SV '^-h HM< "^ie Welt ist eine Lilie, eine blaue. Ein Inbegriff geheimnißvoller Dinge; Ihr Brautkelch ist die Sonn', um die im Ninge Staubfaden, gleich Planeten, stehn zur Traue. An dieser Lilie weitem Wunderbaue Hängt schwebend mit der sehnsuchtmüden Schwinge Des Menschen Geist gleich einem Schmetterlinge, Und lechzet durstig «ach des Kelches Thaue. Gieh! durch die Olutttt wehen Gottes Hauche; Da Neigen die Planeten sich zur Sonnen, Wetteifernd, wer darin' sich tiefet tauche, Wl« so das heilige Llebespiel begonnen. Füllt Duft die Blume wie mit Opferrauche: Den trinkt der Schmetterling unb stirbt in Nonttett. Ich hore'sageN, Frühling sey erscklette«, Ba ging ich aus, zu suchen, wo er wäre; Da fand ich auf den Fluren Vlum' und Aehre, Mein bett Frühling fand ich nicht bei ihnen. Es sangen Vogel und es summten Sienett, Allein sie sangen! summten düstere Mähre i Es rannen Quellen, doch sie waren Zähre: Es lachten Sonnen, doch mit trüben Mienen. Und von dem Lenz kenntlich nicht Kund^ erlangen, Bis daß ick) ging an meinem Wanderstabe Dorthin, wohin ich lang nicht war gegangen; Da fand ich ihn, den Lenz, ein schöner Knabe; Saß er, mit nassem Auge, blasser Wange, Auf deinem, als auf seiner Mutter Grabe. Vaterländisches. Joseph Peter Alcantara Misley. Derselbe, von einem Zweige der alten ungari» sch?n Familie der MiSI.-y abstammend, wurde am 19. October 176l zuWippach geborn und zu Lai« dach erzogen. Die auf dem Lyc.'UM zu Laibach zwischen din Studierenden der Philosophie üblichen logischen Dissertationen gaben die erste Veranlassung zu seinem »Grundriß einer Totalgrundmathesis«, welcher Gegenstand ihn durch die ganze fernere 3e> benszeit vorzüglich beschäftigte. Nach vollendeten philosophischen Studien 1780 widmete er sich 1781 und 1782 den theologischen, hierauf verfügte er sich nach Wien, um sich dem Studium der Medicin zu widmen, nachdem er das Vorhaben, sich der Astronomie berufsmäßig zuzu» wenden, aufgegeben. Nach abgelegten strengen Prü» fungen 1787 ward er Doctor der Medicin, und kurz darauf durch Quarin besoldeter Secundar.Arzt am Wiener allgemeinen Krankenhause. 179l eihielt er das städtische Physicat zu GünK in Ungarn, tßlli beriefen ihn die Stände Gteyermarks a!s Badbirector nach Tobelbad nächst Glätz, UNl» !8l5 l>aS LandeSgubel-nium als suppliienden Professor der Philosophie, in welchem Amte er sich den Winter» curs hindurch fruchtbringend und zur allgemeinen Zufriedenheit in Grätz verwendete. 1819 legte er die in seinem vorgerückten Alter schon beschwerliche Stelle des Baddlrcctors ab, und verfügte sich nach Wien, um sich der Herausgabe seiner Werke mit Muße widmen ;u können, von denen bis jctzt er» schienen sind: »Grundriß einer Totalgrundmathesis,« Wien 1818. (Jetzt ist daS Buch betitelt: ?gn-. lli60.U6tri6 (All-Ideen'Meßkunst), und derVer. fasser beabsichtigt alle Gelehrten auf die Errichtung von Lehranstalten für diese Mcßkunst aufmerksam zu Machen.) — Entdeckung der einzig möglichen tota« len Grundwissenschaft, alS 2. Band dcr Totalgrund-Malhesis, Wien 1825, enthält die UrlebenS-Hori» zonten. Meßkunst und die Urlebens.Asymtoten - Meß. kunst. In einem 3 Bande verspricht er nach einem hinlänglichen Bekanntwerden der ersteren noch die Urlebens - Sphäroiden » Meßkunft herauszugeben. Ueber MlSley und seine Werke schrieb Daniel von Mottnassovszki) : Histori» Uisl^äNäs mvsntio- — 168 — ni«l ?anda8amatli6«o<)8. Wien 1826. Der im 2, Bande seiner Totalgrundmathesis versprochene 3. Band derselben erschien 1829 — 30 in 2 Abthen lungen (Wien). Der Verfasser sucht m der 1. Ab. thnlung durch die beigefügten Kupfertafeln zu zei° gen, daß diese Entdeckung einer in der centralen Sphäre zwischen allen 4 W'ssensfacultäten bisher noch unbekannt) gebliebenen Ma,ßstablehre der Gei» stigkeits. Entwicklungsstufen durch ihre weitere Aus. dreuung in ganz eigenen Lehranstalten sür daS Wahl des Staats und der Religion gerade in jetzigen Zei^ ten höchst nothwendig sey. Es ist der Verf. jetzt »m Stande, sein ganzes System ohne Vergleich kürzer, deutlicher und gemeinfaßlicher mündlich vorzutragen, denn die Meßkunst s.iner Gradleiter der Vernunft» Entwicklungsstufen l'n guten als dösen Ideen gründe sich auf die überall anerkannten, sowohl guten als bösen Stcigcrungsgrade dcs Wissens, Wollens und Handelns aus der vormundschaftlichin, minderjäh» rigen Pi-üfungs-Periode. Aus den reflexionell > mathematisch bestimmten Größen dieser zwei Gradlei' tern folge (nach dem Ges.tze der mathematischen Conunmcät in der totalen Gerechtigkeit) dle bisher unbekannte dritte Gradleiter, nämlich die Gradleiter der Vergcltungs - Periode, und hieraus das ganze System dieser Geisteslebens - Entwicklungs - Meß-kunst in Gradleitern der Klarheit, Stärke und Wirkungsäußerungen aller Classen der Geister im W>'liall; daher smd hier nach des Verf. Ueberzeu-gung (noch mehr als bei jeder andern Gradleicer« Meßkunst) mündliche Vortrage in einer sokratischen Form unumgänglich nothwendig, die der Erfinder selbst für jeden Liebhaber zu geben bereit ist. Zu dieser mündlichen Unterrichtsertheilung beabsichtigt der Eifinder eine eigene Einladung herauszugeben, unter dem T'ttl: Messungol.hie der successiven Le, bens-Cntwicklungsgrößcn aller guttn und bösen Geister in ihren Wnkungssteigeiungen aus der Min-dcrjährigkeits > Gradleiter durch die Stufenleiter der ewigen Vergeltung, mit beigefügtem Maßstabs.Prls» ma aller guten und bösen Ideenwirkungs»Entwick» lungen. DieseS Manusci'pt >st cin gemeinfaßlicher Auszug auS allen 3 Bänden der Totalgrundmathesis. Kein Geld. Wohl dcm, dcm auf seinem Lebenswege von der Wiege bis zum Grabe nie dieß fürchterliche Gespenst mit seinem grauenhaften Gefolge, der Ent, sagung und Entbehrung, der Noch und der Ver-aHlMlg, entgegentritt. Alle Gespenster der Mitternacht s!nd wahre Kinderpopanze gcgen diesen Spuk» geist, und keine Pneumatophoble ^) kann ärger seyn, alS die Furcht, kein Geld zu haben; und doch so wie es Menschen gibt, die selbst Mir dem, „Gott s.'y bei uns!" im vertrauten Umgänge gelebt, gibt es auch Menschen, die sich mit diesem Gespenste befreunden müssen, und auch ich habe schon manchen Tag in so schlechter Gesellschaft zugebracht. Es war an einem Sommernachimttage, als ich, bei meinem Schreibtische sitzend, an der Feder kaute, und', wie Schiller, Rö'sel malte, ohne daß mir deßwegen guce Gedanken gekommen wären, bis ich endlich über dieser geistreichen Beschäftigung «inschlief. Es gibt kein besseres Mittel gegen die Lange« weile, als de« Schlaf, und ich habe mich schon öfccrs gewundert, daß man >n großen Gesellschaften Nicht auch das Schlafen eingeführt hac. — Die Schwüle des TageS, oder meine gänzliche Gedanken» losigteit hatten kaum meine Augenlider geschlossen, als es an d,>Ich danke dir, ich spiele heute nicht.""—„Warum?" -_ „„Ich bin nicht gelaunt."" — „Aber du b>st mir Nevange schuldig." — ,,,>Ich gebe sie em andermal.«" — „Nein, heute, bis der Regen vor-Übergor." — »»Aber ich habe ein v^oltt heute gegen das Spiel."« __ „Du fürchtest wahrscheinlich gehauen zu werden.« — »>,O nein."" — »Nun denn, so kcmm.« — „„Ich mag nicht."" — „Du mußt" — und ich mußte, denn alle Gründe waren verge» b.'ns und den wahren mochte ich nicht sagen. Uebcr-dieß war ich ein besserer Billardspieler und das Kaf» fehhaus ein bekanntes; hatte ich sonst meinen Freund immer geschlagen, so wollte mir heute kein einziger Stoß gelingen, ich gewann auch nicht Eine Parthie; wir hörten auf, ich rufe: »Marqueur!« und sehe zu meinem Schreck ein mir ganz unbekanntes Gesicht. ") P neuma top h ob i c: Geisterschene. — 169 — »Wo ist denn ber Joseph?« __ ,,.,Der ist seit gestern fort."" Das war fatal, zum größten Glück kam der Cafetier selbst, ich entdeckte ihm meine Verlegenheit und die Sache war abgethan. __ Diese Verlegenheit hatte mir das Blut in daS Gesicht getrieben und Purpur der Scham rbthete meine Wan« gen: ich ergriff meinen Hut und stürmte fort aus der fatalen Umgebung, in der eö mir vorkam, als wären aller Blicke auf mich gerichtet, den wahren Friedrich Mit der leeren Tasche. — Untel der Thüre rannte ich an einen ältlichen Herrn mit einem Ordensbande auf der Brust, und diesen gegen einen Gypsfigurenhändler, der seinen Kram, um ihn auf gute Art loS zu werden, fallen l»eß und mich auffing. Ich stand wie eingewurzelt, ich glaube, ich zitterte, und daS Bewußtseyn, Mich Nicht auf gute Art entschuldigen zu könntn, ließ mich dastehen, w>e einen Verbrecher» Der Herr, der mir meine Verlegenheit angesehen und die Ursache errathen haben mochte, gab sich als die Ursache des Gesche, henen an und beschwichtigte den Figurenhändler durch Schadenersatz. Ich empfahl mich Und ging durch die Stadt in'S Iosephstäoter Theater, wo» hin ich eine Freikarte hatte. Auf dem Iojephsplatze kam eine Kutsche durch den Schwibbogen, tue Pferde wurden scheu, sprangen seitwärts; ich, er» schreckt, fahre nnt emem Satz in die Spiegel» ßläser deS AuSlagekastens der Porzellänhandlung, daß Glastafeln, Teller, Tassen und Service klir-rend als Scherben Mir zu Füßen fallen. — Den Zusamm.nlauf der Menschen und die Verwirrung benutzend, rettete ich mich vor weiteren unangenehmen Erörterungen. Ohne weitere Unfälle ge» langte ich nun in'S Theater, aber, o Himmel', ich hatte meine Eintrittskarte zu Hause vergessen und ViUr<^6 H v,i6 5) war keines: ich trat keck entschlos-sen zum Billeteur, der zu meiner Nicht geringen Ueberraschung mit einem tiefen Bücklinge die Thür öffnete. Man gab »die Tochter deS Räubers." Herr Kunst als Gast, Daß ,ch dicseS Stück mit anhö-ren und ansehen mußte, gehört — nicht hicher. — Ich lehnte mich in verzw.'iflUngSvoller Resignation «n die L'hne der letzten Bank deS mittleren Ganges, d,e Füße rückwärts ausgestreckt, da rief ein vor mir sitzender Mode > Lümmel, Flegel, Bcngcl, oder welche die biS nun noch im Streite unentschiedene Benennung dieser Zieibären (was ich nicht auf ihre Mannokraft, sondern nur auf >hre Ungelenkt- ") I5nli'6<: n vnc: (Gcsichtseintritt) nennt man den Eintritt der Tyeaterrefcrvnten, die dem Personale vorgestellt werden und dann ohne Karten frei passiren.. heit bezieh?,) die richtige seyn mzg: „,,'n Olzz Barbaras!« und gleich darauf holte >ch hinter mir etwas purzeln, klirren, fluchen und lachen, ''hechte mich um und^sehe den Numero^), der über meir.« ausgestreckten Füße gestolpert war, der Länge nach auf dem Boden liegen, alle 4 von sich streckend, in einem Melanche- Bade von Punsch, Barbaras, Man-dclmilch, Wasser, und umgeben von Biscuit, Tor» tellets, candirten Kastanien und anderem Zuckcrwer-ke. Der Anblick mußte Jeden unwillkürlich zum Lachen reizen, der nicht so wie ich Stifter des Unheils und ohne Kreuzer war. Kein V6U8 sx Ma-oliina kam als Retter, ich griff also zum Universal« Mittel aller Schuldcnmacher, zur Unverschämtheit, zankte den Armen über seine tölpelhafte Ungeschick« lichkeit tüchtig aus, wischte an meinen bespritzten Hosen, that, als ob sie, denen nichts mehr schaden konnce, gänzlich ruinirt worden wären, und zwang dim so Verduzten noch eine Entschuldigung ab. Das Theater war aus und ich et» tel, um die Snrne der ernsthaftesten Anstarchen aufzuheitern. — Nachstehende Conversation entspann sich neulich zwischen zwei'Gästen. Der Cme fragte seinen Nachbar: ^Mein Herr, find Sie ein Com-,ms. Voyageur? — »Ja wohl!" __ „Um welchen Artikel reisen Sie?« — »Ich reise um Nasen.« — ..So, ich verstehe, Mt, Pappen > Nasen, Larven-Nasen für den Carneoal, nicht wahr?« —„9 nein! Ich reise um Nasen aus Fleisch und Blut, oder, wenn Sie lieber wollen, mn Menschen. Nasen." — Alle Gäste brachen in schallendes Gelächter aus. Der Redner beobachtete den vollkommensten Ernst, und sich zu seinem.Nachbar wendend, dessen Ge. sicht eine gleichsam daguerrotypirte Nase illustrirte, fuhr er fort: »Mein Herr, ich mache, wenn eS ge« fällig ist, auch ein Geschäft mit Ihnen. Obwohl Ihr« Nase nicht von der ersten Qualität ist, und sie keiner gesuchten Gattung angehört, ich kaufe sse dennoch ....« — yMeine Nase?" — »Ja, mein Herr, Ihre Nase .. . .« — „Und wann abzulie. ftrn? — „Nach Ihrem Tode.« — „DaS läßt sich hären.« — «Und zahlbar bei Ihrem Leben « — «Sehr annehmbar. Und zu welchem Preis«, setzte der Gast ironisch hinzu. __ O, mein Gott, ich werde sie nach dem Tarifs bezahlen." — D.r Hand» lungsreisende nahm das Maß der Nase seines NachbarS, zog die Schreibtafel hervor, rechnete und sagte vann: „Ich bietl Ihnen 2000 Francs.« — »Bin's zufrieden." — »Ich bedmge mir nur«, sagte der N^goziant mein Reugeld von 25 Bouteillen Champagner, für den Fall, daß Einer von unS Beiden von dem Handel abstehen würde." — „Ich habe durchaus keinen Grund den Vertrag aufzulö, sen, wenn Sie mir die Nutznießung meiner Nase auf Lebenszeit gestatten, unv ihren Verrichtungen keine Hindernisse in den Weg legen." ___ „Keines, wegs. Sie ksnnen die Ware tragen und benutzen nach Belieben, ich bedinge mir nicht ein Mal, daß Sie sie assecuriren lassen." __ ,Nun, wohlan, so unterziehe ich Mich der Klausel des Reugeldes.« — „Und ich bezahle Ihnen morgen«, sagte der Käufer. -" Einige Minuten, nachdem der Handel ge. schlössen wurde, sprach der Nasen « Reisende ein Paar leise Worte mit der Aufwärterinn im Gast« hause, welche bald Mlt einer ungeheuern Feuerzange erschien, deren Enden rothglühenv und Funken sprü» henv waren. »Geben sie her die Zange, Fanchette" sagte der Nasen »Reisende, nahm dieselbe, erhob sich und brachte sie mit dem Gesichte deS Nachbars in gleiche Rlchmng. — »In's TeufelS Namen, was ist das?« schrie der Mann, der seine Nase verkaufte. — „Das ist eine glühende Zange, me,n Herr; so oft ich was kaufe, bezeichne ,ch meine Ware, damit sie mir nicht verwechselt werbe; ich kaufte Ihre Nase, und ich muß sie stämpcln." — »Das gebe ich aber nicht zu" — «Nun, sehen Sie, da brechen Sie den Handel, indem sie dem kaufmännischen Brauch Hindernisse in den Weg legen.' — «O ich wollte, Sie wären an meiner Stelle . . Sie!« — „Ich? Ich habe nichtS ver« kaufc, ich kaufte. Zahlen Sie das Reugeld. Ich spreche die Herren Gäste alg Richter an.« — Uno der Verkäufer wurde einmüthig verurthe»lr. Verleger: Ignaz Alviö Edler v. Kleiumayr.