangelien n. s. w. Urach 1562, 4. 3) Bekenntniß des Glaubens mit Cirnlischcu Buchstaben gedruckt, aus dem Lateinischen und Teutschen in die Croatische Sprache vcrdollmetscht. Urach 1562, 4. 4) Die fürnehmsten Hauptartikel Christlicher Lehre mit Cirnlischcu Buchstaben gedruckt. Urach 1562, 4. 5) Der erste halbe Theil des Neuen Testaments in die Croatische Sprache verdollmetscht und mit glogolitischcn Buchstaben gedruckt, so wie auch der zweite Theil, beide zu Urach 1562, 4. NB. Ferner enthält diese Schulbibliothck (zu Rothenburg) zwei wichtige Manuscripte von dem hiesigen gelehrten Prediger. Valvasor (Lib. VI, p. 346) zählt Truber's Werke in folgender Art an: 1) Die Evangelien nach Luther's Uebersehung, 2) Luther's Katechismus, 3) das ganze Neue Testament, 4) der Psalter, 5) die Augsburg'schc Confession, 6) evangelische Kirchenorduung, 7) in Gemeinschaft mit Dr. I. Andrea die Formula Concordiae. 8) Luther's Postille. Nachdem Trüber im I. 1561 von den krainischcn Landständcn nach Krain zurückberufen, und zum besoldeten ständischen Prediger in Laibach ernannt wurde, brachte er zugleich den ersten Buchdrucker, Joannes Manlius (Johann Mandel, slov. Mandelc), so wie das schon zu Tübingen im 1.1553 in „windischer und croatischer Sprache" mit lateinischen Lettern herausgegebene Neue Testament und den Psalter, die Evangelien und den Katechismus von Luther in's Land. **) Wenden wir hier einen Blick auf diese erste Buchdruckerei in Krain. Anfänglich druckte Manlius nur kleinere Flugschriften, Lieder, Predigten, die größtcnthcils auf die vorwaltenden Rcligionsstreitigkeiten Bezug hatten, wie aus einer Klageschrift des Laibacher Bischofes Peter von See- *) Geschichte der Stabt Rothenburg a. d. T. von J. D. W. von Winterbach, 1827, II. Theil, pag. 131 **) Ueber die Thätigkeit der Mandel'schen Buchdruckerei wolle man noch Seite 2 der „Mittheilungen" vom I. 1851 und Seite 65 jener vom 2. 1852 nachsehen. K. brich zu ersehen ist. Von diesen kleinen Druckschriften — welche, so wie alle in dieser Offizin erschienenen Bücher, unter die typographischen Seltenheiten gehören — ist fast gar nichts auf unsere Zeiten gekommen. Die strengen Untersuchungen, welche zur Vertilgung der lutherischen Lehren eingeleitet wurden, haben uns die literaren Denkmale dieser Periode entrissen. Von größeren Werken, die Manlius gedruckt haben soll, ist keines aufzufinden; die wenigen vorhandenen kleinen haben nette und'schöngeschnittene Lettern. Er gebrauchte auch die damals üblichen Verzierungen von Holzstichen. Ob er eigene Formschneider aus Deutschland mitgebracht, oder ob Laibach selbst deren hatte, ist nicht bekannt. Manlius dürste übrigens nur achtzehn Jahre in Laibach geblieben sein, da er im I. 1561 gekommen, die letzte bekannte Jahrszahl von einem bei ihm gedruckten Merkchen aber 1579 ist. Wahrscheinlich wurde er wegen Rcligionsangclegcnhciteu zum Auswandern gcuöthiget, und mit ihm entfernte sich die Buchdruckerei aus Krain auf ein volles Jahrhundert; denn das erste Werk des zweiten Buchdruckers in Krain, I. B. Mayer, erschien am 25. Nov. 1678, und ist ein «Lobgesang der heil. Mutter Gottes Maria." Insbesondere aber bietet der Zeiftaum von 1561 bis 1575 eine bedeutende Lücke, da die vorhandenen Druckwerke fast sämmtlich die Jahrszahlen von 1575 bis 1579 tragen. Zufolge der bisherigen Nachforschungen sind nur siebenzehn Druckwerke aus dieser Offizin bekannt. I Aber nicht bloß Laibach, mehr noch leisteten in dieser Beziehung die Druckereien Deutschlands, namentlich in Tübingen **). Im I. 1562 verließ Trüber zum zweiten Male und für beständig Krain, begab sich nach Deutschland und starb im I. 1586 zu Derendingen. Obwohl ferne der Heimat, stand er doch stets im Verkehre mit seinen glaubensgesimiten Landsleuten; doch war sein literarisches Wirken von nun an fast geschlossen. Truber's Hauptverdienst um die slovenische Literatur besteht demnach darin, daß er der Erste die slovenische Sprache zu schreiben begann, die lateinischen Lettern gebrauchte, und die erste Buchdruckerei in Krain einführte; sicherlich Verdienste, die ihm einen ehrenden Platz in der Literaturgeschichte Krain's sichern. Georg Dalmatin und Adam Bohorizh. Truber's orthographische und sprachliche Mängel fanden einen Verbesserer schon am protestantischen Prediger Georg Dalmatin. “*) Er übersetzte int 1.1578 Spangenbcrg's Postille, *) Mittheilungen des histor. Vereines für Krain, September 1852. **) Ueber den slavischen Buchcrdruek in Deutschland, besonders in Württenibcrg, sowie über den Einfluß und die energische Thätigkeit des Hanns Freiherr» von Nngnad in dieser Richtung, werde ich auf Grundlage von Ortginal-Documenten, die ich besitze, in der Folge ausführlich sprechen. Klnn. ***) Es herrscht vielseitig die irrige Meinung, daß Dalmatin den Spottnamen Jur Kobila hatte; doch erhielt diesen der protest. Prediger Georg Jere sch ist. Letzterer soll nämlich (Balvaser VII. Buch, p. 434) bei einem Gastmalc von einem „Herrn" später Luther's Bibel m dns Slovcnische, welche die krai-nische Landschaft in Druck zu geben beschloß, und zu diesem Zwecke den Johann Mandel, Buchdrucker in Laibach, beauftragte, den dießfälligcn Kostenüberschlag zu veranlassen, so wie alles zuni Drucke Erforderliche vorzubereiten. Nachdem aber Erzherzog Carl davon Kunde erhielt, wurde durch den Landes - Vicedom die besagte Druckerei gesperrt. Dcßnngcachtct ging die Landschaft von dem gefaßten Beschlusse nicht ab, und schickte den Uebersetzer Dalmatin selbst nach Graz, um die Drucklegung, so wie die Corrcctur und die Revision derselben zu besorgen. Die Landschaften von Steiermark und Kärnten waren dagcgcir der Ansicht, es möge die Ucbcrsctzung vor der Drucklegung von sprachkrmdigcn Theologen geprüft, und eine Versammlung derselben in Laibach veranstaltet werden. Am 24. August 1881 kamen nun die Delcgirtcn, und zwar: nris Steiermark Dr. Jeremias Hamburger, Superintendent in Graz; aus Kärnten M. Bernhard Steiner, Pastor in Klagenfurt, und aus KramM. Georg Dalmatin, Christoph Špindler, Superintendent in Laibach; der Schulrcctor Adam Boho-rizh, Johann Schweiger und Felician Trüber (Sohn des Primus Trüber) — in Laibach zusammen, um die Ueber-sctznng zu prüfen. Diese Versammlung der Philologen war für die Fortbildung der slovcnischcn Sprache von großer Bedeutung, und zugleich die nächste Veranlassung des Entstehens der ersten slovcnischcn Grammatik durch Adam Bohorizh, einen Freund und Mitarbeiter des Bibelübersctzers. Dalmatin ist an intensiver und extensiver Sprachkcnntniß dem Trüber weit überlegen; und wie sich Treiber an die deutsche Sprache anlehnte, sic gleichsam als Stühe bei seiner slavischen Sprachforschung gebrauchte, wodurch ganz gegen den Geist der Sprache sich Barbarismen einschleichen mußten; so blickte Dalmatin nach den slavischen Dialekten der Nachbarländer mit sichtlicher Vorliebe, wodurch zwar auch Barbarismen zum Vorschein kamen, die aber zum mindesten we-niger den Genius des Slovenismus verletzten, obwohl auch Dalmatin von Germanismen noch nicht ganz frei ist. Einen beachtcuswcrthen Schritt nach Vorwärts in der Orthographie machte dieser durch die Unterscheidung des gelinden und des scharfen s im Anfange der Wörter, von denen er ersteres durch s, letzteres durch f bezeichnete; trotzdem aber beachtete er die beiden sch doch nicht. Ucbrigcns herrscht in Spaugenberg's Postille eine reinere, bessere Orthographie und eine den andern südslavischen, besonders dem Dalmatin'-scheu Dialecte sich annähernde Sprache, die der Verfasser »pravi slovenski*) jesik“ (die wahre slovcnische Sprache) durch Anbot einer Stute (sloveuisch Kobila) zur evangelischen Kirche gelockt worden sein; Jur aber heißt ln der Landessprache Georg. Dieser Taufname mag wohl Anlaß zur Verwechslung gegeben haben. *) Der Ausdruck „slov en isch" ill also kein „neu er funden er", wie ror nicht langer Zeit einige „gelehrte" Herren behaupten wollten, und darüber sogar Abhandlungen zu schreiben wagten, nennt, zum Beweise, daß er mit Trubcr's zu örtlicher und aus individuellen Ursachen gcrmanisircnder Diction nicht zuftiedcn war. Trüber schrieb zur „Beförderung reiner Lehr" — also bloß die Verbreitung der Reformation und nicht auch die Hebung der Sprache in's Auge fassend — Dalmatin aber auch „zur Ausnehmung der Sprachen selbst;" daher in der mehrerwähnten Postille mehrere Wörter ltnb Sprachformcn vorkommen, die sich weder bei Trüber noch in der Bibel von 1884, wohl aber in der Alt-Slavonischen Sprache finden: während Trüber „schlecht bei der gemeinen Windischcn Sprach, wie man fie auf der Rastshiza redt, bleiben, und ungewöhnliche Krobatischc Wörter weder aufnehmen noch bilden wollte." (Schurrer.) Nachdem sich die obgenannten Theologen hinsichtlich der Ucbcrsetzung von Luther's Bibel durch Dalmatin gceinigct hatten, schickten die Stände den Dalmatin und B o h o r i z h, nebst einem Empfehlungsschreiben an den Churfürsten von Sachsen, nach Wittenberg ab (am 10. April 1883). Dort angelangt, wurde der Vertrag mit dem Buchhändler S a m u e l Sc elfisch derart geschlossen, daß er fünfzehnhundert Exemplare, jedes auf 280 Bogen Median-Papicr mit zierlicher Schrift und schönen Figuren drucken, und die Landschaft in Kram ihm für einen Ballen von fünftausend Bogen zwanzig Gulden bezahlen sollte. Am 28. Mai desselben Jahres begann die „Auflegung dieser Bibel," und wurde in sechs Monaten beendet. Am Neujahrstage 1884 erschien das beendete Druckwerk unter dem Titel: „Biblia, tu je use suetu pismu, stariga inu nouiga Testamenta Slouenskj, tolmazhena Skusi Juria Dalmatina.« („Bibel, das ist die ganze heilige Schrift alten u. neuen Testamentes, slovcnisch vcrdollmctscht durch Georg Dalmatin".) Gedruckt in der Chur-Sächsischen Stadt Wittenberg durch Hanns Krafft's Erben Anno MDLXXXIIII. Der Uebersetzer widmete das Werk den drei Ländern „Steyer, Kamelien und Grain.“ Die gebundenen Exemplare wurden in Fässern bis Leipzig aus Kosten des Buchhändlers, und von dort ans Kosten der krainischcn Landschaft nach Laibach geliefert. Auf Befehl der krainisch Verordneten rcisctcn so dann Dalmatin und Bohorizh von Wittenberg nach Dresden, überbrachten den Dank der kram.' Landschaft für die geleistete Unterstützung nebst sechs Prachtexemplaren dem Churfürsten, der in einem „ganz höflichen Dank-Brieflein" an die Stände Angsburg'-schcr Confession seinen Dank hicfnr aussprach. Die sämmtlichen Kosten beliefen sich auf 8000 fl., wovon die Landschaft in Stcicr 1000 fl., jene von Kärnten 900 fl. — gegen Abtretung einer Anzahl von Exemplaren — und jene von Krain 6100 fl. bezahlten. wobei selbst Kopitar als Gewährsmann herbeigezogen wurde. Es wäre mir ein Leichtes, zu zeige», daß dieser Ausdruck auch vor dem 16. Jahrhundert schon vorkam; allein Jene, welche sich mit dem Studium der sloveuischen Literatur befassen, wissen dieses; Mohren aber weiß waschen wollen — dazu habe ich weder Lust noch Zeit. Klun. Im nächstfolgenden Jahre (1585) berief Christoph Freiherr v. Auersperg den Dalmatin als Prediger nach St. Cantian. Nach dessen Vertreibung verbarg ihn der Freiherr in einer gewölbten Kammer unter dein Pferdestalle vor dem Schlosse, welche noch zu Valvasor's Zeiten das „Prcdikantcn-Loch" genannt wurde. Ich habe oben erwähnt, daß die Versammlung zu Laibach im I. 1581 die nächste Veranlassung für das Erscheinen der ersten slovenischen Grammatik war. Die anfänglichen zweierlei Schreibsysteme (des Trüber und des Dalmatin) führten nothwendig zn grammatikalischen Betrachtungen, und hierbei tritt der gelehrte Schulrector in Laibach, Adam B o h o r i z h, in den Vordergrund. Der große Slavist Kopitar äußert sich darüber in folgender Art: „Adam Bohorizh, der unter Philipp Melanchthon, dem größten Humanisten imb dem sanftesten unter den Rcfor-mationsmännern studiert hatte, war der dritte Zeitgenosse und Beförderer der werdenden slovcnischcn Literatur. Er hals den Mängeln der bisherigen Elementar-Orthographie vollends ab, aber in der Grammatikal- Orthographie wollte er lieber in Truber's germanisirende als m Dalmatin's dalmatisircnde Fußstapfen treten; cntivcder weil er selbst ein UnterWner war, oder weil er Truber'n ehren wollte; denn Sprach-gründc waren gewiß mehr auf Dalmatin's Seite. Auch Dalmatin's Uebersetzung der ganzen Bibel ward nach dieser Bohorizh'schen Grammatik eingeleitet." Seine Grammatik erschien unter dem Titel: „Arcticae Hoiulae suc-cisivae de Latino-Carniolana literatura, ad Lalinae Linguae analogiam accommodata, unde Moschoviticae, Rutenicae, Polonicae, Boemicae, Lusaticae, Linguae cum Dalmatica et Croatica cognatio facile deprehenditur. Witenbergae. Anno MDLXXXI1II.“ Diese Grammatik scheint nach Betrachtung der slove-nischen Schriftsteller des folgenden Jahrhundertes wenig Verbreitung gefunden zu haben, obwohl sie im Entgegenhalte zum cyrillischen Alphabete alle nothwendigsten Schriftzeichen theils durch einfache lateinische Buchstaben, theils dlirch deren Zusammenstellung ersetzt hat. Ein vereinzeltes Eingehen in Bohorizh Gramrnatik würde mich von meinem, in diesen Aufsätzen projectirten Plane zu weit führen; es genüge sonach die Hervorhebung von dessen Hauptverdicnstc, welches darin besteht, „daß er Trubcr's und Dalmatin's Elementar-Orthographien die noch mangelnde Vollständigkeit gab." Sein Hauptfehler ist die Hinneigung oder vielmehr die Bereicherung der slo-venischen Sprache durch Worte aus dem Deutschen; ein Fehler, in welchen später auch Dalmatin verfiel, da doch ein Hinneigen zu den verwandten slavischen Sprachen für den Slovenismus von ungleich höheren Vortheilen begleitet gewesen wäre. „Immer aber bleibt es ein schöner Beweis, sagt Kopitar, für die glückliche Anlage, den analogischen Bau und die bereits weit vorgerückte Cultur unserer Sprache, daß sie innerhalb 30 Jahren von drei einzelnen Männern so ganz grammatisch geregelt werden konnte, daß die Sprache in Dalmatin's Bibel nach 200 Jahren noch gar nicht veraltet ist." Nicht im Einklänge mit diesem Ansspruche äußert sich derselbe Gelehrte (Kopitar's Grammatik, S. 57, §. g): „Trüber, Dalmatin und Bohorizh gehörten zu einer 9Mb gionsparthie, die in diesen Landen dem kraftvollen Wille,, Ferdinand 11. unterlag. Zelotismus hatte sic zu krainische» Schriftstellern gemacht, ein Unhold, vor welchem die liberalen Musen fliehen. Die erste Folge davon war, daß diese ihre Vernachlässigung durch Barbarismen rächten, und die zweite, daß der Haß, der die protestantische Partei verfolgte, auch ihre Schriften mit traf." Die Werke der genannten drei Männer, welche sich „gleich bei ihrem ersten Erscheinen durch grammatische Cor-recthett und Consequenz" auszeichneten, bilden de» Grundstein für die slovenische Literatur. Betrachten wir weiter diese Periode, so werden wir finden, daß der geistige Verkehr und der gleichsam innige literarische Anschluß an Deutschland neben den unberechenbaren Vortheilen der Weckung des intellectuellen Lebens unter den Slovencu auch den Nachtheil hatte, daß btt Entwickelung gleich im Anfange keine nationale, sondern eine fremdartige war. Von diesem Zeitpnnctt an dürste hauptsächlich der überwiegende Einfluß des deutschen Elementes über das slavische in Kram gerechnet werden; ein Einfluß, der in der Folge durch den stets wachsenden Gang deutscher Aufklärung auch hier sich immer mehr geltend machte. Das deutsche Element, oder vielmehr die Humeigung aller wissenschaftlich gebildeten Krainer an die großen Schöpstmgen Deutschlands, und die sich stets mehrende Entfremdung des slavischen Elementes hat daher vielleicht seinen vorzugsweiscn Grund in dem ersten wissenschaftlichen Auftreten Krain's im 16. Jahrhunderte, in dem damals fast als nothwendig sich ergebene» literarischer: Austausche mit Deutschland, und sicherlich erachteten cs weder die Männer des 16. noch der folgende« Jahrhunderte als eine Verletznitg des Nationalismus, wen» sie dort in Verkehr traten, von wo allein ein günstiger Einfluß auf nationale Bildung in sicherer Aussicht stand; obwohl der Wunsch nicht unterdrückt werden kann, b«? dieses etwas weniger auf Kosten der Sprachbildung feW geschehen wäre. Die Betrachtung des besprochenen Jahrhundertes gibt uns noch eine zweite Aufklärung. Man hört es so oft, daß fast die ganze, slovenisihe Literatur bis zum gege«' wärtigen Jahrhunderte vorzugsweise nur ans Gebet- und andern Büchern kirchlichen Inhaltes bestand; — eilte Wahrheit, die unbestreitbar ist, und die ebenfalls einen erklärlichen Grund hat. *) Die e r st en Prodnctc in der Landes- *) Doch ist dieser Ausspruch nicht so scharf zu nehmen, als ob «* 17. und 18. Jahrhunderte gar keine literarischen Werke i* slovcnischer Sprache, als bloß kirchlichen Inhaltes, ersuch" wären; ich werde im Verlaufe dieser „Beiträge" das Gegentheil zu beweisen hinreichende Gelegenheit finden. Klu». spräche waren, wie gezeigt, kirchlichen Inhaltes, der Grand I gleich an der Erden befindenden Contignation Fenster zu ihres Entstehens ebenfalls ein kirchlicher. Die bei Weitem machen berechtiget, dahingegen die gegen besagten Franzis- jibcrwiegcnde Mehrzahl fühlte noch kein Bedürfniß nach literarischen Produkten, und hätte sie selbst für den Fall ihres Erscheinens sicherlich nicht gewürdiget. Beweis hiefür ist uns die Gegenwart; finden doch rein literarische Werke „och jetzt einen ungleich geringeren Anklang bei der leider „och ans einer wenig erfreulichen Strife der Cultur stehcn-bcn Mehrzahl der Bevölkerung, als religiöse Schriften. Zudem ist Hang zum Religiösen ein schöner Grundcharakter nicht bloß der Slovcncn, sondern auch der übrigen Stammverwandten, bei denen durch Doktrinarismus und philosophische Utopien das natürliche religiöse Gefühl noch nicht abgestumpft, oder gar erstickt worden ist. Durch die seit Jahrhunderten verbreiteten religiösen Bücher in der Landessprache, die eine tiefe Moralität zu begründen im Stande waren, ist aber zugleich eine dauerhafte Grundlage für die heimatliche Literatur gelegt worden; der Landmanu lernte lesen, er liest jetzt lieber als ehemals, und es kann auf der betretenen Bahn allmälig immer weiter geschritten werden. Historische Miscellen. Von Anton Jellouschek. (Fortsetzung.) B. Vergleich zwischen dem Laibacher Fürstbischöfe Sigismund Felix Grasen v. Schrat-tenbach, dem Domprobste, Domdechante und Dom cap it el zu Laibach, eines — dann dem Johann Bapt. Felder, Jur. Utr. D., als Syndikus der Franziskaner der krainischen Provinz, andern Theils — betreffend das hinter der Domkirchc gegen das Franziskaner-Kloster zu, neu auszuführende Gebäude und die hiedurch entstandenen Streitigkeiten. Zwischen Seiner Hochsürstl. Gnaden dem Hochwürdigsten Hochgebohrncn Fürsten und Herrn Herrn Sigmund Felix von Gottes gnaden bischoffen, und des Heil. Röm. Reichs Fürsten des Hochstists Laybach, Grafen von Schrat-tenbach, und N. Herrn Thumb - Probsten, Herrn Thumb-Dechanten, und N. Capitl zu Laybach an Einem: — dann Johann Bapta Felder, J. U. Dr., als Franziscaner-Syndico der Crainerischen Provinz, ist an heunt zu End gesetzten dato auf vorläufig gütliche Abhandlung wegen des hinter der allhiesigcn Thumbkirchen, gegen dem Franziskancrklostcr ucu aufzuführenden gebäu, und hierdurch entstandenen Streitigkeiten nachfolgend wörtlicher Vergleich abgcrcdt, und geschloßen worden: Erstens: wird hochgedachten Jhro Hochsürstl. Gnaden R. Herrn Thumb-Probsten, Herrn Thumb-Dechanten und R. Capitel allhier mit abgehörtem gebäu gegen deme fortzufahren gestattet, daß dieselben zwar in der untersten, und kaner - Closter in dem mittlern Stok oder Contignation zu eröffnen habende Fenster durchgehends von dem Boden mannßhoch, und sogestalltcn einrichten sollen, damit Ihnen zwar das Liecht einfallen, ketnesweegs aber den Prospect, und das Einsehen in besagtes Closter haben mögen, viel-weniger aber gegen der Franziskaner seither: einige Dachfenster nußzubrechen berechtiget seyn sollen. Anbelangend den obersten ttnb dritten Stock, solle es anfänglich mit denen von Seithen der P. P. Franciscaner außbrechenden Fenstern, gleichwie in der anderteir Contignation gehalten werden, nemblich, daß sie selbe Mannshoch zu vermauern schuldig, jedoch wan sich mit der Zeit ereigcn möchte, daß deren eröffnung denen P. P. Franciscanern, keineswegs präjudicirlich, können selbige, jedoch ans Vorhergehendes zugeben, und guttwilligen Consens deren P. P. Franciscaner widcrumbcn eröffnet werden, und wcillcn: Pro 2a.°- Mehr Hochgedacht Jhro Hochsürstl. Gnaden N. Herr Thumb-Probst, Herr Thumbdechant, und N. Capitel sich erkläret, denen Herrn P. P. Franciscanern, so viel Platz zu lassen, das sie die Auß- und Einfuhr in das Closter mit dem wagen, gleichwie vorhin, füglich haben werden, auch den Canal aufizuführen, und Hierinfalls alles Besorg« liche praejudicium abzuwenden, alß wird bey solcher schuldiger Nachlebung allerdings gelaßen. Anbelangend: Pro 3ll„°- den Schnce-Abfahl, hat sich Jhro Hochsürstl. Gnaden N. Herr Thumb-Probst, Herr Thumb-Dechant, und das Capitl obligirt, das Dach sogestaltcn aufzurichten, das erjagten Herrn P. P. Franciscanern durch bedeuten Schneefahl nicht der Mindeste schaden widerfahren sollte; wann aber doch wider Verhoffen hierdurch was schädliches vorfahlen, oder durch den abfallenden Schnee das zwischen den: neuen Gebäu und Franciscaner-Closter Ligende Gäßl unwandelbar gemacht werden möchte, in solchem fahl sollte das löbl. Thumb - Capitel für sich, und ihre Successors den ctwo cousirenden schaden ersetzen, auch das gäßl, so offt es erfordern wird, ohne Entgelt der Herrn P. P. Franciscaner zu raumen, und wandelbahr zu machen, in per-petuum schuldig und verbunden seyn, wie zumahlen auch. Pro 4l°- Mehr gedacht Seine Hochftirstl. Gnaden, N. Herr Thumb-Probst, N. Herr Thumb-Dechant, und das Capitel sich dahin verobligieret hat, das, wan daßelbe über kurz oder lang daß bürgerliche Zeughauß kaufflichen an sich bringet, und daselbst directs Linea daß Gebäu fortsetzet, cs daselbst sowohl wegen der mahnenden Fenster, alß in andcrwegen sich nach der obig im 1., 2. und 3. punct beschehencr Abredt und Vcrbindnuß dirigirat, auch darüber zu handle:: kcinesweegs berechtiget sein sollte. Alles Threulich, und ohne Gefährde, auch mit und bei Verbindung des allgemeinen Landschadcnbunds in Crain. Laybach an: 16. August 1729. Unterschriften und Vier Siegel. XI. Vertrag zwischen dem Für st bis chose Sigismund Felix Grafen v. Schrattcnbach, dem Domprobste, Dcchante und Domcapitel des Laibacher Bisthums, eines — dann dem Johann Janetschekh, bürgerl. Orgclmacher aus Cilli, andern Theiles — betreffend die Aufstellung einer Orgel in der Laibacher Domkirche, ddo. Laibach 20. Mai 1 73 2. Zu wissen, daß an Heut zu cndtgesetzten dato zwischen Jhro sürstl. Gnaden dem Hochwürdigst, Hochgebohrnen, des Heil. Rom. Reiches Fürsten und Herrn, Herrn Sigismund Felixen, Bischoffcn zu Laybach, Grasten von Schrat-tenbach rc., dann den Hochwürdigen R. und R. Domprobst, Dechant, und Domkapitel des Kays. Domstiffts Laybach, dan dcit sürnemb und Khunstrcichen Herrn Johann Franz Janctschekh, Bürgern und Orglmachcrn zu Cilli nachfolgender fester vnd Unwiderruflicher Contract aufgericht und geschlossen worden: Erstens: Berobligiert sich jetzt bcnanter Johamt Fraitz Janctschckh Orgclmacher eine Crafft Undtcrschricbenen ond Sigilierten Abrißen eine woll außgearbeitete Orgl mit saubern Bildthauer- vnd gneten Tischlerarbeiten, auch aller Zugehör, vnd zwar mit 22 Registern (nun folgt eine nähere Beschreibung der Orgel) in alleit Orglfeiffen 990 von heut zu cndtgcsetzten dato an zu rechnen in drey jähren zu verfertigen, vnd volkhomen aufzusetzen. Andertens versprechen hochgcdachte seine Fürst!. Gnaden und R. das Hochwürdige Dom - Capitel allda ihme Herrn Orglmachcr für die Threu, volkhomeu vnd woll außgentachte Orgl nach volständig gefertigten, vnd aufgerichtcn Werk 2500 fl., dann 12 Ducatcn in Goldt, und zwar in nachfolgenden ftistcn, bey schließung discs Contracts 150 fl., bey ansang Khünftigen September 350 fl., auf das Künftige 1733-jähr in ansang May 400 fl., in Herbst discs jahrs 200 fl., in Anno 1734 in frühe jähr 400 fl., gegen winter übermahlen 200 fl. bey schon volkhomen verfertigten, vnd würklich anfgescyten auch woll probirten Orgl 400 fl. nebst 12 Ducaten in Goldt zu geben, vnd zu bezahlen. Die annoch übrige 400 fl. aber verbündet sich er Orglmachcr durch zwey ganze jähr ohne einigen Interesse nicht zu erhöben, vnd eben durch zwey ganze jähr nach aufgerichter Orgl für disc guet stehen, dergestaltcn, das man mitels biser Zeit ein oder anderer fahler, abgaug, oder Vcrder-bung wider alles Verhoffen vorfallcte, er orglmacher verbunden seyn solle, allen solchen defect vnd mangl auf aigne Unkhosten zu vnsiticren, verbessern, ersetzen vnd guet zu machen. Drittens versprechen Hochgedacht seine Fürst!. Gnaden vnd das hochwürdige Dom-Capitl ihme orglmacher zu über-lifferung des werkhs die nöthige fuhren von Cilly bis Laibach beyzuschaffen, dann ihme Orglmacher vnd seinen Leuthen das Quartier, alwo sye werden arbeiten khönnen, außzu-weiscn, ybrigcns aber nichts herzugeben. Viertens ist außdrükhlich vnd fest beschloßen worden, das wnn er Orglmacher, daruor Gott seyn wolle! vndter disen dreyen jähren mit Todt abgienge, alß ist seine Ehe-consortin, vnd Erben schuldig, vnd verbunden, die nccot Vierte Orgl nach außweisung des Contracts ein wenig verfertigen, vnd atlffetzcn zu lassen, daruor seilt OrglmacherS haab, vnd guct zur Versicherung in bestens rechtens forml, verschriben vnd afficiert hiemit seyn solle. Schlicßlichcn wollen mehr hochgcdachte seine Fürst!. Gnaden, vnd das hochwürdige Dom-Capitel bey nach zweij jähren aufgerichten vnd woll probierten werkh ihme Orglmacher ein hochdcmsclbcn beliebiges regal anzuschaffen, Alles treulich, vnd ohne gefährde, auch Verbündung det allgemeinen Landtschadenbrurdts in Steyer vnd Crain. Z« wahrer Urkhundt dessen ist biser Contract in duplo verfertiget, vnd von beden Theilten aigenhändig Undterschriebeii, auch jedem ein gleichlautendes exemplar eingehändiget worden, So geschehen zu Laibach den 20. May 1732. XII. Berichte der Laibacher Bischöfe bež 16. und 17. Jahrhuudertes an den Apostolischen Stuhl zu Rom, betreffend den Zustand der Laibacher Diöcese. Im I. 1589 besuchte der Laibacher Bischof Johann Teutscher zu Rom die Thürschwellen der Kircheir der heil, Apostclfürsten Peter und Paul, und erstattete zugleich bei dieser Gelegenheit an den Papst Sixtus V. einen Bericht über den Zustand der Laibacher Diöcese, welcher, hier faß wörtlich in die deutsche Sprache übersetzt, so lautete: Als ich in diesen Tagen nach Rom gekonrmcn war, um zu bezeugen meinen schuldigen Gehorsam dem heil. Apostolischen Sllrhlc imb dem heil. Vater der Christenheit, dein Papstk Sixtus V., dem ich nebst meinem Bisthume unmittelbar unterstehe, und um zu besuchen die Thürschwellcn der Kirchen der heil. Apostelfürsten Peter und Paull — was ich schon längs! gethan hätte, wenn ich nicht durch wichtige Geschäfte atu Hofe meines durchlauchtigsten Landesfürstcn Erzherzogs Carl hieran wäre verhindert worden, — so sehe ich mich nun veranlaßt, nachdem ich mich bereits dem heil. Vater vorgcstelli und nachdem ich bereits die Heiligthümcr besucht habe, tu pflichtschuldiger Bezeugung meines Gehorsams über das mir anvertraute Bisthum Laibach, folgenden Bericht zit erstatten- Das Laibacher Bisthum, dessen Vorsteher ich bin, wurde im I. 1462 auf Ansuchen Kaisers Friedrich fei. Andenket vom Papste Pins II., indem vormals an meiner gegenwärtigen Domkirche nur eine Pfarr bestand, — errichtet und vom Papste Paul II. bestätiget, mit dem zugleich erlassen» Privilegium der Exemtion desselben vom Patriarchate vo« Aquileja, welches Privilegium auch bisher anerkannt wurde, und es hat zu Folge der Bullen und Privilegien die gebt# Kirche einen Bischof, einen Domprobst, einen Domdcchant, zehn Domherren und vier Vicarien, welche bisher zu Folge den ihnen obliegenden Verpflichtungen stets den Gottesdienst gehörig besorgten. Der Bischof hält seit der Zeit der Gründung seine Residenz in der fünf Meilen von Laibach entfernten Abtei Oberburg, welche Abtei schon bei der Gründung des Bisthunrs durch den Papst Pius II. und Kaiser Friedrich zu den bischöflichen Einkünften zugeschlagen war, und obwohl ich in den ersten Jahren meiner bischöflichen Würde meine Residenz neben der Domkirche aufgeschlagen hatte, so sah ich mich später doch veranlaßt, theils wegen der Baufälligkeit des Vischofhofes zu Laibach, theils weil es die fernere Aufrechthaltung meines bischöflichen Ansehens gegen die unserer Röm. kath. Kirche so feindselig gesinnten Häretiker (ober Ketzer) erforderte, — die Fußstapfen meiner Vorgänger zu betreten, d. h. zu meiner gewöhnlichen Residenz die Abtei in Oberburg zu wählen, doch so, daß ich mich zu gewissen Zeiten, als in der Charwoche, am Frohnleichnamstage und am Geburtstage Christi zur persönlichen Besorgung der mir als Bischöfe obliegenden Geschäfte bei meiner Domkirche in Laibach einfand. Als ich hierauf an den Hof meines durchlauchtigsten Landesfürsten Carl, Erzherzoges von Oestereich, berufen wurde, so verweilte ich nun, mit Dispens des Apostolischen Stuhles, an demselben schon durch fünf Jahre, nicht ohne großen Nachtheil meiner übrigen Angelegenheiten. Obwohl ich also schon durch diese Zeit von meinem Bisthume abwesend war, so war ich doch stets — ohne in eitles Selbstlob zu gerathen — bestießen und bemühet, in meinem Bisthume zur Ausbildung des Clerus, Auftechthaltung des Gottesdienstes und möglichsten Ausrottung der Ketzerei durch die von mir hiezu eingesetzten Vicäre zu wirken. Diese Angelegenheiten gelingen auch ungeachtet meiner Abwesenheit, und ich kann behaupten, daß in Folge meiner, dem Durchlaucht Erzherzoge Carl gegebenen kräftigen Rathschläge Vieles durchgesetzt wird, was vielleicht auch bei meiner persönlichen Anwesenheit nicht wäre durchgesetzt worden. Denn die Stadt Laibach, welche seit beiläufig dreißig Jahren her meistens von zur Ketzerei anhängigen Personen beherrscht wurde, mußte auf meine Verwendung und auf Befehl des Erzherzogs Carl die zur Ketzerei geneigten Magistrats-Personen entlassen, wird seitdem größtentheils nur von Katholiken beherrscht, und es zeigt sich hiebei ein so erfteulicher Fortgang, daß zu hoffen ist, daß daselbst in Kürze bloß Katholiken Mitglieder des Senates sein werden. Bei meiner gedachten Kirche unterhalte ich nebst den vier bereits erwähnten Vicären, auch zwei Capläne, welche Seelsorger-Dienste versehen, so wie auch einen Lehrer, Sänger und sechs Alumnen oder Studierende, welche alle nebst ihren Studien für Schule und Musik auch Dienste bei der Kirche leisten. In meiner Residenz zu Oberburg unterhalte ich ebenfalls auf meine Kosten fünf Priester, einen Lehrer und im Seminario sechszehn Zöglinge; zu Graz unterhalte ich aus meine Kosten im Collegium der Jesuiten drei und außer dem- selben sechs Alumnen, für deren aller täglichen nothwendigen Lebensunterhalt ich besorgt bin, und dieß vorzüglich aus dem Grunde, damit sie einst, mit Kenntnissen und Tugenden ausgerüstet, bei meinen Kirchen mit entsprechendem Erfolge zur Seelsorge verwendet werden können. Bevor ich mich noch am Hofe des Erzherzogs Carl aufhielt, pflegte ich die Pfarren und meine ganze Diöccse persönlich zu bereisen, und ich trachtete hiebei nach Kräften, alle mir, als Bischöfe, dießfalls obliegenden Verbindlichkeiten zu erfüllen; nun besorgt dieses mein General-Bicär. Uebrigens kommen jährlich am Feste der heil. Dorothea zu Oberburg meine untergebenen Seelsorger zusammen, damit sie bei meiner gewöhnlichen Synode mir oder meinem Stellvertreter über ihre bisherige Amtsführung oder Administration Rechnung legen, und die in ihrer ferneren Lebensweise oder Seelsorge benöthigten Verhaltungsregeln vernehmen. Alle Domherren und Priester meiner Diöcese sind so unterrichtet, daß sie bezüglich ihrer Lebensweise und kirchlichen Grundsätze durchaus Alles Lob verdienen. Obwohl nach der ursprünglichen Bestimmung bei meiner Domkirche zehn Domherren sein sollten, so habe ich dermalen, außer dem Domprobste und dem Domdechante, nur fünf Domherren, deren Einkünfte aber, bei den eigenmächtigen Eingriffen der Ketzer in deren Vermögen, so geschmälert sind, daß ein jeder von ihnen jährlich kaum Einhundert Ducateu bezicht. Was andere vier Domherren betrifft, welche diesen Titel führen, so habe ich kein Recht, mich über deren Einkünfte und Lebensweise näher auszusprechen, weil deren Beneficien und Pfarren im Gebiete des Patriarchen von Aquileja gelegen sind. Der zehnte Domherr, welcher übrigens auch eine von dem bischöflichen Patronate abhängige Pfarr versieht, und von mir nach einem zwischen uns bestehenden Einverständnisse den Gehalt bezieht, lebt aber ganz den kirchlichen Vorschriften gemäß. In meiner Cathedralkirche wird an jedem Tage zwei Mal Gottesdienst abgehalten, außer den sonstigen gestifteten Messen; auch wird daselbst an jedem Sonn- oder Feiertage vor einer ziemlich großen Anzahl von Katholiken geprediget, von einem Domherrn, den ich, obwohl er schon in dieser Eigenschaft einen dem der übrigen Domherren gleichen Gehalt bezieht, doch noch besonders aus meinen Einkünften bezahle, damit er anständiger leben und die mit dem Studieren nothwendigen Auslagen leichter bestreiten könne. Auf die nämliche Art und Weise werden auch Messe und Predigten in der Kirche des Deutschen Ritter-Ordens abgehalten. In der St. Jacobi-Kirche wird an jedem Feste gewiß Messe gelesen, zuweilen auch geprediget, und ein Gleiches findet auch in der Franziskaner-Kirche Statt. Hiebei ist noch zu bemerken, daß vorzüglich durch die Gnade Unsers Herrn Jesu Christi, so wie auch durch meine nicht geringen Sorgen, Bemühungen und Auslagen, zu Laibach ein Collegium der Jesuiten errichtet wurde, welches hinlänglich dotirt ist, und daß dabei vorzüglich für den Unterricht der Jugend in der christlichen Religion durch Doctoren und Lehrer gesorgt wurde, so daß ich nun zuversichtliche Hoffnung habe, daß meine hiebei mit dein besten Willen verwendeten Bemühungen und Auslagen das Heil vieler Seelen befördern werden. Die Adeligen und die mehr »ermöglichen Bürger sind aber noch Anhänger der Irrlehren Luther's, und haben ihre Prediger oder Pastoren, welche der durchlauchtigste Erzherzog wegen vielfältiger Bedrängnisse, und stets gerüstet gegen die mit verheerenden Einfällen drohenden Türkei:, weder bis jetzt zu einer bessern Ueberzeugung bewegen konnte, noch dieses jetzt zu thun im Stande ist; auch konnte ich, durch vielfältige Hindernisse zurückgehalten, hierin nichts mehr thun, als was ich bereits oben erwähnte, imb indem mir ungeachtet aller meiner Bemühungen kein Mittel bekannt ist, um dieses bereits seit dreißig bis vierzig Jahren Hierlandes verbreitete Uebel auszurotten, so flehe ich bei Gott und dein Apostolischen Stuhle um Hilfe, daß mir mit göttlicher und apostolischer Hilfe unter dem Schutze der h. Jungstau Maria ein Mittel an die Hand gegeben werde, um dieses schon seit vielen Jahren cingcrisscne Uebel doch endlich kraftvoll auszurotten. — Dieses berichte ich also in Metreff der Stadt Laibach. Außer der Stadt, theils in Krain und theils in Kärnten, haben aber Bischof und Domcapitel bei vierzig Pfarren, deren Vorsteher größtentheils ein ehrbares und frommes Leben fjsh-reit und das thun, wozu dieselben in ihrem Amte gegenüber dem Volke verpflichtet sind, obgleich einige derselben, vielleicht aus Mangel an Energie, noch nicht eine vollständige Vekch rung bewirken konnten, so daß bei dem gegenwärtigen Sachverhalte zu besorgen steht, daß noch ihre Pfarren und Kirche« von Ketzern in Besitz genommen werden könnten, daher dieselben noch durch einige Zeit geduldet werden, um dann deren Stellen durch meine gegenwärtigen, mehr geeigneten Alumne« besetzen zu können. Im Umfange meiner Diöcese sind zwar auch mehrere Mönchs- und Frauenklöster gelegen, weil sie aber sonst dem Patriarchate von Aquileja unterstehen, so ist es nicht meine Sache, über deren Lebenswandel Bericht zu erstatten. Dieß ist Alles, was ich über den Stand meiner Diöcese und rücksichtlich meiner Person dem heil. Apostolischen Stuhle in Kürze berichten zu müssen glaubte, dessen Gnade ich mich imb alle Angelegenheiten meines Bisthums zur gefälligen Berücksichtigung unserer dcrmaligen Verhältnisse gehorsamst mtb demüthig anempfehle. (Fortsetzung folgt.) Bei lg», v. Itlemmayr