Physikalisch - chemisch- Abhandlung vom Jdrianischen den Werken des Hrn. Prof. Scopoli üb e r s e zt von Karl, Freyherrn v. Merdinger, k. k. Sekretär, Verschiedener Akademien der Wissenschaften und der Berli¬ ner vatursvrschenden Gesellschaft Mitglied. München, hey Joseph, Lindauer. »786. Erste Abhandlung. Vom Q u e c k s i l h e r e r z e. H^ine ausführliche Geschichte der Idrla, Nischen Gruben zu liefern, erfordert die Ab. sicht unsere gegenwärtigen Vorhabens nicht, sondern ich habe nur einige Beobachtungen von der Zerlegung und den Kräften der vor. nrhmsten in diesen Gruben befindlichen Pro. dukten allhicr bekannt machen wollen. Ich weis zwar, daß berühmte Männer schon da. Von geschrieben haben, allein die Seltenheit A r dieses 4 --- dieses CrzeS war Ursache, daß dessen wahre Untersuchung bisher verborgen geblieben, da doch diese Kenntniß den Liebhabern der Litho, logie nicht allein nützlich, sondern auch nö, thig ist. Man trift auch in den Büchern von dem Quccksilbercrze wunderbare und meist eitle Nachrichten an, welchen ich nicht eher Glauben beymessen konnte, als bis ich Ge, legenhcit fand, durch eigene Beobachtungen die Wahrheit derselben genau zu prüfen. Denn in der Naturwissenschaft scheint dieje¬ nige Art zu verfahren die beste zu seyn, wo man ohne alle Hypothese und bekrügliche Hilfe der Bücher die Eigenschaften der Dinge mit eigenen Augen dergestalt untersucht, als wenn Niemal ein Mensch davon geschrieben hatte. Diese reine Richtschnur, das Wahre und Zu- verläßige in der Natur zu erforschen, verdun- kelt den Verstand keineswegs durch die Finster« niß solcher Irrthümer, deren Mutter ein lee¬ res und von allen treuen Versuchen beraubtes Nachgrübeln, der Vater aber ein übereilter Beyfal! Beyfall ist, da sogleich die Meinungen derje» nigen Männer angenommen werden, deren Ansehen die Augen blendet und die Hande fesselt, damit man nicht selbst beobachten und versuchen solle, was sich in ihren Schriften ausgezeichnet findet. Die Wahrheit muß dem» nach mit eigenen Augen erforscht werden, well sie allein das Wahre lehren, die Fehler der Schriftsteller entdecken, und die Natur erklä» ren. Ehe ich aber von den vornehmsten Stein» arten der Jdrianischen Gruben handle, halte ich für nöthig, in der Kürze etwas weniges von ihren Geburtsörtern anzumerken« Idria, oder, wie andere wollen, Hy» dria, so vielleicht von dem griechischen Wor» ckrLrg)'rum perrvium bttmvgeneum krisbile j^Ienäens, Lvio«> ris beparici. Ein Zentner, mit lebendigem Kalke bear» beitet, gab i) sechs und sicbenzig und ein. halbes Pfund Quecksilber; r) ein graues, kaum zusammenhängendes, Uebcrbleibsel, wel, ches mit Wasser nicht aufbrausete, mit Sal» petergeist aber wunderbar und heftig aufgähr« te, und nach aufgehörtem Brausen in einen bleyfar« --- rz bleyfarbigen Brey verwandelt wurde, der, mit Wasser verdünnt, mit geflossenem Wein, sieinöle sehr stark aufwallte, und wobey kleine Salpeterkristallen erzeugt wurden; am Boden aber sezke sich eine weisse fiockigte Materie. IV. Gediegen Erz in schwarzem Schie¬ fer. ^clrarg^rum perrotum liomn^e- neum lamellsrum l^rlenäens srisbils nigrum. V Der Zentner halt sechs und dreysig Pfund Quecksilber. Je schwarzer unser Erz ist, desto schlechter pflegt es zu seyn. Also ist es eine fremdartige und keine metallische Erde, der¬ gleichen, wie Boerhave bemerket, durchs chemische Feuer oder durch bloßes Erschüttern aus dem Quecksilber entstehet, V. Gediegen Erz mit Jungfrausilber zart erngesprengt. ttvZrsrg/rum lroium domogensum iubrubrum, «r- Zcnrso mrors. Der *4 Der Zentner hält vier und sechszig Pfund Quecksilber. Es unterscheidet sich von der ersten Spiel, art durch eine dunklere Farbe, und ist auf dec äussern Oberfläche öfters mit einem Schwefel- artigen Staube angeflogcn, inwendig aber glänzet es durchaus von Katzensilber. vi. Recht gediegen Erz von Bleyfarbe. pekrvlum bomogsneum, plumbei kers coloris. Der Zentner hält zwey und siebenzlg und rin Viertelpfund. Von dem vorigen unterscheidet es sich da¬ durch, daß es innwendig nicht glänzet, aus¬ wendig keinen Staub hat, und gleichsam bleyfärbig ist. vn. Gediegen schwarzes, zerreiblich^s Erz mit runden glänzenden blätte¬ rigen Höckern (Korallener;). ärarg/rum xerrvlum Vomvgeneum lria- ----- Is krisbile nigrum, rubercuiis subrvlun- Zis loliaceis mriciis exsl'perarum. Der Zentner giebt drey Viertelpfund Quecksilber. Die Steknart ist leicht, kohlenartig, zer, brechlich, und besteht aus thonartigen Theil, chen und etwas Schwefel. Nachfolgende Spielarten sind aus un- gleichartigen und unähnlichen Theilen zusam, Menge sezt. vm. Gediegen Erz mit Zinnoberblät¬ tern und Quecksilber eingesprengt, ^ürarg^rum pekrolum Ismeilis cinna- bsrinis er k^ärsrg^rv nuäo variegskum. Ein Zentner, mit verkalkten Muschelscha¬ len behandelt, gab i) vier Tropfen Helles, nach nichts riechendes, Wasser; r) fünfzig Pfund Quecksilber, und einige Tropfen von erstgedachtem Wasser; z) ein staubigteö, braungraues Ueberbleibsel. IX. Weiß 16 IX. Weiß Bucherz mit Zinnober, »y. örarg^rum perrolum album, cinnaberi ru6iors variegarum. Der Zentner hält drey Pfund Quecksilber. Die Skeinart ist weiß/ dicht, wie Marmor, und besteht aus Thonmergel, Spat, und Kalkerde, so mit einander genau vermischt ist. Der gediegene körnigte derbe Zinnober ist hin und wieder eingesprengt. x. Jungfrausilber in Wasserkies, tty» «lrarg/rum perrostum p^rikolum album, b/ärarMro nucio aciss>erlum. Ein Zentner, mit kalclnirten Eyerschalen vermischt, gab i ) fünfzehen Tropfen Helles Wasser, hernach sieben Tropfen eines darauf schwimmenden braunrothcn Oeis. r) Schier zwey und zwanzig Pfund mit eben diesem Oele vermischtes Quecksilber» Z) Wieder vier, zehen Tropfen vom obgedachtcn Wasser. 4) Cin trocknes, braungraues Ueberblelbfel. Das «rsterwehnte Wasser erhielt vom hlnzugegosse, neu --- 17 ven Salpetergeiste eine Farbe, wie Wasser, worin» man Fleisch gewaschen hat, vom fixen Saipcterliquor aber eine grüne Farbe. Es scheinet wunderbar, baß ein so schwerer Stein Loch so arm an Quecksilber ist. Daher befin¬ det sich das Quecksilber nicht im Kies selbst, sondern ist nur darin eingesprengt. Und folg, lich ist der Kies nicht die Mutter, sondern nur der Gefährte des Quecksilbers. Ich übergehe die übrigen Spielarten, wel- che bequem unter die angeführten gebracht wer¬ ben können. Die eigenkhümliche Schwere dieser Erze, und der nach Verhältniß herausgebrachte Ge¬ halt, so nicht nur durch meine, sondern auch mei¬ nes Freundes, des gelehrten Hr. P. N i k o l a uS Poda, aus der G. I. Lehrers der Mathesis auf der Universität zu Graz, nach richtigen Rechnungen auf einer Wage, nicht aber der Henklischen, sondern der Gravesandischen, wie auch im Schneewasier und temperirten Orte B «nge, i8 — angestellten Beobachtungen gefunden worden, wird in folgender Tafel vorgcstellt. Spielarten I. wie 8iZ4- r» rooo. Pfund 60. der Erze. N- — Z8oü. — 1000. — 28. III. — zzyz. — 1000. — 40. IV. — Z785- — 1000. — zo. V. — 6ü;r. — iooc>. — zy.) 8 VI. — 7000. — looo. — Kz.) 1/2 VII. — 2Z48- — 1000. — lc>. VIII. — 2461. — 1000. — 12. IX. — 2800. — i»oo. — l6. X- — ZY8Y. — looo. — z;, gleich mit dem Eifer,. Diese Rechnung kommt der Feuerprobe am nächsten. Aus diesen Erzen kommt von Natur nur eincrley Quecksilber, welches aber in Absicht auf seine Erlangung dreifach, nämlich hervor- quellendes, ausgeschiednes und überdestillirteS, genennet werden kann. Das erste wird in den Gruben zwischen den Steinklüften und Höh, lungen nach und nach gesammelt, und tropft, wenn man ihm einen Auslauf gemacht Hot, zwar in geringerer Menge, aber öfters derge¬ stalt ohne Aufhören fort, daß man wohl in Zeit — 19 Zeit von acht Tagen 8- Pfund erhalten hak. Daö zweyke bekömmt man aus dem schlechteren Erze, wenn es gepocht, und durch Schläm, men von dec tauben Erdart und fremden an» hängenden Unarten gereinigt wird. Das dritte ist endlich dasjenige Quecksilber, welches durch die Destillation In eigenen Oefen mit hcf, tigem Feuer aus dem ausgesuchten Erze schier auf die nemliche Art hcrausgctrieben wird, wie zu Almada in Spanien , wo man solches ohne Verlust des Eisens oder Zusatz des Kalkes mit blosem durch die Gewalt des Feuers verkalkten Kalkstein bewerkstelliget, wodurch der Schwe, sei verzehret wird, und das von seinen Banden befrcyte Quecksilber in dem Ofen in die Höhe steiget, deßen unterster Theil den Becher ent¬ hält und den Boden der Retorte vorstellet; der oberste Theil faßt die erdcne Retorte in sich, und stellet den Rctortenhalö vor, die Kammer aber, in-"welcher sich das aus den Retorten tropfende Quecksilber sammelt, vertritt die Stelle einer Vorlage. Man mag aber das B r Qucck> 20 --- Quecksilber auf eine Art erhalten, auf welche man nur immer will, so ist solches doch, wenn es wohl gereiniget worden, allezeit das nämliche, und hat jeder Zeit einerlcy eigenthümliche Schwere, denn es verhalt sich zum Wasser wie iz, 509: 1000, welches Verhältniß von demjenigen unterschieden ist, so Wallerius zu angicbt. Was wollen demnach diejenigen, welche das noch mit keiner bloßen Hand berührte Quecksilber in den Gruben sammeln und, um die äußere Luft abzuhalten, genau in lederne Säcke verschließen? Warum laßen sie nicht auch das Brunnenwasser unter der Erde auf, fangen, ehe cs zu Tage hervorquillt? Wie bedauern die mit solchen Grillen schwangeren Adepten, welche Mühe und Arbeit an unnütze Dinge verwenden. Da aber die Natur diesem reinen Halbme, lalle die Eigenschaft verliehen hat, die Narren, wie der berühmte Boerhaave sagt, unter tausend Gestalten zu vexiren, und immer kurz, wellige LI weilkge und neue Figüren anzunehmen; so ist kein Wunder, wenn cö auch in dem Inner¬ sten des Erdbodens auf mancherley Art ver, stalket ) angetrosscn wird. Es zei¬ get sich aber daselbst unter keiner Gestalt so Häufig, als unter dem zusammengewachsener» erd« und salzartigen mineralischen Körper, wel¬ cher aus Vitriolsaure und brennbarer Erde er¬ zeugt ist, ich meine den Schwefel, aus besser» Verbindung mit dem Quecksilber jene rothe schwere metallische Vermischung entsteht, fs man gewachsenen oder gediegenen Zinnober nen¬ net. Dieser kommt aber nicht unter cinerley Gestalt in unfern Gruben vor: dann er zeigst sich bald blätterig, bald körnig, bald kristalli- siret. Der gediegene blätterige Zinnober be¬ steht aus sehr zarten, wie Glas zerbrechlichen, röthlichten und überaus glänzenden Bsättern, welche sehr selten über drey geometrische Linien groß sind. Er ist r ) in grünlichtem, blätteri¬ gem, rhomboidalischem Spate, r) in dem VM beschriebenen Quccksilbererze, und z) im B z Kalk- »r ---- Kalksteine eingesprengt. Das blätterige Ge, webe muß vornämlich den häufigen Wasser, ihcilchen, oder auch vielleicht dem engen Raum des Orts, wo dergleichen Erzeugung zuerst vor sich gegangen ist, zugeschrieben werben. Die lebhafte Farbe kommt allein von dem hau» sigen Schwefel und dem engen Orte her, wie die rothe Farbe des Sandarachs, so durch Schmelzung des GarmentS in verschlossenem Gefäße hervor gebracht wird, beweiset. Der körnige Zinnober ist an Farbe dunkler, ohne Glanz, und entstehet aus wenigem, mit fremdar¬ tigen Theiichcn vermischten Schwefel, erwachst aus der Oberfläche des Steins bis zu einer, selten bis zu zwei) Linien heraus, ist zerreiblich, schwammigt, dünn, bildet verschiedene Krüwmun, gen und Gchnirkcl, und wird i ) in St-inklüf, ken, Thonmergel, hin und wieder in Spat einge, sprengt; r)inzwölfseikigcm kristallisirtemSpate, ;) in liegendem und Hangendem des Gangs, als eine unglückliche Vorbedeutung; 4) in ungesial, tetem, gelbem, funkelndem Kiese, und dann 5) in 2^ ; ) in dem dil. IX. beschriebenen Quccksilbcrcrze gefunden. Es mag sich nun der gediegene Zinno, der blätterig oder auch körnig zeigen , so findet man ihn doch niemal häufig, oder in große Massen zusammengewachsen, sondern allezeit in geringer Menge, und auf den gedachten Stcinarlen, wie unsere Bergleute sich ausdrü, cken, nur angeflogen. Die letzte Gattung des Zinnobers, welche ich kristallißrt nenne , beste, het aus fest auffitzenden, rubinfärbigen, dem ^rcano siuplicaro ähnlichen, aneinander ge, häuften, derben und durchsichtigen Kristallen. Dergleichen unter das Vergrößerungsglas ge, bracht, zeigen sich bald als viereckige Pyrami, den, bald als vierseitige Prismen, oft aber als unregelmäßige und ungleiche Vielecke. Sie unterscheiden sich fast nur durch die blofe Farbe und Größe von den rhomboidalischen, glasar, Ilgen Spatkristallen, von welchen besser unten gehandelt. Sie bestehen aus gleichartigen Sei, tentheilchcn, die in der uranfänglichen Säure aufgelösct, mit Wasser verdünnet, durch B 4 Hinzu, 24 Hknzukunft eines brennbaren fetten Wesens aus demselben niedergeschlagen und durch be¬ ständige Ansetzung neuer Stcinmakerie nach und nach vergrößert und verdickt worden sind; ihre Röche aber kämmt nur allein von schwcf, lichten und andern Ausdünstungen her; zu ei¬ nem ähnlichen Beyspicle kann der Bergkristal! dienen, welcher von durchgedrungenen arscni- kalischrn und antimonialischen Dampfen eine rothe Farbe annimmt. Auf eben diese Art entstehen auch die Farben bey den Edelsteinen und andern Kristallen, welche nicht selten aus der Erde gegraben werden. Diese Kristallen finden sich häufig in dem Swietischen und Hanptmannischen Felde unserer Gruben, wo auch heutiges Tages das beste Erz in einer Teufe von ior. Schritten gewaltiger wird. Da ich diese Felder mit aufmerksamen Augen beobachtete, sähe Ich in dem Erze Klüfte, und hin und wieder leere von diesen rubinför, migen Kristallen überall glanzende Stellen, ein augenscheinlicher Beweis von Ihrer . Eigen- ---- 25 Eigenschaft, sich auf andere Körper auf, zusetzen. Aus diesem folget / kn wie weit man jenen trauen müsse/ welche den gediegenen Zinnober ohne Schwierigkeit zurArzney gebrauchen / und mit wunderbaren Lobsprüchcn heraussirelchen. Was mich bctrift/ so habe ich solchen bisher niemals angewendet/ und ich will auch andern den Gebrauch desselben nicht anrathen. Es ist eine zweifelhafte / gefährliche und gewissen, hafte Sache/ verdächtige oder solche Arzney, mittel/ von deren Eigenschaft man nicht vcr, sichert ist/'zu gebrauchen. Wer kennet wohl die Natur jener Dinge/ aus deren Vermk, schung der Zinnober in der Erbe entstehet? Wir wissen zwar/ daß aus Schwefel und Quecksil, der/ wenn sie in gehörigem Verhältnisse ver, mischt worben/ ein künstlicher Zinnober bereitet werde; allein cs ist uns doch gänzlich unbe, kannt/ ob die Natur aus diesen beyben Stü, cken allein durch einen ähnlichen Handgriff den , B z gedie, gediegenen Zinnober erzeuge. Inzwischen sind wir versichert, daß die dunckelrokhen Erze ge, meiniglich den schädlichen Arsenik bey sich füh, ren, wie das Rothgüldenerz oder Zinnobererz aus den Schemnitzer Gruben, nicht weniger der fcharlachrothe, blätterige, glänzende, zu» weilen an den Steycrischen Eisenerzen ange, wachsens Steinwuchs, dann die Rothe des Sandarachs, der arsenikalischc Rubin, der rothe Arsenik, und andere dergleichen lehren. Die Aerzte sollen demnach den gediegenen Zin, nobcr untersuchen, ehe sie solchen, oder statt dessen, den künstlichen gebrauchen. Die Mennige (Minium) der Alten ist auch nichts anders, als ein gedingener Zinno» ber, von dem, der in Jbirien und Chol, chis gewachsen ist, Theophrast, Dios, cor! des und Plinius Meldung thun. Mit dieser zierlichen Farbe bemalten die Alten die Bildnisse der Götter, und selbst die römi, sehen Feldherren bey Siegesgeprängen ihre Gesichter, 27 Gesichter, weßwegen sie vom Pliniue unter die in Achtung sichende Malerfarben gesetzt wurde. Mit eben dieser Farbe wurde ehemals das Wachs gefärbt, welches zu Ausbesserung der Schriftstellen diente, und dessen Cicero in seinen freundschaftlichen Briefen zwcymal gedenket. Daß aber unser heutiger Zinnober der Alten Mennige seye, erhellet daraus, weil Theophrast die gewachsene Mennige sehr hart und stcknartig, Dioscorideö ans einem gewissen Stein in Spanien erzeugt, Vitruv aber eine mit rochem Staube und kleinen Küe gelchen, oder, wie er sich ausdrnckk, Thranen vom gediegenen Quecksilber, bestreute Erde nennt, denn dieses sind gänzlich die Kennzci, chen des mit Schwefel vermengten rokhen QuecksilbccerzcS des Walleriris, welches Lin, Nee siinem Narursyftem unrecht rolhes kieö, artiges Quccksilbercrz ( II)'ärgrg)'rum rubrum p^rilicol'um) nennet, weil eg gar kein eisen, fchüßigcS Wesen bey sich führet, ohne welches doch, r8 --- doch, wie Henkel bezeuget, kein Kies beste, hen kann. Aus dem, was bisher angeführet worden, erhellet, daß unser Erz dreycrlcy Bestandtheils bey sich führe, und zwar i. Quecksilber. Daß dieses wunderbare Naturprodukt aus Metallischen mit merkurifieirenden und etwas brennbaren Wesen auf gehörige Art zu einem wässerig erdartigen Gemengse vereinigten Theil, chen bestehe, lehren die berühmten Mannee Becher, Stahl, Neumann und andere In unfern Gruben findet fich die erste vergla« sende und die zweyke brennbare, aber desto we, Niger die dritte Erde, wie aus der großen Menge des in den Bolarerden, Kalksteinen und erdarkigen Stcinwüchftn verborgenen sau, rcn Salzes, aus dem Mangel an metallischen Theilchen und aus der Abwesenheit des gemek, nrn Salzes erhellet. Diese und andere der, gleichen '9 gleichen Dinge erinnern uns, daß unsere Kras, ten allzu schwach seyen, so oft wir über das vom Schöpfer gesetzte Ziel verwegen schreiten, und über die Urstoffe dec Dinge zanken. Boer» ha ave sagt: Lucius inkuberur xrseeexs conciufio, exxerrmemis creäilur. II. Schwefel. Daß dieses aus der uranfanglichen brenn, baren Säure entstandene Gemenge sich in un» serem Erze befinde, beweißt i) die gcmeinig- !ich rothc Farbe, r) der gediegene Zinnober, z) der künstliche Zinnober, so aus jedem Erze verfertiget werden kann, 4) die blaue Farbe bcy Röstung des Erzes, 5) der scharfe Ge, ruch, 6 ) die Erzeugung des Spiesglases aus der Wiederherstellung des Zinnobers, durch Hilfe des Regulus. Das Verhältniß ist verschieden, je nach¬ dem das Erz mehr oder weniger roth ist. Um dieses zu finden, that ich 50. Zentner des be¬ sten, ZO -- sten, gewaschenen/ getrockneten und wohlgerci. nigten Erzes in eine gläserne Retorte / und erhielt mit gehörigem Feuer l ) scchszehn Tro« pfen Helles Wasser/ r) sieben Zentner und zwanzig Pfund reines Quecksilber/ z ) fünf, zehn Zentner und ;8- Pfund Zinnober/ 4) einen Zentner und 8°. Pfund eines im Schna¬ bel / Halse und Bauche der Retorte hängen gebliebenen schwarzen Pulvers/ und endlich 5) eilf Zentner und 70 Pfund von einem uuschmak. haften/ schwarzen/ sehr troknen Ueberbleibscl. Von diesem crftgcdachten Zinnober vierzehn Zentner mit eben so viel gemeinem Spi sglas, könig gehörig reducirt / gaben wiederum 1) eilf Zentner und 25. Pfund Quecksilber mit einem faulen Gerüche / r ) befanden sich im Reksrkenhalse graue/ zarte Faden und überaus zierliche Bäumchen/ ;) war am Boden das wiedcrerzeugtc SpicsglaS/ am Gewichte sechs, zehn Zentner und 75. Pfund/ welches halbku. gelförmig/ glänzend und leicht aussahe/ und viele Blätter vorstellende Strahlen hatte/ ober, wärts -- Z, wartS aber war es flach, locker, und schier bleyfärbig. Als dieses SpieöglaS von neuem mit Pottasche und etwas Salpeter geschmolzen wurde, erhielt ich eine Unze und Z4. Gran, oder schier sechs Zentner ungesternken Spies, glaskönig, da der vorige, brey Zoll lange, mit einem Sterne versehen war. Die ausgekoch, ten, durchgescihtcn und mit dcstiliirtem Essige wohl gesättigte Schlacken gaben einem zitrom farbigen Präcipitat mit einem merklichen Ge, räusche und ohne Milchfarbe; dieser hernach getrocknete und wohl ausgesüßte Pracipitat wurde zu einem sehr zarten, etwas dunkler, als spanischer Tabak, auösehendcn Pulver und wog 104. Probicrpfund. Die von der Nie, derschiagung des Schwefels übrig gebliebene wohlgesättigte Flüßigkeit mit gelindem Feuer abgedampft, hernach das zurückgebliebene mäßig calcinirt, gerciniget, aufgclösct und durchgeseihek, gicbt zwar ein grobes ^rcanum rarrari, es ist aber durch die mühsame, und von der flüchtigen Säure des Weingeistes vcrur» verursachte Blätterigkcit zu Arzneymikkeln nicht undienlich/ und in Auflösung der zusam- mengcronnenen Materie bey hypochondrischen Leuten, in zähen Verstopfungen, in der Gelb, sucht, abwechselnden Fiebern, Verstopfungen des Gedärmkröses, Schwindsucht der Kinder, und hypochondrischen Zuständen von großer Tugend, wie der gelehrte Johann Heinr» Pott in seiner vortreflichen Oillsriaiivne 6e ^rcano larrari gclehrct hat. Hieraus folgt nun i) daß es sehr schwer und fast unmöglich seye, den mineralischen Schwefel dergestalt von den Erzen zu scheiden, daß man ihn ohne Schaden ganz rein erhalte; r ) daß des in diesem Zinnober am Quecksilber gehängten Schwefels r7§. Probierpfunde ge, wesen scyen, wovon schier die Hälfte bey Schmelzung des wieder erzeugten Spiesglases vcrlohrcn gegangen; z) daß der mit fixem Al» kali aus den Spiesglasschlacken bereitete Schwefel kein reiner Schwefel sey, weil die, seS 3Z fes Salz den regulinischen Theil dergestalt auf¬ löset, daß er ganz in Schlacken verwandelt werden kann; 4) daß die im Retortenhalse aufgestiegene Bäumchen mit röthlichten Stäm, men und graulichtcn Acsten nichts anders seyir können, als der arsenikalische, in der Schwe¬ felsäure aufgelöste, Theil des SpieSglascS. Ist wohl dec Schwefel des SpiesglaseS und Zinnobers von den Schwefeln der Me¬ talle unterschieden? — Keineswegs. Denn cs gicbt in der Natur nur cinerley Vitriolsäure und nur ein brennbares Wesen oder Phlogk- sivn. Es ist auch nur ein Quecksilber, und folglich ein Zinnober und ein Schwefel, und wenn dadurch der arsenikalische Theil deS Spiesglases und Opermcnk-s, ja das Quecksil¬ ber selbst, in jedem Zinnober gebunden wor¬ den, werden sie dem menschlichen Leben un¬ schädlich gemacht, es mag auch Ramazlno, im Traktate von den Krankheiten der Künstler, von des Malers Farneliano giftigen Aussaugung C des 54 — der Zinnoberpinsels sagen, was er will; denn derselbe zeigt in seinem Werke mehr medizinische ais chimische Kenntniß, da er im Weingeiste Schwefel und alkalisches Salz sucht, und daß das Zinn aus Quecksilber und scharfen Schwe¬ fel gemacht seye, auch daß aus vermischtem Kä¬ the ein saueres Salz ausdämpfe, behauptet, und andere dergleichen Dinge vorbringt, die Erfahrnen in der Schcidekunst gewiß Eckel verursachen können. m. Thonerde. Sie ist grob und eisenschüssig, oder be¬ steht aus unfühlbaren, mehlartigen, mit Sand vermischten, mit Sakpetergeist stark aufbrau¬ senden, mit Vitriolsäure, Erdharz und Eisen, erde geschwängerten Theilchen, aus deren Ge¬ mische die schwarze Farbe des Ueberrestes von dem ausgetriebenen Quecksilber und andere Din, ge entstehen. Nachdem wir nun die Steinarten, wor¬ aus bas idrianische Quccksilbererz zusammenge, setzet --- Zf fetzet ist, angeführet haben, so erfordert die Ordnung, auch die Geschichte derjenigen Stet, ne mitzutheilen, welche kein Quecksilber bey sich führen, und in diesen Gruben gefunden wer, den. Wir wollen diese aber in vier Ordnungen theilen, wovon die erste die Erdarten, die zweyte die Steine, die dritte die Kristallen, und endlich die vierte und letzte die Erdharze enthalten soll. I. Drdmmg. Erdarten. Urne. Sie sind unfühlbare, leicht zusammenhan, gende Tbeilchen, und machen mit Wasftr ei, ncn Teig. Wollersdorf Mincralsyst. I Klasse. r. Grobe niedergeschlagene Eisenerde. Gelber Leltenvcher. I'erra lsrrchera prsecipirsra ruüis. Malierins nennet sie eine niebergeschla, gene und nicht mlnerallsirte Eisenerde; Gro, nov und Linne^ einen gelben Etsenocher; Cr Wol, Z6 — Woltersdorf gelbes zcrrcibliches Eisen; Henkel/ Schwedenborg und andere ei¬ nen Ocher. Eine Gattung ist zarter und reiner, und aus unserm aufgelösten Vitriole entweder von sich selbst, oder mit Alkalien niederge¬ schlagen, wovon in der zweyten Abhandlung Mik mehrerem gehandelt wird; die andere aber ist grob, aus verwittertem Kiese entstan¬ den, dient zum malen, führet Sand bey sich, und ist mit einer gelben oder dunkelgcibcn Far¬ be versehen. 2. Unfühlbarer, bunter Thon, Letten, im^slpsbiüs, coiore vsrio. Woltersdorf sagt ganz recht, daß er keinen Sand bey sich führe, aber der berühmte Li n n e^ hält ihn sehr übel für sand - und grüß- arttg. Dieter Thon macht weist das spanische Quecksilberer) aus, begleitet bas idrianische, hält 37 hält öfter gediegenes Quecksilber, und ist von dceyfacher Farbe, nämlich weiß, roch und schwarz. In säuern Wassern läßt er sich leicht anflöscn, und macht die Auflösung gemelnig- lich gelb; daher werden die ohne Zusatz eines feuerbeständigen Sandes von dieser Erbe ver¬ fertigte Probiergefaße sehr leicht durch die nicht genug geröstete und kiesigte Eisen- und Kupfer¬ erze zerfressen. Die rothe Erbe besteht hauptsächlich aus Vitriolsäure und verdünnter Eisenerde, die durch das Wasser teigartig geworden ist, die Vitriolsäure beweiset der Salpeter und gemei, ne Salzgeist, so durch die Wirkung dieses Thons hecausgetrieben wurde, die Eisenerde aber wird durch das vom Becher aus ähnli¬ chen Bolus mit Leinöl, und von Neumann mit Terpentinöl bereitete Eisen angezelget. z. Angemachsener, verhärteter Thm. Bergmark. ^rgilig Igxücislcens xers- rinca, C z Er Z8 ----- Er wirb in den Ritzen und Höhlungen an, derer Steine erzeugt, und ist nichts anders, als ein erhärteter Tbon, daher es nicht nölhig gewesen wäre, daß ihn der berühmte Li n n c/ Niit dem besonderen GeschlechtSnamcn Mergel ( kiar^s) belegt hätte. Man findet denselben im Kalksteine, öfters mit einem weissen und zarten Staube bestreut, und ist kein Produkt der Erschaffung, sondern der Zeit. II. Ordnung. Steine, l^piöes. Sind erdigte, fest zusammengewachsene Theilchcn, die sich durch Wasser nicht erweichen lass n. Wollersdorf Mincralsyst. II. Klaffe. A. Thonartiye. Hrgillon. i. Schwarzer dichter Spiegelschiefer. 8cki!Üus srer ioiiäus ipecularis. Ist ein dichter, kohlschwarzer, gleichartig ger, blätteriger Stein, fester als Tafclschiefer, hat eine sehr schöne Politur und glänzende Ober» stäche. Die Züchen, so man darauf reißt, sehen, — Z- sehen weißröthlicht. Sein Wesen ist glim, merartig. r. Schwarzer zerreibücher Schiefer, -er keine Schrift anuimmt. Mildzeugi- ger Schiefer. 8ckillu» arer srisbliis, tcri^ruram nun aöirurrsns. Er findet sich häufig, laßt sich mit Schle- gel und Eisen leicht gewinnen, 'und ist deöwe« gen willkommen. Durch hartes Angreifen zer¬ bricht derselbe. Ec ist bröcklicht und kohl¬ schwarz. Sein Gewebe besteht aus zarten klei¬ nen Blättern, die leicht zu einem schwarzen ab, färbenden mit Scheidewasser nicht aufbrausen¬ den Staube zerfallen. Legt man diesen Schie¬ fer ein ganzes Jahr in die Luft, so wird er da¬ durch leichter und zerbrechlicher, vergrabt man denselben aber, so wird er in Thon verwandelt, woraus er zuerst entstanden Ist, Er folget dem reichsten Erzgange und geht auch vor demselben her, bricht gern bey den Thonarten, und macht die weicheren Erze HI. und VH. gänz¬ lich aus. C 4 Ich Ralk- 42 NalkartlIe. ^lcslipi. i. Kalkstein mit chnfühlbaren, dichten, schrmmernden Theilchen. Grauer Hvrnsteitt. csicsrius psrkieulis impal- ^gbilibus, soliclis, micanribus. Er besieht aus gemeinem ungestalteten Spate, so mit der Steinmaterie, welche dicht, beständig, weißlicht und überall mit glänzenden Punkten schimmert, innigst vermischt ist. Wenn Lieser Stein ausgcbrcnnt worden, zerfällt er in einen mit Wasser aufbrausenden Staub. Er widersteht dem Schlegel, zeigt das Ausbeissen des Ganges an, und ist deswegen den Berg, lenken unangenehm. Im Ofen kalcinirt, ver¬ schluckt er den Schwefel, und macht das Queck, ber los, da denn ein verschiedener, schwank- migter, leichter, meist rökhlichter Todtcnkopf, schier wie die Schwefellcber, zurückblcibet. Die höchsten Berge in Kram, der Stör, fchitsch, Grindovitz und andere bestehen gänzlich aus demselben, er ist aber da dichter und weni¬ ger 4! ger spatartig. Wenn seine Oberfläche von Re, gen und Schnee aufgelöset und von der Sonne wieder ausgctrocknek worden, so ist sie schnee* weiß, körnigt und weicher, und gleicht dem Aussätze der rindenförmigen Flechten. 2. Kalkstein mit ohnfühlbaren, dichten, glimmcrigten, braunen Theilchen. Schwarzer Hornstein, cskarius psr- liculis rm^al^abilibus, soluiis, micaeeis, sulieis. Er unterscheidet sich vom vorigen durch die braune Farbe, und auch, daß er an der freyen Luft nach und nach verwittert, weil Ihm das zähe Bindungsmlttel, der Spat, fehlet. i. Kalkartiger, blätteriger, astiger und einfacher Tropfstein. Grubenge- Wüchs. LlsIaAires cslcarius, solimus, ramolus sr sim^Iex. Er hängt hin und wieder in unfern Gru¬ ben an dem gewölbten und auögemaucrten Thei, le der Strassen herab, ist nicht selten einen C z halben 42 halben Fuß lang, dabey röhrenförmig, voll Wasser, besteht aus einer zarten Rinde, und ist daher überaus zerbrechlich. Man findet auch welchen, der kaum röhrenförmig, aber dichter, aus vielen blätterigen Lagen zusammengesetzt, alsvcnn gemeiniglich astig, einen Finger dick und gleichfalls weiß ist. Zuweilen wächst er in rundlichte, schneeweiße, zcrreibliche, kaum blätterige und feste Knoten, die gar nicht hohl find, zusammen. Er besteht aber aus kalkar¬ tigen, sehr zarten Theilchen, die mit Scheide¬ wasser lang und heftig aufbrausen und sich auflösen. Schier auf eine ähnliche Weise entstehet der vom Linne/ im Natursystem S. ,91. be¬ schriebene marmorartige, astige Tropfstein (ZraiseiilLs mgrmorsus.ramosus), welcher hef¬ tiger aufbrausct, leichter aufgelösct wird, von verschiedener Farbe, gemeiniglich aber weiß und nicht selten silberfärbig ist; seine eigen, rhümllche Schwere kömmt dec Schwere des Mar- ----- 43 Marmors nahe, oder verhalt sich zum Wasser wie 2690. zu rooo. An seinem GeburtS, orte ist er weicher, und wird in den Eisengru, ben zu Eisenerz in Obcrsteucrmark, in der so, genannten Schatzkammer, häufig in verschiede, ner Gröse und Gestalt gefunden, halt aber nicht das geringste Eisen, obschon Schwe, den borg sehr viel vom verborgenen Eisen, welches nur in dessen Mutter gefunden wird, redet. Was für Eiseriblumcn mag endlich Wobl der Verfasser der Anmerkungen zu Neu, Manns chemischen Vorlesungen vom Eisen mel, nen, wenn er sagt, sie seyen wie Schnee, und könnten durch etwas brennbares Wesen schier ganz in das beste Eisen verwandelt werden? 2. Kalkartiger, dichter, höckriger Tropfstein. Kalkfteingewachs. 8ra- laL-iiies catearius,to!l6us, ruberculolus. Man findet ihn ln den Klüften der Kalk¬ felsen, und er ist nichts anders, als eine von anspielenden Wässern zerfressene Oberfläche des Steins, 4; StcinS, oder es sind abgerissene und daselbst niedergelegte Steintheilchcn. So oft ich die¬ ser Körper große Aehnlichkeit mit der lab. ilg. io. abgebildcten Korallenflechte (IHisn coraUoiäss) des Valllant betrachte, so ost muß ich mit Recht zweifeln, ob die meisten rin- denförmigen Flechten und die verschiedentlich gefärbte, schwammigte Höcker, dicKorallenflech, tcn, unter die Bürger des Steinreichs oder vielmehr unter die kränklichen Ausartungen der Pflanzcnsäfte, als unter die wahren Einwoh¬ ner des Gewächsreichs gesetzet werden müssen. Nl. Ordnung. Kristallen. d 31 l j. Kristallen nenne ich jene vieleckigten Kör¬ per des Steinreicher, welche mit bestimmten fla¬ chen Seiten und verhältnißmäßigen Ecken ver¬ sehen sind. Sie sind entweder salzige, die sich im Wasser auflösen, und im Feuer nicht rau¬ chen, oder schweflichte, so im Feuer einen ölig- ten Dampf von sich geben, und endlich^metal« lische, oder die im Feuer schmelzen. Von Von den salzigen Kristallen aus den ibria, nischcn Gruben wollen wir in der folgenden Ab, Handlung weitläuftigec handeln. Der steinigten Kristallen sind drcy Gattungen, nämlich ver, glasende, spatartigs und gppsartige. Von die, sen werden folgende ln unfern Gruben ge, funden. i i. Prismatischer, aufrechter, durchsich¬ tiger, glasirter Spatkristall, er^üai. lus, sparora, xrismarica, lubereLlg, ^ellucills, virrea. Er findet sich in lV. r. angeführtem Kalk, steine, und besteht aus einem sechsseitigen Pris, ma mit ungleichen Flächen, bas an der Spitze drey unregelmäßige Flächen hat. Man trift ihn öfters von der Länge eines Zolls an; er ist gemeiniglich seitwärts gebogen, und hat selten die Dicke einer Feder. In Salpctergeist löst er sich unter starkem Brausen auf. Unsere Leute nennen ihn, wie wohl unrecht, Quarz; denn «r wird in der Säure aufgelöst, läßt sich schnei, den, 4§ den, flicht im Feuer nicht zu Glase, und gi bt mit dem Feuerstahle keine Funken. 2. Bieleckiger, glasiger, aneinander ge¬ häufter, umliegender Spatkrtstall. de/llailus lpsrola poliestra, virrea, SA- greg'-ira, cloeumbens. Er Ist durchsichtig, ohne Säule (scgulis), nicht selten mit andern kleinen Kristallen zie, gelförmig (imbeicarum) belegt, zusammcugc, drückt und nur kurz zugespitzr. z. Halb durchsichtiger, aneinander ge¬ hauster, umliegender Spatkristalk Spat. o^llallus fpacola lubdispbgna, gZgreggra, äscumbens. Er scheint oft mit gediegenem, körnigten Zinnober und Eisenochcr angeflogcn, ist auf die Seite gebogen und weniger durchsichtig. 4. Halb durchsichtiger, an einander ge¬ häufter, pyramidenförmiger Spat- krisiall. Lr^Usilus lharola subäisxba. na, gggreLsra, p)'r2Mläalis. Kristal- 47 Kristallisirter Spat, mit pyramidenför¬ migen, . zusammenstossenden,an der Spitze dreyeckigen und verschiedent¬ lich auf einander liegenden Kristal¬ len. (8psrum cr^lislill'awm, cr)'- üallis p^rami^glibus, coeunribus, spics kriguerris, muirikgriarn imbri- csris) p. poda in seinen Briefen. Er besteht aus zusammen gebundnen, auf, recht stehenden, aufeinander liegenden, pyra¬ midenförmigen Kristallen, die oft große Klum, pen ausmachen, und nicht selten um Idria ge, funben werden. Er brauset mit Scheidewas, scr, und wird zumTheil darinn aufgclöset, wo, bey eine sandige und unauflösliche Erde zurück, bleibet, welches der fremde Griessand ist, der mit ihm vermischt war. s. Durchsichtiger, an einander gehaus¬ ter, zwvlfseiliger Spalkriftall. o,- iiailus ssrsrola ^eilueirja, g§§re§aka, (loäeeseöra. Es 48 --- Es sind durchsichtige, an einander gehäuf¬ te, glasigte Kristallen, welche aus fünfssikigcn, ungleichen, an eine weisse Mutter ftstgewachs- nen Flächen bestehen. Sie haben die Größe und schier bas Ansehen des vitriolisirtcn Wein¬ steins, und sind öfters so ungemein klein, daß man ihre Gestalt mit dem Vergrössrungsgkase untersuchen muß. W a ll e rius thut bey den Spatkristallen keine Meldung davon. Verglasende oder gyPSartige Kristallen ha, be ich in diesen Gruben noch nicht gefunden. Von den Kristallen dec dritten Ordnung komi men zweycrlcy vor, nämlich kiesigte und schwcft lichte. Der Kies, (p^rirss, bey den Alten Feuerstein, wie bcym Hippocrateg , Kupfcrsiein, wird vom H e n k el ein mineralisches Gemische gcnennt, bas verschie, dene Farben hat, aus Eisenerde, Schwefel oder Arsenik, oder aus beyden zugleich bestehet, und mit metallischen Thcilchen gemeiniglich ver, setzet ist. Dergleichen sind l. Würft 49. i. Würflichter, gelber Kieskristall. cr/- liallus rirol'a cubica, lubllavi colorrs. Henkel nennt ihn einen sechsseitigen Kies, und nach ihm S c hw e d e nb 0 rg. Ich habe in diesem Kiese keinen Arsenik gefunden, son, dern er besieht aus blosem Schwefel und vieler Eisenerde. Henkel behauptet, er halte wah¬ res Eisen; ja Lister sagt im Traktat ös 5on- lidus msäicatis ^nZIiae, der Kies sei) lauter reines Eisen. Ob ich nun schon zulasse, daß das brennbare Wesen der Eisencrde in diesem Kiese etwas fester als in den übrigen eisenschüs¬ sigen Erzen anhänge, so glaube ich doch, daß man aus demselben, ohne Zusatz eines andern brennbaren Körpers, keineswegs ein wahres Eisen erhalten werde. Uebrigens ist dieser Stein schwer, wirft mit dem Feuerstahle viele Funken von sich, und besteht aus sechsseitigen aneinander gewachsnen Würfeln von gelblich¬ ter Farbe, welche öfters mir verhärtetem, schwärzlichem Thone bestreuet sind, und vom berühmten Linne/ sechsseitiger, krisiallisirter D Kies ;o KieS (k^rires cr^siallisinus bs.vgl>6ricum) ge» nennet werden. Er hat auch kein Bedenken getragen, unter eben dieses Geschlecht den ge, diegenen Schwefel, ja auch das Operment zu begreifen, obwol ohne Eisenerde kein Kies be, fi hen kann, und das Operment, wie derbe, rühmte Pott am besten zeiget, ein eigenes, Mineralisches, drcyfach zusammengesetztes Ge¬ menge ist, welches sich sowol vom gemeinen Schwefel, als von jedem Kiese, gänzlich um tecscheidet. 2. Rhomboidalischer einfacher Kieskri¬ stall. OvllsUus p/riroia rbvmboiäülis subloliraria. Das Exemplar, so ich davon besitze, ist ein weißlichter, mit diesen kleinen bald ver, wachsnen, bald von einander gesonderten und gelbllchten Kristallen glanzender Thon. Unter, sucht man ihre Gestalt genau, so erscheinet sie rhomboidalisch. Z. Un- sr z. Ungleichfarbiger, bleichgelber Kies- k'riflall. Lr^tlallus p/riivla 6iKorm'lS ^glll6e llava. Er zeiget sich öfters zwischen einem zerreib, lichen, schwarzen Thanstein, und ist bleichgelb. Die Gestalt ist unbestimmt. Es scheint eine grobe, und nicht so gereinigte Kiesmaterie zu scyn. 4. Ungleichförmiger, sehr zarter Kies- kciftall. Lr^llallus p/rirols cliKormis renuillima. Man findet ihn im Kalksteine und selbst im Zinnober, mit dem er überall vermischt ist. Unsere oft silberhaltige Kiese bestehen aus cisenschüßiger und crbharzigcr Erde, welche der, gestalt fest mit einander verbunden sind, daß sie in freyer Luft nicht von sich selbst verwittern, und Vitriol geben wollen, wenn sie nicht ge, pocht und gewaschen werden. Der Schwefel, kristali hält keine Eisenerde und keine Metall, D r theil, ;r theilchen, sondern ist nur mit blosem Schwer fel versehen. Ein solcher ist 5. Der rubinförmige, anemander ge^ häufte Schwefelkrrstall. tulpkurea aggregara rubinisiormis. Er besteht aus einem durchsichtigen, weis¬ sen Spate, der bey seiner Entstehung von ei¬ ner metallischen Farbe gefärbt ist. Die Farbe kömmt vom häufigen, mit etwas kaum merk¬ lichen Quecksilber vereinigten Schwefel her. Denn wenn diese klein geriebenen Kristallen ge, röstet werden, verbreiten sie einen Schwefel¬ geruch, und brechen in eine blaue Flamme ans, nach welcher ein weißes Pulver zurück bleibt, das sich mit Salpetergcist eben so verhalt, als der obgedachte Spat. Es ist also eine uner¬ trägliche Thorheit, die medicinischen Vorschrif¬ ten mit diesen gefärbten Kristallen und Edel¬ steinen zu zieren, deren unschmackhafter, dem Beutel nachtbeiliger und von unfern Lebenskräf¬ ten unverdaulicher Staub entweder den Leib be, schwe- 5Z schwerer, durch schädlichen Reiz das Fieber ver, mehret, oder, wie der Zinnober und andere Me, kalle, unverändert wieder auSgeführet wird. Dann weder die Hclwingische Auflösung des mit Speichel zerriebenen Goldes, weder das Dippelische auf eben diese Art zugerichtete Quecksilber, noch die Hofmannische Auflösung des mit Wasser lang geriebenen Gold« und Silberamalgama beweisen, daß die in dem Menschlichen Leib genommene Metalle eben die, fen Veränderungen unterworfen feyen. Man schaffe demnach diese theure und unnütze Maa¬ re aus den Apotheken; denn derjenige ist nach dem Linne/ sehr eitel, der sie schätzt- und eitz Thor, der sie in der Arzney gebraucht. IV. Ordnung. Erdharze. Limmma» Sind Körper, die sich mit einem scharfen, Gerüche entzünden. i. Zerreibliches, dichtes Bergpech. Nx Montana Lrrabiiis soiicla ruäis. D z Ein 54 Cin kohlschwarzer, sehr zerrelblicher, km Feuer brennender Stein, der keinen Glanz hak, und wie Schwefel riechet. Dieses Pech besteht aus einem harzigten Oele, so mit Thon, theilchen, zu einer dichten, gleichartigen, kein Quecksilber haltenden Masse zusammen gewach, sen ist. Dem Ansehen nach kömmt es mit der Steinkohle überein, dergleichen im östcrrcichi, scheu Istrien nur zu Fiume gegraben wird. Es unterscheidet sich aber durch seinen stinkenden Geruch, schädlichen Dampf und dunklere Far, he, wodurch es auch von derjenigen unterschie, den wird, die sich in Untersteyermark findet, zerbrechlicher und leichter ist, und aus verschie« denen, mit einer polirtcn und glanzenden Ober, fläche versehenen Lage besteht. Es ist nicht we, Niger von der Steinkohle unterschieden, die Um Gotschi bricht, ein faseriges Gewebe hat, und einem halb ausgebrannten Holze durchaus ähnlich, auch nichts anders ist, als ein von flüssigem Erdharze durchdrungenes Holz, wo¬ durch es die Gestalt einer gegrabenen Kohle er, halten — sf Halten hat. Zwey Unzen und ein Quintchen des ausgebrannten Steins hinterlassen 55 Gran einer schwärzlicht, glimmerigten rohen Erde. D 4 Gebräuch- s6 ---- Gebräuchliche deutsche Benennungen der Steine, welche in den idrlanischen Gruben noch gefunden wer« den, samt ihren Geburtöörtern. Taube I. Grauer Schiefer I. Weisser Schiefer g. Schwarzer Schiefer q. Mildzeugiger Schiefer 5. Spiegelschiefer 6. Grauer Hornstein 7. Schwarzer Hornstein S. Kalkartiger Stein 9. Gemeiner Kies 10. Wasserkies Ii. Schwefelkies 12. Mvther Letten iz. Schwarzer.Letten iq. Weisser Letten B e r g a r t. lm Achatki Feld. auf dem Hangenden Schachte. im Haupkmannischen. im oder Wasserfeld. im ober Wafferfeld. im Hauptmannischcn. rm Josephi Stollen. hin und wieder. im Wasserfeld. dey dem vorigen. im Theresia Schacht. eben daselbst. im Achat» Feld. 15. Gel- 57 15. Gelber Letten iü. Brauner Lette» 17- Quarz 18. Spat iy. Berglristall 2v. Vergmaak 2i. Kreisen (Kristallisationen) sr. Grauer Vitriol, 2Z. Haarvitriol 24. Rothe Guhr 25. Weisse Guhr 26. Grubengewächs E 27- eingesprengte Erze im Häuptmannlschen. im Theresia Schacht, keiner iu diesen Gruben, im Hauplmannischen. eben daselbst. im Turnischen. bcy dem gediegene» Erze. in alten Zechen im Theresia Schacht. unter dem Josephi Schacht, seltsam. tm Josephi Stöhlen, eben daselbst. r z. in Kie». in schwarzem Hornstein, in grünem Hornstein, in schwarzem Schiefer. in mildzeugigemSchiefer in grauem Schiefer. 28. — — SY. — — Z0. — — ZI- — — 32. — — M i t t e l e r z. 33- Im KieS. 34- In grauem Hornstein. 35- I» schwarzem Hornstein. D L 36. I» Im Wasscrfeld. z6. In grauem Schiefer. Z7- In schwarzem Schiefer. 38. In Mildzeug. Gediegen Erz. 39- IM Kies. qo. Im Mildzeug. qi. In schwarzem Schiefer. 42. In grauem Schiefer. 4Z. In grauem Hornstein. 44. In schwarzem Hornstein. 1 Jungfrausilber. 45. Im Kies. 46. In grauem Schiefer. 47. In schwarzem Schiefer. 48. Im Mildzeug - Schiefer. 49. In schwarzem Hornstein. 50. In grauem Hornstein. Zk. In Letten im Achatii Feld. Z2. Gediegen Srz mit Silber im Hauptmannische«. zz. Gewachsner Zinnober in vielen Orten. 54. Zinnober Kreisen im Swietijchen. 55- Steinkohle» im Cvthekischen Gesenke. Aus Im Wasserfeld. 59 Aus diesen entstehen folgende Satze: i) Eine zarte, in der uranfänglichen Saure aufgelösete und damit fest vereinigte Erde ist die wahre Eczmutter des Quecksilbers. Daher leuchtet die Oberhand der ersten und zweyten Becherischen Erde hervor, aus deren ver, schiedenem Verhältnisse alle Erdharze ent¬ stehen. r) Das wahre Daseyn und die höchste Kraft des beständig wirkenden unterirdischen Feuers erweiset sich ohne Zweifel aus diesen al¬ kalischen Erdarten, da durch dasselbe der feuer, beständigste Theil des sauren Salzes und brenn, baren Wesens mit der auflöslichen Erde in, nigst vereiniget wird, nachdem die unnützen Theilchen durch eben diese Arbeit zerstreuet wor, den sind. Diese Seele dec Erde, welche nie, mals ruhet, enthalt die Urstoffe der Foßilien in sich, -verwandelt, vereiniget, zeitiget sie durch verschiedene Verwandlungen, und kocht und bewegt sie dergestalt, daß sie geschickt wer, Len, 6c> Len, diejenigen Körper zu gebühren und zu vere mehren, welche das ganze Mineralreich auS- machcn. Es treten alle Anhänger der Körper» Philosophie zusammen, und erklären dieses, wenn sie können, durch ihre Keile, Angeln und Hacken; uud ihre Bemühungen werden ge- wis vergeblich seyn. Nur allein dec glückliche Fleis der Scheidekünstler, der die getreuen Versuche auf reine Vcrnunftschlüsse gründet, hat Vas Verborgene eröfnet, und die meisten unbekannten Dinge entdeckt. Woher entsteht wohl die kn diesen Gruben so häufig befindliche Vitriolsäure? Weichen Nutzen schäft sie in der Erde? Was ihren Ur¬ sprung betrift, da ist gewiß, daß solcher über¬ all vom Wasser und der verglasenden Erde ab¬ hange, wie die berühmten Männer Becher und Stahl vortreflich bewiesen haben; ih¬ ren Nutzen aber, wer wird ihn wahrhaft, wer wird ihn würdig einsehen? Hat sie vielleicht ehemals, da sie sich von einer groben, unaus, gekochten 6i gekochten Materie schied, durch die dritte Erde mit der zweyten verbunden, und mit mctalli, schen Theilchen das Quecksilber darstelltc, die erste Erde verlassen, welche hernach, mit Was, ser vereiniget, das saure Salz dergestalt her, vor gebracht hat, oder ist das Quecksilber viel, mehr eine Ausgeburt dieser Saure? — Die, seö scheint zwar einigermaßen dadurch bekrafti, get zu werden, weil beyde schier in eincrley Feuersgrad flüchtig sind, weil das Quecksilber sich öfters bey den fchwcfllchten unedlen Metal, len aufhält, well sich in unserm Erze eine große Menge Schwefel befindet, weil Cam¬ mers rius die Verwandlung des Kieses in Quecksilber sah, und endlich, weil Trew be, merket, doH das Quecksilber die Eigenschaft der Saure besitze. Allein, da dieses durch kei, ne, zu Beweisung der physischen Wahrheiten nothwendige, Versuche deutlich gezeiget werden kann, so wird es besser seyn, den Vorhang vorzuziehen, als durch falsche Muthmassungen von dem Pfade der Wahrheit abzuweichcn. 4) Daß 62 4) Daß sich im idrionischen Erze Arsenik befinde, und solcher mit dem Schwefel allcnt, halben aus den Oefen dampfe, ist die gemeine Meinung unserer Arbeiter. In der Thar aber habe ich durch viele deswegen angesicllte Versu¬ che, nicht den geringsten Theil von Arsenik ent¬ decken können. Denn das gcröste Crz verbrei¬ tet keinen Koblauchsgcruch, gieöt auf glühen¬ den Kohlen keinen Weißen Rauch, und erzeu¬ get endlich auf einem Eisenbleche keine erstlich weisse, dann rokhwerdcnde Blumen, wenn cs mit Salpeter verpuft wird. Cö widerlegt die¬ ses keineswegs die weisse Farbe, welche vom Rauche des gerösteten Erzes, oder dessen Ue- bcrrcst auf dem Kupferbleche erscheinet, dann diese entsteht, da das Kupfer von der Schwe, felsaure zerfressen wird, schier eben so, als wenn man es durch eine mit Scheidewasser ver¬ fertigte Quccksilberaustösung, die von der Salz¬ säure weiß, vom fixen Alkali gelb, vom Kalke aber rokh niedergeschlagen wird, weiß und sil¬ berfarbig macht. 5) Da -- 6z 5 ) Da ich dm Ursprung, die Mmge und Lage des gediegenen Quecksilbers in unseren Gruben genau untersucht habe, so muß ich die Geschichte, als wären diese Gruben von einem Faßbinder, der bey der Nacht unter die Brun, nenguelle ein Faß gesetzt, und solches den fol« genden Morgen mit ziemlich viel reinem Queck¬ silber ang> füllet gefunden, entdeckt, allerdings für fabelhaft halten; denn diese Erzählung wird nicht nur durch keine Zeugnisse aus den alten Schriften bestätiget, sondern auch durch die wenige täglich hcrausguillende Quecksilber« tropfen und selbst durch die Struktur der hoh- len Strassen, durch welche die kleine in dm Bergen stützende Wasserbächc langsam hervor¬ kommen, widerlegt. i 6 ) Die Wassertropfen, welche bey Her¬ stellung des Quecksilbers auch aus dem trokne- stcn Erze beständig voraus geben, beweisen den großen Nutzen des Wassers, den Körpern eine Festigkeit zu ertheilen, unwidersprechlich, denn ohne 64 ohne demselben ist in den drey Naturreichen niemai eine Erzeugung gewesen, und kann auch keine möglich seyn. Es bindet das flüchtige, versammelt das fremdartige, und giebt den er, fchaffenen Dingen eine dauerhafte Natur. Nimmt man dieses einzige Wesen hinweg, so wird alles zu Grunde gehen, und die verwit, lerkcn Ucstoffe der Dinge werden augenblicklich in ihr altes Chaos zurückkchren. 7) Was verstehet man unter dem Qucck, stlbererze, welches einem strahligtcn SpleSglaS, erze gleichen soll, und von Pomet angefüß, rct wird? Warum sagt Neumann, daß daö Iungfernquecksilber nur sparsam hervor tro, pfe und sehr selten sey? Welches ist jener Werkurius, der nach Helmont, als ein Sohn des Wassers, der Erde unbekannt scyn soll, und nicht durch Alkahest aufgelöst werden kann? Was für Quecksilber hat B a si liuS aus dem Vitriol erhalten? — Wir bedauern diejenigen, welche die Natur der Dinge aus bloßen bloßen Büchern erforschen, und nur Sachen schreiben wollten, die sie selbst nicht gesehen, oder im Traume vor Wahrheiten gehalten hatten. E Zweite 66 ----- Zweite Abhandlung. Vom Jdria Nischen Vitriole. <^OaS zweite bisher unbekannte und sonderbar re Produkt der idrianiscken Gruben, ist der qe, wachsne Vitriol, welcher in alten und aufge¬ lassenen Zechen sehr oft gefunden wird. Ec blühet i) in Gestalt weisser, durchsichtiger, oft fingerlanger Haare und Fasern hervor, oder ist r) fast undurchsichtig, biegsam, herabhan¬ gend und oft mit dem zartesten Eisenocher an¬ geflogen; ;) grünlicht, durchsichtig, und zer¬ bricht in ungeftalte, zerreibliche, schmierige, kaum zolllange, tropfsteinförmige, gebogene und geflreifteGtücke. Betrachtet man die Gestalt, so kann der idrianische Vitriol in zwey Gattun¬ gen, nämlich I. in ---- 67 I, in Haarvitriol (Vitriolum eapillars) und II. in gestreiften, etwas durchsichtigen, zerreiblichen, glanzenden Vitriol (V!- criolum liriarum, subiliaplianum , krisq blis, nirsns) eingetheilet werden. Die Fasern des Haarvitriols rauschen, wenn sie gekauet werden, locken den Speichel sehr bald heraus, lösen sich geschwinde auf, und verhalten sich zum Wasser, wie i8z> zu looo. Ein Quinkchen laßt sich in einer Unze Wasser auflösen, da denn die Auflösung blos zitconenfarbig aussiehk. Gestossene oder abgekochte Galläpfel hinzu gethan, machen so¬ gleich eine Dinte, wie bey jedem Vitriole ge, schieht. Vom hineingetropften, zerflossenen Wcinstcinöle entsteht ein augenblickliches und heftiges Aufbrausen, wobey die metallische Er¬ de viel bleicher, als aus dem ungarischen oder goslarischen Vitriol, niedergeschlagen wird. Ein ähnlicher Ocher wird aus der Auflösung E » erhal- 68 erhalten, wenn man sie in eine etwas gelindere Warme, als kochendes Wasser giebt, setzet. Das Wasser macht aber den größten Theil die, fcs Salzes aus, indem 4 Pfund desselben kaum ein halbes Pfund kristallisirte Masse zurück lassen. Da ich den Ursprung dieses Vitriols genau untersuchte, erfuhr ich folgendes: i ) Wenn er an seinem Geburtsorte vom Steine abge, kratzt wird, wächst er wieder nach, r ) Wenn man unedles oder unhaltigeö Erz klein stößt, wäscht, reiniget und an die freye Luft setzt, so treibt solches den nämlichen Vitriol hervor, z ) Wird er mit Thon zu Ziegeln gebildet und an einen feuchten Ort gelegt, so werden diese von solchen Vitriolhaaren ganz rauh. 4) Der von der Kristallisirung zurück gebliebene und wunderbar aufschwillcnde Satz unsers Vitriols treibt ganz zarte Spitzen, die dem Haarvitriole !, gleichen. 5 ) Der grünliche idrianijche Vi¬ triol bestehet oft aus Stücken, die am Ende mit 69 mit biegsamen Haarvitriol besetzt sind. 6) Er entstehet nicht aus metallischer Erde, sondern an nassen Oertern, welche oft von der Luft be, strichen werden. Hieraus folget, daß dieser Vitriol hauptsächlich durch Luft und Wasser entwickelt werde, indem die geschwächte Säure die metallischen Theilchen heftiger angreifet, und nachdem die grobe Erde zurück geblieben, durch Hilft des Wajftrs, in kristallinische Fa¬ sern zusammen wächst. Dieses beweist die gelb» lichte Erde, womit ste öfters überzogen sind. Salmas! us glaubt, das der Al¬ ten sey ein wahrer Haarvitriol, da er densel¬ ben aber eine lanzetförmige Gestalt zueignek; so scheinet wahrscheinlich: daß unser Vitriol den Alken müsse unbekannt gewesen seyn; ja wir wissen noch nicht, was für einen Vitriol die Alten eigentlich gebraucht haben, weil aus den barbarischen Benennungen Wlsy, Sory und andern nichts gewisses bestimmt werden kann. E Z Die 7v Die wenige , zarte ocherfarbige Erde, wel¬ che aus der Auflösung des Haarvitriols im 90. Grade der Wärme zu Boden fällt, wird zum Theil in sauren Geistern aufgelöset, und brau, set, zum Theil aber scheint sie unaufgelöset. Der auflösliche Theil ist ein sehr zarter Thon, der sich beständig in unfern Grubenwässern be, findet; der unauflösliche Theil aber ist eine metallische, mit Sand vermischte Erde, wel, che, wegen ihrer ungemeinen Kleinheit mit dem Wasser, ganz leicht durch die Zwischenraum» chen des Löschpapiers dringt. Wenn die Auflösung dieses Salzes bis zum Häutchen abLzedämpfet, oder das fleißige Auf, lösungsmittel vermindert und durch die Kälte Verdickt wird, so stossen die kleinen Salztheil, chen näher zusammen, und hängen sich, vcr, möge der Anziehungskraft, womit der weise Schöpfer die Materie versehen hat, dergestalt § an einander, daß sie Massen bilden, welche eine größere eigentümliche Schwere besitzen, als die Flüßigkeit, worinn sie sich befinden. Die --- 7l Die auf solche Art entstandenen Kristallen sind viereckige, lange, durchsichtige, glasartige Prismen, welche sich zum Wasser verhalten, wie l68c> zu 1000. Die Ecken dieser Kri- stallen sind oft wechselweise stumpf, ein Ende aber ist schief abgeschnitten, da sich das andere gemeiniglich in vier ungleiche, in eine Spitze zusammen stossende Drcyecke endiget. Wer hätte wohl von einem Vitriol diese Gestalt er¬ wartet? Wie unrichtig sind die von den Ge¬ stalten allein hergenommene Kennzeichen der Salze! Die Kristallisirung dieses Vitriols hat fol, gende Erscheinungen: i) Die Menge des auf¬ lösenden Wassers wird in wechsilweiser Rück¬ sicht auf die Quantität und Größe der Kristal¬ len vermindert, wobey die ganze Flüßigkeit schier ihr nämliches Gewicht behält. Die Ur¬ sache dieser Verminderung ist die von der Kälte verursachte Dichtigkeit der zuvor von der Wär, me dünngemachten Flüßigkeit, und ein gewisser E 4 mit 72 niir Salzen vereinigter Antheil von Wasser, w il die niedergeschlagenen Auflösungen jeder» zelt einen Theil des Auflösungsmittels mit sich tvegnchmen. r ) An den Wänden des Glases hängt sich hin und wieder ein weißltchter, nicht kristall'sirter Satz an, welcher aufschwillt, und sich nach und nach so in die Höhe hebt, daß er nicht selten aus der Oefnung heraus steigt, z z Der kristallinischen Masse scheint cine gel, he metallische Erde bcygemischt zu seyn; bann da bey jeder Auflösung ein Theil Vitriolfaure Vcrlohren geht, so scheiden sich einige von den Salzen nicht mehr unterstützte Erdtheilchen ss lange, bis die letzte Abdampfung der Auflö¬ sung die gedachte bloße Erde und einen fetten nicht kristallisieren Satz darstellt. Daher sagt der berühmte Boerhaave ganz recht: Und da ich auch diese verdrüßliche Arbeiten nicht scheuete, so lößte ich Vitriol in Wasser auf, und digerirte die Auflösung. Aber ach, wie viel gelbe Erde erhielt ich, die man Ocher nennt! A>S ich gedultig die Auflösung, Krk, stalli» ----- 7Z siallisirung und 2lbspülung der Urweitügkeitm wiederholte; siche, da wurde die ganze Schu, sterlchwarze größtentheils in einen gelblichtcn Kalk verkehret, indem das übrige in die Luft gierig, und der andere Theil sich in ein dickes, zusammenziehendes, fettes, flüßigeö Wesen Verwandelte. Der gewachsene und kristallisirte Haarvi, triol verwittert nicht leicht in freyer Luft. Er wird auch schwerer kristaliisiret und giebk durch, sichtige, glasartige, allezeit weisse Kristallen, welche von dem Henkelischcn Haarvitriole, der gewachsne zwar weiß, kristallisirt, aber jeder» zeit grün scheinet, unterschieden sind. Wenn diese Kristalle in einem eisernen Löffel mit star, kem Feuer geröstet werden, zerfließen sie un, ter einem Geräusche und weißlichkem Schaume in eine Masse, und zerfressen den zu Schlacken gewordenen Löffel. Diese Masse an die Luft gesetzt, wird röthlich wie Eisenfasran, aufge, löset aber, in einen rothen, oft durchs Lösch, Papier gebenden, Staub verwandelt, E 5 Dec 74 Der Haarvitriol besteht folglich i ) aus Vielem Master, r ) Vitriolsäure, und z) aus einer verdünnten Estenerde. UeberdieS zeugt der eckelhafte Geschmack, die Vrcchkraft, das durch besten Auflösung kupfrig gefärbte Eisen, blech, endlich der Ursprung und Aufenthalt beym grünen Vitriol von dem barinn befindli, chen Kupfer. *) Nachdem wir den Haarvitriol beschrieben haben, so erfodert die Ordnung, auch auf den zweyten, nämlich den gestreiften, etwas durch¬ sichtigen, zerreiblichen, glänzenden Vitriol zu kommen, dergleichen an obgedachten Orte hin und wieder im schwarzen, weichen Thonsteine gefunden wird. Ich halte ihn für einen ehe, maligen Kies, woraus, durch Veyhilfe der Lust *) Ein mehreres vom Haarvikriol kann in des Verfassers Einleitung zur Kenntnis; und Ge, brauch der Fossilien S. 37. und folg, und in den Anfangsgründen der systematischen und praktischen Mineralogie nachgelcsen werden. — 75 Luft und des Wassers, der Vitriol entstanden ist. Ucber diese Sache kann man vor allen an» dern den fleißigen Henkel Nachlesen, welcher ehmals zuFreyberg in Sachsen, wie ich jetzt inIdria, Cameralphysikuö war, wegen seinem vortreflichen, öffentlich erwiesenen Verstände aber von dem weisesten Könige mit anständigen Ehren billig belohnet wurde. Dieser Vitriol ist in erwähnten Steinen, wie Quarz und Spat, eingesprengt, hat ein zerreiblichcs, faseriges Wesen, eine grünlich blaue Farbe, und "eine glänzende Oberfläche. Diese oft zusammen gewachsenen Streifen sind eben so viele Büschel von Fasern und Fäden, die, je undurchsichtiger sie sind, auch desto blei, cher und weicher zu seyn scheinen. Sie sind auch nicht selten von einander gesondert, durch¬ sichtiger, und so gebogen, daß die beydcn En¬ den am Steine fest sitzen und folglich eine krummgcbogene Säule bilden. Dem Haarvi¬ triole folgen sie beständig, wie denn ihr oberer Thcil sehr oft in Haarfäden ausblüht. An 76 --- An der trocknen Luft verwittert dieser Vi¬ triol sehr bald zu einem weissen mehiigten Stau¬ be, in der feuchten Luft aber fließt er ausein¬ ander und verschwindet. Im Jahr 1757. wurde in den Gruben eine große Menge dessel¬ ben gesammelt, man ließ ihn daselbst lange liegen, und er verschwand endlich so, daß man äusser rauben Steinstücken nichts anders an- rrast Die Auflösung dieses Salzes ist durchsich¬ tig und grünlicht, und wird, wenn man sie gelinde wärmt, von einem flockigen, gelben und zertheilten Gewölke ganz trüb gemacht; wird sie endlich ganz durchgeseihet, so blubk im Löschpapicr eine gelbe, zarte Erde zurück, die vom Salpctcrgcist mehr verdünnt wird, mit geflossenen Weinsteins! etwas aufgährct, und davon eine rothe Farbe erhält. Ans diesem folget, wie verschiedene schwere und durch keine Lebenskräfte zu überwindende Körper in unfern Flüßigkeiten schwimmen können, und daß des, wegen 77 wegen in schweren Krankheiten die Besichtigung des Urins unumgänglich nöthig seye, weil sos, eher oft ganz allein die Veränderung der Krank¬ heit in Gesundheit oder Tod anzeiget. Eben diese Auflösung wird mit zerflossenen Galläpfeln, oder derselben Brühe, zur Dinte. Mit geflossenem flpen Salpeter brauset sie lang und heftig, wobey unzählige kleine Blasen auf, fahren, und ein schwarzer, grünlichtcr flockk, ger Bodensatz mit faulem Gerüche und oben, her schwimmenden gelben Schleime njederge, schlagen wird. Dergleichen Erscheinungen zek, gen sich auch, wenn man den obgedachten Sal, peterliquor zu einem aufgelösten Eisen- oder ungarischen Vitriole hinzu gießt. Die nämliche Auflösung in die Brühe von Peruanischer Rinde nach und nach getröpfelt, giebt einen schwarzen, flockigen Bodensatz, worauf die unschmackhafte, grünlichte, durch, sichtige Flüssigkeit schwimmt. Wit der Brühe vor. 78 - von Eschenrlnde entsteht zwar eine schwarze Farbe, man sieht aber keine Flocken, jedoch erscheinet nach einer Stunde ein schwarzer Boe densatz, und bas darüber stehende flüssige Wesen zeigt eine grüne Farbe. Mit der Brü, he von Eichenschwamm wurde keine Verände, rung wahrgenommen , die doch mit den Gall, äpfcln, der Rinde und den Blattern des näm, lichen Baumes erfolget. Aus diesem kann man schließen, i) daß die Peruanische Rinde an zusammenziehenden Kräften die Eschenrinde übertreffe und r) daß die sogenannten Schma, rozerpflanzen (welche an andere anwachsen) nicht allezeit die Eigenschaften der Pflanze, worauf sic wachsen, besitzen. Gemeine Lauge, mit eben so viel von un, serer Auflösung vermischt, machte eine ge, schwinde, aber bald nachlassende, Aufgahrung mit einem unangenehmen Geruch. Dieses Gemenge hatte eben die Farbe, wie --- 79 wie der Urin von gelbsüchtigen Leuten, und zeugte sehr viele Blasen , die hin und her am Glase anhiengcn. Als sie an die Kälte gesetzt wurden/ wuchs sie in eine scharfe/ dichte / fassen, ähnliche Masse zusammen/ die von eckelhaftem und bitterm Geschmack/ und obenher blaugrün, lieh/ unterwärts aber graulicht war. Sehet, wie ungemein viel Wasser sich mit diesen Sal¬ zen zu einem schweren und schier steinigten Kör, per vereiniget hat! Folget nicht hieraus/ daß die Harnwinde und der scharfe und röthliche Urin in schweren Krankheiten sehr oft blos von der großen Menge der Salze und vom Mangel verdünnender Flüssigkeit entstehe, und zwar gemeiniglich, wenn die von Hitze ausgetrockne, te Kranken in einer schwülichten Luft in Decken eingehüllt und auf eine sehr üble Art ohne hin, längliches Trinken bis zum Tode gequälet wer, den? Eine sehr gesättigte, braungelbe, schwere und scharfe Auflösung unseres Vitriols gab von 8o ---- von 49. Unzen ein halbes Pfund und vier Un¬ zen Phlegma, welches in der Vorlage über ei¬ ne harte, schwere, saifcnähnliche und.schr zähe Masse von 5 Unzen schwamm. In der Re, torke befanden sich 6 Unzen einer braungelben, trüben, alaunarkigen Flüßigkeit, und noch l6 Unzen einer dichten, schwer aufzulösendcn Masse, Weiche die Zähigkeit eines Wachses, eine glän, zende Oberfläche und einen Vitriolgeschmack hatte. Die Salzkristallcn, so aus der bis zunl Häutchen abgcdämpften Vitriolauflösung ent, stunden, verhielten sich zum Wasser wie > 897 zu 1000. nach der Beobachtung des berühm, ten P. Poda, welcher diese Salze zuerst in der Luft, hernach im Terpentingeist woq, des, scn eigenthümliche Schwere sich zum Wasser ver, hielt, wie 874z» looo. Endlich hat er durch die Rechnung gefunden, wie viel diese Kristal, len im Regenwasser würden gewogen haben, wenn man.sie in demselben unaufgelöst hatte erhal- Lr erhalten können. Inzwischen besitzen sie ver, schiedene Gestalten , und erscheinen bald rhom, boidalisch, bald acht« bald aber zwölfseitig. Es pflegen auch die sechsseitigen mit wechselweise abgestumpften Seitenflächen nicht selten zu seyn. Uebrigens ist der Kristall zusammen ge- drückt/ langlicht/ blaugrünlicht/ bcyderseitS gespitzt, und oft mit ungleichen Ecken und Fla¬ chen versehen. Das bisher beobachtete Gewicht eines einzigen Kristalls steigt selten über einen Gran. Er läßt sich schwerer kalciniren, als der Haarvitriol, aber leichter kristallisiren. Wenn diese Kristallen gelinde kalciniret und lang an die Luft gcsetzek werden/ erhalten sie gleichsam eine blaue Farbe, und verliehrcn in Zeit von zwey Wochen von einer Unze und drey Quintchcn schier 60 Gran. In vier Unzen dieser in ein Pfund war¬ mes Wasser aufgelösten Kristallen tropfte ich so lange warmen, geflossenen, fixen Salpeter, bis keine Aufbrausung und Niederschlagung ei, F ner 8r ---- ner metallischen Erde mehr erfolgte, und ich bemerkte >) daß zur vollkommenen Sättigung einer Unze unsers kristallisirten Vitriols eine Unze und zwey Quinlchen vom alkalischen Li, guor erfodcrt würden. 2) Die durchgeseihte Vermischung hatte die Farbe eines gesunden Mannsurins, welches ein augenscheinlicher Be, weis ist, daß in dergleichen Urin kein reines Alkali steckt. z ) Im Löschpapier blieb eine bräunltchgrüne Erde zurück, welche, wohl aus, gesüßt und getrocknet, eine Unze und zwey Quintchen wog. 4) Die zurück gebliebene Feuchtigkeit, schier von 10 Unzen, an die Käs, te gesetzt, wurde von unzähligen Flocken trüb gemacht, die bald nach dem Grunde eilten, bald in der Höhe schwammen, und im Löschpapiere i r Gran sehr leichten gelblichten Ocher zurück liefen, wobey die Feuchtigkeit die vorige Farbe behielt. 5 ) Diese Feuchtigkeit wieder durch, geseiht und gelinde abgedämpfet, ließ einen weissen, unschmackhaften, wie Magnesia l^irrl aussehenden, Staub fallen, der im Glase überall 83 überall anhieng, und als er an die Luft gefetzt wurde/ sehr zarte Spitzen/ wie das Vitriol- gemenge zu thun pflegt / heraustrieb. Er brau¬ set auch heftig / und wird im Salpetergeistauf, gelöset. 6) Die zum drittcnmale abgedämpfte Flüßigkeir gab eine Unze / drey Quintchen und z r Gran ^rcanum öupiicsrum, oder sehr reinen vitriolisirten Salpeter/ welcher eben so gestaltet war/ als das gemeine Wermuthsalz und andere dergleichen/ so aus der Pflanzen¬ asche mit Schwefelsäure gemacht werben. So oft ich diese betrachte / so oft verfluche ich die Unachtsamkeit derjenigen Leute/ welche sich ohne Ueberlegung dieser Salze bedienen / um die saure Schärfe der ersten Wege zu verbessern / da sie doch nicht wissen/ ob es alkalische saure/ oder Mitkelsalze sind. Der vortrefliche Neumann sagt daher ganz recht: ich wollte im Namen des Herrn diese unsichere und laugenhafte Aräu- tersalze/ welche weder reine saure/ noch alkali¬ sche, noch Mittelsalze sind / an ihrem Orte ge¬ stellt seyn und ruhig lassen. Aus diesem Ver, F » suche 84 suche folget: daß eine Unze des grünen idrianifchen krisiallifirten Vitriols aus zwei) Quintchen nie, taliischcr Erde und anderthalb Quintchen rci, ncr Säure, übrigens aber aus W.isser bestehe, oder dec Natur des cyprifchen Vitriols am nächsten komme. Ich habe gesagt, daß schier der vierte Thcil Metallerde in diesem Vitriol befindlich sey, welche Metalle er aber halte, ist noch nicht genug erkläret worden. Um dieses zu fin, den, nahm ich brey Unzen von dem wohlaus, gesüßten Todtenkopfe dieses Vitriols, der nach der Desiillirung des Scheidewassers und Ver¬ fertigung des Krčani öupiicari zurück bleibt, Vermischte ihn mir eben so viel Salmiak und setzte dieses Gemenge in einen gläsernen Kolben in Sand. So stieg bey gehörigem Feuer erst, lich ein weisser Rauch, bald darauf ein gelbli, cheö Wasser, hernach ein weisser, dann ziegel, färbiger und endlich gelber Sublimat in die Höhe. Nach 6 Stunden, da alles kalt war, fand ich l) anderthalb Unzen weisses, schwärm mig, migteS, leichtes, wie Safran riechendes Pul, ver , welches im Halse und Schnabel des Helms anhienge. Dieses Pulver wurde im geflossenen fixen Salpeter und im Vitriolgeiste nicht geändert, brausete darinnen nicht, wohl ober im Scheidewasser, worinnen es sich gänz, lich mit großer Hitze, Gährung, weissen Däm, pfen auflöste, und die Auflösung gelb färbte. Ich erhielt r) eine ähnliche, aber weit dichtere Masse, die im Kolbenhalse Hieng und eine Unze wog. z ) In der Vorlage fand sich eine Unze, 6 Quintchcn und zo Gran einer flüchti, gen, urinösen Feuchtigkeit, welche mit Scheide, wasser unter einem weissen, dichten, ausgcbrel, tcten, die Augen beissenden und der Brust schädlichen Dampfe heftig aufgährte. Ich be, kam 4) einen dichten, schwarzbraunen, gllm, mengten Ucberrest von dritthalb Unzen und z o Gran. Dieser brauset heftig im Scheide, wasser und wird zum Thcil aufgclöset, zum Thcil aber in eine zarte, ocherartige, durch Löschpapier laufende Erde, verwandelt. Wird § Z gedach, 86 ----- gedachter Ueberrest an die Luft gefetzt, so ver, breitet er einen unangenehmen Geruch, vere lierrt den Glanz und zerfließt. Der orangenfarbige Sublimat beweiset -le eiscnartige Natur der Metallerde, wie man siht, wenn der Salmiak mit Eisenfeile, oder Blutstein aufsubkimirt wird. Der oberwahn, te schwere, glimmerige, braune Ueberrest giebt gleichfalls Eisen, wie Sch Weden borg aus den Leidener Sammlungen sehr wohl angemerket hat. Durch diese Arbeit aber wird bas Wesen der Eiscnerde vom Salmiak so verändert, daß es mit Gallapfelbrühe keine Dinte macht, sondern eine weit andere und zwar alkalische Natur erlalt. Wenn die wunderbare, den erfahrnen Schcidekünstlern bewußte, Kraft der Salze, dle Metalle zu eröf, nen, aufzulösen und zu verändern, wahrhaft bekannt wäre, so könnten sie allerdings viele unbekannte Dinge eröfnen, und selbst den dur, filgen Adepten Trost verschaffen. Aber auch die ----- 87 die grünliche Farbe/ der süsliche Geschmack, und die geschwinde Verwitterung zeigen das Eisen an. Das nämliche beweisen die im Feuer prasselnden Kristallen, die Entstehung aus dem Kiese, der thonigte Geburtsort, die Verfertigung der Dinte mit Gall'apfclbrühe, die Niederschlagung des Ochers durch fixes Alkali, und endlich der Tovtenkopf von dem Scheidewasser aus unserm Vitriol, der einem zerreiblichen Röthel ähnlich sieht. Da aber kein gewachsener Vitriol rein ist, so findet man auch den unsrigen nirgends von aller kupfrigen Bemischung befreyet. Es leh, ret dieses i) die grünlichblaue Farbe, r) die Brechkraft, z) der ekelhafte Geschmack, 4) die blaue Tinktur, wenn Salmiakgeist hinzu, gegossen wird , 5) die Kupferfarbe eines in die, se Auflösung gehängten Eisenblechs, welche, nach dem Zeugnisse der berühmten Männer Stahl, Henkel, Hofmann, Neumann, Schwedenborg und anderer, das im F 4 Vitriol «8 ---- Vitriol verborgene Kupfer jederzeit an» reizten. Weil also der Vitriol aus der gehörigen Verbindung des sauren Salzes mit der metal, lischen Erde entspringt, und wir die Eigen¬ schaft desselben schon untersucht haben; so sind noch einige Bemerkungen von seiner Saure und zwar solche übrig, welche bey DeMirung des Scheidewassers aus unserm Vitriol haupt¬ sächlich beobachtet werden, damit ihre wahre Natur desto klarer daraus erhelle. Es erschei¬ nen also l) in der Vorlage keine in Nebel auf¬ getriebene Dämpfe, es bricht auch kein Dunst durch die Lukirung, und man spüret an der Vorlage eine weit geringere Warme, als wenn dieser Geist von einem andern Vitriol wäre ausgetrieben worden, r) Vom Anfänge steigt mehr Phlegma herüber, obschon der Vitriol gehörig kalcknirt, und der reinste Salpeter dazu genommen worden. Aus diesem Phlegma find, als es mit Salpetergcift vermischt wurde, über -- 89 über Nacht gerade, prismatische, hohle, oft zolllange, Kristallen entstanden, die sich gänz¬ lich anflöscn ließen, und mit keiner Steinrinde bedeckt waren, aus welcher Rinde Kahler in seiner im i B. der Linncischen e^moen. acaci. enthaltenen Abhandlung 6s gsnersr. cr^sisii. Cap. 111. p. i4> die Höhlungen der Kristallen nicht wohl herleitet, z) Die Metallerde geht ganz leicht in die Vorlage über. 4) Aus zwey Pfund Vitriol und Salpeter, zu gleichen Theilen vermischt, erfolgten 18 Unzen eines reinen und gelblichten' Geistes, wovon eine halbe Unze, 4 Quintchen und 28 Gran nach und nach hineingetropftes Quecksilber dergestalt auflösete, daß, als hundert und 86 Gran aufgelösct waren, alsobald achtseitige, flache, bcyderscits zugespizte Kristallen herumzufchwim- men und sich niederzuschlagen anfiengen, deren Menge und Größe sich vermehrt, wenn mehr Quecksilber in das Auflösungsmittel gegoßen wird. Ein angenehmes Schauspiel machten kleine, überall auf den Kristallflachen sitzende, Z z Luft. 9v Luftblasen, die aus der Grundfläche eines jeden Queckfilbcrkügelchens herkamen, und als sie zersprangen, sehr viel Luft von sich gaben. Neunzig Gran von eben dem Geiste werden wieder durch hundert und zehn Gran zerstosse, mn fixen Salpeters gesättiget, woraus ohne das geringste Thcilchen eines gelblichten Pul, Vers zwey Quintchen regenerirter Salpeter entstehen. Im Gegentheil löset eben so viel aus ungarischem Vitriol bereitetes Scheide» wasser nur 4 Quintchen und 10 Gran Queck, stlber auf, und so bald diese aufgclöset sind, entstehen mit einer im Glase ziem, lich zugenommencn Hitze ganz zarte, aus dünnen zusammengewachsenen Kaarkristallcn er» zeugte, Blätter, die sich an einander hängen und nach dem Grunde des Gefäßes begeben. Diese überaus weiße Masse, erhält, wenn sie an die freye Luft gesetzt oder mit Wasser besprengt wird, eineZitronfarbe, die doch bcy der Nacht, mit einem Lichte betrachtet, wieder weiß schek, net. Wenn vom mehrgebachten Geiste 90 Gran 9l Gran mit roo und 50 Gran geflossenen fixen Salpeter gesättiget werden, so hinterlassen sie zwey Quintchen und zo Gran regenerirten Salpeter, und machen wahrend dem Aufbrau- sen einen dicken häufigen Schaum; woraus erhellet, 1) daß der Salpetergeist nach der Verschiedenen Natur des Vitriole« auch ver, schieden ausfalle, und in metallischen Auflösun, gen gleichfalls ganz verschiedene Wirkungen hervorbringe, die man den metallischen Körpern nicht zuschreiben darf. Und cs scheinet auch keine andere Ursache, so vieler Verschieden¬ heiten in einerley Arbeit zu seyn, da einer diese, der andere eine andere angiebt. Betrachtet nur das bloss Wasser, ihr Scheidckünstler! Wie mancherley sind doch die Beobachtungen bey den Salzauflösungen! wie verschieden die eigenthümliche Schwere der Körper! Ihr wißt nun dieses sehr wohl, und es ist unnöthig, mehr davon anzuführen, r) Die Saure ist im idrianischen Vitriole- weniger concentrirt, nicht so häufig, und greift die alkalische Erde des 92 r-s des Salpeters nicht so, wie die Säure des ungarischen Vitriols, an. z) Das Schei¬ dewasser ist kein reiner Salpetcrgeist, sondern mit Vitriolsäure und metallischen Theilchen vermischt; die Säure desselben wird durch seine Reinigung, wenn man es über Salpeter ab¬ zieht/ und denn auch dadurch bewiesen, weil die Volarerde untauglich ist, wieder einen neuen Geist heraus zu treiben, wenn sie ein, mal zu dieser Arbeit angewendct worden ist, die Farbe aber und die Eisenerde, so von dem mit BoluS bereiteten und für sich rcktifieirten Salpetergeiste zurückbleidt, zeigen die metalli¬ schen Theilchen an. Wenn diese Säure in dem Erdboden mit brennbaren Wesen vereiniget wird, so cnkst.het der Schwefel, welcher sich aus unfern Ocfen überall verbreitet, sehr stinkt, und das Futter der Thiere so verdirbt, daß die Schaafe, Kühe und Ziegen, oft dürre und tobte Ge¬ burten zur Welt bringen; er verursachet auch, daß « 9Z daß die in der Nähe stehenden Baume dürr werden, und zerfrsßk und verzehrt die eisernen Dachnägel so, wie auf den Meißner Berg» werken, ailwo, wie Agricola berichtet, die Nägel derjenigen Häuser, welche nabe an den Gruben lagen, von Holz seyn mußten. Ich komme nun auf den dritten Bestand» thcil unseres Vitriols, nämlich das Wasser. Benimmt man dieses dem Vitriole, so zer» fällt er, und macht einen Kalk; setzt man Ihm aber dasselbe wieder zu, so erhält er seine vorige kristallinische Gestalt. Ohne Wasser ent» stehet kein Salz und kein Kristall. Man fin, det in dessen Höhlung zuweilen kleine Wasser, tropfen, dergleichen ich in der reichen, aus allen Arten von Mineralien bestehenden, Samm» lung des Herrn Bergrath Anton von Sartori gesehen habe. Daher erhellet die gewis wunderbare und bisher nicht nach Wür» den betrachtete Einens-baft der Salze, das Wasser zurückzuhalten, welches, sich überlas, sen, 94 --- sen, vielleicht den ganzen Erdboden über» schwemmen würde. Die Menge der Salze verursachen in der Welt gewis Mangel an Wasser; ist dieses aber überflüssig, so entsteht Mangel an Salztheilchen/ woraus Trägheit/ Schwachheiten und kalte Krankheiten entsprin, gen. Wem unter den Naturkündigern ist wohl unbekannt/ daß das Wasser/ je mehr Salz es bey sich führt/ desto weniger ausge» dehnet und verdickt werde; oder die eigentliche Dichtigkeit der flüßigen Dinge von den Salzen in wechselweisec Rücksicht ihrer Menge/ und anziehenden Kräften vermehret werde? Die» scö ist die einzige Ursache/ warum unsere Vi- triollauge später siedet und später in eine feste Eismasse zusammenwächst/ als süßes Wasser/ und endlich warum die menschliche Gesundheit von den Salzen conservirt und verdorben wer» den könne. Einige in natürlichen Dingen unerfahrne und der Einbildung ergebene Leute halten da¬ für/ 95 für, daß in den idrianischen Wassern ein mer, kurialisches Gift verborgen sey, und daß solche nicht ohne Gefahr könnten getrunken werden. Aber was kann ungeschickter als diese Meinung scyn? Ist wohl das gemeine Wasser im Stande, Quecksilber aufzulösen? Ist dieses ctwann ein Saizkörper, der im Wasser zer, schmilzt? Fort mit solchen Kindcrpossen. Wenn sie noch sagten, daß etwas vitriolisches in diesen Wässern befindlich wäre, so verdien, ten sie Veyfall, wenn sie anders solches beweis sen könnten. In der That, was ich auch ver, sucht habe, so habe ich doch nicht den geringsten Theil eines Vitriols darinnen entdecken können. Es hilft hier nicht der Einwurf, daß die Fremden von diesen Wässern den Durchfall bekamen^ denn solcher wird bald durch war, meö Wasser, bald durch den Saft einer wek, chen Pflanze, bald durch einen sauren Apfel verursachet, und oft führet die härtere Natur eines Wanderers, wenn er zur Ruhe kömmt, die 96 ---- die ungewohnten Speisen durch eigne Kräfte« aus. Aber einige werden sagen, der Vitriol müsse zum wenigsten in den Wässern, die in diesen Gruben entspringen, nothwcndig verbor¬ gen seyn, weil er daselbst so häufig gefunden wird. Ich habe aus diesen Ursachen dieselben Mir allem möglichen Flciße untersucht, und folgendes bemerket. Man hat im Jahre 17;; zufälliger Weise einen einzigen Brun¬ nen in den idrianischen Gruben, und zwar gegen Abend im sogenannten Mittelfelde in einer Teufe von 59 Schritten und vier Fin¬ gern, entdecket. Das Wasser hat keinen Ge¬ schmack , ist etwas schleimkgt und von natürli¬ cher Farbe. Mit Gallapfelbrühe wird es etwas gelblicht, und weder roch noch schwarz gemacht. Durch eine sehr klare, Hinzugegos, sene Auflösung von Weinsteinsalz wurde es ein wenig dick, machte aber doch keinen Bo- densatz. -- 97 densatz. Vom geflossenen fixen Salpeter wird es nicht trüb , und brauset auch nicht auf. Vier Apothckerpfunde von diesem Wasser ge« ben z Gran einer dichten Materie, oder ein weißes, nnschmackhaftes, weiches Pulver, das mit Vitriolgeist gelinde, mit Salpeter« gcist aber heftig aufbrauset, und auch von demselben unter einem weißen Rauche aufge« löset wird. Durchs Löschpapier geht ein zar« ter, flockiger, weißlichter Schleim, welcher, nach abgerauchter Feuchtigkeit, 4 Gran des nämlichen Pulvers giebt. Hieraus folget i I) daß dieses Wasser von unfern Bergleuten gebraucht werden könne; r) daß kein Vitriol, sondern nur ein wenig alkalische und gypsar« kige Erde darinnen befindlich seye. Das übrige Wasser, so in den Gruben G hervor« 98 -- hcrvortropft, besteht nur aus hin und wieder: fallenden Tropfen, welche bald unschmackhaft, bald aber salzig sind, in hölzernen Rinnen und eichenen Behältern aufgesammclt, und durch ein Pumpenwerk beständig herausgehoben werden, Diese Maschiene besieht aus einer metalle¬ nen Röhre, deren Länge einen Schritt, der Durchmesser aber einen Finger beträgt. In diese paßt ganz genau ein hölzerner Stempel, w-lcher mit fünf von einer ledernen Kappe be¬ deckten Löchern versehen, und durch einen drei)- eckigen eisernen Stiel an die Handhabe befe¬ stiget ist. Am Grunde des Cylinders ist eint lederne Kappe oder Ventil, welches das Wasi ser aus der senkrechten hölzernen Röhre in di§ ! Höhe, aber nicht herunter, steigen laßt- i Wen" 99 Wenn nun durch Hilft der Handhabe der Stempel angezogcn wird, so steigt, nach den Gesetzen der Hydraulik, das Wasser durch die hölzerne Röhre in den metallenen Cylinder, und sammelt sich durch wiederholte Züge in» der Röhre, bis es, in einer Höhe von 8 Schritten, durch aneinander stoßende Röhren gehoben, in den Wasserkasten ausgegossen wird, dessen Weite wegen beständig zusitzcnden kleinen Wasserbuchen um so mehr vergrößert wird, je näher diese Wässer zur Oberfläche der Erde kommen. Um die Handhabe des Stem» pels in die Höhe zu heben, dient ein zurückge» hendcs Rad, welches fünf Schritte im Durchmesser hat. Ein ähnliches Pumpen» Werk gebraucht man bcy den Bergwerken zu Freyberg in Sachsen, den Stempel auöge» Nommen, woran eine kleine Verschiedenheit G 2 beob» IO0 beobachtet wird. Iu unfern Gruben sind zwey solche Maschienen nöthig, deren jede in einer Minute schier 70., und folglich bcydc zugleich in 24 Stunden rvlöooo. Maaß Wasser heraushebcn. Auch eine vitrlolische Eigenschaft hat das Wasser, so in unfern Oefen aus dem ausge, brennten Erze nach und nach heraustropft. Dann mit Galläpfeln macht es in einem Aue genblicke eine Diute; cs ist sehr zusammenziee henv, macht in Leinwand unausbringliche Flo ckcn, und zerfrißt sie dadurch; das Eisenblech wird davon kupfrig gefärbt, auch giebt eS achtseitige, alaunartlge, blaugrüne Kristallen. Aus 4 Pfund dieses Wassers erhielt ich l) drey Pfund, 4 Quintchen und ZO Gran uw schmackhaftes, nach nichts riechendes, sehr rest nes — rol «es Masset, r) Fünf Unzen und 4 Quint, chen einer braungelben, sehr scharfen Feuch, tigkeit, die mit geflossenem Weinsteinöle so aufgährte, als wenn man fixes Alkali in Scheidewasser gegossen hätte. Die abgedämpf, te Vermischung hinterließ ein sehr zähes, braungelbcS, einem Harze ähnliches Wesen. So entsteht in einer Stunde, durch die Wir, kung des Feuers, aus dem Kiese der Vitriol, und so erhellet die unfehlbare Kraft der Vi, triolsäure, die metallischen Theilchcn zu heben und aufzusublimiren. Man mag nun den Vitriol aus dem Kiese oder aus den Wassern bereiten, so bleibt all, zeit, nach geendigter Kristallisirung, ein weiß, lichter, fetter, nicht kristalliflrter Bodensatz zurück, wie ich schon oben bemerkt habe. Der G z bcrühm, ivr --- berühmte Geoffroy hat hierüber verschiebe, ne Versuche angestcllt, die den Handlungen der königlichen Akademie der Wissenschaften im Jahr 171;. eingerückt worden sind. Jedoch, was man daselbst von der alkalischen Natur dieses Salzes, und von der grauen Erde an, trift, habe ich, ungeachtet vieler und langer mit diesem Vitriol angcstcllten Versuche, noch nicht beobachten können. Daß überdies kein fixes Alkali darinn vorhanden sey, zeigt die zu allen Zeiten erfolgte Aufbrausung mit Alkalien. Daher meint Henkel, nach vcr, worfencr Eecffroyschcn Meinung, ganz recht, daß solches aus Vitriolsäure und Erde erzeugt scy, ob er schon die Menge dieser Erde und ihre wahre Natur noch nicht hinlänglich be^ stimmt hat. Der berühmte N e u m a n n hält dafür, daß obgedachtcr Bodensatz aus Eisens dt ---- I0Z de und gemeiner Salzsäure bestehe. Allein dieser Meinung widersteht i) der Voden, satz, welcher nach der Niederschlagung einer jeden metallischen Erde durch das fixe Alkali, so in der Bereitung des mit unserm Vitriol verfertigten vitriokifirten Weinsteins zurück, bleibt, erscheinet; 2) die vom Vitriol sich scheidende metallische Erde, die jederzeit Vitriol, säure bcy sich führet; z ) daß durch keine Kunst aus diesem Bodensätze ein Glauberisches Salz erzeugt werden könne; 4) daß sich aus dem Salzgeiste durch hinzugegossenem Salpe, tcrgeist oder VItrioiöl, nichts Niederschlage. Es ist zwar wahr, daß, wenn die Auflösung dieses Bodensatzes zu ein im Scheidewasser ausgelöstes Quecksilber gegossen wird, ein weisser Niederschlag erfolge, allein das näm- liche geschieht durch Borax und vitriolisirtcn G 4 Wein- 104 — Weinstein. Eben dieses von hinzugegossenem Wasser gelbliche Pulver wird bey der De, stillirung des Quecksilbers hin und wieder an die erdens Retorten unserer Brennöfen ge« bracht, worinn ich doch durch keinen Versuch eine gemeine Salzsäure habe entdecken können. Aber auch der regulinische Theil des Spies, glafeS/ so vom obgedachten Niederschlage nicht aufgelösct wurde/ zeigt ganz klar/ daß in dem Bodensätze unsers Vitriols keine gemeine Salzsäure gegenwärtig sey. Ich glaube demnach/ daß dieser Satz von einer zarten/ gyPSartigen/ wie auch feinen me, tallischen/ von der Vikrioisäure nicht genug ge, sättigten Erbe erzeuget werde/ weil man aus der gesättigten Auflösung desselben/ wenn sie lange auf Eisenfetle gestände»/ nicht das ge, ringste t-ü IOf rlngste Theilchen eines wahren Vitriols berei, tcn kann. Aus den bisher von unserm Vitriol ange» führten Beobachtungen erlaube man folgende Satze herzuleiten. i) Die Gestalten der Kristalle geben keine richtigen Geschlcchtskennzeichen der Salze ab. Es lehret dieses unser vielfach gestalter Vitriol, welcher keineswegs eine parallelepipedisch. rhom, boidalische Figur hat, in welcher doch, wie GulielmuS aus mathematischen Gründen beweist, die Wesenheit dieses Salzes bestehen soll. Mit diesen und andern Irrthümern sind hin und wieder die Schriften derjenigen ange, füllt, die keine Stahlische Augen und nur als Schcidekünstler nach den Buchstaben ihre Hande nie mit Kohlenstaub beschmutzt haben. G 5 r)Die, Iv6 r) Diejenigen werden betrogen nnd be, triegen sich selbst, welche die Vitriole nach den Farben in ihre Gattungen eintheilcn wollen. Dann unser Vitriol ist weiß und grün, einen einfachen aber gicbt es nicht, weil jeder Eisen, Vitriol auch Kupfer hält, und, wie der be, rühmte Gellert sehr wohl bemerket, aus ei, ncm Kupfererze keineswegs ein Eisenvitriol gemacht werden kann. Aus dieser Ursache ist mir unbewußt, woher Linne/ und Walle, riju S ihren gediegenen, einfachen, vom her, maphrodikischen verschiedenen Vitriol herge, nommen haben. Waller ins führet die Grube nicht an, wo man ihn gefunden hat, Linne/ aber versichert, er käme aus Cypcrn. Jedoch, wenn er der Cyprische ist, den man bey den Materialisten dafür ausgicbt, so ist er IO7 er zwar einfach, aber nicht gediegen, wovon doch hier die Rede ist. z) Die Einteilung des Vitriols in seine Gattungen wird am besten von dem vorgehen, den metallischen Theile hcrgenommen. Daher hat man nur dreyerley, nämlich, Eisen, Ku, pfer, und Zinkvitrlol. Diese Benennung zeiget die Natur des Vitriols alsogleich an, und lehret, ob er dem menschlichen Leben zu, ttaglich, oder vielmehr schädlich sey; dann der Eisenvitriol ist demselben mehr, der Kup, fervitriol weniger, der Zinkvitriol aber gar nicht geneigt. Das nämliche ist von den künst, lichen, besonders den einfachen Vitriolen zu halten, deren Wahl und geschickte Anwendung dem menschlichen Geschlecht viel Nutzen schäft. Was ist fürrresticher, um die Würmer zu töd, ten, io8 ten , als Vitriol in gehöriger Dosis gegeben? Was treibt das Schierlings, und ankere im menschlichen Leibe befindliche Gifte geschwinder, was gewisser aus, als eine rechte, mit süßem und häufigem Getränke vermischte Dosis von weissem Vitriole? Was zieht endlich die schlaffen Gefäße der Augcnlicder wirksamer zu, fammen, und vertreibt den schleimigten Um rath der Augen besser, als einige vernünftig angebrachte Gran Vitriol? Doch, die Kunsterfahrnen wissen dieses schon, und es wäre daher überflüssig, mehreres davon an, zuführen.