Bezugspreis ganzjährig mit Poitzuiemlung 50 K - 5 ülk. - 3 hire. Katholische IBiiiioiiszeitichriif, Erscheint monatlich und wird vom UMionshaus IBeiiendori bei 6raz, Steiermark, herausgegeben. Redigiert von P. Heinrich Wohnhaas F. 8. C. Der Heilige Vater Pius X. hat der Redaktion, den Hbonnenfen und Wohltätern den Hpoifoliichen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Hielten geieien. Mit Empfehlung der hochwürdigiten Oberhirten von Brixen, Brünn, Sraz, heifmerit), hinz, Oimüfj, Marburg, Orient, Crieif und Wien. Best 3 und 4. ITlärz — Hpril 1922. XXV. Jahrgang. Unsere neue Mission in Transvaal. Wie wir aus Nom erfahren, hat die Propaganda den deutschen Missionären unserer Gesellschaft ein weiteres Missionsfeld in Transvaal, Südafrika, anvertraut. Wir hoffen in der folgenden Nummer Genaueres über unseren neuen Wirkungskreis in Transvaal berichten zu können. Papis Benedikt XV. gestorben am 22. Sanuar 1922. Die Kunde von dem Hinscheiden des Heiligen Vaters Benedikt XV. hat die katholische Welt mit Trauer erfüllt. Während des unseligen Krieges war der Heimgegangene Stellvertreter Christi ein nimmermüder Rufer nach dem Frieden. Gleich bei Kriegsausbruch gab er, damals noch Kardinal-Erzbischof von Bologna, seinen Diözesanen die Weisung, nicht für den Waffcn-sieg dieser oder jener der kämpfenden Parteien, sondern für den Frieden zu beten. Von der ersten Stunde an, da er als Nachfolger Pius' X. in den Vatikan einzog, galt sein eifrigstes Bemühen der Friedensvermittlung und Völkerversöhnnng. Von hoher Warte aus die Verheerungen des Krieges überschauend, beschwor er nicht weniger als fünfmal in feierlichster Weise die Fürsten und feindlichen Regierungen, dem Menschenmorden ein Ziel zn setzen und sich die Bruderhand zu reichen. Im Sommer 1917 unter- breitete er beii Staatenlenkern ins einzelne gehende Friedeusvorschläge. Doch Engherzigkeit, blinder Haß gegen die katholische Kirche und die verbrecherische Tätigkeit der geheimen Gesellschaften vereitelten die wohlgemeinten, völker-beglnckenden Absichten des Friedenspapstes. Wie sehr diesem Träger der Tiara die Sorge für den Frieden am Herzen lag, bezeugen noch seine letzten Worte: „Wir sind gerne bereit, Unser Leben hinzugeben für den Weltfrieden." In Benedikt XV. verlor die leidende Menschheit einen ihrer größten Wohltäter, einen Apostel der Mildtätigkeit. Schon im ersten Kriegsjahre trat er an die Staatsoberhäupter mit dem Ansuchen heran, die zum Waffendienst dauernd nntauglichen Kriegsgefangenen gegenseitig auszutauschen und die erkrankten Gefangenen zur Erholung nach neutralen Ländern zu entlassen. Für alle Gefangenen erwirkte er die Sonntagsruhe. Wiederholt setzte er sich für einen Waffenstillstand ein. Große Summen spendete der Völkervater zur Heilung der Kriegswunden. Namentlich das traurige Los der unverschuldet in Elend und Not geratenen Kinder erregte sein tiefstes Mitleid. Ohne Unterschied der Nation und Religion hat der selige Papst den armen Kindern Europas in den letzten Jahren an 15 Millionen Lire zugewendet. Benedikts XV. Hauptverdienst liegt aber auf religiös-kirchlichem Gebiete. Er war ein Mehrer des Gottesreiches. Vor allem wollte er die Kirche innerlich festigen und kräftigen. Diesem Zwecke diente die Herausgabe des neuen Kirchenrechtes sowie eine Reihe päpstlicher Verordnungen für Klerus und Volk. Dieser Absicht entsprang letzten Endes auch die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zu mehreren Staaten und Regierungen, die seit längerer oder kürzerer Zeit keine Gesandten mehr beim Vatikan unterhalten hatten. Sehnlichst wünschte Benedikt XV., die von der katholischen Kirche getrennten christlichen Bekenntnisse des Morgenlandes wieder zur Mutterkirche zurückzuführen. Deshalb errichtete er auch die neue Kongregation für die morgenländischen Kirchen. Nach Beendigung des Krieges begaben sich die päpstlichen Gesandten und Nuntien in alle Länder, nach Amerika, China, Sibirien und Als Nachfolger Benedikts XV. wurde am 6. Februar der Kardinal-Erzbischof von Mailand Achilles Ratti zum Papste gewählt, der den Namen Pius XI. annahm. Er ist geboren am 31. März 1857 in dem Jndustrieort Desto bei Mailand. Schon im Untergymnasium war er einer der eifrigsten Sodalen der Marianischen Kongregation. Den philosophischen und theologischen Studien oblag er in Mailand. Nach Empfang der Priesterweihe bestellte ihn sein Diözesanbischof zum Professor des Hebräischen am Diözesanseminar. Später wurde ihm, wegen seiner ausgebreiteten Kenntnisse auf dem Gebiete des Archiv- und Bibliothekswesens, die Leitung der berühmten Ambrosianischen Bibliothek in Mailand übertragen. Nunmehr widmete sich der junge Gelehrte fast ganz rein den nahen Osten, um die kirchlichen Verhältnisse und Missionsmöglichkeiten an Ort und Stelle zu prüfen und darüber in Rom zu berichten. In dem großzügigen Missionsrundschreiben „Maximum illud“ setzte der Papst die Richtlinien fest, die von den Missionären und Missionsleitungen bei der Verbreitung des Glaubens einzuhalten sind, und forderte die Gläubigen auf, das Weltmissionswerk der katholischen Kirche edelmütig und hochherzig zu unterstützen. Der erste Eucharistische Weltkongreß nach dem Kriege sollte nach dem Willen des nun in. Gott ruhenden Papstes unter seinen Augen im kommenden Maimonat in Rom abgehalten werden. Mit besonderer Feierlichkeit wollte er auch die Jubiläen und Missionsgedenktage dieses Jahres begehen. Die Vorsehung hat es anders gefügt. In der Geschichte wird Benedikt XV. fortleben als Friedenspapst und Wohltäter der leidenden Menschheit. Die katholische Welt aber betrauert ihn als ben gemeinsamen Vater, dessen hohe Weisheit in schwerster Zeit das Steuer der Kirche sicher führte, dessen diplomatische, karitative und religiöse Tätigkeit Ansehen und Einfluß des Papsttums hob und die geistige Macht der katholischen Kirche in hellem Lichte erstrahlen ließ. Der Heilige Vater Benedikt XV. ruhe in Frieden! wissenschaftlichen Arbeiten. Sein eigentliches Forschungsgebiet war die Paläographie (die Kunde von den Schriftarten des Altertums und Mittelalters). In diesem Wissenszweig galt Achilles Ratti als eine der bedeutendsten Fachgrößen Europas. Jedes Jahr pflegte er zu Studien zwecken die großen Bibliotheken der europäischen Hauptstädte zu besuchen. Pius X. berief ihn 1912 nach Rom und betraute ihn mit der Leitung der Vatikanischen Bibliothek. Nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches sandte Benedikt XV. den sechzigjährigen Gelehrten als Apostolischen Visitator nach Polen und ernannte ihn bald darauf zum Nuntius in Warschau und Titular-Erzbischof von Le-panto. Am 13. Juni 1921 bestieg Ratti als ü ü Seine Heiligkeit Papis Pius XL 11 !! Heft 3 und 4 Stern der Neger 19 Papst Pius XI. wJ'&Sfü Nachfolger des Kardinals Ferrari den erzbischöflichen Stuhl von Mailand. Gleichzeitig wurde er durch Verleihung des Römischen Purpurs in das Kardinalskollegium aufgenommen, das ihn nun zur höchsten Würde auf Erden erkor und ihm am 12. Februar die dreifache päpstliche Kroneaufs Haupt fetzte. Papst Pius XI. beherrscht die deutsche Sprache vollkommen. Als Bibliothekar in Mailand war er Seelsorger der dortigen deutschen Kolonie und predigte in deutscher Sprache. Gleich Benedikt XV. erachtet es Pius XI. als eine seiner Hauptaufgaben, die Völker zu versöhnen und den Weltfrieden herzustellen. Wir bringen dem neuen Oberhaupte der katholischen Kirche unsere kindlichsten Glück- undSegens-wünsche dar. Möge unter seiner glorreichen Regierung die Welt jenes gerechten und dauernden Friedens teilhaftig werden, den alle Völker so heiß ersehnen! Cr B lr=n Die Ctieickliehung bei den Arabern Kordoians. =V 0 0 ^ von P. Otto Buber, F. S. E. 0 Die Hilfe des Hexenmeisters. Gelangt ein Araberjüngling ins Alter von etwa sechzehn Jahren, so sucht er ein elf- oder zwölfjähriges Mädchen als Lebensgefährtin. Irgendein Mädchen fesselt seine Aufmerksamkeit. Er findet sich in dessen Hans ein. Sind die Eltern des Mädchens dem Jüngling geneigt, so erheben sie gegen derartige Besuche keine Einwendung. Im entgegengesetzten Falle aber setzt der Hausvater den unbeliebten Gast vor die Tür. — Bisweilen haben es etliche Jünglinge zu gleicher Zeit auf ein Mädchen abgesehen. Jedweder von ihnen möchte es gerne zur Frau haben, und sie nehmen ihre Zuflucht zu einem sakih, das heißt Hexenmeister. Das ist ein Mann von ehrwürdigem Aussehen, mit weißem Vollbart, in Lug und Trug ergraut, und die Schlauheit schaut ihm aus den Augen heraus. Diesen ver- sch nützten Alten rufen also die liebeskranken Nomadensöhne als Helfer an. Seine Worte klingen süß wie Honig. Er verspricht allen seinen Beistand und führt sie alle an der Nase herum. — Dem einen gibt er das sogenannte „Mahatawasser" zu trinken, das heißt er beschreibt eine Tafel mit frommen Sprüchen, wäscht sie ab und gibt die unreinliche Brühe seinem Klienten zu schlucken. „So, mein Sohn, jetzt geh und stell' dich im Hause des Mädchens vor, und du wirst es bekommen, denn du hast einen mächtigen Talisman bei dir", sagt der Alte. Der blöde Jüngling glaubt fest daran. Er gibt dem Wundermann ein schönes Stück Geld für seine Mühe und geht davon. Bald darauf trifft er im Hause seiner Heißgeliebten ein. Er wird behandelt wie jeder anvere, der zufällig auf Besuch kommt. Bon Zeichen eines besonderen Wohlwollens keine Spur. Unverrichteter Dinge zieht er ab. Niedergeschlagen über den Mißerfolg erscheint er wiederum beim Hexenmeister. „Herr, deine Medizin hat mir nicht geholfen", sagt er zu ihm mit trauriger Miene. „Mein Lieber, das ist deine Schuld," bemerkt der boshafte Alte, „meine Medizin ist wirksam, aber dir fehlt es an Glauben. Nun sollst du sie zum zweiten Mal nehmen; glaub' aber fest." Zum zweiten Male verabreicht er dem dummen Menschen die sudelige Brühe, und zwar in so reichlicher Quantität, daß er daran genug gehabt hätte, wenn er einen ganzen Tag durstig in der Steppe herumgelaufen wäre. Dieser zahlt wiederum eine blanke Silbermünze und erzielt mit dem Zaubertrank wiederum keinen Nutzen. — Einem zweiten liebeschmachtenden Freier schreibt der durchtriebene Hexenmeister ein sogenanntes hedjäb, das heißt, er beschreibt ein Papier mit frommen Sprüchen, wickelt es sorgfältig zusammen und überreicht es dem Bittsteller. „So, mein Sohn, verbirg das sorgfältig unter deinen Kleidern, geh damit zur Wohnung deiner Geliebten, und du wirst ihr Herz gewinnen", betont der Zauberkünstler. Der Jüngling entrichtet ebenfalls die übliche Silbermünze und geht. Er erscheint im Hause des Mädchens und richtet nichts aus. Ein zweites hedjäb, das er sich schreiben läßt, bleibt ebenso ohne Erfolg. — Es meldet sich ein Dritter, der auch das Mädchen gerne haben möchte, und diesen schmiert der alte Betrüger mit seiner Lügenkunst gleichfalls an. — Endlich sind die Freier des nutzlosen Hin- und Herlaufens überdrüssig. Sie greifen nun zu einem praktischen Mittel und hauen sich untereinander. Das ist wirksam, und so findet die Streitfrage eine sofortige Lösung. Die Schwächeren, die im Handgemenge unterlagen, haben sich Schande zugezogen und können nicht mehr um das Mädchen werben. Der Stärkere dagegen wird gepriesen, Man nennt ihn tor, das heißt einen Ochsen, und er wird der Liebling im Hause des Mädchens, Verlobung. Nun beginnt er Verhandlungen anzuknüpfen. Gewöhnlich hat er noch die Eltern. Er teilt ihnen sein Anliegen mit und ersucht um ihre Einwilligung; besonders die Genehmigung des Vaters ist notwendig; ohne sein Gutheißen kann kein Araberjüngling heiraten. Ist der Vater mit der Wahl einverstanden, so nimmt er angesehene Männer mit sich, begibt sich zum Vater des Mädchens und hält um dessen Hand an für seinen Sohn. — Wenn der Jüngling keine Eltern mehr hat, schickt er erst einige Frauen ans der Bekanntschaft zur Mutter des Mädchens. Ist diese einverstanden, so entsendet er einige Männer zu des Mädchens Vater, die in seinem Namen um die Hand der Tochter werben. — Letzterer gibt gewöhnlich seine Zustimmung, verlangt aber eine gewisse Summe für die Ausstattungskosten seiner Tochter. Nachdem man sich über den Betrag des Geldes geeinigt hat, heißt es, daß jener und jene sich gegenseitig versprochen haben, und darin besteht die Verlobung. Für die Hochzeit wird ein Termin festgesetzt, z. B. ein Vierteljahr oder auch länger. Der Jüngling kann bis zur Hochzeitsfeier seine Verlobte nicht mehr sehen, ohne eine besondere Geldspende zu entrichten. Er bringt auch Geschenke für sie, wie Stoff zum Kleiden, Fett zum Einreiben, einen Hammel und dergleichen, und es wird ein Schmaus gehalten. Bei Gelegenheit eines Festes bedenkt er sie mit einer neuen Gabe. Die Verlobung bindet an sich nicht. Kommt irgendein Verdruß vor, wie wenn z. B. der Jüngling eine Bemerkung macht, die bös empfunden wird, löst man sie auf. -— Manchmal begibt sich der junge Mann in der Zwischenzeit auf Reisen. Der festgesetzte Termin verfließt und vom Verlobten läuft keine Nachricht ein. Indessen wirbt ein neuer Freier um des Mädchens Hand; dessen Eltern schöpfen Ver-' dacht, daß die Liebe des ersteren bereits erkaltet sei. Sie machen seiner Familie Vorstellungen darüber. „Wie kommt es, daß euer Sohn nichts von sich hören läßt? Die zur Hochzeit bestimmte Zeit ist vorüber, wir können nicht warten, bis unsere Tochter zu alt wird", bemerken sie und heben die Verlobung auf. Das Mädchen schenkt betn neuen Freier Herz und Hand, und dieser entschädigt den'ersteren bei seiner Rückkehr für die gemachten Ausgaben. — Jedoch gewöhnlich tut der Jüngling nach der Verlobung die nötigen Schritte, um die bestimmte Zeit einzuhalten. Er muß die vereinbarte Summe herbeibringen und sie dem Vater Sie kaufen, wenn sie vermögend sind, die teuersten Sachen ein, und die Kauflädenbesitzer der größeren Orte im Sudan machen bei solchen Gelegenheiten herrliche Geschäfte. — Die Braut soll in Gold, Silber, kostbarem Gestein und in den buntfarbigsten Kleidern prangen und von allen Wohlgerüchen duften. Eine ganze Menge von Schmuckgegenständen und Salben kommt da in Verwendung, von denen sich derjenige, der es nicht gesehen, schwer eine richtige Idee bilden kann. Latukadorf (Uganda). des Mädchens übergeben. Dieser händigt sie seiner Frau aus, die Sett el farah (Herrin der Festlichkeit) heißt. Erwähnte Summe ist bald höher, bald niedriger, gemäß der Beschaffenheit des Mädchens und gemäß den Vermögen-verhältnissen der Familie des Jünglings. Brautschmuck. Die Araber sind bekannt als Leute, die mit ihrem Reichtum an Geld und Vieh karg umgehen und sich nur seltene Male einen Genuß erlauben. Solch einen Genuß leisten sie sich in vollem Maße, wenn es sich um Ehen handelt. Die sonst so geizigen Steppensöhne scheinen auf einmal verschwenderisch geworden zu sein. Als Hals- und Brustschmnck ist die sogenannte rescha üblich, das heißt eine Halskette, zusammengesetzt aus echtem Bernstein und Achaten. Ersterer stammt aus Danzig, letzterer aus Idar an der Nahe. Sonst dient auch eine Kette aus Achatsteinen, mit einer großen, altösterreichischen Goldmünze in der Mitte. — Der arabische Rosenkranz, dessen Körner aus Jasor verfertigt sind, darf ebenfalls nicht fehlen. Jasor ist eine Pflanze, die Taucher zu Djedda und Aambo am Noten Meer aus der Seetiefe ans Tageslicht befördern. Da die Pflanze dem Gestade Arabiens, des heiligen Landes der Muselmanen, entstammt, so haben die daraus verfertigten Rosenkränze eine ganz besondere Kraft in sich. Für die junge Braut geziemt sich solch ein Rosenkranz, der segenspendend auf sie wirkt. — I Ferner muß sie die sogenannten nugär haben, das sind zwei Silberschächtelchen, nach beiden Seiten hin durchbohrt, die an einem Faden ebenfalls als Halsschmuck getragen werden. — Überdies die choros, das sind goldene Ohrringe, und ben zemäin, ein goldener Ring, der am rechten Nasenflügel angebracht ist. An diesem ist die raschma festgebunden, das ist ein Schnürchen, behängen mit goldenen Zierstückchen, das vom Nasenflügel zum Ohr läuft, wo es am Ohrring befestigt ist. — Außerdem ant Vorderarm und an den Fußknöcheln Ringe aus Silber, sonst aus Elfenbein, oder wenigstens aus Blessing. — Dazu reichlich Kleiderstoff, der in allen Farben des Regenbogens glänzt, und hübsche Sandalen. Was Räucherwerk betrifft, darf ihr nichts abgehen. Sie bekommt Sandelholz, das aus Indien stammt, leban, eine Art Harz, das von einem Baum, der im Renten (Arabien) wächst, gewonnen wird, und andere Gewürze. Alle diese Naturerzeugnisse werden auf glühende Kohlen gelegt; gar bald steigt eine dichte Rauchwolke voir schwerem Wohlgeruch empor. Damit räuchert sich die Araberbraut dermaßen ein, daß ihre Kleider noch lange den starken Geruch beibehalten. — Der Bräutigam ist stolz darauf, daß er solch eine duftende Braut die ©einige nennen kann. — Auch ausländische Ölsorten muß sie haben, um sich damit gehörig den ganzen Körper einzureiben, und zwar die geschätztesten, die es gibt. Da ist unentbehrlich das teure Sandelöl und ein anderes, nicht weniger teures, von rötlichgelber Farbe, fetna genannt, beide aus Indien. — Ebenso soll sie mit kohl versehen sein; darunter sind grauschwarze, harte Körnchen zu verstehen, vom Ausland in den Sudan eingeführt. Sie werden zerstoßen, und damit bildet sich die Braut rings um die Augen herum einen breiten, schwarzen Streifen, was ihr nach einheimischer Auffassung Schönheit und Anmut verleiht. — Die Ausstattung der Braut geht nicht selten in die 40 bis 60 englische Pfund. — Wenn der Vater des Bräutigams ein reicher Mann ist, so schenkt er mitunter dem Bat?- der Braut 20 bis 30 Kühe. -— Einem Häuptling, der seine Tochter verheiratet, bringen sämtliche Untertanen Geschenke. So verhalten sich die Dinge, wenn die Familien der beiden Verlobten sich im Wohl- stand befinden und die Bratit erstklassig ist. — Hat aber der Verlobte keinen besonderen Reichtum an zeitlichen Gütern auszuweisen, so kann er auch keine so hohen Ausgaben machen. Verwandte und gute Nachbarn geben ihm jedoch Unterstützung. — Ist die Verlobte ein Waisen-mädchen oder aus einer armen Familie, eine Witwe oder eine Verstoßene, so darf sie alle diese Schmuckgegenstände nicht beanspruchen, sondern muß sich mit einer bescheidenen Ausstattung begnügen. Die Braut hat dem Bräutigam keine Mitgift mitzubringen. Einmal jedoch bekommt sie von ihrem Vater etliche Stück Vieh oder einen Tabaltibaum zum Geschenk, wovon sie und ihr Bräutigam einen gemeinschaftlichen Nutzen ziehen. Dieser Baum, in der Naturgeschichte adanzonia digitata genannt, nach dem Franzosen Adanton, der ihn int 18. Jahrhundert int Senegalgebiet entdeckte, erreicht einen ganz gewaltigen Umfang und zählt zu den Baumriesen. Er ist eine wahre Vorsehung für die an Brunnenwasser so armen Gegenden Westkordofans. Sein Stamm wird ausgehöhlt, der hohle Raum daun mit Regenwasser angesüßt und mit einem Strohdeckel verschlossen. Solch ein Baum deckt den Wasserbedarf einer Familie während der heißen, regenlosen Sommermonate für eine geraume Zeit. Wie bemerkt, wirbt der Araberjüngling etwa im Alter von sechzehn Jahren um eine Braut. Bisweilen geht ein Familienvater mit dem Gedanken um, bald die Hochzeit seines Sohnes zu erleben. Dieser ist vielleicht erst zehn Jahre alt. Man sucht ihm ein Mädchen von acht Jahren, Die beiden sind noch Kinder; sie spielen miteinander wie Geschwister, beschimpfen und kratzen sich gegenseitig und bewerfen einander mit Sand und Kot. Kommt später keine Eintracht zustande, so gibt's Scheidung, wobei die Eltern des Mädchens das Geld zurückerstatten müssen, das ihnen von der Familie des Knaben gegeben wurde. Nach mohammedanischer Sitte kommen bei heiratsfähigen Mädchen vor allem die Jünglinge der Verwandtschaft in Betracht, und erst wenn keiner davon sie haben mag, darf ein Fremder um sie werben. — Es gilt für unschön, wenn ein Mädchen über fünfzehn Jahre zählt und noch nicht in den Ehestand getreten ist. Es heißt, sie habe keinen Mann gefunden. — Jedes arabische Mädchen muß heiraten, sei es auch von häßlichem Aussehen oder mit Natur-fehlern behaftet, z. B. lahm oder blind, denn der arabische Spruch sagt: „la batülan fil islämdas heißt, in der mohammedanischen Religion gibt es keine Jungfrau. — Es ist natürlich kein Jüngling zu finden, der zu solch einem anmutlosen, fehlerhaften Mädchen Zuneigung hätte. Jedoch irgendeiner aus der Verwandtschaft muß es nehmen. Vorbereitungen zur Hochzeit. Nach der Verlobung übt sich das Mädchen längere Zeit im Tanzen in Gegenwart von i sie besteht in Fleisch mit moläh, das ist gekochtes Grünzeug, welches breiartig zubereitet ist, und kesra, einheimisches Fladenbrot. Zum Trinken steht reichlich merissa (Bier) zur Verfügung. Die Arbeiterinnen sind damit völlig zufriedengestellt und bringen sogar Speisen und kleine Beträge an Geld von daheim mit, die sie der Hausfrau übergeben. Sie tun die Arbeit gern und halten es für eine Ehre und Bevorzugung, die ihnen zuteil wird. Die Arbeit selbst : findet auf einem freien Platze statt. Hier hat Afrikanische Wiege. Weibern und Mädchen aus der Bekanntschaft. Einige Tage vor der Hochzeit tanzt sie in vollem Brautschmuck vor ihrem zukünftigen Bräutigam und dessen Verwandten. Ersterem ist aber das Vergnügen nicht umsonst beschert, denn er hat nach überkommener Gewohnheit eine Geldspende dafür zu entrichten. Etwa zehn oder zwanzig Tage vor der Hochzeit findet der denger, das heißt das Zerstoßen des Getreides statt, das für das Hochzeitsfest zu Brot gebacken werden soll. Die Arbeit geschieht im Hause der Braut. Die Mutter ladet zu dieser Verrichtung die ihr beliebigen Weiber ein. Als Lohn gibt sie ihnen nur die Kost; man einige Pfähle ins Erdreich geschlagen, sie oben mit Decken überspannt und so ein Schutzdach gebildet, das nach allen Seiten hin offen ist. Darunter stehen drei oder fünf oder auch sieben hölzerne Mörser bereit von ganz bedeutender Größe, jeder mit einem Stampfholz von ein bis eineinhalb Meter Länge versehen. Das Durrakorn wird in die Mörser geleert. Die Arbeiterinnen ergreifen nun die Stampfhölzer, werfen sie in die Höhe, fangen sie beim Niederfallen geschickt auf und stoßen damit gehörig auf die trockene Frucht. Das Durrakorn wird dabei nur grob zerstoßen, jedoch die Hülsen lösen sich davon ab, und das ist der eigentliche Zweck des ersten Zerstampfens. Die Masse wird hierauf auf große tabaks, das sind Deckel aus Stroh-geflecht, geschüttet. Von diesen läßt man sie auf Matten, die am Boden ausgebreitet sind, niederfallen, wobei die -leichten Fruchthülsen zur Seite fliegen und die zerstampften Fruchtkörner selbst sich auf deu Matten sammeln. Nachdem sämtliches Durrakorn so schalenfrei gemacht worden ist, wirft man die Masse wiederum in die Mörser hinein und verstampft sie feilt zu Mehl. — Aus diese Art von Arbeit verstehen sich nur die Leute Kordofans und anderer westlicher Provinzen. — Das Weibervolk löst sich dabei ab; während die einen arbeiten, stärken sich die anderen an Speise und Trank und unterhalten sich in fröhlichem Geplauder, um dann die Stelle der Ermüdeten einzunehmen. So geht es fort vom Morgen bis zum Abend, ohne daß jemand über Anstrengung oder Müdigkeit klagt. — Der Bräutigam oder dessen Verwandte, die herbeikommen, um sich den Vorgang anzusehen, entrichten ein Trinkgeld, das die Arbeiterinnen gemeinschaftlich unter sich verteilen. — Auch jeder andere Mann, der des Weges kommt und als Zuschauer stehen bleibt, soll nicht umsonst die Augenweide haben. Er muß die arbeitenden Weiber gleichfalls mit etlichen Münzen bedenken, sonst wird er von ihnen beschimpft. — Nach beendigtem Tagwerk teilt die Hausfrau den fleißigen Arbeiterinnen mit, daß an diesem oder jenem Tage die Hochzeitsfeier stattfinden wird. — Am selben Tage, an dem man im Hause der Braut das Getreide zerstoßt, wird abends in der Wohnung des Bräutigams eine Festlichkeit abgehalten. Wahl des Hochzeitstages. Die Familien der beiden Brautleute legen viel Gewicht daraus, daß die Hochzeitsfeier zu einer günstigen Zeit stattfinde. Es wird nämlich nicht jedweder beliebige Tag dazu für gut erachtet und auch nicht jeder Monat. — Es heißt nur so im Volksmunde, der Ramadanmonat, das ist der Fastenmonat, passe nicht für die Braut, er sei ihr unheilvoll; heirate sie in diesem Monat, so werde sie verstoßen. — Ebenso sollen ein Neumondtag, wie auch die letzten Tage vorher, bei Eheschließungen vermieden werden, denn es heißt, sie verhindern den Kindersegen. Heiratet ein Mädchen an solch einem Tage und bleibt ihre Ehe dann kinderlos, so schreibt sie diesem Umstand ihre Unfruchtbarkeit zu. — Ein Montag passe für den Bräutigam nicht, sondern bringe ihm Unglück. Dieser Tag wird auf arabisch jom ettani, das heißt der zweite Tag der Woche, genannt, und man sagt, die Braut, die am. zweiten Wochentag heiratet, suche sich dann einen zweiten Mann. — Ganz und gar verderblich wäre für die beiden Brautleute der letzte Mittwoch des dritten Monats nach deni Tahiafeste. Er heißt jom el arbaa el jadür. Er ist der unheilvollste Tag des Jahres, verrufen wegen den heidnischen Pharaonen. Selten hört das Kindlein seine Mutter diesen Namen aussprechen, und sie tut es mit Schrecken und Entsetzen. Jegliche Arbeit bleibt da stehen, denn es heißt, alles würde mißglücken. Die Frau unterläßt da das Haarkämmen, der Mann darf sich nicht rasieren, und wie sollten- Eheleute es wagen, sich zu waschen, sich einzureibcn und zu putzen. Vergeblich würden sie Freunde und Verwandte zur Hochzeitsfeier einladen; denn diese verweilen alle zu Hause, wo sie besonderen Andachtsübungen obliegen und kräftige Beschwörungen nach den vier Himmelsrichtungen hin ausstoßen, um jedes Übel, fernzuhalten. — An diesem Tage wäre also eine Eheschließung einfach unmöglich. — Als ein guter Tag für die Hochzeitsseier ist allgemein der Donnerstag anerkannt. Am Vorabend der Hochzeit. Endlich ist der letzte Tag vor der Hochzeit gekommen. Von nun an bis zum siebenten Tage nach der Hochzeitsfeier hat sich der Bräutigam besonderen Vorschriften zu unterziehen; .unter anderem muß er tagtäglich gehörig mit fettigen, öligen Stoffen eingerieben werden und soll beständig das Hochzeitskleid tragen. Das ist ein schweres Kleid aus Seide oder Halbseide. — Heute also ist der Beginn, wo des Arabersohnes dunkelbraune Glieder, die bisher so selten vom Wasser befeuchtet wurden, auf einmal in regelrechte Berührung mit Fett und Öl kommen; sogar das Haupthaar wird ihm eingeölt. Hierauf legt er sein Hochzeitskleid an und wird auf ein Pferd gesetzt. Er hält einen Umzug (seira). Gewöhnlich besucht er das Grabmal eines sakih, das heißt eines Heiligen, dem nachgerühmt wird, daß er wundertätig sei, um seinen Segen zu erhalten. Verwandte und Freunde begleiten ihn; sie tanzen längs des Weges, klatschen mit den Händen und schlagen ein einheimisches Musikinstrument (tabla). Der Bräutigam trägt einen Heft 3 und 4 Stern der Neger 25 korbatsch, das ist eine Peitsche, in der Hand. Jünglinge kommen ihm entgegen nnd verlangen die „aadä“, das heißt, daß er sie nach der landesüblichen Sitte mit der Peitsche schlage. Er versetzt beut einen einen Hieb, dem andern zwei Hiebe usw. — Abends findet im Hanse der Brant sehär, das heißt die Nachtwache statt. Man ißt, trinkt, tanzt nnd verbringt einen guten Teil der Nacht in Fröhlichkeit. Außer der Verwandtschaft des Bräutigams sind auch die Weiber eingeladen, die beim Zerstoßen des Getreides gearbeitet haben. Der Hochzeitstag. Die Trauung (sofäh) findet an größeren Orten vor dem maziin statt, der von der Regierung dazu angestellt wurde, in entlegeneren Dörfern dagegen vor dem sakih, dem mohammedanischen Geistlichen, in Gegenwart von Zeugen. Der Betreffende, sei es nun der maziin oder der sakih, wird erst zur Familie des Bräutigams gebracht; vor- oder nachmittags, wie es eben den Leuten am besten paßt. Er befragt den Bräutigam nach seinem Willen. Dieser antwortet mit einem klaren „Ja". Dann führt man ihn samt dem Bräutigam zum Hause der Braut hin. Da ist in einem äußeren Raum das männliche Geschlecht versammelt, auf Strohmatten sitzend. Alle erheben sich bei Ankunft des Mannes, der die Trauung vorzunehmen hat, und man räumt ihm den Ehrenplatz ein. Daneben in einem inneren Raume hält sich die Braut auf in Gesellschaft von Weibern, in vollem Hochzeitsstaate, mit allerhand Salben, Ölsorten und wohlriechendem Teige (djerdek) eingerieben und eingeschmiert. — Der Trannngs-beamte bekommt sie weder zu sehen noch zu hören. Nach arabischer Auffassung nämlich darf die Braut selbst nicht öffentlich knudgeben, daß sie jenen Jüngling zum Manne haben möchte. Sie muß irgend jemanden angeben, der an ihrer Stelle und in ihrem Namen antwortet. Ein Stellvertreter (wakil) führt also das Wort für sie. Das ist einer von ihren Verwandten. Ist sie ein Waisenkind, so nimmt man einen Fremden dazu. — Der Beamte schickt einen der Anwesenden zur Braut hinein, sie nach ihrem Stellvertreter zu befragen. Dieser tritt in den Weiberraum ein und richtet an die Braut die Frage: „Wer ist dein Stellvertreter?" Keine Antwort folgt; sie stellt sich, wie wenn sie es gar nicht gehört hätte. Auf wiederholtes Fragen verharrt sie int selben Stillschweigen. Endlich, zum vierten Male befragt, gibt sie vielleicht eine Antwort. So geschieht es, wenn die Braut von gerade nicht zu hoher Familie ist. Sollte sie aber von vornehmer Herkunft sein, so benimmt sie sich noch weit zimperlicher. Zum achten und zum zehnten Male läßt sie sich befragen und scheint einfach geistesabwesend zu sein. Jedoch dem ist nicht ,so; sie tut es, weil das eben die Etikette verlangt. Sie ist von edlem Blute und muß ihren Bräutigam zappeln lassen. Dieser soll wissen, daß er sie nicht leicht bekommen hat. Da treten ihr Vater und ihre Brüder ein und schimpfen sie tüchtig ans. Nun endlich nennt sie mit leiser Stimme einen der Anwesenden, mit dem übrigens vorher schon alles abgemacht war, als ihren Stellvertreter, und dieser gibt für sie das Jawort. — Nun liest der Trauungsbeamte die fätha, das ist die mohammedanische Segensformel, hält eine Ermahnung an die Brautleute, und die religiöse Zeremonie ist fertig. Er wird bewirtet, bekommt seinen Lohn und geht,.und der Bräutigam kehrt ins elterliche Hans zurück. Abends findet die Hochzeitsfeier (zaffa) statt. Der Bräutigam wird erst mit einem wohlriechenden Teig (djerdek) tüchtig eingenebelt und hält dann einen Umzug wie am Tage vorher, wobei er ebenfalls sämtliche Jünglinge,, die Lust dazu haben, mit Peitschenhieben bedenkt. Bei seiner Rückkehr nach Hanse ist eine Mahlzeit vorbereitet, zu der besonders Männer eingeladen sind. Den Gästen steht reichlich Hammelfleisch zur Verfügung; sie trinken nach Belieben Merissabier, das in vollen Tongesäßen neben ihnen steht, und ergötzen sich an der ein=-cheimischen Trommel (nugara), die int nahen Hofe ertönt. — In später Stunde wird der Bräutigam auf einem großen Umwege zur Wohnung der Braut gebracht; er reitet auf einem Pferd; in seiner Begleitung sind Vater, Brüder, Mutter, Verwandte und Freunde. Die fröhliche Menge tanzt, klatscht in die Hände und ergießt sich in Lobsprüchen auf den Bräutigam. Endlich gelangt der Festzug zum Hanse der Braut. Daselbst haben sich sämtliche Personen ans ihrer Verwandtschaft eingefnnden nebst den Frauen, die beim Kornstoßen tätig waren. Die Gesellschaft hält sich einige Zeit auf und wird mit Erfrischungen eifrig bedient. Dann sucht jedermann sein Heim auf unb den jungen Brautleuten wird ihre eigene Wohnung angewiesen. So verhält es sich, wenn die Familien der beiden an einem und demselben Orte tvohnen. Sollte aber der Bräutigam aus einem entfernten Dorfe sein, so kommt er mit seiner Begleitung zu Pferde oder zu Kamel, und die ganze Festlichkeit findet im Hause der Braut statt. Der Bräutigam soll gleich in der ersten Nacht seine Braut an Oberarmen und Schultern gehörig verkratzen; er hat schon vor der Hochzeit daran gedacht und sich absichtlich die Fingernägel wachsen lassen. Das mag wohl seltsam klingen, aber die Sitte ist einmal so. Die Eltern der Braut forschen am folgenden Tage nach und sind betrübt, wenn sie am Leibe ihrer Tochter nicht die Spuren der Fingernägel sehen. Sie nehmen einen dicken Strohhalm, durchstechen ihn der Länge nach mit einem spitzigen Eisenstäbchen und legen ihn dem Bräutigam aufs Bett. Dieser sieht ihn und begreift sofort, was er bedeuten soll. In der nächsten Nacht wird er seiner Braut den erwünschten Dienst erweisen. Also in Kordofan: was sich liebt, das kratzt sich. Im Verlaufe der folgenden Tage nach der Hochzeit finden sich Freunde und Bekannte auf Besuch ein, um das neue Ehepaar zu beglückwünschen. Jedoch wer ein Leichenbegängnis gesehen oder daran teilgenommen hat, darf nur nachts kommen, wenn die Sterne am Himmel stehen. Will er tagsüber seine Glückwünsche darbringen, so muß er warten bis zum nächsten Neumond. Das Verhalten des Schwiegervaters. „ Sieben volle Tage verbringen die Brautleute in der Zurückgezogenheit. Endlich am achten Tage läßt sich der Bräutigam außerhalb des Hauses blicken. Er trägt noch das Hochzeitsgewand. Das überaus reichliche Fett, womit er eine ganze Woche lang eingerieben wurde, hat sich auch seinen Kleidern mitgeteilt, und mit dem Fett hat sich Sand vermischt. Sein feines, teures Hochzeitskleid ist vor Schmutz fast unkenntlich geworden und gleicht einem schwärzlichen Lumpen. Das ist nach Ansicht der Araber schön. Es heißt, die Familie des Bräutigams sei mogtäder, das heißt wohlhabend, denn das sei an seinem vom Fett durchdrungenen Hochzeitsgewand zu erkennen. Kommt er aber mit ziemlich reinlichen Kleidern heraus, so sagt man: „Schau' diese Leute! sie haben ihren Bräutigam nicht gehörig eingerieben. Ob sie vielleicht wenig Fett haben oder geizig sind?" Hierauf wechselt er sich die Kleider und geht wieder seiner gewöhnlichen Arbeit nach. Für eine beträchtliche Zeit, vielleicht bis zur Geburt eines Kindes und auch noch länger, verweilt der Bräutigam beim Vater seiner Braut. Letzterer sorgt für die leiblichen Bedürfnisse der neuen Familie und wird dafür vom Bräutigam mit Geld entschädigt. Dieser gedenkt endlich zum Hause seines Vaters zurückzukehren. Jedoch ohne die Genehmigung der Angehörigen seiner Braut kann er es nicht tun. Er empfiehlt also sein Anliegen einflußreichen Männern, damit sie beim Vater der Braut vorsprechen. Letzterer hat in der Zwischenzeit den Umgang, die Anlagen, das Handeln und Wandeln seines Tochtermannes genau beobachtet. Zuweilen dünkt es ihm, der junge Mann sei noch leichtsinnig veranlagt, oder er erkennt an ihm andere Charakterfehler. Er meint, er solle nur noch bei ihm verweilen, um etwas Lebensernst anzunehmen und seiner jugendlichen Frau keine bittere Stunde zu bereiten. Er erklärt deshalb kurz und bündig, daß er seine Tochter nicht vom Hause weggebe; ihr Mann soll bei ihm bleiben, so lange er (der Schwiegervater) es für gut halte. Wolle er aber auf jeden Fall von ihm weggehen, so möge er es nur tun, jedoch bekomme er seine Frau nicht mit. Ist aber der Hausvater mit dem Benehmen des jungen Mannes zufriedengestellt, so legt er seinem Vorhaben keine Schwierigkeit in den Weg. Er gibt ihm im Gegenteil noch Mundvorrat an' Durrakorn, an getrocknetem Fleisch, an Federvieh und dergleichen, vielleicht für ein ganzes Jahr mit. Liegt dessen Heimatsdorf etwas entfernt, so läßt er für seine Tochter eine schebria herrichten und sorgt für die nötige Dienerschaft, damit sie sich auf dem Wege nicht ermüde. Die schebria besteht aus einem einheimischen Bett aus Holz. Starke Baumzweige werden rechts und links daran befestigt, nach oben zusammengebogen und mit Tüchern überspannt. So entsteht also über dem Bett ein bedeckter, gewölbter Raum, in welchem die Braut, vor den Sonnenstrahlen geschützt, Platz nimmt. Die schebria selbst wird auf dem Rücken des Kameles festgebunden und nach außen hin mit allerhand buntfarbigem Putz und Zieraten behängen. Ein Reisender, der solch einem Kamel begegnet, begreift sofort, daß es auf seinem Rücken eine Araberbraut (junge Frau) trägt. [Härchen der Hubaneger« rÜUi_i rÜUH _rjTp_ 5, Atinjere, das getötete und wieder zum Leben erweckte Mädchen. (Der Name Atinjere bedeutet: die Nichtgestorbene.) Es war einmal ein Mädchen, sein Vater und seine Mutter lebten noch. Der Vater hatte einst am Felde eine Dattel gepflückt und brachte sie der Tochter. Sie trug die Dattel in ihr eigenes Häuschen und verwahrte sie. Am nächsten Morgen hatte der Vater nichts zu essen. Es war Hungersnot vor der Ernte, nur für die Kinder war etwas Korn zur Nahrung aufbewahrt. Da sagte er zu seiner Tochter: „Mein liebes Kind, gib mir die Datiel!" Sie aber wollte sie ihm nicht geben. Er sagte: „Gib sie mir, damit ich etwas zu essen habe!" Aber sie gab ihm die Dattel nicht und ging fort. Der Vater ging zu dem Häuschen hin; es war aber ganz klein und er konnte nicht hineinkommen; da streckte er seine Hand hinein, nahm die Dattel und aß sie. Darauf spielten die Mädchen mit Datteln. Das Mädchen sagte: „Ich habe auch eine Dattel, ich will sie holen und mit euch spielen." Sie ging hin, aber die Dattel war nicht mehr da und sie weinte. Der Vater fragte sie: „Warum weinst du?" Sie antwortete: „Du hast mir die Dattel gegessen, darum weine ich." Er sagte: „Mein liebes Kind, morgen früh wollen wir uns aufmachen und hinausgehen und ich werde dir Datteln pflücken." Da hörte sie auf zu weinen. Aber der Vater hatte angefangen, seine '3er hl. Ignatius sendet den hl. Franz Xaver als Missionär nach ^Indiens Tochter zu hassen, und wollte sie töten. In aller Frühe sagte er zu ihr: „Steh auf und gehen wir!" Und sie gingen. Das Mädchen hatte ein Lamm und nahm es mit. Es stand eine Dattelpalme da und das Mädchen sagte: „Vater, hier sind Datteln." Er antwortete: „Diese sind noch nicht reif, gehen wir weiter!" Und er führte sie weit hinaus. Es stand eine andre Palme da, er stieg hinauf, pflückte und warf hinab und sie sammelte die Datteln aus. Da stieß der Vater seine Lanze von oben in ihren Rücken und sie starb. Der Vater ließ das Kind dort und ging allein heim. Die Mutter sagte: „Wo hast du Atinjere gelassen, daß du allein kommst?" Er antwortete : „Atinjere ist mit den Mädchen spielen gegangen." Atinjeres Lamm aber wälzte sich in dem Blute und ging auch heim,von weitem blökend; es sprach: „Är, är, är, ein Menschenkind ist getötet und liegt draußen." Die himmlischen Mädchen aber stiegen herab, nahmen Atinjeres Fleisch, sammelten ihr Blut und trugen alles in den Himmel, taten es zusammen und machten sie wieder lebendig. Atinjeres Lamm kam von weitem blökend daher. Ein Blinder saß da und sagte: „Was blökt so ähnlich wie Atinjeres Lamm?" Atinjeres Mutter sagte zu ihm: „Deine Blindheit ist schuld, daß du hörst, was nicht ist", und gab ihm einen Schlag. Da öffneten sich feine Augen und er wurde sehend. Das Lamm war nun nahegekommen und blökte weiter. Da gingen die Leute hinaus, erkannten, daß es Atinjeres Lamm war, und sahen, daß es sich im Blute gewälzt hatte. Sie fragten es: „Warum weinst du?" Es antwortete.: „Atinjere ist getötet, darum weine ich." Nun gingen die Leute mit. Das Lamm ging an der Spitze und blieb .an dem Orte stehen, wo Atinjere getötet worden war. Da sagten die Leute: „Der Vater hat es getötet" und kehrten heim. Die himmlischen Mädchen aber veranstalteten dort oben einen Tanz. Atinjere wollte auch mit ihnen tanzen, hatte aber keine Perlenschnur und weinte. DiehimmlischenMädchensagten: „Weine nicht umsonst! Hattest du keinen Perlenschmuck unten?" Sie antwortete: „Ja." Da sagten sie: „Werde ein Vöglein, fliege hinab, setze dich auf einen Baum bei eurem Hause und weine, und deine Schwester wird dir den Perlenschmuck bringen." Sie wurde ein Vöglein, flog, hinab, setzte sich auf einen Baum bei ihrem Hause und weinte. Ein altes Weiblein saß da und sagte zu Atinjeres Schwester: „Hatte Atinjere ihren Perlenschmuck bei sich?" Sie antwortete: „Nein." Das alte Weiblein sagte: „Ein Vöglein weint da ähnlich wie Atinjere; hole ihren Perlenschmuck und lege ihn hin!" Und sie ging, nahm Atinjeres Perlenschmnck, wusch ihn, trug ihn unter den Baum und legte ihn hin; sie selbst setzte sich daneben. Das Vöglein flog herab und wollte ihn aufheben, aber die Schwester erfaßte es und es wurde Mensch. Ihre Schwester nahm sie und trug sie in ihr eigenes Häuschen hinein. Atinjeres Mutter wußte nicht, daß Atinjere da war; auch der Vater wußte es nicht; niemand daheim wußte es. Es fehlten noch drei Tage bis zum Tanz des Saatfestes. Die Mutter begann Atinjeres Schwester die Haare zu flechten (in unzähligen kleinen Zöpfen, welche Arbeit mehrere Tage in Anspruch nimmt). Die Schwester sagte nach einer Weile: „Für heute ist's genug, ich will in mein Häuschen gehen und mich ausruhen." Sie ging hin und begann Atinjere die Haare zu flechten. Es fehlten noch zwei Tage zum Tanz. Die Mutter flocht Atinjeres Schwester die Haare, und sie flocht Atinjere die Haare. Am nächsten Tage sollte der Tanz sein. Die Mutter flocht Atinjeres Schwester die Hagre fertig, und sie flocht Atinjere die Haare fertig. Jetzt war der Tanz. Atinjeres Schwester sagte zur Mutter: „Ich will in mein Häuschen gehen und mich salben." Sie ging hin,, und sie und Atinjere salbten sich. Die Tanzmusik beganu und beide traten hinaus, voran ging die Schwester, nach ihr Atinjere. Als die Mutter Atinjere sah, wollte sie trillern (wie die Frauen zu tun pflegen),, aber sie jauchzte (nach Art der Männer). Sie rief: „Ach, mein Kind! Ach, mein Kind! Ich hatte dich für tot gehalten, und nun habe ich dich wiedergefunden!" Und sie fragte Atinjere: „Wie bist du hergekommen?" Atinjere sagte: „Die himmlischen Mädchen haben mich genommen, hinaufgetragen und lebendig gemacht. Dann schmückten sie sich mit Perlen zum Spiele. Ich hatte keinen Perlenschmuck und weinte. Die Mädchen sagten: Meine nicht umsonst! Hast du dort daheim keinen Perlenschmuck?" Ich sagte: ,Jch habe einen/ Da sagten sie: ,Werde ein Vöglein, fliege heim, setze dich auf einen Baum bei eurem Hause und weine; ist deine Schwester da, ist deine Mutter da, sie werden dir den Perlenschmuck geben; nimnr ihn, bring ihn her und dann kannst du mit uns spielen!' Ich kam, setzte mich auf einen Baum und weinte. Da brachte meine Schwester den Perleuschmuck, legte ihn hin und setzte sich daneben. Ich flog hinab und wollte ihn nehmen; da ergriff sie mich, ich wurde Mensch und sie trug mich in ihr Häuschen." Nun gingen sie zum Tanze. Darauf sagte Atinjere: „Bringet ein weißes Huhn, ein weißes Lamm und einen weißen Stier, tötet sie und besprenget mir den Leib mit dem Blust aber meinen Vater lasset nicht in meine Nähe kommen! Die Mutter brachte und tötete ein weißes Huhu, ein weißes Lamm, einen weißen Stier und besprengte ihr den Leib. Dann veranstalteten sie ein Gastmahl und lebten wieder zusammen. P. Daniel Kauczor. 11111111111111 Zeder Bezieher des „Stern der Neger" werbe einen neuen! llllllAlllll Heft 3 und 4 Stern der Neger —-— 11 miHionsriibrik kür die fugend. Von P. Jakob [lehr, Rektor. 11 11 — V Lyepo. (Fortsetzung.) Dort unten im Süden, da sagt die sinkende Sonne der schlaftrunkenen Erde nicht so viele Worte ins Ohr. Dort ist auch Frau Nacht viel behender als bei uns. Mit beflügeltem Fuße eilt sie über das Land und deckt mit sanfter Land ihren dunklen Schleier auf Mensch und Tier und Feld und Flur, sobald die Sonne hinter der Türe des Westens verschwunden ist. Der wunderbarste Sonnenuntergang mit aller seiner Macht und Pracht läßt den Schilluk unberührt und ungerührt. Lyepo gewahrte nur, daß dort drüben tut Westen die glänzende Scheibe verschwunden war. Die Statue schien nun wieder Leben bekommen zu haben. Es war jedenfalls die Zusammenfassung aller seiner vom Sonnenuntergang empfangenen Eindrücke, als er ausrief: „Ä-to“, „Sie ist hin!" Mit einem forschenden Blick schaute er noch einmal gegen Nordwest, als ob er von dort Anheil witterte. Dann wandte er sich langsam der Niederlassung zu. Äalb verärgert und halb besorgt summte er, wie um seine trüben Gedanken zu verscheuchen, das Liedchen vor sich hin: Pari tilaki men, nya Nyikang? (Dein Dorf wird geerbt von wem, Sohn Nyikangs?) Pari tiger ke töng! (Dein Dorf wird erbaut mit Lanzen.) Auf dem Wege mußte er an einem Stall vorbei, wo bis heute früh das Vieh des Dorfes während der Nacht untergebracht wurde. Er war gebaut, äußerlich wenigstens, tote ein Schilluk-haus*), nur viel großer. Das Dach wurde von innen noch gestützt durch Stangen, die parallel der Außenwand in einem kleineren Kreise in den Boden gerammt waren. In der Mitte befand sich eine schuhhohe Einfassung aus Lehm, innerhalb welcher getrockneter Kuhmist verbrannt wurde, um durch den Ranch die lästigen Stechmücken von dein Rindvieh fernzuhalten. Über dem Feuerplatz war aus Stangen ein Gerüst aufgeschlagen, das ein Teil der Kühjungen als Bett benützte, während der Rest in der warmen Asche ein besseres und weicheres Lager suchte. Lyepo wußte, daß der Mil dok (Kuhhaus) leer war, da man bei Tagesanbruch das Vieh auf das andere Afer des Flusses gebracht hatte. Er selbst hatte ja die Mergangszeremonie vollzogen. Das ganze Bild stand noch lebhaft vor feinen Augen. Als die Dorfbewohner am Mil dok versammelt wären, gab man ihm eine Ziege, eine Lanze und eine Aekerhacke als Geschenke, damit ein dienender Dschwok (Geist) ihm günstig bliebe. „Melket die Kühe!" befahl nun Lyepo. „Jetzt die Kühe freilassen!" Darauf ging er selbst ans Afer und befestigte dort ein Bündel-chen Gras als Dank für den Dschwok, der bisher für die Weide gesorgt hatte. „Die Milch in den Fluß gießen!" ordnete er nun an. Denn Nyikaya, die Stammutter der Schilluk, die als Krokodil noch im Nil haust, soll ebenfalls gnädig gestimmt werden und verhüten, daß ein beutegieriges Krokodil ein Stück Vieh anfällt.— Der Zauberer steckte alsbald einen Stock in das seichte Aferwasser und rief: „Bringet die Ambaschboote!" Im Nu waren die leichten, aus Bambusstöcken gefertigten Kähne im Wasser. Die Kühe wurden dann hinten an den einzelnen Fahrzeugen festgebunden, und los ging es mit Lied und Lärm dem andern Afer zu. Lyepo wurde vorausgerudert. In der Mitte des Flusses blieb er halten, bis die ganze schwimmende Karawane drüben angekommen war. Inzwischen sang er ein Lied zu Ehren der Ahnfrau Nyikaya: Wange nya Ido O (bit) unsere Ahnfrau, Tochter der Ido, Wängeyo Nyikaya ! O (liebe) Ahnfrau Nyikaya! Wa dwoka mal piny a moto. Wir bitten, (beim) die Erde ist unfruchtbar; Wa dwoka mal gol gelo. Wir bitten bei (deiner) Wohnung am Afer. And Nyikaya half. Kein einziges Krokodil machte den leisesten Versuch zum Angriff. Kuh und Ochs und Mann und Boot, alles erreichte ohne Anfall die grasreichere Seite des Flusses. Der Zauberer konnte zufrieden sein. (Fortsetzung folgt.) *) Siehe Abbildung vorige Nummer S. 3. sc S 3^ Sr Sr 3^ s 3^ Sf \s m 35 Sr 35 Sr <5 Se 35 Sf üiebe Kinder! Am 12. März waren es dreihundert Jahre, daß der jhl. Franz Z'aver „heilig"gesprochen wurde. Seit den Tagen der Apostel war er unstreitig der größte aller Missionäre. Der Leilige wurde am 7. April 1506 auf dem Schloß Javier bei Pampelona in Nordspanien geboren. Mit 19 Jahren kam er an die Lochschule von Paris. Er wollte' nämlich ein gelehrter und berühmter Mann werden. In jener Zeit nun kam auch der hl. Ignatius, der Stifter des Ordens der Jesuiten, nach Paris. Es gelang ihm, den jungen Franz von seinen weltlichen Plänen abzubringen, indem er ihn oft auf das Wort des göttlichen Leilandes hinwies: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dadurch aber an seiner Seele Schaden leidet?" Franz wollte zuerst nichts hören von solchen Dingen. Schließlich siegte jedoch die Gnade Gottes, und er folgte dem göttlichen Ruf. Was wäre wohl aus Franz geworden, wenn er die Berufsgnade verschmäht und seine ehrgeizigen Absichten verwirklicht hätte? Wir wissen es nicht. Aber so viel können wir jedenfalls behaupten: Wäre er auch in der Welt berühmt geworden, die Berühmtheit, die er als Missionär erlangte, hätte er nie erreicht. Wäre er selbst ein großer Gelehrter geworden, so vielen Seelen hätte er niemals Führer und Vorbild sein können. Mit 31 Jahren wurde er zum Priester geweiht. Darauf wirkte er in verschiedenen Städten Italiens, teils als Prediger, teils im Krankendienst. An seinem sünfunddreißigstcn Geburtstage schiffte er sich in Lissabon, der Äauptstadt Portugals, als Missionär für Indien ein. Dreizehn Monate dauerte die Fahrt. Sieben Jahre lang durchzog er die Provinzen Indiens. Im Jahre 1549 ging er nach Japan. Zwei Jahre darauf wollte er eine Missionsreise nach China machen, starb aber 45 Jahre alt auf der Insel Sanzian. Von Sanzian brachte man einige Monate später den unverwesten Leib nach Malakka in Indien und von da nach Goa, wo der Leilige zuerst als Missionär gewirkt hatte. Nicht wahr, liebe Kinder, hinter diesen trockenen Angaben scheint nur ein gewöhnliches Leben sich abzuspielen? And doch! Es scheint fast unglaublich, daß ein einziger Mann in einer so kurzen Zeit und in einem Land, woes keine Eisenbahnen oder gute Wege gab, unter so vielen Schwierigkeiten und Linder-nisscn so viele Völker und Reiche bereisen konnte. In zweiundfünfzig Königreichen pflanzte er die Fahne des Kreuzes auf. Die wildesten Völker machte er zu guten Christen. Fast eine Million Leiden taufte er mit eigener Land. Er redete manchmal in Sprachen, die er nie gelernt hatte. Zur Bekräftigung des Glaubens wirkte er viele Wunder, darunter auch mehrere Totenerweckungen. Ebenso besaß er die Gabe der Weissagung. Mit Recht darf man sagen, der liebe Gott habe in Franz 9cat>er alle Wunder der Apostel wieder erneuert. Darum ist auch kein Leiliger der neueren Zeit so volkstümlich geworden wie Franz Z'avcr. Eine Anmenge von Kirchen und Kapellen, von Klöstern und Anstalten aller Art tragen seinen Namen. Nicht nur in den Lerzen der Christen, deren Vorfahren er bekehrt, lebt sein Andenken fort, sondern auch das heidnische Indien erinnert sich seiner mit Ehrfurcht. Nicht nur die Katholiken Europas halten sein Gedächtnis in Ehren, sondern auch Andersgläubige, Protestanten wie Juden, zollen diesem heiligen Manne ob seiner Demut, Anspruchslosigkeit, Selbstverleugnung, opferfreudigen Lingebung und liebevollen Herablassung den aufrichtigen Tribut der Lochachtung. Ihr aber, liebe Kinder, ihr werdet nicht vergessen, daß man diesem großen Leiligen eine besondere Freude macht, wenn man sein herrliches Gebet für die Bekehrung der Ungläubigen oft betet, wenn man sein Fest am 3. Dezember und die sich daran anschließende Andacht der zehn Freitage hält. Die Gnadennovene zum hl. Franz Taver, die jedes Jahr vom 4. bis 12. März gehalten wird und von Papst Pius X. ganz besonders empfohlen wurde, hat schon . unsäglich viel Segen und Leil auf die Freunde und Verehrer des Leiligcn herabgezogen. Mögen auch wir unser Scherflein davon erhalten, ihr und euer Onkel Jakob. ncicfiridifen des Tkeologen-MMoiis-Verbandes. Einheitliches Arbeiten der Studienzirkel. Von Fr. Norbert Schachinger, O.S.B. (Th.-M.-V. St. Florian). (Schluß.) Soll wirklich ein schön harmonisches Zusammenarbeiten aller Studienzirkel unseres Verbandes erzielt werden, so möchte ich einen Schritt weitergehen. Wenn wir es nämlich den einzelnen Zirkeln vollkommen frei lassen, sich eilt beliebiges Programm aufzustellen, dann haben wir eo ipso wieder aus die Einheitlichkeit im Arbeiten verzichtet. Wenn aber andern-teils wir hier ein Programm für alle Studienzirkel aufstellen, so ist das ein schädlicher Eingriff in die Freiheit der einzelnen Studienzirkel und schließlich auch gar kein Ansatz für-harmonische Zusammenarbeit, sondern nur für tote Schablonenarbeit. Wir brauchen also einen Mittelweg, der uns einesteils vom bisherigen selbständigen Nebeneinanderarbeiten zu einheitlicher Arbeit, aber doch andererseits nicht zur Schablonenarbeit bringt. Da ist nun vor allem eine einheitliche Leitung der Studienzirkel nötig, die ja im Vororte schon gegeben ist. Wenn nun der Vorort den Studienzirkeln jährlich eine gemeinsame Frage zur Behandlung vorlegt, warum sollte es dann nicht möglich sein, daß der Vorort jedem Stndienzirkel jährlich eine eigene missionswissenschaftliche Frage zur Behandlung gibt. Auf diese Weise hätten wir dann wirklich ein schön harmonisches Zusammenarbeiten aller Studienzirkel, denn in jedem Studienzirkel würde programmäßig ein anderes Gebiet der Missionswissenschaft behandelt. Auf diese Weise hätte dann jeder Studienzirkel jährlich nur ein missionswissenschaftliches Thema zu behandeln. Das hätte aber eben auch die Folge, daß dieses eine Thema gründlich und von den verschiedensten Standpunkten aus durchgearbeitet werden könnte. Ferner würde so auch die notwendige Zeit bleiben für wichtigere praktische Missionsarbeit, wie ich sie im ersten Teile meines Referates geschildert habe. Wan könnte nun allerdings einwenden, daß dieses jährliche Zuweisen der Themata an die einzelnen Zirkel eine lästige Bevormundung sei. Aber auch das ist nicht zu fürchten, wenn man dieses planmäßige Ordnen etwa auf folgende Weise durchführen würde: Gegen Ende jedes Studienjahres kann jeder Zirkel etwa drei Themata an die Leitung des Vorortes melden, von denen er eines als Jahresarbeit für das kommende Jahr zugewiesen bekommen will. Sache des Vorortes wäre es dann, die Themata so zusammenzustellen, daß sie ein einheitliches Jahresprogramm aller Studienzirkel darstellen. Auf diese oder eine ähnliche Weise könnte ein einheitliches Arbeiten der Studienzirkel erreicht werden, und zwar so, daß jedem Zirkel eine gewisse Freiheit in der Wahl des Jahresthemas bliebe, jedenfalls aber volle Freiheit in der Art und Weise der Durchführung dieses Themas. Vielleicht läßt sich auch eine andere, bessere Art der einheitlichen Zirkelarbeit finden. Ich habe eben meine Ausführungen nur von dem Standpunkt aus gemacht: Wir müssen erstens möglichst praktisch arbeiten, und dürfen zweitens nicht zu hohe Anforderungen an die Einzelnen stellen, damit sich möglichst alle Theologen für die Missionsarbeit begeistern. Denn das ist eine Forderung der Zeit, das ist der Wunsch unserer heiligen Kirche, das ist auch der Wille Gottes, der dem Samenkorn der Missionsbegeisterung, das vielfach noch im Harzen schlummert, allen Anzeichen nach wieder neues, herrliches Gedeihen geben will. Weitere Ausbreitung des Theologen-Missions-Verbandes. Die Theologenmissionsbewegung erfaßt langsam alle Priesterseminarien. Das abgelaufene Wintersemester führte dem Verbände drei weitere Seminarien zu: Innsbruck (Cani-sianum), Brünn und Klosterneuburg, so daß sich die Zahl der angeschlossenen Theo-logen-Missions-Vereine aus dreizehn erhöhte: Brixen, Brünn, Graz, Heiligenkreuz, Innsbruck, Klagenfurt, Klosterneuburg, Leitmeritz, Linz, Salzburg, St. Florian, Weidenau und den derzeitigen Vorort St. Pölten. Der Theologen-Missions-Verein Weidenau (Tschech.-Schlesien) entfaltet unter den tschechoslowakischen Seminarien, die dem Verbände noch nicht angehören, eine rege Werbetätigkeit. Hoffentlich haben sich bald die letzten Priesterseminarien im Theologen-Missions-Verbande eingefunden. Tätigkeitsbericht des Theologen-Missionsvereines Weidenau. Wintersemester 1921/22. • Mitgliederstand: 14 ordentliche. 14 außer-ordentliche, 3 Förderer. Gehalten wurden bis jetzt drei Versammlungen, in denen folgende Themen zur Behandlung gelangten: „Zweck und Wesen unseres Vereines" — „Die Unionsbestrebungen der russischen Kirche und ihre Aussichten" — „Der Nutzen und die Verwertung des Missionsgedankens in verschiedenen Gesellschaftskreisen". Bei der Tagung der deutschen Theologen von Böhmen, Mähren und Schlesien am 26. Juli 1921 in Grulich hielt Herr Theologe Stephan Gottwald aus Weidenau ein Referat über die Missionstätigkeit als Jesu letzter Wille und die Vorbereitung auf diese Tätigkeit im Seminar. Durch diese Tagung wurde das Missionsiuteresse, das in den meisten Seminarien obgenannter Länder schlummerte, geweckt, und Ende Oktober 1921 versandte man Missionsaufrufe, beziehungsweise Aufforderungen zur Gründung von Missionsvereinen an die Seminarien. Diesen Aufrufen wurde vielfach nachgekommen. Versuche wurden gemacht, in einzelnen Pfarrgemeiuden des Freiwaldauer Kommissariats Missions-Lichtbildervorträge durch einen Steyler Missionär aus Heiligenkreuz bei Neisse abhalten zu lassen. Bis jetzt sind Erfolge aufzuweisen. Gesammelte Briefmarken wurden versandt und die Missionen durch kleinere Geldbeträge unterstützt. Die Abgabestelle der Petrus-Claver-Sodalität in Bielitz wurde ersucht, auf den Klerus des polnischen Anteiles der Breslauer Diözese bezüglich des Missionswesens einzuwirken. Auch die Missionsanregungen unter den hiesigen Studenten zeitigten einige gute Früchte. Zur Weckung des Missionsinteresses der eigenen Mitglieder geschah weiterhin folgendes : H. Fischers, S.V.D.: „Arnold Jansen" wurde als Tischlektüre gewählt; unser hoch-würdiger Herr Spiritual wies in Predigten und Betrachtungen auf den Nutzen und die Verwertung eines starken Missionsgedankens wiederholt hin; wir förderten den Verkauf von Missionskalendern, Missionskarteu und das Sammeln von Briefmarken usw. Die ärztliche Missionshilfe der holländischen Studenten. Immer neue Blüten treibt die akademische Missionsaktion Hollands, die vor vier Jahren von einem Medizinstudenten in Amsterdam begründet wurde. Die ärztliche Missionshilfe, die den größten Teil der Arbeit bildet, erregte die Aufmerksamkeit weiter Kreise. Der erste Erfolg war die Abhaltung von elementaren Kursen über ärztliche Hilfeleistung, wie sie jetzt in verschiedenen holländischen Missionshäusern von Ärzten der Umgebung erteilt werden. Nach mancherlei Schwierigkeiten ist es endlich gelungen, in Amsterdam einen zweimonatigen ärztlichen Lehrgang für Missionäre zustandezubringen, der im letzten Dezember beendet wurde. Die Missionäre waren mit dem Gebotenen außerordentlich zufrieden. Die Universitätsprofessoren hatten ihre Kollegsäle und Kliniken zur Verfügung gestellt; selbst nichtkatholische Professoren hatten mitgewirkt. Die Studenten haben die Absicht, alljährlich einen ähnlichen Kursus mit hauptsächlich praktischer Ausbildung abzuhalten. Ein weiterer Plan ist die Gründung einer allgemeinen medizinischen Missionskasse., aus der die Kosten für Missionskrankenhäuser, Missionsärzte, Pflegepersonal und sonstige medizinische Bedürfnisse gedeckt werden sollen. Weil die Kräfte der Studenten nicht dazu auslangen, haben sie auf dem wissenschaftlichen Missionskongreß in Maastricht (12.—14. Juli) durch ihren Vorsitzenden P. von Hasselt den katholischen Ärzteverein Hollands zu Hilfe gerufen. Die Idee fand begeisterte Aufnahme: Ärzte, Pflegeschwestern und Apothekerassistenten versprachen ihre Mithilfe. Daß die Versprechungen keine leeren Worte waren, beweist die katholische Ärzteversammlung in Utrecht (16. Oktober), die einen Ausschuß mit der Ausarbeitung des Arbeitsprogrammes betraute. Die Krankenschwestern veranstalten eine Lotterie für die Gründung eines Krankenhauses in Java, die ungefähr 30.000 Gulden abwerfen wird. In Amsterdam wird an einer Missionsbibliothek gearbeitet, die einen beträchtlichen Teil von missionsärztlicher Lektüre enthält und den Missionseifer der Studenten fördert. Weidenau, im Februar 1922. Der Obmann: I. Weicht. Untversttäts-Buchdruckerei „Styria"', Graz. — Verantwortlicher Schriftleiter: Josef Toniola, Graz.