Anleitung zur praktischen Behandlung der D i e n e n z n ch t. N«S eigenen Crfabrnngen gesammelt, nnd heraus gegeben von E-LGNG »E-RLSr Gedruckt bei Joseph Blasuik. M F!? ^6 Vorwort. 4^5 s gibt zwar schon viele Bücher von der Bienenzucht, die alles enthalten, was man von den Bienen, in so weit der menschliche Verstand in ihre geheimnißvolle Natur zu dringen im Stande ist, Gründliches sagen kann. Mein die meisten von diesen Büchern sind entweder zu theoretisch geschrieben, oder nur auf gewiße Provinzen beschränkt, und überhaupt nur für gute Bienenjahre berech¬ net; folglich kann man sich bei der Biencn- pstege nicht allezeit darnach richten. Daher dürfte nach meinen Ansichten ein neues Merkchen, welches eine ganz praktische Behandlung der Bienen mit Rücksicht auf alle Zeiten und alle Länder in sich faßt, nicht i * unwillkommen seyn. Aus diesem Grunde habe ich mich, und zwar auf das vielfältige Ersu¬ chen meiner Freunde, welche sich von dem guten Fortgänge, und dem Gedeihen meiner Bienenzucht zu überzeugen Gelegenheit hat¬ ten, entschlossen, meine vieljährigen Erfahrun¬ gen, und bei der Bienenpflege gcfammelten praktischen Kenntniße durch die Herausgabe der gegenwärtigen möglichst vollständig, und ganz in der populären Sprache kurz verfaßten Abhandlung auch andern uuerfahrnen Bienen¬ züchtern mitzutheilen, um auch mein kleines Schärflein zu einem bisher noch nicht genug der verdienten Aufmerksamkeit gewürdigten Industrialzweige beizutragen, und die so an¬ genehme als nützliche Bienenzucht, welche we¬ nigstens in unserem sich eines milden Klimas erfreuenden Vaterlande nicht nur um vieles noch vervollkommnet, sondern zu einem der reichlichsten Landesprodukte erhoben werden könnte, so viel als möglich zu befördern. De« Verfaffer. Von den Bienen überhaupt. ^!§^ir bewundern in der großen Schöpfung Mun¬ che Thiere und Insekten, welche die größte Geschicklich¬ keit und gleichsam einen menschlichen Verstand zu be¬ sitzen scheinen. Allein bei der genauen Betrachtung eines Bienenschwarms müssen die größten Philosophen, staunen, und mit dem großen Paulus ausrufen: O Liefe der Weisheit, der Reichthümcr, und der Er¬ kenntliche! Wie unbegreiflich sind seine Rathschlüfsc, und wie unerforschlich seine Wege? — Denn je ge¬ nauer man einen Bienenstock betrachtet, desto mehr Bewunderungswürdiges erblickt man dabei. Wir fin¬ den da die schönste Staatsverfassung, und die beste Regierungsform von der Welt; cs herrscht allhier die größte Ehrfurcht, und eine gränzenlose Liebe gegen die Hauptperson, oder Regentin, zu deren Beschützung, und für deren Erhaltung ein jedes Staatsglied bei ei- 6 nek drohenden Gefahr bereit ist sein Leben zu opfern. Die beständige brüderliche Liebe und Einigkeit unter ihnen, aus welcher jedes Individuum für das andere bis zum letzten Athemzuge ringet und kämpfet; ihre Sparsamkeit; ihr Eifer, und Fleiß bei der Arbeit; ihre Genauigkeit, und Geschicklichkeit in der Baukunst, und ihre schöne, und zweckmäßige Ordnung, in welcher im mannigfaltigen Wirken, und bei verschiedenen Verrich¬ tungen eine die andere zur Beförderung des allgemei¬ nen Besten übertreffen zu wollen scheint; das wun¬ derbare Zusammenwirken der Bienen; ihre Lebensart, und ihre besondern Eigenschaften sind lauter unfehl¬ bare Beweise, wie allmächtig, und höchst weise der Schöpfer ist. Darum kann auch kein wahrer Bienen¬ freund, wenn er auch sonst nicht die richtigsten Be¬ griffe von dem Daseyn eines höchsten Wesens hätte, ein Gottesläugner seyn, weil er durch die Betrachtung dieser wunderbaren, und kunstreichen Geschöpfe Gottes zur Verehrung und Lsnbethung desselben umgestimmt werden muß. §. 2. Von den verschiedenen Gattungen der Bienen. Es gibt dreierlei Gattungen der Bienen, näm¬ lich: 7 s) Die Königin, oder Bienenmuttcr, auch der Wei¬ ser oder Weisel genannt, welche letztere Benen¬ nung wir auch beibehalten wollen; K) die gemeinen, oder Arbeitsbienen, und c) die Drohnen. §. 5. Von dem Weisel» Der Weisel ist etwas größer, und viel länger als die Arbeitsbienen; ec unterscheidet sich auch durch die Farbe von denselben , und ist die Mutter von al¬ len übrigen Bienen. Darum gehet durch dessen Ver¬ lust auch jeder Bienenstamm zu Grunde, wenn in demselben keine zur Erzeugung eines neuen Weisels geeignete Brut vorhanden ist, oder wenn man dem Bienenstöcke nicht einen andern Weisel gibt. Er ist ausserordentlich fruchtbar, und kann in ei¬ nem Jahre über 60000 Bienen erzeugen. Seine Fruchtbarkeit hängt von seiner Gesundheit, oder kör¬ perlichen Bildung, größtentheils aber von seinem Al¬ ter ab. Er lebt gemeiniglich 6 bis 7 oder auch 8 Jah¬ re, und ist in den ersten drei Jahren viel fruchtbarer, als in den übrigen; denn im vierten und fünften Jahre schwärmet er schon um 3 oder 4 Wochen spä¬ ter als ein jüngerer, und im sechsten und siebenten 8 Jahre schwärmet er gewöhnlich nicht mehr, und wenn es auch geschieht, so ist er nicht mehr im Stande zu fliegen, sondern fällt beim Schwärmen gleich vom Flug- brete seines Stockes auf den Boden. Im achten oder in einem hohem Jahre seines Alters, bei vielen aber auch schon früher, nimmt seine Fruchtbarkeit sehr ab, er seht gemeiniglich nur noch Drohnenbrut an, welches ein sicheres Zeichen seines hohen Alters und seiner fernem Untauglichkeit ist, und stirbt gewöhnlich bald daraus. Um aber das Alter der Weisel verläßlich wissen zu können, muß man ein gehöriges Geburtsregister darüber führen, in welches ihre Geburtsjahre ordent¬ lich eingetragen werden. Nur soll man dabei nicht vergessen, daß man die Weisel der Erst- oder Vor¬ schwärme, weil da immer der alte Weisel, außer ec ist zugleich ein Singcrschwarm, mit dem Schwarme auszieht, nicht für junge als im nämlichen Jahre ge- borne halten darf. Ein geübter und erfahrner Bienenvater kann auch schon aus der Farbe, und aus der übrigen Leibesge¬ stalt eines Weisels ziemlich errathcn, wie alt derselbe beiläufig sevu kann. Die Weisel von gleichem Alter aber können gewöhnlich nur die Bienen allein unter¬ scheiden, welchen nicht ein jeder Weisel anständig ist, sondern welche aus mehreren wie cs bei den Singer¬ schwärmen geschieht, nur einen bestimmten» wahrschcin- 9 lich den ältesten und fruchtbarsten, durch den sie ihre fernere Erhaltung und Vermehrung am sichersten er¬ reichen können, zu wählen pflegen, und die übrigen, wenn auch deren noch so viele sind, gar nicht achten, sondern lieber wieder auf den Mutterstock zurück gehen, als daß sie einen von diesen anstatt des einmal schon erwählten annchmen würden, Daher muß man bei dem Abfangen der überflüssigen Weisel sich wohl in Acht nehmen, daß man ihnen nicht den rechten, das heißt, den bereits erwählten weg nimmt. Am sichersten aber geht man dabei zu Werke, wenn man die Zeit ab- ivartct, bis die Bienen die überzähligen Weisel selbst abtreiben. Denn die Bienen verfolgen die überflüssi¬ gen Weisel oft schon beim Einfassen des Schwarms, gemeiniglich aber treiben sie dieselben in dem neuen Stocke ganz zurück, allwo man sie Abends, oder am Morgen des folgenden Tages ohne alle Mühe in die Weifelhäuschcn absangcn kann. Nur darf man niemals zwei Weisel zugleich in ein Wciselgefängniß einsperren, weil einer den andern darin umbringen würde. Die ausserordentliche Liebe und Zuneigung der Bienen zu ihrem Weisel scheint sein Wohlgeruch zu erregen, weil sie sich überall zu ihm drängen, und ihn unaufhörlich liebkosen. Sein Tod, oder feine Entfer¬ nung aus dem Stocke, welche die Bienen auch gleich wahruehmen, verursachet eine allgemeine Trauer und große Verwirrung unter ihnen. Wenn bei seinem Ver- It) luste keine Brut vorhanden, folglich auch keine Hoffnung mehr ist wieder ein anderes Familienhaupt zu bekomm men, so hört unter ihnen nicht nur alle Thätigkeit auf, sondern sie verlieren auch ihre ganze Lebensfreude, und überlassen sich ganz der Verzweiflung, bis sie ent¬ weder sämmtlich vor Hunger sterben, oder beim Auf¬ suchen des Weisels von andern umgebracht werden. Er ist nicht nur die Hauptperson seines Volkes, son¬ dern gleichsam das Leben, und die Seele des ganzen Schwarmes. Durch seine Verunglückung geht auch seine ganze Bienengesellschaft zu Grunde. Uebrigens ist er auch mit einem Stachel, wie die Arbeitsbienen versehen, bedient sich aber desselben niemals, äusser in der Lebensgefahr, wenn man ihn drückt, oder im Kampfe mit einem andern Weisel. ' §. 4. Von den Arbeitsbienen. Die zweite Gattung der in einem Bienenstöcke vorhandenen Bienen sind die eigentlichen Bienen, oder die so genannten Arbeitsbienen, weil sie alle Arbeit allein thun müssen. Diese machen den größten Lhcil des Bienenvolkes aus, und von ihrer großen Anzahl hängt meistcntheils der Wohlstand eines Bienenstam- mcs ab, wenn er anders einen gesunden Weisel hat. Sie sind äusser den Mintermonaten, wo sie nicht aus- 11 fliegen und ekntragen können, nie müssig, und verrich¬ ten die verschiedenen Geschäfte wechselseitig, wozu sie ihr Alter, ihre instinktmäßige Einsicht der Nothwen- digkeit, und selbst das Verhältniß der Umstände zu bestimmen scheint. Denn einige beschäftigen sich mit der innerlichen Arbeit, sie bauen die so genannten WachsroseN, oder Wachsfladen, erhalten durch ihr Sumsen und durch die Bewegung ihrer Flügel die gehörige Wärme, und die für das Gedeihen der Jun¬ gen erforderliche Temperatur im Stocke, oder pflegen, und versorgen die Brut, und nur der dritte oder vierte Lheil fliegt aus um Honig oder Blumenstaub zu sammeln, wozu die ältesten bestimmt zu seyn schei¬ nen , weil man meistens die alten, welche man an ihrer graueru Farbe, und an den starker zerrissenen Flügeln leicht erkennt, aus- und einfliegen sieht. Das, was sie auf ihren Füßen, oder auf den so genannten Schaufeln tragen, ist nicht Wachs, wie Manche glauben, sondern nur Blumenstaub, welchen sie mit Honig vermischen, und daraus einen milch- ähnlichen Futterbrei für die junge Brut bereiten. Das Wachs wird aus dem Honig erzeugt, welches sich in ihren Mägen von demselben absondert, und welches sic hernach in Gestalt kleiner weißer Blättchen ausschwißen, und zum Fladenbau bearbeiten, weßhalben sie auch zu allen Zeiten im Stocke bauen und arbeiten können, wenn sie nur Honig genug zum Genüsse bekommen. 12 Sie leben gewöhnlich nicht viel über ein Jahr. Denn die im vorigen Sommer gcbornen sterben in den Monaten August und September, spätestens aber im Oktober alle wieder ab. Sie sind alle des weiblichen Geschlechtes, aber jedoch nicht tüchig Ihres gleichen zu erzeugen, und die Generation fort zu pflanzen; ob man schon einstens glaubte, daß sie zu gewissen Zeiten auch Drohneneier legen, und daß die in weisellosen Stöcken öfters noch vorhandene Drohnenbrut durch sie entstehen müsse. §, 5. Volt de» Drohne». Zur dritten Gattung der Bienen gehören die Drohnen, welche auch von Einigen Brutbienen ge¬ nannt werden. Bei volkreichen Stöcken kommen sie schon im Mai, sonst aber gewöhnlich erst im Juni zum Vor¬ schein. Sie leben nur eine kurze Zeit, längstens bis gegen Ende des Monats September, wo sie ohne Nachsicht von den Arbeitsbienen getödtct werden; hört die Weide aber eher auf, was auch gewöhnlich der Fall ist, oder tritt gar eine Hungcrsnoth ein, so werden sie oft auch im Juni, oder Juli umgebracht» ja zuweilen noch als unzeitige Brut ausgcbisten, und aus dem Stocke geschleppt. Im August oder Septem- 15 bcr aber werden sie jederzeit von den Bienen, welche ordentliche Weisel haben, wieder abgetrieben und un- nachsichtlich getödtet; wobei man den Bienen auch so viel als möglich Hilfe leisten soll, weil sie sonst da¬ durch zum Nachtheile ihrer nützlicher» Beschäftigung zuviel Zeit verlieren; besonders soll man Abends die sich oft haufenweise aus dem Flugbrete. ausserhalb des Stockes versammelnden Drohnen zerdrücken, und ent¬ fernen, indem solche öfters das Flugloch so umlagern, daß der Stock dadurch in die Gefahr geräth zu ersti¬ cken. Sie sind größer als die gemeinen Bienen, nicht so lang aber viel dicker als der Weisel, haben keinen Stachel, und ob sie schon in den Mittagsstunden mit den übrigen Bienen aus- und cinfliegen, so tragen sie doch nichts ein; weswegen sie Manchen überflüssig, und zwecklos zu seyn scheinen, was aber doch nicht der Fall seyn kann, weil dieses der Weisheit Les Schöpfers, welche bei einer Bienenrepublik besonders sichtbar ist, widersprechen würde. Die Drohnen sind alle des männlichen Geschlechtes und zur Befruchtung des Weisels bestimmt. Nur ist es noch nicht ausgemacht, auf welche Art sie den Wei¬ sel begatten. Dieses ist bisher noch immer ein Geheim- niß der Natur; obschon viele Naturforscher behaupten wollen, daß sich die Mutterbienc, oder der Weisel auf die gewöhnliche Art mit den Drohnen paaret, und von denselben befruchtet wird. Sic führen zum Be- 14 weise ihrer Behauptung an, daß die Drohnen mit wirklichen Zeugungsorganen versehen sind, wodurch sie den Weisel auf eine natürliche Art begatten können. Der berühmte Christ, und noch einige andere Bienenväter sind aber in diesem Falle einer ganz an¬ dern Meinung, und glauben, daß der Weisel schon in seiner Wiege oder Zelle als Wurm, ja vielleicht gar, so lange er noch im Eis eingeschlossen ist, und zwar auf mehrere Generationen von den Drohnen befruchtet wird, weil ein jeder junge Weisel, welcher in einer solchen Zeitperiode, wo gar keine Drohnen im Stocke vorhanden sind, aus einem Arbeitsbieneneie erzeugt wird, schon fruchtbar, und nach wenigen Tagen wirk¬ lich im Stande ist echte Bienenbrut einzusetzen ohne sich eher mit einer Drohne begattet zu haben, was nicht geschehen könnte, wenn ein solcher Weisel seine Fruchtbarkeit nicht schon von seiner Mutter, oder Großmutter her erhalten hätte. Dieser Gegenstand bleibt daher noch immer ein Geheimniß der Natur, und eine Vorbehaltung der unergründlichen Weisheit Gottes. §. 6. Von dem Bienenstände» Der Bienenstand, der im Verhältniße der Zahl der Bienenstöcke größer oder kleiner feyn kann, muß so gestellt werden, daß sich die Aussiugsseite desselben 15 gerade gegen Mittag wendet, damit die Sonne die längste Zeit des Tages auf die Flugbreter der Bienen¬ stöcke scheinen kann; welche Stellung der Bienenhiitte den Bienen vorzüglich im Frühjahre sehr erwünscht ist, weil oft in dieser kälter» Jahrszeit viele mit Blumen¬ stände schwer beladene Bienen Abends bei der Rückkehr von der Weide aus Mattigkeit vor dem Bienenhause niederfallen. Bescheint nun die Sonne diesen Platz noch, so fliegen sie wieder aus, und erreichen glücklich ihre Wohnungen; im Gegentheile aber, wenn sie in den Schatten fallen, kann sich keine mehr erheben, sondern sie müssen auf jener Stelle liegen bleiben; wo sie, wenn es in der Nacht regnet, oder schneit, oder, wenn die Sonne den andern Lag nicht scheint, alle zu Grunde gehen, indem die vor Kälte erstarrten Bie¬ nen nach 24 oder 30 Stunden nicht mehr zum Leben gebracht werden können. Auch muß man bei Errichtung der Bienenhütten besonders darauf sehen, daß sie in einer den Bienen angenehmen Gegend, wo es viele Wiesen, allerhand Saatfelder mit Haidekorn, mit Saubohnen, Erbsen, und andern Schottenfrüchten, wie auch mehrere Obst¬ bäume, besonders Kastanien- Fichten- oder Tanncnwal- dungen gibt, und zwar so gebaut werden, daß die Bienen auch im Winter ohne alle Gefahr darin ver¬ bleiben können, vorzüglich aber ist darauf Rücksicht zu nehmen, daß sie dem gewöhnlichen Windzüge nicht so 16 sehr ausgesetzt, sondern vielmehr gegen den Nordwind durch andere Gebäude, Mauern, Planken, Zäune, oder Obstbäume geschützt werden, und daß sich in ih¬ rer Nähe keine Mühlen, Brauhäuser, Ziegclhütten Schmieden, Pfefferkuchen-Bäckereien, Zuckerfabriken, oder auch große Flüsse, oder Seen befinden, in welche die Bienen beim öftcrn kleberfluge vom starken Winde geworfen werden, und darin umkommen müssen. Da aber jedoch die Bienen so wie alle übrigen Geschöpfe ohne Wasser nicht bestehen können, so sind ihnen kleine Bäche, oder wäßrige Miststätten in der Nähe sehr erwünscht; widrigens man ihnen unweit vom Bienenhause einen Wassertrog, aus welchem sie sich bei trockener Witterung ihren nöthigen Trunk gemächlich hohlen können, verschaffen muß, in welchen man aber einiges Moos oder schwimmendes Holz legen soll, da¬ mit sich die Bienen beim Trinken desto bequemer auf dasselbe setzen können. Der Platz vor dem Bienenstände soll übrigens trocken seyn, und, wenn es möglich ist, mit Sand be¬ schüttet werden, damit die allda auf den Boden fal¬ lenden Lienen wieder leicht aufstiegen können- Die Bienen lieben vorzüglich einen freien Aus¬ flug, besonders ist es ihnen beim Schwärmen sehr er¬ wünscht, wenn sie einen großen wenigstens 20 bis ZO Schritte langen und breiten Spielraum vor sich ha¬ ben, in welchem sich der Schwärm in der Luft be- 17 quem ausbreiten, und mit frohem Gesänge ungehin¬ dert herum schwärmen kann. In der Entfernung von einigen 25 oder 30 Schritten sollen einige zwergelartigc Aexfel-, .Hmitten- oder niedrige Palmbäume stehen, damit sich die Schwarme darauf setzen können, von welchen sie desto leichter und bequemer einzusasstn sind. Ucbrigens muß das Bienenhaus geräumig und groß genug'seyn, daß man die Bienenstöcke bequem aus- und eintragen, und die Bienen rückwärts in der Hütte ungehindert behandeln kann, Der Bienenstand darf nur 8 Reihen oder Ab¬ teilungen in seiner Höhe haben, weil sich die Bienen sonst in den Mittlern Reihen leicht verirren, so daß sie sich beim starken Fliegen mit ihren Nachbarn fast immer raufen, und die Weisel bei ihrer Sömmerung gemeiniglich verlieren. Auch dürfen die Bienenstöcke nicht gar zu nähe zusammen gestellt werden. Sie sollen, wenn es anders der Raum gestattet, wenigstens einen Schuh weit von einander stehen. Die Reihen aber, das>ist, die Lat¬ ten oder Breter, worauf die Bienenstöcke gelegt wer¬ den, müssen zwei Schuh hoch von einander entfernt seyn, damit man im Nothfalle einer Vereinigung ganz leicht zwei Stöcke auf einander legen kann, Die Höhe eines regelmäßigen Bienenstandes soll also folgende seyn, nämlich die erste Reihe oder Lage 2 13 der Bienenstöcke kommt 2, die zweite 4, und die dritte 6 Schuh hoch von der Erde zu stehen. Dann muß das Bienenhaus ganz verplankt scyn, so, daß nur die »ordern Böden der Bienenstöcke mit ihren Flugbretern frei und sichtbar sind, und weder die Sonne noch der Regen auf die Bienenstöcke fallen könne, weil beides für die Lienen nachtheilig wäre; und, damit die sich in den Bienenstöcken sammelnde Feuchtigkeit desto leichter abfließcn kann, so müssen die Bienenstöcke hinten immer einen Zoll höher liegen als vorn. Das Dach des Bienenhauses soll so gestellt wer¬ den, daß die Tropfen vom ganzen Dache rückwärts hinabfallen; widrigens aber muß an dem vordern Ab¬ hange eine Dachrinne angebracht werden, weil sonst die oft bei plötzlich entstehenden Regengüßen heim eilen¬ den Bienen durch die Dachtropfen gehindert werden ihre Wohnungen erreichen zu können. Einige pflegen auch die Säulen oder Pfosten, auf welchen die Bicnenhütte sieht, auf ausgehöhlte Ecksteine zu stellen, und füllen die Höhlungen um die Fersen der Säulen mit Wasser an, um dadurch zu ver¬ hindern, daß die Ameisen, Spinnen, oder anderes Un¬ geziefer nicht zu den Bienen kommen, und denselben ' schaden keimen. 19 §. 7. Von den Bienenstöcken, oder BLenenwoh- nnngen. Diese sind sehr verschieden, fast in jedem Lande pflegt man andere Bienenwohnungcn zu haben. Manche halten ihre Bienen in Strohkörben, oder in ausge¬ höhlten hölzernen Klötzern; Einige in langen aus mchreru Abteilungen bestehenden hohlen Bäumen, und wieder Etliche in aus Stroh, oder weidenen Ru¬ then geflochtenen, oder aus Bretern gemachten auf einander gestellten so genannten Magazinkastchen; ich aber halte die aus Bretern gemachten Truhen für die bequemsten und besten, und zwar lasse ich alle meine Bienenstöcke, welche gemeiniglich 2 Schuh lang, k! Zoll hoch, und 1 Schuh und 3 Zoll breit sind, ans Bretern von schönem -weißen morschen Buchen¬ holze verfertigen, die am wenigsten kostspielig sind, und der Natur der Bienen auch am meisten zu ent¬ sprechen scheinen, indem sie nicht so schwitzen, als andere aus frischem und hartem Holze, und die Bie¬ nen recht gern darin wohnen, tleberhaupt sollen die Bienenwohnungen oder Bienenstöcke, eher zu groß als zu klein, und um sie im Nothfalle desto leichter ver¬ einigen zu können, alle gleich lang und breit scyn. Das Flugloch muß einen halben Schuh breit, und nicht gar einen halben Zoll hoch, eigentlich nur 2 * 20 so hoch seyn, daß die Drohnen bequem aus- und ein schlüpfen können, weil sonst die Mäuse bei größer» Fluglöchern besonders im Winter hiucinschlüpfen, und den Bienen viel Schaden verursachen. Zn den Wäldern pflegen die Bienen meistentheils in hohle Bäume einzuzieheu, oder beim Mangel derlei ihnen anständiger Wohnplätze auch in Steinklüften und Mauerritzen zu wohnen. Bei der wilden Bienenzucht aber, wie in Ru߬ land und Polen, besonders in Lithauen höhlt man mehrere stehende Bäume absichtlich dazu aus, und bereitet für die Bienen auf solche Art in ihrem wil¬ den Zustande künstliche Wohnungen. §. 8. Vom Ueberwintern der Bienen, oder wie man die Bienen im Winter behandeln soll. Wer seine Bienen über den Winter in der Bie- ncuhütte belassen will, was in gelinden und wärmern Wintern zwar ohne merklichen Nachtheil, in strengen, und anhaltend kalten aber niemals ohne großen Scha¬ den ablaufen kann, muß sehr umsichtig und sorgfäl¬ tig dabei zu Werke gehen. Er muß nicht nur die Bienenstöcke mit Grummet, Moos oder Kotzen, und dergleichen Sachen von allen Seiten gut zudecken, sondern er muß das Bienenhaus auch auswendig mit 21 Stroh oder Farnkraut ordentlich vermachen, um das Eindringen der Kälte so viel als möglich zu verhindern. Auch soll man von Zeit zu Zeit, wenigstens alle Wochen ein- oder zweimal nachsehen, daß die Flug¬ löcher nicht zufrieren, indem die Bienen bei großer Kälte, besonders die alten und volkreichen stark schwitzen; und, wenn die Fluglöcher voll Eis werden, aus Man¬ gel der freien Luft zu ersticken pflegen. Am sichersten aber verfährt man,, wenn man seine Bienen durch den Winter in einen gut verwahr¬ ten Keller, oder in eine stille Kammer, wo sich keine Mäuse oder Schwabenkäfer aufhalten, oder was am besten ist, in ein unbewohntes Zimmer überträgt, in welches man bei großer Kälte, damals nämlich, wenn die Bienen anfangen stark zu sumsen, ein wenig ein- heitzen kann. Die Bienen in einem solchen Winterquartiere sind nicht nur vom Erfrieren, oder Ersticken sicher, sondern sie verzehren von ihrem Nahrungsvorrathe auch um die Hälfte weniger, als die welche in der Biencnhütte stehen bleiben; und, da sie nicht schwitzen, so verschimmeln ihre Wachsrosen auch nicht so wie bei den andern, die sich durch ihre Bewegung, und durch ihr Sumsen erst die erforderliche Wärme verschaffen, und sich dabei sehr stark erhitzen müssen. Nur darf man die Bienen im Herbste nicht zu frühzeitig in ihre Winterquartiere übertragen, weil 22 sie in diesem Falle bei wärmerer Witterung wieder herausbrechen, oder ersticken .würden, sondern dieses muß erst zu. Anfang des Winters, nämlich eher als der Schnee fällt, und es recht kalt wird, und zwar allezeit gegen Abend geschehen, damit sie sich bei der Nacht desto eher wieder zur Ruhe, in welcher sie durch das Überträgen gestört worden sind, begeben. In strengen Wintern bei großer lange anhalten¬ der Kälte pflegt mancher Bienenstock bei allem feinen hinreichenden Honigvorrathe jedoch vor Hunger zu ster¬ ben, weil er, nachdem er einmal den ganzen in seinem Neste, oder Wintersitze befindlichen Honig aufgczehrt hat, vor Kälte dem entfernteren Honige nicht mehr nachrücken kann; welcher Fall sich meistcntheils bei solchen Stöcken ereignet, welche ihre Honigbaben nicht nach der Länge des Stockes, sondern überwärts ge¬ baut haben. Am besten befinden sich die Bienen in ihrer Winterruhc, wenn sie von sich nur einen sanften und leisen Ton hören lassen, weil es ihnen damals weder zu kalt, noch zu warm ist, sondern sie sich in der ge¬ hörigen Temperatur der Wärme befinden, und die er¬ forderliche frifche Lust haben, daß sie weder ersticken noch zu stark schwitzen , wodurch ihre Wachsrosen zu verschim¬ meln pflegen. Ein starkes Summen ist immer ein Zeichen, daß es den Bienen entweder zu warm, oder zu kalt ist. Im crstcrn Falle muß man ihnen durch 25 Oeffnung des Flugloches frische Luft, und im letztem durch Bedecken-, oder Einheitzen mehr Wärme verschaffen. Uebrigens soll man sie im Frühjahre so lange als nur möglich in ihren Winterquartieren zurück be¬ halten, und erst beimEintritte der wärmeren Frühlings¬ zeit, und zwar zur Vermeidung wechselseitiger Räube¬ reien alle auch die zunächst benachbarten Bienenzüchter an einem Lage, und , wenn es möglich" ist, zu einer Stunde wieder in ihre Sommerwohnungen übersetzen. Wo man sie erst noch mit Grummet, oder mir andern derlei Sachen gut bedecken muß, um sie bestmöglichst vor der nachkommendcn Frühlingskälte, welche ihnen zu dieser Zeit wegen der vielen Brut schädlicher als sonst ist, zu schützen. Daß man auch die Bienen, wie manche behaup¬ ten wollen, durch verschiedene Mittel so einschläfern könnte, daß sie den ganzen Winter, wie die Fliegen» und andere Insekten gleichsam in einem Todtcnschlummer znbringen , und gar nichts zehren sollten , läßt sich nicht erweisen, indem die Bienen ihrer Natur nach, niemals so cinschlafen, daß sie sich gar nicht rühren würden, weil sie durch die immerwährende Bewegung ihrer Flügel die im Stocke erforderliche Wärme, ohne welche sie nicht leben können , erhalten, folglich ununterbrochen wachen, und auch täglich die nöthige Nahrung zu sich nehmen müssen. 24 L. 9. Vom Aussetzen der Bienen. Im Frühlinge, sobald der Palmbaum anfängt zu blühen, was sich vielmal schon im Februar, oder An¬ fangs des Monats März ereignet, überträgt man an einem schonen, warmen, und windstillen Lage Vor¬ mittags gegen 9 oder io Uhr die Bienenstöcke wieder in das Bienenhaus, und zwar einen jeden Bienenstock wieder auf seinen alten Platz, weil sich sonst die Bie¬ nen wieder dahin vergehen würden, wo sie den vori¬ gen Sommer gestanden sind, indem sie jene Stelle wirklich noch nicht vergessen haben, und sich nur we¬ nige den neuen Flug angcwöhnen können. Wenn sich einmal alle Stöcke in gehöriger Ords nung, das ist, ein jeder wieder auf seinem alten Platz befindet, so macht man ihnen die Fluglöcher ganz auf, und entläßt sie aus ihrem Wintergesänguisse, Wvruach man den Flug eines jeden besonders beobachten soll um zu sehen, ob sie ihre Weisel noch, oder dieselben über den Winter eingebüßt haben. Kommen einige bald wieder mit Blumenstände beladen zurück, so ist dieses ein sicheres Zeichen, daß diese Stöcke einen Weisel, und wirklich schon junge Brut haben. Hingegen bemerkt man bei manchem Stocke, daß die Bienen ganz traurig, und muthlos beim Flugloche heraus schauen , oder auch ängstlich 25 auf dem Flugbrcte, und am vordem Boden ihres Stockes herum kriechen, und gar nichts oder doch nur halbe, und unvollkommene Ballen von Blumenmehl auf ihren Füßen eintragen, so ist ein solcher Stock iveisellos, welchen man sobald als nur möglich unter¬ suchen soll. Findet man ihn wirklich weisellos, so ist kein beßeres Mittel, als denselben noch den nämlichen Abend mit seinem nächsten besten Nachbar, von welchem man überzeugt ist, daß er einen Weisel hat, zu ver¬ einigen und dieselben so lange beisammen zu lassen, bis in beiden Stöcken, neue Brut und Volk genug vor¬ handen ist. Dann aber trennt man sie wieder von einander, und stellt sie so, daß ein jeder den halben ^laß des vorigen Standes einnimmt; wo man hernach erst den volkreichem, und vorzüglich jenen, der den Weisel behalten hat, etwas weiter davon rücken kann, damit sie beide gleich stark bleiben. Ich aber pflege derlei Bienenstöcke so lange vereinigt zu lassen, bis sie geschwär- mct haben, und sich die jungen Weisel hören lassen; alsdann trenne ich sie erst wieder, wovon mir der eine, und manchesmal auch beide noch einmal schwärmen; und diese ist die einzige Art von den Ablegern , die ich anrathen kann, indem ich bei andern Ablegern bis¬ her noch immer mehr Schaden als Vortheil gehabt habe, weil es bei der Bienenzucht nicht auf die Menge der Bienenstöcke, sondern nur auf die Stärke und Güte derselben erlömmt, und die Bienen überhaupt nur 26 zu oft zu schwärmen pflegen, so, daß ein einsichtsvoller Bienenzüchter die Lheilung der Bienen, und das viel¬ fältige Schwärmen derselben vielmehr zu verhindern als zu befördern trachten soll. Manchen Winter gibt es sehr viel Schnee, welcher oft bei der schönsten, und sonst angenehmsten Frühlings¬ zeit noch den Erdboden bedeckt. Da lassen sich die Bie¬ nen oft nicht mehr zurückhalten, und fangen an mit Gewalt heraus zu brechen, woran man sie auch nicht hindern darf, weil sie sonst ersticken könnten. Hier ist kein anderes Mittel als sie frei fliegen zu lassen; nur soll man den auf dem Platze vor dem Bienenstände liegenden Schnee so viel als möglich wegschaffen, oder mit Stroh, Farnkraut, oder auch mit Bretern bedecken, damit die Bienen wenigstens in der Nähe des Bienen¬ hauses nicht in den Schnee fallen, weil sie aus dem¬ selben nicht leichr wieder ausfliegen können. Nachdem sich nun die Bienen im Frühlinge beim Aussetzen über ihre wieder erhaltene Freiheit bereits crlustiget, und beim ersten Ausfluge ihres durch den ganzen Winter zurückgchaltencn Unraths entlediget ha¬ ben , soll man das Putzen und Reinigen derselben vor¬ nehmen , nämlich man nehme das Flugbret eines jeden Stockes weg, reinige dasselbe von den darauf liegen¬ den todten Bienen, und dem Gemuhte, welches meistens aus kleinen Wachstheilchcn besteht, und nicht weg ge¬ worfen werden darf; alsdann wende man auch den 27 Stock »in, und schneide die verschimmelten, oder schon alten und schwarzen, wie auch die leeren Drohncnfla- den heraus, wodurch die Thätigkeit der Bienen neuer¬ dings belebt, und ihr Fleiß ausserordentlich vermehrt wird. Bei welcher Gelegenheit man sich auch von dem übrigen Zustande eines jeden Bienenstockes überzeugen, besonders sehen kann, ob die Bienen noch einen hin¬ reichenden Nahrungsvorrath, welcher zu dieser Zeit we¬ nigstens noch die Hülste betragen muß, haben, oder ob sie gefüttert werden müssen. §. 10. Vom Schwärmen der Bienen. Im Frühjahre, besonders in den Monaten April, Mai und Juni vermehrt sich das Bienenvolk sehr ge¬ schwind, und die Bienenstämme, vorzüglich jene, welche junge, das ist, nicht viel über ein oder zwei Jahre alte Weisel haben, werden bei günstiger Witterung immer volkreicher, so, daß ihnen ihre Wohnungen entweder zu klein werden, oder, daß sie sich stark ge¬ nug fühlen in mehrern kleinern Familien leben zu kön¬ nen; alsdann schwärmen sie, welches auf folgende Art geschieht, nämlich der Weisel, nachdem er nicht nur- alle leeren Bienen- und Drohnenfladen, sondern auch alle Weifelzellen, oder alle so genannten Weiselzapfcn, welche sich an dem Rande, und an den Ecken der 28 Wachsrosen in der Gestalt länglicher Eicheln befinden, nach und nach mit Brut besetzt hat, zieht mit einer Ab¬ teilung seines bisherigen Volkes aus dem alten Stocke aus, um in einer neuen Wohnung wieder eine neue Ko¬ lonie zu bilden; wozu er von den Bienen durch Äuße¬ rung verschiedener Zeichen ihres instinktmäßigen Ver¬ mehrungstriebes , besonders aber durch ein starkes Hin- und Herlaufen im Stocke, und geschwindes Ein- und Ausstiegen derselben mit einem ungewöhnlichen frohen Gesänge bewogen, und manchesmal, wenn er nicht freiwillig mit ihnen auswandern will, von denselben mit Gewalt hinaus getrieben wird. Wovon man sich oft aus seiner kläglichen Stimme, die er kurz vor seinem Auszuge vielmal noch im Stocke hören läßt, deutlich überzeugen kann. Diese nun aus dem Bienenstöcke sammt dem Weisel ausgezogene Volksmenge, die gemeiniglich den dritten Lheil des ganzen Bienenvolkes ausmacht, nennt man einen Erst- oder Vorschwarm. Bleibt die Wit¬ terung noch längere Zeit günstig, oder hat der Bie¬ nenstock nebst seiner vielen Brut auch noch einen Vor¬ rath an Honig, so gibt derselbe den 8. oder 9. man¬ cher auch den 10. oder 11. Lag, auch einen zweiten nach 2 oder 3 Tagen darauf auch noch einen dritten, und manchmal sogar einen vierten Schwarm, besonders wenn der Mutterstock volkreich, und der Vor- und Nachschwarm klein waren. 29 Wird aber der Zweitschwarm durH ungünstiges Wetter zurückgehalten, so erfolgt derselbe oft auch erst den 17. oder 18. Tag; länger aber dulden die Bienen die überzähligen Weisel nicht, und bringen sie alle bis auf einen um; wo alsdann in diesem Som¬ mer von dem nämlichen Stocke kein Schwarm mehr zu hoffen ist, außer in einem schonen Herbste bei einer honigreichen Heidenblüthe- Drittfchwärme gibt es nur in guten Bienenjah¬ ren ; Viertschwärme aber äusserst selten, die auch sehr klein sind, und entweder unter sich vereinigt, oder auf den Muttcrstock wieder zurück getrieben werden müssen, wenn sie einen Nutzen bringen sollen. In gebirgigen Gegenden nahe an Waldungen, wo es verschiedene Bäume, und allerhand Hecken, Ge¬ sträuche und Blumen gibt, schwärmen die Bienen viel lieber als in der Ebene, und auf dem stachen Lande, weil sie allda mehr Blumenstaub, und Stoff zum Milchbrci für die Brut finden, als auf den kahlen Plätzen, feuchten Fluren, oder großen Getreidefeldern. In solchen Gegenden, besonders in guten Bie¬ nenjahren, und bei günstiger Witterung kann man ihnen das Schwärmen durch Vergrößerung ihrer Woh¬ nungen, oder durch Auf- oder Untersätze oft gar nicht verwehren. Nur im letzter» Falle gelingt es zuweilen einen Schwarm zu verhindern, wenn man nämlich noch zeitlich genug dein zum Schwärmen geneigten Stamme ZO einen andern leeren Stock so unterlegt, daß die Bie¬ nen durch denselben gehen müssen. Dieses Verfahren scheint auch selbst bei der größten Heidentracht zur Zeit der Heidenblüthe leichter, bequemer und zweckmäßiger zu seyn, als das lästige Uebertreiben, weil die Lie¬ nen nicht gern durch einen leeren Raum laufen wollen, und viel lieber herab als hinauf arbeiten. §. 11. Kennzeichen, ob ein Stock bald schwärmen wird. Diese sind verschieden; sie richten sich nach dem Alter, und nach der Fruchtbarkeit des Weisels. Hat der Bienenstock einen 3 oder 4 jährigen Weisel, so erfolgt der Schwarm später, als bei einem mit einer jüngern Mutterbiene, und zwar nicht eher, als der Stock ganz voll gebaut ist, und die Bienen nicht mehr alle darin zu wohnen Platz haben, sondern gezwun¬ gen sind, ausserhalb des Flugloches zu übernachten. Ist aber der Weisel erst ein Jahr alt, folglich noch sehr fruchtbar, so schmiirmet ein solcher Stock, wenn anders das Wetter dazu günstig ist, oft eher als derselbe bis zur Hälfte angcbaut ist, ja manches¬ mal bevor als die im Stocke befindlichen Wachsfladen ganz mit Brut besetzt, und mit Bienen bedeckt sind. 51 Sobald nun ein solcher Stock einige Tage recht fleißig fliegt, und häufig cinträgt, überdies Abends, und bei der Nacht sehr stark sumset, so schwärmet derselbe gewöhnlich schon den folgenden Tag. Ist nun der Tag zum Schwärmen einmal be¬ stimmt, und die Witterung dazu günstig, so pflegen die Bienen von einem solchen Stocke an diesem Lage nicht mehr stark zu fliegen, sondern vielmehr die Zeit zum Ausbruche zu Hause abzuwarten, zu welcher, wenn sie einmal heran gekommen ist, die sich im Stocke be¬ findlichen Bienen anfangcn sich immer mehr zu bewegen, so viel Honig als sie tragen können, zu sich zu nehmen , und immer häufiger und stärker aus- und cinzulausen, bis sie endlich in der Masse ausbrcchen, sich mit aller Gewalt beim Flugloche heraus stürzen, und inst einem besonders freudenvollen und hell tönenden Gesänge in die Luft erheben, in derselben einige Minuten, man¬ chesmal, wenn der Weisel noch jung ist, auch eine halbe Viertelstunde in einem Kreise herum schwärmen, endlich des Hcrumflicgens müde sich auf ein in der Nähe stehendes schattichtes Bäumchen sehen, und einen Haufen oder Klumpen bilden. 52 §. 12. Vom Einfafferr, oder Cinfangen der Schwärme. Soßaw sich nun der Schwarm gesetzt hat, so Nehme man geschwind einen leeren Stock, den man schon eher in der Bereitschaft haben muß, und eile den Schwarm einznfassen, bis nicht auch ein anderer' Stock schwärmet, und sich mit demselben vereinigt, wodurch oft die größte Verwirrung entsteht, besonders, wenn sie ungleiche Weisel, das ist, der eine einen alten, und der andere einen jungen haben. Wie ein Schwarm ordentlich, und geschwind in einen leeren Stock gebracht werden soll, kann im All¬ gemeinen- nicht genau bestimmt werden , weil die Art und Weise denselben einzufassen sich nach der Beschaf¬ fenheit des Ortes, an welchem sich der Schwarm nie¬ dergelassen hat, richten muß. Dazu gibt die Ver¬ nunft, und die Erfahrung einem klugen Bienenvater die beste Anleitung. Wenn sich der Schwarm an- einen Baumäst ge¬ setzt hat, und als ein langer Zapfen herabhängt, so ist er ganz leicht eiuzubringen; man kann nur den offenen Stock aber mit zugemachten Flugloche gerade unter den größten Klumpen halten, und dem Aste einen starken Stoß geben, so fällt der Schwarm auf einmal in den Stock, welchen man aber noch so lange in dieser Richtung halten muß, bis auch die übrigen auf den Boden herab gefallenen Bienen wieder ausge- flogcn sind, und sich zum Schwarme begeben haben. Die sich indessen an dem Orte, wo sich der Schwarm hingcsetzt hatte, noch immer wieder versammelnden Bienen kann man durch wiederholtes Schütteln jenes Astes, oder durch mehrmaliges Abstreifen derselben zum Schwarme bringen. Nach diesem wendet man den Stock ganz langsam um, und stellt ihn so viel als möglich gerade unterhalb im Schatten auf einen Stuhl, da¬ mit sich auch die noch übrigen einzeln herum fliegen¬ den Bienen hinein begeben können, worauf der Stock nach einer kurzen Zeit, wenn auch noch einige Bienen um denselben herum schwärmen, zugemacht, und in das Bienenhaus auf seinen bestimmten Platz gebracht wird. Wo man ihm über einige Minuten das Flugloch öffnet, ihn frei fliegen, und sich über feine neue Wohnung erfreuen laßt, ohne sich um die wenigen Bienen zu bekümmern, welche jene Stelle, wohin sich der Schwarm gelagert hatte, noch nicht vergessen können. Sie ziehen alle wieder auf den Mutterstock zurück. Setzt sich aber ein Schwarm auf einen hohen Baum, in eine dichte Dvrnhecke, an eine Mauer, oder an einen andern unbequemen Ort, so erfordert das Einfassen schon mehr Vorsicht und Mühe. Vor allem andern muß man da sorgen, daß der Schwarm nicht lange den Sonnenstrahlen ausgesetzt hangen bleibt, in- — 54 — dem ihm sonst die Sonne unerträglich seyn, er bald wieder auffliegen, und davon ziehen würde. In die¬ sem Falle muß man ihm zuerst einen Schatten machen, und ihn recht stark mit Wasser bespritzen; wo man ihn alsdann mit einer rauchenden Lunte in den Stock, oder wohin man will, treiben kann. Da sich die nachfolgenden Schwärme wegen des Weiselgeruches meistentheils wieder auf jene Plätze zu setzen pflegen, wo sich erst kürzlich ein Schwarm an¬ gelegt hatte, so soll man, um dieses wegen der Unbe¬ quemlichkeit des Einsassens zu verhindern, jene.Stelle nur mit Wehrmuth oder Attich bestreichen, so wird sich aus Ursache des widerwärtigen Geruches dieser Kräuter kein Schwarm mehr dahin ansetzen. §. 15. Von einigen Regeln, welche man beim Schwärmen der Bienen vorzüglich zu be¬ obachten hat, und von besonder»» Fällen, die sich dabei ergeben können. i. Sobald ein Bienenstock aufangt zu schwär¬ men, so müssen sich alle Menschen und Thiere, als Hühner, Hunde oder Schweine, w., welche sich in der Nähe des Bienenstandes befinden, entfernen, und die Bienen ungestört schwärmen lassen, weil diese sowohl die Menschen als auch die Thiere scheuen, und oft eher davon zu ziehen, als sich in derer Nähe nieder zu lassen, 35 pflegen. Selbst der Bicnenwärter soll nur von einer Ecke des Bienenhauses dem ausziehcndcn Schwarme zu- sehcu und schauen, ob nicht der Weisel vielleicht auf den Boden gefallen ist, und nicht mehr auffliegen kann. Am allerwenigsten darf man damals, wie manche zu thun pflegen, mit Sensen, oder Schellen klingeln, oder sonst ein Geräusch machen, weil die Bienen nichts weniger als das Lärmen leiden können. Darum kann man oft auch den sich in der Luft befindlichen Schwarm hiuleiten, wohin man will, oder gar davon jagen, in¬ dem sich die Bienen jederzeit so wie die übrigen Lhiere vor den Menschen zu hüten, und sich von ihnen immer weiter zu entfernen pflegen. 2. Manchesmal kann der Weisel bei einem Vor¬ schwarme entweder Alters halber, oder wegen zu großer Schwere, als Folge einer ausserordentlichen Fruchtbar¬ keit, nicht mehr fliegen, und fällt beim Schwärmen vor seinem Bienenstöcke nieder, welches man aus dem Fluge und Gesänge des Schwarmes gleich erkennen kann. Denn ein solcher Schwarm fliegt nicht wie ein anderer mit einem frohen, und lauten Jubeltone in einem Kreise herum, sondern zerstreut sich weit und breit mit einem dumpfen und traurigen Gesumse, und suchet den Weisel hin und her auf. Da darf mau keine Zeit verlieren, sonst geht der Schwarm wieder auf den Mutterstock zurück, sondern man suche den Weisel gerade vor dem schwärmenden Bienenstöcke auf, 56 den man auch leicht finden wird, weil er noch immer einige Bienen um sich hat, die ihn auch in dieser Lage nicht verlassen. In diesem Falle mache ich mir oft die schönste und angenehmste Unterhaltung, nämlich: ich fasse den Wei¬ sel geschwind in ein Weifelhäuschen, befestige dasselbe an einen langen Stock, und halte es so hoch als möglich un¬ ter die herumschwärmenden Bienen, welche denselben durch den Geruch bald erkennen, auch sogleich einen andern frohen Ton anstimmen, und sich um ihn herum ver¬ sammeln. Da habe ich den ganzen Schwarm schon in meiner Gewalt, und wo ich denselben hin trage, dahin folgen mir die Bienen nach; nur versteht es sich von selbst, daß ich mich damit langsam bewegen muß, auf daß die Bienen den Weisel nicht aus dem Gesichte verlieren, sondern ihm nach dem Gerüche folgen kön¬ nen. Hierauf stelle ich an einem mir beliebigen Orte Len leeren Bienenstock auf einen Stuhl, oder Tisch in den Schatten, und lasse den Weisel atls seinem Kä- fiche hinein laufen, dem die Bienen augenblicklich mit einem besonders frohen Jubeltone nachfolgen werden, ' welchem feierlichen Einzuge ich öfters mit Vergnügen zugesehen habe. Hier muß ich aber doch bemerken, daß ein solcher Weisel, besonders, welcher Alters halber nicht mehr fliegen kann, für die künftige Zucht nicht mehr taugt, und selten noch den folgenden Winter überlebt. Da- 37 her thnt jener Bicncnvater, welcher seine Schwärme für eine längere Zucht bestimmt Hut, besser, wenn er den Schwarm wieder auf den Mutterstock zurück gehen läßt, weil er alsdann nach 7 oder 8 Tagen mit einem jungen , oder sogenannten Singerweiscl wieder schwärmt. Solche Schwärme sind dann gemeiniglich in jeder Rück¬ sicht die besten, und bringen das gewiß wieder ein, was sie durch das Warten auf den jungen Weisel versäumen. 5. Oft geschieht es, daß zwei oder mehrere Stöcke zu gleicher Zeit schwärmen, und sich zusammen setzen. Wenn sie alle Vorschwärme mit alten Weiseln sind, so kann man sic ohne viele Umstände leicht wie¬ der theilen, und zwar pflege ich den ganzen Haufen, oder Klumpen zusammen in einen leeren Stock zu fassen, stelle ihn neben einen andern, in welchem ich den einen Schwarm bringen will, auf ein ausgebreite¬ tes Leintuch; alsdann nehme ich mit dem Schöpflöffel so lange Bienen von den vereinigten Schwärmen her¬ aus, und lasse sie langsam in den leeren Stock laufen, bis ich gesehen habe, daß auch ein Weisel mit den Bienen cingezogeu ist, und so verfahre ich auch mit dem zweiten, oder dritten Stocke, wenn noch zwei oder drei Schwärme beisammen sind, bis ich einen jeden besonders in einen Stock gebracht habe. Wor¬ auf ich dieselben alle in der Reihe auf einen Stuhl hiustelle, damit sic sich selbst gehörig abthcilen können. Sehe ich aber, daß von diesen Stöcken einer oder der 36 andere unverhältnißmäßig schwächer ist als die übrigen, so nehme ich von den stärker» noch einige Schöpflöffel voll Bienen heraus, und lasse sie auf die vorige Weise in denselben laufen; wobei ich aber gut Obacht geben muß, daß ich nicht auch. den Weisel mit demselben gefaßt habe, weil sonst der ganze Schwarm seinen Stock wieder verlassen, und dem Weisel auch nachziehcn würde, und man die Trennung wieder neuerdings vornehmen müßte. Sind aber die zu gleicher Zeit schwärmenden Bienen lauter Nach- oder Drittschwärme daß ist, alle mit jungen, oder sogenannten Singerweiseln, so setzen sie sich selten auf einen Haufen zusammen, son¬ dern bilden mehrere Klumpen, oder Zapfen, welche man besonders einfassen, und schon dadurch die Schei¬ dung derselben erhalten kann, wenn man ihre Lhcilung für nothwendig, und für gut erachtet. Sonst pflege ich zwei Nach- oder Drittschwärme nicht nur nicht wieder zu trennen, sondern vielmehr noch zu vereini¬ gen, weil sie vereinigt einen weit größer» Nutzen als einzeln bringen. Manchesmal gehen auch auf einmal mehrere Erst- Zweit- oder Drittschwärme heraus, wobei man nicht aufmerksam und vorsichtig genug zu Werke gehen kann, weil diese verschiedene Weisel, das ist, alte und junge haben, und ein Schwarm dem andern dieselben noch am Baume zu tödten pflegt, wenn unan ihnen nicht gleich zu Hülfe kommt. Sobald sich nun diese verschiedenen Schwärme irgendwo niederlassen, und anfangen sich zu setzen, so muß man trachten die Weisel nach einander in die Weiselhäuschen aufzufangen, die man auch leicht fin¬ den kann; denn die Bienen ergreifen die fremden Weisel augenblicklich, und, da mehrere dieselben auf einmal tödten wollen, so formiren sie kleine Knollen, welche oft auch auf den Boden herab fallen, und ver¬ beißen sich selbst in einander, weil sie nicht alle bis zum Weisel dringen können. Diese in solchen Knollen sich fest an einander haltenden Bienen muß man eilends von einander rühren, den sich in der Mitte derselben befindlichen Weisel heraus nehmen, und ganz allein in ein Weiselhäuschen sperren, widrigens ihn sonst eine einzige Biene im Häuschen selbst umbringen wurde. Wenn man nun auf solche Art alle Weisel abgefan¬ gen hat, so stellt man einen jeden mit seinem Häus¬ chen in einen leeren Stock, so werden sich die Bienen selbst abtheilcn, und jeder Schwarm zu seinem Weisel einziehen, besonders werden die Vorschwärme ihre alten Weisel mit großer Begierde aufsuchen, und die Weiselhäuschen derselben mit Freuden umlagern. Eben so werden auch die Zweit- oder Drittschwärme ihren jungen Weiseln, vorzüglich jenen, die sie sich schon auserwählt hatten, Nachfolgen, und ihre Käfiche besetzen. Wenn sich nun die Bienen ordentlich geschieden haben, und ruhig geworden sind, so bringt man die 40 Stöcke in das Bienenhaus, und laßt sie frei fliegen, den Weiseln aber öffnet man erst gegen Abend ihre Gefängnisse wieder, welche von ihrem Volke mit Freu¬ den aufgenommen werden, wenn sie anders bei der von den fremden Bienen ausgestandenen Verfolgung nicht tödtlich verwundet worden sind. 4. Wenn sich bereits ein Schwarm in der Luft befindet und es richtet sich schon wieder ein anderer zum Auszüge, so kann man ihm geschwind das Flug¬ loch vermachen, und einige hundert Schritte, nämlich so weit auf die Seite tragen, daß er den Gesang des andern Schwarms nicht mehr hören, und sich mit dem¬ selben vereinigen kann, und lasse ihn alldort ausschwär- mcn, damit er sich besonders setze. Indessen aber muß man auf seinen Platz einen leeren Stock hinstellen, auf das sich die inzwischen von der Weide zurückkehrcn- den Bienen in denselben, und nicht zu dem Nachbar begeben. Hat er nun ausgcschwärmt, so versteht es sich von selbst, daß er gleich wieder auf seine vorige Stelle zurück gebracht werden muß. 5. Man kann auch den Aufbruch eines Schwarms einige Zeit dadurch zurück halten, oder so gar verhin¬ dern, daß er denselben Tag nicht einmal schwärmet, wenn man Rauch von brennenden Bovistschwamm, oder auch von einer aus einem schmierigen Küchcnfctzen ge¬ machten Lunte hinein bläst. 41 6. Wenn sich ein Schwarm zwar bereits gesetzt hat, aber noch nicht eingefaßt worden ist, und cs geht schon wieder ein anderer heraus, so soll man den ersten, wenn es anders möglich ist, mit einem Leintuche be¬ decken , damit sich der andere nicht auch zu ihm be¬ geben, und mit ihm vereinigen kann. Hat sich aber jener noch nicht ganz angelegt, sondern fliegt erst noch am stärksten zusammen, so nehme man in jede Hand eine an einem Stocke befestigte stark rauchende Lunte, trete damit an jene Seite, von welcher der erst her¬ aus gehende Schwarm sich nähern, und zu diesem kommen will, und errege einen so starken Rauch, als nur möglich, so werden die Dienen des letztern Schwarms, denen der Rauch überhaupt widerwärtig ist, eine andere Wendung nehmen, und sich ander- wärtig eine Ruhestätte suchen. 7. Wenn man einen Schwarm vor einem schon nahe kommenden Regen nicht mehr einsasse-n kann, so soll man denselben indessen nur rn der Ruhe lassen, und erst nach dem Uebcrgange des Regenwetters ein¬ fangen, indem ihm der Regen weniger schadet, wenn er in einem Klumpen fest beisammen sitzt, als wenn er damals durch das Einsassen gestört und zerstreut wird. Am besten aber ist cs,. wenn mau denselben während des Regens womit bedecken, und so vor dem Ungcwitter schützen kann. 42 6. Falls sich cin Schwarm nicht scheu, sondern gleich ohne zu rasten nach seiner neuen Wohnung, welche er sich durch seine sogenannten Spurbienen, oder Kundschafter, eigentlich Quartiermacher schon zuvor ausgesucht, und ausfindig gemacht hat, ziehen wollte, was Schwärme mit jungen Weiseln manchmal zu thun pflegen, besonders, wenn die Fluglöcher ihrer Mutter¬ stöcke so groß sind, daß sie geschwind, und auf einmal heraus gehen können, so kann man ihm sein Vorha¬ ben am leichtesten durch einen in entgegen gesetzter Richtung angebrachten blinden Pistolen- oder Flinten¬ schuß, und mit der Handspritze, die man aber so rich¬ ten muß, daß die Wasscrtropfen wie ein Regen von oben herab auf die Bienen fallen, vereiteln, und ihn wieder zum Bleiben bewegen. Im Nothfalle pflegt mau auch Sand, Staub, oder Erde den ausreißendeu Schwärmen entgegen zu werfen, womit man schon vielmal das Durchgehen derselben verhindert hat. Um verläßlich zu wissen, aus was für einem Stocke ein schon am Baume sitzender Schwarm heraus gekommen ist, braucht man nur einige hundert Bienen mit der Schöpfpfanne vom Schwarme zu nehmen, und sie eilends, eher als sie wieder auffliegen, mit einer Handvoll Asche zu bestreuen, so werden sie dadurch von andern kennbar und so verwirrt, daß viele von ihnen anstatt sich wieder zum Schwarme auf den Baum zu 43 begeben, auf den Muttcrstock zurück stiegen, und auf solche Art ihre alte Wohnung selbst anzcigen werden. §. 14. Vom Singen der Weisel. Das Singen oder das sogenannte Tüten, oder Quacken der jungen Weisel ist nichts anders als ein vor Angst und Furcht erregtes Jammergeschrei wegen der im Stocke vorhandenen Verfolgung derselben. Denn die Weisel, welche keine Nebenbuhler leiden können, streben einander mit einer unversöhnlichen Feindseligkeit nach dem Leben, weil nach der weisen und wunderba¬ ren Einrichtung der gesellschaftlichen Lebensart der Bie¬ nen für eine Hausfamilie auch nur ein Oberhaupt be¬ stimmt ist. Darum muß auch der alte Weisel mit dem Vorschwarme 4 oder 5 Tage eher ausziehen, als die jungen ihre Wiegen verlassen, oder aus ihren Zellen schlüpfen, widrigens er dieselben gleich bei ihrer Ge¬ burt umbringen würde. Was auch die Bienen selbst vorauszuwissen scheinen, weil sie den alten Weisel, wenn er wegen ungünstiger Witterung nicht in der gehörigen Zeit mit dem Vorschwarme ausziehen kann, allezeit zuvor tödten, als die jungen geboren werden, damit er für ihr Leben nicht mehr gefährlich seyn kann; und daher kommt es, daß sich manchmal die Weisel auch schon beim Erstschwarme hören lassen. 44 Uebrigcns aber wird zur vollkommenen Ausbildung und zur Erlangung der gehörigen Flugbarkeit eines neu geborncn Weisels, nachdem er seine Gcburtszelle ver¬ lassen hat, ein Zeitraum von 2 Tagen erfordert, weß- wegen ein sogenannter Siugerschwarm auch niemals schon den ersten oder zweiten, sondern allezeit erst den dritten Tag, nachdem er angefangen hat zu tüten, schwärmet. Obwohl die Bienen jederzeit, so oft sie junge Weisel erzeugen, gleichsam aus einer instinktmäßigen Vorsicht, w?nn einige von denselben mißrathen sollten, mehrere zugleich ausbrüte'n, so hort man bei solchen Stöcken, welche nicht mehr schwärmen wollen, folglich auch nicht mehr als einen Weisel nöthig haben, keine Wciselstimme mehr ertönen, weil die Bienen, nachdem sie sich aus den neu gcborncu Weiseln einen erwählt haben, die überflüßigen sogleich bei ihrer Geburt um¬ bringen, oder noch als unzeitige Brut heraus reißen, damit dieselben, den bereits erwählten Weisel nicht mehr verfolgen können. 15. Von den Jun^franschwärmen. Wenn ein frühzeitiger Schwarm im nämlichen Jahre wieder ein oder zwei Schwärme gibt, so heißt mau sie Jungfrauschwärme, obwohl mit dem Vor- schwärme auch wieder der alte Weisel auszieht. 45 Die Jungfrauschwärme gereichen aber meistcnthcils mehr zum Schaden als zum Nutzen, weil sic gemei¬ niglich spät erfolgen, und weder sie sich noch ihre Mutterstocke mehr erholen könnem Manchesmal zieht das sammtliche Volk mit sei¬ nem Weisel ans, und verlaßt seinen Stock ganz, wenn nämlich der Stock faulbrütig ist, oder wenn die durch die Nachtschmetterlinge, und sogenannten Bienenwolfe im Stocke erzeugten Würmer einige Wachsfladen schon durchfressen, und sich bereits in dieselben in Gestalt der Spinncnweben eingenistet haben, oder wenn sich die Ameisen zu häufig um den Stock versammeln, und in denselben dringen, endlich wenn sich ein, oder mehrere Stuben- oder Schwahenkafer im Stocke befinden, deren Geruch den Bienen unausstehlich ist, so, daß sie lieber den Stock verlassen, als dieselben angreifen, und mit Gewalt hinaus schaffen möchten. In einem solchen Falle darf man die Bienen nicht mehr in ihre vorigen Stöcke, wenn sie auch ge¬ reinigt worden sind, einfassen, sondern man muß ihnen neue Wohnungen anweisen, und sie überdies im Bie¬ nenhause auch nicht wieder auf ihre alten Plätze stellen, weil sie sonst nicht leicht bleiben, sondern neuerdings wieder auszichcn würden , besonders wenn der alte Stock fanlbrütig war, und keine gute Weide mehr im Felde vorhanden ist. 46 §. 16. Vott der Verstärkung der Bienenstöcke durch Vereinigung der Schwärme. Ich pflege die Zweitschwärme mit ihren Dritt¬ schwärmen, oder auch mit andern Zweitschwärmcn wie¬ der zu vereinigen, und wenn die Zweitschwärme nicht gar zu schwach sind, so mache ich aus drei Zweit¬ schwärmen, oder auch aus drei Drittschwärmen zwei Schwärme, das ist, ich theile den einen von den dreien, und gebe den andern beiden jedem die Hälfte, oder nach Verhältnis, ihrer Stärke auch mehr oder weniger von dem dritten, so bekomme ich von 3 schwa¬ chen doch 2 gute Schwärme, welche gewiß einen großer» Nutzen bringen, als wenn ein jeder einzeln bleibt. Die Vereinigung geschieht auf folgende Weise, nämlich Abends noch etwas vor der Dämmerung laße ich auf einem ebenen Platze unweit vom Bienenhause ein Leintuch ausbreitsn, und nehme zuerst jenen Bie¬ nenstock, dessen Volk ich vermehren will, oder wenn zwei auf einmal verstärkt werden sollen, so nehme ich beide Stöcke, deren Fluglöcher zugemacht werden müssen, stelle dieselben neben einander auf das ausgebreitcte Luch, ziehe ihnen die Hintern Bodenbretchen heraus, blase ihnen etwas Rauch hinein, damit sie nicht heraus gehen. Alsdann nehme ich den Schwarm, den ich ver- theisen will, hauche auch ein wenig Rauch hinein, daß 47 sie auch den Geruch davon bekommen. Hernach nehme ich auch das eine Bodenbretchen weg, und schütte durch einen heftigen Stoß den zu vertheilenden Schwarm vor die zwei zuverstärkenden offen stehenden Stöcke auf das ausgebreitete Leintuch. Wo es dann ein wahres Ver¬ gnügen ist zuzufehen, mit was für Freuden sie zu ihren künftigen Kameraden einziehen. Und damit sie sich verhältnißmäßig verthxilen, so kann man sie auch mit einem hölzernen Löffel hinein rühren, oder mit Rauch hinein treiben; wobei man auf den Weisel gar keine Rücksicht zu nehmen braucht, indem ihn die im Stocke befindlichen Bienen selbst umbringen. Und, damit die neuen Ankömmlinge desto besser ausgenom¬ men werden, gebe ich ihnen etwas Honig hinein, wel¬ ches das beste Mittel ist, und ihnen die schönste Ge¬ legenheit gibt mit einander Bekanntschaft zu machen, und Freundschaft zu stiften. Will mau einen Dritt- oder Viertschwarm wieder auf den Mutterstock zurück treiben, so verfährt man auf die nämliche Art; nur darf man hier den Weisel nicht hinein gehen lassen, weil sonst der Stock den folgenden Tag wieder schwärmen würde. Hier ist noch zu merken, daß man solche Schwärme, die man zur Verstärkung anderer bestimmt hat, gleich nach der Ein¬ fassung neben jene Stöcke stellen soll, mit welchen man sie zu vereinigen Willens ist, damit sie sich durch den Tag den Flug dahin gewöhnen. §. 17. Von den Ablegern, oder künstlichen Schwärmen. Die Ableger werden in den meisten Bienenbüchern besonders angerühmt. Ich hingegen habe mich von ihren so großen Vortheilen noch niemals überzeugen können, indem die Bienen, wenn sie anders ordentlich gehalten werden, und junge Weisel haben, worauf es vorzüglich ankommt, von sich selbst nur zu oft, und zu gern schwärmen, und die natürlichen Schwärme immer besser, als die erzwungenen sind. Wenn aber jedoch Jemanden mehr an der Zahl seiner Bienenstöcke, als an der Güte derselben liegt, so kann er solche auf folgende Weise machen, nämlich: er übertreibe aus einen: volkreichen Stocke einen Theil der Bienen sammt dem Weisel in einen leeren, rücke den alten Stock etwas weg von seinem vorigen Stande, und stelle diesen neuen so neben demselben hin, daß ein jeder von diesen beiden die Hälfte des früher» Platzes erhalte, so wird der Ableger so wie ein jeder neue Schwarm mit einem besondern Fleiße anfangen zu bauen, und weiter zu arbeiten. Der alte Stock hingegen wird aus der vorhandenen Bienen- brut nach 14 oder 15 Tagen wieder einige junge Weisel ausbrüten, und manchmal, wenn er noch Volk genug hat, und gute Weide ist, auch noch schwärmen. 49 Oder man kann auch von einem, oder mehreren Stocken nur Bienen in einen leeren Stock nehmen, und ihnen eine Bruttasel aus einem andern Stocke, worin Arbeitsbiene»-Eier, oder Bienenwürmchen, die jedoch nicht über 3 Tage alt seyn dürfen, vorhanden sind, hinein geben, so werden sie sich ans dieser Brut in der oben genannten Zeit auch wieder mehrere'Wei¬ sel erbrüten, wovon sie sich einen auserwählen wer¬ den. Ans welche Art man sich auch zu einem andern Gebrauche vorr.athige Weisel verschaffen kann. Endlich pflegt man auch von solchen Bienen¬ stöcken Ableger zu machen, welche Aussätze haben, und dieses zwar auf die leichteste und sicherste Art; näm¬ lich, wenn sowohl im Stocke, als auch im Aussatze Brut vorhanden ist, so nimmt man den Aussatz ab, gibt ihm sein voriges Flugbreck, und stellt ihn neben den alten Stock hin; allwo er bald ordentlich flie¬ gen, seine eigene Familie bilden, und mit vorzüglichem Fleiße eine besondere Wirlhschast zu sichren anfangeu wird, und gibt man ihm auch noch einen vorräthigen Weisel, wenn der eigentliche in dem alten Stocke ver¬ blieben ist, so ist sein Gedeihen desto gewißer. Falls er aber den alten Weisel mit sich genommen hat, so muß man solchen dem Mutterstocke verschaffen. Uebrigcns soll man die Ableger jederzeit.Nach¬ mittags, wenn die Bienen am schwächesten fliegen, ma¬ chen, weil man Abends am leichtesten bemerken kann, 4 50 ob der Ableger den Weisel bekommen habe. oder ob derselbe im Mutterstocke verblieben ist, was man wissen soll, um sich in der fernem Behandlung dieser künstli¬ chen Schwärme.darnach richten zu können. Ucberhaupt soll jede Unternehmung mit den Bie¬ nen zur Vermeidung der sich dabei ergeben könnenden Unordnungen immer Abends Statt finden; indem man zu dieser Zeit von den übrigen Bienen, die sich sonst auch gern in die verschiedenen Bienengeschäfte mengen, am wenigsten gehindert wird. §. 18. Vom Uebertreiben oder Arrstrommeln der Bienen. Wenn man die Bienen aus einem Stocke in einen andern übertreiben will, so nimmt man densel¬ ben Stock von seinem Stande, stellt ihn auf einen Stuhl, bläst etwas Rauch hinein, damit die Bienen nicht heraus fliegen; worauf man das untere und Hin¬ tere Bodcnbret weg nimmt, den Stamm umwendet, und den leeren Stock, in welchen man sie bringen will, so hinstellt, daß die Bienen bequem in denselben laufen können. Alsdann klopft man an den Stock, und bläst zugleich Rauch auf die Bienen, so werden sie bald merken, was man mit ihnen vor hat, sich voll Honig ansaugen, und mit einem starken Sumsen die neue Wohnung beziehen. — 51 — §. 19. Vom Söirmrern der Weisel. Die jungen Weisel erlangen ihre Fruchtbarkeit, öder vielmehr die Fähigkeit Bieneneier zu legen, oder Brut anzusetzen erst den 13. oder 14. Tag ihres Al¬ ters, bis zu welcher Zeit sie im Stocke keine Beschäf¬ tigung haben, aber doch nicht ganz müßig seyn können. Daher pflegen sie bei schönem Wetter durch mehrere Tage zu gewißen Stunden, gewöhnlich zwischen y Uhr Vormittags, und 3 Uhr Nachmittags, da die Bienen selbst auch am stärksten fliegen, ihren Stock öfters zu verlassen, und gleich den übrigen Arbeitsbienen einige Blumen und Rosen zu besuchen. Diese Erlustigung der Weisel außerhalb ihrer Wohnungen nennt man das Sommern derselben. Woraus nun manche folgern wollen, daß die jungen Weisel damals auf ihre Be¬ fruchtung ausfliegen, und sagen, daß dieselben außer dem Stocke von den Drohnen, oder so gar von andern Insekten begattet und befruchtet werden müssen. Sie führen zur Behauptung ihrer Meinung an, daß man am Ende der Sömmerungszeit, daß ist, den 8. oder y. Tag nach dem ungehinderten Ausfluge des Weisels an seinem Hiuterleibe deutliche Spuren seiner ge¬ schehenen Begattung bemerken könne. Allein diese den letzten Tag feiner Sömmerung etwas größer erscheinende Oeffnung seines Hintern Leibes scheint nur eine Folge 4 * 52 des nun zur Reife gediehenen Eierstockes, und seiner hochzeitigen Schwangerschaft zu seyn, indem ein solcher Weisel gemeiniglich schon den folgenden Lag die Brut cinzusctzen pflegt. Die Behauptung, daß die Weisel außer dem Stocke begattet werden müssen, ist schon aus der Ursache nicht wahrscheinlich, weil jene Weisel, die während des Sömmerungszeitraums ihre Wohnungen gar nicht verlassen und ausfliegen können, nach Ver¬ laus dieser Zeit doch fruchtbar, und fähig sind Brut an zu sehen . Bei der Sömmerung der jungen Weisel kann cs also leicht geschehen, daß sie außerhalb ihrer Woh¬ nungen verunglücken und umkvmmen, daß sie entwe¬ der von Vögeln, oder Hornissen im Fluge aufgesangen werden, oder bei der Rückkunft ihren Stock verfehlen, und in einen andern gehen, wo sie sogleich umgebracht werden. Besonders pflegen sich die Weisel in die nach¬ barlichen Stöcke zu vergehen, wenn sich dieselben auch zu eben dieser Zeit sömmern, weil die Weisel gewöhn¬ lich auf solche Stöcke fliegen, wo sich am meisten Bienen auj dem Flugbrete befinden. Daher kommt es, daß manche sogenannte Siu- gcrschwärme, das ist, Schwärme mit jungen Weiseln, wozu selbst auch die Muttcrstöckc gehören, welche einen Vor!chwarm abgegeben haben, ihre Weisel binnen ihrer Sömmerungszeit wieder verlieren, welche alsdann ein- 55 gehen müssen, wenn man ihnen nicht gleich wieder an¬ dere Weisel gibt. Darum soll man derlei Schwärme mit jungen Weiseln nicht in die Mitte der übrigen Bienenstöcke, sondern in die unterste Reihe, oder an den Rand, und an die Ecken des Bienenhauses stellen, und überdies ihre Stöcke erst noch durch besondere Zei¬ chen bemerkbar machen, damit sie dieselben bei ihrer Rückkunft desto leichter wieder finden können. Diese Vorsicht ist.selbst auch bei jenen Mntter- stöcken, welche geschwarlnet haben, nicht außer Acht zu lassen, indem auch bei diesen die Weisel bei ihrer Sömmerung in Verlust gcrathen können, was man abtr bei denselben nicht so leicht bemerkt, als bei den neuen Schwärmen, welche gar nicht in ihrem Stocke, weil sie keine Brut haben, verbleiben wollen, sondern entweder wieder auf den Mutterstock zurück gehen, oder zu den Nachbarn cinziehen, wenn man ihnen nicht gleich wieder andere vorräthige, und zwar we¬ nigstens so alte, wenn nicht ältere Weisel, als die ihrigen waren, gibt, weil sie jüngere gar nicht achten, und annehmen wollen. Am besten aber lhut man, wenn man solche Schwärme, die ihre Weisel bei der Sömmerung verloren haben, wieder auf ihre Mutter¬ stöcke zurück treibt, oder mit andern vereinigt. Die Mutterstämme hingegen , wenn sie auch ihre Weisel bei der SöminerUNg cisibüßen j verlassen ihre Stöcke doch nicht so wie die andern jungen Schwärmej — 5 fi weil ste zur selben Zeit noch immer einige vom alten Weisel eingelegte Brut haben, aus welcher sie sich auch wieder einen Weisel auszubrüten pflegen, der aber, weil diese Brut schon zu alt ist, nicht mehr gehörig ausgebildet werden kann, und höchstens nur die Fähig¬ keit erlangt Drohnenbrut zu erzeugen. Da nun ein solcher Weisel von einer gemeinen Biene an Größe kaum zu unterscheiden ist, aus wel¬ cher Ursache man ihn auch bei noch so genauer Unter¬ suchung nicht leicht bemerken, und finden kann, so mei¬ nen viele Bienenhältev, das zur Zeit der Weisellosig- keit auch die gemeinen Arbeitsbienen Drohnenbrut er¬ zeugen können; was sie aber vermög ihrer organischen Leibesbildung doch nicht im Stande sind zu thun. Wenn also ein Mutterstock seinen Weisel bei der Sömmerung verliert, was man aus seiner Unruhe, seinem starken Gesumme, eiligen Aus- und Einlaufen, und ängstlichen Herumsuchen auch bald erkennen kann, so muß man ihm sobald als möglich wieder einen Weisel, den er auch ohne Rücksicht seines, Alters jeder¬ zeit gern annimmt, geben, widrigen» er sich nach 6 oder 7 Lagen aus der noch vorhandenen alten Bie- nenbrut einen neuen After- oder Drohnenweifel erbrü¬ ten, und keinen andern mehr annehmen wird. Man thut aber auch hier, wie bereits gefagt worden ist, am besten, wenn man auch die Mutterstöcke wie alle übrigen, die auf was immer für eine Axt «m ihre 55 Weisel gekommen sind, gleich den cesten Abend mit ihren nächsten besten Nachbarn vereinigt, wodurch man jedem daraus entstehen könnenden Nachtheile aus die leichteste und sicherste Weise vorbeugen kann. 20. Von der Weisellosigkeit. Ein Bienenstock kann aus verschiedenen Ursachen, und auf mancherlei Weise um seinen Weisel kommen. Denn entweder stirbt er vor Alter, oder büßet sein Leben durch andere Unglücksfälle ein. Ist bei seinem Tode noch junge Bienenbrut, das ist, Eier, oder ei¬ nige noch nicht über 3 oder 4 Tage alte Bienen¬ würmchen im Stocke vorhanden, so bringt sein Ver¬ lust keinen großen Nachthcil, weil sich die Bienen nach 14 oder 15 Lagen wieder einen neuen Weisel erbrü¬ ten ; ist aber die bei seinem Abgänge gegenwärtige Brut schon älter, was bei solchen Stocken öfters der Fall ist, wo der Weisel altershalber abstirbt, indem er gemeiniglich einige Tage vor seinem Tode aufhört echte Bienenbrut einzufctzen, so formiren sich zwar die Bienen aus derselben auch noch einen Weisel, der je¬ doch nicht mehr vollkommen ausgebildet werden kann, wcßwegen er auch nur ein Aftcrweiscl ist, und höch¬ stens die Fähigkeit erlangt Drohncnbrut zu erzeugen, in welchem Falle jeder Bienenstock zu Grunde gehen 5ti muß, wenn man -hm statt dieses nicht bald wieder einen andern echten Weisel verschafft, oder den Stock mit einem andern vereinigt; wobei aber wohl zu be¬ obachten ist, daß der Aster- oder Drohnenweisel einen Tag eher aus dein Stocke entfernet werden muß, als man ihm den echten gibt, oder den Stock mit einem andern vereinigt, weil die Bienen nur dann erst einen fremden Weisel annchmcn, wenn sie einmal überzeugt sind, daß sie ihren bisherigen Weisel verloren haben. Eigentlich gibt cs viererlei Afterweisel. ' Denn entweder hort der Weisel seines hohen Alters wegen auf echte Bienenbrut anzusetzen, oder wird er durch ciue im Zweikampfe mit einem Nebenbuhler zur Tütcns- odcr Singenszcit bei der Verfolgung im Stocke er¬ haltenen Verwundung dazu untauglich, oder ist er beim Mangel jüngerer Brut im Stocke aus einem schon zu alten Bienenwurm entstanden, folglich wegen seiner unvollkommenen Lcibesbildung nie fähig gewor¬ den echte Bicnenbrut zu erzeugen; endlich kann sich auch der Fall ergeben, daß beim Absterbcn eines Droh- ncnweisels nur noch Drohnenbrut im Stocke vorhan¬ den ist, aus welcher sich die Bienen durch Vergröße¬ rung einer Drohnenzellc, oder durch Uebertragung ei¬ nes Drohncneies in eine Weiselwiege, oder in einen sogenannten Wciselzapsen auch wieder einen Weisel sormireu, der sich aber von einer gemeinen Drohne nur durch seinen etwas längen, Hinterleib unterfchci- 57 det, und da er des männlichen Geschlechtes ist, nie¬ mals eine Brut erzeugen kann. Ob nun ein solcher Weisel gleich nichts anders als eine Drohne ist, so nehmen die Bienen so lange, als er sich unter ihnen befindet, doch keinen andern Weisel an, weil sie seine Unfähigkeit ihr Geschlecht vermehren zu können durch ihren Instinkt eben so wenig wissen , als die Untaug- lichkcit eines andern Aftcrweisels. Stirbt aber der Weisel in den Wintcrmonaten, wo sich gar keine Brut im Stocke befindet, so bleibt ein solcher Stock ganz weisellos, weil die Bienen bei einem solchen Zustande nicht einmal einen Afterweisel zu erzeugen im Stande sind. Denn die Meinung, daß die Bienen zur Zeit ihrer Wcisellosigkeit auch Eier legen, und wenigstens Drohnenbrut erzeugen können, ist irrig. Daher ereignet sich die Weisellosigkeit am öftesten im Winter; welcher Fall aber mcistentheils den gänzlichen Untergang eines solchen Stockes zur Folge hat, indem die Bienen beim Verluste des Wei¬ sels sogleich anfangen sich im Stocke zu bewegen, hin und her zu laufen, und ein sehr starkes Summen zu erregen, so, daß sie gemeiniglich ersticken, wenn man ihnen das Flugloch mcht bald öffnet, und Luft genug verschafft. Weswegen man seine Bienen in ihrem Win¬ terquartiere immer sorgfältig beobachten, und sie öfters unterfuchcn soll. 58 Ob nun ein Bienenstock einen echten, oder nur einen Drohnenweiscl habe, kann ein obachtsamer Bie¬ nenwärter leicht erkennen. Denn bei einem solchen Bienenstöcke nimmt die Zahl der Arbeitsbienen täg¬ lich mehr ab; die Drohnen hingegen vermehren sich immer stärker, so daß zuleßt das ganze Bienenvolk fast aus lauter Drohnen besteht, und, wenn der Droh- nenmeisel noch ziemlich fruchtbar ist, so legt er end¬ lich auch in die gemeinen Bienenzellcn Drohneneicr, wovon dw Drohnen viel kleiner sind, als jene von den gewöhnlichen Drohnenzellen. Die weisellosen Stöcke nehmen jeden Weisel oh¬ ne Unterschied an. Nur die so genannten Singer¬ schwärme, wenn sie die Weisel bei ihrer Sömmerung verlieren, wollen sich mit jüngern Weiseln, als die ihrigen waren, nicht begnügen. Daher ist bei solchen jungen Schwärmen, bei welchen die Weisel noch eher in Verlust gerathen, als dieselben Brut einlegen konn¬ ten, kein anderes Mittel, als sie entweder mit an¬ dern zu vereinigen, oder wieder auf ihre Mutterstäm¬ me zurück zu treiben. Hat aber ein Stock nur einen fehlerhaften Wei¬ sel, weßwegen er gewöhnlich weisfellos zu seyn scheint, und man gibt ihm in diesem Zustande einen andern Weisel, so ergreifen die Bienen denselben augenblick¬ lich, und tödtcn ihn entweder auf der Stelle, oder jagen ihn, nachdem sie ihn eine Zeit lang verfolgt 59 haben, wieder beim Fluglochs heraus, bei welcher Mi߬ handlung er seine wehemüthige Schmerzensstimme öf¬ ters hören läßt. Aus dieser Ursache soll man solchen Stöcken, von denen, man noch nicht ganz überzeugt ist, ob sie wirklich keine, oder nur kranke Weisel haben, die Weisel nicht gleich srci sondern nur in den Weisel- käfichen hinein geben, damit man sich eher überzeu¬ gen könne, ob die Bienen bereitwillig sind oder nicht dieselben anzunehmen. Nachdem ein ordentlicher Weisel, welcher aus einem Biencneie erbrütet wird, erst den 20. oder 21. Tag aus seiner Wiege, odkr Geburtszelle kriecht (aus einem schon ^bereits vorhandenen Bienenwürmchen aber geschieht dieses nm einige Tage früher) und von die¬ sem Zeiträume, während ec schwärmet, und sich söm- mert, gemeiniglich noch 9 oder 10 Lage vergehen, bis er die Fähigkeit erlangt Brut anzusetzen, welche auch wieder erst nach 20, oder 21 Tagen ihre Vol¬ lendung erreichtes- entvölkern sich solche Stöcke, die den Verlust,,ihrer,-ßltG. VUses erst durch das Ausbrü¬ ten junger Mutterbienen wieder ersetzen müssen, zu stark, als daß ,sie sich im nämlichen Jahre noch erhöh¬ ten könnten., Mglich ist es, Falls inan keine vorrg- Lhige Woiseh,im der. Bereitschaft hat, immer rathsamcr weise,kos gewordene Stöcke mit andern zu vereinigen, -tu-richck) , löst» )?.-!'»> tzu nw. a , ' — 00 — als sie cest selbst wieder aus ihrer Brut junge Weisel erbrüten zu lassen. §. 21. Von den Krankheiten der Bienen. Die Bienen sind nicht so wie andere Thiere ver¬ schiedenen Krankheiten unterworfen; ihre Lebenszeit ist ohnehin von kurzer Dauer. -Es sterben die meisten an Altersschwache, durch Hungersnoth, oder aber durch ihre vielen Feinde, die ihnen bei ihrer Beschäftigung anher dem Stocke mit Lüsternheit nach dem Leben streben, und sie beim Einsammeln von den Blumen weg schnappen, oder im Fluge auffangcn, und mit großer Freßlust verschlingen, so, daß nur wenige außer der Winterszeit eines natürlichen Todes sterben. Man liest zwar in manchen Bienenbüchern von Mehreren Krankheiten, denen, auch die Bienen unterlie¬ gen sollen, als von der Toll- und Hörner-Krankheit, von der Ruhr, und von der FaMbrut. Die erste soll von einer boshaften Giftmischerei herrühren - wodurch die armen Bienen, diese so nützlichen, und unschuldi¬ gen Geschöpfe gleichsam in einer Tollheit, oder- Ra¬ serei ein schmerzliches Lebensende nehmen müssen. Die so genannte Hörner- odtt? Büschel - Krank¬ heit ist von keiner Bedeutung; sie ist nur in manchen Jahren, wenn cs viele Honigthaue gibt, zur Schwär- 61 menzeit bei einigen Bienen sichtbar, nämlich, es wach¬ sen manchen Bienen am Kopfe zwischen den Fühlhör¬ nern einige feine einem kleinen Sträußchen ähnliche Fäden hervor, worin eine gelbe Feuchtigkeit enthalten scyn soll. Wenn nun die Bienen beim Honigsammeln die Köpfe in die Blumenkelche stecken, so hängt sich der Blumenstaub an dieses Sträußchen, und bekommt das Ansehen, als wenn sich die Biene selbst der Zier¬ de halber ein Büschchcn auf den Kopf gesetzt hätte. Da dieses den Bienen bei ihren verschiedenen Verrich¬ tungen gar nicht hinderlich, viel weniger schädlich ist, so soll man es nicht einmal eine Krankheit nennen, indem dieser straußartige Ausschlag oder Auswuchs entweder selbst wieder ohne weitere Folgen vergeht, oder von den Bienen abgcrißen wird. Die Ruhr soll etwa auch von einem ungesunden Futterhonig, oder vielmehr von der durch das zu lan¬ ge Zurückhalten der Bienen in ihren Winterquartie¬ ren entstehenden der Gesundheit schädlichen Luft Her¬ kommen ; die aber durch Verschaffung der frischen Lust, und durch eine Portion von reinem Honig gleich wie¬ der gehoben werden kann. Ganz anders aber verhält es sich mit der Faul¬ brut; diese ist wohl von großer Wichtigkeit; durch sie können ganze Bienenstöcke zu Grunde gehen, wenn man dabei nicht zeitlich genug die erforderlichen Ma߬ regel dagegen ergreift, und dem liebel abhilst. 62 Diese entsteht durch den.Genuß eines ungesunden Futterhonigs, oder durch ditz Erkältung der Brut im Stocke. Manche Bienenzüchter pflegen Wein, oder andere geistige Getränke unter den Futterhonig zu mi¬ schen um, wie sie sagen, .den Bienen, mehr Muth ge¬ gen die Raubbienen einzuflößen.. Sie sind'daher selbst die Ursache dieses.. Uebels, indem ein solcher Honig den Bienen zwar. uuschädUch, aber, für Vdie Brut, wenn sie damit genährt wird, jederzeit tödtlich ist. Oft geschieht es auch , daß. nach einem erfolgten Schwarm gleich ein kaltes.Wetter eintritt, wodurch die im Stocke zurückgebliebenen Bienen gezwungen wer¬ den sich mehr zusammen zu ziehen , und die sich an den äußersten Enden den Wachsrosen befindliche Brut der Erkältung zu überlassen, besonders, wenn der Schwarm den ganzen vorräthigen Honig aus dem Stocke mit sich genommen hat, und man den Stock zu füttern unterläßt ; weßipegen die Bienen eines sol¬ chen Stockes, immer stiller, muthlpscr- und schwächer werden , folglich die für die Brut erforderliche Wärme nicht mehr erhalten können, in welchem traurigen Falle die Brut vor Kälte und Hunger abstirbt, und endlich faul und stinkend wird- Anfangs so lange sich die Faulhrut nicht im ganzen Stocke verbreitet hat, wenden die Bienen alle Mühe an, sich von derselben wieder zu entledigen, und die damit angesteckten Zellen zu reinigen. Aus dieser Ur- 65 fache findet man gewöhnlich durch einige Zeit jeden Morgen außerhalb auf dem Flugbrete eines faulbrüti- gen Stockes einen braunen stinkenden, dem Geschmeiße der Käfer ähnlichen Unrath, welchen die Bienen durch die Nacht heraus tragen, und allda liegen lassen, weil sie ihn nicht gern wieder anrühren. Ein obachtfamer Bienenwärter kann daher schon aus diesem Zeichen die sichere Faulbrütigkeit eines solchen Bienenstockes auch ohne weitere Untersuchung wahrnehmen. Uebrigens erkennt man einen faulbrütigen Stock auch eben so leicht, als einen weiscllofen aus. seinem nachläßigen und traurigen Fluge, und aus dem stin¬ kenden Lodtengeruche der Bruttafeln, von welchen die Deckel der faulbrütigen Bienenzcllen nicht so wie bei der echten Brut erhoben, sondern eingebogen, und in der Mitte meistentheils aufgebissen sind. Die darin enthaltene Brut sieht wie eine braune Materie aus, welche den armen Bienen sehr widerwärtig seyn muß, weil sie dieselbe, wenn sie einmal stinkend wird, gar nicht mehr anrühren wollen. Die Krankheit der Faulbrut ist so epidemisch, daß, wenn in einem Stocke Anfangs nur eine, oder zwei solche faulbrütige Zellen sind, auch die übrigen nach und nach davon angesteckt werden, bis die meiste Brut stinkend, und den Bienen so unausstehlich wird, daß sic lieber den ganzen vorräthigen Honig, und die or noch gesunde Brut im Stocke erlassen und ausziehen, als daß sie in diesem Gestaute leben wurden. Daher ist bei einem faulbrütigen Stocke kein an¬ deres Mittel, als denselben so bald als möglich zu übertreiben, und vom Bienenstände zu entfernen, da¬ mit keine andere Biene dazu komme, und von dicfem Honig verkoste, weil er für die Biencnbrut gleichsam ein Gift, und höchst ungesund, den Menschen hinge¬ gen ganz unschädlich ist. Selbst die teeren Wachsrosen aus einem solchen Stocke, und sogar das Holz, oder das Stroh von demselben sind ansteckend, darum man bei der Bienen¬ zucht von keinem mehr Gebrauch machen, sondern er¬ steres schmelzen, und letzteres verbrennen soll, wenn man sicher seyn will, daß sich das liebel der Faulbrut dadurch nicht weiter verbreite. Ja so gar die Stelle im Bienenhause, auf wel¬ cher sich der faulbrütige Stock befand, muß eher gut und rein abgewafchen werden, als man wieder einen andern Stock dahin stellt, weil fvnst der neue Schwarm auch wieder von diesem Uebcl angesteckt wird. Jedoch ist es nicht nöthig, wie manche behaupten wollen, die Bienen eines faulbrütigen Stockes mit gewißen Kräu¬ tern zu rauchen, oder zu baden. Es ist schon genug, wenn man die Bienen nur aus dein faulbrütigen in einen leeren Stock, in welchem sich gar keine leeren Wachssiaden befinden, übertreibt. Nur muß mau das 65 Uebertreiben faulbrütiger Bienenstöcke zur Zeit guter Weide vornehmen, weil sonst die übertriebenen Lie¬ nen in dem leeren Stocke nicht leicht verbleiben wollen. Verläßt nun ein faulbrütiger Schwarm entweder seinen alten Stock von selbst, oder zieht er aus dem neuen, in welchen man denselben übertrieben hat¬ te, wiederaus, so darf er auch im neuen Stocke nicht wieder auf seinen alten Platz kommen, sondern man muß ihn wie einen neuen Schwarm behandeln, und in der Bienenhütte auf einen andern Ort stellen. Uebrigens ist jede Arznei, wodurch sonst Men¬ schen und Thiere ihre verlohrne Gesundheit wieder er¬ langen, für das Bienengefchlecht ein wahres Gift, und für die Brut jederzeit tödtlich; daher gibt es für kranke und schwache Bienen kein anderes Hülfs- mittel als den natürlichen reinen Honig, dessen Ge¬ nuß sie von jeder Krankheit heilet, und von allem Uebel bewahret. In Noth- und Hungerszeiten bekommen die Bie¬ nen auch wie andere Thiere Läufe, die aber so klein find, daß man sie mit freien Augen nicht sehen kann; sie verlieren sich aber von selbst wieder, sobald eine bessere Weide eintritt, oder die Bienen ordentlich ge¬ füttert werden. 5 66 §. 22. Vom Füttern der Bienen. Der Vortheil der Bienenzucht hängt eigentlich von dein gehörigen Füttern derselben ab. Wer also seine Dienen bloß dem Schicksal überlaßt, und sie zur Zeit der Noth nicht füttert, dessen Bienenzucht kann unmöglich lange bestehen. Denn cs gibt Zei¬ ten , wo die Dienen außerhalb ihres Stockes gar keine Nahrung bekommen. So finden die Dienen, unge¬ achtet sie fleißig fliegen, und häufig Blumenstaub cin- tragen, vom Anfänge des Frühjahrs bis zur ersten Blüthe der Obstbäume nicht so viel Honig, daß sie davon leben könnten. Ist nun zu dieser Zeit im Stocke kein hinreichender Nahrungsvorrath mehr vorhanden, so muß man sie füttern, wenn man sie beim Leben erhalten will. Aber auch späterhin können oft die stärksten, und volkreichsten Stöcke vor Hunger ster¬ ben, wenn man sie bei einer eintrctenden Hungersnoth nur ihrem Schicksal überläßt. Oft erfolgen mehrere kalte Regentage auf einan¬ der, besonders in den Monaten Mai und Juni, oder es herrschet eine große Dürre, wie es meistens im Juli und August geschieht, wo es nicht allein keine Honigthaue mehr gibt, sondern wo lange anhaltende Nord- und Ostwinde noch den ganzen in den Rosen und Blumen enthaltenen Honigsaft austrocknen, daß die 67 armen Bienen bei allem ihren unermüdeten Fleiße doch nichts bekommen können. Da pflegen oft die besten Bienenstöcke, die am volkreichsten sind, und die meiste Brut haben, am ersten zu verhungern, weil sie zu ihrer Erhaltung verhältnißmaßig viel mehr Nahrung brauchen als andere schwächere. Wenn nun die Die¬ nen vor dem Monate Juli anfangen die Drohnen ab- zutreibcn, oder so gar die noch unzeirige Brut dersel¬ ben heraus zu reißen, so ist dieses schon ein Zeichen, daß die Weide bereits aufgehört hat, und die Hun- gersnoth vor der Thür ist. Da soll ein sorgsamer Bienenvater nicht länger säumen seine hungrigen Hausgenossen- vorzüglich jene, welche erst kürzlich zwei, oder mehrere Schwärme gegeben haben, mit der süßen Labung zu erquicken. Er wird dadurch nichts verlieren; sie werden ihm die¬ ses zur Zeit der Heidenblüthe reichlich wieder ersetzen. Denn, wer seine Bienen in der Noth fleißig füttert, der leihet ein Kapital gegen die größten Wucher- und Spekulations-Zinsen ans, die ihn bald zu einem rei¬ chen Bicnenkapitalisten machen können. Tritt gleich nach einem erfolgten Schwarm eine kalte Regenwoche ein, so muß der Schwarm am drit¬ ten Abend schon eine gute Portion Honig bekommen, wenn man ihn nicht verschmachten lassen will, und wünscht man das Ucbel der Faulbrut niemals zu er¬ leben, oder daß sich die Weisellosigkeit selten ereigne, 5 * 68 sv gebe man den ausgeschwärmten Mntterstöcken gleich den ersten Abend ein Tröglein voll Honig, weil der Schwarm gemeiniglich den ganzen im Stocke befindli¬ chen Vorrath für seine Erbsportion, welche bei einem starken Schwarm 10 bis 12 Pfund betragen kann, mit sich zu nehmen pflegt, um seine künftige neue Haushaltung desto leichter und beßer anfaugen zu können. 25. Vom Futterhonig, und wie die Bienen mit demselben gefüttert werden sollen. Zum Futterbonig muß man immer die schönsten, und reinsten Honigfladen, worin am wenigsten Blu¬ menstand, und keine Bienenbrut enthalten ist, nehmen. Am bequemsten zum Füttern, und am längsten haltbar wird er, wenn man ihn vom Wachse läutert, welches durch die Honigpresse, oder noch beßer auf folgende, Art geschehen kann: nämlich, in einem war¬ men finstern Zimmer oder Keller, wo es keine Flie¬ gen, oder Ameisen gibt, zerdrückt man die Houigfla- den in ein dazu bestimmtes Körbchen, und stellt unter dasselbe ein Gefäß, in welches der Honig abfließt, und nur die leeren Wachsträher zurück bleiben, welche man hernach noch auspressen, oder aus denselben Meth kochen, oder auch Essig machen kann. Dieses Ver- 69 fahren wird aber so lange wiederholt, bis man den ganzen Futterhonig erhalten hat, welcher endlich hart wie Schmalz wird, und mehrere Jahre gut bleibt, wenn man ihn nur in einem kühlen Keller ausbewahrt, und vor Mäusen oder Ameisen sichert. Der Honig von trocknen und warmen Sommern ist immer beßer und haltbarer, als jener von naßen und kalten Jahren. Beim Füttern thut man den 4. oder 5. Theis Wasser dazu, stellt denselben in einem neuen gut gla- sirten Topfe zum Feuer, rührt und mischt ihn mit einem Stäbchen so lange durch einander bis er ganz aufgelöst ist, und von den Bienen leicht genossen wer¬ den kann; worauf er auch lauwarm aber nie heiß in die Futtertröge gegossen, und den Bienen zum fröh¬ lichen Abendmahle gegeben wird. Man kann den Futterhvnig auch noch auf eine geschwindere und seichtere Art läutern, nämlich, wenn man die Honigfladen in einer Schüßel so lange im warmen Ofen stehen läßt, bis sie anfangen zu schmel¬ zen , worauf man dieselben mit den Händen zerquetscht, die Wachsträber davon so stark als möglich auspreßt, und den Honig durch einen dazu geeigneten Siebbo¬ den in das dafür bestimmte Geschirr ablaufcn läßt. Will man sich aber die Mühe ersparen den Ho¬ nig zu läutern, so kann man ihn den Bienen auch in den Fladen geben, den sie aber nicht so leicht, be- 70 sonders, wenn er schon alt und zuckerartig ist, ge¬ nießen können, als den geläuterten. Ein sorgfältiger Bienenvater wird sich aber im¬ mer mit einem Futterhonigsvorrathe von beiden Gat¬ tungen versehen, damit er seine Bienen zu allen Zei¬ ten , und bei allen Umständen zweckmäßig füttern kann. Denn ist man gezwungen die Bienen noch in ihren Winterquartieren zu füttern, so muß dieses nur in Fladen geschehen, weil sich die Bienen von dem ge¬ schmolzenen Honig zu voll anzusaufen, ihren durch den ganzen Winter zurück gehaltenen Unrath von sich zu geben, und den Stock inwendig zu verunreinigen pfle¬ gen. Geschieht es aber, daß die Bienen wegen der Kälte sich nicht aus ihrem Neste entfernen, und auf die ihnen aufgetischten Honigfladen gehen wollen, so soll man ihnen nur in einem Lröglein geschmolzenen Honig lauwarm geben, dann werden sie durch den Ge¬ ruch desselben gereiht sogleich zahlreich hervorkommen, und sich dabei wohl seyn lassen. In späterer Zeit bei wärmerer Witterung kann man füttern, mit was für Honig man will, so wer¬ den die Bienen jeden Abend ihre Portion aufzehren, oder den Honig in ihre Vorrathskammern tragen, und für die Zukunft aufbewahren. Füttert man in Fladen, so schneide man zu¬ vor mit einem scharfen Messer die Wachsdeckel, womit 71 die Honigzellen verspündet sind, alle auf, und stelle sie auf ein Bretchcn, in welches einige senkrecht ste¬ hende Stäbchen gebohrt seyn müssen, damit die Fla¬ den nicht umfallen, und schiebe dasselbe sammt dein Honig in den zu fütternden Dienenstock nur so nahe an die Wachsroseu desselben, daß die Bienen von jenen auf diese bequem herüber gehen, aber sie doch nicht an dieselben löthen können, so werden die Bienen den ganzen Honig daraus in ihre inner» Behaltniße übertragen, und für den Vorrath-ausbewahrcn, indem die Bienen mit ihren Nahrungsmitteln immer sparsam umgehen, und nur so viel davon verzehren als es die Nvth erfordert. Die leeren Wachssiaden aber soll man jeden Morgen wieder heraus nehmen, weil sie sonst die Bie¬ nen nicht nur an die Stäbchen zu befestigen, sondern auch an ihr Gewirke selbst anzubaueu pflegen. Die Bienen soll man, um nicht die Raubbienm herbei zu locken, nur Abends in der Dämmerung füt¬ tern, und den schwächern Stöcken damals das Flug¬ loch zumachen, bei den starken und volkreichen ist die¬ ses aber nicht rathsam zu thun, weil sie sich beim Honig zu sehr erhitzen, mit Gewalt heraus brechen wollen, und leicht ersticken können. Den bereits voll gebauten Stöcken kann man beim Füttern einen leeren Aussatz geben, um das Fut- terkästchcn hinein stellen zu können. Die Bienen ric- 72 chen den Honig, besonders, wenn man ihnen denselben lauwarm gibt, kommen, sobald man ihnen den Zu¬ gang dazu öffnet, so gleich herauf, und tragen ihn in ihren Stock hinab. Oder man stellt ihnen den lauwarmen Honig nur vor das Flugloch, so werden sie durch dessen Geruch gereiht bald zahlreich hervor kommen, den Honig als ein für sie bereitetes Abendmahl betrach¬ ten , und sich dabei gemeinschaftlich traktireu. Sollten sie sich aber hierdurch in ihrer nächtlichen Ruhe jedoch nicht stören lassen, und auf diese Einladung nicht erschei¬ nen wollen, so darf man nur mit dem Finger ein wenig au das Flugloch pochen, so werden sie zwar mit ei¬ nem gewißen Unwillen heraus kommen, aber beim Anblicke dieses köstlichen Nachtmahls alles wieder gern verzeihen, und sich damit recht fröhlich und gutmüthig unterhalten. Mit Zucker, Syrup, Malz, Meth, oder an¬ dern süßen Sachen welche in manchen Bienenbüchern als vortreffliche Fütterungsmittel empfohlen werden, soll man seine Bienen außer un äußersten Nothfalle niemals füttern, weil alle diese ungewöhnlichen Spei¬ sen der jungen Brut jederzeit schädlich sind, und mei- stcntheils Faulbrut verursachen. Tritt nun ein solcher Nothfall ein, daß man seine Bienen nicht anders als durch künstliche Nahrungsmittel, von welchen der Obst-- syrup, und insbesondere der Saft von süßen Birnen, 73 und der eingekochte Traubenmost mit Zucker, und Ho¬ nig vermischt noch vor allen andern den Vorzug ver¬ dienen, erhalten kann, so soll man dieselben bei ein¬ tretender Weide, das ist, zur Zeit der ersten Obstbliithe genau untersuchen, ob sie dadurch nicht faulbrütig geworden sind, in welchem Falle man sie unverzüglich in leere Stöcke übertreiben muß, weil man sie auf keine Weise mit andern gesunden Stöcken vereinigen darf, indem sie sonst dieselben durch den mit sich ge¬ nommenen infizirten Honig auch anstecken würden. Will man es aber jedoch thun, so übertreibe man die Bie¬ nen des faulbrütigen Stammes zuerst in einen leeren Stock, ans welchem man sie alsdann nach 24 Stun¬ den ohne allen Anstand wieder mit andern vereinigen kann, besonders, wenn man ihnen noch zuvor eine gute Portion reinen Futterhonigs gegeben hat. Ein gewöhnlicher Bienenstock von 15000 Bienen bedarf zu seiner Winternahrung in der Bienenhütte wenigstens 15 Pfund Honig; in einem ordentlichen Bienenhause, oder in einem ungeheitzten temperirten Zimmer von immer gleicher Wärme hingegen verzehrt er kaum die Hälfte davon. Das öffentliche Füttern aller Bienenstöcke beim warmen Sonnenschein in der Nähe des Bienenhauses ist nicht allgemein zu empfehlen, weil sich die ver¬ schiedenen Bienen zu stark unter einander beißen, und zu viele dabei zu Grunde gehen. 74 In der äußersten Hungersnoth, wie es ost im März und April geschieht, greifen die Bienen sogar die Brut an , und reißen dieselbe aus ihren Brutzellen um sie zu verzehren. Bemerkt man nun bei einem oder andern Stocke, daß die Bienen häufig noch un¬ zeitige weiße Brut heraustragen, so ist cs schon die letzte Zeit sie zu füttern, und vom Tode zu retten. Vor Hunger schwache, und ermattete, oder bereits schon 24 oder 30 Stunden erstarrte Bienen kann man mit lauwarmen Honig, worunter man jedoch keinen Wein, oder andere stärkende Arzneimittel mengen darf, wieder lebendig und gesund machen. Nur muß man ihnen die erforderliche Wärme zu ihrer Wiederaufle- bung verschaffen; wobei aber wohl zu merken ist, daß man vor Hunger und Kälte erstarrte Bienen eben so wenig als andere erfrorne Lhiere oder Menschen aus der Kälte gleich zum warmen Ofen bringen darf, sondern man muß sie nur durch eine langsame, und allmählige Erwärmung wieder zu beleben trachten , wenn man sie vollkommen gesund erhalten will. So findet man oft im Frühjahre bei noch rauher Witterung Abends nach dem Sonnenuntergänge viele meistentheils mit Blumenstaub beladene vor Kälte er¬ starrte Bienen, die ihre Heimath nicht mehr erreichen konnten, sondern aus Mattigkeit vor der Biencnhütte auf den Boden fielen, und allda liegen bleiben mu߬ te«. Solche Bienen soll man so viel als möglich 75 sammeln, besonders, wenn sie in den Schnee gefallen sind, sie durch die Nacht IM Bienenhause, oder an einem andern kühlen Orte aufbewahren, und den an¬ dern Tag beim warmen Sonnenschein vor der Bienen¬ hütte auf ein Bret legen, so werden sie durch die Sonnenwärme fast alle wieder aufleben, und auf ihre Stöcke fliegen. Sollte aber an diesem Tage die Sonne nicht scheinen, und die Bienen vor Kälte nicht fliegen können, so schütte man solche in ein Glas, oder in ein anderes Geschirr, lasse sie erst gegen Abend durch die Wärme im Zimmer wieder lebendig werden, thue sie hierauf in einen am Volke schwächern Bienenstock sammt einer Portion Honig, so werden sie sich bei diesem Abendfchmausc mit den Bienen dieses Stockes gutmüthig und freundlich vereinigen. Erzürnte Bienen kann man durch Vorsehung eines lanwarmen Honigs, den sie sogleich riechen am leich¬ testen und geschwindesten wieder besänftigen. 24. Von den Fnttertrögen. Die Futtertrögc können von verschiedener Form nnd Größe scyn. Die ich habe, sind gewöhnlich 7 oder 8 Zoll lang, 3 oder 4 breit, und wenigstens 1 Zoll tief, wovon ein jeder mit einem aus einem Sicbboden geschnittenen und genau darein passenden Deckel, wel- 76 cher auf dem Honig schwimmt, versehen ist, damit die Lienen aus demselben bequem herum gehen, und durch dessen Locher den ganzen Honig austrinken können, ohne sich damit zu beschmieren, oder gar darin zu ersaufen,' was sonst öfters geschieht, besonders, wenn die Bienen auf einmal hinein dringen. Die Futtergeschirre müssen jeden Morgen, sie mö¬ gen leer oder noch voll seyn, wieder heraus genommen werden, weil sie sonst die Raubbienen beim Tage rie¬ chen und dadurch diesen Stöcken sehr viel zu schassen geben, 25. Von den ZTnubbienen. Die Naubbieuen sind keine besondere Bienengat¬ tung , sondern oft von dem nämlichen Bienenstände, meistentheils aber aus den benachbarten Bienenhäusern, ob sie schon etwas schwärzer sind, als die übrigen Bie¬ nen, welches daher kommt, weil sie eilends wie die Diebe in die Honigzellen der fremden Bienen schlüpfen, sich dabei die Haare am Leibe abstossen, und mit dem darin befindlichen Honig beschmieren. Man erkennt sie schon an ihrem schnelleren Fluge. Wenn sie sich dem Flugloche eines fremden Stockes nähern, so setzen sie sich nicht so arglos und unbekümmert auf das Flug- bret, wie die andern Bienen, srndern sie stiegen an- 77 folglich ganz schüchtern, und behuthsam gegen das Flugloch, entfernen sich aber geschwind wieder, so bald ihnen eine andere Biene näher kömmt. Sie bezeigen sich auch ganz freundlich, und thun, als wenn sie eine Bekanntschaft mit den Bienen des zu beraubenden Stockes machen wollten; begegnen ihnen nun diese auch freundlich, oder doch gleichgültig, und widersetzen sich denselben nicht, wie es gemeiniglich bei weifellosen, fanlbrütigen, oder sonst fehlerhaften Stö¬ cken der Fall ist, so schlüpfen sie beim Fluglochs hin¬ ein , saugen sich im Stocke voll Honig an, eilen damit so geschwind als möglich nach Hause, und kommen gleich mit mehreren andern so zahlreich wieder, daß sie im Stande sind, in kurzer Zeit die schwersten und honigreichsten Stöcke zu Grunde zu richten, weil sich solche Lienen, welche nun einmal durch die Ueber- macht der Räuber überwunden werden, zuletzt gar nicht mehr wehren, sondern es gemeinschaftlich mit den Räubern halten, und endlich auch mit ihnem fort ziehen. Den Stock, auf welchen die Räuber gehen, er¬ kennt man aus seinem ungewöhnlich geschwinden Flu¬ ge, und lallen Gesänge der aus- und eineilenden Bienen. Man braucht nur Obacht zu geben, wohin sie ihren Zug nehmen, oder von welcher Seite sie Herkommen, so kann man den raubenden Stock auch bald entdecken, indem sie auch aus diesem eben so 76 schnell, obgleich nicht allzeit so zahlreich wie aus jenem ! aus- und einfliegen. Am sichersten aber entdeckt man den Räuber, wenn man das Flugloch des beraubten Stockes auf einige Minuten, und zwar so lange zu¬ macht, bis sich Mehrere Raubbicnen auf dem Flug- s brete versammelt haben, auf welche man alsdann eine Handvoll Asche streut, wodurch sie von derselben weiß, ' und von andern kennbar werden; und, da sie durch dieses Bestreuen erschrecken, so fliegen sie augenblick¬ lich auf, und eilen nach ihren Wohnungen; wo man also nur Obacht geben kann , in welche Stöcke sie hin- einziehen, aus jenen sind sie auch auf den Raub aus¬ gegangen. Wird nun ein Bienenstock von den Raubbienen überwunden, fo mache man ihm das Flugloch eilends zu, lasse ihn einige Minuten, und zwar so lange so ste¬ hen, bis das Flugbret desselben ganz voll von den hineingehen wollenden Raubbienen wird; alsdann be¬ gieße man diese auf dem Flugbrete herum laufenden Bienen mit kaltem Wasser, so werden sie dadurch auf¬ geschreckt, und sich schnell davon machen; worauf man das Flugloch wieder öffnen, und so lange offen stehen lassen kann, bis die meisten sich noch im Stocke be¬ findlichen Raubbienen aus demselben geflogen, und wieder andere zurückgekommen sind um noch hinein zu gehen; wo man das Flugloch abermals zumachen, und die sich auf dem Flugbrete neuerdings versammelnden 79 Raubbienen, wieder wie vorhin mit Wasser begießen, und dieses so lange wiederholen soll, bis die sammt- lichen Naubbicnen aus dem Stocke geflogen sind; wor¬ auf der Stock zugemacht, so gleich vom Bienenhause entfernet, und erst Abends mit seinem nächsten besten Nachbar vereinigt werden muß; oder man kann ihn, wenn er noch Volk genug, und einen Weisel hat, welches aber bei beraubten Bienenstöcken selten der Fall ist, auf einige Tage, bis die raubenden Bienen auf das Rauben vergessen haben, in eine andere wenig¬ stens eine halbe Stunde weit entfernte Gegend, wo¬ hin ihm dieselben nicht mehr nachgehen werden, über¬ tragen. Um aber das Rauben so viel als möglich zu vermeiden soll man niemals weisellvse, faulbriitigc, oder sonst fehlerhafte, sondern immer gesunde, starke, und volkreiche Stöcke zu haben trachten, sie nie Hun¬ ger leiden lassen, und ihnen zur Zeit der Roth, wo cs keine Weide für sie mehr gibt, als vom ersten Frühjahre bis zur Obstbliithe, und nach dem Heiden- blühcn im Herbste, wie auch bei großer Dürre, und lange anhaltenden Nordwinden, die Fluglöcher kleiner machen, so wird man sich vor den Naubbienen nicht viel zu fürchten haben. Das Verwechseln der Stöcke, das ist, den be¬ raubten an die Stelle des raubenden, und diesen auf den Platz desselben zu stellen nützt selten etwas. 80 Fremde Raubbienen mit Gift oder durch andere schädliche Mittel zu tödten ist weder. erlaubt, noch billig und recht. 26. Von den Feinden der Bienen^ Die Bienen haben auch ihre Feinde, wie alle übrigen Thiere. Am meisten stellen ihnen jene Vögel, die sich sonst von Insekten zu ernähren pflegen, nach dem Leben, und zwar sind unter diesen die Dorndre¬ her die ärgsten. Diese pflegen sich in der Nähe der Bienenhäuser aufzuhalten, und leben größtentheils nur von Bienen. Nach diesen sind die - Sperlinge oder Spatzen am gefährlichsten, weil es derselben auch am meisten gibt. Die Steinröthel, die Roth- schwänzchen, und noch andere derlei Lustbewohner sind auch große Liebhaber von dem süßen Bienenfleische; jedoch thut man den Schwalben und Bachstelzen Un¬ recht, wenn man sie für die größten Bienendiebe hält, weil sich diese meistens nur von Fliegen und Mücken erhalten, und die Bienen wenig oder gar nicht achten. Unter dein Bienengeschlechte sind die Horniste für sie die größten und gefährlichsten Feinde. Diese fangen die Bienen im Fluge auf, oder ergreifen sie auf dem Flugbrete, zerfleischen und fressen sie auf der Stelle, oder tragen sie davon. Man soll sich 81 alle Mühe geben sie so viel als möglich zu tödten, besonders aber ihre Nester aufzusuchen, und sie mit Feuer und siedendem Wasser zu vertilgen. Die Wespen sind zwar auch ungebetene Gäste,, und oft sehr zudringlich, besonders zur Herbstzcit bei kühler Witterung, wo die Fluglöcher nicht mehr be¬ seht sind; sie suchen aber meistens nur den Honig auf, welcher, ihne^i beßer als das Biencnfleisch zu be¬ hagen scheint« ' , Auch die Ameisen und Spinnen kann man mit Recht unter die Bienenfeinde zahlen. Von den erstem soll man die in der Nähe des Bienenstandes befind¬ lichen Nester zu zerstören, und sie auf alle mögliche Weise zu vertilgen, die letztem aber aufzufangcn, und todt zu schlagen trachten, welches Abends in der Däm¬ merung, da sie aus ihren Schlupfwinkeln hervor zu kommen, und ihre beim Lage beschädigten und zerris¬ senen Netze wieder auszubeßern pflegen, am sichersten geschehen kann. Eben so sind auch der Ohrenwurm, die Eidechse, und die Kröte große Liebhaber von den Bienen; sie begnügen sich aber bloß mit den Todten, und sind für die Lebendigen gar nicht gefährlich. Endlich muß man die Bienen auch besonders zur Winterszeit und vorzüglich in solchen Gegenden, die in der Nähe großer Waldungen liegen, -gegen die Mäuse, Ratten, Iltisse, Marder/ und selbst gegen 6 — 82 — die Bären, welche schon öfters in einer Nacht mehrere Bienenstöcke zerrissen, und zu Grunde gerichtet ha¬ ben, in Verwahrung bringen. §. 27. Voir den vorzüglichsten Pflanzen nnd Ge¬ wächsen, von welchen die Bienen gröstten- theils den Honig sammeln« Obschon die Dienen viel Honig von dem Honig- oder Mehlthau, den sie in manchen Jahren in den Sommermonaten beim besonders dunstigen, und schwii- ligen Wetter auf den Blattern gewißer Bäume, vor¬ züglich solcher, worauf es viele Blattläuse gibt, auf- zuleckcn pflegen, bekommen; so erhalten sie doch den meisten Honig von den mannigfaltigen Blumen, und verschiedenen Blüthen, Unter welchen letzter« der Hei¬ den, oder das so genannte Heidekorn, von einigen auch Buchweizen genannt, den größten Vorzug hat. In jenen Gegenden, wo diese Frucht häufig angebaut wird, gewinnen die Bienen, wenn zur Zeit ihrer Blüthe günstige Witterung eintritt, und einige Zeit anhält, ungemein viel Honig, so, daß man ihnen zu dieser Zeit oft zwei oder drei Aufsätze geben muß, oder sie auch zwei oder mehrmal in leere Stöcke über¬ treiben kann, und daß sie doch nach allem diesem für die Zucht wieder gut bleiben. 83 Die verschiedenen Schottenfrüchte, als die Boh¬ nen, Erbsen, Wicken, so wie auch der Senf, der Rübsamen, der Salbei re., der Lavendel und a. m. sind für die Bienen sehr gut, und überhaupt geben ihnen alle blühenden Gartenfrüchte mit Ausnahme der Kartoffeln viel Honig. Eben so sind auch alle Klee¬ gattungen honigreich; vorzüglich aber besuchen die Bienen den weißen Klee am meisten. Die mannigfaltigen Blumen und Rosen der Flu¬ ren und Wiesen, geben nach Verschiedenheit mehr oder weniger Honig; jedoch ziehen die Bienen die trockenen Bergwiesen den nassen und sumpfigen weit vor. Das wilde Heidekraut, welches vom ersten Früh¬ linge bis in den spaten Herbst immer fort blühet, ist in solchen Gegenden, wo es häufig wächst, den Bie¬ nen ungemein zuträglich. Von dem Thymian und Duendcl, bekommen sie den angenehmsten und wohlriechendsten Honig, so wie von der Palmwcide, von der Felber-, Kornetten- und Haselstaude die erste Erguickung im Frühjahre. Auf der Blüthe des Weiß- und Kreuzdorns, des Brombeer-, Himbeer- und Stachelbeerstrauches, wie auch des Vogelbeerbaumcs, und mehrerer anderer blühenden Hecken und Gesträuche, finden die Bienen sehr viele Nahrung. Von den verschiedenen Garten- und Frucktbäu- men, von deren Blüthen die Bienen den meisten Ho- o L — nig zu sammeln Pflegen, sind die Kirschen- rind Aepfel-, dann alle Pflaumen- und Birnbäume die vorzüglich¬ sten wozu auch noch die Quitten und Mispeln gehören. Unter den Waldbäumen behauptet die unschätz¬ bare Linde mit ihrer wohlriechenden, und für verschie¬ dene Krankheiten so heilsamen Blüthe den ersten Rang. Diese wird von den Bienen sehr geliebet, und vom frühesten Morgen bis zum spätesten Abend gleichsam schwarmweise besucht, wodurch viele Bienenzüchter auf den Irrwahn gerathen sind, daß die Bienen so gar über die Nacht darauf bleiben, und dadurch viele zu Grunde gehen sollen. Aus welcher Ursache sie be¬ haupten wollen, daß die Linden der Bienenzucht schäd¬ lich seyn müssen, was aber gewiß nicht wahr ist, weil ich vom Gegentheile ganz überzeugt bin, indem ich das häufige Schwärmen meiner Bienen, und überhaupt das so gute Gedeihen derselben größtentheils den vie¬ len Linden zu verdanken habe. Nach der Linde verdient der vortreffliche Kasta- nienbaum schon darum den ersten Vorzug, weil dieser Baum zu einer Zeit blühet, wo fast alle übrige Bie- nenwelde gänzlich aufgehört hat, und so den Bienen in dieser Zeitperiode ungemein willkommen ist. Auch die Esche liefert eine vorzügliche Vienen- nahrung, und es ist nur Schade, daß sie nicht alle Jahre ihre Blüthe hat. 85 Uebrigens befinden sich die Bienen in der Nähe von Lannen- und Fichtenwaldungen auch sehr gut, und es wäre zu wünschen, daß man in manchen Ge¬ genden die so beträchtlichen Buchen-, Eichen- und Bir¬ kenwälder nach und nach in Lannen-, Fichten-, Ka¬ stanien- und Lindenwaldungen umschaffen mochte. Wie viel könnte die Bienenzucht dadurch nicht gewinnen! — Besonders wäre es für die Bienen ein vorzüglicher Nüßen, wenn man die sonst öden, unfruchtbaren und kahlen Plätze mit Roßkastanien, welche auch auf dem magersten Boden gut fortkommen, und einen schnellen Wuchs haben, so viel als möglich bepflanzen würde. 28. Von einigen vorzüglichen Grundsätze», und besonder» Fällen bei der Bienenzucht. Ein besonderer Vortheil, und das vorzüglichste Mittel seine Bienen im besten Wohlstände zu erhal¬ ten, das gute Gedeihen, und die erwünschte Aufnah¬ me derselben möglichst zu befördern besteht hauptsächlich im fleißigen Füttern derselben. Durch eine kleine Portion Honig besonders zu einer Zeit, wo sie wegen ungünstiger Witterung außer dem Stocke keine Wei¬ de haben, wird man ihren Fleiß ungemein befördern, und sie außerordentlich fröhlich und muthig machen, so, daß solche Stöcke,' die zu Zeiten der Noth öfterr 86 eine kleine Labung erhalten, die übrigen, wenn sie sonst auch keine Hungersnot!) leiden, in ihrem Fort¬ kommen weit übertreffen, und gewiß noch einmal so großen Nutzen bringen, als die, welche gar nicht ge¬ füttert, sondern bloß ihrem Schicksale überlassen wer¬ den. Darum soll man auf jeden Bienenstock, wenn er auch einen hinreichenden, oder gar überflüssigen Honigvorrath besitzt, wenigstens 4 oder 5 Pfund Fut¬ terhonig verwenden, dann müssen die Bienen auch in den sonst schlechtesten Bicnenjahren doch gut fortkom¬ men und häufig schwärmen, wenn sie anders auch mit jungen Weiseln versehen sind, indem ein über 3 oder 4 Jahre alter Weisel für die Zucht nicht mehr tau- gct- Ein vorsichtiger Bienenzüchter wird daher immer einige Centner Futterhonig, den er sich in guten und honigreichen Bienenjahrcn um geringe Preise beischaf¬ fen, und mit gehöriger Sorgfalt für mehrere Jahre aufbewahren kann, vorräthig haben, damit er seine Bienen auch in Mißjahren, und zu allen.HungcrS- zeitcn ordentlich füttern, und im guten Wohlstände erhalten kann. Denn in Mißjahren ist das fleißige Füttern der Bienen, und das Vereinigen der schwächern, und mit¬ telmäßigen Stocke mit einander das einzige Mittel, dieselben beim Leben zu erhalten- 87 Uebrigens darf man bei der Honigcrntc niemals zu geizig seyn, soiiderii man nehme den Lienen lieber zu wenig, als zu viel von ihrem entbehrlichen Honig- vorrathe. Beim Ankäufe der Bienen trachte man immer die schwersten und volkreichsten Stöcke, wenn sie auch theucrer sind, als die übrigen, zu bekommen; beim verkaufen hingegen soll man die geringsten und schwä-- chestcn anzubringen suchen, indem sie den Käufern, welche sie gemeiniglich in bcßere Wcidegegenden über¬ liefern, doch noch Yen erwünschten Ruhen bringen können, Diejenigen Stöcke, welche sich im Frühjahre recht zeitlich, und sehr häufig sömmern, sind gemei¬ niglich die besten, weil sie gesunde und fruchtbare Weisel haben, Das sogenannte Sömmern geschieht beim ersten Ausfluge der jungen Bienen, welche in den Mittagsstunden gewöhnlich nach einander auf das Flugbrct heraus kommen, auf demselben einige Mal hin und her laufen, und sich rückwärts, das ist, den Kopf gegen den Stock gewendet langsam in die Luft erheben, in welcher sie in der Nähe des Bienenstan¬ des alles genau betrachtend, mit einem frohen dem Schwärmentone ähnlichen Gesänge eine kurze Zeit herum fliegen, bis sie wieder auf ihren Stock zurück kommen, und sich in denselben begeben. - — Ltt — Em sorgsamer Bienenvater muß seine Bienen, wenn cs ihm anders die Zeit zuläßt, täglich besichti¬ gen, um zu sehen, ob nicht ein oder der andere Stock um seinen Weisel gekommen ist, und nun in der Ge¬ fahr sey von den Naubbienen geplündert zu werden , oder ob sich vielleicht sonst etwas dabei zugetragen habe, welchem Ereigniße unverzüglich abgeholfcn wer¬ den müsse, um einen größern Schaden zu verhüten. Im Frühjahre und Sommer sollte man immer einige vorräthige Weisel haben, welche man bei den Singerschwärmcn als überzählige wegfangen, und in Weiselkäsichen aufbewahren, oder sich von den Bienen aus Bruttafeln, in welchen Eier oder junge Würm¬ chen von Arbeitsbienen vorhanden sind, in kleinen Schachteln ausbrüten lassen, und sie auch in denselben bis zum Gebrauche erhalten kann, damit man beim Verluste der Weisel in keine Verlegenheit kommen könne. Das zeitweise Ueberlicfern der Bienen in andere Gegenden von beßerer Weide ist zwar mühsam, und unbequem, jedoch lohnt sich die Mühe dabei meisten- theils-dvppelt. Die Ucberlieferung muß aber mit be¬ sonderer Vorsicht beim Tragen durch verläßliche Weibs¬ personen auf den Köpfen, beim Führen mittelst eigends dazu verfertigter Schwingenwägen, und zwar jederzeit beider Nacht, oder Frühmorgens geschehen; wobei 89 cs drii Bienen an der nöthigen Luft nie fehlen darf, widrigens sie sich zu sehr erhitzen, und ersticken können. Da der Fleiß und die Thätigkeit eines Bienen¬ stockes nur von der Fruchtbarkeit seines Weisels ab¬ hängt, so gibt es zwischen den Bienen von gleich fruchtbaren Weiseln im Anbetracht der Güte keinen Unterschied; daß aber manche Bienen etwas größer, oder kleiner sind, als die andern, dieß kommt daher, weil bei jeder Geburt einer Biene in ihrer Brutzelle ein dünnes Häutchen, womit sie dieselbe noch in ihrem Wurmzustande gleichsam austapezirt, zurück bleibt, wo¬ durch die Zelle immer enger und kleiner wird. Daher sind solche Bienen, welche in alten Zellen, in welche schon vielmal Brut cingeschlagen war, geboren wer¬ den, etwas kleiner als diejenigen, welche in ganz neuen Brutzellen zur Welt kommen. Obwohl nun dieser Unterschied kaum merkbar ist, und auf den Fleiß der Bienen keinen Einfluß hat, so soll man doch keinen Stock über 3 oder /j Jahre alt werden lassen, indem die Bienen in neuen Stöcken bei schönen weißen Wachs¬ rosen viel muthiger und fleißiger sind, als in alten mit schon schwarzen Wachsfladen. Zwischen den Drohnen ist oft wohl ein auffal¬ lender Unterschied; denn jene, welche von einem so genannten Drohnenweisel herstammen, und in den ge¬ meinen Bienenzellen ausgebrütet werden, sind viel kleiner als die übrigen aus den gewöhnlichen Droh- — W — nenzellen; und dieses ist auch bei den Weiseln der Fall; denn die sogenannten Afterwciscl, welche zur Zeit der Weisellvsigkcit in gemeinen nur aus Nvth etwas vergrößerten Bienenzellen erbrütet werden, er¬ reichen selten die gehörige Leibesbildnng, besonders wenn sie ans schon zu alten Bienenwürmchen entste¬ hen , und sind gemeiniglich kleiner als die übrigen Weisel von den ordentlichen Weiselzellcn, oder Wci- selzapfcn, welche gewöhnlich in senkrechter Richtung an den Rändern der Wachsrosen gebaut werden. Wenn ein sonst ziemlich volkreicher und honig¬ schwerer Bienenstamm bei allem dem doch nicht schwär¬ men , oder fleißig arbeiten, und sich so als die an¬ dern Stöcke von gleicher Stärke und Güte auszcich- nen will, so ist nur sein Weisel, der entweder seines hohen Alters, oder auch einer andern Ursache wegen nicht mehr so fruchtbar als die übrigen ist, daran schuld. Man entferne denselben, und gebe ihm da¬ für einen jungen und gefunden Weisel, so wird der Stock in jeder Rücksicht gleich wieder aufnchmen, und den. Wünschen stilles Eigenthümers vollkommen ent¬ sprechen. In Bienenstöcken, welche junge, folglich sehr frucht¬ bare Weisel haben, ist gewöhnlich noch im November, und auch schon wieder im Jänner Brut vorhanden; ältere Weisel aber hören früher auf, und fangen auch wieder später an Brut cinzusetzcn. »1 Obwohl cs leicht begreiflich ist, daß sich die Bie¬ nen ins Unendliche, und zum Nachtheile der Bienen¬ zucht selbst vermehren würden, wenn man im Herbste gar keine Stämme abtödten, sondern alle Stöcke oh¬ ne Unterschied wieder für die künftige Zucht am Le¬ ben lassen wollte; so sieht es doch auch Jedermann ein, daß jene Honigspekulanten, welche oft tausende ohne Ausnahme mit Feuer und Schwefel tödten, und ihrer augenblicklichen Habsucht opfern, sowohl sür ihr eigenes Interesse, als auch für das allgemeine Wohl beßer thun würden, wenn sie wenigstens die fleißigcrn, oder doch die geringem Stöcke mit jungen Weiseln für die künftige Zucht belassen, und dieselben in sol¬ che Gegenden überliefern würden, wo sie wieder häu¬ fig zu schwärmen, und sich zahlreich zu vermehren pfle¬ gen. Zur zweckmäßigen Behandlung einer ordentlichen Bienenzucht kann man überhaupt folgende Grundsätze annehmen, nämlich: 1. überwintere man seine Bienen in solchen Winter¬ guartieren, in welchen es ihnen weder zu kalt noch zu warm ist, so werden sie von ihrem Nah- rungsvorrathe am wenigsten verzehren, und die meisten am Leben bleiben. 2. Behalte man sie im Frühjahre so lange als möglich in ihrer Winterruhe, und übertrage sie nicht zu frühzeitig in das Bienenhaus, beson- 92 ders, wenn in der Umgegend des Bienenstandes nvch viel Schnee liegt, damit sie sich durch ei¬ nen frühen Aussing nicht zu sehr entvölkern. 3. Verwahre man sie auch in der Bienenhütte noch vor der Frühlingskälte, welche ihnen in dieser Zeit wegen der vielen Brut gefährlicher als sonst ist, und vermache ihnen nicht nur jeden Abend, sondern bei stürmischer Witterung, und Schnee¬ gestöber oft auch beim Lage die Fluglöcher, weil im Stocke verhältnißmäßig doch nicht fo viele sterben, als außerhalb im Schnee zu Grunde ge¬ hen; obschon einige mit Gewalt heraus brechen wollen, und sich dadurch todt ermüden. 4. Trachte man immer starke und volkreiche Stäm¬ me zu haben, deren Wohnungen eher zu groß als zu klein seyn dürfen, weil ein starker Schwarm einen größern Nüßen als drei mittelmäßige, oder- mehrere schwächere bringen kann; den bei einem Stocke von Zoooo Bienen können leicht 18000 auf die Weide fliegen, die übrigen 12000 aber die innerliche Wärme erregen, und die häusli¬ chen Geschäfte besorgen; ein Stamm von 15000 hingegen kann kaum 5ooo ans die Honigtracht aussenden, die andern 10000 aber benöthigt er um die gehörige Temperatur im Stocke zu er¬ halten. n 95 Nehme man den Bienen ihren überflüssigen Ho¬ nigvorrath nicht vor der rechten Zeit, daß ist, vor der ersten Obstblüthe, und lasse ihnen von demselben lieber noch zu viel als zu wenig, so werden sie ihren Muth und Fleiß niemals ver¬ lieren. 6. Lasse man seine Bienen niemals Hunger leiden, sondern füttere sie zur Zeit der Noth gehörig, so werden sie in jeder auch in einer unfruchtba¬ ren Gegend gut fortkommen, und so gar in Mißjahren doch noch einigen Nüßen bringen. 7. Leide man keinen über 3 Jahre alten Weisel, so werden die Bienen bei ordentlicher Pflege auch in schlechten Jahren nur zu oft, und zu häufig schwärmen. r;. Vereinige jener die schwacher» Schwärme, mit einander, oder kopulire sie mit den stärker», welchem es mehr an der Güte, als an der Zahl seiner Bienenstöcke gelegen ist. y. Leide man keine weifellose, oder sonst fehlerhafte Stämme unter seinen Bienen, wenn man vor den Raubbiencn Ruhe haben, und von dem Uebel der Faulbrut verschont bleiben will. io. Hört an einem Orte die Bienenweide auf, so überliefere man seine Bienen in eine beßere Ho- niggegcnd, welches immer beschwerlich, aber mei- stentheils doch der Mühe werth ist; den auf ho- 94 nigreichen Heidenfeldern sammeln die Bienen in der Heidenbliithe-Zeit bei günstiger Witterung' in einem Monate gewöhnlich vom io. August bis 10. September oft mehr Honig, als sonst im ganzen Jahre. 11. Vermeide man bei der Bienenzucht jede unge¬ wöhnliche und künstliche Behandlung derselben, sondern lasse sie bei ihrer natürlichen Gewohn¬ heit, und unterstütze sie dabei nur durch fleißiges Füttern, so werden sie viel beßer gedeihen, als bei der allerkünstlichsten Pflege. 12. Halte man in einem Bienenstände nicht über 40 Mutterstöcke, weil eine größere Anzahl derselben an einem Orte aus mancher Ursache nicht mehr den erwünschten Vortheil gewähren kann. 13. Verschaffe man sich in guten Honigjahren einen so großen Vorrath vom Futterhonig, daß er auch auf mehrere Jahre hinreiche, und bewahre denselben sorgfältig, daß nichts vom Brode oder Mehle, wodurch er sauer und den Bienen unge¬ sund wird, dazu komme, und thue beim Füt¬ tern nie etwas anders, als den vierten oder fünften Theil reines Omcllwasser darunter. 14. Bediene man sich außer der äußersten Noth nie¬ mals der künstlichen Füttcrungsmittel, weil sie für die zarte Bienenbrut jederzeit schädlich sind, sondern man vermindere in Mißjahren lieber sei- 95 nen Bienenstand in so weit, daß man mit natür¬ lichen Futterhonig auslangen kann, weil wenige gesunde Bienenstöcke immer einen sichcrcrn Vor- theil bringen als mehrere kranke, oder faulbrii- tige Stämme liefern können. Endlich 15. pflege man in der Nähe des Bienenstandes sol¬ che Bäume, auf deren Blüthcn die Bienen eine gute Weide haben/ und baue auch so viel als möglich solche Früchte an- welche ihnen eine köst¬ liche Nahrung, und viel Honig liefern. Wenn Man sich bei der Bienenpflege nach die¬ sen vorerwähnten Hauptgrundsätzen richtet, so muß die Bienenzucht in jeder Gegend, und in allen Jah¬ ren doch immer so viel Nutzen bringen, daß sich das dazu verwendete Kapital doppelt verzinset. 29. Von dem Bienenstiche. Die Bienen sind in ihrer Natur nicht bösartig. Sie thun außer ihrer Wohnung, und in einer gewißen Entfernung von derselben Niemanden etwas Leides; wenn man sie auch von den Rosen und Blüthen, auf wel¬ chen sie den Honig sammeln, vertreiben, und sie so gar vorsätzlich zum Zorne reizen wollte, so werden sie lieber nachgeben, und davon fliegen, als sich wi¬ dersetzen, oder Gegcurachc ausüben. 96 Wenn nun die eine oder die andere Jemanden zn- fliegt, und ihm einen Stich versetzt, so geschieht dieses nur in der Nähe ihrer Wohnung, aus Besorguiß für das Leben ihrer Königin, um sowohl dieselbe vor ihren Feinden zu schützen, als auch ihren Staat aufrecht zu erhalten, weil eine jede immer bereit ist ihr Leben für das Wohl und allgemeine Beste ihrer Bienen¬ monarchin zu opfern. Man kann daher' noch so vor¬ sichtig mit ihnen umgehen , und sich bei jeder Behand¬ lung derselben mit der Bienenkappe und den gehöri¬ gen Handschuhen bewaffnen, so kann man sich vor ihren Stichen doch nicht immer, und bei jeder Gele¬ genheit so bewahren, daß man zuweilen nicht »och von einer oder der andern einen Kuß bekommen würde. Wenn nun dieses geschehen ist, so muß man den Stachel, welcher gemeiniglich in der Wunde stecken bleibt, ge¬ schwind herausziehen, das Eist so stark als möglich aus der Wunde pressen, und dieselbe sogleich mit Ho¬ nig einsalben, oder im Abgänge desselben eine Droh¬ ne, oder auch eine andere Biene, am besten aber, wenn man die stechende selbst bekommen kann, weil sie we¬ gen, Verlust des Stachels ohnehin bald sterben muß, darauf zerdrücken, wodurch sowohl die Schmerzen, als auch die Geschwulst, wenn nicht ganz gehoben, doch stark vermindert wird. Auch eine Handvoll kühle Erde auf die Wunde gelegt macht mcistenthcils eine gute Wirkung. So 97 hisst es oft auch, wenn man die verwundete Stelle mit kühlem Wasser gut abwascht, und dieses ost wie- derhohkt. Uebrigens wird in vielen Biellenbüchorn auch der Lavendelgeist als ein sehr bewährtes- Mittel wi¬ der den Bienenstich angerühmt. Um den Bienenstich so viel als möglich zu ver¬ meiden, muß man mit den Bienen zwar beherzt, aber immer langsam, und nie mit unbedecktem Haupte um¬ gehen; und nähert man sich ihnen ohne die Bienen¬ kappe, so soll man das Gesicht mit dem Schnupftu- chc bis auf die Augen bedecken, weil die Bienen am liebsten auf das Gesicht, und gemeiniglich auf die Au¬ gen des Menschen los zu gehen pflegen. Wenn zuweilen eine oder mehrere Bienen schon mit einem zornigen Gesumme um Jemanden herum fliegen, und ihn verfolgen, so darf er ja nicht mit der Hand, oder mit dem Hute nach denselben schlagen, weil er das Uebel dadurch nur noch ärger machen würde, sondern er bedecke das Gesicht mit den Hän¬ den, und entferne sich ganz langsam vom Bieuenhause, oder lege sich-gar nieder, und bleibe so lange ruhig bis die -verfolgenden Bienen sämmtlich wieder abge- flogemHind. u Besonders muß man sich hiithen im starken Schweiße zu den Bienen zu gehen, weil ihnen die Ausdünstung sowohl von Menschen als auch von Thieren unauvsteh- tich ist. Darum muß man stets besorgt sevn, daß 7 96 keine Hausthiere, als erhitzte Pferde re. dem Bienen¬ stände zu nahe kommen , oder bei einem sich in der Luft befindlichen Schwarme vorbei rennen , weil die Bienen nichts weniger als eine schnelle Bewegung lei¬ den können. Von einigen Geräthschaften und Werkzeu¬ gen, die bei der Bienenzucht besonders dien¬ lich srndl 's So sind bei verschiedenen Behandlungen der Bie¬ nen vorzüglich beim Einsassen der Schwärme nicht nur sehr dienlich, sondern fast unentbehrlich : s) eine bequeme mit einem aus Eisen- oder Mes¬ singdraht gemachten Gitter versehene Bieney.kappe, und ein Paar aus Wolle, oder aus festem vom Rothgärber zubereiteten Schasleder^ in welches kein Bienenstachel dringen kann> verfertigte Hand¬ schuhe; , ,n- b) eine langsam glimmende, und stark rauchende aus einem von fetten Fleischtöpfen schmierigen Fetzen, oder aus Bovistschwamm besteheMdgjHun- te sainint einem kleinen mit einer blechernen Kap¬ sel versehenen Blasbalge, dessen man sich beson¬ ders beim Ucbertreiben der Bienen gequem be¬ dienen kann; - . — 99 — c) c me gute und leichte HandspriHe, welche gemei¬ niglich bei solchen Schwärmen, die sich lange nicht anseßen, oder gar davon ziehen wollen, gute Dienste leistet; u) ein Paar Stuhle von verschiedener Größe und Höhe, und ein Paar Leitern, wovon die eine eine Gartenleitev sepn kann, wie auch einige Stangen, von ungleicher Länge nebst einem Stri¬ cke zum Anbiudcn der.leeren Bienenstöcke sind oft beim Schwärmen der Bienen, besonders wenn sich der Schwarm an einen hohen Baum ansetzt, unentbehrlich; v) ein hölzerner, oder blechener Schöpflöffel, oder eine Schöpfpfanne zum Einsassen der Schwärme; s) einige aus seinem Draht verfertigte Weifclhäus- chcn, oder Weiselkäfiche um im Nothfalle die Weisel einsperren zu können; rz) ein Biencnmcsftr, welches bei verschiedenen Unter-- nehmungen mit Bienenstöcken sehr dienlich ist, so wie auch ein Stemmeisen um die Flugbreter von ihren Bienenstöcken los zu machen, und ein kleiner Hammer summt einer Beißzange, einem Bohrer, und einigen eisernen und hölzernen ^Nä¬ geln; le) mehrere Futtertröge nebst einigen Futterkästchen um die Bienen zu gewißen Zeiten füttern zu können; 100 i) em. Paar Bienensäcke aus Fliegennctz - Zeuge, da¬ mit man beim häufigen Schwärmen einige Schwär¬ me in dieselben fangen kann; si) ein Wetterglas um beim Ablegermachen eine gu¬ te Witterung auszuwählen; l) ein Kitt vom weichen und zähen Rindkoth, um die Fugen, und Riße der Bienenstöcke zu ver¬ schmieren; in) ein Körbchen zur Läuterung des Futterhonigs, und verschiedene Geschirre zur Aufbewahrung des¬ selben, wie auch n) eine Wachs- und Hvnigprcsse; endlich v) ein Leintuch um die -Schwärme damit bedecken zu können , oder sie bei der Vereinigung, oder Lheilung darauf zu schütten. Diese sind die vorzüglichsten Gegenstände, und Werkzeuge, deren sich ein Bienenvater bei verschiede¬ nen Unternehmungen mit seinen Bienen nach Erfor¬ derniß der Umstände zu bedienen pflegt, um sie gehörig und bequem behandeln zu können. .2 1 - J n h Ä l t. -Seite. L., i. Von den Bienen überhaupt ..... 5 §. 2^ Won den verschiedenen Gattungen der Bie- . , uen. .. . ....... 6 §. 3. Won dem Weisel ........ 7 8. 4. Von den Arbeitsbienen ...... ro 8. 5. Von den Drohnen ........ 12 §. 6. Von dem.Bienenstände ... . . . 14 §. 7. Von den Bienenstöcken, oder Bienenwoh-. nungen ..19 8. 8.. Dom Ucberwintern der Bienen, oder wie man die Bienen im Winter behandeln soll. 20 9. Vom Aussehen der Bienen ..... 24 §. 10. Vom Schwärmen der Bienen .... 27 8. il. Kennzeichen, ob ein Stock bald schwärmen wird . . ..... . ^ . . . 3o Seite. §. i2. Vom Einsassen, oder Einfangen der Schwärme .......... 32 §. i3. Von einigen Regeln, welche man beim Schwärmen der Bienen vorzüglich zu beobachten hat, und von besonder« Fäl¬ len, die sich dabei, ergeben können . . 34 §. i4> Vom Singen der Weisel ...... 43 §. i5. Von den Jnngfrauschwärmen .... 44 §. 16. Von der Verstärkung der Bienenstöcke durch Vereinigung der Schwärme .... 46 K. 17. Von den Ablegern, oder künstlichen Schwär¬ men . . ... . ... . . . 48. §. 18. Vom Uebertrciben oder Auötrommcln der Bienen .- . . ........ 5o ?. 19. Vom Sömmern der Weisel . . . . . 5i §. 20. Von der Weiscllosigkeit . . . . . . 53 §. 21, Von den Krankheiten der Bienen ... 60 §.22. Vom Füttern der Bienen . . . . e . 66 §. 25. Vom Futterhonig, und wie die Bienen mit. demselben gefüttert werden sollen . 68 §. 24^ Von den Futtertrögcn . ...... 7s §. 25. Von den Raubbienen ....... 76 §. 26. Von den Feinden der Bienen .... 80 ... .' §. 2-. Von den vorzüglichsten Pflanzen und Ge¬ wächsen, von welchen die Bienen größs tenthcils den Honig sammeln ... 82 Seite. 28. Von einigen vorzüglichen Grundsätzen, und besonder» Fällen bei der Bienen¬ zucht ...... 85 §. 29. Von dem Bienenstiche ....... g5 §. 3o. Von einigen Gerätchschaften und Werkzeu¬ gen, die bei der Bienenzucht besonders dienlich sind ......... 98 .51/. . u.tt »»L .8r lil ttsüs.f,' ünu ->> ..... 1:!! ... ... . .. - /j !!V?L .. 1!^ . !.--s, N,. . ^. ./.... . i