Nro. XXI. Laibacher Zeitung. 17 «A^ »5 Frankfurt an der Oder den 28. April. Unsere Stadt ist in unaussprechli» cher Betrübniß. Als gestern dlc Oder anwuchs, die Dämme durchriß , und die Brüke wegführte, ward alles in der ganzen Gegend plötzlich Überschwemmt. Die Leute retteten sich zum Theil auf die Dächer ihrer Häuser, theils auf Bäume. Der Herzog Leopold von Braunschwclg, gerührt von dem Elende dieser Un-Milchen, eilte, ihnen zu Hülfe zu kommen. Er setzte sich mit 3 Schch l"n in einen Kahn, kam auf jene i^eite des Wassers. Hier aberstlch "" Kahn auf einen Pfahl, schlug um, ^d der Herzog gieng vor aller Men> chen Augen verloren, ohne alleRet-Mg- Dieß geschah am dcstigtcn .^age Mittags zwischen 12 und 1 Uhr. ..Jedes gefühlvolle Herz weihe Mm edlen Menschenfreunde eme, ttllle Thräne! > Unser Wunsch, mit welchem wir die Todesanzeige des im Dienst der leidenden Menschheit gestorbenen Herzogs, Leopold von Braunschweig begleiteten, ist erfüllt ;Sein uns heiliger Leichnam wurde ungefähr 200 Schritte von dem Orte, wo er sank, gefunden, und wird nun in seiner Amscengruft an der Seite grosser Ahnen dem frohen Erwachungstage aufbewahrt, der einst dicjenio.cn mit dankendem Herzen um ihn versammeln wird , dle er aus den Fluten retten wollte. Hier noch einige nähere Umstände von dieser trauervollen Geschichte. Als der Prinz in der Mittagsstunde an das Ufer kam, warf sich ihm cine Frau zu Füssen, und bat ihn, ihre Kinder retten zu lassen, die sie vor Schrecke», in ihrer Wohnung vergessen kätte. Auch einige Soldaten riefen um Hilfe. Gerührt durch das Jammern dcr Unglücklichen, konnte ihn keine Vorstellung von Tvoe^csay^ Mükhalten, selbst zu ihrer Rettung!!! zueilen. Wus bin ich mehr, sagte! < er zu, denen, die ihn zurükhaltelV , wollten, als ihr? Ich bin ein' Mensch, wie ihr/ und hier kömmt, es auf Menschenleben. Und so stieg er in seiller ganzen Uniform in den Nachen, welcher ihn seinem Tode entgegen führte. Einigemal sal^ man ihn wieder auf der Oberfläche des Wassers; aber da er nach ei-, ner starken Erhizzung ins Wasser« gestürzt war, so hat ihn wahrschein' lich ein Schlagfluß getroffen, der es ihm unmöglich machte, sich zu retten, ob er gleich mit andern körperlichen Geschikltchkeiten auch die Kunst zu schwimmen verband. Sein Tod verursachte allgemeine Bestürzung ; kaum wurde es bekannt, so spannten sich 6 Soldaten vor seinen leichten Wagen, der mit Betten angefüllt war, zogen ihn mit größter Schnelligkeit nach der Oder hin, und hielten so lange damit, bis alle Hoffnung, ihn wieder zu finden , verschwunden war. Die Thrä< nen in den Augen der Offiziere, der, Soldaten, der Bürger aus allen Standen, der Armen, der Wittwen und der Waisen, die man am Flusse versammelt sah, sind seine schönste Lobrede. Er lebte nicht fürstlich/, um wohlthätig sein zu können; s^ urtheilen die Zeugen seines Lebens von ihm, als cr noch lcbtc, und dieß Urtheil bestättigte cr mit seinem Tode. Haag vsnl 28. April. Der Innhalt der Depeschen, welche die Generalstaatcn am 21. dieß )urch einen Kourier von ihren Botschaftern in Frankreich erhalten, ist von Ihren Hochmögenden den resp. Provinzen kommum'zirt worden , um ungesäumt ihr Gutachten auf die leztere Erklärung des Wl^ nerhofes einzugeben. Die Bewegungen, so seit eini^ gen Tagen in den österreichischen Niederlanden gemacht werden, sclM nen anzudeuten, daß man daselbst einen Vergleich nicht so nahe gl 1^ be; und da diese Truppenbewegungen als eine Folge der geheimen Nachrichten anzusehen sind , die das Brüßlergouvcrnement von dem öftere reichischen Minister zu Paris erhält, so müssen bei der Friedensunterhand^ lung noch größere Schwierigkeiten/ als man insgemein glaubt, vor^ walten. Zu Ostende und Antwer-pen kommt immer mehr Pulver und Artillerie aus England; uN" lst den k. k. Artilleristen in den Niederlanden der gemessene Bew)» zugegangen, ihren beträchtlichen Vorrath von Patronen noch lN" zcxxnOo zu vermehren. In Erwartung des Ausgangs W zcn auch Ihre Hochmögen^c M in Stand, nicht überfallen zu lver-den. Indessen bleiben noch nminr Leute von Einsicht der MeimuM daß der Kaiser die Unsicherheit cl'M Vergleichs mit uns noch fortdauere lasse, um unter diesem Vor van" eine Armee an dieser Seite ^. Rheins zu bekommen, um auf ^ Art bei vorfallenden Todesfällen, oder bei andern Gelegenheiten den besser entweder durch Krieg oder Unterhandlungen die Macht des österr. Hauses zu vermehren, oder wenigstens in ihrem Uibergewicht weiter zu befestigen. Cleve, vsm zo. April. Man schreibt aus Straßburg, daß die Offiziere, welche daselbst auf Werbung für die Legion von Maillebois gestanden, Befehl erhalten, Elsaß in 24 Stunden zu verlassen. Der große Zugang, den sie hatten, soll Ursache davon sein. Rolln vom 2. May- Se. kurfürstl. Durchl. zu Pfalz-Baiern werden, zufolge Nachrichten aus Düsseldorf, daselbst in diesem Monate vermuthet. .Nach emem öffentlichen Blatte ^ill man aus dem beträchtlichen befolge, so mit geht, auf keiln so baldige Rükkehr schließen; und da auch, laut dieser Nachricht, das goldne und große silberne Servize mitgenommen wird, so vermuthet wan gar, daß Se. Maj. der Kai-A selbst nach Mannheim kommen durften. Frankfurt am Main, vom Z.Mai. In Oberschwaben laufen allerlei Gerüchte, deren man hier als unverbürgt gedenket. Einigen Reichs-Nanden in dem näher gegen den Bo-vensee und Schwarzwald gelegenen Schwaben soll angedeutet worden sein, daß ihre Unterthanen die Sommerfrüchte für dieses Jahr nicht aussäen sollten. — In dem Vorderösterreichischen, namentlich dem Burgauischen, seien alle Pferde, nach ihrer Größe, Alter, Farbe aufgezeichnet, und ihr Verkauf außer Landes untersagt, und was Schwaben noch näher angeht, ft sollen seine Kreistruppen, wie man aus Mreiburg meldet, in ein Lager an die obere Donau zusammen gezogen, und gemustert, oder sonst gebraucht werden. V)ien vom 27. April. Am 25. dieses kam ein außerordentlicher Kourier aus Konstan-littopel an. Durch ihn hat man erfahren, daß der zufriedlich gesinnte Großvezier durch geheimes Anstiften des Kapitain Baffa von dem Großherrn adgesezt, und der Beg-lcrbeg von Okzakow, Ismail Bassa, an seine Stelle befördert worden sei. Lezterer ist sehr kriegerischen Geistes; aber zum Unglük fehlt es ihm an hinlänglicher Einsicht in die Verfassung und Kräfte seines Staates , und um so viel eher läßt sich befürchten, daß er seinen Hof zu einem raschen, unvorsichtigen Schritt verleiten könne. Man vcrmuthet nach den nämlichen Berichten, daß die Absezung vieler dem Sistem des vorigen Großveziers zugetkanell Glieder des Divans nachfolgen dürste. Uibrigens gehen die Zurü-stungen der Türken noch immer ihren Gang fort. — Am nämlichen Tage kam ein außerordentlicher Kourier von Paris hier an, Seitdem verlautetes, daß/ nachdem dü Republik Holland dem Könige voi, 'Frankreich vollkommene Macht u,:d (Vcwalt gegeben habe/ den Frieden auf ftlbst beliebige Bedingniffe cin-zugehcn, dieser so gut als richtig sei. ^ Se. allcrchrisilichjfe Majestät, heißt es/ hatten sich über alle Einwürfe des Ministeriums hinausge-sezt, und wollen durchaus die holländische Sache beigeleget wissen. Der Brief/ heißt es ferner/ den der französische Monarch dießfalls an den Kaiser geschrieben, sei voll der wärmsten Frcunoschaftsausdrü-ke, und lasse keinen Zweifel übrig, daß die Sache nicht in Kürze gänzlich beigelegt werden dürfte. Man nennt auch schon vorlaufig die Bedingnisse, unter welchen Se. Maj. der Kaiser sich in der Rükantwon erklärt hätten, Fricden schließen zu wollen. Diese sind l) Erjaz der Uiberschwemmungsschäden. 2) Er-saz von 12 millioncn Gulden für, Mastricht. 3) Die Abtretung vonj! 2 über die Maaß gelegenen Herr^ schaften an Oestcrrcich. 4) Die^ unbedingte Schiffahrt bis Säftingen. 5) Von da weiter aber bts ins Meer, mittels einer zu bestimmenden Tarife, und zwar 6) nur für österreichische Flaggen führende Schiffe. Unter diesen Bedingnissen, erwartet man nun nächstens die Schließung eines Difinitivtrats." ^Inzwischen ist von gar außerordentlichen Kriegsrüstungen mehr die , Rede, und es ist falsch, daß die > dritte Battaillons von Preiß und Teutschmelfter den Befehl erhalten haben, nach den Niederlanden zu ^marschiren. Eben dicse gahe Stille ist ein offenbares Zeichen von der günstigen Wendung der Unterhab lungen. In dieser der Sachen Lage glaubt man, daß die bloß nach den Grundjazcn des französischen Ministeriums, und nicht des Königs handelnde ottomanische Pforte am Ende ganz allein in ihrer Blö« ße erscheinen dürfte. Man weiß schon zuverlässig, daß die lezte willkürliche Absezung des Fürsten von der Moldau, die eigentlich gegen die Konkordate war, den beeiden Kaiserhöfen höchst mißfallen habe, nnd wenn sie sich dagegen bis izt nicht öffentlich aufhielten/ ^so war hieran bloß die unentschiedene bedenkliche Lage der holländischen Angelegenheiten Schuld, und die Gahrung, die hierüber sowohl, als über die andcrwärtigen Entwürfe in den Kübincten von Europa entstand. Augsburg vom 2. Mai. Heute Früh um 9 Uhr sind Se. kurfürstl. Durchlaucht von Pfalzbai-ern hie vorbei nach dero pfälzischen Landen gereisct. Gedruckt in der Kleinmayrischen I.Oe. Gubernial - und landschaftl. Vuchdruckerei, im Gersonischen Hause N. ia. in der Kapu« zinergasse, wo die Zeitung alle Donerstag zu haben ist.