^ I4S Ireitag den 12. AezemSer 1879. XVIIl. Jahrgang. Die „Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg ganzjährig 6 fl., halbjährig S fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr.: für Zustellung WS Hau« monatlich 10 kr. — mit Poflversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. InsertionSgebuhr 3 kr. per Zeile. Srlbjiündigt Gtwtrbtkammtro. Tüchtige Männer des Gewerbestandes in Deutschland waren schon vor mehreren Jahren bestrebt, ihrem Stande, der durch d'.e riesige, oft lächerliche Konkurrenz der eigenen Gewerbsgenossen und auch durch Maschinenarbeit gedrückt, in jeder Richtung im Niedergange begriffen ist, jene Hindernisse aus dem Wege zu räumen, die einer besseren Zukunft und der selbständigen Entwicklung desselben cin Hinder-nib sitld, und die es möglich machten, »'aß das Sprichwort „Handwerk hat goldenen Boden" vom Volke vergessen wurde! Ein solches Hinderniß der Entfaltung und Hebung des Gewerbestandes ist die gesetzliche Zusammenschweißung der Vertretungen des Handels, Bergbau, Montanindustrie, Fabriken mit der Vertretung des Gewerbes zu „Handelsund Gewerbekammern". Daß die bis jetzt beliebte Zusammensetzung dieser Körperschaft vem Gewerbestande nach« theilig sein muß, wird Jederman einsehen, der die Geschäftsordnungen derselben kennt. Die Kammer besteht in der Handels- und Gewerbesektion. Zn die letztere gehört nicht nur die Gewerbevertretung, sondern auch jene des Bergbaues, der Montanindustrie und Fabriken mit den Verfeinerungswerken, während der Handel einzig und ollein durch sich selbst vertreten wird. Es lst nicht zu leugnen, daß die Vertreter des Gewerbes in ihrer Sektion nach Kräften ihrer Aufgabe gerecht zu werden trachten, allein even so wahr ist es, daß sich der Gewerbestand um diefelben n»cht klimmert, wohl bewußt, dab Bergbau, Fabrikswesen in dieser Srktiotl in so großer Mehrzahl vertreten, ganz andere, dem Gewerbe selbst nachtheilige Wege gehen, Uber ihre Interessen in großen Rahmen berathen und darüber Beschlüsse fassen. Der eigentliche Gewerbestand liegt ganz abseits mit seinem Wohl und Weh, und wenn je eine Beschwerde über Konkurrenz, Arbeilerangelegenheiten zc. zc. an die Kammer gelangt, so ist die Htnweisung an die Gewerbeordnung der allerdings richtige Standpunkt. Allein eine Berathung über den Geist und Anträge auf Aenderungen und Ver» befferungen jener Gesetze und Einrichtungen, die da« Gewerbewesen wieder heben könnten, können nur die Gewerbetreibenden selbst in ihrer eigenen Geschästskenntniß pflegen, denn sie sind mündig genug, um zu wissen, was ihnen zu NuK und Frommen gereicht. Wenn in unseren Ländern die Gegensätze zwischen Fabrik und Gewerbe nicht so schroff an einander gerathen als in anderen, so ist dies kein Beweis der klücklichen Organisation eine» Institutes, dem ein so namhafter Stand wie der des Gewerbes unnatürlich eingefügt ist, dem unbedingt da» Recht zugestanden werden muß, sich in seinen ernstesten Interessen selbständig zu äußern und seine Wünsche maßgebenden Orts geltend zu machen. Nur dort, wv die abstrakte Doktrin oder die fern von dem Leben stehende bureaukratische Weisheit zu befehlen haben, wird Handel und Gewerbe unter ein Joch gebeugt, und in Handels» und Gewerbekummern von staatlicher Autorität genölhigt «n demselben Wagen zu ziehen, auf welchem die Wahrung^ ihrer noch so verschiedenen Interessen besördert werden soll. Die Errichtung selbständiger Gewerbekammern muß angestrebt werden, und wenn dies noch nicht möglich, wäre e» Sache der Vertreter des Gewerbes in den Kammern, die Sektionen durch Beiziehung einer großen Anzahl intelligenter Gewerbetreibender zu Achtung gebietenden Versammlungen zu erheben, damit aus diese Weise ihre Beschlüsse von weittragender Wichtigkeit und Wirkfamküt gewürdigt, dem Gewerdestand zu Nutzen und Wohlfahrt gedeihen. Noel. Zur Geschichte des Tages. Der Wehrausschuß des Herrenhauses beantragt auf Schmerlings Anregung, die Wehrvorlage im Sinne der Regierung wieder herzustellen. Das ganze Haus wird diesem Autrag beistimmen und möchten wir jetzt nur wissen, woher all Jene den Weihrauch nehmen, welche 'ürzlich bei der wohlfeilen Gelegenheit der Avreßverhandlung den „Vater" und „Schöpfer" der Ottroyirung so byzantisch verhinrmelt. Die „Nationalzeitung" hebt den Widerspruch hervor, daß das Ministerium Taaffe den Tschechen, den erbittertsten Feinden Deutschlands Einfluß verschaffen und zugleich mit Deutschland auf gutem Fuß leben will. Dieser Widerspruch ist nicht der einzige, an welchem dsS jetzige System leidet und wird sich fortertien, bis aus dem Hin- und Herschieben der Kräfte in den maßgekienden Kreisen eine bestimmte Politik: das Entweder — Oder sich Heraua gebildet. Bismarck soll in einem Briefe an den italienischen Staatsmann Jacini erklärt haben, die Abrüstung sei das einziste Mittel, dein finanziellen Ruin und dem Eler'd der Bevölkerung abzuhelfen. Die Wahrheit dieser Nachricht wird vielfach bezweifelt; möglich ist es aber doch, dad der Mann von Blut und Eisen auch diesen Ausspruch gethan; er soll die Abrüstung ja an eine Bedingung geknüpft haben, die ihm gleich sieht — an die Bedingung, daß die betreffenden Staaten eine „reine konservative" Politik befolgen. Vermischte Nachrichten. (R echt sleben in England.) Sonderbares Verlangen.) Artur J^sse von Somerset House wandte sich an den Polizeirichter Vaug-han in London rnit einem Anliegen sonderbarer Art. Der Hilfesuchende erklärte, er habe an einem der letzten Sonntage die Kirche zu Hat-cham (PrivZt-Eigenthuln eines gewissen Mr. Keuitteton. Ei» Kapittt vo« drr Schwikgcrmtttr. (Schluß.) „Wobei das Endresultat, die gewaschenen Vorhänge oder der Topf voll eingemachter Kirschen, sich natürlrch ^anz gleich bleibt. Al)er man ließe sich lieber lebendig braten, ols zugeben, daß dle andere Art auch gut, möglicherweise ebenso gut sei, als die eigene. Und gar den Gedanken hegen, man könne eS um des lieben Friedens willen auf die andere Weife probiren, da man doch sonst ziemlich viel Sinn für Veränderung besitzt, nein, diese Zuinuthung wäre schrecklicher, als alle Äräuei der Weltgeschichte." ^Uebertreibe nicht gar so arg, Onkelchen", lachte Emm;,. „Weiß ich doch, daß Du die Frauen nicht so tief stellst, um im Ernste anzunehmen, daß wir alle unsere Schul- und Herzensbildung mit dem Eintritt in das Eheleben vergessen könnten!" „Schul' und Herzensbildung? Ja, das frage ich mich auch oft staunend", sagte der Onkel. „Wo ist sie hingekommen, wenn man die strebsamen jungen Damen nach ein paar Jahren als Frauen wiedersieht? Jtjr lernt doch das Wtssenswürdigste der tnenschlichen Geistesgeschichte; bleibt Venn davon nichts hängen, ist denn das, was den Knaben und Jüngling be» geistert und ihm die Richtung fürs Lelien verleiht, nur Euch gegenüber ganz wirkungslos? Stehen die groben Figuren der Weltgeschichte nicht für Euch als Trost utld Vorbild da? Man sollte denken, daß, wer einmal vre Letienskämpfe der großen Männer und Frauen mit tiefem AtUheile begleitet hat, hinfort seinen Munv ttlcht tnehr öffnen würde, um über die kleinen Widerwärtigkeiten seines sonst ganz glücklichen Liibens zu klagen. Etwas mehr große, aUgerneine Interessen, elwas mehr wirkliches Gemüth und etwas weniger sogenannte Gemüthlichkelt, und es wäre Euch geholfen! Um wie viel richtiger würdet Ihr Eure kleine Umgebung taxiren, wenn Euch der Blick aus den großen Horizont frei bliebe, wenn Ihr begriffen hättet, wie viel interessanter oie Dlnge sind als die Personen, wenn Ihr Euch um das Wesen der Dinge kümmern wolltet! Die sämmtl'chen Gattin-, Hausfrau- und Mutterpsilchten könnet Ihr bei dieser Auffassung erst recht musterhaft erfüllen und wäret seldst glücklich dadei!" Es wurde ganz still, die junge Fran saß mit gesenktem Köpfchen da. „Nun, Emm^, warum widersprichst Du mir nicht? " fragte der Onkel endlich. Sie hob die schönen glänzenden Augen zu ihm auf: .Weil ich Dir nicht widersprechen kann, weil Du Recht hast. Ich will Dir folgen und thun, was in meinen Kräften steht; ob es mir gelingen wird, wie Du melnst, rveiß ich freilich nicht." „Es wird Dir gelingen, mein Kind", sagte der Onkel ansstehend und küßte sie herzlich auf die Slrrn. „Wer die Wahrheit so rnuthig anhört und ihr ohne Zaudern die Ehre gibt, der kann Großes vollbringen. Das Ziel hoch gesteckt, Elnmy, und die Augen unverwandt darauf gerichtet, den festen Willen im Herzen, dann kann'S nicht fehlen." Sie schritten langsam wieder den Berg hinab, es war still in Haus und Hos. der Herr hatte mit der Freu Medizinalrath eine kleine Spazierfahrt nach den neuen Anlagen gemachl. Das war Emmy gerade recht, sie ging zu ihrem Kindchen unv saß noch lange mu ihm in der großen Laube, wo man weit riber die Felder hinsteht. Ihre Augen verfolgten die schmale graue Figur des Onkels, der längs vem Waldrand seinen Spaziergang machte. Zwei Stunden später saß die kleine Familie auf der Veranda wieder um den Ttzeetifch vereilttgt. Rosen und Jasinin dufteten durch die Tooth) besuchen wollen, man habe ihm jedoch den Eintritt in dieselbe verweigert, weil er keine Eintrittekarte deskssen habe. Seiner Be-hauptung nach habe er at« Engländer da» Recht, jede Kirche in En^^land zu besuchen und dem lÄoltesdienfte beizuwohnen, ohne einer Eintrittskarte zu bedürfen. Vauglian: Ich vermag Ihnen in dieser Angelegenheit nich» zu Helsen. Mir fehlt hier jede Gerichlsdarkeit. — Jesie: Und warum, Sir? Mtr muß doch geHolsen werden. Vau^tjan: Es handelt sich hier um eine geistliche Angelegenheit. Eine Alihilfe können Sie nur bei dem für kirchliche Angelegenheiten bestehenden Gerichtshose finden. — Jeße: Das heißt so viel, wie 1000 Pfd. St. ausgeben; die kosten der Procednr b-i diesem Gerichtshöfe betragen mindestens so viel, nnd die Auesicht, daß nur H>lse zu Theil werde, bleibt immer eine sehr zweifelhofte. Sie können mir alfo nicht Helsen, Sir? Ich habe gefürchtet, daß es so kommen würde. Vaughan: Ich kann meine Kompetenz nicht überschreiten. — Jkffe: Ich werde die 1000 Pfd. St. sparen und vorlaufig darauf verzichten, die Kirche zu Hatcham zu besuchen. Derartige Anliegen an unsere vielbeschäftigten und vielgcquällen Polizeirichter sind jedoch nicht vereinzelt; fast keine Sitzung vergeht, in der sie nicht mit dem einen oder anderen außerhalb ihrer Kompetenz liegenden Ansuchen belästigt werden. Derartigem. Andrin-gen der Parteien verstehen sie eine stoische Ruhe entgegenzusehen; ihre Kunst besteht nicht sowohl in barschem Abwelsen, um sich Ruhe zu verschaffen, sondern in rulngem Anhören, woraus sie den Parteien das Unvilständige ihrer For» derungen ouseinandersetzel? und ihnen nach Kräften Rath geben, was sie zu thun haben. Nicht selten, ja in der Regel, legen sie dabei eine Menschenfreundlichkeit an den Tag, die wat)rtiast wohlihätlg wirkt. — Die Polizeirichter, welche lm höchsten Ansehen stehen nnd meist aus den ersten Advokaten de» Lande» zu ihren wichiigen Funktionen berufen werden. Uden gewissnmaßen ein Vermittlungsamt zwischen tem rechtsuchenden Publikum und den zur Verwirklichung der (besetze berufenen Folkloren. Der unbemittelten Klasse stehen sie häufig unei't.eiillch als Anwälte zur Seite, schüchten Familien- und Ehestreitigkeiten und sind endlich durch ihnen zur Verfügung stehende Fond» in die Lage gefetzt, ai'ch hie und da für die erste Nothlage wilksame Unterstützungen zu ertheilen. Indem sie durch solche gewisiermaßen außeramtliche Thätic^krit in dem Volke Vel-tranen erwecken, fällt e» ihnen bei ihrer richterlichen Thätigeit um so leichter, sich dem Publikum verständlich zu machen und an de« Rechlssinn dessell)en zu appelliren. — Wie laue Nacht, dann und wann zog ein großer Falter seine Kreise um die Kugellampe, deren Schein sich über die blanken Geschirre und die im Kreise darum befi>»dlichen Menscheng^sichler ergoß. Sie sahen Alle freundlicher aus heute At)end. „Wir haben eine schöne Fahrt gemacht", fing die Mama an. „Robert hat mir gezeigt, was er al^es in den letzten Wochen angelegt hat, ich muß sagen, er hat alle Ehre davon. Ach ja", sagte sie, sich zurücklegend und nach dem mondtieschienenen Garten hiiiausblickend, „es ist wunderschön hier bei Euch." „Nun, liebe Maina", sagte Emmy etwas erröthend uild mit unsicherer Stimme, ^wenn es Dir hier wirklich gut gefällt, so machst Du uns gewiß auch die Freude, den ganzen 6oinmer da zu tl^iben. Daß es Roberts höchster Wunsch ist, weißt Du. und was in meinen Kräften steht, »s Dir behaglich zu machen, soll geschehen. Wenn ich auch in der letzten Woche etwas heftig war —" » At^er die alte Frau ließ sie nicht weiter kommen. „Nein, nein, liebstes Eminychen, Du brauchst Dich nicht anklageii", rief sie und gab ihr einen herzlichen Kuß „Wir alten Le Ue stno auch wunderlich, aber wen« man nur den guten Willen hat, muß es doch gehen! Du hast Recht, ivirkungSvoll gerade hiedurch die Polizeirichter in ihrer schwierigen Thätigkeit unterstützt werden, beweisen die täglichen Verhandlungen in dem Gerichtssaale. Da auch die Voruntersuchung in England össentlich gepflogen, wird, so stehen die Polizeirichter in Allem, wa» sie thun, unter der Kontrole de» Publikums. Allein gerade jene» i^^ewußlsiiiu ihrer durch die Oeffentlichkeit kontrolirten Stellung trägt nicht wenig dazu bei, ihre Selbständigkeit zu erhöhen, das Ge-fühl ihrer Verantwortlichkeit zu festigen und ihnen damit jene wo'Nhätige Einwirkung auf den Gang der Rechtspflege zu ermöglichen, welche iu England als allgemetn unentbehrlich erachtet wird. (Rothläge. Da» Polizei-lÄefangenhau» — eine Zufluchtstätte.) Da» Jahr 1879 gehörte nicht zu den fetten. Korn und Weizen lirachten nicht die gewöhnliche Frucht, und was für die Arlnen öa» Schlimmste — da« Brot der Ar-muth, die Kartoffel, ist mißrathen. In Mähren, in Schlesien will der Hunger an die Thören pochen. Für die Städte, namentlich für Wien, schienen sich die Erwerbsverhältnisse etwas ge-bessert zu haben. Wohl mehr al» einmal tauchte in den letzten Wochen ein oder der andere Fall de» entsetzlichsten Elend» auf — aber in einer Grobstadt gibt e» immer Arme, und selbst in den Zeiten des „volkswirthschaftlichen Aufschwunges", wo „da» Geld auf der Straße lag", stürzte mehr als einmal ein Unglücklicher, vom Hunger gequält, auf der Straße zusam-men. Jin Allgemeinen aber schien e». wenn auch nicht besser, so doch nicht schlimmer geworden zu sein. Da bringt die Polizei einen Rapport, der ernst genug ist, um etwaige Illusionen zu zerstören. E» handelt sich nicht um einen einzelnen Fall: nahe an hundert Personen haben in einer einzigen Nacht, obdachlos lind v0in Hunger getrieben ein Asyl gesucht im — Potizeigesangenhaufe! Der Polizei-Rap-Port meldet: „Samstag Nachts haben sich im Polizeigefangenhause in der Sterngosse siebzig Individuen, durchgeliend» nach Wien zuständig, unterstandslo» gemeldet, darunter viele, welche liislang dieses unentgeltliche Asyl noch nie auf-gesiicht haben. Siebzehn Individuen wurden in derselben Nacht im Stadtbezirke van potizeilichen Organen wegen Unterstandslosigkeit aufgeglifsen Ultd gleichfalls iln Polizei-Gefangenhause untergebracht. Eine so ritsigeZahl von Unterstands-losen hat das Gefangenhaus Jahrzehnte hindurch nicht gesehen. (gm Erzgebirge.) Au» Neudeck im böhmischen Erzgebirge wird der „Deutschen Zeitung" geschrieben: „Sie können sich keine Vorstellung davon machen, welche Noth, welche» Elend hier unter den Klöppern herrscht, und oerhungern kann man die Leute doch nicht lassen. Die besten Arbeiter verdienen ja wöchßut- Robert", sagte sie dann zu diesem gewandt, „sie hat ein gute» Herz!" Aber dieser hörte sie kaum, seine strahlenden Augen hinqen an dxm erröthenden lieblichen Gesichte ihin gegenliber, und mit dem innigsten (>>lilcksgesühle empfand er e», daß sein junge» Weib eine schwere Ueberwindung um seinetwegen geübt hatte. Und als Emmy diesem Blicke voll Liebe und Stolz begegnete, suhlte sie eine so süße Befriedigung iin Herzen, daß e» gar keine weitere Ueberlegung brauchte, um den eben betretenen Weg für den richtigen zu erkennen. Sie schlug die Augen nach dem Onkel aus, dieser aber beobachtete gerade mit großem Interesse einen dicken Nachtfalter, der sich nnf einem JaSm'nzweige wiegte.-- Jahre siiid seitdein vergangen, Einmy steht al» glückliche, geliebte Iran iin Kreiie ilzrer heranwachsenden Kinder, und ailS dem gezioun-gen freundlichen Verhältnisse zur Schwiegermutter ist mit der Zeit ein aufrichtig herzliches geworden. Das Bewußtsein, so vieler Menschen Gliick zu begründen, verleiht Emmy eine immer neue Freudigkeit des Handeln», während die alte Frau dankbar die sanste Hand segnet, deren Walten ihren Lebensabend so schön erheitert. Und derlei wäre anderwärt» wohl auch möglich! _ llch kaum mehr einen Gulden, die Lebensmittel steigen täglich, und selbst bei solchen Hungerlöhnen werden alle Spitzen-Einkäufer in kürzester Zeit jeden Einkauf einstellen und die Fabrikanten die Leute ihrem Schicksale überlassen müsieu. Der Preis der Kartoffeln ist von 90 kr. auf 3 fl. 75 kr. gestiegen. . . . Die Kartoffel aber ist iM Erzgebirge das Brot der Arinen. Weihnachten, das schöne Fest, naht heran — für die Bewohner des Erzgebirges wird es kein fröhliche» Fest sein." (Gege», die neuen Steuern.) Der „Resormenvereiu der Wiener Kaufleute" hat folgende Resolution einstimmig angenommen: In Erwägung: a) daß die beantragte Ergänzungs-Steuer ohne gleichzeitige Veseitignng der bisherigen Einkommensteuer voin Jahre 1849 nich!S Anderes bedeutet, als eine weitere Vermehrung und Erhöhung der bestehenden direkten Steuern, welche bereit» im jetzigen Ausmaße eine kaum erträgliche Belastung des Steuertlä-ger» bilden, ferner daß diese» Ergänzung»-Steuer-Projekt die künftige Reform der direkten Besteuerung und die Einführung einer rationellen Personal-Einkommensteuer in bedauerlichster Weise präjudizirt und di»kreditirt, und weiter, daß die praktische Durchsührung de» besagten Projekte» eine endlose Reihe von Chikanen sür die Steuerträger > auch in sichere Aussicht stellt; in Erwägung: d) daß durch die beantragten neuen Gebühren,Erhöhungen nicht nur der geschäftliche Verkehr in allen seinen Zweigen, sondern auch die Erlangung gerichtlicher Entscheidungen in bedauerlichster Weise geheinmt, ja vielfach gehindert würden; in Erwägung: o) daß durch eine gleich hohe Besteuerung de» Personen-Transporte» in allen Fahrklassen eine Ungerechtigkeit gegen die arbeitende und ärmere Schichte der Bevölkerung gelabt würde; und endlich in Erwägung: ä) daß eine zuweit gehende Erhöhung des Petroleum-Zolle», respektive eme zu hohe Bemessung der Produktion». Steuern nicht blo» die Gewerbetreibenden, sondern über» Haupt alle minder bemittelten Stände der Bevölkerung hart treffen nnd vielfach in ihrem Gewerbe behindern mußte — spricht der Reform - Verein der Wiener Kaufleute die zuversichtliche Erwartung au», daß die Volksvertretuug die vorliegenden Gesetzentwürfe, und zwar die oben 8ui) s.) und d) er-wähnten vollständig ablehnen und die sub o) und ä) doch Mindesten» im Sinne der Schonung der volk»wirthschaftlichen Interessen wesentlich modifi^iren werdt. (Die Vorläufer der Lungenschivlndsucht — Tuberkulose.) Die Tuberkulose (Lungeiischimudsucht) hat stets lhre Vorläufer. Diese bestehen thells in einzelnen Krankheitserscheinungen, thellS sind eS selbständige Krank-Helten, die sogenannten KonsumptionSkrankheiten (Sr schö« Von der gkhkimrn Polhci des ersttll sraWstschcn Kaiscrrtichs. E» ist bekannt, daß Ludwig der Vierzehnte neben anderen ebenso abscheulichen Mitteln besonder» seiner geheimen Polizei, die wie ein Netz ganz Europa überzog, den ungeheueren Einfluß verdankte, den er in allen politischeir Angelegenheiten übte. Dieses niederträchtige, verrätljerische Spionirsystem erbte sich in Frankreich von Regenten zu Regenten fort, und ward, wenngleich mit einigen Aenderungeu, die durch die Zeit geboten waren, auch von dem ersten Napoleon so umsassend adoptirt, daß man sich Nicht wundern darf, wie genau Napoleon von allen europäischen Verhältnissen unterrichtet war, und wie überraschende Instruktionen er in gewissen Fällen ertheilen koniite. In Wahrheit entrollt sich, trotz der strengen Geheimthuerei, gerade unter Napoleon dem Ersten ein Bild so schlimmer sittlicher Verdorbrn-heit in den gouvernenientalen Kreisen, daß man erschrocken den Blick abwmden möchte von einein Gebäude, dessen morsche und verfaulte Stützen in jedem Momente zusaminenzustürzen drohten, und das nur aus dieser Erkenntniß die Anstellung eines der edelsten Verbrecher, den je die Welt gesehen, Eugene Frantzoi» Bidocq zum pfungSkrankheiten), welche, wird nicht rechtzeitig gründliche Hilfe gebracht, oft Lungenschwindsucht im Gefolge haben. Oft find eö ein einfacher Husten, eine etwaS länger andauernde Heiserkeit, ein Katarrh der Luftwege, die den tuberkulösen Prozeß einleiten, sehr häufig aber ist auch der länger andauernde, chronische Katarrh schon der Beginn des tülklschen Leidens. Zu den selbstäudigen Krankheiten, die sehr häufig die Vorläufer der Tuberkulose bll-den, gehören: Strophnlose (Skrophclsucht), Blutarmuth, Bleichsucht, Rhachitis (englische Krankheit), sowie allgemeine Entkräftnng nach schweren Fieberkrankheiten. Die Ursache aller dieser Krankheiten liegt im Blute, das die zur normalen LebenSsuuktion nothwendigeu Stoffe nicht in ent-sprechender Menge enthalt. So fehlt dem Blute Bleich, silchtigcr, Blutarmer, der Rekonvaleszenten daS Eisen, dem Blute Skrophulöser und Nhachitischer ozydirbarer Phosphor, Eisen und Kalk und bedingt dieser Mangel da» Entstehen der genannten Krankheiten. Um diese zu entfernen, miissen wir dem Blute solcher Kranken diese fehlenden Stoffe ersetzen. Hiezn eignet sich wegen seiner Vorzugllchen Zusammensetzung auS Phosphor, Eisen und Kalk der vom Apotheker JnliuS Herbabny in Wien (znr Barmherzigkeit, VII, Kaiserstrahe 90) bereitete unterphoS-phorigsaure Kalk-Eisen-Syrup. Nach den damit erzielten überraschend günstigen Resultaten verlieren sich unter dessen Einfluß rasch alle Katarrhe der Luftwege, stellt sich ein guter Appetit, ruhiger Schlaf, eiue gesuude Gesich'Sfarbe ein und nehmen die Kräfte zu. Be» Skrophulose und Rhachitis ist die Wirkutig eine überraschend schnelle nnd sichere und erholen sich besonders Kinder in auffallend kurzer Zeit. E» bildet sonach Herbabny'S Kalk-Eisen-Syrup nicht nur ein vorzügliches Heilmittel gegen genannte Krankheiten, sondern auch das sicherste VorbeugungSmittel gegen Tuberkulose. Genaue Belehrung in dcr jeder Flasche l)ei-liegenden Broschüre von Dr. Schweizer. Preis 1 Flasche 1 fl. 2b kr. llm das Mittel echt zu bekommen, begehre mau stets auSdrürklich „Herbabny'S Kalk-Eisen-Syrup" und deziehe ihn entweder direkt vom Erzeuger oder durch folgende Depots: Marburg I. Bancalari, Cilli I. Kupferschmied, DeutschlandSberg Müller'S Erben, Feldbach Jul. König, RadkerSburg E. Andrieu, Graz A. Redived, Klagenfurt W. Thurwald, Laibach E. Birfchitz. Zttarbmjier Berichte. (Anerkennung.) Dem Obmann des Ort»-Schulratht» von St. Eg;)di bei Marburg ist wegen seiner sehr ersprießlichen Thätigkllte, und welche zu vorsichtig warei», NM sich von älteren Persoiren ausholen zu lassen. Die Jugend dieser kleinen Mouchards konnte keinen Verdacht erregen; in ihrer Gegenwart äußerte man sich rückhaltlos; kein Wort aber entfiel dem Gedächtniß dieser kleinen Bösewichter, und bald wuszte die Polizei, ivelche sie abgeschickt hatte, genug, uin die Personen zu Grunde zu richten, rvelche sie ausgehorcht hatte. Boten sich besondere Ächrvierigkeiten für die unverfängliche Annäherung der Kinder air die Verdächtigten, so mußle das erlesene Kind sich Abends air eine Ecke der Wohnung dieser Leute stellen und bei deren Nachhausekunft ein durchdringliches Geschrei erheben; man fragte natlirlich, ivas ihin fehle, worauf es hieß, daß da» Kind sich verirrt habe. Ein falscher Familienname wurde genannt; der Name der Strsiße, wo das Kind ivohnte, konnte nicht angegeben seinen künstlerischen Höhepunkt erreicht und fand äußerst beifällige Aufnahme. Herr Schwarz interpretirte den Franz Moor, Viesen überlegenden Schurken voll helintückischer und schaden« froher GemüthSart, cbenfaUs in anerkennender Weise und fand verdienten Beifall. Der Mo« nolog im 2. Akte hätte gewichtiger und aus« drucksvoUer gebracht werden follen und in der 1. Szene des 5. Aktes verinißten wir die packenden Steigerungen im Affekte. Herr Dir. Bolltnann, der sich als Regisseur unter den ob« wallenden Verhältnissen uin die Jnszeirirung des Stückes sehr verdient geinacht halte, versah in angenehmer Weise die Rolle des Hertnann. Eine urkomische und in jeder Hinncht sein charakteristrte Persönlichkeit war dcr Pater des Herrn Greeff, oder wie der Theaterzettel besagte, eine Magistratsperson. Die Amalia wurde vom Frl. Friedberg in zufriedenstellender Weise gegeben. Herr Connard hat sich mit seinein Ma» ximilian Moor recht brav zurechtgefunden und die anderen Mitwirkenden thaten auch ihr Möglichstes, so daß man mit der Aufführung wohl zufrieden sein kann. Daß das Haus, obwohl ein klassisches Stück voin Dichterfürsten Schiller gegeben wurde, nicht übertnäßig besucht war, dürfte kattin inehr überraschen. Die Dienstag den 9. Dezember stattgefundene Reprise des vieraktigen Schwankes „So-dom und Gomorrha" von Franz v. Schönthai' hatte dadurch gewoniien, daß Herr Direktor Bollmann den Schriftsteller Dohlhof gab, während Frl. Schill sich als voUkomlnen unzureichend in der Rolle der Gusiel erwies. Die Leistungen der übrigen Darsteller wiirden schon an dieser Stelle errci: Herren ülvriv ^ koliip. und k. 8kI>mi6I in lilsrlturx. I vas Lvilllaas Iln 20 in der Viktringhosgasse, auf welchem ein Gasthaus betticben wird, ist aus freier Hand zli verkaufen. (1465 Näheres beim HauSeigenthümer daselbst. 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