^ RN2RIWNNUWU Vaterlands Kunst^ Wissenschaft und geselliges Zeben. Nediftirt von Leopold Kordesch. «H^f H» Dinstag den ili Jänner ^O^KO. Von oieser Zeitschrift erscheine» wöchentlich zwei Nummern, Dinstag und Samstag. Der Preis des Blattes ist im Comptoir ganzjährig 3 fi. < halb? - ^ jährig i fl. 30 kr. Durch die Post ganzjährig tz fl., halbjährig 2 fl. C. M. Von dem alten Blücher seiner Frau. Von Ecorgc Hcsckicl. (Schluß.) 'w^eekatz hatte kaum einen Blick auf die Gruppe geworfen, so fragte er auch neugierig: »Wer ist denn die Dame neben dem General Gneisen au?" Die Gestalt, der wir nicht ins Gesicht sehen konnten, trug allerdings einen grünen Damenhut mir langem Schleier. Der Capitän, an den sich Seekatz mit seiner Frage gewender, fragte erstaunt dagegen: »Däs wissen Sie nicht?" »Nein, Herr Camerad!" »Je," schüttelte der den Kopf, »Sie wissen nicht, daß gestern dem alten Blücher seine Frau im Hauptquartier eingetroffen? Na, da sitzr sie, eine schöne Frau!" Wir Andern sagten kein Wort; Seekatz ging unruhig hin und her. Nach einer ziemlichen Weile stand General Gneise-na u auf lind ging mir seinen, letzten Adjutanten freundlich grüßend an uns vorüber. Die Dame saß allein am Feuer und Seekatz verwendete keinen Blick von ihr. »Hm!" begann ictzr der Capirän wieder, indem er uns ^'viiikre, »ich möchte wissen, wo der alte Vorwärts blieb? ^"'er von uns sollte die Ercellenz dorr ersuchen, sich in die schenke da drüben zu verfügen, es ist da ein ganz hübsches Zunmer fi^. ,^. -„ Bereitschaft gesetzt und die arme Frau '°"Ute »ich h,-^. ,-,„ H,,^„ erkalten; Seekatz, Sie verstehen ,a, mir Damen umzuaehen, glltii,»! führen Sie die Excel, lcnz hinüber:» ^^ "tz, äußerst geschmeichelt, schüitr Gesichter, wie ein Pavian de>- ein Stück Seife gegessen und strampf« sofort hmub.r an's F^r; .„., ^.„ „^ f^ ^ Zungen-spitzen ab. Mit fünf bis sechs Reverenzen, eine immer komischer als die andere, leitete, Seekatz seine Rede ein; endlich krähte er: »Excellenz verzeihen! wollen Dieselben nicht die Gnade haben, meinen Arm anzunehmen und sich hinübel,' in das Hotel zu vei fügen, allwo bereits Zimmer für Ex-cellenz in Bereitschaft gesetzt sind? Excellenz könnten sich hier erkälten, Dieselben könnten des Herrn Feldmarschalis Excellenz auch drüben erwarten!" Der grüne Hut nickte. »Es ist," krähte Seekatz nun noch laucer, ein kühler Abend und der Aufenthalt im Freien zarcen Damen eben nicht zu empfehlen —" Dabei stand Seekatz, gräßliche Gesichrer schneidend, dicht am Stuhl und bor fortwährend der Dame seinen krummen Arm, erwartend, daß dieselbe aufstehen und sich von ihm fortführen lasse. — »Erzeigen mir Excellenz die Gnade und nehmen Sie meinen Arm, ich würde sehr glücklich seyn —" — »Nu, nu, was solls?" fuhr plötzlich die Dame mit grober Stimme empor, riß den Schleier vom Gesicht und fragce barsch: »was gibts? was wecken Sie mich denn?" Entsetzt starrte Seekatz in das grimmige Gesicht des alten Blücher's, der ärgerlich schrie: »Reden Sie doch!'' was schneiden Sie denn für verfluchte Gesichrer? Donnerwetter! thun Sie endlich das Maul auf!" »Entschuldigen," nahm Seekatz jetzt ziemlich gefaßt das Wort, »ich glaubte, es wäre Ihrer Frau Gemahlin Excellenz!" »Meine Frau? was? meine Frau?" schrie der alte Blücher laut lachend, indem er den grünen Weiberhut vom Kopfe riß, den er aufgesetzt hatte, um seine entzündeten Augen gegen den grellen Schein des Feuers zu schützen, »wo soll denn meine Frau Hieher kommen?" »Ihre Excellenz sind gestern schon im Hauptquartier eingetroffen!" stammelte Seekatz. Der alte Blücher lachte wie ein Unsinniger und es dauerte-eine ziemliche Weile, ehe er antworten konnte: »Na, gehen Sie nur, ich merke schon, es hat Ihnen Einer eine 18 derbe Nase gedreht. — Donnerwetter! was schneiden Sie mir denn für Gesichter? Herr, in's Teufels Namen! sind Sie denn verrückt?" »Excellenz," entgegnete Seekatz ziemlich barsch, »ich leide seit meiner Geburt an Zuckungen im Gesicht; entschuldigen, ich bin der Lieutenant Seekatz!" »Nu, nu!" schrie der Feldmarschall begütigend, »ich glaube gar, närrischer Kerl, Er nimmt's dem alten Blücher übel, daß er lacht; laß Er's gut seyn, ist nicht so schlimm gemeint, Camerad!" Der alte Blücher und Seekatz schüttelten sich die Hände. Seekatz kam sehr glücklich über dieses Händeschütteln wieder zurück, doch fragte er sogleich außerordentlich ernst-haft nach dem Capitän, der ihn zu dem komischen Auftritt verlockt hatte; dieser war aber bereits abgerufen worden. Da ich Seekatz kannte, so ging ich sofort zu diesem Capitän, um ein Duell zu verhüten; der Capitän war auch gleich bereit zu einer Entschuldigung, die von Seekatz günstig aufgenommen wurde. Wir verbrachten die Nacht bei einem vollen Glase und hier siel es dem Capitän ein, dem wackern Seekatz das Du und die Bruderschaft anzubieten. Sey es nun, daß Seekatz wegen Blücher's Frau noch immer einen geheimen Groll auf den Capitän hatte, oder aus einem andern Grunde, kurz, er entzog sich kalt höflich dem Anerbieten und entschuldigte sich gegen mich, der ich ihn darob zur Rede setzte, damit: er Habeden Capitän noch nicht im Gefecht gesehen, und ehe er mit Jemandem Bruderschaft schließe, müsse er ihn vor dem Feind gesehen haben. Dieser Wunsch sollte unserm Seekatz bald erfüllt werden. Einige Tage später kam's am Walde von Etoges zum Gefecht; zwischen zwei weit vorspringenden Waldspitzen hielt eine preußische Batterie, die von den Feinden mehrmals heftig angegriffen wurde, weil sie die breite Straße bestrich und sehr viel Schaden that. Diese verschiedenen Angriffe, obwohl immer abgeschlagen, wurden den Artilleristen doch zuletzt lästig und unsere Compagnie erhielt Befehl, bei der nächsten feindlichen Attaque auf die Batterie aus der Waldspitze, in der wir versteckt lagen, hervorzubrechen und den Feind in die Flanken zu nehmen; mit uns war der oberwähnte Füsiliercapitän, der mit dem Bajonnet vollenden sollte, was wir mit der Büchsenkugel begonnen. Wir brauchten nicht lange zu warten. Ein prächtiges Lancierregimenl sauste im vollen Rosseslauf heran, an uns vorüber, die Anhöhe hinauf; die Stücke donnerten, die Kartätschen schmetterten Mann und Roß reihenweise nieder. Die Lancier's preschten in Unordnung zurück. Hurrah! Hurrah! die Flügelhörner! ein mörderisches Büchsenfeuer, das in weniger als einer Minute fünfzig Sättel leer machte, und aus der Waldspitze heraus brachen die Füsiliere mit blitzendem Bajonnet, die Jäger mit aufgepflanzten Hirschfängern. Allen weit voran war Seelatz, entsetzliche Gesichter schneidend, er riß einen Lancier-Officier vom Pferde und wehrte sich, wie ein Löwe gegen drei oder viere, die ihre Lanzen fallen ließen, ihre Pferde um ihn tummelten und ihn mit der Klinge angriffen. »Hier wird Bruderschaft gemacht, Capitän!" rief er da mit laurer Stimme und mit drei Sätzen war dieser Officier an seiner Seite und half ihn heraushauen. Die Lancier's flohen, da wendete sich Einer im Fliehen auf dem Sattel, er hob die Pistole: Blitz, Knall—Seeka tz taumelte einige Schritte zurück mid fiel dann in meine Arme — ich hielt ihn, der Capitän trat zu uns. »Capitän," stöhnte Seekatz, »Ihre Hand, Bruderschaft ist gemacht, kann Dich nicht mehr sehen, Camerad!" Noch einige Secunden und ich ließ die Leiche des tapfern Freundes langsam zurücktragen, hinterdrein schlich der Capitän von den Füsilieren und heulte, als ob ihn der Bock stieße. Ha! haha! hahaha!" Der Grauhaarige lachte, als spräche er von dem Spaßhaftesten von der Welt; plötzlich aber verzog er sein Gesicht, trank seinen Wein hastig aus und entfernte sich ohne Gruß von den Cürrassieren. Diese sahen ihm ruhig nach, denn sie kann-ten seine Art schon längst. Der Lieutenant aber dachte die ganze Nacht an seinen wackern Cameraden Seekatz und weinte wohl auch dazu. So ein seltsamer Kerl aber war dieser Grauhaarige. Der kühne Dünkirchner Novelle-(Fortsetzn n g.) Die Aufmerksamkeit der Directoren der ostindischen Compagnie wurde übrigens durch andere schwere Verlegenheiten in Anspruch genommen. Es hatten sich nämlich zwischen dieser mächtigen Corporation und den Generalstaaten Streitigkeiten über die Ausdehnung der Privilegien derselben erho-ben, und man mußte erwarten, diese Streitigkeiten noch erbitterter werden zu sehen, weil in Europa Jedermann, der nicht zu ihr gehörte, die Compagnie mit neidischem Auge ansah. Unter diesen schwierigen Umständen fühlten die Herren in Batavia, daß sie im Haag einen klugen Mann brauchten, der sie vertrete, und ihre einstimmige Wahl siel auf den ersten Secretär des Rathes. Cornelius van Ostermann gehörte einer der aus-gezeichnetsten Familien der Colonien an; sein Vater war ermordet worden, als der Sultan von Borneo die Ansiedelungen zerstörte, welche die Holländer auf dieser Insel angelegt hatten. Sein ganzes Vermögen war dabei verloren gegangen. Cornelius war dieser unglücklichen Katastrophe ent-gangen, da er sich zu jener Zeit in Batavia befand, wo er ein reiches Mädchen geheirathet hatte. Der unbegränzte Lu-Ms dieser Hauptstadt, dem seine Frau nicht entsagen wollte, hatte ihre Mitgift bald erschöpft und im Voraus das Erbe seines Vaters gekostet. Bei Aussicht der mit immer schnelleren Schritten herbeikommenden Armuth war die Frau van Ostermann vor Gram gestorben, und hatte ihrem Gatten eine dreijährige Tochter hinterlassen. In jenem heißen Klima heirathet man ,ung und lebt sehr schnell. Cornelius stand zwar erst im sechs und zwanzigsten Jahre und hatte di? 19 - Kraft der Jugend bewahrt, um seinem Unglücke Trotz bieten zu können. Sein Name, seine Perbindungen, der Tod seines Vaters waren eben so viele Ansprüche der Directoren, seine Talente rechtfertigten ihre günstige Meinung von ihm, und in zwölf Jahren hatte er den hohen Posten erreicht, von dem man ihn nach Europa schickte; aber sein Platz sollte ihm immer freibehalten weiden, und wenn er seinen Auftrag glücklich ausführe, sollte er zum Bürgermeister der Stadt Amboina ernannt werden. Man wies ihm übrigens zu seiner Sendung einen sehr bedeutenden Gehalt an, denn man hielt es für passend, daß der Repräsentant der Compagnie die Gesandten der ersten europäischen Mächte an Lu-Ms übertreffe. Die Wahl dieser Herren war jedoch eine sehr unglückliche. Van Ostermann war im Grunde ein Mann von sehr beschränkten Fähigkeiten, der nur ein großes Talent zur Intrigue besaß. Der schwierigen Sendung, die man ihm anvertraut hatte, war er durchaus nicht gewachsen, und die Compagnie würde es bald bemerkt haben, wenn nicht dem Gesandten, der in Amsterdam einen Secretär suchte, ein glücklicher Zufall Herrn Herrmann Hagenfisch, einen jungen Mann von ausgebreiteten Kenntnissen, zugeführt hatte. Van Ostermann lernte seinen neuen Secretär bald sehr schätzen, er konnte sich auf ihn in Allem ganz verlassen, und begnügte sich, ihm die abgehenden Nachweisungen und Localkeninnisse mitzutheilen. Die Last war für den neuen Secretär nicht zu schwer, und ans seiner Feder flössen die so lichtvollen und überzeugenden Schriften, die van Oster m ann den Generalstaaten vorlegte. Seine Aufsätze waren es, die das wankende Wohlwollen wieder befestigten, die Ungläubigen überzeugten, die Neidischen zum Schweigen brachten, und endlich der Compagnie den vollständigsten Erfolg bewirkten. Aber Hagen fisch war nicht bloß ein unermüdeter Arbeiter, sondern auch einer der schönsten und liebenswürdigsten Männer im Haag. Wenn ihn die holländischen Damen im Nebel ihres feuchten Landes bemerkten, um so mehr mußte es die Tochter des Gesandten, ein Mädchen von fünfzehn Jahren, deren Vaterland unter heißen Breiten gelegen. Negina's Schönheit hatte Eigenschaften und Mängel der Orientalinen; sie war nicht vollkommen, aber reizend, wenigstens schien es dem Capitäu van Dooner, dem Freunde ihres Vaters, so. (Fortsetzung folgt. ) Recept für Liebesbriefe. Hus dcr Mappt eine« Modehcrrn. (Aus dem „Wanderer.") Willst Du an die Liebste schreiben, Eo setz' oben auf als Krone -Vielgeliebte! Holde! Theure! Vl'in.s Daseyns Lust und Wonne!' Nunn, zum S5lus, t>i, alte Leier: ^D'in auf .-wiq Dir Getreuer!« Dan„ ^ Liebchen Doch entzückt, L.ebchen dünkt sich sehr beglückt. St.ckcn Mutter. Schwester. Basen, I" dcn Vrief ^ krtt'sche,, Nasen. Loben sie auch Deine Suade Und Du findest Hu,» ^ Gn<,de. Halt' das Mädchen l^nn zum Narren, Ober lieb' es warm und treu. Das gilt wahrlich eiiierlcl, I. B. Post. Brosamen aus der Vergangenheit. Die Kaiserin von Rußland übersah einmal ihren Haushalt und fand in der Rechmmg 28.000 Fr. für Talg- > -lichter verzeichnet. Diese ungeheuere Summe fiel ihr um so mehr auf, als sie den strengsten Befehl gegeben hatte, daß an ihrem Hofe keine Talgkerzen gebrannt werden. Sie stellte Untersuchungen an und da ergab sich's, daß der Prinz, nachmaliger Kaiser Alexander, sich ein Talglichr hat kommen lassen, um damit seine aufgesprungene Lippe zu besti eichen. Der Lakey, der dasselbe kaufre, stellte 4 Pfund in Rechnung, der Vorgesetzte über ihn machte eine Summe von 300 Fr. daraus, und so vom Diener hinaufsteigend Ichwoll die Summe immer hoher an, bis endlich der Oberhof - Intendant die runde Summe von 28.000 Fr. zu Papier brachte. So hat Ludwig XVlll. berechnet, daß ihm jedes frische Ei, das er verzehrte, auf 30 Fr. zu stehen komme. Feuilleton. Gine fürchterliche Mordthat in Paris — Ein gewisser Morel in Paris, Brettschneider von Profession, (schreibt der, „österr. Courier)" zeichnete sich durch eine auf-fallende Häßlichkeit aus. Er hatte wirres, struppiges Haar, schielte auf einem Auge, und sein ganzes Gesicht war von Blatternarben zerrissen. Kurz sein ganzes Aussehen stämpelte ihn eher zu einem wilden Thier, als zu einem Menschen. Dessen ungeachtet verheirathete er sich ungefähr vor fünf Monaten mit einer jungen, sehr braven Arbeiterin, welche bei einer Wohlthätigkeilsanstalc wegen ihrer Geschicklichkeit und ihrem höchst ehrbaren Charakter eine Anstellung fand. Als sich Morel mit ihr verheirathete, dachte er, seine Frau besitze ein kleines Vermögen; und er machte ihr glauben, er besitze ebenfalls Etwas, obwohl er an, Tage vor der Hochzeit von ihr zwanzig Franken borgte, um damit die Eheringe zu bezahlen und seiner Frau andere kleine Geschenke machen zu können. Allein das arme Geschöpf hatte nichts als einige geringe Ersparnisse , und kaum verheirathet, mußte sie sehen, wie ihr Mann in Schwelgerei das wenige Ersparte verbrauchte, und überdies; die Unverschämtheit der Verwandten ihres Mannes ertragen, welche unter Drohungen ihr immer Geld abborg-ten. Sie hatte endlich Alles, bis auf ein Kleid, welches sie am Leibe trug, ins Leihhaus getragen, um diesen Ungeheuern gefällig zu seyn. Allein dessenungeachtet glaubte Morel, sie habe verborgenes Geld, und nach Verlauf eines Monates ihrer Ehe sing er siezn maltraitiren an, um auf diese Weise von ihr Geld zu erpressen. Die arme Frau setzte diesem rohen Benehmen nur die äußerste Güte und Nachsicht entgegen, obwohl Morel sie wiederholt bedrohte, er wvlle sie todten, um ihrer los zu werden. Bei solchen Drohungen konnte eine fürchterliche Katastrophe nur sehr nahe liegen. Dieser Tage kam er Abends, um halb eilf Uhr, nach Hause. Seine Frau hatte ihm etwas zum Nachtmahl gerichtet, und da sie sich noch von den fürchterlichen Mißhandlungen, welche sie am Tage vorher von ihm erlitten hatte, unwohl fühlte, so war sie zeitlich zu Bette gegangen. — Morel nahm sein Mahl ein, und wahrend er aß, richtete er die schändlichsten Beschimpfungen an seine Frau, welche ihm hierauf keine Antwort gab, und durch diese übermenschliche Geduld seine Wuth nur noch auf den höchsten Punct steigerte. Plötzlich erhob er sich, stürzte auf das Bett seiner Frau, ergriff sie bei den Haaren und stieß ihren Kopf mehrere Male an die Wand. Seine wachsende Wuth war damit aber nicht zufrieden; er riß sie an den Haaren aus dem Bett heraus, und schlug 20 — ihren blutenden Kopf an Wand und Meubel, dann, als er von diesen Foltern ermattet, sich nicht mehr regen konnte, streckte er das unglückliche Geschöpf auf den Boden aus, und trat mit seinen eisen beschlagenen Stiefeln auf ihr Gesicht und ihre Brust. Die arme'Frau kämpfte mit Riesenkraft gegen ihren Mörder. Sie raffte'sich r>om Boden auf, und machte einen verzweifiungsvolleN Versuch, das Fenster zu öffnen, um nach Hilfe zu rufen, allein ihr Henker ergriff sie am Hals und suchte sie zu erwürgen. Die , schreckliche Scene wurde von einem Nachbar gehört. Er suchte bei der Thüre einzudringen, um der armen Frau beizustehen, allein die Thüre mar verriegelt. Er lief schnell nach der Wache, und als er mit den Soldaten zurück kam, weigerte sich der Mörder, die Thüre zu öffnen, und wie ein wildes Thier, welches das Blut trunken macht, fiel er mir neuer Wuth über sein Opfer her. Endlich gelang es den Einlaßforderuden, die Thüre einzubrechen — eine complctte Finsterniß herrschte in dem Zimmer, in welchem die Gräuelthar geschehen war. Morel stürzte auf den ersten Soldaren los, und suchte ihm seine Waffe zu entreißen, allein die Nachbarn eilten mit Lichtern herbei, und es gelang ihnen endlich, über den vor Wuth schäumenden Mörder Herr zu werden. Das arme Opfer ward hoffnungslos nach dein Hospital gebracht; sein Mörder ist eingezogen, und anstatt seine That zu betrauern, bedauert er nur, daß er seine Frau nicht sogleich ganz ge-tödtet hatte. Herzog von Eustozza — Custozza, wo Na-detzky im v.J. einen so herrlichen Sieg erfochten, soll diesem hochberühmten Helden einen neuen Titel, eine neue Würde vreleihen; man spricht, er würde den Ehrennamen eines »Herzo gs von Custozza" erhalten; wahrlich keine zu große Auszeichnung für vieru n d sechzigi ährig e, dem Vaterlande so treu geleistete Dienste! Papierkorb des Amüsanten. Ein Bauer, der einst eine Redoute in M. besuchte, und t>em es dorr sehr wohl gefallen hatte, sagre, als er herausging: »Wenn i g'wußt harr', daß es so schon war', so war' i scho z'Mittag rein g'ange." Ein noch lebender, berühmter Sänger, dem es aber durchaus an Haltung und Anstand auf der Bühne fehlte, fragte einst dennoch berühmcern Schauspieler Ludwig De-vrienr: «Wissen Sie wohl, was meine Stimme so melodisch gemacht?" — «Nein!" — „Im Alter von ,5 Jahren verschluckte ich einst zufällig eine große Quantität Öl!" — »Sie würden gut gethan haben," erwiederte Devri ent, „hätten Sie zu gleicher Zcir auch einen Tanzmeister mit hinunter geschluckt." Eine hochbejahrte, im Geruch großer Heiligkeit ganz neuerdings in Straßburg verstorbene Jungfrau hatte in ihrem Testament verfügt, daß zwei Straßburger Bürger von wenigstens 30 Jahren, die durch einen feierlichen Eid erwiesen, daß sie sich stets der größten Siccenrcinheic und Keuschheit befleißigt, ihren Sarg zur Gruft tragen uud dafür ein Jeder l tt.OW Frcs. erhalten sollten; allein es meldet sich Nicmand zur llbernahme dieser ehrenvollen und einträglichen Function. Korrespondenz. Marburg am 7. Jänner 1859. Die stürmischen Bewegungen seit März waren eben nicht das günstige Wetter, unter welchem der Vau unsers neue» Theaters ged.jhen konnte. T rotz aller Hindernisse ist übrigens das Gebäude, ein schönes Denk» l mal bürgerlicher Eintracht und inniger Wärm? fiir das Nute und ^ Schone, bis unter das Dach gediehen — leider, um bessere Tage zu erwarten, die es auch im Innern als Tempel der Kunst würdig ausstatten^ könnten. Das alte Schaulpielhaus — sonst durch Lage und Form ein -trübes HlLMLNto inui'i — wurde durch den Eifer des für die heurige Saison thätigen Directors, Herrn Schwarz, der nebenbei auch noch persönlich das Orchester mit Umsicht leitet, den augenblicklichen Bedürfnissen entsprechend hergestellt, die fadenscheinigen Courtinen und Decora», ,tionen erneuert und ein Repertoir eröffnet, welches ebenso d,m zahlreichen, mitunter recht ansprechenden Bühnenpersonale, als auch dem Geschmacke unseres Publikums zusagend ist. Wir nennen mit Auszeichnung vom Bühnenpersonal? vor Allen Herrn Zöllner (Komiker, ehrenvollen Andenkens auf den ersteren Bühnen Österreichs). Die Damen: Zöllner, Schwarz, Neichmann, Masche?; die Herren: Gustav 3lostok, Fried mann, Vlumenthal und Gaurier. Ein sieisjiges und entsprechendes Auffassen der Rollen erwarb in d,e>: meisten Glücken dem Personale den verdienten Beifall. Der Neaierungsanlritt 2. M,, unsers Kaisers Franz Joseph, wurde am i?, Dec. mit Dr. P u f f's Proloa gefeiert, worauf R a i m u n d's «Verschwender" folgte. — Die Herren G u t m a » „ und Leid! gastirten mit ihren Tafelstücken und Nebelbildern; Künstler von d?n Bühnen der benachbarlen Provin^ialhauplstädte werden dieser Tage als willkommene Gäste erwartet, und so gestaltet der Erfolg unserer Vühne sich heuer viel günstiger als das Horoskop, das wir als Anfang der Saison zu stellen uns berechtiget glaubten. Mit einer Präcision, die wenig zu wünschen übrig ließ. wurden die Stücke: „Keine Ieluiten mehr", von Schuber; »Großjährig." von Bauern feld; »Zwei Pistolen," von Kaiser; „Zolky," von Maltitz; »Ein weißes Blatt.« von Gutzkow; und „Der treue Diener seines Herrn," vo» Grillparzer. gegeben; letzteres Drama zum Besten des ersten Liebhabers, Herrn Gustav Nostok. eines fleißigen Künstlers den wir schon den fünften Winter auf unserer Vühne sehen, auf welcher er uns mit einem Schauspiele sciner Muse, genannt: .Eine Nacht auf Burg Okic," überraschte. Erinnerte darin zwar mancher Anklang an das «Nachtlager in Granala" und Schiller's «Cabale und Liebe," so hatte das ganze Stück doch so vi.l Gutes und Schönes, daß wir uns eine ge« nauere Besprechung desselben für nächstens vorbehalten. I-m Interesse dcr bildenden Künste bemerken wir noch, daß seit einigen Tagen Herr E be n h ö ch, Gesellschafter des Hauses Hohe und Grammer in München, mit seinen prachtvollen Lithographien, colo« rirten und Farbendruck-Blättern sich hier befinde, um seine Weiterreise nach Laibach und Triest fortzusetzen. Die reiche Auswahl vo» mehr als 20 verschiedenen Iagdstücken nach Folz, Heß und Hohe, die herrlichen Scenen aus dem dairischen Hochgebirge nach Kaltenmoser, 0er Schwur am Rütlli, Napoleon mit leinen Marschällen, und vor Moskau, vor allen aber die katholischen Prachtblatter nach Carlo Dolce, Nubens. Leonardo da Vinci, ItapkaelKirner, B ch r a u d o r f zc-, mitunter in Formaten, w.lche manchem Altare in Landkirchen entsprechen dü.rf. ten. machen bei der überraschenden Billigkeit der Preise und Abnahmsbe-dingunaen das Haus Gramm er und seinen Abgesandten der wärmsten Cmpf.hlung an alle Kunstfreunde würdig, um so mehr, als eines der gelungensten Porträte des Marschallb Nadetzky, des echten Schwertes Österreichs, die allgemeine Aufmerksamkeit erregen dürfte. U»'. « uoolph Puff. ^Venefice-Anzeige. Der durch vielseitiges thätiges Bestreben, besonders aber durch Hebung der Nalionalgard» - Musikba»t>c rühmlichst bekannte und beliebte hierortige Kapellmeister, wird Samstag am 20. Jänner im hiesigen stand. Theater seine Benefice - Vorstellung haben. Die beliebtesten Vc.'ne» aus der Oper „B e l i s a r i o" . von Doni « zetti, — worin mehrere Dilettanten mitwirken werden, — dann die von Ludwig Kantschar für diele Vorstellung geschriebene Localposse mit Gesang, — betitelt: „Die Entführung, oder die drei verhängnisvollen Gasthäuser /- und das Kotzebu e'scbe Lust» spiel: „das Post haus zu T r e u e nd r i e tz e n/< —in welchem ein Fräulein ihren ersten theatralischen Veisuch wagen wird, — dürften sowohl dem Publikum einen vergnügten Abend, als auch dem Venefician-ten ein volles H^>us garantire». Verleger: IgnazAloisKleinmayr.