.M »2. Samstag am 8 Juli «S48. Hcrtogthum Krain. /V^aibach, am 7 Juli. Die sardini-sche Negierung hat, wie wir aus einem offi cieUen Berichte entnehmen, über Einschreiten ihrer Gesandten zn 3)t«nchen «nd Berlin in Folge der energischen Protestation der dentschcu Vundesversammlnng, die Vlo-fade des Hafens von Trieft aufgehoben und dem Admiral Albini aufgetragen, sich je der Feindseligkeit sowohl gegen den Hafen, als die Htadt Trieft streng ;n enthalten. To find, wie ein weiterer Bericht meldet, anch bereits gestern (tt. Juli) zwei österreichische Schisse, von Odessa kommend, mitten durch die sardinische Flöt-te segelnd, gau; unangefochten im Trie-ster Hafen angekommen. Die Gemeinde des Dorfes Lövete, im Udvar helycr Stuhle in Siebenbürgen, hat durch eine am 28. Jänner d. I. daselbst ausgebrochene verheeren-de Fcuersbrunst den beträchtlichen Schaden von 3ll.^ti2 jl. W. W. erlitten. Die milden .Beiträge für die hilfsbedürftigen Bewohner der Gemeinde dorrte tonnen bei den r. k. Kreisänttern oder auch unmittelbar bei dem t. k. liandespräsidium in Üaibach erlegt werden, welches selbe ungesäumt durch das kö'nigl. sicbcnbürg'sche Gu-brrnium in Klauscnburg ihrer Bestimmung zuführen wird. — Laibach am 5. Juli »848. Bei der am l. d. M. zu Gottschee für den Wahlbezirk Gottschcc vor sich gegangenen Ncichstags-Wahl haben sich von den berufenen !»7 Wahlmän. nern 79 cingcfunden und mit 47 Stimmen den Grundbesitzer in Mcrleinsrautb,, im Bezirke Gottschee, und Handelsmann, Johann Wicdcrwohl, zum Abgc-ordneten, und sonach aus freiem Antriebe mit 54 Stimmen den k. k. geheimen Nath und Venedigcr Appellations ^Präsidentel,, Herrn Dr. Vincenz Schrott, zum Stellveitrcter erwählt. K. K. Gubernial. Präsidium. Laibach am 5. Juli «818. Unsere Ätativualgarde. AIs in den glorreichen Märztagen die allgemeine Begeisterung wie mit Einem Ru?e: „Es werde« auch bei uns die Nationalgarde hervorzauberte, — als damals ein brüderlicher Gcmcinsinn Jedermann in die Reihen der Bürgerwchr trieb, da schien es, als müßte mit machtigem Fortschritte das junge Institut seinem eh renvollen Ziele zueilen; man mochte denken, der Impuls dazu, nämlich Gefühl für Ehre und Pflicht, habe feste Wurzeln geschlagen; ja man konnte glau ben, die Ueberzeugung von dem wahren Zwecke wäre eine allgemeine. Fragen wir aber die Wahrnehmungen der Gegenwart, verlangen wir ein Mal Rechenschaft , welche Früchte bisher getragen worden. so müssen wir bekennen, daß unsere Nationalgardc für ihren achtunggebietenden 'Fortbestand schwache Bürgschaften in sich enthalte. Wir wollen zur Rechtfertigung dieser Zeilen, die als ein belebender Aufruf gelten mögen, die Sache naher besehen, freimüthig die Schaden nachweisen, aber auch gerechter Weise die Entschuldigungsgründe nicht verschweigen. Es ist darüber genug gesprochen und geschrieben Worden, worin der Beruf der Nationalgmde liege; leider scheint der Mißverstand desselben noch immer eines von den Hauptübcln zu seyn, welche der dieß fälligen Theilnahme, die kaum erwacht, schwach genährt , nun dem Ersterben nahe ist, keinen festen Bo. oen einräumen wollen; wie ware es sonst möglich, oaß Flauheit in der Mitwirkung und stolzes Wider streben gegen die Netheiligung nicht etwa als Aus-nahnie, sondern, bei Berücksichtigung des Verhalt, nisfes der Dieustlnstenden zu den Verpflichteten, sich ,'ogar als Regel herausstellen! Wie ware dieß möglich, wenn Jedem die unterschiedliche Sphäre des Natio? nalgardcn und des Soldaten klar wäre? Nicht Schutz !»i,d Schir,:, nach Außen, nicht die strenge Disciplin und erschöpfende Einschulung, wie sie sür den Soldaten Zweck und nothwendiges Mittel ist, nicht die schmucke äußere Gleichheit soll das Bewußtseyn eines Bürger - Wehrmanns, welchen Besitz oder In-tclligenz an das allgemeine Wohl kettet, beschäf. tigen, sondern er hat für das innere Staatslcben einzustehen, d. h. er hat seine moralische und physische Macht zu kehren gegen den inneren Feind, also gesaßt zu seyn zur Abwehr der inneren Nuhestörungm und derjenigen Bewegungen, die, gleichviel von welcher Gasse des Volkes, zur Verletzung der constitutionellen Rechte der Mitbürger herauf beschworen werden. Die Nationalgaide hat nicht die Aufgabe der Polizei, Dieben und Räubern nachzuspüren und verdächtige Individuen zu bewachen; sie hat nicht die Aufgabe des Militärs, die Ehre und Unabhängigkeit des Vaterlan deS gegen den äußern Feind zu vertheidigen, aber sie kann in Zeiten der Noth, wo bei einer allgemeinen Ausregung der Gemüther auch rohe Massen zu räuberischem Ausruhr sich leicht zusammenrotten, die Ausgabe beider haben, durch Patrouilliren die öffentliche Ruhe und Sicherheit ausrecht zu erhalten, und mit Waffen die Gefährdung der wohlbcgründelen Rechte der Bürger zu beseitigen. Ist dieß nun ihre einzige Ausgabe, so ergeben sich für sie auch nur folgende Erfordernisse: Besitz, Intelligenz, Waffen, gute Einübung im Gebrauche der letzteren und practische Kenntniß der wichtigsten Be-wegungen in größeren oder kleinern Gardetörpern, wo bei der unbedingte militärische Gehorsam durch Geist, Ehrgefühl und Lusi zu ersetzen ist. Ist dem so auch bei uns? Der Besitzende ist zwar besorgt um die Sicherheit seines Eigenthums und seiner Persönlichkeit; ja, er sreut sich, seine Interessen unter dein wachsamen Auge und nöthigensalls unter dem Schirme der Na-iioualgarde zu wissen; ob aber Jeder bereit ist, sich seinem behaglichen Gcmüthsleben zu entwinden, und der Pflicht der gegeuseiligcn Unterstützung hiedurch ein ^pfcr zu bringen; ob Jeder einsieht, daß bürgerliche Geltung mehr auf der Intelligenz als aus dem Besitze fußt, u. darum mit Hintansetzung seiner intellectuellen Superior ritat und mit Anerkennung der Gleichheit in den Reihen der ä>olksgarde, sich einem bisher mißgeachteten Dien-ste unterzieht; ob Jeder, dessen Name wirklich aus den Listen der Nationalgarde verzeichnet ist, nicht bloß hierin, sondern auch im wirklichen Diensteifer die (>hrc seiner neuen Bürgerpflicht sucht, darüber geben die Effcctk'Iistcn der Compagnien einen wahrlich befremdenden Ausschluß. Wic schwachzählig sind nämlich diese! und rechnen wir diejenigen noch ab, die vielleicht oorhcrrschcnd um der wirklich geschmackvoller Unifor-mining willen Garden seyn und bleiben mögen, so sind wir versuckt zu glauben, daß der patriotische Sinn unserer theuern Stadtbrüder in der fraglichen Beziehung bis auf ein Geringes einzugehen droht.! Hierin lügen aber noch andere traurige Conse-quenzen; dadurch nämlich, daß Viele sich dem Dien ste entziehen, wird der schwachen Anzahl der Beharr lichen eine Aufopferung im Dienste aufgebürdet, die bei ihrer zunehmenden Stärke, einer natürlichen Folge der weiter um sich greifenden Gleichgiltigkeit, fast un-erschwinglich werden dürste, und dann ist unsere Bür-gcrwehr dem Grabe nahe. Doch nein! diese Schande soll uns nicht treffen; sie wird es nicht, denn in un. seren Mitbewohnern lebt in herrlicher Krast der Sinn fürs Vaterland, für das gemeinsame Beste; gibt er sick doch kund in hundert und «bermal hundert Er. lebuiffen des Jahres— sollte er allein sür das Institut der Nationalgardc erftorben seyn? Erstorben gewiß nicht, sondern seine werkthätige Lebendigkeit mag vor der Hand noch nicht als eine Nothwendigkeit erschei. nen, vielleicht, weil uns das Hauptcrsorderniß — die W.isse, abgeht, und wir uns einbilden, in der militärischen Einübung, so weit sie uns geboten ist, ein lächerliches Kinderspiel zu treiben, und die durch, gängige Organisirung der Zeit der vollständigen Be. wassnung vorbehalten zu müssen; — vielleicht, weil das vergleichsweise friedliche iieben, dessen sich unsere glückliche Stadt und Provinz erfreuen, uns in eine Sicherheit einwiegt, die wir auch in die Zukunft zu übertragen geneigt sind; vielleicht, weil Manche in der Stellung von Ersatzmännern ihre periodische Pflicht zu erfüllen wähnen; vielleicht weil die Gut. müthigkeit Mancher sich von Einflüsterungen und Ar-gumentationen Anderer beherrschen läßt, welche die mit den raschen Fortschritten unzertrennlichen Störungen, gegenüber der Ruhe des früheren Zustandes, aufrichtig oder eigennützig bedauern; sey es, daß sie unfähig oder nicht gewillt sind, den März. Geschenken unseres Monarchen einen rühmlichen Preis zuzuweisen. Diese Entschuldigungen sind aber nicht zurei chend; wir geben zu bedenken, daß der langwierigste Theil der Einübung der Garde gerade ohne Waffen abgethan werden kann, deren Führung, sobald sie ein Mal in Jedermanns Besitze sind, nach kurzem Unterrichte erlernt wird; wir geben zu bedenken, daß bei dem politischen und socialen Gäyrungszustandc, in dem wir uns befinden, trotz der gegenwärtigen Ruhe, es nicht nn Stoff fehlt, der früher oder svä? tcr, und sehr leicht unerwartet, zu störenden Ausbrü-chen aufgerüttelt werden kann; wir erklären ferner mit voller Ueberzeugung, daß wir in der mißbräuchlichen Stellung der Ersatzmänner eine Herabwürdigung der Nationalgarde finden, theils deßhalb, weil die Deutung, daß der Reiche in seinem Gelde ein Mittel zur Loskausung von einem Dienste, der ein Ehrendienst bleiben soll. sinde, und dadurch eine Mißachtung gegen seine Mitbürger bekenne, sehr nahe liegt; theils deßhalb, weil andererseits der Garde« dienst als eine Erwerbsquelle ausgebeutet wird, worin abermals nichts Ehrenvolles, also ein neuerGrund zu vielfachem Disgusto liegt. Wir sprechen hier den dringenden Wunsch aus, daß alsbald die Eonscribirung der zur Nationalgarde Verpflichteten zu Ende gebracht, daß eine genaue Sichtung derselben nach den gesetzmäßig angewiesenen Grundlagen des Besitzes und der Intelligenz vorgenommen, daß die Freiheit, sich durch Ersatz, manner, die jedenfalls von dem Hauptmann der Compagnie zu bestimmen sind, vertreten zu lassen, möglichst beschränkt, und im Falle der Zulässigkeit eine bedeutend höhere Dispenstaxe, als sie bisher üb-lich war, größeren Theils zu Gunsten der National-garde-Easse, bestimmt werde. Wir hegen die Zuversicht, daß der löbl. Ver. waltungsrath mit Entschiedenheit seine Fürsorge die-sen Interessen zuwenden, so auch der löbl. Gemeinde. 478 Ausschuß insbesondere zur s^leumgereu Beivriugung dcr Waffen beitragen werde. Wir wollen uns aber auch der Hoffnung hixgeben^, daß, wer immer ill seinem reichen Gemüthe das Gesühl für Bürgcrpslicht, Ehre und Freiheit trägt, nicht säumen wild, den Ehren-Namen eines bürgerlichen Wehrmaunes zu verdienen, und sich das stolze Ncwußseyn eines wahr-hast freien Mannes zu geben, der ohne wiederholten Einfluß der Presse und noch vor dem Erlasse eines nöthigenden Gesetzes durch den Reichstag nicht bloß sein Recht, sondern auch seine Pflicht zu üben weiß. Viele Nationalgardcn. Laibach, am 7. Juli. (Erwiederung auf die «besondere Stimme aus Untcrkrain" , die sich in der »Laiba'cher Zeitung« vom l. Juli d. I hören ließ) Die Stimme, dic als Entgegnung auf die von mehreren Realitätcnbesitzcrn in, Rainen der Provinz durch die Zeitung vom 20. Juni veröffentlichte Stim. mc des Landvolkes von Krain, neulich am 4. Juli in der »Laibacher Zeitung" aus Ncustadll in Untcrkrain ertönte, nennt sich nicht mit Unrecht eine „besondere Stimme" , denn man kann sie auch als eine sonderbare Stimme bezeichnen, Nach einen« nur schlichten, ländlichen Verstande betrachtet, kann es nicht leicht einen größeren, verworreneren Gallimathias geben, als diese sogenannte, aber sehr ungeschickte Vertheidigung der Herren Stände von Krain, so daß es uns am Lande Wunder nimmt, wie es komme, daß kein ständisches Mitglied eine eben >o tölpische, als unberufene Vertheidigung öffentlich zurückweiset. Wo das friedliche Landvolk von Krain nur offen, aber ohne Anmaßung sich gegen die Herren Stände äußerte, sieht der furchtsame Herr Freimut!) im Geiste wahrscheinlich nichts als Aufruhr und Empörung, und warnet mit Hinweisuuc; aus Frankreich und sogar ausBöhmen!! — Welcher Unsinn ! Die Herren Stände selbst muffen, da sie den friedlichen Charakter des Landvolkes, so wie scinen gesunden Sinn wohl kennen, über diese aus der Lust gegriffenen Be,mchluN' gen des armen Herrn Freimuth herzlich lachen, dcr die Sache aus ganz anderem, gewiß ganz falschem Gcsichtspuncte betrachtet. Was die allgemeine Stimme des Landvolkes von Krain am 20. Juni in dieser Zeitung aussprach, ist nicht die Stimme böser Einflüsterer, denn aus solche achtet unser Landvolk gar nicht, sondern es ist der wohlüberlegte, freie Ausspruch der Landleule, dem abcr nur ein nach Hirn. gespinsten zagender Herr Freimut!) auirührerische Ge-slunuligcu unterlegen kann. Es wäre eine undankbare Mühe, diese „besondere Stimme" des Herrn Frei. muth von Punct zu Punct zu widerlegen, weil sie sich jedem vermtiNligm Leser gleich beim Durchsehen von selbst widerlegt, dcr mit Krain bekannt ist; daher wäre eö d,l neten Realitälenbesitzer. W i c n. Dic »Wiener Zeitung" vom 5. Juli schreibt: Gestern Nachmittags nach 4 Uhr wurde in Nußdorf das Bamplschiss „Hunyady" signalisirt. Alles gcrieth in freudige Bewegung und richtete die .Blicke sirom-aufwärts. Majestätisth, mit.vielen Flaggen geschmückt, hoch über alle die schwarz roth-goldne, steuerte der Dampfer aus der deutschen Donau der Kaiscrsiadt zu, un> uns jrue Mänuer zuzufügen, die vom ge-sammten dmischm Parlamei.t nut der ehrenvollen Sendung betraut sind, das neue Oberhaupt Deutschlands, den dcutschen Erzherzog Johann zu begrüßen. Die zahllose Menge brach iu jubelnde Hoch's aus, die ulcht enden wollten. Unter ^öllerknall lau-dcte dcr Dampser, und alsoglcich eilten die Mitglieder des AlU'schusi^ der Bürger, Viationalgarde und Stu. denten, so lvic jeucr des städtischen Ausschusses, ihre Präsidenten, Dr. Fischhof und Hc>rnbostcl, an dcr Epltze, I^gleltel vom Ober. EommandliiUcn de> N.ttionalgarde, Pannasch, aus das Schiff, um die Ankommenden zu begrüßen. Geistvolle Reden wurden gehalten, die donnernde Hoch's nach sich zogen. Vom Schiffe weg durch Spaliere dcr Nußdor-srr Nationalgarde ordnete sich der Zug in die Wägen. Für die Deputirtcn aus Frankfurt waren k. k. Hoswagcn in Bereitschaft. Dcn festlichen Zug eröffnete die berittene Nationalgarde Wiens, dann ka men dic Hofwägcn, denen sich abermals eine Abthei lung Nationalgardc. Eavallcrie anschloß, an dies. reihte sich eine, mehrere Hundert betragende Menge von Wägen mit Mitgliedern der verschiedenen Aus-schüffc. Durch die an dcr Straße aufgestellten Ad-theilungen dcr Nußdorser- und Wiener National-Garde (Xll. Bezirk) und dcr zahllosen Menschenmenge bewegte sich dcr Zug der Stadt zu, überall von freudigem »Hoch!" empsaugen. Am Anfange der Währingcrgaffc stand abermals ciue Abthtilung Na-tionalgaroe mit einer Musikbande, welche dir Ankommenden mit dcr Melodie »Was ist des Deutschen Vaterland" begrüßte. , Durch das Schottenthor, Herrengassc, über dcn Michaelerplal!,, Kohlmarkt, Graben, ill die Kartncr-st,aße, unter ununterbrochenem »Lebehoch" und Mu-sirklängen, laugte der Fcstz.g endlich beim Hause des Hrn. Todesco an, der den höchst chrcnwcrtheu Herren Deputirten Wohnungen in seinem Hause eingeräumt hatte. Wiederholt mußten sich die Herren am Feilster zcigcn, fast jedcr von ihnen sprach schone, begeisternde Worte. Den Schluß machten die Herreu v. Saucken und Ravcaur, von denen dcr Letz. tere in ciucr langern Rede den Zweck der Hiel>r kunft andeutend, die Verdienste des yochgelicbten Erzherzogs Johann hervorhob und durch fortwährenden Zuruf oft unterbrochen mit nicht enden wollendem !Beil,allc mehrmals sich au, Fenster zeigen mußte. Das Musik-Ehor g zu < r. k. t. Hoheit, dem Erzherzog Johann. Se. k. k. Hoheit haben das Amt eines deut schcnRei chs < Vcrwcse rs an ge n o m m e n, und sprachen vom Balcon der Reichskanzlei in erhebenden Worten zu dcr zahllosen Menge, die m nicht enden wollenden Jubel ausbrach. Einhundert und ein Kanonenschüsse verkündeten das beglückende Ereigniß. V ö h m e n. Prag, vom 1. Juli. Wie verlautet, haben mcl> rcrc böhmische Adelige ein (5irculare an ihre Stau-dcocollegen ergehen lassen, worin sie dieselben zu einem Promcmoria an den Kaiser auffordern, des Inhalts: Se. Majestät habe dem Adel Böhmens zwar das Recht erhellt, an dem ersten coustituircnden Landtag in dcr Eigenschaft als Stände Theil zunehmen; da abcr von viclcn Seiten sich Stimmen gegen diese Theilnahme des Adels, als solchen, am Landtage cr-höben, so scyen sie crbötig, diesem ihnen von Sr. Majestät ertheilten Siechte wieder zu ciUs^en, nur müßten sie dann auch der Pflichten, die ihin'ilalö Stande obliegen, enthoben werden; Sc. >).»^,i. möge ln dieser Äiigclegcnh.'il entscheiden Siebenbürgen sonder Sieben bürger Gränze, 30. Juni. Eben eingehenden Privatuachrichten aus Kronstadt zu Folge ist der Hospodar der Wallache«, Fürst B i -oesko, dcn Bojaren entronnen und aus der Flucht alldort eingetroffen. Dcr russisch kaiserliche General Du ha nie!, der den Einmarsch der Russen von I^ssy aus leitete, ist in seiner Begleitung. Dcr Minister de5 Innern hat sich nacli Orsova geflüchtet. Es heißt, die Bojaren »volleil den Russen Widerstand leisten. In Bukarest l,at Alles zu den Waffen gegriffen. Die Crisis ist in »er Wallachci allgemein. Von der Siebenbürgcr Gränze, l, Juli. An un^ serer Gränze wimmelt es von vornehmen Flüchtlingen alls Bukarest. Der größte Tlml der Bojaren, oer sich compromittirt fühlt, verließ, sobald die Flucl't des Fürsten Bibesko bekannt wurde, aus Furcht vor dtil ?),ussi'u Bukarest. Der Minister des Aeußern, Villma, kommt in Mehadia an, der des Innern, Nanci, ist in Orsova. Ty r o l. Die ,>Allg. Ztg." vom Z0, Juni »mldet aus Innsbruck, vom 26. Juni: Unser Gouverneur hat oie Tm'olrr Ak^dciniler, die von der Wieucr Hoch-schule zur Vertheidigung ihres gefährdeten Vaterlandes hl'rbeil'ilil'n, und mit rühmlichen Zcuqinss»» über ihre oewirscue Tap>crt^lt ul.d sittliche Haltung nunmehr ,iach Hause kehrten, durch Präsidialeres; unter Poli-;ciau!si.!'t gestcllt. Es werden ihnen dcnin wühlerische Ideen Schuld gegcbc.'i, und außer den politischen Be-Horden auch die Seelsorger zu ihr« Ueberwachung aufgefordert. »Wühlerisch" ist ein vom Grasen Bra n dis östers beliebter Ausdruck, was dessen Verstand niß namhaft erleichtert. So warnte er jüngst unsern schüchternen »Tyrolcr Botheil" aus Anlaß eines sehr mäßig gehaltenen Aussahos über unsern neuen EoU' grcß, vor der Ausnahme ähnlicher »wühlerischer Arti-kel," lind bcsahl dcr Redaction, dagegen eine Erwie. oerung in rcactionärer Tendenz aufzunehnu'N. »Wüh.-lerisch« schciitt dahcr dein Hin. Grasen namentlich das zu seyn, »r>>is dem Fortschntt, d. i. der Entwickelung des consiilutiom'lle» Systems huldigt: gemäßigt hingegen allenfalls die vom katholisch-conslilutionellen Verein, dem aucl) er aligehört, ausgegangene Petition qegen Glaubens- und Euttiissreiheit, wodurch man oas Volt gegcn die Regierung aufhclit Sie sehen, Gras Brand is gouvernirt uns lloch im brsten Gciste Scdlnitzky's, der jeden freisinnigen Mensche» als gefährlich überwachet» licß, lind das Wohl des Staates durck) ein Hccr von Auflaurcrn geborgen hielt, wozu sein würdiger Nachfolger aus besonderer Vorliebe dcn Klerus erkor. Wenn die Verantwortlichkeit der Beamten im constitutionellen Oesterreich nicht bloß leerer Schall ist, dürfte sich der Sichcrheilsausschuß in Wien veranlaßt sinde»», den Gouverneur von Ty. rol über ein solches Vorgehen gegen die Akademiker der Wiener Hochschule zur Nedc zu setzen. Der «,» <,'l„>t commandirende Herr General in Italic», Fcldnunschall R adc tzky, hat die Verfügung grtrosscn, daß an dcn Grä:,zm Tyrols gcgeil Italien^ dort, wo schon Gränzzeichen bestehen, und aus allen Wegen, die in das lombardisch, ueiletiamsche König-rcich führen, Pfähle aufzupflanzen wären mit der ^njchrist: l^mliii^ l»^l0ll«) ^«'»'»»^»l« ii. Diese Maßregel wird durch die politischen Be-hördc» in? Wcrk g^Vi^t; an je>:cn Gräuzpuncten, die der besondern Lage und Umstände wegen, n>ic z. B. am Tonale und Stilsserjoche, vom Feinde beseyt sind, ivird ein kaiserl. Negieruügs - Beamter in Geincin' schaft ciues Offizier) als Parlamentär zu den feindlichen Eommaudanten mit tinlr schriftlichen Protcsta^ t!on abgcsendet, um im Na>nen des hohen deutschen Bundes den Feind auszusordern, dic Gränzpuncte zu 47» räumcn, da die Comodaration diese Beschung nach §, 3 und l l der Bundcsacte und §, 38 der Wienn Schlußacte als eine Kriegserklärung ansehen würde, im Vrrweigcrungssalle aber das Zeichen mit der deut schen Farbe aus unsere Vorposten mit der Hindeutung auszustellen, wo der eigentliche Gränzpunct ist. Lombard -Veuctillllischcs Sönigreich Zu Folge eines dem Kriegsministcrium iitWicnzu gekomincncn Gerichtes des FM. GrafenR adetzky aus jllerona vom 28. Juni, hat die durch ein Bataillon und eine halbe Raketenbattcric verstärkte Brigade Cu-loz, am 26. den bei C'eramo und Volargne mittelst einer Fahre liber die Etsch gesetzten und bereits das steile Felsengcbirg erkletternden, obwohl nicht sehr star ten Feind von dort hinabgeworscn. und auch in sei ner Position bei Rivoli durch wohlangebrachte Ra^ tetenwürfe beunruhigt. Seit jener Zeit beschrankt sicb Carl Albert aus die reine Defensive, verbaut die Wege gegen Verona, ja sogar einige gegen den Monte Bald» und hält nur die Position von Fcrrara stark besetzt. Die „Abendbcilagc zur Wiener Zeitung" vom 5. Juli meldet aus Verona vom 27. Juni: Nicht die Besitzergreifung von Palmanuova Seitens der Dcsterreicher sey der Zweck dieses Berichte?, sondern ein anderer, die Lage Oesterreichs, — der Deutschen — in Italien bezeichnender, an sich unscheinendcr Vorfall sey das Sujet dieses Aussatzes. Seit der Uebernahme von Viccnza, Padua und Treviw ist hier cine Art Ruhe, Lethargie eingetreten; die Langeweile wurde noch drückender, als sie sonst in Italien ist. In friedlicher Zeit spielte wöchentlich zwmnal eine Rcgimentsbande Abends am Ulü, dem Platze der Stelldichein sür die elegante Wclt. Der Kriegs tumult unterbrach dieses harmlose Vergnügen; man dachte nicht mehr an eine Platzmusik, und nur die watschen drei Ccntesimi Virtuosen malträlirtcn mit ihrem »:< von Katzenmusiken die zahlreichen Kassehhau5gasie. ' Um so mehr wurde das Publikum Frciwg dcu 23. b. M. Abends überrascht, als die Bande des Infanterie- Regiments Hohcnlohe eben so gewählte, als tract ausgeführte Stücke spielte. Das Publikum war das gewöhnliche, das sich des Abends einsindet. Sonntags daraus spielte die Bande von E.H.Carl unglücklich gewählte Stücke. Das Publikum war zwar zahlreich, bestand aber meist aus Männern. Tags darauf, Montags, spielte die zahlreiche Bande von La tu or mit mehr Geschick gewählte Piepen; außer Deutschen, Ossicieren u. dgl. war der Ili:» fast leer, speciell leer von Frauenzimmern. Derselbe Fall trat am 27. Juni wieder, und zwar in einem sehr aus-lallenden Grade ein. Woher kam das? Das will ich allen Pacisica, toren, allen Predigern der Milde gegen Italien, überhaupt Allen verkünden: damit der Italiener seinen nur unterdrückten, aber deßwegen nickt minder grimmigen Haß gcgen die Deutschen, wenn auch, wie es seiner Natur gemäß ist, auf eine hinterlistige, charak' terlose Art auslassen könne, wurden Zettel verbrei-tet und angeschlagen, worin allen Italienern, besonders aber den weiblichen, gesagt wurde: „daß alle Diejenigen, welche zur Musik gingen, Kreaturen der Deutschen wären." Damen, die aus'.dem Wege da^ hin waren, wurden Worte ähnlichen Inhaltes in die Ohren geraunt, wodurch sie genöthigt wurden, umzu-lehren Am Ui:» Wohnende gcnirten sich, während der Musik auf ihre Balcons zu treten, sondern lausch--ten im Verborgenen hinter ihren Oleandern. l Man sieht, der Teufel schläft nicht, und läßt ! auch den andern k.'inc Ruhe. l Der„<'l'<^inll»« bringt einen Ausweis der angcb. s lichen österreichischen Kriegsgefangenen, die dermal in l Mailand sich befinden : Der General - Major S cli ö n ! hals; Wimp sen, Oberst von E. S. Sigisnwnd; z Macchio, Oberstlieutenant von (5. H. Albrecht; l Schneider, Oberstlieutenant von E. H. Sigismund; s Nraumüller, ^ berstlieutenant von Prohasi'a; Hos > -nelstcr, Platzodcl'ilncut.'n.nlc von Brescia; Kir.-nay^r, Platzmajor von Bergamo; W impfen, Najor von Haugwitz; Spanner, Platzmajor von Pavia; Koch, Major von E. H. Albrecht; Ho--nann, von dcr Artillerie. Ferner l Kriegscommissär, 20 Hauptleute, l27 subalterne Ossiciere, Regiments-^apclläne, RegimentsAerzte, Auditors; Rcchnungs-lührcr 8. Summe: l«7. Nönnschc Staaten. Das „(^iutll:l!li l!«)ll>,li!ll^i<>!!<»!<'il«?l i^^ix» l!«' i<.:ili«" berichtet aus Forli v. !3. Juni: Die Uebertreibungen über die Symptome einer Schilder yrbung, welche sich in der Legation Forli gezeigt ha-^e, nöthigen uns, dir Sache im offiziellen Wege mit--zutheilen, wie sie Statt sand. In Montesiore, District Rimini, fand am 2«. Mai zu Ehren der h. Iung-irau eine Prozession Statt, zn welcher sich eine ungeheuere Menge Volkes eingesunden, darunter einige mit Flinten bewaffnete Landleute. Als die (Zeremonie in der Kirche schon zu Ende ging, lief ein Haufe von Bauern, hundert und mehr Mann stark, zum Quartier der Civica, erbrach die Thüre und nöthigte ocn Hauptmann, die Listen und die dreifarbige Fahne auszuliefern. Widerstand war vergebens; hierauf wur-den die Listen und Fahne ans dem Platze verbrannt, indem man rief: „Es lebe der Kaiser! Es lc-bcn die Deutschen, Vertheidiger der Religion: Es lebe Pius IX.! Es leben die Bauern!« Nach und na^t, verlicf sich dann der Haufe, der von einem gewisseil R. von der Civica angeführt wurde, und die Furcht verschwand. — Eine ähnliche Scene fand am l. Juni in Coriano Statt, wo die Fahne zuerst zerrissen, dann verbrannt wurde. Zu diesem Auto da Fl; kam der Gouverneur, fragte die Leute, was sie wollten und diese antworteten: „Wir wollen keine Eonslliption, wir wollen keine Civica.« Aber der Gouverneur bewies ihnen, daß es keine Conscription gebe, und daß die Civica nötlng sey, worauf sie die Flinten und Sabcl zurückstellten, die sie in der Caserne weggenommen hatten. Aehnlichc Symptome zeigten sich in Monte-Co lombo, Saludeccio, Misano und andern Orten. Königreich Vaiern- Nürnberg, 22. Juni. Der hiesige Industrie-und Cultur-Verein hat beschlossen, cine Armen. Co-lonie in unserer Gegend zu gründen und zugleich die Anregung zur Bildung einer Gesellschaft behufs Beförderung der Anlage von Armen-Colonien im ganzen Königreich zu geben. Die Mittel, wodurch diefe so nützlichen Anstalten ins Leben gerufen werden sol len, werden zunächst in Jahresbeiträgen der Mitglieder, im Betrage von nicht mehr als :w krn. bestehen. Auf dicsc Weise soll dürftigen Familien ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses, welche den einheimischen Armenpflegen bereits zur Last fallen, oder doch dem nahe sind, durch Gewährung einer eigenen oder einer möglichst billigen Pachtwohnung eine Erleichterung ihrcü Looses bereitet werden. (Ist nachahmens-werth! —) Deutschland. Frankfurt. Gesetz zur Bildung einer prov. Centralgewalt sür Deutschland, l) Bis zur definitiven Begründung einer Rcgierungsgewalt für Deutschland soll eine provisorische Centralgcwalt für alle gemeinsamen Angelegenheiten der deutschen Nation be-stellt werden. — 2) Dieselbe hat: u, die vollziehende Gewalt zu üben in allen Angelegenheiten, welche die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt des dcutfchcn Bundesstaatcs betreffen; l,. die Oberleitung der ge-fammtcn bewaffneten Macht zu übernehmen und namentlich die O'o.rbefehlshabcr derselben zu ernennen; <-. die völkerre.i tliche und handelspolitische Vertretung Dcutichlands auszuüben, und zu diesem Ende Ge sandte und Consuln zu ernennen. — ;l) Die Errichtung des Verfassungswerks bleibt von der Wirksamkeit der Ccntralgewalt ausgeschlossen. — Ueber Krieg und Frieden und über Verträge mit auswärtigen Mächten beschließt dic Ccntralgewalt mit Einvcrstand- mß der National-Versammlung — 5) Die prov. i Centralgewalt wird einem Reichsverwcser übertrage»', welcher von der National-Versammlung siei gewählt wird. — 6) Der Reichsverwcser^ übt^srine Gewalt durch von ihm ernannte, der Nationalversammlung verantwortliche Minister aus. Alle Anordnungen des^ selben bedürsen zu ihrer Gültigkeit der Gegenzeichnung wenigstens eines verantlvortliclien Ministers. — 7) Der Rcichsverwrser ist unverantwortlich. — 8) Ue« ber die Verantwortlichkeit dcr Mimstcr wird die Nationalversammlung ein besonderes Gesetz erlassen. — 9) Die Minister haben des Recht, den Berathungen der Nationalversammlung beizuwohnen und von derselben gehört zu werden. — l0) Die Minister haben die Verpflichtung, auf Verlangen der Nationalversammlung in derselben zu erscheinen und Auskunft zu ertheilen, — ll) Die Minister haben das Stimm rccht in der Nationalversammlung nur dann, wenn sie als deren Mitglieder erwählt sind. — l2. Die Stellung des Reichsverwesers ist mit der eines Abgeordneten der Nationalversammlung unvereinbar. — l8) Mit dem Eintritte der Wirksamkeit der provisorischen CentraIgewalt hört das Bestehen des Bundestages aus. 14^ Die Centralgewalt hat sich in Beziehung auf die Vollziehungsmaßregeln, so weit thunlich, mit den Bevollmächtigten der Landesregierungen ins Einvernehmen zu setzen. — !5) Sobald das Versas-sungswcrk für Deutschland vollendet und in Ausführung gebracht ist, hört die Thätigkeit der provisorischen Centralgewalt auf. Der „Abdb. z. Wien. Ztg « vom 4. Juli mel-dctcinCorrcfp. aus Franksu rt, v. 30. Juni: Noch schreibe ich Ihnen unter den Eindrücken des Jubels, den der gestrige großartige Wahlacl in und außer der Pau-Insrirche hervorgerufen. Einzig ist e5 in der Geschich-tc, daß sich das deutsche Volk durch seine im gesetzmäßigen Wege gewählten Vertreter einen Neichsvcr-weser selbst wählte, und so wie einst die Churfürsten den Wahlact des Kaisers damit beschlossen, daß sie über den Gewählten den kaiserlichen Baldachin hielten, so haben jetzt die wählenden Vertreter Deutschlands ihren Gewählten durch den einmüthigen Zuruf der Treue und des thätigsten Beistandes, durch die wie zum Schwur erhobene Rechte eine Schutzwehr zugewendet, die im Gefühle dcr Freiheit, des Rechtes und dcr gesetzlichen Ordnung machtig ftyn wird, um das Oberhaupt Deutschlands zu schützen und zu un terstülM gegen alle Stürme, die Deutschland von Innen oder Außen bedrohen könnten. Der Jubel in der Pauluskirche war allgemein und man sah in manchem ernsten Angesichte die Thräne der Rührung und ber Freude. Die Glocken aller Thürme tönten, !und der Kanonendonner verkündete die glückliche Lösung, wie einst bei den Kaiserwahlen es zu geschehen pflegte. Eine telegraphische Nachricht nach Mainz hin rief dort dieselben Freuden-bezeugungen ins Leben. Ein alter Frankfurter, es gibt deren noch viele, die sich an dle Krönung Kaiser Franz's ll erinnern, — sagte mir: er sey wie verjüngt in diesem Augenblicke. Nichts fehlte, als der Herold, der auf dem Römerplatzc die Wahl verkündete. Die Frankfurter Bürger, eine ganz vorzüglich gutgesinnte Einwohnerschaft, hegen die wärmsten Sympathien für Oesterreich, und uns Oestnreichcrn sind daher von allen Seiten die aufrichtigsten Glückwünsche Dargebracht worden. Insbesondere aber hat Erzherzog Johann alle Herzen für sich wegen seiner persönlichen Wür-de, seiner bürgerlichen Tugenden und seiner ganz eigenthümlich unabhängigen Stellung. Abends war musikalischer Zapfenstreich, der von einer großen Menge Menschen begleitet, vor der Wohnung des Präsidenten, Heinrich v. Gagern, anhielt. Gagcrn trat auf den Balcon, sprach einige feierliche Worte an die versammelte Menge, und brachte dem neuen Heichsverwescr, Erzherzog Johann von Oesterreich, ein Hoch aus, welches mit dreimaligem Zurufe und Musik erwiedert wurde. Ein Gleiches geschah vor der Wohnung des Frankfurter Bürgermeisters. Abends HG0 versammeltet, sich die Abgeordneten iu größeren gesel» ligen Kreisen, und der Toaste wurden so viele ausgebracht, daß es lange nach Mitternacht erst zuv fröl> lichen Heimkehl kam. Heil Dir, mein Prinz, aus den ganz Deutschland mit so innigem, ausrichtigem Vertrauen blickt! Oesterreich, du meine schöne Heimath, sey stolz auf den Mann, der, als Fürst geboren, unter dem Bauer und Bürger heimisch lcdend, als Krieger und Mann der Wissenschaft alle Sympathien sür sich gewonnen, nicht, weil er ein Fürst, sondern weil er ein echt deutscher Mann durch und durch ist. Heute Mittags ist die gewählte Parlaments-Deputation v. Andrian aus Wien, von Rothen l) a n n aus Baiern, von Soucken aus Ost Preu ßen , Navcaux aus Köln', Heckscher aus Hamburg, Iucho aus Frankfurt, und Franke aus SchlcöwigHolstcin, über Negcnsburg und Linz nach Wirn abgereist, wo sie Dinstag Nachmittags eintreffen wird, um dem Erzherzog Johann die Wahl, die heute auch von dem Bundestage Namens der Regierungen die Zustimmung erhalten hat, feierlichst anzuzeigen. Es ist kein Zweifel, daß Wien diesc Ehrenboten Deutschlands festlich empfangen werde, <»7. Sitzung der deutschen Bundes Versammlung am 29. Juni: In Folge der heute von der Ratio-nal-Vcrsarnmlnng vorgenommenen Wahl eines Reichs Verwesers faßte die Bundes Versammlung einstimmig den Beschluß, folgendes Schreiben an Se. kaiserliche Hoheit, den Erzherzog Johann von Oesterreich, zu richten: »Durchlauchtigster Erzherzog! In windigem, feierlichen Acte wurden so eben Ew. kais Hoheit von der deutschen National - Ver-s.immlllng zum Rcichoverwesrr unseres großen Vater- landcs erwählt. Die Bundesversammlung theilt mit der ganzen Nation die Vcrcbruxg für Ew. kais. Hoheit und die erhebenden patriotischen Gefühle, die sich an dieses große Ercigniß km'ipsen, so wie das feste Vertrauen, daß diese Wahl heilverkündend und die beste Bürgschaft für die Einheit und Krast, für die Ehre und Freiheit unseres Gcsammt-Vaterlandcs sey. Sie beeilt sich, Ew. kais. Hoheit diese Uedcrzcu-gungen und Gesinnungen glückwünfchend auszudrücken. Ganz bcfondcrs aber gereicht es del» in der Nun desvrrsammlung vrrciiügten Neu^llmächtigtcn der deut schcn Req:cru>lgcn zlir höchsten Genugthuung, Ew kais. Hoheit die Versicherung ausdrücken zu dürsen, daß sie schon vor dem Schlüsse dcr Bc,l!thungcn über die Bildung cinrr provisorischen Eentralgcwalt von ihren Regierungen ermächtigt waren, für eine Wahl Ew. t'aiserl. Hohrit zu so hohem Beru,c sich zu er. klärcn. Die deutsche Bundesversammlung ist in dieser eben so großen, als ernsten Zeit von dem wärmsten Wunsche belebt, Ew, tais. Hoheit möge dem allsciti gen Vertraue» und der Berufung zu der erhabenen Würde baldmöglichst entsprechen und dadurch unscrc Hoffnungen bestatten, dic Vorsehung weide die große deutsche Nation zu ncum oaten dc? Heils und dcr Größe hinführen. Die deutsche Gundrs - Versammlung, und in dcren Namen: der Präsidirel'.de: Rittcr v. S ch m erling " P r c u si e n. Berlin, 25. Juni. Die stenograph. Eovrcsp. brricktct: „Die Verfassungscommiffion hat i» ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, in einer besondern Bestimmung die Aushebung des Adels auszusprechen. Der Beschluß ist mit l2 gegen l0 Stimmen gefaßt. In den Vorvcrsammlungcn dcr Linken ist man übereingekommen, die Aushebung aller Real-lasten ohne Entschärfung durchzusetzen. Dies, soll die Folge gehabt haben, daß cm Theil der bäucrl!. chen Abgeordneten lind der clerikalischcn Mitglieder dcr Kammcr sich geneigt erklart habe, in andern Fragen mit dcr hinken zu votiren. Der bishmge Po-lizcipräsident v. Minutuli wi'.d, wie r>^ heißt, alü Gencralconsul nach Brasilien gchcn. Hr. v. Mlnu-toli wild in dieser ihn» ü'bcrwivsenen Stellung für die Anknüpfung dcr längst proiectirten ^andels- uild Auswandcrungsverbuldungeil luit Brasilien thatig zu wirken geeignet seyn. Als Nachiolger des Hrn. v. Minu toli wird der frühere ^andtagsabgeordnetc Hr. v. Bardeleben genannt. Leipziger Blatter enthalten Privatmittycilungcn aus Berlin, wonach Preußen entschlossen wäre, Sr. kais. Hoheit, dem Erzherzog Johann, sobald er oie auf ihn gefallene Wahl zum Rcichsvcrwescr Deutschlands angenommen haben würde, biege-sammle preußische Heere ö macht zur ,^cr. fügung zu stelle n. F r a n k r e i ch. Der „Monitcur" vom 28. Juni meldet Folgendes: Die Börse wird hcutc, Mittwoch, wieder noff net werden. Der seit dem 23. Juni in den Lyceen von Paris unterbrochene Unterricht wird künitigcu Donnerstag den 29. Juni wieder scinen Anfang nchmcn. Das >>^<»>ll'N!»l ill«" lycilt nachstehende nähere Umstände über den Erzbifchof von Paris mit: Der Erzbischof verließ Sonntags u>u halb 5 Uhr die bischöfliche Residenz und ver>ügtc sich zuiü General Eavalgnac, um anzufragen, ob es ihm wohl erlaubt seyn würde, mit Worten des Friedens sich in die Mitte dcr Insurgenten zu begeben. Der General empfing dci» Erzbifchos mit sichtbaren Zeichen der innigste» Rührung und erwiedcttc ihm, er könne unmöglich bei den gegenwärtigen Uiu standen es aus sich nehmen, ihm ill c>ic>Vl» Umflan-oen einen Rath zu ertheilen; ein solcher Schi lit sey gewiß gefährlich, abcr in jcdcm Falle tonnc er iyin nur dankbar seyn, und er zweifle nicht, daß auch die Bevölkerung von Paris eben so sc,yr gerührt seyn werde. Drr Erzblschofgab hieraus aul dcr Stelle seiuel» Entschluß zu crltnuen. Er kehrte schncll nach feiner ^esidlnz zurück, traf einige persönliche Al>ordlnnit dcm Schießen innc. Mall riß einen grünen Zweig von cincm Baume auf dem Boulevard herab. Mit dicscm Hncocl^-zeichen in der Hand schritt dcr Erzbischof mit slinen dcidei! Bcglcilcrn weiter; sie bcsticgcil einc Barricade, wo die Insurgenten einige Augenblicke zuvor von einem vorausgesandten Parlamcntar von dcr llbfichl dcü Erzbischof in Kcmumf; gcscl^t worden waren, kaum hattc der ehrwürdige Prälat einige Worte voll Salbung ausgesprochen, als ein Schuß, gleich-san« zufällig, ohne daß man rcchl wußte, von welcher Scitc, siel. Dieser Schuß setzte sogleich die Insurgen len in eine außerordentliche Bewegung. Es erfolgte hicraui einc Dccharge von ihrer Seile. Die Mobil-garde erwicdcrtc dieselbe auf die kräftigste Weife. Man vermuthet, aus dcr Beschaffenheit der Wuudc, daß der Schuß von oben hcrab, wahrscheinlich auö ciilm, Fenster abge,eucrt worden war. Wie dcm auch sey, dcr Erzbischof siel in der Leite getroffen nieder und wurde von den Insurgenten aufgehoben. Man trug ihn in ihrem Stadtviertel zum Pfarrer des Blin-denspitals. Dort erhielt er die erste Pflege von cinem Wundarzte dcr Insurgenten und am folgende», Mm gen, als man Unterhandlungen wcgcn eines Waffenstillstandes angeknüpft hattc, beeilte man sich, beu Erzoischos a»f eincr Tragbahre nach dcm crzblschösii-chcn Pallaste zu bringen. Dicfc fast bcgräbnißinäßigc Ucbertragung veranlaßte Dcinoiistlatiouci,, die ali5 dcill Gedächtnisse jedes Aligciizeugeu ine verschwinden lrci-dcn. Von Sllüidc zu Stunde ocrschlimmerte sich der Zustand dc5 ehrwürdigen Verwundeten. Bevor er aus dcm Faubourg St. Äntoine weggebracht wurde, em-siilg cl/ aus Bcsorgniß, während dcr Uebertragung den Gcist aufzugeben, die letzlc Oclung, Er forderte denselben Abeiid seiilen Groß-Vicarius und Freund, dcn Herrn Abb<> Jaculcmct, auf, ihin zu saqeil, ob scine Wunde gefährlich sey, und von diesem Augen-olickc an sandle er ruhig und gelassen Gebete zu Gott für Frankreich und seinc Zutuiilt empor. Keine andere Aeußerung u'l-'cr tc sciiicn Lippcn. > So writ das französische Iol>rnal. Wir bereits bekannt, ist dcr ehrwürdige Erzbisckof von Paris am 27. Juni an den Folgen sciuer Wunden gc-storbcn. U u si l n n d. Petersburg, den >«. Juili. Nach zuverläffi-gen PrivatliachriclUcn aus deiu Inncri, ,!li»m unse-rcr Bölsc großc Verluste bevor. Die St.^te Orrl, Tula, Jaroölaw uild mehi'cre Kreisstadt»', namcntlich in deni Golivrrilllnclit Orel, siild durch Braudstiitlmg so gut wie eingeäschert; den Verbrechen »i'ar man noch nicht aus der Spur. Offizielle Nachrichten darüber fehlen noch. — Ein anderer Pnvatbries aus Petersburg von demselben Datum meldet Folgendes: In Orel und Fatcsch habcn große Fcucrsbrünste bedeutenden Sch^dei, angerichtet; uittcr Andcrcm sind 150,000 -j.,0. Hanf verbrannt. Die hiesige zwcite Affecu»!tizcompagiiie ist dcm Vcriichmcli nach mit 500,000 S R. dabei bcthciligt. Die „Voss. Ztg.'- sagt: '„Wie sich aus sicherer Quelle beslaligi: ist dic Gcsiiinlliig Rußlands in der oalufcycll Aiigl'icgcl'.hcit dem Al'schlus: eim's Friedens aus die schon sruylr anführte Hauptgriüidlagc si»er Trtn-nuilg ^chlcswigl) nach dem nationalcn Elemente eut« schicdcn gü»!tig. Auch Schweden und England sollen diese Gc,i!luuiig lhcilen und mit drin er»r!!>,rtcn Angriff der Dane» nicht eillvcrstaiidcn gewesen sryn. Es laßi sich demnach hoffcn, daß m^n valo zu einer iricolichlN Bcilcguog dcr Vcrhältmffc- gcl.nl^'i^ wrrdc.« „Die Aligcnlciiie Zeitung" von» .'!0. Ili»i meldet: Briefe, die uns aus Königsberg und von der russischen Gränze zugchen, enthalten die friede lichstcn Versicherungen in Betreff Ruslands: die rus-sifchcu Garden hätten keinen Marschbefehl erhalten, das dänifchc Aiilcihcgchlch sey vom Kaiser abgelehnt, und dcm Gl'oßfül'st!',! Konstantin sey empfohlen, mit sciuenl Ucbungsgcfchwader jede Brwcguog zu vcrmci« den, die als eine Bedrohung dcr deutschen Küsten ausgclcgt werden könnte. <7oll« vom 4 3"li. l^8 Vt>lsl"e»<" ^">cl^'! 3 , .. / — »>.,'. ^.-,,, „s °-^,^, ^23 ,„ Ü M, Aclx» 0er iiaiser Ferdl!,al>ds > Nor^val),, ^, loao >l. lL. M . . . ,a,o ft ,» li. At. ilcl^u l>cr c>!«el^. Ol'„aii: Oampfsctnff' fadil zl, üoa ss. (5. M. . ... ^87 ft. i„ (K. M. h,: d >»7 X » aek c, l„ l„ ,!,, u und ?ll> g»1 ,, st , «. De» 3 Iull 18^8. H'>' Sta>n5!au^' G>af o. NolNl'r, t. k. ,^'^s' ^ommma,-, vo„ OZ... „ach Wi.-n — Fia» Julie Hdle ^'. '^>st, t. k. Glib^liialvathsivilloc, — u»d Hr. ).>.'alU)^l>? Plini-ftch, P,lv^l, dc»de roi, <^ral) nach ^ll^!^ — H.. I^'V'PY v S»!2»lN, k. Glll', ^c>, r , k. C.un»'lal-G^sällei, Vcüvallungj'Col,c,p,!k, «ach 5> li'st. »'l,ii ^, H,., Nol).'!t <3>«l,^i't, Schl'ffl'c^^llal,; Hr. Wttll^ü, >>,^>)^ — und H>'. C H Co„!,y^s, b.'llt ^ ^"g!. ^lu.lwitt), ln»l> c)lle 5 v>,'» Ti'!,!t »ach Wlc«. -^ H:. De,»^r, ^!.'ilr^,.iüc, oo„ Cill, üach Göi,^ A,,, 5. Hi-. ^.nno>l, — H>'. B',lschma^l. b^,dc N,go^a!!l<>!i, — Uld Hr. Moodülfo , H uld^lSnlc,!,» ; 'Ul,> .'i i,^„ ^i„,,i ,,^ch ^,ll>. — >>>', L^'obard ^l.,»-klidl, H^üd^Iöüiai!», ?ol, Tilgst »ach Wl^-i,. — Hr. F>,n>z ^ciliaido, '^csiy^r, nach ^llli. ^l"! 6. Hr. ?lül0l> dc M^^o,,,^^, ll»d H>'. M,ch.i>! de g^'D,!i»'t!i, l'elde R ,chel,ig D.pnlntc, — l>„d Hi. ^c'l>>»a»d ^.lmer, ^,0,'chand!,, ; alle 5 vo» Ti'lcst „„ch B^lri,. — Hr. Carl D/ttaiice^ch,, Pilv.il--B.'ailll.,', l'0l> No?,H„o „ach Wx». .^ Hi. I^il ^^' l^z, Hal!delül»a<>» , roii Tn»st »ach l)tol)ll>ch. »..