„PIETATE, ERUDITIONE ATQUE RERUM EXPERIENTIA VIR PR^CLARUS": DER KOMPONIST UND KLERIKER GEORG PRENNER - PYREN^US CARNIOLUS MARKO MOTNIK Institut für Musikwissenschaft, Universität Wien Izvleček: Duhovnik in skladatelj GeorgPrenner nedvomno sodi med najvidnejše osebnosti druge polovice 16. stoletja iz slovenskega etničnega prostora. Razprava povzema dosedanje ugotovitve in prinaša nekaj novih dognanj in sklepov o njegovem življenju, socialnem, religioznem in kulturnem okolju, teološki karieri in ne nazadnje tudi o Prennerjevi osebnosti. Ključne besede: Georg Prenner, habsburška dvorna kapela, Alard du Gaucquier, Thesaurus musicus, vokalna polifonija. Abstract: The clergyman and composer Georg Prenner can indubitably be regarded as one of the most outstanding figures originating from the Slovenian ethnic territory in the second half of the sixteenth century. The present paper summarizes the preliminary findings and provides new scholarly insights into Prenner's biography, his social environment, his religious and cultural life, his priestly career and, finally, his remarkable personality. Keywords: Georg Prenner, Habsburg Court Chapel, Alard du Gaucquier, Thesaurus musicus, Vocal polyphony. Kein anderer aus dem einstigen Herzogtum Krain stammender Komponist blieb im slowenischen Musikschrifttum so lange unbemerkt wie Georg Prenner. Die Gründe für die Nichtbeachtung sind keine ideologischen, denn bis vor wenigen Jahrzehnten wurden weder seine Herkunft, sein Wirkungskreis noch sein kompositorisches Werk wahrgenommen.1 Auch in internationalen Fachkreisen begnügte man sich lange mit den dürftigen und irrtümlichen Angaben der älteren Musiklexika von François-Joseph Fétis und Robert Eitner,2 1 In der Studie von Dragotin Cvetko, Musikgeschichte der Südslawen, Kassel [u.a.], Bärenreiter und Maribor, Založba Obzorja, 1975, wird Prenner ebenso mit keinem Wort erwähnt wie beispielsweise in der Arbeit von Andrej Rijavec, Glasbeno delo na Slovenskem v obdobjuprotestantizma, Ljubljana, Slovenska Matica, 1967. Die wohl erste Nennung Prenners im slowenischen musikwissenschaftlichen Schrifttum ist in einem Aufsatz von Janez Höfler enthalten: Janez Höfler, O nekaterih slovenskih skladateljih 16. stoletja, Kronika 23/2 (1975), S. 90-91. 2 François-Joseph Fétis, Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique 7, Paris, Firmin Didot, 21867, S. 118 und Robert Eitner, Biographisch-Bibliographisches Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechung bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts 8, Leipzig, Breitkopf und Härtel, 1903, S. 57. Die beiden Autoren dabei fand der Kleriker Georg Prenner in der Literatur des 19. Jahrhunderts bereits des Öfteren Erwähnung.3 Auch die umfangreiche Arbeit von Cölestin Wolfsgruber aus dem Jahr 19054 führte zu keiner ernst zu nehmenden Beschäftigung mit dem Komponisten, obgleich sie wichtige Informationen zur Biographie enthält. Neue Impulse brachten erst die Nachforschungen von Hellmut Federhofer5 und etwas später die von Walter Pass.6 Das überlieferte kompositorische Œuvre von Prenner wurde in seinem Gesamtumfang erst Mitte der 1990er Jahre ediert und somit allgemein zugänglich gemacht.7 Der Werdegang Georg Prenners ist für das 16. Jahrhundert in musiksoziologischer Sicht weder einmalig noch untypisch. Seine Laufbahn, wie sie heute anhand der zugänglichen Quellen rekonstruiert werden kann, wirft allerdings mehrere Fragen auf. Zahlreiche Details bleiben in Ermangelung des Quellenmaterials im Dunkeln und an die Stelle älterer Hypothesen können heute lediglich neue Vermutungen treten.8 1. Die Herkunft und Ausbildung Über die Herkunft Prenners ist wenig Genaues zu sagen und eine weitere Erforschung seiner Abstammung ist aufgrund fehlenden archivalischen Materials kaum möglich. Die früheste bekannte Erwähnung ist im Matrikelbuch der Universität Wien zu finden, in dem am 14. April 1551 neben seinem Namen Georgius Prenner auch die Herkunft Labacensis nannten das Geburtsjahr 1517 und vermuteten, Prenner stammte aus Salzburg. Fetis nahm immerhin an, dass Prenner in der Wiener Hofkapelle tätig war. 3 Beispielsweise Johann Christian Stelzhammer, Decanat inner den Linien Wiens. Das gewesene Stift von St. Dorothea und die Pfarre Roßau mit der vom Lichtenthale, Topographie des Erzherzogthums Oesterreich 15, Wien, Benedikt, 1836, S. 100-101. AufPrenner machte außerdem aufmerksam: August Dimitz, Geschichte Krains von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1813. Dritter Theil: Vom Regierungsantritte Erzherzog Karls in Innerösterreich bis auf Leopold I., Laibach, Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg, 1875, S. 59. 4 Cölestin Wolfsgruber, Die K. u. K. Hofburgkapelle und die K. u. K. geistliche Hofkapelle, Wien, Mayer & Comp., 1905. 5 Hellmut Federhofer, Etats de la chapelle musicale de Charles-Quint (1528) et de Maximilien (1554), Revue belge de Musicologie /Belgisch Tijdschrift voor Muziekwetenschap 4 (1950), S. 176-183. 6 Walter Pass, Musik und Musiker am Hof Maximilians II., Wiener Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft 20, hrsg. von O. Wessely, Tutzing, Schneider, 1980. 7 In den Jahren 1994 und 1996 wurden zwei voneinander unabhängige Gesamtausgaben seiner Werke publiziert: Georgius Prenner - Pyrenaeus Carniolus, Moteti / Motets, hrsg. von Jože Sivec,Monumenta artis musicx Slovenix 24, Ljubljana, ZRC SAZU, 1994; The Motets of Georg Prenner, hrsg. von H. Lowen Marshall, Corpus mensurabilis musicae 99, [Rome], American Institute of Musicology, Hänssler-Verlag, 1996. 8 Der vorliegende Beitrag ist eine erweiterte Fassung des Vorworts zur Edition: Georgius Prenner -Pyrensus Carniolus, Tri intabulacije motetov za glasbila s tipkami / Three MotetIntabulations for Keyboard Instruments, hrsg. von Marko Motnik, Monumenta artis musicx Slovenix, Supplementa 3, Ljubljana, ZRC SAZU, 2011. Für die Revision des vorliegenden Textes bin ich Frau Mag. Sonja Tröster zum Dank verpflichtet. Für die freundliche Betreuung bei der Recherchearbeiten im Stiftsarchiv Herzogenburg danke ich herzlich Frau Dr. Helga Penz. vermerkt wurde.9 Es sind jedoch in Ljubljana keine Taufbücher vor dem Ende des 16. Jahrhunderts erhalten, und im Bürgerbuch der Ein- und Ausgaben, das sich heute im Historischen Archiv der Stadt befindet, ist der Name Prenner (auch Prener, Prenar und Brenner) erst ab etwa 1590 belegt.10 Der Chronist der Herzogenburger Annales, Johannes Hogelius Daub, vermerkte später, Prenner stamme aus einer einflussreichen und wohlhabenden Familie.11 Handelt sich bei der Formulierung bloß um eine rhetorische Floskel? Eine Familie Prenner lässt sich in Krain tatsächlich bereits im 13. und 14. Jahrhundert nachweisen und im Jahr 1646 wurde ein in Krain politisch engagierter Franz Kaspar Prenner von Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrenstand erhoben.12 Das Wappen dieser Familie und das von Georg Prenner13 weisen indessen keinerlei Gemeinsamkeiten auf, wodurch eine Verwandtschaft unwahrscheinlich zu sein scheint. Der Adelsstand Georgs ist aufgrund des fehlenden Adelsprädikats ohnehin auszuschließen.14 In Krain sind jedoch 9 Franz Gall (Hrsg.), Die Matrikel der Universität Wien, 1517/II - 1579/II, Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Quellen zur Geschichte der Universität Wien 6/1/3, Graz [...], Böhlau, 1959, S. 94. Am Seitenrand wurde nachträglich hinzugefügt: „Praepositus S. Dorotheeae Viennae," und später nochmals ergänzt: „nunc Herzogenburgensis." Ein weiterer Eintrag in das Matrikelbuch vom 14. April 1575 lautet: „Georgius Prenner Carniolus ad S. Dorotheam Viennae praepositus et Budenensis canonicus." (F. Gall, op. cit., S. 166). Prenners neues Amt in Herzogenburg wurde mit einem Eintrag am 14. April 1588 vermerkt: „Georgius Prennerus modo praepositus Herzogburgensis." Franz Gall (Hrsg.), Die Matrikel der Universität Wien, 1579/II - 1658/59, Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Quellen zur Geschichte der Universität Wien 6/1/4, Graz [...], Böhlau, 1961, S. 20. 10 Zgodovinski arhiv Ljubljana, Cod. XIII. 11 „[...] non ignobili familia natus", Johannes Hogelius Daub, Herzogenburgensis Coenobii Annales [...], 1582, Stiftsarchiv Herzogenburg, Signatur: B.H. 164, fol. 25r. Auf fol. 37r liest man ferner: „Carniols Metropoli honorata familia sditus et enutritus." Daub schreibt außerdem, dass die Vorfahren Prenners aus der Gegend von Brenner (Mons Pyrenaeus) kamen. Der Name Pyrenaeus ist erst in den Besitzervermerken der Bücher aus Prenners Sammlung zu finden und zwar in den Lesarten Pyrenaeus, Pyreneius sowie Pyrennerus. Die Bezeichnung kommt immer in Verbindung mit dem Vornamen Georg oder Georgius vor und tritt dort niemals gleichzeitig mit Prenner auf. In den Annales wird allerdings auch die Variante „Georgius Pyrensus (vulgo Prenner)" verwendet. Es scheint sich demnach um eine Latinisierung des Namens Prenner mit dem griechischen Lehnwort (pyro) zu handeln. Die Herzogenburger Chornik wertete Victoria Panagl aus: Victoria Panagl, Nostrum PRAEPOSITUM miti veneremur amore. Propst Georg Prenner, vom Habsburgerhof nach Herzogenburg, Wohnt Gott in uns?! Suche und Versuche. Festschrift zum 25-jährigen Amtsjubiläum von Propst Maximilian Fürnsinn, hrsg. von Ulrich Mauterer, Herzogenburg, Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg, 2004, S. 189-196. 12 Zgodovinski arhiv Ljubljana, Fond 340, Lazarinijeva genealoska zbirka, Nr. III, Mappe Brenner/ Prenner. Sämtliche hier angeführten Archivalien aus Ljubljana wurden freundlicherweise von Frau Dr. Metoda Kokole durchgesehen, wofür ich ihr zum Dank verpflichtet bin. 13 Das Wappen Prenners ist in mehreren Varianten in den Herzogenburger Annales überliefert und wurde offensichtlich erst bei der Verleihung der Propstwürde geschaffen. Für die Hilfe bei der Auswertung des Wappens und die Recherche nach einer möglichen adeligen Herkunft Georg Prenners danke ich herzlich Herrn Dr. Miha Preinfalk (Ljubljana) und Herrn Konrad Falko Wutscher (Salzburg). 14 In dem relevanten Zeitraum sind in allen verfügbaren Adelsverzeichnissen laut Auskunft von Herrn Konrad Falko Wutscher lediglich die Familien Prenner von Flammberg und Brenner von Brennerberg angeführt. noch weitere Träger des Namens nachgewiesen, die möglicherweise in engerer Beziehung zu Georg Prenner stehen. Im Matrikelbuch der Wiener Universität ist beispielsweise im Oktober des Jahres 1532 ein „Lucas Prenner e Goscheuia" (Gottschau / Kočevje) angeführt.15 „Mathias Prenner de Labaco," der am 14. April 1543 in Wien immatrikulierte, war möglicherweise ein Verwandter von Georg, vielleicht sogar sein Bruder.16 Das Geburtsjahr Georg Prenners war bisher nicht zu ermitteln. Es ist geradezu erstaunlich, dass sein Alter in der erhaltenen Dokumentation an keiner Stelle erwähnt wurde. Der bisherigen Annahme, er sei zu Beginn des 16. Jahrhunderts geboren worden, sind einige Argumente entgegen zu setzen, die auf ein deutlich späteres Geburtsjahr hindeuten. Geht man für das 16. Jahrhundert von einem Durchschnittsalter von etwa fünfzig bis sechzig Jahren aus, so wäre Prenners Geburtsjahr unter Bedachtnahme des belegten Sterbejahres (1590) frühestens um 1530 zu vermuten. Angenommen die erste Eintragung in das Matrikelbuch der Wiener Universität vom 1551 markiert den Zeitpunkt seines Studiumsbeginn, so wäre - dem damals üblichen Alter der Studierenden entsprechend -das Geburtsjahr sogar um einige Jahre später anzusetzen. An die Fragen der Herkunft und des Alters schließt sich unmittelbar die Frage nach der musikalischen Ausbildung an. Georg Prenner wird seit Juni 1551 - nicht erst 1554, wie in der Literatur angegeben - als Nottist (Kopist) in den Verzeichnissen der Kapelle des österreichischen Erzherzogs Maximilian geführt.17 Diese Anstellung mit dem eher bescheidenen Gehalt von 8 Gulden monatlich ist für das Erwerben von kompositorischen Kenntnissen nicht zu unterschätzen. Das Kopieren von Noten bildete zu dieser Zeit einen üblichen Teil der musikalischen Ausbildung.18 Die Aufgabe des Kopisten bestand hauptsächlich in der Herstellung des Notenmaterials für die Kantorei und die Arbeit setzte ein Mindestmaß an musikalischen Kenntnissen voraus. Es ist anzunehmen, dass Prenner darüber hinaus noch weitere Aufgaben zufielen. Sein Nachfolger Simon de Roy arbeitete beispielsweise gelegentlich als Übersetzer,19 während sich der Kopist der ferdinandeischen Hofkapelle, Petrus Puetre, zusätzlich als Tenorist betätigte.20 15 F. Gall, op. cit., 1959, S. 50. 16 F. Gall, op. cit., 1959, S. 71. 17 Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Archiv des Obersthofmeisteramtes, Sonderreihe 182, Nr. 28b, 1. Juni 1551. Vgl. W. Pass, op. cit., S. 349. 18 An dieser Stelle sei an das von Ludwig Senfl vertonte Lied Lust hab ich ghabt zuer Musica erinnert, in dem der Lebensweg eines Komponisten geschildert wird. In der dritten Strophe berichtet der Liedtext vom Abschreiben von Noten als Teil der musikalischen Erziehung: „Es schicket sich mit solcher Weis', daß er mir gab zue schreiben gnueg. Was von ihm gmacht, ward wohl betrach't, darnach ich mich auch richten sollt'. Das gfiel mir sehr, weil er stets mehr mir zeigen tät, was ich nur wollt'". Ludwig Senfl, Sämtliche Werke II. Deutsche Lieder zu vier bis sechs Stimmen. I. Teil: Lieder aus handschriftlichen Quellen, hrsg. von Arnold Geering und Wilhelm Altwegg, Wolfenbüttel, Zürich, Möseler Verlag, 1938, S. 57. Vgl. Stefan Gasch, „Hic jacet ... Isaci discipulus ..." - Heinrich Isaac als Lehrer Ludwig Senfls, HeinrichIsaac. MusikKonzepte, Neue Folge 148/149, hrsg. von Ulrich Tadday, München, Edition Text und Kritik, 2010, S. 150-169. 19 W. Pass, op. cit., S. 159. 20 Othmar Wessely, Arnold von Bruck, Leben und Umwelt. Mit Beiträgen zur Musikgeschichte Seine erste musikalische Ausbildung könnte Prenner auch in einer Klosterschule erhalten haben. Als mögliche Ausbildungsstätte drängt sich ferner die Domschule in Ljubljana auf, in welcher der Musikunterricht während des gesamten 16. Jahrhundert belegt ist.21 Es ist nicht auszuschließen, dass er bereits als Knabe in die Hofkapelle König Ferdinands aufgenommen wurde. Dass sein Name in den Kapellakten nicht aufscheint, wäre nicht weiter verwunderlich, führte man die Chorknaben (Diskantisten) in der Regel doch nicht namentlich auf.22 Zu welchem Zeitpunkt er das Land Krain verließ, bleibt offen. Die intensiven politischen und kulturellen Beziehungen zwischen den Habsburger Hofkapellen und der Stadt Ljubljana sind in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mehrfach bezeugt. Mehrere Kapellmitglieder stammten entweder selbst aus dem Herzogtum Krain oder sie unterhielten enge Beziehungen zu dem Land. Als Fürsprecher Prenners kommt beispielsweise Urban Textor in Frage, der in den Jahren 1543-1558 zum Bischof von Ljubljana bestellt wurde. Davor wirkte er als Hofkaplan (1539-1541) und Elemosinarius (1542-1558) - dies auch noch während seiner Amtszeit in Ljubljana - in der ferdinandeischen Hofkapelle.23 Gewagt, doch nicht abwegig ist der Gedanke, der königliche Kapellmeister Arnold von Bruck hätte Prenner aus Ljubljana mitgenommen. In der Tat hatte er für den Nachwuchs der Kapelle zu sorgen. Im Jahr 1528 wurde ihm von Ferdinand ein Kanonikat im Dom von Ljubljana verliehen. Er wurde zum Domdechant und behielt dieses Amt bis 1550.24 Ob es sich dabei um ein bloßes Benefizium handelte,25 oder ob Bruck gelegentlich auch in Krain weilte, lässt sich indes nicht eindeutig belegen. Lediglich ein Vermerk in den Magistratslisten erwähnt die Anwesenheit eines gewissen „Herr Arnold dechannt" am 2. November 1537 in Ljubljana.26 Noch im Jahr 1550 wandte sich der Bischof Textor an Bruck mit der Bitte um Rat hinsichtlich eines für den Dom geplanten Orgelneubaus.27 Ebenso vage wie die Frage nach dem musikalischen lässt sich die nach dem theologischen Bildungsgang Prenners beantworten. Die glänzende Karriere dieses Klerikers setzt ein gründliches theologisches Studium jedenfalls voraus. Höchstwahrscheinlich ist die Immatrikulation im Jahr 1551 als Beginn eines solchen anzusehen und bedeutet somit nicht bloß eine Aufnahme als akademischer Bürger der Stadt Wien. Aufgrund seiner gegenreformatorischen Haltung könnte man sogar eine Ausbildung bei den Jesuiten annehmen, obgleich dies jeglichen dokumentarischen Nachweises entbehrt. Die Jesuiten des Hofes Ferdinands I. von 1527 bis 1545, Wien, 1958, S. 220-221 (Universität Wien, Habilitationsschrift). 21 A. Rijavec, op. cit., S. 13-16. 22 O. Wessely, op. cit., S. 193. 23 O. Wessely, op. cit., S. 115-117. 24 Presen[tati]o pro Arnoldo de Pruck Capelle Mag[ist]ro Ad Decanatu[m] Eccl[es]ie Cathedralis Labacen[sis] [...], 13. Oktober 1528, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Reichsregisterbücher Ferdinands I., Bd. 1, fol. 162v. Vgl. O. Wessely, op. cit., S. 305 und S. 325-326. 25 Arnold von Bruck wird in den Dokumenten entweder als Dompropst oder als Dechant bezeichnet. Er selber unterschied deutlich zwischen der Dechantei zu Ljubljana und dem Beneficium zu Linz. O. Wessely, op. cit., S. 365. 26 Zgodovinski arhiv Ljubljana, Cod. I/3, fol. 132. Vgl. A. Rijavec, op. cit., S. 17. 27 A. Rijavec, op. cit., S. 20-21. wurden im Jahr 1551 nach Wien berufen und richteten an der Universität theologische Vorlesungen ein. 2. Georg Prenner als Kleriker Die Laufbahn Georg Prenners kann ab den 1560er Jahren genauer verfolgt werden. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte sein sozialer Aufstieg, indem er in die Reihe der Hofkapläne aufgenommen wurde. Um 1560 wurde er Elemosinari Ambts Verwalter in der Hofkapelle von Ferdinand I.28 Nach dem Tod des Kaisers im Juli 1564 wirkte er zunächst als Kaplan am Hof von Maximilian II., einige Monate später (1565) folgte er dem verstorbenen Elemosinarius Antonius Gallus in dessen Stellung nach und wurde somit sowohl für die Verteilung von Almosengeldern als auch für die unterschiedlichsten Bedürfnisse des Kaisers und der Kapelle zuständig.29 In den Jahren 1567-1571 war er als Burgpfarrer tätig.30 Prenner verblieb bis 1572 im Hofdienst, als er durch die Empfehlung des Kaisers am 20. August zum Propst des Augustiner-Chorherrenstifts zu St. Dorothea in Wien gewählt wurde.31 Wie Othmar Wessely in seiner Habilitationsschrift zu Arnold von Bruck zeigte, kann für das 16. Jahrhundert keineswegs von einer Hofkapelle und schon gar nicht von der Wiener Hofkapelle die Rede sein. Es existierten viel eher mehrere Kapellen nebeneinander, die den Hofstaaten verschiedener Mitglieder der Herrscherfamilie angehörten.32 Der Hofstaat samt der Kapelle begleitete seinen Oberhaupt auf allen offiziellen Reisen. So lässt sich beispielsweise nachweisen, dass Georg Prenner bei der Wahl Erzherzog Maximilians zum römisch-deutschen König am 24. November 1562 in Frankfurt am Main anwesend war.33 Im Jahr 1566 ist sein Beisein am Reichstag zu Augsburg34 und 1570 am Reichstag zu Speyer belegt.35 Von zahlreichen weiteren Reisen ist auszugehen. 28 Für weitere Funktionen Prenners am Habsburgerhof siehe C. Wolfsgruber, op. cit., S. 85, 96, 604, 611 und 619 sowie W. Pass, op. cit., S. 44-49. 29 W. Pass, op. cit., S. 46-47. 30 Mit der am 9. Juni 1567 von Kaiser Maximilian II. ausgestellten Urkunde wird Prenner dem Wiener Bischof vorgestellt und darin Capellanus ac Vice Eleemosinarius genannt. Diözesanarchiv Wien, Urkundenreihe, 1567 Juni 9, [Präsentationsurkunde von Kaiser Maximilian II. für Georg Prenner auf die Burgpfarre in Wien]. In den Rechnungsbüchern der Hofkapelle taucht die Bezeichnung Vice Eleemosinarius nicht auf. 31 Prenner scheint mit dem Hof in Kontakt geblieben zu sein. Wolfsgruber führt an, Prenner hätte sich fortan als Hofzeremoniär bezeichnet. Die Richtigkeit dieser Annahme ist fraglich. Im Laufe meiner Recherche konnte ich dazu keinerlei eindeutige Belege finden. 32 O. Wessely, op. cit., S. 58-64. 33 Das geht aus dem eigenhändigen Exlibris „Georgii Prenner Carniolani; Francofordiae 1562 12. Decb." im Druck In Evangelium Lucae Paraphrasis Des. Erasmi Roterdami (1557), Stiftsbibliothek Herzogenburg, Signatur: II F/2 02, hervor. Eine ähnliche Eintragung ist auch in Paraphraseon D. Erasmi Roterdami, in novum Testamentum, Tomus primus (1557), Signatur: II F/2 03, vorhanden. 34 Nikolaus Mameranus, Kurtze un eigentliche Verzeychnus der Teilnehmer am Reichstag zu Augsburg 1566, Augsburg, Mattheus Francken, 1566, R: Bibliothek familiengeschichtlicher Quellen 29, hrsg. von Hanns Jäger-Sunstenau, Neustadt an der Aisch, Degener, 1985, S. 28. 35 Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 50, Fasz. 121, fol. 35r-48v. Vgl. Maximilian Von den Hofkapellen sind die an ein konkretes Gotteshaus gebundenen Burgkapellen zu unterscheiden. Im Amt des Burgpfarrers stand Prenner also nicht direkt im Dienste Maximilians II., sehr wohl aber in der Funktion des Elemosinarius, die er weiterhin bis 1572 belegte. Eine scharfe Trennungslinie zwischen unterschiedlichen Ämtern und Funktionen, die Prenner am Hof bekleidete, kann nicht gezogen werden. Ebenso verwirrend ist seine teilweise gleichzeitige Betätigung sowohl im ferdinandeischen als auch im maximilianischen Hofstaat. Fest steht jedenfalls, dass er das Vertrauen beider Staatsoberhäupter genoss und am Hof in hoher Gunst stand. Die Wahl des Weltpriesters Prenner zum Propst des Stifts zu St. Dorothea in Wien erfolgte am 20. August 1572 durch die Einflussnahme und Einmischung des Kaisers in das Ordensleben der Augustiner-Chorherren. Ob dies als eine Gunsterweisung oder eher als Abschiebung eines gegenreformatorisch gesinnten Burgpfarrers vonseiten des mit dem Protestantismus sympathisierenden Staatsoberhauptes aufzufassen ist, bleibt eine nicht eindeutig zu klärende Frage. Die strenge gegenreformatorische Haltung Prenners kam erst in den Folgejahren zum Tragen.36 Als Beweis seiner erfolgreichen Amtsführung kann die Wahl zum Verordneten der niederösterreichischen Landstände und die Ernennung zum Propst des Augustiner-Chorherrenstifts zu Herzogenburg im Jahr 1578 angesehen werden. Der langwierige Kampf um die Klosterneuburger Prälatur im Jahr 1577, bei dem Prenner in die äußerst kontroversen kirchenpolitischen Zeitverhältnisse verwickelt wurde, ging schließlich zu Gunsten des Wiener Domdechants Caspar Christiani aus.37 In diesem Zusammenhang wird in einem Gutachten erwähnt, Prenner sei „nit allein ein guter vleißiger Oeconomus, sondern auch ein feiner, gelehrter, der lateinischen und anderen Sprachen mer erfarner mann [.. ,]."38 An dieser Stelle sei noch der Musikdruck Magnificat octo tonorum von Alard du Gaucquier erwähnt.39 Der Vizekapellmeister der kaiserlichen Hofkapelle widmete die Publikation Georg Prenner anlässlich der Ernennung zum Propst von St. Dorothea (siehe Lanzinner (Hrsg.), Der Reichstag zu Speyer 1570, Deutsche Reichsakten. Reichsversammlungen 1556-1662, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht und München, Oldenbourg, 1988, S. 993. 36 Agathe Deutschmann, Das Augustiner Chorherrenstift St. Dorothea in Wien, seine kulturgeschichtliche Bedeutung für den niederösterreichischen Raum, Wien, 1975, S. 51 (Universität Wien, Univ. Dissertation). 37 Das Verfahren wurde unter anderem beschreiben von Floridus Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation im Stift Klosterneuburg, Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg, Neue Folge 1 (1961), S. 135-143. 38 Niederösterreichisches Landesarchiv St. Pölten, Klosterrat, Kart. 83a, Fasz. 2, Nr. 33. Vgl. F. Röhrig, op. cit., S. 136 sowie Theodor Wiedemann, Die reformatorische Bewegung im Bisthume Passau, im Bisthume Neustadt, im niederösterreichischen Diöcesanantheil von Salzburg und von Raab, Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande unter der Enns 4, Prag, F. Tempsky und Leipzig, G. Freytag, 1884, S. 39. 39 MAGNIFICAT OCTO TONORUM, | QVATVOR, QVINQVE, ET SEX VOCVM, | NVNC PRMVUM EXCVSSA, | ET PER | ALARDVMDV GAVQVIER SACRAE CMSERM MAIESTATIS | Chori Musici Viceprxfectum, composita. | IN VENETIA, MD LXXIIII. | Apud Georgium Angelerium. RISM A/I: G 576. Siehe Alard Du Gaucquier, Sämtliche Werke, hrsg. von Milton Steinhardt, Publikationen der Gesellschaft zur Herausgabe der Denkmäler der Tonkunst in Österreich 123, Graz, Wien, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, 1971. Abbildung 2). Es ist denkbar, dass Prenner die Realisierung dieses 1574 in Venedig erschienenen Druckes finanziell unterstützte oder du Gaucquier zumindest auf eine solche Unterstützung bedacht war. Der Autor hob in der auf den 1. August 1573 in Wien datierten und an Prenner gerichteten Vorrede dessen hervorragende Kenntnisse in der Musik, ehrwürdige Erhabenheit und die eifrige und ungetrübte Religiosität hervor: „Um also Deinem Wohlwollen mir gegenüber und überdies Deiner religiösen Würde, in der Du nun erstrahlst, und der im Vergleich zu früher noch viel ruhmreicheren Erinnerung an Dich Rechnung zu tragen, wollte ich dieses musikalische Werk, das sicherlich die Erstlinge meiner Bemühungen beinhaltet, Dir, ehrwürdiger Herr, an erster Stelle darbieten und widmen, nicht zuletzt weil alle, die sich um die Musik verdient gemacht haben und durch ihr Urteil Bedeutung haben, anerkennen, dass Du in der Beschäftigung mit dieser Kunst, die voll ist von Freude, Anmut und Liebenswürdigkeit, in nicht geringem Maße hervorragst."40 Die Wahl zum Probst des Augustiner-Chorherrenstiftes zu Herzogenburg wurde mit der starken Unterstützung des Klosterrats am 25. Mai 1578 zugunsten Prenners entschieden. Somit sollte er interessanterweise zum Nachfolger eines ebenfalls aus Krain stammenden Propstes, Jakob II. Reisser, werden.41 Prenner, nun Georg II. genannt, setzte den Führungsstil seines Vorgängers im Zeichen der katholischen Erneuerung fort und scheute bei der Bekämpfung der Reformation keine strengen Maßnahmen. In Herzogenburg gab er zahlreiche Renovierungs- und Bauarbeiten in Auftrag, deren Auflistung zusammen mit den Neuanschaffungen mehrere Seiten der Herzogenburger Chronik füllt.42 Das archivali-sche Material zur Amtsführung, Stiftsverwaltung sowie zu Prenners unterschiedlichsten Pflichten, Bürden und Sorgen ist umfangreich.43 Obgleich diese Dokumente im Einzelnen weniger bedeutsam zu sein scheinen, ergeben sie in Summe doch das Bild eines eifrigen, gebildeten, erfahrenen, ordnungsliebenden, strengen und diplomatisch durchaus geschickten Mannes. Von diesen Qualitäten zeugt auch die Tatsache, dass er vom Klosterrat im Jahr 1588 für das vakante Bischofsamt von Wiener Neustadt vorgeschlagen wurde.44 Die Ernennung zum kaiserlichen Rat mit einer von Rudolf II. erteilten Urkunde vom 5. März 1587 stellt einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere dar.45 Von der Belesenheit und Gelehrsamkeit Georg Prenners zeugt auch seine persönliche Büchersammlung, die nach seinem Tod in die Herzogenburger Stiftsbibliothek überging. Über ihren tatsächlichen Inhalt und Umfang lässt sich derzeit kein endgültiges Urteil bilden, zumal bisher nur ein Teil der Stiftsbibliothek bibliographisch erfasst werden konnte. 40 Für die deutsche Übersetzung danke ich Herrn Prof. Fritz Hubalek. 41 Laut Herzogenburger Annales stammte Reisser aus Bischoflack / Skofjja Loka und leitete das Stift seit 1573. Nach dem Ableben Reissers war Prenner noch vor seiner Berufung nach Herzogenburg für die Inventur des Stiftes verantwortlich. Gerhard Nikodim, Die Geschichte der AugustinerChorherrenstiftes Herzogenburg von 1513 bis 1602, Wien, 1968, S. 144-145 (Universität Wien, Univ. Dissertation). 42 J. H. Daub, op. cit.,Memoriale, fol. 169r-171r; G. Nikodim, op. cit., S. 169-171. 43 G. Nikodim, op. cit., S. 148-168. 44 Die Stelle erhielt schließlich Melchior Khlesl. 45 Stiftsarchiv Herzogenburg, Signatur: H.1.-n. 757. An die 30 Bände aus Prenners Besitz sind bisher registriert worden.46 Es handelt sich größtenteils um Werke theologischen Inhalts (Editionen einzelner Bibel-Teile, Postillen, Paraphrasen, Agenden, (gegen)reformatorische Schriften und Ähnliches). Die Bücher in lateinischer, deutscher und sogar in französischer Sprache sind in der Zeitspanne zwischen 1530 und 1583 erschienen. (Eine Inkunabel stellt darunter wohl eine Ausnahme dar.)47 Sie enthalten handschriftliche oder gedruckte Exlibris. Soweit diese datiert sind, stammen sie aus den Jahren von 1562 bis 1587 und geben gelegentlich wichtige Informationen zur Biographie des Besitzers preis (siehe Abbildung 1). Bis zum Abschluss der Katalogisierungsarbeiten in Herzogenburg sollen an dieser Stelle vorläufig nur einige Beispiele für den hohen Informationsgehalt dieser Besitzervermerke angeführt werden: Aus den Eintragungen in zwei Büchern geht eine bereits erwähnte Reise Prenners zur Königs-Krönung Maximilians I. nach Frankfurt am Main im Dezember 1562 hervor.48 Der Druck M. Antonii Flaminii de rebus Divinis carmina von 1558 enthält neben dem Exlibris von Prenner auch ein auf das Jahr 1563 datiertes von Stephan Herbel.49 Als Herbel 1565 in Wien verstarb, war Prenner mit der Auflösung der Hinterlassenschaft dieses Hofkaplans und Burgpfarrers betraut.50 Dass er von ihm auch Bücher hätte erben können, war bisher nicht bekannt. Ferner enthält das Exemplar des Tractatus de Manuum Inectionibvs von 1566 eine eigenhändige Widmung des Verfassers Andreas von Gail: „Reverendo et Mag. vero Dno. Georgii Prennero praeposit. Ducumburgens. dno. suo. obs. Author memoria ex benevolentia ddtt." Von Gail, ein aus Köln stammender Jurist und seit 1567 kaiserlicher Rat am Hofe Ferdinands I., stand demnach in persönlichem und durch andere Quellen nicht belegten Kontakt mit Prenner.51 Aufgrund einer in den Quellen nicht spezifizierten Erkrankung stand Prenner in den letzten Jahren Paul Zynkh als Koadjutor zur Seite, der auf Wunsch des Propstes auch zu seinem Nachfolger wurde. Anfang Februar 1590 begab sich Prenner zu einer Behandlung nach St. Pölten, verstarb jedoch am 4. des Monats im dortigen Gebäude der Kanonie. Der Propst Melchior Schad in St. Pölten teilte dem Klosterrat mit: „Den 1. Februar hat sich der fromme Herr von Herzogenburg sehr schwach und krank herauf zu mir führen lassen, hernachen den 3ten diess habe ich ihn mit den hl. Sakramenten versehen, poenitentiae vel confessionis, Eucharistiae et extremae unctionis, und so ist er heut am Sontag ein 46 Den bibliographischen Auszug aus dem Bibliothekskatalog (Stand Oktober 2010) vermittelte freundlicherweise H. Ulrich Mauterer, CanReg, Archivar und Bibliothekar der Stiftsbibliothek in Herzogenburg, wofür ich ihm zum Dank verpflichtet bin. 47 Werner Rolevinck, Fasciculus temporum, Lyon, Matthias Huß, nicht vor 1495. Signatur: Ink. 62. Es handelt sich um ein weit verbreitetes historiographisches Nachschlagewerk aus dem 15. Jahrhundert. 48 Siehe Anmerkung 33 in diesem Beitrag. 49 Signatur: II G/2 14. 50 Vgl. W. Pass, op. cit., S. 47-48. 51 Vgl. Leonhard Ennen, Gail, Andreas von, Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 307-310, digitalisierte Fassung abrufbar unter: http://www.deutsche-biographie.de/sfz23463.html (1. März 2011). Viertl vor 9 Früh gotselig entschlafen."52 Prenner wurde in der Kapelle des Hl. Jakobs in Herzogenburg beigelegt, die der Barockisierung der Kirche zum Opfer fiel.53 3. Georg Prenner als Komponist Abgesehen vom archivalisch belegten Kopistendienst konnten bisher keine weiteren direkten Belege für die Beschäftigung Prenners mit Musik ermittelt werden. Das plötzliche Aufscheinen seiner Kompositionen in zwei repräsentativen Musikanthologien der 1560er Jahre ist daher umso überraschender. In dem 1564 von Johannes Berg und Ulrich Neuber in Nürnberg gedruckten Thesaurus musicus (2.-5. Buch) sind 17 Motetten von Prenner enthalten.54 Weitere 16 Motetten überliefert der luxuriöse, Kaiser Maximilian II. und anderen Mitgliedern des Hofes gewidmete Musikdruck Novus thesaurus musicus. Dieser ist 1568 von Petrus Ioannellus (Pietro Giovanelli) herausgegeben und in der venezianischen Druckerei von Antonio Gardano veröffentlicht worden.55 Fünf Tricinia wurden ferner 1567 in Nürnberg bei Theodor Gerlach publiziert56 und vier davon druckte Pierre Phalèse 1569 in Löwen nach.57 Bis auf eine ausschließlich handschriftlich überlieferte Motette58 sind die frühesten Quellen für alle Werke von Prenner die genannten Sammeldrucke. Abgesehen von zwei Huldigungsmotetten ist sein kompositorisches Œuvre ausschließlich geistlich.59 Die meist durchimitierten Kompositionen zeigen einen ausgereiften Umgang mit den kompositorischen Formprinzipien sowie eine erstaunlich souveräne Beherrschung der Kontrapunkttechniken. Es ist offensichtlich, dass es sich hier nicht um die ersten Kompositionsversuche Prenners handeln kann. Ob sich Prenner mit dem Komponieren lediglich während seiner Anstellung am 52 Zit. nach: T. Wiedemann, op. cit., S. 117. Der Autor teilt die zitierte Quelle nicht mit. 53 Einige Fragmente im Lapidarium der Propstei stammen vermutlich vom Grabstein Georg Prenners. Laut J. H. Daub, op. cit., fol. 169r, gab Prenner dieses Epitaph selbst in Auftrag. 54 RISM B/I: 15642-5. 55 RISM B/I: 15682-6. Der zweite, dritte und vierte Teil der Sammlung trägt den Titel Novi atque catholici thesauri musici. Zur Entstehungsgeschichte vgl. Mary S. Lewis, The Printed Music Book in Context: Observations on Some Sixteenth-Century Editions, Notes, SecondSeries 46/4 (1990), S. 907-912. 56 Tricinia sacra, RISM B/I: 15672. 57 Selectissimarum sacrarum cantiones flores, RISM B/I: 15694-6. 58 Quemadmodum desiderat cervus, a 6. Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg, A.R. 775, Nr. 89. Darüber hinaus ist im Chorbuch aus der Sammlung Pirna (Cod. V, Nr. 18) eine zweite Fassung der Motette Hodie Christus natus est überliefert. Siehe The Motets of Georg Prenner, op. cit., Nr. 7. 59 Die Motette Carole, plena tui spe ist dem Erzherzog von Innerösterreich, Karl II., und die Vertonung der Verse Austriaci colles nemora dem Kaiser Ferdinand I. gewidmet. Vgl. Victoria Panagl, Lateinische Huldigungsmotetten für Angehörige des Hauses Habsburg. Vertonte Gelegenheitsdichtung im Rahmen neulateinischer Herrscherpanegyrik, Europäische Hochschulschriften XV/92, Frankfurt am Main, Peter Lang, 2004, S. 204-207 sowie Albert Dunning, Staatsmotetten für Erzherzog Karl II. von Innerösterreich, Musik alterMeister, Beiträge zur Musik- und Kulturgeschichte Innerösterreichs 21/22, hrsg. von Hellmut Federhofer, Graz, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, 1971, S. V-VI und S. 1-7. Hof beschäftigte oder dieser Tätigkeit wenigstens als Nebenbeschäftigung noch später nachging, ist nicht belegt. Neben den publizierten Werken aus den 1560er Jahren ist die Existenz von weiteren, heute wohl nicht mehr erhaltenen Kompositionen bezeugt. Das nach Prenners Tod im Februar 1590 erstellte Inventar der Herzogenburger Propstei nennt von ihm komponierte weihnachtliche Hymnus-Vertonungen sowie einen Introitus Cibavit [eos exadipefrumenti], der im Autograph vorlag (siehe Anhang, Nr. 11-12).60 Laut einem späteren Inventar der Musikalien in der Stiftsschule von 1611 waren in Herzogenburg noch Vertonungen der Klagelieder von Jeremiah mit dem Titel Treni siue Lamentationes a. 4. und der Zuschreibung Prennerj vorhanden. Aus der Eintragung geht nicht hervor, ob es sich dabei um eine Handschrift oder sogar um einen durch weitere Quellen nicht nachgewiesenen Individualdruck handelte. Laut dem Vermerk „Cum Mag[nifica]t Alardi de Gaucquier 4. Voc:" waren diese Kompositionen jedenfalls mit der bereits erwähnten, Prenner dedizierten Sammlung von 1574 zusammengebunden.61 Die Entstehungszeit der in Herzogenburg bezeugten Kompositionen ist nicht zu bestimmen und keines dieser Werke ist auffindbar. Über die Wahrnehmung des Komponisten Georg Prenner durch seine Zeitgenossen liegen bis auf die knappen Bemerkungen von Alard du Gaucquier keinerlei Zeugnisse vor. Gemessen an den erhaltenen Quellen erscheint die handschriftliche Verbreitung seiner Werke im 16. und 17. Jahrhundert relativ bescheiden. Demnach wären die einzelnen Kompositionen lediglich im süddeutsch-österreichischen Raum sowie in Schlesien rezipiert worden.62 Der Bekanntheitsgrad kann allerdings nicht ausschließlich anhand der handschriftlichen Quellen beurteilt werden, waren doch die beiden Thesaurus-Drucke in Gesamteuropa weit verbreitet.63 In den Motetten Georg Prenners wurden zu Recht die Merkmale eines sogenannten postjosquinischen Kompositionsstils konstatiert.64 Um die Bedeutung und die musikgeschichtliche Stellung dieses Komponisten jedoch objektiv bewerten zu können, wären künftig vertiefende analytische Untersuchungen und ein Vergleich mit dem Schaffen seiner Komponisten-Kollegen im Umfeld der Hofkapelle erforderlich. Die äußeren Gegebenheiten für die Entwicklung eines eigenständigen und auf der Höhe der Zeit stehenden Kompositionsstils waren für Prenner äußerst günstig. Als Kopist und später als Elemosinarius hatte er Zugang zu einem wohl umfangreichen Musikrepertoire und die Gelegenheit, mit zahlreichen Komponisten des mittleren 16. Jahrhunderts in 60 Die Kompositionen sind in den späteren Inventaren aus den Jahren 1604 und 1609 nicht mehr angeführt. 61 Inüentarium oder Verzaichnus aller der Jenigen Cantionalium vnnd Partium [...] so Jetziger Zeit inn der Schulen verhannden, Stiftsarchiv Herzogenburg, Signatur: H.F. 610/3, f. 4v. 62 Die Kompositionen Prenners sind beispielsweise in den handschriftlichen Kompilationen aus dem Umfeld des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Zeno bei Reichenhall, Benediktinerklosters Irsee, Hofkapelle in Stuttgart, Gymnasiumpoeticum in Regensburg, Grazer Hofkapelle sowie in den Handschriften aus Breslau, Brieg und Pirna nachgewiesen. Vgl. Renate Federhofer-Königs, Zur Überlieferung der Motetten von Georg Prenner, Jacobus Gallus in njegov čas / Jacobus Gallus and his Time, hrsg. von Dragotin Cvetko, Ljubljana, SAZU, 1985, S. 152-158. 63 M. S. Lewis, op. cit., S. 912. 64 Jože Sivec, Uvod/Introduction, in: G. Prenner, op. cit., S. X-XI bzw. S. XVIII. direkten Kontakt zu treten. Auch die Musikaliensammlung, die zumindest teilweise während Prenners Dienstzeit in Herzogenburg zusammengetragen wurde, ist aufschlussreich. Obwohl nicht eindeutig zu klären ist, was davon aus seinem persönlichen Besitz stammte, ist zumindest doch von seiner starken Einflussnahme auf das in Herzogenburg gepflegte Repertoire auszugehen. Das unmittelbar nach dem Ableben Prenners erstellte Inventar nennt 26 handschriftliche und gedruckte Musikalien (siehe Anhang). Unter den Sammlungen, die aufgrund der knappen Angaben nicht immer genau zu identifizieren sind, scheinen neben den Nürnberger und den venezianischen Thesaurus-Drucken auch Motetten, Magnificatvertonungen und deutsche Lieder von Orlando di Lasso, Introita von Blasius Amon, Messen von Josquin Desprez, Werke von Alard du Gaucquier sowie die Messen und Motetten von Jacob Handl - Gallus auf. Das Vorkommen der Kompositionen Handls ist aus zweierlei Gründen interessant: Handl stammte ebenfalls aus dem Herzogtum Krain und betrieb eine eigenständige Distribution seiner Publikationen.65 Mit seinem Angebot wandte er sich persönlich an den Herzogenburger Probst.66 Handls kompositorische Sprache unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der Prenners, woraus zu folgern ist, dass Prenner dem sich wandelnden Zeitgeschmack nicht abgeneigt war und die neueren Strömungen zumindest mitverfolgte. Abschließend ist festzuhalten: Die verschiedenen von Prenner im Laufe der Jahre eingenommenen kirchlichen und politischen Ämter und die damit verbundenen Verwaltungsaufgaben stellten sich einer intensiven Beschäftigung mit der Musik mit ziemlicher Sicherheit entgegen. Aus dem bisher erschlossenen Quellenmaterial ist auch evident, dass Prenner die Laufbahn eines professionellen Musikers und Komponisten kaum in Erwägung zog. Umso zielstrebiger und eifriger verfolgte er dagegen seine Karriere im Dienst der Kirche. Dieser Umstand schmälert jedoch seine Bedeutung als Komponist keineswegs. Im Gegenteil, die hohe künstlerische Qualität der Kompositionen zeugt vielmehr von der Vielseitigkeit, den beachtenswerten Fähigkeiten und von einer außerordentlichen Gewandtheit dieses Mannes. Zu Recht konnte der Chronist des Stiftes Herzogenburg Georg Prenner mit den Worten „pietate, eruditione atque rerum experientia vir prsclarus" charakterisieren.67 65 Marko Motnik, Jacob Handl - Gallus. Werk und Überlieferung, Wien, 2009, S. 52-58 (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien / Universität Wien, Univ. Dissertation). 66 Die Zusendung des Missarums von Handl (siehe Anhang, Nr. 14) ist dokumentiert. Im Rechnungsbuch wurde vermerkt: „Den 11 January [1581] Ainen so Ir G[naden] Partes von Krembsier Auß Marherrn verehrt denselb[st] bey seinen Podt geschiekht 6f 6ß 20d." Stiftsarchiv Herzogenburg, Rechnungs-Hauptregister 1580 / 1581, Signatur: H.2.-B.259.1., fol. 45v. 67 J. H. Daub, op. cit., fol. 25r. Anhang Die Musikalien im Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg im Jahr 1590 Nach dem Tod von Georg Prenner wurde am 9. Februar 1590 ein Inuentarium, vber das Gottshauß vnd Probstey Hertzogburg angefertigt und am 20. Juni 1591 dem Klosterrat beziehungsweise dem neuen Propst Paul Zynkh überantwortet.68 Ein Verzeichnis der darin vermerkten Musikalien wurde unlängst von Raimund Hug transkribiert, kommentiert und veröffentlicht.69 Der hohe Informationsgehalt rechtfertigt die Wiederveröffentlichung des Dokuments an dieser Stelle. Die eindeutig identifizierten Musikdrucke sind mit RISM-Sigla versehen und der Übersichtlichkeit halber sind den einzelnen Einträgen Ordnungszahlen hinzugefügt worden. [fol. 70v] In des Herrn Pfarrers Zimmer. [...] In der Cammer daran. [fol. 71r] 1. Mehr ain Weiß Cancionall in Weiß Leder eingebunden, darinnen acht Messen beschryben, 2. Ain gleichlautend Cancionall, darinnen lauter Historien Sanctorum von Colmano Grillnhofer beschryben 3. Ain groß Cancionall in schwarz Leder eingebunden, darinnen lauter Messen, 4. Ain kleins alts Zerrissens Cancionall in schwarz Leder eingebunden, 5. Acht Partes in Weiß Leder eingebunden, der Nürnbergisch Thesaurus genant, [RISM B/I: 15641-5] 6. Mehr Sechs Partes in Roth Leder eingebunden, der Venedisch Thesaurus genant, [RISM B/I: 15682-6] 7. Vier Partes in weiß Leder eingebunden, darinnen lauter Introit alleluia vnnd Sequenz geschryben, 8. Vier Partes gedruckgt, vnd in Roth Leder eingebunden, darinnen muteten Sequenz Psalmen vnd dergleichen, [fol. 71v] 9. Mehr Sechs Partes in weiß Leder eingebunden, die Orlandischen Magnificant genannt, [RISM A/I: L 805, L 861 oder L 923] 10. Mehr 5. Partes in Pergamen eingebunden, darinnen des Blasy Amon Introit. [1582, RISM A/I: A 940] 11. Mehr Vier Partes, darinnen das Herrn Probstes Composition Hymni auf Weynachten, 12. Item das Cibauit mit aigner Handt geschryben 13. Mehr Sechs Partes, darinnen die Salue vnd Aue Maria stehen, 14. Mehr Siben Partes, in Roth Leder eingebunden, darinnen des HaindlßMessen stehen, [1580, RISM A/I: H 1976-1979] 15. Ain Cancionall in Pergamen eingebunden, darinnen das Te deum laudamus vnnd dß Benedictus. 68 Niederösterreichisches Landesmuseum St. Pölten, Klosterrat, Kart. 63, Fasz. 2, Nr. 23, fol. 68r-80v. 69 Raimund Hug, GeorgDonberger (1709-1768) und die Musikpflege im Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg 1, Kirchenmusikalische Studien 5, Sinzig, Studio Verlag, 2007, S. 30-34. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. Vier alte Partes in Pergamen eingebunden darinnen dß alt Homo quidam stehet. Fünf Partes darinnen Fünf Muteten de Natiuitate Christi. Mehrprimus et secundus Tomus in Roth Leder eingebunden, darinnen lauter muteten stehen, hat Jacobus Haindl Componiert. [1586-87, RISM A/I: H 1980-1981] [...] [fol. 72v] In des Cantors Zimmer. [...] Item so hat er vermüg des durch den Herrn Probstes vndter schreiben Inuentary beyhanden, Erstlichen, ain groß Cancionall in weiß Leder eingebunden, Darinen des Gauquier Messen. [1581, RISM A/I: G 577] [fol. 73r] Item ain alts Cancionall darinnen des Gauquier aine Meß stehet, Item der alte Thesaurus, darinn die Euangelia sein. [RISM B/I: 155410, 155510-12, 15568-9] Mehr Orlandische Teutsche Partes, darinn auch des Rengharts [Regnarts] gesang. Item Josquini Messen, Mehr Orlandische muteten in Roth Leder eingebunden, Item muteten Zu 5. 6. 8. Vocum In schwarz Leder eingebunden, Mehr Vier Partes darinnen muteten vnd das Paternoster Zum Ersten steet, in schwarz Leder eingebunden. Abbildung 1 Exlibris Georg Prenners in Werner Rolevinck, Fasciculus temporum, nicht vor 1495 (Stiftsbibliothek Herzogenburg, Signatur: Ink. 62, mit Genehmigung). Abbildung 2 Widmungsvorrede, Alard du Gaucquier, Magnificat octo tonorum, 1574 (Universitätsbibliothek Kassel, Landes- und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, Signatur: 4° Mus 57[3 k, mit Genehmigung). »PIETATE, ERUDITIONE ATQUE RERUM EXPERIENTIA VIR PRECLARUS«: SKLADATELJ IN KLERIK GEORG PRENNER - PYREN^US CARNIOLUS Povzetek Georg Prenner poleg Jacoba Handla - Gallusa brez dvoma sodi med najpomembnej še skladatelje 16. stoletja iz slovenskega etničnega prostora. Čeprav njegov skladateljski opus za Gallusovim zaostaja le po kvantiteti, ne pa tudi po kvaliteti, kljub dvema izdajama njegovih del doslej v slovenski in mednarodni muzikologiji zanj ni bilo opaziti večjega zanimanja. Pričujoča razprava, ki je razširjena različica predgovora k hkrati nastali izdaji Prennerjevih intabuliranih motetov v zbirki Monumenta artis musica Slovenia, se ukvarja z vprašanji izvora, glasbene izobrazbe, s funkcijami na habsburškem dvoru in v avstrijskih proštijah na Dunaju in v Herzogenburgu ter ne nazadnje s Prennerjevim glasbenim ustvarjanjem. Letnica skladateljevega rojstva ostaja neznana. Verjetno je, da se je Prenner rodil šele po letu 1530 in ne ob začetku 16. stoletja, kot se je domnevalo doslej. V letu 1551 je vpisan v matično knjigo dunajske univerze in hkrati je pričel v kapeli tedanjega nadvojvode Maksimiliana delovati kot borno plačan prepisovalec not. Arhivsko gradivo kljub pogosti nedorečenosti izpričuje Prennerjev hiter socialni vzpon na dvoru in v cerkveni hierarhiji. Zdi se, da ga pot profesionalnega glasbenika ni zanimala in se je s skladanjem ukvarjal zgolj ob številnih drugih obveznostih. Kvaliteta in tehnična raznolikost njegovih skladb ob tem toliko bolj presenečata. Obširna dokumentacija iz let med 1578 in 1590, ko je Prenner vodil proštijo v Herzogenburgu, jasno kaže njegovo gorečno predanost cerkvi, vnemo za protireformacijske ideje ter njegovo izjemno izobraženost in izkušenost v diplomatskih zadevah. Razpravi je dodan izbor muzikalij iz popisa proštije, v katerem so med drugim navedene tudi doslej neznane, a žal izgubljene Prennerjeve skladbe. Pričakovati je, da bodo prihodnje raziskave privedle do natančnejših spoznanj in razkrile več podrobnosti o Prennerjevih dejavnostih in njegovi življenjski poti.