„Mheit, litt««! fir A»?.' «r 14« Freitag, !?K. Itovember VI. Jahrgang Vit .Marburger Aeituna" erscheint jede« Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg: gamjährig 6 fl., halbjährig 3 fl.. vierteljährig 1 fl. 50 kr; für Zustellung inAHauß monatlich 1Y rr. mitPostversendnng: ganzjährig 3 fi., halbjährig 4 fl.. vierteljährig Z fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit U), bei zweimaliger mit IS, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung SV tr. Inseraten'Stempelgebilhr kommen. Zur.geschichte des Tages. Die Linke des Abgeordnetenhauses ist der Ansicht, daß die vier Gesetz, über die Reichsvertretung. über die richterliche Gewalt, über die ReaierungS und Bollzugskewalt, und über die allgsmeinen Kechle der Staatsbürger ein zusammenhängendes Ganzes bilden und erst in Verbindung mit dem nunmehr in Berathung ftehendtn Delegationsgesetzr die ganze Berfafsunt; ansinachen. ^ daß letzteres in jenen vier Gesetzen seine Grundlage habe und deren Wirtsamleit geraden voraussetze. Die Link« hat sich dabin gelinigt, einen Artikel zum Delegationsgesetze zur Annahme im Hause vorzuschlagen, des Inhalts, daß das Deleslationsgesetz nicht eher in Wirksumkeit zu tretrn habe, als bis die vier obertvähnten Gesetze Rkcht«kr,'ft krla»tt,n. ^5)er Ausschuß sür die Freigebung der AdvotL^u^r hat zur Erlangung derselben folgende Bedingungen aufgeWt^ Der Betreffende muß die österreichische Staatsbürgerschaft in den nicht zur unga-rischen Krone gehörigen Ländern besitzen, in einem Alter von »venig^stens viernndzwanzig Jahren stehen »nd eigenberechtigt sein ; er muß die Advo-fatenprüsunq abgelegt haben, »vszu erforderlich ist. daß der Betreffende wenigstens drei Jahre, nachdem er nach zurückgelegten rechts- und staats-wiffenschaftlichen Studien sich an einer inländischen in de» nicht zur unga« rischen Krone gehörigen Ländern gelegenen Universität das Doktorat der liitchte erworben, bei einem Advokaten in praktischer Verwendung gestan-den — ober daß er wenigstens fünf Jahre bei einem Advokaten gear-beite». nachdem er die Staatsprüfung, wie s»e zum Eintritte in die Justiz. Praxis befähigt, abgelegt, nnd überhaupt i« Verlaufe dieser Zeit das Doktorat der Rechte an einer inländischen in den nicht znr unga« rischen Krone gehörigen Ländern gelegenen llniverfität sich erworben, gerner ist nothwendig: eimährige richterliche Praxis, und eine Praxis von fünf Jahren bn eine« Advokatei», um am Sitze eines Einzelngerichtes — eine ßebenjährige Praxis bei einem Advokaten, um am Sitze eines Gerichtshofes —- und eine neunjährige Praxis bei einem Advokaten, um i« einer Landeshauptstadt sich niederlaffen zu dürfen.---Und das nennen die Mitglieder dieses Ausschusses greigebuna der Anwaitschast? Gott segne Enre Studia! Ihr gelehrten volkssreundlichen Heireu! Die Führer der republikanischen Partei Italiens haben nnter Maz^inis Borsitz in Luganv (Schweiz) eine Versammlung abgehalten. Mazzini sagte u. A. Ga»ibatdi lvSre im Stande gewesen. die große republikanisch sociale Bewegung in Fluß zu bringen; er habe es jedoch aus Scheu vor der allzu großen Verantwortlichkeit, welche auf ihm lasten würde, nicht gethan. Dann setzte er auseinatlder. wie verhängnißvoll die von dtr italienischen Regierung begangenen Fehler der Monarchie seien; daß die Monarchie bei Aspromonte bereits ins Herz getroffen, bei Mentana eingescharrt worden. Mazzini äußerte sich im weiteren Verlaufe seiner Rede, daß er sich keine zu großen Hoffnungen mache über die Ausnahme, welche der republikanischen Regierungssorm in Italien zu Theil würde; die Zukunft der republikanischen Partei Italiens fuße aber auf der Thatsache, daß die Italiener keine Monarchie haben, daß keine jüngeren Zweige des Hauses Savoyen vorhanden seien, tvelche an die Ätelie des jetzt regierenden Stammes treten könnten, und das Land also, wenn es die monarchische Mißregiernng beseitigen wolle, gezwungen sei. die republikanische Kahne aufzupflanzen. — Die Beschlüsse, welche gefaßt wurden, find: 1. Es ist auf die sofortige Einberufung deS Parlaments zu dringen, und die republikanisch gesinntcn Vertreter sind zu bestimmen, ihre Stelle niederzulegen, tvenn sie von der Regierung nicht die Zusage erlangen können, daß dieselbe allsogleich den BolkSbeschlup. lvelcher Rom als Hauptstadt verlangt, verwirklichen wolle. 2. Es ist in Sieilien und i^alabrien. wo sich Waffen nnd Mannschaft befinden, ein Aufstand in s Leben zu rufen. 3. Die Stadt- und Landbevölkerung ist zu überreden, die Bezahlung der Steuern zu veriveigern und sich zum Aufstande bereit zu halten. 4. Es find allerorten Ausschüsse für den Ausstand zu bilden, und es steht zu erwarten, daß die Mißstimmung, welche in Frankreich und insbesondere in Paris zu Tage tritt, fich in eine offene Revolution umwandle, lvelche nicht wie jene von 1848 eine unfruchtbare sein werde. Uebereinstimmend mit der Thronrede der Königin Viktoria erklärten sich beide Häuser des Parlaments gegcu die französische Einmischung in Rom. England betrachtet die Konferenz als den Anfang endloser Schwierigkeiten nnd macht eine Vereinbarung über einen bestimmten Plan ^r Lösung der römischen Frage zur Vorbedingung. Die Giedertvahl des Präsidenten Iuarez ist mit tiner viel größeren Mehrhett erfolgt, als selbst seine »värmsten Anhänger erwartet. In Mexiko erhielt er 245 von 320 Stimmen; noch namhafter war die Mehrheit in Vera-Cruz. Orizaba. San Luis Potosi, Aaeateeas. Queretaro und andern hervorragenden Provinzstävten. in welchen sich angeblich, wie sranzösische Blätter stets versicherten, noch eine kaiserliche Partei befinden sollte. Der Herr Neferendariu>;. Erzählung vom Verfasser der „?teuen deutschen Zeitbilder " (7. Fortsetzung.) Zuerst brachte der Briesträger eine« Brief an ihn : Herrn Ehreureich bei Madame Rohrdorf, Wallftraße Nr» 72. Lr wurde rolh Vor Zorn, als er d^n Briet gelesen hatte. „Madame, haben Sie Jemandem gesagt, daß ich bei Ihnen wohne?" „Niemandem, mein Herr.- „Beim Teufel, woher weiß dieser Mensch denn meinen Namen nnd »eine Nohnnng f NSer ist dieser Herr Louis Drucker? — Was lache» Sie. Madame? ' .Lo»is Drncker hat Ihne» geschrieben?" „Ja. und hören Sie den Unsinn.- Der Herr Ehrenreich las: „Hochgeehrtester Herr l „Der Ruf eines liberale» Freundes und Beschützers der Künste und .^WsseMschaften ist Ihne» i» d ese Residenz, de» Sitz der Kü»ste n»d „Wifsenschaste», des Lichts u»d der Aufklärung. vora»sgeaa»ge». Daher ^darf de»» anch der gehorsamst U»terz,ich»ete Sie z» ei»kr seiner, der „fei»stea geistige» Unterhalting gewidmete» Soir^u. in welche» Sie „mehr als gewöhnliche» Berliner Theeanfgnß si»de» «erde,. a»f heute „Abend fechs Uhr bei sich ei»lade». Herr N»delmüller wir^ .sich heute ^beso»ders a»szeichne». Ihr ergebener »»d vergnügter Wetnwirth. Lo»is Dr»cker. Poststraße. Rr. S.- „Was sage» Sie daz». Mad.,me? Woher te»»t der Ma»a «ti»e« Name» ? Was weiß er vo» mei»er Liebe zu den Küufte» »»d Niffen-schafte» ?- „Woher er ihre» Romen »nd ihre Voh«»ng kennt. Herr Uhren-reich, das tan» ich Ihne« m der That nicht sagen; im Uebrizeu erhalt jeder Fremde, der nach Berlin kommt, sich einige Tage hier aufhält und dessen Rame durch irgend ein gremdenblatt bekannt wird, eine völlig gleiche Zuschrist von diesem Jndustrieritter neuer und etwas besonderer Art." „Und was will er von mir?" „Nichts, als daß Sie seine Weinstube besuchen und darin für theures Geld eine Masche schlechten Wein bezahlen. Austrinken werden Sie sie schwerlich." „Eine sonderbare Stadt, dieses Berlin, das auch durch andere Leute, als de» Herrn Drucker, sich den Sitz der Künste und Wissenschaften, des Lichts und der Austlärung zu nennen beliebt." Die Unterredung wurde unterbrochen. Die Klingel der Wohnung wurde gezoaen und die grau Rohrdorf eilte, zu öffnen. Ein Herr in schwarze« geack. weißer Halsbinde und hohem Zylinder hatte geklingelt. Der Frack war etwas abgetragen, der Hut zerkniett. die weiße Halsbinde hatte dunkle Streifen. Der Mann sah würdevoll und feierlich aus. trotzdem daß seine lauernden Auge« schnell und lebhaft genug alle Räume. Winkel und Ecken durchfiogeu. „Ist der Herr Ehrenreich zu Hause?" fragte er mit eit'er sausten, aber sehr würdig gehaltenen Stimme. „Ich lveiß es nicht." erwidette der eingegangenen Bedingung gemäß die grau. „Dort ist sei» Zimmer." Der Herr gi»g z» der bezeichneten Thür und klopfte an. Die Frau konnte beim raschen Umblicken »och gewahren, wie der Herr Ehreareich seine Ae»ftergardi»e etwas gelüftet, sich de» Fremden mithin besehen hatte, tzie kehrte in ihre Wohnung zurück. Der Herr Ehrenreich aber öffnete de« FreNtde» die Thür. „Ich habe die Ehre, de» Herrn Ehrenreich zu sehen?" „So ist Mein Name. Was ist Ihnen gefällig, mein Herr? — Doch vor alle» Din^n. mein Hnr. darf ich fragen, woher Sie meine» Name» und meine Wohnnng erfahren haben?" vertrete«! Marburg. 21. Novembtr. Glänzend vertreten! so lautet das große Wort, welchis für unsere Diplomaten die höchste Wonne ausdrückt! Unter den glänzeadtn Bertretunaen Oesterreicht im Auilande nimmt unstreitig die Pariser jetzt die erste Stelle ein. Die Leser werden flch erinnern, das» Fürst Metternich im Sommer dieses Jahres zn Paris einen Diplomatenschmaus veranstaltet, dessen Kosten auf vierzigtausend Franken sich beliefen. daS sind für Oesterreich — den Silberwerth nicht gerechnet — ^echzehntausend Gulden! Bierzigtausend Franken — zu Paris — in einer Nacht! Und wie viel schlaflose« Kummer hat das dunkle Auge dieser einen Nacht in Oesterreich gesehen? Wie viel Elend hgt diese Nacht in Oesterreich mit ihr«« Schleier bedeckt?! Vierzigtausend Franken! Und wir mit unserem beschränkten Bürgetverstande wähnten, diese Kosten habe Fürst Metternich von den achziz,tausend GuldtN seines Gehaltes, und wenn dieser nicht mehr genügte, aus seinem eigenen Bemel gezahlt. Wir befanden uns in einem schweren Jrrthum. Der Finanzminister hat uns die nöthige Aufklärung verschafft, indem er kund gethan: zu den siebzehn Millionen, sünfmal hunderttausend Gulden, mit welchen der Staatsvoranschlag für das laufende Jahr überschritten worden, gehören auch vierzigtausend Gulden, die Fürst Metternich als außerordentlichen Zuschuß empfangen, um Oestereich lvührend der Pariser Ausstellung würdig zu vertreten. Hören wir von der asiatischen Pracht, welche Gejandtschaften in früherer Zeit entwickelt, so will es Viele bedüaken. als hätten wir einen bedeutenden Fortschritt zur Sinsachbeit gemacht. Vernehmen wir in unseren Tagen von dem Auszuae der ja^anestschen Gesandtschast in Paris, so lächeln wir über diese Halbbarbaren. Grundsätzlich bleiben jedoch auf dem Standpunkte der Japanesen alter und neuer Zeit Alle, die noch meinen, gesitteten Völkern gegenüber durch äußeren Prunk der Vertretung die Größe und Macht des Staates beweisen zu müssen. Der Gesandte des nordamerikanischen Freistaates in Paris hat keinen Adel, keinen Orden. Wozu trüge auch der Mann einen Stern, hinter welchem das Sternenbanner ratit? Im schmucklosen Vürgerkleide geht er zu Hofe — aber hinter ihm steht Amerika und dieses allein ist es. vor welchem Na-poleon sich gebeugt. Wer dars heute noch Napoleon gegenüber selbstde-wvßter auftreten — Metternich, oder der Amerikaner? „Ich bin stolz auf Oesterreich!" sagte der Kaiser Franz Joseph, als er die Pariser Ausstellung verließ. Dieses Oesterreich ist aber nicht das Oesterreich der Diplomatie, sondern daS Oesterreich der Arbeit! Dieses Oesterreich macht stolz, dieses Oesterleich macht stark und geachtet. Das Oesterreich der Arbeit, welches sich bemüht gedankenvollen Hauptes und im Schweiße des Angesichts — dieses Oesterreich muß nun zu den ge« wöhnlichen, ohnedem schon ungeheuren Kosten der Vertretung am Pariser Hose nachträglich noch vierzigtausend Gulden bezahlen, welche die außer« ordentliche Entfaltung des Glanzes unserer Diplomaten erfordert. Von der Haltung der Volksvertretung in dieser Frage wird eS ab-hängen, oft künftig noch einmal, ob noch öfter solche Ueberschreitungen des Voranschlages da» Volk belasten. — Ein volkstr.ues Abgeordneten-hanS wird künftig für diplomatifche Vertretung einen außerordentlichen Kredit gar nicht bewilligen, anch wenn er verlangt würde, sobald der ordentliche nicht mehr hinreicht — ja l wir behaupten sogar: eine Volks-Vertretung, welche die staatliche Entwicklung des Jahrhunderts und die völkerrechtliche» Verhältnisse kennt, wird die ^kothwendigkeit einer ständigen diplomatischen Vertretung in gesitteten Staaten prüfen und für überflüssig erklären. „Ein so ausgezeichneter Vesörderer der Künste und Wissenschaften, wie Sie. Herr Ehrenreich —" „Donnerwetter. Herr, wer hat Ihnen das gesagt?" „Was alle Welt weiß, wie sollte das —" „Alle Welt iveiß nichts von mir." rief eifriger der Herr Ehrenreich. Aber der Fremde ließ sich nicht irre machen. „Wie sollte das." fuhr er in seinem würdigen, sanften Tone fort, „in dieser Residenz, dem Sive der Aufklärung und der Künste und Wiffen-schatten ein Geheimniß bleiben können?" Dem Herrn Ehrenreich schien auf einmal ein Licht auszugehen. „Sind Sie der Herr Nudelwüller?" fragte er. Der würdige Herr eutsetzte sich „Mein Herr, ich bin kein elender Possenreißer. Aber ich verzeihe Ihnen; Sie find fremd in dieser gro-ßen Stadt." Das brachte den Herrn Ehrenreich auf seine erste Frage zurück. „Zum Teufel, ja. Herr, und ich möchte im Ernst und ohne Possenreißkrei. verstehen Sie. ohne alle, von Ihnen erfahren, wie Sie «ich hier haben auskundschaften können?" Der würdige Herr war nicht auS seiner Fassung zn bringen. Ich hatte bereits die Ehie. eS Ihnen zn sagen; Verlin ist der Sitz der Künste und Wiflen—" „Himmeldonnerivetter. Herr, dieser verdammte Sitz! Was «vollen Sie von mir? Aber machen Sie es kurz." ^Metn Herr, ich heiße Pfaffenhoch. Ich bin zvar selbst kein Künstler, aber ich bin der Vater eines Künstlers, eines berühmten Künstlers. Der ivürdige Herr ivar noch s^l?r jung; er konnte kau» ein an-gehender Dreißiger sei». Der Herr Ehrenreich sah ihn verwundert an. „Sie. mein Herr?" „Ja. ich. Uebermorgen Abend wird mein Sobn hier ein Kon zert geben. Ich gebe Mlr die Ehre. Ihnen hier den Subskriptions-zeitel vorzulegen. Dt^s Villet kostet nur einen Thaler und fünfz» erwarte« sei. Das italie«ische Varlame«t wird a« 5. Deeember eröffnet. N«Oza«d tft geneigt, Ura«ereich in der italie«ifche« Ar«ge zu »«terMtze«, we«« vtesetz mit ih« gege» die Titrkei gemetnfa« »»rgehe« wM. „Ich habe hohe Verbindungen hier, nicht blos in den Künsten und Wissenschaften —" „Gehen Sie zum Teufel mit Ihren Künsten und Wissenschaften." „Auch bei der Polizei, mein Herr, und Sie haben vorhin gegen hohe Personen —" „Kerl, ich schmeiße Dich zur Thüre hinaus." „Mein Herr, ich bin kein Bettler —" „Aber ein unverschämter Lump!" „Sie tvollen also nicht subskribiren?" „Den Rücken «verde ich Ihnen bläuen!" Der Herr Ehrenreich sprang zu einem spanischen Rohr das in der Ecke stand. Das half. Mit einem behenden Satze war der würdige Herr aus der Stube und aus d,m Gange hinaus. „Madams!" rief der Herr Ehrenreich. alS er fort war „Madame, kennen Sie einen Menschen, der Pfoffenhorst heißt?" „Gewiß, «ein Herr Die ZÄdzerte felneS sechsjährigen KiudeS wer-den oft durch die Zeitungen angekündigt." „Alfs doch 7" „Sie werden aber in neuerer Zeit nicht mehr so fleißig besucht ES gibt seit Kurzem zu viele solcher Wunderkinder hier in Verlin —" „Dem Sitze der Künste und Vissenschafte» l" „Und sodann bleibt der Knabe nun schon seit drei Iahren immer sechs Jahre alt." „Ah. ich hatte eS gedacht. Aber der Bursche muß in die Höhe ge-schoflen sein." ^Ach. mein Herr, solche frühreife Kinder bleiben in ihrer körperlichen Ausbildung zurück." „Diefe verdammte Geniefabrik!" „Sie werden oft sogar absichtlich in ihrer äußeren Enttvicklnug znrick» s.ehalten. dnrch Hnnger. Kälte — damit man sie lange für sechS Jahre auskleben kann." „Ei. dieses verdammte Berlin, dieser Hölleupfuhl der Künste und der AnfNärung! Laß de» Kerl «ir tvieder vor die A»ge» ko«H»te»!" Während dieses GksprSchs war die Thür z» der Wohn»»g wieder geöffnet morde«. u»d zwar ohne daß geNingelt war. Ems vo» den Kindern der Frau Rohrdorf hatte zufällig a» der Thür gestanden, draußen vor dieser Schritte gehört und geöffnet. Ein Mann hatte nach dem Herrn Ehrenreich gefragt, das Kind hatte ihm seine Stube gezeigt; er nahm seinen Weg dahin. Der Herr Ehrenreich hörte die Schritte im Korridor. Schnell lüftete er die Gardinen und blickte hinaus. „Ah, ah, endlich!" sagte er vergnügt. Auch die Frau Rohrdorf hatte einen Blick durch die schmale Oeff-nung der Gardine geworfen; ztvar nur einen flüchtigen, aber fie schien damit genug gesehen zu haben. Sie fuhr beinahe erschrocken zurück. „Der da l" rief fie. Der Herr Ehrenreich winkte ihr, ihn zu verlassen, und zwar durch seine Schlafstube, damit der Angekommene, den er in das Besuchzimmer einließ, fie nicht sehe. Sie ging. Der Fremde war ein Neiner. schmächtiaer. gewandter Mensch, mit einem blassen, aschgranen Gesichte, glatt anliegenden schwarzen Haaren, grauen, verschleierten Angen, mit denen er in kein anderes Auge, aber desto schärfer, dnrchdringendee n»d schneller überall sonst wohm sehen kon»te. Wo ma» ihm auch begegnet sein mochte, «an hätte gewiß zuerst an Uhr. Börse nnd Taschentuch gedacht und fich die Taschen zugehalten. Wäre man in einsamer Gegend a»f ihn gestoßen, »an würde sich eineS plötzlichen Messerstiches von hinten oder einer Pistolenkugel in das Genick versehen haben. Der Herr Ehrenreich schic» vo» dem Menschen gar nichts zu fürchten, den er vielmehr als einen Vertrauten behandelte. „Was bringen Sie. Herr Henne?" kam er ihm eilig und erwar-tuugsvoll entgegen. „Habe» Sie gefunden?" „Leider noch nicht. Herr Ehrenreich.- „Gar nichts? Keine Spur?" „Auf einer Spnr wäre ich schon —" „Lassen Sie höre» — ..Bor alle» Dinge» Ged»ld. Herr Ehrenreich. Die Polizei dars immer »ur leise «ad vorsichtig gehe», sonst drehet alle Welt ihr NaskN." „Mit Enrer verdammte» laigsame» Vorsicht. Ich denke. Räder, die gnt geschmiert werde«, fahren desto schneller." „Wenn sie zu schnell fahren, «virft der Wagen um." Gortfetzung folgt.) Telegraphischer Wiener CourS vom 21. November. 5,/° Metallii^utA .... 26.ül) ^ Kreditaktien........1.61,70 üV» Atllttonal Anlehe» .... 66.5V London . ........I2Z.2V lS60er StaatS Anlehen . . . 3^.30 > Silber . ........t20.— Bankaktien.......685.— j K. K. Münz-Dukaten .... ö.S0 AD .GH Samstag »e« SZ. »«». 8 Uhr «»»»» im große» Sasino Sptiselokale: Marbura am 21. November 1867. 641) ' Der Ausschuj des Vereines „Merkur". I^>rll-V«r«Iu Nvwire. («44 DIe-stag dt« 26. R»v»m»tr Vtravstaltct der Marbukger Tun,-Berein zur Feier seiner vor fünf Jahre:» erfolgten Gründung in Herrn «attin« Safthaii«lotaIitSttn »in Ta»,>r«»,chei,. wozu hikmit die Herr»,, Beamten aller Eivil- «nd Militär-Behirde», der Eisenbahn^ det Telegrase»-westn« sowie ein löbl. k. t. Offizierttorp« ergebenst »ingelade» werde». Eiatrilt für Rlchlvereintmitglieder » Person SV fr. Anfang 8 Uhr. D«» «»«ttS. 1864'' kromössvu Über a tQv Ziehung a« I. Dezember ISißF verkauft Gefegter Gtempel Das ?. wird aufmerksam gemacht, die 1864er Promeffen genau zu lesen, da über Loose mit 50 fl. Promessen für ga^e verkauft werden. 64) .ktzDl». SvI»Hv»an. Kundmachung. (6SS Das gefertigte Stadtamt gibt hiemit bekannt, daß das Prälimitlare über die Empfänge und Ausgaben der Stadtgemeinde Marburg für dos Jahr 1868 im Sinne des g. ö2 des Gemeindestatutcs vom 15. November 1867 angefangen durch vierzehn Tage zur Emslcht der Gemeinde Mitglieder im Burtau deS Bürgermeisters austiegen wird. Stadtamt Marburg am 14. November 1867. Der Bürgermeister: A. Tappeiner. Heute Freitag den 22. November 1867: « « I « « Ii» Nl«tel ,WZr»I»er»»S ^«I»ann von dkr Tbeater-Musikkapelle unter Kitung des Kapellmeisters Albert Hohl. Für gute Speisen und Getränke, wie schnelle Bedienung empfiehlt sich 642) «svrU V«lmllvf- ksiitmimtioii. Zch erlaube mir de« hochgeehrten ?. ?. Publikim die ergebenste Anzeige zu machen, daß ich die Züdbahlthos'NtstMatiov hier am 1. d. M. Übernommen habe. )ch habe «lle» aufgeboten, den Anforderungen des 1». r. Publikum« in ieder Hinsicht zu entsprechen, den »eller mit den trefflichste» Im «>p A»slil«d»r-Wei«e«, sowie mit a«sa»znch«ete« Grazer und dem s» beliedee« «»tz'schen Bier bestellt, und »erde für die Verabreichung g«eer, sch«a«ehafter Tpetse« stets besorgt sein. Die Preise werden in Ve^ug auf Lillia» keit nicht» zu wiinschen übrig lassen, sowie ich auch bestrebt setn werde, die Vedienung so prompt als möglich zu machen. Ich werde überhaupt trachten. je»e« Wö»>sch de« hochgeehrten?. I'. Publikum« nachzukommen, und hoffe, daß ei» zahlreicher Besuch, wozu ich die ergebenste Einladung mache, meine Vemithungen lohnen wird. krit» Nvnliokee. Kundmachung. In Folge de» Gemeinderaths-Beschlusses vo« 14. Nol,ember 1«67 wird wegen Pachtüberlassung des durch die hohe k. k. Statthalterei ddto. 6. Juni 186.? 10.^81 genehmigten städtischen LendgefSlles. dan« des Zerkaust« de« Eises und des Flugsandes an den Lendstätte» »ach de» bkstclzenden Tarifen für die Zeit vom l. )ünuer 1868 bis Ende Deze«-der 1>z7l) eine nruerliche öffentliche Versteigerung am Samstag de» 23. November d. ). Bormittags »m 11 Uhr yieramts obgehalte» werden. Al« Au«rufu«gepreis de« einjährigen Pachtschillinges wird der Be» trag pr 7e.z mit vttn bestimmt, daß das Pachtobjett »ntee de« Nuß ru'ungspreise nicht lintangegeben wird. Hiez» tverde» U>terneh«»ngs-lustige mit dem Bemerken eingeladen, taß die nähere» Lizitatiansbehißnifse während de« Amtsftunden in der Gemeindekanzlei eingesehe» werde» könne». Stadtamt Morbus;^ a« Jb. November 1867. Der Bürgermeister: A. Tappeiner. 3. 11073. (Sil Vom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird bekannt gemacht: Es sei über Ansuchen des Herrn Thomas Stella jun. die freie gerichtliche Ver-steigerung der von ibm am 19. Juni d. A. aus dem Thomas Stella'schen Verlaß erstandenen Realität Urb. Nr. 119.121'/, und 121L Schleinitz, bestellend aus der Ackerparzelle Nr. 209 im Flächenmaße pr. v Joch 558 Q. Kl. ». z. nach dem gerftückungsplane bestehend aus der UnterparzeÜe Nr. 209 » mit 1 Joch 558 Q Kl. im AuSrnfspreise pr. . . 656 fi. 1 500 fl. l „ „ , „ . . 500 fl. 1 „ .. „ . . 500 fl. ^ „ ,» »' »» »» ' 500 fl. bewilligt und die Tagsatzung zu deren Bornahme auf deu BS. vto» vember d. I. Bormittags von 9—12 Uhr an Ort und Stelle der Realität in der Gemeinde Kärntnerthor am Montebello Hügel angeordnet psrdfn. — Jeder Lizitant hat vor dem Anbote ein 10 -/g Vadium zu Händen der Gerichtökommisfion zu erlegen und es können die Lizitations« bedingnifie Hiergerichts eingesehen werden. K. k. Bezirksgericht Marburg am 10. Oktober 1867. 209 d „ 209 o „ 209 ä „ 209 « 209 f Gin GewSlb nahe dt« Hanptplatze ist sogleich zu vergeben. — Nähere Antknnst im komptoir diefet Blattet. (6S4 Gin großer Weinkeller wird vermiethet: Tegetthoffftraße, Haus Nr. 104. (635 Wnli-Lizitatim. In den Kellern auf der sogenannten Neuenwelt in der Srazer. Vorstadt zu Marburg werden eirea fünsiig Startin Wein sammt Ge-binden heuriger Lese aus den Gebirgen Bnrgmaierhof, St. Jakob »ud Oberklappenburg am BS.Stovember im Lizitationswege gegen gleich bare Bezahlung verkauft, wozu Kausslustiae hiemit eingeladen werden. Die Weine werden unentgeltlich auf den Bahnhof gestellt. Marburg am 13. November 1867. Die Eigenthümerin: Maria Leonhard. (629 Kirchenwein - Lizitation. Am »S. Akovewber d. I. werde» 27 Startin Kirchenweine, bester Pickerer I>e«ri»er Aechsn^, bei der kirchlichen Malerei in N>tb«h. Lembach, von 10 Uhr «armittaat anaefaaaea li »egebe«. Pfarre Lembach, van 10 Uhr »armittag« anaefaagen lizitando hintan Kirchenvorstehnng Lembach. z. NS07. ^ M Exekutive Realititen-Versteigemng. vom t. f. Beürttgerichte Marbnra wird bekannt aemacht: s« sei ider Ansnchen de» Zohann Lanrentschitsch di- exekntive Berfteigernng d»e dim Seora and Thereiia Vesch aehiriaen. gerichtlich ans 10Zb si. gt-ichStzten Rialität Berg «r. »1 «ä Tchleinitz nn» Berg «r. »'/, »S Pfarrtgilt «am« bewiUi«'» nnd hiejn drei g«ilbiet«»g».?agsatz«nie« nnd zwar: die erste ans de« Ick. Det««b«r 1S67, die »weite ans den >4. 1K6S, die dritte a»f de» >4. Aebr««» 1S0S, iedetmal Barmittagt «an tl—12 Uhr n. j. die eiste «nd zweite in de» Srrichltkanjlei nnd die dritte «ersteiaernng an Ort nnd Stelle der »ea-litSt IN Untir Zakabtthal mit dem «»hange angeordnet worden, daß die Pfandrealitit bei der ersten nnd »weiten geilbietnng nnr n» oder nber den Schißnngswerth, bei der dritten aber anch nnter demselben hintan-gegeben werden wird. Die Lijitatitntbedingniffe. wornach insbesondere jeder Lizitant vir gemachtem «»bot« «in lo'/, »adinm zn Händen der Lizitationtkvmmis-sion jn erlegen hat. sowie dat Echätznngtprotokoll nnd der Grnndtncht-Ertrakt könaen in der dirßgerichtlichen Registratnr eingesehen werden «. k. «ejirk»gericht Marbnrg am K. Oktober IS«?. «r. 767k. Kmdmachung. (638 Wegen riickstü»diger l. f. Steuer». Gr»»de»tlalw»gs Gebühre» ,c. werden a« 26. November 1867 Vormittags vo» 10 bis 12 Uhr »eu» Startin Wei»e Henriger Aechs»ag, dem Ezek»te» U»t0« Kraß. Gm»d-befitzer i» Wolfsthal gehörig, sammt Gebi»de» a» de» Mejfthiett»Ve» gege» gleich bare Vezahl«»g im e?ek»tive» Verfteiger»»ßs»eg« Verü»^t »erden. Ka«fl»stige wer»e« hiez» mit de» Bemerk« ei»gelade». daß die Vei»e »»cht u»ter dem Schätz»»gspreise hi»ta»gegebe» »»erde». K. k. Bezirksamt Marb»rg am 16. November 1867. Der k. k Vezirksvorpeher: Arailza Eisenbahn-Fahrordnung fiir Marburg. «.ch »te«: «»ch Tete»: «hf.het: « Utzr Zi» «t« Krüh. «»sttzet: » Ntze 14 «w. ^ 7 Utzr » «i» »de>d». » Utze 4« Mi«. Ude«h«. «»4 »df-tzrt: » Utze Festz. Die »»Mischte» S» Dt veetehee« ttglich i» d«? Richt»»«> ««O »ie«: »Iteß: »^fatzet: lZ Utze »4 Mi«. »bf«tze«. 1 »tze » »i«. «iU«D». Die «ilzsie veefetzee« tSzlich I»ische« «»»« »«d -U>ch Mie > ^ Rchch ^eteDi ,df«tzr,. ^ Utzr 44 «,». «ittag». «tzf«tztt: » Utze »Z «i«. «itt-ß» che» Aedgsleir. Wie »»« E»««'» Z-»schitz i« »«rd«eß.