Taps/ oder: Wie gewonnen,so zerronnen. Posse in zwey Aufzügen. AuSdcmFranzösischeildesDumaniant. Aufgeführl im k. k. National - Hofcheaker. Wien, bep Johann Baptist Wallirhausser. Personen. Baron von Tundertentronk, Commandanr eines kleinen Schlosses. Constanze, seine Tochter. Hauptmann von Tundertentronk, sein N-ffe. Oberjagermeister von Dallenburg. Heinrich, fein Bedienter. Taps» ° Hannchen, des Fräuleins Kammermädchen. Ein Bedienter. Ein Corporal. Invaliden. Erster Aufzug (Ländliche Gegend in der Nachbarschaft eines Berg« schlaffes.) Constanze. Hannchen. ^-onst. Nein, Hannchen! du ballst mich umsonst zurück; wir müssen eilen, wieder inS Schloß z« kommen. HftNNch. Gehn wir nicht seit zwey Monakhe» alle Tage hier spazieren, und niemand hat etwa- dawider: warum denn heute diele Bedenklichkeit? Sonst. Seit zwey Monathen besucht' ich diese Gegend ohne Absicht: heute fürcht' ich dem einzi¬ gen Mann zu begegnen, welchen zu lirden wir verkochen ist. Hamich» Und der Ihnen, diesem Ver both zon» Trotz, sehr am Herzen liegt. Was ist eine Liebe, A 2 4 TapS, die keine Schwierigkeit!! überwinden darf? Ein Gericht ohne Würze. Ach! warum stellte sich mei- ner Verbindung mit Taps nicht ein halb Dutzend Väter, Oheime und Vormünder entgegen? So hätte er mich gewiß nicht sitzen lassen, und wäre seines Glückes vor der Hochzeit müde geworden. — Sie hören mich nicht, gnädiges Aiäulcin! Sie sind zerstreut, und Ihre irrenden Blicke zit¬ tern , und begehren den zu liebenswürdige!! Unter¬ sagten zu treffen. Cl)Nff. Ach, Hannchen! HaMlÄ). B unruhigen Sie sich nicht vor der Zeit. Er kommt gewiß. Herr von Dallenburg ist ein zu galanter Cavalier, um sein Wort zu brechen. CvNst. Nein! nein, ich will ihn nicht mehr sehn. Hünnch. (für sich) Wenigstens bleibe» wir, wo er unS erwartet. CvNst- Was sagst du? HüNNch. Ick) sage, daß Ihre hochadeligen Vorfahren auch etwas Bessers ban-n khnn können, als sich vor mehr als zwey hundert Jahren zu ent- zweycn. CMlA« Und ihre Kinder, sich dieser Tborhei« ten zu erinnern. Weines Vaters Kopf ist voll da¬ von. Und wer weiß, wie ich selbst Dallendurgen ausgenommen harre, wenn er nicht so vorsichtig gewesen wäre, im Anfänge unserer Bekanntschaft seinen Nahmen zu verbergen. HaNttch. Nun, er nehme sich gegen den Va¬ ter, wie gegen die Tochter, vielleicht wartet semer ober - Wie gewonnen, so zerronnen. § das nähmlicke Glück. Was ihm in dem Kloster gelang, wo Sie erzogen wurden, und unter schwatz« haften al Cvrrft. Ich muß gehn. Düllenh. D meine iheure Constanze! cwm ih» die Hand küssen.) Hmmch. (ihn abhaltend) Dazu ist es auch Zeit. Fallen Sie ihr lieber zu Fuße. Nur hierher, gnä» diqes Fräulein! Der einfältige Vetter! (C°»st»nz-un» Hannchen ab.) Heim. Das kann übel ablaufen, gnädiger Herr! Dsttleuö- Der Mensch faßt unS gerade insTe- sicht- HeMk. Wolle» wir nicht auch gehn? Dallenb- Er würde glauben, daß ich rht» fürchte. Heittk- Der Vater wird geschwatzt haben;nnd wenn mau Ihre Person nicht eben so bald kenne» soll, als Ihren Nahmen, so müssen Sie vor jetzt ausweichen. Daüenb. Ich kann üieiucr Ehre nichts verge¬ ben, die Folge mag sepu, welche stc will. T a p S, *4 Vierter Austritt. Dalleriburg. Heinrich. Hauptmann von Tundertentronk. Haupt. Meine Cousine war bep Ihnen? Dallenb. Ihre Cousine? HaUplM. Ich habe fie'crkannt. Hier hilft kein Lauanen. Dallenb. Wie komm' ich zu diesem Ton? HauptM. Sie sind der Oberjägermeister von Dalienburg? Dallenb. Wenn Sie das wissen — HauptM- Ich bin der Hauptmann von Tmr- dcrlentronk. Dallenb. Ich versiehe Sie, Herr Hauptmann l HauptM. Nein, Herr von Dallcnburg!*Sie verstehn mich nicht. Ich bin weit entfernt, einer verjährten Familienfehde wegen, einigen Groll ge¬ gen Sie zu hägrn. Aber ich liebe meine Cousine. Sie lieben sie auch, sagt man mir. Um sie zu besitzen, müssen Sie mir erst daS Leben nehmen. Dallenb. Es rhut mir leid, daß eine Milbe- Werbung, die ich nicht voraus sehen konnte, Gele¬ genheit geben soll, den Haß unsrer Häuser zu erneuern. HauptM- Don diesem Haß ist nicht die Rede, sag' ich Ionen. Ich verlange nichts, als daß Sie auf die Hand meiner Cousine Verz'cht rhun. Dallenb. Daß ist mir unmöglich. HauptM- Ich bitt ohne Degen. Mein Pferb Und das Pferd meines Bedienten stehn dreyßig N »Ser; Wie gewonnen, ss zerrönne». Schritte von hier. I» den Holstern jedes Sattels find zwey gleich geladene Pistolen. DtMnb. Sie haben für alles gesorgt. Haupt. Nun, Herr von Dallenbmg? DallenH. Nun, Herr Hauptmann , wenn Ihnen damit gedient ist, so zeige» Sie mir den Weg! (Hauptmann UNL DaUenburg gehn ab.) HeMtlch. Wie kaltblütig! wie ruhig ! Er will sich schießen, und geht zum Zweykampf, als ob ihn jemand einlüde, ein Gläschen jur Erfrischung zu trinken. Ich weiß nicht eigentlich, ob ich herz¬ haft bin; aber wenn mir irgend ein Unverschämter den Vorschlag gethan hätte, dem mein Herr jetzt uachgeht, ich wäre in einen erschreülichen Zorn gcrathen. Ich hati's Maul weit aufgerissen: das belebt einen doch, und rührt einen auf, und setzt eine« in die Verfassung, in der man sich befinden muß, um die Sachen so aufs Äußerste kommen j zu lassen. Ach! die vornehmen Leute haben eine ! besoadre Manier sich zu benehmen! Sic spießen sich und schießen sich mir einer Höflichkeit, daß man glauben sollte, das sey der größte Liebesdienst, den ein Cavalier dem andern erweisen könnte. Nun sind wir schön daran. Wenn er den Vetter tödtet, so darf er die Cousine nicht heirathen; daS ist klar. Und wenn der Vetter ihn tödtet, so möcht' ich wohl wissen, wen er auf der Welt noch heirathen könnte! Und ich armer Teufel? meine Heirath fällt auch in die Bruche, ich mag's an- sehn, wie ich will. — Sie sind zu Pferde; sie rei¬ ten gegen einander. Ein Pistolenschuß — Da schoß der Hauptmann. Sei» Pferd bäumt sich, es wtrfk Taps, r6 sich über. MeinHerrsteigtab —erst,htneben ihm. Des Hauptmanns Bedienter jagt in vollem Ga¬ lopp nach dem Schloß. Ich muß zu meiacm Herrn. Fünfter Austritt. Heinrich. Taps. L'TapK, sein WammS auf einem Stock über die Schult» tras gcno.) Taps. Äolla! Freund! Freund! Heinrich. Ich habe keinen Freund.' (läuft ab.) Taps- Alle Menschen sind grob gegen mich. Sie mnffenS errakhen können , dnß ich keinen Kreu¬ zer in der Tasche habe. Armer Taps! ich bin recht angeführt. Ich kann vor Hunger nicht schlafen, lind vor Schlaf nicht hungern. Aber setzen will ich mich doch. O iveh! o web! Fünf Meilen in einem Gange, und keinen Bissen Brol und kei¬ nen Schluck. Wo soll ich was bernehmen? Mein Ansehen ist auch nicht sonderlich. Ich sehe auS wie ein abgedankier Stallknecht, oder wie ein wegge- jagter Vorreiter. Das ist sehr natürlich; ich bin's ja. Die Müdigkeit nimmt zu. Wenn das der Him¬ mel wollte! Ich kann hier umsonst ruhen. Der Wirth wird mir kein Schlafgeld abiordern — nur meinen Tisch deckt auch niemand. Ach, annek Tavs! du bist ein großer Bösewicht; aber H'n>- ger ist Hölleuqual, und damit fangt deine B ße grade an. ES sind nun acht Jahre, daß ich mein Glück habe machen wollen, und seit der Ze'k geht mir aller schief. Da war unsre Haushälterian, oder: Wie gewonnen, so zerronnen. 27 ihres AltcrS wegen konnte sie zehn Mahl eine Hexe sepn; die will immer weissagen, und da muß ich ihr Geld geben zu Kaffee, und dkgießt sie Kaffee¬ tassen , Kaffeetassen , Kaffeetassen und Kaffeetassen , und da sagt sie: Mein Sohn, sagt sie — Gott bewahre mich, ihr Sohn zu seyn! eS ist nur eine Redensart — es wird ein großer Herr fallen, und dann wirst du dein Glück machen. Ja! dein Glück mache»! Alte Weiber und Anten — nein — alte Weiber und—gleichviel! Die erste Hälf¬ te -er Prophezeyung trifft ein. Ich werde Vorreiter bey einem gnädigen Herrn, und werfe ihn in ei¬ nen Graben: ich war recht froh, da ich ihn lie¬ gen sah. Was geschieht? mein Herr hat keinen Glauben an Weissagung, laßt mir meine schone Jacke ausziehn, und diesen Kittel zuwcrfen, bezahlt mir meinen Lohn in Peitschenhieben, und schickt mich in die weite Welt. O wenn mir'S unglücklich geht, so werde ich immer zärtlich. Ich reibe mir Len Puckel, und denke, waS die grünaugige Han¬ ne wohl macht, die ich vor vier Jahren sitzen ließ. Ob die ihre erlauchten Ahnen wohl gefunden ha¬ ben mag, die ihr immer im Traum vorka¬ men? Ob die wohl eine Mamsell geworden ist? das wär' recht übel. Dann sähe sie mich gewiß nicht mehr an. Ich denke so immer seit der letzten Maulschelle die sie mir gab, daß sie es eigentlich ist, die meinem Glück im Wege steht, und macht, daß mir nichts gelingen will. Ach! wenn sie noch ledig wäre — ja — ich wollte solange weinen, bis ich sie weichherzig machte. Aber nein! sie ist nicht mehr ledig; sie mochte viel zu gern heirarheu, B -8 Taps, und hernach — Ich glaube ich schlafe ein. Guke Nacht, armer, guter Taps! (schläft ein.) Sechster Austritt. Taps. Dallenburg. Heinrich. Heinrich. Wir können hier nicht langer blei¬ ben. Dallenh. Das ist unbegreifliches Unglück. Mich verfehlt er. aber sein Pferd wird wild, und schlägt mit ihm über. Heinrich. Er alhmete nicht mehr. Wenn er stirbt, so verfolgt man Sie, als den Urheber sei¬ nes Todes. Und wie sollen wir enifliehn - da man Sie an Ihrer Uniform erkennen wird? Laßt unS Kleider wechseln ! Aber Teufel! nein, da könnt'ich das Bad bezahlen. Ach, gnädiger Herr! das ist ein vortrefflicher Einfall. Der Bursche schläft; er hat sein Wamins ausgezogen. Nehmen Sie's. Bey dem Tausch verlier! der Tölpel nichts. Fliehn Sie! ich bleibe in der Nahe. Mir kommt rin gol¬ dener Einfall. Dallenb. Soll dieser Unschuldige das Opfer unsrer Verlegenheit werden? Heinrich. Was kann ihm widerfahren? Schlimmstens ein Paar Fuchtel, deren er schwer» lich ungewohnt ist. Eilen Sie! eilen Sie in die Dorfschenke zurück, wo wir übernachteten. Dort¬ hin will ich Ihnen Bescheid bringen, und hoffent¬ lich angenehme Neuigkeiten. Düllmb. Aber, bedenkst du auch »der: Wie gewonnen, so zerronnen. 19 Heinrich. Aber, aber, ziehn Sie sich aus, r nd lassen mich machen. Dallenb. Wohl, ich gebe nach. Heinrich. Ihren Hut! Ihren Degen! Hier schnell seyn. Fliehn Sie, eh'man Ihnen nach- setzt. (Dalienburgab) Hiermit,du Schlingel, eracn- , ne ich -ich aus eigner Machtvollkommenheit znnr Edelmann und zum Oberjägcrmeister. (wirst Dänen- i Lurgs Uniform, Hut und Degen aufLapd, und versteckt sich.) Tüps. (erwachend) He da! wer untersteht sich, in meine Kammer zu brechen. und mich aufzuwccken? In diesem Wirthshanse bleib' ich nicht, daß ihrs mißt. Unverschämtes Pack , das mich in meinem ? schönsten Traume stört! Ich saß mit Hannen bey l voller Tafel. Aber träum'ich deutt wachend fort?— j Vorwärts ! (das Kleid ergreifend) Ihr weissagenden i Kaffeetassen! was ist das ? Eine Jagduniform? ! Ächselbänder ? Tressen? Wo ist mein Wamms? mein runder Hut? Es ist alles fort. Was Teufe! bedeutet daS ? Ist eS ein Spaß ? oder kommt mir ! das Glück im Schlaf? wird nun vielleicht der zweyte Lheilder Plophezeyung der alten Hexe erfüllt ? DaS i könnte wohl scyn. Die Kaffeetassen! die Kaffeetas¬ sen! ES gibt doch tausend Leute in der Welt, die so unglücklich sind, über dergleichen zu spotten. Lu¬ ftig, Läpschen! du bist auf gutem Wege. DaS Kleid wollen wir gleich auziehn. ES steht mir vor¬ trefflich. ES paßt nicht allerdings recht; aber daS thut nichlS: das läßt vornehm. Den Hut auf ei¬ nem Ohr. Wahrhaftig ich bin ein ganz anderer i Mensch. Bin ich nun Graf öder Baron ? Wie heiß' ich? Laps. Das geht nimmernlehr. Taps heißt keirk B 2 ro x Taps, Edelmann. Mie geht nichts ab, als Aufwartung^ Ich habe selbst gedient; ich verstehe, was zu eu er guten Bedienung gehört. Ich weiß, wie ein großer Herr mit seinen Leute» spricht. Holla! holla ! ist keiner von den Lumpen bey der Hand ? ich werde euch Schurken Ohren machen ! Siebenter Auftritt. Taps. Heinrich. Heinrich. Was befehlen Jhrv Gnaden? Taps, (erschrocken) Daß dich der Henker! Heinrich. Was ist zu Ihrer Gnaden Dien» sien? Taps- («ich umsehcnd) Fällt der aus der Luft ? — Was sagt ihr, mein Freund? Heinrich. Ob der Herr Oberjägcrmeister ge¬ rufen Haden, wein' ich. Taps. Ah! ich bin Oberjagermeister — Bia ich Oberjägcrmeister schlechtweg? Heinrich. Oberjagermeister von Dalleuburg. Taps. Oberjagermeister von Dallenburg? ein schöner Nähme! Heinrich. Er gehört Ihnen sei! mehr als fünf hundert Jahren. Taps- O du entsetzlicher Esel! ich bin kaum 'sechs und dreyßig alt. Heinrich. Ihre erlauchten Vorfahren haben ihn durch zwölf Geschlechtsfolgen berühmt gemacht. Taps- Ich weiß nicht, der Kopf ist mir auf- oder: Wie gewonnen, so zerronnen. s r ein Mahl so schwindlich geworden, daß ich mich auf die bekanntesten Dinge nicht bestimm kann. Heinrich. Ihre Gnaden haben sich so» erhitzt bey Ihrem Zweykampf- Tüps- Bey meinem Zwey — Zwey — Heinrich. Ihre Gnaden haben sich geschossen. Tüps- Du hast Recht. Der Puloerdampf ist mir zu Kopf gestiegen. Jetzt entsinne ich mich. Heinrich, (fürM) Wenn wir uns einen Pin« fei ausgesucht hätten , wir könnten nicht besser treffen. Tstps- Mit wem hab' ich mich den geschos« sen? Heinrich. Ach! der arme Herr ist, glaub' ich, ! nicht mehr im Lande der Lebendigen. Tstps- Bist du gewiß, daß er todk ist? Heinrich. O dafür steh' ich. Taps- Desto besser! Ich mag nicht gern eine Arbeit zwey Mahl thun. Wie hieß der Tropf, da er ! noch lebte? Heinrich. Hauptmann von Tundertentronk. Er wollte Ihre Gnaden abhalken, seine Cousine, die Tochter des Obersten von Tundertentronk, zu heirathen. Taps- Potz tausend! Heinrich. Sie ist sterblich in Ihre Gnaden verliebt. Taps- Ist sie reich? Heinrich. Man spricht von fünfzig taufend — Taps- D mein Freund! ich bethe sie an : sie verdreht mir den Kopf; ich heirathe sie auf der Stelle. SL T « p L, Heinrich. Der Vater ist dagegen. Taps- Warum, Teufel, hat sie einen Vater? Heinrich. Er wird nachgeben. Taps« Das ist ihm zu rathen. Er mag sich erinnern, wie ich seinen Vetter zurecht gesetzt habe. Er soll mich nicht aufbringen. Was hat der alte Querkopf an mir auszustellen? Heinrich. Die Familie aus der Ihre Gnaden abstammen. ES ist ein alter Haß zwischen Ihren beyden Geschlechtern- Aber die Dallenburge haben dieTuudertentronke vonje her zu Paaren getrieben. Sieben Stammherren dieses Hauses sind unter dem Schwert Ihrer hochfrephcrrlichen Ahnen zu Boden gesunken. Taps. Wenn der alte Granbart sich länger mausig macht, so wird er der achte! Heinrich. Gnade, Gnade, für sein Leben, gnädiger Herr! Taps. Ich will mich darauf besinnen : aber er muß den Augenblick unterschreiben ; ich habe Eile. Noch eins! wie heißt du? Heinrich. Herr Heinrich Flausner zu Ihrer Gnaden Befehl. Haden Sie das vergessen? Taps- Der verzweifelte Pulverdampf! Ich ha¬ be dir hundert Mahl gesagt, Heinrich, ich mag dei¬ nen Nahmen nicht. Vor diesem war rin vortreff¬ licher junger Mensch in meinen Diensten, das Mu¬ ster und die Krone aller Bedienten; der hieß Taps. Nimm du seinen Nahmen an. Heinrich. Taps? Nein, gnädiger Herr! von dem hab' ich reden hören. Das war ein Erztauge- nichts. ober: Wie gewonnen, so zerronnen. LZ Taps. Den Henker auch. Heinrich. Er mochte nicht arbeite!,. Taps, (für sich) Das ist wahr. Heinrich. Er fraß für drcy Personen. Taps (für sich) Richtig. Heinrich. Und soff wie eine Bestie. Eaps- (für si-h) Der kennt mich genau. Heinrich- Er ist sicherlich in irgend einem lie¬ derlichen Winkel auf dem Stroh gestorben. Taps- O nein, noch nicht! Heinrich. Das gebe der Himmel! Taps. W,e so? Heinrich. So kann ich das Vergnügen haben, ihn zu Tode zu prügeln. Taps. Ich will vom Taps nichts weiter hören. Heinrich. Bey dem bloßen Nahmen jucken mir die Hände. Taps, (für sich) Ja, mir jucken sie jetzt;aber allein zwing ich den Schlingel nicht. Ich werde dielen Menschen mit der Zeit ans meinem Dienst jagen. Heinrich. cfürsich) Da kommt Wache. Sie sucht meinen Herrn. Jetzt muß ich mich gut halten. Taps. Was find das für übel sussehcnde Bursche? Heinrich. Es sind Abgeordnete des Barons von Tundertentronk, um Ihre Gnaden einzula- den. 24 Taps, Achter Austritt. Taps. Heinrich. E>n Corporal. Inva¬ liden- Corp. Er ist's. Jagduniform , Treffen, eia Bedienter in grüner Livree. Taps. Was sucht ihr Leute? Cvrp. Wir suchen den Herrn Oberjägermeister von Dallcnburg. Heinrich. Hier sieht er. Taps. Ja, Kinder! ich Hins. Was soll ich? Corp. Ich habe Befehl, Ihrs Gnaden anzu¬ hallen. Taps- Mein Freund, sprech' er höflicher! Corp- Es ist der Befehl des Commandanteu. Taps- Warum soll er mich anhallen? Corp. Um Ihre Gnaden auf das Schloß zu bringen. Taps. Haha, das kann ich mir denken. Geht ihr selbst aufs Schloß, und sagt eurem unge¬ schliffenen Commandanteu, daß das keine Ma¬ nieren find. Corp. Ihr Gewehr , Herr Obcrjägermeister! Taps- Mein Gewehr? Ja, morgen. Corp. (laut) Ich ersuche Sie, mir Ihr Gewehr kintuhändigcn. Taps- Mit Höflichkeit macht man aus mir, was man will. Da ist es. Es hindert mich so am Gehn. Cokp. Kommen Ihre Gnaden gutwillig mit ober: Wie gewonnen , so zerronnen. LZ uns. Es würde mir leid thun, Gewalt brauchen zu müssen. Taps. Ist das dein Ernst? Corp- Mein völliger Ernst. Taps. So will ich dir denn nur im Vertrauen entdecken, mein lieber Corpora!, ich bin nicht der Oberjägermeister von Dallenburg. Cvvp. c r» Heinrich) Ist dieser Herr nicht der Ober» jägermeister von Dallenburg? Taps- Hohl' mich der Teufel nicht! Bloß dem Schlingel zu Gefallen hab' ich mich so gestellt. Heinrich- Ach, mein armer Herr! da be¬ kommt er seinen alten Zufall wieder! So bald er sich heftig alterirt, ist er seiner Sinnen nickt Mei¬ ster. Lieber Herr Corpora! ! haben Sic Mitleid mit seinem Zustande! schonen Sie seiner! Taps- Ey du infamer Spitzbube! lieber Herr Corpora!! thun Sie mieden einzigen Gefallen, und schlagen Sie ihn todl! Hrillrich. c sich dem Corvoral zu Füßen werfend) Herr Corpora! ! erbarmen Sie sich seiner. Gnädiger Herr! kommen-Sie wieder zu sich. Taps- Ey du Bestie , kannst du behaupte» wollen — Geh zum Teufel ! Heinrich. Nein, ich verlasse meinen guten Herrn nicht. Copp- Herr Oberjägermeister! wir können uns nicht länger aufhalten. Taps. Die Kerle sind rein toll. Cvrp. Hierher, Herr Oberjägermeister! Taps. Hierher! hieher! daß ihr alle zur Hölle müßtet! Ach armer Taps! wen» darin dein gau- g! 26 Taps, zcS Glück bestehn soll, so wars nicht -er Muhe werch, ein vornehmer Herr zu werden. Heinrich Fussen Sie sich, gnädiger Herr .'Ihre Ehre läuft keine Gefahr. Wenn das Schlimmste zum Schlimmen kommt, wird man Ihnen höch¬ stens den Kopfabschlagen. Weiter kanns gar nicht gehn. Taps. Weiter kannS gar nicht gehn? Was in -er Well kann denn weiter gehn, du Rabenpakron? Mir den Kopfabfchlagen? Gerechter Himmel! Ich wollte, das sie dir den Kopf — aber freylich hat auf deinen Kopf und Rumpf der Galgen wohl lange pranumerirt. »Ler: Wie gewonnen, so zerronnen. *7 Zweyter Auszug- Erster Austritt. Saal im Schlosse. Constanze. Hannchen. Eonst. (lm Eintteten) Nun? Hannch- Sie haben sich allerdings geschos¬ sen ; aber ich hoffe, cs ist kein Unglück gescheh». Ich wollte mich in di- Zimmer Ihres Vetters schleichen, um nähere Nachrichten zu erforschen; aber Ihr Herr Vater ward mich gewahr, und wies mich sehr verdrießlich zurück. Cvttst. DaS ist ein unglücklicher Auftritt. HüNNÜ). Das Unglück soll hoffentlich nicht lan¬ ge dauern. Schlimm ist cs ftcylich, daß man jetzt den Herrn von Dalleuburg kennt, und er sich un¬ ter fremdem Nahmen hier nicht vorstellcn kaffe» darf. Wenn Ihr Vetter nur wenigstens acht Tage lang das Zimmer hürhen müßte! 88 Taps, Cottst. Nein, nein, Hannchen l aus meiner Verbindung mit Dallenburg wird nichts. Hanne!). Sie lieben ihn also nicht mehr? Sonst- Mehr, wie jcmahlS. Hannch. Und Sie entsagen ihm? Sonst. Ich muß. Hannch. Sie müssen nicht. Sonst. Es iss Pflicht gegen meinen Vater. Hannch. Wir haben Pflicht'gegen alle Leute, die uns lieben; und so sollten Sie mir's nicht so schwer machen, gnädiges Fräulein, Vater und Detter für Sie zu bekämpfen. Wenn mir nur Ihr Liebhaber zu Hülfe käme und fein Bedienter! Schn Sie, gnädiges Fräulein, der Bediente wird für Sie arbeiten, weil er mich liebt. Alle großen Wirkun¬ gen in der Welt haben eine kleine Ursache. Zweyter Austritt. Constanze. Hannchen. Barom Baron. Nun, Fräulein Tochter? du zikhss uns schöne Händel zu. Sonst. Iss mein Vetter in Gefahr? Baron. Nicht einmahl verwundet. Hannch. Richt einmahl verwundet? Ich glaub¬ te, er wäre wenigstens todt. Baron. Der Sturz seines Pferdes hatte ihn betäubt. Hannch. Und die Memme, sein Bedienter, sprengt in vollem Galopp auf den Schloßhof, und »Lcr: Wie gewonnen, so zerronnen. LA ruft: Der Herr ist kodt! der Herr ist todt! Den Schreck sollst du Air bezahlen. Baron. Wir dürfen darum für das Leben des Haupimanns nicht weniger fürchten. Const. Wie so, mein Vater? Baron. Er hat sich in den Handel eingelas¬ sen, und Aufsehen erregt: er muß ihn ausftchke«. Const- Ist keine Versöhnung möglich? Baron. Mit einem Dallenburg nicht. Const. Wollen Sie Ihren Neffen lieber ver¬ lieren ? Baron. Meinen Neffen? den einzigen Stamm, Halter meines Hauses? Nein, ich weiß zu gut, was ich bey der falschen Nachricht seines TodeS gelitten habe, um ihn sich noch ein Mahl wagen zu lassen. Const. D mein Vater wenn Sie die Theil- nähme für ihn empfinden, die er verdient, so gehn Sie einen Schritt weiter, der Ihnen so nahe liegt. Machen Sie einer überjahrigeu Fehde ein Ende, die noch manchem ehrwürdigen Mann eine Thräne kosten kann. HüNNch. Ich wette, Herr Baron, Sie könn, ! len Herrn von Dallenburg nicht Haffen, wenn Sie ihn gesehen hätten. Baron. Ich werde ihn sehen. Harmch. Desto besser. Baron. Ich muß ihn sehen. Nach der Ver¬ wegenheit. womit er sich unterstanden, uns hier Trotz zu bielhcn, darf ich ihn uicht langer ver¬ meiden. Hamich. Wie man doch an seinem Feinde L « p s S* alles übel auslegt! Kam er etwa hierher, Ihre Familie auszurotten? Hat er etwas anders ge- bothen, als Liebe? Bad'VN. Seine Absichten sind in jedem Falle beleidigend für mich. Er ist jetzt in meinen Händen. CvNst. In Ihren Händen? BatvN. Im ersten Zorn, da man mir den Tods des Hauptmaun's berichtete, ließ ich ihm nachfttzcn. Sonst. Uad man hat ihn angchalten? Baron. So erfahr' ich diesen Augenblick. Hannch. (fürsich) Der Leufal hak sein Spiel mir uns. Er soll ihn durchaus kennen lernen. Sonst. Und was werden Sie thun, mein Va>er? Baron. Das sind keine Weibersachcn, Mäd¬ chen! Dritter Austritt. Vorige. Taps und Heinrich mir Wache. Taps. Nun? durch wie viel Zimmer hab' ich «och zu gehen? Wo ist der Commandant, der die Leute zwingt, ihn zu besuchen? Ihr sollt sehen, was ihr für einen Bock geschossen habt. Heinrich, ti» Annchen) Steht mir ja bkp, daß das unser Herr von Dallcnburg ist! Hannch. Das soll Herr von Dallenburg stpn, gnädiges Fräulein? vier: Wie gewönne«, so zerronnen. Zr Taps. Nun, mein Herr? waS sehn Sie mich so groß an? Erkennen Sie mich? Baron. Die Dreistigkeit Ihres Schrittes macht Sie kenntlich genug. Nur ein Dalltnbnrg kann die Unbesonnenheit so weit treiben, mich da aufzusuchen, wohin er nie einen Fuß setzen sollte. Taps, Der ist auch nicht recht geschei-t. Wer sagt Ihnen, daß ich Dallenburg heiße? HüNNch. Himmel! cs ist Taps! Baron. Wer Mirs sagt? Glauben Sie, durch eine so plumpe List, meiner Rache zu entgehen? Können Sie verlängnen, wer Sie sind? Heinrich. Warum wollen Sie sich verstellen, gnädiger Herr? Sie haben sich als ein wackrer Soldat benommen, und der Herr Baron ist ein viel zu ehrenvoller Cavalier, um deßhalb auf die Lange mit Ihnen zu zürnen. Taps, Der Bengel hat sich in den Kopf ge¬ setzt , mir das Leben zu kosten. Kannst du so frech seyn, Bube, mich Herr von Dalleuburg zu tau« fen? Heinrich, crum Varon) Mein Herr fürchtet, Ihrer Gnaden Neffen umgebracht zu haben. Seit -er Zeit ist sein Verstand zerrüttet. Von dem un¬ glücklichen Augenblick an, hab' ich ihn nicht zwei) zusammen Hangende Worte sagen hören. Tckps. Ja, ich bin leider närrisch ; aber ihr ! alle macht mich dazu. Hamich, Fassen Sie sich, Herr Oberjägermei- ! sier. Der Herr Hauptmann ist nicht geblieben. Tüps. Ach Hanncheu! ach mein Kind I wie I Taps, 2- < I k ?! ri L <1 in aller Welt bist du hier? —cru Heinrich) Das ist Hauncheu, mein lieber Freund — Ach mein Schatz! steh du mir bep, und hilf mir auS diesem Zrrsal. Harmch, Er hat mich erkannt : er kommt wie¬ der zu sich. Baron. Es ist also doch der Oberjägermeister von Dallenburg? Tüps. rcchk gegen sie gehandelt, eS thut mir leid. Sie haben ein sehr gutes, ehrliches Ge- sicht Vergessen Sie, was vorgefallen ist, und las¬ sen Sir uns Freunde ftpn! 8' oder: Wie gewonnen, so zerronnen. ZZ E>emv. Er hat keine Galle. Bavon. Sie sind bei) mir, Herr Oberjäger¬ meister , und ich weiß die Rechte der Gastfreund¬ schaft zu ehren. Taps. So? wird hier gut geschmaust? HaNNch. Allerdings. Taps. Nun, dann bleib* ich hier, und bin auch der Oberjägermeister von Dallenburg. Hsmr. Ich wußte, Ihre Gnaden würden es endlich gestehn. Taps. Ihr wollt eS ja alles» haben, und jetzt paßt es mir auch. Baron- Das ist ein sonderbarer Mensch, (zu Connanr-n) Den hast du lieben können? Ich Hai¬ re dir -inen feineren Geschmack zngetrauk. Eoilss- O wen» Dallenburg sich Ihnen jemahlS so zeigen dürfte, wie die ganze Well ihn kennt. Sie würden die Gefühle Ihrer Tochter nicht mi߬ billigen. Taps- Darf ich fragen, Herr Commandant, ob bey Ihnen auch gegessen wird? Ich biu ver¬ zweifelt hungrig. Baron. Maa wird Sie sogleich zur Tafel rufen. Taps- Das ist doch ein vernünftiges Wort; das läßt sich hören. j Baron- Komm, Constanze! den Menschen hei- rathest du nimmermehr. ' Conss- So hab' ich meinen Dallenburg nie gesebn! Taps- Ah! Sie wollen gehen, Herr Comman» dam? Vergessen Sle nur nicht, daß einangeheu» C Z4 Laps, der Dberjägermeister guteu Appetit hat, und lassen Sie tüchtig aufschüffelu. Vierter Austritt. Hannchen. Taps. Heinrich. Hannch. ceür sich) Jeht ist cs Zeit, mich an dem dummen Jungen zu rachen. Taps- Mr sich) Ich bin mit dem alten Kerl zu¬ frieden; er Hal Lebensart. Er fühlt, wie nothwen- dig es ist, daß ich mit seiner Tochter zu einer Erklä¬ rung komme: darum wird er höflich, und laßt mich allein mir ihr. HüttNä). cu> H-lnM>) Es fleht aus, als ob er Lust hätte, mit mir zu reden Hernr. cru Hannchtn) Mei» Herr weiß von allein diesem Bescheid; ich hoffe, er soll uns bald zu Hül¬ fe kommen. Taps. Was sprichst du mit meinem Bedienten, liebes Kind? Hannch. Von Ihnen, gnädiger Herr! Hemr. Ich strich Ihre Gnaden heraus, um die Mamsell für Sie cinzunehmen. Taps. Ich brauche dich nicht zum Dollmet- scher. Ich kann für mich selbst reden. Du hast mir ins Gesicht Dinge von mir selbst gesagt, die mir gar nicht anstchen. Du wirst mir eine» großen Gefallen thun, wenn du lortgehst. HtlNNch. Ich will nicht, daß er fortgehn soll. Ich halte viel auf diesen Burschen, uud habe kein oder: Wie gewonnen, so zerronnen. ZA Geheimniß vor ihm. Er verschafft mir in diesem Augenblick das Vergnügen, Ihre Gnaden zu seh», und es wäre sehr undankbar, wenn Ihre Gnaden Ihre Verbindlichkeit gegen ihn nicht erkennen wollte». Taps- Es ist wahr, er ist an allem Schuld. Ich verstehe kein Wort davon. Ich lasse die Sa¬ che gut seyn. Ich habe nichts dabey zu verlieren. Ich hoffe nur, daß ich mit der Zeit eiamahl be^ greifen werde , wie das alles zusammen hängt. HtMNsh. Dabey ist nichts Unbegreifliches. Taps. Nicht? Vermuthlich träum' ich im Wa¬ chen. HiMtlch. Nein, JyreGnaden träumen nicht. Sie sind ein wunderlicher Herr. Tstps. Ha! ha! ha! erkennst du mich denn, Hanne? HüNttth- O Ihrs Gnaden sind kein Mann, bett inan leicht vergißt. Tstps. Hast du mich immer noch lieb? HtMllch. Ich verehre Sie, gnädiger Herr! Taps- Treib nicht lauter Spaß! Du weißt wohl, daß ich kein gnädiger Herr bin. HöMV. Das ist wieder ein Rückfall. Taps- Wer, wer soll zurück fallen? HaMlch. Hier ist keine Erfahr für Sie, gatij und gar keine. HelNP. Der Baron von Tundertentronk wird Ihrs Gnaden sicherlich zu seinem Schwiegersohn annehmen, Tüps- Aber sag' mir einmahl, mein Kind, wie hist -n denn auf ein Mahl die Tochter des C 2 Z6 Laps, Barons geworden? du hast vordem diesen Baker < nicht gehabt. Hmmch. Jhro Gnaden reden'wieder einmahl I unvernünftig. TMS- Unvernünftig? Ach du lieber Gott! kann ich noch unvernünftiger werden? Mich däucht, s ich bin so ein guter Narr, als ich immer war. 1 HüNNch. Besinnen Sie sich doch, gnädiger Herr! Ich bin Hannchen, das demükhige Haini¬ chen, und Ihrer Gnaden unkrrthänige D-enecinn. TsipS- Und bist nicht in mick verliebt? l HiMNch. O gnädiger Herr! ich kenne die uner» mißliche Kluft zu gut, die zwischen uns befestigt 8 ist. Ich liebe nur meinen Heinrich! der wird mein Mann. HeiM'. Ja mein theureS Hannchen! und ich besiegle das Versprechen mit einem Kuß. Hannch. Sie sind Zeuge, gnädiger Herr! Wie? vor mciuem sichtlichen Äugen? ihr unverschämtes Volk! Hab' ich mich deßwegen hierher führen lassen? Das sag' ich dir, saubrer I Gesell, der ums Henkers Dank mein Bedienter seyn will! ich befehle alS Herrschaft, sieh mir das Mädchen nicht weiter an. (Heinrich pacht ihn fest a» ter u Hand) Du! du! laß mich los! das lhuk weh. L Heinr. Die Liebe kennt keinen Unterschied der Stände. Sie find mein gnädigcrHcrr: aber wen» mir Ihre Gnaden ins Gehäge kommen, so ver- h, stehe ich keine« Scherz. Ich kenne mich; ich bin heiß vor der Stirne, und würde vielleicht mein g, ganzes Lebe» lang bereuen müssen, Ihre Gnaden in der erstenWukh windelweich adgeprügelt zu haben. ober: Wie gewonnen, so zerronnen. M Taps. D du unnatürlicher Bedienter! Heinr. Das Blut steigt mir schon zu Kopf. Hannch. Reizen Sie ihn nicht weiter, guädi' ! gcr Herr! Er möchte Wort halten. Taps- Der Klügste gibt nach. Hannch, Wie können Ihre Gnaden auf sol¬ che Gr.llen verfallen, da Ihnen ein so hohes Glück bevor steht, meines Herrn einzigen Tochter Ihre Hand zu geben? Tüps- Wer ist denn seine einzige Tochter? Hannch. Fräulein Constanze, die eben hier war, und Ihre Gnaden zärtlich liebt- Taps. Mich zärtlich liebt? HüttUch. Und sich Ihrer Gegenliebe schmeichelt. Tüps« Die andre war also die Commaudan« 1en< Tochter, die in mich geschossen ist? Heinr. Wie können Sie düs fragen, gnädi¬ ger Herr? Sie stehen ja schon zwep Jahr mit ihr in Verbindung. Hannch. Sie haben sie hundert Mahl im Klo¬ ster besucht. Taps- Ich glaube wahrhaftig , ihr habt Recht. Es ist ein gar hübsches Mädchen. HaiMch- Hübscher, als ich. Taps- DaS sicht man mit einem Auge. Hannch. (für ach) Du Pinsel! Taps. Und sie will mich heirathcn? Hetnr. Sie wird Ihrer Gnaden Gemahlin». Hannch. Die Gemahlinn des Herrn Oberja¬ ger ucisters vonDallenburg. Taps. Und ich bin der Oberjägermeister? HkMP. Wer anders? Z8 L a p S; Taps. Nun, ich will mich drein ergeben: ich bin der Oberjägermeister von Dallenbnrg, und noch heute will ich mich mit meinem Schwieger¬ vater cinrichlen, Fünfter Austritt. Vorige, von Dallenburg. Dstüsuö- Wie freue ich mich, dich wieder zu 1 sehen, lieber Dallenburg! HaNNch. Was will der? Dülletti). Dein Unfall stürzte mich in die groß« > te Verlegenheit. Tstps. czu H-lnrich) Wer ist der Mensch? Höinr. Den kennen Ihre Gnaden nicht? -- Was soll ich sagen? Düllenö. Mein lieber Vetter! C- lst Ihr Herr Vetter. Hanuch. Es ist Ihr Herr Vetter. Tstps. Vetter! Dstr du denn der Sohn von Steffen, dem Seifensieder? — Hier wachsen ei¬ nem Verwandte aus der Erde. DaffMb- Warurm erstaunst du so über meine Anrede? HelM. Das Duell hak meinen gnädigen Herrn i ganz verändert. Es ist unbegreiflich; er erkennt niemanden mehr. Taps. Es ist wahr, ich habe große Mühe, mich selbst noch zu kennen. Astllkttb- Sei) ruhig! Ich komme hierher als oder : Wie gewonnen, so zerronnen. M Mittelsmann. Ich will um das Fräulein bey dem Baron anhalten. Ich will ihm anluekhrn, allen eikeln Vorrechten zu entsagen, derentwegen sich unsre Familien so lange befehdet haben. Tüps- (für sich) Ich versiehe kein Work. Ich habe freylich meinen Vater nicht gekannt, und immer sehr vornehme Begierden gehabt. Ich bin vielleicht standesmaßiger,. als ich weiß. Düllenh. Du bleibst doch bey deinem Vor- satze? Tüps. Ihr wollt es ja alle so haben , und mir paßt es auch. . Sechster Austritt. Vorige. Em Bedienter. Bedien. Herr Oberjägcrmeister! es ist ange- richlet. Taps. 'Das ist die Hauptsache. Zeigt mir Herr Weg, guter Freund! DNliend- Uur'ein.Wort! Tüps. Nach Tisch so viel du willst. Ein lee¬ rer Magen hat keine Ohren, und ich denke schon seit langer Zeit an nichts, als an eine volle Schüs¬ sel. Ick bin noch nüchtern. Heinrich) Für dich wirb wohl auch etwas abfallen. c«l>.) HkittNch. So erhielten Ihre Gnaden meinen Brus? DüRÄiö. Du siehst mich, und hast gehört. Harmch. WaSbisjetzt gescheht! ist, -gnädiger 4s Taps, Herr, daran hob' ich wenig Theil. Ihr Bedienter macht ein M'ßverstandniß geltend, das nicht Ian» ge dauern kann. Der Hauptmann wnd den gan« zcn Handel aufklärcn. Was ist zu thun? HkllMch. Vielleicht bleibt der Hauptmann auf seinem Zimmer. Eilen Sie, gnädiger Herr , , d,m Baron alles nachzugeben, deffen Sie erwähn¬ ten. Er ist ein gutherziger Mann. Er hat mildem ungehobelten Menschen nicht gezürnt; er muß Ih¬ re Gnaden lieb gewinnen: und ist seine Ehre ein« wohl befriedigt, so erobern Sie leicht sein Herz. 1 HstNNch. Wenn wir nur dem Hauptmann vors ' erste entwischen. Der Himmel sey uns gnädig l da ist er , Siebenter Austritt. Dallenburg. Hanncken. Heinrich. Hauptmann. HaUptM- Herr von Dallenburg! ich erfahre,daß § rein Oheim Sie auf die falsche Nachricht meinc- " iodes Hal anhalten lassen. Das ist eine Beleidigung ir mich. Ich bielhe Ihnen an, Sic diesen S!u< enblick in Frepheit zu sehen und ersuche um die 2 rlaubniß, Sie begleiten zu dürfen, bis Sie in -Sicherheit sind. Dallenb. Sie sind ein großmükhiger Feind, err Hanplmann! HüUptM. Ick' bin Ihr Feind nicht mehr. Ich lle Unrecht. Ich luchte Händel an Sie. Ei» * »fall hat mir unnöthige Reue erspar». Ich dan« vir»: Wie gewonnen so zerronnen. 4i ke dem Himmel dafür. Wir bcyde lieben meine Cousine, aber Sie werden wieder geliebt. Die Wahl eines Frauenzimmers muß frey seyn, und ick bin bereit, Constanzens Wünsche bey meinem Oheim zu unterstützen, wenn mir dieser Schritt des Frauleins Zufriedenheit und Ihre Achtung er¬ werben kann. HtMNch. Bedächte ich nicht den Wohlstand, so fiel' ick ibm um den Hals. Tm ÜLttb. Wie kann ich für ein so edles Be- traacn erkenntlich genug seyn? HüUptM. Ick lerne von Ihrem Brytpiel. Ich hatte Sie gefordert. Ihnen kam der erste Schuß zu ; Sie weigerten sich dessen. Hingerissen von meiner Leidenschaft, vergaß ich meine Pflicht, und setzte Ihr Leben in Gefahr. Ich muß mich dafür bestrafen. Dallenb. Ich bitte um Ihre Freundschaft. HüllptM. .Für mein ganzes Leben. HüNNch. Und was wird aus dem Andern? HstUptM. Ans welchem Andern? Daücnb. Man Hal einem einfältigen Men¬ schen, weil er schlief, seine Kleider genommen, und ihn in die meinigen gesteckt. HstlMch. Er gilt hier für den Herrn Oberjäger- mcister, »nd sitzt jetzt mit dem Herrn Baron an der Tafel, der sich zwingt, artig gegen ihn zu seyn. HüUptM. Ich kann es kaum glauben. HtMttch. Herr von Dallenburg hat sich als sein Verwandter hier eingefunden, nm einen Mittels- mann abzugcben. Taps, Achter Austritt. ! Vorige. Constanze. Baron. Taps. Taps, (sich »-m Baron lo» reißend.) Lasse« Sie Mich ! ! lassen Sie mich! Nein, daraus wird in Ewigkeit 's nichts. Baron. Stille, stille, mein Herr! das bleibt ein Geheimniß unter uns beyden. DaUptM. WaS gibt es denn? ' Taps. Wir sitzen ruhig neben einander, und schmausen; ich lasse es mir herzlich wohl schmc- ' cken. Er legte mir von allem doppelt und dreyfach ! vyr, und ich stopfe aus Höflichkeit so geschwind ' hinein, als ich kann- Auf einmahl bekommt er ei¬ ne» Raps, und packt mich bey der Hand, daß ich hätte schreycn mögen. c zu Heinrich) Just so, wie du mich vorhin anpacktest — Baron. Schweigen Sie doch, Herr von Dallenburg , V Taps Nein, ich will Ihre Schande vor der ganzen Welt kund machen. l Dallenö. Nun? und weiter? Taps. Weiter? Ja , er drückt mir die Hand, . l und sicht mir scharf in die Augen, und sagt mir * ins Ohr: So bald wir vom Tisch aufgestanden , sind, wollen wir uns, in dem Wäldchen hinter b dem Schlosse, den Hals brechen. Nun frag' ich jeden Christenmcnschen, ob das ein Spaß ist, 2 den mau seinem künftigen Schwiegersohn Vorschlä¬ gen darf? Mir verging auch gleich Hunger und ober; Wie gcWonae-t, so zerronnen. 4Z Durst, und ich sprang von der Taft! auf- ohne seine einfältigen Reden länger anhören zu wollen. BükM. Sind Sie nicht der Oderjägermci- ster von Dallcnburg? Taps. Nein, nein! so bald ich mich schlagen soll, nein ! Wenn Sic aber so darauf versessen sind , meiner Familie ein Ende zn machen/da ist einer, der sich für weinen Vetter ausgibk; der scheint mir ein tüchtiger Bursch : messen Sre sich mildem; den stek' ich für mich. Bck'eDN. Wer ist der Herr? HüUplM. Ein wackrer , würdiger Dssicier,den ich die Ehre habe, Ihnen als meinen Freund vor? zustellen, welcher der Ihrige zn werden verdient. DckllhNb. Darf ich, in Zuversicht auf das Vorwort des Herrn Hauptmanns, mich erdrei¬ sten, für Dallcnburg zu reden, der Sw ehrt und schätzt? BstkSN. Das sollte er mir durch ein anderes Betragen beweisen, als ich bis jetzt von ihm er¬ fahre. DstssMh. Seine Vorfahren haben sich gegen die Ihrigen vergangen. Taps. Das mag er mit meinen Vorfahren > ausmachen. Daükliö. Dallcnburg ist bereit, alles nachzu- gebeu, was ein Cavalier von so erpwbter Ehre von ihm begehren kann.E - liebt Ihr Fräulein Toch¬ ter; er bclhet sie an. Lassen Sie e'ne Fehde enden, die nur zn lange angehalten bat, und für ein Herz , wie das Ihrige, nicht gemack- ist. Beglücken Sie ihn mir der Haud Ihrer Tochter, und fein 44 Laps, ganzes Leben wird ein fortdauernder Beweis seyn, daß er der Ehre werlh war, Ihr Sohn zu werden, wenn andere Achtung, Ergebenheit, und die zärt¬ lichste Lheilnabme kindliche Tugenden sind. Der Vetter macht mir Ehre. Meine Einwilligung hat er weg. Baron. Was dürfen Sie mir zumlirhcn? HaUptM. Mein gnädiger Oheim! widersetzen Sie fick dem Glück Ihrer Tochter nicht langer. Hören Sie auf die Bitten eines Neffen, deu Sie immer als Vater behandelten. Maron. Warum sprichst du wider dich selbst? Taps. Nun, Schwiegervater! sey nicht dick¬ köpfig ! Maron. Aber kennen Sie auch den Mann, für den Sie reden? Ich will zngcben, daß cs nicht sein? Schuld ist, in der Familie geboren zu seyn, die ich hasse. Was hat er aber gethan. seit ich ihn persönlich kenne, das mir Lust machen könnte, dem Menschen wohl zu wollen? DallMb. Ach Herr Baron! sprechen Sie ein einziges Wort, und Dallenbnrg, durch Ihre Nach¬ sicht kühn gemacht, wird sich Ihnen unter einer ganz andern Gestalt zeigen. HauptNl. Ich stehe für ihn. HerrOheim! Es ist ein tapferer, großmülhiger Mann. Bedenken Sie nur, wie edelmülhig er mit mir verfahren ist, «nd lassen Sie die Erhaltung Ihres Neffen etwas zu seinem Vorlhei! reden. Taps. Ja wohl, zu seinem Vorkhcilreden! Baratt. Ist es möglich, das; du ihn liebst? Eonst. Er allem kans mich glücklich machen. oder: Wir gewonnen, so zerronnen. -sz Taps. Das ist ein curioser Streich! Barvtt. Nein, ich kann nicht darein willigen. HüNttch. Herr Baron! HüUptM. Mein Oheim! CvU't. Mein Vater! Taps. Schwiegervater! sey gutartig! DüllkUb. Sie werden Dallenburgen das Le« ben rauben. Herr Baron! Baron. D mein Herr! daß er Ihnen ähnlich sähe! Sonst. Was sagt mein Vater? Baron. Ja, ich könnte dir nachgebcn und al¬ len, wenn du einen solchen Mann gewählt hattest, der verdiente, daß ich ihm mein ältestes Vorur- theil aufopferte. HüUptM. Sie würden einwilligen? Baron. Ich glaube, ich hätte es gcthan. Hamich. Wir siegen! wir siegen! Evllst. und Dallenb- ÜUI» B«r°n) Sehn Sie uns zu Ihren Füßen! versagen Sie uns Ihre Ein» willignng nicht! Baron. Was soll das heißen? Taps. Was passirt da? Holla, Vetter! treib mir keine Posse»! HaUpkM. Sie sehn den wahren Oberjäger- meister von Dallenburg. Taps. Wer bin ich denn? Heinrich. Ein Klotz! den man vorgeschoben har. Taps- Das bitte ich mir ans. Ihr habt mich zum Overjäqermeister gemacht, da ich nicht woll-° te; jetzt bleib' ichs, da ihr nicht wollt. 46 Taps, oder: Wie gewonnen, so zerronnen. HMMck).. Ja, Obcrjägermeister Taps. Tstps- Taps? Kei-ur ihr mich also?» Hiwnch. Ja, Lapsl und du sollst Zeuge seyn, wie rch diesen hübschen Menschen heirathe. Baron. Ich verstehe noch keil! Wort. Kommt zum Essen, und erklärt mir das alles! Tüps, Ach ! bcp mir wird es nimmermehr wie¬ der klar. Baron. Werft den Unverschämten aus dem Hause, der sich erfrecht hat, an meinerTafclzu sitzen ! Ustpß. Lassen Sic mich mit Ihrem Gesinde speisen, gnädiger Herr! so strafen Sie, und mir ist geholfen. Bül-'oN. Nein, Bursche! dein Gesicht gefällt mir nicht. Tckps- Eben war ich gut genug zum Oberja- germeister und Schwiegersohn, und jetzt soll ich nicht einmal)! zum Bedienten taugen? Heinrich. Das ist doch kein Wunderwerk! Const- Er war uns nützlich, ohne zu wollen. Er verdient Verzeihung. BssülM. Er mag meine Livree anzichen! Kom¬ men S'e! Tstps- Da bin ich wieder in meinem natürlichen Zustande. Ich ging wider Willen heraus, und darf mich nichr schämen, zurück zu kehren. Ich will ja gern keines Menschen Rolle in der Welt spielen, als meine eigene, nnd lieber mit einPaarHieben vor¬ lieb nehmen, als mir vornehmer Meise den HalS brechen lassen. Bewahre mich nur d« Himmel vor alten Haushälterinnen und Kaffeetassen! Ende des LustspiM