SCHUBS WURMBERG. O EIN BEITRAG ZUR HEIMATKUNDE GUSTAV BUDINSKY. C.RAZ, 1879. IN COMMrSSION BEI CAKI. VVOHLFAHttT IN OIIASS. > DZ. Schloss Würmberg. EIN BEITRAG ZUR HEIMATKUNDE GUSTAV BUDINSKY. ------GRAZ, 1879. VERLAG DER GUTSVERWALTUNG IN WURMBERG. IN COMMISSION BEI CARL WOHLFAHRT IN GRAZ. DER REINERTRAG IST FÜR DIE BEKLEIDUNG ARMER SCHULKINDER DER GEMEINDE WURMBERG BESTIMMT. Ü1UTCK VON JOII. JANOTTA, GKAZ, .TUNOFERNGASSlä 3. Unter den Baudenkmalen früherer Jahrhunderte, deren stattliehe Räume noch gegenwärtig Kunde geben von der kühnen und sicheren Baukunst jener Zeiten, nimmt unser Interesse besonders eine in der rebenreiehen Untersteiermark gelegene mächtige Burg durch ihre gute Erhaltung, ihre weitaussehauende, weit sichtbare Lage, wie auch durch ihre Geschichte in ganz hervorragender Weise in Anspruch. Es ist dies die hart am linken Ufer der Drau auf einem 350 Meter (1107 Fuss) hohen Ausläufer der windischen Büheln thronende mittelalterliche Veste Wurmberg. Aus meilenweitem Umkreise sichtbar, blickt die guterhaltene Burg stolz und kühn hernieder von wald- und rebenumgürteter felsgekrönter Höhe. Gegen die um 205 Meter tiefer liegende Drau steiler abfallend, reift an dieser — als der südlichen Seite — die edle Traube des „Pfaffenbergers", so genannt, weil angeblich die Minoriten in Pettau (nach Anderen der Orden der Templer) früher im Besitze dieser Rebenhiigel gewesen. Gegen Norden hängt Wurmberg in sanfter Abdachung mit einer Abzweigung der genann- 1* ten HiigeJkette der windischen Büheln (Hügel) zusammen. Der felsige Untergrund des erwähnten Berges selbst besteht aus sogenanntem Belvedere-Schotter, einem jüngsten Gebilde der Tertiär-Periode. Wurmberg liegt so ziemlich in der Mitte der beiden steierischen Hauptorte an der Drau: Marburg und Pettau, von ersterem etwa eine und eine halbe Meile, von letzterem eine Meile entfernt, und ist mit beiden Städten — zugleich wichtigen Eisenbahnstationen — durch gute Strassen verbunden. Sollte die angestrebte directe Bahnverbindung zwischen den erwähnten beiden Städten zu Stande kommen, so würde ein Stationsplatz wohl in unmittelbarer Nähe von Wurmberg errichtet werden müssen. Von Marburg führt der kürzeste Weg über Poberseh, Maria Stauden nach Obertäubling zur Seilüberfuhr, und vom andern linken Ufer der Drau weiter durch Untertäubling, Ziglenzen, an freundlichen, obstreichen Gehöften vorüber, durch St. Martin, und von da zum Berge und Schlosse Wurmberg hinan. * Wählen wir aber Pettau als Ausgangspunkt, so gelangen wir auf der ziemlich guten, meist neben dem Grajenabache fortlaufenden Strasse durch das, von den Pettauer Stadtbergen begrenzte Grajena- * Fussgehern ist auch clor länger*? aber schattigere Weg von Marburg bis zur genannten Ueberf'uhr längs der Drau über St. Peter zu empfehlen. Auch sei hier erwähnt, dass in den Gasthäusern des Peter Pesel in Wurmberg, des P. Amer in St. Martin, und des Johann Pesel in St. Barbara Küche und Getränke gelobt werden. thal an freundlichen Villen, Wohn- und Weingart-häusern vorüber, durch Kartschowina, Grajena, Grajenadorf und Grajenaberg bis zu dem, rechts auf sanfter Anhöhe still und malerisch oberhalb des Fahrweges gelegenen Friedbofe. — Diesem links gegenüber steht hart an der Strasse der herrschaftlich Wurmberg'sehe weitläufige Meierhof (für circa 70 Rinder und Pferde) und ein sehr geräumiger, im Jahre 1841 erbauter Weinkeller. An diesen beiden Wirtschaftsgebäuden vorüber führt der Weg zum Schlosse empor und wir gelangen, zuerst einen prächtigen Puchenhain durchschreitend, schon nach etwa 200 Schritten auf ein freies Plateau, woselbst sich rechts die Kirche St. Maria in Wurmberg und gegen Südwest die Gebäude des Pfarrhofes befinden. Schon im Jahre 1663 stand hier auf felsiger Höhe eine Marienkirche, welche als Filiale zu der nahen Pfarre St. Urban gehörte. Fromme Stiftungen Günthers von Herberstein (um 1673). sowie die von seiner Tochter Creseentia (1737) und von deren Gemale Ignaz Grafen von Attems (1749) hatten das Kirchen-Stiftungsvermögen bald zu einer Höhe gebracht, dass dadurch die Erhaltung eines selbständigen Pfarr-Vicariates angestrebt und ermöglicht werden konnte. Nach erlangter Ordinariats - Bestätigung vom 21. April 1768 wurde die, seit 1742 geöffnete Haus-Schlosscapelle für den Gottesdienst gesperrt und die Schlossbewohnerschaft mit ihren religiösen Bedürfnissen an das neue Vicariat gewiesen. Die gegenwärtige Kirche, in den Jahren I773—1776 unter Ferdinand Maria Grafen v. Attems und dessen Gattin Maria Anna, gebornen Freiin Gall von Gallenstein, im Spät - Renaissance - Style erbaut, ist einschiffig und macht einen durchaus freundlichen Eindruck. Doch noch bevor wir näher zu letzterer selbst treten, fesseln uns an der Aussenmauer des ehemaligen Friedhofes mehrere Grab- und Denkmäler. Zur Rechten des Einganges erblicken wir zunächst die marmorne Reliefbüste eines Römers in Medaillonform und daneben eine gelbweisse Marmorplatte mit dem Wappen der Wechsler und der Inschrift: „Hier liegt begraben die wohlgeborne Frau Anna Catharina Wechslerin Freyhin geborne Haslingerin, welche gestorben ist den 24. Juli anno 1629. Welcher Gott Genade" Auf der anderen Seite des erwähnten Einganges links ist eine schwarze Grabsteintafel angebracht, gleichfalls mit dem Wappen der Wechsler und einer leider nicht mehr zu entziffernden Inschrift , kaum dass man noch die Buchstaben „. . . . welcher gestorben den 13. December" erkennen kann. An der Aussenseite der Kirche fallen vor Allem auf die zwei unmittelbar zur Rechten und Linken des Portales befindlichen Grabmonumente von schönem gelbweissem Marmor, jedes mehr als zwei Meter hoch und über einen Meter breit, je einen vollkommen geharnischten aufrecht stehenden Ritter mit fliegendem Banner in der Hand en relief vorstellend. Das Grabmal zur Rech- ten hat keine Inschrift. lässt jedoch nach dem Wappen auf Schild und Fahne (ein Storch) auf das Geschlecht der „Regal" oder der „Holleneck" schliessen, welche mit Besitzern von Wurmberg verschwägert waren. Der zweite Grabstein links enthält die Inschrift: ,.H. M. Hier liegt begraben der edle gestreng herr hans avgvst von Sigersdorf zv gross Winkhlern welcher den ainleften Tag Apprilis nach Christi vnsers Seligmachers Gebvrt des ain tavsend fvnfhvndert siebenvnd achtzigsten jar vmb ainlef vhr des tags in christlicher erkand vnd bekheudnvs gotselig verschieden dem Got genad vnd ain froliche vrstend verleichen wele amen. 1589." Auch die Freiherrn von Siegersdorf waren mit dem Geschlechte der Galler, sowie mit dem von Herberstein, Besitzern von Wurmberg, verschwägert. An der nördlichen Seite der Kirche befindet sich ein schönes Monument von grauem Schiefer mit der leider kaum mehr leserlichen und wohl bald der gänzlichen Verwitterung anheimfallenden Inschrift: „Dieses Epitaphium hat lassen machen sein in Gott ruhenden Herrn Vätern Herrn Herrn Hannsen Wechsler Freyherrn auf Wurmberg Rom. Kay. May. Hofkriegsrath und bestellten Obristen Sein Sohn georg Seyfriedt Wechsler Freyherr zue ymerweerenden ewigen Gedächtnuss." Darüber das geharnischte Ebenbild des Ritters mit offenem Visir, auf einem Löwen stehend, in der Rechten einen Stab, die Linke in die Seite gestützt. , ^ Ausser den genannten Denkmälern sind weiter zwei fast ganz gleich gehaltene, kleinere gute Reliefs an der nördlichen und südlichen Aussen-mauer der Kirche angebracht: Je ein ruhender Engel sammt Todtenkopf, Sanduhr und den Inschriften: „Saug sind die Todten die in dem Herrn schlafen A. P. C : 10 : 14 -p' auf dem einen, und „Vigilate et horate quia nescitis diem ne(que) horam -f-" auf dem zweiten Steine. Ferner an der nördlichen Langseite der Kirchenschiffmauer ein Grabstein mit der Inschrift: „15 ( 91 (?) Z. G. — M. H. Hie endtschlaff ich Christopherus ........ in dem herren ich erwardt der Auferstehung bis das mier Gott das ewige Leben werdt bescheren Actum Wurmberg." An der südlichen Seite endlich ein Grabmai en relief mit einem Kreuze zwischen einem knieenden Manne und dem Wappen (worauf eine Marke) und mit der Inschrift: „Hie ligt begraben des ernvesten fvrnemen georgen Wellenrainers Saligen vnd Vrsvlae seiner ehelichen havsfraven son, mit namen georg der gestorben ist den 23 Tag septembris anno 1586 seines alters im 15 Jahr Gott der Herr verleihe ime vnd vns allen ain freliche avferstevn(g) amen. Sola spes mea Christvs. —" Treten wir nun durch den Haupteingang (über welchem das Attems'sche und das Gall von Gallen-stein'sche Wappen, nebst der Jahreszahl 1776) in das Innere der, im Jahre 1873 renovirten Kirche selbst. Ks ist im Ganzen einfach aber gefällig und zeichnet sich durch sorgfältige Reinlichkeit aus. Ein Hochaltar von schönem .Marmor aus Udine mit einer gut gearbeiteten steinernen Marienstatue, zwei Seitenaltäre (St. Joseph und Kreuzerhöhung in Holz-BCulptur) bilden nebst der Kanzel den Hauptschmuck. Hinter dem Hochaltäre befindet sich eine Copie der Madonna aus der früheren hier gestandenen Marienkirche. Links neben der Eingangsthür unter dem Chore überrascht ein in die Wand gesetztes Basrelief von weissem Marmor mit trefflich gearbeiteter Darstellung der Auferstehung des Herrn. In den unteren beiden Ecken sind die Wappen der Stubenberge und Wechsler und darüber auf grauem Schieferstein die Inschrift angebracht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben. Job. II.-' Die unter diesem Bibelverse angebrachte Aufschrift ist leider nicht mehr zu erkennen. Ein marmorner Deckel im Presbyterium, geschmückt mit dem Stubenberg'sehen Wappen, schliesst die Gruft und ist mit der Jahreszahl 1774 versehen. Die Orgel dieser Kirche mit 10 Registern soll im Jahre 1836 zu Kleinsonntag gekauft worden sein. Endlich befinden sich auf dem Kirchthurme drei Glocken, deren grösste mit schönen, schalt' ausgegossenen Ornamenten die Inschrift trägt: — Opus Antonii Samassa Nr. 1717—1864. Auf den zwei kleineren Glocken dagegen liest man: . . . . „Me fudit (Jilleae J810,( und sind selbe muthmasslich von Steinmetz in Cilli. Die Kirche ist von Osten nach Westen 37 Schritte lang, das Schiff 161/,, das Presbyterium 10 Schritte breit. Die frühere Marien-Kapelle soll sich zwischen der neuen Kirche und dem jetzigen Pfarrhofe, und unterhalb derselben die ältere Gruft befunden haben. Bei Gelegenheit der Aufhebung der letzteren wurde das Metall der kupfernen Särge zum Gusse der neuen Kirchenglocken verwendet. Zur gegenwärtigen Kirche, welche unter dem Patronate des Stadtpfarrers in Pettau steht und zur Dechantei daselbst gehört, sind nunmehr circa 1600 Seelen eingepfarrt, welche in nachfolgenden Gemeinden leben : Grajenaberg, Kartschowina. Gorila und in einem Theile der Gemeinde Hirschdorf, so dass die Entferntesten Vj2 Stunde weit von der Kirche wohnen. Hinter der letztgenannten, im vormaligen Friedhofe, erhebt sich ein felsiger Hügel, der Kanonenberg genannt, weil dort früher eine Kanone gestanden haben soll, welche bei einer der Kirchenfestlichkeiten über den Berg hinabroJJte und seit dieser Zeit im Schlosse aufgestellt ist. Am grossen Frauentage (Mariae Himmelfahrt, 15. August) und am Tage Mariae Geburt (8. September) herrscht hier meist ein sehr bunt bewegtes Leben, und das fromme Volk der Wenden pilgert schaarenweise zur Marienkirche in Wurmberg, Da.s gegenwärtige Pfarrhofgebäude gehörte früher zum Schlosse, bildete angeblich unter Anderem die Wohnung des Burgwächters, und wurde im Jahre 1768 für die Wohnung des Pfarrers und die — seit neuester Zeit zweiklassige — Volksschule adaptirt. Am Thorbogen dieses Gebäudes, muthmasslich dem früheren ersten Eingang zur Burg selbst, sieht man noch das Wappen der Pettauer mit der aufgerichteten Schlange. Den Eingang schützte eine Kanone, dieselbe, welche später auf dem daneben befindlichen Hügel und später im Schlosse aufgestellt wurde. Zu diesem Thore führte der noch gangbare ältere Aufstieg zum Schlosse und von hier angeblich ein bedeckter Gang zu dem gegenwärtigen Schlossthore. Zu letzterem selbst unsere Sehritte lenkend, wählen wir, zwischen dem Getreideschüttboden (zugleich Binderei, Schmiede, Zeugkaminer, Eisgrube u. s. w.) und dem Gemüse- und Ziergarten fortschreitend, entweder den über 70 Stufen führenden Weg, oder die schattigere Fahrstrasse links. Nach einigen 100 Schritten schon stehen wir vor dem, von gewaltigen Nussbäumen beschatteten einfachen Eingangsthore der mittelalterlichen Veste, bis zu welcher man vom Meiereigebäude am Fusse des Berges angefangen, im Ganzen 199 Stufen zählt. Zur Linken schützt den Eingang ein starker, mit 2 Kanonen und 2 Feldschlangen armirter Vorbau, hochinteressanten ältesten Geschützen der Steiermark aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, welche angeblich beim Fr-iedensfeste im Jahre 1814 das letzte Mal erdröhnten. Durch dieses nördliche Thor gelangen wir zunächst in einen ziemlich geräumigen gepflasterten Vorhof, östlich durch eine halbrunde mit Schiessscharten versehene Mauer begrenzt, südwestlich und nördlich von Nebengebäuden umgeben; in der Mitte aber befindet sich der grosse circa 90 Meter tiefe Brunnen, aus welchem das Wasser durch ein Tretrad von mehreren Metern im Durchmesser heraufgeschafft wird. Ein in der Mitte der Brunnenwandung als Stütze angebrachter Mauerbogen gab zur Sage Anlass, dass von hier aus ein unterirdischer Gang nach dem etwa 3 Stunden entfernten Schlosse Kranichsfeld geführt habe, welcher insbesondere zur Zeit der Tattenbaeh'sehcn Umtriebe in den Jahren 1G07—1670 bei den Zusammenkünften mit den ungarischen Verschwörern benützt woi'den sei. Ueber eine bequeme neuere Treppe von 39 Stufen steigen wir in das obere Stockwerk des Vorbaues, woselbst die genannten 5 Geschütze untergebracht sind. Das Schutzdach der früher hier befindlichen Sturmglocke besteht noch. Von hier führt westlich eine Thüre zur Wohnung des Revierförsters, unterhalb welcher sich mehrere ehemalige GePängniss-Bäumlichkeiten befinden. Nördlich aber treten wir durch einen düstern Eingang in das altersgraue ernste eigentliche Schlossgebäude und gelangen zunächst in den zweiten, von Aikadcn umgebenen und mit dem Wappen der Grafen von Attems. Lamberg (über der jetzigen Woh- nnng des Gutsverwalters), dann jenem der Stubenberg geschmückten Sehlosshof, in welchem sich gleichfalls eine Cisterne befindet. Die steinerne Stufe zu diesem Brunnen enthält ein leider schon arg beschädigtes Eelief mit 6 männlichen Figuren in derbnaiver Ausführung. Das Schlossgebäude bildet ein Rechteck von zwei unregelmässigen Stockwerken, das in seiner Bauart deutlich Spuren älterer und neuerer Zeit erkennen lässt. Der grosse gedeckte Wartthurm im Süden, sowie der nördliche Theil dürfte von den Herren von Stubenberg etwa im 15. Jahrhunderte, der südwestliche Trakt aber erst gegen Mitte oder Ende des 17. Jahrhunderts erbaut worden sein. Das Schloss enthält 49 bewohnbare Zimmer mit 101 Fenstern ausser den bezüglichen kleineren Nebenlokalitäten. Die ebenerdigen Räumlichkeiten sind für die Kanzlei und Wohnung des (iutsverwalters und für Wirthschaftszwecke, die 22 Zimmer des ersten Stockwerkes aber für die Familie des Schlossherrn bestimmt. Letztere enthalten unter Anderem im Speisesalon (Nr. 5) schöne Renaissance-Möbeln, ausgestopfte Thiere, trefflich gearbeitete Thonkrüge etc., im kleinen rothtapezirten Salon (Nr. 6) interessante Porträts, darunter ein Freiherr von Wolkenstein und Rottenegg mit der Jahreszahl 1616 und dem Familienwappen; eine „Maria Laimaulin ("?), Freifrau, geborene Gräfin Wolckenstain und Rodtnegg" in sehlichtbürgerlicher Tracht, mit der Jahreszahl 1638, wahrscheinlich die Gemahlin des 166? gestorbenen Georg Günther von Herberstein; ferner eine bron-zirte Gypsbüste des weiland Landeshauptmannes in Steiermark, Grafen Ignaz v. Attems, dann gleichfalls schöne Renaissance-Möbeln, Spiegel in geschnitzten Rahmen von besonders guter Arbeit u. s. w. Im nächsten Zimmer (Nr. 7) belinden sich meist Stilllebenbilder, Thierstücke etc., darunter die Abbildung eines 1643 in Wurmberg gefangenen, 86 Pfund schweren Bibers, nebst drei Copien der zwölf Lieblingspferde eines Herbersteiners. Das Thurmzimmer enthält moderne geschnitzte Möbeln, Porzellangeschirre aus dem 17. Jahrhunderte, 8 ovale Bildnisse von Familiengliedern früherer Besitzer von Wurmberg und schöne Venezianer-Spiegel nebst Leuchtern. Von diesem Zimmer führt eine Thüre auf den Balkon. Die Zimmer Nr. 1 bis 14 bilden die Schlafgemächer für die Familie des gegenwärtigen Besitzers, sowie die Fremden- und Dienerschafts-Zimmer. Im Schlafzimmer (Nr. 4) des Besitzers selbst fallen wieder 2 Porträts auf, von denen das eine mit Graf Carl zu Wolkenstein 1641 bezeichnet ist. In diesem Stockwerke befindet sich auch die gothisch gemalte Schlosskapelle, deren schon früher Erwähnung geschah. Sie enthält nichts Bemer-kenswerthes und macht mehr den Eindruck eines für den Gottesdienst hergerichteten Zimmers. Ueber eine mit 13 lebensgrossen — die vier Welttheile versinnlichenden — Figuren geschmück- ten Gang gelangt man in das zweite Stockwerk, in dessen Räumlichkeiten (14 Zimmern) das Interesse des Geschichtsfreundes vorzüglich jene Bilder erregen dürften, welche im 17. Jahrhunderte wahrscheinlich durch einen Herberstein gesammelt worden sein dürften. Wir lesen darunter nach den betreffenden Signaturen (und zwar im Zimmer Nr. 25 und 26) „Michael Apaffi, Fürst von Siebenbürgen 1660, Cableli Mustapha Pascia di Aleppo, Achmed Gross-herr der Türkei, Hassan Pascia Vezier von Ofen, Alesio Covanski, General der Moskowiter, Achmed Chiray, Tataren - General, Sohn des Gross - Chan, Sapietta, General der Wallachen, Sefer Haziz Aga, Gross-Vezier der Tataren, Jennisgenco, General eines Corps des Kosakenheeres", und Andere. In den nächsten Zimmern (Nr. 27 und 28) ineist Trachtenbilder; im letzteren Zimmer Gruppen und Köpfe von Frauen des Serails, ferner Pan mit Bacchantinnen, Gemälde mit Scenen aus der Bibel, dann ein Bild zweier in Streit gerathener Ritter (angeblich die Besitzer von Wurmberg und Gutenhaag, welche den Zwist über den Besitz einer Waldparzelle in ziemlich derber Weise auszutragen scheinen). Ein zweites besseres Bild mit der gleichen Darstellung befindet sich in dem, nur eine Meile von Wurmberg entfernten Schlosse Gutenhaag. In den übrigen Zimmern sehen wir zum Theile grössere Bilder mit allegorischen Darstellungen; (Nr. 33) das Arbeitszimmer eines früheren Eigen-thümers (mit Hobelbank, Riesenzirkel etc.) Nr. 29 aber enthält das vielgenannte überlebensgrosse Bild eines Herbersteiners in türkischer Tracht zwischen einem Janitscharen und einem Peik (einem der Leibwachen des Sultans), gegenüber von Ersterem ein weibliches Porträt, angeblich des Erstgenannten Gemahlin. In den bisherigen Notizen und Aufsätzen über Wurmberg wurde (wie von Gabriel Seidl, Ferdinand Eaisp und Anderen) stets angenommen, dass das fragliche Bild Sigmund von Herberstein vorstelle, jenen berühmten Rath dreier Kaiser, grossen Staatsmann, Gelehrten und Beisenden, welcher von 1486 bis 1566 gelebt, und es wird in den bezüglichen Schriften fast durchgehends beigefügt, dass derselbe angeblich auf einem Spaziergange von den Bauern, welche ihn seiner Tracht wegen für einen Türken hielten, erschlagen worden sei. Sigmund von Herberstein endigte sein ruhmvolles Leben bekanntlich zu Wien am 28. März 1566 im 80. Jahre seines Alters und liegt in der Pfarrkirche zu St. Michael begraben. * Hammer sagt in seinem Werke „Die Gallerin auf der Bieggersburg" ausdrücklich, dass nicht Sigmund, sondern ein Johann (Friedrich ?) von Herberstein es gewesen, welcher die früher erwähnten orientalischen Trachtenbilder und Porträts gesammelt und nach Wurmberg gebracht habe. Nach demselben stellt das mehrerwähnte Porträt nicht Sigmund, sondern diesen Johann von * Wissgrill: Bd. IV, S. 253. Krones: Sigmund von Herberstein, Mitth. d. bist. V. 1871, S. 26. Kumar, Geschichte der Burg und Familie Herberstein. III. S. 44. Herberstein vor, welcher 1006 als Gesandter die Bestätigungsurkunde des Sitvatoroker Friedens aus Konstantinopel geholt. Dieser liebte es, mit seinen Leuten als Türken sich zu verkleiden, und soll, als er einst bewaffnet aus dem Schlosse geeilt, um einen Streit, der sich zwischen den Bauern von Wurmberg und denen eines benachbarten Dorfes entsponnen hatte, ein Ende zu machen, von den erzürnten Bauern in der Meinung, dass die Gegner sogar Türken zu Hilfe gerufen, erschlagen worden sein. * Uebrigens ist es wohl nicht unmöglich, dass einige der fraglichen Trachtenbilder mit der 1591 von der Erzherzogin Marie veranstalteten Hochzeitsfeierlichkeit in Verbindung zu bringen seien, rücksichtlich welcher Kumar in dem bereits erwähnten Werke (III S. 75) mittheilt, dass Johann Friedrich von Herberstein bei einem Ringelrennen sich durch glänzenden Aufzug ausgezeichnet und mit noch sechs anderen Rittern in ägyptischem Costihne erschienen sei. Worüber der Augenzeuge Bonstingl schreibt: „Haidnische Bund trugen sie all ohn ain, der trug ain braits Baret. Ir Klaid was Saiden, mich verstet, Türkische Säbel so vergüld, Rote Ernestine!, grosse Schild." Für die Richtigkeit der Annahme, dass der Sammler der betreffenden Trachtenbilder nicht jener Sigmund von Herberstein gewesen, spricht auch ihn- Umstand, dass die wenigen Jahreszahlen, welche auf einzelnen dieser Gemälde entziffert werden können, aus dem 17. Jahrhundert datiren, mehrerwähnter Sigmund aber 1566 schon gestorben war. * In Kumar's Geschichte der Familie Herberstein geschieht jedoch hievon auffälliger Weise keine Erwähnung. Auch hiess jener Gesandte bei der Pforte nicht Johann, sondern Adam von Herberstein, von der österr. Linie. (Ihvof: Die Einfälle der üsmanen in Steiermark. Mitth. d. bist. V. f. Strmk. XIX S. 147, und Kumar III S. 115.) Von dem mehrgenannten Bilde dieses Herbersteiners befindet sich auch eine Copie in Gutenhaag, welches Schloss damals ebenfalls der erwähnten Familie gehörte. Endlich sei nunmehr auch des jetzt Interessantesten dieses Schlosses, der unvergleichlich schönen Rundschau, Erwähnung gethan. Hier bietet sich Naturfreunden ein Genuss, wie er in Steiermark von einem zweiten Schlosse, die Riegersburg nicht ausgenommen, sich selten wiederholen dürfte, und mit Rücksicht auf die so geringe Höhe kaum lohnender gedacht werden kann. Zwar sind es nicht die kühnen Schroffen, nicht bizarr geformte Felskolosse und riesige Eisfelder, welche in unmittelbarer Nähe die erhabenen Wunder der Alpen- und Gletscherwelt uns künden, und dennoch ist auch diese Rundschau von unsagbarem, grossem Reize. Hier ist der Horizont ein fast unbegrenzter, und fessellos schweift das trunkene Auge in weite Fernen. Ganz fehlen übrigens auch dieser Rundschau die Alpen nicht, da dieselben, wenigstens theilweise, den äussersten Rahmen des grossartigen Bergamphitheaters bilden. So im Norden, wo hinter dem Schöckel bei Graz rechts der Hochlantsch, die Teich- und Fensteralpe, links das Rennfeld, die Hochschwabkette, die Stub- und Koralpe und der Remschnig den bezauberten Blicken sich zeigen. Im Westen und Süden begrenzen den fernen Hintergrund die Opplotnitzer- und Weitensteiner-Alpen, die vielgestaltigen Linien des Bacher-Gebirges, die Gonobitzer, Tüfferer, Süssenheimer Ge- birgskuppen bis zum waldigen Boe oder Wotseh und dem Donatiberge, der an der croatischen Grenze hinlaufende Matzel mit seinen tiefdunklen Forsten, und vor diesen die bekannten ausgedehnten Weinberge der Kollos (oder Kolles) und des Sauritseher Gebirges. Gegen Osten erblickt man die ferne Ebene von Croatien — in deren Mitte die Stadt Waras-din — dann die vielgenannten Grosssonntager und Lutten berger Rebenhügel. Innerhalb dieses reichen Rahmens schieben sich terrassen- und eoulissenförmig vor die höheren Berge in schönen Contouren, gegen Norden und Süden die Hügelketten der Sausaler Weingebirge, die Höhen von Wildon. Heiligen - Geist (Leutschach), Heiligen - Kreuz und St. Kunigund am Posruck, das vielbesuchte St. Urban bei Marburg. St. Michael, St. Leonhard, Heiligen-Kreuz (oberhalb Schleinitz), St. Martin am Bachern und viele Andere. Oestlich die zahllosen zum Theile waldumkränzten Rebenhügel und Höhen von St. Andreae, und St. Anton, die reichgesegneten Weinberge von Kapellen bei Radkersburg, Jerusalem bis St. Thomas und St. Leonhard. Sehr malerisch hebt sich endlich in den westlichen Niederungen des Bachern der reiche Kranz schöner Weingärten von dem dunkelgrünen Hintergrunde ab, die Anhöhen des Pickerer und Lembacher Gebirges, obenan die mustergütigen Weinberge des Grafen von Meran. mehr südwestlich die Rossweiner, Kötscher, die Radiseiler und Ritters-berger Rebenhügel, sowie nordwestlieh die Zell-nitzer und Gamser Weinberge. Was der so überaus schönen Landschaft den höchsten, vor Fernsichten anderer höherer Punkte so ganz charakteristischen Reiz verleiht, liegt vor Allem darin, dass die meisten dieser Höhen mit Schlössern, zahllosen Kirchen, Kapellen und Wein-garthäusern geschmückt sind. Der Wende liebt es, selbst seine Wohnungen, anstatt in der Tiefe und Ebene, auf luftiger Höhe zu erbauen, und diese reiche Abwechselung von Ortschaften, Kirchen, Schlössern und Gehöften auf den freundlichen Höhen und Bergen hält das trunkene Auge in fortwährender Spannung. Ausser vier Städten, Marburg und Pettau, Warasdin und Friedau, sieht man von hier 83 Kirchen und 21 Schlösser. Es seien hievon nur erwähnt: Lembach, St. Joseph, die reizend gelegenen Schlösser Rothwein, Windenau und Schleinitz in der Nähe von Marburg, die Eisenbahnstationen Feistritz, Pragerhof, die Schlösser Kranichsfeld, Pulsgau, Ebensfeld, Thurnisch, Meretinzen, das malerisch gelegene Ankenstein und zwischen letzteren beiden die Orte Kötsch, St. Nikolai, Kerschbach, St. Lorenzen, St. Johann im Draufelde, die schöne gothische Kirche M. Neustift, dann St. Martin bei Haidin, St. Rochus (östlich von Pettau), und nördlich, in unmittelbarer Nähe von Wurmberg, St, Barbara. Dazu endlich der Ueberblick über fast das ganze weite Pettauer Feld, die grösste Ebene der Steiermark, die wie ein reich angelegter riesiger Park vor uns ausgebreitet liegt, bewässert von der uferbekränzten Drau, welche, einem breiten grossen Silberbande gleich, von Nordwest nach Südost in viel geschwungenen Linien diese mit der üppigsten Fülle der Vegetation gesegneten Fluren durch- strömt. Alles in Allem eint diese Rundschau sich zu einem Gesammtbilde, dessen überwältigender Eindruck bei jedem der Beschauer gewiss ein nachhaltiger, bei Vielen ein unvergesslicher bleiben dürfte. Die schöne Lage von Wurmberg hat denn auch heimische und fremde Künstler wiederholt zur Aufnahme des Schlosses angeregt. So finden wir dasselbe (ausser dem, von A. Trost gestochenen Bilde in Vischers Schlösserbuche) in die Suite der von der bestandenen lithographischen Anstalt des Jos. Kaiser herausgegebenen Sammlung der Städte, Märkte und Schlösser Steiermarks, und in die Sammlung der bei A. Leykam's Erben erschienenen „Ansichten aus der Steiermark" aufgenommen. Ferner erscheint dasselbe in den Wanderungen durch Tirol und Steiermark von Gabriel Seidl, gezeichnet von L. Mayer, gestochen von A. H. Payne's Anstalt; in „Einst und Jetzt" von dem heimischen Maler Karl Reichert (1864), von welchem der gegenwärtige Besitzer des Schlosses auch ein gutes Oelgemälde von Wurmberg besitzt. Doch kehren wir nun zur Besichtigung des Schlosses zurück. Wenn es auch nicht gestattet ist, in die Rüstkammer einzutreten (Erker nebst Vorzimmer), in welcher sich mehrere Kanonen und Feldschlangen, Harnische, verschiedene zum Theil schön gearbeitete Helme und Hauben, dann reiche türkische Waffen, eine schöne vollständige Rüstung und Fol- terwerkzeuge, sowie einige Wäffen aus den Bauernkriegen befinden, so verdienen doch auch die gewölbten Kellerräume von mächtigster Ausdehnung immerhin noch unsere Aufmerksamkeit. Ausser diesen Räumlichkeiten erfüllen uns auch die mannigfachen, gegenwärtig meist landwirth-schaftlichen Zwecken gewidmeten, ehemaligen Burg-Verliesso mit ernstem Schauer. Wie viele Opfer mögen bei der bekannten raschen und gewaltthäti-gen Procedur der Justiz früherer Jahrhunderte hier geschmachtet haben, mögen hier „vom Leben zum Tode gebracht" worden sein? , Die Herrschaft Wurmberg war selbstverständlich gleichfalls mit dem peinlichen Gerichte, wie es in den betreffenden Urkunden, beispielsweise in jener vom 23. Jänner 1631 heisst: mit dem „ITalss- Vnd Bluttgei'ichte, Stockh vnd Galgen, Schrän und Dingstett", belehnt. Ein solcher Ort des Schreckens befindet sich an der Südwestseite des Schlosses unter dem Wart-thurme und wurden angeblich die Unglücklichen gleich nach erfolgtem Urtheile, aus dem oberhalb dieses Verliesses befindlichen Zimmer durch eine daselbst angebrachte Fallthüre „in ewige Nacht getaucht". Der jetzige südliche Zugang rührt erst aus späterer Zeit. — Wie wir nach Vischer's Schlösserbuche vom Jahre 1681 schliessen können, hat sich das Aeussere der Veste in den letzten zwei Jahrhunderten nicht sonderlich verändert. Im Vordergrunde den Draufluss, erblicken wir die von der Südseite aufgenommene mittelalterliche Burg mit ihren crenelirten und von gedeckten Thür- men flankirten Mauern und ihren 2 Stockwerken fast wie im heutigen Zustande, und wir würden die Aehnlichkeit mit einer Aufnahme der neuesten Zeit noch auffälliger finden, wenn, wohl aus Mangel einer richtigen Perspective, die Burg nicht zu eng und hoch, und die Berge und Hügel, insbesondere jene des Hintergrundes, nicht so ganz auffällig steil abfallend gezeichnet wären. Auf drei isolirten Vorsprüngen sehen wir die Kirche und links und rechts von dieser zwei Gebäude, von denen das eine der nunmehr zum Pfarrhofe umgestaltete Wartthurm, das andere zur Rechten ein Wirth-schaftsgebäude zu sein scheint, muthmasslich der auch gegenwärtig am „ Pfaffen berger Weingarten" stehende grosse Keller. Letzterer, welcher, wie der gleichfalls bereits erwähnte, links vom Maierhofe an der nördlichen Seite des Berges gelegene, zweite Keller zur Aufnahme der vielgerühmten „Windischbühler" Weine bestimmt ist, enthält 2 Weinpressen, deren jede es ermöglicht, 15 Startin Most auf einmal zu gewinnen. Die Herrschaft Wurmberg hatte bis zum Jahre 1850 ausser der civilgerichtlichen Jurisdiction über die Unterthanen der Herrschaft, auch ein Land-(Criminal-) Gericht und einen politischen Bezirk über 18 Gemeinden (nach Ferd. Raisp, Pettau und Umgebungen, 1858), wovon dermalen die Gemeinden Grajenaberg, Kartschowina und Wümbach im Pettauer, Sauerdorf, Ober- und Unter - Täubling, Ziglenzen und St. Martin im Marburger, endlich Ober- und Unter-Würz, Wintersbach, Schikanzen, Tschermlenscheg, Selzaberg, Ragosnitz, Strasche, Sauerberg, Nardwischeg im St. Leonharder Bezirke liegen. Nacli J. C. Kilidermann (1798) erstreckte sich diese Gerichtsbarkeit über 12, nach K. Schmutz (1823) über 15 Gemeinden. Schloss Wurmberg liegt unter dem 46° 29' nördlicher Breite und 33° 28' östlicher Länge. Gegen Norden durch die fernen hohen obersteierischen Alpen geschützt, gegen Süden den milden Luftströmungen offen und zugänglich, hat es eine sehr begünstigte klimatische Lage und erinnert, wie die Umgebung überhaupt, schon an die Nähe des italischen Himmels. Hier weicht in meilenweiter Ferne das Nadelholz der Laubwaldung und es herrschen hier Buchen, Linden, Birken, Eichen, essbare Kastanien u. s. w. vor. * Es gehören gegenwärtig zur Herrschaft Wurmberg circa 1150 Hektar (2000 Joch) Grundstücke, hievon 46 Hektar (80 Joch) Weingärten. Die schönen Laubwälder, die weithin ausgedehnten, mit Gebüsch besetzten Auen und Ufer der Drau (in welch' letzterer auch Gold gewaschen wurde) bieten dem allerdings nicht mehr zahlreichen Wilde und Vögeln willkommenen Aufenthalt und werden hier namentlich Rehe, Füchse, Hasen, dann Rebhühner, Wildenten, Wachteln etc. getroffen. * Auch die Feige gedeiht hier schon im Freien und es mag als Curiosum noch beigefügt werden, dass sich in dem an der südwestlichen Seite des Schlosses gelegenen Garten des Gutsverwalters ein Feigenbaum befindet, welcher wiederholt 4mal, darunter 2mal reife, Früchte trug. Geschichtliche Notizen. Dunkel und sagenhaft ist, wie bei so vielen mittelalterlichen Burgen unseres Heimatlandes, auch die Geschichte dieser Veste. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass schon zur Zeit der ersten römischen Kaiser, unter welchen das wichtige Poetovium zu so hoher Blüthe und Ausdehung gelangte, dem praktischen Blicke der Römer gewiss auch der, die Gegend ringsum beherrschende jetzige Wurmberg für irgend eine Niederlassung. Villa oder der gleichen uicht entgangen sein wird. Anhaltspunkte hiefür jedoch konnten nicht eruirt werden, wenn man nicht etwa die Auffindung des bereits erwähnten, gegenwärtig an der Kirchhofmauer angebrachten römischen Reliefsteines, oder den Umstand gelten lassen will, dass man im Jahre 1814 bei dem Wiederaufbaue der eingefallenen nordöstlichen Skarp-mauern mehrere Klafter tief auf sehr alte, ausserordentlich feste Mauerreste stiess, uud bei dieser Gelegenheit auch einige römische Münzen fand. Erwähnenswerth zunächst dürfte die Schenkungsurkunde des K. Arnulf, des Karolingers (ddto. 20. November 890 n. Chr., Mattighofen) sein, * * Zahn's Urkunden buch, Nr. 9. nach welcher das Salzburger Hochstift in den ungeteilten Besitz von Pettau und des oberen Pet-tauer Feldes gelangte, da zu dieser Bestätigung, respective Schenkung, gewiss auch das Territorium des heutigen Wurmberges gehörte, dessen ältester Name nach Muchar „Apud Würben" gewesen. Als Erbauer und ersten Burgherrn von Wurmberg selbst aber, oder wie es in den ältesten Urkunden heisst, von Woermberch, Woermbeh, Wurmberig. Wurmberich, Woerenberch, nennt die Wurm borg - Sage einen steierischen Edelmann, Namens Popo, welcher bereits zu Ende des 11. Jahrhunderts bei Pettau ansässig war, und der, ein kühner und mannhafter Beeke, einen im Walde des jetzigen Wurmberges hausenden Lindwurm (Drachen), welcher den Landleuten Jahre lang vielen Schaden zugefügt hatte, mit einem Feuerbrande bewaffnet, glücklich erlegt, und die auf dem Scheitel des gedachten Berges mit Anfang des 12. Jahrhunderts von ihm erbaute Burg, zur Erinnerung an sein glückliches Abenteuer, Wurmberg genannt habe. Und iri Wurmbrand's „Collectaneis genealogico-historicis" lesen wir, dass ein Otthmar (?) von Wurmberg (Dynasta de Wurmberg), einer der hervorragendsten Grossen der Steiermark, in seinem Wappen einen schwarzen Drachen in goldenem Grunde führte, als Symbol der Worte, Wurm und Berg, aus denen sein Name besteht, und dass dieses Othmar von Wurmberg bereits in einer Ad-monter Urkunde vom Jahre 1130 Erwähnung geschehe: „Ejus mentionem faciunt antiquae tabulae Monastery Admontensis de anno 1130". Nach Wurmbrand hatte übrigens gedachter Otthmar zwei Söhne Conrad und Leopold „Dynastas de Wurmberg"; letzterer, der jüngere der Beiden, zog, seine Heimat verlassend, um das Jahr 1150 in die damals zu Steiermark gehörige Püttner Mark, erbaute sich in der Nähe von Krumbach eine Burg, deren Ruinen zu Lebzeiten des gelehrten Geschichtsschreibers seines Hauses noch zu sehen waren, änderte sein Wappen und nannte sich, zur alten Pamiliensage zunickkehrend, nunmehr Wurmbrand.* Nach Conrad, dieses Leopold älterem Bruder, und dessen Erben kam dann durch Heirat der Margarethe von Wurmberg diese Veste an das Geschlecht der Herren von Pettau. So der berühmte Genealog, insoweit er die ursprünglichen Besitzer des Bergschlosses Wurmberg behandelt. Wenn es auch keinem Zweifel unterliegt, dass der mehr genannte hochgestellte Gelehrte über die Geschichte seines Hauses gewiss am Besten sich zu informiren in der Lage gewesen sein wird, so ist es doch sehr auffällig und bleibt sehr zu beklagen, dass über die Existenz eines eigenen Geschlechtes „von Wurm berg" gar keine Urkunden vorliegen; selbst die von Wunnbrand und nach diesem von anderen Geschichtsforschern und Topographen **) citirte Urkunde des Stiftes Admont vom *Nach Hammer's „Die Gallerin auf der Ricggersburg" wählte, auf diese Tradition Bezug nehmend, ein Georg Graf von Wurmbrand, bei einer ritterlichen Festlichkeit daselbst, das Wappen derer von Wurmberg mit der Devise: „Ich beschwöre den Sturm und tödte den Wurm." **) J.Aquil. Caesar, Dr. Hönisch, llormayr, Schmutz etc. — 2S — Jahre 1130. in welcher ein Otthmar von Wurmberg als Siegler vorkommt, ist urkundlich leider nicht mehr nachweisbar. Ueberhaupt sind die historischen Behelfe, selbst für einen, gebotener Weise so skizzenhaften kurzen Abriss der Geschichte dieser Veste in ganz besonderer Weise Kicken- und mangelhaft. Unter einem der frülieren Guts-Verwalter sollen angeblich mehrere Waggon-Ladungen Acten und Papiere aus dem Wurmberger Archive als Makulatur verkauft worden sein. Urkundlich tritt diese Burg erst gegen die Mitte des 13. Jahrhundertes in die Geschichte, ein. So durch den Auswechselbrief vom 5. October 1246 dto. Leibnitz, nach welchem Hartnid I. von Pettau, Landeshauptmann in Steyer. all' sein Eigen in Longowe (Lungau) nebst der Kirche in Tems-wich (Tamsweg) u. s. f. an das Erzstift Salzburg überlässt, und dafür vom Erzbisehof Eberhard iL nebst einer Anweisung von 225 Silbermark auf Leibnitz und Pettau das Schloss Wurmberg zu Lehen erhielt. Die Vorfahren dieses Hartnid I. von Pettau. mit dem alten Kärntner Geschleehte der Hollen-burger gleicher Abstammung, sollen um das Jahr 1095 in die Gegend von Pettau gekommen sein, wo sie bald zu grossem Ansehen und Besitzthum gelangten und sich den Namen „von Pettau" beilegten. Letztere führten, wie die Hollenbürger, im Wappen die aufgerichtete schwarze Schlange in Gold. Nach einem auf das Schloss Wurmberg Bezugnehmenden Urkunden-Verzeichnisse müsste diese Veste übrigens noch vor den Pettauern Eigenthum der Herren von Stubehberg gewesen sein, weil nach Obigen ein Udalrich von Stubenberg schon im Jahre 1244 einem Herrn Schweikharten von Hollenburg Wurmberg um 130 Mark Pfennig versetzte; und Hübner nennt in seinen genealogischen Tabellen (III. T. 716) einen Udalrich, Sohn des Wülfing IL, welcher im Jahre 1237 von Kaiser Friedrich II. die Reichsacht wider Friedrich den Streitbaren, den letzten Babenberger, zu vollstrecken befehligt war, den Stifter der 1699 ausgestorbenen Linie in Wur mberg. *) Wenn es sich urkundlich erhärten liesse, dass unsere Teste im Jahre 1244 wirklich an die Hollenburger versetzt wurde, so wäre es ja möglich, dass nach dem Ableben dieses Swiker oder Schweikhart von Hohenburg, welcher nach Weiss' „Der Adel Kärnthens" im Jahre 1245, als der Letzte seines Stammes, gestorben ist, die stammverwandten Pettauer in deren Rechte getreten und hiernach im Jahre 1246 die erwähnte Belehnung erfolgte. Nach dem kinderlosen Ableben dieses ersten Hartnid, kam Wurmberg an dessen Neffen Friedrich III. von Pettau, gleichfalls Landeshauptmann in Steyer, welcher bald eine wichtige, leider nicht immer ganz ehrenvolle Rolle in Steiermark spielte. Derselbe erscheint geradezu als Angeber in der Verschwörung eines Theiles des steiermärkischen Adels wider die strenge Regierung des Böhmenkönigs Ottokar (seit Frühjahr 1260 Herzog von Steier- *) So KiK'schke, Adelslexikon, IX. S. 98, IV mark). Letzterer nahm aber nicht nur die Angeschuldigten, den Grafen Bernhard von Pfannberg, Hartnid von Wildon, Wülfing von Stubenberg nebst Ulrich von Lichtenstein, dem Minnesänger, sondern auch Friedrich von Pettau in strenge Haft, und alle mussten zur Wiedererlangung der Freiheit ihre schönsten Burgen opfern. Bei dieser Gelegenheit wurde auch dem Pettauer — die gedachten vier Angeklagten hatten demselben überdiess auch Urfehde schwören müssen — nebst Schwanberg die Veste Wurmberg 1268 genommen und zerstört. Bei der Eroberung der Steiermark durch König Rudolph von Habsburg im Jahre 1276 wurden dann, gemäss dem Friedensvertrage vom 21. November desselben Jahres, alle Burgen, Vesten und Be* Sitzungen ihren Eigentümern wieder zurückgegeben. Nun wurde ein neues Schloss auf Wurmberg gebaut, wie selbes zum Theile heute noch erhalten ist,. Ausser der oben erwähnten Zerstörung dieser mittelalterlichen Veste mag dieselbe in der Zeit des 14. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, so nahe der ungarischen und kroatischen Grenze gelegen, durch die Einfälle der Ungarn, insbesondere aber der Türken, welche unter Anderm im Jahre 1396 die Stadt Pettau ganz einäscherten, im Jahre 1493 unter Jakub Pascha die Umgebung von Wnrmberg rings verwüsteten und unmenschliche Gräuel begingen, gleichfalls hart genug mit genommen worden sein; doch fehlen hierüber, sowie auch über den Umstand nähere Aufzeichnungen, ob während des Bauernaufstandes im Jahre 1516 auch diese Veste irgendwie in's Mitleiden gezogen worden sei. Nach dem erwähnten Urkunden-Verzeichnisse verkauft am 8. September 1.343, ddto. Wurmberg, ein „Gundel der Pezznitzer seinem Schwager Wülfing von Vladnitz ein Guet"; desgleichen reversirt Ulrich von Wallsee (14. Februar 1398) gegen Erzbisehof Gregor von Salzburg, als Lehensgeber, bezüglich der VestenPettau, Friedau, Wurmberg und Polstrau, welche ihm sein Oheim Bernhard von Pettau auf den Todesfall vermacht hatte. Wohl derselbe Bernhard (III.), den mehrere Geschichtsschreiber als mit Margaretha von Wurmberg (im Jahre 1392) vermählt bezeichnen. Nähere Daten aber über den fäctischen Besitz dieser Geschlechter rüeksichtlich des Schlosses Wurmberg konnten nicht in Erfahrung gebracht werden. Ulrich von Wallsee mochte übrigens Wurmberg keinesfalls lange besessen haben, da nach Kopal's Geschichte der Stadt Eferding in Oberösterreich im Jahre 1416 Anna von Pettau sich mit Johann IL, Grafen von Sehaurnberg, vermählte, wodurch Wurmberg, da mit dessen Schwager Friedrich von Pettau um 1409 der Mannesstamm dieses Geschlechtes erloschen, in den Besitz dieses hochansehnlichen, eine Zeit lang reichsunmittelbaren Grafengeschlechtes gelangt ist. Letztere nahmen auch in Folge der reichen Pettauer Erbschaft mit Bewilligung des Herzogs Friedrich vom 24. April 1438 das Wappen der ausgestorbenen Edlen von Pettau — Schlange und Anker — in ihr Wappen auf. Wurmborg soll um das Jahr 1428 auch der Aufenthaltsort der schönen Croatin, Veronica von Teschenitz, der unglücklichen zweiten Gemahn des Grafen Friedrich von Cllll gewesen sein, welche hier ausgekundschaftet, gefangen und nachdem sie lange in den Verliessen von Osterwitz geschmachtet, auf Befehl ihres Schwiegervaters, Grafen Herrmann von 011 Ii, im sogenannten Angstloche, in einem Bade erstickt wrorden ist. Die „Annale» Ducatus Styriae" melden (Tom. III, S. 50) hierüber: „Als nun die edle Veronika sähe, dass ihr Herr Graf Friedrich aller Herrschaften und Schlösser beraubt, wusste sie kein sicheren Ort, dass sie ihres Schwächers (lege Schwiegervaters) Graf Hennana Zorn fliehen konnte, musste in den wilden Wäldern ihre Wohnung haben, verbarg sich darinnen und litte grosse Noth, Sorg und Bekümmernuss, doch war sie letztlich, aber heimlich in ein Ges c h 1 ös-s e 1, nicht weit von Pettau, gefürt und wurde hernach ausgekundschaftet und gefangen u. s. w. Von dem Grabe derselben ist weder in der Kirche zu Frasslau, wo die Leiche zuerst beigesetzt, noch in der Karthause zu Gairach, wohin dieselbe später überführt wurde, irgend eine Spur zu finden. Lange Zeit können auch die Schaumburger diese Veste nicht besessen haben. Denn schon im Jahre 1443 vermachte die mit Leutold von Stubenberg vermählte Agnes, die zweitgeborne Tochter Bernhards HL von Pettau, die letzte dieses erlauchten Geschlechtes, die Herrschaft Wurmberg (nebst Schwamberg und Hollenburg) dem Kaiser Friedrich IV., welcher die Herren von Stubenberg mit Wurmberg belehnte, worauf auch diese die Schlange und den Anker in ihr Wappen aufnahmen und noch heute darin führen. Ein Nachfolger desselben, Hans von Stubenberg * versichert 1471 seiner Frau, Martha von Baumkirchen, ihr Heiratsgut mit 1000 fl. in Gold und Widerlage von 2000 fl. auf diese Teste, wovon sie jährlich 3000 Pfund Pfennige Einkommen zu beziehen hatte. Ersterer, hiernach der Tochter-mann Andreas Baumkirchers, blieb ein stets treuer Anhänger desselben, sowie auch Theilnehmer an den Gewalttaten dieses gereizten unglücklichen Helden gegen Kaiser Friedrieh IT. Nach seinem Ableben wurde im Jahre 1476 dessen Witwe, Martha von Stubenberg, von Bernhard Erzbisehof von Salzburg mit der Teste Wurmberg belehnt. Dass der im Jahre 1587 hier begrabene August von Siegersdorf zu Grosswinklern diese Teste gleichfalls wirklich oder pfandweise in Besitz gehabt, ist nicht wahrscheinlich, wie er sich denn auch auf dem erwähnten schönen Epitaphium nicht einen Herrn auf Wurmberg nennt; nähere Daten aber hierüber, sowie über den Besitz dieser Herrschaft durch die gleichfalls schon erwähnten Freiherrn von Rottal (oder Holleneck) fehlen gänzlich. ** * Dessen Flieger auf Wurmberg war in den Jahren UG9 und 1470 der in den Fehden wider K. Friedrieh IV. wiederholt genannte Christoph Narringer. ** Alle drei genannten Geschlechter waren jedoch mit Besitzern der Herrschaft Wurmberg (Galler, Stubenberg, Herberstein) verschwägert. Nach Hammers mehrerwähnter „Gallerin auf der Riegersburg" soll diese spätere Herrin auf Wurmberg oft vor dem Steinbilde des Siegersdorfers geweilt und das trefflich gcmeisselte Abbild des geharnischten Ritters sich zum Ideale des künftigen Gemahles gewählt haben, ein Ideal, das sie bekanntlich in keinem ihrer drei Gatten erfüllt sah. Ein Georg (der ältere) von Stubenberg * verkaufte um das Jahr 1618 Wurmberg an Philibert Sehranz von Schranzenegg (Sohn des Hofkanzlers Erzherzog KaiTs IL, Wolfgang von Schranz), welcher die erwähnte Herrschaft jedoch schon am 18. März 1619 an Freiherrn Wolf Sigmund von Herberstein und dieser am 21. September 1627 an Freiherrn Hans Wechsler, den Vater der „Gallerin auf Riegersberg", weiter verkaufte. ** Die Grabsteine dieses Hans von Wechsler, sowie von dessen, ihm im Jahre 1606 angetrauter erster Frau Anna Katharina, gebornen Haslinger, befinden sich jetzt in der Kirchenmauer zu Wurmberg und geschah derselben bereits Erwähnung. Der Stifter des ersterwähnten Grabmais, Georg Seyfried Freiherr von Wechsler, war der Bruder * Derselbe, ein eifriger Protestant, verliess 1629 der Religion wegen sein Vaterland. ** Der Kaufschilling betrug nach dein dem Verfasser vorliegenden Original - Kaufvertrage, rücksichtlich dessen (sowie bei dem späteren Weiterverkaufe durch die Freiin von Galler an Freihcrrn Günther von Herberstein im Jahre 1039) noch nachträglich so viele Anstände erhoben wurden, wörtlich: „Sechzig Tausend gülden Reinisch, jeden derselben zu fünfzehn Bazen oder Sechzig Khreüzer Zurechnen, und der Frauen von Herberstain zu einem Ley-khauff Zwey Hundert Ducaten in Golt sambt einem Khlep-per als guet ers Herr Obrist zu discr Zeit haben khan." der genannten „Gallerin", welcher mit Maria Urschenbeckh vermählt, bald nach dem frühen Tode dieser letzteren von Frau Margaretha von Ursehen-peckh die Veste und Herrschaft Riggersburg um den Betrag von 105.000 ii. ankaufte, und sich nunmehr, im Besitze von vier der schönsten Herrschaften des Landes, Freiherr auf Riggersburg, Wurmberg, Sannegg und Guten-Bichel schrieb. Er starb jedoch schon um das Jahr 1639, noch nicht 30 Jahre alt, und dessen grosses Vermögen überging an dessen Oheim Siegmund, den einzigen Sprossen des Weehsler'schen Hauses, und an seine geliebte Schwester Elisabeth ; biedureh kam Wurmberg in den Besitz dieser mehrfach erwähnten Elisabeth Katharina Freiin von Galler. Diese, welche nothwendig bares Geld brauchte zur Erwerbung der sehnlichst gewünschten Veste Riegersburg, und von Wurmberg überhaupt, wo der Anblick der Grabmale sie an den Verlust ihrer Eltern, an die zerstörten Ideale ihrer Jugend erinnerte, auch späterhin nichts weiter wissen wollte, verkaufte dasselbe noch am 12. Juli des gleichen Jahres (1639) an Günther Freiherrn zu Herberstein, durch welchen im Jahre 1651 als Erbschaft noch die Aemter Wittmannsdorf, Hwaletin-zen, Gerlinzen und Ragosnitz hinzukamen. Günther ward der Gründer des eigenen Nebenastes der Herbersteiner „zu Wurmberg" und besass auch Gutenhaag. Nach dessen Ableben (1655) beerbte denselben der Sohn Georg Günther Freiherr von Herberstein, vermählt mit Maria Magdalena Gräfin von WoJkenstein, dessen wir schon bei der Gründung des Pfarr-Vicariates in Wunnberg, respective Te-stirung des ersten Legates für die Kirche daselbst, Erwähnung zu thun Gelegenheit hatten. Derselbe kaufte von Georg Seyfried Grafen von Dietrichstein das Amt Staroschinzen, starb im gleichen Jahre und hinterliess als Sohn und Erben Erasmus Friedrich Grafen von Herberstein. welcher st. Landschafts - Präsident wurde und sich noch gleichfalls: Herrn zu Gutenhaag und Wurmberg nannte. Nach dessen im Jahre 1695 erfolgtem Ableben gelangte seine Schwester Christine Cresccntia in den Besitz dieser Herrschaft; dieselbe vermählte sich zuerst mit Alexander Grafen von Leslie, dann mit Maximilian Sigismund Grafen von Herberstein zu Pusterwald, und zuletzt, am 28. September 1715, mit Ignaz Maria Grafen von Attelns, wodurch endlich Wurmberg an dieses reichsgräfiiche Geschlecht kam, in dessen Besitz es sich noch heute befindet. Dieses um Oesterreich und insbesondere Steiermark hochverdiente Geschlecht ist urkundlich schon im 12. Jahrhunderte in Friaul ansässig gewesen.* Das Stammschioss Attelns an der Grenze Krains soll noch viel älter sein, und von Hatto (einem Enkel Berengars aus den Zeiten Kaiser Hein-rich's II. des Heiligen) erbaut worden sein, welcher es Hatto's, Atto's, oder Atten's Schloss nannte. Schmutz: Topographisches Lexicou, I., S. 73. Nach Traditionen in den Häusern Attems selbst, sowie nach einigen älteren Genealogen soll dieses hochedle Geschlecht aus Schwaben, und zwar von den Grafen Montfort und Pregens (Bregenz). mütterlicherseits aber (nach Dr. Hönisch: Grazer Tagespost 1875 Nr, 120) von den Karolingern abstammen. Die Einwanderung nach Priaul erfolgte wahrscheinlich, als Udalrich, Abt von St. Gallen, zum Patriarchen von Aquileja ernannt wurde, bei welcher Gelegenheit mehrere Edle aus Schwaben mit in die Umgebung des Patriarchenstuhles zogen und bald mit Ehren und Gütern überhäuft worden sind. Zwei Brüder, Arbeno und Heinrich, wurden um 1170 vom Patriarchen Udalrich mit dem Schlosse Attems belehnt und diese gelten als die Stammväter der Attems'schen Linien. * Ein Hieronymus von Attems gründete später um 1556 zu Heiligenkreuz die Görzerische Haupt-linie, von welcher auch die steiermärkischen Grafen von Attems, beziehungsweise die jetzigen Besitzer von Wurmberg abstammen. Unter denselben wurde die erwähnte Herrschalt in rascher Aufeinanderfolge ansehnlich durch Kauf vergrössert, und zwar erwarben im Jahre 1711 Graf ignaz Maria Attems und seine Gemahlin Crescentia den Freihof Grosswintersbach von der st. Land- * Nach Anderen aber blühte diess Geschlecht noch früher, und wird ein Ulrich von Attems, welcher im Jahre 1130 bereits den Titel: „Marchio Tusciae" führt, als Stammvater dieses Geschlechtes angenommen. (Rubcis Mon. Eccl. Aquil.) schaft; Ferdinand Graf von Attems (geb. 1746 und erster Curator des Joanneums in Graz, Landeshauptmann von Steiermark, gest. 23. Mai 1820) im Jahre 1767 das Amt Würz von Herrn von Stremnitzberg, und im Jahr 1771 die Herrschaft Freihof Pettau aus dem Baron Moskon'schen Verlasse, und 1794 endlich die Herrengült Pettau. Nach dem Tode des Letztgenannten, ain 23. Mai 1820, wurde Graf Ignaz von Attems (gleichfalls Landeshauptmann in Steiermark, dessen grosse Verdienste um unser Heimatland noch in unser Aller Andenken) Besitzer von Wurmberg. Gegenwärtig ist dasselbe Eigenthum seines Neffen Friedrich Grafen von Attems, Landtags-Abgeordneten in Steiermark und Directors der steiermärkischen Sparkasse. In Wurmberg endlich wurde (am 15. März 1754) Anton Gotthard Kuglmayer geboren, Abt von Admont, k. k. geheimer Bath, Eitter des Leopold-Ordens, der Hauptgründer der steiermärkischen Sparkasse, des Curortes Sauerbrunn und durch 15 Jahre Verordneter der steierischen Stände. Er starb zn Graz am 18. September 1825. Literatur- Yerzeiehniss. Sämmtliche der grösseren Uebersichtlichkeit wegen im Texte namhaft gemachten Quellen und Werke werden hier selbstverständlich nicht wiederholt. Gtfth, Topographie des Herzogthums Steiermark, 2. Band. Manuscript. Hönisch v., Handschriftliche Aufzeichnungen. Kronen, Handbuch der Geschichte Oesterreichs. Meiller, Regesten zur Geschichte einiger Erzbischöfe. Meinert, Geschichte des österr. Kaiserstaates. Mucluir, Geschichte der Steiermark. Puff, Marburger Taschenbuch für Geschichte etc. Richter, in Steierm. Zeitschrift V. Nehaubacli, Die deutschen Alpen V. Tang], in Mitth. d. bist. Vereines f. Strmk. VI 1855. Ausserdem die handschriftlichen Aufzeichnungen etc. im steierm. Landes-Archive, welche mit besonderer Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt wurden, wofür der Verfasser dieses bescheidenen Versuches dem Herrn Vorstande und den Herren Beamten zu lebhaftem Danke sich verpflichtet fühlt. ______________#e__________,— Uuclnlruükiiriii Jul». JanotU, Ura/^