Hr. 34. Laibach den 27. August 1864._______^Jahrgang. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") 'Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränmncrationsprris ganzjährig 2 sl. ösierr. Währung. Liebesträumerei. Ich sah im Traume Ein hohes, herrliches Göttcrbildniß. Nicht ein sterbliches Wesen, dcr hehren Urschöneu Himmlischen Eine, Der Göttinnen Hcllaö' erschien mir. Denen die schüuheitbcgeistcrtcn Griechen Marmoraltäre gebant, sie verehret In golddnrchbrochencn Tcmpelgcbäudcn. Doch vermocht' ich sie nimmer zu nennen, Denn bald schien sie mir Pallas Athene, Bald die liebliche Aphrodite. Wie der streitbaren Göttin der Weisheit Glänzte am Haupt ihr der goldene Helm Rcich mit Juwelen geschmückt und wallenden Federn; Aber die großen, strahlenden Augen Blickten so licuevcrlangcnd Und der zaub'rischc Gürtel der Liebe War ja dcr Göttin des Schönen. Und sie sang mit lockenden Tönen Leise, klagende Lieder, Wie uon tiefem, schaurigem Weh. Und doch hochaufjnbclnd in Freude. Sonne, Mond nnd Sterne staudcn, Standen still und lauschten Dcr gcwalt'gcn Melodie. Und als sie das Wuiidcrlico gesungen, Da war sie zerflossen In Noscnduft. Und nur ward eö so wohl im Herzen; Dcr große, orennmde Liebcöschmerz War verstummt nnd ich weinte. Wer letzte Ainö'der. Historisch-vaterländische Novelle von Josef B a b n i g g. (Fortsetzung.) Von diesem Zeitpunkte an ist das Benehmen des Vogtes ganz ein anderes geworden. So submiß und dienstfertig als er früher war, so herrisch und gebieterisch trat er jetzt überall auf. Er wechselte nach Willkühr das Burggesinde, zechte ganze Nächte durch, und gebcrdcte sich, als wäre er der Eigenthümer der Burg. Mit einem Stolze und einer nic dagewesenen Anmaßung veranstaltete er Vankete, lud oft ganz unbekannte Gäste ein, worunter sich auch Gäste von verdächtigem Aussehen befanden, welche lärmend lHd tobend die nächtlichen Orgien auf dieser sonst friedlichen Vur» schculoö trieben. Magdaleua verwies zwar dem Diener dieses gottlose Treiben, ab« ihre Worte waren in den Wind gesprochen, und als sie eines Tages in allem Ernste dem Diener die arge Verletzung seiner Pflichten und feine unberechtigte Verschwendung vorwarf, wurde sie uon ihm verhöhnt, und mußte die Drohung vernehmen, daß, falls sie sich noch einmal in feine Handlungen mengen sollte, er ihr einen Ort anweisen wolle, welcher bis jeht ! noch nicht die Sonne kennt. Sprach's und verließ das Gemach. ! Von einem Knechte so etwas zu vernehmen, das hatte ! die Welt noch nicht gehört. Magoalena sank in Ohnmacht. ! Wie eine vom Sturme geknickte Blume lag sie eine lange Zeit . aller Hilfe baar, und als sie sich erholte, tauchten Bilder einer ! namenlosen Angst in ihrer Seele auf, besonders wenn die Hilf-,' lose ihrer finsteren Zukunft gedachte. Eine baldige Flucht war ! ihr erster Gedanke, den die Aermste fassen konnte. Doch wohin, ^ fragte sie sich selbst. Ihr Inneres blieb ihr die Antwort schuldig. ! Wohl dachte sie an Jemanden, der sie retten könnte, doch ^ dieser Jemand war ferne, war in Laibach, oder auch schon ! gefallen im heiligen Kampfe für des Kaisers Nccht. Line leere ! öde Wüste, wohin sie blickte, und kein Engel erschien, der ihr > Rettung bringen würde. ! ^ Die Thüre des Gemaches öffnete sich und herein trat aber-! mals der Verhaßte. ! „Hinaus!" rief Magdalena, wuthcntbrannt, „hinaus mit ' Dir, Du Elender!" wiederholte sie, unvermögend, sich bei ^ dessen widerwärtigem Anblicke zu mäßigen. ! „Nicht mehr diesen Vlick, gnädiges Fräulein, die Heiligen ! im Himmel müßten crbrbcn und vor demselben scheu znrück-! treten, gälte ihnen dieser schönen Augen tödtender Strahl. Ich ! komme —" ! „Und wann entfernst Du Dich wieder?" 5 Ohne diese bittere Frage zu beachten, fuhr Jener fort ! zu fprcchen, „ich komme, von Ihnen, mein Fräulein, ein z geneigtes Gehör zu erbitten, und Ihnen eine warme Abbitte i für meine unüberlegte Drohung zu leisten. Ich weiß, ich babe ! gefehlt, sehr gefehlt, gegen meine Herrin sich einer solchen ! harten Sprache zu bedienen; verzeiht dem Fehlenden! Er wird ! nie mehr sich so weit vergessen, feine Herrin zu beleidigen. ! Ein Gedanke brachte meine Sinne in Verwirrung, der Gedanke, ! daß Ihr — liebet." „Und was weiter, wenn dieß dcr Fall wäre?" „Daß Ihr Heinrich von Grimschitz liebet." ^ „Mensch, mit wem stehst Du im Bunde, daß Du das ! in meinem Innern schon zu lesen vermagst, womit ich felbst ^ noch nicht im Klaren bin?" „Ein Zufall war es vielleicht, das bebende Nachstammeln des Namens Heinrich von Grimschitz, als dessen der Hauptmann von Güns zur Zeit erwähnte, da er die Kampfbereiten, nach Nudolfswerth zu ziehen, drängte," bemerkte, nicht ohne einen kleinen Anstrich von Ironie und unter einem tiefen Bücklinge, der Vurgvogt. 134 „War es Zufall odcr etwas Anderes, einem Knechte, ! wie Du bist, ziemt es nicht, darüber zu forschen," antwortete ! Magdalena und verließ voll Unwillen das Gemach. ! „Wirst schon kirrer werden, Du störriges Täubchen, in i Kurze tirrer," stammelte er der Abgehenden unter einem sata- ! nischen Fächeln nach. „Einen Knecht nannte mich die Thörichte, ! mich, den Gewaltigern, in dessen Händen ihr Leib und Leben ! liegt. Nur Geduld, bis meine Plane reifen, dann wird der ! Knecht mit Dir rechten, ob diesen mir angethanen Schimpf. ! Sich die Hände wohlgefällig reibend, verließ er trotzigen Ganges ! das verhaßte Gemach , in welchem der erste Versuch, seinTurtcl- ! täubchen eines anderen Sinnes zu überreden, so unerwartet ! mißlang. ! Wochen und Monate vergingen, ohne daß etwas Neues ^ auf dem einsamen Schloße sich ereignet hätte. Die Nächte waren > wie immer auf einer Seite durchpraßt, während solche auf der ! andern bitterlich durchweint waren. Eines nur crschieu den ! Vurgbcwohnern schon lange mehr als auffallend — der Vurg- > vogt pflegte nie sich eher zur Ruhe zu begeben, bis er ganz ! allein in den hintern Theil der Vurg einen Gang gethan hatte, z Dieser hintere Theil, in dessen Nähe die Hauskapclle stand, ^ war wegen der Vegräbnißstätte der zu Tode gemarterten und ! erschlagenen Türken in üblem Rufe. Man scheute sich, solchen ! bei Tage zu betreten, und des Nachts, besonders zur Mitter-nachtsstundc, hätte Keiner, selbst um den höchsten Preis, einen Schritt dahin gewagt. Kein Wunder, daß diese Mitternacht- ! lichen Wanderungen des Vogtes Jedermann umsomchr auffallen ; mußten, weil sich Jeder fürchtete, dem allgemein verhaßten ! Burgvogte auf seinem schauerlichen Gange nachzuspüren. ! Eines Tages erschien abermals ein Vote mit einem großen ! Schreiben, an den Vurgvogten lautend. Ehe der Vurggeistliche ! solches durchzulesen kam, erzählte der Vote, daß er von Eilli ! komme, daß der Kaiser durch die schnelle Hilfe der krainifchen > Edlen gerettet und glücklich nach Neustadt gekommen ist, daß ! ferner dort die Ungarn durch die Hilfe des Vühmenkönigs total geschlagen und in die Flucht getrieben worden sind, sowie, daß ! der Kaiser mit der Witwe des ermordeten Grafen von Eilli ^ durch Abtretung des Gurkfclder Landstriches und einer jähr- ! lichen Zubuße von 2000 Pfund Geldes ausgcföhnt, und somit ! einziger Herr aller Cilli'schen Besitzungen in Steiermark und ! Kram geworden ist. Auch erzählte er, daß viele Edle von ^ Krain in diesem Kampfe geblieben sind und nicht mehr den ^ heimatlichen Voden betreten werden, deren Namen er jedoch nicht angeben könne, nachdem solche zur Zeit seiner Abreise noch nicht bekannt waren. Dieses und noch Mehreres vernahmen staunend die Bewohner der Burg, welche aus Neugierde einer nach dem andern langsam hergcschlichen kamen, an deren Spitze die bebende Magdalena und ihr zur Seite der erwartungsvolle Giovanni Malatesta stand. Pater Ubaldus erschien. Der angelangte Vote übergab auf des Aurgvogtes Geheiß dem geistlichen Herrn das verhängnisvolle Schreiben. Bedächtig und als vielbewährter Kenner prüfte er vorerst die Schrift. Sie war aus einer geübten Hand, was die künst- lichen Schnörkeln deutlich bewiesen, dann betrachtete er genau die angehängten Petschaften, auch diese waren unverfälscht und aus der Hand des Burgherrn Iobst von Ainöd. Der Pater las und las; sein Gesicht ward immer bedenklicher geworden. Aus der Tiefe seiner Brust aber drängten sich dann und wann angstvolle Athemzüge. Man sah es ihm deutlich an, daß er in seinem Innern einen großen Kampf kämpfe. Das Pergament ward durchgelescn und bei Seite gelegt. Mit einem besonders feierlichen Ernste verkündete der Leser den Anwesenden den traurigen Inhalt der erhaltenen Votschaft. „Die hoffnungsvollen Söhne unseres .Herrn und Gebieters." begann er, „Rudolf und Ulrich sind nickt mebr. Letzterer siel bei Eilli und Ersterer bei Neustadt im ehrenvollen Kampfe. Die Mutter konnte diesen harten Schlag nicht überleben. Sie ruhet in der Kirche des Tempclordens zu Laibach. Iobst von Ainöd, unser Herr, sieht in diesem harten Schlage die Strafe des Himmels für die von feinen Vorgängern au den Türken begangenen Grausamkeiten und Unbilden, und geht als des Stammes Letzter in ein Kloster, reumüthig dort seine Sünden abzubüßen. Diese Vurg sammt allem Zugehör aber ist dein treuen Vogte Giovanni Malatesta mit dem Wunsche Kraft dieser Urkunde in das Eigenthum übergeben, daß er als ein ihm bekannter Ebenbürtiger dessen Tochter Magdalena zum Altare führe, und ihr in dieser verhängnißuollen Zeit ein treuer Schutz und Hort werde. Schließlich crmahnet unser reumüthigc Herr, nach seinem Aufenthalte nicht zu forschen, denn es wäre ^ Alles eine vergebene Mühe." So hatte der Sprecher geendet. ! Sprachlos entfernte sich nach dieser erhaltenen Kunde einer ! nach dem andern aus dem Saale. Auch Magdalena wankte ! tief erschüttert und ohne eines Lautes mächtig, von der Hand ! des Paters sanft geleitet, in ihr Gemach; ihr Schmerz war ! groß, unendlich groß. Diesem Vurgvrgte, einem bisherigen > Diener ihres Vaters, welchen sie wie eine Spinne haßte, sollte > sie die Hand reichen, nein, nimmermehr! Dieses konnte nie der Ernst ihres Vaters sein, oder er hat sie nie geliebt. Ihr ! ebenbürtig sollte er sein, sagt des Vaters Schrift, und wenn ! er an Geburt, Rang und Reichthum sie weit überbieten würde, ! ja stände er selbst der Erste nach dem Kaiser im Range, lieber ! in den Tod, als in dessen Arme. ! Dieß und Aehnliches war das Selbstgespräch der Almen ^ und Verlassenen in ihren einsamen Stunden, und sie hatte ! deren so viele, so unzählig viele! Nie wähne sich der Mensch I von Allen verlassen zu sein, denn Gottes Auge wacht über uns Alle! (Fortsetzung folgt.) z Neber Pfahlbauten. ! (Fortsetzung.) ! Abermals mochte ein langer Zeitraum vorübergegangen ! sein, bis das Eisen, einer der größten Schätze des Menschen-5 geschlechtcs, an die Stelle der Vronce trat und zuerst in Gc-! sellschaft mit dieser die letzten Neste des Stcinalters verdrängte. ^ Wenn man ins Auge faßt, welch' einen langen Zeitraum ! die Eisen-Production und Verarbeitung durchlaufen mußte, unr ! auf ihre dermalige, wenngleich hohe, dennoch aber täglich wesent- liche Neuerungen, Verbesserungen und Fortschritte erfahrende ^ Stufe zu gelangen, wird es nicht befremden, daß der Mensch ! erst in verhältnißmäßig später Zeit zur Kenntniß des nützlichsten und wcrthvollsten aller Metalle kam. Es ist bis jetzt noch un-ermittelt, ob der Zufall — wenn überhaupt dieser Faktor auf- ! gestellt werden will — oder menschlicher Scharfsinn und Veob- ! achtungsgabe das Hauptverdicnst an der Erfindung der Eisen-Erzeugung und Behandlung gehabt habe. Mit Sicherheit aber darf man annehmen, daß diejenigen, j von denen selbe ausging, durch einen bedeutend höheren Ml- ! dungsgrade befähigt gewesen sein mußten, als dieß bei den im ! Broncc-Altcr lebenden Geschlechtern der Fall war. Daß man ! sich die Kunst dcr Eiscnverarbeitung nur sehr langsam aneig- ! nete, beweiset das während einer geraumen Periode bemerkbare ^ Vorkommen der Bronce neben dem Eisen, welches erst mit dem christlichen Zeitalter zur ausschließlichen Herrschaft gelangt zu sein scheint. Es ist begreiflich der Zielpunkt vielfacher, sehr interessanter ! Forschungen gewesen, wenigstens annähernd zu ermitteln, wie ! lange jede der drei benannten Culturepochen — unvcrmischt mit der nächstfolgenden — gedauert haben mochte, und man war in der That so glücklich, Maßstäbe aufzufinden und auf ! Combinationen zu kommen, welche, wenn auch nicht völlig ! sichere, doch ziemlich wahrscheinliche Berechnungen zum Ergeb- z nisse hatten. ^ Die Nächstliegenden, wenn auch am mindesten verläßlichen Faktoren zur Bestimmung großer Zeiträume waren zurückgetretene Gewässer und Gletscher. Ein höchst interessantes Resultat hat in dieser Beziehung die Durchforschung der großen Torfmoore in Dänemark und Schleswig geliefert. Diese Torfmoore enthalten nämlich drei auf cinanderfolgende Vegetationsperioden, deren erste, unterste, die Vegetation von Fichten, hinter jeder schriftlichen oder mündlichen Ueberlieferung liegt, also der Geschichte weit voranging. Ihr folgt die Eiche als zweite Vegetationsschichte, und diese wurde von der jetzt noch in jenen Gegenden fast ausschließlich herrschenden Buche verdrängt. Mit diesen drei Vegetationsperioden fallen nun merkwürdiger Weise die früher besprochenen drei Eulturperioden zusammen: denn in der Schichte der Fichten fand man ausschließlich Steinwerkzeuge, und unter den Stämmen fanden sich einzelne, welche unbezweifclbar mit Hilfe des Feuers gefällt waren. Die in der Vegetationsperiode der Eichen lebende Bevölkerung kannte bereits die Vronce, wofür die in der Eichenschichte aufgefundenen Massen und Wertzeuge aus dieser Metallmischung Zeugniß geben. Die ganze historische Zeit, das Eisenalter , fM, wie solche Findlinge beweisen, ausschließlich in die Periode der Vuchenvegetation. Achnliche, aber ungleich schärfer bestimmbare Ergebnisse brachte der aus Anlaß dcr Eisenbähnbauten vorgenommene Durchstich des durch Anschwemmungen der Tiniere, eines Wild-bachcs bei Villencuve am Genfer See entstandenen Schotterkegels. Man stieß hiebci in einer Tiefe von 4 Fuß unter der Oderfläche des Schotterhügels auf die Neste eines alten Culturbodens mit Ueberbleibseln römischer Ziegel und einer Münze aus der Kaiserzeit; 5 Fuß tief unter dieser Schichte fand man eine zweite Culturschichte, in welcher ein Vronce-Werkzeug aus der reinen Vroncezeit und mehrere Topfscherben vorwmen: noch tiefer, 18 Fuß unter dcr Oberfläche, wurde eine dritte Schichte gefunden, welche Gcfäßtrümmer von sehr roher Arbeit, Holzkohlen und Thierknochcn enthielt. Die einzelnen Sckichten sind durch das aufgeschwemmte Gerölle scharf von einander geschieden; die in diesem vorkom° menden, gut erhaltenen Conchylien beweisen, daß selbes sich sehr langsam und regelmäßig absetzte, so wie aus den« Umstände , daß die Gefäßscherbcn scharf und nicht abgestoßen sind, zu entnehmen ist, daß dieselben oder die ganzen Gefäße nicht durch den Wildbach angeschwemmt, sondern durch Menschen-Hände hierhergebracht worden seien. Die auffallendsten und merkwürdigsten Belege für das hohe, über die frühesten geschichtlichen Perioden hinausreichende Alter menschlicher Cultur haben in neuester Zeit die Bohrungen artesischer Brunnen in Egypten geliefert. Hier gibt nämlich die Tiefe, in welcher Artefacte vorkommen, einen ziemlich genauen und sichern Maßstab für das Aller derselben, weil der Nil alljährlich einen Niedcrschlag bildet, der aus einer dünnen, thonigcn Schichte besteht, so, daß diese Schichten, ähnlich den ! Jahresringen des Holzes, allmählig über einander sich lagern. > Man hat nun nachgewiesen, daß diese Niederschläge binnen einem Jahrhunderte eine Höhe von 3 '/^ Zoll erreichen, und ! ist im Stande, aus der Tiefe, in welcher ein Gegenstand vor-! kömmt, den Nechnungsschluß auf dessen Alter zu ziehen. So wurde aus einem Bohrloche im Nilfchlamme eine Topft ! scherbc aus einer Tiefe von 39 Fuß emporgehoben, deren ! Alter sich nach den vorgedachten Bestimmungen auf 12—13.000 ! Jahre berechnet, also weit über die erste historische Königs-! dynastie (menschlicher Könige) der Thinniten, welche mit dem ! Jahre 4242 vor Christi Geburt beginnt, hinaufsteigt. ! Diese wichtigen wissenschaftlichen Entdeckungen erwecken ein l verdoppeltes Interesse für die Pfahlbauten, da auch in diesen ! die drei besprochenen Culturpcrioden , das Stcinalter, das Vronce-! alter und das Eisenalter, mit vollkommener Schärfe repräfcntirt ! erscheinen. Die ersten Entdeckungen von Pfahlbauten wurden in den ! Jahren 1853 und 1854 gemacht, deren Sommer, wie be-! kannt, in mehreren Ländern Europa's und so auch in der ! Schweiz, von außerordentlicher Trockenheit begleitet waren. So i hatte auch der Züricher See im erstgenannten Jahre einen so ! niedrigen Wasserstand, daß dieser noch einen Schuh unter den ! bis dahin bekannten niedersten Stand (vom Jahre 1674) gefallen war. Damals nun wurden von Fischern in einiger Ent-^ fernung von den Ufern und parallel mit diesen sich hinziehend i große Mengen von eingerahmten Pfählen bcmertt, zwischen, denen man bei näherer Untersuchung solche Massen von Thicr-knochen, Geschirr-Trümmern, anderen Artefacten und sonsligen ! Abfällen entdeckte, dcch lein Zweifel obwalten tonnte, daß man hier Uebcrbleibsel menschlicher Wohnungen vor sich habe. — Ueber Anregung von dem gelehrten Präsidenten der alterthum- ! forschenden Gesellschaft in Zürich, Dr. Keller, wurden nun ! cmch in den übrigen Seen der Schweiz Untersuchungen nnge- ! stellt, in Folge deren in der Mehrzahl derselben Pfahlbauten, ! und zwar in so großer Menge aufgefunden wurden, daß sich , die Zahl derselben bereits auf mehr als 100 belauft. So hat ! man im Genfer See 24, im Züricher See 10, im Vienner 11, ^ im Neuenburger 36, im Vodensce 30 Pfahlbaustellcn entdeckt. ! Die Pfühle sind in den sandigen Eccbodcn eingerammt, ! haben 3—9 Zoll im Durchmesser und sind theils ganze Stämme, ^ theils gespalten i sie slchen 1 — 5 Fuß von einander entfernt, j in Gruppen, nicht in regelmäßigen Reihen, in Entfernungen ^ von 100—300 Fuß von den Ufern, 8 bis 20 Fuß tief im ^ Ecewafscr. Man findet sie hie und da in sehr zahlreichen ! Gruppen bis zu 30.000—40.000 beisammen, ja, beiNobcn- ! hausen fand sich im Pfäffikon-See fogar eine Pfahlstelle von ! nahezu 100.000 PMen, so daß die einzelnen Pfahlstellen ^ — man darf sagen Pfahldörfer — häufig einen Flächenraum ! von 30.—180.000 Quadratfuß, also mehr als zwei Joche ein- ! nehmen. Die Pfähle sind natürlich bis in bedeutende Tiefen ! abgefault und abgestoßen. Meistenthcils ragen sie in eine über ^ dem eigentlichen Secboden gelagerte, aus vermodernden orga- ! uischen Stoffen und Vrandrestcn bestehende und durch diese ! schwärzlich gefärbte Schichte, in welcher sich in großen Mengen ! die Uebcrblcibsel der von den Bewohnern zur Nahrung ge- ! brauchten vegetabilischen und thierischen Stosse und die für die ! Thätigkeit derselben zeugenden Artcfacte verschiedenster Gattung ! vorfinden. Ueber dieser „Culturschichtc" liegt eine, erst nach der Zerstörung der Pfahlwohnungen aufgelagerte, dünnere ! Schichte von Torf, Schlamm und Sand, und über dieser steht erst das Seewasser. Zwischen den Pfählen fand man sehr i häusig flache und gekrümmte Lehmstücke, welche durch Feuer ! hartgebrannt und dadurch erhalten geblieben sind und die Eindrücke von Flechtwerk zeigen. ! Tiefe Ueberrcsle, so wie das in sehr großen Massen vor- ! kommende, halbverbrannte Stroh lassen mit voller Sicherheit schließen, daß die Hütten der Pfahlbewohner aus Holz und Flechtwerk bestanden, auf welches eine Lehmschichte fest aufgeschlagen war, und daß selbe theils rnnd, theils eckig, und höchst wahrscheinlich mit Stroh und Binsen gedeckt waren. ^ Diese Verhältnisse beweisen deutlich und unbezweifelbar, daß die Ansiedlungen nicht erst durch spätere Hebung des Wasserspiegels unter diesen zu stehen kamen, sondern ursprünglich bereits im Wasser standen. Die Pfähle sind, wie noch jetzt erkennbar ist, theils durch Feuer, theils durch stumpfe Schneidc-oder Hauwerkzeuge (Aexte) zugespitzt worden; darüber waren Roste oder Böden aus dicken Bohlen gelegt, auf welchen die Hüttenwohnungen der Ansiedler standen. Alle Vorkommnisse deuten darauf hin, daß sehr viele dieser Pfahlwohnungcn durch Feuer zu Grunde gegangen sind. In den meisten Orten mag dieß durch Fcindeshände, hie und da auch durch zufällige Brände geschehen sein. Aber gerade dem Einwirken dieses Elementes ist. cö zu-danken, daß die Pfahlhüttcn mit Allem, was daran und darin nicht durch Feuer zerstörbar war, in die Tiefe der Seen hinabsanken , und daß durch die Verkohlung viele Gegenstände erhalten blieben, welche sonst längst vom Wasser zerseht und vermodert wären. (Schluß folgt.) Manna. In einer der letzten Sitzungen der k. Akademie der Wissenschaften berichtete das wirkliche Mitglied Herr W. Haidinger über einen Mannafall, welcher sich im Monate März d. I. in der Nähe von Charput, nordwestlich von Diarbekir, zugetragen. Der k. k. Internuntius Freiherr v. Prokesch, wirkliches Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften, hatte ihm etwa ein Pfund dieser unter Negenströmen vom Himmel herabgefallcncn Mannas dnrch das Ministerium des Acußern zugesandt. Auf die erste nach Konslantinopel gelangte Nachricht hatte sich Frcih. v. Prokesch an die Pforte gewendet, in Fulgc dessen sogleich nach Charpnt um Einsendung einer Parthie tclegraphirt wurde. Das Manna selbst war noch von der Ucbersetzung des Berichtes von dem Statthalter an den Großvczicr begleitet. Die Menge des Manna war zwar nicht sehr bedeutend, obwohl es pfundweise aufgelesen werden konnte, wirkte aber doch sehr günstig für Mäßigung der Gctreidcprcifc, welche durch die Dürre sehr hoch gestiegen waren, weil man bei solchen Fällen die Erfahrung hat, daß günstigere Witterungsuerhältnisse und dadurch Fruchtbarkeit eintreten. Das Manna selbst ist die wohlbekannte Flechte ?lirm6iia (I^cauora) «Louisnta, ?a11as. Evcrsmann, der den Mannafall in den kirgisischen Steppen beschrieben, hatte hervorgehoben, daß das Manna auch an seiner Geburtsstätte ganz frei liegt, nicht angewachfen ist. Haidingcr beobachtete selbst in dem bei Charput herabgefallencn gegen 20 bis zu ^32 "olh ('/, Gramme) schwere Stücke, welche nur schwach überiindet sind und innen aus Stein bestehen, grobkörnigem Granit, Kalkstein, Sandstein u. s. w. Auch diese Steine sind also durch den Sturm mit fortgerissen worden. Die bisherigen Fälle liegen ziemlich alle in ostwestlicher Richtung in Persien und Kleinasien. Aus welcher von den vorliegenden Wüsten er komme, ist nicht gewiß. Die nördlichere kirgisische Steppe würde einen Nordost-Südwest-Sturm, die turkomanische Wüste einen Ost-West-Sturm erfordern. Das Manna gibt vermahlen ein weißes Mehl und leidlich gutes Brot, besteht aber nach Gübel zu 65.91 Percent aus oxalsaurcm Kalk, doch enthält es 23 Percent Gallerte. ^ Literatur. Vom „I llustrirtcn Famili c n b u ch c" des österreichischen ^ Lloyd sind daö 9. und 10. Heft (XIV. Jahrgang) so eben erschienen. ! Aus dem reichen Inhalte dieser beiden Hefte heben wir hervor: „Wenn sich zwei Herzen scheiden," Novelle von Thaddäns Lau, und ,.Em Trotzkopf," Erzählung von Emml) von Roden. — „Daö Arbeitsfeld der deutschen Gouvernante" von Meta Wellmcr. „Die Arbeiter-Association" uon Schmidt - Weißenfels. „Die Temperamente" vun Gustav Lindmr. „Ein Empfang beim Czaren im Jahre 157K" von P. v. Nüdics. „Aus dem Leben eines deutschen Fürsten in der Zopfzeit" (Baden?) von W. Chczy, „Mein Elittritt in das Fcrry-Hotcl" ! uon Friedr. Gcrstäcker u. s. w. Hieran schließt sich die Fortsetzung der „Ningclthiere im Dienste des Menschen" (Biene, Ameise, Gall-wcöpc), der Litcraturbericht von Dr. Lcvin Schiicking und Notizen für Handel, Haushalt und Gewerbe. Ein fluchtiger Blick auf das vorstehende Inhaltsvcrzeichniß zeigt, welche reiche Belehrung und Unterhaltung das Familienbuch in dlosi zwei Heften seinen Abonnenten bringt, und wir tonnen daher nur auf's Neue dieses gediegene Unternehmen der Gunst deS gebildeten Pnlilicumö empfehlen. Die beige-gcbcncn Stahlstiche sind, wic ftetö, ansprechend gewählt und elegant ausgeführt. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr 25 F. Ba:«berg in Laivach.