und Freiw«. — Schluß de« BlatreS am SamStag, Dienstag und Donnerstag Mittags ; Schluß für Einschaltungen an «lesen «gen werden in der VerlagShandlung des Blattes, Postgasse 4, und von allen dieselben vermittelnden Geschäfts Untenielimni'gen vntgegengenomwen^ EinschattuichgSgckbühr 8 kr. fü-r die Feile, bei «iederholuna bedeutende Ermäßigung. Offene Reklamationen sind portofrei. Prcl» de« Mattes: wr M,irbu»g ganzjährig K fl., halbjährig 5 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr.: für Zustellung ins Haus monatlich 10 kr. Mit PaHveHenduag: g»«Nährig 8 fl., hait^ährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. Einzelne Blätter 5 kr. Kr. 135. Ireitag im S. November 1888. XXVII. Jahrgang. Vereinigte SeuWe Zinke. Unter Posannenfmrfaren dm. gesanz-nten libe-^ralm Presse ging der deutsche in das Lager des dentschosterreichischer. über. Die Einigung sformel wurde leicht gesunden, zumal der deutsche Klub seit der am 5L. Februar >1387 erfolgten Spaltung nur ein Scheinleben führte. Wir haben bereits gelegentlich des Ablebens des Abgeordneten Dr. Piükevt erklärt, daß nun das > letzte Hindernis; .einer WiMr-! vcrschmchung der beiden Oppvsitionsgrnppcn, die! sich ja doch nur drrch den 'Namen mnterschiedenx geschwunden sei. Die nationale Grundlage, auf welcher nach Dr. Weitlof eine Einigung erfslget^ sollte, -muß wohl -auch ausgetüftelt worden sein/ obzwar diese Grundlage vorläufig n«ht initgacheilt wird, sondern, wie manches Ändere, ein Aub^ geheimniß bleibt. Doch sei dem wie ihm wollet Wir fühlen keinen Drang den Schleier zu lüften^ nnd freuen uns, Haß es nso gekoiumen ist, denn der deutschnationale Gedanke, welcher durch dem deutschen Llnih Gefähr lief, m weiteren Kreisen ver wässert zu wcirden,-Mrd nun auch wieder dort helt aufleuchten, .wo ftinen Schein der deutsche Kluö dampfte. Die Begriffe „dertschnatirnal" und „li-! beral" werden nicht imehr verquickt'werden und dry Einsicht, daß »ur dÄe kraftigste Betonung desmttio-i nalen Standpunktes mnserm Gegnern Respekt eimzu-fl ößen vermag, sich Pegreich 'Bahn brechen. Die neue Vereinigung hat m ihren Kklb-Naimn auch das Wvrtcheu.„deutsch" aufgenomn^en. Sie nennt stch „Veviinigte deutsche ^inke." Doch um damit ja deinen Anstoß zu erregen, fand es einer -der Einig kcitsfiLrderer für angezeigt zu bemerken, daß diese Bezvichnung durchaus keinen antiösterreichischen Charakter trage. Ist es nicht beschämend für ^ie Deutschen nach fast zehnjähriger Opposition und nach einer ununterbrochenen Kette von Domsüthigmigen noch nicht weiter zu sein? Und Männer, die nr.it dem Worte ..deutsch" einen Anstoß zu erregen fürchten, Männer, die dieses WovL -entschuldigen zn nckssen glauben, wollen das Deutschtum gegen den mächtigen, vom nationalen Hochgefühl gefesteten Andrang der Slaven schützen? Warum nannte sich die neue Vereinigung nicht „Gereinigte zentmlistische Linke?" Nese Bezeichnung hätte wenigstens dem Programme Rechnung getragen, denn die Verschmelzung erfolgte doch nach der Erklärung des Dr. Edlen von Plbener zur Wahrung der ^Staatscilcheit, Min Schutze des Deutschthnm« und der berechtigten Stellung der Deutschen in Oesterreich ffvwiic zur ErMung und EvtwicKung der freihert-'lichlm GnrndK;e der Verfassung. Die Konzession, 'die mit dem Namen „deutsch" vielleicht den Wählern gemacht «urde, hätten lntztere gewiß gcrne den än.zftlichM Herren erlassen. Name ist ja nach (bvethe Schall nnd.Ranch, uad n»e oft wurde nicht diese Phrase -j«s Treffen geschickt, wenn es -sich darum Handelte, in den breitevm Bttlksschichtm die Dorste lluug A» erwecken, daß zwischen dem dcutschm und dem dM-tschssterreichische« Kwb kein Unterschied . bestehe, wß das Trennende nur im Namen ikege. Es.mürde zu weit fiittxen, «wollten wir die Oppor-tunitatÄgDÜnde durchgehen., welche die 'fteatsmännische "OppoDic« vnanlaßtcn, das Dentschthnm in zweite Linie M Htcllen und die ^tte 'Verfasslvngspartei für Sturze Zeit zu galvanisnM. -Auch wi? oft besagtes .wiederholen. Der ^SinheitSgedanke i hat, so zähe auch der übenv-icgende Theil dor Opposition «:n demsetben hing, es niicht vermocht, die Deutschen zu schützen. Unter zentralkMchen Regierungen begannen die Erfvlge der Slaven und was bis 'beute in gemischtsprachigen Gegenden an deutschem' Gebiete verloren ging, ifft nur oine Holge deutscher Aengst-lÄhkeit. Unter zentralistischen Regierungen wurden die beiden ilamschen LandSmannminifter in den Vkth der Kvvne berufen, die Geamtenverschiebnngen begonnen nndt)ie Pavische Avrtirung bei den Gerichten angebahnt. Knter einer zentrvckistischen Regierung! wmde den Polen Hene mit dem Staatsganzen nicht meh^' in Einklang zv bringende Stellung eingeräumt, welch? sie haute zewiß nicht zum Bortheile der übri^n Völker Meu. Ans » ».'ch ° A-S-^wartet, als ich eine Dame aewab.,? die mfchm Ganges voriiberschwebte. weis- » ^ woh>, r ich dieses Mal den Mutt, ^ ich .nir selbst noch kla. legte Seite, m-men Regenschirm anbietend. Die g.?ßcn Äugen der Dame sahen „nck fragend an dock me,ne w.ed^r Mm Ausbruche gelangte blöde Schiich -krnhnt mochte ,hr Vertrauen eingeflößt haw, nahm .nem Anerb eten an ^ Mberm„fie des Glückes v"rgS ich'mef.Nn'' Mlg eiustudirte Rede und schwaktc -um M,«., " Pötzen der Dame das alben.ste'Ün? ü .g 2 Zmz Wir waren kaum hundert Schritte aeään » a<« ^.e Dome mir für meine Begleitnn.sdank.7-,.e «°r vor ihrem Hanse angelangt. Das war? ,.! doch zu fiuh. Ich hatte ja „och »jcht Gx,...,,. Glü<^datle"'mi^' Dis nnerivattete ^uhn gemacht nnd ohne recht I» wisten, was ich wollte, bat ich mir - wenige «iigeMi-ke bei ihr ein'tretm ,n dürftn' Wieder m.ch e,n fragender Bli-k^ doch wurde meinem Bezehren willfahrt und schon im » ^ Minute stand ich in eiiieui hcllcrlcuchtcteu Salon wo eine größere Gesellschaft sich ebm zum Thcc Seite 2 Marburg«» K«itung. Sk. l3S Iicktdejolgung öe«! WilitÄr-Ginkeruftng. In der Dienstag:Sitzung deS Abgeordnetenhauses wurde eine Regiennigsvorlage eingebracht, betreffend die Bestrafung der Nichtbefolgung eines Militär- ^ Einberufungsbefehls und der Berleitung hiezu. Dieses Gesetz enthält nachstehende Bestimmungen: ^ 1. l^ines Militär-Verbrechens macht sich schuldig, wer, durch den Soldateneid verpflichtet, dem Einberufungsbefehle nicht Folge leistet, wenn das schulddare Bersäumniiz über acht Tage dauert, in nc,chstct)cnden Fällen: 1. wenn der Einberufungsbefehl .^ur Ableistung des Präfenzdienstes (der aktiven Dienstleistung in der Landwehr) vom zuständigen Kommando erlassen worden ist; L. wenn die Ein-berufuug auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers zur thcil'veiseu oder vollen Ergänzung des Heeres, der Kriegsmarine oder der Landwehr auf den Kriegsstand erfolgte; wenn im Mobilisirungsfalle der Einberufungsbefehl au die uueingereihten Rekruten oder die uueingereihten Ersatzreservisten erlassen wurde; 4. wenn der Einberufungsbefehl im Mobilisirungs-fcille au zu einer militärischen Dienstleistung verpflichtete Offiziere des Ruhestandes oder im Ner-Hältnisse außer Dienst ergangen ist. Dieses Verbrechen ist mit Kerker von drei Monaten bis zu einem Jahre, bei angeordneter Mobilisirung oder während des Krieges aber mit Kerker von einem bis zu fünf Iahren ^n bestrafen. ^ 2. Eines Militärvergehens macht sich schuldig, wer, durch deu Soldateneid verpflichtet, dem Einberufungsbefehle nicht Folge leistet: 1. Wenn der Einberufungsbefehl unter den im § 1 angeführteu Bedingungen erlassen worden ist und das schuldbare Bersäumniß nicht iiber acht Tage dauert; 2. wenn der Einberufungsbefehl zum Zwecke der militärischen Ausbildung, der periodischen Waffen- (Dienst-) Uebnng erlassen wurde; 3. wenn der Einberufungsbefehl behufs ausnahmsweiser aktiver Dienstleistung! an die Reserve oder Ersatzreserve, in GemäÄ)cit des Gesetzes vom 31. Mai 1888, R. G. Bl. Nr. 77, erlassen wurde. Dieses Vergehen ist mit Arrest von einem bis zn drei Monaten zu bestrafen. K 3. Militär- (Landwehr-) Personen, welche durch den Soldateneid llicht verpflichtet sind, machen sich durch Nichtdesolgung des Einberufungsbefehls, wenn sie im Kriegs- oder Mobilisirungsfalle statthat und das schuldbare Versäumniß über acht Tage dauert, eines Verbrechens, in anderen Fällen aber eines Vergehens schuldig. Die Strafe des Verbrechens ist Kerker von sechs Monaten bis zu zwei Jahren; das Vergehen wird mit Arrest von einem bis zu drei Wkouateu bestraft. i:; 4. Wer, durch das Landsturmgesetz verpflichtet, nach erlassener Aufbietung der Einberufung nicht Folge leistet, macht sich eines Vergehens, und wen« das schuldbare Versäumnis; über ackt Tage dauert, eines Verbrechens schuldig. Die Strafe des Vergehens ist Arrest von einem bis zn drei Monaten, die Strafe des Verbrechens Kerker von sechs Monaten bis zu zwei Jahren. K 5. Das strafgerichtliche Verfahren wegen der in den ^^1, 2, 3 und 4 bezeichneten strafbaren versanunelte. „Lieber Mann, der Herr war so freundlich, mir seinen Regenschirm zu borgen", sagte die Stimme meiner Begleiterin, „sei so gut und danke ihm." Wie mir zu Muthe gewesen, bedarf wohl keiner Schilderung. Es dunkelte mir vor den Augen. Das Peinliche des Momentes wurde noch gesteigert, als ein Junge ausrief: „Das ist unser Herr Jnstruktor." Der Unverschämte war mein Zögling. Wenn ich mir je eine Tarnkappe, um mich unsichtbar zu machen, gewünscht hätte, so war es diesmal. Ich weiß nicht, was ich Alles gestottert habe. Die schelmische Einladung der Hausfrau zum Thee schlug ich, ein Unwohlsein vorschützend, aus. Wie mit eisiger Douche begossen, entfernte ich mich mit dem heiligen Schwüre: Nie wieder eine fremde Dame auf der Straße anzusprechen. Monate waren seit meinen mißlungenen An-nähemngSversuchen vergangen. Das zweifache Fiasco begann allmälig zu erblassen und die alte schwärmerische Sehnsucht sich wieder mächtig zu regen. Die gleichfalls angebrochene Karnevalszeit scheuchte meine erzwungene Resignation vollends ... Ich fing an, so weit es meine ^bescheidenen Mittel er-laubteu, Bälle und Kränzchen zu besuchen. Ich muß hiebei bemerken, daß auch ein falsches SchAMgefühl, um selbst bei meinen Kollegen nicht für einen armen Teufel zu gelten, meine scheinbare Vergnügungssucht lenkte. Mochte auch zu Hause Handlungen steht den Militär- (Landwehr-) Gerichten zu. K 6. Wer zu einem in diesem Gesetze bezeich» neten Verbrechen oder Vergehen, wenn auch ohne Erfolg, verleitet, begeht je nach der Eigenschaft deS Berleiters und der Handlung, zu welcher verleitet wurde, ein Verbrechen oder Vergehen, beziehungsweise ein Militär'Verbrechen oder Militär-Vergehen und ist mit der in diesem Gesetze für den Thäter angedrohten Strafe von dem zuständigen Zivil- oder Militär- (Landwehr-) Gerichte zu bestrafen. Die Bestimmung des § 7 des Gesetzes vom 20. Mai 186!), R. G. Bl. Nr. 78, betreffend den Wirkungs« kreis der Militärgerichte, findet auf diese strafbare Handlnng Anwendung. Jur de» Tage». Das Abgeordnetenhaus hat vorgestern nach längerer Debatte das Bergschadengesetz ziemlich unverändert angenommen. Die i)sterreichischc Sozialdemokratie gibt ein sehr bemerkenSwerthes Lebenszeichen als internationale Partei, die erste Gesammtkundgebnng seit' längerer Zeit. Es veri?ffcntllchen nämlich, wie wir bereits erwähnt haben, die Redaktionen der fünf Zeitschristen „Gleichheit" in Wien, „Arbeiterstimme", „Volksfreund" und „Rovnost" (Gleichheit) in Brünn und „Hlas Lidu" (Volksstimme) in Proßnitz (man vermis^t die Parteiorgane von Prag) einen Aufruf zu eiuem „Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie" für die Tage vom 30. Dezember bis 1. Januar. Um ein Verbot zu vermeiden, werden alle Theilnehmer, die sich melden, mit namentlichen Eintrittskarten ausgestattet. Ort und genaue Tagesordnung will man erst später bekannt geben. In dem Aufruf wird beklagt, daß die Entwicklung der Sozialdemokratie in Oesterreich nach kurzem Aufschwünge durch »«günstige Verhältniffe und durch Uneinigkeit gehemmt worden sei, der Parteitag bezwecke nun „die Vereinigung der klassen' ! bewußten Arbeiterschaft zu einer wirksamen zielbewußten sozialdemokratischen Arbeiterpartei." Mit dem Anarchismus findet sich der Aufruf in folgenden geschraubten Sätzen auf ebenso sanftmüthige als zweideutige Weise ab: „Mehr und mehr wurde es Ueberzeugung der Massen der bewußten Arbeiterschaft, daß die Partei ebenso die Pflicht hat. Schritt zu halten mit der durch die fortschreitende Proletari-sirung täglich wachsenden Entschlossenheit der Arbeiterklasse, als es ihre Pflicht ist, in zäher, unverdrossener Arbeit ihren Zielen nachzustreben, wo sprunghaftes Vorgehen nur fruchtlos Opfer schafft." Die Wahlen in das preußische Abgeordnetenhaus sind beendet. Es zählt: 300 Konservative, 88 National-Liberale, 29 Freisinnige, W Zentrnms-mitglieder und Welsen, Polen. Die Verlustliste der freisinnigen Partei weist 15 Sitze auf, darunter Hänel, Albert Träger und Alexander Meyer. Den stärksten Zuwachs weisen die National-Liberalen auf, welche 14 Sitze gewonnen haben. Eine rein konservative Mehrheit im neuen Abgeordnetenhaus ist nicht zu Stande gekommen, dagegen besteht eine konservativmational-liberale Mehrheit. England bereitet die Annexion eines großen Theiles von Borneo vor. Londoner Blätter berichten. Schmalhans Küchenmeister sein, die Welt brauchte ja nichts davon zu wissen. So sah man mich denn auf vielen Unterhaltungen, welche meine Börse und meine Hoffnungen in gleichem Maße absorbirten. Der Abend des Juristenballes war gekommen. Zum ersttnmale sollte ich denselben besuchen. Nachdem ich alles Verletzliche flüssig gemacht und mich in meine oft und wohlausgebürstete Balltoilette geworfen hatte, begab ich mich nach den Redouten-sälen, die ich diesmal mit fast klösterlichem Zagen betrat. Geblendet von dem Schimmer der vornehmen glänzenden Gesellschaft entschlüpften mir unwillkürlich die Worte: „O Mensch, wie ttein bist Du." Doch der kecke Muth der Jugend gewann bald Oberwasser und stolz, als trüge ich die Schätze eines indisches Nabob's in der Fracktasche, drängte ich mich durch die lachende Ballwelt. Der beginnende Tanz ließ mich das letzte Restchen von Schüchternheit abstreifen. Bald fühlte ich mich ganz vettraut, ganz wohl. Ich tanzte mit Lust und Leidenschast und vor Allem war es das blühende Töchterlein eines Kaufmanns, welches meine Ausdauer steigerte. Die Raststunde war noch nicht angebrochen und schon fühlte ich ein gewisses Etwas, das crescendo anschwoll und bis zum Schluße des Balles sich vollkommen zur Liebe ausbildete. Ich konnte der Kleinen nicht sagen, was in mir vorging, doch mein leichte» Hoffen nnd meine daß ein Vettrag zwischen der britischen Regierung, der britische» Nord-Borneo-Gesellschaft, dem Rajah von Sarawak und dem Sultan von Bmnei zur Errichtung eines britischen Protektorats über die Gebiete der drei Letzteren abgeschloffen und von diesen bereits nnterzeichnet worden ist. Es handelt sich um die ganze, nicht zum niederländischen Kolonialbesitz gehörige nördliche Hälfte der Insel Borneo, ein Gebiet, das ungefähr so groß ist, wie der britische Theil von Neu-Guinea. Die französische VerfassungS-RevisionS-Kom-mission beschloß mit sechs gegen vier Stimmen, daß die Revision der Verfassung durch eine speziell zn diesem Zwecke einzuberufende Konstituante zu erfolgen habe. (Zum 2. D ezem ber.) Im Wiener Gcmeinde-rath wurde ein Erlaß des Grafen Taaffe mitgetheilt, worin unter Hinweis auf die bekannte Erklärung der „Wiener Abendpost" über das Regierungs-Jubiläum des Kaisers bekannt gegeben wird, der Kaiser wünsche, daß am 2. Dezember jede offizielle kirchliche oder religiöse Feierlichkeit, sowie auch jede wie immer beschaffene, mit Auslagen verbnndene Festlichkeit nnterbleibe. Auch habe der Kaiser ausdrücklich den Empfang von Deputationen ans diesen: Anlasse abgelehnt nnd wünsche, daß auch die Ab-sendung von .HnldigungS- und Glückwunsch-Adressen jeder Art, sowie die Einsendung bezüglicher Telegramme unterbleibe. (D e r P a r i s e r „F i g a r o" ü b e r K a i s e r Wilhelm II.) In einer seiner letzten Nummern beschäftigt sich ein vor Kurzem aus der diplomatischen Laufbahn ausgeschiedener Mitarbeiter des „Figaro" in einer eingehenden Studie mit Kaiser Wilhelm II. Für deutsche Leser enthält der mit einer verhältniß-mäßigen Objektivität geschriebene Artikel wenig Neues. Interessant ist nur das Geständniß des Verfaffers über den sehr günstigen Eindruck, den der junge Kaiser in Petersburg, Kopenhagen, Wien und Rom hinterlassen habe. Der „Whist" zeichnende Mitarbeiter des „Figaro" bemerkt in dieser Hinsicht: „Als Kavalier machte der Kaiser einen bedeutenden Eindruck, als Souverain war er leutselig. Alle, die sich ihm nahten, Männer und Frauen, setzte er durch den Umfang seines WiffenS, durch eine seltene Selbstbeherrschung in Erstaunen und beides legte er ohne Absichtlichkeit und ohne Pedanterie an den Tag. Mehrere der Höfe, welche er besucht hat, sind in der Lage, öfter gekrönte Häupter zu sehen und Vergleiche anzustellen. Der Vergleich fällt zu Gunsten Kaiser Wilhelms aus." Auch über die Umgebung des deutschen Kaisers lautet das Urtheil des „Figaro"-GewährSmannes überaus schmeichelhaft. (Äufgelassen e Festnngen.) Das Militär-Verordnungsblatt verlautbart eine Allerhöchste Entschließung, wonach die Festungen Josefstadt, The-resienstadt und Olmütz als feste Plätze aufgelassen werden und in Hinkunst als offene Städte zu behandeln sind. Gleichzeitig werden die Festungs-kommanden dieser Plätze aufgelöst. Die Festungen Jostfstadt und Theresienstadt galten seit lange schon als Fortifikationen von geringem Werthe und kann deren Auflassung nicht überraschen. Die Lagerseftnng Illusionen sagten mir, daß sie das Gleiche fühlen und empfinden müsie. Und als ich beim Abschiede ein leises: „Auf Wiedersehen" vernahm, da war ich auch fest überzeugt, daß ich geliebt werde. So hatte ich endlich gefnnden, waS ich so lange suchte. Ueberglücklich ging ich nach Hause. Noch in der-selbm Nacht entstanden Verse, die meine Seligkeit in überschwänglichen Farben malten. Der Kameval war zu Ende, ^ch hatte die Kleine nicht wiedergesehen. Und da ich ihr auch nicht zu schreiben wagte, so setzte ich Alles auf einen günstigen Zufall. Eines Nachmittags, als Regen und Schnee jede Passage fast unmöglich machten, erhielt ich den Besuch zweier Kollegen. Dieselben schlugen in Ermangelung eines anderen Zeitvertreibes ein Kartenspiel vor. Ich willfahrte ihrem Wunsche.. Wir hatten bereits mehrere Stunden gespielt; ich hatte ein schändliches Pech gehabt und fast meine gesammte, allerdings unbedeutende Baar-schast verloren. Doch Unglück im Spiele deutet auf Glück in der Liebe, dachte ich mit abergläubischem Vergnügen. Meine Kollegen hatten während des Spieles Durst und Appetit bekommen und wünschten, daß ich ihnen etwas bringen ließe. Ich bedauerte lebhaft, daß meine Wirthin nicht zu Hause sei. Auf die Bemerkung des Einen, daß dem Umstände leicht abzuhelfen sei, wenn wir uns die Bedürfnisse selbst holten, losten wir, wer die Einkäufe zu l?esorgen habe. So traf denn mich das Loos, Brod und drei j Nr. 13ö 'Mczrburger Aeitung. S Olmü^ dagegen wurde bisher noch immer als ein» Waffenplat; von Bedeutung angesehen und deren Werke auch in gutem Stande und entsprechender Armirung erhalten. Die Auflassung dieser Festung ist auf den Umstand zurückzuführen, daß durch die Beendigung der Fcstungsdauten in Krakau und Przemysl die Nothwendigkeit einer die Marchlinie sperrenden Fortifikation entfallen ist und die Kosten der Erhaltung einer solchen Fortifikation außer Ber» bältniß getreten sind mit dem Zwecke, den sie allenfalls zu erfüllen hätte. Fortan werden also Krakau und Przemysl die einzigen Festungen in größerem Style bilden, über welche die Reichsvertheidigung verfügt. (Erster allg. Beamten verein der öst.-ung. Monarchie.) Im Monate Oktober d. I. sind bei der Lebensversicherungabtheilung des Be-omtenvereines 538 Versicherungsanträge über 578.600 Gulden Kapital und 4t)lX) Gulden Rente eingebracht und 463 Verträge mit 464.000 Gulden Kapital und 5896 Gulden Rente ausgefertigt worden. Der Vcrsicherungsstock des Beamtenvereines besteht sohin! aus 5)4.870 Verträgen per 54,357.500 Gulden Kapitals- und 309.300 Gulden Rentensumme. Durch Todesfälle sind in diesem Jahre 608 Verträge per 5»24.900 Gulden, seit Beginn der Vereinswirksamkeit über 7,786.800 Gulden fällig geworden. Das Prä-mieninkasso im Oktober bezifferte sich mit 227.000 Gulden. (Freiwillige Feuerwe h re n.) In der österreichischen Monarchie bestehen 4012 freiwillige Feuerwehren mit einer Mitgliederzahl von 185.967 Mann, gewiß eine recht stattliche Armee. Es besteben nach Kronländern geordnet: in Niederösterreich 704 Ver-! eine mit 27.116 Mann, in Oberösterreich 179 Vereine mit 11.791 Mann, in Salzburg 42 Vereine mit 2786 Mann, in Steiermark 176 Vereine mit 8194 Mann, in Kärnten 133 Vereine mit 5019 Mann, in Krain 51 Vereine mit 2090 Mann, in Tirol 144 Vereine mit 7986 Mann, in Vorarlberg '»1 Vereine mit 1992 Mann, im Küstenland 7 Vereine mit 215 Mann, in Dalmatieu 2 Vereine (Spalato und Zara) mit 170 Mann, in Galizien 134 Vereine mit 3522 Mann, in der Bukowina 16 Vereine mir 721 Mann, in Mähren 439 Vereine mit 19.770 Mann, in Schlesien 134 Vereine mit 6366 Mann und in Böhmen 1820 Vereine mit 88.229 Mann. Die freiwilligen Feuerwehren bilden unter sich Gauverbände, Bezirksverbände und diese bilden wieder den Landesverband; mm existiren in Böhmen zwei Landesverbände und zwar der deutsche und der tschechische Landesverband; beide Verbände stehen in keinerlei Verbindung. Der deutsche Landesverband umfaßt 71 Bezirksverbände, denen !)49 freiwillige Feuerwehren mit dem Stande von 5)7.645 Mann angehören, während der tschechische ^Landesverband 48 Bezirksverbände umfaßt, denen >^71 freiwillige Feuerwehren mit dem Stande von 30.584 Mann angchören. Das deutsche Element nimmt auch im Feuerwehrwesen den Vorrang ein. Auch in Mähren und Schlesien ist eiue Theilung nach Sprache und Nationalität vorhanden. Galizien bat im Verhältnisse die wenigsten Feuerwehren aufzuweisen. Dem Landesverbands in der Bukowina gehört die in Paschkani (Rumänien, Bahnhofwerk- Häringe zu holen, während ein anderer das Bier zu beschaffen hatte. — Mit Aerger unterzog ich mich der Mission, denn ich glaubte mir immer etwas zu vergeben, wenn ich in einem Laden derlei kaufen mußte. Speziell schämte ich mich, in einen Bäckerladen einzutreten. Ich eilte daher in eine obskure Nebengasse, wo ich von Niemandem erkannt zu werden fürchtete. DaS gekaufte Brod verbarg ich sodann sorgsam «uf der Brust unter dem Rocke, desgleichen die Häri^ge. Kaum war ich indeß aus dem Laden getreten, so erblickte ich jenseits der Straße meine stillgeliebte Kleine voln Juristenballe. Im Nu waren meine Kollegen vergessen. Schon stand ich an ihrer Seite, sie schüchtern begrüßend. Das Mädchen war sichtlich verlegen und verdoppelte seine Schritte. Doch ich ließ mich diesmal nicht so leicht abschrecken. Ich ökgann vom Balle und dem lieblichen Bilde, das mir seit jenem Abende in unvergeßlicher Erinnerung geblieben, zu sprechen. Mit reizender Verwirrung schien mich die Kleine anzuhören. Während ich all-mählig die Geschichte meiner Liebe zu entschleiern begann, waren wir auf eine der belebtesten Straßen gelangt. Das Backsischchen wollte meinen Betheuerungen noch immer nicht recht glauben. Ich versicherte mit feierlicher Innigkeit neuerdings, was ich gelitten und legte gleichsam zur Bekräftigung nieine Hand aufs Herz. Aber o Verhängniß! In' diesem Augenblicke kollerte der Laib Schwarzbrod, den der' stätten-Feuerwehr) mit dem Stande von ItX) Mann, durchwegs österreichische Untcrthanen, gebildete freiwillige Feuerwehr an. (Zum Eisenbahnunfall des Ezaren) wird aus Petersburg berichtet, daß der Kaiser erklärt habe, er trage selbst einen Theil der Schuld an der Entgleisung des Zuges, da er eine beschleunigte Geschwindigkeit desselben anbefohlen habe. Der auf dem Zuge befindlich gewesene Ingenieur habe zwar hievon abgerathen, einem neuerlichen Befehle Folqe leistend, die Fahrgeschwindigkeit sodann um ein Geringes erhöhen und erst dann 65 Werst pro Stunde fahren lassen, als der Ezar hiezu den strikten Befehl ertheilte. (Verhaftung von Banknotenfäl-schern.) Aus Trieft wird gemeldet-. „Drei griechische Kaufleute, Theodor Gystaki, Konstantin Damas und Georg Polikranopulo, wurden unter der Anklage, in Gesellschaft von Komplizen griechische Banknoten höherer Sorte in Italien gefälscht und in Trieft ausgegeben zu haben, verhaftet. Diese Verhaftung ! erregt großes Aufsehen. Die beiden Erstgenannten sind unbescholten. Polikranopulo hat vor Jahren bereits wegen franduloser Krida im Betrage von 700.V00 Franks fünf Jahre Kerkers abgebüßt." (Räubergeschichten.) Man telegraphirt Wiener Blättern aus Prag : „Die Enthüllungen über den Beftand einer geheimen Räuberbande erregen in der Umgebung Prags großes Aufsehen. Der kaum 20jährige Bruder des Milchhändlers Klimesch aus Kej bei Prag endete dieser Tage durch Selbstmord auf den Schienen beim Milchtransport ' nach Prag und Niemand vermochte über die Motive i der That Auskunft zu gebe». Nun stellt es sich aus einem zurückgelassenen Briefe Klimesch's heraus, daß er Mitglied eines Geheimbundes und durch das LooS bestimmt war, in der nächsten Zeit einen Raub auszuführen. Um jedoch einerseits die That oicht zu begehen und andererseits den Verfolgungen der Kameraden zu entgehen, vollführte er den Selbstmord. Klimesch gibt an, daß die Geheimbundmitglieder jede Religion abgeschworen haben." (Das Kängnru in Deutschland.) Unter der Ueberschrift: „Ueber die Einführuug des Be-net'schen Känguru in Deutschland" veröffentlicht Philipp Freiherr von Böselager im „Waidmann" einen Artikel, der auch in weiteren Kreisen Interesse erregen wird. Im Sommer de§ vorigen Jahres erwarb Freiherr von Böselager fünf Exemplare des Bennet'schen Känguru, zwei Männchen und drei Weibchen, welche er in seinem Jagdrevier aussetzte. Die Thiere hielten sich vorzüglich und fanden auch an der Nahrung ihres neuen Aufenthaltes Geschmack: besonders wurden neben Gras und Blättern die jungen Triebe vou Salweiden bevorzugt. Drei der KänguruS, welche offenbar schon längere Zeit in der Gefangenschaft gelebt hatten, waren sehr zal)m, die beiden anderen dagegen zeigten sich außerordentlich scheu und vorsichtig, scheuer noch als es durchwegs das Rehwild ist. Mehrfach zeigten sich Kängurus zusammen mit Rehen auf einer Waldwiese oder einem Schlag, beim Heranpirschen wurden dann stets die Kängurus weit eher flüchtig als die Rehe. Ende November wurde ein Weibchen verendet aufgefunden, wahrscheinlich von unbekannter Hand erschlagen. In technisch akademische Ausdruck „Pentameter" nennt, meiner Angebeteten vor die Füße. „Wer in aewissen Momenten den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren." Ich verlor ihn. Während ich mich nach dem Brode bücken wollte, entfielen mir auch die Häringe und als hätte den duftigen Forellen der Ostsee das Schneewasser wieder Lebenskraft verliehen, so schnell schwammen dieselben im Rinnsal. Zu allem Unheil waren geschäftige Menschen sofort zur Hand, welche sie auffischten, während meine Kleine mit flüchtigem Gruße verschwand. Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich schämte mich nanienlos. Indem ich Brod und Fische im Stiche ließ, eilte ich nach Hause, wo meine Kollegen mich bereits ungeduldig erwarteten. Ruhig nahm ich ihre Witzeleien über u,cin verstörtes Aussehen entgegen. Und da ich unmöglich mein Abenteuer erzählen konnte, so ließ ich il?re Vermuthung, ich hätte die Häringe und das Brod allein gegessen, ruhig über mich ergehen. Von da ab entflammte mich kein z'irtlicheS Gefühl mehr, ich war gründlich knrirt. Und so kam es auch, daß ich ein alter Junggeselle wurde." Der Professor schwieg, die Tischgenossen lachten und Resi, die rotl^annige .Hebe des „blaueu Sterns", kredenzte ein frisches GlaS. den letzten Tagen des Dezember kamen zwei herrmloS jagende Hunde in das Revier und hetzten die KänguruS. Die beiden Männchen wurden in eine entfernte Jagd getrieben, das eine Weibchen flüchtete ins Dorf, wurde dort gefangen, und vorläufig in einen Stall gebracht. DaS andere noch lebende Weibchen blieb dagegen im Revier und kam regelmäßig an den mit Rüben beschickten Futterpla^. Dies Thier hielt den ganzen Winter hindurch selbst bei — 18^ R. im Freien gut aus und auch das eine entflohene Männchen wurde noch im folgenden Frühjahr gesehen, so daß dasselbe also den ganzen Winter ohne künstliche Fütterung überstanden hat. Es dürfte damit der Beweis geliefert sein, daß das Bennet'sche Känguru unser Klima in Deutschland verträgt. Vielleicht würde sich diese Thierart zur Einbürgerung empfehlen, da sie dem Anschein nach nicht schädlich wird, solange sie nicht massenhaft auftritt. (Amerikanische Redaktionen.) Auf unzweideutige Weise suchen gewisse Redaktionen jenseits des Ozeans unnöthige und lästige Besuche sich vom Leibe zu halten. So fand sich eines Tages an der Spitze des „Little Rock Blade" (Arkausas) folgende Warnung: „Wir möchten Samuel Dickinson anrathen uns nicht zu häufig in unseren, „Sanktuin" zu behelligen, sonst könnten seine Schienbeine die Bekanntschaft unserer Stieselsohlen machen." Der „Las Vegas Minko" in Neu-Mexiko heftete folgenden Denkzettel an seine Thür: „Der Eintritt ist nur nüchternen Leuten gestattet, die abonni en oder anzeigen wollen. Trunkenbolde und Nichtabonnenten werden hinausgeworfen." An dasselbe Verfahren erinnert der mehr gemüthliche Reimspruch des deutschen „Granada Banners": „Spar' dir unnütze Worte, stiehl uns keine Zeit, so bleiben wir ohne Aergcr und heil dein Kleid!" Der Redakteur des in Trinidad halb in englischer, halb in spanischer Sprache erscheinenden Blattes schrieb an seine Hausthür: „Mensch, bist du im Zweifel, od du hier eintreten darfst oder nicht, so überlasse dich deinem Zweifel und gehe weiter. -Ätadt und Lc»nd. (Spend e.) Der Kaiser hat dem Ortsschulrathe in Sauritsch, politischer Bezirk Pettan, zum Baue des neuen Schulhauses eine Unterstützung von dreihundert Gulden bewilligt und gestattet, daß diese neue Schule den Namen „Franz-Josef-Schule" führen dürfe. (P e r so n a l n a ch r i ch t e n.) Der Bezirks-richter Herr Otto von Fladung wurde von St. Marein nach Marburg l. D. U. und der Bezirks-gerichts-Adjunkt Johann Nedog von Egg nach Rann übersetzt. — Der Gerichts-Adjunkt bei dem sireis-gerichte in Eilli Herr Dr. Jgnaz Pepetz wurde zun: Bezirksrichter in Friedau ernannt. — Der Statt-halterei-Konzipist Herr Dr. Heinrich Edler v. Cron wurde zum Bezirkskommissär und der Statthalterei-Konzepts-Praktikant Herr August Freiherr von Stwrtnig zum Statthalterei-Konzipisten ernannt. Der Bezirkskommissär Herr Johann Supanchich v. Haberkorn wurde von der Bezirkshauptmannschaft Pettau nach Marburg, der Statthalterei^Konzepts-« Praktikant Herr Karl Freiherr von Kübeck von der Statthalterei zur Bezirkshauptmannschast Graz übersetzt und der Statthalterei-Konzepts-Praktikant Herr Rudolf Ritter vou Stankiewicz von der Bezirkshauptmannschaft Pettau zur Statthalterei einberufen. » (Steirische Landes - Anleihe.) Zur Ueber-reichung von Offerten auf die neue vierprozentige steirische Landes-Anleihe im Betrage von 12 Millionen Gulden wurden vom Landes-Ausschusse die Anglo-österreichische Bank, Bodenkredit-Anstalt, Kreditanstalt, Länderbank und Unionbank in Wien, sowie die steiermärkische Eskomptebank und die steiermar-kischc Sparkasse in Graz eingeladen. Der Termin dieser nicht öffentlichen Offcrtvcrhandlung endet am 20. November. (Ev an g e l is ch e r G o t t e sd i e n st.) Sonntag den II.Novelnber wird in der hiesigen evangelischen Kirche ein Gottesdienst stattfinden. (Todesfall.) In Eilli starb am 5. d. die Gutsbesitzers- und Advokatensgattin Frau Hermine Langer, geboren Ahlich, im 53. Lebensjahre. Dieselbe war Miteigenthümerin von Römerbad. (Vortrag Strakosch.) Der Vortragsmeister des ehemaligen Wiener Stadttheaters, .s^'ierr Professor Alexander Strakosch, wird am 19. November Abends 8 Uhr im Kasinosaalc einen draniatischen Vortrag halten. Zur Rezitation gelangen: „Uriel Akosta" (große Szene) von Gutzkow, „Der „Erlkönig" (Ballade) von Göthe, „DeS Sängers Fluch" (Ballade) von Uhland und „Wilhelm Tell" (große Szene) von Schiller. Vormerkungen für diesen Vortragsabend Seite » Warburger Weitung Nr. 1.-;'» werden in der Buchhandlung des Herrn Kalten» brnnner entgegengenommen. (Ein Reiseabenteuer.) Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann, pflegte mein ?^rcund zu sagen und besoff sich jeden Tag. Ein schöner Freund, nicht wahr, verehrte Leser! Allein bedenken Sie, daß er dem (Äambrinus, BachuS u. s. w. erst nach vollbrachtem Tagewerk opferte und im Rausche Niemanden belästigte. Seine Mittel erlaubten ihm, sich auf diese Art zu betäuben, und ich glaube, er that's nur, weil sein Organismus so eigcnthilmlich gestaltet war, das; er erst im ersten Stadium geistreich und wahrhaft witzig wurde. Wer il)ttl unter TagS begegnete, hätte wohl niemals in dem ernstsinsteren Manne den heitersten Abendgesell-schaftcr vermuthet. Sie fragen mich, waS Sie eigclttlich dieser gute Freund angehe. Nun, ich will eine heitere Episode aus seinem Leben mittheilen. Eines Morgens fuhr er mit dem Eilzuge um 7 Uhr von Wien ab. Es war Winter. Die Temperatur war in dcn letzten Tagen 15 Grad unter Null gesunken und Jeder beeilte sich ein passendes Koups zu finden. Mein Freund gab dem Kondnktenr einen Gulden, um sich nngestiirt niederlegen nnd seinen Rausch von gestern ansschlafcn zu können. Aber die Koupvthiire war noch nicht geschlossen, als rasch am Kondukteur vorüber, ohne ein Trinkgeld zu geben, ein stämmiger Sol)n Israels ins Koupe zu unserem Freunde sprang. Dieser war durchaus kein Antisemit, allein die Juden mochte er doch nicht reckt leiden und im vorliegenden Falle ärgerte es ihn eigentlich nur, daß der Jude auf seine Koste» bequem fuhr. Noch von den nächtlichen Libationen geistig angeregt, faßte er rasch einen Plan, den Juden zu vertreiben. Nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, setzte sich Freund X. nieder und sein vi8-a-vi3 that dasselbe, jedoch mit dem Unterschiede, daß es seine nach ranzigem Fette riechenden Stiefel abzog, unter die Bank legte und sich dann selbst ebenfalls der ganzen Länge nach hinstreckte. Da erhob sich langsam nnd feierlich X. von seinem Lager, setzte sich dem Sohne Israels gegenüber, rollte die Augen fürchterlich und begann sich langsam von rechts nach links zu wiegen. Dem Herrn Kohn oder wie er geheißen haben mag, wurde es ganz ängstlich zu Muthe, offenbar meinte er einen Wahnsinnigen gegenüber zu haben. Bald schloß er die Angen, um den rollenden Blick des Gegenilber zu meiden, bald folgten seine Augen ängstlich jeder Bewegung des anscheinend Wahnsinnigen. Plötzlich öffnete das Konpefenster, griff dann, noch immer den Juden fixirend, nach dessen Stiefeln und warf sie zum Fenster hinaus; dann zog er eine Rebsct)nnr, die er zufällig in der Tasche hatte, heraus und machte eine l)öchst verdächtige Schlinge, diese in der Hand haltend, fing das Fixirspiel von Neuem an. Der Sohn Israels wagte es nicht einmal zu schreien; als sie jedoch in der nächsten Station anlangten, sprang er rasch, ohne auf seine stiefelentblößten Beine zu achten, aus de»n Koupö und stieß die Thüre hinter sich zu. hörte nur noch etwas von Wahnsinnigen u. dgl. rufen. Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung und Freund konnte bis Bruck seinen Rausch ausschlafen. Bon seinem Reise< begleitet hörte er nichts weiter. k. (?. (Das Jahr 1889.) Im Jahre 1889 fällt das Osterfest wieder einmal recht spät, auf den 21. April. In Falge dessen fällt die Fastnacht erst auf den 5. März, so daß die Faschingszeit die lange Dauer von acht Wochen und drei Tagen hat. Das Frohnleichnamsfest, welches im Jahre 1886 mitten in den Sommer, auf den 24. Junt, fiel, wird im kommenden Jahre am Tage vor Sommersanfang, also am 20. Juni, gefeiert. Pfingsten fällt auf den 9. Juni. — An Mondesfinsternissen traten im nächsten Jahre überhaupt nur zwei in Erscheinung. Beide sind bei uns sichtbar, die eine am frühen Morgen des 17. Jänner, die andere am Abend des 12. Juli. Die drei Sonnenfinsternisse des kommenden Jahres können in Europa nicht wahrge-nolnmen werden. — Als Merkwürdigkeit ist zu verzeichnen, daß der Mond im Jänner (am 1. und am 31.) uud im März (gleichfall» am 1. und am :^1.) je zweimal als Neumond auftritt, während er im Oktober (am 2. und am 31.) zweimal als erstes Viertel erscheint. (Gefunden.) Am Polizeiamte wurde eine silberne Brosche, welche ein Bergißmeinnicht-Sträußchen darstellt, als gefunden abgegeben. (Polizeibericht.) Im Monate Oktober wurden 95 Arretirungen seitens der städtischen Sicherheitswache vorgenommen; darunter befunden sich 26 weibliche Personen. Bon der Gesammtsumme wurden den Gerichten eingeliefert: 9 wegen Diebstahl, 9 wegen groben Exzessen, 6 wegen Landstreicherei und 4 wegen Bettelei. In Schub wurden 26 Personen gesetzt und die übrigen im polizeilichen Wirkungskreise abgehandelt. Wegen verschiedenen Polizeiübertretungen sind außerdem S2 und Ueber-tretungen gegen das allg. Strafgesetz 27 Anzeigen erstattet worden. (Verhaftung.) Am 6. d. erfolgte über gerichtlichen Auftrag die Verhaftung einer Magd, welche bei einer in der Theatergasse wohnenden Beamtenfamilie bedienstet war und letztere bestohlen hatte. Die diebische Maqd erscheint auch eines anderen Verbrechens verdächtig. (Fahnenflüchtig.) Ueber Auftrag der Statthalterei Wien wird seitens der Sicherheitsbehörden nach einem gewesenen Schullehrer namens Maximilian Schlauch aus Bruck a. d. L. geforscht. Derselbe ist seiner Stellungspflicht noch nickt nachgekommen und hat gelegentlich seiner Wanderungen auf Rechnung seiner Heimatsgemeinde bei verschiedenen Gemeinden Vorschüsse herausgeschwindelt. (Ueberfahren.) Verflossene Woche wurde eine schwerhörige Frauensperson auf der Kärntnerstraße vom Gespanne eines auswärtigen Herrschafts» kutschers überfahren. Dieselbe erlitt glücklicher Weise nur einige Hautabschürfungen. Wie Zeugen bestätigen, unterlieiZ der Kutscher eiuen Warnungsruf, der, wenn er auch unbeachtet geblieben wäre, ihn wenigstens veranlassen hätte können, seine Pferde anzuhalten. Der Rosselenker wurde daher zur Anzeige gebracht. — Sonntag Früh fuhr der Besitzer einer Privat-equipage in denkbar schnellstem Trabe über die Drau-brücke. Er mäßigte seine Fahrgeschwindigkeit erst aus das zweite Anrufen der Wache. Bei der Frequenz, welche gerade um diese Zeit auf der Brücke herrschte, hätte sich sehr leicht ein Unglück ereignen können. Der Schnellfahrer wurde daher zur Anzeige gebracht. (Ein Hamste r.) Am 5. d. wurde der Sicherheitswache ein Taglöhn er übergeben, welcher bei einer hiesigen Lederfabrik beim Lederdiebstahle ertappt wurde. Bei der sofort vorgenornmenen Hausdurchsuchung wurden beim Betretenen eine Menge Leder, sowie bereits fertiggestellte Beschuhungen und Knappensäcke vorgefunden. Der Dieb wurde dem Gerichte übergeben. Friedau. (Selbstmord.) In Vrebrofnik bei Friedau erbenkte sich am 3 d. der Winzer Anton Wijnak. Der Genannte war von seinem Brodherrn entlassen Worten und da er keine andere Stelle fand, machte er seinem Leben ein Ende. Er hinterläßt eine Witwe mit mehreren Kindern. NeuterSdorf, Bezirk Leibnitz. (Feuer wehr-Gründungsfest.) Sonntag, den 4. November l. I. feierte die hiesige neugegründete freiwillige Feuerwehr ihr Wiegenfest. Zu diesem Zwecke versammelten sich in dem festlich dekorirten Orte die Feuerwehren von Leibnitz, Straß, St. Nikolai und St. Peter, welche sämmtlich sehr zahlreich erschienen r^aren und an der eigens errichteten, mit Dahnen und Feuerwehr-Emblemen geschmückten Trmmph-pforte von dem neukonstitnirten Feuerwehrvereine unter Musikklängen und Böllerschüssen empfangen wurden. Sodann hielt der Herr Hauptmann zugleich Gründer des Vereines und Gemeindevorsteher Oswald Schober nach Begrüßung der Festgäste eine Ansprache, in welcher er die Wichtigkeit und hohe Bedeutung des Feuerwehrwesens in glänzender Weise hervorhob und gleichzeitig betonte, daß die Errichtung dieses Vereines in einem so kleinen Orte wohl auf bedeutende Schwierigkeiten stieß nnd es trotzdem durch Beharrlichkeit und thatkräftiges Einwirken der Bevölkerung möglich wurde, ein solches gemeinnütziges Institut zu schaffen. Schließlich brachte Redner auf Se. Majestät den Kaiser Hochrufe aus, welche von sämmtlichen Anwesenden mit Begeisterung erwidert wurden. Nach Jntonirung der Volkshymne setzte sich nun der Zug durch eine förmliche Flaggenallee zum neuerbauten Spritzenhause in Bewegung, allwo vorerst die Besichtigung der neueu Knaust'schen Saugspritze und sonstiger nenangeschafften Geräthschaften und sodann die Schanübung stattfand. Obwohl der Bestand dieses Vereines erst nach Monaten zählt, so wurden doch die Leistungen derselben allgemein als sehr befriedigend anerkannt. Nach Schluß der Uebung versammelten sich sämmtliche Festgäste, unter welchen auch der Landtags-Abgeordnete Herr Karl Morre erschienen war, in I. Wagner's Gastlokal, in welchem die Fenerwehrkapelle von St. Nikolai die heitersten Weisen vortrug. Viele Toaste auf diverse Vereine und Persönlichkeiten wurden hier ebenfalls ausgebracht. Erstes Mitgliederkonzert des philharmonischen Vereines. Es ist eine lobenSwerthe Gepflogenheit unserer Philharmoniker, zu ihren Konzerten ab und zu auch fremde Künstler zur Mitwirkung einzuladen. Diesmal fiel die Wahl auf Herrn Franz Wilczek aus Graz, welcher erst vor Kurzem die Musikhochschule in Berlin verlassen hat und sich soeben für eine Kunstreise nach Amerika vorbereitet. Vor vier Jahren, als Herr Wilczek — damals kaum noch in das Jünglingsalter eingetreten, — hier zum ersten Mate als Violinspieler auftrat, wareu seine Leistungen schon überraschend nnd gaben begründete Hoffnun.; auf eine prächtige Entwicklung des unzweifelhaft vorhandenen großen Talentes; heute ist er ein vollendeter Künstler, für den es kaum noch technische Schwierigkeiten ans der Violine giebt. Dies bewiesen sowohl das „Violinkonzert" von Mendelssohn, sowie der „Hexentanz" von Paganini, welche wir am 5. November hörten, indem beide Nummern von Herrn Wilczek in geradezu vollendeter Weise vorgetragen wurden. Das Andante des Violinkonzertes gab nns aber auch Gelegenheit, den seelenvollen Vortrag des Künstlers zu bewundern. Allerdings hatte Herr Wilczek einen Begleiter am Klaviere, Herrn R. Marco, der es wie selten Jemand versteht, sich an die ^führende Stimme anzuschmiegen oder kraftvoll hervorzutreten, je nachdem es der Geist der Komposition verlangt und der auch über jenes Maß technischer Fertigkeit gebietet, welches nothwendig ist, um z. B. den letzte« Satz des Mendelssohn'icheil Violinkonzertes in dem schnellen Tempo vorzutragen, wie wir es an, Montag hörten und wie es sicher auch vom Komponisten gedacht war. Daß die Solovorträge unter den erwähnten Umständen den reichsten und für Marburg ganz ungewöhnlich lauten Beifall fanden, ist daher selbstverständlich. Der Beifallsjubel legte sich nach dem „Hexentanz" nicht früher, bis Herr Wilczek Miene machte, eine Zugabe zu gewähren. Diese bestand in den Zigeunerweisen von Sarasate, mit welchen er insbesondere den ungarischen Zuhörern inS Herz hinein spielte. Eröffnet wnrde das Konzert mit der V-äur Symphonie von W. A. Mozart, die hier zum ersten Male und mit jenem Schwünge, mit jener Begeisterung seitens aller Mitwirkenden gespielt wnrde, die wir an den Philharmonikern unter Direktor Binder's sicherer Leitung schon gewohnt sind. Auch die überaus liebliche Ouverture zur „Heimkebr aus der Fremde" von Mendelssohn, womit das Konzert abgeschlossen wurde, fand eine tadellose Wiedergabe und ein sehr dankbares Publikum. In der Mitte des Programmes befanden sich Gesangsnummern und zwar ein vierstimmiger Damenchor mit Sopransolo, Cello- und Klavierbegleitung, vom Dirigenten Herrn C. M. VZallner komponirt und ein gemischter Chor „Dithyramble" von F. Richter. Der Damenchor mit der originellen Cellobegleitung ist ein sehr hübsch gearbeitetes uud insbesondere in Stimmführung recht gelungenes Musikstück, welches ersichtlich mit vielem Eifer studiert war und sowie der frische kräftige Chor von Richter allgemeinen Beifall fand. Schließlich sei noch hervorgehoben, daß das Konzertprogramm außerordentlich gut zusammengestellt war, so daß Orchesternummern tnit Solis und Gesang entsprechend abwechselten und auch die Wahl der Musikstücke war eine recht gelungene. Das Konzert war sehr zahlreich und aus den besten Gesellschaftskreisen der Stadt besucht und das Publikum kargte mit dem verdienten Beifalle nicht. —r— Schaubühne. Am Dienstag ging vor ziemlich gut besuchtem Hause Millöcker'S .ffravc^s operette'^ „der Bettelstudent" in Szene. Wie oft man den Bettelstudenten auch gesehen haben mag, so behält er doch immer wieder seine Zugkraft; man läßt seine Arien und Lieder gerne, wie eine liebe Erinnerung ins Herz und erfreut sich an ihnen, wie an alten guten Bekannten. Wenn das Ensemble diesmal vielleicht etwas weniger befriedigte, als beim Zigennerbaron, so erreichte es doch im Allgemeinen eine freundliche Gestalt, zu der die Leistungen der Hauptakteurs ein gewinnendes Relief boten. Wir können daher auch den Herrn Kapellmeister Stefanides zn dem neuerlichen schönen Erfolge nur aufs Beste beglückwimschen. ES ist gewiß kein Zweifel erlaubt darüber, daß der Bettelstudent anderwärts nicht besser zur Darstellung kommt, allein die hier verfügbaren Kräfte wurden in umsichtiger Weise dem Erfolg der einzelnen Piecen, sowie der Harmonie des Ganzen zur Verfolgung gestellt und von tüchtiger Schulung zeugten insbesondere wieder die Chöre. Vor allen Andern fi'chrte Frl. Mathilde Lisop eine glänzende, gesangliche Leistung vor; eS ist hoch erfreulich zu sehen oder eigentlich zu hören, wie sie mit Sicherheit und Bravour die gefährlichsten Höhen der Tonleiter erklimmt und festhält und dann wieder in kühnem Staccato fröhlich weiterklettert. Ihre frische Stimme setzt mit ebensolcher Sicherheit als Energie ein und behält im Pianissimo wie im Fortissimo das geschmeidige Metall, den Besitz und Nr. 135 Hllarvurger Aeitung. eew A den Reiz der fugend. DaS ist jenes „Etwas", das Herrn Reuter fehlt, denn im Fortisfimo kreischt er, inl Piauissimo hört er bald selbst zu säuseln auf uttd verstummt, nur in den Mittellagen spricht sein Tenor noch s,?mpathisch zum Publikum. Im Bettelstudent hatte er übrigens seinen guten Tag und fand fiir mehrere seiner Borträge, namentlich filr das Kouplet in der dritten Szene des dritten Aktes den vollen Dank deS HanseS, den er gewiß verdiente.' Besonders gut gefiel auch das schöne Duett BroniS-lawa'S und Jan Janicki's, gesungen von Frau Leo-poldine Siege und Herrn August Kretschmer, in der zweiten Szene deS zweiten Aktes „Nur das Eine bitt' ich dich, liebe mich! liebe mich!", das wiederholt ivcrden mußte. Herr Kainz sang den Ollendorf und brachte ihn mit den entsprechenden Gesten zur Darstellung. Herr Orthaber hielt sich üls Enterich recht wacker und brachte auch den sächsischen Dialekt mit Geschick zur Geltung. Der junge Mann verspricht einmal ein ganz tüchtiger Mime zu werden col tempo v eolla puziivn?», sagt der Italiener, »i Mttturono i msspoU. Die Komiker reifen aber noch etwas später als die Mispeln. Frl. Marianne Austerlitz ols Palmatica half wacker mit und da Laura-Lisop in ihren mimischen Studien und Exercizien wahrscheinlich noch nicht bis zur Fiktion der Ohnmacht vorgeschritten ist, so fiel dafür Frl. Austerlitz kunstgerecht in die Arme des Herrn Direktor Siege, der sie aber auffallend rasch wieder in ihre Stellung brachte. Am Mittwoch wurde, fast improvisirt, der bewährte vieraktige Schwank „die gold'ne Spinne" gegeben. DaS für diesen Abend bestimmte Stück konnte aus diversen Gründen nicht zur Aufführung gelangen und so mußte Schönthan mit seiner „goldenen Spinne" aushelfen, er und die trefflichen schauspielerischen Kräfte, über die Herr Direktor Siege zum Glück verfügt, insbesondere Frl. Helene Louy und die Herren Prüller, Kainz und Reuter, die überhaupt fast jeden Abend in die Arena müssen. Und so wurde der heitere Schwank dem leeren Hause zum Trotz und von kleineren Unfällen abgesehen, doch mit vielem Animo und dem Publikum zum Dank durchgeführt. Herr Prüller beherrschte seine bedeutende Rolle als Klingenberg völlig und gestaltete sie mit jener Virtuosität, die den Routinier leicht erkennen läßt. Er hatte deshalb auch die Lacher völlig auf seiner Seite. Frl. Louy macht ersichtliche Fortschritte sowohl in der Bühnentechnik als in der geistvollen und gewinnenden Auffassung von Lustspielcharakteren, was ihrem tragischen Fach nur zu Gute kommen kann. Sie war im ersten Akte als glückliche Braut von bestrickendem Liebreiz, ein Fränzchen, wie es der Dichter gewiß „gerne hat". Ihre jüngere Schwester Jenny wurde von Frl. Grethe Marcelly, die das erstemal in einer größeren Rolle erschien, recht wacker wiedergegeben. Frl. Marcelly ist eine onmuthige Bühnenerscheinung, zeigt ebenso viel Talent als Fleiß und so ist die Erwartung eine begründete, daß das Fräulein allmälig sich auf den Brettern heimisch fühlen wird. Herr Kainz hatte zwar keine Gelegenheit, als Zeichenlehrer zu debutiren, aber als Vater Hänfling entwickelte er um die Wette mit Herrn Prüller prächtige Eigenschaften und Beide führten auch den salto mortalo vom Sessel auf den Boden, ohne ersichtlichen Schaden zu nehmen, unter allgemeiner Heiterkeit durch. Herr Direktor Siege mußte auch wieder einspringen und den Schwager Wörlitz spielen, der ihn aber nur im ersten Akte beschäftigte. Im zweiten Akte saß er bereits im Sperrsitze und vermehrte so seinerseits die Zahl der Theatergäste. Gemlithlicher kann man als Direktor schon nicht mehr sein. Herr Reuter brachte den Dr. Kolmar, der dann später im „patriachalischen" Hause Hänfling zum Gustav avancierte, mit aller Gewandtheit zur Geltung. Auch Herr Orthaber als Friseur Haspe hielt sich brav und die Frl. Austerlitz, Tellheim und Emma Heribert entsprachen in ihren kleinen Rollen. Frl. Austerlitz gehört überhaupt zu den verläßlichsten und verwendbarsten Mitgliedern des Personals. :l- Am Samstag, zur Schillerfeier, werden „die Räuber" aufgeführt. Vom Aücherttsch. sP. K. Rosegger's Ausgewählte Schriften, 23. Band.) „Jakob, der Letzte", eine Wald-bauerngeschichte aus unseren Tagen von P. K. Ro-segger. 24 Bogen. Oktav. Geheftet. Preis 2 fl. In Originalband 2 fl. 60 kr. P. K. Rosegger gehört zu den wenigen deutschen Schriftstellern, welche es verstanden haben, mit dem Lesepublikum und der Kritik auf gleich gutem Fuße zu bleiben. Durch eine vernünftige Beschränkung seiner litera- rischen Produktion auf einen scheinbar beengten und doch so weiten und dankbaren Kreis, den der Schilderung des Volkslebens in den Alpen, hat er sich zum Spezialisten für dieses Gebiet emporgeschwungen und seiner Muse immer neue Freunde zugeführt. So wartet denn heute nicht nur im engeren Vaterlande P. K. Rosegger's, sondern soweit die deutsche Zunge klingt, eine Schaar begeisterter Anhänger mit Spannung auf jedes neue Werk seiner Feder und erfrischt sich an dem natürlichen Humor, der geschickten lÄestaltungSgabe, der wahren inneren Empfindung, mit welcher der gottbegnadete Autor seine Gemeinde erfreut und erbaut. Das neueste Buch P. K. Rosegger's „Jakob, der Letzte. Eine Waldbauern> geschichte aus unseren Tagen" hat alle Vorzüge der Eigenart des Autors im reichen Maße und man möchte beinahe staunen, woher derselbe, dieser noch immer und immer neue Seiten, neue Gestalten abzugewinnen vermag. Es ist diesmal eine tragische Erzählung, welche gleichwohl des Kecklustigen und Mildheiteren viel enthält, und eine brennende Frage unserer Zeit, nämlich den Untergang des Bauernstandes in den Alpen behandelt. P. K. Rosegger hat noch nichts Größeres geschrieben, waS so sehr und unmittelbar auS dem Leben seines Volkes genommen wäre, als diese Erzählung, welche ihm Gelegenheit gab, die verschiedenartigsten, manchmal ganz absonderlichen Charaktere darzustellen. „Jakob, der Letzte" ist aber keine Tendenzarbeit; die That-sachen werden eben geschildert, wie sie vor sich gehen, ohne daß es gerade schwer war, sie zu einem ein« heitlichen Gemälde zu gestalten. Daß man aber an vielm Stellen der Erzählung des gemüthreichen Dichters Herzschlag deutlich hört, ist nicht zu leugnen — das Schicksal seines Volkes ging ihm nahe! So möge denn auch dieses neue Buch P. K. Rosegger's, bereits der 23. Band seiner Ausgewählten Schriften, hinaus wandern in die weite Welt. Es wird überall dort offene Arme finden, wo noch Sinn lebt für das Einfache und Natürliche, welches sich das Volk der Alpen und sein Dichter so glücklich zu bewahren verstanden! A. Hartleben'S Verlag in Wien, Pest und Leipzig. Mittheilungen au» dem Publikum. Kleine Ursachen, große Wirkungen. Da die Landschaft nicht besonders interessant war, lehnte ich mich theilnahmKlos und halbschlummernd in eine Ecke des EisenbahnkoupeS zurück. An der nächsten Station erhielt ich Gesellschaft, denn ein pfiffig aussehendes Ääuerlein, das wej,en Ueber-füllung mit seinem dritten Klasse-Billet bei mir eingestiegen war, nahm sogleich meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Nachdem er die erste Scheu überkommen und die ihm von mir angebotene Havanna verdampfte, hatte »r viele Fragen zu stellen, die ich natürlich bereitwilligst beantwortete. Aus einmal erblickte er die Nothbremse und fragte, wozu dieselbe da wäre. Ich erklärte ihm deren Zweck, er aber schüttelte ungläubig das Haupt und sagte: „Nein, nein, mein lieber Herr, ich glaube Ihnen schon gerne Alles, aber nicht, daß wenn ich jenen Hebel ziehe, in wenigen Minuten dieser wild dahinbrausende Zug stillstehen wird." Gleich diesem guten Bäuerlein giebt es viele, die ungläubig den Kopf schütteln, wenn ein einfaches Mittel große Wirkung erzeugen soll. So wird zum Beispiel die Bright'sche Nierenkrankheit von den meisten Aerzten als unlzeilbar erklärt, weil der medizinischen Fakultät daS geeignete Heilmittel fehlt. Aber n cht alle Aerzte sind dieser Ansicht, und wenn ein Doktor der Medizin, der selbst an der Bright'-schen Nierenkrankheit gelitten, ein Heilmittel, das er mit bestem Erfolge angewendet, für dieses so gefährliche Leiden empfiehlt, so kann, kein Zweifel mehr über dessen Heilkraft herrschen. Dr. Edwin Hirsel-Hürlimann, der seit 1Jahr an der chronischen Bright'schen Nierenkrankheit gelitten, schreibt ftine Besserung einzig und allein Warner'S Sase Cure zu, welches Mittel zum Preise von 2 fl. die Flasche in den meisten Apotheken zu haben ist. Broschüre wird gratis und franko versandt, man adressire: H. H. Warner «k Co. in Preßburg. Verstorbene in Marburg. Im Stadtrayon: 26. October: Sadnik Anton, Bahn-schlösse?, 70 I., Neue Colonie, MaraSmus: 29.: Terbisch Minna, Kostkind, 5 M., Augasse, Lungenentzündung; 1. November: Jsepp Max, PrivatenSsohn, 10 I., Relserstraße, Meningitis; 2.: Gollob Johann, Zahlkellner, 42 I., Flößer-gasse, Lungenschwindsucht. (gassenseitig) mit oder ohne Zugehör zu vermiethen, Kärntnerstrabe 12. (1689 Liokonbrsnnkoli und Sezimmerte Kichenfäulen. 2 Meter lang, circa 13 bis 16 Cm. stark, abzugeben ab Bahn Wind - Feistritz. Anfraaen sind zu richten an ^dalb. ^lois lvalland, Li« sHö«35 Casino-Restanration. Heute Freitag den 9. November 1888 grosses Wurstessen OBST SüdbahnwtrkstStttn.Mufirraptllt. ««fang jS Uhr. Eintritt 2» er. Zu recht zahlrcichem Besuch ladet ergebenft ein hochachtungsvoll 1690) Zl. IZnÄ?«». Die Herren Mahlbttchtigte« der Statt Marbmg werden w Angelegenheit der bevorstehenden Wahlen für den Oemeinderath zu einer allgemeinen WjjhlerversamMlung für Samstag den 10. Kovember 1888 in die städtische Turnhalle (5laiserftraße) eingeladen. Die Herren Wähler werden ersucht, die öegiti-nlationskarten mitzubringen und pünktlich zu erscheinen. (1683 Mehrere Mäl»ler. Havdtlsgrtmium in Marliorg. In der GremiumS-Verlammlung am 21. November 1885 wurde beschlossen, daß als Auf- und Zusperrzeit für die Manufactnrbrancbe m den Wintermonaten '/«8 Uhr Früh und 7 Uhr Abends, für die Spfcei^ci- nii?) andese Zeschäsle in den Wlntermonaten Vs7 Uhr Früh und '/g8 Uhr Abends zu gclteu habe. Die Scheidezeit ist 1. März und 1. November. Was hicmit zur gefälligen Darnachachtung bekannt gegeben wird. Unter einem werden jene ?. ?. Gremiums-Mitglieder, welche das für die kaufmännische Fortbildungsschule zu entrichtende Schulg«ld ftr die Lehrlinge pro 1888/89 noch nicht bezahlt haben, ersucht, dasselbe längstens bis lO. d. M. in der Gremial'Kanzlei zu bezahlen. Marburg, am 1. November 1888. 1698) seinsler 7»sel 8orlen verselttle in S mä 10 kik?oztItSrI»ea 7.i> öeo Iiilli^slea l'relseii. 8, Dtßtllter, (1699 heute: und jeden kommenden Freitag frische SEEFISCHE I)vi 1698) 8. Ein echt englische» Hitinann Herbert-Coper - Conveiilrie-ckoblimt. Sicherheit» Kangaro, sehr gut erhalten, überall Kugellager, ist um netto 80 st. verkäuflich. Auskunft ertheilt aus Gefälligkeit Herr Herren- gasse, Marburg. ^1697 Ztalitllischrr Sprachlchrer wird gesucht. Anfrage in der Verw. d. Bl. (1690 2 Kesservinder, fleißig und nüchtern, mit guten Zeugnissen, finden dauernden und guten Verdienst in Marburg. Wo? sagt die Berw. d. Bl. (1695 Ein schön möljlirtes Zimmer ist sofort zu beziehen, Domplatz Nr. 6. (1585 verläßlich, mit Caution, wird bis längsten« 15. De-cember aufgenommm beim VerzehrungSsteuer - Ab-sindungS-Berein in Maria-Salt. Näheres bei Herrn Repräsentant in Rothwein. 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November t888 werden im Keller deS Geferligten zu OberpUlsgau ^nächst den Stationen KranichSfeld oder Pragerhos) circa 700 Eimer, zum gri)ßeren Theile alte Weine (Jerusalemer und Pnlsganer), darunter auch vorzügliche Quali!äten aus den Jahrgängen 1885 ltttd 1886 lizilando veräußert. 20"/o Anzahlung, Abfuhr Nach Uebereinkommen. Auch gelangen mehrere Stlick^ Jungvieh, this''r-Nace, zum Verkaufe. 1668) IDp. Freiwillige Lizitation voll fertigen Männerkleidungsstftcken Kpgcn Baarzaliluiiff an den Meistbietenden am Gin CvmmiS für eine Geinischtwaarenl^andlung wird akzcptirt bei Rud 0 lfPr 0 dst in Di-mawi^ bei Leoben. Ne-fcrenzen und Gehaltsansprüche sind im Offert anzugeben. Solche, die schon bei Gewerkschaften servierten, haben Porzug. s1675 Ha ms tag den lO. November und weiters Samstag den 17. „ Tifetsiagkoigase© 3 vis-a-vis Cafe Folger. Kauflustige werden hiezu höflichst eingeladen. (1662 Berantwottlicher Schriftleiter: Max Besozzi. — Herausgabe, Tnlck und Verlag von Ed. Janschitz' Nsgr. (L. Kralik) in Marburg. Das heutige Vlatt besteht auS v Seiten.