Nro. XV. '7 ^^^^V «4 / Der alte Mann. Da stehen sie, die Schönen um mich und sehn mich an, Und scherzen mir und sagen, du bist ein alter Mann, ,Sie Hollen einen Spiegel, und sagen sich einmal, Dort oben auf der Scheitel, ist ja dein Kopf schon kahl. Was weiß ich dann ihr Kinder! was weiß ich ob ers ist. Ich weiß, daß sich ein Alter verjüngert, wann er küßt, ,Daß ihm es Ehre bringet, wann er euch liebt wie ich, Die Frömste von euch allen, ihr Schönen! küsse mich. Aus dem Brandenburgischen den 9. März. Aus Potsdam hat man die sichere und angenehme Nachricht, daß sich Se. Maj. der König bcy höchst ungemeinen Wohl bey itziger Witterung befinden. Aus Settin wird gemeldet/ daß den 4. dies der Generalmajor von der Infanterie, und Chef eines Infanterieregiments, von Wmterfeld, gestorben sey. Zu Berlin sind den 4. März 2 rußische Kapitams von Lenskoy, und von Licharest, als Kuriers nach Paris und Londen durchpaßirt. Se. Majestät der König lassen verschiedene neue Iägerkompagmen zu Fuß errichten, die in verschiedene unbeauartirte Städte verlegt werden sollen. In Konstantinopel hat ein ansehnliches Handlungshaus unter der Firnia Vaselli zu zahlen aufgehört. M Es soll einen Defekt von 3 Millio-U nen Piastern in der Kassa haben. M Aus der Schweiz. Der berühmte alte Rainauld hat sich hiehcr geflüchtet, und allda vcr-eheligt. Versailles den 4. März. Sichern Vernehmen nach gehen auf das Frühjahr 102002 Mann,^ französische Truppen nach Afrika/! um in der grossen Ebene von Me-', quinez, zufolge dem Verlangen des! Kaisers vonMarocco, ihre Kricgs-z Übungen vorzunehmen. Dieser Mo-! narch / dessen Gunst Frankreich seit^ einigen Jahren, Gott weiß waruni/! zu verlieren das Unglück hat,, will! durchaus seine Macht mit der französischen messen. Tetuan den 8. Iäner. Der Kaiser von Marocco hat alle^ Kapitains seiner Korsaren zusamm-l berufen lassen, und ihnen angezeigt/! daß er willens sey, einer gewissen! Macht den Krieg anzukündigen.. Man jagt, es fty gegen Frankreich! gerichtet. Gibraltar den 26. Iäner. Gestern ist allhier ein Schiff von Tetuan mit Briefen vom 22. dieses angekommen, welche melden, daß der Kaiser von Marocco den Kricg an Frankreich deklarirt habe, und daß man glaube, er werde auch an .Spanien den Krieg erklären. Ronsiantinopel den io. HornunF. ! „Seit dem die Angelegenheiten in ^Betref der Crimm friedlich beyge-thau worden sind/ werden allenthalben solche Anstalten getroffen, welche einen sichern und dauerhaften Frieden zu versprechen scheinen. Alle bisherigen Kriegsanstalten zu Was«? scr und zu Lande sind gänzlich ein-' gestellt, dagegen werden die Beschäftigungen des Friedens eifrig hervor-gesucht. Es werden allhicr verschiedene Fcyerlichkeiten veranstaltet, indem 2 Töchter des Sultans Musta«-pha auf das prächtigste an dieStadt-Halter von Chotim und Alcppo vermählt werden sollen; bald darauf wird der junge Prinz, Sohn des Sultans, nut den gewöhnlichen Ceremonien in die Schule eingeführt werden. — Das Volk ist beschäftigt, die verfallene Gebäude wieoer herzustellen, und der Großvezier laßt zur Verzierung der Stadt ei-!nen öffentlichen Brunnen erbauen. Man Höft nunmehr auch/ daß die lange, fast danieder gelegene Handlung unter gegenwärtigen Umständen auf das neue aufieden werde. Selbst den Wissenschaften steht eine günstige Revolution bevor: es ist wirklich dem Beklikrschi Effendi ein Groß-herrliches Handschreiben zugestellt worden, nut dem Auftrage, die seit dem Tode des bekannten Ibrahim Effcndi eingegangene Buchdruckerey wicdcr herzustellen. Der Großherr ist wirklich ein besonderer Gönner oer Wissenschaften: ein Beweis hie-.on ist uebjt andern die Bibliothek, welche er schon vor einten Ichren f HUM öffentlichen Gebrauch hat er-vauen lassen , und die nun mit den kostbarsten Werken in arabischer, pcrsischer und türkischer Sprache ! pranget." — ^ Prag den 15. März. l Da man aus den Pragerzeitungen die traurigen Ereignisse umständlich genug vernommen hat; so ist wohl eben nicht nöthig, noch auch rathsam, mehrere Epccialvorfälle von so unannehmlichen Zufallen zu schreiben, Deren noch immer mehrere sich ergeben, wie dan auch neuerlich einStück von einer Wöhr oberhalb der Brücke auf der kleinen Seite fortgeschwemt ist. Auf der mit Dung beschütteten Brücke dürfen nur einige Posten und nothwendige Transportfuhren fahren. Nach einer vorgewesencn Kommißion vernimmt man, daß die Reparation der Brücke bey 60020 fi. ungefähr kosten würde. Unterdessen wird nöthig befunden, eine Schif-brücke zu schlagen, um die Passage herzustellen/ weil fast alle Pfeiler nicht nur beschädigt, sondern vielmehr unterwaschen sind. Wir können den eingefallenen Frost, welcher! vom grossen Unglückstag sich angefangen, und noch heute fortdauert, als eine glückliche Schickung betrachten , da bey so vielen in die Keller und Gewölbe eingedrungenen Wassern und dcn in Särgen herumschwimmenden Körpern grössere Folgen zu befürchten waren; wann nicht diese trockene Witterung einer Sa-nitätskommißion zu statten käme, alle Mittel zur Reinigung zu beför-. ^dern, woran Tag und Nacht Ze-arbeitet wird, denn die Verwüstungen und Schäden, die das Wasser angerichtet, sind fast unbeschreiblich. 55 5 H Zu Negensburg wurde am 50. dieses Abends gegen 9 Uhr ein pfalz-bairischer Soldat, als er aus dem Dominikanerkloster gieng, von 2 Bösewichtern üoerfallen, und mit verschiedenen Messerstichen schwer verwundet. Die Polizey hat zwar sogleich ein paar verdächtige Personen , welche sich in dortiger Gegend vorfanden, in Verhaft genommen , man kann aber noch nicht wissen, ob selbe die Thater sind; nach dcn Vermuthungen des Verwundeten hat die schwarze That die Eifersucht irgend eines minder glücklichen Rivals zur Veranlassung. Am 3. März lief ein ausserordentlich schönes LondnerfrauenMmer, Tochter eines englischen Pairs, mit ihrem Liebhaber, einem schottischen Lordssohn, davon, und beyde nahmen, wie man nicht anders vermuthen konnte, mit Postpfcrden ihren Weg nach Schottland, um sich innerhalb der Gränze dieses Königreichs trauen zu lassen; der Bruder der Dame hollte sie aber mit bewaffneter Manschaft ein/ und zwang sie wieder umzukehren. Das liebende Paar, welches mit maskinem .Gesicht reiscte, erbat sich dabey blos die Erlaubniß, auf der beschälen Rückkehr die Masken ebenfalls vorbehalten zu dürfen, und mit dieser Verwilligung wurden die Flüchtlinge im Triumph nach Londen gebracht, wo die Familie aber sehr erstaunte/ als sie nach der Entlarvung blos den Kammerdiener und das Kammermadgen der Entlaufe-nen erblickten / welche ihre Rolle gespielt haben, während daß ihre Herrschaft auf einem andern Weg unbehindert davon gezogen war. Lissabon den 12. Zornung. Da in Brasilien die ansteckenden Krankheiten im vorigen Jahre viele Leute/ besonders von den Garnisonen, weggeraft haben/ so werden 3 Linienschiffe ausgerüstet, welche! Verstärkungen an Truppen dahin überbringen sollen. Ein seit kurzem bekannt gemachter Befehl verlangt/ daß jeder Or-densgcistlichcr den Bart künftig so, wie die Kapuziner tragen soll. Uiber die kriegerischen Anstalten des Herzogs von Modcna, ist der Hof zu Rom sehr unruhig / um destomehr / da dieser Prinz alle Vorschlage wegen des Staats von Ferrara, worauf er Anspruch macht/ vcrwirft. Es ist Befehl gegeben, die Besatzung zu Ferrara zu ver-siarcken/ und den Ort mit den nöthigen Munitionen und Provisionen auf alle Falle / so sich unerwartet ereignen können/ zu versehen. Paris den 1. März. Heute spielt unsere Oper den Ca-stor und Pollux/ zum Behuf der Armen. Man rechnet überhaupt/ daß bey der kalten Witterung wohl an >O