ZV. Jahrgang. Nr. 83. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Gischtint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi, 6— Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig .. 3. - Halbjährig „ 2,50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am alten Markt Nr. 155, I. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Infertionsgebühren: Für die 2,'paltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung L kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 lr. Stempel jedes Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenftein N Vogler in Wien, Wollzeile 9. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt »M, , Basel. Geldsendungen find zu richten an den Eigenthiime r des Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitthcilungcn nicht berücksichtiget. Laibach, Freitag am 15. Oktober 1869. Der Paradeschimmel unserer Deutschihiimler. Anläßlich der Debatte im Landtage zeigt es sich immer deutli­ cher, daß unsere Gegner sich an keine Prinzipien halten, keinen festen Standpunkt vertheidigen, sondern ganz und gar sich von dem Augen­ blicke leiten lassen, indem sie nur das eine stets unverrückt vor Augen haben, nämlich: Die Bestrebungen der slovenischen Führer zu verdächtigen. Um die Mittel sind sie nie verlegen, auch nicht wählerisch, es ist ihnen alles recht, alles erwünscht, was sie in ihrem Stieben unterstützen kann; sie sind sich sehr wohl bewußt, daß sie im Volke keinen Anhang haben, daß sie an ihm keine Stütze fin­ den, solange es ihnen nicht gelingt, es von der sogenannten klerikalen Bevormundung zu emanzipiren oder, verständlicher gesprochen, von den Führern zu trennen. So oft sie in den Kampf ziehen, sieht man sie ihren Parade­schimmel „Liberalismus" festlich geschmückt besteigen. Obschon dieser Schimmel kein Paraderoß mehr ist, da er durch vielfache Strapazen herabgekommen und häufigen Mißbrauch eine jämmerliche Schind­mähre geworden, so daß seine Reiter den höchst lächerlichen Eindruck moderner Don Quirote machen, — so besteigen sie ihn doch mit Vorliebe wieder bei jeder Gelegenheit, um ihn gegen das angebliche slovenische Zentrum, die national gesinnte Geistlichkeit zu spornen. Doch wie bunt nimmt sich das Flitterwerk aus, womit sie ihre Rosinante aufputzen! Es besteht aus den gangbarsten, abgenütz­testen Fräsen, die sie trotz einem Trödler auskrammen und stets umzuhängen Pflegen, obschon sie bereits in Fetzen zu gehen beginnen. So sorgfältig sie auch die Bloßen des viel maltraitirten Thieres zu verdecken suchen, so schaut doch hinten der Pferdefuß egoistischer Zwecke und volksfeindlicher Tendenzen heraus, der jeden nicht mit konstitutioneller Blindheit geschlagenen erralhen läßt, wa s hinter dem flimmernden Tand eigentlich steckt. Anfangs mochte das edle Thier mit Erfolg bestiegen und in den Kampf geführt worden sein, so lange es nämlich ede l blieb. Nachdem es aber ein Gemeingut geworden war und jeder es bestei­ge» durfte, selbst in persönlichen Attaquen, da magerte es sichtlich ab bis zu jener elenden Mähre, welche selbst den General gar zu häufig aus dem Sattel wirft, um ihn dem Hohngelächter der Feinde auszusetzen, ja sie ist bereits so unfolgsam, daßsiesich selbst gegen den eigenen Herrn mit Erfolg in den Kampf führen laßt. I n neuester Zeit wird uns dieses zweifelhafte Paradepferd im Landtage vorgeführt. Bei jeder Gelegenheit attaquiren die Redner der Minorität die Linke und zwar nicht nach Art eines muthigcn Gegners, der für seinen Operationsplan eine Basis, eine Position sich wählt, sondern vielmehr nach Indianerweise, indem sie plötzlich hervorbrechen und sich mit einem Steinhagel ans die Geistlichkeit be­gnügen, welche ihnen am erponirtesten erscheint. Finsterlinge, Feinde des Fortschritts, Zwingherren des Volkes, Unterdrücker der Volks­bildung, Förderer des Aberglaubens und der Volksverdummung, Feinde der Freiheit und Wissenschaft auf anderer als religiöser Basis, ullramontane Fanatiker, — das sind so ziemlich die Kartätschenladun­gen, die unsere liberalen (?) Redner im Landtage fast täglich abfeuern. Ueber den Liberalismus dieser Herren hat längst schon die den­kende und gerechte Welt den Stab gebrochen, und sie geben sich einer großen Selbsttäuschung hin, wenn sie damit zu rcussiren glauben. Auf den Widerspruch, in dem sie sich durch ihre Thatc n ihren Worte n gegenüber täglich ertappen lassen, haben wir schon so oft hingewiesen, daß uns weitere Beweise überflüssig scheinen. Alles in allem genommen machen die Manöver unserer fcind­lichen Landtags-Ciceronen eine der beabsichtigten ganz entgegengesetzte Wirkung auf das Publikum, da demselben Gelegenheit geboten wird, entweder seine Lachmuskeln vor dem Erschlaffen zu retten, oder die Helden des deutschen Landtagsdrama's zu bedauern, denn wahrlich, wo so antidiluvillnische Ansichten als Prinzipien einer ganzen Partei aufgestellt weiden, wie man sie von einem Vureautraten älteste» Zopfes über Slovenen hört, wo solche Begriffsverwirrungen für Glaubensartikel ausgegeben werden, wie man sie von anderen Kämpen des schwindsüchtigen, fadenscheinigen NemZkutarismus in der Land­tagsstube vernimmt, wo der Kampf nicht mehr mit Prinzipien gegen Prinzipien, sondern nur mit Wortverdrehungen gegen den slovenischen Fortschritt, gegen die nationale Freiheit, ja gegen die Rechte einer Nation geführt wird, wo man Parteiinteressen oder persönliche Vor» theile gegen Landeswohl und Volksinteressen in die Wagschale legen zu dürfen glaubt, — da klingt in allernächster Nähe das Zügen­glöcklein jener Klique, welche angesichts der unaufhaltsamen Strö­mung einer neuen Aera an ihrer Sache verzweifelnd dem Feinde den Sieg so theuer als möglich machen will, selbst wenn sie dabei zu Grunde geht. Wo ist die große, herrliche deutsche Idee, wenn sie so winzige Vertreter hat, als es die Redner unserer Landtagsminorität sind! Da könnte Germania wahrlich ausrufen: Gott schütze mich vor meinen Freunden, vor den Feinden werde ich mich selbst schützen. Aus dem kramischeu Landtage. In der zwölften Sitzung am 11. Oktober brachte Dr. Blei­weis einen Dringlichkeitsautrag ein, des Inhaltes: Welche Rück-Wirkungen haben die vom 21. Dezember 18L? an erlassenen Ge­setze auf Krain gehabt? Der Antragsteller begründet seinen Antrag durch einen kurzen Rückblick auf die Geschichte Österreichs seit jener Epoche, in welcher es Zis- und Transleithanien geworden und Ungarn sich den besten Theil genommen. Dieser Antrag wird einem Komitö von 5 Mit ­gliedern (Dr. Ra^lag, Dr. Vleiweis, Dr. Toman, Svetec, Dr. 2arnit) zur Berathung zugewiesen. Beim ersten Punkte der Tagesordnung: „Bericht des Landes­ausschusses über die Aenderung der Landtagswahlordnung und direkte Ncichsrathswahlen" entspann sich eine bewegte Debatte, welche Dr . R. v, Kaltenegge r mit einem Vertagungsanlragc eröffnete. Abg. Krome r fand im ganzen Gesetze, wie es nun vorlag, ein Nahlmanöver, womit die slovenische Partei in das verfasfungs­freundliche Bollwerk oer Grundbesitzer eine Bresche schießen will. Er bedauert lebhaft, daß Städte wie Krainburg und Stein bisher im slovenischen Sinne gewählt. Nachdem durch die Verlegung des Wllhl­ortes von Neumarktl nach Krainburg dem deutschgesinnten Neu­marktl eine eminente Niederlage in Aussicht gestellt wird, kann dessen Liedertafel gute Miene zum bösen Spiel machen und zum Wahl» resultate ein „Hosanna" anstimmen. Redner fingt mit viel Sarkas­mus, welcher die Zuhörer in steter Heiterkeit erhält, dem deutschen Elemente ein „Nissrei-e", hebt jedoch hervor, daß Rudolfswerth sich aus der nationalen Umarmung loszureißen beginne, laßt sich das Messer nicht an die Kehle fetzen und gibt noch mehrere ähnlich packende Schlagwörter dem Gelächter des Hauses preis. Svete c verwahrt sich gegen Kromer's Beschuldigung, als ob das Gesetz ein Wahlmanöver wäre, da es ja doch zuerst die deutsche Majorität beschlossen. (Ürljte!) Er kann sich in Krain keinen deut­schen Landtag vorstellen, (vobro!) Auch Dr. Toman protestirt dagegen, daß das vorliegende Gesetz ein Manöver gegen das deutsche Element im Lande wäre. Dr. 2arni k freut sich über Kromer's Auseinandersetzungen, weil diese ihm die Tendenzen der Dcutschthümler aufdecken, wundert sich aber, wie man so illiberale Anschauungen in der zweiten Hälfte des 19, Jahrhunderts entwickeln und das Gesetz als einen Kampf des nationalen Elements gegen Germania auffassen kann, Uebrigens sind alle Abgeordneten deS Großgrundbesitzes slovenische Abgeordnete, in 10 Jahren hofft er zuversichtlich, im Landtage nur slovenische Worte zu hören. — I n Weixelburg haben die Bürger nur deßhalb im deutschen Sinne gewählt, weil man ihnen die Versetzung eines k. k. Bezirksgerichtes in Aussicht gestellt; in Weixelburg herrscht eben kein Enthusiasmus für Germanien. Krome r gibt im Laufe der Debatte noch zu verstehen, daß das in Rede stehende Gesetz die Allerh. Sanktion nicht erlangen werde. Er will weder andere germanisiren, noch sich selbst slo­venisiren lassen. Dr. 2arnik : Kromer kann sich nicht slovenisiren lassen, denn er ist ein Slovene. Dr. Costa wendet sich gegen Kromer. Es scheint, daß dessen Feuilleton. Bekenntnisse eines Vagabunden. Novelle. ^Fortsetzung.) Drittes Kapitel. Ein Freund. Thcils der durch die hart angezogenen Bande verursachte Schmerz, theils die Beschwerden des Athmens riefen mich iu's Bewußtsein zurück. Sobald ich das Denkvermögen wieder erlangt hatte, stellte ich Reflexionen über mein unbestimmtes Schicksal an. I n den Vordergrund drängte sich vor allem die Erinnerung an das eben Vorgefallene, an die kritische Lage meiner Mutter, an mein Wagestück, das beinahe die Ermordung meines Vaters nach sich gebogen hätte. War der Fremde wirklich mein Vater? Ich zog mein Herz zu Rathe, es blieb kalt. Und doch ist die Stimme des Herzens maßgebend, wie denn auch meiner Mutter gegenüber mein Herz gesprochen hatte. Wie, wenn die Erklärung des Bedrängers meiner Mutter bloß eine Finte gewesen wäre, um ihn aus der ver­zweifelten Lage zu befreien? Feiner, wie konnte ein Vater an sei­nem Sohne so barbarisch handeln? Und doch seine Beziehungen zu meiner Mutter, ihr eigenes Gcständniß! Alle diese Fragen setzten meinen Geist auf die Folter, ohne daß mein Nachdenken zu deren Lösung beitrug. Der Gedanke, einen so schurkischen Vater zu haben, war für mich begreiflicherweise keines­wegs erhebend und ich hatte deßhalb viel darum gegeben, wenn ich Gewißheit über diesen Fall gehabt hätte. Deßhalb beschloß ich, vorläufig zu warten, bis der Gang der Dinge vielleicht ein Licht in das Dunkel bringen würde. I n dieser Weise würde ich vielleicht noch weiter gegrübelt haben, wenn nicht der Instinkt der Selbsterhaltung mich auf meine jetzige Lage aufmerksam gemacht hätte. Ich lag gleich einer leblosen Masse hilflos am Boden und alle Bemühungen, wenigstens den Knebel aus dem Munde zu bringen, blieben vergeblich. Ich zerrte die Bande an Händen und Füssen, aber erfolglos; sie drangen vielmehr in's Fleisch ein und aus meinen Händen schwitzte Blut. Anschauungen auch die der Regierung sind, doch werde man das Gesetz dennoch beschließen, denn es ist nicht bekannt, wie lange dieses Ministerium noch besteht. Es wird eben einmal die Zeit kommen, wo auch Slovenen gehört werden. Bei der Abstimmung fällt Kaltenegger's Antrag und das Gesetz wird in der vom Landesausschusse vorgelegten Fassung angenom ­men. In der dreizeh nten Sitzung am 13. Oktober stand als erster Gegenstand an der Tagesordnung der „Bericht des Verfas­sungsausschusses über das Gesetz, in welcher Sprache die Gesetze für das Herzogthum Krain veröffentlicht werden sollen." Der Ausschuß beantragt die Veröffentlichung in slovenischer und deutscher Sprache. Krome r erzählt eine wundersame Geschichte, um zu beweisen, daß die slovenische Sprache wenigen verständlich. Ein krainischer Student habe es im Studium fremder Sprachen so weit gebracht, daß er die „krainische" Sprache ganz vergaß. (Gelächter.) Hierauf ergeht er sich in Lobreden auf die deutsche Sprache und legt im Namen der Deutschen in Krain feierlich Protest dagegen ein, daß man die deutsche Sprache als Aschenbrödel behandle. (Heiterkeit.) Dr . Zarni k hält die wundersame Historie für ein Kapitel aus „Tausend und eine Nacht." Gegenwärtig herrscht kein Zweifel über die parlamentarische Fähigkeit der slovenischen Sprache, sie ist bereits im Landtag die dominirende und jede gegentheilige Behauptung ein Streit um des Esels Schatten. Wenn einzelne Bauern mit der Kenntniß der deutschen Sprache großthun, so geschieht es im per­sönlichen Interesse, weil sie in Aemtern u. s. w. besser behandelt werden. Der deutschen Sprache will er übrigens die kultursprachliche Bedeutung keineswegs absprechen ober kürzen. Es wird hierauf der Antrag des Ausschusses angenommen. Nun folgen Begründungen einzelner Anträge durch die bezüg­lichen Antragsteller als: Dr. Rll^lag begründet die Notwendigkeit einer wechselseitigen krainischen Feuerversicherungsanstalt; wird dem volkswirthschaftlichen Ausschusse zugewiesen. Auf dem Boden mich hinwälzend erreichte ich die Wand ; hier bemerkten meine Augen, die sich an die Dunkelheit bereits gewöhnt hatten, einen Nagel knapp am Boden in der Mauer befestigt. Die Ränder des Nagels waren scharf, vielleicht — — Ich hob mich so viel als möglich in die Höhe und begann aus allen Kräften die Handfessel daran zu reiben. Obwohl der Schmerz in den geschnürten Händen unerträglich war, obgleich die Hände selbst anzuschwellen begannen, so horte ich doch nicht auf. Nach und nach wurden die Bande lockerer; ich vermehrte meine Anstrengungen. Durch einen kräftigen Ruck rissen die Stricke und ich fiel erschöpft auf den Boden zurück. Sofort zog ich das Tuch aus dem Munde und verbarg es in der Tasche; dann zog ich mein Taschenmesser heraus, zerschnitt die Bande an den Füßen und stand nun frei da. Frei?! Hohngelächter! I n einer finstern Kammer mit kaum sechs Quadratzoll betragenden Fenstern eingesperrt und — frei! Indeß hatte ich keine Zeit zum Nachdenken; wollte ich frei sein, so mußte ich handeln, ehe mein Feind zurückkam, was jede Minute geschehen konnte. Traf er mich so an, so würde er sich meiner besser versichern und dann war ich verloren. Die Fenster waren, wie bereits erwähnt, viel zu klein, um ein Entkommen zn gestatten; die Thüre erwies sich als fest versperrt und dazu war mir mit dem Aufbrechen derselben nicht viel geholfen, denn vermuthlich standen mir dann noch mehrere im Wege. Ver­zweifelt, überall anklopfend, den Boden und die Mauer betastend rannte ich in meinem Käfig auf und ab, ohne ein Mittel zur Flucht zu finden. Da vernahm ich ein Geräusch; nach der Ecke blickend gewahrte ich eine große, lanschwänzige Ratte. Ich verfolgte sie und sie ent­sprang mir durch ein Loch im Fußboden. Ein Gedanke schoß mir durch den Kopf. Wo so große Thiere sich aufhielten, mußte ein hohler Raum sein. Ich stieß an der Stelle mit aller Kraft den Fuß auf den Boden. Plötzlich brachen die morschen Bretter mit großem Gekrache ein und ich fiel wohl zwei Klafter tief auf nasse Erde. Sofort mich erhebend tastete ich an der feuchten Mauer umher; es herrschte eine egyptische Finsterniß in dem Räume. I n einer Ecke stießen meine Hände auf eine feuchte Bretterwand, ich schloß daraus, daß es eine Thüre sein müsse, und versuchte sie zu öffnen; es ge­lang ohne Anstrengung, da sie nur angelehnt zu sein schien. Das, Dr . 2arni k begründet seinen Antrag auf Neorganisirung des Laibacher Spitals; wird dem Verfassungsausfchusse zugewiesen. Derselbe begründet seinen Antrag, betreffend die Einführung der slovenischen Sprache in den landschaftlichen Aemtern. Dr . Bleiwei s begründet seinen Antrag betreffs der Unter­ richtssprache in den Volks-und Präsiarandenschulen; wird dem Schul­ ausschusse zugewiesen und hierauf die Sitzung geschlossen. „Österreichisches." (Fortsetzung.) Die österreichische Idee, die im gleichen Rechte aller Lander wurzelt, die das gleiche Recht aller Völker fordert, kann nicht im Widerspruche stehen mit der Nationalitätsidee; sie steht vielmehr im vollsten Einklänge mit ihr. Nur in der Festhaltung und Realisirung der österreichischen Idee finden die Nationalitäten der österreichischen Länder das Recht ihrer selbständigen Eristenz gewahrt uud gesichert; und umgekehrt ist es eben die Nationalitätsidee, welche am mächtig­sten dazu beitragt, den Charakter individueller Verschiedenheit der Länder — also das Substrat der österreichischen Idee — unver­wüstlich lebendig, das selbständige Eigenleben dieser Länder unaus­löschlich aufrecht zu erhalten. Politische Länder-Kombinationen kann man ersinnen, Nationen kann man nicht erfinden. Und eine unöster­reichische Idee ist es darum, in dem selbstbewußten, fisischen und moralischen Leben der Nationen, in ihrem Streben, die höchsten moralischen und materiellen Güter mit Wahrung und Bewahrung ihrer individuellen Eigenart zu erreichen, — mit einem Worte in der berechtigten Nationalitätsidee eine Gefahr, einen Feind Oester­reichs zu erblicken. Wohl aber würde sie von dem Augenblicke an, wo sie über die Grenze ihrer sittlichen Berechtigung hinübergreifend in unversöhnlichen Widerspruch mit der Grundlage der österreichi­schen Idee trete, zur schlimmsten Gefahr für Oesterreich, ja zu seinem sicheren Verderben. was ich jetzt betrat, mußte ein Gang sein, denn ich stieß auf keine Quermauer. Endlich hemmte eine eiserne Thür mein Vordringen; ich rüttelte mit aller Kraft daran, aber sie spottete meinen Anstren­gungen; ich nahm mein Messer zu Hilfe, allein dieses zerbrach und ich stand rathlos da. Was sollte ich beginnen? Sollte ich zurück gehen und mich der Gefahr aussetzen, wieder in die Gewalt meines Feindes und angeblichen Vaters zu fallen? Um keinen Preis, eher wollte ich hier Hungers sterben. I n dieser Noth tastete ich wieder an der eisernen Thüre herum. Plötzlich fand meine Hand eine Erhöhung, die sich bei genauer Be­tastung als ein eiserner Knopf erwies. I n den Schauerromanen hatte ich viel von diesen Knöpfen, verborgenen Thüren und Federn ge­lesen, deßhalb drehete und drückte ich den Knopf, und — die Thüre ging auf. Mein bereits gesunkener Muth lebte wieder auf, ich schritt in der Finsterniß weiter, bis plötzlich leise Stimmen meine Aufmerk­samkeit erregten und meine Schritte hemmten. I n geringer Entfernung gewahrte ich ein Licht, um welches drei sonderbare Gestalten am Boden saßen. Vorsichtig schlich ich näher, um wo möglich aus dem Gespräche zu entnehmen, wessen Geistes Kinder sie seien, und darnach meine Maßregeln zu treffen. „Man hätte uns," fuhr ein ganz in Fetzen gekleidetes Indivi­duum mit einem Galgengesichte, in der Erzählung fort, „nichts be­weisen können, wenn nicht der kleine Bursche, der uns durch Ein­steigen die Thüren von Innen öffnete, so offenherzig geplaudert hätte." Die Stimme kam mir bekannt vor; es war dieselbe, die mich als kleines Kind so sehr in Schrecken gesetzt, wenn auch das Gesicht bartlos war; es war die des bösen Mannes. Ich drückte mich in eine Ecke und horchte mit athemloser Spannung, als das Indivi­duum fortfuhr: „Ich bekam 10 Jahre Kerker und konnte trotz der größten Anstrengungen nicht eher frei werden, als gestern, obschon ich bloß ein halbes Jahr noch zu sitzen hätte." „Und was ist aus dem Buben geworden?" fragte ein anderes, noch zerfetzteres Subjekt mit unheimlichem Gesichtöausdrucke und schielenden Augen. „Wird hoffentlich in ein Zuchthaus gerathen sein, wenigstens erfuhr ich nichts Näheres über ihn. Sollte ich ihm jedoch wo be­gegnen, so wird er zeitlebens daran denken." (Fortsetzung folgt.) Denn eine andere Ioee, die aus der österreichischen Staasidee naturgemäß entspringt, ohne welche diese nicht gedacht werden kann, also eine echt österreichische Idee ist die der Gleichberechtigung aller Nationalitäten, und nichts ist unösterreichischer, als zu wähnen: eine der in Oesterreich lebenden Nationalitäten sei die ««?' t'^o^^ öster­ reichische, die zur Rolle der prädominirenden berufene. Wollen die Deutschen die herrschende Nation sein, weil ihre Kultur die vorgeschrittenste ist, so sagen wir: Nein, Ihr könnt nicht herrschen in Oesterreich; die günstigeren Bedingungen und Verhält­nisse, welche ein rasches, ungestörtes und unbehindertes Emporblühen Eurer Kultur ermöglicht und befördert haben, sind ein unschätzbarer Vortheil, den Ihr genossen, aber solche Schicksalsgunst kann nicht ein ausschließliches Recht begründen; — und wollen die Slaven herrschen in Oesterreich, weil unter allen Nationen die ihre der Zahl nach am stärksten vertreten ist, so sagen wir wieder: Nein, denn das Uebergewicht der Zahl kann nicht einseitig entscheiden in Fragen des Rechtes; — und wollen die Magyaren herrschen in Oesterreich, weil das selbständige Staatsrecht ihres Landes seine äußeren Formen am längsten lebendig erhalten hatte, und dessen Geltung am frühesten wieder Anerkennung gefunden hat, so rufen wir abermals: Nein, wir erkennen Euer Verdienst um die zähe und energische Festhaltung und Wiedergewinnung Eures Verfassungsrechtes an, und wir miß­gönnen Euch auch nicht das Glück, das Euch dabei mächtig gehol­ fen; — aber so wie wir glauben und anerkennen, daß Euer Recht nicht verwirkt werden konnte, selbst nicht durch offenen Aufruhr und dessen siegreiche Unterwerfung, so könnt und dürft auch Ih r nicht die Kontinuität des Rechtes anderer verkennen, dessen Leugnung und Beschränkung und Bedrückung sie zwar erduldet und ertragen, aber niemals anerkannt haben. Ihnen allen sagen wir: Nein! — weil die Herrschaft eines Volkes in Oesterreich die österreichische Staatsidee — seine raison ä'etrs für die anderen Völker aufhebt. Weil die Nationen bei ihrer Viclartigkeit und bei den gegebe­nen Verhältnissen ihres räumlichen Zusammenlebens nur in einem der österreichischen Staatsidee entsprechenden Oesterreich ihre Eristenz und ihr Recht gewahrt wissen, weil sie wissen, daß nur iu einem solchen Oesterreich jedes Volk sein Recht, jenes Land seinen gesi­cherten Bestand, jedes Recht seine Anerkennung und seinen Schutz findet; weil sie nur in der österreichischen Staatsidee die Garantie des Bestandes und der Wohlfahrt ihrer Heimat erblicken, — darum halten sie diese Idee hoch uud halten sie an ihr fest; und in diesem in Fleisch und Blut übergegangenen Bewußtsein der Nationen wur­zelt ihr österreichischer Patriotismus. Was ist österreichischer Patriotismus? Die einzelnen Länder Oesterreichs, die als selbständige, in sich abgeschlossene Ganze bestehend, sich zu einein gegebenen Zeitpunkt freiwillig zu einem größeren staatlichen Organismus verbanden, hatten — bevor dieß geschehen — eine nach Jahrhunderten, nach vielen Jahrhunderten mannhafter Kämpfe, ruhmreicher Siege, eigen­thümlich, stätig und selbstthätig entwickelter Kultur zahlende Geschichte. I n dieser Geschichte lag und liegt ihr Ruhm; in den Resultaten dieser Jahrhunderte lag und liegt ihre Kraft; das Bewußtsein dieser Kraft und das Bewußtsein dieser Geschichte — das war und ist das Selbstgefühl dieser Länder. Die Geschichte dieser Länder ist die Ge­schichte Oesterreichs; die Kraft dieser Länder die Macht Oesterreichs ; das Selbstgefühl dieser Länder — Oesterreichs Stolz. Die Liebe des Ungarn, des Böhmen zu seinem Vaterlande ist nicht identisch mit seinem österreichischen Patriotismus, kann es nicht sein; aber sie ist die Vorbedingung desselben. Nicht das „«ivi g Lomaiin» sum" des besiegten Barbaren ist der Ausdruck seines Patriotismus. Nein; — er liebt sein Vaterland, seine Heimat — Ungarn, Böhmen; er liebt sie mit der tiefen, geheimnißvollcn, zau­berreichen Macht dieses Gefühles; und naturgemäß, weil es so ist und sein muß, ehrt und liebt er auch das Reich, in dem sein ge­liebtes Heimatsland seit Jahrhunderten steht und lebt, seine Eristenz und Eigenart bewahrt hat und allein bewahren kann; er liebt — man verzeihe uns den etwas schulmeisterlichen Ausdruck — ec> ipso Oesterreich; und Oesterreich erhält er mit seiner Arbeit, Oesterreich schützt er mit seinem Blute, weil er sein Vaterland liebt. Das ist österreichischer Patriotismus. Dieser Patriotismus hat Oesterreich zusammengekittet erhalten; und wehe dem Staatsmanne, dem das Werk gelänge, im Haschen nach dem Fantom eines vagen, abstrakt österreichischen Patriotismus im Herzen der Völker Österreichs die Liebe zur eigenen Heimat zu ersticken, — er hätte sich und Österreich gerichtet. (Forts, folgt,) Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 15. Oktober. — (Veränderungen im Klerus.) In der Laibacher Diözese wurden übersetzt die HH.: Ioh. Oblak von Harije nach St. Helena; Mathias Absec von Egg ob Podpeö nach Pölland; Johann Stamcar von Möttling nach Semiö; Karl Hofer aus Altenmarkt bei Pölland nach Möttling; Fr. Sagar aus Reta nach Altenmarkt; Karl Lapajne von Studeno nach Tirnau in Laibach; Val. Vernard von Selzach nach Studeno; Johann Urbanöek von Dorneg nach Kraren als Pfarrer. Neugeweihte: Herr Peter Prijatelj nach Egg ob Podpeö; Herr Michael S«je nach Reta; Herr Ioh. Hladnit nach Dorneg. — Die Lokalie Affriach ist seit dem 6., eine Domherrnstelle in Rudclfswerth seit dem 12. d. M. ausgeschrieben. — (Erdbeben.) In Radmannsdorf wurden Mittwoch zwischen 4 ^ und 4 ^ Uhr morgens zwei ungewöhnlich heftige Erd­stösse verspürt, in Folge deren Schornsteine und Mauern geborsten erscheinen. -—(Zum Fortschritte des Deutfchthums in Krain.) Das „Fremdenblatt" schreibt anläßlich der Generalversammlung der Schillersiiftung: „Eine Zuschrift des Repräsentanten des Laibacher Zweigvereines zeigt dagegen an, daß sich dieser aufgelöst habe. Dieser Zweigverein war über Anregung des damaligen Redakteurs der „Laibacher Zeitung" Dr. Ißleib aus Anlaß der hundertjährigen Schillerfeier in's Leben gerufen worden. Damals hatten sich all'die gegenwärtigen Hauptführer der Elrvenen an der Gründung ^) bethei­liget. Infolge der nationalen Wirren war aber die Anzahl der Mit­glieder so zusammengeschmolzen, daß schließlich Dr. Ißleib als ein­ziges Mitglied den Zweigverein Laibach reprasentirte. Da nun auch Dr. Ißleib nach Wien übersiedelte, so übergab er das Vermögen des Laibacher Zweigvereines in die Verwaltung des Zweigvereines Weimar. Die gestrige Generalversammlung beschloß nun, daß das Vermögen jenes Zweigvereines in die Verwaltung des jeweiligen Vorortes übergehe, der darüber so lange zu disponiren habe, bis in Laibach abermals ein Zweigverein entstehen sollte, was wir aber sehr bezweifeln." — Das bezweifeln wir auch! 5) Ist »icht wähl! Anmerk. d, Red. ^ ^ Hil«"« n. 8. ^v. (viäs Nr-. 73 t?.) Vom KMolischen Verein für Urain. Jene einheimischen Vereinsmitglieder, welche den Bibliotheks-Klltalog und die Bibliothes-Ordnung zu beziehen wünschen, wollen selbe im Vereinslokale gegen Vorzeigung der Eintrittskarte abholen oder abholen lassen. Für die auswärtigen Mitglieder wurden die benannten Druck­sachen bereits den hochwürdigen Dekanaten eingesendet, mit der Bitte, selbe den Betreffenden zustellen lassen zu wollen. Unter Einem wird auf den ß. 5 der Bibliotheks-Ordnung auf­merkfllm gemacht, mit dem Beisätze, daß das Sitzungszimmer des Ausschusses jedenfalls jeden Sonn- und Feiertag von 10—12 Uhr Vormittags und von 1—5 Uhr Nachmittags eröffnet sein, und Zeilungsblätter und Journale aus der Nesource aufliegen weiden. Laibach, am 8. Ottober 1869. 91—1. Für den Ausschuß: Wilhelm Graf Wurmbrand. Vom Katholischen Verein für Arilin. Die gefertigten ersuchen die weiblichen Mitglieder des Vereines, sich Sonntag am 17. d. M. um 5 Uhr Nachmittags im Sitzungs­ zimmer des Ausschusses (Herrengasse Nr. 214, II . Stock) behufs einer Besprechung, eine Vereiusfahne betreffend, recht zahlreich ein­ finden zu wollen. Laibach, am 13. Oktober 1869. 94-1 . Maria v. Copiui. — Luzia Timnik. — Martha Gerber. — Maria Ialcn. — Johanna Ncpomuzena Icray. — Amalie Gräfin Lichtenberg. — Franziska Ovjiazh. — Fanny Ovjiazh. — Kornelia Schotlmaycr. — Franziska Schnpcuz. — Maria Illntschcr. — Vcrtha Gräfin Wurmbrand. Vom Katholischen Verein für 3(rain. Diestatutenmäßige Generalversammlung findet VH" Mtvucll 2N 24. Xovßwbei ^3z Nachmittags um 5 Uhr im Saale der 6italuica statt. Indem der Ausschuß dieß den verehrten Vereinsmitgliedern bekannt gibt, ladet er zu recht zahlreichem Besuche ein. Jene ?. I'. Vereinsmitglieder, welche bei der Generalversamm­lung Anträge zu stellen gedenken, wollen selbe bis längstens 10. November dem Ausschusse schriftlich einsenden oder beim Vereinspräsidenten mündlich anmelden, indem später eingesandte oder angemeldete nicht mehr auf die Tagesordnung gesetzt werden könn­ten, und nichts zur Ssirache gebracht werden darf, was in der Tages­ordnung nicht aufgeführt ist. Der Eintritt zur Generalversammlung findet nur gegen Vor­zeigung der Eintrittskarte statt. Laibach, am 10. Oktober 1869. 92—1. Für den Ausschuß: Wilhelm Graf Wurmbrand. Editt. 500 bis 1000 Eimer alter Weine. Mit behördlicher Bewilligung weiden verschiedene der Frau I^onize t!!lil»Iex gehörige alte Weine vorzüglicher Qualität und an den darauf folgenden Tagen von 9 — 12 Uhr Vormittags und 3— 6 Uhr Nachmittags in UlllerMlill im