Laibacher cx^F H< G^ 4^ H^ 4^ ^H / Donnerstag den 20. Zez. w i e n. ^)n Wien ist ein berühmtes Betrug, stück begangen worden, von dem alle Zcttungsblattev voll sind , und daß / Gott wel'; warum, die wienerische Hals^andgeschichtt gencnit wir . Madam BaUlou , ein reihendes junges Weib, deren Vater fast lebenslang Wirthsthafts» rath im gräflich «Kinskischen Hause war^ und der in einem vertraulichen Umgänge mit dem Grafen Philipp Kins-ky manches süsses Andenken eines liebenswürdigen Mannes, ncbst genauer Kmnmisz von dessen Handschrift. auch cm Stempel vom Kinsknscheu Fami« i lienwappen zurückgebWess war, be' diente sich aller dieser Vortheil?, um sich hier in Wien durch falsche Aßigna-tion eine Summe von 52222 fi., die der Graf, wie sie im Verhör ausgesagt hat, ihr anderer Verbindungen wegen, freywillig versprochen hatte. Ob sie die Wahrheit gesagt, davon kann das Publikum noch nicht urtheilen. Genug, die Summe von 50025 fi. gcrieth durch die ehrwürdigen Hände des hiesiM Kardinal Erzbischofs in ih, rc Gewalt. Kaum erfuhr cs dcr Graf Philipp Kinsky, so eilte er von Prag Hieher; man zog die Baillou, die von ihrem gegenwartigen. Manne schwanger seyn soll, ein: anfänglich läugucte sie' alles: endlich brachte mau fte zum Ge, siandmße; man fano noch Zzooo ft. Bankonoten versteckt in ihrer Wohnung; nnn änderte sie auf einmal den! hohen Ton, den sie im Gefängniße angestimmt hatte ; schickte, Romane, Schauspiele und Journale, die sie von^ Hause kommen lassen / alle zurück, und verlangte 'Gehet - und Andachts^ bücher; sie muß gegenwärtig schon mit einem A Gefangenlössel essen/ 'WM' und wird stark bewacht, nachdem sie den Versuch gemacht, sich mit einer Flechte von Stroh den Hals abzuschneiden. Sobald sie entbunden seyn wird , wartet ihrer die Schandbühne, «nd das iO jahrige Zuchchausg3fang, niß. Anekdote aus Schwaden. Aus einem Briefe vom l6.Nov. ( sie ist pünktlich wahr.) Voreini-seu Tags« wurde ein 85 jähriger Husaren - Ossizier krank. 'Er Mte die 'Herannäherujlg'des Todes/ aber sein MnthH blieb unerschüttert, und seine gute Laune verließ ihn nicht, da cr schon im Vette lag, nnd der Zwischenraum zwischen Zeit und Ewigkeit auf seiner Lebensuhr keine Spanne mehr betrug ' — „ Gebt mir was gutes zu essen und zu trinken ! ,, rief er seiuev War, terin -— „ ich wjll jetzt noch essen und trinken, dieweil ich noch essen und trinken kann! ,, — Man brachte ihm gute Speisen und Wein. Er aß und trank mit dem besten Appetit, unö lies; sich die Mahlzeit, die er selbst für seine letzte hielt, recht herrlich schmecken. Nach vollbrachtem Ab, schiedsschmauft rief er wieder seiner Wärterinn: „ Da habt ihr den Schlüs. sil, bringt mir den grossen Geldsack aus der eisernen Kiste Hieher, rückt den Tisch näher, und legt ihn darauf! „ — Die Wärterin verrichtete den Auf, trag lächelnd. „ I'etzt gebt mir meinen Säbel! „ — Nach einigem Wi, derspruch wurde auch dieser gebracht, und neben den Gcldsack auf den Tisch gelegt. „Bringt mir auch meine Pi< siolen : „ — Jetzt weigerte sich die Wärterinn zu gehorchen, aber sie muß-; te: denn einem selbst kranken Husaren-Osszier von solchen Schrotte läßt sich nicht leicht widersprechen. Die Pistolen kamen. Nun wjll ich auch Pulver und Bley haben! „ sagte der alie Husar ; aber nun vermochte nichts mehr/ die Wärterin zum Gehorsam zu zwingen , sie lief fort, und holte mi: grossem Angsigeschvey die Freunde und Bekannte, Bedienten, Nachbarn und Hausgenossen ihres Kranken herbey. Alles vergebens.' „ Ich will Pulver und Vley haben, schrie dcr Husar, und wenn . . . — ,/ Aber Herr Kapi" tm, !„...„ Ader Herr Naseweis — Pulver und Vley will ich haben, hört Ers! >, —, Endlich mußte man dcm kranken Greise auch Pulver und Vley bringen. Er lud ganz kaltblütig seine Pistolen , und legte sie neben den Säbel hin auf dcn Tisch. „ Mei-ue Herrn, sagte er, Sie wissen wohl nicht, was diese Zurüstung bedeuten soll? — Ich will es Ihnen sagen. Ich mer, ^e, daß der Tod Lust hat, mir ei, nen ganz unwillßvmmeneu Besuch ab-znstatten i Kommt er nun, so will ich ihm zuerst diesen Geldsack anbiete« damit er mich wieder verlasse; laße er sich mit guten Worten hiezu nich^ bereden, so will ich sehen, was mein Säbel vermag; Reicht aber dieser uicht zu, um dem Kerl Mores zu lehren, so st hcn ihm meine Pistolen zu Diensten! ,^ Die Zuhörer blicken einander erstaunt an. Dcr Husaren Kapitän legte sich nun ein wenig zur Nuhe nieder, unv entschlief ganz sanft, etwa eine Stundz nach, dkscr Szene. Der Tod überwältigte ihn mit List; denn mit Gewalt hätte er wohl gegen einen solchen Mann nichts ausrichten können. > — Aus dcn ungarischen Erbländyrn. Beider ungarischen Armee geht das Gerede stark, daß 7^000 Mann Oesterreicher znr russischen Armee sios-sen würden, und noch dazu sollen unter , diesen die inneröstevreichischen Regimenter begriffen seyn. — Vermög eines Hofbefehls haben die Regimenter Duvlach und Tevzi eiligst ihre Quartiere in Ungarn verlassen und uach dem. Vannat .marschieren müssen, wo ihnen die Quartiere zwischen Lugos und Ba» «7 ranschebes anKiwiesen wurden. Attc übrige Truppen haben ihre Winterquartiere bereits bezogen. — Alle Regimenter sind nun auf den Kriegsfuß vollzählig / und jedes hat 2 scchspfündige und 8 dreipfündige Kanonen erhalten.— Die schwere Artillerie ist schon in den Festungen vertheilt, und mehrere Trans» po^te kommen noch immer nach. — Die Krankheiten/ die im nassen Novem« .^ bersich bei den Truppen eingefnnden ha< , ben, haben se»t Anfang dicies Monats! wieder nachgelassen. — Ein Off'uer von Karlstadter Gränzregnnent ist beim PatronUiven von Mgcfähr in das tüv-kische Gebiet gekommen , und hatte bei! dieser Gelegenheit das Unglück gehabt, von einem ihm aufstörenden Trupp Türkcn erschossen zu werden. Fran k r e i ch. In einem Nonnenkloster in Sa--ntonge hat sich neulich ein komischer Vorfall ereignet. Eilf Schwestern des/ selben kamen zu gleicher Zeit in geseg, nete Leibesumstande und beschuldigtem sodann den Pater Augustiner, ihren Beichtiger , und noch einen andern jünger« Geistlichen, der seit einigcv Zeit, wenn jener zur Visitation des Klosters kam, gemeiniglich bey ihm zv, smn pstegte. Nachdem, man diesm le;ten in Verhaft genommen hatte, kam es heraus , daß sein Vater ein an? gesehener königlicher Rath in Sain-.oüg e war , und daß er den hochwürdigen Pater durch Geld dahin vermögt hatte, zur Visitation des Klosters in Gesellschaft mitzunehmen. Sic besinden sich i',t beyde im Gefängniß : der Pater kommt nun einmal doch nickt anders davon, als daß er seine unheilige Heldenthaten mit dem Leben büße; aber auch für den jüngern Menschen befürchtet man, daß die Verwendung seiner Familie ihm wenig helfen und er mit jencm ein gleiches Schicksal haben werde. Wird alle Donnerstag auf dem Plah N. 185. in der von Klcinmayer-scheu Buchhandlung ausgegeben.