M«l« für Annst, Wist'enschatt und geselliges Leben. Nedigirr von Franz Hermann von Hermannsthal. ^? 5. Montag am H.O. Mai 184Z. M^H ' Non dieser Zeilschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, icdes Mal ein halber Bogen. Der Breis des Blattes ist in Laibach annzjähriaci, ^^^"^ ialbjähria ?, sl. Durch i>,e l. t. Bost unter tlouvert mit porloireier Zuiendung nanziäorig«, boibjäbria 4 >I. E. M., und wird baloiäbrin vorau«­bezahlt. Alle l. l. Ponäinier neu,»en Pränumeration an. In Laibacp Vlänumcriri man beim Verleger am Raan, Nl. Iyc>, im ersie» Slockc. Zwei Frühlillgslieder. Ni e Todtcn schlafen in den füllen Klausen, Sie weckt nicht des Geläutes Wiederhol!, Nicht Regen weckt sie und nicht Stunuesbrausen, Der Särge Knarren nicht, des Schotters Fall. Doch heute lärmt es an der Friedhofsmauer') Von Iugendmuth in jungem Sonnenschein, Als zöge in die Nacht der Gräbcrtrauer Die Freude und mit ihr der Lenz hinein. Das wogt und jubelt in der Turkengrube Mit Wurf und Sprung und listigschlauem Spiel, Erkämpfte Aepfel hülel hier ein Bube, Dort fliege» gold'ncr Pomeranzen viel. Wie auf erobertes Gebiet als Sieger Den Fuß setzt ein gewolt'ger Potentat > Wie in die Reihen sturmcntbrannter Krieger, Verheerend niederfällt die Kugel sagt! Und oben auf der nahen Alvcnfirnc Da sitzt der Schemen der Vergänglichkeit, Er schaut herunter, runzelt seine Stirnc, Und wickelt sich in seine» Mantel weit. Die Abendsonne röthet seine Wangen; Lr spricht vielleicht herab ei» Zorncswort. In' s Herz dem Iubler kann es nicht gelangen, Ihr Lärmen trägt es mit dem Winde fort. 2 ! reiße das Herz aus dem Nusen, Und wirf es den Menschen vor, Sie werden dich loben und preisen, Und kichern: »Der blöde Thor!« Sie werden dein Herzblut trinken, So lang es nur immer gebt, Und schlüßlich darauf vergessen, Sobald sich das Wetter dreht. Und machen sie's ihrer Mutter, Der Erde, anders vielleicht? Man preist sie, so lange sie Nlüthcn, So lange sie Nahrung reicht. ) Diese und die nächsten zwei Strophen beziehen sich auf ein laibacher Volksfest, bei welchem sich in der sogenannten Türlengrube, unfern von, Friedhofe, um ihr zugeworfenes Obst alljährlich am Ostermontage die lustige Jugend balgt. Und schläft sie, von, Geben ermattet. I m Winter endlich ein. So hat man schon längst vergessen. Der Göttlichen dankbar zu sein. Joseph Philibert. Gi« Abenteuer auf dem Schloße Vt h in Iunerkrain. No» Joseph N u che »Hain. I n dem großen Einkehrwirchshause zu Adelsberg wa­ren Fremde angekommen. Dieses ist in kleinen Orien eine Art freudigen Ereignisses für die bessere Classe der Einwohner, in deren sonst eintöniges Leben dadurch eine nicht unliebsame Abwechselung gebracht wird. Viele kamen daher bei dieser Nachricht dort zusammen, sobald es Abend geworden war, und nahmen an der großen Tafel Platz, an welcher auch die Fremden bereits erschienen waren. Das Gesprach war anfangs, wie gewöhnlich, wenn man einander fremd ist, einsylbig; nach und nach wurde jedoch der feindliche Dämon, die Scheu, aus dem Kreise ver bannt, und wie längst Bekannte wechselten die Versammel­ten Gespräche, und lachten über die Einfälle eines Witz­lings, welcher, längere Jahren auf Reisen befindlich und jetzt seiner Heimach zueilend, unerschöpflich in seiner hei­tern Laune war. Sein Ton und seine ganze Benehmung' weise ließen auf seine begünstigte Herkunft schließen, seine gesammelten, in kurzen Skizzen mitgetheilten Abenteuer den höher gebildeten Mann nicht «erkennen. Dieses hat­ten die Honoratiores des Kreisortes gleich weg, und man rückte, soviel es nur möglich war, immer näher dem jovi­alen Erzähler. Den Inhalt seiner Erzählungen bildeten meistens die verschiedenen Sitten und Gebräuche jener Völker, welche er kennen gelernt hatte, und er entwarf davon nach Ho­garth's Manier solche Schilderungen, daß den Zuhörern vor Lachen die Augen übergehen mußten. Plötzlich aber hatte er eine ernste Stimmung angenommen. vMcine Herron, glauben Sie an Geister?« fragte er nach einem kleinen Stillschweigen, und schien mit gespann­ K8 — ter Aufmerksamkeit aus den Gesichtern der Anwesenden die Antwort lesen zu wollen. Verblüfft über diese unerwartete Frage schwiegen die Zuhörer und sahen erwarcungvoll und unverwandt auf den Sprecher. «Sie scheinen ihr Dasein zu bezweifeln? Mi r wäre es auch nie beigefalle», an die E.ristenz derselben zu glau­ ben; doch ich muß Sie versichern, daß in diesem Puncte mein Glaube wantc." Die Anwesenden erwarteten nun nach dieser Einlei­ tung nichts Anderes, als einen neuen Schwank zu ver­ nehmen, aber sie irrten. Der Erzähler nahm wieder das Wort: »Im verwichenen Herbste, als ich die Gebirgsketten südwärts vom zirtnitzer See in geognostischer Hinsicht mit einigen Freunden besuchte, hatte ich die Ehre, auf die Herrschaft R. in Innerkrain zu einer Iagdpartie eingela­den zu werden, wo es sich ereignete, daß ich den Abend zuvor in dem oberwähnten Schloße zu übernachten kam. Ich brauche nicht erst die gastfreundliche Aufnahme zu rüh­men, die ich daselbst fand; der dort herrschende edle Sinn ist im Lande ohnehin zu bekannt, als daß ich mir schmei­cheln könnte, durch mein Lob noch Etwas dazu zu thun. Nur weiß ich nicht, ob es Zufall oder Absicht gewesen, daß mir allei n in einer Erube auf der Hinteren Schloß­seite, das Nachtlager angewiesen ward. Ich dachte nichts Arges, schloß die Stube ab, löschte das Licht aus und legte mich nieder. Doch was mich bewog, nach einigen Stunden, im Dunkel der Nacht jene Stube und das Schloß selbst eilends zu verlassen, kann ich Niemanden beschreiben, denn mir schaudert bei der bloßen Erinnerung Dessen, was ich dorr hören mußte. So eine Nacht wünschte ich mei­nem ärgsten Feinde nicht!" »I n R.?" fragte der ebenfalls anwesende Landjunker K., welcher bisher wider seine Gewohnheit auf seinem Platze stillgesessen. »Dies ist beinahe unglaublich! Als ich noch bei dem Regiments war, wohnte ich oftmals der Jagd auf dieser Herrschaft bei, und ich muß Ihnen sa­gen, daß ich, außer der vortrefflichsten Bewirthung und dem Gebelle der besten Jagdhunde im Lande, Nichts wahr­genommen habe.« »Wenn dem Herrn K. hievon Nichts bekannt wäre, den wir doch von seiner Courrier-Reise, welche er von Pa­ris nach Wien in Z6 Stunden machte, satrsam kennen", bemerkte einSecretär, so dürfte dieses Ereignis; allerdings etwas unwahrscheinlich sein", und warf einen bedeutsamen Wink mit ironischem Lächeln dem Fremden zu. Dieser hatte sogleich verstanden. »Fünfzig Goldducaten auf zwei, wenn ich lüge", sprach er in ernstem Tone, und zog aus seinem Beutel das Gold, welches er wohlgezählt auf den Tisch legte. »Wer zweifelt an meiner Aussage, dem steht es frei, mit mir die Wette um diese Kleinigkeit einzugehen." Die Goldrolle, der Ernst des Fremden, welcher in einem seltenen Contraste mit seiner früheren Laune stand, machten denn doch viele der Gäste des Glaubens, daß sich auf dem Schloße wirklich etwas Außerordentliches zu­getragen haben mochte, nur Junker K. schien einen solchen Gedanken durchaus nicht fassen zu können. »Sie zweifeln noch immer?" wiederholte der Fremde, »ist es gefällig? in 48 Stunden kann entschieden sein, wer Recht hat", und wies auf die am Tische liegende Gold­ rolle. „Ich bleibe hier, und der Wirth wird unterdessen un­ ser Gelo in Verwahrung zu nehmen die Güte haben." »Angenommen!" erwiederte K. entschlossen, die zwei Dukaten auf den Tisch legend. Die Gesammtsumme wurde von dem Gastwirthe kopfschüttelnd zur Aufbewahrung ein­ gestrichen, und am andern Tage war Junker K. in N. richtig eingetroffen. »Wo ist die Stube, in welcher es nicht richtig sein sollte?" fragte der kaum Angekommene den an der Treppe ihm begegnenden Verwalter des Schloßes. »Ich bitte vor allem Andern, mich dort heute übernachten zu lassen." Inzwischen war der Schloßherr dazu gekommen. Die­ser alte biedere Herr, von dem Wunsche des Supplican­ten kaum unterrichtet, lächelte, befahl aber gleich, seinem Ansuchen zu willfahren. Hierauf erzählte der Junker die Ursache seineü so plötzlichen Erscheinens, die Wette mir dem Fremden, und siehe da, es begegnete ihm zu seinem nicht geringen Entsetzen, daß die Aussage des Fremden, auf dessen Anwesenheit und plötzliche Flucht im vorigen Spärherdste man sich noch genau zu erinnern wußte, nicht nur nicht widersprochen, sondern vielmehr in Allem bestä­tiget wurde. Das Blut gerann dem Zagenden beinahe zu Eis, und wäre er nicht einst Soldat und einmal sogar Courrier ge­wesen , und wäre er nicht selbst in der ganzen Gegend die Trompete seines eigenen MutheS gewesen, er hätte die Wette sicher fahren lassen; doch da es galt, sein Wort zu rechtfertigen, so nahm er sich denn vor, dieses Abenteuer in der Nacht bestehen zu wollen, und gälte es auch sein Leben. Die Nacht war gekommen. Nach einem kräftigen Nacht­mahle, bei welchem er nicht ermangelt hatte, ziemlich viel Wein zu sich zu nehmen, schritt er endlich gravitätisch dem Hincern Thnle des Schlosses zu. Ein Diener war ihm vorangegangen, belastet mit Waffen aller Art, und ein zweiter erlag fast unter der Schwere des Getränkes, welches dem Helden in die verhängnißvolle Stube nachgetragen werden mußte. I n der Stube angelangt, wurden die Träger von dem Junker ihrer Last entlediget und auf die humanste Weise entlassen. Nachdem nun hinter ihnen die Thüre verschlossen war, untersuchte der Einsame mit gespanntem Hahne seiner ge­ladenen Pistole das ganze weite Gemach. Aus den bestaub­ten Möbeln durfte er ganz sicher schließen, daß hier schon lange kein lebendes Wesen geweilt habe. Keine Wand, kein Winkel und keine Tafel wurde übergangen, und nach­dem Alles unverdächtig befunden war, legte er, selbstgefäl­lig sich belächelnd, die Waffe nieder, und begann seine Schlafstelle zu befestigen, als hätte er einen Türkensturm zu überstehen. Knapp an seine Lagerstätte wurde ein gro­ 29 ßer Tisch gerückt und auf diesen die Gewehre, mit ih­ren Mündungen nach allen Seiten des Gemaches ge­richtet, aufgepflanzt; den mittleren leeren Tischraum füll­ten einige Kannen Weines mit den Gläsern aus; ganz im Vordergrunde lag eine Unzahl Tabakspfeifen, während von der hintern Wand seines Bettes ein Heer von Säbeln und Degen herabblickte, nicht anders, als sollte eine Ar­mee bewaffnet werden, und ringsum um die Seicenwände seiner Schlafstätte, in welcher er, mir einer weißen Schlaf­haube bedeckc, aus dem geblümten Schlafrocke im qualmen­den Rauche seiner Tabakspfeifen halbaufgerichtet, wie der gebrochene Mastbaum eines Kriegsschiffes vom Verdecke, her­absah, lehnte eine Menge Doppelgewehre, bereit, im Augen­blicke den allfällig erscheinenden Geist auf eine imposante Art zu begrüßen. Stunde an Stunde verrann, und das bang erwar­tete Gespenst war nicht gekommen. Die Weinkanncn wa­ren geleert, die Tabakspfeifen ausgedampft, der Kopf war allmählich schwerer geworden, die immer starrer werdenden Augenlieder verkündeten den nahen Schlummer — und noch immer kein Geist! „Hm! Hm!" brummte kaum hörbar der Junker, und schlief stolz lächelnd ein. (Beschluß folgt.) Glassische Aphorismen. V<>8 exemplurin Llzec» Prüfet Alles, und was gut ist, Huctuill« v«i5«te inünu, ver«at« äiuinn. behaltet. i. Aus Seneca's Briefen. 1. Betrachten wir's genauer, so verstießt der größte Theil der Zeit den Menschen, indem sie Uebles thun, ein gro­ßer, indem sie NichiS thun, das ganze Leben, indem sie andere Dinge thun, als sie sollten. 2. Erwirb dir täglich Etwas, was gegen die Armuth, gegen den Tod, nicht minder gegen die andern Uebel dich zu stärken vermag. 3. Kein Gut frommt seinem Besitzer, außer auf dessen Verlust sein Gemüth gefaßt ist. 4. Ein ruhiges Leben wird Keinem zu Theil, der zu sehr auf seine Verlängerung bedacht ist. Da s sei dein tägli­ches Trachten: wie du mit Gleichmut!) ein Leben verlassen mögest, das Viele umklammern und festhalten, wie Jene, welche ein Gießbach fortreißt, Gesträuche und Felsen. 3. Unsere Aufgabe sei, eine bessere Lebensweise zu be­folgen, als die der Welt, nicht eine entgegengesetzte, sonst stoßen wir Die, welche wir bessern wollen, von uns ab und verscheuchen sie. s. Groß ist der Mann, der irdenes Geschirr gebraucht wie Silberzeug, aber wahrlich nicht kleiner ist der, wel­cher sein Silbergeschirr gebraucht als ob es irden wäre. ?. Würde mir alle Weisheit unter der Bedingung ver­liehen, sie verschlossen zu- halten und nicht auszusprechen, ich. würde sie zurückweisen. 8. Ein bösartiger Gefährte setzt auch an den reinsten und einfachsten Seelen seinen Rost ab. Nochwendig müß­test du entweder nachahmen oder hassen. Beides aber ist zu meiden. Du sollst weder den Schlechten ähnlich wer­den, weil ihrer Viele sind, noch der Feind der Vielen, weil sie dir unähnlich sind. Ziehe dich in dich selbst zu­rück, soviel du kannst; verkehre mit Solchen, die dich bes­ser, machen .werden; laß Solche an dich sich anschließen, die du besser machen kannst. 9. Wie es gleichgültig ist, ob du den Kranken in ein hölzernes Bettgestelle oder in ein goldenes legst — wohin du ihn auch bringen magst, er wird sein Leiden mit sich nehmen — eben so macht es Nichts aus, ob die kranke Seele in Neichthum oder Armuth versetzt wird: ihr Ge­ brechen folgt ihr. ,10. I m tiefen Frieden, und ohne einen Feind zu haben, hält der Soldat seine Marschübungen, wirft Verschan­zungen auf, und müht sich ab in Überfluß igen Ar­beiten um den^othwendigen gewachsen zu sein. Wer, wenn es gilt, nicht zittern soll, muß, ehe es gilt, geübt werden. 11. Das ist die größte Aufgabe der Weisheit und ihr Kennzeichen, daß die Werke im Einklänge stehen mit der Rede, und der Mann überall sich selbst gleich und stäts der nämliche sei. 12. Was ist Weisheit?: Immer Dasselbe wollen und Dasselbe nicht wollen. Dabei brauchst du die Bedingung nicht anzufügen, daß recht sein müße, was man wolle: denn unmöglich kann Einem immer Dasselbe gefallen, wenn es nicht das Rechte ist. 13. Dahin seien alle deine Gedanken gerichtet, dafür sor­ge, Dies wünsche: daß du zufrieden seiest mit dir und mit den Gütern, die aus dir selbst kommen. Mi t allen andern Wünschen magst du die Gottheit verschonen. 14. »Willst du", sagte Epikur zu Idomeneus, «den Pythokles reich machen, so mußt du nicht sein Geld ver­mehren, sondern seine Begierden vermindern.« Dieser Satz ist zu klar, als daß er der Erläuterung, zu treffend, als daß er der Nachhülfe bedürfte. Nur das Eine habe ich zu bemerken, daß du ihn nicht allein vom Reichthum ge. sagt glauben mußt; auf was du ihn auch anwendest, er wird Dasselbe gelten. Willst du aus Pythokles einen würdigen Mann machen, so mußt du nicht seine Würden vermehren, sondern seine Begierden vermindern. Willst du, daß dem Pythokles beständig wohl sei, so mußt du nicht sein Wohlleben vermehren, sondern seine Begier­den vermindern. Willst du, daß Phythokles alt, und 3» die Zahl seiner Jahre voll werde, so mußt du nicht seine Jahre vermehren, sondern seine Begierden vermindern. 15. Nicht den Menschen nur, auch den Dingen ist die Larve abzuziehen, und ihr eigenes Gesicht wieder zu geben. 16. Erweise dir die letzte Wohlthat dießseits deines To­destages, daß du vor dir deine Fehler sterben läßest. 17. Ein Gu t ist die Mühsal nicht; was ist denn aber ein Gut?: ihre Verachtung. 18. Was ist das Gute? — Richtige Erlenntniß. —Was ist das Uebel? —Unwißenheit? 19. Hast du des höchsten Gutes dich bemächtiget, so be­ginnst du, der Gotter Genosse zu sein, nicht ihr Fle­hender. 20. Schimpflich ist es, nicht zu gehen, sondern fortgetra­gen zu werden, und auf einmal mitten im Wirbel der Dingestaunend zu fragen: „Wie bin ich hierhergekommen?« (Wellen zeitweise fortgesetzt.) Neues. (Hohes Alter.) I n Bcrneuil starb Leonard M o­reau in dem vorgerückten Alter von IUI Jahren. Er war nie bedenklich krank in seinem Leben und arbeitete noch ein oder zwei Tage vor seinem Tode. Vor einiger Zeit setzte er es sich in den Kopf, seinem Sohne bei dem Beschneiden der Bäume Hülfteiche Hand zu leisten, bei welcher Gelegenheit er mit der Schnelligkeit eines jungen Mannes eine 50 Fuß hohe Eiche hinaufkletterte. — ^ (Emigranten.) Im verstoßenen Jahre sandte die englische Regierung 40.000 Emigranten nach New-South-Wales, was derselben eine Auslage von 9,000.000 st. ver­ursachte. Für dies Jahr ist die Zahl auf 10.000 Emi­granten für New.'South.-WaleZ, und auf 1.Z00 für Van­diemensland beschränkt worden. — * ^ (Wohlfeile s Reisen.) Reisende können jetzt mit den huller Damofbooten bis Hüll und von da auf der Ei­senbahn nach Manchester für die geringe Summe von 6 st. gelangen, und zwar in derselben Zeit, als die früheren „CoacheS" dazu brauchten. — «' * lEin junger Selbstmörder.) Ein Knabe von 10 Jahren, in Arleur in der Nähe von Donai, machte seinem Leben ein Ende. Seine Mutter hieß ihn die Schule besuchen, wo;u er wenig Neigung fühlte. „Es wird das letzte Mal sein", sagte er, als er das Haus verließ. Als er die Brücke von Arleur erreichte, sprang er in den Fluß und ertrank — (Die Bewohner von Cadiz) leiden außerordent­lich in Folge einer anhaltenden Dürre. Wasser ist so sel­ten, daß ein kleines Fäßchen mit 2 Realen bezahlt wird. Alle andern Lebensmittel sind ebenfalls selten und theuer, und so werden die Cadizianer von Hunger und Durst zu­gleich bedroht. Der Magistrat berathschlagt, wie diesen Uebeln abzuhelfen sei. — (Nossini's berühmtes «»tlUxtt mntor") wird in Wien nächstens zur Aufführung kommen. — Mannigfaltiges. Die sächsischen Domen. Die Frauen in Sachsen, sagt ein reisender Engländer, sind Muster des Fleißes; sie möge» zu Hause oder außerhalb des Hauses sein, das Stricken und Nähen Hort nichr auf. Line Dame, die in eine Gesellschaft geht, würde leicht den Fächer vermissen» könnte aber gewiß feine halbe Stunde ohne ihr Strick- »der Nähzeug sein. Ein Mann, der in eine solche Gesellschaft tritt, tonnte in den verzeihlichen Irrthum verfalle,,, er sei in eine Industrieschule gekommen. I n Dresden wird dieser Fleiß s» weit getrieben, daß die Damen selbst im Theater stricken. Ich habe es selbst gesehen, fahrt unser Engländer fort, wie eine Dame den Strickstrumpf hinlegte, sich die Thränen aus den Augen wischte über die Leiden Thctla's in »Wallenstcins Tod«, und dann sogleich den Strumpf wieder vornahm. Redet und singt! Cin Arzt hat, einem französische» Blatte zufolge, herausgefunden, warum die Frauen gewöhnlich länger leben als die Männer; der Grund ist: weil sie mehr sprechen, als wir. Die größte Zahl der Krankheiten kommt, heißt es, von der Schwäche der Lunge her. Das fleißige Sprechen nun stärkt wegen einer heilsamen fortwährenden Ucbung jenes so zarte Or­ gan, das bei melancholischen und selten redenden Menschen leidet. Viel sprechen ist demnach cin herrliches Mittel, um sich wohl zu befinden und lange zu leben. <2o war auch der bekannte Dr. Rush der Meinung, daß ins Singen ein Mittel sei, sich gesund zu erhalten. »Wer ist zu fürchten? I n einer Gesellschaft kam das Gespräch auf Religion. Einige äu­ ßerten sich sehr leichtsinnig und unziemlich. Ein ehrwürdiger Mann saß stumm und in Nachdenken versunken. »Was hallen Sie davon?" fragte ihn einer der vorlautesten Spötter.— »Meine Religion", erwiedcrtc er ernst, »besteht darin: ich fürchte Gott, und nach ihm Diejenigen, die ihn nicht fürchten.« Etwas von Kaiser Joseph II. Als die Stadt 2fcn den Vortrag machte, dem Kaiser Joseph II. eine Nüdsäule errichten zu wollen, gab der Kaiser folgende merkwürdige Antwort: »Wenn die Vorurtheile werden ausgcwurzelt, und wahre Vaterlands­liebe und Begriffe für das allgemeine Neste beigebracht sein, wenn Jeder­mann in einem gleichen Maße das Seinige mit Freuden zu den Bedürfnissen des Staats, dessen Sicherheit und Aufnahme beitragen wird, wenn Auf« tlürung durch verbesserte Studien, Vereinfachung in der Belehrung der Geistlichkeit und Verbindung der wahren Religionsbcgriffe mit den bürger­lichen Gesetzen; wenn eine bündigere Justiz, Reichthum durch vermehrte Population und verbesserten Ackerbau, wenn Erlenntniß des wahren Inte­resse des Herrn gegen seine Unterthanen und dieser gegen ihre Herren, wenn die Industrie, Manufacturen und deren Vertrieb und Circulotion aller Producte in der ganzen Monarchie unter sich werden eingeführt sein, wie ich es sicher hoffe: »Isdann verdiene ich eine Ehrcnsäule, mcht aber jetzt, wo nur die Stadt Ofen durch meine zur leichtern Ucbersscht getroffene Uebcr­setzung der Stellen dahin eine» mehrcrn Vertrieb ihrer Weine und einen höhern Zins ihrer Häuser erhält. Wien/ den 2z. Juni I?ö4. Joseph.« Zweckmäßiges Gebet. I n einem Vrbauungbuche, welches um die Mitte des vorigen Jahr­hundcrtes herauskam, befindet sich unter Andern, auch ein Gebet mit der Ueberschrift: »Bitte, so ein Ziegeidecker während des Falles von einem Dache zu sprechen hat.« Das Gebet nimmt drei enggedruckte Seiten ein. Friedrich II. und Voltaire. Friedrich II. ließ Voltairc's Statue verfertigen, schrick mit eigener Hand darunter! Viru immurtüli (dem Unsterblichen), und schickte sie ihm zu. Voltaire antwortete den, Könige: »Vir, Sie haben Mir ein Landgut in Ihren Domänen angewiesen.« Laib ach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.