?aWAWAVaV/4 I DENKSCHRJ? (ft b W- '•> j O ■' -v ' ' des O :^ji * : X o KRAINISCHEN GEWEEBWEKEINE%/ V JJBL V gegen die ERWEITERUNG des AKDESZWA NGS ARBEITSH A USES •j * • -\- v 1886 . Verlatj des krainisclien Geioerbevereines in Laibach. Diuck von Klein & Kovaft. 48908 deren Erlauterung nicht Zweck dieses Schriftehens sein kann. Wenn wir daher mit Rueksicht auf unsere lieimi- sclien Yerhiiltnisse Einiges hervorheben, urn die nachfol- gende Denkschrift, welche der krainische Gewerbeverein in. Laibacli dem hohen krainisehen Landesausscbusse vor- gelegt hat, zu begriinden, so thun wir es mit der Absicht, die naassgebenden Kreise damit auf eine fur den Fort- bostand dcs stiidtischen Kleingewerbestandes eminent wicli- tige Frage zu. lenken. Keinem Kenner der Erwerbsver- haltnisse in der Landeshauptstadt Laibach ist es unbe- kannt, dass dieselben immer schwieriger werden ; dass sieh Arbeit und Verdienst der produeirenden Bevolkerung stetig mindern; — dass aber in besonders hohem Masse der JIandwerkerstand zu leiden hat. Wahrend sieh die Pro- ductionskosten seit einigen Doccnnien in Folge der enonnen Steigung der Miethzinse, Steuern etc. fast um das Dreifache orhiiht, — verminderte sieh nicht nur der Yerdienst, son- dern os sanken auch die Preise handwerklicher Arbeit in Folge iibergrosser Concurrenz der hiesigen Straf- und Cor- reetions-Anstalten. Wie natiirlich griffen die Verwaltungen genannter Anstalten zur Beschliftigung der Straflinge zu jenen Gewerben, bei welchen dies wegen dor Arbeitsmenge, Leichtigkeit der Beschaffung u. s. f. am leiehtesten schien, und deren Schadigung nfclit so schnell offenkundig wurde, als es z. B. geschehen wiirde, wenn man zu don Gewerben der Uhrmachor, Hutmacher, Sclilosser, Dreehsler u. a., deren Zalil eine geringere ist, — gegriffen liiitte. * 1 * — 4 Obwohl behauptet werden kann, dass zeitweise in diesen Anstalten fast kein Handwerk unvertreten blieb, so erfuhren die meiste Schadigung docli die Gewerbo der Schneider, Sclinhmaeher, Tischler und Buchbinder. Einen kleinen Nachweis des Niederganges dieser Gewerbe geben nachstehende Ziffern: Die Zalil der in der Stadt beschaftigten Gehilfen betrug nocli vor 15 Jahren: zusammen dalier circa . 500 Gehilfen. Die Zalil der Gehilfen welche abcr heute in der Stadt beschaftiget werden, betragt: bei dor Schneiderei . . . „ „ Schuhmacherei . . „ „ Tischlerei mit Aus- nahme der Fabriken „ „ Buchbinderei . . 50 00 Gehilfen, 20 9 zusammen daher circa . 140 Gehilfen, odor urn zwei Dr it tel weniger als friiher. Mit diesen Daten linden wir in Uehereinstimiming auch die Vorsehreibung der Erwerbsteuer. Wahrend nocji in den Jahren 18G0—70 die Erwerbsteuer mit 31 II. 50 kr. und 15 fi. 75 kr. yon 14 Schneidern, 6 Tischlern, G Schuhmachern entrichtet wurde, gibt es gegenwartig in diesen Steuersiitzen von alien zusammen nur mehr fiinf. Nur eine geringe Anzahl Meister arbeitet nocli mit woni- gen Gehilfen, — die grosso Melirheit aber hat keine Hilfs- arbeiter mehr. Wenn man nocli erwagt, dass bei obgenannten Ge- werben zu Saisonzeiten mindestens 50 fremdo Gehilfen in Laibach Arbeit fanden; wahrend dem heute die heimischen Arbeitskrafte an Mangel der Arbeit leiden, so erscheint das Bild des gewerblichen Niederganges in der Stadt voll- kommen gezeichnet. — 5 — Nachdem nun die Ursaehen desselben verschiedenartig und uns bekannt sind, so behaupten wir nicbt, dass der Coneurrenz der Strafhauser die alleinige Schuld beizu- messen sei — wolil aber konnen wir behaupten, dass unter verschiedenen Ursaehen die Strafhaus - und Arbeitshaus- concurrenz die bedeutendste und empfindlichste war, und heute angesiehts der allgemeinen Gesehaftstockung nur desto fiihlbarer und intensive! - erscheint, als es in friiheren Jahren der Fall war. Die hohe Eegierung hat in Wtirdigung der gereehten Besehwerden des Gewerbestandes in letzterer Zeit mannig- fache besehriinkende Bestimmungen erlassen und, so wir recht informirt sind, vor Kurzem die Annahme von Kunden- arbeit fiir Private in den ararischen Strafhausern ganzlich eingestellt. Wahrend dem nun die 400 bis 500 Straiiinge am Laibacher Castelle in anderer Weise besehaftiget werden, und diese Coneurrenz den ansassigen Gewerbsleuten, insowe.it jene nieht ararische Arbeiten (wie z. B. die Buchbinder) zu verfertigen batten, vom liaise geschafft wird, •— hat der krainische Landtag ohne Riick- sicht auf die Bitten des Gewerbestandes, und ohne vorherige Arbeitsversorgung die Erweiterung des Landes- z wangsarbeitshauses fii r 50 0 Zwanglinge be- selilossen, womit der wohltluitige Erlass der hohen Eegierung fiir die handwerklichen Gewerbe vollstandig paralisirt erscheint, da es sieh doeli gleieh bleibt, oh uns das Strafhaus oder aber das Zwangsarbeitshaus ixn Erwerbe schadiget. Yielfach wird darauf hingewiesen, dass dureh die Erhaltung eines industriellen Etablissements dem Landes- fonde eine bedeutende Einnahme erwachst; wir konnen dazu nur die Bemerkung maohen, dass jene Einnahme mit Kiicksicht auf die bedeutende Beschaftigung mit gewerbli- eher Arbeit trotz der kostonfreien Arbeiter koine besonders grosse ist, urn der dadureh hervorrufenden Schadigung der freien Gewerbe ein Gegengewieht zu bieten. Der von Seite der Zwangsarboitshaiisverwaltung ausgehenden Be- hauptung, dass die Beschaftigung mit gewerblicher Arbeit nur eine kaum nennenswerthe sei, daher unsere Besehwerden niclit gereehtfertiget erscheinen, wollen wir erst dann — 6 — beipflichten, wenn die Merge der geleisteten gewerblichen Arbeit nicht durch Ertragsziffern, sondem naeh der Stuck- ahzahl der erzeugten Artikel verlautbart wird, da bei so minimalen Arbeitspreisen nicht der Eeinertrag der Arbeit, sondern nur die Menge der Arbeit einen Massstab zur Beurtheilung der aufgestellten Behauptungen abgeben kann. Dass im heurigen Jahre (was aber naturgemass nur wahrend der Sommennonate gesehehen kann) auf cine intensivere Beschaftigung der Zwanglinge mit den Feld- arbeiten gesehen wird, kann nur als Folge unserer Be- seliwerden gelten; wird aber bei einem Stande von 500 bis 600 Mann, namentlich im Winter gewiss unmoglich sein, dalier aueh die Befiirohtung, dass auch auf andere bisker nicht beriihrte Gewerbe gegriffen wird, gereclit- fertiget ist. Aueh anderweitigo, gewiehtige Griinde spreehen gegen die beabsichtigte Erweiterung des Landeszwangs- arbeitshauses. Dieselben sind in der nachfolgenden Denlt- schrift angefiilirt und begriindet. Wir glauben, dass jenen Erwagungen sich Niemand versehliessen kann, der Herz und Gefuhl hat fur den braven einheimisehen Gewerb- und Arbeiterstand, wir aber erfiillen damit nur unsere Standesptlicht! -x- Holier hinisch Landesanssehm! $er krainische Gewerbeverein hat dem holien Land- ^ tage in der abgewichenen Session eine Petition **' iiberreicht um Einschrankung der gewerblichen Arbeiten im Landeszwangsarbeitshause in Laibach und besonders auch um Aufhebung jener Verfiigung, wodurch die Preise der Arbeit nacli den Eegiekosten zu bestimmen sind. Diese Petition sekeint dem betreffenden Aussckusse, welchem sie zur Berathung und Berichterstattung zuge- wiesen wurde, nieht viel Kopfweh verursacht zu haben. Wenigstens kat sick der Herr Bericliterstatter in der Landtagssitzung vom 21. Janner 1886 , in welcker die Petition zur Yerhandlung kam, darauf beschrankt, nur ein diesfalls eingeholtes Gutackten der Zwangsarbeitshausver- waltung zu recapituliren und daran, „ut aliquid fecisse videatur" den Antrag zu kniipfen: es sei die Petition dem hohen Landesausschusse zu iiberweisen, welche dariiber nach Anhorung von Gewerbetreibenden dem hohen Land- tage Berieht zu erstatten hat. Dieser Antrag wurde vom hohen Landtage zum Besehlusse erhoben. Im allgemeinen lasst sieh zwar gegen einen Beschluss, mit welchem der hohe Landtag seinem stiindigen Organe das Studium ciner Frage auftragt, nichts einwenden. Allein in diesem besonderen Falle muss hervorgehoben werden, dass intensive IClagen fiber Beeintraehtigung der gewerbe- treibenden Classen durch Straf - und Correctionsanstdlten so alt sind und schon solange an der Tagesordnung stehen, — 8 als dergleichen Anstalten errichtet wurden, beziehungsweise als in denselben die Besehaftigung der Angehaltenen mit Handwerkerarbeiten Platz gegriffen liat. Ware man daher nicht zu der Annahme bereehtiget, die Mitglieder der be- trefEenden Vertretungskorper werden liber die schreienden Uebelstande, welche den Handwerkerstand uberall dort, wo sich Straf- odor Corrections - Anstalten befinden, in so sehwerer Weise bedriicken, schon langst sattsam informirt sein und hiitte eigentlicdi die liolie Landesvertretnng wegen der leicht thunlichen Abliilfe nicht schon langst initiativ vorgehen sollen? Wenn wir uns erlauben iiber den Bescliluss auf Ueberweisung unserer Petition an den hohen Landesaus- sclmss die abfallige Bemerknng „ut aliquid fecisse vide- atur“ zu machen, so hat sich die Begriindung dafiir in einem andern, ebenfalls in der abgewichenen Landtags- session, somit gleichzeitig gefasstem Landtagsbeschlusse ergeben. Dieser letztere Bescliluss ortheilt dem Landesaus- schusse dem Streben unserer Petition geradezu und aus- gesprochen entgegengesetzte Auftrage. Er lautet folgendennassen: „I)er Landesausschuss wil'd beauftragt: 1. „Bei der hohen Begierung um eine Subvention „zur Vergrosserung der Landeszwangsarbeitsanstalt in ,,Laibach auf den Belagraum von etwa 500 Zwanglingen „anzusuchen.“ 2. „Bei den Liindern, welche bisher die Zwanglinge ,,nach Laibach abgeben, anzufragen, ob dieselben geneigt „wiiren, auf eine liingere Reihe von Jahren die fernere „Abgabe ilirer Zwanglinge unter der Bedingung zuzusi- „chern, dass die Yerpflegsgebuhren iin Yerhaltnisse zu den „durch diese Yergrosserung erzielten Ersparnissen ermiissi- „get wiirden. 11 3. „Die Plane und Kostenvoranschliige fur die Ver- „grosserung der Anstalt auf den Belagraum von ungefahr „500 Zwanglingen und Corrigendcn sofort machen zu „lassen, so dass dieselben in nachster Landtagssession zur „definitiven Beschlussfassung iiber die Aus- „fulirung vorgelegt werden kbnnen.“ 9 — 4. ,,Der Landesausschuss wird ermaehtiget, die an „die Zwangsarbeitsanstalt angrenzenden Grundstiieke der „Stadtgemeinde Laibach im Ausmasse von ungefahr 3 Joch „bei angemessenen Freisen zu kaufen nnd den Kaufsehilling „im Zwangsarbeitshausfonde in Ausgabe zu stellen.“ Dabei machten wir die traurige Wahrnehmung, dass alle diese Beschliisse ohne die geringste Einwendung im Landtage gefasst wurden. Ebenso ohne Widerrede votirte der Landtag spiiter einen Credit von 10.000 fl. zum Ankaufe der Grundstiieke fill' den Erweiterungsbau. Ebenso traurig ist die Wahrnehmung in Bezng anf die Motive, welche den erwahnten zweiten Landtagsbesehluss zur Eolge batten. Wie die Berichterstattung fiber unsere Petition, liisst anoh dieser Motivenberieht in Bezug auf Vollstiindigkeit vieles zu wfinschen fibrig. Nur lediglich die Erwiigungen, dass bei Durchffihrung des Beichsgesetzes vom 24. Mai 1885, Nr. 89, eine grossere Anzahl von In- dividuen an die Zwangsarbeitshauser abgegeben werden wird, dass das Zwangsarbeitshaus in Laibach bereits fiber- fttllt ist und zur weiteren Aufnalime von Zwiinglingen die Eaume fehlen, dass die Yerpflegs- und Verwaltungskosten bei Erweiterung der Anstalt ermassiget werden kiinnen, dass weiters die Lage der Anstalt eine Vergrosserung der- selben nicht schwierig erscheinen liisst, dass endlich eine Vergrosserung der bestehenden Anstalt ohne Gefahren fiir den Zwangsarbeitshausfond durchffihrbar wiire, wenn der Staat liiezu eine Subvention leisten wfirde, nnd wenn die Kronlander, welche bisher ihre Zwanglinge nacli Laibach stellten , sich verbinden wfirden, dies nock ferner durcli eine Reihe von 10 bis 20 Jahren zu thun, wir wieder- holen, nur diese einseitigen oberiiachlichen Erwiigungen und nicht ein einziger Black auf den untor der furchtbarsten Concurrenz der Strafanstalt, des Inquisitionshauses und der schon jetzt weit fiber das eigentlicbe Bedtirfniss des Landes Krain ausgedebnten Zwangsarbeitsanstalt, — bildeten die Grundlage des Landtagsbeschlusses, welcher in seinen Oonsequenzen so vielen Handwerkerfamilien den Garans zu rnachen geeignet ist. Wir verweisen, um uns nicht dem Anwurfc einer Uebertreibung auszusetzen, ausdrficklich — 10 auf den gedruckten Landtagsausschussbericht Beilage Nr. 26 und auf die betreffende Landtagsverhandlung hin und betonen, dassweder in diesem Berichte, noch in der dariiber gepflogenen Verhandlung des sohwer gedruckten Gewerbe- nnd 1?iirger¬ st a n d e s aueh niir mit einer einzigen Silbe ge- dacbt wurde. Das ist denn dock cine einseitige und oberflachliche Auffassung der Sachlage. Also der Beschlnss steht fest: Die Landeszwangs- arbeitsanstalt in Laibach, die fiir das eigentliche Bediirfniss des Landes Krain, wie spater gezeigt werden soil, s c h o n jetzt urn das Fiinffaehe zu gross ist, soli ganz erstaunlicherweise um melir als das Doppelte des gegen- wartigen Belagraumes vergrossert werden. Damit dieses erstauuliche Torhaben leichter durchgefuhrt werde, soli sogar der Staat mit moglichst ausgiebiger Subvention bei- steuern ; die fur die Erweiterung der Anstalt erforderliehen Grundstiicko sollen sogleich angekauft werden; hieflir wurde in den schweren mit Umlagen reichlich bedachten Zeiten sofort ein Credit von 10.000 11. eroffnet; die Bau- pliine sollen ohne Yerzug ausgearbeitet werden. Der hohe Landtag bat sich nur noch die Beschlussfassung fiber die Details der Bauausfiihrung vorbehalten. Nacb Massgabe der Landtagsbeschliisse wird nun der bobe Landesaussehuss in Action zu treten liaben und es bat den Anschein, dass or die Action bereits und ganz im Sinne der bdheren Intentionen begonnen hat. Wahrend namlich dariiber noch niclits in die Oeffent- lichkeit gedrungen ist, in welchem Stadium sieb die mehr- erwahnte Petition des krainischen Gewerbevereines befindet, aus dem Umstande, dass bisber auch nicbt ein einziger Gewerbetreibender einvernommen wurde, auch irgend eine Einladung liinsichtlich des Zusammentrittes einer Enquette bisher nicht erfolgt ist, vielmehr geschlossen werden muss, dass unsere Petition noch in gar keine Erwagung gezogen wurde, verlautet es anderseits, dass der hohe Landesaus- schuss in Bezug auf die Durehfiibrung der Yergrosserung der Zwangsarbeitsanstalt bereits in lebhafte Action getreten ist. Es sollen bereits eingebende Yerbandlungen mit anderen Landesvertretungen wegen Abgabe fremdliindiger — 11 — Zwanglinge nach Laibach mid miiglicherweise aucli bin- dende Abmachungen diesfalls im Zuge sein. Weiters hat cine Localcommission im Zwangsarbeitshause und auf einer Eealitat in dor Polanavorstadt, die fur den Ban der Anstalt fiir jngendliche Corrigenden vorgeschlagen wird, unter Intervenirung von Eegierungs - und Landesvertretern, von Staats- und Landestechnikern stattgefunden. Wie verlautet, soil hiebei nicht allein die Erweiterung der bostehenden Zwangsarbeitsanstalt auf 500 Zwanglinge, sondern aucli der abgesonderte' Bau fiir 100 und wo moglich mehr ju- gendliche Corrigenden in Aussicht genommen worden sein. Ob und welche anderen Schritte in dieser Angelegen- heit etwa weiter geschehen sind, ist uns niclit bekannt, weil iibor die Landesausschussverhandlungen, welche in anderen Kronlandern iiberall veroffentlicht werden, und welche I'riiher auch in Krain in der Tagespresse zur allge- meinen Kenntniss gelangten, bedauerlicherweise schon liingst nichts mehr veroffentlicht wird. Es ist demnach Thatsache, das der liohe Landtag bei seinen Erwiigungen und Beschlussfassnngen wegen Er¬ weiterung der Zwangsarbeitsanstalt auf die liingst he¬ ir a nnte und bei den verschie dens ten Gelegen- lieiten zur Sprache gebrachton Nothlage, in w r elche die hiesigen gewerbetreibenden Classen durch die iminer machtiger zu Tage tretende Concurrenz der Zwangs¬ arbeitsanstalt , des Straf- nnd. Inquisitionshauses gerathen sind, nicht im mindesten beriicksichtiget hat. Angesichts der stricten wichtigen Beschliisse des hohen Landtages steht zu befiirchteh, dass dem Ziele der Erweiterung der Zwangs¬ arbeitsanstalt energisch zugesteuert wird, und dass dann erst, wenn das Ziel erreicht, oder ein Eiiektritt nicht mehr thunlich sein wird, unsere Peti¬ tion in Berathung gezogen werden soil. Liesen Thatsachen gegeniiber erlauben wir uns der Meinung zu sein, es batten vorerst die Beschwerden und Wiinsche der Gewerbetreibenden bis auf den letzten Grand in die eingehendste Berathung und Erwagung ge¬ zogen werden sollen, ehe der Beschluss auf Erweiterung der Arbeitsanstalt gefasst wurde, ein Beschluss, welcher zweifelsohne geeignet ist, den Handwerkerstand in Laibach — 12 — vollends zu erdriicken. Es heisst derm dock, man verzeihe uns die vulgare Vergleichung, das Pferd beim Schweife zaumen, wenn man dem Gewerbestande v or erst die grosst- mijgliche ConeuiTenz an den Hals werfen und dann erst berathen will, wie dem dadurcli berbeigefiihrten Uebcstande Abhilfe getroffen werden konnte. Ja! dann ntitzen uns alle hohen Berathungen nichts, dann moge man sicb gar nicht weiter mit der Erorterung der Fraga bemuben, "wie nnd auf welch’ feierlichem Umzuge nnsere Petition einer wohlerklingenden, rein formellen Erledigung zuzufiihren wiire, man lege sie lieber gleich ein facli ad acta. Ehevor wir in unserer Yorstellung weiter sclireiten, sei es uns gestattet, den Standpunkt, den wir im Gegen- stande der Erage einnelnnen, prinzipiell zu kennzeiclmen. Es ist dies ein Standpunkt, von welchem aus nacli unserer reiiliehsten Erwagung die Erage leicht gelost nnd den dies- falligen begriindeten schweren Klagen in Laibach in mog- lichst entsprechender Weise Bechnung getragen werden konnte, ohne dem Hauptzwecke der Detentionsanstalt Ein- trag zu thun. Wir glauben eine wohlwollende und gerechte Wiirdigung dieses Standpunktes jedenfalls beanspruchen zu konnen. Welches ist denn der eigentliche Zweck der Deten- tionsanstalten und wie glaubt man denselben zu erreichen? Der Zweck dieser Anstalten ist die Besserung der Ange- haltenen, deren Zuriickfuhrung in die menschliche Gresell- schaft als niitzliche Glieder derselben, und dieser Zweck soli durch Angewohnung an regelmassige, ehrliche Arbeit erreicbt werden. Dieses ethische Moment einzig und allcin ist der Zweck dor Detentionsanstalten, und das Mittel zur Erreichung dieses Zweckes die Anhaltung, die Angewohnung zur regelmassigen Arbeit. Die okonomische Verwaltung der Anstalten, die finanzielle Seite darf mit dem Hauptzwecke nicht vermengt werden, sie kommt erst in untergeordneter Linie in Betracht. Es ist uns sehr wohl bekannt, dass bei Anstrebung dieses ethisehen Momentes iiberall dort, wo die Detentions¬ anstalten und Strafhiiuser ihre Arbeitskvafte zur Erreichung des Zweckes entfalten, dem Gewerbestande mehr odor weniger schwere Nachtheile zugefugt werden, dass deshalb — 13 mannigfache Klagen von don Gewerbetreibenden erhoben werden, dass die Frage, wie dieser einerseits abzuhelfen, anderseits aber doch dem efcliischen Momente Eeebnung zu tragen ware, niebt allein in Oestcrreicb, sondern auch im Auslande seit Decennien ventilirt wird. Wir wollen auf dieso allgemeinen Zustande niebt weiter eingeben. Zur Losung dor concreten Frage, um welcbe es sicb fur 11 ns handelt, balten wir es vielmebr fur zweekmassiger, bei Erorterung derselben aueb nnr unter dem Giesiehtspunkte der concreten Verhiiltnisse in Laibach vorzugehen. Der Staat bat die Dctentionsanstalten bis auf die oberste Ueberwaclmng, dass der Zweck derselben einge- halten und moglichst erreicht werde, aus der Hand gegeben und die Sorgo dafiir den einzelnen Kronlandern iiberlassen. Je d e s e i n z e 1 n e Kr on 1 an d fiir s i c h hat demnach die Aufgabe, seine arbeitsscheuen Landesangehorigcn eventuell zwangsweise der Besserung zuzuflihren, und dieser Yerpflich- tung ist Krain durcli die Zwangsarbeitsanstalt in Laibacb stets und leider iiberausweit fiber das Mass der Verpf 1 i cht ung nachgekommen. Wir sagen „iiberausweit liber das Mass der Verpflichtung“, werden dafiir sogleieh den Beweis erbringen und betonen, dass ebon dieses Idinaus- schiessen liber die Grenze der Yerpflichtung den Gewerbe- stand in Laibach bereits so schwer geschiidiget hat, nun aber durch den neuesten Landtagsbeschluss einzelne Classen vollends zu vernichten droht. Die Zwangsarbeitsanstalt in Laibach wird false h.- licb eine Landesanstalt genannt, sie bat vielmebr thatsachlieh den Oliarakter einer Reichsanstalt. Niedorosterreicher-, Oberosterreicher-, Tiroler-, Steierer-, Karntner-, Lombarden-, Yenetianer-, Istrianer-, Dalmatiner- Zwanglinge, alle gleicbzeitig waren und sind theilweise nocb immer in Laibach unterbracht. Nacli dem von der Zwangsarbeitshausverwaltung selbst gelieferten statistischen Ausweise betrug der Zwanglingsstand Ende 1884 an hierliindigen :■ 41 Manner, 8 Knaben ~~ItT" an fremdlandigen: 181 Manner, 25 Knaben 206 14 mithin zusaimnen 255. Damit ist auch der Beweis erbracht p fur die frfiher gemaehte Behauptung, dass die Anstalt in j Laibach fiir das eigentliche Bedtirfniss des Kronlandes j, Krain, und zwar gegenwiirtig bereits um das Fiinffache zu a gross ist, und sieherlich nicht die entfernteste Nothwendig- g keit einer Erweiterung vorhanden ist. In diesen Ziffern £ liegt aucli der Schliissel zu einer gedeihlichen Erlcdigung unserer Petition und damit ist auch der Standpunkt gekenn- ( zeichnet, von welchem aus die Frage in Krain gelost werden kiinnte und sollte. Weit entfernt an dem ethischen Zwecke der Zwangs- arbeitsanstalt riitteln zu wollen, anerkennen wir vielmehr, dass dieser Zweck vornehmlich durch Anhaltung zur Arbeit erreiclit wird, wobei in der Auswakl derselbon nocli immer auf die mindeste Scliiidigung des liiesigen Handwerker- standes Biicksicht genommen werden kann. Wir bntonen aber dabei, dass diese Anfgabe unserem Lande nur hin- siclitlich der verwarlosten eigenen L an deskin der naturgemtiss und gesetzlieh obliegt und remonstriren auf das lebliafteste dagegen, dass die Zwangsarbeitsanstalt in Laibach zur Saminelstatte dor Zwiinglinge aus alien moglicben fremden Kronlandern diene, wir mussen gegen die Erlialtung und weitere Ausdehnung der bedrohlichen, steuerfreien Ooncurrenz gegeniiber einem braven, mit Steuern und Umlagen schwer belasteten Handwerkerstande entscbieden protestiren und unsere Anstrengungen vielmehr dahin richten, dass nicht allein von der beschlossenen Vergrosserung der Zwangsarbeitsanstalt in Laibach ganzlich abgesehen werde, sondern vielmehr dahin getrachtet werden moge, dass die Anstalt eliebaldigst auch von alien fremdlandigen Elementen gesaubert werde. Mogen doeh einmal auch die Gfewerbetreibenden der anderen Hauptstsidte jener Segnungen und jener Yor- theile theilhaftig werden, wie sie die Zwangsarbeitshaus- verwaltung in ihrem im Landtage recapitulirten Berichte geschildert hat. Wir in Laibach batten sclion liingst recht gerne darauf verzichtet. Ein Sclilaglielit auf die grossen Segnungen von der- gleichen Anstalten fiir die umliegende Bewohnerschaft werfen die Yorkoinmnisse in dor Leopoldstadt zu Wien. — 15 Dort agitirt, wie aus der Tagespresse bekannt, die ganze Bewohnerschaft in der lebhaftesten Weise fur die Entfer- nung des Asil- und Werkhauses, also auch einer Art Zwangs- arbeitsanstalt, arts dem zweiten Bezirke, und aus den neue- sten Zeitungsnachrichten geht hervor, dass diese Bewegung sicherlich den gewiinschten Erfolg haben wird. *) Bass die Yorsorge fiir Zwangsarbeitsanstalten Sadie eines jeden einzelnen Xronlandes fiir sieh ist, ist iibrigens im §. 1 des Beichsgesetzes vom 24. Mai 1885, Nr. 90, ausdriicklich normirt. Die Vereinigung mebrerer Lander zur Errichtung einer solohen Anstalt ist nur facultativ als zuliissig erklart. Unserer Bitte, namlich die ganzliclie Entfernung fremdlandiger Zwanglinge aus der Anstalt in Laibaeh betreffend, hat sich die Zwangsarbeitshausverwaltung in dem, in der Landtagssitzung vom 21. Janner 1886 vorge- tragenen Berichte mit grosser Anstrengung und Yorfiihrung eines mannigfaehm Ziffernmateriales bcmtilit, aus dem Bestand der gegenwiirtigen Einrichtung der Anstalt sogar Vortheile fiir den Gewerbestand in Laibaeh nachzuweisen. Dieser Bericht muss auch den betreffenden Ausschuss sehr bestochen haben, indem der Berichterstatter am Schlusse seines Yortrages ausdriicklich die fiir das Schicksal unserer Petition wenig trostliche Bemerkung machte, dass die be- ziiglichen Beschwerden nur moglicherweise und nur theilweise gerechtfertiget sein konnen. Wir aber konnen allerdings die Meinung des Herrn Berichterstatters ganz und gar nicht theilen, indem wir darauf hinweisen, dass statistisches Materiale nur dann einen Werth hat, wenn dasselbe genau gesammelt und mit entsprechender Yorsicht, sowie durchaus erforderlicher Griindlichkeit behandelt wird. Es sei uns gestattet, nur ein Paar Streifliehter auf den *) Ebon so hat der Niederosterreichische Landtag infolge der durch die Wiener G-ewerbegenossenschaften Uberreichten Petition den Beschluss gefasst, bei der liesehaftigung sogar der bios eiiilieimisclien Zwiinglinge alle jene Gewerbe aiisxiischeiden, welche nach dem Gesetze vom 15. Marz 1883 als lijiiKlivcrk.siiia.ssi^e bezeichnet sind. Ein Beweis, dass unsere Petition denn doch nicht so himmelsturmend ist, als von mancber Seite behauptet wird, und dass mann bei nur einem geringen Grade von Wohlwollen dersefben statt geben kbunto. — 16 — Bericlit zur Beurtheilung dessen Werthes zu werfen. Nach Z Anfuhrung einer Menge von Detailbetragen wird sehliesslich n angefiihrt, dass cine Summe von rund 31.000 fl. von der e Anstalt den Handwerkern, Ilandelsleutcn in Laibach mid ' v fur landwirthsehaftliche Produkte der Umgebung ins Yer- ^ dienen gegeben wird. Als ob jene freien Arbeiter, welcli e A die jetzigen Zwanglingsarbeiten in Ermanglung letzterer verrichten wiirden, den Handwerkern und Handelsleuten ( nichts zum Yerdienen geben wiirden! An dem Verdienst- 1 betrage pr. 31.000 ft. participiren in den grossten Detail¬ betragen die Handelsleute und Landwirthe. Was bleibt dann dem Handwerkerstande? Audi da gibt der Bericht Aufschluss, z. B.: 13 fl. dor Messerschmiod, 33 fl. der Schlosser, 37 fl. dor Spongier, der Rauchfangkehrer DO ft. u. s. f. Das soli ein Ersatz sein fur die ungeheueren Naclitheile, welche die Anstalt dem Grewerbestande zufiigt! Aus dem Berichte der Verwaltung und aus dem Munde des llerni Berichterstatters im hohen Landtage haben wir erfahren, dass den Herren Zwanglingen sogar ein „Friseur“ gehalten wird, fiir welchen die Kosten 100 fl. betragen. Ja wir Handworker konnen uns den Luxus eines Priseurs nicht vergdniien, wir miissen uns alle selbst frisiren. Eine Post unter den Detailziffern ist wirklicli hoch, das ist der Betrag von 6291 fl. fiir den Backer. Aber dies kann uns durehwegs nicht trosten, indem os ja bekannt ist, dass die Errichtung einer grossen Landesbickerei fiir die Zwangs- arbeitsanstalt, fiir alle Abtheilungen des Oivilspitales, fiir die Irrenanstalt in Studenc schon langst geplant wird. Zur Beruhigung des Handwerkerstandes ist auch viel- fiiltig auf die Einftihrung anderer Beschaftigungsarbeiten der Zwanglinge hingewiesen worden, so auf Peldarbeiten, auf Strassen- und Wasserbauten. Das mag in der Theorie recht schiin klingen, anders ist es in der Praxis. Die Zwanglinge in Laibach seit dem 4-Ojiihrigen Bestande dor Anstalt sind bisher noch nio zu Strassen- und Wasserbauten verwendet worden. Strassen wird es hoffentlicli nicht mehr viele zu bauen geben. Und wenn dies geschiebt, so ist ja die Behandlung einer solchen Baute als Nothstandsbau gar nicht ausgeschlossen. Thatsachlicli ist beispielsweise die Strassenumlegung iiber den Gorjancberg in neuester — 17 i Zeit ein soldier Nothstandsbau, mit welchem der dortigen i nothleidenden Bevolkerung, aber niclit den Zwanglingen r ein Verdienst zugefiihrt werden will. Was endlieh dann, wenn die wenigen allfalligen Strassen- nnd Wasserbauten vollendet sind? Miissen denn dann die Zwanglinge nicht wieder in der Anstalt beschaftiget werden? Die Feldarbeiten anbelangend, so muss es dodi Je- dermann bekannt sein, dass diese nicht das ganze Jahr hindurch, sondern nur einige wenigen Monate andauern, und selbst in diesen wenigen Monaten wird eine grossere Anzabl von Feldarbeitern nur zu gewissen, spar lichen Zeitabschnitten, zur Anbauzeit, zum Schnitt und zur Grasmahd benothiget. Wer kann denn die Augen der Thatsache ver- schliessen, dass Scharen der Landbevolkerung zur Schnitt- und Mahdzeit in die Stadt ziehen, um sich dafiir zu ver- dingen und einige Groschen zu verdienen. Was sollen die Zwanglinge die ganze lange iibrige Zeit, wo es gar keine Oder nur wenig Feldarbeit gibt, than ? offenbar doch wieder in der Anstalt arbeiten. Warum ist denn ein Landtags- beschluss vom Jahre 1883 nicht ausgefiihrt worden? wor- nach die Arbeitshausverwaltung beauftragt war, Grund- stiicke in der Nahe der Anstalt zu pachten, sie durch Zwanglinge bearbeiten zu lassen und die Fechsungen bei der eigenen Regie zu verwerthen. Ja! da gab es eine Menge Anstande, unter andern wurde auch darauf hingewiesen, dass man die Beamten besonders entlohnen, oder ihnen andere Krafte beigeben miisste, dass man die Zwanglinge ausser der Feldarbeitszeit und bei ungiinstiger Witterung — und Laibach leidet bekanntlich stark an Niederschlagen — denn doch in der Anstalt beschaftigen miisste. Es ist also auch hinsichtlicli der Feldarbeiten an massgebenden Orten selbst anerkannt, dass dieselben durchwegs nicht ge- eignet sind, unseren Klagen griindliche Abhilfe zu gewahren. Und trotz all’ dieser Uebelstande soil nun die Anstalt noch um das Doppelte vergrossert, ein eigener abgeson- derter Bau fiir jugendliche Corrigenden gefuhrt werden ! Weil das Land allein hiezu nicht kriiftig genug ist, soil das Reich zu Ililfe eilen! Ja einer solchen vereinigten Macht gegeniiber miissten wir vollends unterliegen, das ist gcwiss. 2 — 18 — Wir ergeben uns jedocb der Hoffnung, die bethei- ligten hoben Organe werden sieb, ehe sie den entschei- denden Scbritt tbun, mit Riicksicht auf unsere traurige Notblage veranlasst finden, die Angelegenheit in nochma- lige holie und wohlwollende Erwagung zu zieben, Hiebei schweben uns folgende Momente vor: Wenn aueb die Zwangsarbeitshausvenvaltung warm fur das Yergrosserungsproject eingetreten ist und dabei den finanziellen Vortheil fur das Land hervorkehrte, so sehwebt uns docb vor, dass die Verwaltungsbeamten, bei aller Anerkennung ibrer personlichen Yerdienste und Leistungen, eben erst vor ganz kurzer Zeit in diesen Ver- waltungsdienst getreten sind, dass der Leiter der Anstalt insbesondere erst damals in unser Land, in unsere Stadt kam. Wir haben daher einigen Grand, daran zu zweifeln, ob sick dieselben bislier auch jene Erfabrungen gesanunelt haben konnten, welche zu einer griindlichen Beurtbeilung aller massgebenden Verhaltnisse erforderlicb sind. Dass es mit den Erfabrungen noch jetzt ausserordentlich schleclit bestellt sein muss, gebt aus der leider auch vom Herrn Berichterstatter im Landtage wiedorboltcn Bebauptung hervor, nach welcher die Scbuhmacher in den Vorstadten Krakau und Tirnau noch billiger, als die Zwanglinge arbeiten sollen. Ja! dann macben ja die heimischen braven Arbeiter dem Gesindel im Zwangsarbeitshause Concurrenz! fur derartige originelle Erfindungen konnten sich die Be- treffenden fiiglicberweise urn Verleihung ausscbliessliclier Privilegien bewerben. Als wir iiber die Angelegenheit reiflich nacbdacbten und zu dem Erkenntnisse gelangten, dass die geplante Yergrosserung der Anstalt fur den Gewerbestand unbcdingt verderblich sein muss, dem Lande aber unmoglich die angehofften linanziellen Vortlieile bringen kiinne, kamen wir auch auf die Eriirterung der Frage, ob nicht etwa auch andere Grunde Veranlassung geben konnten, dass diese Yergrosserung von dem Personale der Zwangsarbeits- bausanstalt mit einem solchen Eifer verfolgt wird. In dieser natiirlichen Gedankenfolge drangte sich uns die Meinung auf, dass mogliclierweise auch Grunde personlicher Natur sein kiinnen, aus welchen die Verwirklichung des Pro- — 19 jectes mit soldier Vehemenz angestrebt wird. Wird die Anstalt vergrossert, wird der Fabriksbetrieb erweitert, so muss der Fabriksgewinn, an welchem das Personale participirt, ein grosserer werden. Der Antheil am Fabriks- gewinne betragt gegenwartig fur den Yerwalter circa 300 fl., fur den Controlor 200 fl. Aehnliehe besondere Entloh- nungen geniessen die Werkmeister. Bei Verdoppelung des Fabriksbetriebes miissen sich anch diese separaten Einktinfte mindestens verdoppeln. In einem zur Vergrosserung der Anstalt entspreehenden Verhaltnisse wird aber auch eine Aufbesserung der fixen Dienstesbeztige eintreten miissen. So wiirde beispielsweise dem Arzte der Anstalt, wolcher jetzt 600 fl. Gelialt und 50 fl. Quinquennalzulage bezieht, wenn der Zwanglingsstand verdoppelt, iiberdies die Corri- gendenabtheilung disloeirt wird, auch der Gehalt und die Quinquennalzulagen verdoppelt werden miissen. Da der Herr Zwangsarbeitshausarzt gleichzeitig auch ein einfluss- reiehes Mitglied des hohen Landtages und ein Mitglied des hohen Landesausschusses ist, da er weiters in Folge seiner vielseitigen Thatigkeit im offentlichen Leben bereits iiber- biirdet ist, so geben wir uns der angenehmen Hoffnung hin, er werde alien seinen Einfluss dahin geltend machen, dass unseren Wiinschen und Bitten umsomehr Eechnung getragen werde, als die Vergrosserung der Anstalt dem Lande sieherlich keine Vortheile, gewiss aber Naehtheile mannigfacher Art im Gefolge haben muss, wie dies gleich beleuchtet werden soil. Wir behaupten, dass der finanzielle Vortheil fur das Land durch die Vergrosserung der Anstalt nicht im mindesten nachgewiesen wurde. Auch im hohen Landtage wurden diesfalls nicht einmal annaliernde Berechnungen angestellt. Angenommen, die Vergrosserung der Anstalt hat bei dem Arbeitshausfonde eine Mehreinnahme zur Folge, ange- nommen, dem Lande werden einige Tausend Gulden Mehr- gewinn pr. Jahr aus dem Fabriksertrage zugefuhrt, was ist denn der Preis fur .fliese scheinbare Mehreinnahme? wo ist denn das Anlagekapital hiefiir, wo der Zinsenent- gang hievon? Was soli alles gebaut werden? Das bestehende Anstaltsgebaude soil um das Doppelte vergrossert, eine neue grosse Kapelle, neue, umfangreiche 2 * Einfriedungsmauern aufgefuhrt werden. Weiters soli ein neuer abgesondeter Bau fiir die jugendliclien Corrigenden, wieder eine Kapelle, ein Administrationsgebaude fiir das Aufsichtspersonale, Lehrer etc., mid zweifelsohne um den Bau umfangreiche Einfriedungsmauern hergestellt werden. Wie hocli kiinnen diese Bauten sammt dem Bauter- rain zu stehen kommon. Angenommen, der Kostenaufwand wurde 200.000 fl. betragen, wie verlialt sich der bleibende Zinsenentgang von diesem Kapitale mit 10.000 fl. pr. Jalir zu der Mehreinnahme aus dem Fabriksertrage. Werden aber auch 200.000 fi. fur derartig umfassende Bauten ausreichen? Wir glauben nein! Praliminiren liisst sicli allenfalls nocli eine geringcre Summe. Das wird uns jedocli von unserer Ansicht nicht abbringen. Land und Sparkasse haben den Bau des Rudolfinums auch auf hoclistens 200.000 fl. ver- anselilagt, derselbe wurde sogar um 180.000 fl. hintange- geben, aber in Wirklichkeit kostet er rund 270.000 fl., also um 70.000 fl. mehr als praliminirt, um 90.000 fl. mehr als hintangegeben. Wie wird sicli also der Zinsen¬ entgang von dem enonnen Baukapitale, hinzugerechnet die bedeutenden Erlialtungskosten fiir derart umfassende Ge- biiude, die erhohten Verwaltungskosten, liinzugerecbnet weiter die vermelirten Kosten der theueren militarischen Ueberwachung u. s. w. zu der Mehreinnahme im Arbeits- hausfonde verhalten? Dariiber hat man, wie erwahnt, nocli gar nicht gerechnet. Wie soil also der fmanzielle Vortheil fiir das Land nachgewiesen sein ? wer wird und wer kann daran glauben. Und noch ein anderes schwer in die Wag- schale fallendes Moment kommt liiebei in Betracht zu ziehen. — Die anderen Kronliinder, auf welche Krain speculirt, werden ja mit der Zeit auch ilire eigenen An- stalten errichten, Tirol hat ja einen solchen Bau bereits schon beschlossen, nur die Ausfiihrung desselben zur leichteren Aufbringung der Geldmittel auf ein Paar Jahre verschoben. Sobald dies der Fall, werden und miissen die fremdlandigen Zwiinglinge aus Laibach zuriickgezogen werden. Dass dies innerhalb des nachsten Zeitraumes von 10 bis 20 Jaliren geschehen diirfte, diese Annahme liegt ja den betreffenden Verhandlungen mit den auswartigen Landesausschiissen zu Grande, Welche Yerwendung dann 21 — die disponiblen Baumlichkeiten in Laibach bekommen sollen, wer weiss es? Vielleicht zur Unterbringung des in Folge einer solchen Massregel zum volligen Proletariate herab- gesunkenen Handwerkerstandes! Das kann die hohe Landesvertretnng, das kann die liohe Eegiening nicht wollen. — Deshalb treten wir vor beide offenen Muthes und vollem Vertrauen auf die Weis- heit dieser beiden hoken Factoren, indem wir in tiefster Ehrfureht die Bitte vorbringen, die ganze Angelegenkeit in nochmalige hohe Erwagung ziehen zu wollen. Kann und will das Beich dem Lande beispringen, und wir bitten darum, dann moge die Staatshilfe einem Unternehmen von dem gezeigten hochst zweifelhaften Werthe nicht zugewendet werden. Dagegen wolle der Staat, das Land dem gedriickten Gewerbestande in Laibach in Krain durch endliche und besehleunigte Erriclitung einer ordent- liehen Gewerbeschule beispringen, in welcher Beziehung uns bereits insbesondere unsere Nachbarkronlander langst iiberfliigelt liaben. Wir verweisen diesfalls auf den Staatsvoranschlag pro 1886 hin, in welchem fiir gewerbliche Schulzwecke in Krain der winzige Betrag von 5470 fl., fiir das kleinere Nachbarland Kiirnten dagegen der Betrag von 45.600 fl. an Subvention eingestellt ist. Wir schliessen mit folgenden ehrfurchtsvollen Bitten: 1. Von der projectirten Vergrosserung dor Zwangs- arbeitsanstalt in Laibach werde in jeder Eichtung giinzlich abgesehen. 2. Die Landeszwangsarbeitsanstalt in Laibach werde insbesondere mit Biicksicht auf die schon erdriiekende Concurrenz der bestehenden Strafanstalt und des Inqui- sitionshauses ehethunlichst von alien fremdlandigen Zwang- lingen entleert, wodurch sich mehr als geniigende Eaum¬ lichkeiten fur den in Folge des Eeichsgesetzes vom 24. Mai 1885 Nr. 89 zu erwartenden Zuwachs an Krainer Zwang- lingen ergeben wird. 22 — 3. Der liohe Landesausschuss moge der Errichtung einer so dringend nothwendigen Gfewerbeschule sein beson- deres Augenmerk zuwenden und bei der liolien k. k. Re- gierung schleunigst die nothigen Sehritte thnn, dass, wie in anderen Kronlandern bereits langst, aueh in Iirain ondlieh einmal eine Staatsgewerbescliule in’s Leben gerufen werde, soli der hier so schwer heimgesuchte Gewerbestand, der sich selbst nicht mehr emporseliwingen kann, niclit vollends erdriickt werden. Vom krainischen Gewerbevereine. Laibach am 26. Juni 1886. Der Vereinsprasident: Anton Klein m. p. Der SchriftfUhrer: Math. Kune m. p.